Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 9. Prag, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite
Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]

[Abbildung]
Der Pfeffer ( Piper Nigrum ) .

Wir haben dieses Gewächses bereits im zweiten
Jahrgange unserer Blätter ( Nr. 22 ) erwähnt. Jn
den Handel kommen -- als schwarzer Pfeffer -- die
getrockneten, unreifen, mit schwarzer, runzlicher Rinde
bekleideten, innen weißen, scharf gewürzhaften Beeren
des Pfefferstrauches ( piper nigrum ) , eines der
gemeinsten exotischen Gewürze, besonders um ohne-
dieß faden Speisen einen schärferen Geschmack zu
geben und sie dadurch verdaulicher zu machen. Es
enthält nach Pelletier Piperin fettes, mehr bal-
samisches als scharfes, ätherisches Oel, gummiartige
Materie, Extractivstoff, Aepfel= und Weinsteinsäure,
Stärkemehl, Bassarin, Pflanzenfasern. Er kommt
hauptsächlich von Ostindien aus, insbesondere von
Malabar, Sumatra, Java und den Jnseln der
Straße von Sunda in den Handel; der weiße
Pfeffer unterscheidet sich von vorigem bloß dadurch,
daß, nach völliger Reife, die Früchte ( Pfefferkörner )
von ihrer dunklen Oberhaut befreit worden sind; er
hat weniger Schärfe; dieser wie jener, wird auch
arzneilich angeordnet, zur Magenstärkung, auch wohl
in allgemeinen Schwächezuständen und darauf beru-
henden Krankheiten, Verschleimungen, Wechselfiebern,
Gicht, gegen Würmer u. s. w. Vornehmlich ist auch
der weiße Pfeffer in ganzen Körnern zu 3--10
Stück, in Art wie Pillen genommen, als magen-
stärkendes Hausmittel in Gebrauch. Auch braucht
man ihn im wäßrigen Aufguß zur Vertilgung der
Stubenfliegen und andern Ungeziefers, oder auch
als Pulver gegen Motten. Schweinen und mehre-
ren Thieren ist er Gift.     P.



Trauergebräuche in Lissabon.

Ein englischer Reisender erzählt: "Die Frau
des Senhor Pinto Bastos war kürzlich gestorben,
und ich ging deshalb, um ihm einen Kondolenzbesuch
zu machen. Es ist Gebrauch im Lande, acht Tage
[Spaltenumbruch] lang solche Besuche anzunehmen. Die ganze Familie,
in Trauerkleidung, ist in einem der besten Zimmer
versammelt, das man schwarz ausgeschlagen hat;
die Besucher treten herein, und verneigen sich gegen
alle Anwesenden; es wird kein Wort gesprochen,
und wenn sie eine kurze Zeit da gesessen haben, ver-
neigen sie sich von neuem und entfernen sich darauf."

    B.



Der Taucher.

Man hat verschiedene Behauptungen darüber
angestellt, wie lange Perlenfischer und andere Tau-
cher sich unter dem Wasser in beträchtlichen Tiefen,
ohne zu athmen, erhalten können. Einige versicher-
ten, daß man eine halbe Stunde, Andere, daß man
noch längere Zeit im Stande wäre, das Experi-
ment auszuhalten. Allein Dr. Lefre aus Roche-
fort,
der vor einiger Zeit zu Navarin stazionirt
war, hatte hinreichende Gelegenheit, um die Kräfte
der besten Taucher mit eigenen Augen zu prüfen.
Er beobachtete diejenigen, die dazu benutzt wurden,
die Ueberreste der in dem Hafen von Navarin
untergegangenen türkischen Flotte aufzufischen. Die
Tiefe, in die sie sich hinablassen mußten, betrug 109
Fuß; allein so berühmt auch die griechischen Tau-
cher wegen ihrer besonderen Vorzüge sind, so konnte
es doch keiner von ihnen zwei Minuten hinterein-
ander unter dem Wasser aushalten. Jm Durch-
schnitt blieben sie nicht länger als sechs und siebzig
Sekunden in der Tiefe, und wenn sie dann heraus-
kamen, schoß ihnen oft noch das Blut aus dem
Munde, den Augen und Ohren heraus. Jm Allge-
meinen aber sind die Taucher im Stande, ihre Ver-
suche in einer Stunde viermal hintereinander zu
wiederholen.



Miszelle.

Am 1. April 1833 wurde in einem Garten zu
Hieres im Vardepartement ein Bambus von 12
Zoll Höhe gepflanzt, welcher seitdem mehrere Sten-
gel von 20 bis 26 Fuß Länge getrieben hat. Der
Boden wird während der schönen Jahrszeit sehr flei-
ßig begossen; doch, da bisher kein strenger Winter
war, so weiß man nicht, welchen Grad von Kälte
er zu ertragen im Stande seyn werde. Einer der
Zweige, welcher am 3. September vorigen Jahres
hervorbrach, hatte zu Ende Oktobers bereits 25 Fuß
Höhe; sein Umfang an der Basis betrug neun Zoll
und in Mannshöhe7 1 / 2 Zoll. Wenn dieses Ge-
wächs sich acclimatisiren sollte, würde es in Frank-
reich, wie in Jndien, wegen der Schnelligkeit seines
Wachsthums von großem Nutzen seyn. Der Bambus
vermehrt sich durch Ableger; schon nach 5 bis 6 Mo-
naten kann man von dem Mutterstamme den kleinen
Sprossen trennen, der vollkommen eingewurzelt scheint.
Jm nämlichen Garten befindet sich auch ein prächti-
ges Zuckerrohr, dessen Zweige ungefähr 12 Fuß
Höhe haben. Jn einem andern Garten sieht man
mehrere Dattelpalmen, welche vor 25 Jahren ge-
pflanzt wurden, und sich bereits zu einer Höhe von
30 Fuß erhoben haben.     W.

[Ende Spaltensatz]

Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. -- Redaktion von W. A. Gerle.

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]

[Abbildung]
Der Pfeffer ( Piper Nigrum ) .

Wir haben dieses Gewächses bereits im zweiten
Jahrgange unserer Blätter ( Nr. 22 ) erwähnt. Jn
den Handel kommen — als schwarzer Pfeffer — die
getrockneten, unreifen, mit schwarzer, runzlicher Rinde
bekleideten, innen weißen, scharf gewürzhaften Beeren
des Pfefferstrauches ( piper nigrum ) , eines der
gemeinsten exotischen Gewürze, besonders um ohne-
dieß faden Speisen einen schärferen Geschmack zu
geben und sie dadurch verdaulicher zu machen. Es
enthält nach Pelletier Piperin fettes, mehr bal-
samisches als scharfes, ätherisches Oel, gummiartige
Materie, Extractivstoff, Aepfel= und Weinsteinsäure,
Stärkemehl, Bassarin, Pflanzenfasern. Er kommt
hauptsächlich von Ostindien aus, insbesondere von
Malabar, Sumatra, Java und den Jnseln der
Straße von Sunda in den Handel; der weiße
Pfeffer unterscheidet sich von vorigem bloß dadurch,
daß, nach völliger Reife, die Früchte ( Pfefferkörner )
von ihrer dunklen Oberhaut befreit worden sind; er
hat weniger Schärfe; dieser wie jener, wird auch
arzneilich angeordnet, zur Magenstärkung, auch wohl
in allgemeinen Schwächezuständen und darauf beru-
henden Krankheiten, Verschleimungen, Wechselfiebern,
Gicht, gegen Würmer u. s. w. Vornehmlich ist auch
der weiße Pfeffer in ganzen Körnern zu 3—10
Stück, in Art wie Pillen genommen, als magen-
stärkendes Hausmittel in Gebrauch. Auch braucht
man ihn im wäßrigen Aufguß zur Vertilgung der
Stubenfliegen und andern Ungeziefers, oder auch
als Pulver gegen Motten. Schweinen und mehre-
ren Thieren ist er Gift.     P.



Trauergebräuche in Lissabon.

Ein englischer Reisender erzählt: „Die Frau
des Senhor Pinto Bastos war kürzlich gestorben,
und ich ging deshalb, um ihm einen Kondolenzbesuch
zu machen. Es ist Gebrauch im Lande, acht Tage
[Spaltenumbruch] lang solche Besuche anzunehmen. Die ganze Familie,
in Trauerkleidung, ist in einem der besten Zimmer
versammelt, das man schwarz ausgeschlagen hat;
die Besucher treten herein, und verneigen sich gegen
alle Anwesenden; es wird kein Wort gesprochen,
und wenn sie eine kurze Zeit da gesessen haben, ver-
neigen sie sich von neuem und entfernen sich darauf.“

    B.



Der Taucher.

Man hat verschiedene Behauptungen darüber
angestellt, wie lange Perlenfischer und andere Tau-
cher sich unter dem Wasser in beträchtlichen Tiefen,
ohne zu athmen, erhalten können. Einige versicher-
ten, daß man eine halbe Stunde, Andere, daß man
noch längere Zeit im Stande wäre, das Experi-
ment auszuhalten. Allein Dr. Lefre aus Roche-
fort,
der vor einiger Zeit zu Navarin stazionirt
war, hatte hinreichende Gelegenheit, um die Kräfte
der besten Taucher mit eigenen Augen zu prüfen.
Er beobachtete diejenigen, die dazu benutzt wurden,
die Ueberreste der in dem Hafen von Navarin
untergegangenen türkischen Flotte aufzufischen. Die
Tiefe, in die sie sich hinablassen mußten, betrug 109
Fuß; allein so berühmt auch die griechischen Tau-
cher wegen ihrer besonderen Vorzüge sind, so konnte
es doch keiner von ihnen zwei Minuten hinterein-
ander unter dem Wasser aushalten. Jm Durch-
schnitt blieben sie nicht länger als sechs und siebzig
Sekunden in der Tiefe, und wenn sie dann heraus-
kamen, schoß ihnen oft noch das Blut aus dem
Munde, den Augen und Ohren heraus. Jm Allge-
meinen aber sind die Taucher im Stande, ihre Ver-
suche in einer Stunde viermal hintereinander zu
wiederholen.



Miszelle.

Am 1. April 1833 wurde in einem Garten zu
Hieres im Vardepartement ein Bambus von 12
Zoll Höhe gepflanzt, welcher seitdem mehrere Sten-
gel von 20 bis 26 Fuß Länge getrieben hat. Der
Boden wird während der schönen Jahrszeit sehr flei-
ßig begossen; doch, da bisher kein strenger Winter
war, so weiß man nicht, welchen Grad von Kälte
er zu ertragen im Stande seyn werde. Einer der
Zweige, welcher am 3. September vorigen Jahres
hervorbrach, hatte zu Ende Oktobers bereits 25 Fuß
Höhe; sein Umfang an der Basis betrug neun Zoll
und in Mannshöhe7 1 / 2 Zoll. Wenn dieses Ge-
wächs sich acclimatisiren sollte, würde es in Frank-
reich, wie in Jndien, wegen der Schnelligkeit seines
Wachsthums von großem Nutzen seyn. Der Bambus
vermehrt sich durch Ableger; schon nach 5 bis 6 Mo-
naten kann man von dem Mutterstamme den kleinen
Sprossen trennen, der vollkommen eingewurzelt scheint.
Jm nämlichen Garten befindet sich auch ein prächti-
ges Zuckerrohr, dessen Zweige ungefähr 12 Fuß
Höhe haben. Jn einem andern Garten sieht man
mehrere Dattelpalmen, welche vor 25 Jahren ge-
pflanzt wurden, und sich bereits zu einer Höhe von
30 Fuß erhoben haben.     W.

[Ende Spaltensatz]

Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. — Redaktion von W. A. Gerle.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0008" n="72"/>
      <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi> </fw>
      <cb type="start"/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <figure/><lb/>
        <head>Der Pfeffer ( Piper Nigrum ) .</head><lb/>
        <p>Wir haben dieses Gewächses bereits im zweiten<lb/>
Jahrgange unserer Blätter ( Nr. 22 ) erwähnt. Jn<lb/>
den Handel kommen &#x2014; als schwarzer Pfeffer &#x2014; die<lb/>
getrockneten, unreifen, mit schwarzer, runzlicher Rinde<lb/>
bekleideten, innen weißen, scharf gewürzhaften Beeren<lb/>
des <hi rendition="#g">Pfefferstrauches</hi> ( <hi rendition="#aq">piper nigrum</hi> ) , eines der<lb/>
gemeinsten exotischen Gewürze, besonders um ohne-<lb/>
dieß faden Speisen einen schärferen Geschmack zu<lb/>
geben und sie dadurch verdaulicher zu machen. Es<lb/>
enthält nach <hi rendition="#g">Pelletier Piperin</hi> fettes, mehr bal-<lb/>
samisches als scharfes, ätherisches Oel, gummiartige<lb/>
Materie, Extractivstoff, Aepfel= und Weinsteinsäure,<lb/>
Stärkemehl, Bassarin, Pflanzenfasern. Er kommt<lb/>
hauptsächlich von Ostindien aus, insbesondere von<lb/>
Malabar, Sumatra, Java und den Jnseln der<lb/>
Straße von Sunda in den Handel; der <hi rendition="#g">weiße</hi><lb/>
Pfeffer unterscheidet sich von vorigem bloß dadurch,<lb/>
daß, nach völliger Reife, die Früchte ( Pfefferkörner )<lb/>
von ihrer dunklen Oberhaut befreit worden sind; er<lb/>
hat weniger Schärfe; dieser wie jener, wird auch<lb/>
arzneilich angeordnet, zur Magenstärkung, auch wohl<lb/>
in allgemeinen Schwächezuständen und darauf beru-<lb/>
henden Krankheiten, Verschleimungen, Wechselfiebern,<lb/>
Gicht, gegen Würmer u. s. w. Vornehmlich ist auch<lb/>
der weiße Pfeffer in ganzen Körnern zu 3&#x2014;10<lb/>
Stück, in Art wie Pillen genommen, als magen-<lb/>
stärkendes Hausmittel in Gebrauch. Auch braucht<lb/>
man ihn im wäßrigen Aufguß zur Vertilgung der<lb/>
Stubenfliegen und andern Ungeziefers, oder auch<lb/>
als Pulver gegen Motten. Schweinen und mehre-<lb/>
ren Thieren ist er Gift.  <space dim="horizontal"/>  P.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Trauergebräuche in Lissabon.</hi> </head><lb/>
        <p>Ein englischer Reisender erzählt: &#x201E;Die Frau<lb/>
des Senhor <hi rendition="#g">Pinto Bastos</hi> war kürzlich gestorben,<lb/>
und ich ging deshalb, um ihm einen Kondolenzbesuch<lb/>
zu machen. Es ist Gebrauch im Lande, acht Tage<lb/><cb n="2"/>
lang solche Besuche anzunehmen. Die ganze Familie,<lb/>
in Trauerkleidung, ist in einem der besten Zimmer<lb/>
versammelt, das man schwarz ausgeschlagen hat;<lb/>
die Besucher treten herein, und verneigen sich gegen<lb/>
alle Anwesenden; es wird kein Wort gesprochen,<lb/>
und wenn sie eine kurze Zeit da gesessen haben, ver-<lb/>
neigen sie sich von neuem und entfernen sich darauf.&#x201C;</p><lb/>
        <p><space dim="horizontal"/>  B.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Der Taucher</hi>.</hi> </head><lb/>
        <p>Man hat verschiedene Behauptungen darüber<lb/>
angestellt, wie lange Perlenfischer und andere Tau-<lb/>
cher sich unter dem Wasser in beträchtlichen Tiefen,<lb/>
ohne zu athmen, erhalten können. Einige versicher-<lb/>
ten, daß man eine halbe Stunde, Andere, daß man<lb/>
noch längere Zeit im Stande wäre, das Experi-<lb/>
ment auszuhalten. Allein Dr. <hi rendition="#g">Lefre</hi> aus <hi rendition="#g">Roche-<lb/>
fort,</hi> der vor einiger Zeit zu <hi rendition="#g">Navarin</hi> stazionirt<lb/>
war, hatte hinreichende Gelegenheit, um die Kräfte<lb/>
der besten Taucher mit eigenen Augen zu prüfen.<lb/>
Er beobachtete diejenigen, die dazu benutzt wurden,<lb/>
die Ueberreste der in dem Hafen von <hi rendition="#g">Navarin</hi><lb/>
untergegangenen türkischen Flotte aufzufischen. Die<lb/>
Tiefe, in die sie sich hinablassen mußten, betrug 109<lb/>
Fuß; allein so berühmt auch die griechischen Tau-<lb/>
cher wegen ihrer besonderen Vorzüge sind, so konnte<lb/>
es doch keiner von ihnen zwei Minuten hinterein-<lb/>
ander unter dem Wasser aushalten. Jm Durch-<lb/>
schnitt blieben sie nicht länger als sechs und siebzig<lb/>
Sekunden in der Tiefe, und wenn sie dann heraus-<lb/>
kamen, schoß ihnen oft noch das Blut aus dem<lb/>
Munde, den Augen und Ohren heraus. Jm Allge-<lb/>
meinen aber sind die Taucher im Stande, ihre Ver-<lb/>
suche in einer Stunde viermal hintereinander zu<lb/>
wiederholen.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Miszelle</hi>.</hi> </head><lb/>
        <p>Am 1. April 1833 wurde in einem Garten zu<lb/><hi rendition="#g">Hieres</hi> im Vardepartement ein Bambus von 12<lb/>
Zoll Höhe gepflanzt, welcher seitdem mehrere Sten-<lb/>
gel von 20 bis 26 Fuß Länge getrieben hat. Der<lb/>
Boden wird während der schönen Jahrszeit sehr flei-<lb/>
ßig begossen; doch, da bisher kein strenger Winter<lb/>
war, so weiß man nicht, welchen Grad von Kälte<lb/>
er zu ertragen im Stande seyn werde. Einer der<lb/>
Zweige, welcher am 3. September vorigen Jahres<lb/>
hervorbrach, hatte zu Ende Oktobers bereits 25 Fuß<lb/>
Höhe; sein Umfang an der Basis betrug neun Zoll<lb/>
und in Mannshöhe7 1 / 2 Zoll. Wenn dieses Ge-<lb/>
wächs sich acclimatisiren sollte, würde es in Frank-<lb/>
reich, wie in Jndien, wegen der Schnelligkeit seines<lb/>
Wachsthums von großem Nutzen seyn. Der Bambus<lb/>
vermehrt sich durch Ableger; schon nach 5 bis 6 Mo-<lb/>
naten kann man von dem Mutterstamme den kleinen<lb/>
Sprossen trennen, der vollkommen eingewurzelt scheint.<lb/>
Jm nämlichen Garten befindet sich auch ein prächti-<lb/>
ges Zuckerrohr, dessen Zweige ungefähr 12 Fuß<lb/>
Höhe haben. Jn einem andern Garten sieht man<lb/>
mehrere Dattelpalmen, welche vor 25 Jahren ge-<lb/>
pflanzt wurden, und sich bereits zu einer Höhe von<lb/>
30 Fuß erhoben haben.  <space dim="horizontal"/>  W.</p>
      </div><lb/>
      <cb type="end"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p> <hi rendition="#c">Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. &#x2014; Redaktion von W. A. Gerle.</hi> </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0008] Panorama des Universums. [Abbildung] Der Pfeffer ( Piper Nigrum ) . Wir haben dieses Gewächses bereits im zweiten Jahrgange unserer Blätter ( Nr. 22 ) erwähnt. Jn den Handel kommen — als schwarzer Pfeffer — die getrockneten, unreifen, mit schwarzer, runzlicher Rinde bekleideten, innen weißen, scharf gewürzhaften Beeren des Pfefferstrauches ( piper nigrum ) , eines der gemeinsten exotischen Gewürze, besonders um ohne- dieß faden Speisen einen schärferen Geschmack zu geben und sie dadurch verdaulicher zu machen. Es enthält nach Pelletier Piperin fettes, mehr bal- samisches als scharfes, ätherisches Oel, gummiartige Materie, Extractivstoff, Aepfel= und Weinsteinsäure, Stärkemehl, Bassarin, Pflanzenfasern. Er kommt hauptsächlich von Ostindien aus, insbesondere von Malabar, Sumatra, Java und den Jnseln der Straße von Sunda in den Handel; der weiße Pfeffer unterscheidet sich von vorigem bloß dadurch, daß, nach völliger Reife, die Früchte ( Pfefferkörner ) von ihrer dunklen Oberhaut befreit worden sind; er hat weniger Schärfe; dieser wie jener, wird auch arzneilich angeordnet, zur Magenstärkung, auch wohl in allgemeinen Schwächezuständen und darauf beru- henden Krankheiten, Verschleimungen, Wechselfiebern, Gicht, gegen Würmer u. s. w. Vornehmlich ist auch der weiße Pfeffer in ganzen Körnern zu 3—10 Stück, in Art wie Pillen genommen, als magen- stärkendes Hausmittel in Gebrauch. Auch braucht man ihn im wäßrigen Aufguß zur Vertilgung der Stubenfliegen und andern Ungeziefers, oder auch als Pulver gegen Motten. Schweinen und mehre- ren Thieren ist er Gift. P. Trauergebräuche in Lissabon. Ein englischer Reisender erzählt: „Die Frau des Senhor Pinto Bastos war kürzlich gestorben, und ich ging deshalb, um ihm einen Kondolenzbesuch zu machen. Es ist Gebrauch im Lande, acht Tage lang solche Besuche anzunehmen. Die ganze Familie, in Trauerkleidung, ist in einem der besten Zimmer versammelt, das man schwarz ausgeschlagen hat; die Besucher treten herein, und verneigen sich gegen alle Anwesenden; es wird kein Wort gesprochen, und wenn sie eine kurze Zeit da gesessen haben, ver- neigen sie sich von neuem und entfernen sich darauf.“ B. Der Taucher. Man hat verschiedene Behauptungen darüber angestellt, wie lange Perlenfischer und andere Tau- cher sich unter dem Wasser in beträchtlichen Tiefen, ohne zu athmen, erhalten können. Einige versicher- ten, daß man eine halbe Stunde, Andere, daß man noch längere Zeit im Stande wäre, das Experi- ment auszuhalten. Allein Dr. Lefre aus Roche- fort, der vor einiger Zeit zu Navarin stazionirt war, hatte hinreichende Gelegenheit, um die Kräfte der besten Taucher mit eigenen Augen zu prüfen. Er beobachtete diejenigen, die dazu benutzt wurden, die Ueberreste der in dem Hafen von Navarin untergegangenen türkischen Flotte aufzufischen. Die Tiefe, in die sie sich hinablassen mußten, betrug 109 Fuß; allein so berühmt auch die griechischen Tau- cher wegen ihrer besonderen Vorzüge sind, so konnte es doch keiner von ihnen zwei Minuten hinterein- ander unter dem Wasser aushalten. Jm Durch- schnitt blieben sie nicht länger als sechs und siebzig Sekunden in der Tiefe, und wenn sie dann heraus- kamen, schoß ihnen oft noch das Blut aus dem Munde, den Augen und Ohren heraus. Jm Allge- meinen aber sind die Taucher im Stande, ihre Ver- suche in einer Stunde viermal hintereinander zu wiederholen. Miszelle. Am 1. April 1833 wurde in einem Garten zu Hieres im Vardepartement ein Bambus von 12 Zoll Höhe gepflanzt, welcher seitdem mehrere Sten- gel von 20 bis 26 Fuß Länge getrieben hat. Der Boden wird während der schönen Jahrszeit sehr flei- ßig begossen; doch, da bisher kein strenger Winter war, so weiß man nicht, welchen Grad von Kälte er zu ertragen im Stande seyn werde. Einer der Zweige, welcher am 3. September vorigen Jahres hervorbrach, hatte zu Ende Oktobers bereits 25 Fuß Höhe; sein Umfang an der Basis betrug neun Zoll und in Mannshöhe7 1 / 2 Zoll. Wenn dieses Ge- wächs sich acclimatisiren sollte, würde es in Frank- reich, wie in Jndien, wegen der Schnelligkeit seines Wachsthums von großem Nutzen seyn. Der Bambus vermehrt sich durch Ableger; schon nach 5 bis 6 Mo- naten kann man von dem Mutterstamme den kleinen Sprossen trennen, der vollkommen eingewurzelt scheint. Jm nämlichen Garten befindet sich auch ein prächti- ges Zuckerrohr, dessen Zweige ungefähr 12 Fuß Höhe haben. Jn einem andern Garten sieht man mehrere Dattelpalmen, welche vor 25 Jahren ge- pflanzt wurden, und sich bereits zu einer Höhe von 30 Fuß erhoben haben. W. Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag. — Redaktion von W. A. Gerle.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama09_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama09_1836/8
Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 9. Prag, 1836, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama09_1836/8>, abgerufen am 27.11.2024.