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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 5. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] hat, und womit das Jnnere so sehr überladen ist,
daß sogar der Fuß ähnliche Kunstwerke betritt, da
selbst der Fußboden aus Marmor = Mosaik besteht;
doch ist er durch das Sinken der Dammerde beinahe
wellenförmig gebogen. Die Venetianischen Mosaiken
haben längst einen europäischen Ruf erlangt, und
wenn gleich die ersteren, die sich aus der Zeit der
Gründung dieser Kirche herschreiben, ein mehr histo-
risches als künstlerisches Jnteresse erregen dürften, so
sind doch die neuern, vorzüglich jene, welche die Ge-
brüder Zuccati im Jahre 1545 nach dem Plane
und unter der Leitung Tizians ausführten, von
hoher Bedeutung. Ueberhaupt hatte man es zu jener
Zeit in dieser Kunst in Venedig zu einer Vollkom-
menheit gebracht, welche mit dem Pinsel des Malers
wetteifern konnte.

[Abbildung] ( Das Jnnere der St. Marcus=Kirche. )

Der Charakter des Jnnern der Marcuskirche
ist ernst und düster. Zwischen und oberhalb der zahl-
losen Säulenreihen stehen schweigsam und Ehrfurcht
gebietend weiße Marmorstatuen, kolossale Kreuze, und
der verschwenderische Schmuck der Wände bis über
die Wölbungen hinauf, verblendet das Auge beinahe
durch die Ueberfülle des mehr als orientalischen Reich-
thumes. Unter den einzelnen Merkwürdigkeiten des
Tempels zeigt man dem Fremden gewöhnlich auch
zwei kleine durchsichtige alabasterne Säulen hinter
dem Hochaltar, welche sich sehr gut ausnehmen, wenn
ein paar angezündete Wachskerzen hinter dieselben
gestellt werden.

Hier läßt die heilige Sage die Gebeine des Evan-
gelisten Marcus ruhen, welche unter dem Dogen
Giustiniani aus Alexandria in Egypten hieher
gebracht worden seyn sollen. Am Haupteingange der
Kirche bezeichnen einige rothe Marmorplatten in dem
kostbaren Mosaik des Fußbodens die Stelle, wo am
23. Juli 1177 die durch die Republik Venedig zu
[Spaltenumbruch] Stande gebrachte Versöhnung zwischen dem Papst
Alexander III. und Kaiser Friedrich I. Statt
fand. Zahllose historische Erinnerungen der Vorzeit
knüpfen sich an dieß merkwürdige Gebände, welche
selbst in der gedrängtesten Kürze mitzutheilen uns der
Raum dieses Blattes heute nicht erlaubt.



Fortschritte der Mäßigkeits = Vereine.

Jn den vereinigten Staaten von Nord = Amerika
üben die Mäßigkeits = Vereine einen immer wachsenden
Einfluß auf die öffentlichen Behörden aus. Die Stadt-
obrigkeit von Albany hat im Frühjahr des vorigen
Jahres entschieden, daß für das Jahr 1834 der Ver-
kauf der gebrannten Wässer im Kleinen durchaus nicht
mehr gestattet werde. Zu New=York ist die Polizei
befugt, Jeden festzuhalten, den sie betrunken auf der
Straße findet, und bis auf 5 Tage ins Gefängniß zu
setzen, oder eine Geldstrafe von ihm zu erheben, die
jedoch 5 Dollars ( 10 fl. C. M. ) nicht übersteigen darf.
Die gesetzgebende Kammer des Staates von New-
York
hat sich auch mit einem Gesetzentwurf beschäf-
tigt, welcher jedem Gläubiger das Recht, seinen
Schuldner gerichtlich zu verfolgen, untersagt, wenn
die Schuld ganz oder zum Theil aus dem Ankauf von
geistigen Getränken herkommt, von welchen auf einmal
weniger als 5 Gallonen ( ungefähr 20 Maß ) abge-
nommen wurde.

Die Mäßigkeits = Vereine beginnen auch in Schwe-
den einige Fortschritte zu machen. Nach vielen frucht-
losen Versuchen ist es einem schwedischen Vereine
endlich im vorigen Jahre gelungen, in Stockholm
eine Zeitschrift unter dem Titel: " der Herold der
Mäßigkeit
" erscheinen zu lassen. Jn einer der
ersten Versammlungen dieser Gesellschaft hat sich der
Kronprinz zum Protektor aller Mäßigkeits = Vereine
erklärt. Diese lobenswerthen Verbindungen werden
aber eine schwere Aufgabe zu lösen finden, da in
Schweden die Liebe zum Branntwein einen Grad
erreicht hat, von dem man sich nur schwer einen Be-
griff machen kann. Alle Reisenden stimmen darin
überein, daß das Laster der Trunkenheit bei den Lapp-
ländern zu Hause ist, aber auch die Bewohner der
andern Theile Schwedens trinken bis zum Uebermaß
Branntwein, und ein neuerer Reisender, Hr. Lessing,
erzählt, daß er auf einem Ausfluge von Lüleo nach
Torneo, wo er sich aufgehalten, am Sonntage die
ganze Bevölkerung berauscht gefunden habe.



Steinschneiderei in China.

Der in China sich häufig vorfindende Demant-
spath gab Gelegenheit zur Vervollkommnung der Be-
arbeitung harter Steine daselbst.

So liefern die Chinesen z. B. Fläschchen von
Achat und Bergkrystall, welche durch den Hals nicht
über 1 / 4 Zoll weit, und inwendig völlig hohl ausge-
arbeitet sind. Mit dem Staub dieses Fossils schleifen
sie auch Brillengläser von Bergkrystall. Auch der
berühmte Stein Yn wird gut, in allen Formen, zu-
geschliffen. Er besitzt die Härte des Bergkrystalls.

Selbst Ringe für Bogenschützen macht man
davon, damit die Sehne nicht an der Hand abpralle.

Ein neuer Beweis, daß wir Europäer noch
lange nicht auf dem Standpunkte sind, die Chinesen,
in Betreff ihrer technischen Kultur, gerecht zu
würdigen.



[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] hat, und womit das Jnnere so sehr überladen ist,
daß sogar der Fuß ähnliche Kunstwerke betritt, da
selbst der Fußboden aus Marmor = Mosaik besteht;
doch ist er durch das Sinken der Dammerde beinahe
wellenförmig gebogen. Die Venetianischen Mosaiken
haben längst einen europäischen Ruf erlangt, und
wenn gleich die ersteren, die sich aus der Zeit der
Gründung dieser Kirche herschreiben, ein mehr histo-
risches als künstlerisches Jnteresse erregen dürften, so
sind doch die neuern, vorzüglich jene, welche die Ge-
brüder Zuccati im Jahre 1545 nach dem Plane
und unter der Leitung Tizians ausführten, von
hoher Bedeutung. Ueberhaupt hatte man es zu jener
Zeit in dieser Kunst in Venedig zu einer Vollkom-
menheit gebracht, welche mit dem Pinsel des Malers
wetteifern konnte.

[Abbildung] ( Das Jnnere der St. Marcus=Kirche. )

Der Charakter des Jnnern der Marcuskirche
ist ernst und düster. Zwischen und oberhalb der zahl-
losen Säulenreihen stehen schweigsam und Ehrfurcht
gebietend weiße Marmorstatuen, kolossale Kreuze, und
der verschwenderische Schmuck der Wände bis über
die Wölbungen hinauf, verblendet das Auge beinahe
durch die Ueberfülle des mehr als orientalischen Reich-
thumes. Unter den einzelnen Merkwürdigkeiten des
Tempels zeigt man dem Fremden gewöhnlich auch
zwei kleine durchsichtige alabasterne Säulen hinter
dem Hochaltar, welche sich sehr gut ausnehmen, wenn
ein paar angezündete Wachskerzen hinter dieselben
gestellt werden.

Hier läßt die heilige Sage die Gebeine des Evan-
gelisten Marcus ruhen, welche unter dem Dogen
Giustiniani aus Alexandria in Egypten hieher
gebracht worden seyn sollen. Am Haupteingange der
Kirche bezeichnen einige rothe Marmorplatten in dem
kostbaren Mosaik des Fußbodens die Stelle, wo am
23. Juli 1177 die durch die Republik Venedig zu
[Spaltenumbruch] Stande gebrachte Versöhnung zwischen dem Papst
Alexander III. und Kaiser Friedrich I. Statt
fand. Zahllose historische Erinnerungen der Vorzeit
knüpfen sich an dieß merkwürdige Gebände, welche
selbst in der gedrängtesten Kürze mitzutheilen uns der
Raum dieses Blattes heute nicht erlaubt.



Fortschritte der Mäßigkeits = Vereine.

Jn den vereinigten Staaten von Nord = Amerika
üben die Mäßigkeits = Vereine einen immer wachsenden
Einfluß auf die öffentlichen Behörden aus. Die Stadt-
obrigkeit von Albany hat im Frühjahr des vorigen
Jahres entschieden, daß für das Jahr 1834 der Ver-
kauf der gebrannten Wässer im Kleinen durchaus nicht
mehr gestattet werde. Zu New=York ist die Polizei
befugt, Jeden festzuhalten, den sie betrunken auf der
Straße findet, und bis auf 5 Tage ins Gefängniß zu
setzen, oder eine Geldstrafe von ihm zu erheben, die
jedoch 5 Dollars ( 10 fl. C. M. ) nicht übersteigen darf.
Die gesetzgebende Kammer des Staates von New-
York
hat sich auch mit einem Gesetzentwurf beschäf-
tigt, welcher jedem Gläubiger das Recht, seinen
Schuldner gerichtlich zu verfolgen, untersagt, wenn
die Schuld ganz oder zum Theil aus dem Ankauf von
geistigen Getränken herkommt, von welchen auf einmal
weniger als 5 Gallonen ( ungefähr 20 Maß ) abge-
nommen wurde.

Die Mäßigkeits = Vereine beginnen auch in Schwe-
den einige Fortschritte zu machen. Nach vielen frucht-
losen Versuchen ist es einem schwedischen Vereine
endlich im vorigen Jahre gelungen, in Stockholm
eine Zeitschrift unter dem Titel: „ der Herold der
Mäßigkeit
“ erscheinen zu lassen. Jn einer der
ersten Versammlungen dieser Gesellschaft hat sich der
Kronprinz zum Protektor aller Mäßigkeits = Vereine
erklärt. Diese lobenswerthen Verbindungen werden
aber eine schwere Aufgabe zu lösen finden, da in
Schweden die Liebe zum Branntwein einen Grad
erreicht hat, von dem man sich nur schwer einen Be-
griff machen kann. Alle Reisenden stimmen darin
überein, daß das Laster der Trunkenheit bei den Lapp-
ländern zu Hause ist, aber auch die Bewohner der
andern Theile Schwedens trinken bis zum Uebermaß
Branntwein, und ein neuerer Reisender, Hr. Lessing,
erzählt, daß er auf einem Ausfluge von Lüleo nach
Torneo, wo er sich aufgehalten, am Sonntage die
ganze Bevölkerung berauscht gefunden habe.



Steinschneiderei in China.

Der in China sich häufig vorfindende Demant-
spath gab Gelegenheit zur Vervollkommnung der Be-
arbeitung harter Steine daselbst.

So liefern die Chinesen z. B. Fläschchen von
Achat und Bergkrystall, welche durch den Hals nicht
über 1 / 4 Zoll weit, und inwendig völlig hohl ausge-
arbeitet sind. Mit dem Staub dieses Fossils schleifen
sie auch Brillengläser von Bergkrystall. Auch der
berühmte Stein Yn wird gut, in allen Formen, zu-
geschliffen. Er besitzt die Härte des Bergkrystalls.

Selbst Ringe für Bogenschützen macht man
davon, damit die Sehne nicht an der Hand abpralle.

Ein neuer Beweis, daß wir Europäer noch
lange nicht auf dem Standpunkte sind, die Chinesen,
in Betreff ihrer technischen Kultur, gerecht zu
würdigen.



[Ende Spaltensatz]
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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 5. Prag, 1834, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama05_1834/4>, abgerufen am 23.11.2024.