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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 4. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] durch die Gnade Gottes werde ich diesen Abend im
Paradiese seyn."

Jn der zweiten Hälfte des 15ten Jahrhunderts
dachte man an eine neue Untersuchung ihres Prozesses,
welche insbesondere ihre Verwandten verlangten.
Papst Calixtus III. befahl dieselbe mit der größten
Genauigkeit vorzunehmen, und die versammelte hohe
Geistlichkeit von Frankreich sprach den 7. Juli 1456
das Urtheil, die 12 gegen die Jungfrau aufgestellten
Klagevunkte seyen falsch und Johanna unschuldig
gewesen.

Das Andenken der Retterin des Vaterlandes
wurde durch mehrere Denkmahle zu Rouen, Dom-
remy
und andern Orten Frankreichs gefeiert. Die
schöne Statue der Jungfrau, welche wir heute unsern
Lesern vorlegen, schmückt den Marktplatz von Orleans,
von grünenden Bäumen und stattlichen Häusern umge-
ben, über welche der ehrwürdige abgestumpfte Dop-
pelthurm der Domkirche herüberschaut.

Johanna steht in kriegerischem Schmuck auf
einem hohen Piedestal in Gestalt eines aufrechtstehen-
den länglichen Würfels; in der rechten Hand hält
sie das gesenkte Schwert, während sie mit der linken
die heilige Fahne schwingt.

Sonst befand sich zum Andenken dieses wunder-
baren Entsatzes auf der Brücke noch ein Denkmahl
jener Zeit, welches Karl VII. und die Jungfrau
von Orleans, vor dem Kreuze Christi kniend, vor-
stellte, und die Feier der Rettung von Orleans
wurde in früherer Zeit durch eine jährliche Prozession
am 8. Mai festlich begangen.

Unser vaterländischer Geschichtschreiber, der ge-
lehrte Pubitschka hat uns kund gethan, daß sich
Johanna d'Arc auch um die Angelegenheiten Böh-
mens bekümmert, und liefert folgenden Fehdebrief
der Jungfrau von Orleans an die Hussiten:

"Schon lange hat das Gerücht und der allgemeine
Ruf zu meinen, des Mädchens Johanna Ohren
gebracht, daß Jhr aus Christen Ketzer und den Sara-
cenen ähnlich geworden seyd, die wahre Religion und
den Gottesdienst aufgehoben, dafür aber einen schänd-
lichen und ruchlosen Aberglauben angenommen, den zu
vertheidigen und weiter zu verbreiten Jhr Euch jede
Grausamkeit, jede Schandthat erlaubt. Die Bilder,
welche zu Denkmählern des heiligen Glaubens aufge-
stellt sind, zertrümmert und verbrennt Jhr, die Christen
mordet Jhr, weil sie die wahre Lehre erkennen! Welch
eine Raserei ist dieses? welch eine sinnlose Wuth treibt
Euch an, den Glauben, den der allmächtige Gott, den
der Sohn und der heilige Geist erweckt, eingesetzt,
erhöhet und durch tausend Wunder bekräftigt, zu
verfolgen, zu untergraben, auszurotten? Jhr, Jhr seyd
blind und nicht jene, die des Gesichts und des Augen-
lichtes entbehren. Versprecht Jhr Euch etwa, ohne
Strafe auszugehen? Wisset Jhr nicht, daß Gott
Euer ruchloses Unternehmen vorwärts schreiten Euch
in Finsterniß und Jrrthum fortwandeln läßt, um
Euch, bis Eure Schwärmerei und Gottlosigkeit, Euch
immer weiter auf dem Pfade des Lasters geführt
haben, desto härter zu strafen? Jch, um Euch wahr
von dem Wahren zu reden, würde Euch schon längst
heimgesucht haben, wenn mich nicht die englischen
Kriege beschäftigten; doch wenn ich nicht von Eurer
Besserung höre, werde ich vielleicht von den Englän-
dern ablassen, und gegen Euch ziehen, um, wenn es
nicht anders ist, mit dem Schwerte diesen schändlichen
[Spaltenumbruch] Aberglauben auszurotten, und Euch entweder die
Ketzerei oder das Leben zu nehmen. Wollt Jhr jedoch
zum katholischen Glauben und zu Eurem vorigen Lichte
zurückkehren, so sendet Eure Gesandte zu mir, ihnen
werde ich sagen, was ihr zu thun habet; so Jhr aber
statt dessen widerspenstig bleiben solltet, so gedenkt des
Schadens, den Jhr angerichtet, der Laster, die Jhr
begangen habet, und erwartet mich mit der stärksten
menschlichen und göttlichen Macht, um Euch Gleiches
mit Gleichem zu vergelten."

Gegeben zu Sully den 3. März ( 1429 ) .

    Das Mädchen Johanna.

Ob dieses Sendschreiben wirklich an die Heer-
führer der Hussiten gelangt, davon schweigen die Quel-
len der böhmischen Geschichte.

Außer den französischen Geschichtschreibern, welche
die Nachrichten über das Leben dieser merkwürdigen
Jungfrau gesammelt haben, versäumten auch die Dichter
mehrerer Nationen nicht, sie zum Gegenstand ihrer
Gesänge zu wählen. Der erste war Chapelain, von
welchem aber Boileau sagt, er habe ihr Andenken
durch 12mal 12 Tausend schlechte Verse gefeiert, deren
ungünstiger Erfolg Voltaire zu dem dichterischen
Frevel verleitete, Johannas frommen Glauben zum
Ziel des Spottes zu machen. Auch Shakespeare
hat ihre Geschichte im ersten Theil seines " Hein-
rich
VI." nach englischer Ansicht und Bedürfnissen
behandelt, und es war unserm Schiller vorbehalten,
durch sein unsterbliches Trauerspiel ihr ein würdiges
Denkmahl zu setzen.



Die Milch aus dem Pflanzenreiche.

Man kennt einen Baum, welcher völlig trinkbare
Milch liefert. Er gedeiht jedoch, wie der Brod=,
der Butter = Wachs = und Talgbaum nur in warmer
Zone. Er heißt Kuhbaum ( von den Einwohnern palo
de vacca
genannt ) und wächst vorzüglich in der
Provinz Caraccas in Südamerika. Dort fand
ihn Humboldt zuerst. Dieser neue Plinius schil-
dert das merkwürdige Gewächs als dem Chrysophil-
lum Cainito
ähnlich. Die 10 Zoll langen Blätter
sind spitzig, lederig, die etwas fleischige Frucht enthält
eine Nuß, zuweilen auch zwei. Wie man in den Stamm
Einschnitte macht, so fließt die Milch heraus. Sie ist
klebrig, nicht im mindesten scharf, und riecht wie
Balsam. Man streicht sie auf Brod, oder läßt sie zu
Käse verdichten.

Ein ähnlicher Baum wächst in dem Küstengebiet
von Venezuela und auf Ceylon.

Ueberhaupt bemerkt man, daß die der heißen Zone
eigenen Gewächse Eiweis und Käsestoff führen.



Der Buchstabe C.

Der Buchstabe C spielt in der Geschichte der ver-
storbenen Prinzessin Charlotte von England eine be-
deutende Rolle. Jhre Mutter hieß Caroline, sie
selbst Charlotte, ihr Gemahl Coburg.

Sie ward vermählt zu Carltonhouse, in
London wohnte sie in Cambforthouse, dessen letzter
Eigenthümer, Cambfort, im Zweikampf blieb.

Jhr Landhaus hieß Claremont, das zuvor ei-
nem Lord Clear zugehörte, ihr Geburtshelfer aber
Croft.



[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] durch die Gnade Gottes werde ich diesen Abend im
Paradiese seyn.“

Jn der zweiten Hälfte des 15ten Jahrhunderts
dachte man an eine neue Untersuchung ihres Prozesses,
welche insbesondere ihre Verwandten verlangten.
Papst Calixtus III. befahl dieselbe mit der größten
Genauigkeit vorzunehmen, und die versammelte hohe
Geistlichkeit von Frankreich sprach den 7. Juli 1456
das Urtheil, die 12 gegen die Jungfrau aufgestellten
Klagevunkte seyen falsch und Johanna unschuldig
gewesen.

Das Andenken der Retterin des Vaterlandes
wurde durch mehrere Denkmahle zu Rouen, Dom-
remy
und andern Orten Frankreichs gefeiert. Die
schöne Statue der Jungfrau, welche wir heute unsern
Lesern vorlegen, schmückt den Marktplatz von Orleans,
von grünenden Bäumen und stattlichen Häusern umge-
ben, über welche der ehrwürdige abgestumpfte Dop-
pelthurm der Domkirche herüberschaut.

Johanna steht in kriegerischem Schmuck auf
einem hohen Piedestal in Gestalt eines aufrechtstehen-
den länglichen Würfels; in der rechten Hand hält
sie das gesenkte Schwert, während sie mit der linken
die heilige Fahne schwingt.

Sonst befand sich zum Andenken dieses wunder-
baren Entsatzes auf der Brücke noch ein Denkmahl
jener Zeit, welches Karl VII. und die Jungfrau
von Orleans, vor dem Kreuze Christi kniend, vor-
stellte, und die Feier der Rettung von Orleans
wurde in früherer Zeit durch eine jährliche Prozession
am 8. Mai festlich begangen.

Unser vaterländischer Geschichtschreiber, der ge-
lehrte Pubitschka hat uns kund gethan, daß sich
Johanna d'Arc auch um die Angelegenheiten Böh-
mens bekümmert, und liefert folgenden Fehdebrief
der Jungfrau von Orleans an die Hussiten:

„Schon lange hat das Gerücht und der allgemeine
Ruf zu meinen, des Mädchens Johanna Ohren
gebracht, daß Jhr aus Christen Ketzer und den Sara-
cenen ähnlich geworden seyd, die wahre Religion und
den Gottesdienst aufgehoben, dafür aber einen schänd-
lichen und ruchlosen Aberglauben angenommen, den zu
vertheidigen und weiter zu verbreiten Jhr Euch jede
Grausamkeit, jede Schandthat erlaubt. Die Bilder,
welche zu Denkmählern des heiligen Glaubens aufge-
stellt sind, zertrümmert und verbrennt Jhr, die Christen
mordet Jhr, weil sie die wahre Lehre erkennen! Welch
eine Raserei ist dieses? welch eine sinnlose Wuth treibt
Euch an, den Glauben, den der allmächtige Gott, den
der Sohn und der heilige Geist erweckt, eingesetzt,
erhöhet und durch tausend Wunder bekräftigt, zu
verfolgen, zu untergraben, auszurotten? Jhr, Jhr seyd
blind und nicht jene, die des Gesichts und des Augen-
lichtes entbehren. Versprecht Jhr Euch etwa, ohne
Strafe auszugehen? Wisset Jhr nicht, daß Gott
Euer ruchloses Unternehmen vorwärts schreiten Euch
in Finsterniß und Jrrthum fortwandeln läßt, um
Euch, bis Eure Schwärmerei und Gottlosigkeit, Euch
immer weiter auf dem Pfade des Lasters geführt
haben, desto härter zu strafen? Jch, um Euch wahr
von dem Wahren zu reden, würde Euch schon längst
heimgesucht haben, wenn mich nicht die englischen
Kriege beschäftigten; doch wenn ich nicht von Eurer
Besserung höre, werde ich vielleicht von den Englän-
dern ablassen, und gegen Euch ziehen, um, wenn es
nicht anders ist, mit dem Schwerte diesen schändlichen
[Spaltenumbruch] Aberglauben auszurotten, und Euch entweder die
Ketzerei oder das Leben zu nehmen. Wollt Jhr jedoch
zum katholischen Glauben und zu Eurem vorigen Lichte
zurückkehren, so sendet Eure Gesandte zu mir, ihnen
werde ich sagen, was ihr zu thun habet; so Jhr aber
statt dessen widerspenstig bleiben solltet, so gedenkt des
Schadens, den Jhr angerichtet, der Laster, die Jhr
begangen habet, und erwartet mich mit der stärksten
menschlichen und göttlichen Macht, um Euch Gleiches
mit Gleichem zu vergelten.“

Gegeben zu Sully den 3. März ( 1429 ) .

    Das Mädchen Johanna.

Ob dieses Sendschreiben wirklich an die Heer-
führer der Hussiten gelangt, davon schweigen die Quel-
len der böhmischen Geschichte.

Außer den französischen Geschichtschreibern, welche
die Nachrichten über das Leben dieser merkwürdigen
Jungfrau gesammelt haben, versäumten auch die Dichter
mehrerer Nationen nicht, sie zum Gegenstand ihrer
Gesänge zu wählen. Der erste war Chapelain, von
welchem aber Boileau sagt, er habe ihr Andenken
durch 12mal 12 Tausend schlechte Verse gefeiert, deren
ungünstiger Erfolg Voltaire zu dem dichterischen
Frevel verleitete, Johannas frommen Glauben zum
Ziel des Spottes zu machen. Auch Shakespeare
hat ihre Geschichte im ersten Theil seines „ Hein-
rich
VI.“ nach englischer Ansicht und Bedürfnissen
behandelt, und es war unserm Schiller vorbehalten,
durch sein unsterbliches Trauerspiel ihr ein würdiges
Denkmahl zu setzen.



Die Milch aus dem Pflanzenreiche.

Man kennt einen Baum, welcher völlig trinkbare
Milch liefert. Er gedeiht jedoch, wie der Brod=,
der Butter = Wachs = und Talgbaum nur in warmer
Zone. Er heißt Kuhbaum ( von den Einwohnern palo
de vacca
genannt ) und wächst vorzüglich in der
Provinz Caraccas in Südamerika. Dort fand
ihn Humboldt zuerst. Dieser neue Plinius schil-
dert das merkwürdige Gewächs als dem Chrysophil-
lum Cainito
ähnlich. Die 10 Zoll langen Blätter
sind spitzig, lederig, die etwas fleischige Frucht enthält
eine Nuß, zuweilen auch zwei. Wie man in den Stamm
Einschnitte macht, so fließt die Milch heraus. Sie ist
klebrig, nicht im mindesten scharf, und riecht wie
Balsam. Man streicht sie auf Brod, oder läßt sie zu
Käse verdichten.

Ein ähnlicher Baum wächst in dem Küstengebiet
von Venezuela und auf Ceylon.

Ueberhaupt bemerkt man, daß die der heißen Zone
eigenen Gewächse Eiweis und Käsestoff führen.



Der Buchstabe C.

Der Buchstabe C spielt in der Geschichte der ver-
storbenen Prinzessin Charlotte von England eine be-
deutende Rolle. Jhre Mutter hieß Caroline, sie
selbst Charlotte, ihr Gemahl Coburg.

Sie ward vermählt zu Carltonhouse, in
London wohnte sie in Cambforthouse, dessen letzter
Eigenthümer, Cambfort, im Zweikampf blieb.

Jhr Landhaus hieß Claremont, das zuvor ei-
nem Lord Clear zugehörte, ihr Geburtshelfer aber
Croft.



[Ende Spaltensatz]
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Ob dieses Sendschreiben wirklich an die Heer- führer der Hussiten gelangt, davon schweigen die Quel- len der böhmischen Geschichte. Außer den französischen Geschichtschreibern, welche die Nachrichten über das Leben dieser merkwürdigen Jungfrau gesammelt haben, versäumten auch die Dichter mehrerer Nationen nicht, sie zum Gegenstand ihrer Gesänge zu wählen. Der erste war Chapelain, von welchem aber Boileau sagt, er habe ihr Andenken durch 12mal 12 Tausend schlechte Verse gefeiert, deren ungünstiger Erfolg Voltaire zu dem dichterischen Frevel verleitete, Johannas frommen Glauben zum Ziel des Spottes zu machen. Auch Shakespeare hat ihre Geschichte im ersten Theil seines „ Hein- rich VI.“ nach englischer Ansicht und Bedürfnissen behandelt, und es war unserm Schiller vorbehalten, durch sein unsterbliches Trauerspiel ihr ein würdiges Denkmahl zu setzen. Die Milch aus dem Pflanzenreiche. Man kennt einen Baum, welcher völlig trinkbare Milch liefert. Er gedeiht jedoch, wie der Brod=, der Butter = Wachs = und Talgbaum nur in warmer Zone. Er heißt Kuhbaum ( von den Einwohnern palo de vacca genannt ) und wächst vorzüglich in der Provinz Caraccas in Südamerika. Dort fand ihn Humboldt zuerst. Dieser neue Plinius schil- dert das merkwürdige Gewächs als dem Chrysophil- lum Cainito ähnlich. Die 10 Zoll langen Blätter sind spitzig, lederig, die etwas fleischige Frucht enthält eine Nuß, zuweilen auch zwei. Wie man in den Stamm Einschnitte macht, so fließt die Milch heraus. Sie ist klebrig, nicht im mindesten scharf, und riecht wie Balsam. Man streicht sie auf Brod, oder läßt sie zu Käse verdichten. Ein ähnlicher Baum wächst in dem Küstengebiet von Venezuela und auf Ceylon. Ueberhaupt bemerkt man, daß die der heißen Zone eigenen Gewächse Eiweis und Käsestoff führen. Der Buchstabe C. Der Buchstabe C spielt in der Geschichte der ver- storbenen Prinzessin Charlotte von England eine be- deutende Rolle. Jhre Mutter hieß Caroline, sie selbst Charlotte, ihr Gemahl Coburg. Sie ward vermählt zu Carltonhouse, in London wohnte sie in Cambforthouse, dessen letzter Eigenthümer, Cambfort, im Zweikampf blieb. Jhr Landhaus hieß Claremont, das zuvor ei- nem Lord Clear zugehörte, ihr Geburtshelfer aber Croft.

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 4. Prag, 1834, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama04_1834/3>, abgerufen am 25.11.2024.