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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 2. Prag, 1835.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] schlängelt sich die Themse durch die Gegend und
überglänzt im Sonnenschein, wie geschmolzenes Sil-
ber, die herdenreichen Wiesen. Den weitesten Blick
nach allen Seiten hin hat man auf dem alten run-
den Thurm, vormals der Wohnung des Komman-
danten. Die Plateforme ist mit Blei bedeckt, so daß
man auf derselben rings umher gehen kann, wo
denn das Auge die ganze Gegend beherrscht, und
zwölf Grafschaften überblickt. Jn der Mitte erhebt
sich ein hoher Baumstamm, an welchem die Reichs-
fahne, 20 Ellen lang, mit dem Wappen Englands
und Schottlands flaggt, wodurch man immer viele
Meilen weit umher wissen konnte, wenn der König
in Windsor gegenwärtig war. Das Schloß, dessen
Jnneres man ohne Schwierigkeit sehen kann, hat
große, zum Theil sehr antik dekorirte und möblirte
Säle und Zimmer. Man wird besonders auf das-
jenige aufmerksam gemacht, worin alle Schönheiten,
die einst an dem üppigen Hofe Karl II. glänzten,
meist von Kneller gemalt, eine lange Reihe bil-
den. Andere waren zu großen Festlichkeiten, zu
Versammlungen und Konzerten bestimmt gewesen.
Noch erblickt man in dem einen derselben Händels
Orgel nebst seinem Bildniß. Zu der ersten Fahne,
die Marlborough nach dem Siege bei Blen-
heim
nach England sendete, waren die ersten Adler,
die der brittische Held von Waterloo überschickte,
das herrlichste Gegenstück. Beide Siegeszeichen sind
in einem jener großen Säle aufbewahrt.

Am 2. August, dem Tage der Schlacht von
Blenheim, muß der jedesmalige Herzog von Marl-
borough
die Fahne zu Windsor niederlegen, wi-
drigenfalls er sein Recht auf Blenheim verliert.
Der merkwürdigste unter den Sälen ist der 180 Fuß
lange St. Georgssaal, der zum Speisesaal für
die Ritter des Hosenbandordens bei feierlichen Ge-
legenheiten bestimmt ist. Er ist mit Frescomalereien
von Verrio verziert, welche die ganze Länge des
Saales einnehmen und Szenen aus der brittischen
Geschichte darstellen. Am Ende desselben steht der
königl. Thron, und über diesem das St. Georgen-
kreuz in einer Glorie, umgeben mit dem von Amo-
retten getragenen Strumpfbande, und der bekannten
Jnschrift: " Honny soit qui mal y pense." Nicht
im eigentlichen Schlosse von Windsor wohnt die
königliche Familie, sondern in einem modernen Ge-
bäude, welches der südlichen Terasse gegenüber liegt.
Hinter diesem Gebäude dehnt sich der wohlangelegte
Garten aus, worin sich ein zweites Gebäude befin-
det, welches die Prinzessinnen bewohnen. Jn der,
unter andern auch wegen der schönen neuen Glas-
malerei sehenswürdigen Kathedralkirche von Wind-
sor,
oder der St. Georgen=Kapelle, einem
sehr edlen gothischen Gebäude von großem Umfang,
in welcher reiche Domherrn täglich durch Vikarien
( Choristers ) Psalmen und Gebete für sich singen
lassen, ist jetzt die königliche Gruft. Man wallfahrtet
noch immer zu ihr hin, um der unvergeßlichen Char-
lotte
zu gedenken. Mit nassen Augen zeigt man
die Stelle, wo der trostlose Gemahl seinen Schmerz
bei der feierlichen Bestattung bezwingen mußte, als
er mit dem Sarge, der sein ganzes Glück in sich
schloß, alle seine Hoffnungen versenken sah. Jn dieser
Kirche werden die Ritter vom Hosenbande ( the
garter
) installirt. An den Säulen im hohen Chor
schweben die Fahnen mit dem Wappen eines jeden
über ihren Sitzen, so lange sie leben. Die Fahnen
Friedrich Wilhelms und Alexanders, welche
[Spaltenumbruch] bei ihrem Besuche im Jahre 1815 mit dem Orden
bekleidet wurden, gehörten zu den jüngsten. Als
Unterbediente des Ordens betrachtet man die Mit-
glieder einer Stiftung für herabgekommene Edelleute
oder Militärs. Sie führen den Namen der poor
Knights
, d. i. der armen Ritter. C. N.



Ueber die Art und Weise, den Kaffee für
Arme und diejenigen zuzubereiten, die einen schwachen
Magen, eine zarte Gesundheit oder ein reizbares
Nervensystem besitzen.

Man nehme 2 Pfund Kaffee von der wohl-
schmeckendsten Sorte und lege sie auf die Brenn-
pfanne; sind die Körner erhitzt, gebe man 4 Pfund
gute Graupen hinzu und schütte, nachdem Beides
zusammen gehörig geröstet worden, Alles durchein-
ander in ein neues gut ausglasirtes Geschirr, wel-
ches man zuerst mit einem Papier zudeckt und dann
mit einem Stück Leinwand gut umlegt, damit die
Ausdünstung verhindert und somit der aromatische
Geruch erhalten werde.

Jst das Gemische ausgekühlt, zerstoße man Alles
in demselben Gefäße, das dann, wohl verwahrt,
damit die Luft nicht eindringe, an einen trockenen
Ort gesetzt wird.

Das auf diese Weise erhaltene Surrogat hat
den Geschmack und Geruch eines mittelmäßigen Kaffees
und ist diesem in Betracht der Wohlfeilheit und
hauptsächlich der Gesundheit weit vorzuziehen. Per-
sonen von schwacher Brust befinden sich nach dem
Genuße desselben sehr wohl; insbesondere nährt und
stärkt er jene, die ihn regelmäßig, nach Art des
gewöhnlichen Kaffees, mit Milch genießen. J. S.



Dauerhaftigkeit des Holzes.

Sorgsame Beobachtungen über die Festigkeit und
Dauer verschiedener Holzarten haben folgende Re-
sultate dargeboten: Pfosten von2 1 / 2 Zoll ins Gevierte
und einige Zoll tief in der Erde vergraben, sind nach
folgender Ordnung verfault: Die Linde, die schwarze
amerikanische Birke, Erle, Espe und der Silber-
Ahorn in 3 Jahren; die gewöhnliche Weide, der
Kastanienbaum und der Platanus in 4 Jahren; der
gemeine Ahorn, die Rothbuche und die gemeine Birke
in 5 Jahren; die Ulme, Hagebuche und die italie-
nische Pappel in 7 Jahren; die Akazie, Eiche, Tanne,
Fichte, die Weymouth = und gemeine Kiefer waren
am Ende von 7 Jahren nur auf eine Tiefe von 6
Linien angefault. Der Lerchenbaum und Wachol-
der, so wie die Thuja ( Lebensbaum ) waren ganz
von der Fäulniß unberührt geblieben. Natürlich
dauern überhaupt die Pfosten von altem Holze län-
ger, als jene, welche aus Bäumen von 15 bis 20
Jahren genommen werden. Erfahrungen über dün-
nere Breter u. s. w. haben ungefähr dieselben Re-
sultate geliefert. Das beste Mittel, um die Dauer
des Holzes zu verlängern, ist dasselbe zu verkohlen,
und 2 bis 3mal mit Oelfarbe zu überstreichen, bei
unverkohltem Holze sucht man dasselbe auch durch
darauf gelegte Bleiplatten zu schützen; aber die bloße
Verkohlung, wie die Sättigung mit Salzen oder
Säuren dürften sich in die Länge kaum als wirksam
für ihre größere Dauer beweisen.     L.



[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] schlängelt sich die Themse durch die Gegend und
überglänzt im Sonnenschein, wie geschmolzenes Sil-
ber, die herdenreichen Wiesen. Den weitesten Blick
nach allen Seiten hin hat man auf dem alten run-
den Thurm, vormals der Wohnung des Komman-
danten. Die Plateforme ist mit Blei bedeckt, so daß
man auf derselben rings umher gehen kann, wo
denn das Auge die ganze Gegend beherrscht, und
zwölf Grafschaften überblickt. Jn der Mitte erhebt
sich ein hoher Baumstamm, an welchem die Reichs-
fahne, 20 Ellen lang, mit dem Wappen Englands
und Schottlands flaggt, wodurch man immer viele
Meilen weit umher wissen konnte, wenn der König
in Windsor gegenwärtig war. Das Schloß, dessen
Jnneres man ohne Schwierigkeit sehen kann, hat
große, zum Theil sehr antik dekorirte und möblirte
Säle und Zimmer. Man wird besonders auf das-
jenige aufmerksam gemacht, worin alle Schönheiten,
die einst an dem üppigen Hofe Karl II. glänzten,
meist von Kneller gemalt, eine lange Reihe bil-
den. Andere waren zu großen Festlichkeiten, zu
Versammlungen und Konzerten bestimmt gewesen.
Noch erblickt man in dem einen derselben Händels
Orgel nebst seinem Bildniß. Zu der ersten Fahne,
die Marlborough nach dem Siege bei Blen-
heim
nach England sendete, waren die ersten Adler,
die der brittische Held von Waterloo überschickte,
das herrlichste Gegenstück. Beide Siegeszeichen sind
in einem jener großen Säle aufbewahrt.

Am 2. August, dem Tage der Schlacht von
Blenheim, muß der jedesmalige Herzog von Marl-
borough
die Fahne zu Windsor niederlegen, wi-
drigenfalls er sein Recht auf Blenheim verliert.
Der merkwürdigste unter den Sälen ist der 180 Fuß
lange St. Georgssaal, der zum Speisesaal für
die Ritter des Hosenbandordens bei feierlichen Ge-
legenheiten bestimmt ist. Er ist mit Frescomalereien
von Verrio verziert, welche die ganze Länge des
Saales einnehmen und Szenen aus der brittischen
Geschichte darstellen. Am Ende desselben steht der
königl. Thron, und über diesem das St. Georgen-
kreuz in einer Glorie, umgeben mit dem von Amo-
retten getragenen Strumpfbande, und der bekannten
Jnschrift: „ Honny soit qui mal y pense.“ Nicht
im eigentlichen Schlosse von Windsor wohnt die
königliche Familie, sondern in einem modernen Ge-
bäude, welches der südlichen Terasse gegenüber liegt.
Hinter diesem Gebäude dehnt sich der wohlangelegte
Garten aus, worin sich ein zweites Gebäude befin-
det, welches die Prinzessinnen bewohnen. Jn der,
unter andern auch wegen der schönen neuen Glas-
malerei sehenswürdigen Kathedralkirche von Wind-
sor,
oder der St. Georgen=Kapelle, einem
sehr edlen gothischen Gebäude von großem Umfang,
in welcher reiche Domherrn täglich durch Vikarien
( Choristers ) Psalmen und Gebete für sich singen
lassen, ist jetzt die königliche Gruft. Man wallfahrtet
noch immer zu ihr hin, um der unvergeßlichen Char-
lotte
zu gedenken. Mit nassen Augen zeigt man
die Stelle, wo der trostlose Gemahl seinen Schmerz
bei der feierlichen Bestattung bezwingen mußte, als
er mit dem Sarge, der sein ganzes Glück in sich
schloß, alle seine Hoffnungen versenken sah. Jn dieser
Kirche werden die Ritter vom Hosenbande ( the
garter
) installirt. An den Säulen im hohen Chor
schweben die Fahnen mit dem Wappen eines jeden
über ihren Sitzen, so lange sie leben. Die Fahnen
Friedrich Wilhelms und Alexanders, welche
[Spaltenumbruch] bei ihrem Besuche im Jahre 1815 mit dem Orden
bekleidet wurden, gehörten zu den jüngsten. Als
Unterbediente des Ordens betrachtet man die Mit-
glieder einer Stiftung für herabgekommene Edelleute
oder Militärs. Sie führen den Namen der poor
Knights
, d. i. der armen Ritter. C. N.



Ueber die Art und Weise, den Kaffee für
Arme und diejenigen zuzubereiten, die einen schwachen
Magen, eine zarte Gesundheit oder ein reizbares
Nervensystem besitzen.

Man nehme 2 Pfund Kaffee von der wohl-
schmeckendsten Sorte und lege sie auf die Brenn-
pfanne; sind die Körner erhitzt, gebe man 4 Pfund
gute Graupen hinzu und schütte, nachdem Beides
zusammen gehörig geröstet worden, Alles durchein-
ander in ein neues gut ausglasirtes Geschirr, wel-
ches man zuerst mit einem Papier zudeckt und dann
mit einem Stück Leinwand gut umlegt, damit die
Ausdünstung verhindert und somit der aromatische
Geruch erhalten werde.

Jst das Gemische ausgekühlt, zerstoße man Alles
in demselben Gefäße, das dann, wohl verwahrt,
damit die Luft nicht eindringe, an einen trockenen
Ort gesetzt wird.

Das auf diese Weise erhaltene Surrogat hat
den Geschmack und Geruch eines mittelmäßigen Kaffees
und ist diesem in Betracht der Wohlfeilheit und
hauptsächlich der Gesundheit weit vorzuziehen. Per-
sonen von schwacher Brust befinden sich nach dem
Genuße desselben sehr wohl; insbesondere nährt und
stärkt er jene, die ihn regelmäßig, nach Art des
gewöhnlichen Kaffees, mit Milch genießen. J. S.



Dauerhaftigkeit des Holzes.

Sorgsame Beobachtungen über die Festigkeit und
Dauer verschiedener Holzarten haben folgende Re-
sultate dargeboten: Pfosten von2 1 / 2 Zoll ins Gevierte
und einige Zoll tief in der Erde vergraben, sind nach
folgender Ordnung verfault: Die Linde, die schwarze
amerikanische Birke, Erle, Espe und der Silber-
Ahorn in 3 Jahren; die gewöhnliche Weide, der
Kastanienbaum und der Platanus in 4 Jahren; der
gemeine Ahorn, die Rothbuche und die gemeine Birke
in 5 Jahren; die Ulme, Hagebuche und die italie-
nische Pappel in 7 Jahren; die Akazie, Eiche, Tanne,
Fichte, die Weymouth = und gemeine Kiefer waren
am Ende von 7 Jahren nur auf eine Tiefe von 6
Linien angefault. Der Lerchenbaum und Wachol-
der, so wie die Thuja ( Lebensbaum ) waren ganz
von der Fäulniß unberührt geblieben. Natürlich
dauern überhaupt die Pfosten von altem Holze län-
ger, als jene, welche aus Bäumen von 15 bis 20
Jahren genommen werden. Erfahrungen über dün-
nere Breter u. s. w. haben ungefähr dieselben Re-
sultate geliefert. Das beste Mittel, um die Dauer
des Holzes zu verlängern, ist dasselbe zu verkohlen,
und 2 bis 3mal mit Oelfarbe zu überstreichen, bei
unverkohltem Holze sucht man dasselbe auch durch
darauf gelegte Bleiplatten zu schützen; aber die bloße
Verkohlung, wie die Sättigung mit Salzen oder
Säuren dürften sich in die Länge kaum als wirksam
für ihre größere Dauer beweisen.     L.



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Er ist mit Frescomalereien von Verrio verziert, welche die ganze Länge des Saales einnehmen und Szenen aus der brittischen Geschichte darstellen. Am Ende desselben steht der königl. Thron, und über diesem das St. Georgen- kreuz in einer Glorie, umgeben mit dem von Amo- retten getragenen Strumpfbande, und der bekannten Jnschrift: „ Honny soit qui mal y pense.“ Nicht im eigentlichen Schlosse von Windsor wohnt die königliche Familie, sondern in einem modernen Ge- bäude, welches der südlichen Terasse gegenüber liegt. Hinter diesem Gebäude dehnt sich der wohlangelegte Garten aus, worin sich ein zweites Gebäude befin- det, welches die Prinzessinnen bewohnen. Jn der, unter andern auch wegen der schönen neuen Glas- malerei sehenswürdigen Kathedralkirche von Wind- sor, oder der St. Georgen=Kapelle, einem sehr edlen gothischen Gebäude von großem Umfang, in welcher reiche Domherrn täglich durch Vikarien ( Choristers ) Psalmen und Gebete für sich singen lassen, ist jetzt die königliche Gruft. 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Per- sonen von schwacher Brust befinden sich nach dem Genuße desselben sehr wohl; insbesondere nährt und stärkt er jene, die ihn regelmäßig, nach Art des gewöhnlichen Kaffees, mit Milch genießen. J. S. Dauerhaftigkeit des Holzes. Sorgsame Beobachtungen über die Festigkeit und Dauer verschiedener Holzarten haben folgende Re- sultate dargeboten: Pfosten von2 1 / 2 Zoll ins Gevierte und einige Zoll tief in der Erde vergraben, sind nach folgender Ordnung verfault: Die Linde, die schwarze amerikanische Birke, Erle, Espe und der Silber- Ahorn in 3 Jahren; die gewöhnliche Weide, der Kastanienbaum und der Platanus in 4 Jahren; der gemeine Ahorn, die Rothbuche und die gemeine Birke in 5 Jahren; die Ulme, Hagebuche und die italie- nische Pappel in 7 Jahren; die Akazie, Eiche, Tanne, Fichte, die Weymouth = und gemeine Kiefer waren am Ende von 7 Jahren nur auf eine Tiefe von 6 Linien angefault. Der Lerchenbaum und Wachol- der, so wie die Thuja ( Lebensbaum ) waren ganz von der Fäulniß unberührt geblieben. Natürlich dauern überhaupt die Pfosten von altem Holze län- ger, als jene, welche aus Bäumen von 15 bis 20 Jahren genommen werden. Erfahrungen über dün- nere Breter u. s. w. haben ungefähr dieselben Re- sultate geliefert. Das beste Mittel, um die Dauer des Holzes zu verlängern, ist dasselbe zu verkohlen, und 2 bis 3mal mit Oelfarbe zu überstreichen, bei unverkohltem Holze sucht man dasselbe auch durch darauf gelegte Bleiplatten zu schützen; aber die bloße Verkohlung, wie die Sättigung mit Salzen oder Säuren dürften sich in die Länge kaum als wirksam für ihre größere Dauer beweisen. L.

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 2. Prag, 1835, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama02_1835/2>, abgerufen am 21.11.2024.