kennen wurde aber dadurch begünstigt, daß der Berg aus schwarzdunkeln Gestein gebildet ist, und HerrBonpland einen weissen Mantel trug. Beim Sehen kommt es sehr darauf an, ob der Gegenstand sich hell oder dunkel abhebt. So sehen wir Berge ohne Schnee nur negativ, weil ihre Umrisse gegen den Himmelsgrund sich dunkel abheben und das Licht nicht zu uns leiten; mit Schnee bedeckt sehen wir sie positiv, weil sie die Lichtstrahlen aus reflectiren.
Wir können fragen, warum die Sterne bei Tage durch Fernröhre gesehen werden, da diese sie nicht vergrössern. Die Ursache davon ist gewiß nur in der schnellen Bewegung der- selben zu suchen, die leichter durch Fernröhre erkannt werden kann. Stellen wir z. B. ein Licht in den Sonnenschein, so werden wir keinen Schatten durch dasselbe bei nahen Körpern bemerken; bewegen wir aber das Licht, so werden wir auch den Schatten der von ihm ausgeht, in seiner Bewegung erkennen. - Bei den alten astronomischen Fernröhren verhält sich die Länge gleich dem Quadrat der Vergrösserung; deshalb beobachtete man früher durch sehr lange Fernröhre. Campani machte zuerst die grossen Objective dazu, indem er eins von 155 Fuß Länge anfertigen ließ. Cassini machte aber zuerst besondern Gebrauch davon. Er hatte eins von 250' Länge, mit dem er die Trabanten des Saturns entdeckte.
kennen wurde aber dadurch begünſtigt, daß der Berg aus ſchwarzdunkeln Geſtein gebildet iſt, und HerrBonpland einen weiſſen Mantel trug. Beim Sehen kommt es ſehr darauf an, ob der Gegenſtand ſich hell oder dunkel abhebt. So ſehen wir Berge ohne Schnee nur negativ, weil ihre Umriſſe gegen den Himmelsgrund ſich dunkel abheben und das Licht nicht zu uns leiten; mit Schnee bedeckt ſehen wir ſie poſitiv, weil ſie die Lichtſtrahlen aus reflectiren.
Wir können fragen, warum die Sterne bei Tage durch Fernröhre geſehen werden, da dieſe ſie nicht vergröſſern. Die Urſache davon iſt gewiß nur in der ſchnellen Bewegung der- ſelben zu ſuchen, die leichter durch Fernröhre erkannt werden kann. Stellen wir z. B. ein Licht in den Sonnenſchein, ſo werden wir keinen Schatten durch daſſelbe bei nahen Körpern bemerken; bewegen wir aber das Licht, ſo werden wir auch den Schatten der von ihm ausgeht, in ſeiner Bewegung erkennen. – Bei den alten aſtronomiſchen Fernröhren verhält ſich die Länge gleich dem Quadrat der Vergröſſerung; deshalb beobachtete man früher durch ſehr lange Fernröhre. Campani machte zuerſt die groſſen Objective dazu, indem er eins von 155 Fuß Länge anfertigen ließ. Casſini machte aber zuerſt beſondern Gebrauch davon. Er hatte eins von 250′ Länge, mit dem er die Trabanten des Saturns entdeckte.
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einen weiſſen Mantel trug. Beim Sehen kommt es ſehr
darauf an, ob der Gegenſtand ſich hell oder dunkel abhebt. So
ſehen wir Berge ohne Schnee nur negativ, weil ihre Umriſſe
gegen den Himmelsgrund ſich dunkel abheben und das Licht nicht
zu uns leiten; mit Schnee bedeckt ſehen wir ſie poſitiv, weil
ſie die Lichtſtrahlen aus reflectiren.
Wir können fragen, warum die Sterne bei Tage durch
Fernröhre geſehen werden, da dieſe ſie nicht vergröſſern. Die
Urſache davon iſt gewiß nur in der ſchnellen Bewegung der-
ſelben zu ſuchen, die leichter durch Fernröhre erkannt werden
kann. Stellen wir z. B. ein Licht in den Sonnenſchein, ſo
werden wir keinen Schatten durch daſſelbe bei nahen Körpern
bemerken; bewegen wir aber das Licht, ſo werden wir
auch den Schatten der von ihm ausgeht, in ſeiner Bewegung
erkennen. – Bei den alten aſtronomiſchen Fernröhren
verhält ſich die Länge gleich dem Quadrat der Vergröſſerung;
deshalb beobachtete man früher durch ſehr lange Fernröhre.
Campani machte zuerſt die groſſen Objective dazu, indem er
eins von 155 Fuß Länge anfertigen ließ. Casſini machte
aber zuerſt beſondern Gebrauch davon. Er hatte eins von
250′ Länge, mit dem er die Trabanten des Saturns entdeckte.
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 79.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/85>, abgerufen am 22.12.2024.
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