der Luft und des Oceans von dem Zusammenhange der Natur in seinen Untersuchungen ergriffen wird, staunt ihr Walten an. Im Pflanzenreiche spricht uns das allmählige Entwickeln und Entfalten der Organe an, wie sie im Stillen fortwirken und treiben, und durch ein vorbereitendes Aufkeimen bedingt werden. Nur die Beschreibung der mit Pflanzen und Thieren bedeckten Erde, nicht die der Pflanzen und Thiere selbst, oder ihre Anatomie und Physiologie gehört hierher. Ihre geo- graphische Verbreitung, wie sie nach Klima und Zonen ver- schieden ist, soll uns hier beschäfftigen.
Man hat lange gesucht eine Definition des Organischen und Unorganischen zu finden. Diese Bemühungen sind nicht ganz zu ihrem Ziele gediehen, wenn gleich ein Experiment ihrer Vergleichung jenem Wahrscheinlichkeit gab. Hiernach unter- scheiden sich die organischen von unorganischen Körpern, daß wenn sie aufhören ein Ganzes zu sein, sie nicht dieselbe chemische Mischung und dasselbe Verhältniß der Stoffe bei- behalten, sondern diese eine Veränderung erleiden. Hierbei ist es aber nöthig zu berücksichtigen, daß es sowohl zusammen- gesetzte Pflanzen als Thiere giebt, die man in einzelne Theile trennen kann, und dann für sich als besondere Individum fortleben, wofür reichlich die versch. Vermehrungsarten der
der Luft und des Oceans von dem Zuſammenhange der Natur in ſeinen Unterſuchungen ergriffen wird, ſtaunt ihr Walten an. Im Pflanzenreiche ſpricht uns das allmählige Entwickeln und Entfalten der Organe an, wie ſie im Stillen fortwirken und treiben, und durch ein vorbereitendes Aufkeimen bedingt werden. Nur die Beſchreibung der mit Pflanzen und Thieren bedeckten Erde, nicht die der Pflanzen und Thiere ſelbſt, oder ihre Anatomie und Phyſiologie gehört hierher. Ihre geo- graphiſche Verbreitung, wie ſie nach Klima und Zonen ver- ſchieden iſt, ſoll uns hier beſchäfftigen.
Man hat lange geſucht eine Definition des Organiſchen und Unorganiſchen zu finden. Dieſe Bemühungen ſind nicht ganz zu ihrem Ziele gediehen, wenn gleich ein Experiment ihrer Vergleichung jenem Wahrſcheinlichkeit gab. Hiernach unter- ſcheiden ſich die organiſchen von unorganiſchen Körpern, daß wenn ſie aufhören ein Ganzes zu ſein, ſie nicht dieſelbe chemiſche Miſchung und daſſelbe Verhältniß der Stoffe bei- behalten, ſondern dieſe eine Veränderung erleiden. Hierbei iſt es aber nöthig zu berückſichtigen, daß es ſowohl zuſammen- geſetzte Pflanzen als Thiere giebt, die man in einzelne Theile trennen kann, und dann für ſich als beſondere Individum fortleben, wofür reichlich die verſch. Vermehrungsarten der
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der Luft und des Oceans von dem Zuſammenhange der
Natur in ſeinen Unterſuchungen ergriffen wird, ſtaunt ihr Walten
an. Im Pflanzenreiche ſpricht uns das allmählige Entwickeln
und Entfalten der Organe an, wie ſie im Stillen fortwirken
und treiben, und durch ein vorbereitendes Aufkeimen bedingt
werden. Nur die Beſchreibung der mit Pflanzen und Thieren
bedeckten Erde, nicht die der Pflanzen und Thiere ſelbſt, oder
ihre Anatomie und Phyſiologie gehört hierher. Ihre geo-
graphiſche Verbreitung, wie ſie nach Klima und Zonen ver-
ſchieden iſt, ſoll uns hier beſchäfftigen.
Man hat lange geſucht eine Definition des Organiſchen
und Unorganiſchen zu finden. Dieſe Bemühungen ſind nicht
ganz zu ihrem Ziele gediehen, wenn gleich ein Experiment ihrer
Vergleichung jenem Wahrſcheinlichkeit gab. Hiernach unter-
ſcheiden ſich die organiſchen von unorganiſchen Körpern, daß
wenn ſie aufhören ein Ganzes zu ſein, ſie nicht dieſelbe
chemiſche Miſchung und daſſelbe Verhältniß der Stoffe bei-
behalten, ſondern dieſe eine Veränderung erleiden. Hierbei
iſt es aber nöthig zu berückſichtigen, daß es ſowohl zuſammen-
geſetzte Pflanzen als Thiere giebt, die man in einzelne
Theile trennen kann, und dann für ſich als beſondere Individum
fortleben, wofür reichlich die verſch. Vermehrungsarten der
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 489.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/495>, abgerufen am 27.11.2024.
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