wärme wenigstens 15° beträgt. Dies Verhältniß hört in Europa mit dem 50ten Grade, in Amerika aber schon mit den 40ten Grade auf. Die Cerealien werden noch gebauet, wo die mittl. Temperatur des Winters 11/2-2° unter 0 ist, und die der Sommermonate nicht unter 7-8° sinkt. Die Birke braucht 71/2° Wärme um auszuschlagen.
Das Erwachen der Natur im Frühjahre ist so wohl- thätig, daß sie besonders zu vielfältigen Beobachtungen Anlaß gab. Ihr schnelles Erwachen beruht darauf, daß in einer kurzen Epoche die Wärme bedeutend zunimmt. Die Pfirsiche blühen bei 41/2° und die Bäume fangen an bei 8-9° auszuschlagen. Die Zeit des Ausschlagens ist in Rom in März, in Berlin anfangs Mai, in Upsala Mitte Juni. Am wichtigsten ist aber die Vegetationszeit, welche im südlichen Frankreich 270 Tage dauert bei einer mittl. Temperatur von 9°; in Petersburg ist sie nur 120 Tage. Gerste wird noch in den Gegenden gebauet, die 90 Tage bei 7° mittl. Temperatur haben, und die Kartoffeln als unterirdisches Product, haben den Vortheil daß sie noch nördlicher gedeihen.
Wenn wir die Wärme betrachten, so ist in Berlin der größte Wechsel derselben zwischen März und April, wo der Unterschied der mittl. Temperatur 81/2° ist. Schon geringer ist er
wärme wenigſtens 15° beträgt. Dies Verhältniß hört in Europa mit dem 50ten Grade, in Amerika aber ſchon mit den 40ten Grade auf. Die Cerealien werden noch gebauet, wo die mittl. Temperatur des Winters 1½–2° unter 0 iſt, und die der Sommermonate nicht unter 7–8° ſinkt. Die Birke braucht 7½° Wärme um auszuſchlagen.
Das Erwachen der Natur im Frühjahre iſt ſo wohl- thätig, daß ſie beſonders zu vielfältigen Beobachtungen Anlaß gab. Ihr ſchnelles Erwachen beruht darauf, daß in einer kurzen Epoche die Wärme bedeutend zunim̃t. Die Pfirſiche blühen bei 4½° und die Bäume fangen an bei 8–9° auszuſchlagen. Die Zeit des Ausſchlagens iſt in Rom in März, in Berlin anfangs Mai, in Upſala Mitte Juni. Am wichtigſten iſt aber die Vegetationszeit, welche im ſüdlichen Frankreich 270 Tage dauert bei einer mittl. Temperatur von 9°; in Petersburg iſt ſie nur 120 Tage. Gerſte wird noch in den Gegenden gebauet, die 90 Tage bei 7° mittl. Temperatur haben, und die Kartoffeln als unterirdiſches Product, haben den Vortheil daß ſie noch nördlicher gedeihen.
Wenn wir die Wärme betrachten, ſo iſt in Berlin der größte Wechſel derſelben zwiſchen März und April, wo der Unterſchied der mittl. Temperatur 8½° iſt. Schon geringer iſt er
<TEI><text><body><divtype="session"n="49"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0442"n="436."/>
wärme wenigſtens 15° beträgt. Dies Verhältniß hört<lb/>
in Europa mit dem 50<choice><orig><hirendition="#sup #uu">t</hi></orig><regresp="#BF"><hirendition="#sup #uu">ten</hi></reg></choice> Grade, in Amerika aber ſchon mit<lb/>
den 40<choice><orig><hirendition="#sup #uu">t</hi></orig><regresp="#BF"><hirendition="#sup #uu">ten</hi></reg></choice> Grade auf. Die Cerealien werden noch gebauet, wo<lb/>
die mittl. <choice><abbr>T.</abbr><expanresp="#BF">Temperatur</expan></choice> des Winters 1½–2° unter 0 iſt, und die<lb/>
der Sommermonate nicht unter 7–8° ſinkt. Die Birke<lb/>
braucht 7½° Wärme um auszuſchlagen.</p><lb/><p>Das Erwachen der Natur im Frühjahre iſt ſo wohl-<lb/>
thätig, daß ſie beſonders zu vielfältigen Beobachtungen<lb/>
Anlaß gab. Ihr ſchnelles Erwachen beruht darauf, daß<lb/>
in einer kurzen Epoche die Wärme bedeutend <choice><sic>zunimm̃t</sic><corrresp="#BF">zunim̃t</corr></choice>.<lb/>
Die Pfirſiche blühen bei 4½° und die Bäume fangen an bei<lb/>
8–9° auszuſchlagen. Die Zeit des Ausſchlagens iſt in Rom<lb/>
in März, in Berlin anfangs Mai, in Upſala Mitte Juni.<lb/>
Am wichtigſten iſt aber die Vegetationszeit, welche im<lb/>ſüdlichen Frankreich 270 Tage dauert bei einer mittl. <choice><abbr>T.</abbr><expanresp="#BF">Temperatur</expan></choice><lb/>
von 9°; in Petersburg iſt ſie nur 120 Tage. Gerſte<lb/>
wird noch in den Gegenden gebauet, die 90 Tage bei 7°<lb/>
mittl. <choice><abbr>T.</abbr><expanresp="#BF">Temperatur</expan></choice> haben, und die Kartoffeln als unterirdiſches<lb/>
Product, haben den Vortheil daß ſie noch nördlicher gedeihen.</p><lb/><p>Wenn wir die Wärme betrachten, ſo iſt in Berlin der<lb/>
größte Wechſel derſelben zwiſchen März und April, wo der<lb/>
Unterſchied der mittl. <choice><abbr>T.</abbr><expanresp="#BF">Temperatur</expan></choice> 8½° iſt. Schon geringer iſt er<lb/></p></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[436./0442]
wärme wenigſtens 15° beträgt. Dies Verhältniß hört
in Europa mit dem 50t Grade, in Amerika aber ſchon mit
den 40t Grade auf. Die Cerealien werden noch gebauet, wo
die mittl. T. des Winters 1½–2° unter 0 iſt, und die
der Sommermonate nicht unter 7–8° ſinkt. Die Birke
braucht 7½° Wärme um auszuſchlagen.
Das Erwachen der Natur im Frühjahre iſt ſo wohl-
thätig, daß ſie beſonders zu vielfältigen Beobachtungen
Anlaß gab. Ihr ſchnelles Erwachen beruht darauf, daß
in einer kurzen Epoche die Wärme bedeutend zunim̃t.
Die Pfirſiche blühen bei 4½° und die Bäume fangen an bei
8–9° auszuſchlagen. Die Zeit des Ausſchlagens iſt in Rom
in März, in Berlin anfangs Mai, in Upſala Mitte Juni.
Am wichtigſten iſt aber die Vegetationszeit, welche im
ſüdlichen Frankreich 270 Tage dauert bei einer mittl. T.
von 9°; in Petersburg iſt ſie nur 120 Tage. Gerſte
wird noch in den Gegenden gebauet, die 90 Tage bei 7°
mittl. T. haben, und die Kartoffeln als unterirdiſches
Product, haben den Vortheil daß ſie noch nördlicher gedeihen.
Wenn wir die Wärme betrachten, ſo iſt in Berlin der
größte Wechſel derſelben zwiſchen März und April, wo der
Unterſchied der mittl. T. 8½° iſt. Schon geringer iſt er
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 436.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/442>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.