nie unter 17-18° sinkt. Ihre Wärme erregende Kraft ist aber weit größer, weil sie die Ausstrahlung der Erdwärme hindern, damit diese sich nicht so bald in das Weltall ausbreitet. Daher sieht man auf das Thermo- meter steigen, wenn eine Wolke am klaren Himmel vorüber zieht.
Thau. Der Unterschied zwischen der Temperatur des Tages und der Nacht verändert den Wassergehalt der Luft; aber statt daß das Wassergas sich in Gestalt eines Dampfes in der Luft niederschlagen sollte, setzt es sich auf dem Erdboden ab und die Luft behält ihre Durchsich- tigkeit. Es ist schwierig, alle beim Niederfallen des Thaues wirkenden Kräfte zu bestimmen; seine Grundursache aber ist die Abkühlung, und daß er sich nicht in der Luft, sondern auf dem Erdboden niederschlägt, kommt von der Anziehung der festen Körper zur Wasser, und von dem Umstande her, daß der Niederschlag in der, dem Erdboden am näch- sten gelegene Luftschicht, als der wärmsten und wasser- reichsten, seinen Anfang nimmt. Das Wassergas der oberen Luftschichten breitet sich dann allmählig nach der untern, als nach einer von Wassergas freieren Luft, aus, und daher kommt es, daß der Niederschlag nach
nie unter 17–18° ſinkt. Ihre Wärme erregende Kraft iſt aber weit größer, weil ſie die Ausſtrahlung der Erdwärme hindern, damit dieſe ſich nicht ſo bald in das Weltall ausbreitet. Daher ſieht man auf das Thermo- meter ſteigen, wenn eine Wolke am klaren Himmel vorüber zieht.
Thau. Der Unterſchied zwiſchen der Temperatur des Tages und der Nacht verändert den Waſſergehalt der Luft; aber ſtatt daß das Waſſergas ſich in Geſtalt eines Dampfes in der Luft niederſchlagen ſollte, ſetzt es ſich auf dem Erdboden ab und die Luft behält ihre Durchſich- tigkeit. Es iſt ſchwierig, alle beim Niederfallen des Thaues wirkenden Kräfte zu beſtimmen; ſeine Grundurſache aber iſt die Abkühlung, und daß er ſich nicht in der Luft, ſondern auf dem Erdboden niederſchlägt, kommt von der Anziehung der feſten Körper zur Waſſer, und von dem Umſtande her, daß der Niederſchlag in der, dem Erdboden am näch- ſten gelegene Luftſchicht, als der wärmſten und waſſer- reichſten, ſeinen Anfang nimmt. Das Waſſergas der oberen Luftſchichten breitet ſich dann allmählig nach der untern, als nach einer von Waſſergas freieren Luft, aus, und daher kommt es, daß der Niederſchlag nach
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[389./0395]
nie unter 17–18° ſinkt. Ihre Wärme erregende Kraft
iſt aber weit größer, weil ſie die Ausſtrahlung der
Erdwärme hindern, damit dieſe ſich nicht ſo bald in das
Weltall ausbreitet. Daher ſieht man auf das Thermo-
meter ſteigen, wenn eine Wolke am klaren Himmel
vorüber zieht.
Thau. Der Unterſchied zwiſchen der Temperatur des
Tages und der Nacht verändert den Waſſergehalt der
Luft; aber ſtatt daß das Waſſergas ſich in Geſtalt
eines Dampfes in der Luft niederſchlagen ſollte, ſetzt es
ſich auf dem Erdboden ab und die Luft behält ihre Durchſich-
tigkeit. Es iſt ſchwierig, alle beim Niederfallen des Thaues
wirkenden Kräfte zu beſtimmen; ſeine Grundurſache aber iſt
die Abkühlung, und daß er ſich nicht in der Luft, ſondern
auf dem Erdboden niederſchlägt, kommt von der Anziehung
der feſten Körper zur Waſſer, und von dem Umſtande
her, daß der Niederſchlag in der, dem Erdboden am näch-
ſten gelegene Luftſchicht, als der wärmſten und waſſer-
reichſten, ſeinen Anfang nimmt. Das Waſſergas der
oberen Luftſchichten breitet ſich dann allmählig nach
der untern, als nach einer von Waſſergas freieren Luft,
aus, und daher kommt es, daß der Niederſchlag nach
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 389.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/395>, abgerufen am 23.11.2024.
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