wolken kommen oft sehr schnell heran, ziehen gegen den herr- schenden Wind, und haben oft heftige Sturmwinde zu Vor- läufern, welche ganz schmale Erdstreifen einnehmen. Ihre Ent- stehung, ihr Zusammenhang mit der Elektricität, ob sie durch diese allein oder nur durch Mitwirkung derselben gebildet werden u. s. w. ist uns gänzlich unbekannt. Manche haben die ungereimte Vermuthung aufgestellt, der Knall des Donners werde in den höheren Luftschichten durch die Entzündung eines Gemenges von Wasserstoffgas und atmosphärischer Luft, mittelst des elektrischen Funkens, hervorgebracht, und der herabfallende Regen werde dadurch erzeugt. Allein es lassen sich die augenscheinlichsten Beweise gegen diese Behauptung aufstellen, die sich blos auf die Aehnlichkeit des Schalles und auf den Umstand gründet, daß die Gewitterwolken Regen gaben. -
Ein Regen wird gewöhnlich durch das Fallen eines Baro- meters angekundigt. Dies rührt wahrscheinlich daher, daß die Luft in dem Maaße, als ihre Feuchtigkeit zu- nimmt, leichter, folglich die Atmosphäre höher, als bei trockner Luft, wird, wodurch der obere Theil der feuchten Luftsäule sich seitwärts niedersenkt und folglich keiner so hohen Quecksilbersäule, als vorher, das Gegengewicht halten kann. Man hat auch, wiewohl vielleicht weniger richtig,
wolken kommen oft ſehr ſchnell heran, ziehen gegen den herr- ſchenden Wind, und haben oft heftige Sturmwinde zu Vor- läufern, welche ganz ſchmale Erdſtreifen einnehmen. Ihre Ent- ſtehung, ihr Zuſammenhang mit der Elektricität, ob ſie durch dieſe allein oder nur durch Mitwirkung derſelben gebildet werden u. ſ. w. iſt uns gänzlich unbekannt. Manche haben die ungereimte Vermuthung aufgeſtellt, der Knall des Donners werde in den höheren Luftſchichten durch die Entzündung eines Gemenges von Waſſerſtoffgas und atmosphäriſcher Luft, mittelſt des elektriſchen Funkens, hervorgebracht, und der herabfallende Regen werde dadurch erzeugt. Allein es laſſen ſich die augenſcheinlichſten Beweiſe gegen dieſe Behauptung aufſtellen, die ſich blos auf die Aehnlichkeit des Schalles und auf den Umſtand gründet, daß die Gewitterwolken Regen gaben. –
Ein Regen wird gewöhnlich durch das Fallen eines Baro- meters angekundigt. Dies rührt wahrſcheinlich daher, daß die Luft in dem Maaße, als ihre Feuchtigkeit zu- nimmt, leichter, folglich die Atmosphäre höher, als bei trockner Luft, wird, wodurch der obere Theil der feuchten Luftſäule ſich ſeitwärts niederſenkt und folglich keiner ſo hohen Queckſilberſäule, als vorher, das Gegengewicht halten kann. Man hat auch, wiewohl vielleicht weniger richtig,
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wolken kommen oft ſehr ſchnell heran, ziehen gegen den herr-
ſchenden Wind, und haben oft heftige Sturmwinde zu Vor-
läufern, welche ganz ſchmale Erdſtreifen einnehmen. Ihre Ent-
ſtehung, ihr Zuſammenhang mit der Elektricität, ob ſie durch
dieſe allein oder nur durch Mitwirkung derſelben gebildet
werden u. ſ. w. iſt uns gänzlich unbekannt. Manche haben
die ungereimte Vermuthung aufgeſtellt, der Knall des Donners
werde in den höheren Luftſchichten durch die Entzündung eines
Gemenges von Waſſerſtoffgas und atmosphäriſcher Luft,
mittelſt des elektriſchen Funkens, hervorgebracht, und der
herabfallende Regen werde dadurch erzeugt. Allein es laſſen
ſich die augenſcheinlichſten Beweiſe gegen dieſe Behauptung
aufſtellen, die ſich blos auf die Aehnlichkeit des Schalles
und auf den Umſtand gründet, daß die Gewitterwolken
Regen gaben. –
Ein Regen wird gewöhnlich durch das Fallen eines Baro-
meters angekundigt. Dies rührt wahrſcheinlich daher,
daß die Luft in dem Maaße, als ihre Feuchtigkeit zu-
nimmt, leichter, folglich die Atmosphäre höher, als bei
trockner Luft, wird, wodurch der obere Theil der feuchten
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 386.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/392>, abgerufen am 23.11.2024.
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