Die Betrachtung der Ebenen hat uns auf die merk- würdige Erscheinung der Flüsse in denselben geführt, und besonders auf die Bificationen, von denen wir sehen daß sie denn entstehen, wenn die Scheidegrenze in ein anderes Flußbett übergeht. Die große Breite der Flüsse in Asien und Amerika erleichtert die Bification da die Ströme bei weiten weniger Wasser haben als scheint, denn 2-3000' weit vom Ufer sind sie nur 2 bis 3' tief, denn kommt ein Kanal als das eigentliche Fluß- bette von etwa 30' Tiefe, dann folgt wieder eine seichte Stelle und wieder ein Kanal. Man kann oft mehrere Stunden weit hinein reiten ohne daß das Pferd bis an den Bauch in's Wasser kommt. Die Größe des Fluß- gebietes und die Wassermenge hängt von der Masse des Wassers ab, die der Fluß erhält, von der Tiefe der Niederung in der er fließt, und besonders von der Masse des fallenden Regens, die in den Tropenländern weit beträchtlicher ist, da in diesen jährlich über 80, bei uns aber nur 22 Cubiczoll Regen auf eine gleiche Fläche fällt. Hiernach richtet sich auch natürlich die Größe der Flüße, die Donau zum Amazonenstrome verhält sich nach dieser Angabe wie 4:22. Je schmaler ein Fluß ist,
wonach die Bildung ſich fügte und vollendete.
Die Betrachtung der Ebenen hat uns auf die merk- würdige Erſcheinung der Flüſſe in denſelben geführt, und beſonders auf die Bificationen, von denen wir ſehen daß ſie denn entſtehen, wenn die Scheidegrenze in ein anderes Flußbett übergeht. Die große Breite der Flüſſe in Aſien und Amerika erleichtert die Bification da die Ströme bei weiten weniger Waſſer haben als ſcheint, denn 2–3000′ weit vom Ufer ſind ſie nur 2 bis 3′ tief, denn kommt ein Kanal als das eigentliche Fluß- bette von etwa 30′ Tiefe, dann folgt wieder eine ſeichte Stelle und wieder ein Kanal. Man kann oft mehrere Stunden weit hinein reiten ohne daß das Pferd bis an den Bauch in’s Waſſer kommt. Die Größe des Fluß- gebietes und die Waſſermenge hängt von der Maſſe des Waſſers ab, die der Fluß erhält, von der Tiefe der Niederung in der er fließt, und beſonders von der Maſſe des fallenden Regens, die in den Tropenländern weit beträchtlicher iſt, da in dieſen jährlich über 80, bei uns aber nur 22 Cubiczoll Regen auf eine gleiche Fläche fällt. Hiernach richtet ſich auch natürlich die Größe der Flüße, die Donau zum Amazonenſtrome verhält ſich nach dieſer Angabe wie 4:22. Je ſchmaler ein Fluß iſt,
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[324./0330]
wonach die Bildung ſich fügte und vollendete.
Die Betrachtung der Ebenen hat uns auf die merk-
würdige Erſcheinung der Flüſſe in denſelben geführt,
und beſonders auf die Bificationen, von denen wir ſehen
daß ſie denn entſtehen, wenn die Scheidegrenze in ein
anderes Flußbett übergeht. Die große Breite der
Flüſſe in Aſien und Amerika erleichtert die Bification
da die Ströme bei weiten weniger Waſſer haben als
ſcheint, denn 2–3000′ weit vom Ufer ſind ſie nur 2 bis
3′ tief, denn kommt ein Kanal als das eigentliche Fluß-
bette von etwa 30′ Tiefe, dann folgt wieder eine ſeichte
Stelle und wieder ein Kanal. Man kann oft mehrere
Stunden weit hinein reiten ohne daß das Pferd bis an
den Bauch in’s Waſſer kommt. Die Größe des Fluß-
gebietes und die Waſſermenge hängt von der Maſſe des
Waſſers ab, die der Fluß erhält, von der Tiefe der
Niederung in der er fließt, und beſonders von der Maſſe
des fallenden Regens, die in den Tropenländern weit
beträchtlicher iſt, da in dieſen jährlich über 80, bei uns
aber nur 22 Cubiczoll Regen auf eine gleiche Fläche
fällt. Hiernach richtet ſich auch natürlich die Größe der
Flüße, die Donau zum Amazonenſtrome verhält ſich nach
dieſer Angabe wie 4:22. Je ſchmaler ein Fluß iſt,
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 324.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/330>, abgerufen am 23.11.2024.
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