f. Das Gebirge von Venezuela, der nordwestliche Zweig der Andeskette hat in der Silla de Caraccas 1350 Toisen, der Rücken dagegen 750 Toisen, wo das Verhältniß wie 1:8/10 ist.
Die Pyrenäen als ein eigenes Gebirge betrachtet, würden hiervon eine Ausnahme machen. Sie sind weit niedriger als die Alpen, da der Pitinata nur 1790 Toisen hat, und sie auch einen weit größern Unterschied im Verhältniß zu den Pässen zeigen. Einen noch weit größern Unter- schied finden wir in den Apenninen, da die Pässe derselben nur 400 Toisen hoch sind, dagegen die südlichen Berge derselben, die Höhe von 1490 Toisen erreichen, also wie 1:31/2 sich verhalten. Ein anderer Fall ist dagegen in den Scandina- vischen Gebirgen, wo die Höhen von 13 Pässen bekannt sind deren Rücken 420 Toisen, der höchste Gipfel aber 1200 Toisen erreicht. Wie hier der Rücken in Verhältniß zur Höhe zu niedrig ist, ist er dagegen in den Pyrenäen zu hoch. Diese Verhält- nisse verschwinden aber, so bald der Meeresspiegel sinkt, und dieses giebt einen Grund mehr für die Annahme der Neu- heit der Gebirgsketten, weil sie mit dem gegenwärtigen Stande des Meeres in einem Verhältnisse zu stehen schei- nen, da wenn es höher oder niedriger wäre auch die Ver- hältnisse sich änderten. Die Gründe oder Höhlungen der
f. Das Gebirge von Venezuela, der nordweſtliche Zweig der Andeskette hat in der Silla de Caraccas 1350 Toiſen, der Rücken dagegen 750 Toiſen, wo das Verhältniß wie 1:8/10 iſt.
Die Pyrenäen als ein eigenes Gebirge betrachtet, würden hiervon eine Ausnahme machen. Sie ſind weit niedriger als die Alpen, da der Pitinata nur 1790 Toiſen hat, und ſie auch einen weit größern Unterſchied im Verhältniß zu den Päſſen zeigen. Einen noch weit größern Unter- ſchied finden wir in den Apenninen, da die Päſſe derſelben nur 400 Toiſen hoch ſind, dagegen die ſüdlichen Berge derſelben, die Höhe von 1490 Toiſen erreichen, alſo wie 1:3½ ſich verhalten. Ein anderer Fall iſt dagegen in den Scandina- viſchen Gebirgen, wo die Höhen von 13 Päſſen bekannt ſind deren Rücken 420 Toiſen, der höchſte Gipfel aber 1200 Toiſen erreicht. Wie hier der Rücken in Verhältniß zur Höhe zu niedrig iſt, iſt er dagegen in den Pyrenäen zu hoch. Dieſe Verhält- niſſe verſchwinden aber, ſo bald der Meeresſpiegel ſinkt, und dieſes giebt einen Grund mehr für die Annahme der Neu- heit der Gebirgsketten, weil ſie mit dem gegenwärtigen Stande des Meeres in einem Verhältniſſe zu ſtehen ſchei- nen, da wenn es höher oder niedriger wäre auch die Ver- hältniſſe ſich änderten. Die Gründe oder Höhlungen der
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f. Das Gebirge von Venezuela, der nordweſtliche Zweig
der Andeskette hat in der Silla de Caraccas 1350 T.,
der Rücken dagegen 750 T., wo das Verhältniß wie 1:8/10 iſt.
Die Pyrenäen als ein eigenes Gebirge betrachtet, würden
hiervon eine Ausnahme machen. Sie ſind weit niedriger
als die Alpen, da der Pitinata nur 1790 T. hat, und
ſie auch einen weit größern Unterſchied im Verhältniß
zu den Päſſen zeigen. Einen noch weit größern Unter-
ſchied finden wir in den Apenninen, da die Päſſe derſelben
nur 400 Toiſen hoch ſind, dagegen die ſüdlichen Berge derſelben,
die Höhe von 1490 Toiſen erreichen, alſo wie 1:3½ ſich
verhalten. Ein anderer Fall iſt dagegen in den Scandina-
viſchen Gebirgen, wo die Höhen von 13 Päſſen bekannt ſind
deren Rücken 420 T., der höchſte Gipfel aber 1200 T. erreicht.
Wie hier der Rücken in Verhältniß zur Höhe zu niedrig
iſt, iſt er dagegen in den Pyrenäen zu hoch. Dieſe Verhält-
niſſe verſchwinden aber, ſo bald der Mẽresſpiegel ſinkt, und
dieſes giebt einen Grund mehr für die Annahme der Neu-
heit der Gebirgsketten, weil ſie mit dem gegenwärtigen
Stande des Meeres in einem Verhältniſſe zu ſtehen ſchei-
nen, da wenn es höher oder niedriger wäre auch die Ver-
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 318.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/324>, abgerufen am 23.11.2024.
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