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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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sie bleibt ganz nackt, nicht einmal Flechten vegetiren
darauf. Wird sie aber mit Asche bedeckt, so kann der
Boden bald wieder fruchtbar werden. Die elastischen Dämpfe
bilden auch bisweilen kleine Kegel in der Lava, wie man
diese oft zu hunderten beim Xorullio sieht; beim Vesuv hat
man dies Phänomen 1822 auch wahrnehmen wollen, doch in
weit geringeren Grade.

Merkwürdig sind noch die Höhlen, die oft in der Lava
entstehen, und deren Wände mit Metallkrystallen be-
setzt sind. Man hat so schon 7 Metalle darin entdeckt,
als: Eisen, Titan, Kupfer, Arsenik, Selen, Mangan und oxyd[.]
Stibium. Dieses ist sehr wichtig für die Erztheorie, wie
sie durch Gänge aufsteigen, und sich niederschlagen.

Die Ursachen der Wärme sind gewiß sehr tief zu suchen,
aber die Massen der Lava finden ihre Stoffe nicht immer in
der Tiefe, so sind die erdartigen Stoffe mehr Umänderungen
des Erdreichs in der Nähe. Wo man große Massen von
Olivin findet, kann man auf die Verbindung mit Basalt
schiessen. Feldspathlava findet sich wo Trachiyt in der
Nähe ist. Die Massen der Lava sind sehr verschieden, so ist
in der des Aetna's kein Augit, wohl aber in der des Vesuv's.
Selbst bei nahen Vulkanen, und in den Lavaausbrüchen

ſie bleibt ganz nackt, nicht einmal Flechten vegetiren
darauf. Wird ſie aber mit Aſche bedeckt, ſo kann der
Boden bald wieder fruchtbar werden. Die elaſtiſchen Dämpfe
bilden auch bisweilen kleine Kegel in der Lava, wie man
dieſe oft zu hunderten beim Xorullio ſieht; beim Veſuv hat
man dies Phänomen 1822 auch wahrnehmen wollen, doch in
weit geringeren Grade.

Merkwürdig ſind noch die Höhlen, die oft in der Lava
entſtehen, und deren Wände mit Metallkryſtallen be-
ſetzt ſind. Man hat ſo ſchon 7 Metalle darin entdeckt,
als: Eiſen, Titan, Kupfer, Arſenik, Selen, Mangan und oxyd[.]
Stibium. Dieſes iſt ſehr wichtig für die Erztheorie, wie
ſie durch Gänge aufſteigen, und ſich niederſchlagen.

Die Urſachen der Wärme ſind gewiß ſehr tief zu ſuchen,
aber die Maſſen der Lava finden ihre Stoffe nicht immer in
der Tiefe, ſo ſind die erdartigen Stoffe mehr Umänderungen
des Erdreichs in der Nähe. Wo man große Maſſen von
Olivin findet, kann man auf die Verbindung mit Baſalt
ſchieſſen. Feldſpathlava findet ſich wo Trachiyt in der
Nähe iſt. Die Maſſen der Lava ſind ſehr verſchieden, ſo iſt
in der des Aetna’s kein Augit, wohl aber in der des Veſuv’s.
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[254./0260] ſie bleibt ganz nackt, nicht einmal Flechten vegetiren darauf. Wird ſie aber mit Aſche bedeckt, ſo kann der Boden bald wieder fruchtbar werden. Die elaſtiſchen Dämpfe bilden auch bisweilen kleine Kegel in der Lava, wie man dieſe oft zu hunderten beim Xorullio ſieht; beim Veſuv hat man dies Phänomen 1822 auch wahrnehmen wollen, doch in weit geringeren Grade. Merkwürdig ſind noch die Höhlen, die oft in der Lava entſtehen, und deren Wände mit Metallkryſtallen be- ſetzt ſind. Man hat ſo ſchon 7 Metalle darin entdeckt, als: Eiſen, Titan, Kupfer, Arſenik, Selen, Mangan und oxyd. Stibium. Dieſes iſt ſehr wichtig für die Erztheorie, wie ſie durch Gänge aufſteigen, und ſich niederſchlagen. Die Urſachen der Wärme ſind gewiß ſehr tief zu ſuchen, aber die Maſſen der Lava finden ihre Stoffe nicht immer in der Tiefe, ſo ſind die erdartigen Stoffe mehr Umänderungen des Erdreichs in der Nähe. Wo man große Maſſen von Olivin findet, kann man auf die Verbindung mit Baſalt ſchieſſen. Feldſpathlava findet ſich wo Trachyt in der Nähe iſt. Die Maſſen der Lava ſind ſehr verſchieden, ſo iſt in der des Aetna’s kein Augit, wohl aber in der des Veſuv’s. Selbſt bei nahen Vulkanen, und in den Lavaausbrüchen

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Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 254.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/260>, abgerufen am 23.11.2024.