Bei den äussern Planeten dagegen steht der Uranus senkrecht mit seiner Axe auf der Bahn. Jupiter hat dagegen kaum 3°. Domini Cassini hat von 1665-1671 die Rotation des Jupiters, Venus und Mars berechnet. Die des Saturns dagegen von Herschel 1789. Den Mars hat 1/15 Abplattung, es kommt diese wohl von der Richtung des Stoßes und der innern Dichtigkeit her. Die Erde hat 1/290, Jupiter 1/14, Saturn 1/11 Abplattung. Beim Uranus ist sie beträchtlich aber nicht genau bestimmt.
Die Wahrscheinlichkeit, daß Thiere und Pflanzen formen ähnlich denen der Tropen, auch in dem jetzt kalten Norden einst wohnten, hat zu den Muthmassungen Anlaß gegeben, daß die heiße Zone früher über diese Gegenden geherscht habe. Am dies zu erklären hat man geglaubt:
1. Wenn die Sonnenflecke Sonnenfackeln andeuteten, so müßten diese früher eine stärkere Licht- und Wärme- masse gegeben haben, wovon auch die Pole tropisch erwärmt wurden. Angenommen diese periodische Erwär- mung die die heisse Zone völlig unwirthbar würde gemacht haben, so läßt sich doch bezweifeln ob eine periodische Ver- änderung so einflußreich könnte gewesen sein.
2. Eine andern Ursache hat man in der Schiefe der Ecliptik selbst gesucht, die schon seit 2900 Jahren beobachtet und immer noch im Abnehmen ist. Die ältesten Nachrichten
Bei den äuſſern Planeten dagegen ſteht der Uranus ſenkrecht mit ſeiner Axe auf der Bahn. Jupiter hat dagegen kaum 3°. Domini Casſini hat von 1665–1671 die Rotation des Jupiters, Venus und Mars berechnet. Die des Saturns dagegen von Herſchel 1789. Den Mars hat 1/15 Abplattung, es kommt dieſe wohl von der Richtung des Stoßes und der innern Dichtigkeit her. Die Erde hat 1/290, Jupiter 1/14, Saturn 1/11 Abplattung. Beim Uranus iſt ſie beträchtlich aber nicht genau beſtimmt.
Die Wahrſcheinlichkeit, daß Thiere und Pflanzen formen ähnlich denen der Tropen, auch in dem jetzt kalten Norden einſt wohnten, hat zu den Muthmaſſungen Anlaß gegeben, daß die heiße Zone früher über dieſe Gegenden geherſcht habe. Am dies zu erklären hat man geglaubt:
1. Wenn die Sonnenflecke Sonnenfackeln andeuteten, ſo müßten dieſe früher eine ſtärkere Licht- und Wärme- maſſe gegeben haben, wovon auch die Pole tropiſch erwärmt wurden. Angenommen dieſe periodiſche Erwär- mung die die heiſſe Zone völlig unwirthbar würde gemacht haben, ſo läßt ſich doch bezweifeln ob eine periodiſche Ver- änderung ſo einflußreich könnte geweſen ſein.
2. Eine andern Urſache hat man in der Schiefe der Ecliptik ſelbſt geſucht, die ſchon ſeit 2900 Jahren beobachtet und immer noch im Abnehmen iſt. Die älteſten Nachrichten
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Bei den äuſſern Planeten dagegen ſteht der Uranus
ſenkrecht mit ſeiner Axe auf der Bahn. Jupiter hat
dagegen kaum 3°. Domini Casſini hat von 1665–1671
die Rotation des Jupiters, Venus und Mars berechnet.
Die des Saturns dagegen von Herſchel 1789. Den Mars
hat 1/15 Abplattung, es kommt dieſe wohl von der Richtung
des Stoßes und der innern Dichtigkeit her. Die Erde hat
1/290, Jupiter 1/14, Saturn 1/11 Abplattung. Beim Uranus
iſt ſie beträchtlich aber nicht genau beſtimmt.
Die Wahrſcheinlichkeit, daß Thiere und Pflanzen formen
ähnlich denen der Tropen, auch in dem jetzt kalten Norden
einſt wohnten, hat zu den Muthmaſſungen Anlaß gegeben,
daß die heiße Zone früher über dieſe Gegenden geherſcht
habe. Am dies zu erklären hat man geglaubt:
1. Wenn die Sonnenflecke Sonnenfackeln andeuteten, ſo
müßten dieſe früher eine ſtärkere Licht- und Wärme-
maſſe gegeben haben, wovon auch die Pole tropiſch
erwärmt wurden. Angenommen dieſe periodiſche Erwär-
mung die die heiſſe Zone völlig unwirthbar würde gemacht
haben, ſo läßt ſich doch bezweifeln ob eine periodiſche Ver-
änderung ſo einflußreich könnte geweſen ſein.
2. Eine andern Urſache hat man in der Schiefe der Ecliptik
ſelbſt geſucht, die ſchon ſeit 2900 Jahren beobachtet und
immer noch im Abnehmen iſt. Die älteſten Nachrichten
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 120.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/126>, abgerufen am 22.12.2024.
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