Neue Rheinische Zeitung. Nr. 301. Köln, 19. Mai 1849.[Deutschland] Wozu diese albernen Phrasen, diese offiziellen Lügen! Die neusten Stücke der "N. Rh. Z." unterscheiden sich in Tendenz und Sprache um kein Jota von ihrem ersten "Probestück." In diesem "ersten Stück" hieß es unter Anderm: "Das Projekt des Herrn Hüser (in Mainz) ist nur ein Theil des großen Plans der Berliner Reaktion, die danach strebt ... uns wehrlos der ... Armee in die Hände zu liefern." Eh bien, Messieurs, qu'en dites vous maintenant? Was unsre Tendenz betrifft, war sie der Regierung unbekannt? Haben wir nicht vor den Geschwornen erklärt, es sei jetzt "die Aufgabe der Presse, alle Grundlagen des Bestehenden zu unterwühlen?" Was speziell den Hohenzollernschen Unterknäs betrifft, lest die Nummer vom 19. Oktober 1848, wo es heißt: "Der König ist konsequent. Er würde immer konsequent gewesen sein, wenn nicht leider die Märztage jenes verhängnißvolle Stück Papier zwischen Sr. Majestät und das Volk geschoben hätten. Se Majestät scheinen wieder in diesem Augenblicke, wie vor den Märztagen, an die "eisernen Füße" des Slaventhums zu glauben und das Volk zu Wien ist vielleicht der Zaubrer, der das Eisen in Thon verwandeln wird." Est-ce clair Messieurs? Und die "sociale Republik," haben wir sie erst in den "neuesten Stücken" der "Neuen Rheinischen Zeitung" proklamirt? Für die Schwachsinnigen, die in unsrer ganzen Beurtheilungs- und Darstellungsweise der europäischen Bewegung den "rothen" Faden -- sich nicht durchschlingen sahen, haben wir für sie nicht in offnen, unverkennbaren Worten gesprochen? "Gesetzt," hetßt es in der Nummer der "N Rh Ztg." vom 7. November, "gesetzt, die Contrerevolution lebte in ganz Europa durch die Waffen, sie würde in ganz Europa sterben durch das Geld. Das Fatum, daß den Sieg kassiren würde, wäre der europäische -- Bankerutt, der Staatsbankerutt. An den "ökonomischen" Pointen brechen die Spitzen der Bajonette wie mürber Zunder. Aber die Entwicklung wartet den Verfalltag jener Wechsel nicht ab, die die europäischen Staaten auf die neue europäische Gesellschaft gezogen haben. In Paris wird der vernichtende Gegegenschlag der Junirevolution geschlagen werden Mit dem Siege der "rothen" Republik zu Paris, werden die Armeen aus dem Innern der Länder an und über die Gränzen ausgespien werden und die wirkliche Macht der ringenden Parteien wird sich rein herausstellen. Dann werden wir uns erinnern an den Juni, an den Oktober, und auch wir werden rufen: Vac Victis! Die resultatlosen Metzeleien sei den Juni- und Oktobertagen, das langweilige Opferfest seit Februar und März, der Canibalismus der Contrerevolution selbst wird die Völker überzeugen, daß es nur ein Mittel giebt, die mörderischen Todeswehn der alten Gesellschaft, die blutigen Geburtswehn der neuen Gesellschaft abzukürzen, zu vereinfachen, zu koncentriren, nur ein Mittel -- den revolutionären Terrorismus." Est-ce clair Messieurs? Wir haben es von Anfang an für überflüssig gehalten, unsere Ansicht zu verheimlichen. In einer Polemik mit dem hiesigen Parket riefen wir euch zu: "Die eigentliche Opposition der "N. Rh. Z." beginnt erst in der trikoloren Republik." Und wir sprachen damals mit dem Parket. Das alte Jahr 1848 resümirten wir (cfr v. 31 Dee. 1848) mit den Worten: "Die Geschichte des preußischen Bürgerthums, wie überhaupt des deutschen Bürgerthums von März bis Dezember beweist, daß in Deutschland eine rein bürgerliche Revolution und die Gründung der Bourgeoisherrschaft unter der Form der konstitutionellen Monarchie unmöglich, daß nur die feudal-absolutistische Contrerevolution möglich ist oder die social-republikanische Revolution." Brauchten wir also erst in den "letzten Stücken" der "N. Rh. Z." unverkennbar hervorzutreten mit der social-republikanischen Tendenz? Hattet Ihr unsre Artikel über die Junirevolution nicht gelesen und war die Seele der Junirevolution nicht die Seele unsrer Zeitung? Wozu also eure heuchlerischen, nach einem unmöglichen Vorwand haschenden Phrasen? Wir sind rücksichtslos, wir verlangen keine Rücksicht von Euch. Wenn die Reihe an uns kömmt, wir werden den Terrorismus nicht beschönigen. Aber die royalistischen Terroristen, die Terroristen von Gottes- und Rechts-Gnaden, in der Praxis sind sie brutal, verächtlich, gemein, in der Theorie feig, versteckt, doppelzüngig, in beiden Beziehungen ehrlos. Der preußische Regierungswisch ist albern genug, von einem durch den Redacteur en chef der "N Rh Z" Karl Marx "schmählich verletzten Gastrecht" zu sprechen. Das Gastrecht, welches die frechen Eindringlinge, die Vorder-Russen (Borussen) uns Rheinländern auf unserm eigenen Grund und Boden octroyirt haben, ist allerdings "schmählich" durch die "N Rh. Z." verletzt worden. Wir glauben uns dadadurch den Dank der Rheinprovinz verdient zu haben. Wir haben die revolutionäre Ehre unsers heimischen Bodens gerettet. Künftig wird nur noch die "Neue Preußische Zeitung" volles Bürgerrecht in der Rheinprovinz genießen. Beim Abschiede rufen wir unsern Lesern die Worte unserer ersten Januarnummer in's Gedächtniß: "Revolutionäre Erhebung der französischen Arbeiterklasse, Weltkrieg -- -- das ist die Inhaltsanzeige des Jahres 1849." Und schon steht eine, aus Kämpfern aller Nationalitäten gemischte Revolutionsarmee im Osten dem in der russischen Armee vertretenen und koalitionirten alten Europa gegenüber, schon droht von Paris aus die "rothe Republik"! [Deutschland] Wozu diese albernen Phrasen, diese offiziellen Lügen! Die neusten Stücke der „N. Rh. Z.“ unterscheiden sich in Tendenz und Sprache um kein Jota von ihrem ersten „Probestück.“ In diesem „ersten Stück“ hieß es unter Anderm: „Das Projekt des Herrn Hüser (in Mainz) ist nur ein Theil des großen Plans der Berliner Reaktion, die danach strebt … uns wehrlos der … Armee in die Hände zu liefern.“ Eh bien, Messieurs, qu'en dites vous maintenant? Was unsre Tendenz betrifft, war sie der Regierung unbekannt? Haben wir nicht vor den Geschwornen erklärt, es sei jetzt „die Aufgabe der Presse, alle Grundlagen des Bestehenden zu unterwühlen?“ Was speziell den Hohenzollernschen Unterknäs betrifft, lest die Nummer vom 19. Oktober 1848, wo es heißt: „Der König ist konsequent. Er würde immer konsequent gewesen sein, wenn nicht leider die Märztage jenes verhängnißvolle Stück Papier zwischen Sr. Majestät und das Volk geschoben hätten. Se Majestät scheinen wieder in diesem Augenblicke, wie vor den Märztagen, an die „eisernen Füße“ des Slaventhums zu glauben und das Volk zu Wien ist vielleicht der Zaubrer, der das Eisen in Thon verwandeln wird.“ Est-ce clair Messieurs? Und die „sociale Republik,“ haben wir sie erst in den „neuesten Stücken“ der „Neuen Rheinischen Zeitung“ proklamirt? Für die Schwachsinnigen, die in unsrer ganzen Beurtheilungs- und Darstellungsweise der europäischen Bewegung den „rothen“ Faden — sich nicht durchschlingen sahen, haben wir für sie nicht in offnen, unverkennbaren Worten gesprochen? „Gesetzt,“ hetßt es in der Nummer der „N Rh Ztg.“ vom 7. November, „gesetzt, die Contrerevolution lebte in ganz Europa durch die Waffen, sie würde in ganz Europa sterben durch das Geld. Das Fatum, daß den Sieg kassiren würde, wäre der europäische — Bankerutt, der Staatsbankerutt. An den „ökonomischen“ Pointen brechen die Spitzen der Bajonette wie mürber Zunder. Aber die Entwicklung wartet den Verfalltag jener Wechsel nicht ab, die die europäischen Staaten auf die neue europäische Gesellschaft gezogen haben. In Paris wird der vernichtende Gegegenschlag der Junirevolution geschlagen werden Mit dem Siege der „rothen“ Republik zu Paris, werden die Armeen aus dem Innern der Länder an und über die Gränzen ausgespien werden und die wirkliche Macht der ringenden Parteien wird sich rein herausstellen. Dann werden wir uns erinnern an den Juni, an den Oktober, und auch wir werden rufen: Vac Victis! Die resultatlosen Metzeleien sei den Juni- und Oktobertagen, das langweilige Opferfest seit Februar und März, der Canibalismus der Contrerevolution selbst wird die Völker überzeugen, daß es nur ein Mittel giebt, die mörderischen Todeswehn der alten Gesellschaft, die blutigen Geburtswehn der neuen Gesellschaft abzukürzen, zu vereinfachen, zu koncentriren, nur ein Mittel — den revolutionären Terrorismus.“ Est-ce clair Messieurs? Wir haben es von Anfang an für überflüssig gehalten, unsere Ansicht zu verheimlichen. In einer Polemik mit dem hiesigen Parket riefen wir euch zu: „Die eigentliche Opposition der „N. Rh. Z.“ beginnt erst in der trikoloren Republik.“ Und wir sprachen damals mit dem Parket. Das alte Jahr 1848 resümirten wir (cfr v. 31 Dee. 1848) mit den Worten: „Die Geschichte des preußischen Bürgerthums, wie überhaupt des deutschen Bürgerthums von März bis Dezember beweist, daß in Deutschland eine rein bürgerliche Revolution und die Gründung der Bourgeoisherrschaft unter der Form der konstitutionellen Monarchie unmöglich, daß nur die feudal-absolutistische Contrerevolution möglich ist oder die social-republikanische Revolution.“ Brauchten wir also erst in den „letzten Stücken“ der „N. Rh. Z.“ unverkennbar hervorzutreten mit der social-republikanischen Tendenz? Hattet Ihr unsre Artikel über die Junirevolution nicht gelesen und war die Seele der Junirevolution nicht die Seele unsrer Zeitung? Wozu also eure heuchlerischen, nach einem unmöglichen Vorwand haschenden Phrasen? Wir sind rücksichtslos, wir verlangen keine Rücksicht von Euch. Wenn die Reihe an uns kömmt, wir werden den Terrorismus nicht beschönigen. Aber die royalistischen Terroristen, die Terroristen von Gottes- und Rechts-Gnaden, in der Praxis sind sie brutal, verächtlich, gemein, in der Theorie feig, versteckt, doppelzüngig, in beiden Beziehungen ehrlos. Der preußische Regierungswisch ist albern genug, von einem durch den Redacteur en chef der „N Rh Z“ Karl Marx „schmählich verletzten Gastrecht“ zu sprechen. Das Gastrecht, welches die frechen Eindringlinge, die Vorder-Russen (Borussen) uns Rheinländern auf unserm eigenen Grund und Boden octroyirt haben, ist allerdings „schmählich“ durch die „N Rh. Z.“ verletzt worden. Wir glauben uns dadadurch den Dank der Rheinprovinz verdient zu haben. Wir haben die revolutionäre Ehre unsers heimischen Bodens gerettet. Künftig wird nur noch die „Neue Preußische Zeitung“ volles Bürgerrecht in der Rheinprovinz genießen. Beim Abschiede rufen wir unsern Lesern die Worte unserer ersten Januarnummer in's Gedächtniß: „Revolutionäre Erhebung der französischen Arbeiterklasse, Weltkrieg — — das ist die Inhaltsanzeige des Jahres 1849.“ Und schon steht eine, aus Kämpfern aller Nationalitäten gemischte Revolutionsarmee im Osten dem in der russischen Armee vertretenen und koalitionirten alten Europa gegenüber, schon droht von Paris aus die „rothe Republik“! <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="1714"/> <div> <head>[Deutschland]</head> <div xml:id="ar301_003" type="jArticle"> <p>Wozu diese albernen Phrasen, diese offiziellen Lügen!</p> <p>Die neusten Stücke der „N. Rh. Z.“ unterscheiden sich in Tendenz und Sprache um kein Jota von ihrem ersten „Probestück.“ In diesem „ersten Stück“ hieß es unter Anderm:</p> <p>„Das Projekt des Herrn Hüser (in Mainz) ist nur ein Theil des großen Plans der Berliner Reaktion, die danach strebt … uns wehrlos der … Armee in die Hände zu liefern.“</p> <p>Eh bien, Messieurs, qu'en dites vous maintenant?</p> <p>Was unsre Tendenz betrifft, war sie der Regierung unbekannt? Haben wir nicht vor den Geschwornen erklärt, es sei jetzt „<hi rendition="#g">die Aufgabe der Presse, alle Grundlagen des Bestehenden zu unterwühlen</hi>?“ Was speziell den Hohenzollernschen Unterknäs betrifft, lest die Nummer vom 19. Oktober 1848, wo es heißt:</p> <p>„Der König ist konsequent. Er würde immer konsequent gewesen sein, wenn nicht leider die Märztage jenes verhängnißvolle Stück Papier zwischen Sr. Majestät und das Volk geschoben hätten. Se Majestät scheinen wieder in diesem Augenblicke, wie vor den Märztagen, an die „<hi rendition="#g">eisernen Füße</hi>“ des Slaventhums zu glauben und das Volk zu Wien ist vielleicht der Zaubrer, der das Eisen in Thon verwandeln wird.“</p> <p>Est-ce clair Messieurs?</p> <p>Und die „<hi rendition="#g">sociale Republik</hi>,“ haben wir sie erst in den „neuesten Stücken“ der „Neuen Rheinischen Zeitung“ proklamirt?</p> <p>Für die Schwachsinnigen, die in unsrer ganzen Beurtheilungs- und Darstellungsweise der europäischen Bewegung den „<hi rendition="#g">rothen</hi>“ Faden — sich nicht durchschlingen sahen, haben wir für sie nicht in offnen, unverkennbaren Worten gesprochen?</p> <p>„Gesetzt,“ hetßt es in der Nummer der „N Rh Ztg.“ vom 7. November, „gesetzt, die Contrerevolution lebte in ganz Europa durch die <hi rendition="#g">Waffen</hi>, sie würde in ganz Europa sterben durch das <hi rendition="#g">Geld</hi>. Das Fatum, daß den Sieg kassiren würde, wäre der europäische — <hi rendition="#g">Bankerutt</hi>, der <hi rendition="#g">Staatsbankerutt</hi>. An den „ökonomischen“ Pointen brechen die Spitzen der Bajonette wie mürber Zunder. Aber die Entwicklung wartet den Verfalltag jener Wechsel nicht ab, die die europäischen Staaten auf die neue europäische Gesellschaft gezogen haben.</p> <p>In <hi rendition="#g">Paris</hi> wird der vernichtende Gegegenschlag der Junirevolution geschlagen werden Mit dem Siege der „<hi rendition="#g">rothen</hi>“ Republik zu Paris, werden die <hi rendition="#g">Armeen</hi> aus dem <hi rendition="#g">Innern</hi> der Länder an und über die Gränzen ausgespien werden und die <hi rendition="#g">wirkliche Macht</hi> der ringenden Parteien wird sich rein herausstellen. Dann werden wir uns erinnern an den Juni, an den Oktober, und auch wir werden rufen:</p> <p> <hi rendition="#b">Vac Victis!</hi> </p> <p>Die resultatlosen Metzeleien sei den Juni- und Oktobertagen, das langweilige Opferfest seit Februar und März, der Canibalismus der Contrerevolution selbst wird die Völker überzeugen, daß es nur ein Mittel giebt, die mörderischen Todeswehn der alten Gesellschaft, die blutigen Geburtswehn der neuen Gesellschaft <hi rendition="#g">abzukürzen</hi>, zu vereinfachen, zu koncentriren, nur <hi rendition="#g">ein Mittel — den revolutionären Terrorismus</hi>.“</p> <p>Est-ce clair Messieurs?</p> <p>Wir haben es von Anfang an für überflüssig gehalten, unsere Ansicht zu verheimlichen. In einer Polemik mit dem hiesigen Parket riefen wir euch zu:</p> <p>„<hi rendition="#g">Die eigentliche Opposition der „N. Rh. Z.“ beginnt erst in der trikoloren Republik</hi>.“</p> <p>Und wir sprachen damals mit dem Parket. Das alte Jahr 1848 resümirten wir (cfr v. 31 Dee. 1848) mit den Worten:</p> <p>„Die Geschichte des preußischen Bürgerthums, wie überhaupt des deutschen Bürgerthums von März bis Dezember beweist, daß in Deutschland eine rein <hi rendition="#g">bürgerliche Revolution</hi> und die Gründung der <hi rendition="#g">Bourgeoisherrschaft</hi> unter der Form der <hi rendition="#g">konstitutionellen Monarchie</hi> unmöglich, daß nur die feudal-absolutistische Contrerevolution möglich ist oder die <hi rendition="#g">social-republikanische Revolution</hi>.“</p> <p>Brauchten wir also erst in den „letzten Stücken“ der „N. Rh. Z.“ unverkennbar hervorzutreten mit der social-republikanischen Tendenz? Hattet Ihr unsre Artikel über die <hi rendition="#g">Junirevolution</hi> nicht gelesen und <hi rendition="#g">war die Seele der Junirevolution nicht die Seele unsrer Zeitung</hi>?</p> <p>Wozu also eure heuchlerischen, nach einem unmöglichen Vorwand haschenden Phrasen?</p> <p><hi rendition="#g">Wir sind rücksichtslos, wir verlangen keine Rücksicht von Euch. Wenn die Reihe an uns kömmt, wir werden den Terrorismus nicht beschönigen</hi>. Aber die <hi rendition="#g">royalistischen Terroristen</hi>, die Terroristen von Gottes- und Rechts-Gnaden, in der Praxis sind sie brutal, verächtlich, gemein, in der Theorie feig, versteckt, doppelzüngig, in beiden Beziehungen <hi rendition="#g">ehrlos</hi>.</p> <p>Der preußische Regierungswisch ist albern genug, von einem durch den Redacteur en chef der „N Rh Z“ <hi rendition="#g">Karl Marx</hi> „<hi rendition="#g">schmählich verletzten Gastrecht</hi>“ zu sprechen.</p> <p>Das Gastrecht, welches die frechen Eindringlinge, die Vorder-Russen (Borussen) <hi rendition="#g">uns Rheinländern</hi> auf unserm eigenen Grund und Boden octroyirt haben, ist allerdings „schmählich“ durch die „N Rh. Z.“ verletzt worden. Wir glauben uns dadadurch den Dank der Rheinprovinz verdient zu haben. Wir haben die revolutionäre Ehre unsers heimischen Bodens gerettet. Künftig wird nur noch die „<hi rendition="#g">Neue Preußische Zeitung</hi>“ volles Bürgerrecht in der Rheinprovinz genießen.</p> <p>Beim Abschiede rufen wir unsern Lesern die Worte unserer ersten Januarnummer in's Gedächtniß:</p> <p><hi rendition="#b">„Revolutionäre Erhebung der französischen Arbeiterklasse, Weltkrieg</hi> —</p> <p>— das ist die Inhaltsanzeige des Jahres 1849.“</p> <p>Und schon steht eine, aus Kämpfern aller Nationalitäten gemischte Revolutionsarmee im Osten dem in der russischen Armee vertretenen und koalitionirten alten Europa gegenüber, schon droht von Paris aus die „rothe Republik“!</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1714/0002]
[Deutschland] Wozu diese albernen Phrasen, diese offiziellen Lügen!
Die neusten Stücke der „N. Rh. Z.“ unterscheiden sich in Tendenz und Sprache um kein Jota von ihrem ersten „Probestück.“ In diesem „ersten Stück“ hieß es unter Anderm:
„Das Projekt des Herrn Hüser (in Mainz) ist nur ein Theil des großen Plans der Berliner Reaktion, die danach strebt … uns wehrlos der … Armee in die Hände zu liefern.“
Eh bien, Messieurs, qu'en dites vous maintenant?
Was unsre Tendenz betrifft, war sie der Regierung unbekannt? Haben wir nicht vor den Geschwornen erklärt, es sei jetzt „die Aufgabe der Presse, alle Grundlagen des Bestehenden zu unterwühlen?“ Was speziell den Hohenzollernschen Unterknäs betrifft, lest die Nummer vom 19. Oktober 1848, wo es heißt:
„Der König ist konsequent. Er würde immer konsequent gewesen sein, wenn nicht leider die Märztage jenes verhängnißvolle Stück Papier zwischen Sr. Majestät und das Volk geschoben hätten. Se Majestät scheinen wieder in diesem Augenblicke, wie vor den Märztagen, an die „eisernen Füße“ des Slaventhums zu glauben und das Volk zu Wien ist vielleicht der Zaubrer, der das Eisen in Thon verwandeln wird.“
Est-ce clair Messieurs?
Und die „sociale Republik,“ haben wir sie erst in den „neuesten Stücken“ der „Neuen Rheinischen Zeitung“ proklamirt?
Für die Schwachsinnigen, die in unsrer ganzen Beurtheilungs- und Darstellungsweise der europäischen Bewegung den „rothen“ Faden — sich nicht durchschlingen sahen, haben wir für sie nicht in offnen, unverkennbaren Worten gesprochen?
„Gesetzt,“ hetßt es in der Nummer der „N Rh Ztg.“ vom 7. November, „gesetzt, die Contrerevolution lebte in ganz Europa durch die Waffen, sie würde in ganz Europa sterben durch das Geld. Das Fatum, daß den Sieg kassiren würde, wäre der europäische — Bankerutt, der Staatsbankerutt. An den „ökonomischen“ Pointen brechen die Spitzen der Bajonette wie mürber Zunder. Aber die Entwicklung wartet den Verfalltag jener Wechsel nicht ab, die die europäischen Staaten auf die neue europäische Gesellschaft gezogen haben.
In Paris wird der vernichtende Gegegenschlag der Junirevolution geschlagen werden Mit dem Siege der „rothen“ Republik zu Paris, werden die Armeen aus dem Innern der Länder an und über die Gränzen ausgespien werden und die wirkliche Macht der ringenden Parteien wird sich rein herausstellen. Dann werden wir uns erinnern an den Juni, an den Oktober, und auch wir werden rufen:
Vac Victis!
Die resultatlosen Metzeleien sei den Juni- und Oktobertagen, das langweilige Opferfest seit Februar und März, der Canibalismus der Contrerevolution selbst wird die Völker überzeugen, daß es nur ein Mittel giebt, die mörderischen Todeswehn der alten Gesellschaft, die blutigen Geburtswehn der neuen Gesellschaft abzukürzen, zu vereinfachen, zu koncentriren, nur ein Mittel — den revolutionären Terrorismus.“
Est-ce clair Messieurs?
Wir haben es von Anfang an für überflüssig gehalten, unsere Ansicht zu verheimlichen. In einer Polemik mit dem hiesigen Parket riefen wir euch zu:
„Die eigentliche Opposition der „N. Rh. Z.“ beginnt erst in der trikoloren Republik.“
Und wir sprachen damals mit dem Parket. Das alte Jahr 1848 resümirten wir (cfr v. 31 Dee. 1848) mit den Worten:
„Die Geschichte des preußischen Bürgerthums, wie überhaupt des deutschen Bürgerthums von März bis Dezember beweist, daß in Deutschland eine rein bürgerliche Revolution und die Gründung der Bourgeoisherrschaft unter der Form der konstitutionellen Monarchie unmöglich, daß nur die feudal-absolutistische Contrerevolution möglich ist oder die social-republikanische Revolution.“
Brauchten wir also erst in den „letzten Stücken“ der „N. Rh. Z.“ unverkennbar hervorzutreten mit der social-republikanischen Tendenz? Hattet Ihr unsre Artikel über die Junirevolution nicht gelesen und war die Seele der Junirevolution nicht die Seele unsrer Zeitung?
Wozu also eure heuchlerischen, nach einem unmöglichen Vorwand haschenden Phrasen?
Wir sind rücksichtslos, wir verlangen keine Rücksicht von Euch. Wenn die Reihe an uns kömmt, wir werden den Terrorismus nicht beschönigen. Aber die royalistischen Terroristen, die Terroristen von Gottes- und Rechts-Gnaden, in der Praxis sind sie brutal, verächtlich, gemein, in der Theorie feig, versteckt, doppelzüngig, in beiden Beziehungen ehrlos.
Der preußische Regierungswisch ist albern genug, von einem durch den Redacteur en chef der „N Rh Z“ Karl Marx „schmählich verletzten Gastrecht“ zu sprechen.
Das Gastrecht, welches die frechen Eindringlinge, die Vorder-Russen (Borussen) uns Rheinländern auf unserm eigenen Grund und Boden octroyirt haben, ist allerdings „schmählich“ durch die „N Rh. Z.“ verletzt worden. Wir glauben uns dadadurch den Dank der Rheinprovinz verdient zu haben. Wir haben die revolutionäre Ehre unsers heimischen Bodens gerettet. Künftig wird nur noch die „Neue Preußische Zeitung“ volles Bürgerrecht in der Rheinprovinz genießen.
Beim Abschiede rufen wir unsern Lesern die Worte unserer ersten Januarnummer in's Gedächtniß:
„Revolutionäre Erhebung der französischen Arbeiterklasse, Weltkrieg —
— das ist die Inhaltsanzeige des Jahres 1849.“
Und schon steht eine, aus Kämpfern aller Nationalitäten gemischte Revolutionsarmee im Osten dem in der russischen Armee vertretenen und koalitionirten alten Europa gegenüber, schon droht von Paris aus die „rothe Republik“!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-20T13:08:10Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |