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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 300. Köln, 17. Mai 1849. Zweite Ausgabe.

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Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 300. Köln, Donnerstag, den 17. Mai. 1849.

Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. -- Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau.

Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. -- Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. -- Nur frankirte Briefe werden angenommen. -- Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln Unter Hutmacher Nro. 17.

Häufige Nachfragen veranlassen uns zu der Mittheilung, daß Abonnements auf die Neue Rheinische Zeitung für das halbe Quartal (15. Mai bis 31. Juni) für die Stadt Köln a 20 Sgr. angenommen werden. Für auswärts ist diese Einrichtung nicht möglich, weil die Postamts-Zeitungs-Expedition sich nicht darauf einlassen kann.

Die Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung.

Zweite Ausgabe.

Des heutigen Festtages wegen erscheint morgen keine Zeitung.

Deutschland.
* Köln, 16. Mat.

Die heutigen Nachrichten vom Oberrhein lauten abermals für die Volkssache höchst erfreulich. Ganz Baden ist dem gottbegnadeten deutschen Bojarenthum abhanden gekommen. Die einzige Stütze der Herren Landesväter, das Militär, ist nicht blos wankend geworden, sondern vollständig zerbrochen. Ueberall in Baden hat sich das Militär für das Volk, für die Republik, erklärt. Die Gefangenen: Struve, Blind, Bornstedt etc. etc. sind der Zellenhaft und der Regierungstortur entrissen worden und dem Leben und der Thätigkeit für die Sache der Demokratie zurückgegeben.

In Mannheim traf gestern bedeutender Zuzug aus dem Oberlande und anderen Theilen Badens ein, der aus mehr als 8000 Bewaffneten besteht. Sehr bereitwillig boten die Bürger Quartiere an. Um Mitternacht erschallte auf ein Mal die Allarmtrommel. Oberst Hinckeldey (aus Karlsruhe) hatte unter dem Versprechen, Jedem ein Landgütchen zu schenken, 150 Subjekte zusammengebracht, die er nun gegen das Volk marschiren ließ. Als aber ein Theil der Freischaaren herannahte: stoben jene 150 Gottesgnadenvertheidiger, trotz der verheißenen Landgütchen, schleunigst auseinander und Oberst Hinckeldey blieb -- als Gefangener in den Händen des Volkes zurück.

Heute früh zwischen 5-6 Uhr ging in Mannheim sämmtliches bairisches Militär zum Volke über. Es riß die Kokarden und Kronen von den Mützen herab, so daß sie haufenweise auf der Straße umherlagen.

Ferner: In Neuenbirck (Königreich Würtemberg) sind dem flüchtig gewordenen Prinz Friedrich von Baden 2 Kanonen und 200,000 Gulden abgenommen und letztere sofort der provisorischen Regierung in Karlsruh übersandt worden. In Würtemberg hat zugleich das Volk erklärt, die drei ersten Aufgebote vom 18-36 Jahren aufbieten und dem badischen Volke, wenn dasselbe es verlange, zur Verfügung stellen zu wollen. Fortschritte haben die Schwaben jedenfalls gemacht; denn sie sprechen es jetzt laut aus, daß sie bis vor Kurzem die schwarz-roth-goldene Fahne vorangeschleppt, daß aber das Schwarz die Pfaffen, das Gold die Fürsten für sich behalten haben und so sei ihnen nur noch das Roth übrig geblieben. Unter dieser Fahne wollen sie ihren Nachbarn zur Durchsetzung der Volksrechte nach besten Kräften beistehen.

In Mannheim ist heute früh (16. Mai) Struve von Oes aus eingerückt.

Von Germain Metternich (Mainz), der seit den Frankfurter Ereignissen vom 18. September 1848 als Flüchtling gelebt, schreibt man aus Mannheim vom 15. Mai:

"Vorgestern Morgen ging's von Basel fort zur Offenburger Versammlung. Nachher brachten wir den Landesausschuß nach Rastatt. Gestern wurde in Oes organisirt; heute ging's nach Karlsruh. Brentano ist Ministerpräsident; Oberlieutenant Eichberg (direkt von der Festung geholt) Kriegsminister u. s. w. Im Landesausschuß (der heute schon Exekutiv-Kommission genannt wird) sitzen Struve, Junghaus, Werner, Richter etc. Diesen Abend bin ich an der Spitze einer bedeutenden Masse Volkswehr, Hand in Hand mit einem Bataillon Soldaten, deren demokratischer Geist vortrefflich, bei improvisirter Illumination und unter unendlichem Jubel der Bevölkerung in Mannheim eingerückt, um einem etwaigen Ueberfall kräftig zu begegnen.

Man hat Depeschen des Reichsverwesers aufgefangen, deren baldige Veröffentlichung auch den hartnäckigsten Staar rücksichtlich der Volksverrätherei jenes Subjektes kuriren wird.

* Köln, 16. Mai.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
303 Elberfeld, 16. Mai.

In verschiedenen Blättern heißt es, ein gewisser Herr Gottschalk sei hier als rother Republikaner ausgewiesen worden. Wir können versichern, daß Niemand von hier ausgewiesen wurde und daß der fragliche Hr. Gottschalk hier nicht gesehen worden ist.

Barmen, 12. Mai.

An Se. Majestät den König ging folgende Adresse von hier ab mit zahlreichen achtbaren Unterschriften bedeckt:

"Majestät!

Unter dem ernsten Eindruck der neuesten Ereignisse und in gewisser Voraussicht der Thron und Vaterland gleich schwer bedrohenden Gefahren, halten es die unterzeichneten Bürger Barmens für ihre heilige Pflicht, Ew. Majestät die Ueberzeugung offen auszusprechen, daß der Weg den Ew. Maj Regierung in Bezug auf die Interessen sowohl des engern, als auch des Gesammtvaterlandes eingeschlagen hat, uns unheilvoll und verderbenbringend erscheint, und wir in Folge dessen uns zu der Erklärung veranlaßt finden, daß die Regierung Ew. Magestät unser Vertrauen verloren hat.

Wir müssen uns um so mehr zu dieser Erklärung gedrungen fühlen, als wir immer treu und wahrhaft an der von Ew. Majestät uns gegebenen konstitutionell-monarchischen Regierungsform festgehalten haben, und als die Regierung Ew. Majestät in Betreff Ihrer Entschließungen sich auf die Zustimmung der Majorität des Volkes beruft.

Ew. Majestät beschwören wir deshalb feierlichst, auf die Stimme der Bürger Gewicht zu legen, die immer Gesetz und Ordnung geachtet haben, und dieselben bald durch eine Aenderung Ihres Ministeriums zu beruhigen, was nach unserer Ueberzeugung der einzige Weg sein wird, das Vertrauen zwischen Krone und Volk wiederherzustellen:

Mit dieser Bitte zeichnen

Ew. Majestät getreueste.

Barmen, den 9. Mai 1849.

(Folgen die Unterschriften.)

301 Neuß, 15. Mai.

Eine Patrouille von 5 Ulanen ist in der Nacht vom 11. auf den 12. ds. M. als Opfer für die unmenschliche Rohheit, mit welcher die eingefangenen Freischärler traktirt wurden, gefallen.

Die Thäter, so wie die That sind in so geheimnißvolles Dunkel gehüllt, daß ich heute erst mit Bestimmtheit das Geschehene berichten kann.

Die todten Soldaten sind des Nachts auf einen Karren geladen und weggeschafft worden.

Gestern Nachmittag zogen die in Freiheit gesetzten Gladbacher Freischärler unter dem Jubel der Bevölkerung durch unsere Stadt ihrer Heimath zu.

15 Essen, 12. Mai.

Es wäre Jammerschade, wollte ich Ihnen aus der neuesten Rede des Kommandirenden van Rehbinder, die er vor dem versammelten Offizier- und Unteroffizierkorps gehalten, nicht einige der bezeichnendsten Stellen mittheilen. Jener wanzenritterliche Cicero perorirte unter Anderm, wie folgt:

"Ich werde Ihnen jetzt einige Rescripte vorlesen lassen. (Es wird ein Schreiben des kommandirenden Generals verlesen, welches auf's Strengste den Besuch von Vereinen und Klubs den Soldaten verbietet.) Darauf fährt der Herr Major fort:

Meine Herren, ich verbiete Ihnen also hiermit streng den Besuch von Vereinen, Klubs und Versammlungen. Glauben Sie mir auch nur, meine Herren, solche Vereine, sie mögen Namen haben, wie sie wollen, taugen alle nichts; es wird da nur Schlechtes gesprochen und getrieben, und für den Soldaten taugt das am allerwenigsten, meine Herren. Glauben Sie nur, meine Herren, ich kenne das. Und die Demokraten taugen auch nichts, meine Herren, ich habe noch niemals gehört, daß Demokraten Ehrenmänner sein können und ich kenne also auch keinen einzigen Demokraten, der ein Ehrenmann wäre. Nein, meine Herren, das verträgt sich nicht zusammen, ich weiß das.

Sie aber, meine Herren, sind Ehrenmänner, ja, und wir wollen gute Preußen sein, treu unserm Könige, das Andere geht uns nichts an.

Es versteht sich von selbst, meine Herren, daß das, was hier unter uns gesprochen wird, Geheimniß bleiben muß, ja das ist ganz natürlich, es ist Soldaten-Geheimniß und also Ehren-Geheimniß. Ich habe Ihnen nur diese wenigen Worte sagen wollen, die Sie ja Alle vorher schon kannten. Wünsche gute Nacht, meine Herren."

323 Berlin, 15. Mai.

Folgende Stylübung des Charlottenburger Unterknäsen wird in dieser ernsten Zeit manches umdüsterte Gemüth vollständig zu erheitern im Stande sein:

"An Mein Volk!

Unter dem Vorwande der deutschen Sache haben die Feinde des Vaterlandes zuerst in dem benachbarten Sachsen, dann in einzelnen Gegenden von Süddeutschland die Fahne der Empörung aufgepflanzt. Zu Meinem

Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 300. Köln, Donnerstag, den 17. Mai. 1849.

Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. — Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau.

Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. — Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. — Nur frankirte Briefe werden angenommen. — Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln Unter Hutmacher Nro. 17.

Häufige Nachfragen veranlassen uns zu der Mittheilung, daß Abonnements auf die Neue Rheinische Zeitung für das halbe Quartal (15. Mai bis 31. Juni) für die Stadt Köln à 20 Sgr. angenommen werden. Für auswärts ist diese Einrichtung nicht möglich, weil die Postamts-Zeitungs-Expedition sich nicht darauf einlassen kann.

Die Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung.

Zweite Ausgabe.

Des heutigen Festtages wegen erscheint morgen keine Zeitung.

Deutschland.
* Köln, 16. Mat.

Die heutigen Nachrichten vom Oberrhein lauten abermals für die Volkssache höchst erfreulich. Ganz Baden ist dem gottbegnadeten deutschen Bojarenthum abhanden gekommen. Die einzige Stütze der Herren Landesväter, das Militär, ist nicht blos wankend geworden, sondern vollständig zerbrochen. Ueberall in Baden hat sich das Militär für das Volk, für die Republik, erklärt. Die Gefangenen: Struve, Blind, Bornstedt etc. etc. sind der Zellenhaft und der Regierungstortur entrissen worden und dem Leben und der Thätigkeit für die Sache der Demokratie zurückgegeben.

In Mannheim traf gestern bedeutender Zuzug aus dem Oberlande und anderen Theilen Badens ein, der aus mehr als 8000 Bewaffneten besteht. Sehr bereitwillig boten die Bürger Quartiere an. Um Mitternacht erschallte auf ein Mal die Allarmtrommel. Oberst Hinckeldey (aus Karlsruhe) hatte unter dem Versprechen, Jedem ein Landgütchen zu schenken, 150 Subjekte zusammengebracht, die er nun gegen das Volk marschiren ließ. Als aber ein Theil der Freischaaren herannahte: stoben jene 150 Gottesgnadenvertheidiger, trotz der verheißenen Landgütchen, schleunigst auseinander und Oberst Hinckeldey blieb — als Gefangener in den Händen des Volkes zurück.

Heute früh zwischen 5-6 Uhr ging in Mannheim sämmtliches bairisches Militär zum Volke über. Es riß die Kokarden und Kronen von den Mützen herab, so daß sie haufenweise auf der Straße umherlagen.

Ferner: In Neuenbirck (Königreich Würtemberg) sind dem flüchtig gewordenen Prinz Friedrich von Baden 2 Kanonen und 200,000 Gulden abgenommen und letztere sofort der provisorischen Regierung in Karlsruh übersandt worden. In Würtemberg hat zugleich das Volk erklärt, die drei ersten Aufgebote vom 18-36 Jahren aufbieten und dem badischen Volke, wenn dasselbe es verlange, zur Verfügung stellen zu wollen. Fortschritte haben die Schwaben jedenfalls gemacht; denn sie sprechen es jetzt laut aus, daß sie bis vor Kurzem die schwarz-roth-goldene Fahne vorangeschleppt, daß aber das Schwarz die Pfaffen, das Gold die Fürsten für sich behalten haben und so sei ihnen nur noch das Roth übrig geblieben. Unter dieser Fahne wollen sie ihren Nachbarn zur Durchsetzung der Volksrechte nach besten Kräften beistehen.

In Mannheim ist heute früh (16. Mai) Struve von Oes aus eingerückt.

Von Germain Metternich (Mainz), der seit den Frankfurter Ereignissen vom 18. September 1848 als Flüchtling gelebt, schreibt man aus Mannheim vom 15. Mai:

„Vorgestern Morgen ging's von Basel fort zur Offenburger Versammlung. Nachher brachten wir den Landesausschuß nach Rastatt. Gestern wurde in Oes organisirt; heute ging's nach Karlsruh. Brentano ist Ministerpräsident; Oberlieutenant Eichberg (direkt von der Festung geholt) Kriegsminister u. s. w. Im Landesausschuß (der heute schon Exekutiv-Kommission genannt wird) sitzen Struve, Junghaus, Werner, Richter etc. Diesen Abend bin ich an der Spitze einer bedeutenden Masse Volkswehr, Hand in Hand mit einem Bataillon Soldaten, deren demokratischer Geist vortrefflich, bei improvisirter Illumination und unter unendlichem Jubel der Bevölkerung in Mannheim eingerückt, um einem etwaigen Ueberfall kräftig zu begegnen.

Man hat Depeschen des Reichsverwesers aufgefangen, deren baldige Veröffentlichung auch den hartnäckigsten Staar rücksichtlich der Volksverrätherei jenes Subjektes kuriren wird.

* Köln, 16. Mai.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
303 Elberfeld, 16. Mai.

In verschiedenen Blättern heißt es, ein gewisser Herr Gottschalk sei hier als rother Republikaner ausgewiesen worden. Wir können versichern, daß Niemand von hier ausgewiesen wurde und daß der fragliche Hr. Gottschalk hier nicht gesehen worden ist.

Barmen, 12. Mai.

An Se. Majestät den König ging folgende Adresse von hier ab mit zahlreichen achtbaren Unterschriften bedeckt:

Majestät!

Unter dem ernsten Eindruck der neuesten Ereignisse und in gewisser Voraussicht der Thron und Vaterland gleich schwer bedrohenden Gefahren, halten es die unterzeichneten Bürger Barmens für ihre heilige Pflicht, Ew. Majestät die Ueberzeugung offen auszusprechen, daß der Weg den Ew. Maj Regierung in Bezug auf die Interessen sowohl des engern, als auch des Gesammtvaterlandes eingeschlagen hat, uns unheilvoll und verderbenbringend erscheint, und wir in Folge dessen uns zu der Erklärung veranlaßt finden, daß die Regierung Ew. Magestät unser Vertrauen verloren hat.

Wir müssen uns um so mehr zu dieser Erklärung gedrungen fühlen, als wir immer treu und wahrhaft an der von Ew. Majestät uns gegebenen konstitutionell-monarchischen Regierungsform festgehalten haben, und als die Regierung Ew. Majestät in Betreff Ihrer Entschließungen sich auf die Zustimmung der Majorität des Volkes beruft.

Ew. Majestät beschwören wir deshalb feierlichst, auf die Stimme der Bürger Gewicht zu legen, die immer Gesetz und Ordnung geachtet haben, und dieselben bald durch eine Aenderung Ihres Ministeriums zu beruhigen, was nach unserer Ueberzeugung der einzige Weg sein wird, das Vertrauen zwischen Krone und Volk wiederherzustellen:

Mit dieser Bitte zeichnen

Ew. Majestät getreueste.

Barmen, den 9. Mai 1849.

(Folgen die Unterschriften.)

301 Neuß, 15. Mai.

Eine Patrouille von 5 Ulanen ist in der Nacht vom 11. auf den 12. ds. M. als Opfer für die unmenschliche Rohheit, mit welcher die eingefangenen Freischärler traktirt wurden, gefallen.

Die Thäter, so wie die That sind in so geheimnißvolles Dunkel gehüllt, daß ich heute erst mit Bestimmtheit das Geschehene berichten kann.

Die todten Soldaten sind des Nachts auf einen Karren geladen und weggeschafft worden.

Gestern Nachmittag zogen die in Freiheit gesetzten Gladbacher Freischärler unter dem Jubel der Bevölkerung durch unsere Stadt ihrer Heimath zu.

15 Essen, 12. Mai.

Es wäre Jammerschade, wollte ich Ihnen aus der neuesten Rede des Kommandirenden van Rehbinder, die er vor dem versammelten Offizier- und Unteroffizierkorps gehalten, nicht einige der bezeichnendsten Stellen mittheilen. Jener wanzenritterliche Cicero perorirte unter Anderm, wie folgt:

„Ich werde Ihnen jetzt einige Rescripte vorlesen lassen. (Es wird ein Schreiben des kommandirenden Generals verlesen, welches auf's Strengste den Besuch von Vereinen und Klubs den Soldaten verbietet.) Darauf fährt der Herr Major fort:

Meine Herren, ich verbiete Ihnen also hiermit streng den Besuch von Vereinen, Klubs und Versammlungen. Glauben Sie mir auch nur, meine Herren, solche Vereine, sie mögen Namen haben, wie sie wollen, taugen alle nichts; es wird da nur Schlechtes gesprochen und getrieben, und für den Soldaten taugt das am allerwenigsten, meine Herren. Glauben Sie nur, meine Herren, ich kenne das. Und die Demokraten taugen auch nichts, meine Herren, ich habe noch niemals gehört, daß Demokraten Ehrenmänner sein können und ich kenne also auch keinen einzigen Demokraten, der ein Ehrenmann wäre. Nein, meine Herren, das verträgt sich nicht zusammen, ich weiß das.

Sie aber, meine Herren, sind Ehrenmänner, ja, und wir wollen gute Preußen sein, treu unserm Könige, das Andere geht uns nichts an.

Es versteht sich von selbst, meine Herren, daß das, was hier unter uns gesprochen wird, Geheimniß bleiben muß, ja das ist ganz natürlich, es ist Soldaten-Geheimniß und also Ehren-Geheimniß. Ich habe Ihnen nur diese wenigen Worte sagen wollen, die Sie ja Alle vorher schon kannten. Wünsche gute Nacht, meine Herren.“

323 Berlin, 15. Mai.

Folgende Stylübung des Charlottenburger Unterknäsen wird in dieser ernsten Zeit manches umdüsterte Gemüth vollständig zu erheitern im Stande sein:

An Mein Volk!

Unter dem Vorwande der deutschen Sache haben die Feinde des Vaterlandes zuerst in dem benachbarten Sachsen, dann in einzelnen Gegenden von Süddeutschland die Fahne der Empörung aufgepflanzt. Zu Meinem

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          <p>Meine Herren, ich verbiete Ihnen also hiermit streng den Besuch von Vereinen, Klubs und Versammlungen. Glauben Sie mir auch nur, meine Herren, solche Vereine, sie mögen Namen haben, wie sie wollen, taugen alle nichts; es wird da nur Schlechtes gesprochen und getrieben, und für den Soldaten taugt das am allerwenigsten, meine Herren. Glauben Sie nur, meine Herren, ich kenne das. Und die Demokraten taugen auch nichts, meine Herren, ich habe noch niemals gehört, daß Demokraten Ehrenmänner sein können und ich kenne also auch keinen einzigen Demokraten, der ein Ehrenmann wäre. Nein, meine Herren, das verträgt sich nicht zusammen, ich weiß das.</p>
          <p>Sie aber, meine Herren, sind Ehrenmänner, ja, und wir wollen gute Preußen sein, treu unserm Könige, das Andere geht uns nichts an.</p>
          <p><hi rendition="#g">Es versteht sich von selbst</hi>, meine Herren, <hi rendition="#g">daß das, was hier unter uns gesprochen wird</hi>, <hi rendition="#b">Geheimniß</hi> bleiben muß, ja das ist ganz natürlich, es ist Soldaten-Geheimniß und also Ehren-Geheimniß. Ich habe Ihnen nur diese wenigen Worte sagen wollen, die Sie ja Alle vorher schon kannten. Wünsche gute Nacht, meine Herren.&#x201C;</p>
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          <head><bibl><author>323</author></bibl> Berlin, 15. Mai.</head>
          <p>Folgende Stylübung des Charlottenburger Unterknäsen wird in dieser ernsten Zeit manches umdüsterte Gemüth vollständig zu erheitern im Stande sein:</p>
          <p>&#x201E;<hi rendition="#g">An Mein Volk!</hi> </p>
          <p>Unter dem Vorwande der deutschen Sache haben die Feinde des Vaterlandes zuerst in dem benachbarten Sachsen, dann in einzelnen Gegenden von Süddeutschland die Fahne der Empörung aufgepflanzt. Zu Meinem
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[1709/0001] Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 300. Köln, Donnerstag, den 17. Mai. 1849. Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. — Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau. Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. — Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. — Nur frankirte Briefe werden angenommen. — Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln Unter Hutmacher Nro. 17. Häufige Nachfragen veranlassen uns zu der Mittheilung, daß Abonnements auf die Neue Rheinische Zeitung für das halbe Quartal (15. Mai bis 31. Juni) für die Stadt Köln à 20 Sgr. angenommen werden. Für auswärts ist diese Einrichtung nicht möglich, weil die Postamts-Zeitungs-Expedition sich nicht darauf einlassen kann. Die Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung. Zweite Ausgabe. Des heutigen Festtages wegen erscheint morgen keine Zeitung. Deutschland. * Köln, 16. Mat. Die heutigen Nachrichten vom Oberrhein lauten abermals für die Volkssache höchst erfreulich. Ganz Baden ist dem gottbegnadeten deutschen Bojarenthum abhanden gekommen. Die einzige Stütze der Herren Landesväter, das Militär, ist nicht blos wankend geworden, sondern vollständig zerbrochen. Ueberall in Baden hat sich das Militär für das Volk, für die Republik, erklärt. Die Gefangenen: Struve, Blind, Bornstedt etc. etc. sind der Zellenhaft und der Regierungstortur entrissen worden und dem Leben und der Thätigkeit für die Sache der Demokratie zurückgegeben. In Mannheim traf gestern bedeutender Zuzug aus dem Oberlande und anderen Theilen Badens ein, der aus mehr als 8000 Bewaffneten besteht. Sehr bereitwillig boten die Bürger Quartiere an. Um Mitternacht erschallte auf ein Mal die Allarmtrommel. Oberst Hinckeldey (aus Karlsruhe) hatte unter dem Versprechen, Jedem ein Landgütchen zu schenken, 150 Subjekte zusammengebracht, die er nun gegen das Volk marschiren ließ. Als aber ein Theil der Freischaaren herannahte: stoben jene 150 Gottesgnadenvertheidiger, trotz der verheißenen Landgütchen, schleunigst auseinander und Oberst Hinckeldey blieb — als Gefangener in den Händen des Volkes zurück. Heute früh zwischen 5-6 Uhr ging in Mannheim sämmtliches bairisches Militär zum Volke über. Es riß die Kokarden und Kronen von den Mützen herab, so daß sie haufenweise auf der Straße umherlagen. Ferner: In Neuenbirck (Königreich Würtemberg) sind dem flüchtig gewordenen Prinz Friedrich von Baden 2 Kanonen und 200,000 Gulden abgenommen und letztere sofort der provisorischen Regierung in Karlsruh übersandt worden. In Würtemberg hat zugleich das Volk erklärt, die drei ersten Aufgebote vom 18-36 Jahren aufbieten und dem badischen Volke, wenn dasselbe es verlange, zur Verfügung stellen zu wollen. Fortschritte haben die Schwaben jedenfalls gemacht; denn sie sprechen es jetzt laut aus, daß sie bis vor Kurzem die schwarz-roth-goldene Fahne vorangeschleppt, daß aber das Schwarz die Pfaffen, das Gold die Fürsten für sich behalten haben und so sei ihnen nur noch das Roth übrig geblieben. Unter dieser Fahne wollen sie ihren Nachbarn zur Durchsetzung der Volksrechte nach besten Kräften beistehen. In Mannheim ist heute früh (16. Mai) Struve von Oes aus eingerückt. Von Germain Metternich (Mainz), der seit den Frankfurter Ereignissen vom 18. September 1848 als Flüchtling gelebt, schreibt man aus Mannheim vom 15. Mai: „Vorgestern Morgen ging's von Basel fort zur Offenburger Versammlung. Nachher brachten wir den Landesausschuß nach Rastatt. Gestern wurde in Oes organisirt; heute ging's nach Karlsruh. Brentano ist Ministerpräsident; Oberlieutenant Eichberg (direkt von der Festung geholt) Kriegsminister u. s. w. Im Landesausschuß (der heute schon Exekutiv-Kommission genannt wird) sitzen Struve, Junghaus, Werner, Richter etc. Diesen Abend bin ich an der Spitze einer bedeutenden Masse Volkswehr, Hand in Hand mit einem Bataillon Soldaten, deren demokratischer Geist vortrefflich, bei improvisirter Illumination und unter unendlichem Jubel der Bevölkerung in Mannheim eingerückt, um einem etwaigen Ueberfall kräftig zu begegnen. Man hat Depeschen des Reichsverwesers aufgefangen, deren baldige Veröffentlichung auch den hartnäckigsten Staar rücksichtlich der Volksverrätherei jenes Subjektes kuriren wird. * Köln, 16. Mai. _ 303 Elberfeld, 16. Mai. In verschiedenen Blättern heißt es, ein gewisser Herr Gottschalk sei hier als rother Republikaner ausgewiesen worden. Wir können versichern, daß Niemand von hier ausgewiesen wurde und daß der fragliche Hr. Gottschalk hier nicht gesehen worden ist. Barmen, 12. Mai. An Se. Majestät den König ging folgende Adresse von hier ab mit zahlreichen achtbaren Unterschriften bedeckt: „Majestät! Unter dem ernsten Eindruck der neuesten Ereignisse und in gewisser Voraussicht der Thron und Vaterland gleich schwer bedrohenden Gefahren, halten es die unterzeichneten Bürger Barmens für ihre heilige Pflicht, Ew. Majestät die Ueberzeugung offen auszusprechen, daß der Weg den Ew. Maj Regierung in Bezug auf die Interessen sowohl des engern, als auch des Gesammtvaterlandes eingeschlagen hat, uns unheilvoll und verderbenbringend erscheint, und wir in Folge dessen uns zu der Erklärung veranlaßt finden, daß die Regierung Ew. Magestät unser Vertrauen verloren hat. Wir müssen uns um so mehr zu dieser Erklärung gedrungen fühlen, als wir immer treu und wahrhaft an der von Ew. Majestät uns gegebenen konstitutionell-monarchischen Regierungsform festgehalten haben, und als die Regierung Ew. Majestät in Betreff Ihrer Entschließungen sich auf die Zustimmung der Majorität des Volkes beruft. Ew. Majestät beschwören wir deshalb feierlichst, auf die Stimme der Bürger Gewicht zu legen, die immer Gesetz und Ordnung geachtet haben, und dieselben bald durch eine Aenderung Ihres Ministeriums zu beruhigen, was nach unserer Ueberzeugung der einzige Weg sein wird, das Vertrauen zwischen Krone und Volk wiederherzustellen: Mit dieser Bitte zeichnen Ew. Majestät getreueste. Barmen, den 9. Mai 1849. (Folgen die Unterschriften.) 301 Neuß, 15. Mai. Eine Patrouille von 5 Ulanen ist in der Nacht vom 11. auf den 12. ds. M. als Opfer für die unmenschliche Rohheit, mit welcher die eingefangenen Freischärler traktirt wurden, gefallen. Die Thäter, so wie die That sind in so geheimnißvolles Dunkel gehüllt, daß ich heute erst mit Bestimmtheit das Geschehene berichten kann. Die todten Soldaten sind des Nachts auf einen Karren geladen und weggeschafft worden. Gestern Nachmittag zogen die in Freiheit gesetzten Gladbacher Freischärler unter dem Jubel der Bevölkerung durch unsere Stadt ihrer Heimath zu. 15 Essen, 12. Mai. Es wäre Jammerschade, wollte ich Ihnen aus der neuesten Rede des Kommandirenden van Rehbinder, die er vor dem versammelten Offizier- und Unteroffizierkorps gehalten, nicht einige der bezeichnendsten Stellen mittheilen. Jener wanzenritterliche Cicero perorirte unter Anderm, wie folgt: „Ich werde Ihnen jetzt einige Rescripte vorlesen lassen. (Es wird ein Schreiben des kommandirenden Generals verlesen, welches auf's Strengste den Besuch von Vereinen und Klubs den Soldaten verbietet.) Darauf fährt der Herr Major fort: Meine Herren, ich verbiete Ihnen also hiermit streng den Besuch von Vereinen, Klubs und Versammlungen. Glauben Sie mir auch nur, meine Herren, solche Vereine, sie mögen Namen haben, wie sie wollen, taugen alle nichts; es wird da nur Schlechtes gesprochen und getrieben, und für den Soldaten taugt das am allerwenigsten, meine Herren. Glauben Sie nur, meine Herren, ich kenne das. Und die Demokraten taugen auch nichts, meine Herren, ich habe noch niemals gehört, daß Demokraten Ehrenmänner sein können und ich kenne also auch keinen einzigen Demokraten, der ein Ehrenmann wäre. Nein, meine Herren, das verträgt sich nicht zusammen, ich weiß das. Sie aber, meine Herren, sind Ehrenmänner, ja, und wir wollen gute Preußen sein, treu unserm Könige, das Andere geht uns nichts an. Es versteht sich von selbst, meine Herren, daß das, was hier unter uns gesprochen wird, Geheimniß bleiben muß, ja das ist ganz natürlich, es ist Soldaten-Geheimniß und also Ehren-Geheimniß. Ich habe Ihnen nur diese wenigen Worte sagen wollen, die Sie ja Alle vorher schon kannten. Wünsche gute Nacht, meine Herren.“ 323 Berlin, 15. Mai. Folgende Stylübung des Charlottenburger Unterknäsen wird in dieser ernsten Zeit manches umdüsterte Gemüth vollständig zu erheitern im Stande sein: „An Mein Volk! Unter dem Vorwande der deutschen Sache haben die Feinde des Vaterlandes zuerst in dem benachbarten Sachsen, dann in einzelnen Gegenden von Süddeutschland die Fahne der Empörung aufgepflanzt. Zu Meinem

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 300. Köln, 17. Mai 1849. Zweite Ausgabe, S. 1709. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz300ii_1849/1>, abgerufen am 23.11.2024.