Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 297. Köln, 13. Mai 1849.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

Ehren in diese Versammlung zurückkehren können. Aber das ist das Resultat, wenn man sich mit unfähigen Subjekten umgibt, die im Moment der Gefahr nichts zu thun wissen als den Rücken zu beugen. Wollen Sie warten bis die preußische Landwehr eingekleidet ist und gegen das Volk kämpfen muß? (die preußische Landwehr, Hr. Vogt, besteht nicht aus Bierpolterern!) das sächsische Militär hätte so viel Ehrgefühl haben sollen, erst die Preußen herauszuschlagen.

Das Ministerium Brandenburg-Manteuffel ist der verkörperte Absolutismus in Deutschland, und es ist gleichgültig, ob man mit russischer Knute oder mit preußischem Säbel geprügelt wird. Wenn wir uns jetzt nicht ermahnen, dann werden wir erliegen und werden nicht mehr mit Ehren zum Himmel blicken und sagen können: wir haben wenigstens unsere Pflicht gethan. Es ist jetzt die letzte Stunde, die an Ihre Thüre klopft: es ist der letzte Augenblick, wo Sie zeigen können, daß Sie Männer sind; wohlan so zeigen Sie es.

Die Berathung wurde hierauf geschlossen, und bei namentlicher Abstimmung der v. Reden'sche Antrag mit 188 gegen 147 Stimmen angenommen. (Stürmischer Beifall)

Ein Zusatz-Antrag von M. Mohl (Aufstellung eines Parlamentsheeres u. s. w.) wird abgelehnt, ein Antrag von Nagel (Unterstützung von Reichswegen für die im Kampfe für die Reichsverfassung Verstümmelten und für die Familien der Gebliebenen) wird zurückgenommen. Ein Antrag von Umbscheiden, daß sofort eine Deputation von 12 Mitgliedern ernannt werde, um den Erzherzog Reichsverweser zum Vollzuge obiger Beschlüsse aufzufordern, und die Versammlung bis nach Empfang der Antwort permanent bleibe, wird mit 169 gegen 162 Stimmen als dringlich anerkannt.

Biedermann: die an den Erzherzog zu stellende Forderung kann nur lauten, daß er sich mit einem Ministerium umgebe Dies letztere wird dann zur Vollziehung obiger Beschlüsse anzuhalten sein.

Umscheiden vereinigt sich nach einer kurzen Verhandlung mit dem Verbesserungsantrage von Gravenhorst, wonach dem Erzherzoge eine Abschrift der gefaßten Beschlüsse zu überbringen und derselbe um Antwort auf die Frage zu ersuchen ist, ob er geneigt sei, in Anbetracht der dringlichen Sachlage sobald als irgend möglich ein Ministerium zu bilden, welches sich der Ausführung der Maßregeln unterzieht.

Der Antrag wird angenommen und die Ernennung der Deputationsmitglieder dem Bureau übertragen.

Nachdem sich das Bureau auf kurze Zeit zurückgezogen hat, verkündet es die folgende Zusammensetzung der Deputation: Löwe aus Kalbe, Raveaux Ludwig Simon, Zell, Kirchgeßner, von Reden, Hollandt, Claussen, Halbauer aus Meißen, Rösler von Wien, Eckert aus Bromberg, Jucho.

Verhandlungen finden natürlich während sich die Deputation anschickt, ihrem Auftrage zu genügen, nicht Statt, und das Haus wird von dem größten Theile der Mitglieder verlassen.

Die Deputation kehrt so eben, 3 1/2 Uhr, vom Reichsverweser zurück Sie ist, was die Durchführung der Verfassung anlangt, ausweichend beschieden worden. Die Bildung eines Ministeriums hingegen hat der Erzherzog zugesagt und daneben geäußert, daß er die Ordnung zu handhaben wissen werde.

Neustadt a. d. Haardt, 8. Mai. Morgens 5 Uhr.

Seit gestern Abend bis zum Augenblick sind wir in vollständiger Revolution. Gestern um 6 Uhr kam plötzlich durch Estaffette von Kaiserslautern die Nachricht, daß gegen den Willen des Reichsministeriums ein Corps preußischer Truppen die Gränze überschritten habe, und daß sämmtliche Volkswehr sich zum Angriffe bereit halten soll. Sogleich ertönte der Generalmarsch und es zeigte sich, daß Niemand zurückbleibt, wenn es gilt, das Vaterland zu vertheidigen. Nicht blos die Volkswehr, sondern auch alle waffenfähige Männer, welchen Gewehr und Sensen fehlten, und die sich deshalb mit Aexten, Heu- und Mistgabeln u. dgl. versahen, erschienen in größter Schnelligkeit und Vollständigkeit. Zuzüge von den ringsum liegenden Ortschaften langten an, so daß Abends um 10 Uhr der ganze Bahnhof mit wenigstens 1500 Bewaffneten besetzt war, um die Preußen mit Gebühr zu empfangen. Um Mitternacht sollte der Zug ankommen, doch wurde in der Nähe Mutterstadt's die Bahn schon vorher zerstört, so daß die Fahrt unmöglich wurde. Indessen sind alle Vorbereitungen getroffen, um mißliebigen Zuzug abzuhalten; Wache steht überall und jeder Fremde und Verdächtige wird angehalten. So wurde während der Nacht eine Depesche des k. Regierungspräsidenten aufgefangen, worin alle Gewalten gewarnt werden, Truppen beizuziehen, um jeden blutigen Zusammenstoß zu vermeiden. Eben so wurde der Bediente unseres Landkommissärs aufgegriffen, welcher ein Schreiben an Beamte zu besorgen hatte, worin dieselben zur Annahme und Beeidigung der deutschen Verfassung aufgefordert wurden.

Morgens 8 Uhr. Es wurden heute Morgen die Wachen organisirt und eine permanente Kommission zur Regelung des Betriebes eingesetzt. So eben geht die Nachricht ein, daß die Preußen Ludwigshafen passirt und durch das Sturmläuten der umliegenden Orte geängstigt, sich statt gegen Neustadt nach Speyer gewendet hätten. In Speyer soll unter dem baierischen Militär Unruhe ausgebrochen sein, so daß sich die Offiziere flüchten mußten und die Soldaten nun zu den Bürgern halten. Näheres müssen wir abwarten. Gestern Abend sind schon baierische Soldaten mit Sack und Pack hier angelangt, welche von der Wache desertirt sind, um mit den Bürgern zu kämpfen. Der regelmäßige Bahnzug um 7 Uhr fand nicht statt; aber ein Zug bewaffneter Turner und Sensenmänner wird so eben per Eisenbahn gegen Speyer zu expedirt, so weit es eben geht, um Näheres zu erfahren. Hunderte der kräftigsten Männer, mit Mistgabeln, Aexten u. dgl. bewaffnet, langen von auswärts an. Die ganze Bahn und günstige Punkte sind trefflich besetzt.

Mittags 12 Uhr. Der Zug kommt so eben an mit einer Ladung Schienen, welche 2 Stunden von hier aufgebrochen wurden, um jeden Zuzug zurückzuhalten. Wir sind nun durch dieses Demoliren der Bahn von jenseits ganz abgeschnitten. Werden die Darmstädter, Hanauer und andere Turner ihr am Sonntag gegebenes Wort halten? Rufen können wir sie nicht mehr!!!

Mittags 2 Uhr. Eisenstuck ist nach Landau geeilt. Eine Proklamation für die Bewohner Speyers, von dem königl. Regierungsdirektor Oettinger und dem Bürgermeister Kolb unterschrieben, sagt: "Die Reichsgewalt habe Reichstruppen, namentlich ein Bataillon preußische und ein Bataillon badische Infanterie und eine Escadron badische Cavallerie beordert, um die Reichsfestung Landau zu besetzen. Da in der Pfalz der Glaube herrsche, diese Truppen wären feindlich gesinnt, so werde hiermit veröffentlicht, daß dieselben Speyer nur der Erfrischung wegen berühren und dann sogleich nach Landau abgingen." Dieser bekannt gewordenen Erklärung folgte der Ruf: "Verrath! Verrath!" Ueberall hört man, man will uns belagern, betrügen, Preußen erkenne die Verfassung nicht an, mithin könnten diese Soldaten auch keine Freunde sein; sie müssen aus der Pfalz etc. Der Reichskommissär soll übrigens die Versicherung gegeben haben, nur schwarz-roth-goldene Truppen zu beordeen. Wir haben aber schwarz-weiße erhalten! Wird er dieselben wieder entfernen können? Bald wird zur Wahrheit werden, was am Sonntage in der großen Volksversammlung dahier behauptet wurde: "Wo Reichskommissäre hinkommen, fließt Blut!"

Mittags 3 Uhr. Die Kreiskasse in Speyer ist schon vor einigen Tagen um Mitternacht in die Festung in Gewahrsam gebracht worden. In Speyer sollen Barrikaden erbaut werden. Die baierischen Truppen sollen die betreffenden Punkte, vereinigt mit den Bürgern, besetzt haben. Es regnet sehr stark und beständig. Die Preußen werden heute schon gewaschen. Die Nußdorfer, bekannt aus dem Bauernkriege, lassen keine Preußen in die Festung Landau, so wird allgemein versichert. Tausende sind heute in der Pfalz kampfbereit. Ueberall Wache und Patrouille. Ein solcher Muth, eine solche Begeisterung und Ausdauer hat man nicht erwartet. Wenn ganz Wien in dieser Stimmung gewesen wäre, wie sie soeben in der Pfalz ist, wäre Wien nie gefallen und wenn der Teufel selbst mit seinem Heere gekommen ware.

Mittags 4 Uhr. Mannheims Stadt-Collegium soll sich energisch ausgesprochen haben, keine preußische oder baierische Truppen durchmarschiren zu lassen. Wie kommt es aber, daß das an der Spitze der Bewegung stehende, die Verfassung vertheidigende Reichsministerium Preußen sendet? Will man hier auch Comödie spielen? Badenser Truppen mit den Pfälzern sollen die Verfassung vertheidigen und Preußen sollen dieselbe zu gleicher Zeit mit dem Bajonette verwerfen helfen! Der Verrath liegt offen zu Tage!

Mittags 5 Uhr. Die Preußen haben sich nach Geinsheim, 2 Stunden von hier, gezogen, weil sie gesehen, daß sie in Speyer keinen Eingang erkämpfen können. Die baier. Besatzung Landau's soll sich auch bestimmt weigern, diese Truppen in ihre Mauern aufzunehmen.

(Fr. J.)
*

Wir erhalten auf außerordentlichem Wege folgenden gedruckten offiziellen Bericht:

Ludwigshafen, 10. Mai 1849.

Das Kommando der Bürgerwehr zu Worms an die permanente Kommandantur daselbst.

Ich beeile mich in gedrängter Kürze Ihnen hiermit über die heutigen Vorgänge zu berichten. Durch Zuzüge von Frankenthal und der Wormser Umgegend, Westhofen, Osthofen etc. verstärkt erreichten wir um 8 Uhr den Ort Ludwigshafen, nach bewirkter Aufstellung und Absendung von Parlamentären an den Kommandanten des Brückenkopfes wo bereits die 2 Barrikaden im Bau begriffen waren, wurde der Kommandant aufgefordert, sich unbedingt zu unterwerfen. -- Derselbe bat um eine Stunde Bedenkzeit, welche ich ihm nicht bewilligte, sondern augenblicklich zum Sturm schritt, den Brückenkopf nahm, woselbst der Kommandant bereits Reißaus genommen hatte. Die Hälfte der Mannschaft ging zu uns über, die übrigen mit dem Kommandanten flüchteten sich nach Mannheim. Die Haltung der Truppen während des Sturms, wie auch während des Marsches, war gewiß die lobenswertheste. Hierauf nahm ich Besitz vom Brückenkopf und Ludwigshafen. Gleich hierauf wurden mir baierische Truppen, bei 400 Mann im Anmarsch gemeldet. Ich sendete einen Reiter entgegen, um sie zu erfragen in welcher Absicht sie herbeikämen.

Die Antwort war: sie kämen als Freunde. Ich ließ gleich die Verfassung beschwören, was sie mit Ausnahme der Offiziere trotz allen Vorstellungen, bereitwillig thaten. Letztere sind aber von ihnen entfernt worden. Morgen sende ich die übergegangenen Truppen nach Neustadt. Der Militärkommandant von Mannheim hat die Brücke ausheben lassen, und nachdem ich ihm über den Zweck meiner Handlungen Aufschlüsse gegeben hatte, versprach er keine feindlichen Schritte vorzunehmen, auch keinen baierischen Truppen den Durchmarsch zu gestatten, übrigens von dem Vorgefallenen seinem Ministerium Bericht zu erstatten. Ich habe alle möglichen Vorkehrungen getroffen. Ich erhalte Zuzüge von allen Seiten angetragen. Eine permanente Kommission ist bereits erwählt, im Verein mit den hiesigen Bürgern, um alles Nöthige anzuwenden und in Vollzug zu setzen.

Mit aller Hochachtung

Der Oberst der Bürgerwehr und Kommandant sämmtlicher Truppenabtheilungen, Blenker.

225 Ludwigshafen, 10. Mai.

Abends 9 Uhr.

Hurrah!

Wir haben heute Abend 8 Uhr, den hiesigen Brückenkopf so wie ganz Ludwigshafen, und zwei vom Oberlieutenant Ball errichtete und mit Büchsenschützen besetzte Barrikaden im Sturm, aber ohne einen Schuß genommen. Alle hiesigen Baiern, welche nicht durch ihre Zwangsstellung in der Barrikade daran gehindert waren, fraternisirten mit uns -- Ungeheurer Jubel! So eben kommt ein Bataillon Baiern vom 8. Regiment von Landau. Ich ging sofort als Parlamentär dem Kommandeur entgegen und erklärte ihm im Namen des Obersten Blenker, daß wenn er etwa feindlich komme, wir ihn auch feindlich und würdig empfangen und unsere Position nur auf Tod und Leben verlassen würden. Worauf er erklärte, daß er als Freund komme, und mit uns brüderlich zusammenbleibe. -- Dies Wenige in größter Eile -- Ein Joch der Brücke ist gleich von uns abgeführt worden. Darauf erschien der Kommandant von Mannheim zu Pferde an der jenseitigen Brücke und hielt eine längere Unterredung mit dem Oberst Blenker in freundlicher Weise, indem er unser Recht, den hiesigen Platz besetzt zu halten, anerkennt.

15

In Kaiserslautern haben die Freunde des Volkes 50 Kanonen. Es werden 6000 Mann bei Lautern zusammengezogen. Die Hofheimer und Lorscher liegen in Frankenthal. Zuzüge sind zu wünschen. Man bittet um Munition. Der baierische Offizier hatte 6 Büchsen, um die Soldaten zusammenzuschießen, wenn sie nicht gehorchten. Diese aber gingen doch über. In Landau hat das Militär auf die Verfassung geschworen. Kommandeur aller Truppen ist Fenner von Fenneberg und ein ungarischer Offizier.

Bürger von Rheinhessen und Starkenberg, eilt den Rheinbaiern zu Hülfe!

Frankenthal, 7. Mai.

Gestern war in Ludwigshafen ein Kampf zwischen rheinbaierischen Soldaten und Altbaiern; die ersteren, von Frankfurt kommend, ließen die Freiheit und die Pfalz hochleben; die Altbaiern verwiesen ihnen dieß aus dem Grunde, weil sie des Königs Brod essen und des Königs Gold beziehen; darüber kam es zum Streit, in welchem die Altbaiern jämmerlich zugerichtet wurden. -- In Mannheim ist an den Straßenecken angeschlagen, man solle die Pfälzer unterstützen, und keine altbaierische Soldaten durchlassen.

(Fr. J.)
Beuthen, 8. Mai.

So eben bringt ein östreichischer Courier an den hiesigen Landrath die Depesche, daß von Morgen ab über Myslowitz etc. 15,000 Mann russischer Truppen, 48 Geschütze und 1200 Pferde nach Oestreich durch preußisch Schlesien gehen werden.

(Br. Ztg.)
Frankenthal, 8. Mai.

Auf die Nachricht, daß Preußen und Badenser hier einrücken, stellte sich klar heraus, was in der Volksversammlung zu Neustadt befürchtet worden war: daß die Reichsminister den Kommissär Eisenstuck mißbraucht haben, um einen Handstreich gegen Rheinbaiern auszuführen. Eisenstuck erklärte zu Neustadt auf sein Ehrenwort, daß kein Mann nach Rheinbaiern dürfe ohne seine Genehmigung. Allein in der folgenden Nacht schon rückten die "Reichstruppen" ein. Eisenstuck ist über ein so unerhörtes Spiel natürlich außer sich. Er hat jetzt den Landesvertheidigungs-Ausschuß von Kaiserslautern aufgefordert, ganz selbstständig zu handeln, beim ersten Schuß der Reichstruppen sie anzugreifen und sich als provisorische Regierung zu konstituiren. Man sieht einem Zusammenstoß entgegen.

(M. Z.)
Wien, 8. Mai.

Aus Ungarn fehlen alle zuverlässigen Nachrichten, nur Eines ist gewiß, daß Preßburg, die alte Krönungsstadt, Gefahr läuft, eine Schickschalsschwester von Pesth zu werden. Offizielle Daten vom Kriegsschauplatze werden keine veröffentlicht -- Beweis genug, daß wir seit acht Tagen auch nicht den geringsten Vortheil errangen. Und immer näher heran wälzt sich die Masse des Feindes, immer bedenklicher werden die Gerüchte von der Gränze. In Oedenburg drang bereits ein Streifkorps ein, und in Wienerneustadt packt Jedermann zusammen zur eiligen Flucht. Die kaiserlichen Aemter gehen mit gutem Beispiele voran! -- Oedenburg ist 2 Stunden von Wienerneustadt entfernt, dies letztere erreicht man mit der Eisenbahn in 1 1/2 Stunde, wie nahe steht uns also der Feind! Der Kampf wird blutig werden, denn jetzt steht Alles auf einem einzigen Wurfe! Die Russen scheinen mir keine Hülfstruppen, sonst zögen sie schneller heran.

Ich meine mit Grund, Czar will sich aus diesem Wirrwarr Galizien holen -- weiter ist es nichts! Nach Galizien bricht er ein an 6 Punkten -- das ist seine Beute, was jenseits der Karpathen geschieht, kümmert ihn wenig. Diese Annahme ist keine Ausgeburt meiner Phantasie, sie ist die Befürchtung vieler denkenden Oesterreicher. Die Moldau und Wallachei kommt bei diesem Anlasse gut weg, sie behält wenigstens einige Zeit einen Schein von Freiheit -- Galizien aber ist verloren, wie die Unabhängigkeit Ungarns fait accompli wird. Die erste Frucht des russischen Bündnisses reift bereits -- die Einfuhrszölle für Getreide und Schlachtvieh werden aufgelassen werden, angeblich um einer Hungersnoth abzuhelfen, in Wahrheit aber als Interessen für das Kapital, welches der Czar der Dynastie insgeheim vorgestreckt, um die eigene Entthronung rascher zu bewerkstelligen.

(N. O. Z.)
Französische Republik.
12 Paris, 9. Mai.

Frankreich rührt sich wieder, die alten Franzosen werden wieder lebendig; sie haben sich in Napoleon die Dummheit an's Ruder gesetzt, weil es leichter ist, mit der Dummheit als mit der Schuftigkeit fertig zu werden. Die Dummheit hat über die Schuftigkeit gesiegt. Der Ochse Napoleon hat sein schuftiges Ministerium, das schuftige Ministerium hat die schuftige Bourgeoisie Bourgeoisie -- Rothschild -- Fould in den Grund geboxt! Die Franzosen rühren sich -- zittere Oestreich, zittere Preußen! --

Die Oestreicher und Neapolitaner rücken gegen die Romagna, rücken gegen Ancona vor, sie folgen dem französischen General auf dem Fuße und Oudinot, der den Römern zu Hülfe gegen Oestreich und Neapel eilen sollte, rückte als Feind in Rom ein! Und die Franzosen in Paris brechen das Ministerium, das das römische Blut vergossen, verfluchen Oudinot, der den Oestreichern vorgearbeitet -- und an demselben Tage wo die Kammer das Ministerium gebrochen, wo die Oestreicher in die römische Republik eingebrochen, schreibt der Ochse Napoleon an Oudinot einen Brief, um ihn aufzumuntern, abermals einzudringen in Rom! Und die Patrie veröffentlicht den Brief, und Barrot desavouirt ihn. Und als wenn die Dummheit auf die Spitze getrieben werden mußte, um die Schuftigkeit zu stürzen, reicht das Ministerium seine Entlassung ein, und Napoleon verweigert sie!

Eine Handvoll ministerieller Atheisten, jüdischer Spekulanten und Jesuiten haben es zu Stande gebracht, daß eine Expedition gerüstet wird gegen die römische Republik, zum Interesse des Pabstes. Juden, Atheisten und Jesuiten haben den Pabst nothwendig, um ihre Metalliques und ihre 3-Prozentige zu halten; und um den Pabst zu halten, vergießen sie französisches Blut und opfern die römische Republik! Diese Juden, Atheisten und Jesuiten zählen auf den geheimen Beistand der Oestreicher, der Preußen und der Russen: da beginnt Oudinot eine Voreiligkeit, eine Dummheit, ganz wie Napoleon! Die Dummheit Oudinot's war, daß er, vertrauend auf die Berichte seiner jüdischen und östreichischen Agenten, in Rom mit offenen Armen aufgenommen zu werden glaubte -- da zeigen sich auf einmal 800 Franzosen, die dem Oudinot entgegentreten -- und machen die ganze Expedition zu Schanden!

In ganz Paris, in ganz Frankreich ertönte der Ruf: die französische Ehre ist befleckt, die Constitution ist verletzt, und wir dürfen nicht einmal eine Thräne vergießen über die Niederlage unserer Armee! Wir müssen uns freuen über den Tod unserer Brüder und in diese Lage hat uns Barrot-Faucher-Napoleon gesetzt. Nieder mit den dummen Schuften! Tod den Prinzen, tod den Tyrannen!

"Unsere militärische Ehre, schreibt der Stierochse, steht auf dem Spiele! Ich (der Held von Straßburg) werde nicht dulden, daß sie einen Schlag erhalte! Die Verstärkung soll Ihnen nicht fehlen!"..... Napoleon sieht noch immer die Oestreicher und Neapolitaner nicht! Er weiß noch immer nicht, wo der eigentliche Feind steht, wer die Ehre der französischen Soldaten eigentlich gebrandmarkt hat! Aber wie sollte er es auch wissen? Er empfängt ja nur die reaktionären Blätter, die keinen andern Rechtsboden kennen, als den der Oestreicher und der Metalliques, unter der Firma des Pabstes, der ihn heiligen muß. Hat die rothe Republik nicht recht, wenn sie auf ihre Proscriptionsliste die Liste der verkauften Redakteurs setzt? Der Rechtsboden! die Franzosen haben ihn jetzt durch die Preußen kennen gelernt. Der Rechtsboden, das sind die Feuerschlünde, welche das Recht in Form von Granaten, Bomben und Kartätschen auf das entwaffnete Volk schleudern, um ihr eigenes Recht, ihre Krone und ihr Budget zu retten.

Die Dummheit Napoleon's hat die Franzosen frei gemacht! "Louis Napoleon, sagt die Reform, ist entschlossen, den Weg zu wandern, den vor ihm Carl X. und Louis Philipp betreten hat." Und wer die Hartnäckigkeit des Maulesels kennt, findet dieses nur zu sehr begreiflich.

Der National trauet seinen eigenen Augen nicht. "Schon die direkte Intervention des Präsidenten in einer Debatte zwischen seinen Ministern und der Kammer, wäre bereits ein sehr schlimmes Ding: nun aber eine Intervention, die direkt dem Votum der Kammer entgegen ist!"

Weiter fehlte nichts, als daß Napoleon zugleich sich komprometiren muß, mit den andern gekrönten Stierochsen! Der Brief Napoleon's wird bereits seine Wirkung in Rom gethan haben, noch ehe das Votum der französischen Kammer dem General Oudinot zugekommen sein kann. Oudinot wird sogar weit früher schon einen Angriff auf Rom gemacht haben. Desto besser! Die Rache wird um so fürchterlicher ausfallen gegen die Schuften, die den Zug veranstaltet haben. Oestreich und Neapel rücken heran! Was werden die Franzosen in Rom machen? Gegen wen wird Oudinot sie führen? Dieser Gedanke allein macht die Franzosen in Paris rasend; sie verfluchen Barrot und Napoleon und wehe ihnen, wenn Oudinot abermals gegen Rom gezogen!

Verrath! Verrath! Das ist das Losungswort aller Franzosen. Verrath! Verrath! Das ist das Schlachtgeschrei, mit denen die Wahlen beginnen.

Verrath! der Napoleon, den wir gewählt haben, ist der rechte Napoleon nicht; sein Name hat uns irre geführt. Wir wollten einen Napoleon, dem wir den Cavaignac entgegensetzen konnten; wir wollten einen Napoleon, der den Krieg, statt gegen unsere Brüder in Paris zu führen, hinausschleudere in's Ausland, gegen die fremde Fürstenbrut; wir wollten einen Napoleon, einen Präsidenten der Republik, der, wie sein Oheim, allen gekrönten Häuptern, mit der Krone, das Haupt abschlagen sollte, und wir haben einen Pseudo-Napoleon, einen untergeschobenen Napoleon bekommen, der außerhalb Frankreich verfährt, wie Cavaignac in Frankreich, der unsere Brüder in Rom schlachtet, wie Cavaignac unsere Brüder in Paris geschlachtet! Verrath! Verrath!

Der Wahltag -- das ist der Schlachttag!

068 Paris, 10. Mai.

Der Moniteur hat sein langes Schweigen, nach Mittheilung der diplomatischen Depeschen, mit folgenden Mittheilungen unterbrochen:

1) Am 4. Mai war der General Oudinot mit dem Hauptquartier und der zweiten Brigade zu Palo. Die erste stand in Polidoro (6 Meilen von Rom), die dritte wurde eben in Civita-Vecchia ausgeschifft;

2) Radetzky hat beim Aufbruch von Mailand gegen Malghera Ordre zum Einmarsch von 27,000 Mann in die Romagna und Toskana gegeben; drei Bataillone von Triest abgeschickt, um Ankona zu okkupiren;

Hierzu eine Beilage.

Ehren in diese Versammlung zurückkehren können. Aber das ist das Resultat, wenn man sich mit unfähigen Subjekten umgibt, die im Moment der Gefahr nichts zu thun wissen als den Rücken zu beugen. Wollen Sie warten bis die preußische Landwehr eingekleidet ist und gegen das Volk kämpfen muß? (die preußische Landwehr, Hr. Vogt, besteht nicht aus Bierpolterern!) das sächsische Militär hätte so viel Ehrgefühl haben sollen, erst die Preußen herauszuschlagen.

Das Ministerium Brandenburg-Manteuffel ist der verkörperte Absolutismus in Deutschland, und es ist gleichgültig, ob man mit russischer Knute oder mit preußischem Säbel geprügelt wird. Wenn wir uns jetzt nicht ermahnen, dann werden wir erliegen und werden nicht mehr mit Ehren zum Himmel blicken und sagen können: wir haben wenigstens unsere Pflicht gethan. Es ist jetzt die letzte Stunde, die an Ihre Thüre klopft: es ist der letzte Augenblick, wo Sie zeigen können, daß Sie Männer sind; wohlan so zeigen Sie es.

Die Berathung wurde hierauf geschlossen, und bei namentlicher Abstimmung der v. Reden'sche Antrag mit 188 gegen 147 Stimmen angenommen. (Stürmischer Beifall)

Ein Zusatz-Antrag von M. Mohl (Aufstellung eines Parlamentsheeres u. s. w.) wird abgelehnt, ein Antrag von Nagel (Unterstützung von Reichswegen für die im Kampfe für die Reichsverfassung Verstümmelten und für die Familien der Gebliebenen) wird zurückgenommen. Ein Antrag von Umbscheiden, daß sofort eine Deputation von 12 Mitgliedern ernannt werde, um den Erzherzog Reichsverweser zum Vollzuge obiger Beschlüsse aufzufordern, und die Versammlung bis nach Empfang der Antwort permanent bleibe, wird mit 169 gegen 162 Stimmen als dringlich anerkannt.

Biedermann: die an den Erzherzog zu stellende Forderung kann nur lauten, daß er sich mit einem Ministerium umgebe Dies letztere wird dann zur Vollziehung obiger Beschlüsse anzuhalten sein.

Umscheiden vereinigt sich nach einer kurzen Verhandlung mit dem Verbesserungsantrage von Gravenhorst, wonach dem Erzherzoge eine Abschrift der gefaßten Beschlüsse zu überbringen und derselbe um Antwort auf die Frage zu ersuchen ist, ob er geneigt sei, in Anbetracht der dringlichen Sachlage sobald als irgend möglich ein Ministerium zu bilden, welches sich der Ausführung der Maßregeln unterzieht.

Der Antrag wird angenommen und die Ernennung der Deputationsmitglieder dem Bureau übertragen.

Nachdem sich das Bureau auf kurze Zeit zurückgezogen hat, verkündet es die folgende Zusammensetzung der Deputation: Löwe aus Kalbe, Raveaux Ludwig Simon, Zell, Kirchgeßner, von Reden, Hollandt, Claussen, Halbauer aus Meißen, Rösler von Wien, Eckert aus Bromberg, Jucho.

Verhandlungen finden natürlich während sich die Deputation anschickt, ihrem Auftrage zu genügen, nicht Statt, und das Haus wird von dem größten Theile der Mitglieder verlassen.

Die Deputation kehrt so eben, 3 1/2 Uhr, vom Reichsverweser zurück Sie ist, was die Durchführung der Verfassung anlangt, ausweichend beschieden worden. Die Bildung eines Ministeriums hingegen hat der Erzherzog zugesagt und daneben geäußert, daß er die Ordnung zu handhaben wissen werde.

Neustadt a. d. Haardt, 8. Mai. Morgens 5 Uhr.

Seit gestern Abend bis zum Augenblick sind wir in vollständiger Revolution. Gestern um 6 Uhr kam plötzlich durch Estaffette von Kaiserslautern die Nachricht, daß gegen den Willen des Reichsministeriums ein Corps preußischer Truppen die Gränze überschritten habe, und daß sämmtliche Volkswehr sich zum Angriffe bereit halten soll. Sogleich ertönte der Generalmarsch und es zeigte sich, daß Niemand zurückbleibt, wenn es gilt, das Vaterland zu vertheidigen. Nicht blos die Volkswehr, sondern auch alle waffenfähige Männer, welchen Gewehr und Sensen fehlten, und die sich deshalb mit Aexten, Heu- und Mistgabeln u. dgl. versahen, erschienen in größter Schnelligkeit und Vollständigkeit. Zuzüge von den ringsum liegenden Ortschaften langten an, so daß Abends um 10 Uhr der ganze Bahnhof mit wenigstens 1500 Bewaffneten besetzt war, um die Preußen mit Gebühr zu empfangen. Um Mitternacht sollte der Zug ankommen, doch wurde in der Nähe Mutterstadt's die Bahn schon vorher zerstört, so daß die Fahrt unmöglich wurde. Indessen sind alle Vorbereitungen getroffen, um mißliebigen Zuzug abzuhalten; Wache steht überall und jeder Fremde und Verdächtige wird angehalten. So wurde während der Nacht eine Depesche des k. Regierungspräsidenten aufgefangen, worin alle Gewalten gewarnt werden, Truppen beizuziehen, um jeden blutigen Zusammenstoß zu vermeiden. Eben so wurde der Bediente unseres Landkommissärs aufgegriffen, welcher ein Schreiben an Beamte zu besorgen hatte, worin dieselben zur Annahme und Beeidigung der deutschen Verfassung aufgefordert wurden.

Morgens 8 Uhr. Es wurden heute Morgen die Wachen organisirt und eine permanente Kommission zur Regelung des Betriebes eingesetzt. So eben geht die Nachricht ein, daß die Preußen Ludwigshafen passirt und durch das Sturmläuten der umliegenden Orte geängstigt, sich statt gegen Neustadt nach Speyer gewendet hätten. In Speyer soll unter dem baierischen Militär Unruhe ausgebrochen sein, so daß sich die Offiziere flüchten mußten und die Soldaten nun zu den Bürgern halten. Näheres müssen wir abwarten. Gestern Abend sind schon baierische Soldaten mit Sack und Pack hier angelangt, welche von der Wache desertirt sind, um mit den Bürgern zu kämpfen. Der regelmäßige Bahnzug um 7 Uhr fand nicht statt; aber ein Zug bewaffneter Turner und Sensenmänner wird so eben per Eisenbahn gegen Speyer zu expedirt, so weit es eben geht, um Näheres zu erfahren. Hunderte der kräftigsten Männer, mit Mistgabeln, Aexten u. dgl. bewaffnet, langen von auswärts an. Die ganze Bahn und günstige Punkte sind trefflich besetzt.

Mittags 12 Uhr. Der Zug kommt so eben an mit einer Ladung Schienen, welche 2 Stunden von hier aufgebrochen wurden, um jeden Zuzug zurückzuhalten. Wir sind nun durch dieses Demoliren der Bahn von jenseits ganz abgeschnitten. Werden die Darmstädter, Hanauer und andere Turner ihr am Sonntag gegebenes Wort halten? Rufen können wir sie nicht mehr!!!

Mittags 2 Uhr. Eisenstuck ist nach Landau geeilt. Eine Proklamation für die Bewohner Speyers, von dem königl. Regierungsdirektor Oettinger und dem Bürgermeister Kolb unterschrieben, sagt: „Die Reichsgewalt habe Reichstruppen, namentlich ein Bataillon preußische und ein Bataillon badische Infanterie und eine Escadron badische Cavallerie beordert, um die Reichsfestung Landau zu besetzen. Da in der Pfalz der Glaube herrsche, diese Truppen wären feindlich gesinnt, so werde hiermit veröffentlicht, daß dieselben Speyer nur der Erfrischung wegen berühren und dann sogleich nach Landau abgingen.“ Dieser bekannt gewordenen Erklärung folgte der Ruf: „Verrath! Verrath!“ Ueberall hört man, man will uns belagern, betrügen, Preußen erkenne die Verfassung nicht an, mithin könnten diese Soldaten auch keine Freunde sein; sie müssen aus der Pfalz etc. Der Reichskommissär soll übrigens die Versicherung gegeben haben, nur schwarz-roth-goldene Truppen zu beordeen. Wir haben aber schwarz-weiße erhalten! Wird er dieselben wieder entfernen können? Bald wird zur Wahrheit werden, was am Sonntage in der großen Volksversammlung dahier behauptet wurde: „Wo Reichskommissäre hinkommen, fließt Blut!“

Mittags 3 Uhr. Die Kreiskasse in Speyer ist schon vor einigen Tagen um Mitternacht in die Festung in Gewahrsam gebracht worden. In Speyer sollen Barrikaden erbaut werden. Die baierischen Truppen sollen die betreffenden Punkte, vereinigt mit den Bürgern, besetzt haben. Es regnet sehr stark und beständig. Die Preußen werden heute schon gewaschen. Die Nußdorfer, bekannt aus dem Bauernkriege, lassen keine Preußen in die Festung Landau, so wird allgemein versichert. Tausende sind heute in der Pfalz kampfbereit. Ueberall Wache und Patrouille. Ein solcher Muth, eine solche Begeisterung und Ausdauer hat man nicht erwartet. Wenn ganz Wien in dieser Stimmung gewesen wäre, wie sie soeben in der Pfalz ist, wäre Wien nie gefallen und wenn der Teufel selbst mit seinem Heere gekommen ware.

Mittags 4 Uhr. Mannheims Stadt-Collegium soll sich energisch ausgesprochen haben, keine preußische oder baierische Truppen durchmarschiren zu lassen. Wie kommt es aber, daß das an der Spitze der Bewegung stehende, die Verfassung vertheidigende Reichsministerium Preußen sendet? Will man hier auch Comödie spielen? Badenser Truppen mit den Pfälzern sollen die Verfassung vertheidigen und Preußen sollen dieselbe zu gleicher Zeit mit dem Bajonette verwerfen helfen! Der Verrath liegt offen zu Tage!

Mittags 5 Uhr. Die Preußen haben sich nach Geinsheim, 2 Stunden von hier, gezogen, weil sie gesehen, daß sie in Speyer keinen Eingang erkämpfen können. Die baier. Besatzung Landau's soll sich auch bestimmt weigern, diese Truppen in ihre Mauern aufzunehmen.

(Fr. J.)
*

Wir erhalten auf außerordentlichem Wege folgenden gedruckten offiziellen Bericht:

Ludwigshafen, 10. Mai 1849.

Das Kommando der Bürgerwehr zu Worms an die permanente Kommandantur daselbst.

Ich beeile mich in gedrängter Kürze Ihnen hiermit über die heutigen Vorgänge zu berichten. Durch Zuzüge von Frankenthal und der Wormser Umgegend, Westhofen, Osthofen etc. verstärkt erreichten wir um 8 Uhr den Ort Ludwigshafen, nach bewirkter Aufstellung und Absendung von Parlamentären an den Kommandanten des Brückenkopfes wo bereits die 2 Barrikaden im Bau begriffen waren, wurde der Kommandant aufgefordert, sich unbedingt zu unterwerfen. — Derselbe bat um eine Stunde Bedenkzeit, welche ich ihm nicht bewilligte, sondern augenblicklich zum Sturm schritt, den Brückenkopf nahm, woselbst der Kommandant bereits Reißaus genommen hatte. Die Hälfte der Mannschaft ging zu uns über, die übrigen mit dem Kommandanten flüchteten sich nach Mannheim. Die Haltung der Truppen während des Sturms, wie auch während des Marsches, war gewiß die lobenswertheste. Hierauf nahm ich Besitz vom Brückenkopf und Ludwigshafen. Gleich hierauf wurden mir baierische Truppen, bei 400 Mann im Anmarsch gemeldet. Ich sendete einen Reiter entgegen, um sie zu erfragen in welcher Absicht sie herbeikämen.

Die Antwort war: sie kämen als Freunde. Ich ließ gleich die Verfassung beschwören, was sie mit Ausnahme der Offiziere trotz allen Vorstellungen, bereitwillig thaten. Letztere sind aber von ihnen entfernt worden. Morgen sende ich die übergegangenen Truppen nach Neustadt. Der Militärkommandant von Mannheim hat die Brücke ausheben lassen, und nachdem ich ihm über den Zweck meiner Handlungen Aufschlüsse gegeben hatte, versprach er keine feindlichen Schritte vorzunehmen, auch keinen baierischen Truppen den Durchmarsch zu gestatten, übrigens von dem Vorgefallenen seinem Ministerium Bericht zu erstatten. Ich habe alle möglichen Vorkehrungen getroffen. Ich erhalte Zuzüge von allen Seiten angetragen. Eine permanente Kommission ist bereits erwählt, im Verein mit den hiesigen Bürgern, um alles Nöthige anzuwenden und in Vollzug zu setzen.

Mit aller Hochachtung

Der Oberst der Bürgerwehr und Kommandant sämmtlicher Truppenabtheilungen, Blenker.

225 Ludwigshafen, 10. Mai.

Abends 9 Uhr.

Hurrah!

Wir haben heute Abend 8 Uhr, den hiesigen Brückenkopf so wie ganz Ludwigshafen, und zwei vom Oberlieutenant Ball errichtete und mit Büchsenschützen besetzte Barrikaden im Sturm, aber ohne einen Schuß genommen. Alle hiesigen Baiern, welche nicht durch ihre Zwangsstellung in der Barrikade daran gehindert waren, fraternisirten mit uns — Ungeheurer Jubel! So eben kommt ein Bataillon Baiern vom 8. Regiment von Landau. Ich ging sofort als Parlamentär dem Kommandeur entgegen und erklärte ihm im Namen des Obersten Blenker, daß wenn er etwa feindlich komme, wir ihn auch feindlich und würdig empfangen und unsere Position nur auf Tod und Leben verlassen würden. Worauf er erklärte, daß er als Freund komme, und mit uns brüderlich zusammenbleibe. — Dies Wenige in größter Eile — Ein Joch der Brücke ist gleich von uns abgeführt worden. Darauf erschien der Kommandant von Mannheim zu Pferde an der jenseitigen Brücke und hielt eine längere Unterredung mit dem Oberst Blenker in freundlicher Weise, indem er unser Recht, den hiesigen Platz besetzt zu halten, anerkennt.

15

In Kaiserslautern haben die Freunde des Volkes 50 Kanonen. Es werden 6000 Mann bei Lautern zusammengezogen. Die Hofheimer und Lorscher liegen in Frankenthal. Zuzüge sind zu wünschen. Man bittet um Munition. Der baierische Offizier hatte 6 Büchsen, um die Soldaten zusammenzuschießen, wenn sie nicht gehorchten. Diese aber gingen doch über. In Landau hat das Militär auf die Verfassung geschworen. Kommandeur aller Truppen ist Fenner von Fenneberg und ein ungarischer Offizier.

Bürger von Rheinhessen und Starkenberg, eilt den Rheinbaiern zu Hülfe!

Frankenthal, 7. Mai.

Gestern war in Ludwigshafen ein Kampf zwischen rheinbaierischen Soldaten und Altbaiern; die ersteren, von Frankfurt kommend, ließen die Freiheit und die Pfalz hochleben; die Altbaiern verwiesen ihnen dieß aus dem Grunde, weil sie des Königs Brod essen und des Königs Gold beziehen; darüber kam es zum Streit, in welchem die Altbaiern jämmerlich zugerichtet wurden. — In Mannheim ist an den Straßenecken angeschlagen, man solle die Pfälzer unterstützen, und keine altbaierische Soldaten durchlassen.

(Fr. J.)
Beuthen, 8. Mai.

So eben bringt ein östreichischer Courier an den hiesigen Landrath die Depesche, daß von Morgen ab über Myslowitz etc. 15,000 Mann russischer Truppen, 48 Geschütze und 1200 Pferde nach Oestreich durch preußisch Schlesien gehen werden.

(Br. Ztg.)
Frankenthal, 8. Mai.

Auf die Nachricht, daß Preußen und Badenser hier einrücken, stellte sich klar heraus, was in der Volksversammlung zu Neustadt befürchtet worden war: daß die Reichsminister den Kommissär Eisenstuck mißbraucht haben, um einen Handstreich gegen Rheinbaiern auszuführen. Eisenstuck erklärte zu Neustadt auf sein Ehrenwort, daß kein Mann nach Rheinbaiern dürfe ohne seine Genehmigung. Allein in der folgenden Nacht schon rückten die „Reichstruppen“ ein. Eisenstuck ist über ein so unerhörtes Spiel natürlich außer sich. Er hat jetzt den Landesvertheidigungs-Ausschuß von Kaiserslautern aufgefordert, ganz selbstständig zu handeln, beim ersten Schuß der Reichstruppen sie anzugreifen und sich als provisorische Regierung zu konstituiren. Man sieht einem Zusammenstoß entgegen.

(M. Z.)
Wien, 8. Mai.

Aus Ungarn fehlen alle zuverlässigen Nachrichten, nur Eines ist gewiß, daß Preßburg, die alte Krönungsstadt, Gefahr läuft, eine Schickschalsschwester von Pesth zu werden. Offizielle Daten vom Kriegsschauplatze werden keine veröffentlicht — Beweis genug, daß wir seit acht Tagen auch nicht den geringsten Vortheil errangen. Und immer näher heran wälzt sich die Masse des Feindes, immer bedenklicher werden die Gerüchte von der Gränze. In Oedenburg drang bereits ein Streifkorps ein, und in Wienerneustadt packt Jedermann zusammen zur eiligen Flucht. Die kaiserlichen Aemter gehen mit gutem Beispiele voran! — Oedenburg ist 2 Stunden von Wienerneustadt entfernt, dies letztere erreicht man mit der Eisenbahn in 1 1/2 Stunde, wie nahe steht uns also der Feind! Der Kampf wird blutig werden, denn jetzt steht Alles auf einem einzigen Wurfe! Die Russen scheinen mir keine Hülfstruppen, sonst zögen sie schneller heran.

Ich meine mit Grund, Czar will sich aus diesem Wirrwarr Galizien holen — weiter ist es nichts! Nach Galizien bricht er ein an 6 Punkten — das ist seine Beute, was jenseits der Karpathen geschieht, kümmert ihn wenig. Diese Annahme ist keine Ausgeburt meiner Phantasie, sie ist die Befürchtung vieler denkenden Oesterreicher. Die Moldau und Wallachei kommt bei diesem Anlasse gut weg, sie behält wenigstens einige Zeit einen Schein von Freiheit — Galizien aber ist verloren, wie die Unabhängigkeit Ungarns fait accompli wird. Die erste Frucht des russischen Bündnisses reift bereits — die Einfuhrszölle für Getreide und Schlachtvieh werden aufgelassen werden, angeblich um einer Hungersnoth abzuhelfen, in Wahrheit aber als Interessen für das Kapital, welches der Czar der Dynastie insgeheim vorgestreckt, um die eigene Entthronung rascher zu bewerkstelligen.

(N. O. Z.)
Französische Republik.
12 Paris, 9. Mai.

Frankreich rührt sich wieder, die alten Franzosen werden wieder lebendig; sie haben sich in Napoleon die Dummheit an's Ruder gesetzt, weil es leichter ist, mit der Dummheit als mit der Schuftigkeit fertig zu werden. Die Dummheit hat über die Schuftigkeit gesiegt. Der Ochse Napoleon hat sein schuftiges Ministerium, das schuftige Ministerium hat die schuftige Bourgeoisie Bourgeoisie — Rothschild — Fould in den Grund geboxt! Die Franzosen rühren sich — zittere Oestreich, zittere Preußen! —

Die Oestreicher und Neapolitaner rücken gegen die Romagna, rücken gegen Ancona vor, sie folgen dem französischen General auf dem Fuße und Oudinot, der den Römern zu Hülfe gegen Oestreich und Neapel eilen sollte, rückte als Feind in Rom ein! Und die Franzosen in Paris brechen das Ministerium, das das römische Blut vergossen, verfluchen Oudinot, der den Oestreichern vorgearbeitet — und an demselben Tage wo die Kammer das Ministerium gebrochen, wo die Oestreicher in die römische Republik eingebrochen, schreibt der Ochse Napoleon an Oudinot einen Brief, um ihn aufzumuntern, abermals einzudringen in Rom! Und die Patrie veröffentlicht den Brief, und Barrot desavouirt ihn. Und als wenn die Dummheit auf die Spitze getrieben werden mußte, um die Schuftigkeit zu stürzen, reicht das Ministerium seine Entlassung ein, und Napoleon verweigert sie!

Eine Handvoll ministerieller Atheisten, jüdischer Spekulanten und Jesuiten haben es zu Stande gebracht, daß eine Expedition gerüstet wird gegen die römische Republik, zum Interesse des Pabstes. Juden, Atheisten und Jesuiten haben den Pabst nothwendig, um ihre Metalliques und ihre 3-Prozentige zu halten; und um den Pabst zu halten, vergießen sie französisches Blut und opfern die römische Republik! Diese Juden, Atheisten und Jesuiten zählen auf den geheimen Beistand der Oestreicher, der Preußen und der Russen: da beginnt Oudinot eine Voreiligkeit, eine Dummheit, ganz wie Napoleon! Die Dummheit Oudinot's war, daß er, vertrauend auf die Berichte seiner jüdischen und östreichischen Agenten, in Rom mit offenen Armen aufgenommen zu werden glaubte — da zeigen sich auf einmal 800 Franzosen, die dem Oudinot entgegentreten — und machen die ganze Expedition zu Schanden!

In ganz Paris, in ganz Frankreich ertönte der Ruf: die französische Ehre ist befleckt, die Constitution ist verletzt, und wir dürfen nicht einmal eine Thräne vergießen über die Niederlage unserer Armee! Wir müssen uns freuen über den Tod unserer Brüder und in diese Lage hat uns Barrot-Faucher-Napoleon gesetzt. Nieder mit den dummen Schuften! Tod den Prinzen, tod den Tyrannen!

„Unsere militärische Ehre, schreibt der Stierochse, steht auf dem Spiele! Ich (der Held von Straßburg) werde nicht dulden, daß sie einen Schlag erhalte! Die Verstärkung soll Ihnen nicht fehlen!“‥… Napoleon sieht noch immer die Oestreicher und Neapolitaner nicht! Er weiß noch immer nicht, wo der eigentliche Feind steht, wer die Ehre der französischen Soldaten eigentlich gebrandmarkt hat! Aber wie sollte er es auch wissen? Er empfängt ja nur die reaktionären Blätter, die keinen andern Rechtsboden kennen, als den der Oestreicher und der Metalliques, unter der Firma des Pabstes, der ihn heiligen muß. Hat die rothe Republik nicht recht, wenn sie auf ihre Proscriptionsliste die Liste der verkauften Redakteurs setzt? Der Rechtsboden! die Franzosen haben ihn jetzt durch die Preußen kennen gelernt. Der Rechtsboden, das sind die Feuerschlünde, welche das Recht in Form von Granaten, Bomben und Kartätschen auf das entwaffnete Volk schleudern, um ihr eigenes Recht, ihre Krone und ihr Budget zu retten.

Die Dummheit Napoleon's hat die Franzosen frei gemacht! „Louis Napoleon, sagt die Reform, ist entschlossen, den Weg zu wandern, den vor ihm Carl X. und Louis Philipp betreten hat.“ Und wer die Hartnäckigkeit des Maulesels kennt, findet dieses nur zu sehr begreiflich.

Der National trauet seinen eigenen Augen nicht. „Schon die direkte Intervention des Präsidenten in einer Debatte zwischen seinen Ministern und der Kammer, wäre bereits ein sehr schlimmes Ding: nun aber eine Intervention, die direkt dem Votum der Kammer entgegen ist!“

Weiter fehlte nichts, als daß Napoleon zugleich sich komprometiren muß, mit den andern gekrönten Stierochsen! Der Brief Napoleon's wird bereits seine Wirkung in Rom gethan haben, noch ehe das Votum der französischen Kammer dem General Oudinot zugekommen sein kann. Oudinot wird sogar weit früher schon einen Angriff auf Rom gemacht haben. Desto besser! Die Rache wird um so fürchterlicher ausfallen gegen die Schuften, die den Zug veranstaltet haben. Oestreich und Neapel rücken heran! Was werden die Franzosen in Rom machen? Gegen wen wird Oudinot sie führen? Dieser Gedanke allein macht die Franzosen in Paris rasend; sie verfluchen Barrot und Napoleon und wehe ihnen, wenn Oudinot abermals gegen Rom gezogen!

Verrath! Verrath! Das ist das Losungswort aller Franzosen. Verrath! Verrath! Das ist das Schlachtgeschrei, mit denen die Wahlen beginnen.

Verrath! der Napoleon, den wir gewählt haben, ist der rechte Napoleon nicht; sein Name hat uns irre geführt. Wir wollten einen Napoleon, dem wir den Cavaignac entgegensetzen konnten; wir wollten einen Napoleon, der den Krieg, statt gegen unsere Brüder in Paris zu führen, hinausschleudere in's Ausland, gegen die fremde Fürstenbrut; wir wollten einen Napoleon, einen Präsidenten der Republik, der, wie sein Oheim, allen gekrönten Häuptern, mit der Krone, das Haupt abschlagen sollte, und wir haben einen Pseudo-Napoleon, einen untergeschobenen Napoleon bekommen, der außerhalb Frankreich verfährt, wie Cavaignac in Frankreich, der unsere Brüder in Rom schlachtet, wie Cavaignac unsere Brüder in Paris geschlachtet! Verrath! Verrath!

Der Wahltag — das ist der Schlachttag!

068 Paris, 10. Mai.

Der Moniteur hat sein langes Schweigen, nach Mittheilung der diplomatischen Depeschen, mit folgenden Mittheilungen unterbrochen:

1) Am 4. Mai war der General Oudinot mit dem Hauptquartier und der zweiten Brigade zu Palo. Die erste stand in Polidoro (6 Meilen von Rom), die dritte wurde eben in Civita-Vecchia ausgeschifft;

2) Radetzky hat beim Aufbruch von Mailand gegen Malghera Ordre zum Einmarsch von 27,000 Mann in die Romagna und Toskana gegeben; drei Bataillone von Triest abgeschickt, um Ankona zu okkupiren;

Hierzu eine Beilage.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="ar297_025" type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0004" n="1688"/>
Ehren in diese Versammlung zurückkehren können. Aber das ist das Resultat, wenn man sich mit unfähigen Subjekten umgibt, die im Moment der Gefahr nichts zu thun wissen als den Rücken zu beugen. Wollen Sie warten bis die preußische Landwehr eingekleidet ist und gegen das Volk kämpfen muß? (die preußische Landwehr, Hr. Vogt, besteht nicht aus Bierpolterern!) das sächsische Militär hätte so viel Ehrgefühl haben sollen, erst die Preußen herauszuschlagen.</p>
          <p>Das Ministerium Brandenburg-Manteuffel ist der verkörperte Absolutismus in Deutschland, und es ist gleichgültig, ob man mit russischer Knute oder mit preußischem Säbel geprügelt wird. Wenn wir uns jetzt nicht ermahnen, dann werden wir erliegen und werden nicht mehr mit Ehren zum Himmel blicken und sagen können: wir haben wenigstens unsere Pflicht gethan. Es ist jetzt die letzte Stunde, die an Ihre Thüre klopft: es ist der letzte Augenblick, wo Sie zeigen können, daß Sie Männer sind; wohlan so zeigen Sie es.</p>
          <p>Die Berathung wurde hierauf geschlossen, und bei namentlicher Abstimmung der v. Reden'sche Antrag mit 188 gegen 147 Stimmen <hi rendition="#g">angenommen</hi>. (Stürmischer Beifall)</p>
          <p>Ein Zusatz-Antrag von M. Mohl (Aufstellung eines Parlamentsheeres u. s. w.) wird abgelehnt, ein Antrag von Nagel (Unterstützung von Reichswegen für die im Kampfe für die Reichsverfassung Verstümmelten und für die Familien der Gebliebenen) wird zurückgenommen. Ein Antrag von Umbscheiden, daß sofort eine Deputation von 12 Mitgliedern ernannt werde, um den Erzherzog Reichsverweser zum Vollzuge obiger Beschlüsse aufzufordern, und die Versammlung bis nach Empfang der Antwort permanent bleibe, wird mit 169 gegen 162 Stimmen als dringlich anerkannt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Biedermann:</hi> die an den Erzherzog zu stellende Forderung kann nur lauten, daß er sich mit einem Ministerium umgebe Dies letztere wird dann zur Vollziehung obiger Beschlüsse anzuhalten sein.</p>
          <p><hi rendition="#g">Umscheiden</hi> vereinigt sich nach einer kurzen Verhandlung mit dem Verbesserungsantrage von Gravenhorst, wonach dem Erzherzoge eine Abschrift der gefaßten Beschlüsse zu überbringen und derselbe um Antwort auf die Frage zu ersuchen ist, ob er geneigt sei, in Anbetracht der dringlichen Sachlage sobald als irgend möglich ein Ministerium zu bilden, welches sich der Ausführung der Maßregeln unterzieht.</p>
          <p>Der Antrag wird angenommen und die Ernennung der Deputationsmitglieder dem Bureau übertragen.</p>
          <p>Nachdem sich das Bureau auf kurze Zeit zurückgezogen hat, verkündet es die folgende Zusammensetzung der Deputation: Löwe aus Kalbe, Raveaux Ludwig Simon, Zell, Kirchgeßner, von Reden, Hollandt, Claussen, Halbauer aus Meißen, Rösler von Wien, Eckert aus Bromberg, Jucho.</p>
          <p>Verhandlungen finden natürlich während sich die Deputation anschickt, ihrem Auftrage zu genügen, nicht Statt, und das Haus wird von dem größten Theile der Mitglieder verlassen.</p>
          <p>Die Deputation kehrt so eben, 3 1/2 Uhr, vom Reichsverweser zurück Sie ist, was die Durchführung der Verfassung anlangt, ausweichend beschieden worden. Die Bildung eines Ministeriums hingegen hat der Erzherzog zugesagt und daneben geäußert, daß er die Ordnung zu handhaben wissen werde.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar297_026" type="jArticle">
          <head>Neustadt a. d. Haardt, 8. Mai. Morgens 5 Uhr.</head>
          <p>Seit gestern Abend bis zum Augenblick sind wir in vollständiger Revolution. Gestern um 6 Uhr kam plötzlich durch Estaffette von Kaiserslautern die Nachricht, daß gegen den Willen des Reichsministeriums ein Corps preußischer Truppen die Gränze überschritten habe, und daß sämmtliche Volkswehr sich zum Angriffe bereit halten soll. Sogleich ertönte der Generalmarsch und es zeigte sich, daß Niemand zurückbleibt, wenn es gilt, das Vaterland zu vertheidigen. Nicht blos die Volkswehr, sondern auch <hi rendition="#g">alle</hi> waffenfähige Männer, welchen Gewehr und Sensen fehlten, und die sich deshalb mit Aexten, Heu- und Mistgabeln u. dgl. versahen, erschienen in größter Schnelligkeit und Vollständigkeit. Zuzüge von den ringsum liegenden Ortschaften langten an, so daß Abends um 10 Uhr der ganze Bahnhof mit wenigstens 1500 Bewaffneten besetzt war, um die Preußen mit Gebühr zu empfangen. Um Mitternacht sollte der Zug ankommen, doch wurde in der Nähe Mutterstadt's die Bahn schon vorher zerstört, so daß die Fahrt unmöglich wurde. Indessen sind alle Vorbereitungen getroffen, um mißliebigen Zuzug abzuhalten; Wache steht überall und jeder Fremde und Verdächtige wird angehalten. So wurde während der Nacht eine Depesche des k. Regierungspräsidenten aufgefangen, worin alle Gewalten gewarnt werden, Truppen beizuziehen, um jeden blutigen Zusammenstoß zu vermeiden. Eben so wurde der Bediente unseres Landkommissärs aufgegriffen, welcher ein Schreiben an Beamte zu besorgen hatte, worin dieselben zur Annahme und Beeidigung der deutschen Verfassung aufgefordert wurden.</p>
          <p><hi rendition="#g">Morgens 8 Uhr</hi>. Es wurden heute Morgen die Wachen organisirt und eine permanente Kommission zur Regelung des Betriebes eingesetzt. So eben geht die Nachricht ein, daß die Preußen Ludwigshafen passirt und durch das Sturmläuten der umliegenden Orte geängstigt, sich statt gegen Neustadt nach Speyer gewendet hätten. In Speyer soll unter dem baierischen Militär Unruhe ausgebrochen sein, so daß sich die Offiziere flüchten mußten und die Soldaten nun zu den Bürgern halten. Näheres müssen wir abwarten. Gestern Abend sind schon baierische Soldaten mit Sack und Pack hier angelangt, welche von der Wache desertirt sind, um mit den Bürgern zu kämpfen. Der regelmäßige Bahnzug um 7 Uhr fand nicht statt; aber ein Zug bewaffneter Turner und Sensenmänner wird so eben per Eisenbahn gegen Speyer zu expedirt, so weit es eben geht, um Näheres zu erfahren. Hunderte der kräftigsten Männer, mit Mistgabeln, Aexten u. dgl. bewaffnet, langen von auswärts an. Die ganze <hi rendition="#g">Bahn</hi> und günstige Punkte sind trefflich besetzt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Mittags 12 Uhr</hi>. Der Zug kommt so eben an mit einer Ladung Schienen, welche 2 Stunden von hier aufgebrochen wurden, um jeden Zuzug zurückzuhalten. Wir sind nun durch dieses Demoliren der Bahn von jenseits ganz abgeschnitten. Werden die Darmstädter, Hanauer und andere Turner ihr am Sonntag gegebenes Wort halten? Rufen können wir sie nicht mehr!!!</p>
          <p><hi rendition="#g">Mittags 2 Uhr</hi>. Eisenstuck ist nach Landau geeilt. Eine Proklamation für die Bewohner Speyers, von dem königl. Regierungsdirektor Oettinger und dem Bürgermeister Kolb unterschrieben, sagt: &#x201E;Die Reichsgewalt habe Reichstruppen, namentlich ein Bataillon preußische und ein Bataillon badische Infanterie und eine Escadron badische Cavallerie beordert, um die Reichsfestung Landau zu besetzen. Da in der Pfalz der Glaube herrsche, diese Truppen wären feindlich gesinnt, so werde hiermit veröffentlicht, daß dieselben Speyer nur der Erfrischung wegen berühren und dann sogleich nach Landau abgingen.&#x201C; Dieser bekannt gewordenen Erklärung folgte der Ruf: &#x201E;Verrath! Verrath!&#x201C; Ueberall hört man, man will uns belagern, betrügen, Preußen erkenne die Verfassung nicht an, mithin könnten diese Soldaten auch keine Freunde sein; sie müssen aus der Pfalz etc. Der Reichskommissär soll übrigens die Versicherung gegeben haben, nur schwarz-roth-goldene Truppen zu beordeen. Wir haben aber schwarz-weiße erhalten! Wird er dieselben wieder entfernen können? Bald wird zur Wahrheit werden, was am Sonntage in der großen Volksversammlung dahier behauptet wurde: &#x201E;Wo Reichskommissäre hinkommen, fließt Blut!&#x201C;</p>
          <p><hi rendition="#g">Mittags 3 Uhr</hi>. Die Kreiskasse in Speyer ist schon vor einigen Tagen um Mitternacht in die Festung in Gewahrsam gebracht worden. In Speyer sollen Barrikaden erbaut werden. Die baierischen Truppen sollen die betreffenden Punkte, vereinigt mit den Bürgern, besetzt haben. Es regnet sehr stark und beständig. Die Preußen werden heute schon gewaschen. Die Nußdorfer, bekannt aus dem Bauernkriege, lassen keine Preußen in die Festung Landau, so wird allgemein versichert. Tausende sind heute in der Pfalz kampfbereit. Ueberall Wache und Patrouille. Ein solcher Muth, eine solche Begeisterung und Ausdauer hat man nicht erwartet. Wenn ganz Wien in dieser Stimmung gewesen wäre, wie sie soeben in der Pfalz ist, wäre Wien nie gefallen und wenn der Teufel selbst mit seinem Heere gekommen ware.</p>
          <p><hi rendition="#g">Mittags 4 Uhr</hi>. Mannheims Stadt-Collegium soll sich energisch ausgesprochen haben, keine preußische oder baierische Truppen durchmarschiren zu lassen. Wie kommt es aber, daß das an der Spitze der Bewegung stehende, die Verfassung vertheidigende Reichsministerium Preußen sendet? Will man hier auch Comödie spielen? Badenser Truppen mit den Pfälzern sollen die Verfassung vertheidigen und Preußen sollen dieselbe zu gleicher Zeit mit dem Bajonette verwerfen helfen! Der Verrath liegt offen zu Tage!</p>
          <p><hi rendition="#g">Mittags 5 Uhr</hi>. Die Preußen haben sich nach Geinsheim, 2 Stunden von hier, gezogen, weil sie gesehen, daß sie in Speyer keinen Eingang erkämpfen können. Die baier. Besatzung Landau's soll sich auch bestimmt weigern, diese Truppen in ihre Mauern aufzunehmen.</p>
          <bibl>(Fr. J.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar297_027" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Wir erhalten auf außerordentlichem Wege folgenden gedruckten offiziellen Bericht:</p>
          <p><hi rendition="#g">Ludwigshafen</hi>, 10. Mai 1849.</p>
          <p> <hi rendition="#b">Das Kommando der Bürgerwehr zu Worms an die permanente Kommandantur daselbst.</hi> </p>
          <p>Ich beeile mich in gedrängter Kürze Ihnen hiermit über die heutigen Vorgänge zu berichten. Durch Zuzüge von Frankenthal und der Wormser Umgegend, Westhofen, Osthofen etc. verstärkt erreichten wir um 8 Uhr den Ort Ludwigshafen, nach bewirkter Aufstellung und Absendung von Parlamentären an den Kommandanten des Brückenkopfes wo bereits die 2 Barrikaden im Bau begriffen waren, wurde der Kommandant aufgefordert, sich unbedingt zu unterwerfen. &#x2014; Derselbe bat um eine Stunde Bedenkzeit, welche ich ihm nicht bewilligte, sondern augenblicklich zum Sturm schritt, den Brückenkopf nahm, woselbst der Kommandant bereits Reißaus genommen hatte. Die Hälfte der Mannschaft ging zu uns über, die übrigen mit dem Kommandanten flüchteten sich nach Mannheim. Die Haltung der Truppen während des Sturms, wie auch während des Marsches, war gewiß die lobenswertheste. Hierauf nahm ich Besitz vom Brückenkopf und Ludwigshafen. Gleich hierauf wurden mir baierische Truppen, bei 400 Mann im Anmarsch gemeldet. Ich sendete einen Reiter entgegen, um sie zu erfragen in welcher Absicht sie herbeikämen.</p>
          <p>Die Antwort war: sie kämen als Freunde. Ich ließ gleich die Verfassung beschwören, was sie mit Ausnahme der Offiziere trotz allen Vorstellungen, bereitwillig thaten. Letztere sind aber von ihnen entfernt worden. Morgen sende ich die übergegangenen Truppen nach Neustadt. Der Militärkommandant von Mannheim hat die Brücke ausheben lassen, und nachdem ich ihm über den Zweck meiner Handlungen Aufschlüsse gegeben hatte, versprach er keine feindlichen Schritte vorzunehmen, auch keinen baierischen Truppen den Durchmarsch zu gestatten, übrigens von dem Vorgefallenen seinem Ministerium Bericht zu erstatten. Ich habe alle möglichen Vorkehrungen getroffen. Ich erhalte Zuzüge von allen Seiten angetragen. Eine permanente Kommission ist bereits erwählt, im Verein mit den hiesigen Bürgern, um alles Nöthige anzuwenden und in Vollzug zu setzen.</p>
          <p>Mit aller Hochachtung</p>
          <p>Der Oberst der Bürgerwehr und Kommandant sämmtlicher Truppenabtheilungen, <hi rendition="#b">Blenker</hi>.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar297_028" type="jArticle">
          <head><bibl><author>225</author></bibl> Ludwigshafen, 10. Mai.</head>
          <p>Abends 9 Uhr.</p>
          <p>Hurrah!</p>
          <p>Wir haben heute Abend 8 Uhr, den hiesigen Brückenkopf so wie ganz Ludwigshafen, und zwei vom Oberlieutenant Ball errichtete und mit Büchsenschützen besetzte Barrikaden im Sturm, aber ohne einen Schuß genommen. Alle hiesigen Baiern, welche nicht durch ihre Zwangsstellung in der Barrikade daran gehindert waren, fraternisirten mit uns &#x2014; Ungeheurer Jubel! So eben kommt ein Bataillon Baiern vom 8. Regiment von Landau. Ich ging sofort als Parlamentär dem Kommandeur entgegen und erklärte ihm im Namen des Obersten Blenker, daß wenn er etwa feindlich komme, wir ihn auch feindlich und würdig empfangen und unsere Position nur auf Tod und Leben verlassen würden. Worauf er erklärte, daß er als Freund komme, und mit uns brüderlich zusammenbleibe. &#x2014; Dies Wenige in größter Eile &#x2014; Ein Joch der Brücke ist gleich von uns abgeführt worden. Darauf erschien der Kommandant von Mannheim zu Pferde an der jenseitigen Brücke und hielt eine längere Unterredung mit dem Oberst Blenker in freundlicher Weise, indem er unser Recht, den hiesigen Platz besetzt zu halten, anerkennt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar297_029" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>15</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>In <hi rendition="#g">Kaiserslautern</hi> haben die Freunde des Volkes 50 Kanonen. Es werden 6000 Mann bei Lautern zusammengezogen. Die Hofheimer und Lorscher liegen in Frankenthal. Zuzüge sind zu wünschen. Man bittet um Munition. Der baierische Offizier hatte 6 Büchsen, um die Soldaten zusammenzuschießen, wenn sie nicht gehorchten. Diese aber gingen doch über. In Landau hat das Militär auf die Verfassung geschworen. Kommandeur aller Truppen ist Fenner von Fenneberg und ein ungarischer Offizier.</p>
          <p>Bürger von Rheinhessen und Starkenberg, eilt den Rheinbaiern zu Hülfe!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar297_030" type="jArticle">
          <head>Frankenthal, 7. Mai.</head>
          <p>Gestern war in Ludwigshafen ein Kampf zwischen rheinbaierischen Soldaten und Altbaiern; die ersteren, von Frankfurt kommend, ließen die Freiheit und die Pfalz hochleben; die Altbaiern verwiesen ihnen dieß aus dem Grunde, weil sie des Königs Brod essen und des Königs Gold beziehen; darüber kam es zum Streit, in welchem die Altbaiern jämmerlich zugerichtet wurden. &#x2014; In Mannheim ist an den Straßenecken angeschlagen, man solle die Pfälzer unterstützen, und keine altbaierische Soldaten durchlassen.</p>
          <bibl>(Fr. J.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar297_031" type="jArticle">
          <head>Beuthen, 8. Mai.</head>
          <p>So eben bringt ein östreichischer Courier an den hiesigen Landrath die Depesche, daß <hi rendition="#g">von Morgen ab über Myslowitz etc. 15,000 Mann russischer Truppen</hi>, 48 Geschütze und 1200 Pferde nach Oestreich durch <hi rendition="#g">preußisch Schlesien</hi> gehen werden.</p>
          <bibl>(Br. Ztg.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar297_032" type="jArticle">
          <head>Frankenthal, 8. Mai.</head>
          <p>Auf die Nachricht, daß Preußen und Badenser hier einrücken, stellte sich klar heraus, was in der Volksversammlung zu Neustadt befürchtet worden war: daß die Reichsminister den Kommissär Eisenstuck mißbraucht haben, um einen Handstreich gegen Rheinbaiern auszuführen. Eisenstuck erklärte zu Neustadt auf sein Ehrenwort, daß kein Mann nach Rheinbaiern dürfe ohne seine Genehmigung. Allein in der folgenden Nacht schon rückten die &#x201E;Reichstruppen&#x201C; ein. Eisenstuck ist über ein so unerhörtes Spiel natürlich außer sich. Er hat jetzt den Landesvertheidigungs-Ausschuß von Kaiserslautern aufgefordert, ganz selbstständig zu handeln, beim ersten Schuß der Reichstruppen sie anzugreifen und sich als provisorische Regierung zu konstituiren. Man sieht einem Zusammenstoß entgegen.</p>
          <bibl>(M. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar297_033" type="jArticle">
          <head>Wien, 8. Mai.</head>
          <p>Aus Ungarn fehlen alle zuverlässigen Nachrichten, nur Eines ist gewiß, daß Preßburg, die alte Krönungsstadt, Gefahr läuft, eine Schickschalsschwester von Pesth zu werden. Offizielle Daten vom Kriegsschauplatze werden keine veröffentlicht &#x2014; Beweis genug, daß wir seit acht Tagen auch nicht den geringsten Vortheil errangen. Und immer näher heran wälzt sich die Masse des Feindes, immer bedenklicher werden die Gerüchte von der Gränze. In Oedenburg drang bereits ein Streifkorps ein, und in Wienerneustadt packt Jedermann zusammen zur eiligen Flucht. Die kaiserlichen Aemter gehen mit gutem Beispiele voran! &#x2014; Oedenburg ist 2 Stunden von Wienerneustadt entfernt, dies letztere erreicht man mit der Eisenbahn in 1 1/2 Stunde, wie nahe steht uns also der Feind! Der Kampf wird blutig werden, denn jetzt steht Alles auf einem einzigen Wurfe! Die Russen scheinen mir keine Hülfstruppen, sonst zögen sie schneller heran.</p>
          <p>Ich meine mit Grund, Czar will sich aus diesem Wirrwarr Galizien holen &#x2014; weiter ist es nichts! Nach Galizien bricht er ein an 6 Punkten &#x2014; das ist seine Beute, was jenseits der Karpathen geschieht, kümmert ihn wenig. Diese Annahme ist keine Ausgeburt meiner Phantasie, sie ist die Befürchtung vieler denkenden Oesterreicher. Die Moldau und Wallachei kommt bei diesem Anlasse gut weg, sie behält wenigstens einige Zeit einen Schein von Freiheit &#x2014; Galizien aber ist verloren, wie die Unabhängigkeit Ungarns fait accompli wird. Die erste Frucht des russischen Bündnisses reift bereits &#x2014; die Einfuhrszölle für Getreide und Schlachtvieh werden aufgelassen werden, angeblich um einer Hungersnoth abzuhelfen, in Wahrheit aber als Interessen für das Kapital, welches der Czar der Dynastie insgeheim vorgestreckt, um die eigene Entthronung rascher zu bewerkstelligen.</p>
          <bibl>(N. O. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar297_034" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 9. Mai.</head>
          <p>Frankreich rührt sich wieder, die alten Franzosen werden wieder lebendig; sie haben sich in Napoleon die Dummheit an's Ruder gesetzt, weil es leichter ist, mit der Dummheit als mit der Schuftigkeit fertig zu werden. Die Dummheit hat über die Schuftigkeit gesiegt. Der Ochse Napoleon hat sein schuftiges Ministerium, das schuftige Ministerium hat die schuftige Bourgeoisie Bourgeoisie &#x2014; Rothschild &#x2014; Fould in den Grund geboxt! Die Franzosen rühren sich &#x2014; zittere Oestreich, zittere Preußen! &#x2014;</p>
          <p>Die Oestreicher und Neapolitaner rücken gegen die Romagna, rücken gegen Ancona vor, sie folgen dem französischen General auf dem Fuße und Oudinot, der den Römern zu Hülfe gegen Oestreich und Neapel eilen sollte, rückte als Feind in Rom ein! Und die Franzosen in Paris brechen das Ministerium, das das römische Blut vergossen, verfluchen Oudinot, der den Oestreichern vorgearbeitet &#x2014; und an demselben Tage wo die Kammer das Ministerium gebrochen, wo die Oestreicher in die römische Republik eingebrochen, schreibt der Ochse Napoleon an Oudinot einen Brief, um ihn aufzumuntern, abermals einzudringen in Rom! Und die Patrie veröffentlicht den Brief, und Barrot desavouirt ihn. Und als wenn die Dummheit auf die Spitze getrieben werden mußte, um die Schuftigkeit zu stürzen, reicht das Ministerium seine Entlassung ein, und Napoleon verweigert sie!</p>
          <p>Eine Handvoll ministerieller Atheisten, jüdischer Spekulanten und Jesuiten haben es zu Stande gebracht, daß eine Expedition gerüstet wird gegen die römische Republik, zum Interesse des Pabstes. Juden, Atheisten und Jesuiten haben den Pabst nothwendig, um ihre Metalliques und ihre 3-Prozentige zu halten; und um den Pabst zu halten, vergießen sie französisches Blut und opfern die römische Republik! Diese Juden, Atheisten und Jesuiten zählen auf den geheimen Beistand der Oestreicher, der Preußen und der Russen: da beginnt Oudinot eine Voreiligkeit, eine Dummheit, ganz wie Napoleon! Die Dummheit Oudinot's war, daß er, vertrauend auf die Berichte seiner jüdischen und östreichischen Agenten, in Rom mit offenen Armen aufgenommen zu werden glaubte &#x2014; da zeigen sich auf einmal 800 Franzosen, die dem Oudinot entgegentreten &#x2014; und machen die ganze Expedition zu Schanden!</p>
          <p>In ganz Paris, in ganz Frankreich ertönte der Ruf: die französische Ehre ist befleckt, die Constitution ist verletzt, und wir dürfen nicht einmal eine Thräne vergießen über die Niederlage unserer Armee! Wir müssen uns freuen über den Tod unserer Brüder und in diese Lage hat uns Barrot-Faucher-Napoleon gesetzt. Nieder mit den dummen Schuften! Tod den Prinzen, tod den Tyrannen!</p>
          <p>&#x201E;Unsere militärische Ehre, schreibt der Stierochse, steht auf dem Spiele! Ich (der Held von Straßburg) werde nicht dulden, daß sie einen Schlag erhalte! Die Verstärkung soll Ihnen nicht fehlen!&#x201C;&#x2025;&#x2026; Napoleon sieht noch immer die Oestreicher und Neapolitaner nicht! Er weiß noch immer nicht, wo der eigentliche Feind steht, wer die Ehre der französischen Soldaten eigentlich gebrandmarkt hat! Aber wie sollte er es auch wissen? Er empfängt ja nur die reaktionären Blätter, die keinen andern Rechtsboden kennen, als den der Oestreicher und der Metalliques, unter der <hi rendition="#g">Firma</hi> des Pabstes, der ihn heiligen muß. Hat die rothe Republik nicht recht, wenn sie auf ihre Proscriptionsliste die Liste der verkauften Redakteurs setzt? Der Rechtsboden! die Franzosen haben ihn jetzt durch die Preußen kennen gelernt. Der Rechtsboden, das sind die Feuerschlünde, welche das Recht in Form von Granaten, Bomben und Kartätschen auf das entwaffnete Volk schleudern, um ihr eigenes Recht, ihre Krone und ihr Budget zu retten.</p>
          <p>Die Dummheit Napoleon's hat die Franzosen frei gemacht! &#x201E;Louis Napoleon, sagt die Reform, ist entschlossen, den Weg zu wandern, den vor ihm Carl X. und Louis Philipp betreten hat.&#x201C; Und wer die Hartnäckigkeit des Maulesels kennt, findet dieses nur zu sehr begreiflich.</p>
          <p>Der National trauet seinen eigenen Augen nicht. &#x201E;Schon die direkte Intervention des Präsidenten in einer Debatte zwischen seinen Ministern und der Kammer, wäre bereits ein sehr schlimmes Ding: nun aber eine Intervention, die direkt dem Votum der Kammer entgegen ist!&#x201C;</p>
          <p>Weiter fehlte nichts, als daß Napoleon zugleich sich komprometiren muß, mit den andern gekrönten Stierochsen! Der Brief Napoleon's wird bereits seine Wirkung in Rom gethan haben, noch ehe das Votum der französischen Kammer dem General Oudinot zugekommen sein kann. Oudinot wird sogar weit früher schon einen Angriff auf Rom gemacht haben. Desto besser! Die Rache wird um so fürchterlicher ausfallen gegen die Schuften, die den Zug veranstaltet haben. Oestreich und Neapel rücken heran! Was werden die Franzosen in Rom machen? Gegen wen wird Oudinot sie führen? Dieser Gedanke allein macht die Franzosen in Paris rasend; sie verfluchen Barrot und Napoleon und wehe ihnen, wenn Oudinot abermals gegen Rom gezogen!</p>
          <p>Verrath! Verrath! Das ist das Losungswort aller Franzosen. Verrath! Verrath! Das ist das Schlachtgeschrei, mit denen die Wahlen beginnen.</p>
          <p>Verrath! der Napoleon, den wir gewählt haben, ist der rechte Napoleon nicht; sein Name hat uns irre geführt. Wir wollten einen Napoleon, dem wir den Cavaignac entgegensetzen konnten; wir wollten einen Napoleon, der den Krieg, statt gegen unsere Brüder in Paris zu führen, hinausschleudere in's Ausland, gegen die fremde Fürstenbrut; wir wollten einen Napoleon, einen Präsidenten der Republik, der, wie sein Oheim, allen gekrönten Häuptern, mit der Krone, das Haupt abschlagen sollte, und wir haben einen Pseudo-Napoleon, einen untergeschobenen Napoleon bekommen, der außerhalb Frankreich verfährt, wie Cavaignac in Frankreich, der unsere Brüder in Rom schlachtet, wie Cavaignac unsere Brüder in Paris geschlachtet! Verrath! Verrath!</p>
          <p>Der Wahltag &#x2014; das ist der Schlachttag!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar297_035" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Paris, 10. Mai.</head>
          <p>Der Moniteur hat sein langes Schweigen, nach Mittheilung der diplomatischen Depeschen, mit folgenden Mittheilungen unterbrochen:</p>
          <p>1) Am 4. Mai war der General Oudinot mit dem Hauptquartier und der zweiten Brigade zu Palo. Die erste stand in Polidoro (6 Meilen von Rom), die dritte wurde eben in Civita-Vecchia ausgeschifft;</p>
          <p>2) Radetzky hat beim Aufbruch von Mailand gegen Malghera Ordre zum Einmarsch von 27,000 Mann in die Romagna und Toskana gegeben; drei Bataillone von Triest abgeschickt, um Ankona zu okkupiren;</p>
          <p>
            <ref type="link"> <hi rendition="#b">Hierzu eine Beilage.</hi> </ref>
          </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1688/0004] Ehren in diese Versammlung zurückkehren können. Aber das ist das Resultat, wenn man sich mit unfähigen Subjekten umgibt, die im Moment der Gefahr nichts zu thun wissen als den Rücken zu beugen. Wollen Sie warten bis die preußische Landwehr eingekleidet ist und gegen das Volk kämpfen muß? (die preußische Landwehr, Hr. Vogt, besteht nicht aus Bierpolterern!) das sächsische Militär hätte so viel Ehrgefühl haben sollen, erst die Preußen herauszuschlagen. Das Ministerium Brandenburg-Manteuffel ist der verkörperte Absolutismus in Deutschland, und es ist gleichgültig, ob man mit russischer Knute oder mit preußischem Säbel geprügelt wird. Wenn wir uns jetzt nicht ermahnen, dann werden wir erliegen und werden nicht mehr mit Ehren zum Himmel blicken und sagen können: wir haben wenigstens unsere Pflicht gethan. Es ist jetzt die letzte Stunde, die an Ihre Thüre klopft: es ist der letzte Augenblick, wo Sie zeigen können, daß Sie Männer sind; wohlan so zeigen Sie es. Die Berathung wurde hierauf geschlossen, und bei namentlicher Abstimmung der v. Reden'sche Antrag mit 188 gegen 147 Stimmen angenommen. (Stürmischer Beifall) Ein Zusatz-Antrag von M. Mohl (Aufstellung eines Parlamentsheeres u. s. w.) wird abgelehnt, ein Antrag von Nagel (Unterstützung von Reichswegen für die im Kampfe für die Reichsverfassung Verstümmelten und für die Familien der Gebliebenen) wird zurückgenommen. Ein Antrag von Umbscheiden, daß sofort eine Deputation von 12 Mitgliedern ernannt werde, um den Erzherzog Reichsverweser zum Vollzuge obiger Beschlüsse aufzufordern, und die Versammlung bis nach Empfang der Antwort permanent bleibe, wird mit 169 gegen 162 Stimmen als dringlich anerkannt. Biedermann: die an den Erzherzog zu stellende Forderung kann nur lauten, daß er sich mit einem Ministerium umgebe Dies letztere wird dann zur Vollziehung obiger Beschlüsse anzuhalten sein. Umscheiden vereinigt sich nach einer kurzen Verhandlung mit dem Verbesserungsantrage von Gravenhorst, wonach dem Erzherzoge eine Abschrift der gefaßten Beschlüsse zu überbringen und derselbe um Antwort auf die Frage zu ersuchen ist, ob er geneigt sei, in Anbetracht der dringlichen Sachlage sobald als irgend möglich ein Ministerium zu bilden, welches sich der Ausführung der Maßregeln unterzieht. Der Antrag wird angenommen und die Ernennung der Deputationsmitglieder dem Bureau übertragen. Nachdem sich das Bureau auf kurze Zeit zurückgezogen hat, verkündet es die folgende Zusammensetzung der Deputation: Löwe aus Kalbe, Raveaux Ludwig Simon, Zell, Kirchgeßner, von Reden, Hollandt, Claussen, Halbauer aus Meißen, Rösler von Wien, Eckert aus Bromberg, Jucho. Verhandlungen finden natürlich während sich die Deputation anschickt, ihrem Auftrage zu genügen, nicht Statt, und das Haus wird von dem größten Theile der Mitglieder verlassen. Die Deputation kehrt so eben, 3 1/2 Uhr, vom Reichsverweser zurück Sie ist, was die Durchführung der Verfassung anlangt, ausweichend beschieden worden. Die Bildung eines Ministeriums hingegen hat der Erzherzog zugesagt und daneben geäußert, daß er die Ordnung zu handhaben wissen werde. Neustadt a. d. Haardt, 8. Mai. Morgens 5 Uhr. Seit gestern Abend bis zum Augenblick sind wir in vollständiger Revolution. Gestern um 6 Uhr kam plötzlich durch Estaffette von Kaiserslautern die Nachricht, daß gegen den Willen des Reichsministeriums ein Corps preußischer Truppen die Gränze überschritten habe, und daß sämmtliche Volkswehr sich zum Angriffe bereit halten soll. Sogleich ertönte der Generalmarsch und es zeigte sich, daß Niemand zurückbleibt, wenn es gilt, das Vaterland zu vertheidigen. Nicht blos die Volkswehr, sondern auch alle waffenfähige Männer, welchen Gewehr und Sensen fehlten, und die sich deshalb mit Aexten, Heu- und Mistgabeln u. dgl. versahen, erschienen in größter Schnelligkeit und Vollständigkeit. Zuzüge von den ringsum liegenden Ortschaften langten an, so daß Abends um 10 Uhr der ganze Bahnhof mit wenigstens 1500 Bewaffneten besetzt war, um die Preußen mit Gebühr zu empfangen. Um Mitternacht sollte der Zug ankommen, doch wurde in der Nähe Mutterstadt's die Bahn schon vorher zerstört, so daß die Fahrt unmöglich wurde. Indessen sind alle Vorbereitungen getroffen, um mißliebigen Zuzug abzuhalten; Wache steht überall und jeder Fremde und Verdächtige wird angehalten. So wurde während der Nacht eine Depesche des k. Regierungspräsidenten aufgefangen, worin alle Gewalten gewarnt werden, Truppen beizuziehen, um jeden blutigen Zusammenstoß zu vermeiden. Eben so wurde der Bediente unseres Landkommissärs aufgegriffen, welcher ein Schreiben an Beamte zu besorgen hatte, worin dieselben zur Annahme und Beeidigung der deutschen Verfassung aufgefordert wurden. Morgens 8 Uhr. Es wurden heute Morgen die Wachen organisirt und eine permanente Kommission zur Regelung des Betriebes eingesetzt. So eben geht die Nachricht ein, daß die Preußen Ludwigshafen passirt und durch das Sturmläuten der umliegenden Orte geängstigt, sich statt gegen Neustadt nach Speyer gewendet hätten. In Speyer soll unter dem baierischen Militär Unruhe ausgebrochen sein, so daß sich die Offiziere flüchten mußten und die Soldaten nun zu den Bürgern halten. Näheres müssen wir abwarten. Gestern Abend sind schon baierische Soldaten mit Sack und Pack hier angelangt, welche von der Wache desertirt sind, um mit den Bürgern zu kämpfen. Der regelmäßige Bahnzug um 7 Uhr fand nicht statt; aber ein Zug bewaffneter Turner und Sensenmänner wird so eben per Eisenbahn gegen Speyer zu expedirt, so weit es eben geht, um Näheres zu erfahren. Hunderte der kräftigsten Männer, mit Mistgabeln, Aexten u. dgl. bewaffnet, langen von auswärts an. Die ganze Bahn und günstige Punkte sind trefflich besetzt. Mittags 12 Uhr. Der Zug kommt so eben an mit einer Ladung Schienen, welche 2 Stunden von hier aufgebrochen wurden, um jeden Zuzug zurückzuhalten. Wir sind nun durch dieses Demoliren der Bahn von jenseits ganz abgeschnitten. Werden die Darmstädter, Hanauer und andere Turner ihr am Sonntag gegebenes Wort halten? Rufen können wir sie nicht mehr!!! Mittags 2 Uhr. Eisenstuck ist nach Landau geeilt. Eine Proklamation für die Bewohner Speyers, von dem königl. Regierungsdirektor Oettinger und dem Bürgermeister Kolb unterschrieben, sagt: „Die Reichsgewalt habe Reichstruppen, namentlich ein Bataillon preußische und ein Bataillon badische Infanterie und eine Escadron badische Cavallerie beordert, um die Reichsfestung Landau zu besetzen. Da in der Pfalz der Glaube herrsche, diese Truppen wären feindlich gesinnt, so werde hiermit veröffentlicht, daß dieselben Speyer nur der Erfrischung wegen berühren und dann sogleich nach Landau abgingen.“ Dieser bekannt gewordenen Erklärung folgte der Ruf: „Verrath! Verrath!“ Ueberall hört man, man will uns belagern, betrügen, Preußen erkenne die Verfassung nicht an, mithin könnten diese Soldaten auch keine Freunde sein; sie müssen aus der Pfalz etc. Der Reichskommissär soll übrigens die Versicherung gegeben haben, nur schwarz-roth-goldene Truppen zu beordeen. Wir haben aber schwarz-weiße erhalten! Wird er dieselben wieder entfernen können? Bald wird zur Wahrheit werden, was am Sonntage in der großen Volksversammlung dahier behauptet wurde: „Wo Reichskommissäre hinkommen, fließt Blut!“ Mittags 3 Uhr. Die Kreiskasse in Speyer ist schon vor einigen Tagen um Mitternacht in die Festung in Gewahrsam gebracht worden. In Speyer sollen Barrikaden erbaut werden. Die baierischen Truppen sollen die betreffenden Punkte, vereinigt mit den Bürgern, besetzt haben. Es regnet sehr stark und beständig. Die Preußen werden heute schon gewaschen. Die Nußdorfer, bekannt aus dem Bauernkriege, lassen keine Preußen in die Festung Landau, so wird allgemein versichert. Tausende sind heute in der Pfalz kampfbereit. Ueberall Wache und Patrouille. Ein solcher Muth, eine solche Begeisterung und Ausdauer hat man nicht erwartet. Wenn ganz Wien in dieser Stimmung gewesen wäre, wie sie soeben in der Pfalz ist, wäre Wien nie gefallen und wenn der Teufel selbst mit seinem Heere gekommen ware. Mittags 4 Uhr. Mannheims Stadt-Collegium soll sich energisch ausgesprochen haben, keine preußische oder baierische Truppen durchmarschiren zu lassen. Wie kommt es aber, daß das an der Spitze der Bewegung stehende, die Verfassung vertheidigende Reichsministerium Preußen sendet? Will man hier auch Comödie spielen? Badenser Truppen mit den Pfälzern sollen die Verfassung vertheidigen und Preußen sollen dieselbe zu gleicher Zeit mit dem Bajonette verwerfen helfen! Der Verrath liegt offen zu Tage! Mittags 5 Uhr. Die Preußen haben sich nach Geinsheim, 2 Stunden von hier, gezogen, weil sie gesehen, daß sie in Speyer keinen Eingang erkämpfen können. Die baier. Besatzung Landau's soll sich auch bestimmt weigern, diese Truppen in ihre Mauern aufzunehmen. (Fr. J.) * Wir erhalten auf außerordentlichem Wege folgenden gedruckten offiziellen Bericht: Ludwigshafen, 10. Mai 1849. Das Kommando der Bürgerwehr zu Worms an die permanente Kommandantur daselbst. Ich beeile mich in gedrängter Kürze Ihnen hiermit über die heutigen Vorgänge zu berichten. Durch Zuzüge von Frankenthal und der Wormser Umgegend, Westhofen, Osthofen etc. verstärkt erreichten wir um 8 Uhr den Ort Ludwigshafen, nach bewirkter Aufstellung und Absendung von Parlamentären an den Kommandanten des Brückenkopfes wo bereits die 2 Barrikaden im Bau begriffen waren, wurde der Kommandant aufgefordert, sich unbedingt zu unterwerfen. — Derselbe bat um eine Stunde Bedenkzeit, welche ich ihm nicht bewilligte, sondern augenblicklich zum Sturm schritt, den Brückenkopf nahm, woselbst der Kommandant bereits Reißaus genommen hatte. Die Hälfte der Mannschaft ging zu uns über, die übrigen mit dem Kommandanten flüchteten sich nach Mannheim. Die Haltung der Truppen während des Sturms, wie auch während des Marsches, war gewiß die lobenswertheste. Hierauf nahm ich Besitz vom Brückenkopf und Ludwigshafen. Gleich hierauf wurden mir baierische Truppen, bei 400 Mann im Anmarsch gemeldet. Ich sendete einen Reiter entgegen, um sie zu erfragen in welcher Absicht sie herbeikämen. Die Antwort war: sie kämen als Freunde. Ich ließ gleich die Verfassung beschwören, was sie mit Ausnahme der Offiziere trotz allen Vorstellungen, bereitwillig thaten. Letztere sind aber von ihnen entfernt worden. Morgen sende ich die übergegangenen Truppen nach Neustadt. Der Militärkommandant von Mannheim hat die Brücke ausheben lassen, und nachdem ich ihm über den Zweck meiner Handlungen Aufschlüsse gegeben hatte, versprach er keine feindlichen Schritte vorzunehmen, auch keinen baierischen Truppen den Durchmarsch zu gestatten, übrigens von dem Vorgefallenen seinem Ministerium Bericht zu erstatten. Ich habe alle möglichen Vorkehrungen getroffen. Ich erhalte Zuzüge von allen Seiten angetragen. Eine permanente Kommission ist bereits erwählt, im Verein mit den hiesigen Bürgern, um alles Nöthige anzuwenden und in Vollzug zu setzen. Mit aller Hochachtung Der Oberst der Bürgerwehr und Kommandant sämmtlicher Truppenabtheilungen, Blenker. 225 Ludwigshafen, 10. Mai. Abends 9 Uhr. Hurrah! Wir haben heute Abend 8 Uhr, den hiesigen Brückenkopf so wie ganz Ludwigshafen, und zwei vom Oberlieutenant Ball errichtete und mit Büchsenschützen besetzte Barrikaden im Sturm, aber ohne einen Schuß genommen. Alle hiesigen Baiern, welche nicht durch ihre Zwangsstellung in der Barrikade daran gehindert waren, fraternisirten mit uns — Ungeheurer Jubel! So eben kommt ein Bataillon Baiern vom 8. Regiment von Landau. Ich ging sofort als Parlamentär dem Kommandeur entgegen und erklärte ihm im Namen des Obersten Blenker, daß wenn er etwa feindlich komme, wir ihn auch feindlich und würdig empfangen und unsere Position nur auf Tod und Leben verlassen würden. Worauf er erklärte, daß er als Freund komme, und mit uns brüderlich zusammenbleibe. — Dies Wenige in größter Eile — Ein Joch der Brücke ist gleich von uns abgeführt worden. Darauf erschien der Kommandant von Mannheim zu Pferde an der jenseitigen Brücke und hielt eine längere Unterredung mit dem Oberst Blenker in freundlicher Weise, indem er unser Recht, den hiesigen Platz besetzt zu halten, anerkennt. 15 In Kaiserslautern haben die Freunde des Volkes 50 Kanonen. Es werden 6000 Mann bei Lautern zusammengezogen. Die Hofheimer und Lorscher liegen in Frankenthal. Zuzüge sind zu wünschen. Man bittet um Munition. Der baierische Offizier hatte 6 Büchsen, um die Soldaten zusammenzuschießen, wenn sie nicht gehorchten. Diese aber gingen doch über. In Landau hat das Militär auf die Verfassung geschworen. Kommandeur aller Truppen ist Fenner von Fenneberg und ein ungarischer Offizier. Bürger von Rheinhessen und Starkenberg, eilt den Rheinbaiern zu Hülfe! Frankenthal, 7. Mai. Gestern war in Ludwigshafen ein Kampf zwischen rheinbaierischen Soldaten und Altbaiern; die ersteren, von Frankfurt kommend, ließen die Freiheit und die Pfalz hochleben; die Altbaiern verwiesen ihnen dieß aus dem Grunde, weil sie des Königs Brod essen und des Königs Gold beziehen; darüber kam es zum Streit, in welchem die Altbaiern jämmerlich zugerichtet wurden. — In Mannheim ist an den Straßenecken angeschlagen, man solle die Pfälzer unterstützen, und keine altbaierische Soldaten durchlassen. (Fr. J.) Beuthen, 8. Mai. So eben bringt ein östreichischer Courier an den hiesigen Landrath die Depesche, daß von Morgen ab über Myslowitz etc. 15,000 Mann russischer Truppen, 48 Geschütze und 1200 Pferde nach Oestreich durch preußisch Schlesien gehen werden. (Br. Ztg.) Frankenthal, 8. Mai. Auf die Nachricht, daß Preußen und Badenser hier einrücken, stellte sich klar heraus, was in der Volksversammlung zu Neustadt befürchtet worden war: daß die Reichsminister den Kommissär Eisenstuck mißbraucht haben, um einen Handstreich gegen Rheinbaiern auszuführen. Eisenstuck erklärte zu Neustadt auf sein Ehrenwort, daß kein Mann nach Rheinbaiern dürfe ohne seine Genehmigung. Allein in der folgenden Nacht schon rückten die „Reichstruppen“ ein. Eisenstuck ist über ein so unerhörtes Spiel natürlich außer sich. Er hat jetzt den Landesvertheidigungs-Ausschuß von Kaiserslautern aufgefordert, ganz selbstständig zu handeln, beim ersten Schuß der Reichstruppen sie anzugreifen und sich als provisorische Regierung zu konstituiren. Man sieht einem Zusammenstoß entgegen. (M. Z.) Wien, 8. Mai. Aus Ungarn fehlen alle zuverlässigen Nachrichten, nur Eines ist gewiß, daß Preßburg, die alte Krönungsstadt, Gefahr läuft, eine Schickschalsschwester von Pesth zu werden. Offizielle Daten vom Kriegsschauplatze werden keine veröffentlicht — Beweis genug, daß wir seit acht Tagen auch nicht den geringsten Vortheil errangen. Und immer näher heran wälzt sich die Masse des Feindes, immer bedenklicher werden die Gerüchte von der Gränze. In Oedenburg drang bereits ein Streifkorps ein, und in Wienerneustadt packt Jedermann zusammen zur eiligen Flucht. Die kaiserlichen Aemter gehen mit gutem Beispiele voran! — Oedenburg ist 2 Stunden von Wienerneustadt entfernt, dies letztere erreicht man mit der Eisenbahn in 1 1/2 Stunde, wie nahe steht uns also der Feind! Der Kampf wird blutig werden, denn jetzt steht Alles auf einem einzigen Wurfe! Die Russen scheinen mir keine Hülfstruppen, sonst zögen sie schneller heran. Ich meine mit Grund, Czar will sich aus diesem Wirrwarr Galizien holen — weiter ist es nichts! Nach Galizien bricht er ein an 6 Punkten — das ist seine Beute, was jenseits der Karpathen geschieht, kümmert ihn wenig. Diese Annahme ist keine Ausgeburt meiner Phantasie, sie ist die Befürchtung vieler denkenden Oesterreicher. Die Moldau und Wallachei kommt bei diesem Anlasse gut weg, sie behält wenigstens einige Zeit einen Schein von Freiheit — Galizien aber ist verloren, wie die Unabhängigkeit Ungarns fait accompli wird. Die erste Frucht des russischen Bündnisses reift bereits — die Einfuhrszölle für Getreide und Schlachtvieh werden aufgelassen werden, angeblich um einer Hungersnoth abzuhelfen, in Wahrheit aber als Interessen für das Kapital, welches der Czar der Dynastie insgeheim vorgestreckt, um die eigene Entthronung rascher zu bewerkstelligen. (N. O. Z.) Französische Republik. 12 Paris, 9. Mai. Frankreich rührt sich wieder, die alten Franzosen werden wieder lebendig; sie haben sich in Napoleon die Dummheit an's Ruder gesetzt, weil es leichter ist, mit der Dummheit als mit der Schuftigkeit fertig zu werden. Die Dummheit hat über die Schuftigkeit gesiegt. Der Ochse Napoleon hat sein schuftiges Ministerium, das schuftige Ministerium hat die schuftige Bourgeoisie Bourgeoisie — Rothschild — Fould in den Grund geboxt! Die Franzosen rühren sich — zittere Oestreich, zittere Preußen! — Die Oestreicher und Neapolitaner rücken gegen die Romagna, rücken gegen Ancona vor, sie folgen dem französischen General auf dem Fuße und Oudinot, der den Römern zu Hülfe gegen Oestreich und Neapel eilen sollte, rückte als Feind in Rom ein! Und die Franzosen in Paris brechen das Ministerium, das das römische Blut vergossen, verfluchen Oudinot, der den Oestreichern vorgearbeitet — und an demselben Tage wo die Kammer das Ministerium gebrochen, wo die Oestreicher in die römische Republik eingebrochen, schreibt der Ochse Napoleon an Oudinot einen Brief, um ihn aufzumuntern, abermals einzudringen in Rom! Und die Patrie veröffentlicht den Brief, und Barrot desavouirt ihn. Und als wenn die Dummheit auf die Spitze getrieben werden mußte, um die Schuftigkeit zu stürzen, reicht das Ministerium seine Entlassung ein, und Napoleon verweigert sie! Eine Handvoll ministerieller Atheisten, jüdischer Spekulanten und Jesuiten haben es zu Stande gebracht, daß eine Expedition gerüstet wird gegen die römische Republik, zum Interesse des Pabstes. Juden, Atheisten und Jesuiten haben den Pabst nothwendig, um ihre Metalliques und ihre 3-Prozentige zu halten; und um den Pabst zu halten, vergießen sie französisches Blut und opfern die römische Republik! Diese Juden, Atheisten und Jesuiten zählen auf den geheimen Beistand der Oestreicher, der Preußen und der Russen: da beginnt Oudinot eine Voreiligkeit, eine Dummheit, ganz wie Napoleon! Die Dummheit Oudinot's war, daß er, vertrauend auf die Berichte seiner jüdischen und östreichischen Agenten, in Rom mit offenen Armen aufgenommen zu werden glaubte — da zeigen sich auf einmal 800 Franzosen, die dem Oudinot entgegentreten — und machen die ganze Expedition zu Schanden! In ganz Paris, in ganz Frankreich ertönte der Ruf: die französische Ehre ist befleckt, die Constitution ist verletzt, und wir dürfen nicht einmal eine Thräne vergießen über die Niederlage unserer Armee! Wir müssen uns freuen über den Tod unserer Brüder und in diese Lage hat uns Barrot-Faucher-Napoleon gesetzt. Nieder mit den dummen Schuften! Tod den Prinzen, tod den Tyrannen! „Unsere militärische Ehre, schreibt der Stierochse, steht auf dem Spiele! Ich (der Held von Straßburg) werde nicht dulden, daß sie einen Schlag erhalte! Die Verstärkung soll Ihnen nicht fehlen!“‥… Napoleon sieht noch immer die Oestreicher und Neapolitaner nicht! Er weiß noch immer nicht, wo der eigentliche Feind steht, wer die Ehre der französischen Soldaten eigentlich gebrandmarkt hat! Aber wie sollte er es auch wissen? Er empfängt ja nur die reaktionären Blätter, die keinen andern Rechtsboden kennen, als den der Oestreicher und der Metalliques, unter der Firma des Pabstes, der ihn heiligen muß. Hat die rothe Republik nicht recht, wenn sie auf ihre Proscriptionsliste die Liste der verkauften Redakteurs setzt? Der Rechtsboden! die Franzosen haben ihn jetzt durch die Preußen kennen gelernt. Der Rechtsboden, das sind die Feuerschlünde, welche das Recht in Form von Granaten, Bomben und Kartätschen auf das entwaffnete Volk schleudern, um ihr eigenes Recht, ihre Krone und ihr Budget zu retten. Die Dummheit Napoleon's hat die Franzosen frei gemacht! „Louis Napoleon, sagt die Reform, ist entschlossen, den Weg zu wandern, den vor ihm Carl X. und Louis Philipp betreten hat.“ Und wer die Hartnäckigkeit des Maulesels kennt, findet dieses nur zu sehr begreiflich. Der National trauet seinen eigenen Augen nicht. „Schon die direkte Intervention des Präsidenten in einer Debatte zwischen seinen Ministern und der Kammer, wäre bereits ein sehr schlimmes Ding: nun aber eine Intervention, die direkt dem Votum der Kammer entgegen ist!“ Weiter fehlte nichts, als daß Napoleon zugleich sich komprometiren muß, mit den andern gekrönten Stierochsen! Der Brief Napoleon's wird bereits seine Wirkung in Rom gethan haben, noch ehe das Votum der französischen Kammer dem General Oudinot zugekommen sein kann. Oudinot wird sogar weit früher schon einen Angriff auf Rom gemacht haben. Desto besser! Die Rache wird um so fürchterlicher ausfallen gegen die Schuften, die den Zug veranstaltet haben. Oestreich und Neapel rücken heran! Was werden die Franzosen in Rom machen? Gegen wen wird Oudinot sie führen? Dieser Gedanke allein macht die Franzosen in Paris rasend; sie verfluchen Barrot und Napoleon und wehe ihnen, wenn Oudinot abermals gegen Rom gezogen! Verrath! Verrath! Das ist das Losungswort aller Franzosen. Verrath! Verrath! Das ist das Schlachtgeschrei, mit denen die Wahlen beginnen. Verrath! der Napoleon, den wir gewählt haben, ist der rechte Napoleon nicht; sein Name hat uns irre geführt. Wir wollten einen Napoleon, dem wir den Cavaignac entgegensetzen konnten; wir wollten einen Napoleon, der den Krieg, statt gegen unsere Brüder in Paris zu führen, hinausschleudere in's Ausland, gegen die fremde Fürstenbrut; wir wollten einen Napoleon, einen Präsidenten der Republik, der, wie sein Oheim, allen gekrönten Häuptern, mit der Krone, das Haupt abschlagen sollte, und wir haben einen Pseudo-Napoleon, einen untergeschobenen Napoleon bekommen, der außerhalb Frankreich verfährt, wie Cavaignac in Frankreich, der unsere Brüder in Rom schlachtet, wie Cavaignac unsere Brüder in Paris geschlachtet! Verrath! Verrath! Der Wahltag — das ist der Schlachttag! 068 Paris, 10. Mai. Der Moniteur hat sein langes Schweigen, nach Mittheilung der diplomatischen Depeschen, mit folgenden Mittheilungen unterbrochen: 1) Am 4. Mai war der General Oudinot mit dem Hauptquartier und der zweiten Brigade zu Palo. Die erste stand in Polidoro (6 Meilen von Rom), die dritte wurde eben in Civita-Vecchia ausgeschifft; 2) Radetzky hat beim Aufbruch von Mailand gegen Malghera Ordre zum Einmarsch von 27,000 Mann in die Romagna und Toskana gegeben; drei Bataillone von Triest abgeschickt, um Ankona zu okkupiren; Hierzu eine Beilage.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz297i_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz297i_1849/4
Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 297. Köln, 13. Mai 1849, S. 1688. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz297i_1849/4>, abgerufen am 21.11.2024.