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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 296. Köln, 12. Mai 1849. Beilage.

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pen nach Neustadt. Der Militärkommandant von Mannheim hat die Brücke ausheben lassen, und nachdem ich ihm über den Zweck meiner Handlungen Aufschlüsse gegeben hatte, versprach er keine feindlichen Schritte vorzunehmen, auch keinen baierischen Truppen den Durchmarsch zu gestatten, übrigens von dem Vorgefallenen seinem Ministerium Bericht zu erstatten. Ich habe alle möglichen Vorkehrungen getroffen. Ich erhalte Zuzüge von allen Seiten angetragen. Eine permanente Kommission ist bereits erwählt, im Verein mit den hiesigen Bürgern, um alles Nöthige anzuwenden und in Vollzug zu setzen.

Mit aller Hochachtung

Der Oberst der Bürgerwehr und Kommandant sämmtlicher Truppenabtheilungen, Blenker.

225 Ludwigshafen, 10. Mai. Abends 9 Uhr.

Hurrah!

Wir haben heute Abend 8 Uhr, den hiesigen Brückenkopf so wie ganz Ludwigshafen, und zwei vom Oberlieutenant Ball errichtete und mit Büchsenschützen besetzte Barrikaden im Sturm, aber ohne einen Schuß genommen. Alle hiesigen Baiern, welche nicht durch ihre Zwangsstellung in der Barrikade daran gehindert waren, fraternisirten mit uns -- Ungeheurer Jubel! So eben kommt ein Bataillon Baiern vom 8. Regiment von Landau. Ich ging sofort als Parlamentär dem Kommandeur entgegen und erklärte ihm im Namen des Obersten Blenker, daß wenn er etwa feindlich komme, wir ihn auch feindlich und würdig empfangen und unsere Position nur auf Tod und Leben verlassen würden. Worauf er erklärte, daß er als Freund komme, und mit uns brüderlich zusammenbleibe. -- Dies Wenige in größter Eile -- Ein Joch der Brücke ist gleich von uns abgeführt worden. Darauf erschien der Kommandant von Mannheim zu Pferde an der jenseitigen Brücke und hielt eine längere Unterredung mit dem Oberst Blenker in freundlicher Weise, indem er unser Recht, den hiesigen Platz besetzt zu halten, anerkennt.

15

In Kaiserslautern haben die Freunde des Volkes 50 Kanonen. Es werden 6000 Mann bei Lautern zusammengezogen. Die Hofheimer und Lorscher liegen in Frankenthal. Zuzuge sind zu wünschen Man bittet um Munition Der baierische Offizier hatte 6 Büchsen, um die Soldaten zusammenzuschießen, wenn sie nicht gehorchten. Diese aber gingen doch über. In Landau hat das Militär auf die Verfassung geschworen. Kommandeur aller Truppen ist Ferner von Fenneberg und ein ungarischer Offizier.

Bürger von Rheinhessen und Starkenberg, eilt den Rheinbaiern zu Hülfe!

Neustadt a. d. Haardt, 8. Mai. Morgens 5 Uhr.

Seit gestern Abend bis zum Augenblick sind wir in vollstanviger Revolution. Gestern um 6 Uhr kam plötzlich durch Estaffette von Kaiserslautern die Nachricht, daß gegen den Willen des Reichsministeriums ein Corps preußischer Truppen die Gränze uberschritten habe, und daß sämmtliche Volkswehr sich zum Angriffe bereit halten soll. Sogleich ertönte der Generalmarsch und es zeigte sich, daß Niemand zurückbleibt, wenn es gilt, das Vaterland zu vertheidigen. Nicht blos die Volkswehr, sondern auch alle waffenfähige Männer, welchen Gewehr und Seusen fehlten, und die sich deshalb mit Aerten, Heu- und Mistgabeln u. dgl. versahen, erschienen in größter Schnelligkeit und Vollständigkeit. Zuzüge von den ringsum liegenden Ortschaften langten an, so daß Abends um 10 Uhr der ganze Bahnhof mit wenigstens 1500 Bewaffneten besetzt war, um die Preußen mit Gebühr zu empfangen. Um Mitternacht sollte der Zug ankommen, doch wurde in der Nahe Mutterstadt's die Bahn schon vorher zerstört, so daß die Fahrt unmöglich wurde. Indessen sind alle Vorbereitungen getroffen, um mißliebigen Zuzug abzuhalten; Wache steht uberall und jeder Fremde und Verdachtige wird angehalten. So wurde wahrend der Nacht eine Depesche des k. Regierungspräsidenten aufgefangen, worin alle Gewalten gewarnt werden, Truppen beizuziehen, um jeden blutigen Zusammenstoß zu vermeiden Eben so wurde der Bediente unseres Landkommissars aufgegriffen, welcher ein Schreiben an Beamte zu besorgen hatte, worin dieselben zur Annahme und Beerdigung der deutschen Verfassung aufgefordert wurden.

Morgens 8 Uhr. Es wurden heute Morgen die Wachen organisirt und eine permanente Kommission zur Regelung des Betriebes eingesetzt. So eben geht die Nachricht ein, daß die Preußen Ludwigshafen passirt und durch das Sturmlauten der umliegenden Orte geängstigt, sich statt gegen Neustadt nach Speyer gewendet hätten. In Speyer soll unter dem baierischen Militat Unruhe ausgebrochen sein, so daß sich die Offiziere fluchten mußten und die Soldaten nun zu den Bürgern halten. Näheres müssen wir abwarten. Gestern Abend sind schon baierische Soldaten mit Sack und Pack hier angelangt, welche von der Wache desertirt sind, um mit den Bürgern zu kämpfen. Der regelmäßige Bahnzug um 7 Uhr fand nicht statt; aber ein Zug bewaffneter Turner und Sensenmänner wird so eben per Eisenbahn gegen Speyer zu expedirt, so weit es eben geht, um Näheres zu erfahren. Hunderte der kräftigsten Männer, mit Mistgabeln, Aexten u. dgl. bewaffnet, langen von auswärts an. Die ganze Bahn und günstige Punkte sind trefflich besetzt.

Mittags 12 Uhr. Der Zug kommt so eben an mit einer Ladung Schienen, welche 2 Stunden von hier aufgebrochen wurden, um jeden Zuzug zurückzuhalten. Wir sind nun durch dieses Demoliren der Bahn von jenseits ganz abgeschnitten. Werden die Darmstädter, Hanauer und andere Turner ihr am Sonntag gegebenes Wort halten? Rufen können wir sie nicht mehr!!!

Mittags 2 Uhr. Eisenstuck ist nach Landau geeilt. Eine Proklamation für die Bewohner Speyers, von dem königl. Regierungsdirektor Bettinger und dem Bürgermeister Kolb unterschrieben, sagt: "Die Reichsgewalt habe Reichstruppen, namentlich ein Bataillon preußische und ein Bataillon badische Infanterie und eine Escadron badische Cavallerie beordert, um die Reichsfestung Landau zu besetzen. Da in der Pfalz der Glaube herrsche, diese Truppen wären feindlich gesinnt, so werde hiermit veröffentlicht, daß dieselben Speyer nur der Erfrischung wegen berühren und dann sogleich nach Landau abgingen." Dieser bekannt gewordenen Erklärung folgte der Ruf: "Verrath! Verrath!" Ueberall hört man, man will uns belagern, betrügen, Preußen erkenne die Verfassung nicht an, mithin könnten diese Soldaten auch keine Freunde sein; sie müssen aus der Pfalz etc. Der Reichskommissär soll übrigens die Versicherung gegeben haben, nur schwarz-roth-goldene Truppen zu beordeen. Wir haben aber schwarz-weiße erhalten! Wird er dieselben wieder entfernen können? Bald wird zur Wahrheit werden, was am Sonntage in der großen Volksversammlung dahier behauptet wurde: "Wo Reichskommissäre hinkommen, fließt Blut!"

Mittags 3 Uhr. Die Kreiskasse in Speyer ist schon vor einigen Tagen um Mitternacht in die Festung in Gewahrsam gebracht worden. In Speyer sollen Barrikaden erbaut werden. Die baierischen Truppen sollen die betreffenden Punkte, vereinigt mit den Bürgern, besetzt haben. Es regnet sehr stark und beständig. Die Preußen werden heute schon gewaschen. Die Nußdorfer, bekannt aus dem Bauernkriege, lassen keine Preußen in die Festung Landau, so wird allgemein versichert. Tausende sind heute in der Pfalz kampfbereit. Ueberall Wache und Patrouille. Ein solcher Muth, eine solche Begeisterung und Ausdauer hat man nicht erwartet. Wenn ganz Wien in dieser Stimmung gewesen wäre, wie sie soeben in der Pfalz ist, wäre Wien nie gefallen und wenn der Teufel selbst mit seinem Heere gekommen wäre.

Mittags 4 Uhr. Mannheims Stadt-Collegium soll sich energisch ausgesprochen haben, keine preußische oder baierische Truppen durchmarschiren zu lassen. Wie kommt es aber, daß das an der Spitze der Bewegung stehende, die Verfassung vertheidigende Reichsministerium Preußen sendet? Will man hier auch Comödie spielen? Badenser Truppen mit den Pfälzern sollen die Verfassung vertheidigen und Preußen sollen dieselbe zu gleicher Zeit mit dem Bajonette verwerfen helfen! Der Verrath liegt offen zu Tage!

Mittags 5 Uhr. Die Preußen haben sich nach Geinsbeim, 2 Stunden von hier, gezogen, weil sie gesehen, daß sie in Speyer keinen Eingang erkämpfen können. Die baier. Besatzung Landau's soll sich auch bestimmt weigern, diese Truppen in ihre Mauern aufzunehmen

(Fr. J.)
* Posen, 7. Mai.

Der Belagerungszustand ist in verstärkter Weise proklamirt. Die Censur ist wieder eingeführt und das Vereinsrecht aufgehoben: Alles dies, weil sich in Posen für die Reichsverfassung Sympathien gezeigt.

Beuthen, 8. Mai.

So eben bringt ein östreichischer Courier an den hiesigen Landrath die Depesche, daß von Morgen ab über Myslowitz etc. 15,000 Mann russischer Truppen, 48 Geschutze und 1200 Pferde nach Oestreich durch preußisch Schlesien gehen werden.

(Br. Ztg.)
Französische Republik.
068 Paris, 10. Mai.

Marrast hat zwei Bataillone zum Schutze der National-Versammlung verlangt, nur ein einziges erscheint. Changarnier hat sich dem Abmarsch des andern widersetzt. Also auch Changarnier hat die Konstitution am dellen Tage mitten in Paris verletzt. Furchtbarer Skandal in der Kammer! Furchtbare Wuth unter dem Volke!

Redakteur en chef Karl Marx.

Druck von J. W. Dietz.

pen nach Neustadt. Der Militärkommandant von Mannheim hat die Brücke ausheben lassen, und nachdem ich ihm über den Zweck meiner Handlungen Aufschlüsse gegeben hatte, versprach er keine feindlichen Schritte vorzunehmen, auch keinen baierischen Truppen den Durchmarsch zu gestatten, übrigens von dem Vorgefallenen seinem Ministerium Bericht zu erstatten. Ich habe alle möglichen Vorkehrungen getroffen. Ich erhalte Zuzüge von allen Seiten angetragen. Eine permanente Kommission ist bereits erwählt, im Verein mit den hiesigen Bürgern, um alles Nöthige anzuwenden und in Vollzug zu setzen.

Mit aller Hochachtung

Der Oberst der Bürgerwehr und Kommandant sämmtlicher Truppenabtheilungen, Blenker.

225 Ludwigshafen, 10. Mai. Abends 9 Uhr.

Hurrah!

Wir haben heute Abend 8 Uhr, den hiesigen Brückenkopf so wie ganz Ludwigshafen, und zwei vom Oberlieutenant Ball errichtete und mit Büchsenschützen besetzte Barrikaden im Sturm, aber ohne einen Schuß genommen. Alle hiesigen Baiern, welche nicht durch ihre Zwangsstellung in der Barrikade daran gehindert waren, fraternisirten mit uns — Ungeheurer Jubel! So eben kommt ein Bataillon Baiern vom 8. Regiment von Landau. Ich ging sofort als Parlamentär dem Kommandeur entgegen und erklärte ihm im Namen des Obersten Blenker, daß wenn er etwa feindlich komme, wir ihn auch feindlich und würdig empfangen und unsere Position nur auf Tod und Leben verlassen würden. Worauf er erklärte, daß er als Freund komme, und mit uns brüderlich zusammenbleibe. — Dies Wenige in größter Eile — Ein Joch der Brücke ist gleich von uns abgeführt worden. Darauf erschien der Kommandant von Mannheim zu Pferde an der jenseitigen Brücke und hielt eine längere Unterredung mit dem Oberst Blenker in freundlicher Weise, indem er unser Recht, den hiesigen Platz besetzt zu halten, anerkennt.

15

In Kaiserslautern haben die Freunde des Volkes 50 Kanonen. Es werden 6000 Mann bei Lautern zusammengezogen. Die Hofheimer und Lorscher liegen in Frankenthal. Zuzuge sind zu wünschen Man bittet um Munition Der baierische Offizier hatte 6 Büchsen, um die Soldaten zusammenzuschießen, wenn sie nicht gehorchten. Diese aber gingen doch über. In Landau hat das Militär auf die Verfassung geschworen. Kommandeur aller Truppen ist Ferner von Fenneberg und ein ungarischer Offizier.

Bürger von Rheinhessen und Starkenberg, eilt den Rheinbaiern zu Hülfe!

Neustadt a. d. Haardt, 8. Mai. Morgens 5 Uhr.

Seit gestern Abend bis zum Augenblick sind wir in vollstanviger Revolution. Gestern um 6 Uhr kam plötzlich durch Estaffette von Kaiserslautern die Nachricht, daß gegen den Willen des Reichsministeriums ein Corps preußischer Truppen die Gränze uberschritten habe, und daß sämmtliche Volkswehr sich zum Angriffe bereit halten soll. Sogleich ertönte der Generalmarsch und es zeigte sich, daß Niemand zurückbleibt, wenn es gilt, das Vaterland zu vertheidigen. Nicht blos die Volkswehr, sondern auch alle waffenfähige Männer, welchen Gewehr und Seusen fehlten, und die sich deshalb mit Aerten, Heu- und Mistgabeln u. dgl. versahen, erschienen in größter Schnelligkeit und Vollständigkeit. Zuzüge von den ringsum liegenden Ortschaften langten an, so daß Abends um 10 Uhr der ganze Bahnhof mit wenigstens 1500 Bewaffneten besetzt war, um die Preußen mit Gebühr zu empfangen. Um Mitternacht sollte der Zug ankommen, doch wurde in der Nahe Mutterstadt's die Bahn schon vorher zerstört, so daß die Fahrt unmöglich wurde. Indessen sind alle Vorbereitungen getroffen, um mißliebigen Zuzug abzuhalten; Wache steht uberall und jeder Fremde und Verdachtige wird angehalten. So wurde wahrend der Nacht eine Depesche des k. Regierungspräsidenten aufgefangen, worin alle Gewalten gewarnt werden, Truppen beizuziehen, um jeden blutigen Zusammenstoß zu vermeiden Eben so wurde der Bediente unseres Landkommissars aufgegriffen, welcher ein Schreiben an Beamte zu besorgen hatte, worin dieselben zur Annahme und Beerdigung der deutschen Verfassung aufgefordert wurden.

Morgens 8 Uhr. Es wurden heute Morgen die Wachen organisirt und eine permanente Kommission zur Regelung des Betriebes eingesetzt. So eben geht die Nachricht ein, daß die Preußen Ludwigshafen passirt und durch das Sturmlauten der umliegenden Orte geängstigt, sich statt gegen Neustadt nach Speyer gewendet hätten. In Speyer soll unter dem baierischen Militat Unruhe ausgebrochen sein, so daß sich die Offiziere fluchten mußten und die Soldaten nun zu den Bürgern halten. Näheres müssen wir abwarten. Gestern Abend sind schon baierische Soldaten mit Sack und Pack hier angelangt, welche von der Wache desertirt sind, um mit den Bürgern zu kämpfen. Der regelmäßige Bahnzug um 7 Uhr fand nicht statt; aber ein Zug bewaffneter Turner und Sensenmänner wird so eben per Eisenbahn gegen Speyer zu expedirt, so weit es eben geht, um Näheres zu erfahren. Hunderte der kräftigsten Männer, mit Mistgabeln, Aexten u. dgl. bewaffnet, langen von auswärts an. Die ganze Bahn und günstige Punkte sind trefflich besetzt.

Mittags 12 Uhr. Der Zug kommt so eben an mit einer Ladung Schienen, welche 2 Stunden von hier aufgebrochen wurden, um jeden Zuzug zurückzuhalten. Wir sind nun durch dieses Demoliren der Bahn von jenseits ganz abgeschnitten. Werden die Darmstädter, Hanauer und andere Turner ihr am Sonntag gegebenes Wort halten? Rufen können wir sie nicht mehr!!!

Mittags 2 Uhr. Eisenstuck ist nach Landau geeilt. Eine Proklamation für die Bewohner Speyers, von dem königl. Regierungsdirektor Bettinger und dem Bürgermeister Kolb unterschrieben, sagt: „Die Reichsgewalt habe Reichstruppen, namentlich ein Bataillon preußische und ein Bataillon badische Infanterie und eine Escadron badische Cavallerie beordert, um die Reichsfestung Landau zu besetzen. Da in der Pfalz der Glaube herrsche, diese Truppen wären feindlich gesinnt, so werde hiermit veröffentlicht, daß dieselben Speyer nur der Erfrischung wegen berühren und dann sogleich nach Landau abgingen.“ Dieser bekannt gewordenen Erklärung folgte der Ruf: „Verrath! Verrath!“ Ueberall hört man, man will uns belagern, betrügen, Preußen erkenne die Verfassung nicht an, mithin könnten diese Soldaten auch keine Freunde sein; sie müssen aus der Pfalz etc. Der Reichskommissär soll übrigens die Versicherung gegeben haben, nur schwarz-roth-goldene Truppen zu beordeen. Wir haben aber schwarz-weiße erhalten! Wird er dieselben wieder entfernen können? Bald wird zur Wahrheit werden, was am Sonntage in der großen Volksversammlung dahier behauptet wurde: „Wo Reichskommissäre hinkommen, fließt Blut!“

Mittags 3 Uhr. Die Kreiskasse in Speyer ist schon vor einigen Tagen um Mitternacht in die Festung in Gewahrsam gebracht worden. In Speyer sollen Barrikaden erbaut werden. Die baierischen Truppen sollen die betreffenden Punkte, vereinigt mit den Bürgern, besetzt haben. Es regnet sehr stark und beständig. Die Preußen werden heute schon gewaschen. Die Nußdorfer, bekannt aus dem Bauernkriege, lassen keine Preußen in die Festung Landau, so wird allgemein versichert. Tausende sind heute in der Pfalz kampfbereit. Ueberall Wache und Patrouille. Ein solcher Muth, eine solche Begeisterung und Ausdauer hat man nicht erwartet. Wenn ganz Wien in dieser Stimmung gewesen wäre, wie sie soeben in der Pfalz ist, wäre Wien nie gefallen und wenn der Teufel selbst mit seinem Heere gekommen wäre.

Mittags 4 Uhr. Mannheims Stadt-Collegium soll sich energisch ausgesprochen haben, keine preußische oder baierische Truppen durchmarschiren zu lassen. Wie kommt es aber, daß das an der Spitze der Bewegung stehende, die Verfassung vertheidigende Reichsministerium Preußen sendet? Will man hier auch Comödie spielen? Badenser Truppen mit den Pfälzern sollen die Verfassung vertheidigen und Preußen sollen dieselbe zu gleicher Zeit mit dem Bajonette verwerfen helfen! Der Verrath liegt offen zu Tage!

Mittags 5 Uhr. Die Preußen haben sich nach Geinsbeim, 2 Stunden von hier, gezogen, weil sie gesehen, daß sie in Speyer keinen Eingang erkämpfen können. Die baier. Besatzung Landau's soll sich auch bestimmt weigern, diese Truppen in ihre Mauern aufzunehmen

(Fr. J.)
* Posen, 7. Mai.

Der Belagerungszustand ist in verstärkter Weise proklamirt. Die Censur ist wieder eingeführt und das Vereinsrecht aufgehoben: Alles dies, weil sich in Posen für die Reichsverfassung Sympathien gezeigt.

Beuthen, 8. Mai.

So eben bringt ein östreichischer Courier an den hiesigen Landrath die Depesche, daß von Morgen ab über Myslowitz etc. 15,000 Mann russischer Truppen, 48 Geschutze und 1200 Pferde nach Oestreich durch preußisch Schlesien gehen werden.

(Br. Ztg.)
Französische Republik.
068 Paris, 10. Mai.

Marrast hat zwei Bataillone zum Schutze der National-Versammlung verlangt, nur ein einziges erscheint. Changarnier hat sich dem Abmarsch des andern widersetzt. Also auch Changarnier hat die Konstitution am dellen Tage mitten in Paris verletzt. Furchtbarer Skandal in der Kammer! Furchtbare Wuth unter dem Volke!

Redakteur en chef Karl Marx.

Druck von J. W. Dietz.

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[1684/0002] pen nach Neustadt. Der Militärkommandant von Mannheim hat die Brücke ausheben lassen, und nachdem ich ihm über den Zweck meiner Handlungen Aufschlüsse gegeben hatte, versprach er keine feindlichen Schritte vorzunehmen, auch keinen baierischen Truppen den Durchmarsch zu gestatten, übrigens von dem Vorgefallenen seinem Ministerium Bericht zu erstatten. Ich habe alle möglichen Vorkehrungen getroffen. Ich erhalte Zuzüge von allen Seiten angetragen. Eine permanente Kommission ist bereits erwählt, im Verein mit den hiesigen Bürgern, um alles Nöthige anzuwenden und in Vollzug zu setzen. Mit aller Hochachtung Der Oberst der Bürgerwehr und Kommandant sämmtlicher Truppenabtheilungen, Blenker. 225 Ludwigshafen, 10. Mai. Abends 9 Uhr. Hurrah! Wir haben heute Abend 8 Uhr, den hiesigen Brückenkopf so wie ganz Ludwigshafen, und zwei vom Oberlieutenant Ball errichtete und mit Büchsenschützen besetzte Barrikaden im Sturm, aber ohne einen Schuß genommen. Alle hiesigen Baiern, welche nicht durch ihre Zwangsstellung in der Barrikade daran gehindert waren, fraternisirten mit uns — Ungeheurer Jubel! So eben kommt ein Bataillon Baiern vom 8. Regiment von Landau. Ich ging sofort als Parlamentär dem Kommandeur entgegen und erklärte ihm im Namen des Obersten Blenker, daß wenn er etwa feindlich komme, wir ihn auch feindlich und würdig empfangen und unsere Position nur auf Tod und Leben verlassen würden. Worauf er erklärte, daß er als Freund komme, und mit uns brüderlich zusammenbleibe. — Dies Wenige in größter Eile — Ein Joch der Brücke ist gleich von uns abgeführt worden. Darauf erschien der Kommandant von Mannheim zu Pferde an der jenseitigen Brücke und hielt eine längere Unterredung mit dem Oberst Blenker in freundlicher Weise, indem er unser Recht, den hiesigen Platz besetzt zu halten, anerkennt. 15 In Kaiserslautern haben die Freunde des Volkes 50 Kanonen. Es werden 6000 Mann bei Lautern zusammengezogen. Die Hofheimer und Lorscher liegen in Frankenthal. Zuzuge sind zu wünschen Man bittet um Munition Der baierische Offizier hatte 6 Büchsen, um die Soldaten zusammenzuschießen, wenn sie nicht gehorchten. Diese aber gingen doch über. In Landau hat das Militär auf die Verfassung geschworen. Kommandeur aller Truppen ist Ferner von Fenneberg und ein ungarischer Offizier. Bürger von Rheinhessen und Starkenberg, eilt den Rheinbaiern zu Hülfe! Neustadt a. d. Haardt, 8. Mai. Morgens 5 Uhr. Seit gestern Abend bis zum Augenblick sind wir in vollstanviger Revolution. Gestern um 6 Uhr kam plötzlich durch Estaffette von Kaiserslautern die Nachricht, daß gegen den Willen des Reichsministeriums ein Corps preußischer Truppen die Gränze uberschritten habe, und daß sämmtliche Volkswehr sich zum Angriffe bereit halten soll. Sogleich ertönte der Generalmarsch und es zeigte sich, daß Niemand zurückbleibt, wenn es gilt, das Vaterland zu vertheidigen. Nicht blos die Volkswehr, sondern auch alle waffenfähige Männer, welchen Gewehr und Seusen fehlten, und die sich deshalb mit Aerten, Heu- und Mistgabeln u. dgl. versahen, erschienen in größter Schnelligkeit und Vollständigkeit. Zuzüge von den ringsum liegenden Ortschaften langten an, so daß Abends um 10 Uhr der ganze Bahnhof mit wenigstens 1500 Bewaffneten besetzt war, um die Preußen mit Gebühr zu empfangen. Um Mitternacht sollte der Zug ankommen, doch wurde in der Nahe Mutterstadt's die Bahn schon vorher zerstört, so daß die Fahrt unmöglich wurde. Indessen sind alle Vorbereitungen getroffen, um mißliebigen Zuzug abzuhalten; Wache steht uberall und jeder Fremde und Verdachtige wird angehalten. So wurde wahrend der Nacht eine Depesche des k. Regierungspräsidenten aufgefangen, worin alle Gewalten gewarnt werden, Truppen beizuziehen, um jeden blutigen Zusammenstoß zu vermeiden Eben so wurde der Bediente unseres Landkommissars aufgegriffen, welcher ein Schreiben an Beamte zu besorgen hatte, worin dieselben zur Annahme und Beerdigung der deutschen Verfassung aufgefordert wurden. Morgens 8 Uhr. Es wurden heute Morgen die Wachen organisirt und eine permanente Kommission zur Regelung des Betriebes eingesetzt. So eben geht die Nachricht ein, daß die Preußen Ludwigshafen passirt und durch das Sturmlauten der umliegenden Orte geängstigt, sich statt gegen Neustadt nach Speyer gewendet hätten. In Speyer soll unter dem baierischen Militat Unruhe ausgebrochen sein, so daß sich die Offiziere fluchten mußten und die Soldaten nun zu den Bürgern halten. Näheres müssen wir abwarten. Gestern Abend sind schon baierische Soldaten mit Sack und Pack hier angelangt, welche von der Wache desertirt sind, um mit den Bürgern zu kämpfen. Der regelmäßige Bahnzug um 7 Uhr fand nicht statt; aber ein Zug bewaffneter Turner und Sensenmänner wird so eben per Eisenbahn gegen Speyer zu expedirt, so weit es eben geht, um Näheres zu erfahren. Hunderte der kräftigsten Männer, mit Mistgabeln, Aexten u. dgl. bewaffnet, langen von auswärts an. Die ganze Bahn und günstige Punkte sind trefflich besetzt. Mittags 12 Uhr. Der Zug kommt so eben an mit einer Ladung Schienen, welche 2 Stunden von hier aufgebrochen wurden, um jeden Zuzug zurückzuhalten. Wir sind nun durch dieses Demoliren der Bahn von jenseits ganz abgeschnitten. Werden die Darmstädter, Hanauer und andere Turner ihr am Sonntag gegebenes Wort halten? Rufen können wir sie nicht mehr!!! Mittags 2 Uhr. Eisenstuck ist nach Landau geeilt. Eine Proklamation für die Bewohner Speyers, von dem königl. Regierungsdirektor Bettinger und dem Bürgermeister Kolb unterschrieben, sagt: „Die Reichsgewalt habe Reichstruppen, namentlich ein Bataillon preußische und ein Bataillon badische Infanterie und eine Escadron badische Cavallerie beordert, um die Reichsfestung Landau zu besetzen. Da in der Pfalz der Glaube herrsche, diese Truppen wären feindlich gesinnt, so werde hiermit veröffentlicht, daß dieselben Speyer nur der Erfrischung wegen berühren und dann sogleich nach Landau abgingen.“ Dieser bekannt gewordenen Erklärung folgte der Ruf: „Verrath! Verrath!“ Ueberall hört man, man will uns belagern, betrügen, Preußen erkenne die Verfassung nicht an, mithin könnten diese Soldaten auch keine Freunde sein; sie müssen aus der Pfalz etc. Der Reichskommissär soll übrigens die Versicherung gegeben haben, nur schwarz-roth-goldene Truppen zu beordeen. Wir haben aber schwarz-weiße erhalten! Wird er dieselben wieder entfernen können? Bald wird zur Wahrheit werden, was am Sonntage in der großen Volksversammlung dahier behauptet wurde: „Wo Reichskommissäre hinkommen, fließt Blut!“ Mittags 3 Uhr. Die Kreiskasse in Speyer ist schon vor einigen Tagen um Mitternacht in die Festung in Gewahrsam gebracht worden. In Speyer sollen Barrikaden erbaut werden. Die baierischen Truppen sollen die betreffenden Punkte, vereinigt mit den Bürgern, besetzt haben. Es regnet sehr stark und beständig. Die Preußen werden heute schon gewaschen. Die Nußdorfer, bekannt aus dem Bauernkriege, lassen keine Preußen in die Festung Landau, so wird allgemein versichert. Tausende sind heute in der Pfalz kampfbereit. Ueberall Wache und Patrouille. Ein solcher Muth, eine solche Begeisterung und Ausdauer hat man nicht erwartet. Wenn ganz Wien in dieser Stimmung gewesen wäre, wie sie soeben in der Pfalz ist, wäre Wien nie gefallen und wenn der Teufel selbst mit seinem Heere gekommen wäre. Mittags 4 Uhr. Mannheims Stadt-Collegium soll sich energisch ausgesprochen haben, keine preußische oder baierische Truppen durchmarschiren zu lassen. Wie kommt es aber, daß das an der Spitze der Bewegung stehende, die Verfassung vertheidigende Reichsministerium Preußen sendet? Will man hier auch Comödie spielen? Badenser Truppen mit den Pfälzern sollen die Verfassung vertheidigen und Preußen sollen dieselbe zu gleicher Zeit mit dem Bajonette verwerfen helfen! Der Verrath liegt offen zu Tage! Mittags 5 Uhr. Die Preußen haben sich nach Geinsbeim, 2 Stunden von hier, gezogen, weil sie gesehen, daß sie in Speyer keinen Eingang erkämpfen können. Die baier. Besatzung Landau's soll sich auch bestimmt weigern, diese Truppen in ihre Mauern aufzunehmen (Fr. J.) * Posen, 7. Mai. Der Belagerungszustand ist in verstärkter Weise proklamirt. Die Censur ist wieder eingeführt und das Vereinsrecht aufgehoben: Alles dies, weil sich in Posen für die Reichsverfassung Sympathien gezeigt. Beuthen, 8. Mai. So eben bringt ein östreichischer Courier an den hiesigen Landrath die Depesche, daß von Morgen ab über Myslowitz etc. 15,000 Mann russischer Truppen, 48 Geschutze und 1200 Pferde nach Oestreich durch preußisch Schlesien gehen werden. (Br. Ztg.) Französische Republik. 068 Paris, 10. Mai. Marrast hat zwei Bataillone zum Schutze der National-Versammlung verlangt, nur ein einziges erscheint. Changarnier hat sich dem Abmarsch des andern widersetzt. Also auch Changarnier hat die Konstitution am dellen Tage mitten in Paris verletzt. Furchtbarer Skandal in der Kammer! Furchtbare Wuth unter dem Volke! Redakteur en chef Karl Marx. Druck von J. W. Dietz.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 296. Köln, 12. Mai 1849. Beilage, S. 1684. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz296b_1849/2>, abgerufen am 21.11.2024.