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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 296. Köln, 12. Mai 1849.

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gerade das Gegentheil von den Behauptungen des Edlen hervor; an der Versammlung sei es, der Centralgewalt ihren Weg vorzuzeichnen, nicht umgekehrt, von der Centralgewalt Maßregeln zu erwarten.

Raveaux von Köln erklärt sich ebenfalls gegen den Aufschub, während Dresden beschossen werde, während dort Hunderte von Menschen fallen. Wir müssen heute wissen, was das Ministerium zu thun entschlossen ist, denn morgen schon ist es vielleicht zu spät. Eine Vertagung sei ein Verbrechen am Vaterlande: Versäume man es, die Leitung der Bewegung zu ergreifen, so werde die Bewegung über Alle gehen -- über uns Alle -- mögen wir auf dieser oder jener Seite dieses Hauses gestanden haben. (Hoffentlich, Herr Raveaux!)

Lichtfreund und Zinswucherer Schwetschke für die Vertagung. Ueber die Lage von Sachsen könne eine telegraphische Depesche Auskunft geben. wornach die Gemeinde Leipzig Hrn. Göschen nach Braunschweig abgesendet hat, um 600 Mann zu requiriren. Denn in den Straßen von Leipzig kämpfte die Kommunalgarde mit einer "sozialen Schilderhebung." (Du ahnungsvoller Engel, Du!)

Trützschler: Dresden wird seit Tagen beschossen, es brennt, Tausende eilen hinzu, um für die Reichsverfassung, um für diese Versammlung ihr Blut zu verspritzen, und Sie wollen hier die Hände in den Schooß legen? Wird ein Reichskommissär das preußische Heer abzuwehren vermögen? Ich sehe kein Mittel der Ehre für das Reichsministerium, als daß es anstatt Dresden wie Wien im Bürgerblut ersäufen zu lassen, selbst dorthin eile und einen ehrlichen Tod von einer preußischen Kugel suche. (Donnernder Beifall von der Linken und der Gallerie.)

Beseler: Auf diese Versammlung wälzt man mit Unrecht die Verantwortung gewaltsamer Mittel. Dazu hat sie nicht aufgefordert. (Ruf: "Zur Durchführung der Reichsverfassung"). Im Gegentheil. Vergleichen Sie meine Aeußerungen, vergleichen Sie die Erklärung des Ministerpräsidenten in jener Sitzung, und Sie werden finden, daß wir gewaltsame Mittel eben ausdrücklich und entschieden ausschlossen. Was die Vertagung anlangt, so sehe ich nicht ein, wie wir durch einen schnelleren Beschluß etwas fördern wollen. Wenn Sie Truppen wollen marschiren lassen -- gesetzt, Sie hätten deren hinreichend zur Verfügung -- so kämen Sie doch damit "zu spät", um Dresden zu entsetzen.

Wigard aus Dresden: Dresden wird bombardirt, es steht in Flammen Sind da 24 Stunden nicht von dem äußersten Gewicht? Das Auftreten des Reichsministeriums geht gegen Alles, was von ihm erwartet werden durfte. Und es verschweigt uns, was es sehr wohl weiß, nämlich, daß ganz Sachsen mit der Dresdener Bewegung übereinstimmt, mit alleiniger Ausnahme von Leipzig. Verlieren Sie keine Stunde. Fassen Sie einen Beschluß. Das Volk wird an Ihrer Seite und der Sieg nicht zweifelhaft sein. (Beifall).

Edler v. Gagern: Ich habe nichts verschwiegen, denn nur von dem Stadtrathe von Glauchau ist sonst noch ein Abgeordneter aus Sachsen bei mir eingetroffen. Die überbrachte Schrift kann ich dem Hause vorlegen. Sie enthält nichts Allgemeines über die sächsischen Verhältnisse.

Hr. Fallati: Wer etwas unterstützen will, muß einen festen Boden unter sich haben, sonst wird er hingerissen mit dem, was er unterstützen will. Der feste Boden des Ministeriums ist seine Uebereinstimmung mit dem Reichsverweser. (Schöne Sippschaft!) Darüber aber werden wir erst Morgen in Klarheit sein. Das Ministerium ist zugleich bekämpft von der Reaktion und von der Revolution, zu der es seine Einwilligung nicht geben kann. Das ist die Lage aller "mittlern" Parteien, daß sie Gefahr laufen, zermalmt zu werden. Aber das Ministerium will die allgemeine Verwaltung der deutschen Angelegenheiten, den Krieg in Schleswig, die Marine nicht aus der Hand geben -- und in wessen Hand? -- bis es muß. Das letztere wird sich morgen entscheiden.

Der Schluß der Debatte wird angenommen und auf Herrn Raveaux's Antrag namentlich abgestimmt über den Antrag des Ministeriums, die Verhandlung bis morgen zu vertagen.

Der Vertagungsantrag wird mit 221 gegen 133 Stimmen angenommen. (Tiefes Schweigen des Ekels auf den Gallerien.)

Der bezahlte Industrieritter, Ex-Buchhändler, Zeitungsschreiber und philosophischer Universitätsbänkelsänger Biedermann aus Leipzig, stimmt ebenfalls für die Vertagung. Mögen die Verwandten der ermordeter, an Preußen verrathenen Barrikadenkämpfer in Dresden Herrn Biedermann bald Rechnung tragen!

Möge das Volk wenn es mit seinen gottbegnadeten Henkern fertig ist, die Rache für das vergossene Blut auch dieser elenden Versammlung nicht schenken!

224 Aus Franken, 7. Mai.

So eben marschirt das 13. Linienregiment unter großem Auflauf und furchtbaren, tausendfältigen Verwünschungen des Volkes nach Sachsen. Ebenso haben noch andere Infanterieregimenter und 3 Kavallerieregimenter Marschordre erhalten, ob nach Sachsen oder der Rheinpfalz, konnte man durchaus nicht erfahren. Die Sachsen, wenn sie noch einen Tropfen revolutionäres Blut in ihren Adern haben, werden diese viehischen Reichsräuber entsprechend zu empfangen und ihnen mit Barrikaden zu antworten wissen. Von der kaum glaublichen Gährung, die sich fieberhaft von Minute zu Minute steigert, von der Bestialität unseres Regierungsscheusals, unseres Polizeihundestalls und des übrigen Verrätherpacks können sie sich unmöglich einen rechten Begriff machen. So hat man, wie uns aus zuverlässiger Quelle versichert wurde, schon alle Anstalten getroffen, um gegen den am 29. April in Bamberg versammelten Demokratenkongreß eine monströse Untersuchung zu beginnen; wegen den schon erwähnten Proklamationen "an das fränkische Volk", an das Heer, an die Majorität der baierischen Volkskammer. Kaum kann man in dieser furchtbaren Aufregung den großen fränkischen Volkstag in Nürnberg am 13. Mai erwarten, denn dort soll, so hoffen wenigstens alle Demokraten, von einer Versammlung von 30,000 Menschen auch für Franken ein entscheidendes Wort gesprochen, eine entscheidende That ins Werk gesetzt werden. Ich fürchte nur, es werden sich auch dieses Mal wieder zu viele bedenkliche Bourgeoiselemente eindrängen und durch ihre Halbheit und Mattheit dem Gedeihen einer rettenden That unwiderstehliche Hindernisse in den Weg setzen. Einstweilen nehmen die Volksversammlungen in ganz Franken ihren permanenten Fortgang, auch fängt man jetzt an, sich eifriger zu richten, und auch die demokratische Presse tritt energisch und entschieden auf. So bringt der "freie Staatsbürger" von Gustav Dierzel an der Spitze seiner heutigen Nummer einen fulminanten Aufruf an alle Franken, worin die Schlechtigkeit der Regierung nachgewiesen und das Volk aufgerufen wird, zu handeln: "Jetzt oder nie! tapferes Frankenvolk! Zu den Waffen, zu den Waffen!" so schließt die Proklamation. Wenn das Volk noch einmal unterliegen sollte, was wir keineswegs fürchten, so wäre dem etc. Gustav Dirzel ein weiterer Platz auf der Anklagebank sicher, womit man ihn jetzt schon zur Genüge beehrt hat. Die Königliche Standrechtsproklamation, welche zur "Beruhigung" dienen sollte, wird übrigens an allen Orten, wo sie angeschlagen, angespukt und heruntergerissen. Nun hören Sie erst die heilige Einfalt baierischer Polizeibehörden: Um dieser verzweiflungsvollen und ganz konträren Wirkung eine "gedeihlichere" Richtung zu geben, faßten selbige den höchst genialen und allen Gleichgesinnten für gleichartige Eventualitäten sehr anempfehlenswerthen Entschluß, die Proklamation unter Polizei-Aufsicht zu stellen. Man nagelte sie nämlich an den Kasernen und zwar dicht neben dem Kopfe der Wachen an. Da hängt sie nun, der Spott aller Leute, unter dem Schutz von drei Bajonetten. (!!) Statt der auf solche Weise volksgemaßregelten Proklamation erblickt man überall Parodieen, in welchen jene Beruhigung nach "Morithaten"-Manier persiflirt wird. Des Nachts aber geht erst recht der Teufel los. "Wir wollen nichts mehr von Baiern wissen, wir sind freie Franken! Noch häufiger aber der Donnerruf: "Eljen Kossuth" tönt unaufhörlich durch die Straßen. Ich hoffe, wir werden rothe Pfingsten halten.

231 Freiburg, 8. Mai, Abends.

So eben haben die Geschwornen in dem Prozeß gegen Bornstedt, Krebs, Fickler und Steinmetz ihr Verdikt abgegeben. Die Angeklagten Fickler, Krebs und Steinmetz sind völlig freigesprochen. Bornstedt dagegen wurde für schuldig erklärt, mit der deutschen demokratischen Legion von Paris aufgebrochen und am 24. April v. J. in das badische Gebiet eingefallen zu sein in der Absicht, sich dem auf Umsturz der dortigen Staatsverfassung gerichteten Aufruhr anzuschließen. Der Staatsanwalt, der hierin unerklärlicher Weise keinen vollendeten Hochverrath erkennen wollte, stellte den Antrag auf 6jährige Zuchthausstrafe, zu Erstehen in 4jähriger Einzelhaft, als den mildesten nach unserm Strafgesetz zulässigen. Brentano ließ das obige Verdikt nochmals verlesen und bekämpfte den Antrag des Staatsanwalts, indem er ausführte, daß in einem "Herüberkommen in der Absicht etc." nicht einmal eine strafbare Vorbereitungshandlung liege, und, wenn ja eine solche angenommen werden sollte, Bornstedt, da der Staatsanwalt die gesetzlich mildeste Strafe beantrage, höchstens zu dreimonatlicher Kreisgefängnißstrafe verurtheilt werden könne. Bornstedt schloß sich dieser Erklärung an, und fügte die Versicherung bei; was ihn immer treffen möge, er bleibe Republikaner, bereit, jeden Augenblick sein Leben einzusetzen, wenn das Volk rufe. Der Gerichtshof erkannte Bornstedt des Hochverrathsversuchs für schuldig und verurtheilte ihn zu 1 1/2jähriger Zuchthausstrafe, die er in 1jähriger Einzelhaft erstehen soll. Als ihm das Urtheil verkündet wurde, rief er: "Es lebe die Republik!" Sein Vertheidiger hat das Rechtsmittel der Nichtigkeitsbeschwerde angezeigt.

Mainz, 8. Mai.

Der Bürgerverein hat seinen Beschluß, das von ihm zur Anschaffung von Waffen zu sammelnde Geld dem Parlament in Frankfurt zu überweisen, aufgegeben, und es hat sich jetzt ein Comite gebildet, in das Mitglieder des Demokraten- und Bürgervereins so wie aus der großen Zahl Derjenigen, die keiner Partei angehören, getreten sind. Man betreibt also die Subskription zur Anschaffung von Waffen als eine, die ganze Bürgerschaft angehende Sache, und wir können diesen Schritt, der ohne Zweifel ein sehr günstiges Resultat zur Folge haben wird, nur billigen.

Mannheim, 6. Mai.

Es sollen, wie man versichert, gegen 9000 Mann Truppen aus Altbaiern nach der Pfalz auf dem Marsche sein und Fürst Taxis soll den Oberbefehl über diese Truppen führen. Die Begeisterung der Pfälzer für die deutsche Sache ist durchgängig in voller Gluth, die Organisation der Bürgerwehr schreitet schnell vorwärts, und der Zuzug aus den benachbarten Theilen des Vaterlandes soll rasch von statten gehen; so sollen bereits viele Hanauer und die Scharfschützen auf das Vortrefflichste eingeübt sein. Eben so heißt es hier, was denn auch sehr wahrscheinlich ist, daß von der französischen Seite her viele Deutsche über die Gränze gegangen seien. Da die Pfalz für einen Guerillaskrieg ein sehr günstiges Terrain bietet, so dürfte, wenn es zu einem vollkommenen Aufstand kommen sollte, viel Hoffnung auf Erfolg für das Volk vorhanden sein.

(S. M.)

(Preußische Soldaten sind in die Pfalz eingerückt, um da zu hausen, wie's in Dresden geschehen).

Mannheim, 8. Mai.

Unter diesem Datum wird dem "Fr. J." geschrieben:

"Der Geist des Militärs ist hier durchweg ein guter, d. h. ein deutscher. Die Truppen wollen nicht gegen ihre Brüder in der Pfalz kämpfen, die ja nur das vertheidigen, was alle Deutschen von Recht und Ehre bis auf ihren letzten Blutstropfen festhalten wollen. Ich bin letzten Sonntag in der baierischen Pfalz gewesen, eigens, um mich durch persönliche Wahrnehmung von dem dort herrschenden Geist des Volkes zu überzeugen, und kann Ihnen die tröstliche Gewißheit geben, daß ich ihn überall so gefunden habe, wie ich zum Gelingen der pfälzischen Bewegung für unbedingt nöthig halte.

324 Neustadt a. d. Haardt, 8. Mai.

Wahrhaftig, die Bewegung in Süddeutschland ist etwas, das heißt: sie könnte etwas werden -- wenn keine Herren vom Parlamente da wären, welche sie "in die Hand nehmen;" und namentlich das pfälzische Volk wäre, wenn auch keiner tiefen Ueberzeugung, doch einer revolutionären Begeisterung fähig -- wenn es sich von seinem parlamentarischen Autoritätsglauben emanzipirt hätte. Diese Gedanken drängten sich mir unwillkührlich auf am Schlusse der heute hier stattgehabten Volksversammlung -- welche für unsere süddeutsche Bewegung jedenfalls von Bedeutung ist, aber noch viel bedeutender hätte werden können, wenn nicht deutsche Gemüthlichkeit und deutsches "Vertrauen" die Hauptrolle dabei gespielt hätten.

Ihre Leser werden bereits wissen, daß auf einer in der vorigen Woche in Kaiserslautern abgehaltenen Volksversammlung ein "Landesvertheidigungsausschuß" für die Pfalz ernannt worden war, um das Volk, der rebellischen Münchener Regierung gegenüber, für die "Reichsverfassung" zu bewaffnen und zu organisiren. An den "Reichsmax" wurde tölpelhafter Weise eine letzte Forderung zur Anerkennung der Verfassung gestellt, welche in 3 Tagen bewilligt sein müßte, wenn die Pfalz sich nicht von Baiern lossagen sollte. Eben dieser Ausschuß hatte die Neustädter Versammlung berufen, um sich der Volksstimmung auch im östlichen Theile der Pfalz zu versichern. Die Versammlung war nur in pfälzischen Blättern, und gleichsam nur unter der Hand ausgeschrieben worden -- und zwar, wie sich aus den Mittheilungen mancher Redner nicht undeutlich ersehen ließ, vorzüglich aus dem Grunde, weil eine zahlreiche Versammlung leicht "übereilte" Beschlüsse gefaßt und den gar bedächtigen Ausschuß zu revolutionären Schritten gedrängt hätte. Trotzdem hatten sich doch etwa 8-10,000 Menschen eingefunden, und die Stimmung der Versammlung, war bedeutend anders, als die "Männer des Vertrauens" es erwartet hatten.

Herr Schmitt aus Kaiserslautern, Abg. der äußersten Linken, eröffnete die Versammlung mit obligater Verfassungsbegeisterung und machte uns die unerwartete Mittheilung, daß ein Kommissär der Centralgewalt anwesend sei, welchen er uns in der Person des Hrn. Eisenstuck vorstellte. Alsbald trat ein schlanker Mann auf die Tribüne, welcher geläufig, phrasenreich und besonders sehr hitzig sprach, abwechselnd blau und roth im Gesichte wurde, heftig auf die Tribüne klopfte und uns vor allen Dingen seine Ehrlichkeit betheuerte. So, dachte ich, sieht ein demoralisirter Demokrat aus! Der Mann erinnerte mich gar zu lebhaft an Welcker. Hr. Eisenstuck also sagte uns, daß er ein ehrlicher Mann sei, und forderte vor allen Dingen Vertrauen für sich und die Centralgewalt, als deren Kommissär er hier anwesend sei, um die Stimmung in diesem Theile Deutschlands kennen zu lernen (!). Er erzählte uns, daß die Centralgewalt sich sehr für uns interessire, daß sie es gut mit uns meine, und uns nöthigenfalls Reichstruppen gegen unsere rebellische Regierung zu Hülfe senden werde; nur müßten wir natürlich hübsch bei der Verfassung bleiben und keine revolutionären Schritte thun.

Es traten aber bald Redner in ganz anderem Sinne auf. Nachdem ein Redner zuerst das Wort: "Republik" hatte fallen lassen, sprach eine lange Reihe von Rednern in theilweise sehr schönen und kräftigen Vorträgen die Ansicht aus, daß wir jetzt über die latsche Parlaments-Agitation hinausgehen müßten, daß es sich jetzt "wo die Contrerevolution ihren letzten Trumpf ausspiele," um ganz andere Dinge handele, als um Durchführung einer papiernen "Reichsverfassung;" daß jetzt oder nie der Kampf zwischen Republik und Monarchie in Deutschland ausgefochten werde. Der "Reichskommissär" Eisenstuck wurde namentlich von einem Mainzer Redner beißend persiflirt. "Herr Eisenstuck," sprach er, "ist ein braver Mann, ein sehr braver Mann, ein nur zu braver Mann! Hütet Euch vor den "ehrlichen Leuten! Mißtrauet einem Manne, der sich von der verrätherischen Centralgewalt zum Vermittler brauchen läßt, mißtrauet dem Kollegen von Welcker-Mosle und Bassermann!" Hr. Eisenstuck wagte nicht, zum zweitenmale aufzutreten.

Am energischsten sprach für ganze Maßregeln Schlöffel, welcher den Antrag stellte, um den Ausschuß zu überflügeln, und die pfälzische Republik sogleich zu proklamiren. Ihm wurde in ebenso gewandter als perfider Weise erwidert durch Hrn. Culmann von Zweibrücken, gleichfalls Mitglied der äußersten Linken, welcher sehr schlau die schlimmen Folgen eines übereilten "Putsches" darstellte und vor dem "zu früh" warnte. Er wußte Furcht und namentlich Hoffnung zu erregen, indem er auf das zu erwartende "Reichshülfsheer" (!!!) hinwies. Auch bei ihm war "Vertrauen" das dritte Wort; habt Ihr Vertrauen zur äußersten Linken? Ja! hat aber die äußerste Linke in ihrem neuesten Aufrufe zur sofortigen Proklamirung der Republik aufgefordert? Nein! Also dürft Ihr die Republik nicht proklamiren." Hr. C. hatte den gewünschten Erfolg; jeder energische Schritt unterblieb. Eine größere Dummheit kann man doch den Leuten nicht zutrauen, als wenn man ihnen weis macht, die Centralgewalt werde ein Heer zur Unterstützung revolutionärer Bestrebungen absenden! Man kann es dem Volke nicht verargen, wenn es nicht gescheidter ist als seine "Führer." Aber es steckt etwas Anderes dahinter. Die ganze liberale Paulskirche, Rechtslinke, Linkslinke, äußerste und alleräußerste Linke, hat das einzige Bestreben, die Revolution in ein legales Prokustesbette einzuzwängen. Es soll ihnen diesmal nicht gelingen!

Der Präsident wußte den Schlöffel'schen Antrag auf die Weise zu eskamotiren, daß sich die Versammlung einstimmig "für die Republik" aussprach. Um doch Beschlüsse zu fassen, beschloß man eine durch den Ausschuß auszuschreibende Progressivsteuer und die Verstärkung desselben durch gewählte Männer aus den Kantonen.

Stuttgart, 7. Mai.

Was dem "Beobachter" aus Bruchsal geschrieben wurde, hat seine Richtigkeit: es werden alle Juwelen, Gold- und Silbergeräthe, welche zum Privateigenthum der königl. Familie gehören, nach Holland geschafft; der erste Transport enthielt Gold und Schmucksachen, und war vom Schloßschreiber Winter begleitet; seither wurde auch das Silber eingepackt. Hieraus läßt sich schließen, daß der Hof nur den günstigen Augenblick abzuwarten gedenkt, um nochmals das Aeußerste gegen die Volksfreiheit zu wagen. -- Der Kronprinz wird in den nächsten Tagen aus Rußland zurückerwartet. -- Gegen den Durchmarsch baierischer Truppen nach der Rheinpfalz werden von den Demokraten alle Gegenmaßregeln getroffen. -- Kaum ist der elende Klindworth fort, so erscheint ein anderer Hofdiplomat hier, der Herzog von Croy, dem man keine besseren Absichten zutraut.

Ungarn.
*

Die Magyaren haben Oedenburg besetzt.

Polen.
Krakau, 7. Mai.

Die heutige "Gazeta Krakowska" enthält Folgendes: "Vorgestern früh zeigte das Einquartirungscomite den hiesigen Einwohnern an, daß an diesem Tage ein russisches Truppenkorps, 17,000 Mann Infanterie, 1200 Mann Kavallerie und 2000 Troß- und Artilleriepferde, in Krakau einrücken werde. Um vier Uhr Nachmittags erschienen die ersten Abtheilungen der russischen Avantgarde vor den Mauern unserer Stadt. Es war Kavallerie, 1000 Ulanen und 300 Linienkosaken; sie wurden in den Vorstädten einquartirt; etwas später langten 2000 Mann Infanterie an; östreichische Musik empfing sie und ging ihnen bis zum Florians-Thor voran. Der Infanterie folgte schweres Geschütz, 12 Vierundzwanzigpfünder, nebst Munitionswagen. Die Artillerie wurde von einem östreichischen Artilleriegeneral an den Fuß des Schloßberges geführt, wo sie sich auf dem geräumigen Platz neben der Bernhardinerkirche aufstellte. Jeder Bürger erhielt 6 russische Soldaten in Quartier und einen oder ein Paar Offiziere. Gestern, Sonntags, um vier Uhr Nachmittags setzten sich die drei Bataillone, voran die Kosaken und Ulanen, von hier über Podgorze wieder in Marsch, um in Galizien einzurücken. Ihr nächster Rastort wird Isdebnik sein. Kaum hatte dies Regiment, das Krementschucksche, die Stadt Krakau verlassen, so zogen wieder 10,000 neue russische Truppen mit 24 Stück schweren Geschützes und 800 Mann Reiterei hier ein. Heute früh marschirte von diesen ein ganzes Infanterieregiment und eine Kavallerie-Eskadron nach Galizien ab, die übrigen Truppen sollten noch bis morgen bleiben; es traf jedoch plötzlich heute Mittags ein Befehl ein, in Folge dessen noch zwei Bataillone eiligst nach Galizien aufbrachen. Am Sonnabend hatten wir hier die beiden russischen Generale Popoff und Saß. Das ganze Korps soll General Rüdiger kommandiren. Ein Theil russische Besatzung ist in hiesiger Stadt geblieben, das Schloß und die Wachen sind aber von östreichischen Truppen besetzt."

Italien.
*

Nach Berichten, welche an der Pariser Börse circulirten, soll Oudinot in Folge der Erhebung der ganzen Romagna in die verzweifeltste Position gerathen sein und 40,000 Mann Verstärkung verlangt haben.

068 Turin, 5. Mai.

Romarino's Prozeß wurde am 3. in dem Palais Tana verhandelt, und der Angeklagte am folgenden Morgen von dem Kriegsgericht, wegen überwiesener Verrätherei, zum Tode verurtheilt.

Der Pariser Moniteur v. 9. enthält folgende telegraphische Depeschen über den Feldzug des katholischen Sonderbundes:

1ste Depesche. Der Obergeneral des französischen Heeres an den Kriegsminister in Paris. St. Paolo bei Rom, 4. Mai. "Die 3te Brigade ist ebenfalls gelandet. Das Hauptquartier und die 2te Brigade befinden sich in St. Paolo. Die 1ste Brigade liegt in Polidoro, 6 Stunden (lieues) von Rom."

(Diese Depesche ist sehr lückenhaft und offenbar verstümmelt.)

2te Depesche. Der franz. Gesandte in Turin an den Minister des Aeußern in Paris, Lyon, 4. Mai. Radetzki ist gestern von Mailand nach Malghera abgegangen. Seinen Befehlen zufolge treten 27,000 Mann in die Romagna und Toskana, wohin sie bereits aufgebrochen. Drei Bataillone haben Triest verlassen und werden Ankona okkupiren.

3te Depesche. Der franz. Gesandte in Turin an den Minister des Aeußern in Paris. Turin, 3. Mai. "Am 1. Mai haben 6000 Mann Mailand verlassen und die Richtung von Ferrara eingeschlagen. Man sagt, sie sollen Bologna besetzen. Andere Truppen sind nach Toskana aufgebrochen. Die Garnison von Mailand ist auf 5000 geschmolzen."

(Diese Depesche brauchte vom 3. bis 9. Mai, um veröffentlicht zu werden.)

4te Depesche. Der franz. General-Consul in Livorno an den Minister des Aeußern. Livorno, 5. Mai. Heute Morgen sind die Oestreicher in Lucca eingerückt. Man erwartet sie heute Abend in Pisa.

5te Depesche. Der franz. Gesandte (d'Harcourt) an den Minister des Aeußern. Gaeta, 30. April. Der König von Neapel hat gestern das Gebiet des Kirchenstaates an der Spitze von 5000 Mann betreten. In Terracina wurde der König von der Menge mit Beifall empfangen, welche rief: Es lebe Pius IX.! ... Die Flottille landete in Terracina. Einige Matrosen und Soldaten haben sich nach Porto-di-Anzo begeben."

Also Radetzki, Ferdinand und Oudinot wollen sich unter den Mauern Rom's vereinigen, um den Pabst zu retabliren. Diese Vereinigung soll wahrscheinlich am 7. oder 8. Mai bewerkstelligt werden.

gerade das Gegentheil von den Behauptungen des Edlen hervor; an der Versammlung sei es, der Centralgewalt ihren Weg vorzuzeichnen, nicht umgekehrt, von der Centralgewalt Maßregeln zu erwarten.

Raveaux von Köln erklärt sich ebenfalls gegen den Aufschub, während Dresden beschossen werde, während dort Hunderte von Menschen fallen. Wir müssen heute wissen, was das Ministerium zu thun entschlossen ist, denn morgen schon ist es vielleicht zu spät. Eine Vertagung sei ein Verbrechen am Vaterlande: Versäume man es, die Leitung der Bewegung zu ergreifen, so werde die Bewegung über Alle gehen — über uns Alle — mögen wir auf dieser oder jener Seite dieses Hauses gestanden haben. (Hoffentlich, Herr Raveaux!)

Lichtfreund und Zinswucherer Schwetschke für die Vertagung. Ueber die Lage von Sachsen könne eine telegraphische Depesche Auskunft geben. wornach die Gemeinde Leipzig Hrn. Göschen nach Braunschweig abgesendet hat, um 600 Mann zu requiriren. Denn in den Straßen von Leipzig kämpfte die Kommunalgarde mit einer „sozialen Schilderhebung.“ (Du ahnungsvoller Engel, Du!)

Trützschler: Dresden wird seit Tagen beschossen, es brennt, Tausende eilen hinzu, um für die Reichsverfassung, um für diese Versammlung ihr Blut zu verspritzen, und Sie wollen hier die Hände in den Schooß legen? Wird ein Reichskommissär das preußische Heer abzuwehren vermögen? Ich sehe kein Mittel der Ehre für das Reichsministerium, als daß es anstatt Dresden wie Wien im Bürgerblut ersäufen zu lassen, selbst dorthin eile und einen ehrlichen Tod von einer preußischen Kugel suche. (Donnernder Beifall von der Linken und der Gallerie.)

Beseler: Auf diese Versammlung wälzt man mit Unrecht die Verantwortung gewaltsamer Mittel. Dazu hat sie nicht aufgefordert. (Ruf: „Zur Durchführung der Reichsverfassung“). Im Gegentheil. Vergleichen Sie meine Aeußerungen, vergleichen Sie die Erklärung des Ministerpräsidenten in jener Sitzung, und Sie werden finden, daß wir gewaltsame Mittel eben ausdrücklich und entschieden ausschlossen. Was die Vertagung anlangt, so sehe ich nicht ein, wie wir durch einen schnelleren Beschluß etwas fördern wollen. Wenn Sie Truppen wollen marschiren lassen — gesetzt, Sie hätten deren hinreichend zur Verfügung — so kämen Sie doch damit „zu spät“, um Dresden zu entsetzen.

Wigard aus Dresden: Dresden wird bombardirt, es steht in Flammen Sind da 24 Stunden nicht von dem äußersten Gewicht? Das Auftreten des Reichsministeriums geht gegen Alles, was von ihm erwartet werden durfte. Und es verschweigt uns, was es sehr wohl weiß, nämlich, daß ganz Sachsen mit der Dresdener Bewegung übereinstimmt, mit alleiniger Ausnahme von Leipzig. Verlieren Sie keine Stunde. Fassen Sie einen Beschluß. Das Volk wird an Ihrer Seite und der Sieg nicht zweifelhaft sein. (Beifall).

Edler v. Gagern: Ich habe nichts verschwiegen, denn nur von dem Stadtrathe von Glauchau ist sonst noch ein Abgeordneter aus Sachsen bei mir eingetroffen. Die überbrachte Schrift kann ich dem Hause vorlegen. Sie enthält nichts Allgemeines über die sächsischen Verhältnisse.

Hr. Fallati: Wer etwas unterstützen will, muß einen festen Boden unter sich haben, sonst wird er hingerissen mit dem, was er unterstützen will. Der feste Boden des Ministeriums ist seine Uebereinstimmung mit dem Reichsverweser. (Schöne Sippschaft!) Darüber aber werden wir erst Morgen in Klarheit sein. Das Ministerium ist zugleich bekämpft von der Reaktion und von der Revolution, zu der es seine Einwilligung nicht geben kann. Das ist die Lage aller „mittlern“ Parteien, daß sie Gefahr laufen, zermalmt zu werden. Aber das Ministerium will die allgemeine Verwaltung der deutschen Angelegenheiten, den Krieg in Schleswig, die Marine nicht aus der Hand geben — und in wessen Hand? — bis es muß. Das letztere wird sich morgen entscheiden.

Der Schluß der Debatte wird angenommen und auf Herrn Raveaux's Antrag namentlich abgestimmt über den Antrag des Ministeriums, die Verhandlung bis morgen zu vertagen.

Der Vertagungsantrag wird mit 221 gegen 133 Stimmen angenommen. (Tiefes Schweigen des Ekels auf den Gallerien.)

Der bezahlte Industrieritter, Ex-Buchhändler, Zeitungsschreiber und philosophischer Universitätsbänkelsänger Biedermann aus Leipzig, stimmt ebenfalls für die Vertagung. Mögen die Verwandten der ermordeter, an Preußen verrathenen Barrikadenkämpfer in Dresden Herrn Biedermann bald Rechnung tragen!

Möge das Volk wenn es mit seinen gottbegnadeten Henkern fertig ist, die Rache für das vergossene Blut auch dieser elenden Versammlung nicht schenken!

224 Aus Franken, 7. Mai.

So eben marschirt das 13. Linienregiment unter großem Auflauf und furchtbaren, tausendfältigen Verwünschungen des Volkes nach Sachsen. Ebenso haben noch andere Infanterieregimenter und 3 Kavallerieregimenter Marschordre erhalten, ob nach Sachsen oder der Rheinpfalz, konnte man durchaus nicht erfahren. Die Sachsen, wenn sie noch einen Tropfen revolutionäres Blut in ihren Adern haben, werden diese viehischen Reichsräuber entsprechend zu empfangen und ihnen mit Barrikaden zu antworten wissen. Von der kaum glaublichen Gährung, die sich fieberhaft von Minute zu Minute steigert, von der Bestialität unseres Regierungsscheusals, unseres Polizeihundestalls und des übrigen Verrätherpacks können sie sich unmöglich einen rechten Begriff machen. So hat man, wie uns aus zuverlässiger Quelle versichert wurde, schon alle Anstalten getroffen, um gegen den am 29. April in Bamberg versammelten Demokratenkongreß eine monströse Untersuchung zu beginnen; wegen den schon erwähnten Proklamationen „an das fränkische Volk“, an das Heer, an die Majorität der baierischen Volkskammer. Kaum kann man in dieser furchtbaren Aufregung den großen fränkischen Volkstag in Nürnberg am 13. Mai erwarten, denn dort soll, so hoffen wenigstens alle Demokraten, von einer Versammlung von 30,000 Menschen auch für Franken ein entscheidendes Wort gesprochen, eine entscheidende That ins Werk gesetzt werden. Ich fürchte nur, es werden sich auch dieses Mal wieder zu viele bedenkliche Bourgeoiselemente eindrängen und durch ihre Halbheit und Mattheit dem Gedeihen einer rettenden That unwiderstehliche Hindernisse in den Weg setzen. Einstweilen nehmen die Volksversammlungen in ganz Franken ihren permanenten Fortgang, auch fängt man jetzt an, sich eifriger zu richten, und auch die demokratische Presse tritt energisch und entschieden auf. So bringt der „freie Staatsbürger“ von Gustav Dierzel an der Spitze seiner heutigen Nummer einen fulminanten Aufruf an alle Franken, worin die Schlechtigkeit der Regierung nachgewiesen und das Volk aufgerufen wird, zu handeln: „Jetzt oder nie! tapferes Frankenvolk! Zu den Waffen, zu den Waffen!“ so schließt die Proklamation. Wenn das Volk noch einmal unterliegen sollte, was wir keineswegs fürchten, so wäre dem etc. Gustav Dirzel ein weiterer Platz auf der Anklagebank sicher, womit man ihn jetzt schon zur Genüge beehrt hat. Die Königliche Standrechtsproklamation, welche zur „Beruhigung“ dienen sollte, wird übrigens an allen Orten, wo sie angeschlagen, angespukt und heruntergerissen. Nun hören Sie erst die heilige Einfalt baierischer Polizeibehörden: Um dieser verzweiflungsvollen und ganz konträren Wirkung eine «gedeihlichere“ Richtung zu geben, faßten selbige den höchst genialen und allen Gleichgesinnten für gleichartige Eventualitäten sehr anempfehlenswerthen Entschluß, die Proklamation unter Polizei-Aufsicht zu stellen. Man nagelte sie nämlich an den Kasernen und zwar dicht neben dem Kopfe der Wachen an. Da hängt sie nun, der Spott aller Leute, unter dem Schutz von drei Bajonetten. (!!) Statt der auf solche Weise volksgemaßregelten Proklamation erblickt man überall Parodieen, in welchen jene Beruhigung nach „Morithaten“-Manier persiflirt wird. Des Nachts aber geht erst recht der Teufel los. „Wir wollen nichts mehr von Baiern wissen, wir sind freie Franken! Noch häufiger aber der Donnerruf: „Eljen Kossuth“ tönt unaufhörlich durch die Straßen. Ich hoffe, wir werden rothe Pfingsten halten.

231 Freiburg, 8. Mai, Abends.

So eben haben die Geschwornen in dem Prozeß gegen Bornstedt, Krebs, Fickler und Steinmetz ihr Verdikt abgegeben. Die Angeklagten Fickler, Krebs und Steinmetz sind völlig freigesprochen. Bornstedt dagegen wurde für schuldig erklärt, mit der deutschen demokratischen Legion von Paris aufgebrochen und am 24. April v. J. in das badische Gebiet eingefallen zu sein in der Absicht, sich dem auf Umsturz der dortigen Staatsverfassung gerichteten Aufruhr anzuschließen. Der Staatsanwalt, der hierin unerklärlicher Weise keinen vollendeten Hochverrath erkennen wollte, stellte den Antrag auf 6jährige Zuchthausstrafe, zu Erstehen in 4jähriger Einzelhaft, als den mildesten nach unserm Strafgesetz zulässigen. Brentano ließ das obige Verdikt nochmals verlesen und bekämpfte den Antrag des Staatsanwalts, indem er ausführte, daß in einem „Herüberkommen in der Absicht etc.“ nicht einmal eine strafbare Vorbereitungshandlung liege, und, wenn ja eine solche angenommen werden sollte, Bornstedt, da der Staatsanwalt die gesetzlich mildeste Strafe beantrage, höchstens zu dreimonatlicher Kreisgefängnißstrafe verurtheilt werden könne. Bornstedt schloß sich dieser Erklärung an, und fügte die Versicherung bei; was ihn immer treffen möge, er bleibe Republikaner, bereit, jeden Augenblick sein Leben einzusetzen, wenn das Volk rufe. Der Gerichtshof erkannte Bornstedt des Hochverrathsversuchs für schuldig und verurtheilte ihn zu 1 1/2jähriger Zuchthausstrafe, die er in 1jähriger Einzelhaft erstehen soll. Als ihm das Urtheil verkündet wurde, rief er: „Es lebe die Republik!“ Sein Vertheidiger hat das Rechtsmittel der Nichtigkeitsbeschwerde angezeigt.

Mainz, 8. Mai.

Der Bürgerverein hat seinen Beschluß, das von ihm zur Anschaffung von Waffen zu sammelnde Geld dem Parlament in Frankfurt zu überweisen, aufgegeben, und es hat sich jetzt ein Comite gebildet, in das Mitglieder des Demokraten- und Bürgervereins so wie aus der großen Zahl Derjenigen, die keiner Partei angehören, getreten sind. Man betreibt also die Subskription zur Anschaffung von Waffen als eine, die ganze Bürgerschaft angehende Sache, und wir können diesen Schritt, der ohne Zweifel ein sehr günstiges Resultat zur Folge haben wird, nur billigen.

Mannheim, 6. Mai.

Es sollen, wie man versichert, gegen 9000 Mann Truppen aus Altbaiern nach der Pfalz auf dem Marsche sein und Fürst Taxis soll den Oberbefehl über diese Truppen führen. Die Begeisterung der Pfälzer für die deutsche Sache ist durchgängig in voller Gluth, die Organisation der Bürgerwehr schreitet schnell vorwärts, und der Zuzug aus den benachbarten Theilen des Vaterlandes soll rasch von statten gehen; so sollen bereits viele Hanauer und die Scharfschützen auf das Vortrefflichste eingeübt sein. Eben so heißt es hier, was denn auch sehr wahrscheinlich ist, daß von der französischen Seite her viele Deutsche über die Gränze gegangen seien. Da die Pfalz für einen Guerillaskrieg ein sehr günstiges Terrain bietet, so dürfte, wenn es zu einem vollkommenen Aufstand kommen sollte, viel Hoffnung auf Erfolg für das Volk vorhanden sein.

(S. M.)

(Preußische Soldaten sind in die Pfalz eingerückt, um da zu hausen, wie's in Dresden geschehen).

Mannheim, 8. Mai.

Unter diesem Datum wird dem „Fr. J.“ geschrieben:

„Der Geist des Militärs ist hier durchweg ein guter, d. h. ein deutscher. Die Truppen wollen nicht gegen ihre Brüder in der Pfalz kämpfen, die ja nur das vertheidigen, was alle Deutschen von Recht und Ehre bis auf ihren letzten Blutstropfen festhalten wollen. Ich bin letzten Sonntag in der baierischen Pfalz gewesen, eigens, um mich durch persönliche Wahrnehmung von dem dort herrschenden Geist des Volkes zu überzeugen, und kann Ihnen die tröstliche Gewißheit geben, daß ich ihn überall so gefunden habe, wie ich zum Gelingen der pfälzischen Bewegung für unbedingt nöthig halte.

324 Neustadt a. d. Haardt, 8. Mai.

Wahrhaftig, die Bewegung in Süddeutschland ist etwas, das heißt: sie könnte etwas werden — wenn keine Herren vom Parlamente da wären, welche sie „in die Hand nehmen;“ und namentlich das pfälzische Volk wäre, wenn auch keiner tiefen Ueberzeugung, doch einer revolutionären Begeisterung fähig — wenn es sich von seinem parlamentarischen Autoritätsglauben emanzipirt hätte. Diese Gedanken drängten sich mir unwillkührlich auf am Schlusse der heute hier stattgehabten Volksversammlung — welche für unsere süddeutsche Bewegung jedenfalls von Bedeutung ist, aber noch viel bedeutender hätte werden können, wenn nicht deutsche Gemüthlichkeit und deutsches „Vertrauen“ die Hauptrolle dabei gespielt hätten.

Ihre Leser werden bereits wissen, daß auf einer in der vorigen Woche in Kaiserslautern abgehaltenen Volksversammlung ein „Landesvertheidigungsausschuß“ für die Pfalz ernannt worden war, um das Volk, der rebellischen Münchener Regierung gegenüber, für die „Reichsverfassung“ zu bewaffnen und zu organisiren. An den „Reichsmax“ wurde tölpelhafter Weise eine letzte Forderung zur Anerkennung der Verfassung gestellt, welche in 3 Tagen bewilligt sein müßte, wenn die Pfalz sich nicht von Baiern lossagen sollte. Eben dieser Ausschuß hatte die Neustädter Versammlung berufen, um sich der Volksstimmung auch im östlichen Theile der Pfalz zu versichern. Die Versammlung war nur in pfälzischen Blättern, und gleichsam nur unter der Hand ausgeschrieben worden — und zwar, wie sich aus den Mittheilungen mancher Redner nicht undeutlich ersehen ließ, vorzüglich aus dem Grunde, weil eine zahlreiche Versammlung leicht „übereilte“ Beschlüsse gefaßt und den gar bedächtigen Ausschuß zu revolutionären Schritten gedrängt hätte. Trotzdem hatten sich doch etwa 8-10,000 Menschen eingefunden, und die Stimmung der Versammlung, war bedeutend anders, als die „Männer des Vertrauens“ es erwartet hatten.

Herr Schmitt aus Kaiserslautern, Abg. der äußersten Linken, eröffnete die Versammlung mit obligater Verfassungsbegeisterung und machte uns die unerwartete Mittheilung, daß ein Kommissär der Centralgewalt anwesend sei, welchen er uns in der Person des Hrn. Eisenstuck vorstellte. Alsbald trat ein schlanker Mann auf die Tribüne, welcher geläufig, phrasenreich und besonders sehr hitzig sprach, abwechselnd blau und roth im Gesichte wurde, heftig auf die Tribüne klopfte und uns vor allen Dingen seine Ehrlichkeit betheuerte. So, dachte ich, sieht ein demoralisirter Demokrat aus! Der Mann erinnerte mich gar zu lebhaft an Welcker. Hr. Eisenstuck also sagte uns, daß er ein ehrlicher Mann sei, und forderte vor allen Dingen Vertrauen für sich und die Centralgewalt, als deren Kommissär er hier anwesend sei, um die Stimmung in diesem Theile Deutschlands kennen zu lernen (!). Er erzählte uns, daß die Centralgewalt sich sehr für uns interessire, daß sie es gut mit uns meine, und uns nöthigenfalls Reichstruppen gegen unsere rebellische Regierung zu Hülfe senden werde; nur müßten wir natürlich hübsch bei der Verfassung bleiben und keine revolutionären Schritte thun.

Es traten aber bald Redner in ganz anderem Sinne auf. Nachdem ein Redner zuerst das Wort: „Republik“ hatte fallen lassen, sprach eine lange Reihe von Rednern in theilweise sehr schönen und kräftigen Vorträgen die Ansicht aus, daß wir jetzt über die latsche Parlaments-Agitation hinausgehen müßten, daß es sich jetzt „wo die Contrerevolution ihren letzten Trumpf ausspiele,“ um ganz andere Dinge handele, als um Durchführung einer papiernen „Reichsverfassung;“ daß jetzt oder nie der Kampf zwischen Republik und Monarchie in Deutschland ausgefochten werde. Der „Reichskommissär“ Eisenstuck wurde namentlich von einem Mainzer Redner beißend persiflirt. „Herr Eisenstuck,“ sprach er, „ist ein braver Mann, ein sehr braver Mann, ein nur zu braver Mann! Hütet Euch vor den „ehrlichen Leuten! Mißtrauet einem Manne, der sich von der verrätherischen Centralgewalt zum Vermittler brauchen läßt, mißtrauet dem Kollegen von Welcker-Mosle und Bassermann!“ Hr. Eisenstuck wagte nicht, zum zweitenmale aufzutreten.

Am energischsten sprach für ganze Maßregeln Schlöffel, welcher den Antrag stellte, um den Ausschuß zu überflügeln, und die pfälzische Republik sogleich zu proklamiren. Ihm wurde in ebenso gewandter als perfider Weise erwidert durch Hrn. Culmann von Zweibrücken, gleichfalls Mitglied der äußersten Linken, welcher sehr schlau die schlimmen Folgen eines übereilten „Putsches“ darstellte und vor dem „zu früh“ warnte. Er wußte Furcht und namentlich Hoffnung zu erregen, indem er auf das zu erwartende „Reichshülfsheer“ (!!!) hinwies. Auch bei ihm war „Vertrauen“ das dritte Wort; habt Ihr Vertrauen zur äußersten Linken? Ja! hat aber die äußerste Linke in ihrem neuesten Aufrufe zur sofortigen Proklamirung der Republik aufgefordert? Nein! Also dürft Ihr die Republik nicht proklamiren.“ Hr. C. hatte den gewünschten Erfolg; jeder energische Schritt unterblieb. Eine größere Dummheit kann man doch den Leuten nicht zutrauen, als wenn man ihnen weis macht, die Centralgewalt werde ein Heer zur Unterstützung revolutionärer Bestrebungen absenden! Man kann es dem Volke nicht verargen, wenn es nicht gescheidter ist als seine „Führer.“ Aber es steckt etwas Anderes dahinter. Die ganze liberale Paulskirche, Rechtslinke, Linkslinke, äußerste und alleräußerste Linke, hat das einzige Bestreben, die Revolution in ein legales Prokustesbette einzuzwängen. Es soll ihnen diesmal nicht gelingen!

Der Präsident wußte den Schlöffel'schen Antrag auf die Weise zu eskamotiren, daß sich die Versammlung einstimmig „für die Republik“ aussprach. Um doch Beschlüsse zu fassen, beschloß man eine durch den Ausschuß auszuschreibende Progressivsteuer und die Verstärkung desselben durch gewählte Männer aus den Kantonen.

Stuttgart, 7. Mai.

Was dem „Beobachter“ aus Bruchsal geschrieben wurde, hat seine Richtigkeit: es werden alle Juwelen, Gold- und Silbergeräthe, welche zum Privateigenthum der königl. Familie gehören, nach Holland geschafft; der erste Transport enthielt Gold und Schmucksachen, und war vom Schloßschreiber Winter begleitet; seither wurde auch das Silber eingepackt. Hieraus läßt sich schließen, daß der Hof nur den günstigen Augenblick abzuwarten gedenkt, um nochmals das Aeußerste gegen die Volksfreiheit zu wagen. — Der Kronprinz wird in den nächsten Tagen aus Rußland zurückerwartet. — Gegen den Durchmarsch baierischer Truppen nach der Rheinpfalz werden von den Demokraten alle Gegenmaßregeln getroffen. — Kaum ist der elende Klindworth fort, so erscheint ein anderer Hofdiplomat hier, der Herzog von Croy, dem man keine besseren Absichten zutraut.

Ungarn.
*

Die Magyaren haben Oedenburg besetzt.

Polen.
Krakau, 7. Mai.

Die heutige „Gazeta Krakowska“ enthält Folgendes: „Vorgestern früh zeigte das Einquartirungscomité den hiesigen Einwohnern an, daß an diesem Tage ein russisches Truppenkorps, 17,000 Mann Infanterie, 1200 Mann Kavallerie und 2000 Troß- und Artilleriepferde, in Krakau einrücken werde. Um vier Uhr Nachmittags erschienen die ersten Abtheilungen der russischen Avantgarde vor den Mauern unserer Stadt. Es war Kavallerie, 1000 Ulanen und 300 Linienkosaken; sie wurden in den Vorstädten einquartirt; etwas später langten 2000 Mann Infanterie an; östreichische Musik empfing sie und ging ihnen bis zum Florians-Thor voran. Der Infanterie folgte schweres Geschütz, 12 Vierundzwanzigpfünder, nebst Munitionswagen. Die Artillerie wurde von einem östreichischen Artilleriegeneral an den Fuß des Schloßberges geführt, wo sie sich auf dem geräumigen Platz neben der Bernhardinerkirche aufstellte. Jeder Bürger erhielt 6 russische Soldaten in Quartier und einen oder ein Paar Offiziere. Gestern, Sonntags, um vier Uhr Nachmittags setzten sich die drei Bataillone, voran die Kosaken und Ulanen, von hier über Podgorze wieder in Marsch, um in Galizien einzurücken. Ihr nächster Rastort wird Isdebnik sein. Kaum hatte dies Regiment, das Krementschucksche, die Stadt Krakau verlassen, so zogen wieder 10,000 neue russische Truppen mit 24 Stück schweren Geschützes und 800 Mann Reiterei hier ein. Heute früh marschirte von diesen ein ganzes Infanterieregiment und eine Kavallerie-Eskadron nach Galizien ab, die übrigen Truppen sollten noch bis morgen bleiben; es traf jedoch plötzlich heute Mittags ein Befehl ein, in Folge dessen noch zwei Bataillone eiligst nach Galizien aufbrachen. Am Sonnabend hatten wir hier die beiden russischen Generale Popoff und Saß. Das ganze Korps soll General Rüdiger kommandiren. Ein Theil russische Besatzung ist in hiesiger Stadt geblieben, das Schloß und die Wachen sind aber von östreichischen Truppen besetzt.“

Italien.
*

Nach Berichten, welche an der Pariser Börse circulirten, soll Oudinot in Folge der Erhebung der ganzen Romagna in die verzweifeltste Position gerathen sein und 40,000 Mann Verstärkung verlangt haben.

068 Turin, 5. Mai.

Romarino's Prozeß wurde am 3. in dem Palais Tana verhandelt, und der Angeklagte am folgenden Morgen von dem Kriegsgericht, wegen überwiesener Verrätherei, zum Tode verurtheilt.

Der Pariser Moniteur v. 9. enthält folgende telegraphische Depeschen über den Feldzug des katholischen Sonderbundes:

1ste Depesche. Der Obergeneral des französischen Heeres an den Kriegsminister in Paris. St. Paolo bei Rom, 4. Mai. „Die 3te Brigade ist ebenfalls gelandet. Das Hauptquartier und die 2te Brigade befinden sich in St. Paolo. Die 1ste Brigade liegt in Polidoro, 6 Stunden (lieues) von Rom.“

(Diese Depesche ist sehr lückenhaft und offenbar verstümmelt.)

2te Depesche. Der franz. Gesandte in Turin an den Minister des Aeußern in Paris, Lyon, 4. Mai. Radetzki ist gestern von Mailand nach Malghera abgegangen. Seinen Befehlen zufolge treten 27,000 Mann in die Romagna und Toskana, wohin sie bereits aufgebrochen. Drei Bataillone haben Triest verlassen und werden Ankona okkupiren.

3te Depesche. Der franz. Gesandte in Turin an den Minister des Aeußern in Paris. Turin, 3. Mai. „Am 1. Mai haben 6000 Mann Mailand verlassen und die Richtung von Ferrara eingeschlagen. Man sagt, sie sollen Bologna besetzen. Andere Truppen sind nach Toskana aufgebrochen. Die Garnison von Mailand ist auf 5000 geschmolzen.“

(Diese Depesche brauchte vom 3. bis 9. Mai, um veröffentlicht zu werden.)

4te Depesche. Der franz. General-Consul in Livorno an den Minister des Aeußern. Livorno, 5. Mai. Heute Morgen sind die Oestreicher in Lucca eingerückt. Man erwartet sie heute Abend in Pisa.

5te Depesche. Der franz. Gesandte (d'Harcourt) an den Minister des Aeußern. Gaëta, 30. April. Der König von Neapel hat gestern das Gebiet des Kirchenstaates an der Spitze von 5000 Mann betreten. In Terracina wurde der König von der Menge mit Beifall empfangen, welche rief: Es lebe Pius IX.! … Die Flottille landete in Terracina. Einige Matrosen und Soldaten haben sich nach Porto-di-Anzo begeben.“

Also Radetzki, Ferdinand und Oudinot wollen sich unter den Mauern Rom's vereinigen, um den Pabst zu retabliren. Diese Vereinigung soll wahrscheinlich am 7. oder 8. Mai bewerkstelligt werden.

<TEI>
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          <p><pb facs="#f0003" n="1681"/>
gerade das Gegentheil von den Behauptungen des Edlen hervor; an der Versammlung sei es, der Centralgewalt ihren Weg vorzuzeichnen, nicht umgekehrt, von der Centralgewalt Maßregeln zu erwarten.</p>
          <p><hi rendition="#g">Raveaux</hi> von Köln erklärt sich ebenfalls gegen den Aufschub, während Dresden beschossen werde, während dort Hunderte von Menschen fallen. Wir müssen heute wissen, was das Ministerium zu thun entschlossen ist, denn morgen schon ist es vielleicht zu spät. Eine Vertagung sei ein Verbrechen am Vaterlande: Versäume man es, die Leitung der Bewegung zu ergreifen, so werde die Bewegung über Alle gehen &#x2014; über uns Alle &#x2014; mögen wir auf dieser oder jener Seite dieses Hauses gestanden haben. (Hoffentlich, Herr Raveaux!)</p>
          <p>Lichtfreund und Zinswucherer <hi rendition="#g">Schwetschke</hi> für die Vertagung. Ueber die Lage von Sachsen könne eine telegraphische Depesche Auskunft geben. wornach die Gemeinde Leipzig Hrn. Göschen nach Braunschweig abgesendet hat, um 600 Mann zu requiriren. Denn in den Straßen von Leipzig kämpfte die Kommunalgarde mit einer &#x201E;sozialen Schilderhebung.&#x201C; (Du ahnungsvoller Engel, Du!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Trützschler:</hi> Dresden wird seit Tagen beschossen, es brennt, Tausende eilen hinzu, um für die Reichsverfassung, um für diese Versammlung ihr Blut zu verspritzen, und Sie wollen hier die Hände in den Schooß legen? Wird ein Reichskommissär das preußische Heer abzuwehren vermögen? Ich sehe kein Mittel der Ehre für das Reichsministerium, als daß es anstatt Dresden wie Wien im Bürgerblut ersäufen zu lassen, selbst dorthin eile und einen <hi rendition="#b">ehrlichen</hi> Tod von einer preußischen Kugel suche. (Donnernder Beifall von der Linken und der Gallerie.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Beseler:</hi> Auf diese Versammlung wälzt man mit Unrecht die Verantwortung gewaltsamer Mittel. Dazu hat sie nicht aufgefordert. (Ruf: &#x201E;Zur Durchführung der Reichsverfassung&#x201C;). Im Gegentheil. Vergleichen Sie meine Aeußerungen, vergleichen Sie die Erklärung des Ministerpräsidenten in jener Sitzung, und Sie werden finden, daß wir gewaltsame Mittel eben ausdrücklich und entschieden ausschlossen. Was die Vertagung anlangt, so sehe ich nicht ein, wie wir durch einen schnelleren Beschluß etwas fördern wollen. Wenn Sie Truppen wollen marschiren lassen &#x2014; gesetzt, Sie hätten deren hinreichend zur Verfügung &#x2014; so kämen Sie doch damit &#x201E;zu spät&#x201C;, um Dresden zu entsetzen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Wigard</hi> aus Dresden: Dresden wird bombardirt, es steht in Flammen Sind da 24 Stunden nicht von dem äußersten Gewicht? Das Auftreten des Reichsministeriums geht gegen Alles, was von ihm erwartet werden durfte. Und es verschweigt uns, was es sehr wohl weiß, nämlich, daß ganz Sachsen mit der Dresdener Bewegung übereinstimmt, mit alleiniger Ausnahme von Leipzig. Verlieren Sie keine Stunde. Fassen Sie einen Beschluß. Das Volk wird an Ihrer Seite und der Sieg nicht zweifelhaft sein. (Beifall).</p>
          <p>Edler v. <hi rendition="#g">Gagern</hi>: Ich habe nichts verschwiegen, denn nur von dem Stadtrathe von Glauchau ist sonst noch ein Abgeordneter aus Sachsen bei mir eingetroffen. Die überbrachte Schrift kann ich dem Hause vorlegen. Sie enthält nichts Allgemeines über die sächsischen Verhältnisse.</p>
          <p>Hr. <hi rendition="#g">Fallati</hi>: Wer etwas unterstützen will, muß einen festen Boden unter sich haben, sonst wird er hingerissen mit dem, was er unterstützen will. Der feste Boden des Ministeriums ist seine Uebereinstimmung mit dem Reichsverweser. (Schöne Sippschaft!) Darüber aber werden wir erst Morgen in Klarheit sein. Das Ministerium ist zugleich bekämpft von der Reaktion und von der Revolution, zu der es seine Einwilligung nicht geben kann. Das ist die Lage aller &#x201E;mittlern&#x201C; Parteien, daß sie Gefahr laufen, zermalmt zu werden. Aber das Ministerium will die allgemeine Verwaltung der deutschen Angelegenheiten, den Krieg in Schleswig, die Marine nicht aus der Hand geben &#x2014; und in wessen Hand? &#x2014; bis es muß. Das letztere wird sich morgen entscheiden.</p>
          <p>Der Schluß der Debatte wird angenommen und auf Herrn Raveaux's Antrag namentlich abgestimmt über den Antrag des Ministeriums, die Verhandlung bis morgen zu vertagen.</p>
          <p>Der Vertagungsantrag wird mit 221 gegen 133 Stimmen angenommen. (Tiefes Schweigen des Ekels auf den Gallerien.)</p>
          <p>Der bezahlte Industrieritter, Ex-Buchhändler, Zeitungsschreiber und philosophischer Universitätsbänkelsänger <hi rendition="#g">Biedermann</hi> aus Leipzig, stimmt ebenfalls <hi rendition="#g">für</hi> die Vertagung. <hi rendition="#b">Mögen die Verwandten der ermordeter, an Preußen verrathenen Barrikadenkämpfer in Dresden Herrn Biedermann bald Rechnung tragen!</hi> </p>
          <p> <hi rendition="#b">Möge das Volk wenn es mit seinen gottbegnadeten Henkern fertig ist, die Rache für das vergossene Blut auch dieser elenden Versammlung nicht schenken!</hi> </p>
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          <head><bibl><author>224</author></bibl> Aus Franken, 7. Mai.</head>
          <p>So eben marschirt das 13. Linienregiment unter großem Auflauf und furchtbaren, tausendfältigen Verwünschungen des Volkes nach Sachsen. Ebenso haben noch andere Infanterieregimenter und 3 Kavallerieregimenter Marschordre erhalten, ob nach Sachsen oder der Rheinpfalz, konnte man durchaus nicht erfahren. Die Sachsen, wenn sie noch einen Tropfen revolutionäres Blut in ihren Adern haben, werden diese viehischen Reichsräuber entsprechend zu empfangen und ihnen mit Barrikaden zu antworten wissen. Von der kaum glaublichen Gährung, die sich fieberhaft von Minute zu Minute steigert, von der Bestialität unseres Regierungsscheusals, unseres Polizeihundestalls und des übrigen Verrätherpacks können sie sich unmöglich einen rechten Begriff machen. So hat man, wie uns aus zuverlässiger Quelle versichert wurde, schon alle Anstalten getroffen, um gegen den am 29. April in Bamberg versammelten Demokratenkongreß eine monströse Untersuchung zu beginnen; wegen den schon erwähnten Proklamationen &#x201E;an das fränkische Volk&#x201C;, an das Heer, an die Majorität der baierischen Volkskammer. Kaum kann man in dieser furchtbaren Aufregung den großen fränkischen Volkstag in Nürnberg am 13. Mai erwarten, denn dort soll, so hoffen wenigstens alle Demokraten, von einer Versammlung von 30,000 Menschen auch für Franken ein entscheidendes Wort gesprochen, eine entscheidende That ins Werk gesetzt werden. Ich fürchte nur, es werden sich auch dieses Mal wieder zu viele bedenkliche Bourgeoiselemente eindrängen und durch ihre Halbheit und Mattheit dem Gedeihen einer rettenden That unwiderstehliche Hindernisse in den Weg setzen. Einstweilen nehmen die Volksversammlungen in ganz Franken ihren permanenten Fortgang, auch fängt man jetzt an, sich eifriger zu richten, und auch die demokratische Presse tritt energisch und entschieden auf. So bringt der &#x201E;freie Staatsbürger&#x201C; von Gustav Dierzel an der Spitze seiner heutigen Nummer einen fulminanten Aufruf an alle Franken, worin die Schlechtigkeit der Regierung nachgewiesen und das Volk aufgerufen wird, zu handeln: &#x201E;Jetzt oder nie! tapferes Frankenvolk! Zu den Waffen, zu den Waffen!&#x201C; so schließt die Proklamation. Wenn das Volk noch einmal unterliegen sollte, was wir keineswegs fürchten, so wäre dem etc. Gustav Dirzel ein weiterer Platz auf der Anklagebank sicher, womit man ihn jetzt schon zur Genüge beehrt hat. Die Königliche Standrechtsproklamation, welche zur &#x201E;Beruhigung&#x201C; dienen sollte, wird übrigens an allen Orten, wo sie angeschlagen, <hi rendition="#b">angespukt</hi> und heruntergerissen. Nun hören Sie erst die heilige Einfalt baierischer Polizeibehörden: Um dieser verzweiflungsvollen und ganz konträren Wirkung eine «gedeihlichere&#x201C; Richtung zu geben, faßten selbige den höchst genialen und allen Gleichgesinnten für gleichartige Eventualitäten sehr anempfehlenswerthen Entschluß, die Proklamation unter Polizei-Aufsicht zu stellen. Man nagelte sie nämlich an den Kasernen und zwar dicht neben dem Kopfe der Wachen an. Da hängt sie nun, der Spott aller Leute, unter dem Schutz von drei Bajonetten. (!!) Statt der auf solche Weise volksgemaßregelten Proklamation erblickt man überall Parodieen, in welchen jene Beruhigung nach &#x201E;Morithaten&#x201C;-Manier persiflirt wird. Des Nachts aber geht erst recht der Teufel los. &#x201E;Wir wollen nichts mehr von Baiern wissen, wir sind freie Franken! Noch häufiger aber der Donnerruf: &#x201E;Eljen Kossuth&#x201C; tönt unaufhörlich durch die Straßen. Ich hoffe, wir werden rothe Pfingsten halten.</p>
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          <head><bibl><author>231</author></bibl> Freiburg, 8. Mai, Abends.</head>
          <p>So eben haben die Geschwornen in dem Prozeß gegen Bornstedt, Krebs, Fickler und Steinmetz ihr Verdikt abgegeben. Die Angeklagten Fickler, Krebs und Steinmetz sind völlig freigesprochen. Bornstedt dagegen wurde für schuldig erklärt, mit der deutschen demokratischen Legion von Paris aufgebrochen und am 24. April v. J. in das badische Gebiet eingefallen zu sein in der Absicht, sich dem auf Umsturz der dortigen Staatsverfassung gerichteten Aufruhr anzuschließen. Der Staatsanwalt, der hierin unerklärlicher Weise keinen vollendeten Hochverrath erkennen wollte, stellte den Antrag auf 6jährige Zuchthausstrafe, zu Erstehen in 4jähriger Einzelhaft, als den mildesten nach unserm Strafgesetz zulässigen. Brentano ließ das obige Verdikt nochmals verlesen und bekämpfte den Antrag des Staatsanwalts, indem er ausführte, daß in einem &#x201E;Herüberkommen in der Absicht etc.&#x201C; nicht einmal eine strafbare Vorbereitungshandlung liege, und, wenn ja eine solche angenommen werden sollte, Bornstedt, da der Staatsanwalt die gesetzlich mildeste Strafe beantrage, höchstens zu dreimonatlicher Kreisgefängnißstrafe verurtheilt werden könne. Bornstedt schloß sich dieser Erklärung an, und fügte die Versicherung bei; was ihn immer treffen möge, er bleibe Republikaner, bereit, jeden Augenblick sein Leben einzusetzen, wenn das Volk rufe. Der Gerichtshof erkannte Bornstedt des Hochverrathsversuchs für schuldig und verurtheilte ihn zu 1 1/2jähriger Zuchthausstrafe, die er in 1jähriger Einzelhaft erstehen soll. Als ihm das Urtheil verkündet wurde, rief er: &#x201E;Es lebe die Republik!&#x201C; Sein Vertheidiger hat das Rechtsmittel der Nichtigkeitsbeschwerde angezeigt.</p>
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          <head>Mainz, 8. Mai.</head>
          <p>Der Bürgerverein hat seinen Beschluß, das von ihm zur Anschaffung von Waffen zu sammelnde Geld dem Parlament in Frankfurt zu überweisen, aufgegeben, und es hat sich jetzt ein Comite gebildet, in das Mitglieder des Demokraten- und Bürgervereins so wie aus der großen Zahl Derjenigen, die keiner Partei angehören, getreten sind. Man betreibt also die Subskription zur Anschaffung von Waffen als eine, die ganze Bürgerschaft angehende Sache, und wir können diesen Schritt, der ohne Zweifel ein sehr günstiges Resultat zur Folge haben wird, nur billigen.</p>
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          <head>Mannheim, 6. Mai.</head>
          <p>Es sollen, wie man versichert, gegen 9000 Mann Truppen aus Altbaiern nach der Pfalz auf dem Marsche sein und Fürst Taxis soll den Oberbefehl über diese Truppen führen. Die Begeisterung der Pfälzer für die deutsche Sache ist durchgängig in voller Gluth, die Organisation der Bürgerwehr schreitet schnell vorwärts, und der Zuzug aus den benachbarten Theilen des Vaterlandes soll rasch von statten gehen; so sollen bereits viele Hanauer und die Scharfschützen auf das Vortrefflichste eingeübt sein. Eben so heißt es hier, was denn auch sehr wahrscheinlich ist, daß von der französischen Seite her viele Deutsche über die Gränze gegangen seien. Da die Pfalz für einen Guerillaskrieg ein sehr günstiges Terrain bietet, so dürfte, wenn es zu einem vollkommenen Aufstand kommen sollte, viel Hoffnung auf Erfolg für das Volk vorhanden sein.</p>
          <bibl>(S. M.)</bibl>
          <p>(Preußische Soldaten sind in die Pfalz eingerückt, um da zu hausen, wie's in Dresden geschehen).</p>
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          <head>Mannheim, 8. Mai.</head>
          <p>Unter diesem Datum wird dem &#x201E;Fr. J.&#x201C; geschrieben:</p>
          <p>&#x201E;Der Geist des Militärs ist hier durchweg ein guter, d. h. ein deutscher. <hi rendition="#g">Die Truppen wollen nicht gegen ihre Brüder in der Pfalz kämpfen, die ja nur das vertheidigen, was alle Deutschen von Recht und Ehre bis auf ihren letzten Blutstropfen festhalten wollen</hi>. Ich bin letzten Sonntag in der baierischen Pfalz gewesen, eigens, um mich durch persönliche Wahrnehmung von dem dort herrschenden Geist des Volkes zu überzeugen, und kann Ihnen die tröstliche Gewißheit geben, daß ich ihn überall so gefunden habe, wie ich zum Gelingen der pfälzischen Bewegung für unbedingt nöthig halte.</p>
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          <p>Ihre Leser werden bereits wissen, daß auf einer in der vorigen Woche in Kaiserslautern abgehaltenen Volksversammlung ein &#x201E;Landesvertheidigungsausschuß&#x201C; für die Pfalz ernannt worden war, um das Volk, der rebellischen Münchener Regierung gegenüber, für die &#x201E;Reichsverfassung&#x201C; zu bewaffnen und zu organisiren. An den &#x201E;Reichsmax&#x201C; wurde tölpelhafter Weise eine letzte Forderung zur Anerkennung der Verfassung gestellt, welche in 3 Tagen bewilligt sein müßte, wenn die Pfalz sich nicht von Baiern lossagen sollte. Eben dieser Ausschuß hatte die Neustädter Versammlung berufen, um sich der Volksstimmung auch im östlichen Theile der Pfalz zu versichern. Die Versammlung war nur in pfälzischen Blättern, und gleichsam nur unter der Hand ausgeschrieben worden &#x2014; und zwar, wie sich aus den Mittheilungen mancher Redner nicht undeutlich ersehen ließ, vorzüglich aus dem Grunde, weil eine zahlreiche Versammlung leicht &#x201E;übereilte&#x201C; Beschlüsse gefaßt und den gar bedächtigen Ausschuß zu revolutionären Schritten gedrängt hätte. Trotzdem hatten sich doch etwa 8-10,000 Menschen eingefunden, und die Stimmung der Versammlung, war bedeutend anders, als die &#x201E;Männer des Vertrauens&#x201C; es erwartet hatten.</p>
          <p>Herr <hi rendition="#g">Schmitt</hi> aus Kaiserslautern, Abg. der äußersten Linken, eröffnete die Versammlung mit obligater Verfassungsbegeisterung und machte uns die unerwartete Mittheilung, daß ein Kommissär der Centralgewalt anwesend sei, welchen er uns in der Person des Hrn. Eisenstuck vorstellte. Alsbald trat ein schlanker Mann auf die Tribüne, welcher geläufig, phrasenreich und besonders sehr hitzig sprach, abwechselnd blau und roth im Gesichte wurde, heftig auf die Tribüne klopfte und uns vor allen Dingen seine Ehrlichkeit betheuerte. So, dachte ich, sieht ein demoralisirter Demokrat aus! Der Mann erinnerte mich gar zu lebhaft an Welcker. Hr. Eisenstuck also sagte uns, daß er ein ehrlicher Mann sei, und forderte vor allen Dingen Vertrauen für sich und die Centralgewalt, als deren Kommissär er hier anwesend sei, um die Stimmung in diesem Theile Deutschlands kennen zu lernen (!). Er erzählte uns, daß die Centralgewalt sich sehr für uns interessire, daß sie es gut mit uns meine, und uns nöthigenfalls Reichstruppen gegen unsere rebellische Regierung zu Hülfe senden werde; nur müßten wir natürlich hübsch bei der Verfassung bleiben und keine revolutionären Schritte thun.</p>
          <p>Es traten aber bald Redner in ganz anderem Sinne auf. Nachdem ein Redner zuerst das Wort: &#x201E;Republik&#x201C; hatte fallen lassen, sprach eine lange Reihe von Rednern in theilweise sehr schönen und kräftigen Vorträgen die Ansicht aus, daß wir jetzt über die latsche Parlaments-Agitation hinausgehen müßten, daß es sich jetzt &#x201E;wo die Contrerevolution ihren letzten Trumpf ausspiele,&#x201C; um ganz andere Dinge handele, als um Durchführung einer papiernen &#x201E;Reichsverfassung;&#x201C; daß jetzt oder nie der Kampf zwischen Republik und Monarchie in Deutschland ausgefochten werde. Der &#x201E;Reichskommissär&#x201C; Eisenstuck wurde namentlich von einem Mainzer Redner beißend persiflirt. &#x201E;Herr Eisenstuck,&#x201C; sprach er, &#x201E;ist ein braver Mann, ein sehr braver Mann, ein nur zu braver Mann! Hütet Euch vor den &#x201E;ehrlichen Leuten! Mißtrauet einem Manne, der sich von der verrätherischen Centralgewalt zum Vermittler brauchen läßt, mißtrauet dem Kollegen von Welcker-Mosle und Bassermann!&#x201C; Hr. Eisenstuck wagte nicht, zum zweitenmale aufzutreten.</p>
          <p>Am energischsten sprach für ganze Maßregeln Schlöffel, welcher den Antrag stellte, um den Ausschuß zu überflügeln, und die pfälzische Republik sogleich zu proklamiren. Ihm wurde in ebenso gewandter als perfider Weise erwidert durch Hrn. Culmann von Zweibrücken, gleichfalls Mitglied der äußersten Linken, welcher sehr schlau die schlimmen Folgen eines übereilten &#x201E;Putsches&#x201C; darstellte und vor dem &#x201E;zu früh&#x201C; warnte. Er wußte Furcht und namentlich Hoffnung zu erregen, indem er auf das zu erwartende &#x201E;Reichshülfsheer&#x201C; (!!!) hinwies. Auch bei ihm war &#x201E;Vertrauen&#x201C; das dritte Wort; habt Ihr Vertrauen zur äußersten Linken? Ja! hat aber die äußerste Linke in ihrem neuesten Aufrufe zur sofortigen Proklamirung der Republik aufgefordert? Nein! Also dürft Ihr die Republik nicht proklamiren.&#x201C; Hr. C. hatte den gewünschten Erfolg; jeder energische Schritt unterblieb. Eine größere Dummheit kann man doch den Leuten nicht zutrauen, als wenn man ihnen weis macht, die Centralgewalt werde ein Heer zur Unterstützung revolutionärer Bestrebungen absenden! Man kann es dem Volke nicht verargen, wenn es nicht gescheidter ist als seine &#x201E;Führer.&#x201C; Aber es steckt etwas Anderes dahinter. Die ganze liberale Paulskirche, Rechtslinke, Linkslinke, äußerste und alleräußerste Linke, hat das einzige Bestreben, die Revolution in ein legales Prokustesbette einzuzwängen. Es soll ihnen diesmal nicht gelingen!</p>
          <p>Der Präsident wußte den Schlöffel'schen Antrag auf die Weise zu eskamotiren, daß sich die Versammlung einstimmig &#x201E;für die Republik&#x201C; aussprach. Um doch Beschlüsse zu fassen, beschloß man eine durch den Ausschuß auszuschreibende Progressivsteuer und die Verstärkung desselben durch gewählte Männer aus den Kantonen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar296_024" type="jArticle">
          <head>Stuttgart, 7. Mai.</head>
          <p>Was dem &#x201E;Beobachter&#x201C; aus Bruchsal geschrieben wurde, hat seine Richtigkeit: es werden alle Juwelen, Gold- und Silbergeräthe, welche zum Privateigenthum der königl. Familie gehören, nach Holland geschafft; der erste Transport enthielt Gold und Schmucksachen, und war vom Schloßschreiber Winter begleitet; seither wurde auch das Silber eingepackt. Hieraus läßt sich schließen, daß der Hof nur den günstigen Augenblick abzuwarten gedenkt, um nochmals das Aeußerste gegen die Volksfreiheit zu wagen. &#x2014; Der Kronprinz wird in den nächsten Tagen aus Rußland zurückerwartet. &#x2014; Gegen den Durchmarsch baierischer Truppen nach der Rheinpfalz werden von den Demokraten alle Gegenmaßregeln getroffen. &#x2014; Kaum ist der elende Klindworth fort, so erscheint ein anderer Hofdiplomat hier, der Herzog von Croy, dem man keine besseren Absichten zutraut.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar296_025" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p><hi rendition="#g">Die Magyaren haben</hi><hi rendition="#b">Oedenburg</hi><hi rendition="#g">besetzt</hi>.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Polen.</head>
        <div xml:id="ar296_026" type="jArticle">
          <head>Krakau, 7. Mai.</head>
          <p>Die heutige &#x201E;Gazeta Krakowska&#x201C; enthält Folgendes: &#x201E;Vorgestern früh zeigte das Einquartirungscomité den hiesigen Einwohnern an, daß an diesem Tage ein russisches Truppenkorps, 17,000 Mann Infanterie, 1200 Mann Kavallerie und 2000 Troß- und Artilleriepferde, in Krakau einrücken werde. Um vier Uhr Nachmittags erschienen die ersten Abtheilungen der russischen Avantgarde vor den Mauern unserer Stadt. Es war Kavallerie, 1000 Ulanen und 300 Linienkosaken; sie wurden in den Vorstädten einquartirt; etwas später langten 2000 Mann Infanterie an; östreichische Musik empfing sie und ging ihnen bis zum Florians-Thor voran. Der Infanterie folgte schweres Geschütz, 12 Vierundzwanzigpfünder, nebst Munitionswagen. Die Artillerie wurde von einem östreichischen Artilleriegeneral an den Fuß des Schloßberges geführt, wo sie sich auf dem geräumigen Platz neben der Bernhardinerkirche aufstellte. Jeder Bürger erhielt 6 russische Soldaten in Quartier und einen oder ein Paar Offiziere. Gestern, Sonntags, um vier Uhr Nachmittags setzten sich die drei Bataillone, voran die Kosaken und Ulanen, von hier über Podgorze wieder in Marsch, um in Galizien einzurücken. Ihr nächster Rastort wird Isdebnik sein. Kaum hatte dies Regiment, das Krementschucksche, die Stadt Krakau verlassen, so zogen wieder 10,000 neue russische Truppen mit 24 Stück schweren Geschützes und 800 Mann Reiterei hier ein. Heute früh marschirte von diesen ein ganzes Infanterieregiment und eine Kavallerie-Eskadron nach Galizien ab, die übrigen Truppen sollten noch bis morgen bleiben; es traf jedoch plötzlich heute Mittags ein Befehl ein, in Folge dessen noch zwei Bataillone eiligst nach Galizien aufbrachen. Am Sonnabend hatten wir hier die beiden russischen Generale Popoff und Saß. Das ganze Korps soll General Rüdiger kommandiren. Ein Theil russische Besatzung ist in hiesiger Stadt geblieben, das Schloß und die Wachen sind aber von östreichischen Truppen besetzt.&#x201C;</p>
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      </div>
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        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar296_027" type="jArticle">
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            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Nach Berichten, welche an der Pariser Börse circulirten, soll Oudinot in Folge der Erhebung der ganzen Romagna in die verzweifeltste Position gerathen sein und 40,000 Mann Verstärkung verlangt haben.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>068</author></bibl> Turin, 5. Mai.</head>
          <p>Romarino's Prozeß wurde am 3. in dem Palais Tana verhandelt, und der Angeklagte am folgenden Morgen von dem Kriegsgericht, wegen überwiesener Verrätherei, zum Tode verurtheilt.</p>
          <p>Der Pariser Moniteur v. 9. enthält folgende telegraphische Depeschen über den Feldzug des katholischen Sonderbundes:</p>
          <p>1ste <hi rendition="#g">Depesche</hi>. Der Obergeneral des französischen Heeres an den Kriegsminister in Paris. St. Paolo bei Rom, 4. Mai. &#x201E;Die 3te Brigade ist ebenfalls gelandet. Das Hauptquartier und die 2te Brigade befinden sich in St. Paolo. Die 1ste Brigade liegt in Polidoro, 6 Stunden (lieues) von Rom.&#x201C;</p>
          <p rendition="#et">(Diese Depesche ist sehr lückenhaft und offenbar verstümmelt.)</p>
          <p>2te <hi rendition="#g">Depesche</hi>. Der franz. Gesandte in Turin an den Minister des Aeußern in Paris, Lyon, 4. Mai. Radetzki ist gestern von Mailand nach Malghera abgegangen. Seinen Befehlen zufolge treten 27,000 Mann in die Romagna und Toskana, wohin sie bereits aufgebrochen. Drei Bataillone haben Triest verlassen und werden Ankona okkupiren.</p>
          <p>3te <hi rendition="#g">Depesche</hi>. Der franz. Gesandte in Turin an den Minister des Aeußern in Paris. Turin, 3. Mai. &#x201E;Am 1. Mai haben 6000 Mann Mailand verlassen und die Richtung von Ferrara eingeschlagen. Man sagt, sie sollen Bologna besetzen. Andere Truppen sind nach Toskana aufgebrochen. Die Garnison von Mailand ist auf 5000 geschmolzen.&#x201C;</p>
          <p rendition="#et">(Diese Depesche brauchte vom 3. bis 9. Mai, um veröffentlicht zu werden.)</p>
          <p>4te <hi rendition="#g">Depesche</hi>. Der franz. General-Consul in Livorno an den Minister des Aeußern. Livorno, 5. Mai. Heute Morgen sind die Oestreicher in Lucca eingerückt. Man erwartet sie heute Abend in Pisa.</p>
          <p>5te <hi rendition="#g">Depesche</hi>. Der franz. Gesandte (d'Harcourt) an den Minister des Aeußern. Gaëta, 30. April. Der König von Neapel hat gestern das Gebiet des Kirchenstaates an der Spitze von 5000 Mann betreten. In Terracina wurde der König von der Menge mit Beifall empfangen, welche rief: Es lebe Pius IX.! &#x2026; Die Flottille landete in Terracina. Einige Matrosen und Soldaten haben sich nach Porto-di-Anzo begeben.&#x201C;</p>
          <p>Also Radetzki, Ferdinand und Oudinot wollen sich unter den Mauern Rom's vereinigen, um den Pabst zu retabliren. Diese Vereinigung soll wahrscheinlich am 7. oder 8. Mai bewerkstelligt werden.</p>
        </div>
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</TEI>
[1681/0003] gerade das Gegentheil von den Behauptungen des Edlen hervor; an der Versammlung sei es, der Centralgewalt ihren Weg vorzuzeichnen, nicht umgekehrt, von der Centralgewalt Maßregeln zu erwarten. Raveaux von Köln erklärt sich ebenfalls gegen den Aufschub, während Dresden beschossen werde, während dort Hunderte von Menschen fallen. Wir müssen heute wissen, was das Ministerium zu thun entschlossen ist, denn morgen schon ist es vielleicht zu spät. Eine Vertagung sei ein Verbrechen am Vaterlande: Versäume man es, die Leitung der Bewegung zu ergreifen, so werde die Bewegung über Alle gehen — über uns Alle — mögen wir auf dieser oder jener Seite dieses Hauses gestanden haben. (Hoffentlich, Herr Raveaux!) Lichtfreund und Zinswucherer Schwetschke für die Vertagung. Ueber die Lage von Sachsen könne eine telegraphische Depesche Auskunft geben. wornach die Gemeinde Leipzig Hrn. Göschen nach Braunschweig abgesendet hat, um 600 Mann zu requiriren. Denn in den Straßen von Leipzig kämpfte die Kommunalgarde mit einer „sozialen Schilderhebung.“ (Du ahnungsvoller Engel, Du!) Trützschler: Dresden wird seit Tagen beschossen, es brennt, Tausende eilen hinzu, um für die Reichsverfassung, um für diese Versammlung ihr Blut zu verspritzen, und Sie wollen hier die Hände in den Schooß legen? Wird ein Reichskommissär das preußische Heer abzuwehren vermögen? Ich sehe kein Mittel der Ehre für das Reichsministerium, als daß es anstatt Dresden wie Wien im Bürgerblut ersäufen zu lassen, selbst dorthin eile und einen ehrlichen Tod von einer preußischen Kugel suche. (Donnernder Beifall von der Linken und der Gallerie.) Beseler: Auf diese Versammlung wälzt man mit Unrecht die Verantwortung gewaltsamer Mittel. Dazu hat sie nicht aufgefordert. (Ruf: „Zur Durchführung der Reichsverfassung“). Im Gegentheil. Vergleichen Sie meine Aeußerungen, vergleichen Sie die Erklärung des Ministerpräsidenten in jener Sitzung, und Sie werden finden, daß wir gewaltsame Mittel eben ausdrücklich und entschieden ausschlossen. Was die Vertagung anlangt, so sehe ich nicht ein, wie wir durch einen schnelleren Beschluß etwas fördern wollen. Wenn Sie Truppen wollen marschiren lassen — gesetzt, Sie hätten deren hinreichend zur Verfügung — so kämen Sie doch damit „zu spät“, um Dresden zu entsetzen. Wigard aus Dresden: Dresden wird bombardirt, es steht in Flammen Sind da 24 Stunden nicht von dem äußersten Gewicht? Das Auftreten des Reichsministeriums geht gegen Alles, was von ihm erwartet werden durfte. Und es verschweigt uns, was es sehr wohl weiß, nämlich, daß ganz Sachsen mit der Dresdener Bewegung übereinstimmt, mit alleiniger Ausnahme von Leipzig. Verlieren Sie keine Stunde. Fassen Sie einen Beschluß. Das Volk wird an Ihrer Seite und der Sieg nicht zweifelhaft sein. (Beifall). Edler v. Gagern: Ich habe nichts verschwiegen, denn nur von dem Stadtrathe von Glauchau ist sonst noch ein Abgeordneter aus Sachsen bei mir eingetroffen. Die überbrachte Schrift kann ich dem Hause vorlegen. Sie enthält nichts Allgemeines über die sächsischen Verhältnisse. Hr. Fallati: Wer etwas unterstützen will, muß einen festen Boden unter sich haben, sonst wird er hingerissen mit dem, was er unterstützen will. Der feste Boden des Ministeriums ist seine Uebereinstimmung mit dem Reichsverweser. (Schöne Sippschaft!) Darüber aber werden wir erst Morgen in Klarheit sein. Das Ministerium ist zugleich bekämpft von der Reaktion und von der Revolution, zu der es seine Einwilligung nicht geben kann. Das ist die Lage aller „mittlern“ Parteien, daß sie Gefahr laufen, zermalmt zu werden. Aber das Ministerium will die allgemeine Verwaltung der deutschen Angelegenheiten, den Krieg in Schleswig, die Marine nicht aus der Hand geben — und in wessen Hand? — bis es muß. Das letztere wird sich morgen entscheiden. Der Schluß der Debatte wird angenommen und auf Herrn Raveaux's Antrag namentlich abgestimmt über den Antrag des Ministeriums, die Verhandlung bis morgen zu vertagen. Der Vertagungsantrag wird mit 221 gegen 133 Stimmen angenommen. (Tiefes Schweigen des Ekels auf den Gallerien.) Der bezahlte Industrieritter, Ex-Buchhändler, Zeitungsschreiber und philosophischer Universitätsbänkelsänger Biedermann aus Leipzig, stimmt ebenfalls für die Vertagung. Mögen die Verwandten der ermordeter, an Preußen verrathenen Barrikadenkämpfer in Dresden Herrn Biedermann bald Rechnung tragen! Möge das Volk wenn es mit seinen gottbegnadeten Henkern fertig ist, die Rache für das vergossene Blut auch dieser elenden Versammlung nicht schenken! 224 Aus Franken, 7. Mai. So eben marschirt das 13. Linienregiment unter großem Auflauf und furchtbaren, tausendfältigen Verwünschungen des Volkes nach Sachsen. Ebenso haben noch andere Infanterieregimenter und 3 Kavallerieregimenter Marschordre erhalten, ob nach Sachsen oder der Rheinpfalz, konnte man durchaus nicht erfahren. Die Sachsen, wenn sie noch einen Tropfen revolutionäres Blut in ihren Adern haben, werden diese viehischen Reichsräuber entsprechend zu empfangen und ihnen mit Barrikaden zu antworten wissen. Von der kaum glaublichen Gährung, die sich fieberhaft von Minute zu Minute steigert, von der Bestialität unseres Regierungsscheusals, unseres Polizeihundestalls und des übrigen Verrätherpacks können sie sich unmöglich einen rechten Begriff machen. So hat man, wie uns aus zuverlässiger Quelle versichert wurde, schon alle Anstalten getroffen, um gegen den am 29. April in Bamberg versammelten Demokratenkongreß eine monströse Untersuchung zu beginnen; wegen den schon erwähnten Proklamationen „an das fränkische Volk“, an das Heer, an die Majorität der baierischen Volkskammer. Kaum kann man in dieser furchtbaren Aufregung den großen fränkischen Volkstag in Nürnberg am 13. Mai erwarten, denn dort soll, so hoffen wenigstens alle Demokraten, von einer Versammlung von 30,000 Menschen auch für Franken ein entscheidendes Wort gesprochen, eine entscheidende That ins Werk gesetzt werden. Ich fürchte nur, es werden sich auch dieses Mal wieder zu viele bedenkliche Bourgeoiselemente eindrängen und durch ihre Halbheit und Mattheit dem Gedeihen einer rettenden That unwiderstehliche Hindernisse in den Weg setzen. Einstweilen nehmen die Volksversammlungen in ganz Franken ihren permanenten Fortgang, auch fängt man jetzt an, sich eifriger zu richten, und auch die demokratische Presse tritt energisch und entschieden auf. So bringt der „freie Staatsbürger“ von Gustav Dierzel an der Spitze seiner heutigen Nummer einen fulminanten Aufruf an alle Franken, worin die Schlechtigkeit der Regierung nachgewiesen und das Volk aufgerufen wird, zu handeln: „Jetzt oder nie! tapferes Frankenvolk! Zu den Waffen, zu den Waffen!“ so schließt die Proklamation. Wenn das Volk noch einmal unterliegen sollte, was wir keineswegs fürchten, so wäre dem etc. Gustav Dirzel ein weiterer Platz auf der Anklagebank sicher, womit man ihn jetzt schon zur Genüge beehrt hat. Die Königliche Standrechtsproklamation, welche zur „Beruhigung“ dienen sollte, wird übrigens an allen Orten, wo sie angeschlagen, angespukt und heruntergerissen. Nun hören Sie erst die heilige Einfalt baierischer Polizeibehörden: Um dieser verzweiflungsvollen und ganz konträren Wirkung eine «gedeihlichere“ Richtung zu geben, faßten selbige den höchst genialen und allen Gleichgesinnten für gleichartige Eventualitäten sehr anempfehlenswerthen Entschluß, die Proklamation unter Polizei-Aufsicht zu stellen. Man nagelte sie nämlich an den Kasernen und zwar dicht neben dem Kopfe der Wachen an. Da hängt sie nun, der Spott aller Leute, unter dem Schutz von drei Bajonetten. (!!) Statt der auf solche Weise volksgemaßregelten Proklamation erblickt man überall Parodieen, in welchen jene Beruhigung nach „Morithaten“-Manier persiflirt wird. Des Nachts aber geht erst recht der Teufel los. „Wir wollen nichts mehr von Baiern wissen, wir sind freie Franken! Noch häufiger aber der Donnerruf: „Eljen Kossuth“ tönt unaufhörlich durch die Straßen. Ich hoffe, wir werden rothe Pfingsten halten. 231 Freiburg, 8. Mai, Abends. So eben haben die Geschwornen in dem Prozeß gegen Bornstedt, Krebs, Fickler und Steinmetz ihr Verdikt abgegeben. Die Angeklagten Fickler, Krebs und Steinmetz sind völlig freigesprochen. Bornstedt dagegen wurde für schuldig erklärt, mit der deutschen demokratischen Legion von Paris aufgebrochen und am 24. April v. J. in das badische Gebiet eingefallen zu sein in der Absicht, sich dem auf Umsturz der dortigen Staatsverfassung gerichteten Aufruhr anzuschließen. Der Staatsanwalt, der hierin unerklärlicher Weise keinen vollendeten Hochverrath erkennen wollte, stellte den Antrag auf 6jährige Zuchthausstrafe, zu Erstehen in 4jähriger Einzelhaft, als den mildesten nach unserm Strafgesetz zulässigen. Brentano ließ das obige Verdikt nochmals verlesen und bekämpfte den Antrag des Staatsanwalts, indem er ausführte, daß in einem „Herüberkommen in der Absicht etc.“ nicht einmal eine strafbare Vorbereitungshandlung liege, und, wenn ja eine solche angenommen werden sollte, Bornstedt, da der Staatsanwalt die gesetzlich mildeste Strafe beantrage, höchstens zu dreimonatlicher Kreisgefängnißstrafe verurtheilt werden könne. Bornstedt schloß sich dieser Erklärung an, und fügte die Versicherung bei; was ihn immer treffen möge, er bleibe Republikaner, bereit, jeden Augenblick sein Leben einzusetzen, wenn das Volk rufe. Der Gerichtshof erkannte Bornstedt des Hochverrathsversuchs für schuldig und verurtheilte ihn zu 1 1/2jähriger Zuchthausstrafe, die er in 1jähriger Einzelhaft erstehen soll. Als ihm das Urtheil verkündet wurde, rief er: „Es lebe die Republik!“ Sein Vertheidiger hat das Rechtsmittel der Nichtigkeitsbeschwerde angezeigt. Mainz, 8. Mai. Der Bürgerverein hat seinen Beschluß, das von ihm zur Anschaffung von Waffen zu sammelnde Geld dem Parlament in Frankfurt zu überweisen, aufgegeben, und es hat sich jetzt ein Comite gebildet, in das Mitglieder des Demokraten- und Bürgervereins so wie aus der großen Zahl Derjenigen, die keiner Partei angehören, getreten sind. Man betreibt also die Subskription zur Anschaffung von Waffen als eine, die ganze Bürgerschaft angehende Sache, und wir können diesen Schritt, der ohne Zweifel ein sehr günstiges Resultat zur Folge haben wird, nur billigen. Mannheim, 6. Mai. Es sollen, wie man versichert, gegen 9000 Mann Truppen aus Altbaiern nach der Pfalz auf dem Marsche sein und Fürst Taxis soll den Oberbefehl über diese Truppen führen. Die Begeisterung der Pfälzer für die deutsche Sache ist durchgängig in voller Gluth, die Organisation der Bürgerwehr schreitet schnell vorwärts, und der Zuzug aus den benachbarten Theilen des Vaterlandes soll rasch von statten gehen; so sollen bereits viele Hanauer und die Scharfschützen auf das Vortrefflichste eingeübt sein. Eben so heißt es hier, was denn auch sehr wahrscheinlich ist, daß von der französischen Seite her viele Deutsche über die Gränze gegangen seien. Da die Pfalz für einen Guerillaskrieg ein sehr günstiges Terrain bietet, so dürfte, wenn es zu einem vollkommenen Aufstand kommen sollte, viel Hoffnung auf Erfolg für das Volk vorhanden sein. (S. M.) (Preußische Soldaten sind in die Pfalz eingerückt, um da zu hausen, wie's in Dresden geschehen). Mannheim, 8. Mai. Unter diesem Datum wird dem „Fr. J.“ geschrieben: „Der Geist des Militärs ist hier durchweg ein guter, d. h. ein deutscher. Die Truppen wollen nicht gegen ihre Brüder in der Pfalz kämpfen, die ja nur das vertheidigen, was alle Deutschen von Recht und Ehre bis auf ihren letzten Blutstropfen festhalten wollen. Ich bin letzten Sonntag in der baierischen Pfalz gewesen, eigens, um mich durch persönliche Wahrnehmung von dem dort herrschenden Geist des Volkes zu überzeugen, und kann Ihnen die tröstliche Gewißheit geben, daß ich ihn überall so gefunden habe, wie ich zum Gelingen der pfälzischen Bewegung für unbedingt nöthig halte. 324 Neustadt a. d. Haardt, 8. Mai. Wahrhaftig, die Bewegung in Süddeutschland ist etwas, das heißt: sie könnte etwas werden — wenn keine Herren vom Parlamente da wären, welche sie „in die Hand nehmen;“ und namentlich das pfälzische Volk wäre, wenn auch keiner tiefen Ueberzeugung, doch einer revolutionären Begeisterung fähig — wenn es sich von seinem parlamentarischen Autoritätsglauben emanzipirt hätte. Diese Gedanken drängten sich mir unwillkührlich auf am Schlusse der heute hier stattgehabten Volksversammlung — welche für unsere süddeutsche Bewegung jedenfalls von Bedeutung ist, aber noch viel bedeutender hätte werden können, wenn nicht deutsche Gemüthlichkeit und deutsches „Vertrauen“ die Hauptrolle dabei gespielt hätten. Ihre Leser werden bereits wissen, daß auf einer in der vorigen Woche in Kaiserslautern abgehaltenen Volksversammlung ein „Landesvertheidigungsausschuß“ für die Pfalz ernannt worden war, um das Volk, der rebellischen Münchener Regierung gegenüber, für die „Reichsverfassung“ zu bewaffnen und zu organisiren. An den „Reichsmax“ wurde tölpelhafter Weise eine letzte Forderung zur Anerkennung der Verfassung gestellt, welche in 3 Tagen bewilligt sein müßte, wenn die Pfalz sich nicht von Baiern lossagen sollte. Eben dieser Ausschuß hatte die Neustädter Versammlung berufen, um sich der Volksstimmung auch im östlichen Theile der Pfalz zu versichern. Die Versammlung war nur in pfälzischen Blättern, und gleichsam nur unter der Hand ausgeschrieben worden — und zwar, wie sich aus den Mittheilungen mancher Redner nicht undeutlich ersehen ließ, vorzüglich aus dem Grunde, weil eine zahlreiche Versammlung leicht „übereilte“ Beschlüsse gefaßt und den gar bedächtigen Ausschuß zu revolutionären Schritten gedrängt hätte. Trotzdem hatten sich doch etwa 8-10,000 Menschen eingefunden, und die Stimmung der Versammlung, war bedeutend anders, als die „Männer des Vertrauens“ es erwartet hatten. Herr Schmitt aus Kaiserslautern, Abg. der äußersten Linken, eröffnete die Versammlung mit obligater Verfassungsbegeisterung und machte uns die unerwartete Mittheilung, daß ein Kommissär der Centralgewalt anwesend sei, welchen er uns in der Person des Hrn. Eisenstuck vorstellte. Alsbald trat ein schlanker Mann auf die Tribüne, welcher geläufig, phrasenreich und besonders sehr hitzig sprach, abwechselnd blau und roth im Gesichte wurde, heftig auf die Tribüne klopfte und uns vor allen Dingen seine Ehrlichkeit betheuerte. So, dachte ich, sieht ein demoralisirter Demokrat aus! Der Mann erinnerte mich gar zu lebhaft an Welcker. Hr. Eisenstuck also sagte uns, daß er ein ehrlicher Mann sei, und forderte vor allen Dingen Vertrauen für sich und die Centralgewalt, als deren Kommissär er hier anwesend sei, um die Stimmung in diesem Theile Deutschlands kennen zu lernen (!). Er erzählte uns, daß die Centralgewalt sich sehr für uns interessire, daß sie es gut mit uns meine, und uns nöthigenfalls Reichstruppen gegen unsere rebellische Regierung zu Hülfe senden werde; nur müßten wir natürlich hübsch bei der Verfassung bleiben und keine revolutionären Schritte thun. Es traten aber bald Redner in ganz anderem Sinne auf. Nachdem ein Redner zuerst das Wort: „Republik“ hatte fallen lassen, sprach eine lange Reihe von Rednern in theilweise sehr schönen und kräftigen Vorträgen die Ansicht aus, daß wir jetzt über die latsche Parlaments-Agitation hinausgehen müßten, daß es sich jetzt „wo die Contrerevolution ihren letzten Trumpf ausspiele,“ um ganz andere Dinge handele, als um Durchführung einer papiernen „Reichsverfassung;“ daß jetzt oder nie der Kampf zwischen Republik und Monarchie in Deutschland ausgefochten werde. Der „Reichskommissär“ Eisenstuck wurde namentlich von einem Mainzer Redner beißend persiflirt. „Herr Eisenstuck,“ sprach er, „ist ein braver Mann, ein sehr braver Mann, ein nur zu braver Mann! Hütet Euch vor den „ehrlichen Leuten! Mißtrauet einem Manne, der sich von der verrätherischen Centralgewalt zum Vermittler brauchen läßt, mißtrauet dem Kollegen von Welcker-Mosle und Bassermann!“ Hr. Eisenstuck wagte nicht, zum zweitenmale aufzutreten. Am energischsten sprach für ganze Maßregeln Schlöffel, welcher den Antrag stellte, um den Ausschuß zu überflügeln, und die pfälzische Republik sogleich zu proklamiren. Ihm wurde in ebenso gewandter als perfider Weise erwidert durch Hrn. Culmann von Zweibrücken, gleichfalls Mitglied der äußersten Linken, welcher sehr schlau die schlimmen Folgen eines übereilten „Putsches“ darstellte und vor dem „zu früh“ warnte. Er wußte Furcht und namentlich Hoffnung zu erregen, indem er auf das zu erwartende „Reichshülfsheer“ (!!!) hinwies. Auch bei ihm war „Vertrauen“ das dritte Wort; habt Ihr Vertrauen zur äußersten Linken? Ja! hat aber die äußerste Linke in ihrem neuesten Aufrufe zur sofortigen Proklamirung der Republik aufgefordert? Nein! Also dürft Ihr die Republik nicht proklamiren.“ Hr. C. hatte den gewünschten Erfolg; jeder energische Schritt unterblieb. Eine größere Dummheit kann man doch den Leuten nicht zutrauen, als wenn man ihnen weis macht, die Centralgewalt werde ein Heer zur Unterstützung revolutionärer Bestrebungen absenden! Man kann es dem Volke nicht verargen, wenn es nicht gescheidter ist als seine „Führer.“ Aber es steckt etwas Anderes dahinter. Die ganze liberale Paulskirche, Rechtslinke, Linkslinke, äußerste und alleräußerste Linke, hat das einzige Bestreben, die Revolution in ein legales Prokustesbette einzuzwängen. Es soll ihnen diesmal nicht gelingen! Der Präsident wußte den Schlöffel'schen Antrag auf die Weise zu eskamotiren, daß sich die Versammlung einstimmig „für die Republik“ aussprach. Um doch Beschlüsse zu fassen, beschloß man eine durch den Ausschuß auszuschreibende Progressivsteuer und die Verstärkung desselben durch gewählte Männer aus den Kantonen. Stuttgart, 7. Mai. Was dem „Beobachter“ aus Bruchsal geschrieben wurde, hat seine Richtigkeit: es werden alle Juwelen, Gold- und Silbergeräthe, welche zum Privateigenthum der königl. Familie gehören, nach Holland geschafft; der erste Transport enthielt Gold und Schmucksachen, und war vom Schloßschreiber Winter begleitet; seither wurde auch das Silber eingepackt. Hieraus läßt sich schließen, daß der Hof nur den günstigen Augenblick abzuwarten gedenkt, um nochmals das Aeußerste gegen die Volksfreiheit zu wagen. — Der Kronprinz wird in den nächsten Tagen aus Rußland zurückerwartet. — Gegen den Durchmarsch baierischer Truppen nach der Rheinpfalz werden von den Demokraten alle Gegenmaßregeln getroffen. — Kaum ist der elende Klindworth fort, so erscheint ein anderer Hofdiplomat hier, der Herzog von Croy, dem man keine besseren Absichten zutraut. Ungarn. * Die Magyaren haben Oedenburg besetzt. Polen. Krakau, 7. Mai. Die heutige „Gazeta Krakowska“ enthält Folgendes: „Vorgestern früh zeigte das Einquartirungscomité den hiesigen Einwohnern an, daß an diesem Tage ein russisches Truppenkorps, 17,000 Mann Infanterie, 1200 Mann Kavallerie und 2000 Troß- und Artilleriepferde, in Krakau einrücken werde. Um vier Uhr Nachmittags erschienen die ersten Abtheilungen der russischen Avantgarde vor den Mauern unserer Stadt. Es war Kavallerie, 1000 Ulanen und 300 Linienkosaken; sie wurden in den Vorstädten einquartirt; etwas später langten 2000 Mann Infanterie an; östreichische Musik empfing sie und ging ihnen bis zum Florians-Thor voran. Der Infanterie folgte schweres Geschütz, 12 Vierundzwanzigpfünder, nebst Munitionswagen. Die Artillerie wurde von einem östreichischen Artilleriegeneral an den Fuß des Schloßberges geführt, wo sie sich auf dem geräumigen Platz neben der Bernhardinerkirche aufstellte. Jeder Bürger erhielt 6 russische Soldaten in Quartier und einen oder ein Paar Offiziere. Gestern, Sonntags, um vier Uhr Nachmittags setzten sich die drei Bataillone, voran die Kosaken und Ulanen, von hier über Podgorze wieder in Marsch, um in Galizien einzurücken. Ihr nächster Rastort wird Isdebnik sein. Kaum hatte dies Regiment, das Krementschucksche, die Stadt Krakau verlassen, so zogen wieder 10,000 neue russische Truppen mit 24 Stück schweren Geschützes und 800 Mann Reiterei hier ein. Heute früh marschirte von diesen ein ganzes Infanterieregiment und eine Kavallerie-Eskadron nach Galizien ab, die übrigen Truppen sollten noch bis morgen bleiben; es traf jedoch plötzlich heute Mittags ein Befehl ein, in Folge dessen noch zwei Bataillone eiligst nach Galizien aufbrachen. Am Sonnabend hatten wir hier die beiden russischen Generale Popoff und Saß. Das ganze Korps soll General Rüdiger kommandiren. Ein Theil russische Besatzung ist in hiesiger Stadt geblieben, das Schloß und die Wachen sind aber von östreichischen Truppen besetzt.“ Italien. * Nach Berichten, welche an der Pariser Börse circulirten, soll Oudinot in Folge der Erhebung der ganzen Romagna in die verzweifeltste Position gerathen sein und 40,000 Mann Verstärkung verlangt haben. 068 Turin, 5. Mai. Romarino's Prozeß wurde am 3. in dem Palais Tana verhandelt, und der Angeklagte am folgenden Morgen von dem Kriegsgericht, wegen überwiesener Verrätherei, zum Tode verurtheilt. Der Pariser Moniteur v. 9. enthält folgende telegraphische Depeschen über den Feldzug des katholischen Sonderbundes: 1ste Depesche. Der Obergeneral des französischen Heeres an den Kriegsminister in Paris. St. Paolo bei Rom, 4. Mai. „Die 3te Brigade ist ebenfalls gelandet. Das Hauptquartier und die 2te Brigade befinden sich in St. Paolo. Die 1ste Brigade liegt in Polidoro, 6 Stunden (lieues) von Rom.“ (Diese Depesche ist sehr lückenhaft und offenbar verstümmelt.) 2te Depesche. Der franz. Gesandte in Turin an den Minister des Aeußern in Paris, Lyon, 4. Mai. Radetzki ist gestern von Mailand nach Malghera abgegangen. Seinen Befehlen zufolge treten 27,000 Mann in die Romagna und Toskana, wohin sie bereits aufgebrochen. Drei Bataillone haben Triest verlassen und werden Ankona okkupiren. 3te Depesche. Der franz. Gesandte in Turin an den Minister des Aeußern in Paris. Turin, 3. Mai. „Am 1. Mai haben 6000 Mann Mailand verlassen und die Richtung von Ferrara eingeschlagen. Man sagt, sie sollen Bologna besetzen. Andere Truppen sind nach Toskana aufgebrochen. Die Garnison von Mailand ist auf 5000 geschmolzen.“ (Diese Depesche brauchte vom 3. bis 9. Mai, um veröffentlicht zu werden.) 4te Depesche. Der franz. General-Consul in Livorno an den Minister des Aeußern. Livorno, 5. Mai. Heute Morgen sind die Oestreicher in Lucca eingerückt. Man erwartet sie heute Abend in Pisa. 5te Depesche. Der franz. Gesandte (d'Harcourt) an den Minister des Aeußern. Gaëta, 30. April. Der König von Neapel hat gestern das Gebiet des Kirchenstaates an der Spitze von 5000 Mann betreten. In Terracina wurde der König von der Menge mit Beifall empfangen, welche rief: Es lebe Pius IX.! … Die Flottille landete in Terracina. Einige Matrosen und Soldaten haben sich nach Porto-di-Anzo begeben.“ Also Radetzki, Ferdinand und Oudinot wollen sich unter den Mauern Rom's vereinigen, um den Pabst zu retabliren. Diese Vereinigung soll wahrscheinlich am 7. oder 8. Mai bewerkstelligt werden.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 296. Köln, 12. Mai 1849, S. 1681. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz296_1849/3>, abgerufen am 21.11.2024.