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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 289. Köln, 4. Mai 1849.

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da diese ein sehr wachsames Auge auf Bonin haben, leider aber die Schurkerei noch nicht so durchschauen, wie es der Fall ist. Weiter heißt es: "er hielt in weitläufigen Kantonnements gänzlich still, versteht sich zu dem Zweck, die einzelnen Truppentheile nach und nach von den Dänen aufreiben, zusammenhauen, oder aufheheben zu lassen.

Der Feind im Besitz aller Nachrichten, ...... unternahm aber dennoch keinen Angriff. Daß der Däne alle Nachrichten aus dem diesseitigen Hauptquartier empfängt, vermutheten wir schon neulich, jetzt wird uns als authentisch mitgetheilt, daß der Herzog von Gotha Briefe von Prittwitz aufgefangen haben soll, die an den König von Dänemark gerichtet gewesen und diesem ganz genaue Nachrichten über unsere Bewegungen, Stellungen und Stärke der Armee mitgetheilt haben. Wie bekannt, hackt aber keine Krähe der andern die Augen aus: der Herzog von Gotha statt, wie es seine Pflicht war, die Briefe der Oeffentlichkeit zu übergeben, schickte sie an den König von Preußen, dem natürlich die Geschichte schon bekannt war. Ueber Prittwitz's Schicksal zirkuliren verschiedene Gerüchte; von einer Seite wird behauptet, er sei als Staatsgefangener verhaftet, von anderer Seite er sei von 6 preußischen Soldaten erschossen. Wir geben dieses als Gerüchte.

Unsere Truppen blieben endlich wider den Willen der Gewalthaber in Kolding. Daß es der Wille Bonin's nicht war, die Dänen auf jüt'schem Boden zu bekämpfen, haben wir schon gesagt; daß es der Wille des preußischen Kabinets nicht war, daran ist, selbst nach den Aeußerungen des verkappten Dänen und Verräthers Franke, nicht mehr zu zweifeln. So wird das preußische Kabinet jetzt möglicherweise wider den Willen der Schleswig-Holsteiner, unter knutischer Vermittelung einen Frieden schließen, und die Schleswig-Holsteiner werden wider den Willen des preußischen Kabinets edenselben nicht annehmen.

Unser Zweiköpfige hat eine Aufforderung an die Zeitungs-Redaktionen der freien (?) Stadt Hamburg und Schleswig-Holsteins erlassen, in der sie auffordert, sich der Aufnahme von Mittheilungen über Märsche, Dislokationen der Truppen, Aufenthalt und Stärke von Kriegsfahrzeugen, Errichtungen von Schanzen und Batterien zu enthalten. Man sieht daraus, daß die ehrenwerthe Beselei, sich oder auch den preußischen Feldherrn nicht um das Verdienst bringen will, den Dänen pflichtschuldigst zuerst Anzeige gemacht zu haben.

Schleswig-Holstein, 29. April.

Wie die "B.-H." mittheilt, hat der Oberkommandirende der deutschen Reichstruppen, General Prittwitz, sein Hauptquartier aus dem Sundewitt nach Hadersleben verlegt. Man scheint sich also, hinlänglich geschützt und gedeckt, vorläufig nicht weiter um Alsen kümmern zu wollen. Unsere Schleswig-Holsteiner stehen noch immer unter Bonin in Kolding; nur einige Kompagnien sind vorgeschoben. Die Hauptmacht der Dänen hat sich nach Friedericia begeben, welches sie sehr stark befestigt haben.

Ferner:

Von der jütschen Gränze verlautet nichts weiter, als daß gestern und vorgestern kein Kampf stattgefunden hat, und daß die preußischen und überhaupt die Reichstruppen weiter der Nordgränze zu ziehen. Die Nachrichten oder Angaben über den Umstand, ob sie in den ersten Tagen die Gränze Jütlands überschreiten werden, variiren und widersprechen sich.

Bayreuth, 22. April.

Seit zehn Monaten schmachteten zwei hiesige Einwohner, Schlossermeister Sammet und Redakteur Nietsche im Gefängniß, weil sie einen im Juni vorigen Jahres aus Amerika angelangten Brief, worin zur Gründung einer deutschen Republik aufgefordert ward, in Abdrücken verbreiteten. Deshalb lautete die Anklage auf Versuch zum Hochverrath. Nach Verneh- von 37 Zeugen, vierstündiger Vertheidigung, und einstimmigem Ausspruch der Geschworenen war das "Nichtschuldig" über die beiden Angeklagten das mit allgemeinem Jubel aufgenommene Resultat der dreitägigen Sitzungen in dem ersten politischen Prozeß im diesseitigen Bayern bei Oeffentlichkeit und Mündlichkeit.

(Augsb. Abdztg.)
Frankfurt, 1. Mai.

National-Versammlung.

Vizepräsident Bauer führt den Vorsitz.

Heisterbergk interpellirt:

"ob das Reichsministerium Kunde erhalten, daß preußische Truppen zu Gunsten der Olmützer Regierung im ungarischen Kriege verwandt werden sollen und was es zur Verhinderung dieser Hülfe zu thun gedenke?"

Wird nächstens (!!) beantwortet werden.

Es ist eine Tagesordnung vorhanden, die ganz den Umständen und dem im Froschteiche vorherrschenden Geist angemessen ist. Zuerst erstattet Degenkolb im Namen des volkswirthschaftlichen Ausschusses Bericht über eine Menge von Petitionen und beantragt: 1. auf diejenigen, welche Beschränkungen der Gewerbethätigkeit enthalten, nicht einzugehen; 2. In Erwägung aber, daß die Arbeits- und Lohnverhältnisse der Leinenweberei und Spinnerei eine Verbesserung dringend erheischen; in fernerer Erwägung, daß die Leinenindustrie als eine durchaus nationale von der größten Bedeutung für die Wohlfahrt des ganzen Landes ist und ihre Vervollkommnung und Ausdehnung mit allen zweckentsprechenden Mitteln gefördert werden muß, und in endlicher Erwägung des Entwicklungsganges, welchen dieser Industriezweig in England genommen hat, folgende in den Petitionen enthaltenen Forderungen: 1. Schutzzoll auf Garne, damit Spinnereien angelegt werden können; 2. Bezeichnung der gemischten Leinen durch Stempel; 3. Handelsverträge mit dem Auslande, um den Absatz der Fabrikate dahin zu vermehren; 4 Anlegung von Spinnschulen; 5 Anlegung und Beförderung der Flachsspinnmaschine; 6. Beförderung des Flachsbaues und der Flachskultur; 7. Einrichtung von Schau- und Gewerbegerichten.

Es kommen nun weiter noch 5 Berichte, die über verschiedene Gegenstände im Namen des oben gedachten Ausschusses erstattet werden, nacheinander zur Erledigung. Näher darauf einzugehen, verlohnt sich nicht der Mühe.

Auf Fröbel's Ersuchen, Namens der Majorität des Dreißigerausschusses, wird der achte Gegenstand der Tagesordnung: "Berathung des vom Abg. Fröbel Namens des Ausschusses zur Vorberathung von Maßregeln, welche zur Durchführung der Reichsverfassung nöthig erscheinen, erstatteten Bericht über einen die Abberufung von Deputirten zur deutschen Reichsversammlung Seitens der Regierungen der Einzelstaaten betreffenden Antrag der Abg. Goltz und Genossen, so wie über eine vom k. k. östreichischen Bevollmächtigten bei der Centralgewalt unter dem 15. April durch das Reichsministerium des Innern an die Reichsversammlung gelangte Depesche, auf eine der nächsten Sitzungen vertagt.

Würth von Sigmaringen spricht seine Verwunderung dem östreichischen Ausschusse gegenüber aus, daß der Bericht über die Blum'sche Angelegenheit noch nicht erfolgt sei.

Franke aus Schleswig erklärt im Namen dieses Ausschusses, daß einmal die Weitläufigkeit der Aktenstücke diese Berichterstattung verzögert habe und daß sie zum andern auch den Zeitverhältnissen gemäß nicht geeignet erschienen sei.

Clemens aus Bonn zeigt seinen Austritt an. Die Courage langt nicht mehr weiter.

Schluß der Sitzung.

Nächste Sitzung: Donnerstag, 3. Mai.

* Frankfurt, 1. Mai.

Es finden jetzt fast täglich bald da, bald dort größere oder kleinere Volksversammlungen wegen der neuesten Ereignisse Statt. Zwei derselben wollen wir hier erwähnen. Die eine wurde zu Fürth (im Odenwalde) abgehalten. Das "Fr. J." berichtet darüber:

Fürth (im Odenwalde), 29. April. Die heute dahier abgehaltene Volksversammlung war ungemein zahlreich besucht; wohl an 4-5000 Menschen aus allen benachbarten Thälern mögen anwesend gewesen sein. Alle Häuser waren mit Fahnen und Laubkränzen geziert, an jedem Ende des Städtchens harrte ein Triumphbogen der einziehenden Gäste. Von Frankfurt waren anwesend und sprachen vor der versammelten Volksmenge: Dietsch, Rühl, Würth, Löwenthal, Bogen, ferner Weidig aus Worms (ein Bruder des Märtyrers) u. s. w. Alle Redner ergossen sich in kräftigen Worten über die große Gefahr, die unserem Vaterlande aus der wieder mächtig emporstrebenden Willkürherrschaft der Fürsten drohe, und über die nahe Stunde der Entscheidung, wo sich zeigen werde, ob Deutschland "republikanisch oder kosackisch" werden solle. Die Stimmung ist hier zu Lande entschieden freisinnig, und so dürfte der Odenwald, wenn es zum Bruche zwischen Volk und Dynastie kommen sollte, abermals eine wichtige Rolle spielen. Das heutige Fest verlief, trotz der großen politischen Aufregung, in der wir uns befinden, in bester Ordnung.

Die andere, größere Volksversammlung, fand in Bingen Statt, über welche das nämliche Blatt mittheilt, daß ihr zwischen 8-10,000 Menschen beiwohnten, und daß die Reichsverfassung den Hauptpunkt bildete, um den sich die Verhandlungen drehten. Man beschloß, die Anerkennung derselben von Seiten der Regierungen zu fordern, und, wenn es nöthig sein sollte, selbst zu den Waffen zu greifen. Das Volk müsse sich jetzt selbst helfen, nach dem Spruche: "Hilf dir selber, dann wird dir Gott helfen." Auch der hiesige Bürgerverein war auf der Versammlung vertreten, und ein Mitglied desselben erklärte sich einverstanden mit dem Beschlusse der Demokraten und versicherte, der Bürgerverein werde in dieser Angelegenheit mit den Demokraten Hand in Hand gehen. Von demokratischer Seite wurde diese Erklärung beifällig aufgenommen, jedoch auch zugleich bemerkt, daß der Bürgerverein, falls es ihm ernst mit der Sache wäre, dies am besten dadurch bekunden könne, wenn er seinen Geldsackel aufthue, denn zur Ausführung des gefaßten Beschlusses gehöre Geld, wieder Geld und nochmals Geld! Wir wollen nun sehen, ob die Gesinnungen des Bürgervereins in der ihm gestellten Probe bestehen wird.

Französische Republik.
43 Paris, 1. Mai.

Der Moniteur enthielt vor drei Tagen den Rapport über die Ausgaben der provisorischen Regierung, aus welchem wir belehrende Aufschlüsse über die "honette" Clique des National, diesen Anfang der Contrerevolution vom ersten Tage der Republik, erfahren.

Herr Marrast war bekanntlich Maire von Paris. Seine Thätigkeit vom 9. März bis 18. Juli bestand hauptsächlich in schmutzigen Intriguen gegen Louis Blanc, Albert, Ledru-Rollin, und Ehren Marrast taxirte ihren Werth auf die bescheidene Summe von 51,498 Fr. Unter der Monarchie betrug der Gehalt des Seinepräfekten jährlich 117,000 Fr., also auf die viermonatliche Thätigkeit eines Marrast reduzirt, bloß 29,250 Franken per Trimester. Der "honette" Rittmeister mit gelben Handschuhen zahlte sich in dieser Chiffre erstens seinen vollen Gehalt aus, während er durch sein eigenes Dekret die Gehalte aller Beamten reduzirt hatte; ferner vereinigte er den Gehalt als Maire von Paris mit dem als Mitglied der provisorischen Regierung (später als Repräsentant), und überdies mit 6000 Fr. Tafelgeldern und 15,000 Fr. geheimen Fonds der Ministerien des Innern und Auswärtigen, - Alles ungerechnet einer Equipage der alten Civilliste: der königlichen Carossen, und ungerechnet einer kleinen Subvention, welche Herr Marrast wahrscheinlich aus alter Gewohnheit vom "National" bezog. Der Marquis der honetten Republik in den königlichen Wagen, der Mann der provisorischen Regierung subventionirt von einem Journal! Ehren-Marrast, der I'homme serieux des bons bourgeois, konnte nicht schöner dem Ridicule verfallen.

Der Rapport erzählt, daß Herr Marrast vor die Commission der Assemblee berufen, wohl oder übel die Geschichte mit den Carossen und den Tafelgeldern zugegeben habe. In Bezug auf alle übrigen Gelder, sowohl geheime Fonds wie Indemnitätsgelder, die er als Mitglied der provisorischen Regierung empfangen, versichere Hr. Marrast, dieselben ausschließlich in einem "öffentlichen Interesse ersten Ranges", entfernt von irgend persönlichen Vortheilen verwendet zu haben. Der Commissionsbericht spricht darauf von den verschiedenartigen Bestrebungen der beiden Parteien in der Regierung, deren gegenseitigem Mißtrauen, und schließt daraus, daß man von ausnahmsweisen Mitteln absehen könne, welche "zur Unterstützung der gemäßigten und damals als reaktionär und aristokratisch verschrieenen Regierungsmitglieder" und zur "möglichen Rettung der so schwer bedrohten sozialen Ordnung" bestimmt gewesen seien.

Ueber die Marrast'schen Polizeigeschichten giebt der Rapport alsdann folgende erbauliche Schilderungen.

"Hr. Armand Marrast, welcher der gemäßigten Partei der provisorischen Regierung angehörte, wurde in seiner Eigenschaft als Maire von Paris aufgefordert, eine besondere Polizei zu bilden. Nach der Erklärung des Herrn Marrast und nach der Aussage der zahlreichen Zeugen, welche wir vernommen haben, hatte diese Polizei durchaus keinen offiziellen Charakter, sie war auch nicht einmal das Ergebniß eines ordentlichen und formellen Beschlusses (!), zeigte sich aber nichtsdestoweniger sehr thätig und nützlich. (Man braucht bloß an den 15. Mai und die Auskunft Raspails über diese Polizeischwindeleien des Pere Marrast zu denken.) Man kann sagen, daß die Errichtung dieser Polizei halb und halb (a demimots) durch gegenseitige Zustimmung der gemäßigten Mitglieder verabredet wurde, da, wie eins dieser Regierungsglieder sich ausdrückte, alle Welt zu dieser Zeit die Nothwendigkeit einer persönlichen Polizei fühlte!"

Das heißt mit andern Worten, die "honette und gemäßigte Partei" der Regierung conspirirte, schuf ohne Willen der Uebrigen, durch einfache einseitige Verabredung, eine Privatpolizei aus Staatsmitteln, und die Commission findet dies ganz in Ordnung, da es sich um die Existenz und die anerkannten Polizeibedürfnisse der "Honetten" handelte. Und das ist dieselbe Sippschaft, welche gegen die Ledru-Rollin'schen Departementscommissarien als den höchsten Mißbrauch der Gewalt heulte!

"Allein zu dieser Polizei brauchte man Geld. Man konnte dasselbe nicht vom Staate verlangen, da dies ein offenes Geständniß gewesen wäre, daß man sich gegenseitig überwachen wollte und ernste Motive dabei im Schilde führe".

Alles natürlich, Alles zu rechtfertigen, denn es galt die demokratische Partei der Regierung, das Volk um die Revolution zu betrügen.

"Das Journal, der National, gab einige ersten Mittel her, welche gleichwohl unzureichend waren; später wurde auch der Gehalt des Maire von Paris vollständig absorbirt und Hr. v. Lamartine gab 10,000 Fr. aus den geheimen Fonds seines Ministeriums. Man unterhielt wichtige Rapporte über Alles, was in den Klubs, geheimen Gesellschaften, auf der Polizeipräfektur und im Ministerium des Innern (Ledru-Rollin) vorging. Diese Rapporte, welche von achtungswerthen über allen Verdacht erhabenen Männern kamen, waren natürlich von großem Werth und mußten sehr theuer bezahlt werden. Wir können einige darunter anführen, die man nur durch Zusage einer indirekten Subvention von 2000 Fr. zu erhalten vermochte.

"Eine Menge Summen von verschiedener Größe wurden unter dem Namen von Unterstützungsgeldern vertheilt, und riefen einen Eifer hervor, auf den man nicht hätte rechnen können, wenn man bloß offizielle Renumerationen mit Polizeigeldern zur Verfügung gestellt hätte. Oft erlangte man durch diese Summen die unerwartetsten Resultate zu einem Spottpreis. Es existirte sogar eine gewisse Regelmäßigkeit in der Zahlung dieser indirekten und geheimen Polizei; aber am 15. Mai, als in Folge der Ereignisse in der Assemblee auch das Hotel-de-Ville überfallen und der Maire von Paris bis in sein Kabinet von den Faktiosen bedroht wurde, glaubte derselbe alle Dokumente und alle empfangenen Mittheilungen auf der Stelle vernichten zu müssen.

Durch diesen glücklichen Zufall ist die geheime Geschichte der Klique Marrast-Marie-Garnier-Pages der Kontrolle der Assemblee und der Bewunderung der Nachwelt entzogen worden.

Noch erhalten wir aus dem Rapport eine kurze Mittheilung über die Thätigkeit der eitlen, geckenhaften "putain politique", des edlen Lamartine.

"Hr. v. Lamartine, welcher Hrn. Marrast die 10,000 Fr. aus den geheimen Fonds seines Ministeriums gab, machte zwar ebenfalls in Polizei (faisait de la police), indeß bot nach der Aussage des Hrn. Garnier-Pages diese Polizei eben keine große Sicherheit. Herr von Lamartine wollte durchaus selbst handeln und sich direkt mit den großen Agitatoren dieser Epoche in persönliche Verbindung setzen. In diesem Sinne sah er sich denn auch später zu der Erklärung genöthigt, daß er mit gewissen Leuten konspirirt habe, wie der Blitzableiter mit der Wetterwolke." C'est-a-dire comme un agent provocateur, wie ein gemeiner Polizeispion.

Die nächste Revolution wird diesen elenden Schurken für ihre Verräthereien Rechnung tragen, und der Galgen, an dem der Name Louis Blanc's jetzt angeschlagen wurde, wird die Herren Marrast und Lamartine nicht bloß "in effigie" in Empfang nehmen.

Paris, 1. Mai.

Eben erhalten wir eine Marseiller Post vom 29. April. Die Dampffregatte Le Sane und das Postschiff Eurotas liefen daselbst mit Nachrichten aus Civita-Vecchia bis zum 27. April ein.

Das wichigste Dokument des Eurotas ist folgende, offenbar im Elisee längst im Voraus verfaßte:

Proklamation Oudinot's an die Römer.

"Bewohner der römischen Staaten! Im Angesicht der Ereignisse, welche Italien bewegen, beschloß die französische Republik, ein Armee-Corps auf Euer Gebiet zu schicken, nicht um Eure gegenwärtige Regierung zu vertheidigen, welche sie nicht anerkannte(!), sondern um von Eurem Vaterlande großes Unglück abzuwenden. Frankreich gedenkt nicht, sich das Recht zuzuschreiben, Interessen zu reguliren, die vor Allem diejenigen der römischen Bevölkerung sind und die, insoweit sie allgemeiner Natur, sich über ganz Europa und über das christliche Universum erstrecken. Es glaubt nur, daß es besonders durch seine geographische Lage dazu berufen sei, zu interveniren: um die Etablirung eines Regime's zu erleichtern (faciliter), das von den Mißbräuchen, die der Edelmuth des erlauchten Pius IX. auf immer abschaffte, ebenso entfernt sei als von der Anarchie der letzten Zeit.(!!) Die Fahne, die ich auf Euren Gestaden aufpflanze, ist die des Friedens, der Ordnung, der Versöhnung, der wahren Freiheit. Um sie herum werden sich alle diejenigen sammeln, welche zur Erfüllung des patriotischen und heiligen Werkes beitragen wollen."

Civita-Vecchia, 26. April 1849.

(gez.) Oudinot de Reggio, General en chef.

- Es scheint, daß obige Proklamation große Entrüstung in Rom hervorgerufen.

- Die Gruppen an der Porte St. Denis sind doch noch nicht ganz verschwunden. Gestern Abend 10 Uhr machte die Polizei wieder eine starke Razzia unter Denen, die sich an das Eisengeländer des Boulevards vor den Eingängen der Straßen Bourbon-Villeneuve, Clery u. s. w. lehnten. Am Sonnabend und Sonntag wurden 500 Personen verhaftet, von denen 365 Personen der Prozeß gemacht werden soll. Unter den Eingesperrten befinden sich auch zwei Saalwärter der Nationalversammlung, in deren Behausung man Pulver und Blei und geladene Gewehre gefunden. Die Sache ist zum Todtlachen, wenn uns die Gazette des Tribunaux nicht foppt, sondern Wahrheit spricht Die "Revolution" sagt, wir waren gestern Abend Zeugen von dem System, in welchem die Polizei die Gruppen bildet. Es stellen sich von zehn zu zehn Schritten einzelne Männer auf und gaffen nach dem Gesims des Triumphbogens, wo bekanntlich einige Fetzen einer Februarfahne hängen. Tiens, sagt der Eine, man hat die Fahne gewechselt; so? frägt ein Anderer; Ersterer: Jawohl, die Fahne ist weiß Ah! ruft ein Dritter, und so beginnen die Gruppen!!

- Der Ausschuß der Nationalversammlung, welcher sich mit Prüfung des Kredits für das Revolutionsfest am 4. dieses beschäftigt, wird wohl heute seinen Bericht abstatten. Wie wir hören ist mit 8 gegen 5 Stimmen Amnestie der "Juniräuber" darin bevorwortet.

- Die demokratische Wahlliste ist jetzt vollständig. Boichet und Rattier vom 7ten leichten und 48. Linien-Regimente, ein Paar hochrothe Unteroffiziere, sind die Kandidaten der Pariser Armee.

- National-Versammlung. Sitzung vom 1. Mai. Anfang 11 1/2 Uhr. Präsident Marrast. Das Protokoll wird verlesen und der Marcel-Barthe'iche Bericht über die Civilpensionen (Präfekturscandäler) vertheilt.

Drouyn de Lhuys, Minister des Aeußern, beantragt 480,000 Fr. Couriergelder.

Mit Murren des Berges bewilligt.

Bedeutenden Zeitraum erfordert die Ernennung der monatlichen Abtheilungen. Gegen 2 Uhr ist sie beendigt und das Haus nimmt die Debatte über die Reform des Heerwesens auf. Man war bis Artikel 32 gerückt, sah sich jedoch genöthigt, zu Artikel 19 zurückzukehren, da derselbe wegen einiger Nachsätze an den Ausschuß zu nochmaliger Begutachtung zurückgewiesen worden war.

Zwischen mehreren Ausschußgliedern und den Antragstellern entspinnt sich eine lange Debatte.

Adelsward, Lamoriciere, Desjobert, Deludre, Raudot, Brunet nehmen daran Theil.

Goudchaux bekämpft lang und ziemlich eindringlich die Bestimmungen des Artikels 32 der von der Ersatzbefugniß durch Geld handelt. Er fürchtet, daß es eine Prätorianer-Armee gebe und führt aus, daß das Lamoriciere'sche Ablösungssystem eher den Armen als den Reichen treffen werde etc.

Lamoriciere erwidert in einstündiger Rede, daß ja heute gar keine Gleichheit vorhanden. Alte, gediente Soldaten seien klüger und verständiger als junge, die blindlings in den Kampf stürzten. Er wolle Staatsstreiche lieber mit jungen als mit alten Soldaten abwehren. Diese Befurchtung sei also unnütz Hauptsache sei, wo möglich Jedermann zum Militärdienst heranzuziehen. Das Ersatzwesen müsse möglichst vertilgt und der arme Soldat entschädigt werden. Dies sei zunächst nur durch Anlage von Sammelkassen möglich. Es beschwört die Versammlung den Artikel 32 anzunehmen. Er enthalte den Hauptzug des ganzen Gesetzes.

Der Artikel wird mit 399 gegen 179 Stimmen angenommen.

Die Sitzung ist um 6 3/4 Uhr geschlossen.

Dänemark.
Kopenhagen, 28. April.

In der gestrigen Sitzung des Reichstages motivirte Andrae seinen Hauptvorschlag über theilweisen Census und Einkammersystem mit zwei Abtheilungen. Algreen-Ussing vertheidigte denselben. Der Cultusminister erklärte hierauf, daß das Ministerium nicht auf diesen Antrag eingehen und, im Fall er die Majorität erhalte, ihn dem Könige nicht zur Bestätigung empfehlen könne. Dennoch sprachen mehrere Redner für den Vorschlag und erklärten, in solchem Falle müsse der König wählen zwischen dem gegenwärtigen Ministerium und der Majorität des Reichstages. Es kam gestern Abend zu keiner Abstimmung.

Großbritannien.
* London, 1. Mai.

In der gestrigen Unterhaus-Sitzung dritte Lesung der Supplementar-Armensteuer-Bill mit 129 gegen 55 Stimmen. Hierauf Budgetberathung (aus dem Marinedepartement).

Italien.
* Turin.

Der Antrag des Auditoriats gegen General Ramorino lautet auf Todesstrafe. - Die Stadt ist wüthend über die Infamie der Regierung, die die Oestreicher nach Allessandria ließ. Und die Regierung - verkauft die Flinten und Kanonen, angeblich um die östreich. Kriegssteuer zu zahlen!

da diese ein sehr wachsames Auge auf Bonin haben, leider aber die Schurkerei noch nicht so durchschauen, wie es der Fall ist. Weiter heißt es: „er hielt in weitläufigen Kantonnements gänzlich still, versteht sich zu dem Zweck, die einzelnen Truppentheile nach und nach von den Dänen aufreiben, zusammenhauen, oder aufheheben zu lassen.

Der Feind im Besitz aller Nachrichten, …… unternahm aber dennoch keinen Angriff. Daß der Däne alle Nachrichten aus dem diesseitigen Hauptquartier empfängt, vermutheten wir schon neulich, jetzt wird uns als authentisch mitgetheilt, daß der Herzog von Gotha Briefe von Prittwitz aufgefangen haben soll, die an den König von Dänemark gerichtet gewesen und diesem ganz genaue Nachrichten über unsere Bewegungen, Stellungen und Stärke der Armee mitgetheilt haben. Wie bekannt, hackt aber keine Krähe der andern die Augen aus: der Herzog von Gotha statt, wie es seine Pflicht war, die Briefe der Oeffentlichkeit zu übergeben, schickte sie an den König von Preußen, dem natürlich die Geschichte schon bekannt war. Ueber Prittwitz's Schicksal zirkuliren verschiedene Gerüchte; von einer Seite wird behauptet, er sei als Staatsgefangener verhaftet, von anderer Seite er sei von 6 preußischen Soldaten erschossen. Wir geben dieses als Gerüchte.

Unsere Truppen blieben endlich wider den Willen der Gewalthaber in Kolding. Daß es der Wille Bonin's nicht war, die Dänen auf jüt'schem Boden zu bekämpfen, haben wir schon gesagt; daß es der Wille des preußischen Kabinets nicht war, daran ist, selbst nach den Aeußerungen des verkappten Dänen und Verräthers Franke, nicht mehr zu zweifeln. So wird das preußische Kabinet jetzt möglicherweise wider den Willen der Schleswig-Holsteiner, unter knutischer Vermittelung einen Frieden schließen, und die Schleswig-Holsteiner werden wider den Willen des preußischen Kabinets edenselben nicht annehmen.

Unser Zweiköpfige hat eine Aufforderung an die Zeitungs-Redaktionen der freien (?) Stadt Hamburg und Schleswig-Holsteins erlassen, in der sie auffordert, sich der Aufnahme von Mittheilungen über Märsche, Dislokationen der Truppen, Aufenthalt und Stärke von Kriegsfahrzeugen, Errichtungen von Schanzen und Batterien zu enthalten. Man sieht daraus, daß die ehrenwerthe Beselei, sich oder auch den preußischen Feldherrn nicht um das Verdienst bringen will, den Dänen pflichtschuldigst zuerst Anzeige gemacht zu haben.

Schleswig-Holstein, 29. April.

Wie die „B.-H.“ mittheilt, hat der Oberkommandirende der deutschen Reichstruppen, General Prittwitz, sein Hauptquartier aus dem Sundewitt nach Hadersleben verlegt. Man scheint sich also, hinlänglich geschützt und gedeckt, vorläufig nicht weiter um Alsen kümmern zu wollen. Unsere Schleswig-Holsteiner stehen noch immer unter Bonin in Kolding; nur einige Kompagnien sind vorgeschoben. Die Hauptmacht der Dänen hat sich nach Friedericia begeben, welches sie sehr stark befestigt haben.

Ferner:

Von der jütschen Gränze verlautet nichts weiter, als daß gestern und vorgestern kein Kampf stattgefunden hat, und daß die preußischen und überhaupt die Reichstruppen weiter der Nordgränze zu ziehen. Die Nachrichten oder Angaben über den Umstand, ob sie in den ersten Tagen die Gränze Jütlands überschreiten werden, variiren und widersprechen sich.

Bayreuth, 22. April.

Seit zehn Monaten schmachteten zwei hiesige Einwohner, Schlossermeister Sammet und Redakteur Nietsche im Gefängniß, weil sie einen im Juni vorigen Jahres aus Amerika angelangten Brief, worin zur Gründung einer deutschen Republik aufgefordert ward, in Abdrücken verbreiteten. Deshalb lautete die Anklage auf Versuch zum Hochverrath. Nach Verneh- von 37 Zeugen, vierstündiger Vertheidigung, und einstimmigem Ausspruch der Geschworenen war das „Nichtschuldig“ über die beiden Angeklagten das mit allgemeinem Jubel aufgenommene Resultat der dreitägigen Sitzungen in dem ersten politischen Prozeß im diesseitigen Bayern bei Oeffentlichkeit und Mündlichkeit.

(Augsb. Abdztg.)
Frankfurt, 1. Mai.

National-Versammlung.

Vizepräsident Bauer führt den Vorsitz.

Heisterbergk interpellirt:

„ob das Reichsministerium Kunde erhalten, daß preußische Truppen zu Gunsten der Olmützer Regierung im ungarischen Kriege verwandt werden sollen und was es zur Verhinderung dieser Hülfe zu thun gedenke?“

Wird nächstens (!!) beantwortet werden.

Es ist eine Tagesordnung vorhanden, die ganz den Umständen und dem im Froschteiche vorherrschenden Geist angemessen ist. Zuerst erstattet Degenkolb im Namen des volkswirthschaftlichen Ausschusses Bericht über eine Menge von Petitionen und beantragt: 1. auf diejenigen, welche Beschränkungen der Gewerbethätigkeit enthalten, nicht einzugehen; 2. In Erwägung aber, daß die Arbeits- und Lohnverhältnisse der Leinenweberei und Spinnerei eine Verbesserung dringend erheischen; in fernerer Erwägung, daß die Leinenindustrie als eine durchaus nationale von der größten Bedeutung für die Wohlfahrt des ganzen Landes ist und ihre Vervollkommnung und Ausdehnung mit allen zweckentsprechenden Mitteln gefördert werden muß, und in endlicher Erwägung des Entwicklungsganges, welchen dieser Industriezweig in England genommen hat, folgende in den Petitionen enthaltenen Forderungen: 1. Schutzzoll auf Garne, damit Spinnereien angelegt werden können; 2. Bezeichnung der gemischten Leinen durch Stempel; 3. Handelsverträge mit dem Auslande, um den Absatz der Fabrikate dahin zu vermehren; 4 Anlegung von Spinnschulen; 5 Anlegung und Beförderung der Flachsspinnmaschine; 6. Beförderung des Flachsbaues und der Flachskultur; 7. Einrichtung von Schau- und Gewerbegerichten.

Es kommen nun weiter noch 5 Berichte, die über verschiedene Gegenstände im Namen des oben gedachten Ausschusses erstattet werden, nacheinander zur Erledigung. Näher darauf einzugehen, verlohnt sich nicht der Mühe.

Auf Fröbel's Ersuchen, Namens der Majorität des Dreißigerausschusses, wird der achte Gegenstand der Tagesordnung: „Berathung des vom Abg. Fröbel Namens des Ausschusses zur Vorberathung von Maßregeln, welche zur Durchführung der Reichsverfassung nöthig erscheinen, erstatteten Bericht über einen die Abberufung von Deputirten zur deutschen Reichsversammlung Seitens der Regierungen der Einzelstaaten betreffenden Antrag der Abg. Goltz und Genossen, so wie über eine vom k. k. östreichischen Bevollmächtigten bei der Centralgewalt unter dem 15. April durch das Reichsministerium des Innern an die Reichsversammlung gelangte Depesche, auf eine der nächsten Sitzungen vertagt.

Würth von Sigmaringen spricht seine Verwunderung dem östreichischen Ausschusse gegenüber aus, daß der Bericht über die Blum'sche Angelegenheit noch nicht erfolgt sei.

Franke aus Schleswig erklärt im Namen dieses Ausschusses, daß einmal die Weitläufigkeit der Aktenstücke diese Berichterstattung verzögert habe und daß sie zum andern auch den Zeitverhältnissen gemäß nicht geeignet erschienen sei.

Clemens aus Bonn zeigt seinen Austritt an. Die Courage langt nicht mehr weiter.

Schluß der Sitzung.

Nächste Sitzung: Donnerstag, 3. Mai.

* Frankfurt, 1. Mai.

Es finden jetzt fast täglich bald da, bald dort größere oder kleinere Volksversammlungen wegen der neuesten Ereignisse Statt. Zwei derselben wollen wir hier erwähnen. Die eine wurde zu Fürth (im Odenwalde) abgehalten. Das „Fr. J.“ berichtet darüber:

Fürth (im Odenwalde), 29. April. Die heute dahier abgehaltene Volksversammlung war ungemein zahlreich besucht; wohl an 4-5000 Menschen aus allen benachbarten Thälern mögen anwesend gewesen sein. Alle Häuser waren mit Fahnen und Laubkränzen geziert, an jedem Ende des Städtchens harrte ein Triumphbogen der einziehenden Gäste. Von Frankfurt waren anwesend und sprachen vor der versammelten Volksmenge: Dietsch, Rühl, Würth, Löwenthal, Bogen, ferner Weidig aus Worms (ein Bruder des Märtyrers) u. s. w. Alle Redner ergossen sich in kräftigen Worten über die große Gefahr, die unserem Vaterlande aus der wieder mächtig emporstrebenden Willkürherrschaft der Fürsten drohe, und über die nahe Stunde der Entscheidung, wo sich zeigen werde, ob Deutschland „republikanisch oder kosackisch“ werden solle. Die Stimmung ist hier zu Lande entschieden freisinnig, und so dürfte der Odenwald, wenn es zum Bruche zwischen Volk und Dynastie kommen sollte, abermals eine wichtige Rolle spielen. Das heutige Fest verlief, trotz der großen politischen Aufregung, in der wir uns befinden, in bester Ordnung.

Die andere, größere Volksversammlung, fand in Bingen Statt, über welche das nämliche Blatt mittheilt, daß ihr zwischen 8-10,000 Menschen beiwohnten, und daß die Reichsverfassung den Hauptpunkt bildete, um den sich die Verhandlungen drehten. Man beschloß, die Anerkennung derselben von Seiten der Regierungen zu fordern, und, wenn es nöthig sein sollte, selbst zu den Waffen zu greifen. Das Volk müsse sich jetzt selbst helfen, nach dem Spruche: „Hilf dir selber, dann wird dir Gott helfen.“ Auch der hiesige Bürgerverein war auf der Versammlung vertreten, und ein Mitglied desselben erklärte sich einverstanden mit dem Beschlusse der Demokraten und versicherte, der Bürgerverein werde in dieser Angelegenheit mit den Demokraten Hand in Hand gehen. Von demokratischer Seite wurde diese Erklärung beifällig aufgenommen, jedoch auch zugleich bemerkt, daß der Bürgerverein, falls es ihm ernst mit der Sache wäre, dies am besten dadurch bekunden könne, wenn er seinen Geldsackel aufthue, denn zur Ausführung des gefaßten Beschlusses gehöre Geld, wieder Geld und nochmals Geld! Wir wollen nun sehen, ob die Gesinnungen des Bürgervereins in der ihm gestellten Probe bestehen wird.

Französische Republik.
43 Paris, 1. Mai.

Der Moniteur enthielt vor drei Tagen den Rapport über die Ausgaben der provisorischen Regierung, aus welchem wir belehrende Aufschlüsse über die „honette“ Clique des National, diesen Anfang der Contrerevolution vom ersten Tage der Republik, erfahren.

Herr Marrast war bekanntlich Maire von Paris. Seine Thätigkeit vom 9. März bis 18. Juli bestand hauptsächlich in schmutzigen Intriguen gegen Louis Blanc, Albert, Ledru-Rollin, und Ehren Marrast taxirte ihren Werth auf die bescheidene Summe von 51,498 Fr. Unter der Monarchie betrug der Gehalt des Seinepräfekten jährlich 117,000 Fr., also auf die viermonatliche Thätigkeit eines Marrast reduzirt, bloß 29,250 Franken per Trimester. Der „honette“ Rittmeister mit gelben Handschuhen zahlte sich in dieser Chiffre erstens seinen vollen Gehalt aus, während er durch sein eigenes Dekret die Gehalte aller Beamten reduzirt hatte; ferner vereinigte er den Gehalt als Maire von Paris mit dem als Mitglied der provisorischen Regierung (später als Repräsentant), und überdies mit 6000 Fr. Tafelgeldern und 15,000 Fr. geheimen Fonds der Ministerien des Innern und Auswärtigen, ‒ Alles ungerechnet einer Equipage der alten Civilliste: der königlichen Carossen, und ungerechnet einer kleinen Subvention, welche Herr Marrast wahrscheinlich aus alter Gewohnheit vom „National“ bezog. Der Marquis der honetten Republik in den königlichen Wagen, der Mann der provisorischen Regierung subventionirt von einem Journal! Ehren-Marrast, der I'homme serieux des bons bourgeois, konnte nicht schöner dem Ridicule verfallen.

Der Rapport erzählt, daß Herr Marrast vor die Commission der Assemblée berufen, wohl oder übel die Geschichte mit den Carossen und den Tafelgeldern zugegeben habe. In Bezug auf alle übrigen Gelder, sowohl geheime Fonds wie Indemnitätsgelder, die er als Mitglied der provisorischen Regierung empfangen, versichere Hr. Marrast, dieselben ausschließlich in einem „öffentlichen Interesse ersten Ranges“, entfernt von irgend persönlichen Vortheilen verwendet zu haben. Der Commissionsbericht spricht darauf von den verschiedenartigen Bestrebungen der beiden Parteien in der Regierung, deren gegenseitigem Mißtrauen, und schließt daraus, daß man von ausnahmsweisen Mitteln absehen könne, welche „zur Unterstützung der gemäßigten und damals als reaktionär und aristokratisch verschrieenen Regierungsmitglieder“ und zur „möglichen Rettung der so schwer bedrohten sozialen Ordnung“ bestimmt gewesen seien.

Ueber die Marrast'schen Polizeigeschichten giebt der Rapport alsdann folgende erbauliche Schilderungen.

„Hr. Armand Marrast, welcher der gemäßigten Partei der provisorischen Regierung angehörte, wurde in seiner Eigenschaft als Maire von Paris aufgefordert, eine besondere Polizei zu bilden. Nach der Erklärung des Herrn Marrast und nach der Aussage der zahlreichen Zeugen, welche wir vernommen haben, hatte diese Polizei durchaus keinen offiziellen Charakter, sie war auch nicht einmal das Ergebniß eines ordentlichen und formellen Beschlusses (!), zeigte sich aber nichtsdestoweniger sehr thätig und nützlich. (Man braucht bloß an den 15. Mai und die Auskunft Raspails über diese Polizeischwindeleien des Père Marrast zu denken.) Man kann sagen, daß die Errichtung dieser Polizei halb und halb (à demimots) durch gegenseitige Zustimmung der gemäßigten Mitglieder verabredet wurde, da, wie eins dieser Regierungsglieder sich ausdrückte, alle Welt zu dieser Zeit die Nothwendigkeit einer persönlichen Polizei fühlte!“

Das heißt mit andern Worten, die „honette und gemäßigte Partei“ der Regierung conspirirte, schuf ohne Willen der Uebrigen, durch einfache einseitige Verabredung, eine Privatpolizei aus Staatsmitteln, und die Commission findet dies ganz in Ordnung, da es sich um die Existenz und die anerkannten Polizeibedürfnisse der „Honetten“ handelte. Und das ist dieselbe Sippschaft, welche gegen die Ledru-Rollin'schen Departementscommissarien als den höchsten Mißbrauch der Gewalt heulte!

„Allein zu dieser Polizei brauchte man Geld. Man konnte dasselbe nicht vom Staate verlangen, da dies ein offenes Geständniß gewesen wäre, daß man sich gegenseitig überwachen wollte und ernste Motive dabei im Schilde führe“.

Alles natürlich, Alles zu rechtfertigen, denn es galt die demokratische Partei der Regierung, das Volk um die Revolution zu betrügen.

„Das Journal, der National, gab einige ersten Mittel her, welche gleichwohl unzureichend waren; später wurde auch der Gehalt des Maire von Paris vollständig absorbirt und Hr. v. Lamartine gab 10,000 Fr. aus den geheimen Fonds seines Ministeriums. Man unterhielt wichtige Rapporte über Alles, was in den Klubs, geheimen Gesellschaften, auf der Polizeipräfektur und im Ministerium des Innern (Ledru-Rollin) vorging. Diese Rapporte, welche von achtungswerthen über allen Verdacht erhabenen Männern kamen, waren natürlich von großem Werth und mußten sehr theuer bezahlt werden. Wir können einige darunter anführen, die man nur durch Zusage einer indirekten Subvention von 2000 Fr. zu erhalten vermochte.

„Eine Menge Summen von verschiedener Größe wurden unter dem Namen von Unterstützungsgeldern vertheilt, und riefen einen Eifer hervor, auf den man nicht hätte rechnen können, wenn man bloß offizielle Renumerationen mit Polizeigeldern zur Verfügung gestellt hätte. Oft erlangte man durch diese Summen die unerwartetsten Resultate zu einem Spottpreis. Es existirte sogar eine gewisse Regelmäßigkeit in der Zahlung dieser indirekten und geheimen Polizei; aber am 15. Mai, als in Folge der Ereignisse in der Assemblée auch das Hotel-de-Ville überfallen und der Maire von Paris bis in sein Kabinet von den Faktiosen bedroht wurde, glaubte derselbe alle Dokumente und alle empfangenen Mittheilungen auf der Stelle vernichten zu müssen.

Durch diesen glücklichen Zufall ist die geheime Geschichte der Klique Marrast-Marie-Garnier-Pagès der Kontrolle der Assemblée und der Bewunderung der Nachwelt entzogen worden.

Noch erhalten wir aus dem Rapport eine kurze Mittheilung über die Thätigkeit der eitlen, geckenhaften «putain politique», des edlen Lamartine.

„Hr. v. Lamartine, welcher Hrn. Marrast die 10,000 Fr. aus den geheimen Fonds seines Ministeriums gab, machte zwar ebenfalls in Polizei (faisait de la police), indeß bot nach der Aussage des Hrn. Garnier-Pagès diese Polizei eben keine große Sicherheit. Herr von Lamartine wollte durchaus selbst handeln und sich direkt mit den großen Agitatoren dieser Epoche in persönliche Verbindung setzen. In diesem Sinne sah er sich denn auch später zu der Erklärung genöthigt, daß er mit gewissen Leuten konspirirt habe, wie der Blitzableiter mit der Wetterwolke.“ C'est-à-dire comme un agent provocateur, wie ein gemeiner Polizeispion.

Die nächste Revolution wird diesen elenden Schurken für ihre Verräthereien Rechnung tragen, und der Galgen, an dem der Name Louis Blanc's jetzt angeschlagen wurde, wird die Herren Marrast und Lamartine nicht bloß «in effigie» in Empfang nehmen.

Paris, 1. Mai.

Eben erhalten wir eine Marseiller Post vom 29. April. Die Dampffregatte Le Sané und das Postschiff Eurotas liefen daselbst mit Nachrichten aus Civita-Vecchia bis zum 27. April ein.

Das wichigste Dokument des Eurotas ist folgende, offenbar im Elisée längst im Voraus verfaßte:

Proklamation Oudinot's an die Römer.

„Bewohner der römischen Staaten! Im Angesicht der Ereignisse, welche Italien bewegen, beschloß die französische Republik, ein Armee-Corps auf Euer Gebiet zu schicken, nicht um Eure gegenwärtige Regierung zu vertheidigen, welche sie nicht anerkannte(!), sondern um von Eurem Vaterlande großes Unglück abzuwenden. Frankreich gedenkt nicht, sich das Recht zuzuschreiben, Interessen zu reguliren, die vor Allem diejenigen der römischen Bevölkerung sind und die, insoweit sie allgemeiner Natur, sich über ganz Europa und über das christliche Universum erstrecken. Es glaubt nur, daß es besonders durch seine geographische Lage dazu berufen sei, zu interveniren: um die Etablirung eines Regime's zu erleichtern (faciliter), das von den Mißbräuchen, die der Edelmuth des erlauchten Pius IX. auf immer abschaffte, ebenso entfernt sei als von der Anarchie der letzten Zeit.(!!) Die Fahne, die ich auf Euren Gestaden aufpflanze, ist die des Friedens, der Ordnung, der Versöhnung, der wahren Freiheit. Um sie herum werden sich alle diejenigen sammeln, welche zur Erfüllung des patriotischen und heiligen Werkes beitragen wollen.“

Civita-Vecchia, 26. April 1849.

(gez.) Oudinot de Reggio, General en chef.

‒ Es scheint, daß obige Proklamation große Entrüstung in Rom hervorgerufen.

‒ Die Gruppen an der Porte St. Denis sind doch noch nicht ganz verschwunden. Gestern Abend 10 Uhr machte die Polizei wieder eine starke Razzia unter Denen, die sich an das Eisengeländer des Boulevards vor den Eingängen der Straßen Bourbon-Villeneuve, Clery u. s. w. lehnten. Am Sonnabend und Sonntag wurden 500 Personen verhaftet, von denen 365 Personen der Prozeß gemacht werden soll. Unter den Eingesperrten befinden sich auch zwei Saalwärter der Nationalversammlung, in deren Behausung man Pulver und Blei und geladene Gewehre gefunden. Die Sache ist zum Todtlachen, wenn uns die Gazette des Tribunaux nicht foppt, sondern Wahrheit spricht Die „Revolution“ sagt, wir waren gestern Abend Zeugen von dem System, in welchem die Polizei die Gruppen bildet. Es stellen sich von zehn zu zehn Schritten einzelne Männer auf und gaffen nach dem Gesims des Triumphbogens, wo bekanntlich einige Fetzen einer Februarfahne hängen. Tiens, sagt der Eine, man hat die Fahne gewechselt; so? frägt ein Anderer; Ersterer: Jawohl, die Fahne ist weiß Ah! ruft ein Dritter, und so beginnen die Gruppen!!

‒ Der Ausschuß der Nationalversammlung, welcher sich mit Prüfung des Kredits für das Revolutionsfest am 4. dieses beschäftigt, wird wohl heute seinen Bericht abstatten. Wie wir hören ist mit 8 gegen 5 Stimmen Amnestie der „Juniräuber“ darin bevorwortet.

‒ Die demokratische Wahlliste ist jetzt vollständig. Boichet und Rattier vom 7ten leichten und 48. Linien-Regimente, ein Paar hochrothe Unteroffiziere, sind die Kandidaten der Pariser Armee.

National-Versammlung. Sitzung vom 1. Mai. Anfang 11 1/2 Uhr. Präsident Marrast. Das Protokoll wird verlesen und der Marcel-Barthe'iche Bericht über die Civilpensionen (Präfekturscandäler) vertheilt.

Drouyn de Lhuys, Minister des Aeußern, beantragt 480,000 Fr. Couriergelder.

Mit Murren des Berges bewilligt.

Bedeutenden Zeitraum erfordert die Ernennung der monatlichen Abtheilungen. Gegen 2 Uhr ist sie beendigt und das Haus nimmt die Debatte über die Reform des Heerwesens auf. Man war bis Artikel 32 gerückt, sah sich jedoch genöthigt, zu Artikel 19 zurückzukehren, da derselbe wegen einiger Nachsätze an den Ausschuß zu nochmaliger Begutachtung zurückgewiesen worden war.

Zwischen mehreren Ausschußgliedern und den Antragstellern entspinnt sich eine lange Debatte.

Adelsward, Lamoriciere, Desjobert, Deludre, Raudot, Brunet nehmen daran Theil.

Goudchaux bekämpft lang und ziemlich eindringlich die Bestimmungen des Artikels 32 der von der Ersatzbefugniß durch Geld handelt. Er fürchtet, daß es eine Prätorianer-Armee gebe und führt aus, daß das Lamoriciere'sche Ablösungssystem eher den Armen als den Reichen treffen werde etc.

Lamoriciere erwidert in einstündiger Rede, daß ja heute gar keine Gleichheit vorhanden. Alte, gediente Soldaten seien klüger und verständiger als junge, die blindlings in den Kampf stürzten. Er wolle Staatsstreiche lieber mit jungen als mit alten Soldaten abwehren. Diese Befurchtung sei also unnütz Hauptsache sei, wo möglich Jedermann zum Militärdienst heranzuziehen. Das Ersatzwesen müsse möglichst vertilgt und der arme Soldat entschädigt werden. Dies sei zunächst nur durch Anlage von Sammelkassen möglich. Es beschwört die Versammlung den Artikel 32 anzunehmen. Er enthalte den Hauptzug des ganzen Gesetzes.

Der Artikel wird mit 399 gegen 179 Stimmen angenommen.

Die Sitzung ist um 6 3/4 Uhr geschlossen.

Dänemark.
Kopenhagen, 28. April.

In der gestrigen Sitzung des Reichstages motivirte Andrae seinen Hauptvorschlag über theilweisen Census und Einkammersystem mit zwei Abtheilungen. Algreen-Ussing vertheidigte denselben. Der Cultusminister erklärte hierauf, daß das Ministerium nicht auf diesen Antrag eingehen und, im Fall er die Majorität erhalte, ihn dem Könige nicht zur Bestätigung empfehlen könne. Dennoch sprachen mehrere Redner für den Vorschlag und erklärten, in solchem Falle müsse der König wählen zwischen dem gegenwärtigen Ministerium und der Majorität des Reichstages. Es kam gestern Abend zu keiner Abstimmung.

Großbritannien.
* London, 1. Mai.

In der gestrigen Unterhaus-Sitzung dritte Lesung der Supplementar-Armensteuer-Bill mit 129 gegen 55 Stimmen. Hierauf Budgetberathung (aus dem Marinedepartement).

Italien.
* Turin.

Der Antrag des Auditoriats gegen General Ramorino lautet auf Todesstrafe. ‒ Die Stadt ist wüthend über die Infamie der Regierung, die die Oestreicher nach Allessandria ließ. Und die Regierung ‒ verkauft die Flinten und Kanonen, angeblich um die östreich. Kriegssteuer zu zahlen!

<TEI>
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da diese ein sehr wachsames Auge auf Bonin haben, leider aber die Schurkerei noch nicht so durchschauen, wie es der Fall ist. Weiter heißt es: &#x201E;er hielt in weitläufigen Kantonnements gänzlich still, versteht sich zu dem Zweck, die einzelnen Truppentheile nach und nach von den Dänen aufreiben, zusammenhauen, oder aufheheben zu lassen.</p>
          <p>Der Feind im Besitz aller Nachrichten, &#x2026;&#x2026; unternahm aber dennoch keinen Angriff. Daß der Däne alle Nachrichten aus dem diesseitigen Hauptquartier empfängt, vermutheten wir schon neulich, jetzt wird uns als authentisch mitgetheilt, daß der Herzog von Gotha Briefe von Prittwitz aufgefangen haben soll, die an den König von Dänemark gerichtet gewesen und diesem ganz genaue Nachrichten über unsere Bewegungen, Stellungen und Stärke der Armee mitgetheilt haben. Wie bekannt, hackt aber keine Krähe der andern die Augen aus: der Herzog von Gotha statt, wie es seine Pflicht war, die Briefe der Oeffentlichkeit zu übergeben, schickte sie an den König von Preußen, dem natürlich die Geschichte schon bekannt war. Ueber Prittwitz's Schicksal zirkuliren verschiedene Gerüchte; von einer Seite wird behauptet, er sei als Staatsgefangener verhaftet, von anderer Seite er sei von 6 preußischen Soldaten erschossen. Wir geben dieses als Gerüchte.</p>
          <p>Unsere Truppen blieben endlich wider den Willen der Gewalthaber in Kolding. Daß es der Wille Bonin's nicht war, die Dänen auf jüt'schem Boden zu bekämpfen, haben wir schon gesagt; daß es der Wille des preußischen Kabinets nicht war, daran ist, selbst nach den Aeußerungen des verkappten Dänen und Verräthers Franke, nicht mehr zu zweifeln. So wird das preußische Kabinet jetzt möglicherweise wider den Willen der Schleswig-Holsteiner, unter knutischer Vermittelung einen Frieden schließen, und die Schleswig-Holsteiner werden wider den Willen des preußischen Kabinets edenselben nicht annehmen.</p>
          <p>Unser Zweiköpfige hat eine Aufforderung an die Zeitungs-Redaktionen der freien (?) Stadt Hamburg und Schleswig-Holsteins erlassen, in der sie auffordert, sich der Aufnahme von Mittheilungen über Märsche, Dislokationen der Truppen, Aufenthalt und Stärke von Kriegsfahrzeugen, Errichtungen von Schanzen und Batterien zu enthalten. Man sieht daraus, daß die ehrenwerthe Beselei, sich oder auch den preußischen Feldherrn nicht um das Verdienst bringen will, den Dänen pflichtschuldigst zuerst Anzeige gemacht zu haben.</p>
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          <head>Schleswig-Holstein, 29. April.</head>
          <p>Wie die &#x201E;B.-H.&#x201C; mittheilt, hat der Oberkommandirende der deutschen Reichstruppen, General Prittwitz, sein Hauptquartier aus dem Sundewitt nach Hadersleben verlegt. Man scheint sich also, hinlänglich geschützt und gedeckt, vorläufig nicht weiter um Alsen kümmern zu wollen. Unsere Schleswig-Holsteiner stehen noch immer unter Bonin in Kolding; nur einige Kompagnien sind vorgeschoben. Die Hauptmacht der Dänen hat sich nach Friedericia begeben, welches sie sehr stark befestigt haben.</p>
          <p>Ferner:</p>
          <p>Von der jütschen Gränze verlautet nichts weiter, als daß gestern und vorgestern kein Kampf stattgefunden hat, und daß die preußischen und überhaupt die Reichstruppen weiter der Nordgränze zu ziehen. Die Nachrichten oder Angaben über den Umstand, ob sie in den ersten Tagen die Gränze Jütlands überschreiten werden, variiren und widersprechen sich.</p>
        </div>
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          <head>Bayreuth, 22. April.</head>
          <p>Seit zehn Monaten schmachteten zwei hiesige Einwohner, Schlossermeister Sammet und Redakteur Nietsche im Gefängniß, weil sie einen im Juni vorigen Jahres aus Amerika angelangten Brief, worin zur Gründung einer deutschen Republik aufgefordert ward, in Abdrücken verbreiteten. Deshalb lautete die Anklage auf Versuch zum Hochverrath. Nach Verneh- von 37 Zeugen, vierstündiger Vertheidigung, und einstimmigem Ausspruch der Geschworenen war das &#x201E;Nichtschuldig&#x201C; über die beiden Angeklagten das mit allgemeinem Jubel aufgenommene Resultat der dreitägigen Sitzungen in dem ersten politischen Prozeß im diesseitigen Bayern bei Oeffentlichkeit und Mündlichkeit.</p>
          <bibl>(Augsb. Abdztg.)</bibl>
        </div>
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          <head>Frankfurt, 1. Mai.</head>
          <p>National-Versammlung.</p>
          <p>Vizepräsident Bauer führt den Vorsitz.</p>
          <p><hi rendition="#g">Heisterbergk</hi> interpellirt:</p>
          <p>&#x201E;ob das Reichsministerium Kunde erhalten, daß preußische Truppen zu Gunsten der Olmützer Regierung im ungarischen Kriege verwandt werden sollen und was es zur Verhinderung dieser Hülfe zu thun gedenke?&#x201C;</p>
          <p>Wird nächstens (!!) beantwortet werden.</p>
          <p>Es ist eine Tagesordnung vorhanden, die ganz den Umständen und dem im Froschteiche vorherrschenden Geist angemessen ist. Zuerst erstattet Degenkolb im Namen des volkswirthschaftlichen Ausschusses Bericht über eine Menge von Petitionen und beantragt: 1. auf diejenigen, welche Beschränkungen der Gewerbethätigkeit enthalten, nicht einzugehen; 2. In Erwägung aber, daß die Arbeits- und Lohnverhältnisse der Leinenweberei und Spinnerei eine Verbesserung dringend erheischen; in fernerer Erwägung, daß die Leinenindustrie als eine durchaus nationale von der größten Bedeutung für die Wohlfahrt des ganzen Landes ist und ihre Vervollkommnung und Ausdehnung mit allen zweckentsprechenden Mitteln gefördert werden muß, und in endlicher Erwägung des Entwicklungsganges, welchen dieser Industriezweig in England genommen hat, folgende in den Petitionen enthaltenen Forderungen: 1. Schutzzoll auf Garne, damit Spinnereien angelegt werden können; 2. Bezeichnung der gemischten Leinen durch Stempel; 3. Handelsverträge mit dem Auslande, um den Absatz der Fabrikate dahin zu vermehren; 4 Anlegung von Spinnschulen; 5 Anlegung und Beförderung der Flachsspinnmaschine; 6. Beförderung des Flachsbaues und der Flachskultur; 7. Einrichtung von Schau- und Gewerbegerichten.</p>
          <p>Es kommen nun weiter noch 5 Berichte, die über verschiedene Gegenstände im Namen des oben gedachten Ausschusses erstattet werden, nacheinander zur Erledigung. Näher darauf einzugehen, verlohnt sich nicht der Mühe.</p>
          <p>Auf <hi rendition="#g">Fröbel's</hi> Ersuchen, Namens der Majorität des Dreißigerausschusses, wird der achte Gegenstand der Tagesordnung: &#x201E;Berathung des vom Abg. Fröbel Namens des Ausschusses zur Vorberathung von Maßregeln, welche zur Durchführung der Reichsverfassung nöthig erscheinen, erstatteten Bericht über einen die Abberufung von Deputirten zur deutschen Reichsversammlung Seitens der Regierungen der Einzelstaaten betreffenden Antrag der Abg. Goltz und Genossen, so wie über eine vom k. k. östreichischen Bevollmächtigten bei der Centralgewalt unter dem 15. April durch das Reichsministerium des Innern an die Reichsversammlung gelangte Depesche, auf eine der nächsten Sitzungen vertagt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Würth</hi> von Sigmaringen spricht seine Verwunderung dem östreichischen Ausschusse gegenüber aus, daß der Bericht über die Blum'sche Angelegenheit noch nicht erfolgt sei.</p>
          <p><hi rendition="#g">Franke</hi> aus Schleswig erklärt im Namen dieses Ausschusses, daß einmal die Weitläufigkeit der Aktenstücke diese Berichterstattung verzögert habe und daß sie zum andern auch den Zeitverhältnissen gemäß nicht geeignet erschienen sei.</p>
          <p><hi rendition="#g">Clemens</hi> aus Bonn zeigt seinen Austritt an. Die Courage langt nicht mehr weiter.</p>
          <p>Schluß der Sitzung.</p>
          <p>Nächste Sitzung: Donnerstag, 3. Mai.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar289_013" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Frankfurt, 1. Mai.</head>
          <p>Es finden jetzt fast täglich bald da, bald dort größere oder kleinere Volksversammlungen wegen der neuesten Ereignisse Statt. Zwei derselben wollen wir hier erwähnen. Die eine wurde zu <hi rendition="#g">Fürth</hi> (im Odenwalde) abgehalten. Das &#x201E;Fr. J.&#x201C; berichtet darüber:</p>
          <p><hi rendition="#g">Fürth</hi> (im Odenwalde), 29. April. Die heute dahier abgehaltene Volksversammlung war ungemein zahlreich besucht; wohl an 4-5000 Menschen aus allen benachbarten Thälern mögen anwesend gewesen sein. Alle Häuser waren mit Fahnen und Laubkränzen geziert, an jedem Ende des Städtchens harrte ein Triumphbogen der einziehenden Gäste. Von Frankfurt waren anwesend und sprachen vor der versammelten Volksmenge: Dietsch, Rühl, Würth, Löwenthal, Bogen, ferner Weidig aus Worms (ein Bruder des Märtyrers) u. s. w. Alle Redner ergossen sich in kräftigen Worten über die große Gefahr, die unserem Vaterlande aus der wieder mächtig emporstrebenden Willkürherrschaft der Fürsten drohe, und über die nahe Stunde der Entscheidung, wo sich zeigen werde, ob Deutschland &#x201E;republikanisch oder kosackisch&#x201C; werden solle. Die Stimmung ist hier zu Lande entschieden freisinnig, und so dürfte der Odenwald, wenn es zum Bruche zwischen Volk und Dynastie kommen sollte, abermals eine wichtige Rolle spielen. Das heutige Fest verlief, trotz der großen politischen Aufregung, in der wir uns befinden, in bester Ordnung.</p>
          <p>Die andere, größere Volksversammlung, fand in <hi rendition="#g">Bingen</hi> Statt, über welche das nämliche Blatt mittheilt, daß ihr zwischen 8-10,000 Menschen beiwohnten, und daß die Reichsverfassung den Hauptpunkt bildete, um den sich die Verhandlungen drehten. Man beschloß, die Anerkennung derselben von Seiten der Regierungen zu fordern, und, wenn es nöthig sein sollte, selbst zu den Waffen zu greifen. Das Volk müsse sich jetzt selbst helfen, nach dem Spruche: &#x201E;Hilf dir selber, dann wird dir Gott helfen.&#x201C; Auch der hiesige Bürgerverein war auf der Versammlung vertreten, und ein Mitglied desselben erklärte sich einverstanden mit dem Beschlusse der Demokraten und versicherte, der Bürgerverein werde in dieser Angelegenheit mit den Demokraten Hand in Hand gehen. Von demokratischer Seite wurde diese Erklärung beifällig aufgenommen, jedoch auch zugleich bemerkt, daß der Bürgerverein, falls es ihm ernst mit der Sache wäre, dies am besten dadurch bekunden könne, wenn er seinen Geldsackel aufthue, denn zur Ausführung des gefaßten Beschlusses gehöre Geld, wieder Geld und nochmals Geld! Wir wollen nun sehen, ob die Gesinnungen des Bürgervereins in der ihm gestellten Probe bestehen wird.</p>
        </div>
      </div>
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        <head>Französische Republik.</head>
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          <head><bibl><author>43</author></bibl> Paris, 1. Mai.</head>
          <p>Der Moniteur enthielt vor drei Tagen den Rapport über die Ausgaben der provisorischen Regierung, aus welchem wir belehrende Aufschlüsse über die &#x201E;honette&#x201C; Clique des National, diesen Anfang der Contrerevolution vom ersten Tage der Republik, erfahren.</p>
          <p>Herr Marrast war bekanntlich Maire von Paris. Seine Thätigkeit vom 9. März bis 18. Juli bestand hauptsächlich in schmutzigen Intriguen gegen Louis Blanc, Albert, Ledru-Rollin, und Ehren Marrast taxirte ihren Werth auf die bescheidene Summe von 51,498 Fr. Unter der Monarchie betrug der Gehalt des Seinepräfekten <hi rendition="#g">jährlich</hi> 117,000 Fr., also auf die viermonatliche Thätigkeit eines Marrast reduzirt, bloß 29,250 Franken per Trimester. Der &#x201E;honette&#x201C; Rittmeister mit gelben Handschuhen zahlte sich in dieser Chiffre erstens seinen <hi rendition="#g">vollen</hi> Gehalt aus, während er durch sein eigenes Dekret die Gehalte aller Beamten reduzirt hatte; ferner vereinigte er den Gehalt als Maire von Paris mit dem als Mitglied der provisorischen Regierung (später als Repräsentant), und überdies mit 6000 Fr. Tafelgeldern und 15,000 Fr. geheimen Fonds der Ministerien des Innern und Auswärtigen, &#x2012; Alles ungerechnet einer Equipage der alten Civilliste: <hi rendition="#g">der königlichen Carossen,</hi> und ungerechnet einer kleinen Subvention, welche Herr Marrast wahrscheinlich aus alter Gewohnheit vom &#x201E;National&#x201C; bezog. Der Marquis der honetten Republik in den königlichen Wagen, der Mann der provisorischen Regierung subventionirt von einem Journal! Ehren-Marrast, der I'homme serieux des bons bourgeois, konnte nicht schöner dem Ridicule verfallen.</p>
          <p>Der Rapport erzählt, daß Herr Marrast vor die Commission der Assemblée berufen, wohl oder übel die Geschichte mit den Carossen und den Tafelgeldern zugegeben habe. In Bezug auf alle übrigen Gelder, sowohl geheime Fonds wie Indemnitätsgelder, die er als Mitglied der provisorischen Regierung empfangen, versichere Hr. Marrast, dieselben ausschließlich in einem &#x201E;öffentlichen Interesse ersten Ranges&#x201C;, entfernt von irgend persönlichen Vortheilen verwendet zu haben. Der Commissionsbericht spricht darauf von den verschiedenartigen Bestrebungen der beiden Parteien in der Regierung, deren gegenseitigem Mißtrauen, und schließt daraus, daß man von ausnahmsweisen Mitteln absehen könne, welche &#x201E;zur Unterstützung der <hi rendition="#g">gemäßigten</hi> und damals als reaktionär und aristokratisch verschrieenen Regierungsmitglieder&#x201C; und zur &#x201E;möglichen Rettung der so schwer bedrohten <hi rendition="#g">sozialen Ordnung</hi>&#x201C; bestimmt gewesen seien.</p>
          <p>Ueber die Marrast'schen Polizeigeschichten giebt der Rapport alsdann folgende erbauliche Schilderungen.</p>
          <p>&#x201E;Hr. Armand Marrast, welcher der gemäßigten Partei der provisorischen Regierung angehörte, wurde in seiner Eigenschaft als Maire von Paris aufgefordert, eine besondere Polizei zu bilden. Nach der Erklärung des Herrn Marrast und nach der Aussage der zahlreichen Zeugen, welche wir vernommen haben, hatte diese Polizei durchaus <hi rendition="#g">keinen offiziellen Charakter,</hi> sie war auch nicht einmal das Ergebniß eines ordentlichen und formellen Beschlusses (!), zeigte sich aber nichtsdestoweniger sehr thätig und nützlich. (Man braucht bloß an den 15. Mai und die Auskunft Raspails über diese Polizeischwindeleien des Père Marrast zu denken.) Man kann sagen, daß die Errichtung dieser Polizei halb und halb (à demimots) durch gegenseitige Zustimmung der <hi rendition="#g">gemäßigten</hi> Mitglieder verabredet wurde, da, wie eins dieser Regierungsglieder sich ausdrückte, alle Welt zu dieser Zeit die Nothwendigkeit einer <hi rendition="#g">persönlichen Polizei</hi> fühlte!&#x201C;</p>
          <p>Das heißt mit andern Worten, die &#x201E;honette und gemäßigte Partei&#x201C; der Regierung conspirirte, schuf ohne Willen der Uebrigen, durch einfache einseitige Verabredung, eine Privatpolizei aus Staatsmitteln, und die Commission findet dies ganz in Ordnung, da es sich um die Existenz und die anerkannten Polizeibedürfnisse der &#x201E;Honetten&#x201C; handelte. Und das ist dieselbe Sippschaft, welche gegen die Ledru-Rollin'schen Departementscommissarien als den höchsten Mißbrauch der Gewalt heulte!</p>
          <p>&#x201E;Allein zu dieser Polizei brauchte man Geld. Man konnte dasselbe nicht vom Staate verlangen, da dies ein offenes Geständniß gewesen wäre, daß man sich gegenseitig überwachen wollte und ernste Motive dabei im Schilde führe&#x201C;.</p>
          <p>Alles natürlich, Alles zu rechtfertigen, denn es galt die demokratische Partei der Regierung, das Volk um die Revolution zu betrügen.</p>
          <p>&#x201E;Das Journal, der National, gab einige ersten Mittel her, welche gleichwohl unzureichend waren; später wurde auch der Gehalt des Maire von Paris vollständig absorbirt und Hr. v. Lamartine gab 10,000 Fr. aus den geheimen Fonds seines Ministeriums. Man unterhielt wichtige Rapporte über Alles, was in den Klubs, geheimen Gesellschaften, <hi rendition="#g">auf der Polizeipräfektur und im Ministerium des Innern</hi> (Ledru-Rollin) vorging. Diese Rapporte, welche von <hi rendition="#g">achtungswerthen</hi> über allen Verdacht erhabenen Männern kamen, waren natürlich von großem Werth und mußten sehr theuer bezahlt werden. Wir können einige darunter anführen, die man nur durch Zusage einer indirekten Subvention von 2000 Fr. zu erhalten vermochte.</p>
          <p>&#x201E;Eine Menge Summen von verschiedener Größe wurden unter dem Namen von Unterstützungsgeldern vertheilt, und <hi rendition="#g">riefen einen Eifer hervor,</hi> auf den man nicht hätte rechnen können, wenn man bloß offizielle Renumerationen mit Polizeigeldern zur Verfügung gestellt hätte. Oft erlangte man durch diese Summen die unerwartetsten Resultate zu einem Spottpreis. Es existirte sogar eine gewisse Regelmäßigkeit in der Zahlung dieser <hi rendition="#g">indirekten und geheimen Polizei;</hi> aber am 15. Mai, als in Folge der Ereignisse in der Assemblée auch das Hotel-de-Ville überfallen und der Maire von Paris bis in sein Kabinet von den Faktiosen bedroht wurde, glaubte derselbe <hi rendition="#g">alle Dokumente</hi> und alle empfangenen Mittheilungen auf der Stelle vernichten zu müssen.</p>
          <p>Durch diesen glücklichen Zufall ist die geheime Geschichte der Klique Marrast-Marie-Garnier-Pagès der Kontrolle der Assemblée und der Bewunderung der Nachwelt entzogen worden.</p>
          <p>Noch erhalten wir aus dem Rapport eine kurze Mittheilung über die Thätigkeit der eitlen, geckenhaften «putain politique», des edlen Lamartine.</p>
          <p>&#x201E;Hr. v. Lamartine, welcher Hrn. Marrast die 10,000 Fr. aus den geheimen Fonds seines Ministeriums gab, machte zwar ebenfalls in Polizei (faisait de la police), indeß bot nach der Aussage des Hrn. Garnier-Pagès diese Polizei eben keine große Sicherheit. Herr von Lamartine wollte durchaus <hi rendition="#g">selbst</hi> handeln und sich direkt mit den großen Agitatoren dieser Epoche in persönliche Verbindung setzen. In diesem Sinne sah er sich denn auch später zu der Erklärung genöthigt, daß er mit gewissen Leuten konspirirt habe, wie der Blitzableiter mit der Wetterwolke.&#x201C; C'est-à-dire comme un agent provocateur, wie ein gemeiner Polizeispion.</p>
          <p>Die nächste Revolution wird diesen elenden Schurken für ihre Verräthereien Rechnung tragen, und der Galgen, an dem der Name Louis Blanc's jetzt angeschlagen wurde, wird die Herren Marrast und Lamartine nicht bloß «in effigie» in Empfang nehmen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar289_015" type="jArticle">
          <head>Paris, 1. Mai.</head>
          <p>Eben erhalten wir eine Marseiller Post vom 29. April. Die Dampffregatte Le Sané und das Postschiff Eurotas liefen daselbst mit Nachrichten aus Civita-Vecchia bis zum 27. April ein.</p>
          <p>Das wichigste Dokument des Eurotas ist folgende, offenbar im Elisée längst im Voraus verfaßte:</p>
          <p> <hi rendition="#g">Proklamation Oudinot's an die Römer.</hi> </p>
          <p>&#x201E;Bewohner der römischen Staaten! Im Angesicht der Ereignisse, welche Italien bewegen, beschloß die französische Republik, ein Armee-Corps auf Euer Gebiet zu schicken, nicht um Eure gegenwärtige Regierung zu vertheidigen, welche sie nicht anerkannte(!), sondern um von Eurem Vaterlande großes Unglück abzuwenden. Frankreich gedenkt nicht, sich das Recht zuzuschreiben, Interessen zu reguliren, die vor Allem diejenigen der römischen Bevölkerung sind und die, insoweit sie allgemeiner Natur, sich über ganz Europa und über das christliche Universum erstrecken. Es glaubt nur, daß es besonders durch seine geographische Lage dazu berufen sei, zu interveniren: um die Etablirung eines Regime's zu erleichtern (faciliter), das von den Mißbräuchen, die der Edelmuth des erlauchten Pius IX. auf immer abschaffte, ebenso entfernt sei als von der Anarchie der letzten Zeit.(!!) Die Fahne, die ich auf Euren Gestaden aufpflanze, ist die des Friedens, der Ordnung, der Versöhnung, der wahren Freiheit. Um sie herum werden sich alle diejenigen sammeln, welche zur Erfüllung des patriotischen und heiligen Werkes beitragen wollen.&#x201C;</p>
          <p><hi rendition="#g">Civita-Vecchia,</hi> 26. April 1849.</p>
          <p>(gez.) <hi rendition="#g">Oudinot de Reggio,</hi> General en chef.</p>
          <p>&#x2012; Es scheint, daß obige Proklamation große Entrüstung in Rom hervorgerufen.</p>
          <p>&#x2012; Die Gruppen an der Porte St. Denis sind doch noch nicht ganz verschwunden. Gestern Abend 10 Uhr machte die Polizei wieder eine starke Razzia unter Denen, die sich an das Eisengeländer des Boulevards vor den Eingängen der Straßen Bourbon-Villeneuve, Clery u. s. w. lehnten. Am Sonnabend und Sonntag wurden 500 Personen verhaftet, von denen 365 Personen der Prozeß gemacht werden soll. Unter den Eingesperrten befinden sich auch zwei Saalwärter der Nationalversammlung, in deren Behausung man Pulver und Blei und geladene Gewehre gefunden. Die Sache ist zum Todtlachen, wenn uns die Gazette des Tribunaux nicht foppt, sondern Wahrheit spricht Die &#x201E;Revolution&#x201C; sagt, wir waren gestern Abend Zeugen von dem System, in welchem die Polizei die Gruppen bildet. Es stellen sich von zehn zu zehn Schritten einzelne Männer auf und gaffen nach dem Gesims des Triumphbogens, wo bekanntlich einige Fetzen einer Februarfahne hängen. Tiens, sagt der Eine, man hat die Fahne gewechselt; so? frägt ein Anderer; Ersterer: Jawohl, die Fahne ist weiß Ah! ruft ein Dritter, und so beginnen die Gruppen!!</p>
          <p>&#x2012; Der Ausschuß der Nationalversammlung, welcher sich mit Prüfung des Kredits für das Revolutionsfest am 4. dieses beschäftigt, wird wohl heute seinen Bericht abstatten. Wie wir hören ist mit 8 gegen 5 Stimmen Amnestie der &#x201E;Juniräuber&#x201C; darin bevorwortet.</p>
          <p>&#x2012; Die demokratische Wahlliste ist jetzt vollständig. Boichet und Rattier vom 7ten leichten und 48. Linien-Regimente, ein Paar hochrothe Unteroffiziere, sind die Kandidaten der Pariser Armee.</p>
          <p>&#x2012; <hi rendition="#g">National-Versammlung.</hi> Sitzung vom 1. Mai. Anfang 11 1/2 Uhr. Präsident Marrast. Das Protokoll wird verlesen und der Marcel-Barthe'iche Bericht über die Civilpensionen (Präfekturscandäler) vertheilt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Drouyn de Lhuys,</hi> Minister des Aeußern, beantragt 480,000 Fr. Couriergelder.</p>
          <p>Mit Murren des Berges bewilligt.</p>
          <p>Bedeutenden Zeitraum erfordert die Ernennung der monatlichen Abtheilungen. Gegen 2 Uhr ist sie beendigt und das Haus nimmt die Debatte über die Reform des Heerwesens auf. Man war bis Artikel 32 gerückt, sah sich jedoch genöthigt, zu Artikel 19 zurückzukehren, da derselbe wegen einiger Nachsätze an den Ausschuß zu nochmaliger Begutachtung zurückgewiesen worden war.</p>
          <p>Zwischen mehreren Ausschußgliedern und den Antragstellern entspinnt sich eine lange Debatte.</p>
          <p>Adelsward, Lamoriciere, Desjobert, Deludre, Raudot, Brunet nehmen daran Theil.</p>
          <p><hi rendition="#g">Goudchaux</hi> bekämpft lang und ziemlich eindringlich die Bestimmungen des Artikels 32 der von der Ersatzbefugniß durch Geld handelt. Er fürchtet, daß es eine Prätorianer-Armee gebe und führt aus, daß das Lamoriciere'sche Ablösungssystem eher den Armen als den Reichen treffen werde etc.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lamoriciere</hi> erwidert in einstündiger Rede, daß ja heute gar keine Gleichheit vorhanden. Alte, gediente Soldaten seien klüger und verständiger als junge, die blindlings in den Kampf stürzten. Er wolle Staatsstreiche lieber mit jungen als mit alten Soldaten abwehren. Diese Befurchtung sei also unnütz Hauptsache sei, wo möglich Jedermann zum Militärdienst heranzuziehen. Das Ersatzwesen müsse möglichst vertilgt und der arme Soldat entschädigt werden. Dies sei zunächst nur durch Anlage von Sammelkassen möglich. Es beschwört die Versammlung den Artikel 32 anzunehmen. Er enthalte den Hauptzug des ganzen Gesetzes.</p>
          <p>Der Artikel wird mit 399 gegen 179 Stimmen angenommen.</p>
          <p>Die Sitzung ist um 6 3/4 Uhr geschlossen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Dänemark.</head>
        <div xml:id="ar289_016" type="jArticle">
          <head>Kopenhagen, 28. April.</head>
          <p>In der gestrigen Sitzung des Reichstages motivirte Andrae seinen Hauptvorschlag über theilweisen Census und Einkammersystem mit zwei Abtheilungen. Algreen-Ussing vertheidigte denselben. Der Cultusminister erklärte hierauf, daß das Ministerium nicht auf diesen Antrag eingehen und, im Fall er die Majorität erhalte, ihn dem Könige nicht zur Bestätigung empfehlen könne. Dennoch sprachen mehrere Redner für den Vorschlag und erklärten, in solchem Falle müsse der König wählen zwischen dem gegenwärtigen Ministerium und der Majorität des Reichstages. Es kam gestern Abend zu keiner Abstimmung.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Großbritannien.</head>
        <div xml:id="ar289_017" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 1. Mai.</head>
          <p>In der gestrigen <hi rendition="#g">Unterhaus</hi>-Sitzung dritte Lesung der Supplementar-Armensteuer-Bill mit 129 gegen 55 Stimmen. Hierauf Budgetberathung (aus dem Marinedepartement).</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar289_018" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin.</head>
          <p>Der Antrag des Auditoriats gegen General Ramorino lautet auf <hi rendition="#g">Todesstrafe.</hi> &#x2012; Die Stadt ist wüthend über die Infamie der Regierung, die die Oestreicher nach Allessandria ließ. Und die Regierung &#x2012; verkauft die Flinten und Kanonen, angeblich um die östreich. Kriegssteuer zu zahlen!</p>
        </div>
      </div>
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  </text>
</TEI>
[1637/0003] da diese ein sehr wachsames Auge auf Bonin haben, leider aber die Schurkerei noch nicht so durchschauen, wie es der Fall ist. Weiter heißt es: „er hielt in weitläufigen Kantonnements gänzlich still, versteht sich zu dem Zweck, die einzelnen Truppentheile nach und nach von den Dänen aufreiben, zusammenhauen, oder aufheheben zu lassen. Der Feind im Besitz aller Nachrichten, …… unternahm aber dennoch keinen Angriff. Daß der Däne alle Nachrichten aus dem diesseitigen Hauptquartier empfängt, vermutheten wir schon neulich, jetzt wird uns als authentisch mitgetheilt, daß der Herzog von Gotha Briefe von Prittwitz aufgefangen haben soll, die an den König von Dänemark gerichtet gewesen und diesem ganz genaue Nachrichten über unsere Bewegungen, Stellungen und Stärke der Armee mitgetheilt haben. Wie bekannt, hackt aber keine Krähe der andern die Augen aus: der Herzog von Gotha statt, wie es seine Pflicht war, die Briefe der Oeffentlichkeit zu übergeben, schickte sie an den König von Preußen, dem natürlich die Geschichte schon bekannt war. Ueber Prittwitz's Schicksal zirkuliren verschiedene Gerüchte; von einer Seite wird behauptet, er sei als Staatsgefangener verhaftet, von anderer Seite er sei von 6 preußischen Soldaten erschossen. Wir geben dieses als Gerüchte. Unsere Truppen blieben endlich wider den Willen der Gewalthaber in Kolding. Daß es der Wille Bonin's nicht war, die Dänen auf jüt'schem Boden zu bekämpfen, haben wir schon gesagt; daß es der Wille des preußischen Kabinets nicht war, daran ist, selbst nach den Aeußerungen des verkappten Dänen und Verräthers Franke, nicht mehr zu zweifeln. So wird das preußische Kabinet jetzt möglicherweise wider den Willen der Schleswig-Holsteiner, unter knutischer Vermittelung einen Frieden schließen, und die Schleswig-Holsteiner werden wider den Willen des preußischen Kabinets edenselben nicht annehmen. Unser Zweiköpfige hat eine Aufforderung an die Zeitungs-Redaktionen der freien (?) Stadt Hamburg und Schleswig-Holsteins erlassen, in der sie auffordert, sich der Aufnahme von Mittheilungen über Märsche, Dislokationen der Truppen, Aufenthalt und Stärke von Kriegsfahrzeugen, Errichtungen von Schanzen und Batterien zu enthalten. Man sieht daraus, daß die ehrenwerthe Beselei, sich oder auch den preußischen Feldherrn nicht um das Verdienst bringen will, den Dänen pflichtschuldigst zuerst Anzeige gemacht zu haben. Schleswig-Holstein, 29. April. Wie die „B.-H.“ mittheilt, hat der Oberkommandirende der deutschen Reichstruppen, General Prittwitz, sein Hauptquartier aus dem Sundewitt nach Hadersleben verlegt. Man scheint sich also, hinlänglich geschützt und gedeckt, vorläufig nicht weiter um Alsen kümmern zu wollen. Unsere Schleswig-Holsteiner stehen noch immer unter Bonin in Kolding; nur einige Kompagnien sind vorgeschoben. Die Hauptmacht der Dänen hat sich nach Friedericia begeben, welches sie sehr stark befestigt haben. Ferner: Von der jütschen Gränze verlautet nichts weiter, als daß gestern und vorgestern kein Kampf stattgefunden hat, und daß die preußischen und überhaupt die Reichstruppen weiter der Nordgränze zu ziehen. Die Nachrichten oder Angaben über den Umstand, ob sie in den ersten Tagen die Gränze Jütlands überschreiten werden, variiren und widersprechen sich. Bayreuth, 22. April. Seit zehn Monaten schmachteten zwei hiesige Einwohner, Schlossermeister Sammet und Redakteur Nietsche im Gefängniß, weil sie einen im Juni vorigen Jahres aus Amerika angelangten Brief, worin zur Gründung einer deutschen Republik aufgefordert ward, in Abdrücken verbreiteten. Deshalb lautete die Anklage auf Versuch zum Hochverrath. Nach Verneh- von 37 Zeugen, vierstündiger Vertheidigung, und einstimmigem Ausspruch der Geschworenen war das „Nichtschuldig“ über die beiden Angeklagten das mit allgemeinem Jubel aufgenommene Resultat der dreitägigen Sitzungen in dem ersten politischen Prozeß im diesseitigen Bayern bei Oeffentlichkeit und Mündlichkeit. (Augsb. Abdztg.) Frankfurt, 1. Mai. National-Versammlung. Vizepräsident Bauer führt den Vorsitz. Heisterbergk interpellirt: „ob das Reichsministerium Kunde erhalten, daß preußische Truppen zu Gunsten der Olmützer Regierung im ungarischen Kriege verwandt werden sollen und was es zur Verhinderung dieser Hülfe zu thun gedenke?“ Wird nächstens (!!) beantwortet werden. Es ist eine Tagesordnung vorhanden, die ganz den Umständen und dem im Froschteiche vorherrschenden Geist angemessen ist. Zuerst erstattet Degenkolb im Namen des volkswirthschaftlichen Ausschusses Bericht über eine Menge von Petitionen und beantragt: 1. auf diejenigen, welche Beschränkungen der Gewerbethätigkeit enthalten, nicht einzugehen; 2. In Erwägung aber, daß die Arbeits- und Lohnverhältnisse der Leinenweberei und Spinnerei eine Verbesserung dringend erheischen; in fernerer Erwägung, daß die Leinenindustrie als eine durchaus nationale von der größten Bedeutung für die Wohlfahrt des ganzen Landes ist und ihre Vervollkommnung und Ausdehnung mit allen zweckentsprechenden Mitteln gefördert werden muß, und in endlicher Erwägung des Entwicklungsganges, welchen dieser Industriezweig in England genommen hat, folgende in den Petitionen enthaltenen Forderungen: 1. Schutzzoll auf Garne, damit Spinnereien angelegt werden können; 2. Bezeichnung der gemischten Leinen durch Stempel; 3. Handelsverträge mit dem Auslande, um den Absatz der Fabrikate dahin zu vermehren; 4 Anlegung von Spinnschulen; 5 Anlegung und Beförderung der Flachsspinnmaschine; 6. Beförderung des Flachsbaues und der Flachskultur; 7. Einrichtung von Schau- und Gewerbegerichten. Es kommen nun weiter noch 5 Berichte, die über verschiedene Gegenstände im Namen des oben gedachten Ausschusses erstattet werden, nacheinander zur Erledigung. Näher darauf einzugehen, verlohnt sich nicht der Mühe. Auf Fröbel's Ersuchen, Namens der Majorität des Dreißigerausschusses, wird der achte Gegenstand der Tagesordnung: „Berathung des vom Abg. Fröbel Namens des Ausschusses zur Vorberathung von Maßregeln, welche zur Durchführung der Reichsverfassung nöthig erscheinen, erstatteten Bericht über einen die Abberufung von Deputirten zur deutschen Reichsversammlung Seitens der Regierungen der Einzelstaaten betreffenden Antrag der Abg. Goltz und Genossen, so wie über eine vom k. k. östreichischen Bevollmächtigten bei der Centralgewalt unter dem 15. April durch das Reichsministerium des Innern an die Reichsversammlung gelangte Depesche, auf eine der nächsten Sitzungen vertagt. Würth von Sigmaringen spricht seine Verwunderung dem östreichischen Ausschusse gegenüber aus, daß der Bericht über die Blum'sche Angelegenheit noch nicht erfolgt sei. Franke aus Schleswig erklärt im Namen dieses Ausschusses, daß einmal die Weitläufigkeit der Aktenstücke diese Berichterstattung verzögert habe und daß sie zum andern auch den Zeitverhältnissen gemäß nicht geeignet erschienen sei. Clemens aus Bonn zeigt seinen Austritt an. Die Courage langt nicht mehr weiter. Schluß der Sitzung. Nächste Sitzung: Donnerstag, 3. Mai. * Frankfurt, 1. Mai. Es finden jetzt fast täglich bald da, bald dort größere oder kleinere Volksversammlungen wegen der neuesten Ereignisse Statt. Zwei derselben wollen wir hier erwähnen. Die eine wurde zu Fürth (im Odenwalde) abgehalten. Das „Fr. J.“ berichtet darüber: Fürth (im Odenwalde), 29. April. Die heute dahier abgehaltene Volksversammlung war ungemein zahlreich besucht; wohl an 4-5000 Menschen aus allen benachbarten Thälern mögen anwesend gewesen sein. Alle Häuser waren mit Fahnen und Laubkränzen geziert, an jedem Ende des Städtchens harrte ein Triumphbogen der einziehenden Gäste. Von Frankfurt waren anwesend und sprachen vor der versammelten Volksmenge: Dietsch, Rühl, Würth, Löwenthal, Bogen, ferner Weidig aus Worms (ein Bruder des Märtyrers) u. s. w. Alle Redner ergossen sich in kräftigen Worten über die große Gefahr, die unserem Vaterlande aus der wieder mächtig emporstrebenden Willkürherrschaft der Fürsten drohe, und über die nahe Stunde der Entscheidung, wo sich zeigen werde, ob Deutschland „republikanisch oder kosackisch“ werden solle. Die Stimmung ist hier zu Lande entschieden freisinnig, und so dürfte der Odenwald, wenn es zum Bruche zwischen Volk und Dynastie kommen sollte, abermals eine wichtige Rolle spielen. Das heutige Fest verlief, trotz der großen politischen Aufregung, in der wir uns befinden, in bester Ordnung. Die andere, größere Volksversammlung, fand in Bingen Statt, über welche das nämliche Blatt mittheilt, daß ihr zwischen 8-10,000 Menschen beiwohnten, und daß die Reichsverfassung den Hauptpunkt bildete, um den sich die Verhandlungen drehten. Man beschloß, die Anerkennung derselben von Seiten der Regierungen zu fordern, und, wenn es nöthig sein sollte, selbst zu den Waffen zu greifen. Das Volk müsse sich jetzt selbst helfen, nach dem Spruche: „Hilf dir selber, dann wird dir Gott helfen.“ Auch der hiesige Bürgerverein war auf der Versammlung vertreten, und ein Mitglied desselben erklärte sich einverstanden mit dem Beschlusse der Demokraten und versicherte, der Bürgerverein werde in dieser Angelegenheit mit den Demokraten Hand in Hand gehen. Von demokratischer Seite wurde diese Erklärung beifällig aufgenommen, jedoch auch zugleich bemerkt, daß der Bürgerverein, falls es ihm ernst mit der Sache wäre, dies am besten dadurch bekunden könne, wenn er seinen Geldsackel aufthue, denn zur Ausführung des gefaßten Beschlusses gehöre Geld, wieder Geld und nochmals Geld! Wir wollen nun sehen, ob die Gesinnungen des Bürgervereins in der ihm gestellten Probe bestehen wird. Französische Republik. 43 Paris, 1. Mai. Der Moniteur enthielt vor drei Tagen den Rapport über die Ausgaben der provisorischen Regierung, aus welchem wir belehrende Aufschlüsse über die „honette“ Clique des National, diesen Anfang der Contrerevolution vom ersten Tage der Republik, erfahren. Herr Marrast war bekanntlich Maire von Paris. Seine Thätigkeit vom 9. März bis 18. Juli bestand hauptsächlich in schmutzigen Intriguen gegen Louis Blanc, Albert, Ledru-Rollin, und Ehren Marrast taxirte ihren Werth auf die bescheidene Summe von 51,498 Fr. Unter der Monarchie betrug der Gehalt des Seinepräfekten jährlich 117,000 Fr., also auf die viermonatliche Thätigkeit eines Marrast reduzirt, bloß 29,250 Franken per Trimester. Der „honette“ Rittmeister mit gelben Handschuhen zahlte sich in dieser Chiffre erstens seinen vollen Gehalt aus, während er durch sein eigenes Dekret die Gehalte aller Beamten reduzirt hatte; ferner vereinigte er den Gehalt als Maire von Paris mit dem als Mitglied der provisorischen Regierung (später als Repräsentant), und überdies mit 6000 Fr. Tafelgeldern und 15,000 Fr. geheimen Fonds der Ministerien des Innern und Auswärtigen, ‒ Alles ungerechnet einer Equipage der alten Civilliste: der königlichen Carossen, und ungerechnet einer kleinen Subvention, welche Herr Marrast wahrscheinlich aus alter Gewohnheit vom „National“ bezog. Der Marquis der honetten Republik in den königlichen Wagen, der Mann der provisorischen Regierung subventionirt von einem Journal! Ehren-Marrast, der I'homme serieux des bons bourgeois, konnte nicht schöner dem Ridicule verfallen. Der Rapport erzählt, daß Herr Marrast vor die Commission der Assemblée berufen, wohl oder übel die Geschichte mit den Carossen und den Tafelgeldern zugegeben habe. In Bezug auf alle übrigen Gelder, sowohl geheime Fonds wie Indemnitätsgelder, die er als Mitglied der provisorischen Regierung empfangen, versichere Hr. Marrast, dieselben ausschließlich in einem „öffentlichen Interesse ersten Ranges“, entfernt von irgend persönlichen Vortheilen verwendet zu haben. Der Commissionsbericht spricht darauf von den verschiedenartigen Bestrebungen der beiden Parteien in der Regierung, deren gegenseitigem Mißtrauen, und schließt daraus, daß man von ausnahmsweisen Mitteln absehen könne, welche „zur Unterstützung der gemäßigten und damals als reaktionär und aristokratisch verschrieenen Regierungsmitglieder“ und zur „möglichen Rettung der so schwer bedrohten sozialen Ordnung“ bestimmt gewesen seien. Ueber die Marrast'schen Polizeigeschichten giebt der Rapport alsdann folgende erbauliche Schilderungen. „Hr. Armand Marrast, welcher der gemäßigten Partei der provisorischen Regierung angehörte, wurde in seiner Eigenschaft als Maire von Paris aufgefordert, eine besondere Polizei zu bilden. Nach der Erklärung des Herrn Marrast und nach der Aussage der zahlreichen Zeugen, welche wir vernommen haben, hatte diese Polizei durchaus keinen offiziellen Charakter, sie war auch nicht einmal das Ergebniß eines ordentlichen und formellen Beschlusses (!), zeigte sich aber nichtsdestoweniger sehr thätig und nützlich. (Man braucht bloß an den 15. Mai und die Auskunft Raspails über diese Polizeischwindeleien des Père Marrast zu denken.) Man kann sagen, daß die Errichtung dieser Polizei halb und halb (à demimots) durch gegenseitige Zustimmung der gemäßigten Mitglieder verabredet wurde, da, wie eins dieser Regierungsglieder sich ausdrückte, alle Welt zu dieser Zeit die Nothwendigkeit einer persönlichen Polizei fühlte!“ Das heißt mit andern Worten, die „honette und gemäßigte Partei“ der Regierung conspirirte, schuf ohne Willen der Uebrigen, durch einfache einseitige Verabredung, eine Privatpolizei aus Staatsmitteln, und die Commission findet dies ganz in Ordnung, da es sich um die Existenz und die anerkannten Polizeibedürfnisse der „Honetten“ handelte. Und das ist dieselbe Sippschaft, welche gegen die Ledru-Rollin'schen Departementscommissarien als den höchsten Mißbrauch der Gewalt heulte! „Allein zu dieser Polizei brauchte man Geld. Man konnte dasselbe nicht vom Staate verlangen, da dies ein offenes Geständniß gewesen wäre, daß man sich gegenseitig überwachen wollte und ernste Motive dabei im Schilde führe“. Alles natürlich, Alles zu rechtfertigen, denn es galt die demokratische Partei der Regierung, das Volk um die Revolution zu betrügen. „Das Journal, der National, gab einige ersten Mittel her, welche gleichwohl unzureichend waren; später wurde auch der Gehalt des Maire von Paris vollständig absorbirt und Hr. v. Lamartine gab 10,000 Fr. aus den geheimen Fonds seines Ministeriums. Man unterhielt wichtige Rapporte über Alles, was in den Klubs, geheimen Gesellschaften, auf der Polizeipräfektur und im Ministerium des Innern (Ledru-Rollin) vorging. Diese Rapporte, welche von achtungswerthen über allen Verdacht erhabenen Männern kamen, waren natürlich von großem Werth und mußten sehr theuer bezahlt werden. Wir können einige darunter anführen, die man nur durch Zusage einer indirekten Subvention von 2000 Fr. zu erhalten vermochte. „Eine Menge Summen von verschiedener Größe wurden unter dem Namen von Unterstützungsgeldern vertheilt, und riefen einen Eifer hervor, auf den man nicht hätte rechnen können, wenn man bloß offizielle Renumerationen mit Polizeigeldern zur Verfügung gestellt hätte. Oft erlangte man durch diese Summen die unerwartetsten Resultate zu einem Spottpreis. Es existirte sogar eine gewisse Regelmäßigkeit in der Zahlung dieser indirekten und geheimen Polizei; aber am 15. Mai, als in Folge der Ereignisse in der Assemblée auch das Hotel-de-Ville überfallen und der Maire von Paris bis in sein Kabinet von den Faktiosen bedroht wurde, glaubte derselbe alle Dokumente und alle empfangenen Mittheilungen auf der Stelle vernichten zu müssen. Durch diesen glücklichen Zufall ist die geheime Geschichte der Klique Marrast-Marie-Garnier-Pagès der Kontrolle der Assemblée und der Bewunderung der Nachwelt entzogen worden. Noch erhalten wir aus dem Rapport eine kurze Mittheilung über die Thätigkeit der eitlen, geckenhaften «putain politique», des edlen Lamartine. „Hr. v. Lamartine, welcher Hrn. Marrast die 10,000 Fr. aus den geheimen Fonds seines Ministeriums gab, machte zwar ebenfalls in Polizei (faisait de la police), indeß bot nach der Aussage des Hrn. Garnier-Pagès diese Polizei eben keine große Sicherheit. Herr von Lamartine wollte durchaus selbst handeln und sich direkt mit den großen Agitatoren dieser Epoche in persönliche Verbindung setzen. In diesem Sinne sah er sich denn auch später zu der Erklärung genöthigt, daß er mit gewissen Leuten konspirirt habe, wie der Blitzableiter mit der Wetterwolke.“ C'est-à-dire comme un agent provocateur, wie ein gemeiner Polizeispion. Die nächste Revolution wird diesen elenden Schurken für ihre Verräthereien Rechnung tragen, und der Galgen, an dem der Name Louis Blanc's jetzt angeschlagen wurde, wird die Herren Marrast und Lamartine nicht bloß «in effigie» in Empfang nehmen. Paris, 1. Mai. Eben erhalten wir eine Marseiller Post vom 29. April. Die Dampffregatte Le Sané und das Postschiff Eurotas liefen daselbst mit Nachrichten aus Civita-Vecchia bis zum 27. April ein. Das wichigste Dokument des Eurotas ist folgende, offenbar im Elisée längst im Voraus verfaßte: Proklamation Oudinot's an die Römer. „Bewohner der römischen Staaten! Im Angesicht der Ereignisse, welche Italien bewegen, beschloß die französische Republik, ein Armee-Corps auf Euer Gebiet zu schicken, nicht um Eure gegenwärtige Regierung zu vertheidigen, welche sie nicht anerkannte(!), sondern um von Eurem Vaterlande großes Unglück abzuwenden. Frankreich gedenkt nicht, sich das Recht zuzuschreiben, Interessen zu reguliren, die vor Allem diejenigen der römischen Bevölkerung sind und die, insoweit sie allgemeiner Natur, sich über ganz Europa und über das christliche Universum erstrecken. Es glaubt nur, daß es besonders durch seine geographische Lage dazu berufen sei, zu interveniren: um die Etablirung eines Regime's zu erleichtern (faciliter), das von den Mißbräuchen, die der Edelmuth des erlauchten Pius IX. auf immer abschaffte, ebenso entfernt sei als von der Anarchie der letzten Zeit.(!!) Die Fahne, die ich auf Euren Gestaden aufpflanze, ist die des Friedens, der Ordnung, der Versöhnung, der wahren Freiheit. Um sie herum werden sich alle diejenigen sammeln, welche zur Erfüllung des patriotischen und heiligen Werkes beitragen wollen.“ Civita-Vecchia, 26. April 1849. (gez.) Oudinot de Reggio, General en chef. ‒ Es scheint, daß obige Proklamation große Entrüstung in Rom hervorgerufen. ‒ Die Gruppen an der Porte St. Denis sind doch noch nicht ganz verschwunden. Gestern Abend 10 Uhr machte die Polizei wieder eine starke Razzia unter Denen, die sich an das Eisengeländer des Boulevards vor den Eingängen der Straßen Bourbon-Villeneuve, Clery u. s. w. lehnten. Am Sonnabend und Sonntag wurden 500 Personen verhaftet, von denen 365 Personen der Prozeß gemacht werden soll. Unter den Eingesperrten befinden sich auch zwei Saalwärter der Nationalversammlung, in deren Behausung man Pulver und Blei und geladene Gewehre gefunden. Die Sache ist zum Todtlachen, wenn uns die Gazette des Tribunaux nicht foppt, sondern Wahrheit spricht Die „Revolution“ sagt, wir waren gestern Abend Zeugen von dem System, in welchem die Polizei die Gruppen bildet. Es stellen sich von zehn zu zehn Schritten einzelne Männer auf und gaffen nach dem Gesims des Triumphbogens, wo bekanntlich einige Fetzen einer Februarfahne hängen. Tiens, sagt der Eine, man hat die Fahne gewechselt; so? frägt ein Anderer; Ersterer: Jawohl, die Fahne ist weiß Ah! ruft ein Dritter, und so beginnen die Gruppen!! ‒ Der Ausschuß der Nationalversammlung, welcher sich mit Prüfung des Kredits für das Revolutionsfest am 4. dieses beschäftigt, wird wohl heute seinen Bericht abstatten. Wie wir hören ist mit 8 gegen 5 Stimmen Amnestie der „Juniräuber“ darin bevorwortet. ‒ Die demokratische Wahlliste ist jetzt vollständig. Boichet und Rattier vom 7ten leichten und 48. Linien-Regimente, ein Paar hochrothe Unteroffiziere, sind die Kandidaten der Pariser Armee. ‒ National-Versammlung. Sitzung vom 1. Mai. Anfang 11 1/2 Uhr. Präsident Marrast. Das Protokoll wird verlesen und der Marcel-Barthe'iche Bericht über die Civilpensionen (Präfekturscandäler) vertheilt. Drouyn de Lhuys, Minister des Aeußern, beantragt 480,000 Fr. Couriergelder. Mit Murren des Berges bewilligt. Bedeutenden Zeitraum erfordert die Ernennung der monatlichen Abtheilungen. Gegen 2 Uhr ist sie beendigt und das Haus nimmt die Debatte über die Reform des Heerwesens auf. Man war bis Artikel 32 gerückt, sah sich jedoch genöthigt, zu Artikel 19 zurückzukehren, da derselbe wegen einiger Nachsätze an den Ausschuß zu nochmaliger Begutachtung zurückgewiesen worden war. Zwischen mehreren Ausschußgliedern und den Antragstellern entspinnt sich eine lange Debatte. Adelsward, Lamoriciere, Desjobert, Deludre, Raudot, Brunet nehmen daran Theil. Goudchaux bekämpft lang und ziemlich eindringlich die Bestimmungen des Artikels 32 der von der Ersatzbefugniß durch Geld handelt. Er fürchtet, daß es eine Prätorianer-Armee gebe und führt aus, daß das Lamoriciere'sche Ablösungssystem eher den Armen als den Reichen treffen werde etc. Lamoriciere erwidert in einstündiger Rede, daß ja heute gar keine Gleichheit vorhanden. Alte, gediente Soldaten seien klüger und verständiger als junge, die blindlings in den Kampf stürzten. Er wolle Staatsstreiche lieber mit jungen als mit alten Soldaten abwehren. Diese Befurchtung sei also unnütz Hauptsache sei, wo möglich Jedermann zum Militärdienst heranzuziehen. Das Ersatzwesen müsse möglichst vertilgt und der arme Soldat entschädigt werden. Dies sei zunächst nur durch Anlage von Sammelkassen möglich. Es beschwört die Versammlung den Artikel 32 anzunehmen. Er enthalte den Hauptzug des ganzen Gesetzes. Der Artikel wird mit 399 gegen 179 Stimmen angenommen. Die Sitzung ist um 6 3/4 Uhr geschlossen. Dänemark. Kopenhagen, 28. April. In der gestrigen Sitzung des Reichstages motivirte Andrae seinen Hauptvorschlag über theilweisen Census und Einkammersystem mit zwei Abtheilungen. Algreen-Ussing vertheidigte denselben. Der Cultusminister erklärte hierauf, daß das Ministerium nicht auf diesen Antrag eingehen und, im Fall er die Majorität erhalte, ihn dem Könige nicht zur Bestätigung empfehlen könne. Dennoch sprachen mehrere Redner für den Vorschlag und erklärten, in solchem Falle müsse der König wählen zwischen dem gegenwärtigen Ministerium und der Majorität des Reichstages. Es kam gestern Abend zu keiner Abstimmung. Großbritannien. * London, 1. Mai. In der gestrigen Unterhaus-Sitzung dritte Lesung der Supplementar-Armensteuer-Bill mit 129 gegen 55 Stimmen. Hierauf Budgetberathung (aus dem Marinedepartement). Italien. * Turin. Der Antrag des Auditoriats gegen General Ramorino lautet auf Todesstrafe. ‒ Die Stadt ist wüthend über die Infamie der Regierung, die die Oestreicher nach Allessandria ließ. Und die Regierung ‒ verkauft die Flinten und Kanonen, angeblich um die östreich. Kriegssteuer zu zahlen!

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 289. Köln, 4. Mai 1849, S. 1637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz289_1849/3>, abgerufen am 23.11.2024.