Neue Rheinische Zeitung. Nr. 284. Köln, 28. April 1849.werden. (In Berlin coursirt das Gerücht, das Franz- und Alexander-Regiment habe nach Oberschlesien Marschordre zu gewärtigen.) * Wien, 23. April. Jetzt kommt so manches zwischen Zelt- und Pallastwänden sorgfältig bewahrte Geheimniß zum Vorschein. So erfährt man von dem reumüthigen Uebertritt des ungarischen Generals K., der in den Reihen der Magyaren gefochten, während dessen Bruder unter den kaiserl. Fahnen diente. Er benutzt die erste Gelegenheit, sich denselben zu unterwerfen, begibt sich zu seinem Bruder, wird von diesem an den Feldmarschall gewiesen, der ihn mit offenen Armen empfängt und ihm ein Kommando zutheilt. Doch nach drei Tagen war General K. verschwunden und Roß und Reiter sah man niemals wieder, wohl aber gelang den Insurgenten bald darauf ein Ueberfall, der große Verluste an Mannschaft und Gepäck nach sich zog. * Aus Schleswig-Holstein, 23. April. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. X Hamburg, 25. April. Ueber den Kampf, der in und bei Kolding durch die mit großer Uebermacht zurückkehrenden Dänen hervorgerufen worden, hat Bonin an die Statthalterschaft folgenden Bericht eingesandt: "Einer hohen Statthalterschaft verfehle ich nicht, die ganz ergebenste Anzeige zu machen, daß mich heute früh 8 Uhr die dänische Armee in einer Stärke von 18 Bataillonen, 3 Regimentern Cavallerie, einer zahlreichen Artillerie, unterstützt von einer Corvette und zwei Kanonenböten, im Fjord von Kolding in meiner Stellung bei Kolding angegriffen hat. Nach einem langen und blutigen Gefecht von 6 Stunden ist der Feind auf allen Punkten zurückgeschlagen worden. Kolding, was, zuerst als Brückenkopf betrachtet, von der Avantgarde nach rühmlichem Widerstande auf meinen Befehl geräumt, wurde später, als ich um 2 Uhr mit dem linken Flügel von Gielbolle mit der zweiten Brigade die Offensive ergriff, von der ersten Brigade mit Sturm wieder genommen. Ich verfolge den Feind in der Richtung auf Veile. Die Stadt Kolding ist fast niedergebrannt. Die Obersten Graf Baudissin und v. Sachau sind verwundet, glücklicher Weise nicht bedeutend. Der heutige beiderseitige Verlust beträgt wohl 1000 Mann an Todten und Verwundeten. Kolding, 23. April, 4 Uhr Nachmittags. (gez.) v. Bonin. Ich kann Ihnen noch melden, daß der dänische Ex-Minister Orla Lehmann in Kolding gefangen worden. Die Bewohner Koldings haben an dem Kampfe von den Dächern herab, aus den Fenstern und Thüren wüthenden Antheil genommen und den deutschen Truppen großen Schaden zugefügt. 15 Schleswig-Holstein, 24. April. Unsere Quodlibet-Reichsarmee vermehrt sich von Tag zu Tag. Man erwartet sogar die kön. holländisch-limburgischen Truppen, damit auch diese unbewußterweise Theil an der schmachvollen Komödie nehmen, deren Hauptzweck doch immer der sein wird, die Schleswig-Holsteiner dafür zu züchtigen, daß sie sich einbildeten, eine Revolution gegen ihren "legitimen König und Herrn" gemacht zu haben. Bonin spielt jedenfalls eine bedeutende Rolle in dieser Komödie, aber hinter den Coulissen, im Verein mit seinen Helfershelfern, den schwarzweißen Krautjunkern, jetzt herzogl. schleswig-holsteinischen Offizieren. Ich theile Ihnen heute abermals Einiges mit, das ein bedeutendes Licht auf die bisherigen Vorgänge wirft. Bonin, von dem Manteuffel-Brandenburgischen Kabinet aufmerksam gemacht, daß sich ein für die "Stützen des Thrones" und der "bürgerlichen Gesellschaft" gefährlicher Geist in der jungen schleswig-holsteinischen Armee kundgebe, bekam die Weisung, eine Proscriptionsliste in Betreff der gefährlichsten Subjekte anfertigen und den verschiedenen Korpskommandanten zusenden zu lassen. Diese Letzteren sollten dann unter irgend einem Vorwande darauf bringen, daß die Proscribirten entweder ihren Abschied nehmen, oder auch eingesteckt würden. Bonin leistete diesen Weisungen pünktlichen Gehorsam. Nach den angefertigten Listen waren nicht weniger als 600 Offiziere, Unteroffiziere und Gemeinen in der Armee, die man als - gefährlich bezeichnete. Die schwarz-weißen Offiziere haben redlich ihre Pflicht erfüllt: es mußten eine Anzahl ins Zuchthaus wandern; eine noch größere Anzahl auf die Festung. Unter erstern waren Luttermersk und Rohwer die bekanntesten. Letztere hat die aufoktroyirte zweiköpfige Statthalterschaft bekanntlich bei ihrem Antritt der Leitung des schleswig-holsteinischen Unterthanenverstandes begnadigt - zur Festungsstrafe. Luttermersk sitzt in dem Kerker auf der Festung Friedrichsort, in welchem Uwe Jens Lornsen lange Zeit geschmachtet, weil er sich die fürchterliche Frechheit herausnahm, den Schleswig-Holsteinern zu sagen, daß sie ein Recht auf Freiheit und menschliches Leben hätten. So sitzen jetzt noch in Rendsburg, allein vom 2. Jägerkorps, welches kürzlich, wie ich Ihnen schon berichtete, auf eine so hinterlistige Weise gegen die überlegene dänische Macht geschickt wurde, circa einige zwanzig wegen sogenannter Disziplinarvergehen; im Ganzen von allen Truppentheilen ungefähr 100. Daß Bonin auf eine ganz diktatorische Weise handelt, beweist sein Armeebefehl, den er kurz nach der Eckernförder Affaire erließ, in welchem es u. A. heißt: Ich ernenne den Hauptmann Jungmann zum Major, ich ernenne den Unteroffizier Stinde zum Feldwebel und so ähnlich. Daß übrigens Jungmann Major geworden, ist uns unbegreiflich; Jungmann mag ein tapferer Offizier sein, das Verdienst gebührt doch immer nur den in der Südbatterie beschäftigt gewesenen Kämpfern. Eines Zuges von Ausdauer und Todesverachtung müssen wir bei dieser Gelegenheit erwähnen. Ein Kanonier, Namens Klaussen, war mit bei dem Kampf in der Südbatterie, und wurde durch eine Schraube seiner Pickelhaube, welche von einem Stück einer Bombe abgerissen war, in den Kopf verwundet. Er wurde betäubt und sank zu Boden, raffte sich aber bald auf und schleppte sich in das bei der Batterie befindliche Blockhaus. Hier wurde er nothdürftig verbunden (von einem Kameraden, denn ein Arzt war nicht da) und ging dann wieder nach seiner Kanone. Die Verwundung verursachte ihm aber so viel Schmerz, daß er mit dem Laden wieder aufhören mußte. Da er nur hinderlich in der Batterie sein, und auch noch bedeutender verwundet werden konnte, so entschloß er sich, nach Eckernförde zu seiner Frau zu gehen. Gehen konnte er nicht, er mußte auf Händen und Füßen in einem Graben entlang kriechen, während das Linienschiff fortwährend ganze Lagen abbrannte, so daß bald dicht vor, bald hinter ihm eine Kugel in die Erde schlug. Er kam glücklich nach Eckernförde, wo ihm seine Frau das Stück der Schraube aus der Wunde nahm und sorgfältiger verband. Klaussen aber, nachdem er Linderung fühlte, und obgleich ein Kind von ihm getauft werden sollte, ließ sich dadurch nicht abhalten und machte den Weg nochmals nach der Schanze retour, ohne anderweitig verwundet zu werden, um seinen Kameraden zu helfen. Ein solcher Mann, wie dieser Klaussen, beschämt doch bei weitem den Hauptmann Jungmann, der, wie schon bemerkt, ein tüchtiger Offizier sein mag, aber doch nur dafür belohnt wird, daß die Besatzung der Südbatterie und später auch der Nassauer-Batterie so brav geschlagen hat. Ueber die Einnahme und das Gefecht von Kolding geht so eben von befreundeter Hand ein detaillirter Bericht ein. Der Verfasser desselben, ein Jäger des zweiten Jägerkorps, erklärt darin, daß er in hohem Grade gegen die ganze Kriegsführung Mißtrauen hege. Morgen theile ich Einiges aus dem Briefe mit. Von anderer Seite geht uns so eben noch eine Mittheilung als Gerücht zu, daß im Norden ein bedeutendes Gefecht oder eine Schlacht vorgefallen, in der die deutschen Truppen geschlagen seien. Wir wollen dies aber in keiner Weise verbürgen. Schleswig, 21. April. Soeben ist der Bericht des über die Auflösungsfrage niedergesetzten Ausschusses erschienen. Die Majorität (Neergaard, Olshausen, Kamphövener) beantragt: 1). der Statthalterschaft die Ansicht auszusprechen, daß die konstituirende Versammlung nicht ohne ihre eigene Einwilligung durch die erste ordentliche Landesversammlung werde ersetzt werden dürfen; 2) daß die Landesversammlung, obwohl sie nicht verkenne, daß Gründe vorhanden seien, welche eine baldige Vornahme der Wahlen zu der ersten ordentlichen Landesversammlung und die Auflösung der konstituirenden Versammlung wünschenswerth machten, dennoch in Erwägung, daß die Versammlung ihre Aufgabe noch nicht für gelöst erachten könne, und in Erwägung, daß der gegenwärtige Zeitpunkt, in welchem die Zukunft des Landes noch ungesichert und ungewiß ist, nicht geeignet erscheine, eine Entschließung über die Dauer der konstitutionellen Versammlung zu fassen, - sich gegenwärtig für die Veranstaltung neuer Wahlen noch nicht erklären könne. Der Minoritäts-Antrag von Lüders stellt anheim: "Die konstituirende Landesversammlung wolle sich mit dem Schreiben der Statthalterschaft vom 3. April d. J. einverstanden erklären, und sich dahin aussprechen, wie es zu wünschen sei, daß die Wahl und Zusammenberufung der ersten ordentlichen Landesversammlung möglichst bald und unter Innehaltung der im Staatsgrundgesetz angegebenen Fristen vorgenommen werde. Dazu kommt noch ein Antrag von Prehn, die Landesversammlung solle ihre Zustimmung dazu ertheilen, daß wenn nicht bis zum Ablauf des Junimonats d. J. der Friedensschluß herbeigeführt, oder sonst Veranlassung zu einer ferneren Thätigkeit der gegenwärtigen Versammlung in Beziehung auf die schließliche Feststellung des Staatsgrundgesetzes gegeben sein sollte, die Wahlen zur ordentlichen Landesversammlung in der im Wahlgesetz verfügten Weise ausgeschrieben werden. (N. f. Pr.)Ludwigsburg, 24. April. Der König fand bei seiner Ankunft in Ludwigsburg die Haltung der Bürgerwehr so entschlossen für die deutsche Sache, und die des Militärs so lau für den Beruf der Leibwache, daß seine Erwartungen sehr herabgestimmt wurden. Man spricht sogar von einer schriftlichen Erklärung des Militärs, für die Reichsverfassung einstehen zu wollen (??) * Frankfurt, 25. April. Sitzung der Nationalversammlung. Simson eröffnet die Sitzung um 9 1/2 Uhr. Albert (Quedlinburg) interpellirt: welchen Erfolg die Sendung des Offiziers an die im Badischen aufgestellten (mürtembergischen) Reichtstruppen gehabt? Reichsminister Peucker: Derjenige Stabsoffizier, welcher zu der im badischen Oberlande im Reichsdienst anfgestellten würtembergischen Division entsendet worden ist, hat bei seiner Ankunft daselbst gefunden, daß auf Grund eines Befehls des Prinzen Friedrich von Würtemberg, welcher seither als Commandirender des 8. Armeecorps eine Zwischeninstanz zwischen der Centralgewalt, dem Prinzen Karl von Baiern, Oberbefehlshaber des 7. und 8. Armeecorps und der gedachten, zum 8. Armeecorps gehörenden Division bildete, die königlich würtembergische Brigade seit dem 18 d. Mts. ihre bisherigen Stellungen im badischen See- und Oberrheinkreise verlassen, eine Aufstellung längs der würtembergischen Gränze bezogen hatte, und daß derselben der Rückmarsch nach Würtemberg in Aussicht gestellt war. Der gedachte Stabsoffizier hat der ihm für einen solchen Fall ertheilten Instruktionen gemäß, dem königl. würtembergischen Befehlshaber jener Divisson die Aufforderung überbracht, die königlich würtembergische Brigade sofort in die den seitherigen Anordnungen der Centralgewalt entschrechenden und ohne deren Vorwissen verlassenen Stellungen zurückzuführen, da keine im Reichsdienste aufgestellte Truppe, ohne Vorwissen und Genehmigung der Centralgewalt, der ihr von Letzterer gegebenen Bestimmung eigenmächtig entzogen werden darf. Dieser Aufforderung ist von dem Divisions-Befehlshaber sogleich entsprochen worden, und wird die nähere Veranlassung zu jenem Befehlskonflikt durch weitere Verhandlungen aufgeklärt werden. An der Tagesordnung ist: Fortsetzung der Rebatte über den Kaiserausschuß-Bericht. Die zur Debatte eingezeichneten Redner: Eulmann, Brentono, Würth, Hoffbauer und Erbe verzichten aufs Wort, da wie ihre Erklärung ausführt, die Absicht der Mehrheit des Hauses eingestandener Maßen die Diskussion nur fortsetzen will, um für gewisse außerparlamentarische Aufklärungen vor der Abstimmung Zeit zu gewinnen. Sie halten es, fügen sie hinzu, unter allen Verhältnissen mit ihrer Stellung als Vertreter des Volkes unvereinbar, zu einem andern Zwecke, als zu ernstlicher Berathung und Aufklärung die Rednerbühne zu besteigen. Als erster Redner erhält Grävell das Wort. (Fudge!) Ein Schlußantrag mehrerer Mitglieder der Linken wird verworfen. Der nächste eingeschriebene Redner, Schlöffel, äußert: M. H.! Ich hatte mich zum Worte gemeldet, um gegen sämmtliche Anträge Ihres Ausschusses, und für meinen eingebrachten Antrag zu sprechen. Nachdem gestern von dieser Stelle aus ganz unzweideutig erklärt worden ist, daß die heutige Diskussion nur zu dem Zwecke stattfindet, Zeit zu gewinnen, halte ich es für unwürdig, in dem eingelegten Zwischenakte der lächerlichen Ausschußposse zu fungiren. Der Präsident ruft ihn zur Ordnung. Schlöffel: Ich nehme den Ordnungsruf an und thue es um so lieber, weil ich hoffe, es werde die Zeit bald kommen, in welcher diese Versammlung anderweitig zur Ordnung gerufen wird. (Beifall links.) Herr Ehren-Mathy ist für einen von Schubert gestellten Verbesserungsantrag, der sogar das Erachten der Mehrheit des Kaiserausschusses Nr. 2 und 3 noch weiter abschwächt. Wir vergeuden nicht so weit Raum und Papier, um diesen Antrag herzusetzen. Leute wie Schubert, dürfen nur genannt werden, so kennt man auch im voraus, was von solchen Individuen kommen kann. Genug, Ehren-Mathy hat für den Schubert'schen Antrag, wie leicht erklärlich, eine unbändige Vorliebe. Daß er seinen salbungsvollen Qualm mit speichelleckerischer Lobeserhebung auf den reichsverwesten Johann schließt, finden wir bei Ehren-Mathy ganz in der Ordnung. Jetzt tritt Herr Reichensperger auf, im Interesse eines bundestäglichen Directoriums. Es gehört heute Muth und ein gesunder Magen dazu, um nicht aus der Paulskirche fortzulaufen oder dem gräßlichsten Katzenjammer zu unterliegen. Denn nach Reichensperger tritt der leipziger Literat, Biedermann, mit dessen Langweiligkeit man ganze Völkerstämme zur Verzweiflung und zum Selbstaufknüpfen treiben könnte, auf die Tribüne. Zum Glücke kommt jetzt, ehe Brutus-Bassermann sein staatsmännisches Wasser abschlägt, erheiternd und belehrend Hr. v. Baly als Redner dazwischen. Nicht mit Gold zu bezahlen: ein solcher Redner mit seiner Gramatik, Syntaxis, Gestikulation und übrigem Zubehör. Hr. Baly belehrt uns, daß "Se. Majestät der König von Preußen nicht habe ablehnen wollen und doch nicht habe annehmen können." Das preußische Volk hat keine Sympathie für das Erbkaiserthum. Denn es will "kein Kleindeutschland nicht!" (Gelächter.) Er erklärt sich, als für den einzigen annehmbaren ehrlichen und möglichen Vorschlag - für das Sondererachten der Hrn. Reichensperger und Detmold. Hüten sie sich, so endet er, für das "niemals!" "Vor" berichtigt lachend die Linke. Nach Brutus-Bassermann folgt Löwe von Kalbe: Ich bin der Ueberzeugung, daß wir sogleich handeln müssen. Sie haben die Macht nicht in Ihre Hände bekommen, weil Sie die Konflikte mit den Einzelregierungen vermieden haben. Hätten Sie hingegen z. B. den Malmöer Waffenstillstand verworfen, so wäre Wrangel in Schleswig geblieben und in Berlin und Wien hätte keine Contrerevolution stattgefunden. (Zustimmung von der Linken). Der Oktoberaufstand in Wien war keine deutsche Bewegung, sagen Sie. Ihre Politik wäre es gewesen, diesen Aufstand zu einer deutschen Bewegung zu machen und Sie würden Oesterreich damit erobert und behauptet haben. Löwe schließt sich dem Raveaux'schen Antrage an. Schluß der Debatte; nur für die 3 Berichterstatter des Ausschusses wird das Wort vorbehalten. Riehl legt seine Stelle als Schriftführer nieder. Daher wird auf die Tagesordnung für morgen die Wahl eines neuen Schriftführers gesetzt. Schluß der Sitzung. * Frankfurt, 25. April. Wie genau die preußische Diplomatie von den Plänen der übrigen Gottbegnadeten Deutschlands unterrichtet ist, bewies Camphausen, der früher, als das Ministerium Römer-Duvernoy in Stuttgart, wußte, daß der Schwabenkönig die Reichsverfassung und den Erbkaiser ablehnen würde. Camphausen soll Alles aufgeboten haben, um die Bevollmächtigten der bekannten 28 Landesväter und Zopfsenate zu bestimmen, daß sie sich an Preußen, auch ohne die Reichsverfassung, anschließen, also einen Sonderbund mit preußischer Spitze schließen. Seine Arbeit ist indeß vergeblich gewesen. Italien. * Folgendes ist die Note, welche der römische Minister des Auswärtigen im vorigen Monat den fremden Mächten zugehen ließ: "Die Verläumdungen, welche unaufhörlich verbreitet werden, um unsere Revolution in den Augen der Welt zu entehren, erfordern eine Entgegnung von uns. Wir werden die Sachen durch die gegenwärtige Note, durch ein kurzes Resume der letzten glorreichen Ereignisse in der Geschichte Italiens, auf die Wahrheit zurückzuführen suchen. Unsere ehedem so glorreiche Nation hatte sich nach Jahrhunderderten unglücklicher Zerstückelung in Wiedergeburt erhoben, und kühn unter die Vorkämpfer einer neuen Aera gestellt, die sich der alten Welt eröffnet. Beseelt von einem einzigen Gedanken, dem Gedanken der Gerechtigkeit, Unabhängigkeit und Brüderlichkeit, stand sie in den Gefilden der Lombardei, um ihre Erlösung mit ihrem Blut zu besiegeln. Diese hochherzige Erhebung wurde bereits vom schönsten Erfolg gekrönt und die Zukunft eröffnete sich diesen 24 Millionen durch ein einziges Streben, eine einzige Hoffnung vereinigter Menschen in dem stolzesten Glanz, als diese Einigkeit plötzlich und gerade durch denjenigen gestört und vernichtet wurde, auf dessen Namen bis dahin die Unterdrückten gerade ihre meiste Hoffnung gesetzt hatten. "Am 29. April, als der Krieg, der uns unsere Unabhängigkeit kosten sollte, eben am Heftigsten fortgesetzt wurde, erging aus dem Vatican ein unseliges Anathema, welches bei den Gläubigen die Idee der Nationalität untergrub, und diesen heiß ersehnten, von dem Volk so lange in seinem tiefsten Innern genährten Krieg verdammte. Von diesem Tage an wurden die Feindseligkeiten zwischen dem Volk und den Fürsten unvermeidlich, und das Land, aufgefordert, zwischen dem Fürstenthum und der Sache Italiens zu wählen, schwankte keinen Augenblick sich italienisch zu erklären, und den offenen Kampf gegen Jeden aufzunehmen, welcher der Idee der Nationalität in irgend einer Weise entgegenzutreten versuchen sollte. "Sechs Monate verliefen so in einer finstern, verhängnißvollen, drohenden Opposition, und die Verwüstungen der Lombardei, welche zum größten Theil den Fehlern des Pabstthums zur Last kommen, erregten die Gemüther, und zeigten dem Volk, wie unvereinbar diese Institution mit der Ehre und dem Ruhm Italiens sei. Wir sprechen hier nur von der weltlichen Macht der Institution des Pabstthums; es ist der Landesherr, und nicht der erhabene Charakter des Kirchenfürsten, gegen den wir uns erheben. So kam der Monat November. Die lang und mühsam unterdrückte Entrüstung machte sich in einem plötzlichen Ausbruch Luft; das Volk erhob die Fahne der Insurrektion und verlangte Rechenschaft über das Blut, welches es für die italienische Unabhängigkeit vergossen, über die Leiden, welche es für seine heilige Sache erduldet, über die Zukunft, welche ihm ein wahnsinniges Wort zu verschließen gesucht hatte. Falsche Rathschläge verblendeten den Fürsten, welcher in dieser edlen und begeisterten Bewegung nur die Rebellion einiger Factieusen erblicken wollte, und Pius IX, antwortete auf den Ruf des Volkes: "Italien und Unabhängigkeit!" mit seiner Zuflucht zu dem König von Neapel! "Diese Flucht war das zweite traurige Vergehen des Pabstes, aber die Langmuth des Volkes war noch nicht erschöpft. Das Volk fragte, ob ein konstitutioneller Fürst in dieser Weise seine Staaten verlassen dürfte, und es fand, daß die oktroyirte Konstitution in diesem Fall nur eine Lüge sei. Es fragte, wem der Fürst bei seiner Abreise die Ausübung seiner Pflichten und seiner Gewalt übertragen habe, und es fand nur ein Billet, ein simples Privatbillet, in welchem der Fürst für das apostolische Palais und das Leben seiner Diener bat. Das Erstaunen ging über das Mitleid, und doch wartete das Volk noch. Ja, das Volk wartete. Einige Tage später wurde in der That von Gaeta aus eine Regierungskommission ernannt. "Wir brauchen uns nicht mit dem Hinweis auf das Unkonstitutionelle aller dieser Akte aufzuhalten, denn, wir wiederholen es, die von dem Pabstthum uns oktroyirte Konstitution war nie etwas anderes, als eine Lüge, ein Fallstrick. "Die Kommission weigerte sich die ihr anvertraute Mission zu übernehmen, und das Land blieb ohne Regierung. Und doch war der Geist und der Charakter des Volkes so milde und nachsichtsvoll, daß die Anarchie, welche die falschen Rathgeber des Fürsten hervorzurufen suchten, um ihre alte, gestürzte Gewalt wieder zu erlangen, daß die Anarchie, sagen wir, keinen einzigen Augenblick Fuß faßte, und das Volk allein in seiner Hingebung bei diesem verhängnißvollen Drama fest blieb. "Unterdessen hatte die Deputirtenkammer gegen den Akt protestirt, welcher auf so unkonstitutionelle Weise eine Regierungskommission ernannte, gegen einen Akt, der von dem Augenblick den letzten Werth verlor, da ihn kein Minister kontrasignirte. Es wurde eine Deputation zu dem Pabst geschickt, zu welcher der hohe Rath und der Magistrat ihre Mitglieder sandten, und Rom harrte noch immer auf die Rückkehr des Fürsten zu nationalen, italienischen Gesinnungen. Aber diese Gesandtschaft wurde zurückgewiesen; eine Schranke hatte sich erhoben zwischen dem Volk und dem Fürsten. Die Geduld Roms war auf die letzte Probe gespannt; aber die natürliche Weisheit dieses Volkes wankte selbst in diesen letzten Proben nicht. Der Präsident der vom Pabst selbst ernannten Kommission, der Kardinal Castracana, entsandte in Rücksicht auf die Lage des Landes nochmals eine neue Gesandtschaft nach Gaeta; aber auch diese kehrte wie die früheren ohne Erfolge, ohne Audienz und ohne Antwort zurück. Das Land, welches demnach sich selbst überlassen sah, ernannte eine Staats-Junta, um den gänzlichen Verfall zu verhüten und der unvermeidlichen Anarchie vorzubeugen. Die Junta, welche sich in den Augen des Volkes nicht mit einem hinlänglich legalen Charakter bekleidet fand, berief die konstituirende Versammlung, welche allein den Mangel an Ordnung in der bis dahin regierenden Autorität ausfüllen konnte; aber der Pabst, welcher aus dem Lande geflohen war, ohne irgend eine Regierung zurückzulassen, welcher wußte, daß die von Gaeta aus ernannte Kommission sich niemals installirt hatte, - der Pabst, sagen wir, antwortete auf diesen neuen Entschluß eines Volkes, welches mit allen Mitteln der muthwillig heraufbeschworenen Anarchie zu entgehen suchte, mit der Exkommunikation der Constituante, und dem Verbot an Alle, welche seine Kirchengewalt anerkennen wollten, an der Constituante Theil zu nehmen. Was bezweckte er wohl? oder vielmehr, was bezweckten die Rathgeber, die ihn umgaben? Wollte werden. (In Berlin coursirt das Gerücht, das Franz- und Alexander-Regiment habe nach Oberschlesien Marschordre zu gewärtigen.) * Wien, 23. April. Jetzt kommt so manches zwischen Zelt- und Pallastwänden sorgfältig bewahrte Geheimniß zum Vorschein. So erfährt man von dem reumüthigen Uebertritt des ungarischen Generals K., der in den Reihen der Magyaren gefochten, während dessen Bruder unter den kaiserl. Fahnen diente. Er benutzt die erste Gelegenheit, sich denselben zu unterwerfen, begibt sich zu seinem Bruder, wird von diesem an den Feldmarschall gewiesen, der ihn mit offenen Armen empfängt und ihm ein Kommando zutheilt. Doch nach drei Tagen war General K. verschwunden und Roß und Reiter sah man niemals wieder, wohl aber gelang den Insurgenten bald darauf ein Ueberfall, der große Verluste an Mannschaft und Gepäck nach sich zog. * Aus Schleswig-Holstein, 23. April. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. X Hamburg, 25. April. Ueber den Kampf, der in und bei Kolding durch die mit großer Uebermacht zurückkehrenden Dänen hervorgerufen worden, hat Bonin an die Statthalterschaft folgenden Bericht eingesandt: „Einer hohen Statthalterschaft verfehle ich nicht, die ganz ergebenste Anzeige zu machen, daß mich heute früh 8 Uhr die dänische Armee in einer Stärke von 18 Bataillonen, 3 Regimentern Cavallerie, einer zahlreichen Artillerie, unterstützt von einer Corvette und zwei Kanonenböten, im Fjord von Kolding in meiner Stellung bei Kolding angegriffen hat. Nach einem langen und blutigen Gefecht von 6 Stunden ist der Feind auf allen Punkten zurückgeschlagen worden. Kolding, was, zuerst als Brückenkopf betrachtet, von der Avantgarde nach rühmlichem Widerstande auf meinen Befehl geräumt, wurde später, als ich um 2 Uhr mit dem linken Flügel von Gielbolle mit der zweiten Brigade die Offensive ergriff, von der ersten Brigade mit Sturm wieder genommen. Ich verfolge den Feind in der Richtung auf Veile. Die Stadt Kolding ist fast niedergebrannt. Die Obersten Graf Baudissin und v. Sachau sind verwundet, glücklicher Weise nicht bedeutend. Der heutige beiderseitige Verlust beträgt wohl 1000 Mann an Todten und Verwundeten. Kolding, 23. April, 4 Uhr Nachmittags. (gez.) v. Bonin. Ich kann Ihnen noch melden, daß der dänische Ex-Minister Orla Lehmann in Kolding gefangen worden. Die Bewohner Koldings haben an dem Kampfe von den Dächern herab, aus den Fenstern und Thüren wüthenden Antheil genommen und den deutschen Truppen großen Schaden zugefügt. 15 Schleswig-Holstein, 24. April. Unsere Quodlibet-Reichsarmee vermehrt sich von Tag zu Tag. Man erwartet sogar die kön. holländisch-limburgischen Truppen, damit auch diese unbewußterweise Theil an der schmachvollen Komödie nehmen, deren Hauptzweck doch immer der sein wird, die Schleswig-Holsteiner dafür zu züchtigen, daß sie sich einbildeten, eine Revolution gegen ihren „legitimen König und Herrn“ gemacht zu haben. Bonin spielt jedenfalls eine bedeutende Rolle in dieser Komödie, aber hinter den Coulissen, im Verein mit seinen Helfershelfern, den schwarzweißen Krautjunkern, jetzt herzogl. schleswig-holsteinischen Offizieren. Ich theile Ihnen heute abermals Einiges mit, das ein bedeutendes Licht auf die bisherigen Vorgänge wirft. Bonin, von dem Manteuffel-Brandenburgischen Kabinet aufmerksam gemacht, daß sich ein für die „Stützen des Thrones“ und der „bürgerlichen Gesellschaft“ gefährlicher Geist in der jungen schleswig-holsteinischen Armee kundgebe, bekam die Weisung, eine Proscriptionsliste in Betreff der gefährlichsten Subjekte anfertigen und den verschiedenen Korpskommandanten zusenden zu lassen. Diese Letzteren sollten dann unter irgend einem Vorwande darauf bringen, daß die Proscribirten entweder ihren Abschied nehmen, oder auch eingesteckt würden. Bonin leistete diesen Weisungen pünktlichen Gehorsam. Nach den angefertigten Listen waren nicht weniger als 600 Offiziere, Unteroffiziere und Gemeinen in der Armee, die man als ‒ gefährlich bezeichnete. Die schwarz-weißen Offiziere haben redlich ihre Pflicht erfüllt: es mußten eine Anzahl ins Zuchthaus wandern; eine noch größere Anzahl auf die Festung. Unter erstern waren Luttermersk und Rohwer die bekanntesten. Letztere hat die aufoktroyirte zweiköpfige Statthalterschaft bekanntlich bei ihrem Antritt der Leitung des schleswig-holsteinischen Unterthanenverstandes begnadigt ‒ zur Festungsstrafe. Luttermersk sitzt in dem Kerker auf der Festung Friedrichsort, in welchem Uwe Jens Lornsen lange Zeit geschmachtet, weil er sich die fürchterliche Frechheit herausnahm, den Schleswig-Holsteinern zu sagen, daß sie ein Recht auf Freiheit und menschliches Leben hätten. So sitzen jetzt noch in Rendsburg, allein vom 2. Jägerkorps, welches kürzlich, wie ich Ihnen schon berichtete, auf eine so hinterlistige Weise gegen die überlegene dänische Macht geschickt wurde, circa einige zwanzig wegen sogenannter Disziplinarvergehen; im Ganzen von allen Truppentheilen ungefähr 100. Daß Bonin auf eine ganz diktatorische Weise handelt, beweist sein Armeebefehl, den er kurz nach der Eckernförder Affaire erließ, in welchem es u. A. heißt: Ich ernenne den Hauptmann Jungmann zum Major, ich ernenne den Unteroffizier Stinde zum Feldwebel und so ähnlich. Daß übrigens Jungmann Major geworden, ist uns unbegreiflich; Jungmann mag ein tapferer Offizier sein, das Verdienst gebührt doch immer nur den in der Südbatterie beschäftigt gewesenen Kämpfern. Eines Zuges von Ausdauer und Todesverachtung müssen wir bei dieser Gelegenheit erwähnen. Ein Kanonier, Namens Klaussen, war mit bei dem Kampf in der Südbatterie, und wurde durch eine Schraube seiner Pickelhaube, welche von einem Stück einer Bombe abgerissen war, in den Kopf verwundet. Er wurde betäubt und sank zu Boden, raffte sich aber bald auf und schleppte sich in das bei der Batterie befindliche Blockhaus. Hier wurde er nothdürftig verbunden (von einem Kameraden, denn ein Arzt war nicht da) und ging dann wieder nach seiner Kanone. Die Verwundung verursachte ihm aber so viel Schmerz, daß er mit dem Laden wieder aufhören mußte. Da er nur hinderlich in der Batterie sein, und auch noch bedeutender verwundet werden konnte, so entschloß er sich, nach Eckernförde zu seiner Frau zu gehen. Gehen konnte er nicht, er mußte auf Händen und Füßen in einem Graben entlang kriechen, während das Linienschiff fortwährend ganze Lagen abbrannte, so daß bald dicht vor, bald hinter ihm eine Kugel in die Erde schlug. Er kam glücklich nach Eckernförde, wo ihm seine Frau das Stück der Schraube aus der Wunde nahm und sorgfältiger verband. Klaussen aber, nachdem er Linderung fühlte, und obgleich ein Kind von ihm getauft werden sollte, ließ sich dadurch nicht abhalten und machte den Weg nochmals nach der Schanze retour, ohne anderweitig verwundet zu werden, um seinen Kameraden zu helfen. Ein solcher Mann, wie dieser Klaussen, beschämt doch bei weitem den Hauptmann Jungmann, der, wie schon bemerkt, ein tüchtiger Offizier sein mag, aber doch nur dafür belohnt wird, daß die Besatzung der Südbatterie und später auch der Nassauer-Batterie so brav geschlagen hat. Ueber die Einnahme und das Gefecht von Kolding geht so eben von befreundeter Hand ein detaillirter Bericht ein. Der Verfasser desselben, ein Jäger des zweiten Jägerkorps, erklärt darin, daß er in hohem Grade gegen die ganze Kriegsführung Mißtrauen hege. Morgen theile ich Einiges aus dem Briefe mit. Von anderer Seite geht uns so eben noch eine Mittheilung als Gerücht zu, daß im Norden ein bedeutendes Gefecht oder eine Schlacht vorgefallen, in der die deutschen Truppen geschlagen seien. Wir wollen dies aber in keiner Weise verbürgen. Schleswig, 21. April. Soeben ist der Bericht des über die Auflösungsfrage niedergesetzten Ausschusses erschienen. Die Majorität (Neergaard, Olshausen, Kamphövener) beantragt: 1). der Statthalterschaft die Ansicht auszusprechen, daß die konstituirende Versammlung nicht ohne ihre eigene Einwilligung durch die erste ordentliche Landesversammlung werde ersetzt werden dürfen; 2) daß die Landesversammlung, obwohl sie nicht verkenne, daß Gründe vorhanden seien, welche eine baldige Vornahme der Wahlen zu der ersten ordentlichen Landesversammlung und die Auflösung der konstituirenden Versammlung wünschenswerth machten, dennoch in Erwägung, daß die Versammlung ihre Aufgabe noch nicht für gelöst erachten könne, und in Erwägung, daß der gegenwärtige Zeitpunkt, in welchem die Zukunft des Landes noch ungesichert und ungewiß ist, nicht geeignet erscheine, eine Entschließung über die Dauer der konstitutionellen Versammlung zu fassen, ‒ sich gegenwärtig für die Veranstaltung neuer Wahlen noch nicht erklären könne. Der Minoritäts-Antrag von Lüders stellt anheim: „Die konstituirende Landesversammlung wolle sich mit dem Schreiben der Statthalterschaft vom 3. April d. J. einverstanden erklären, und sich dahin aussprechen, wie es zu wünschen sei, daß die Wahl und Zusammenberufung der ersten ordentlichen Landesversammlung möglichst bald und unter Innehaltung der im Staatsgrundgesetz angegebenen Fristen vorgenommen werde. Dazu kommt noch ein Antrag von Prehn, die Landesversammlung solle ihre Zustimmung dazu ertheilen, daß wenn nicht bis zum Ablauf des Junimonats d. J. der Friedensschluß herbeigeführt, oder sonst Veranlassung zu einer ferneren Thätigkeit der gegenwärtigen Versammlung in Beziehung auf die schließliche Feststellung des Staatsgrundgesetzes gegeben sein sollte, die Wahlen zur ordentlichen Landesversammlung in der im Wahlgesetz verfügten Weise ausgeschrieben werden. (N. f. Pr.)Ludwigsburg, 24. April. Der König fand bei seiner Ankunft in Ludwigsburg die Haltung der Bürgerwehr so entschlossen für die deutsche Sache, und die des Militärs so lau für den Beruf der Leibwache, daß seine Erwartungen sehr herabgestimmt wurden. Man spricht sogar von einer schriftlichen Erklärung des Militärs, für die Reichsverfassung einstehen zu wollen (??) * Frankfurt, 25. April. Sitzung der Nationalversammlung. Simson eröffnet die Sitzung um 9 1/2 Uhr. Albert (Quedlinburg) interpellirt: welchen Erfolg die Sendung des Offiziers an die im Badischen aufgestellten (mürtembergischen) Reichtstruppen gehabt? Reichsminister Peucker: Derjenige Stabsoffizier, welcher zu der im badischen Oberlande im Reichsdienst anfgestellten würtembergischen Division entsendet worden ist, hat bei seiner Ankunft daselbst gefunden, daß auf Grund eines Befehls des Prinzen Friedrich von Würtemberg, welcher seither als Commandirender des 8. Armeecorps eine Zwischeninstanz zwischen der Centralgewalt, dem Prinzen Karl von Baiern, Oberbefehlshaber des 7. und 8. Armeecorps und der gedachten, zum 8. Armeecorps gehörenden Division bildete, die königlich würtembergische Brigade seit dem 18 d. Mts. ihre bisherigen Stellungen im badischen See- und Oberrheinkreise verlassen, eine Aufstellung längs der würtembergischen Gränze bezogen hatte, und daß derselben der Rückmarsch nach Würtemberg in Aussicht gestellt war. Der gedachte Stabsoffizier hat der ihm für einen solchen Fall ertheilten Instruktionen gemäß, dem königl. würtembergischen Befehlshaber jener Divisson die Aufforderung überbracht, die königlich würtembergische Brigade sofort in die den seitherigen Anordnungen der Centralgewalt entschrechenden und ohne deren Vorwissen verlassenen Stellungen zurückzuführen, da keine im Reichsdienste aufgestellte Truppe, ohne Vorwissen und Genehmigung der Centralgewalt, der ihr von Letzterer gegebenen Bestimmung eigenmächtig entzogen werden darf. Dieser Aufforderung ist von dem Divisions-Befehlshaber sogleich entsprochen worden, und wird die nähere Veranlassung zu jenem Befehlskonflikt durch weitere Verhandlungen aufgeklärt werden. An der Tagesordnung ist: Fortsetzung der Rebatte über den Kaiserausschuß-Bericht. Die zur Debatte eingezeichneten Redner: Eulmann, Brentono, Würth, Hoffbauer und Erbe verzichten aufs Wort, da wie ihre Erklärung ausführt, die Absicht der Mehrheit des Hauses eingestandener Maßen die Diskussion nur fortsetzen will, um für gewisse außerparlamentarische Aufklärungen vor der Abstimmung Zeit zu gewinnen. Sie halten es, fügen sie hinzu, unter allen Verhältnissen mit ihrer Stellung als Vertreter des Volkes unvereinbar, zu einem andern Zwecke, als zu ernstlicher Berathung und Aufklärung die Rednerbühne zu besteigen. Als erster Redner erhält Grävell das Wort. (Fudgé!) Ein Schlußantrag mehrerer Mitglieder der Linken wird verworfen. Der nächste eingeschriebene Redner, Schlöffel, äußert: M. H.! Ich hatte mich zum Worte gemeldet, um gegen sämmtliche Anträge Ihres Ausschusses, und für meinen eingebrachten Antrag zu sprechen. Nachdem gestern von dieser Stelle aus ganz unzweideutig erklärt worden ist, daß die heutige Diskussion nur zu dem Zwecke stattfindet, Zeit zu gewinnen, halte ich es für unwürdig, in dem eingelegten Zwischenakte der lächerlichen Ausschußposse zu fungiren. Der Präsident ruft ihn zur Ordnung. Schlöffel: Ich nehme den Ordnungsruf an und thue es um so lieber, weil ich hoffe, es werde die Zeit bald kommen, in welcher diese Versammlung anderweitig zur Ordnung gerufen wird. (Beifall links.) Herr Ehren-Mathy ist für einen von Schubert gestellten Verbesserungsantrag, der sogar das Erachten der Mehrheit des Kaiserausschusses Nr. 2 und 3 noch weiter abschwächt. Wir vergeuden nicht so weit Raum und Papier, um diesen Antrag herzusetzen. Leute wie Schubert, dürfen nur genannt werden, so kennt man auch im voraus, was von solchen Individuen kommen kann. Genug, Ehren-Mathy hat für den Schubert'schen Antrag, wie leicht erklärlich, eine unbändige Vorliebe. Daß er seinen salbungsvollen Qualm mit speichelleckerischer Lobeserhebung auf den reichsverwesten Johann schließt, finden wir bei Ehren-Mathy ganz in der Ordnung. Jetzt tritt Herr Reichensperger auf, im Interesse eines bundestäglichen Directoriums. Es gehört heute Muth und ein gesunder Magen dazu, um nicht aus der Paulskirche fortzulaufen oder dem gräßlichsten Katzenjammer zu unterliegen. Denn nach Reichensperger tritt der leipziger Literat, Biedermann, mit dessen Langweiligkeit man ganze Völkerstämme zur Verzweiflung und zum Selbstaufknüpfen treiben könnte, auf die Tribüne. Zum Glücke kommt jetzt, ehe Brutus-Bassermann sein staatsmännisches Wasser abschlägt, erheiternd und belehrend Hr. v. Baly als Redner dazwischen. Nicht mit Gold zu bezahlen: ein solcher Redner mit seiner Gramatik, Syntaxis, Gestikulation und übrigem Zubehör. Hr. Baly belehrt uns, daß „Se. Majestät der König von Preußen nicht habe ablehnen wollen und doch nicht habe annehmen können.“ Das preußische Volk hat keine Sympathie für das Erbkaiserthum. Denn es will „kein Kleindeutschland nicht!“ (Gelächter.) Er erklärt sich, als für den einzigen annehmbaren ehrlichen und möglichen Vorschlag ‒ für das Sondererachten der Hrn. Reichensperger und Detmold. Hüten sie sich, so endet er, für das „niemals!“ „Vor“ berichtigt lachend die Linke. Nach Brutus-Bassermann folgt Löwe von Kalbe: Ich bin der Ueberzeugung, daß wir sogleich handeln müssen. Sie haben die Macht nicht in Ihre Hände bekommen, weil Sie die Konflikte mit den Einzelregierungen vermieden haben. Hätten Sie hingegen z. B. den Malmöer Waffenstillstand verworfen, so wäre Wrangel in Schleswig geblieben und in Berlin und Wien hätte keine Contrerevolution stattgefunden. (Zustimmung von der Linken). Der Oktoberaufstand in Wien war keine deutsche Bewegung, sagen Sie. Ihre Politik wäre es gewesen, diesen Aufstand zu einer deutschen Bewegung zu machen und Sie würden Oesterreich damit erobert und behauptet haben. Löwe schließt sich dem Raveaux'schen Antrage an. Schluß der Debatte; nur für die 3 Berichterstatter des Ausschusses wird das Wort vorbehalten. Riehl legt seine Stelle als Schriftführer nieder. Daher wird auf die Tagesordnung für morgen die Wahl eines neuen Schriftführers gesetzt. Schluß der Sitzung. * Frankfurt, 25. April. Wie genau die preußische Diplomatie von den Plänen der übrigen Gottbegnadeten Deutschlands unterrichtet ist, bewies Camphausen, der früher, als das Ministerium Römer-Duvernoy in Stuttgart, wußte, daß der Schwabenkönig die Reichsverfassung und den Erbkaiser ablehnen würde. Camphausen soll Alles aufgeboten haben, um die Bevollmächtigten der bekannten 28 Landesväter und Zopfsenate zu bestimmen, daß sie sich an Preußen, auch ohne die Reichsverfassung, anschließen, also einen Sonderbund mit preußischer Spitze schließen. Seine Arbeit ist indeß vergeblich gewesen. Italien. * Folgendes ist die Note, welche der römische Minister des Auswärtigen im vorigen Monat den fremden Mächten zugehen ließ: „Die Verläumdungen, welche unaufhörlich verbreitet werden, um unsere Revolution in den Augen der Welt zu entehren, erfordern eine Entgegnung von uns. Wir werden die Sachen durch die gegenwärtige Note, durch ein kurzes Resumé der letzten glorreichen Ereignisse in der Geschichte Italiens, auf die Wahrheit zurückzuführen suchen. Unsere ehedem so glorreiche Nation hatte sich nach Jahrhunderderten unglücklicher Zerstückelung in Wiedergeburt erhoben, und kühn unter die Vorkämpfer einer neuen Aera gestellt, die sich der alten Welt eröffnet. Beseelt von einem einzigen Gedanken, dem Gedanken der Gerechtigkeit, Unabhängigkeit und Brüderlichkeit, stand sie in den Gefilden der Lombardei, um ihre Erlösung mit ihrem Blut zu besiegeln. Diese hochherzige Erhebung wurde bereits vom schönsten Erfolg gekrönt und die Zukunft eröffnete sich diesen 24 Millionen durch ein einziges Streben, eine einzige Hoffnung vereinigter Menschen in dem stolzesten Glanz, als diese Einigkeit plötzlich und gerade durch denjenigen gestört und vernichtet wurde, auf dessen Namen bis dahin die Unterdrückten gerade ihre meiste Hoffnung gesetzt hatten. „Am 29. April, als der Krieg, der uns unsere Unabhängigkeit kosten sollte, eben am Heftigsten fortgesetzt wurde, erging aus dem Vatican ein unseliges Anathema, welches bei den Gläubigen die Idee der Nationalität untergrub, und diesen heiß ersehnten, von dem Volk so lange in seinem tiefsten Innern genährten Krieg verdammte. Von diesem Tage an wurden die Feindseligkeiten zwischen dem Volk und den Fürsten unvermeidlich, und das Land, aufgefordert, zwischen dem Fürstenthum und der Sache Italiens zu wählen, schwankte keinen Augenblick sich italienisch zu erklären, und den offenen Kampf gegen Jeden aufzunehmen, welcher der Idee der Nationalität in irgend einer Weise entgegenzutreten versuchen sollte. „Sechs Monate verliefen so in einer finstern, verhängnißvollen, drohenden Opposition, und die Verwüstungen der Lombardei, welche zum größten Theil den Fehlern des Pabstthums zur Last kommen, erregten die Gemüther, und zeigten dem Volk, wie unvereinbar diese Institution mit der Ehre und dem Ruhm Italiens sei. Wir sprechen hier nur von der weltlichen Macht der Institution des Pabstthums; es ist der Landesherr, und nicht der erhabene Charakter des Kirchenfürsten, gegen den wir uns erheben. So kam der Monat November. Die lang und mühsam unterdrückte Entrüstung machte sich in einem plötzlichen Ausbruch Luft; das Volk erhob die Fahne der Insurrektion und verlangte Rechenschaft über das Blut, welches es für die italienische Unabhängigkeit vergossen, über die Leiden, welche es für seine heilige Sache erduldet, über die Zukunft, welche ihm ein wahnsinniges Wort zu verschließen gesucht hatte. Falsche Rathschläge verblendeten den Fürsten, welcher in dieser edlen und begeisterten Bewegung nur die Rebellion einiger Factieusen erblicken wollte, und Pius IX, antwortete auf den Ruf des Volkes: „Italien und Unabhängigkeit!“ mit seiner Zuflucht zu dem König von Neapel! „Diese Flucht war das zweite traurige Vergehen des Pabstes, aber die Langmuth des Volkes war noch nicht erschöpft. Das Volk fragte, ob ein konstitutioneller Fürst in dieser Weise seine Staaten verlassen dürfte, und es fand, daß die oktroyirte Konstitution in diesem Fall nur eine Lüge sei. Es fragte, wem der Fürst bei seiner Abreise die Ausübung seiner Pflichten und seiner Gewalt übertragen habe, und es fand nur ein Billet, ein simples Privatbillet, in welchem der Fürst für das apostolische Palais und das Leben seiner Diener bat. Das Erstaunen ging über das Mitleid, und doch wartete das Volk noch. Ja, das Volk wartete. Einige Tage später wurde in der That von Gaëta aus eine Regierungskommission ernannt. „Wir brauchen uns nicht mit dem Hinweis auf das Unkonstitutionelle aller dieser Akte aufzuhalten, denn, wir wiederholen es, die von dem Pabstthum uns oktroyirte Konstitution war nie etwas anderes, als eine Lüge, ein Fallstrick. „Die Kommission weigerte sich die ihr anvertraute Mission zu übernehmen, und das Land blieb ohne Regierung. Und doch war der Geist und der Charakter des Volkes so milde und nachsichtsvoll, daß die Anarchie, welche die falschen Rathgeber des Fürsten hervorzurufen suchten, um ihre alte, gestürzte Gewalt wieder zu erlangen, daß die Anarchie, sagen wir, keinen einzigen Augenblick Fuß faßte, und das Volk allein in seiner Hingebung bei diesem verhängnißvollen Drama fest blieb. „Unterdessen hatte die Deputirtenkammer gegen den Akt protestirt, welcher auf so unkonstitutionelle Weise eine Regierungskommission ernannte, gegen einen Akt, der von dem Augenblick den letzten Werth verlor, da ihn kein Minister kontrasignirte. Es wurde eine Deputation zu dem Pabst geschickt, zu welcher der hohe Rath und der Magistrat ihre Mitglieder sandten, und Rom harrte noch immer auf die Rückkehr des Fürsten zu nationalen, italienischen Gesinnungen. Aber diese Gesandtschaft wurde zurückgewiesen; eine Schranke hatte sich erhoben zwischen dem Volk und dem Fürsten. Die Geduld Roms war auf die letzte Probe gespannt; aber die natürliche Weisheit dieses Volkes wankte selbst in diesen letzten Proben nicht. Der Präsident der vom Pabst selbst ernannten Kommission, der Kardinal Castracana, entsandte in Rücksicht auf die Lage des Landes nochmals eine neue Gesandtschaft nach Gaëta; aber auch diese kehrte wie die früheren ohne Erfolge, ohne Audienz und ohne Antwort zurück. Das Land, welches demnach sich selbst überlassen sah, ernannte eine Staats-Junta, um den gänzlichen Verfall zu verhüten und der unvermeidlichen Anarchie vorzubeugen. Die Junta, welche sich in den Augen des Volkes nicht mit einem hinlänglich legalen Charakter bekleidet fand, berief die konstituirende Versammlung, welche allein den Mangel an Ordnung in der bis dahin regierenden Autorität ausfüllen konnte; aber der Pabst, welcher aus dem Lande geflohen war, ohne irgend eine Regierung zurückzulassen, welcher wußte, daß die von Gaeta aus ernannte Kommission sich niemals installirt hatte, ‒ der Pabst, sagen wir, antwortete auf diesen neuen Entschluß eines Volkes, welches mit allen Mitteln der muthwillig heraufbeschworenen Anarchie zu entgehen suchte, mit der Exkommunikation der Constituante, und dem Verbot an Alle, welche seine Kirchengewalt anerkennen wollten, an der Constituante Theil zu nehmen. Was bezweckte er wohl? oder vielmehr, was bezweckten die Rathgeber, die ihn umgaben? Wollte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar284_004" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="1604"/> werden. (In Berlin coursirt das Gerücht, das Franz- und Alexander-Regiment habe nach Oberschlesien Marschordre zu gewärtigen.)</p> <bibl>(N. D. Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar284_005" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 23. April.</head> <p>Jetzt kommt so manches zwischen Zelt- und Pallastwänden sorgfältig bewahrte Geheimniß zum Vorschein. So erfährt man von dem reumüthigen Uebertritt des ungarischen Generals K., der in den Reihen der Magyaren gefochten, während dessen Bruder unter den kaiserl. Fahnen diente. Er benutzt die erste Gelegenheit, sich denselben zu unterwerfen, begibt sich zu seinem Bruder, wird von diesem an den Feldmarschall gewiesen, der ihn mit offenen Armen empfängt und ihm ein Kommando zutheilt. Doch nach drei Tagen war General K. verschwunden und Roß und Reiter sah man niemals wieder, wohl aber gelang den Insurgenten bald darauf ein Ueberfall, der große Verluste an Mannschaft und Gepäck nach sich zog.</p> </div> <div xml:id="ar284_006_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatz (Aus Schleswig-Holstein), vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9. </bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Aus Schleswig-Holstein, 23. April.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar284_007" type="jArticle"> <head><bibl><author>X</author></bibl> Hamburg, 25. April.</head> <p>Ueber den Kampf, der in und bei <hi rendition="#g">Kolding</hi> durch die mit großer Uebermacht zurückkehrenden Dänen hervorgerufen worden, hat Bonin an die Statthalterschaft folgenden Bericht eingesandt:</p> <p>„Einer hohen Statthalterschaft verfehle ich nicht, die ganz ergebenste Anzeige zu machen, daß mich heute früh 8 Uhr die dänische Armee in einer Stärke von 18 Bataillonen, 3 Regimentern Cavallerie, einer zahlreichen Artillerie, unterstützt von einer Corvette und zwei Kanonenböten, im Fjord von Kolding in meiner Stellung bei Kolding angegriffen hat. Nach einem langen und blutigen Gefecht von 6 Stunden ist der Feind auf allen Punkten zurückgeschlagen worden. Kolding, was, zuerst als Brückenkopf betrachtet, von der Avantgarde nach rühmlichem Widerstande auf meinen Befehl geräumt, wurde später, als ich um 2 Uhr mit dem linken Flügel von Gielbolle mit der zweiten Brigade die Offensive ergriff, von der ersten Brigade mit Sturm wieder genommen. Ich verfolge den Feind in der Richtung auf Veile. Die Stadt Kolding ist fast niedergebrannt. Die Obersten Graf Baudissin und v. Sachau sind verwundet, glücklicher Weise nicht bedeutend. Der heutige beiderseitige Verlust beträgt wohl 1000 Mann an Todten und Verwundeten.</p> <p>Kolding, 23. April, 4 Uhr Nachmittags.</p> <p>(gez.) v. Bonin.</p> <p>Ich kann Ihnen noch melden, daß der dänische Ex-Minister <hi rendition="#g">Orla Lehmann</hi> in Kolding <hi rendition="#g">gefangen</hi> worden. Die Bewohner Koldings haben an dem Kampfe von den Dächern herab, aus den Fenstern und Thüren wüthenden Antheil genommen und den deutschen Truppen großen Schaden zugefügt.</p> </div> <div xml:id="ar284_008" type="jArticle"> <head><bibl><author>15</author></bibl> Schleswig-Holstein, 24. April.</head> <p>Unsere Quodlibet-Reichsarmee vermehrt sich von Tag zu Tag. Man erwartet sogar die kön. holländisch-limburgischen Truppen, damit auch diese unbewußterweise Theil an der schmachvollen Komödie nehmen, deren Hauptzweck doch immer der sein wird, die Schleswig-Holsteiner dafür zu züchtigen, daß sie sich einbildeten, eine Revolution gegen ihren „legitimen König und Herrn“ gemacht zu haben. Bonin spielt jedenfalls eine bedeutende Rolle in dieser Komödie, aber hinter den Coulissen, im Verein mit seinen Helfershelfern, den schwarzweißen Krautjunkern, jetzt herzogl. schleswig-holsteinischen Offizieren. Ich theile Ihnen heute abermals Einiges mit, das ein bedeutendes Licht auf die bisherigen Vorgänge wirft. Bonin, von dem Manteuffel-Brandenburgischen Kabinet aufmerksam gemacht, daß sich ein für die „Stützen des Thrones“ und der „bürgerlichen Gesellschaft“ gefährlicher Geist in der jungen schleswig-holsteinischen Armee kundgebe, bekam die Weisung, eine Proscriptionsliste in Betreff der gefährlichsten Subjekte anfertigen und den verschiedenen Korpskommandanten zusenden zu lassen. Diese Letzteren sollten dann unter irgend einem Vorwande darauf bringen, daß die Proscribirten entweder ihren Abschied nehmen, oder auch eingesteckt würden. Bonin leistete diesen Weisungen pünktlichen Gehorsam. Nach den angefertigten Listen waren nicht weniger als 600 Offiziere, Unteroffiziere und Gemeinen in der Armee, die man als ‒ gefährlich bezeichnete. Die schwarz-weißen Offiziere haben redlich ihre Pflicht erfüllt: es mußten eine Anzahl ins Zuchthaus wandern; eine noch größere Anzahl auf die Festung. Unter erstern waren Luttermersk und Rohwer die bekanntesten. Letztere hat die aufoktroyirte zweiköpfige Statthalterschaft bekanntlich bei ihrem Antritt der Leitung des schleswig-holsteinischen Unterthanenverstandes begnadigt ‒ zur Festungsstrafe. Luttermersk sitzt in dem Kerker auf der Festung Friedrichsort, in welchem Uwe Jens Lornsen lange Zeit geschmachtet, weil er sich die fürchterliche Frechheit herausnahm, den Schleswig-Holsteinern zu sagen, daß sie ein Recht auf Freiheit und menschliches Leben hätten. So sitzen jetzt noch in Rendsburg, allein vom 2. Jägerkorps, welches kürzlich, wie ich Ihnen schon berichtete, auf eine so hinterlistige Weise gegen die überlegene dänische Macht geschickt wurde, circa einige zwanzig wegen sogenannter Disziplinarvergehen; im Ganzen von allen Truppentheilen ungefähr 100. Daß Bonin auf eine ganz diktatorische Weise handelt, beweist sein Armeebefehl, den er kurz nach der Eckernförder Affaire erließ, in welchem es u. A. heißt: Ich ernenne den Hauptmann Jungmann zum Major, ich ernenne den Unteroffizier Stinde zum Feldwebel und so ähnlich. Daß übrigens Jungmann Major geworden, ist uns unbegreiflich; Jungmann mag ein tapferer Offizier sein, das Verdienst gebührt doch immer nur den in der Südbatterie beschäftigt gewesenen Kämpfern. Eines Zuges von Ausdauer und Todesverachtung müssen wir bei dieser Gelegenheit erwähnen. Ein Kanonier, Namens Klaussen, war mit bei dem Kampf in der Südbatterie, und wurde durch eine Schraube seiner Pickelhaube, welche von einem Stück einer Bombe abgerissen war, in den Kopf verwundet. Er wurde betäubt und sank zu Boden, raffte sich aber bald auf und schleppte sich in das bei der Batterie befindliche Blockhaus. Hier wurde er nothdürftig verbunden (von einem Kameraden, denn ein Arzt war nicht da) und ging dann wieder nach seiner Kanone. Die Verwundung verursachte ihm aber so viel Schmerz, daß er mit dem Laden wieder aufhören mußte. Da er nur hinderlich in der Batterie sein, und auch noch bedeutender verwundet werden konnte, so entschloß er sich, nach Eckernförde zu seiner Frau zu gehen. Gehen konnte er nicht, er mußte auf Händen und Füßen in einem Graben entlang kriechen, während das Linienschiff fortwährend ganze Lagen abbrannte, so daß bald dicht vor, bald hinter ihm eine Kugel in die Erde schlug. Er kam glücklich nach Eckernförde, wo ihm seine Frau das Stück der Schraube aus der Wunde nahm und sorgfältiger verband. Klaussen aber, nachdem er Linderung fühlte, und obgleich ein Kind von ihm getauft werden sollte, ließ sich dadurch nicht abhalten und machte den Weg nochmals nach der Schanze retour, ohne anderweitig verwundet zu werden, um seinen Kameraden zu helfen. Ein solcher Mann, wie dieser Klaussen, beschämt doch bei weitem den Hauptmann Jungmann, der, wie schon bemerkt, ein tüchtiger Offizier sein mag, aber doch nur dafür belohnt wird, daß die Besatzung der Südbatterie und später auch der Nassauer-Batterie so brav geschlagen hat.</p> <p>Ueber die Einnahme und das Gefecht von Kolding geht so eben von befreundeter Hand ein detaillirter Bericht ein. Der Verfasser desselben, ein Jäger des zweiten Jägerkorps, erklärt darin, daß er in hohem Grade gegen die ganze Kriegsführung Mißtrauen hege. Morgen theile ich Einiges aus dem Briefe mit.</p> <p>Von anderer Seite geht uns so eben noch eine Mittheilung als Gerücht zu, daß im Norden ein bedeutendes Gefecht oder eine Schlacht vorgefallen, in der <hi rendition="#g">die deutschen Truppen geschlagen seien.</hi> Wir wollen dies aber in keiner Weise verbürgen.</p> </div> <div xml:id="ar284_009" type="jArticle"> <head>Schleswig, 21. April.</head> <p>Soeben ist der Bericht des über die Auflösungsfrage niedergesetzten Ausschusses erschienen. Die Majorität (Neergaard, Olshausen, Kamphövener) beantragt: 1). der Statthalterschaft die Ansicht auszusprechen, daß die konstituirende Versammlung nicht ohne ihre eigene Einwilligung durch die erste ordentliche Landesversammlung werde ersetzt werden dürfen; 2) daß die Landesversammlung, obwohl sie nicht verkenne, daß Gründe vorhanden seien, welche eine baldige Vornahme der Wahlen zu der ersten ordentlichen Landesversammlung und die Auflösung der konstituirenden Versammlung wünschenswerth machten, dennoch in Erwägung, daß die Versammlung ihre Aufgabe noch nicht für gelöst erachten könne, und in Erwägung, daß der gegenwärtige Zeitpunkt, in welchem die Zukunft des Landes noch ungesichert und ungewiß ist, nicht geeignet erscheine, eine Entschließung über die Dauer der konstitutionellen Versammlung zu fassen, ‒ sich gegenwärtig für die Veranstaltung neuer Wahlen noch nicht erklären könne. Der Minoritäts-Antrag von Lüders stellt anheim: „Die konstituirende Landesversammlung wolle sich mit dem Schreiben der Statthalterschaft vom 3. April d. J. einverstanden erklären, und sich dahin aussprechen, wie es zu wünschen sei, daß die Wahl und Zusammenberufung der ersten ordentlichen Landesversammlung möglichst bald und unter Innehaltung der im Staatsgrundgesetz angegebenen Fristen vorgenommen werde. Dazu kommt noch ein Antrag von Prehn, die Landesversammlung solle ihre Zustimmung dazu ertheilen, daß wenn nicht bis zum Ablauf des Junimonats d. J. der Friedensschluß herbeigeführt, oder sonst Veranlassung zu einer ferneren Thätigkeit der gegenwärtigen Versammlung in Beziehung auf die schließliche Feststellung des Staatsgrundgesetzes gegeben sein sollte, die Wahlen zur ordentlichen Landesversammlung in der im Wahlgesetz verfügten Weise ausgeschrieben werden.</p> <bibl>(N. f. Pr.)</bibl> </div> <div xml:id="ar284_010" type="jArticle"> <head>Ludwigsburg, 24. April.</head> <p>Der König fand bei seiner Ankunft in Ludwigsburg die Haltung der Bürgerwehr so entschlossen für die deutsche Sache, und die des Militärs so lau für den Beruf der Leibwache, daß seine Erwartungen sehr herabgestimmt wurden. Man spricht sogar von einer schriftlichen Erklärung des Militärs, für die Reichsverfassung einstehen zu wollen (??)</p> </div> <div xml:id="ar284_011" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Frankfurt, 25. April.</head> <p>Sitzung der Nationalversammlung.</p> <p><hi rendition="#g">Simson</hi> eröffnet die Sitzung um 9 1/2 Uhr.</p> <p><hi rendition="#g">Albert</hi> (Quedlinburg) interpellirt: welchen Erfolg die Sendung des Offiziers an die im Badischen aufgestellten (mürtembergischen) Reichtstruppen gehabt?</p> <p>Reichsminister <hi rendition="#g">Peucker:</hi> Derjenige Stabsoffizier, welcher zu der im badischen Oberlande im Reichsdienst anfgestellten würtembergischen Division entsendet worden ist, hat bei seiner Ankunft daselbst gefunden, daß auf Grund eines Befehls des Prinzen Friedrich von Würtemberg, welcher seither als Commandirender des 8. Armeecorps eine Zwischeninstanz zwischen der Centralgewalt, dem Prinzen Karl von Baiern, Oberbefehlshaber des 7. und 8. Armeecorps und der gedachten, zum 8. Armeecorps gehörenden Division bildete, die königlich würtembergische Brigade seit dem 18 d. Mts. ihre bisherigen Stellungen im badischen See- und Oberrheinkreise verlassen, eine Aufstellung längs der würtembergischen Gränze bezogen hatte, und daß derselben der Rückmarsch nach Würtemberg in Aussicht gestellt war. Der gedachte Stabsoffizier hat der ihm für einen solchen Fall ertheilten Instruktionen gemäß, dem königl. würtembergischen Befehlshaber jener Divisson die Aufforderung überbracht, die königlich würtembergische Brigade sofort in die den seitherigen Anordnungen der Centralgewalt entschrechenden und ohne deren Vorwissen verlassenen Stellungen zurückzuführen, da keine im Reichsdienste aufgestellte Truppe, ohne Vorwissen und Genehmigung der Centralgewalt, der ihr von Letzterer gegebenen Bestimmung eigenmächtig entzogen werden darf. Dieser Aufforderung ist von dem Divisions-Befehlshaber sogleich entsprochen worden, und wird die nähere Veranlassung zu jenem Befehlskonflikt durch weitere Verhandlungen aufgeklärt werden.</p> <p>An der Tagesordnung ist: Fortsetzung der Rebatte über den Kaiserausschuß-Bericht.</p> <p>Die zur Debatte eingezeichneten Redner: Eulmann, Brentono, Würth, Hoffbauer und Erbe verzichten aufs Wort, da wie ihre Erklärung ausführt, die Absicht der Mehrheit des Hauses eingestandener Maßen die Diskussion nur fortsetzen will, um für gewisse außerparlamentarische Aufklärungen vor der Abstimmung Zeit zu gewinnen.</p> <p>Sie halten es, fügen sie hinzu, unter allen Verhältnissen mit ihrer Stellung als Vertreter des Volkes unvereinbar, zu einem andern Zwecke, als zu ernstlicher Berathung und Aufklärung die Rednerbühne zu besteigen.</p> <p>Als erster Redner erhält <hi rendition="#g">Grävell</hi> das Wort. (Fudgé!)</p> <p>Ein Schlußantrag mehrerer Mitglieder der Linken wird verworfen.</p> <p>Der nächste eingeschriebene Redner, <hi rendition="#g">Schlöffel,</hi> äußert: M. H.! Ich hatte mich zum Worte gemeldet, um gegen sämmtliche Anträge Ihres Ausschusses, und für meinen eingebrachten Antrag zu sprechen. Nachdem gestern von dieser Stelle aus ganz unzweideutig erklärt worden ist, daß die heutige Diskussion nur zu dem Zwecke stattfindet, Zeit zu gewinnen, halte ich es für unwürdig, in dem eingelegten Zwischenakte der lächerlichen Ausschußposse zu fungiren.</p> <p>Der Präsident ruft ihn zur Ordnung.</p> <p><hi rendition="#g">Schlöffel:</hi> Ich nehme den Ordnungsruf an und thue es um so lieber, weil ich hoffe, es werde die Zeit bald kommen, in welcher diese Versammlung anderweitig zur Ordnung gerufen wird. (Beifall links.)</p> <p>Herr Ehren-Mathy ist für einen von Schubert gestellten Verbesserungsantrag, der sogar das Erachten der Mehrheit des Kaiserausschusses Nr. 2 und 3 noch weiter abschwächt. Wir vergeuden nicht so weit Raum und Papier, um diesen Antrag herzusetzen. Leute wie Schubert, dürfen nur genannt werden, so kennt man auch im voraus, was von solchen Individuen kommen kann. Genug, Ehren-Mathy hat für den Schubert'schen Antrag, wie leicht erklärlich, eine unbändige Vorliebe. Daß er seinen salbungsvollen Qualm mit speichelleckerischer Lobeserhebung auf den reichsverwesten Johann schließt, finden wir bei Ehren-Mathy ganz in der Ordnung.</p> <p>Jetzt tritt Herr Reichensperger auf, im Interesse eines bundestäglichen Directoriums. Es gehört heute Muth und ein gesunder Magen dazu, um nicht aus der Paulskirche fortzulaufen oder dem gräßlichsten Katzenjammer zu unterliegen. Denn nach Reichensperger tritt der leipziger Literat, Biedermann, mit dessen Langweiligkeit man ganze Völkerstämme zur Verzweiflung und zum Selbstaufknüpfen treiben könnte, auf die Tribüne.</p> <p>Zum Glücke kommt jetzt, ehe Brutus-Bassermann sein staatsmännisches Wasser abschlägt, erheiternd und belehrend Hr. v. Baly als Redner dazwischen.</p> <p>Nicht mit Gold zu bezahlen: ein solcher Redner mit seiner Gramatik, Syntaxis, Gestikulation und übrigem Zubehör.</p> <p>Hr. <hi rendition="#g">Baly</hi> belehrt uns, daß „Se. Majestät der König von Preußen nicht habe ablehnen wollen und doch nicht habe annehmen können.“ Das preußische Volk hat keine Sympathie für das Erbkaiserthum. Denn es will „kein Kleindeutschland <hi rendition="#g">nicht!</hi>“ (Gelächter.) Er erklärt sich, als für den einzigen annehmbaren ehrlichen und möglichen Vorschlag ‒ für das Sondererachten der Hrn. Reichensperger und Detmold. Hüten sie sich, so endet er, <hi rendition="#g">für</hi> das „niemals!“ „Vor“ berichtigt lachend die Linke.</p> <p>Nach Brutus-Bassermann folgt <hi rendition="#g">Löwe</hi> von Kalbe: Ich bin der Ueberzeugung, daß wir sogleich handeln müssen. Sie haben die Macht nicht in Ihre Hände bekommen, weil Sie die Konflikte mit den Einzelregierungen vermieden haben. Hätten Sie hingegen z. B. den Malmöer Waffenstillstand verworfen, so wäre Wrangel in Schleswig geblieben und in Berlin und Wien hätte keine Contrerevolution stattgefunden. (Zustimmung von der Linken). Der Oktoberaufstand in Wien war keine deutsche Bewegung, sagen Sie. Ihre Politik wäre es gewesen, diesen Aufstand zu einer deutschen Bewegung zu machen und Sie würden Oesterreich damit erobert und behauptet haben.</p> <p>Löwe schließt sich dem Raveaux'schen Antrage an.</p> <p>Schluß der Debatte; nur für die 3 Berichterstatter des Ausschusses wird das Wort vorbehalten.</p> <p>Riehl legt seine Stelle als Schriftführer nieder. Daher wird auf die Tagesordnung für morgen die Wahl eines neuen Schriftführers gesetzt.</p> <p>Schluß der Sitzung.</p> </div> <div xml:id="ar284_012" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Frankfurt, 25. April.</head> <p>Wie genau die preußische Diplomatie von den Plänen der übrigen Gottbegnadeten Deutschlands unterrichtet ist, bewies Camphausen, der früher, als das Ministerium Römer-Duvernoy in Stuttgart, wußte, daß der Schwabenkönig die Reichsverfassung und den Erbkaiser ablehnen würde. Camphausen soll Alles aufgeboten haben, um die Bevollmächtigten der bekannten 28 Landesväter und Zopfsenate zu bestimmen, daß sie sich an Preußen, auch ohne die Reichsverfassung, anschließen, also einen Sonderbund mit preußischer Spitze schließen. Seine Arbeit ist indeß vergeblich gewesen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar284_013" type="jArticle"> <p><bibl><author>*</author></bibl> Folgendes ist die Note, welche der römische Minister des Auswärtigen im vorigen Monat den fremden Mächten zugehen ließ:</p> <p>„Die Verläumdungen, welche unaufhörlich verbreitet werden, um unsere Revolution in den Augen der Welt zu entehren, erfordern eine Entgegnung von uns. Wir werden die Sachen durch die gegenwärtige Note, durch ein kurzes Resumé der letzten glorreichen Ereignisse in der Geschichte Italiens, auf die Wahrheit zurückzuführen suchen.</p> <p>Unsere ehedem so glorreiche Nation hatte sich nach Jahrhunderderten unglücklicher Zerstückelung in Wiedergeburt erhoben, und kühn unter die Vorkämpfer einer neuen Aera gestellt, die sich der alten Welt eröffnet. Beseelt von einem einzigen Gedanken, dem Gedanken der Gerechtigkeit, Unabhängigkeit und Brüderlichkeit, stand sie in den Gefilden der Lombardei, um ihre Erlösung mit ihrem Blut zu besiegeln. Diese hochherzige Erhebung wurde bereits vom schönsten Erfolg gekrönt und die Zukunft eröffnete sich diesen 24 Millionen durch ein einziges Streben, eine einzige Hoffnung vereinigter Menschen in dem stolzesten Glanz, als diese Einigkeit plötzlich und gerade durch denjenigen gestört und vernichtet wurde, auf dessen Namen bis dahin die Unterdrückten gerade ihre meiste Hoffnung gesetzt hatten.</p> <p>„Am 29. April, als der Krieg, der uns unsere Unabhängigkeit kosten sollte, eben am Heftigsten fortgesetzt wurde, erging aus dem Vatican ein unseliges Anathema, welches bei den Gläubigen die Idee der Nationalität untergrub, und diesen heiß ersehnten, von dem Volk so lange in seinem tiefsten Innern genährten Krieg verdammte. Von diesem Tage an wurden die Feindseligkeiten zwischen dem Volk und den Fürsten unvermeidlich, und das Land, aufgefordert, zwischen dem Fürstenthum und der Sache Italiens zu wählen, schwankte keinen Augenblick sich italienisch zu erklären, und den offenen Kampf gegen Jeden aufzunehmen, welcher der Idee der Nationalität in irgend einer Weise entgegenzutreten versuchen sollte.</p> <p>„Sechs Monate verliefen so in einer finstern, verhängnißvollen, drohenden Opposition, und die Verwüstungen der Lombardei, welche zum größten Theil den Fehlern des Pabstthums zur Last kommen, erregten die Gemüther, und zeigten dem Volk, wie unvereinbar diese Institution mit der Ehre und dem Ruhm Italiens sei. Wir sprechen hier nur von der weltlichen Macht der Institution des Pabstthums; es ist der Landesherr, und nicht der erhabene Charakter des Kirchenfürsten, gegen den wir uns erheben. So kam der Monat November. Die lang und mühsam unterdrückte Entrüstung machte sich in einem plötzlichen Ausbruch Luft; das Volk erhob die Fahne der Insurrektion und verlangte Rechenschaft über das Blut, welches es für die italienische Unabhängigkeit vergossen, über die Leiden, welche es für seine heilige Sache erduldet, über die Zukunft, welche ihm ein wahnsinniges Wort zu verschließen gesucht hatte. Falsche Rathschläge verblendeten den Fürsten, welcher in dieser edlen und begeisterten Bewegung nur die Rebellion einiger Factieusen erblicken wollte, und Pius IX, antwortete auf den Ruf des Volkes: „Italien und Unabhängigkeit!“ mit seiner Zuflucht zu dem König von Neapel!</p> <p>„Diese Flucht war das zweite traurige Vergehen des Pabstes, aber die Langmuth des Volkes war noch nicht erschöpft. Das Volk fragte, ob ein konstitutioneller Fürst in dieser Weise seine Staaten verlassen dürfte, und es fand, daß die oktroyirte Konstitution in diesem Fall nur eine Lüge sei. Es fragte, wem der Fürst bei seiner Abreise die Ausübung seiner Pflichten und seiner Gewalt übertragen habe, und es fand nur ein Billet, ein simples Privatbillet, in welchem der Fürst für das apostolische Palais und das Leben seiner Diener bat. Das Erstaunen ging über das Mitleid, und doch wartete das Volk noch. Ja, das Volk wartete. Einige Tage später wurde in der That von Gaëta aus eine Regierungskommission ernannt.</p> <p>„Wir brauchen uns nicht mit dem Hinweis auf das Unkonstitutionelle aller dieser Akte aufzuhalten, denn, wir wiederholen es, die von dem Pabstthum uns oktroyirte Konstitution war nie etwas anderes, als eine Lüge, ein Fallstrick.</p> <p>„Die Kommission weigerte sich die ihr anvertraute Mission zu übernehmen, und das Land blieb ohne Regierung. Und doch war der Geist und der Charakter des Volkes so milde und nachsichtsvoll, daß die Anarchie, welche die falschen Rathgeber des Fürsten hervorzurufen suchten, um ihre alte, gestürzte Gewalt wieder zu erlangen, daß die Anarchie, sagen wir, keinen einzigen Augenblick Fuß faßte, und das Volk allein in seiner Hingebung bei diesem verhängnißvollen Drama fest blieb.</p> <p>„Unterdessen hatte die Deputirtenkammer gegen den Akt protestirt, welcher auf so unkonstitutionelle Weise eine Regierungskommission ernannte, gegen einen Akt, der von dem Augenblick den letzten Werth verlor, da ihn kein Minister kontrasignirte. Es wurde eine Deputation zu dem Pabst geschickt, zu welcher der hohe Rath und der Magistrat ihre Mitglieder sandten, und Rom harrte noch immer auf die Rückkehr des Fürsten zu nationalen, italienischen Gesinnungen.</p> <p>Aber diese Gesandtschaft wurde zurückgewiesen; eine Schranke hatte sich erhoben zwischen dem Volk und dem Fürsten. Die Geduld Roms war auf die letzte Probe gespannt; aber die natürliche Weisheit dieses Volkes wankte selbst in diesen letzten Proben nicht. Der Präsident der vom Pabst selbst ernannten Kommission, der Kardinal Castracana, entsandte in Rücksicht auf die Lage des Landes nochmals eine neue Gesandtschaft nach Gaëta; aber auch diese kehrte wie die früheren ohne Erfolge, ohne Audienz und ohne Antwort zurück.</p> <p>Das Land, welches demnach sich selbst überlassen sah, ernannte eine Staats-Junta, um den gänzlichen Verfall zu verhüten und der unvermeidlichen Anarchie vorzubeugen. Die Junta, welche sich in den Augen des Volkes nicht mit einem hinlänglich legalen Charakter bekleidet fand, berief die konstituirende Versammlung, welche allein den Mangel an Ordnung in der bis dahin regierenden Autorität ausfüllen konnte; aber der Pabst, welcher aus dem Lande geflohen war, ohne irgend eine Regierung zurückzulassen, welcher wußte, daß die von Gaeta aus ernannte Kommission sich niemals installirt hatte, ‒ der Pabst, sagen wir, antwortete auf diesen neuen Entschluß eines Volkes, welches mit allen Mitteln der muthwillig heraufbeschworenen Anarchie zu entgehen suchte, mit der Exkommunikation der Constituante, und dem Verbot an Alle, welche seine Kirchengewalt anerkennen wollten, an der Constituante Theil zu nehmen. Was bezweckte er wohl? oder vielmehr, was bezweckten die Rathgeber, die ihn umgaben? Wollte </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1604/0002]
werden. (In Berlin coursirt das Gerücht, das Franz- und Alexander-Regiment habe nach Oberschlesien Marschordre zu gewärtigen.)
(N. D. Z.) * Wien, 23. April. Jetzt kommt so manches zwischen Zelt- und Pallastwänden sorgfältig bewahrte Geheimniß zum Vorschein. So erfährt man von dem reumüthigen Uebertritt des ungarischen Generals K., der in den Reihen der Magyaren gefochten, während dessen Bruder unter den kaiserl. Fahnen diente. Er benutzt die erste Gelegenheit, sich denselben zu unterwerfen, begibt sich zu seinem Bruder, wird von diesem an den Feldmarschall gewiesen, der ihn mit offenen Armen empfängt und ihm ein Kommando zutheilt. Doch nach drei Tagen war General K. verschwunden und Roß und Reiter sah man niemals wieder, wohl aber gelang den Insurgenten bald darauf ein Ueberfall, der große Verluste an Mannschaft und Gepäck nach sich zog.
* Aus Schleswig-Holstein, 23. April. _ X Hamburg, 25. April. Ueber den Kampf, der in und bei Kolding durch die mit großer Uebermacht zurückkehrenden Dänen hervorgerufen worden, hat Bonin an die Statthalterschaft folgenden Bericht eingesandt:
„Einer hohen Statthalterschaft verfehle ich nicht, die ganz ergebenste Anzeige zu machen, daß mich heute früh 8 Uhr die dänische Armee in einer Stärke von 18 Bataillonen, 3 Regimentern Cavallerie, einer zahlreichen Artillerie, unterstützt von einer Corvette und zwei Kanonenböten, im Fjord von Kolding in meiner Stellung bei Kolding angegriffen hat. Nach einem langen und blutigen Gefecht von 6 Stunden ist der Feind auf allen Punkten zurückgeschlagen worden. Kolding, was, zuerst als Brückenkopf betrachtet, von der Avantgarde nach rühmlichem Widerstande auf meinen Befehl geräumt, wurde später, als ich um 2 Uhr mit dem linken Flügel von Gielbolle mit der zweiten Brigade die Offensive ergriff, von der ersten Brigade mit Sturm wieder genommen. Ich verfolge den Feind in der Richtung auf Veile. Die Stadt Kolding ist fast niedergebrannt. Die Obersten Graf Baudissin und v. Sachau sind verwundet, glücklicher Weise nicht bedeutend. Der heutige beiderseitige Verlust beträgt wohl 1000 Mann an Todten und Verwundeten.
Kolding, 23. April, 4 Uhr Nachmittags.
(gez.) v. Bonin.
Ich kann Ihnen noch melden, daß der dänische Ex-Minister Orla Lehmann in Kolding gefangen worden. Die Bewohner Koldings haben an dem Kampfe von den Dächern herab, aus den Fenstern und Thüren wüthenden Antheil genommen und den deutschen Truppen großen Schaden zugefügt.
15 Schleswig-Holstein, 24. April. Unsere Quodlibet-Reichsarmee vermehrt sich von Tag zu Tag. Man erwartet sogar die kön. holländisch-limburgischen Truppen, damit auch diese unbewußterweise Theil an der schmachvollen Komödie nehmen, deren Hauptzweck doch immer der sein wird, die Schleswig-Holsteiner dafür zu züchtigen, daß sie sich einbildeten, eine Revolution gegen ihren „legitimen König und Herrn“ gemacht zu haben. Bonin spielt jedenfalls eine bedeutende Rolle in dieser Komödie, aber hinter den Coulissen, im Verein mit seinen Helfershelfern, den schwarzweißen Krautjunkern, jetzt herzogl. schleswig-holsteinischen Offizieren. Ich theile Ihnen heute abermals Einiges mit, das ein bedeutendes Licht auf die bisherigen Vorgänge wirft. Bonin, von dem Manteuffel-Brandenburgischen Kabinet aufmerksam gemacht, daß sich ein für die „Stützen des Thrones“ und der „bürgerlichen Gesellschaft“ gefährlicher Geist in der jungen schleswig-holsteinischen Armee kundgebe, bekam die Weisung, eine Proscriptionsliste in Betreff der gefährlichsten Subjekte anfertigen und den verschiedenen Korpskommandanten zusenden zu lassen. Diese Letzteren sollten dann unter irgend einem Vorwande darauf bringen, daß die Proscribirten entweder ihren Abschied nehmen, oder auch eingesteckt würden. Bonin leistete diesen Weisungen pünktlichen Gehorsam. Nach den angefertigten Listen waren nicht weniger als 600 Offiziere, Unteroffiziere und Gemeinen in der Armee, die man als ‒ gefährlich bezeichnete. Die schwarz-weißen Offiziere haben redlich ihre Pflicht erfüllt: es mußten eine Anzahl ins Zuchthaus wandern; eine noch größere Anzahl auf die Festung. Unter erstern waren Luttermersk und Rohwer die bekanntesten. Letztere hat die aufoktroyirte zweiköpfige Statthalterschaft bekanntlich bei ihrem Antritt der Leitung des schleswig-holsteinischen Unterthanenverstandes begnadigt ‒ zur Festungsstrafe. Luttermersk sitzt in dem Kerker auf der Festung Friedrichsort, in welchem Uwe Jens Lornsen lange Zeit geschmachtet, weil er sich die fürchterliche Frechheit herausnahm, den Schleswig-Holsteinern zu sagen, daß sie ein Recht auf Freiheit und menschliches Leben hätten. So sitzen jetzt noch in Rendsburg, allein vom 2. Jägerkorps, welches kürzlich, wie ich Ihnen schon berichtete, auf eine so hinterlistige Weise gegen die überlegene dänische Macht geschickt wurde, circa einige zwanzig wegen sogenannter Disziplinarvergehen; im Ganzen von allen Truppentheilen ungefähr 100. Daß Bonin auf eine ganz diktatorische Weise handelt, beweist sein Armeebefehl, den er kurz nach der Eckernförder Affaire erließ, in welchem es u. A. heißt: Ich ernenne den Hauptmann Jungmann zum Major, ich ernenne den Unteroffizier Stinde zum Feldwebel und so ähnlich. Daß übrigens Jungmann Major geworden, ist uns unbegreiflich; Jungmann mag ein tapferer Offizier sein, das Verdienst gebührt doch immer nur den in der Südbatterie beschäftigt gewesenen Kämpfern. Eines Zuges von Ausdauer und Todesverachtung müssen wir bei dieser Gelegenheit erwähnen. Ein Kanonier, Namens Klaussen, war mit bei dem Kampf in der Südbatterie, und wurde durch eine Schraube seiner Pickelhaube, welche von einem Stück einer Bombe abgerissen war, in den Kopf verwundet. Er wurde betäubt und sank zu Boden, raffte sich aber bald auf und schleppte sich in das bei der Batterie befindliche Blockhaus. Hier wurde er nothdürftig verbunden (von einem Kameraden, denn ein Arzt war nicht da) und ging dann wieder nach seiner Kanone. Die Verwundung verursachte ihm aber so viel Schmerz, daß er mit dem Laden wieder aufhören mußte. Da er nur hinderlich in der Batterie sein, und auch noch bedeutender verwundet werden konnte, so entschloß er sich, nach Eckernförde zu seiner Frau zu gehen. Gehen konnte er nicht, er mußte auf Händen und Füßen in einem Graben entlang kriechen, während das Linienschiff fortwährend ganze Lagen abbrannte, so daß bald dicht vor, bald hinter ihm eine Kugel in die Erde schlug. Er kam glücklich nach Eckernförde, wo ihm seine Frau das Stück der Schraube aus der Wunde nahm und sorgfältiger verband. Klaussen aber, nachdem er Linderung fühlte, und obgleich ein Kind von ihm getauft werden sollte, ließ sich dadurch nicht abhalten und machte den Weg nochmals nach der Schanze retour, ohne anderweitig verwundet zu werden, um seinen Kameraden zu helfen. Ein solcher Mann, wie dieser Klaussen, beschämt doch bei weitem den Hauptmann Jungmann, der, wie schon bemerkt, ein tüchtiger Offizier sein mag, aber doch nur dafür belohnt wird, daß die Besatzung der Südbatterie und später auch der Nassauer-Batterie so brav geschlagen hat.
Ueber die Einnahme und das Gefecht von Kolding geht so eben von befreundeter Hand ein detaillirter Bericht ein. Der Verfasser desselben, ein Jäger des zweiten Jägerkorps, erklärt darin, daß er in hohem Grade gegen die ganze Kriegsführung Mißtrauen hege. Morgen theile ich Einiges aus dem Briefe mit.
Von anderer Seite geht uns so eben noch eine Mittheilung als Gerücht zu, daß im Norden ein bedeutendes Gefecht oder eine Schlacht vorgefallen, in der die deutschen Truppen geschlagen seien. Wir wollen dies aber in keiner Weise verbürgen.
Schleswig, 21. April. Soeben ist der Bericht des über die Auflösungsfrage niedergesetzten Ausschusses erschienen. Die Majorität (Neergaard, Olshausen, Kamphövener) beantragt: 1). der Statthalterschaft die Ansicht auszusprechen, daß die konstituirende Versammlung nicht ohne ihre eigene Einwilligung durch die erste ordentliche Landesversammlung werde ersetzt werden dürfen; 2) daß die Landesversammlung, obwohl sie nicht verkenne, daß Gründe vorhanden seien, welche eine baldige Vornahme der Wahlen zu der ersten ordentlichen Landesversammlung und die Auflösung der konstituirenden Versammlung wünschenswerth machten, dennoch in Erwägung, daß die Versammlung ihre Aufgabe noch nicht für gelöst erachten könne, und in Erwägung, daß der gegenwärtige Zeitpunkt, in welchem die Zukunft des Landes noch ungesichert und ungewiß ist, nicht geeignet erscheine, eine Entschließung über die Dauer der konstitutionellen Versammlung zu fassen, ‒ sich gegenwärtig für die Veranstaltung neuer Wahlen noch nicht erklären könne. Der Minoritäts-Antrag von Lüders stellt anheim: „Die konstituirende Landesversammlung wolle sich mit dem Schreiben der Statthalterschaft vom 3. April d. J. einverstanden erklären, und sich dahin aussprechen, wie es zu wünschen sei, daß die Wahl und Zusammenberufung der ersten ordentlichen Landesversammlung möglichst bald und unter Innehaltung der im Staatsgrundgesetz angegebenen Fristen vorgenommen werde. Dazu kommt noch ein Antrag von Prehn, die Landesversammlung solle ihre Zustimmung dazu ertheilen, daß wenn nicht bis zum Ablauf des Junimonats d. J. der Friedensschluß herbeigeführt, oder sonst Veranlassung zu einer ferneren Thätigkeit der gegenwärtigen Versammlung in Beziehung auf die schließliche Feststellung des Staatsgrundgesetzes gegeben sein sollte, die Wahlen zur ordentlichen Landesversammlung in der im Wahlgesetz verfügten Weise ausgeschrieben werden.
(N. f. Pr.) Ludwigsburg, 24. April. Der König fand bei seiner Ankunft in Ludwigsburg die Haltung der Bürgerwehr so entschlossen für die deutsche Sache, und die des Militärs so lau für den Beruf der Leibwache, daß seine Erwartungen sehr herabgestimmt wurden. Man spricht sogar von einer schriftlichen Erklärung des Militärs, für die Reichsverfassung einstehen zu wollen (??)
* Frankfurt, 25. April. Sitzung der Nationalversammlung.
Simson eröffnet die Sitzung um 9 1/2 Uhr.
Albert (Quedlinburg) interpellirt: welchen Erfolg die Sendung des Offiziers an die im Badischen aufgestellten (mürtembergischen) Reichtstruppen gehabt?
Reichsminister Peucker: Derjenige Stabsoffizier, welcher zu der im badischen Oberlande im Reichsdienst anfgestellten würtembergischen Division entsendet worden ist, hat bei seiner Ankunft daselbst gefunden, daß auf Grund eines Befehls des Prinzen Friedrich von Würtemberg, welcher seither als Commandirender des 8. Armeecorps eine Zwischeninstanz zwischen der Centralgewalt, dem Prinzen Karl von Baiern, Oberbefehlshaber des 7. und 8. Armeecorps und der gedachten, zum 8. Armeecorps gehörenden Division bildete, die königlich würtembergische Brigade seit dem 18 d. Mts. ihre bisherigen Stellungen im badischen See- und Oberrheinkreise verlassen, eine Aufstellung längs der würtembergischen Gränze bezogen hatte, und daß derselben der Rückmarsch nach Würtemberg in Aussicht gestellt war. Der gedachte Stabsoffizier hat der ihm für einen solchen Fall ertheilten Instruktionen gemäß, dem königl. würtembergischen Befehlshaber jener Divisson die Aufforderung überbracht, die königlich würtembergische Brigade sofort in die den seitherigen Anordnungen der Centralgewalt entschrechenden und ohne deren Vorwissen verlassenen Stellungen zurückzuführen, da keine im Reichsdienste aufgestellte Truppe, ohne Vorwissen und Genehmigung der Centralgewalt, der ihr von Letzterer gegebenen Bestimmung eigenmächtig entzogen werden darf. Dieser Aufforderung ist von dem Divisions-Befehlshaber sogleich entsprochen worden, und wird die nähere Veranlassung zu jenem Befehlskonflikt durch weitere Verhandlungen aufgeklärt werden.
An der Tagesordnung ist: Fortsetzung der Rebatte über den Kaiserausschuß-Bericht.
Die zur Debatte eingezeichneten Redner: Eulmann, Brentono, Würth, Hoffbauer und Erbe verzichten aufs Wort, da wie ihre Erklärung ausführt, die Absicht der Mehrheit des Hauses eingestandener Maßen die Diskussion nur fortsetzen will, um für gewisse außerparlamentarische Aufklärungen vor der Abstimmung Zeit zu gewinnen.
Sie halten es, fügen sie hinzu, unter allen Verhältnissen mit ihrer Stellung als Vertreter des Volkes unvereinbar, zu einem andern Zwecke, als zu ernstlicher Berathung und Aufklärung die Rednerbühne zu besteigen.
Als erster Redner erhält Grävell das Wort. (Fudgé!)
Ein Schlußantrag mehrerer Mitglieder der Linken wird verworfen.
Der nächste eingeschriebene Redner, Schlöffel, äußert: M. H.! Ich hatte mich zum Worte gemeldet, um gegen sämmtliche Anträge Ihres Ausschusses, und für meinen eingebrachten Antrag zu sprechen. Nachdem gestern von dieser Stelle aus ganz unzweideutig erklärt worden ist, daß die heutige Diskussion nur zu dem Zwecke stattfindet, Zeit zu gewinnen, halte ich es für unwürdig, in dem eingelegten Zwischenakte der lächerlichen Ausschußposse zu fungiren.
Der Präsident ruft ihn zur Ordnung.
Schlöffel: Ich nehme den Ordnungsruf an und thue es um so lieber, weil ich hoffe, es werde die Zeit bald kommen, in welcher diese Versammlung anderweitig zur Ordnung gerufen wird. (Beifall links.)
Herr Ehren-Mathy ist für einen von Schubert gestellten Verbesserungsantrag, der sogar das Erachten der Mehrheit des Kaiserausschusses Nr. 2 und 3 noch weiter abschwächt. Wir vergeuden nicht so weit Raum und Papier, um diesen Antrag herzusetzen. Leute wie Schubert, dürfen nur genannt werden, so kennt man auch im voraus, was von solchen Individuen kommen kann. Genug, Ehren-Mathy hat für den Schubert'schen Antrag, wie leicht erklärlich, eine unbändige Vorliebe. Daß er seinen salbungsvollen Qualm mit speichelleckerischer Lobeserhebung auf den reichsverwesten Johann schließt, finden wir bei Ehren-Mathy ganz in der Ordnung.
Jetzt tritt Herr Reichensperger auf, im Interesse eines bundestäglichen Directoriums. Es gehört heute Muth und ein gesunder Magen dazu, um nicht aus der Paulskirche fortzulaufen oder dem gräßlichsten Katzenjammer zu unterliegen. Denn nach Reichensperger tritt der leipziger Literat, Biedermann, mit dessen Langweiligkeit man ganze Völkerstämme zur Verzweiflung und zum Selbstaufknüpfen treiben könnte, auf die Tribüne.
Zum Glücke kommt jetzt, ehe Brutus-Bassermann sein staatsmännisches Wasser abschlägt, erheiternd und belehrend Hr. v. Baly als Redner dazwischen.
Nicht mit Gold zu bezahlen: ein solcher Redner mit seiner Gramatik, Syntaxis, Gestikulation und übrigem Zubehör.
Hr. Baly belehrt uns, daß „Se. Majestät der König von Preußen nicht habe ablehnen wollen und doch nicht habe annehmen können.“ Das preußische Volk hat keine Sympathie für das Erbkaiserthum. Denn es will „kein Kleindeutschland nicht!“ (Gelächter.) Er erklärt sich, als für den einzigen annehmbaren ehrlichen und möglichen Vorschlag ‒ für das Sondererachten der Hrn. Reichensperger und Detmold. Hüten sie sich, so endet er, für das „niemals!“ „Vor“ berichtigt lachend die Linke.
Nach Brutus-Bassermann folgt Löwe von Kalbe: Ich bin der Ueberzeugung, daß wir sogleich handeln müssen. Sie haben die Macht nicht in Ihre Hände bekommen, weil Sie die Konflikte mit den Einzelregierungen vermieden haben. Hätten Sie hingegen z. B. den Malmöer Waffenstillstand verworfen, so wäre Wrangel in Schleswig geblieben und in Berlin und Wien hätte keine Contrerevolution stattgefunden. (Zustimmung von der Linken). Der Oktoberaufstand in Wien war keine deutsche Bewegung, sagen Sie. Ihre Politik wäre es gewesen, diesen Aufstand zu einer deutschen Bewegung zu machen und Sie würden Oesterreich damit erobert und behauptet haben.
Löwe schließt sich dem Raveaux'schen Antrage an.
Schluß der Debatte; nur für die 3 Berichterstatter des Ausschusses wird das Wort vorbehalten.
Riehl legt seine Stelle als Schriftführer nieder. Daher wird auf die Tagesordnung für morgen die Wahl eines neuen Schriftführers gesetzt.
Schluß der Sitzung.
* Frankfurt, 25. April. Wie genau die preußische Diplomatie von den Plänen der übrigen Gottbegnadeten Deutschlands unterrichtet ist, bewies Camphausen, der früher, als das Ministerium Römer-Duvernoy in Stuttgart, wußte, daß der Schwabenkönig die Reichsverfassung und den Erbkaiser ablehnen würde. Camphausen soll Alles aufgeboten haben, um die Bevollmächtigten der bekannten 28 Landesväter und Zopfsenate zu bestimmen, daß sie sich an Preußen, auch ohne die Reichsverfassung, anschließen, also einen Sonderbund mit preußischer Spitze schließen. Seine Arbeit ist indeß vergeblich gewesen.
Italien. * Folgendes ist die Note, welche der römische Minister des Auswärtigen im vorigen Monat den fremden Mächten zugehen ließ:
„Die Verläumdungen, welche unaufhörlich verbreitet werden, um unsere Revolution in den Augen der Welt zu entehren, erfordern eine Entgegnung von uns. Wir werden die Sachen durch die gegenwärtige Note, durch ein kurzes Resumé der letzten glorreichen Ereignisse in der Geschichte Italiens, auf die Wahrheit zurückzuführen suchen.
Unsere ehedem so glorreiche Nation hatte sich nach Jahrhunderderten unglücklicher Zerstückelung in Wiedergeburt erhoben, und kühn unter die Vorkämpfer einer neuen Aera gestellt, die sich der alten Welt eröffnet. Beseelt von einem einzigen Gedanken, dem Gedanken der Gerechtigkeit, Unabhängigkeit und Brüderlichkeit, stand sie in den Gefilden der Lombardei, um ihre Erlösung mit ihrem Blut zu besiegeln. Diese hochherzige Erhebung wurde bereits vom schönsten Erfolg gekrönt und die Zukunft eröffnete sich diesen 24 Millionen durch ein einziges Streben, eine einzige Hoffnung vereinigter Menschen in dem stolzesten Glanz, als diese Einigkeit plötzlich und gerade durch denjenigen gestört und vernichtet wurde, auf dessen Namen bis dahin die Unterdrückten gerade ihre meiste Hoffnung gesetzt hatten.
„Am 29. April, als der Krieg, der uns unsere Unabhängigkeit kosten sollte, eben am Heftigsten fortgesetzt wurde, erging aus dem Vatican ein unseliges Anathema, welches bei den Gläubigen die Idee der Nationalität untergrub, und diesen heiß ersehnten, von dem Volk so lange in seinem tiefsten Innern genährten Krieg verdammte. Von diesem Tage an wurden die Feindseligkeiten zwischen dem Volk und den Fürsten unvermeidlich, und das Land, aufgefordert, zwischen dem Fürstenthum und der Sache Italiens zu wählen, schwankte keinen Augenblick sich italienisch zu erklären, und den offenen Kampf gegen Jeden aufzunehmen, welcher der Idee der Nationalität in irgend einer Weise entgegenzutreten versuchen sollte.
„Sechs Monate verliefen so in einer finstern, verhängnißvollen, drohenden Opposition, und die Verwüstungen der Lombardei, welche zum größten Theil den Fehlern des Pabstthums zur Last kommen, erregten die Gemüther, und zeigten dem Volk, wie unvereinbar diese Institution mit der Ehre und dem Ruhm Italiens sei. Wir sprechen hier nur von der weltlichen Macht der Institution des Pabstthums; es ist der Landesherr, und nicht der erhabene Charakter des Kirchenfürsten, gegen den wir uns erheben. So kam der Monat November. Die lang und mühsam unterdrückte Entrüstung machte sich in einem plötzlichen Ausbruch Luft; das Volk erhob die Fahne der Insurrektion und verlangte Rechenschaft über das Blut, welches es für die italienische Unabhängigkeit vergossen, über die Leiden, welche es für seine heilige Sache erduldet, über die Zukunft, welche ihm ein wahnsinniges Wort zu verschließen gesucht hatte. Falsche Rathschläge verblendeten den Fürsten, welcher in dieser edlen und begeisterten Bewegung nur die Rebellion einiger Factieusen erblicken wollte, und Pius IX, antwortete auf den Ruf des Volkes: „Italien und Unabhängigkeit!“ mit seiner Zuflucht zu dem König von Neapel!
„Diese Flucht war das zweite traurige Vergehen des Pabstes, aber die Langmuth des Volkes war noch nicht erschöpft. Das Volk fragte, ob ein konstitutioneller Fürst in dieser Weise seine Staaten verlassen dürfte, und es fand, daß die oktroyirte Konstitution in diesem Fall nur eine Lüge sei. Es fragte, wem der Fürst bei seiner Abreise die Ausübung seiner Pflichten und seiner Gewalt übertragen habe, und es fand nur ein Billet, ein simples Privatbillet, in welchem der Fürst für das apostolische Palais und das Leben seiner Diener bat. Das Erstaunen ging über das Mitleid, und doch wartete das Volk noch. Ja, das Volk wartete. Einige Tage später wurde in der That von Gaëta aus eine Regierungskommission ernannt.
„Wir brauchen uns nicht mit dem Hinweis auf das Unkonstitutionelle aller dieser Akte aufzuhalten, denn, wir wiederholen es, die von dem Pabstthum uns oktroyirte Konstitution war nie etwas anderes, als eine Lüge, ein Fallstrick.
„Die Kommission weigerte sich die ihr anvertraute Mission zu übernehmen, und das Land blieb ohne Regierung. Und doch war der Geist und der Charakter des Volkes so milde und nachsichtsvoll, daß die Anarchie, welche die falschen Rathgeber des Fürsten hervorzurufen suchten, um ihre alte, gestürzte Gewalt wieder zu erlangen, daß die Anarchie, sagen wir, keinen einzigen Augenblick Fuß faßte, und das Volk allein in seiner Hingebung bei diesem verhängnißvollen Drama fest blieb.
„Unterdessen hatte die Deputirtenkammer gegen den Akt protestirt, welcher auf so unkonstitutionelle Weise eine Regierungskommission ernannte, gegen einen Akt, der von dem Augenblick den letzten Werth verlor, da ihn kein Minister kontrasignirte. Es wurde eine Deputation zu dem Pabst geschickt, zu welcher der hohe Rath und der Magistrat ihre Mitglieder sandten, und Rom harrte noch immer auf die Rückkehr des Fürsten zu nationalen, italienischen Gesinnungen.
Aber diese Gesandtschaft wurde zurückgewiesen; eine Schranke hatte sich erhoben zwischen dem Volk und dem Fürsten. Die Geduld Roms war auf die letzte Probe gespannt; aber die natürliche Weisheit dieses Volkes wankte selbst in diesen letzten Proben nicht. Der Präsident der vom Pabst selbst ernannten Kommission, der Kardinal Castracana, entsandte in Rücksicht auf die Lage des Landes nochmals eine neue Gesandtschaft nach Gaëta; aber auch diese kehrte wie die früheren ohne Erfolge, ohne Audienz und ohne Antwort zurück.
Das Land, welches demnach sich selbst überlassen sah, ernannte eine Staats-Junta, um den gänzlichen Verfall zu verhüten und der unvermeidlichen Anarchie vorzubeugen. Die Junta, welche sich in den Augen des Volkes nicht mit einem hinlänglich legalen Charakter bekleidet fand, berief die konstituirende Versammlung, welche allein den Mangel an Ordnung in der bis dahin regierenden Autorität ausfüllen konnte; aber der Pabst, welcher aus dem Lande geflohen war, ohne irgend eine Regierung zurückzulassen, welcher wußte, daß die von Gaeta aus ernannte Kommission sich niemals installirt hatte, ‒ der Pabst, sagen wir, antwortete auf diesen neuen Entschluß eines Volkes, welches mit allen Mitteln der muthwillig heraufbeschworenen Anarchie zu entgehen suchte, mit der Exkommunikation der Constituante, und dem Verbot an Alle, welche seine Kirchengewalt anerkennen wollten, an der Constituante Theil zu nehmen. Was bezweckte er wohl? oder vielmehr, was bezweckten die Rathgeber, die ihn umgaben? Wollte
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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