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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 273. Köln, 15. April 1849.

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* Agram, 7. April.

Die Standrechtsmajestät muß sich vor Allem die, "Grenzer" geneigt erhalten, um durch diese Werkzeuge der östreichischen Standrechts-Bestialität an den Einwohnern betreffender Städte und Districte gottbegnadete Nothzucht, Plünderung, Brandanlegung und Menschenbratung exekutiren zu lassen. Deshalb hat er, wie die "Agramer Zeit," mittheilt, "in Würdigung der Verdienste, welche das treue und tapfere Grenzvolk durch die in neuster Zeit für den allerhöchsten Thron und im Interesse der Gesammtmonarchie geleisteten Dienste sich erworben hat," die Schulden der Grenzer, welche noch aus den in frühern Nothjahren auf Rechnung des Grenzapprovisionirungsfonds geschehenen ärarischen Verleihungen an Samen und Nahrungsfrüchten (und namentlich an Schnaps!) entstanden sind, und nach den Rechnungen für die kroatischen Militairgrenzregimenter auf 1,404,024 Fl., und für die siebenbürgischen Romanen und Grenzregementer auf 20,416 Fl. mithin auf die Summe von 1,424,440 Fl. sich belaufen, sowie die noch nachträglich beim gänzlichen Abschlusse der Grenzapprovisionirungsrechnungen sich herausstellenden diesfälligen Schuldreste, in soweit sie bis zum 31. März 1849 nicht eingebracht sind, gänzlich nachgesehen.

* Preßburg, 7. April.

Joseph Lazich, Schnürmachergeselle, wurde wegen Verbreitung übler und falscher Nachrichten vom Kriegsschauplatze und entmuthigender Reden vom Kriegsrechte zu einem 3jährigen Kerker in Eisen verurtheilt.

Italien.

068 Die französischen Nachrichten von der Einnahme Genua's waren zum mindesten voreilig, wahrscheinlich ein Börsenmanöver des verschuldeten Ochsen Bonaparte. Nach einer Correspondenz des "Journal des Debats" leisteten die Republikaner von Genua noch am 5. den verzweifeltsten Widerstand, während die Bourgeoisie, überall die Avant-Garde bei Feigheit und Verrath, bereits mit La Marmora über einen Waffenstillstand unterhandelte, und eine Deputation mit der Bitte um Amnestie nach Turin sandte. Genua war nach diesen Nachrichten ein Aschenhaufen wie Messina, aber noch immer nicht in der Gewalt der königlichen Mordbrenner; die Republikaner hatten nach Ablauf des dreistündlichen Waffenstillstandes unter den brennenden Ruinen von Neuem zu den Waffen gegriffen.

Wir machen uns deßhalb keine Illusionen. Die Stadt ist trotzdem verloren, gefallen durch den Verrath seiner königlichen Henkerfamilie, durch den Verrath der Bourgeoisie im Innern, und den Verrath der allzeit bereiten äußeren Heere, hinter denen nicht wie in der ersten französischen Revolution die Guillotine und der revolutionäre Terrorismus droht. Aber Ehre diesen tapfern Revolutionären, welche sich selbst unter den Mauern ihrer Stadt begraben, Ehre diesem unerschrockenen Proletariat, welches allein den Kampf gegen die Coalition der deutschen Hunde mit seinen eignen Aristocraten- und Bourgeois-Verräthern aufnahm!

La Marmora hatte nach einem mörderischen Kampf die Forts Begato und Dello Sperone, welches letztere die Spitze eines großen Dreiecks der äußeren Befestigungswerke bildet, und am Vorabend des 5. mit den Tirailleurs (bersaglieri) die kleineren Forts und vorgeschobenen Batterien genommen. Das Fort Dello Sperone, welches den Ausländern und erprobtesten genuesischen Revolutionären mit förmlichem Ausschluß der Bourgeois-Nationalgarde anvertraut war, hatte dabei am längsten und hartnäckigsten dem unausgesetzten Kartätschenfeuer der Königlichen Trotz geboten.

Am 5. hatten also die Truppen die beiden Seiten dieses äußern Dreiecks inne, dessen dritte Seite von dem Hafen und der Fortificationslinie der Stadt selbst gebildet wird.

Um 11 Uhr Morgens erschien eine Deputation von "gutgesinnten Bürgern", Proprietairen und Beutelschneidern, bei dem General La Mormora, um zum Zweck einer Capitulation und einer Gnadenbitte in Turin einen dreistündlichen Waffenstillstand zu erwirken. Als die Republikaner Kenntniß von diesen Verhandlungen erhielten, verbarrikadirten sie die Straßen, entwaffneten die letzten Reste der Nationalgarde und eröffneten sofort noch vor vollständigem Ablauf der Waffenruhe das Feuer auf die Royalisten. La Marmora antwortete mit einem unausgesetzten Bombardement von sämmtlichen Forts, ohne aber an diesem Tage nur den geringsten Vortheil zu erringen: am Abend war die Stadt, obwohl an mehreren Orten in hellen Flammen, noch immer in den Händen der Republikaner.

Soweit der Stand der Dinge am 5. April. Der Heldenkampf dieses Volkes ist werth, von den bezahlten feigen Polizeispionen einer "uns benachbarten Zeitung" mit dem Sprichwort der "italienischen Feigheit" beantwortet zu werden.

Wir lassen jetzt den Brief des "Journal des Debats" von Turin, 7. April, folgen:

"In diesem Augenblick ist eine Genueser Deputation angekommen, um die Gnade und Verzeihung Sr. sardinischen M. anzurufen. Wir haben begreiflicher Weise nach den letzten beklagenswerthen Ereignissen weder Zeitungen noch Briefe erhalten, und ich beschränke mich in meiner Mittheilung auf das, was mir ein Mitglied der Deputation selbst erzählt hat.

"Als der General La Marmora im Besitz der Forts Della Tenaglia und Del Belvedere war, bereitete er sofort ohne den Zuzug von Truppen und Artillerie aus Turin zu erwarten, mit Mörsern und Haubitzen das Bombardement auf die Stadt vor. Um aber die Stadt vollständig zu beherrschen, bedurfte es vor Allem noch des Forts Del Perrone, welches von wohlbewaffneten Volkshaufen, von kraftgeübten Arbeitern und Proletariern vertheidigt war, die sich mit Waffen und Munition aller Art aus dem Arsenal versehen hatten.

"Der General sah die Nothwendigkeit ein, Maßregeln zu treffen, um das Fort beim ersten Angriff zu nehmen; ein mißlungener, selbst ein zweifelhafter Versuch wurde die Insurgenten zur höchsten Wuth entflammt, und ihnen Freunde und Brüder von Livorno, Florenz und Rom zugeführt haben. Die Piemontesen setzten daher den Angriff mit Aufbieten aller ihrer Streitkräfte in's Werk; das Fort aber fiel erst nach einem zwölfstündigen ununterbrochenen Bombardement in die Hände der Royalisten.

"Nach diesem Sieg begann ein vierundzwanzigstündliches mörderisches Bombardement gegen die Stadt. Einige Freiwilligenkorps versuchten einen Ausfall zu machen; allein das Thor San-Thomaso war von den königlichen Truppen besetzt, und die Republikaner mußten sich auf ein Gewehrfeuer von den mittlerweile errichteten Barrikaden und aus den fest verschanzten benachbarten Häusern beschränken.

"Häuser wurden zerstört, und in der Stadt erhoben sich hier und dort Brandsäulen. In diesem Augenblick war es, wo die "Verständigeren" (Bourgeois), welche bis dahin von den Revolutionären terrorisirt und mit Gewalt niedergehalten wurden, die Oberhand gewannen (d. h. die Gelegenheit, als die Republikaner im Feuer standen, zum Verrath benutzten). Zwei der Triumvirn hatten zu Meer die Flucht ergriffen, nur Alvezzana war noch zurückgeblieben.

"Es begab sich eine Deputation des Stadtrathes nach dem Hauptquartier. La Marmora theilte ihr eine Proklamation mit, die er am Abend vorher (!) nach Empfang seiner außerordentlichen Vollmachten aus Turin hatte veröffentlichen lassen. Die Municipal-Emissäre verlangten einen 24stündlichen Waffenstillstand, um sich nach Turin zu begeben und direkt mit den Ministern die Uebergabe der Stadt zu verhandeln."

Soweit der Bericht der am 7. in Turin angekommenen Deputation.

Nach einer Privatkorrespondenz der "Nation" sind in Paris Flüchtlingsbriefe vom Bord eines französischen Schiffes vom 6. angekommen, wonach Genua auch an diesem Tage noch nicht übergeben war, wiewohl Alles auf eine Kapitulation schließen ließ. Die Vertheidigung der Republikaner wurde mit einem Heldenmuth ohne Gleichen geführt. Hundert Polen, die am Abend vorher in Genua ankamen und sich sogleich in den Kampf stürzten, fielen bis auf den letzten Mann.

Beim Schluß dieses Briefes verlautete das Gerücht, daß La Marmora erschossen sei.

068 Das Postboot Alexandre verließ Genua am 7. April Abends und lief am 8. April Abends in Marseille mit folgenden Nachrichten ein:

Nach einem zweitägigen Bombardement durch La Marmora kam man überein, zu parlamentiren. Es wurden dem General folgende Anträge übermacht:

"Der Stadtrath von Genua stellt an den General La Marmora den Antrag eines Waffenstillstands:

a) La Marmora's Truppen besetzen die Stadt und ihre Forts;

b) ganze und volle Amnestie für Alle. Das Eigenthum ist gewährleistet;

c) alle Kriegsgefangenen, Geißeln u. s. w. werden gegenseitig ausgeliefert.

Diese Bedingungen wurden durch eine Deputation nach Turin geschickt und das Bombardement auf zwei Tage (bis zum 9.) eingestellt.

* Turin, 7. April Abends.

Genua verlangt unter gewissen Bedingungen zu capituliren. Die piemontesische Regierung ist entschlossen, nur in eine volle und bedinglose Uebergabe zu willigen.

Minister Bruck aus Wien ist in Mailand und wird an den Friedensunterhandlungen Theil nehmen.

Rom, 29. März.

Außer dem Silbergeschirr des päbstlichen Haushaltes mußten auch die Weihgefäße in die Münze wandern, welche in der Kapelle Paolino a. S. Pietro aufbewahrt wurden, worunter sich auch die "goldene Rose" befand, im Werth von 4000 Scudi und meisterhafter Arbeit. Die Verhandlungen der Interventionsmächte in Gaeta begannen am 23. Es nahmen daran Theil: Kardinal Antonelli, Graf Esterhazy, d'Arcourt, Martinez de la Rosa.

* Rom, 29. März.

In der heutigen Sitzung der Constituante theilte der Minister des Auswärtigen den Deputirten die wenig erfreulichen Nachrichten aus Piemont mit. Die ganze Versammlung erhob sich mit dem Ruf: "Es lebe der Krieg! Es lebe die italienische Republik!" Dann theilte der Minister mit, daß in der Provinz Terra di Lavoro und in den Abruzzen die Republik proklamirt worden sei, und die Soldaten mit dem Volke fraternisirt hätten. Es sind dies bekanntlich die dem römischen Gebiet zunächstliegenden neapolitanischen Distrikte.

* Palermo, 31. März.

Der 29. März, der Tag, an dem der Waffenstillstand zu Ende ging, war ein Tag des Jubels und der Freude. Die Schanzarbeiten werden mit erstaunlicher Energie unter Theilnahme der gesammten Bevölkerung fortgesetzt. Es herrscht überhaupt eine Einstimmigkeit, eine Entschiedenheit, ein gemeinsam alle Klassen umfassender Enthusiasmus, daß Palermo in dieser Hinsicht gewiß die erste Stadt Europa's genannt werden kann. Alle Eingänge der Stadt sind verschanzt, mit Ausnahme der 4 Hauptthore. Niemand wird mit Waffen hereingelassen. Der Posten der Nationalgarde nimmt die Waffen dem Einpassirenden ab, der sie dann bei seiner Rückkehr wieder empfängt. Die Admiräle Parker und Baudin sind fort; bloß eine englische Fregatte und ein Linienschiff, so wie eine französische Dampffregatte, sind hier zurückgeblieben. Aus Marseille ist die von der provisorischen Regierung angekaufte Dampffregatte Vechis, jetzt "Independenza" genannt und ein zweiter Dämpfer mit Truppen, Munition etc. hier eingetroffen. Diese Verstärkung hat große Freude hervorgerufen. Nach telegraphischen Berichten haben sich die Neapolitaner aus mehrern Plätzen in der Nähe von Milazzo und Messiana zurückgezogen. Ein Treffen hat bis jetzt nicht stattgefunden.

Mailand, 7. April.

Der Handelsminister v. Bruck ist gestern hier eingetroffen. Heute erwartet man von Piemontesischer Seite den Marquis Revell, frühern Gesandten in London, durch das vorige Ministerium in Turin abberufen, und jetzt von dem König Viktor Emanuel bestimmt, hier in Mailand an den Friedensunterhandlungen Theil zu nehmen. Man glaubt nicht, daß dieselben lange dauern, sondern daß sie baldigst zu einem erwünschten Resultat geführt werden. Auf dringendes Bitten des Königs Viktor ist die Besetzung Alessandria's bis jetzt unterblieben, und die Erhaltung oder Nichterfüllung dieses Punktes des Waffenstillstandes der Gnade Sr. kais. Maj. anheimgestellt worden.

In Venedig hat die Assemblea dekretirt: "Widerstand gegen Oestreich, es koste, was es wolle; dem Präsidenten Manin wird unbeschränkte Vollmacht übertragen.

(A. Z.)
Französische Republik.
43 Paris, 11. April.

Die beiden Artikel, für welche "la Revolution" gestern zu dreijährigem (nicht fünfjährigem, wie ich Ihnen irrthümlich schrieb) Gefängniß und 10,000 Fr. Geldstrafe verurtheilt wurde, constituiren nach dem Urtheil der Geschworenen das doppelte Verbrechen: Aufreizung zum Haß und zur Verachtung der republikanischen Regierung und Aufreizung zum Bürgerkrieg. Beide Artikel handelten von der Wiederaufrichtung des "Politischen Schaffots", von der standrechtlichen Ermordung der Juni Insurgenten Daix und Lahr. Dieser Blutakt des an der Rückendarre verblödsinnigten Präsidenten Bonaparte war außerordentlich einfach zu "constituiren": Entweder werden Daix und Lahr als Mörder gerichtet, und dann gehören sie nicht vor die politischen Standrechtstribunale, oder sie sind als "politische Verbrecher" vor die Kriegsgerichte gezogen und dann hatte der Ochse Napoleon nach der Constitution, nach der Abschaffung des politischen Schaffots, noch weniger ein Recht auf ihr Blut. Daix gehörte zu den "Rothen" und die Ochsen gerathen stets vor dieser Farbe in Wuth; Lahr aber war noch im Juni ein Agent Napoleons, und seine Ermordung ist nichts als die feige Wegräumung eines Zeugen, einer Erinnerung des Ochsen an seine Kälberjahre. Die "Revolution" rief bei dieser Gelegenheit, daß das Volk diese Herstellung des "politischen Schaffots" nicht vergessen werde, daß es sich eines Tages aller seiner Erfahrungen über die Fraternitätsphrasen erinnern und die Guillotine ebenfalls acceptiren werde, und das Blut der Juni-Insurgenten auf die zurückfallen möge, welche den Kampf durch ihre Agenten geschürt, mit dem Blut für ihre Privatinteressen gewuchert hätten. Die Geschwornen erklären diese Vertheidigung der Konstitution, welche das politische Schaffot abgeschafft hat, für eine Anregung zum Bürgerkrieg durch Erregung von Haß und Verachtung gegen die Regierung der Republik, während die Sache umgekehrt ist, daß die Regierung, die capitolinischen Gänse Odilon-Faucher, welche alle drei Tage einmal das Vaterland retten, durch Erregung von Haß und Verachtung gegen die honette Konstitution zum Bürgerkrieg auffordern.

Die Verurtheilung des "Peuple" und der "Revolution" hat übriges die wüthendste Entrüstung in ganz Paris, in den Journalen der gemäßigsten Parteien hervorgerufen. Die Montagne hat für jedes der beiden Blätter 500 Fr. eingesendet, und selbst der "National," der so oft mit seinen Freunden Marrast, Marie, Cavaignac, die Fußtritte der revolutionären Presse empfand, selbst der "National" kann sich in dieser Sache der Parteinahme für die Verurtheilten nicht entziehen. Diese Parteinahme aber ist hier nicht eine bloße Unterstützung zur Ausgleichung der Geldbußen, es ist die revolutionäre Opposition, welcher selbst die "honetten" Blätter a la "National" in die Arme geworfen werden, die revolutionäre Opposition gegen die honetten Gesetze, in deren Namen Recht gesprochen wurde, gegen die Unabsetzbarkeit der alten, in Ränken ergrauten Beamten nach der Revolution, welche wieder vor den Thoren steht.

Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Agram, 7. April.

Die Standrechtsmajestät muß sich vor Allem die, „Grenzer“ geneigt erhalten, um durch diese Werkzeuge der östreichischen Standrechts-Bestialität an den Einwohnern betreffender Städte und Districte gottbegnadete Nothzucht, Plünderung, Brandanlegung und Menschenbratung exekutiren zu lassen. Deshalb hat er, wie die „Agramer Zeit,“ mittheilt, „in Würdigung der Verdienste, welche das treue und tapfere Grenzvolk durch die in neuster Zeit für den allerhöchsten Thron und im Interesse der Gesammtmonarchie geleisteten Dienste sich erworben hat,“ die Schulden der Grenzer, welche noch aus den in frühern Nothjahren auf Rechnung des Grenzapprovisionirungsfonds geschehenen ärarischen Verleihungen an Samen und Nahrungsfrüchten (und namentlich an Schnaps!) entstanden sind, und nach den Rechnungen für die kroatischen Militairgrenzregimenter auf 1,404,024 Fl., und für die siebenbürgischen Romanen und Grenzregementer auf 20,416 Fl. mithin auf die Summe von 1,424,440 Fl. sich belaufen, sowie die noch nachträglich beim gänzlichen Abschlusse der Grenzapprovisionirungsrechnungen sich herausstellenden diesfälligen Schuldreste, in soweit sie bis zum 31. März 1849 nicht eingebracht sind, gänzlich nachgesehen.

* Preßburg, 7. April.

Joseph Lazich, Schnürmachergeselle, wurde wegen Verbreitung übler und falscher Nachrichten vom Kriegsschauplatze und entmuthigender Reden vom Kriegsrechte zu einem 3jährigen Kerker in Eisen verurtheilt.

Italien.

068 Die französischen Nachrichten von der Einnahme Genua's waren zum mindesten voreilig, wahrscheinlich ein Börsenmanöver des verschuldeten Ochsen Bonaparte. Nach einer Correspondenz des „Journal des Debats“ leisteten die Republikaner von Genua noch am 5. den verzweifeltsten Widerstand, während die Bourgeoisie, überall die Avant-Garde bei Feigheit und Verrath, bereits mit La Marmora über einen Waffenstillstand unterhandelte, und eine Deputation mit der Bitte um Amnestie nach Turin sandte. Genua war nach diesen Nachrichten ein Aschenhaufen wie Messina, aber noch immer nicht in der Gewalt der königlichen Mordbrenner; die Republikaner hatten nach Ablauf des dreistündlichen Waffenstillstandes unter den brennenden Ruinen von Neuem zu den Waffen gegriffen.

Wir machen uns deßhalb keine Illusionen. Die Stadt ist trotzdem verloren, gefallen durch den Verrath seiner königlichen Henkerfamilie, durch den Verrath der Bourgeoisie im Innern, und den Verrath der allzeit bereiten äußeren Heere, hinter denen nicht wie in der ersten französischen Revolution die Guillotine und der revolutionäre Terrorismus droht. Aber Ehre diesen tapfern Revolutionären, welche sich selbst unter den Mauern ihrer Stadt begraben, Ehre diesem unerschrockenen Proletariat, welches allein den Kampf gegen die Coalition der deutschen Hunde mit seinen eignen Aristocraten- und Bourgeois-Verräthern aufnahm!

La Marmora hatte nach einem mörderischen Kampf die Forts Begato und Dello Sperone, welches letztere die Spitze eines großen Dreiecks der äußeren Befestigungswerke bildet, und am Vorabend des 5. mit den Tirailleurs (bersaglieri) die kleineren Forts und vorgeschobenen Batterien genommen. Das Fort Dello Sperone, welches den Ausländern und erprobtesten genuesischen Revolutionären mit förmlichem Ausschluß der Bourgeois-Nationalgarde anvertraut war, hatte dabei am längsten und hartnäckigsten dem unausgesetzten Kartätschenfeuer der Königlichen Trotz geboten.

Am 5. hatten also die Truppen die beiden Seiten dieses äußern Dreiecks inne, dessen dritte Seite von dem Hafen und der Fortificationslinie der Stadt selbst gebildet wird.

Um 11 Uhr Morgens erschien eine Deputation von „gutgesinnten Bürgern“, Proprietairen und Beutelschneidern, bei dem General La Mormora, um zum Zweck einer Capitulation und einer Gnadenbitte in Turin einen dreistündlichen Waffenstillstand zu erwirken. Als die Republikaner Kenntniß von diesen Verhandlungen erhielten, verbarrikadirten sie die Straßen, entwaffneten die letzten Reste der Nationalgarde und eröffneten sofort noch vor vollständigem Ablauf der Waffenruhe das Feuer auf die Royalisten. La Marmora antwortete mit einem unausgesetzten Bombardement von sämmtlichen Forts, ohne aber an diesem Tage nur den geringsten Vortheil zu erringen: am Abend war die Stadt, obwohl an mehreren Orten in hellen Flammen, noch immer in den Händen der Republikaner.

Soweit der Stand der Dinge am 5. April. Der Heldenkampf dieses Volkes ist werth, von den bezahlten feigen Polizeispionen einer „uns benachbarten Zeitung“ mit dem Sprichwort der „italienischen Feigheit“ beantwortet zu werden.

Wir lassen jetzt den Brief des „Journal des Debats“ von Turin, 7. April, folgen:

„In diesem Augenblick ist eine Genueser Deputation angekommen, um die Gnade und Verzeihung Sr. sardinischen M. anzurufen. Wir haben begreiflicher Weise nach den letzten beklagenswerthen Ereignissen weder Zeitungen noch Briefe erhalten, und ich beschränke mich in meiner Mittheilung auf das, was mir ein Mitglied der Deputation selbst erzählt hat.

„Als der General La Marmora im Besitz der Forts Della Tenaglia und Del Belvedere war, bereitete er sofort ohne den Zuzug von Truppen und Artillerie aus Turin zu erwarten, mit Mörsern und Haubitzen das Bombardement auf die Stadt vor. Um aber die Stadt vollständig zu beherrschen, bedurfte es vor Allem noch des Forts Del Perrone, welches von wohlbewaffneten Volkshaufen, von kraftgeübten Arbeitern und Proletariern vertheidigt war, die sich mit Waffen und Munition aller Art aus dem Arsenal versehen hatten.

„Der General sah die Nothwendigkeit ein, Maßregeln zu treffen, um das Fort beim ersten Angriff zu nehmen; ein mißlungener, selbst ein zweifelhafter Versuch wurde die Insurgenten zur höchsten Wuth entflammt, und ihnen Freunde und Brüder von Livorno, Florenz und Rom zugeführt haben. Die Piemontesen setzten daher den Angriff mit Aufbieten aller ihrer Streitkräfte in's Werk; das Fort aber fiel erst nach einem zwölfstündigen ununterbrochenen Bombardement in die Hände der Royalisten.

„Nach diesem Sieg begann ein vierundzwanzigstündliches mörderisches Bombardement gegen die Stadt. Einige Freiwilligenkorps versuchten einen Ausfall zu machen; allein das Thor San-Thomaso war von den königlichen Truppen besetzt, und die Republikaner mußten sich auf ein Gewehrfeuer von den mittlerweile errichteten Barrikaden und aus den fest verschanzten benachbarten Häusern beschränken.

„Häuser wurden zerstört, und in der Stadt erhoben sich hier und dort Brandsäulen. In diesem Augenblick war es, wo die „Verständigeren“ (Bourgeois), welche bis dahin von den Revolutionären terrorisirt und mit Gewalt niedergehalten wurden, die Oberhand gewannen (d. h. die Gelegenheit, als die Republikaner im Feuer standen, zum Verrath benutzten). Zwei der Triumvirn hatten zu Meer die Flucht ergriffen, nur Alvezzana war noch zurückgeblieben.

„Es begab sich eine Deputation des Stadtrathes nach dem Hauptquartier. La Marmora theilte ihr eine Proklamation mit, die er am Abend vorher (!) nach Empfang seiner außerordentlichen Vollmachten aus Turin hatte veröffentlichen lassen. Die Municipal-Emissäre verlangten einen 24stündlichen Waffenstillstand, um sich nach Turin zu begeben und direkt mit den Ministern die Uebergabe der Stadt zu verhandeln.“

Soweit der Bericht der am 7. in Turin angekommenen Deputation.

Nach einer Privatkorrespondenz der „Nation“ sind in Paris Flüchtlingsbriefe vom Bord eines französischen Schiffes vom 6. angekommen, wonach Genua auch an diesem Tage noch nicht übergeben war, wiewohl Alles auf eine Kapitulation schließen ließ. Die Vertheidigung der Republikaner wurde mit einem Heldenmuth ohne Gleichen geführt. Hundert Polen, die am Abend vorher in Genua ankamen und sich sogleich in den Kampf stürzten, fielen bis auf den letzten Mann.

Beim Schluß dieses Briefes verlautete das Gerücht, daß La Marmora erschossen sei.

068 Das Postboot Alexandre verließ Genua am 7. April Abends und lief am 8. April Abends in Marseille mit folgenden Nachrichten ein:

Nach einem zweitägigen Bombardement durch La Marmora kam man überein, zu parlamentiren. Es wurden dem General folgende Anträge übermacht:

„Der Stadtrath von Genua stellt an den General La Marmora den Antrag eines Waffenstillstands:

a) La Marmora's Truppen besetzen die Stadt und ihre Forts;

b) ganze und volle Amnestie für Alle. Das Eigenthum ist gewährleistet;

c) alle Kriegsgefangenen, Geißeln u. s. w. werden gegenseitig ausgeliefert.

Diese Bedingungen wurden durch eine Deputation nach Turin geschickt und das Bombardement auf zwei Tage (bis zum 9.) eingestellt.

* Turin, 7. April Abends.

Genua verlangt unter gewissen Bedingungen zu capituliren. Die piemontesische Regierung ist entschlossen, nur in eine volle und bedinglose Uebergabe zu willigen.

Minister Bruck aus Wien ist in Mailand und wird an den Friedensunterhandlungen Theil nehmen.

Rom, 29. März.

Außer dem Silbergeschirr des päbstlichen Haushaltes mußten auch die Weihgefäße in die Münze wandern, welche in der Kapelle Paolino a. S. Pietro aufbewahrt wurden, worunter sich auch die „goldene Rose“ befand, im Werth von 4000 Scudi und meisterhafter Arbeit. Die Verhandlungen der Interventionsmächte in Gaëta begannen am 23. Es nahmen daran Theil: Kardinal Antonelli, Graf Esterhazy, d'Arcourt, Martinez de la Rosa.

* Rom, 29. März.

In der heutigen Sitzung der Constituante theilte der Minister des Auswärtigen den Deputirten die wenig erfreulichen Nachrichten aus Piemont mit. Die ganze Versammlung erhob sich mit dem Ruf: „Es lebe der Krieg! Es lebe die italienische Republik!“ Dann theilte der Minister mit, daß in der Provinz Terra di Lavoro und in den Abruzzen die Republik proklamirt worden sei, und die Soldaten mit dem Volke fraternisirt hätten. Es sind dies bekanntlich die dem römischen Gebiet zunächstliegenden neapolitanischen Distrikte.

* Palermo, 31. März.

Der 29. März, der Tag, an dem der Waffenstillstand zu Ende ging, war ein Tag des Jubels und der Freude. Die Schanzarbeiten werden mit erstaunlicher Energie unter Theilnahme der gesammten Bevölkerung fortgesetzt. Es herrscht überhaupt eine Einstimmigkeit, eine Entschiedenheit, ein gemeinsam alle Klassen umfassender Enthusiasmus, daß Palermo in dieser Hinsicht gewiß die erste Stadt Europa's genannt werden kann. Alle Eingänge der Stadt sind verschanzt, mit Ausnahme der 4 Hauptthore. Niemand wird mit Waffen hereingelassen. Der Posten der Nationalgarde nimmt die Waffen dem Einpassirenden ab, der sie dann bei seiner Rückkehr wieder empfängt. Die Admiräle Parker und Baudin sind fort; bloß eine englische Fregatte und ein Linienschiff, so wie eine französische Dampffregatte, sind hier zurückgeblieben. Aus Marseille ist die von der provisorischen Regierung angekaufte Dampffregatte Vechis, jetzt „Independenza“ genannt und ein zweiter Dämpfer mit Truppen, Munition etc. hier eingetroffen. Diese Verstärkung hat große Freude hervorgerufen. Nach telegraphischen Berichten haben sich die Neapolitaner aus mehrern Plätzen in der Nähe von Milazzo und Messiana zurückgezogen. Ein Treffen hat bis jetzt nicht stattgefunden.

Mailand, 7. April.

Der Handelsminister v. Bruck ist gestern hier eingetroffen. Heute erwartet man von Piemontesischer Seite den Marquis Revell, frühern Gesandten in London, durch das vorige Ministerium in Turin abberufen, und jetzt von dem König Viktor Emanuel bestimmt, hier in Mailand an den Friedensunterhandlungen Theil zu nehmen. Man glaubt nicht, daß dieselben lange dauern, sondern daß sie baldigst zu einem erwünschten Resultat geführt werden. Auf dringendes Bitten des Königs Viktor ist die Besetzung Alessandria's bis jetzt unterblieben, und die Erhaltung oder Nichterfüllung dieses Punktes des Waffenstillstandes der Gnade Sr. kais. Maj. anheimgestellt worden.

In Venedig hat die Assemblea dekretirt: „Widerstand gegen Oestreich, es koste, was es wolle; dem Präsidenten Manin wird unbeschränkte Vollmacht übertragen.

(A. Z.)
Französische Republik.
43 Paris, 11. April.

Die beiden Artikel, für welche „la Révolution“ gestern zu dreijährigem (nicht fünfjährigem, wie ich Ihnen irrthümlich schrieb) Gefängniß und 10,000 Fr. Geldstrafe verurtheilt wurde, constituiren nach dem Urtheil der Geschworenen das doppelte Verbrechen: Aufreizung zum Haß und zur Verachtung der republikanischen Regierung und Aufreizung zum Bürgerkrieg. Beide Artikel handelten von der Wiederaufrichtung des „Politischen Schaffots“, von der standrechtlichen Ermordung der Juni Insurgenten Daix und Lahr. Dieser Blutakt des an der Rückendarre verblödsinnigten Präsidenten Bonaparte war außerordentlich einfach zu „constituiren“: Entweder werden Daix und Lahr als Mörder gerichtet, und dann gehören sie nicht vor die politischen Standrechtstribunale, oder sie sind als „politische Verbrecher“ vor die Kriegsgerichte gezogen und dann hatte der Ochse Napoleon nach der Constitution, nach der Abschaffung des politischen Schaffots, noch weniger ein Recht auf ihr Blut. Daix gehörte zu den „Rothen“ und die Ochsen gerathen stets vor dieser Farbe in Wuth; Lahr aber war noch im Juni ein Agent Napoleons, und seine Ermordung ist nichts als die feige Wegräumung eines Zeugen, einer Erinnerung des Ochsen an seine Kälberjahre. Die „Revolution“ rief bei dieser Gelegenheit, daß das Volk diese Herstellung des „politischen Schaffots“ nicht vergessen werde, daß es sich eines Tages aller seiner Erfahrungen über die Fraternitätsphrasen erinnern und die Guillotine ebenfalls acceptiren werde, und das Blut der Juni-Insurgenten auf die zurückfallen möge, welche den Kampf durch ihre Agenten geschürt, mit dem Blut für ihre Privatinteressen gewuchert hätten. Die Geschwornen erklären diese Vertheidigung der Konstitution, welche das politische Schaffot abgeschafft hat, für eine Anregung zum Bürgerkrieg durch Erregung von Haß und Verachtung gegen die Regierung der Republik, während die Sache umgekehrt ist, daß die Regierung, die capitolinischen Gänse Odilon-Faucher, welche alle drei Tage einmal das Vaterland retten, durch Erregung von Haß und Verachtung gegen die honette Konstitution zum Bürgerkrieg auffordern.

Die Verurtheilung des „Peuple“ und der „Revolution“ hat übriges die wüthendste Entrüstung in ganz Paris, in den Journalen der gemäßigsten Parteien hervorgerufen. Die Montagne hat für jedes der beiden Blätter 500 Fr. eingesendet, und selbst der „National,“ der so oft mit seinen Freunden Marrast, Marie, Cavaignac, die Fußtritte der revolutionären Presse empfand, selbst der „National“ kann sich in dieser Sache der Parteinahme für die Verurtheilten nicht entziehen. Diese Parteinahme aber ist hier nicht eine bloße Unterstützung zur Ausgleichung der Geldbußen, es ist die revolutionäre Opposition, welcher selbst die „honetten“ Blätter à la „National“ in die Arme geworfen werden, die revolutionäre Opposition gegen die honetten Gesetze, in deren Namen Recht gesprochen wurde, gegen die Unabsetzbarkeit der alten, in Ränken ergrauten Beamten nach der Revolution, welche wieder vor den Thoren steht.

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          <p><bibl><author>068</author></bibl> Die französischen Nachrichten von der <hi rendition="#g">Einnahme Genua's</hi> waren zum mindesten voreilig, wahrscheinlich ein Börsenmanöver des verschuldeten Ochsen Bonaparte. Nach einer Correspondenz des &#x201E;Journal des Debats&#x201C; leisteten die Republikaner von Genua noch am 5. den verzweifeltsten Widerstand, während die Bourgeoisie, überall die Avant-Garde bei Feigheit und Verrath, bereits mit La Marmora über einen Waffenstillstand unterhandelte, und eine Deputation mit der Bitte um <hi rendition="#g">Amnestie</hi> nach Turin sandte. <hi rendition="#g">Genua war nach diesen Nachrichten ein Aschenhaufen wie Messina, aber noch immer nicht in der Gewalt der königlichen Mordbrenner; die Republikaner hatten nach Ablauf des dreistündlichen Waffenstillstandes unter den brennenden Ruinen von Neuem zu den Waffen gegriffen.</hi> </p>
          <p>Wir machen uns deßhalb keine Illusionen. Die Stadt ist trotzdem verloren, gefallen durch den Verrath seiner königlichen Henkerfamilie, durch den Verrath der Bourgeoisie im Innern, und den Verrath der allzeit bereiten äußeren Heere, hinter denen nicht wie in der ersten französischen Revolution die Guillotine und der revolutionäre Terrorismus droht. Aber Ehre diesen tapfern Revolutionären, welche sich selbst unter den Mauern ihrer Stadt begraben, Ehre diesem unerschrockenen Proletariat, welches allein den Kampf gegen die Coalition der deutschen Hunde mit seinen eignen Aristocraten- und Bourgeois-Verräthern aufnahm!</p>
          <p>La Marmora hatte nach einem mörderischen Kampf die Forts Begato und Dello Sperone, welches letztere die Spitze eines großen Dreiecks der äußeren Befestigungswerke bildet, und am Vorabend des 5. mit den Tirailleurs (bersaglieri) die kleineren Forts und vorgeschobenen Batterien genommen. Das Fort Dello Sperone, welches den Ausländern und erprobtesten genuesischen Revolutionären <hi rendition="#g">mit förmlichem Ausschluß der Bourgeois-Nationalgarde</hi> anvertraut war, hatte dabei am längsten und hartnäckigsten dem unausgesetzten Kartätschenfeuer der Königlichen Trotz geboten.</p>
          <p>Am 5. hatten also die Truppen die beiden Seiten dieses äußern Dreiecks inne, dessen dritte Seite von dem Hafen und der Fortificationslinie der Stadt selbst gebildet wird.</p>
          <p>Um 11 Uhr Morgens erschien eine Deputation von &#x201E;gutgesinnten Bürgern&#x201C;, Proprietairen und Beutelschneidern, bei dem General La Mormora, um zum Zweck einer Capitulation und einer Gnadenbitte in Turin einen dreistündlichen Waffenstillstand zu erwirken. Als die Republikaner Kenntniß von diesen Verhandlungen erhielten, verbarrikadirten sie die Straßen, entwaffneten die letzten Reste der Nationalgarde und eröffneten sofort noch vor vollständigem Ablauf der Waffenruhe das Feuer auf die Royalisten. La Marmora antwortete mit einem unausgesetzten Bombardement von sämmtlichen Forts, ohne aber an diesem Tage nur den geringsten Vortheil zu erringen: <hi rendition="#g">am Abend war die Stadt, obwohl an mehreren Orten in hellen Flammen, noch immer in den Händen der Republikaner.</hi> </p>
          <p>Soweit der Stand der Dinge am 5. April. Der Heldenkampf dieses Volkes ist werth, von den bezahlten feigen Polizeispionen einer &#x201E;uns benachbarten Zeitung&#x201C; mit dem Sprichwort der &#x201E;italienischen Feigheit&#x201C; beantwortet zu werden.</p>
          <p>Wir lassen jetzt den Brief des &#x201E;Journal des Debats&#x201C; von Turin, 7. April, folgen:</p>
          <p>&#x201E;In diesem Augenblick ist eine Genueser Deputation angekommen, um die Gnade und Verzeihung Sr. sardinischen M. anzurufen. Wir haben begreiflicher Weise nach den letzten beklagenswerthen Ereignissen weder Zeitungen noch Briefe erhalten, und ich beschränke mich in meiner Mittheilung auf das, was mir ein Mitglied der Deputation selbst erzählt hat.</p>
          <p>&#x201E;Als der General La Marmora im Besitz der Forts Della Tenaglia und Del Belvedere war, bereitete er sofort ohne den Zuzug von Truppen und Artillerie aus Turin zu erwarten, mit Mörsern und Haubitzen das Bombardement auf die Stadt vor. Um aber die Stadt vollständig zu beherrschen, bedurfte es vor Allem noch des Forts Del Perrone, welches von wohlbewaffneten Volkshaufen, von kraftgeübten Arbeitern und Proletariern vertheidigt war, die sich mit Waffen und Munition aller Art aus dem Arsenal versehen hatten.</p>
          <p>&#x201E;Der General sah die Nothwendigkeit ein, Maßregeln zu treffen, um das Fort beim ersten Angriff zu nehmen; ein mißlungener, selbst ein zweifelhafter Versuch wurde die Insurgenten zur höchsten Wuth entflammt, und ihnen Freunde und Brüder von Livorno, Florenz und Rom zugeführt haben. Die Piemontesen setzten daher den Angriff mit Aufbieten aller ihrer Streitkräfte in's Werk; <hi rendition="#g">das Fort aber fiel erst nach einem zwölfstündigen ununterbrochenen Bombardement in die Hände der Royalisten.</hi> </p>
          <p>&#x201E;Nach diesem Sieg begann ein <hi rendition="#g">vierundzwanzigstündliches mörderisches</hi> Bombardement gegen die Stadt. Einige Freiwilligenkorps versuchten einen Ausfall zu machen; allein das Thor San-Thomaso war von den königlichen Truppen besetzt, und die Republikaner mußten sich auf ein Gewehrfeuer von den mittlerweile errichteten Barrikaden und aus den fest verschanzten benachbarten Häusern beschränken.</p>
          <p>&#x201E;Häuser wurden zerstört, und in der Stadt erhoben sich hier und dort Brandsäulen. In diesem Augenblick war es, wo die &#x201E;Verständigeren&#x201C; (Bourgeois), welche bis dahin von den Revolutionären terrorisirt und mit Gewalt niedergehalten wurden, die Oberhand gewannen (d. h. die Gelegenheit, als die Republikaner im Feuer standen, zum Verrath benutzten). Zwei der Triumvirn hatten zu Meer die Flucht ergriffen, nur Alvezzana war noch zurückgeblieben.</p>
          <p>&#x201E;Es begab sich eine Deputation des Stadtrathes nach dem Hauptquartier. La Marmora theilte ihr eine Proklamation mit, die er am Abend vorher (!) nach Empfang seiner außerordentlichen Vollmachten aus Turin hatte veröffentlichen lassen. Die Municipal-Emissäre verlangten einen 24stündlichen Waffenstillstand, um sich nach Turin zu begeben und direkt mit den Ministern die Uebergabe der Stadt zu verhandeln.&#x201C;</p>
          <p>Soweit der Bericht der am 7. in Turin angekommenen Deputation.</p>
          <p>Nach einer Privatkorrespondenz der &#x201E;Nation&#x201C; sind in Paris Flüchtlingsbriefe vom Bord eines französischen Schiffes vom 6. angekommen, wonach Genua auch an diesem Tage noch nicht übergeben war, wiewohl Alles auf eine Kapitulation schließen ließ. Die Vertheidigung der Republikaner wurde mit einem Heldenmuth ohne Gleichen geführt. Hundert Polen, die am Abend vorher in Genua ankamen und sich sogleich in den Kampf stürzten, fielen bis auf den letzten Mann.</p>
          <p>Beim Schluß dieses Briefes verlautete das Gerücht, daß La Marmora <hi rendition="#g">erschossen</hi> sei.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar273-1_014" type="jArticle">
          <p><bibl><author>068</author></bibl> Das Postboot Alexandre verließ Genua am 7. April Abends und lief am 8. April Abends in Marseille mit folgenden Nachrichten ein:</p>
          <p>Nach einem zweitägigen Bombardement durch La Marmora kam man überein, zu parlamentiren. Es wurden dem General folgende Anträge übermacht:</p>
          <p>&#x201E;Der Stadtrath von Genua stellt an den General La Marmora den Antrag eines <hi rendition="#g">Waffenstillstands:</hi> </p>
          <p>a) La Marmora's Truppen besetzen die Stadt und ihre Forts;</p>
          <p>b) ganze und volle Amnestie für Alle. Das Eigenthum ist gewährleistet;</p>
          <p>c) alle Kriegsgefangenen, Geißeln u. s. w. werden gegenseitig ausgeliefert.</p>
          <p>Diese Bedingungen wurden durch eine Deputation nach Turin geschickt und das Bombardement auf zwei Tage (bis zum 9.) eingestellt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar273-1_015" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 7. April Abends.</head>
          <p>Genua verlangt unter gewissen Bedingungen zu capituliren. Die piemontesische Regierung ist entschlossen, nur in eine volle und bedinglose Uebergabe zu willigen.</p>
          <p>Minister Bruck aus Wien ist in Mailand und wird an den Friedensunterhandlungen Theil nehmen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar273-1_016" type="jArticle">
          <head>Rom, 29. März.</head>
          <p>Außer dem Silbergeschirr des päbstlichen Haushaltes mußten auch die Weihgefäße in die Münze wandern, welche in der Kapelle Paolino a. S. Pietro aufbewahrt wurden, worunter sich auch die &#x201E;goldene Rose&#x201C; befand, im Werth von 4000 Scudi und meisterhafter Arbeit. Die Verhandlungen der Interventionsmächte in Gaëta begannen am 23. Es nahmen daran Theil: Kardinal Antonelli, Graf Esterhazy, d'Arcourt, Martinez de la Rosa.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar273-1_017" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 29. März.</head>
          <p>In der heutigen Sitzung der Constituante theilte der Minister des Auswärtigen den Deputirten die wenig erfreulichen Nachrichten aus Piemont mit. Die ganze Versammlung erhob sich mit dem Ruf: &#x201E;Es lebe der Krieg! Es lebe die italienische Republik!&#x201C; Dann theilte der Minister mit, daß in der Provinz Terra di Lavoro und in den Abruzzen die Republik proklamirt worden sei, und die Soldaten mit dem Volke fraternisirt hätten. Es sind dies bekanntlich die dem römischen Gebiet zunächstliegenden neapolitanischen Distrikte.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar273-1_018" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Palermo, 31. März.</head>
          <p>Der 29. März, der Tag, an dem der Waffenstillstand zu Ende ging, war ein Tag des Jubels und der Freude. Die Schanzarbeiten werden mit erstaunlicher Energie unter Theilnahme der gesammten Bevölkerung fortgesetzt. Es herrscht überhaupt eine Einstimmigkeit, eine Entschiedenheit, ein gemeinsam alle Klassen umfassender Enthusiasmus, daß Palermo in dieser Hinsicht gewiß die erste Stadt Europa's genannt werden kann. Alle Eingänge der Stadt sind verschanzt, mit Ausnahme der 4 Hauptthore. Niemand wird mit Waffen hereingelassen. Der Posten der Nationalgarde nimmt die Waffen dem Einpassirenden ab, der sie dann bei seiner Rückkehr wieder empfängt. Die Admiräle Parker und Baudin sind fort; bloß eine englische Fregatte und ein Linienschiff, so wie eine französische Dampffregatte, sind hier zurückgeblieben. Aus Marseille ist die von der provisorischen Regierung angekaufte Dampffregatte Vechis, jetzt &#x201E;Independenza&#x201C; genannt und ein zweiter Dämpfer mit Truppen, Munition etc. hier eingetroffen. Diese Verstärkung hat große Freude hervorgerufen. Nach telegraphischen Berichten haben sich die Neapolitaner aus mehrern Plätzen in der Nähe von Milazzo und Messiana zurückgezogen. Ein Treffen hat bis jetzt nicht stattgefunden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar273-1_019" type="jArticle">
          <head>Mailand, 7. April.</head>
          <p>Der Handelsminister v. Bruck ist gestern hier eingetroffen. Heute erwartet man von Piemontesischer Seite den Marquis Revell, frühern Gesandten in London, durch das vorige Ministerium in Turin abberufen, und jetzt von dem König Viktor Emanuel bestimmt, hier in Mailand an den Friedensunterhandlungen Theil zu nehmen. Man glaubt nicht, daß dieselben lange dauern, sondern daß sie baldigst zu einem erwünschten Resultat geführt werden. Auf dringendes Bitten des Königs Viktor ist die Besetzung Alessandria's bis jetzt unterblieben, und die Erhaltung oder Nichterfüllung dieses Punktes des Waffenstillstandes der Gnade Sr. kais. Maj. anheimgestellt worden.</p>
          <p>In Venedig hat die Assemblea dekretirt: &#x201E;Widerstand gegen Oestreich, es koste, was es wolle; dem Präsidenten Manin wird unbeschränkte Vollmacht übertragen.</p>
          <bibl>(A. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar273-1_020" type="jArticle">
          <head><bibl><author>43</author></bibl> Paris, 11. April.</head>
          <p>Die beiden Artikel, für welche &#x201E;la Révolution&#x201C; gestern zu dreijährigem (nicht fünfjährigem, wie ich Ihnen irrthümlich schrieb) Gefängniß und 10,000 Fr. Geldstrafe verurtheilt wurde, constituiren nach dem Urtheil der Geschworenen das doppelte Verbrechen: Aufreizung zum Haß und zur Verachtung der republikanischen Regierung und Aufreizung zum Bürgerkrieg. Beide Artikel handelten von der Wiederaufrichtung des &#x201E;Politischen Schaffots&#x201C;, von der standrechtlichen Ermordung der Juni Insurgenten Daix und Lahr. Dieser Blutakt des an der Rückendarre verblödsinnigten Präsidenten Bonaparte war außerordentlich einfach zu &#x201E;constituiren&#x201C;: Entweder werden Daix und Lahr als Mörder gerichtet, und dann gehören sie nicht vor die politischen Standrechtstribunale, oder sie sind als &#x201E;politische Verbrecher&#x201C; vor die Kriegsgerichte gezogen und dann hatte der Ochse Napoleon nach der Constitution, nach der Abschaffung des politischen Schaffots, noch weniger ein Recht auf ihr Blut. Daix gehörte zu den &#x201E;Rothen&#x201C; und die Ochsen gerathen stets vor dieser Farbe in Wuth; Lahr aber war noch im Juni ein Agent Napoleons, und seine Ermordung ist nichts als die feige Wegräumung eines Zeugen, einer Erinnerung des Ochsen an seine Kälberjahre. Die &#x201E;Revolution&#x201C; rief bei dieser Gelegenheit, daß das Volk diese Herstellung des &#x201E;politischen Schaffots&#x201C; nicht vergessen werde, daß es sich eines Tages aller seiner Erfahrungen über die Fraternitätsphrasen erinnern und die Guillotine ebenfalls acceptiren werde, und das Blut der Juni-Insurgenten auf die zurückfallen möge, welche den Kampf durch ihre Agenten geschürt, mit dem Blut für ihre Privatinteressen gewuchert hätten. Die Geschwornen erklären diese Vertheidigung der Konstitution, welche das politische Schaffot abgeschafft hat, für eine Anregung zum Bürgerkrieg durch Erregung von Haß und Verachtung gegen die Regierung der Republik, während die Sache umgekehrt ist, daß die Regierung, die capitolinischen Gänse Odilon-Faucher, welche alle drei Tage einmal das Vaterland retten, durch Erregung von Haß und Verachtung gegen die honette Konstitution zum Bürgerkrieg auffordern.</p>
          <p>Die Verurtheilung des &#x201E;Peuple&#x201C; und der &#x201E;Revolution&#x201C; hat übriges die wüthendste Entrüstung in ganz Paris, in den Journalen der gemäßigsten Parteien hervorgerufen. Die Montagne hat für jedes der beiden Blätter 500 Fr. eingesendet, und selbst der &#x201E;National,&#x201C; der so oft mit seinen Freunden Marrast, Marie, Cavaignac, die Fußtritte der revolutionären Presse empfand, selbst der &#x201E;National&#x201C; kann sich in dieser Sache der Parteinahme für die Verurtheilten nicht entziehen. Diese Parteinahme aber ist hier nicht eine bloße Unterstützung zur Ausgleichung der Geldbußen, es ist die revolutionäre Opposition, welcher selbst die &#x201E;honetten&#x201C; Blätter à la &#x201E;National&#x201C; in die Arme geworfen werden, die revolutionäre Opposition gegen die honetten Gesetze, in deren Namen Recht gesprochen wurde, gegen die Unabsetzbarkeit der alten, in Ränken ergrauten Beamten nach der Revolution, welche wieder vor den Thoren steht.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
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</TEI>
[1540/0002] _ * Agram, 7. April. Die Standrechtsmajestät muß sich vor Allem die, „Grenzer“ geneigt erhalten, um durch diese Werkzeuge der östreichischen Standrechts-Bestialität an den Einwohnern betreffender Städte und Districte gottbegnadete Nothzucht, Plünderung, Brandanlegung und Menschenbratung exekutiren zu lassen. Deshalb hat er, wie die „Agramer Zeit,“ mittheilt, „in Würdigung der Verdienste, welche das treue und tapfere Grenzvolk durch die in neuster Zeit für den allerhöchsten Thron und im Interesse der Gesammtmonarchie geleisteten Dienste sich erworben hat,“ die Schulden der Grenzer, welche noch aus den in frühern Nothjahren auf Rechnung des Grenzapprovisionirungsfonds geschehenen ärarischen Verleihungen an Samen und Nahrungsfrüchten (und namentlich an Schnaps!) entstanden sind, und nach den Rechnungen für die kroatischen Militairgrenzregimenter auf 1,404,024 Fl., und für die siebenbürgischen Romanen und Grenzregementer auf 20,416 Fl. mithin auf die Summe von 1,424,440 Fl. sich belaufen, sowie die noch nachträglich beim gänzlichen Abschlusse der Grenzapprovisionirungsrechnungen sich herausstellenden diesfälligen Schuldreste, in soweit sie bis zum 31. März 1849 nicht eingebracht sind, gänzlich nachgesehen. * Preßburg, 7. April. Joseph Lazich, Schnürmachergeselle, wurde wegen Verbreitung übler und falscher Nachrichten vom Kriegsschauplatze und entmuthigender Reden vom Kriegsrechte zu einem 3jährigen Kerker in Eisen verurtheilt. Italien. 068 Die französischen Nachrichten von der Einnahme Genua's waren zum mindesten voreilig, wahrscheinlich ein Börsenmanöver des verschuldeten Ochsen Bonaparte. Nach einer Correspondenz des „Journal des Debats“ leisteten die Republikaner von Genua noch am 5. den verzweifeltsten Widerstand, während die Bourgeoisie, überall die Avant-Garde bei Feigheit und Verrath, bereits mit La Marmora über einen Waffenstillstand unterhandelte, und eine Deputation mit der Bitte um Amnestie nach Turin sandte. Genua war nach diesen Nachrichten ein Aschenhaufen wie Messina, aber noch immer nicht in der Gewalt der königlichen Mordbrenner; die Republikaner hatten nach Ablauf des dreistündlichen Waffenstillstandes unter den brennenden Ruinen von Neuem zu den Waffen gegriffen. Wir machen uns deßhalb keine Illusionen. Die Stadt ist trotzdem verloren, gefallen durch den Verrath seiner königlichen Henkerfamilie, durch den Verrath der Bourgeoisie im Innern, und den Verrath der allzeit bereiten äußeren Heere, hinter denen nicht wie in der ersten französischen Revolution die Guillotine und der revolutionäre Terrorismus droht. Aber Ehre diesen tapfern Revolutionären, welche sich selbst unter den Mauern ihrer Stadt begraben, Ehre diesem unerschrockenen Proletariat, welches allein den Kampf gegen die Coalition der deutschen Hunde mit seinen eignen Aristocraten- und Bourgeois-Verräthern aufnahm! La Marmora hatte nach einem mörderischen Kampf die Forts Begato und Dello Sperone, welches letztere die Spitze eines großen Dreiecks der äußeren Befestigungswerke bildet, und am Vorabend des 5. mit den Tirailleurs (bersaglieri) die kleineren Forts und vorgeschobenen Batterien genommen. Das Fort Dello Sperone, welches den Ausländern und erprobtesten genuesischen Revolutionären mit förmlichem Ausschluß der Bourgeois-Nationalgarde anvertraut war, hatte dabei am längsten und hartnäckigsten dem unausgesetzten Kartätschenfeuer der Königlichen Trotz geboten. Am 5. hatten also die Truppen die beiden Seiten dieses äußern Dreiecks inne, dessen dritte Seite von dem Hafen und der Fortificationslinie der Stadt selbst gebildet wird. Um 11 Uhr Morgens erschien eine Deputation von „gutgesinnten Bürgern“, Proprietairen und Beutelschneidern, bei dem General La Mormora, um zum Zweck einer Capitulation und einer Gnadenbitte in Turin einen dreistündlichen Waffenstillstand zu erwirken. Als die Republikaner Kenntniß von diesen Verhandlungen erhielten, verbarrikadirten sie die Straßen, entwaffneten die letzten Reste der Nationalgarde und eröffneten sofort noch vor vollständigem Ablauf der Waffenruhe das Feuer auf die Royalisten. La Marmora antwortete mit einem unausgesetzten Bombardement von sämmtlichen Forts, ohne aber an diesem Tage nur den geringsten Vortheil zu erringen: am Abend war die Stadt, obwohl an mehreren Orten in hellen Flammen, noch immer in den Händen der Republikaner. Soweit der Stand der Dinge am 5. April. Der Heldenkampf dieses Volkes ist werth, von den bezahlten feigen Polizeispionen einer „uns benachbarten Zeitung“ mit dem Sprichwort der „italienischen Feigheit“ beantwortet zu werden. Wir lassen jetzt den Brief des „Journal des Debats“ von Turin, 7. April, folgen: „In diesem Augenblick ist eine Genueser Deputation angekommen, um die Gnade und Verzeihung Sr. sardinischen M. anzurufen. Wir haben begreiflicher Weise nach den letzten beklagenswerthen Ereignissen weder Zeitungen noch Briefe erhalten, und ich beschränke mich in meiner Mittheilung auf das, was mir ein Mitglied der Deputation selbst erzählt hat. „Als der General La Marmora im Besitz der Forts Della Tenaglia und Del Belvedere war, bereitete er sofort ohne den Zuzug von Truppen und Artillerie aus Turin zu erwarten, mit Mörsern und Haubitzen das Bombardement auf die Stadt vor. Um aber die Stadt vollständig zu beherrschen, bedurfte es vor Allem noch des Forts Del Perrone, welches von wohlbewaffneten Volkshaufen, von kraftgeübten Arbeitern und Proletariern vertheidigt war, die sich mit Waffen und Munition aller Art aus dem Arsenal versehen hatten. „Der General sah die Nothwendigkeit ein, Maßregeln zu treffen, um das Fort beim ersten Angriff zu nehmen; ein mißlungener, selbst ein zweifelhafter Versuch wurde die Insurgenten zur höchsten Wuth entflammt, und ihnen Freunde und Brüder von Livorno, Florenz und Rom zugeführt haben. Die Piemontesen setzten daher den Angriff mit Aufbieten aller ihrer Streitkräfte in's Werk; das Fort aber fiel erst nach einem zwölfstündigen ununterbrochenen Bombardement in die Hände der Royalisten. „Nach diesem Sieg begann ein vierundzwanzigstündliches mörderisches Bombardement gegen die Stadt. Einige Freiwilligenkorps versuchten einen Ausfall zu machen; allein das Thor San-Thomaso war von den königlichen Truppen besetzt, und die Republikaner mußten sich auf ein Gewehrfeuer von den mittlerweile errichteten Barrikaden und aus den fest verschanzten benachbarten Häusern beschränken. „Häuser wurden zerstört, und in der Stadt erhoben sich hier und dort Brandsäulen. In diesem Augenblick war es, wo die „Verständigeren“ (Bourgeois), welche bis dahin von den Revolutionären terrorisirt und mit Gewalt niedergehalten wurden, die Oberhand gewannen (d. h. die Gelegenheit, als die Republikaner im Feuer standen, zum Verrath benutzten). Zwei der Triumvirn hatten zu Meer die Flucht ergriffen, nur Alvezzana war noch zurückgeblieben. „Es begab sich eine Deputation des Stadtrathes nach dem Hauptquartier. La Marmora theilte ihr eine Proklamation mit, die er am Abend vorher (!) nach Empfang seiner außerordentlichen Vollmachten aus Turin hatte veröffentlichen lassen. Die Municipal-Emissäre verlangten einen 24stündlichen Waffenstillstand, um sich nach Turin zu begeben und direkt mit den Ministern die Uebergabe der Stadt zu verhandeln.“ Soweit der Bericht der am 7. in Turin angekommenen Deputation. Nach einer Privatkorrespondenz der „Nation“ sind in Paris Flüchtlingsbriefe vom Bord eines französischen Schiffes vom 6. angekommen, wonach Genua auch an diesem Tage noch nicht übergeben war, wiewohl Alles auf eine Kapitulation schließen ließ. Die Vertheidigung der Republikaner wurde mit einem Heldenmuth ohne Gleichen geführt. Hundert Polen, die am Abend vorher in Genua ankamen und sich sogleich in den Kampf stürzten, fielen bis auf den letzten Mann. Beim Schluß dieses Briefes verlautete das Gerücht, daß La Marmora erschossen sei. 068 Das Postboot Alexandre verließ Genua am 7. April Abends und lief am 8. April Abends in Marseille mit folgenden Nachrichten ein: Nach einem zweitägigen Bombardement durch La Marmora kam man überein, zu parlamentiren. Es wurden dem General folgende Anträge übermacht: „Der Stadtrath von Genua stellt an den General La Marmora den Antrag eines Waffenstillstands: a) La Marmora's Truppen besetzen die Stadt und ihre Forts; b) ganze und volle Amnestie für Alle. Das Eigenthum ist gewährleistet; c) alle Kriegsgefangenen, Geißeln u. s. w. werden gegenseitig ausgeliefert. Diese Bedingungen wurden durch eine Deputation nach Turin geschickt und das Bombardement auf zwei Tage (bis zum 9.) eingestellt. * Turin, 7. April Abends. Genua verlangt unter gewissen Bedingungen zu capituliren. Die piemontesische Regierung ist entschlossen, nur in eine volle und bedinglose Uebergabe zu willigen. Minister Bruck aus Wien ist in Mailand und wird an den Friedensunterhandlungen Theil nehmen. Rom, 29. März. Außer dem Silbergeschirr des päbstlichen Haushaltes mußten auch die Weihgefäße in die Münze wandern, welche in der Kapelle Paolino a. S. Pietro aufbewahrt wurden, worunter sich auch die „goldene Rose“ befand, im Werth von 4000 Scudi und meisterhafter Arbeit. Die Verhandlungen der Interventionsmächte in Gaëta begannen am 23. Es nahmen daran Theil: Kardinal Antonelli, Graf Esterhazy, d'Arcourt, Martinez de la Rosa. * Rom, 29. März. In der heutigen Sitzung der Constituante theilte der Minister des Auswärtigen den Deputirten die wenig erfreulichen Nachrichten aus Piemont mit. Die ganze Versammlung erhob sich mit dem Ruf: „Es lebe der Krieg! Es lebe die italienische Republik!“ Dann theilte der Minister mit, daß in der Provinz Terra di Lavoro und in den Abruzzen die Republik proklamirt worden sei, und die Soldaten mit dem Volke fraternisirt hätten. Es sind dies bekanntlich die dem römischen Gebiet zunächstliegenden neapolitanischen Distrikte. * Palermo, 31. März. Der 29. März, der Tag, an dem der Waffenstillstand zu Ende ging, war ein Tag des Jubels und der Freude. Die Schanzarbeiten werden mit erstaunlicher Energie unter Theilnahme der gesammten Bevölkerung fortgesetzt. Es herrscht überhaupt eine Einstimmigkeit, eine Entschiedenheit, ein gemeinsam alle Klassen umfassender Enthusiasmus, daß Palermo in dieser Hinsicht gewiß die erste Stadt Europa's genannt werden kann. Alle Eingänge der Stadt sind verschanzt, mit Ausnahme der 4 Hauptthore. Niemand wird mit Waffen hereingelassen. Der Posten der Nationalgarde nimmt die Waffen dem Einpassirenden ab, der sie dann bei seiner Rückkehr wieder empfängt. Die Admiräle Parker und Baudin sind fort; bloß eine englische Fregatte und ein Linienschiff, so wie eine französische Dampffregatte, sind hier zurückgeblieben. Aus Marseille ist die von der provisorischen Regierung angekaufte Dampffregatte Vechis, jetzt „Independenza“ genannt und ein zweiter Dämpfer mit Truppen, Munition etc. hier eingetroffen. Diese Verstärkung hat große Freude hervorgerufen. Nach telegraphischen Berichten haben sich die Neapolitaner aus mehrern Plätzen in der Nähe von Milazzo und Messiana zurückgezogen. Ein Treffen hat bis jetzt nicht stattgefunden. Mailand, 7. April. Der Handelsminister v. Bruck ist gestern hier eingetroffen. Heute erwartet man von Piemontesischer Seite den Marquis Revell, frühern Gesandten in London, durch das vorige Ministerium in Turin abberufen, und jetzt von dem König Viktor Emanuel bestimmt, hier in Mailand an den Friedensunterhandlungen Theil zu nehmen. Man glaubt nicht, daß dieselben lange dauern, sondern daß sie baldigst zu einem erwünschten Resultat geführt werden. Auf dringendes Bitten des Königs Viktor ist die Besetzung Alessandria's bis jetzt unterblieben, und die Erhaltung oder Nichterfüllung dieses Punktes des Waffenstillstandes der Gnade Sr. kais. Maj. anheimgestellt worden. In Venedig hat die Assemblea dekretirt: „Widerstand gegen Oestreich, es koste, was es wolle; dem Präsidenten Manin wird unbeschränkte Vollmacht übertragen. (A. Z.) Französische Republik. 43 Paris, 11. April. Die beiden Artikel, für welche „la Révolution“ gestern zu dreijährigem (nicht fünfjährigem, wie ich Ihnen irrthümlich schrieb) Gefängniß und 10,000 Fr. Geldstrafe verurtheilt wurde, constituiren nach dem Urtheil der Geschworenen das doppelte Verbrechen: Aufreizung zum Haß und zur Verachtung der republikanischen Regierung und Aufreizung zum Bürgerkrieg. Beide Artikel handelten von der Wiederaufrichtung des „Politischen Schaffots“, von der standrechtlichen Ermordung der Juni Insurgenten Daix und Lahr. Dieser Blutakt des an der Rückendarre verblödsinnigten Präsidenten Bonaparte war außerordentlich einfach zu „constituiren“: Entweder werden Daix und Lahr als Mörder gerichtet, und dann gehören sie nicht vor die politischen Standrechtstribunale, oder sie sind als „politische Verbrecher“ vor die Kriegsgerichte gezogen und dann hatte der Ochse Napoleon nach der Constitution, nach der Abschaffung des politischen Schaffots, noch weniger ein Recht auf ihr Blut. Daix gehörte zu den „Rothen“ und die Ochsen gerathen stets vor dieser Farbe in Wuth; Lahr aber war noch im Juni ein Agent Napoleons, und seine Ermordung ist nichts als die feige Wegräumung eines Zeugen, einer Erinnerung des Ochsen an seine Kälberjahre. Die „Revolution“ rief bei dieser Gelegenheit, daß das Volk diese Herstellung des „politischen Schaffots“ nicht vergessen werde, daß es sich eines Tages aller seiner Erfahrungen über die Fraternitätsphrasen erinnern und die Guillotine ebenfalls acceptiren werde, und das Blut der Juni-Insurgenten auf die zurückfallen möge, welche den Kampf durch ihre Agenten geschürt, mit dem Blut für ihre Privatinteressen gewuchert hätten. Die Geschwornen erklären diese Vertheidigung der Konstitution, welche das politische Schaffot abgeschafft hat, für eine Anregung zum Bürgerkrieg durch Erregung von Haß und Verachtung gegen die Regierung der Republik, während die Sache umgekehrt ist, daß die Regierung, die capitolinischen Gänse Odilon-Faucher, welche alle drei Tage einmal das Vaterland retten, durch Erregung von Haß und Verachtung gegen die honette Konstitution zum Bürgerkrieg auffordern. Die Verurtheilung des „Peuple“ und der „Revolution“ hat übriges die wüthendste Entrüstung in ganz Paris, in den Journalen der gemäßigsten Parteien hervorgerufen. Die Montagne hat für jedes der beiden Blätter 500 Fr. eingesendet, und selbst der „National,“ der so oft mit seinen Freunden Marrast, Marie, Cavaignac, die Fußtritte der revolutionären Presse empfand, selbst der „National“ kann sich in dieser Sache der Parteinahme für die Verurtheilten nicht entziehen. Diese Parteinahme aber ist hier nicht eine bloße Unterstützung zur Ausgleichung der Geldbußen, es ist die revolutionäre Opposition, welcher selbst die „honetten“ Blätter à la „National“ in die Arme geworfen werden, die revolutionäre Opposition gegen die honetten Gesetze, in deren Namen Recht gesprochen wurde, gegen die Unabsetzbarkeit der alten, in Ränken ergrauten Beamten nach der Revolution, welche wieder vor den Thoren steht.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 273. Köln, 15. April 1849, S. 1540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz273i_1849/2>, abgerufen am 23.11.2024.