Neue Rheinische Zeitung. Nr. 266. Köln, 7. April 1849.[Deutschland] Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Berlin, 4. April. Der König unterhielt sich gestern nach dem Vortrag seiner famosen Rede noch mit jedem einzelnen Mitgliede der Frankfurter Deputation. Waren aber die armen Leute schon durch das eben gehörte von ihrer kaiserlichen Begeisterung etwas zurückgekommen, so wurden sie durch die bekannte "geistvolle, geniale" Unterhaltung Sr. Majestät gänzlich ernüchtert. Zu Beseler sagte er: "Was macht denn Ihr Bruder? Wo ist er jetzt?" -- "Aber Majestät" antwortete der verblüffte Professor, "der ist ja in Schleswig ... " "Ah so, er regiert da wieder ein Bischen. Nun, hören Sie, über den König von Dänemark hat man auch fälschlich sehr viel schlechte Gerüchte ausgesprengt. Er ist ein sehr tüchtiger Mann, der es mit seinen Unterthanen gut meint und meine volle Achtung besitzt!" -- Der arme Kaisermacher mochte denken: Schleswig-Holstein mehrumschlungen! Zu dem aus Dessau gebürtigen Abg. Panniel wandte sich der Kaiser der Deutschen mit folgenden Worten: "Dessau hat mir im vorigen Jahre auch viel Kummer gemacht. Ihre Erwartungen von den segensreichen Folgen der Revolution sind doch gewiß, wenn Sie offen sein wollen, getäuscht worden und Sie werden mir beistimmen: Gegen Demokraten helfen nur Soldaten. Man hat mir übrigens einen Vorschlag gemacht, den ich wohl nicht werde zurückweisen können, nämlich das Dessauer Militär mit meinem (herrlichen Kriegsheer, Linie und Landwehr) zu verbinden. Wie gesagt, man hat mir den Vorschlag in der Art gemacht, daß ich ihn nicht ablehnen kann!" -- Freue dich Dessau! Den Lumpacius Prof. Friedrich v. Raumer begrüßte er nicht minder zuvorkommend: "Ich habe Sie ja so lange nicht gesehen Hr. v. Raumer? Nun hören Sie, das was Sie mir bringen, bringen Sie mir auch wohl nicht sehr gern." In diesem Tone führte unsere geniale Kaiserl. Königl. Majestät die Unterhaltung. Wir bemerken noch, daß dieselbe vor Tisch stattfand. Die Frankfurter und ihre hiesigen Freunde sind über den ihnen gewordenen Empfang ganz vernichtet. Die Volkssouverainetät haben sie verleugnet und nun werden sie mit so grellem Hohn zurückgewiesen, nun erhält man einen so malitiösen Korb. Die armen Kerls wollen nun heute schon abreisen, vielleicht um einen Andern zu wählen. Wir schlagen den Herzog von Bernburg vor. Was werden soll darüber sind sich wohl Wenige klar. Aber der Frühling mit seiner zur Revolution unwiderstehlich verlockenden Luft, die spaßhaften Geschicke und Aventuren der Professoren beim neugebornen Kaiserkindlein haben eine unendlich frohe Laune in das Volk gebracht. Freilich die Frankfurter mögen an das Volk nun appelliren so viel sie wollen, bei uns wenigstens wird sich keine Hand für ihr "Reichsbanner" erheben. Es verbreiten sich die Gerüchte immer mehr, man wolle nun auch die Privatwaffen sämmtlich in Verwahrsam nehmen. Es scheint fast man riecht in gewissen Regionen den mephistophelischen Schwefelgeruch eines baldigen Losbruches. Unter den Herren Bourgeois heißt es natürlich: wir geben unsere Waffen nicht! wir wollen unser Eigenthum schon schützen! -- Sie geben sie doch; der Arbeiter aber hat die seinigen vergraben und versteckt, er hat seine Eisenstangen und seine Hämmer, er führt Krieg "bis zum Messer," darum sind alle Maßregeln unserer feigen Diktatoren gegen ihn unnütz. Die Regierung will bekanntlich das große Arbeitshaus am Alexanderplatz, genannt der Ochsenkopf, käuflich an sich bringen, und ebenso die Häuser welche zwischen demselben und einer Kaserne liegen. Gelingt das Projekt, und die Väter der Stadt werden nicht säumen, schweifwedelnd den Wünschen einer hohen Regierung nachzukommen, so hat dieselbe in der Königsstadt ein festes Fort. Die Königsstadt ist aber der wichtigste Theil Berlins. Ihre Bewohner sind durchweg Demokraten, ihre Straßen eng, so daß sie bei einer Revolution das Centrum der Bewegung werden muß. Am Alexanderplatz war auch die große Barricade, welche in der Nacht vom 18. zum 19. März. allen Angriffen widerstand. Wir brauchen hier überhaupt keine Befestigung. Die vielen Citadellen ähnlichen Kasernen geben schon prächtige Anhaltspunkte zur Bändigung eines revolutionären Aufstandes. Gestern Abend war große Soiree bei dem Prinzen v. Preußen im weiland National-Eigenthum. Die Stadt ist in immer währender Spannung. An den Zurücktritt des Ministeriums glaubt Niemand, aber an allen Ecken, in allen öffentlichen Lokalen bricht der Unwille selbst der Bourgeois über den König hervor. Aus der Stadt Posen ist heute eine Deputation der Bürgerschaft angekommen, die den Kaiser auffordert die Krone anzunehmen. Wir erfahren aus der Provinz Posen, daß man zur Landwehr fast nur Polen eingezogen hat, und besonders auf die tapfern Kämpfer von Xions und Miloslaw dabei Rücksicht genommen. Unter dem preußischen Adler zwingt man diese Polen für eine ihnen fremde Sache zu kämpfen, damit man ungestört jenseits der Demarkationslinie mit pommerscher und schlesischer Landwehr reorganisiren kann. Der Centralausschuß zur Begutachtung des Waldeck'schen Antrages, die Aufhebung des Belagerungszustandes betreffend, hat sich mit vier gegen drei Stimmen für die sofortige Aufhebung entschieden. Der Minister Manteuffel hatte Scham genug, nicht zu den Berathungen zu erscheinen und sandte seinen Kommissarius, Hrn. v. Puttkammer, der aber nicht das Geringste für die Fortdauer des Belagerungszustandes vorzubringen wußte. Die gewandteste Unterhändlerin zwischen Frankfurt und Berlin war die Prinzessin von Preußen. Man hoffte deshalb mit zu großer Sicherheit auf die Annahme der Kaiserkrone, der die Auflösung der unbequemen preußischen Kammer sogleich gefolgt wäre. Die erste Kammer hatte noch heute Nachmittag um 4 1/2 Uhr eine außerordentliche Sitzung, in der ihr die Collektivnote an die deutschen Fürsten vorgelesen wurde. Die äußerste Linke hatte gestern eine sehr stürmische Sitzung in der Conversationshalle. Daß man keinem der beiden Adreßentwürfe zustimmen dürfe, darüber war man sogleich einig (sehr viel von der äußersten Linken!) und es handelte sich nur noch darum, in welcher Weise man den Uebergang zur Tagesordnung motiviren wolle. Es wurden 3 Entwürfe zur Abstimmung gebracht, da der eine von D'Ester zu Gunsten des Waldeck'schen zurückgezogen wurde. Die andern waren von Stein und Wesendonk. Der Waldeck'sche wurde endlich angenommen; derselbe lautet: "In Erwägung: Daß die Einheit der deutschen Volksstämme nur dann einen Werth hat, wenn sogleich die in der Revolution erkämpfte Freiheit zur vollen Geltung gelangt; Daß eine solche deutsche Einheit bei der freiheitsfeindlichen Politik, welche das gegenwärtige Ministerium sowohl in der deutschen Angelegenheit, als besonders in den Angelegenheiten Preußens seither befolgt hat, durchaus nicht zu erwarten steht; Daß eine neue Adresse an die Krone unter diesen Umständen keinen günstigern Erfolg verspricht, als die früher beschlossenen, Geht die Kammer über den Antrag zur Tagesordnung über." Man sieht: Waldeck denkt nur an das Ministerium; der Minister der Zukunft! Auch in der Sitzung der Kommission für den Vinke'schen Antrag kam man zu keinem Entschluß. Der Führer der Rechten, Hr. v. Vinke, glaubte bei der Kaiseradreßgeschichte, er werde sich mit dem Führer des linken Centrums über die Adresse selbst verständigen können. Er schrieb deshalb an Hrn. v. Unruh und bat ihn um eine Unterredung von einer halben Stunde, welche hinreichen würde, um die Vereinbarung zu Stande zu bringen. Hrn. v. Unruh traf indeß der Brief nicht zu Hause, und so zerschlug sich die Verhandlung. Daß aber zwischen den beiden Herren in der deutschen Frage keine sonderliche Meinungsverschiedenheit herrscht, das zeigen die beiden Entwürfe, welche dem Materiellen nach vollkommen gleichbedeutend sind. Heute findet im Mielent'schen Saale eine große Mittagsfete für die Frankfurter Deputation statt. In der Kammer ging eine Subscriptionsliste herum, auf der jedoch nur die Mitglieder der Rechten sich unterzeichneten. Das Couvert kostet sechs Thaler. Ob indeß durch die Verhandlung von gestern Nachmittag die ungeheure kaiserliche königliche Freude nicht etwas getrübt wird? Unter die hervorragenden Mitglieder der frühern Nationalversammlung wurde gestern eine französische Broschüre vertheilt über die Revolution der Rumanen. Sie wendet sich an England, Frankreich und Preußen, schildert in glänzender Sprache die Nothwendigkeit und selbst Legalität dieser Revolution, und fleht bei diesen Mächten um Hülfe und Schutz gegen die Feinde der Rumanen -- die Russen. Der Verfasser dieses Memoirs, jedenfalls ein mit den dortigen Verhältnissen genau bekannter geistvoller Mann, hat sich nicht genannt. Eine hannoversche Note, welche sich günstig für das preußische Erbkaiserthum ausspräche, ist nicht, wie man verbreitete, hier angekommen. Es ist eine Note gekommen, aber sehr malitiös gehalten, in der Preußen's nicht mit einem Worte erwähnt ist. Es stimmt dazu, daß der König von Hannover bei Ankunft der Frankfurter in östreichischer Uniform erschien. Wir erfahren aus guter Quelle, daß die Berliner Polizei nicht von Hinkeldey, sondern von Puttkammer dirigirt wird. Es war auch aus Braunschweig eine Deputation hier angekommen, welche dem Könige den Wunsch dieses Landes aussprechen sollte, er möge doch ja die dargebotene Kaiserkrone annehmen. Ihr gehörte auch der Kammerherr Freiherr v. Hohenhorst, der Schwager Vinke's, an. Die Deputation war empört über die Antwort des Königs und besonders Hr. v. Hohenhorst war es, der seinen Schwager zu dem von ihm gestellten Antrage anregte. Sehr viele Abgeordnete von der Linken sind schon abgereist. Wir müssen die Bequemlichkeit der Herren doch sonderbar finden. Die Frankfurter Deputation hat eine Note an das preußische Gouvernement erlassen, in der sie erklärt, daß sie die Antwort Sr. Maj. als eine entschiedene ablehnende betrachten müsse und demgemäß nach Frankfurt berichten werde. Dem edlen Gagern ist das Unerwartete sogleich durch eine telegraphische Depesche gemeldet worden. Vorgestern wurden den Constablern folgende drei Tagesbefehle verlesen: 1) Wenn am Abend Illuminationen statt fänden, so solle man augenblicklich die Leute auffordern, die Lichter wieder von ihren Fenstern zu entfernen; widersetzten sie sich, so solle man sie verhaften. 2) Wenn der Ober-Constabler Hinkeldey bei einem Constabler vorübergehe, so solle dieser Front machen und dem Vorgesetzten 10 Schritte weit mit unverwandten Augen folgen. 3) Es wurden spezielle Befehle zur Verhaftung des Hrn. Gustav Julius gegeben, der nach der Kreuzzeitung sich wieder hier befinden solle. * Berlin, 4. April. Nachdem Manteuffel den "Ritter ohne Furcht und Tadel", den Vincke exploitirt, verhöhnt er den breitspurigrn Konkurrenten. Die "Neue Preußische Zeitung" persifflirt ihn in einem Leitartikel mit der Ueberschrift: "Das Vaterland ist in Gefahr!" "Die Kammern, sagt sie, bleiben, das Ministerium bleibt (dies das Schmerzlichste für Vincke und Waldeck, den "Minister der Zukunft") und der König antwortet dem Hrn. v. Vincke und Genossen, daß sie sich nicht um Dinge bekümmern mögen, die sie nichts angehen." Es gehören übrigens die preußischen Konsistorialräthe der "Neuen Preußischen Zeitung" dazu, von der "Spitze der Vincke'schen Logik", überhaupt von einer Vincke'schen Logik zu sprechen und diesem wegebaukundigen Landrath (siehe das Schriftlein: Auch eine Charakteristik des liberalen Abgeordneten Freiherrn von Vincke, oder erbauliche Geschichte des Sprockhövel-Elberfelder Wegebaues. Hagen 1849) Ansteckung von dem "Gift der Revolution" anzudichten. Dasselbe Blättchen meldet: "Wahrlich, der edle Geist seiner Ahnen ruht voll und mächtig auf Friedrich Wilhelm IV. Er ist ein wahrhaft deutsches Herz, denn (Beweis) er ist voll Muth und Redlichkeit. Das bewährt seine gestrige Antwort." Gleich darauf erzählt sie: "Der Konditor Klahm läßt einen Wagen umherfahren mit einem großen Anschlagzettel: Monarchieeier. * Berlin 4. April. Sitzung der zweiten Kammer. Um 4 1/2 Uhr wird die Sitzung vom Präsidenten Grabow eröffnet. Die Tribünen sind drückend voll. Die Frankfurter Deputation befindet sich auf der, dem Magistrat vorbehaltenen Tribüne. Während Verlesung des Protokolls suchen Vinke und Auerswald für ihre Partei noch zu werben. Die Abg. sprechen gruppenweise. So eben erzählt man sich auf den Tribünen, daß eine telegraphische Depesche von Potsdam angekommen sei, in deren Folge auch die Mitglieder der ersten Kammer so eben zu einer Sitzung zusammenberufen werden. Der Ministerpräsident: Die Regierung hält es für ihre Pflicht, der hohen Kammer diejenigen Schritte mitzutheilen, welche dieselbe in Folge der Frankfurter Deputation gethan. Die Regierung hat heute eine Note an sämmtliche deutsche Regierungen erlassen. (Der Minister liest dieselbe vor.) Der wesentliche Inhalt dieser Note ist folgender: Der König sei bereit die provisorische Centralgewalt, in Anbetracht der Gefahren, in welcher sich Deutschland durch die Abdankung des Erzherzogs Reichsverwesers befinde, zu übernehmen. Zu gleicher Zeit hält er fest an der Vereinbarung der Fürsten und zu dem Ende werde eine Aufforderung an alle Regierungen ergehen, Gesandte nach Frankfurt zu schicken (Fürstencongreß), um dort Erklärungen über die deutsche Verfassung abzugeben. Der König sei bereit, an die Spitze eines Bundesstaates zu treten, dessen Formen sich, natürlich mit Berücksichtigung der Frankfurter National-Versammlung, nach der Masse der Theilnehmer richten müsse. (Octroyirung?) Innerhalb acht Tagen werde ein solcher Gesandter von Preußen nach Frankfurt gesandt werden. (Siehe Staatsanzeiger.) Ueber die Bucher'sche Tagesordnung, welche gestern angenommen, aber weil sie nicht gedruckt war, muß heute, nachdem sie gedruckt vertheilt ist, nochmals abgestimmt werden. Eine Zählung ergibt, daß nur 146 für und 150 gegen die Bucher'sche Tagesordnung. Man fordert namentliche Abstimmung, welche folgendes Resultat ergibt: 146 dafür und 148 dagegen, 38 Abg. fehlten ohne Grund. Demnach ist das gestern angenommene Mißtrauensvotum gegen das Ministerium heute mit 2 Stimmen relativer Majorität wieder verworfen. (Das sind die Folgen der vorschnellen Abreise vieler Abg. der Linken) Grabow, Vinke, Moritz, Waldeck, Kleist-Retzow streiten sich beinah eine Stunde lang über die nun zu befolgende Fragestellung. Grabow schilt die Kammer, wie ein zorniger Schulmeister. Die motivirte Tagesordnung des Abg. Moritz wird angenommen. (Sie ist etwas schwächer als die Bucher'sche) Ein Antrag wird gestellt, die nächste Sitzung den 13. d. M. anzusetzen. Der Präsident Grabow setzt die nächste Sitzung auf morgen Mittag 12 Uhr fest, der Vinke'sche Antrag und drei Interpellationen bilden die Tagesordnung. Die in der heutigen Sitzung mitgetheilte Collectivnote wird den Abg. noch heute Abend gedruckt zugesandt werden. Schluß der Sitzung 6 1/4 Uhr. Sitzung der ersten Kammer. Die Tribünen waren gedrängt voll, man kaufte die Billets zu 2 Thaler, was bei der ersten Kammer noch nicht da gewesen. Die armen Käufer wurden grausam getäuscht. [Fortsetzung] [Fortsetzung] Reichs, Udalricus von Pappenheimb, und trägt vor Ihr Mayst. ein außgezogenes Schwerd. Also nun endlich wird gesehen von dem der Poet sagt: Rerum certa salus terrarum Gloria Caesar. Und haben Ihre Mayst. in aller Magnificentz mit güldin und silberen Rüstungen, und darüber mit einem silbernen Triumphirlichen Kleid, und Birret sampt auffhabenden Plümlein angethan frölich gesessen auf einem köstlichen generosen Pferd mit gleichmäßigen silberen Deck behangen. An der rechten Hand hat geritten ihr Churf. Gn. von Cölln, an der Linken Churf. Gn. von Mayntz, doch also, daß Ihre Mayst. etwan voran geritten. Nach, oder hinder Ihre Mayst. folgeten dre Legatus deß Königs von Boheimb, viel Cardinäl, Bischöff und Erzbischoffen und vieler Herren und Fürsten Abgesandten und Räthe. Die gantze Prozession aber schlossen zuletzt Ihre König. Mayst. Reutter, roht, weiß und gelb gekleidet, gleich die vorige, deren in allem gewesen über die 4000. Wie nun beim Abend Ihre Königl. Mayst. in die Statt hineinkommen, seynd sie mitten in der Kirchen über eine güldine Teppich auf ihre Knie gesessen, biß durch Ihre Churf. Gn. von Cölln sicher Gebett über Ihre Mayst. gesprochen, und da Sie wider von der Erden auffgestanden gewesen, hat man das fröliche Gesang: Te Deum laudamus, auff's stattlichst musicirt und gesungen. Seynd dann samptlich nach Hauß gegangen, um sich in die Ruhe zu begeben, nachdem es nun zwo Stund in der Nacht gewesen. Folgenden, nemblich S. Severini Tag, den 23 Octobris, nachdem alles in der Kirchen der gebür disponirt gewesen, seynd Ihre Kön. Mayst. mit vorgehenden viel Fürsten, Graffen und Herren mit einem güldinen Kleid angethan dahin erschienen. Nun ward aber vielfältig gebettet und als das Ampt der H. Meß angefangen und dann der gantze Clerus auff die Knie gefallen und die Litaney gesungen, fraget Ihr Churf. Gn. von Cölln den König auff Lateinischer Sprach: Ob er den Catholischen Glauben durch rechtfertige Werck halten, aller Kirchen Beschützer und Beschirmer seyn, und das Reich nach der Gerechtigkeit würcklich verthätigen wolte? Ob Er das jenig so vom Reich abgezwackt, verstrewet und verlohren, wider beysamen bringen: Ob er den Widwen, und aller Ellenden Personen ein Verthätiger und Richter seyn wolte? Ob Er dem Bischoff von Rom alle schuldige Underthänigkeit beweisen woltez Und als Er dieses alles nach seinem vermögen zu thun hat angelobt, ist er weiter geführt worden biß zum Altar, und daselbsten solches mit Aufflegung zweier Finger auff dem Altar Eydsweiß angelobt und geschworen. Darauff aber auch Hochgenanter Erzbischoff von Cölln sich zu den umbstehenden Fürsten umbgewandt, und sie gleichfals auff Latein gefragt, Ob sie solchem Fürsten sich underwerffen, und seinen Befelchen gehorsamb sein wolten? Darauff die jenige, so der Lateinischen Sprache erfahren, geantwortet: Ja. Die übrigen aber hat abgefragt der Abt von Prüm auf Teutsch, und haben alle Ja geantwortet. Folgens als der Erzbischoff noch einige Gebett gesprochen, ist der Keyser nach altem Brauch niderkniend von ihnen gesalbet worden. Nach der Salbung führen Ihnen Beyde Churfürsten Mayntz und Trier in die Sacristey, daselbst, nachdem Ihme das Oel durch seine Capellän mit reiner Baumwollen wieder abgewischet, und das Keyserliche güldine Oberkleid -- welches alsbald der Kirchen heimgefallen -- abgelegt, wird er mit andern deß H. Caroli Magni hinderlassenen, und durch die Statt Nüremberg hieher gebrachten Kleidern und Zierrathen angethan und zum Altar geführet, daselbst Ihre Mayst. niederkniet und hat der Erzbischoff Ihnen dreymal benedicirt, darnach ist Er wider auffgestanden und ist Ihme unter Ermahnung das Schwerd auff die Seiten gebunden. Dergleichen wird er auch vermahnet bei Gebung deß Rings, deß Scepters, deß Reichs Apffel und derogleichen und endlich wird Er von dreyen Erzbischoffen Cölln, Mayntz und Trier mit der güldinen Kronen, so die Statt Nüremberg sampt andern zur Krönung gehörigen Sachen dorthin bracht hatten, gekrönet und thut den gewöhnlichen Kays. Eyd über dem Altar und sagte: "Ich gelobe vor Gott und seinen Engeln, die Gesätz zu halten, Gerechtigkeit zu üben, und die Rechten des Reichs zu verthädigen." Nachdem aber dieß passirt, hat man Ihre Mayst. hinauss auff das Hochmünster geführt, biß auff den weiß Marmoren Stul, vulgo des Königs Stul genannt, wo man Ihnen begrüsset und Glück gewünschet und wo er auf dem Stul sitzend, vielerlei Leut geadelt und mit dem Schwerd zu Rittern geschlagen. Under diesen geschlagenen Rittern aber seynd ihrer viel gewesen, so ihre Ritterliche Thaten nicht in Tyberino Ponte bewiesen hatten. Wider hinunder gekommen haben Ihre Mayst. geopffert ein stück Golts von 10 Dukaten und sich dann mit großer Andacht mit dem H. Hochw. Sacrament versehen lassen. Welches alsbald geschehen, haben alle Chur- und Fürsten Ihre Mayst. bis in's Pallast, oder Rathhauß begleitet, gestalt, des Keys. Mahl mit einander zu halten. Ihre Mayst. seynd dahin kommen über eine höltzine Brück, darüber gespreyt gewesen ein Tuch, welches darnacher den starkst Zugreiffenden verblieben und von dem gemeinen Volck zerschnitten und hingenommen ist. Alsbald aber Ihr Mayst. hinauffgangen gewesen, ist Udalricus von Pappenheimb Under Reichs Marschalck mit seinem Pferd in einen grossen Hauffen Habern biß an die Brust des Pferds hinein geritten, darin mit einem silberen Müdt von zwölff Marck Silbers gemessen, und die Haber darnacher preyß geben. Item alsbald nach der Krönung den gantzen Tag ist vor dem Rathhauß ein Fontein in Gestalt eines Adlers und eines Löwen [Fortsetzung] [Deutschland] Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Berlin, 4. April. Der König unterhielt sich gestern nach dem Vortrag seiner famosen Rede noch mit jedem einzelnen Mitgliede der Frankfurter Deputation. Waren aber die armen Leute schon durch das eben gehörte von ihrer kaiserlichen Begeisterung etwas zurückgekommen, so wurden sie durch die bekannte „geistvolle, geniale“ Unterhaltung Sr. Majestät gänzlich ernüchtert. Zu Beseler sagte er: „Was macht denn Ihr Bruder? Wo ist er jetzt?“ — „Aber Majestät“ antwortete der verblüffte Professor, „der ist ja in Schleswig … “ „Ah so, er regiert da wieder ein Bischen. Nun, hören Sie, über den König von Dänemark hat man auch fälschlich sehr viel schlechte Gerüchte ausgesprengt. Er ist ein sehr tüchtiger Mann, der es mit seinen Unterthanen gut meint und meine volle Achtung besitzt!“ — Der arme Kaisermacher mochte denken: Schleswig-Holstein mehrumschlungen! Zu dem aus Dessau gebürtigen Abg. Panniel wandte sich der Kaiser der Deutschen mit folgenden Worten: „Dessau hat mir im vorigen Jahre auch viel Kummer gemacht. Ihre Erwartungen von den segensreichen Folgen der Revolution sind doch gewiß, wenn Sie offen sein wollen, getäuscht worden und Sie werden mir beistimmen: Gegen Demokraten helfen nur Soldaten. Man hat mir übrigens einen Vorschlag gemacht, den ich wohl nicht werde zurückweisen können, nämlich das Dessauer Militär mit meinem (herrlichen Kriegsheer, Linie und Landwehr) zu verbinden. Wie gesagt, man hat mir den Vorschlag in der Art gemacht, daß ich ihn nicht ablehnen kann!“ — Freue dich Dessau! Den Lumpacius Prof. Friedrich v. Raumer begrüßte er nicht minder zuvorkommend: „Ich habe Sie ja so lange nicht gesehen Hr. v. Raumer? Nun hören Sie, das was Sie mir bringen, bringen Sie mir auch wohl nicht sehr gern.“ In diesem Tone führte unsere geniale Kaiserl. Königl. Majestät die Unterhaltung. Wir bemerken noch, daß dieselbe vor Tisch stattfand. Die Frankfurter und ihre hiesigen Freunde sind über den ihnen gewordenen Empfang ganz vernichtet. Die Volkssouverainetät haben sie verleugnet und nun werden sie mit so grellem Hohn zurückgewiesen, nun erhält man einen so malitiösen Korb. Die armen Kerls wollen nun heute schon abreisen, vielleicht um einen Andern zu wählen. Wir schlagen den Herzog von Bernburg vor. Was werden soll darüber sind sich wohl Wenige klar. Aber der Frühling mit seiner zur Revolution unwiderstehlich verlockenden Luft, die spaßhaften Geschicke und Aventuren der Professoren beim neugebornen Kaiserkindlein haben eine unendlich frohe Laune in das Volk gebracht. Freilich die Frankfurter mögen an das Volk nun appelliren so viel sie wollen, bei uns wenigstens wird sich keine Hand für ihr „Reichsbanner“ erheben. Es verbreiten sich die Gerüchte immer mehr, man wolle nun auch die Privatwaffen sämmtlich in Verwahrsam nehmen. Es scheint fast man riecht in gewissen Regionen den mephistophelischen Schwefelgeruch eines baldigen Losbruches. Unter den Herren Bourgeois heißt es natürlich: wir geben unsere Waffen nicht! wir wollen unser Eigenthum schon schützen! — Sie geben sie doch; der Arbeiter aber hat die seinigen vergraben und versteckt, er hat seine Eisenstangen und seine Hämmer, er führt Krieg „bis zum Messer,“ darum sind alle Maßregeln unserer feigen Diktatoren gegen ihn unnütz. Die Regierung will bekanntlich das große Arbeitshaus am Alexanderplatz, genannt der Ochsenkopf, käuflich an sich bringen, und ebenso die Häuser welche zwischen demselben und einer Kaserne liegen. Gelingt das Projekt, und die Väter der Stadt werden nicht säumen, schweifwedelnd den Wünschen einer hohen Regierung nachzukommen, so hat dieselbe in der Königsstadt ein festes Fort. Die Königsstadt ist aber der wichtigste Theil Berlins. Ihre Bewohner sind durchweg Demokraten, ihre Straßen eng, so daß sie bei einer Revolution das Centrum der Bewegung werden muß. Am Alexanderplatz war auch die große Barricade, welche in der Nacht vom 18. zum 19. März. allen Angriffen widerstand. Wir brauchen hier überhaupt keine Befestigung. Die vielen Citadellen ähnlichen Kasernen geben schon prächtige Anhaltspunkte zur Bändigung eines revolutionären Aufstandes. Gestern Abend war große Soiree bei dem Prinzen v. Preußen im weiland National-Eigenthum. Die Stadt ist in immer währender Spannung. An den Zurücktritt des Ministeriums glaubt Niemand, aber an allen Ecken, in allen öffentlichen Lokalen bricht der Unwille selbst der Bourgeois über den König hervor. Aus der Stadt Posen ist heute eine Deputation der Bürgerschaft angekommen, die den Kaiser auffordert die Krone anzunehmen. Wir erfahren aus der Provinz Posen, daß man zur Landwehr fast nur Polen eingezogen hat, und besonders auf die tapfern Kämpfer von Xions und Miloslaw dabei Rücksicht genommen. Unter dem preußischen Adler zwingt man diese Polen für eine ihnen fremde Sache zu kämpfen, damit man ungestört jenseits der Demarkationslinie mit pommerscher und schlesischer Landwehr reorganisiren kann. Der Centralausschuß zur Begutachtung des Waldeck'schen Antrages, die Aufhebung des Belagerungszustandes betreffend, hat sich mit vier gegen drei Stimmen für die sofortige Aufhebung entschieden. Der Minister Manteuffel hatte Scham genug, nicht zu den Berathungen zu erscheinen und sandte seinen Kommissarius, Hrn. v. Puttkammer, der aber nicht das Geringste für die Fortdauer des Belagerungszustandes vorzubringen wußte. Die gewandteste Unterhändlerin zwischen Frankfurt und Berlin war die Prinzessin von Preußen. Man hoffte deshalb mit zu großer Sicherheit auf die Annahme der Kaiserkrone, der die Auflösung der unbequemen preußischen Kammer sogleich gefolgt wäre. Die erste Kammer hatte noch heute Nachmittag um 4 1/2 Uhr eine außerordentliche Sitzung, in der ihr die Collektivnote an die deutschen Fürsten vorgelesen wurde. Die äußerste Linke hatte gestern eine sehr stürmische Sitzung in der Conversationshalle. Daß man keinem der beiden Adreßentwürfe zustimmen dürfe, darüber war man sogleich einig (sehr viel von der äußersten Linken!) und es handelte sich nur noch darum, in welcher Weise man den Uebergang zur Tagesordnung motiviren wolle. Es wurden 3 Entwürfe zur Abstimmung gebracht, da der eine von D'Ester zu Gunsten des Waldeck'schen zurückgezogen wurde. Die andern waren von Stein und Wesendonk. Der Waldeck'sche wurde endlich angenommen; derselbe lautet: „In Erwägung: Daß die Einheit der deutschen Volksstämme nur dann einen Werth hat, wenn sogleich die in der Revolution erkämpfte Freiheit zur vollen Geltung gelangt; Daß eine solche deutsche Einheit bei der freiheitsfeindlichen Politik, welche das gegenwärtige Ministerium sowohl in der deutschen Angelegenheit, als besonders in den Angelegenheiten Preußens seither befolgt hat, durchaus nicht zu erwarten steht; Daß eine neue Adresse an die Krone unter diesen Umständen keinen günstigern Erfolg verspricht, als die früher beschlossenen, Geht die Kammer über den Antrag zur Tagesordnung über.“ Man sieht: Waldeck denkt nur an das Ministerium; der Minister der Zukunft! Auch in der Sitzung der Kommission für den Vinke'schen Antrag kam man zu keinem Entschluß. Der Führer der Rechten, Hr. v. Vinke, glaubte bei der Kaiseradreßgeschichte, er werde sich mit dem Führer des linken Centrums über die Adresse selbst verständigen können. Er schrieb deshalb an Hrn. v. Unruh und bat ihn um eine Unterredung von einer halben Stunde, welche hinreichen würde, um die Vereinbarung zu Stande zu bringen. Hrn. v. Unruh traf indeß der Brief nicht zu Hause, und so zerschlug sich die Verhandlung. Daß aber zwischen den beiden Herren in der deutschen Frage keine sonderliche Meinungsverschiedenheit herrscht, das zeigen die beiden Entwürfe, welche dem Materiellen nach vollkommen gleichbedeutend sind. Heute findet im Mielent'schen Saale eine große Mittagsfête für die Frankfurter Deputation statt. In der Kammer ging eine Subscriptionsliste herum, auf der jedoch nur die Mitglieder der Rechten sich unterzeichneten. Das Couvert kostet sechs Thaler. Ob indeß durch die Verhandlung von gestern Nachmittag die ungeheure kaiserliche königliche Freude nicht etwas getrübt wird? Unter die hervorragenden Mitglieder der frühern Nationalversammlung wurde gestern eine französische Broschüre vertheilt über die Revolution der Rumanen. Sie wendet sich an England, Frankreich und Preußen, schildert in glänzender Sprache die Nothwendigkeit und selbst Legalität dieser Revolution, und fleht bei diesen Mächten um Hülfe und Schutz gegen die Feinde der Rumanen — die Russen. Der Verfasser dieses Memoirs, jedenfalls ein mit den dortigen Verhältnissen genau bekannter geistvoller Mann, hat sich nicht genannt. Eine hannoversche Note, welche sich günstig für das preußische Erbkaiserthum ausspräche, ist nicht, wie man verbreitete, hier angekommen. Es ist eine Note gekommen, aber sehr malitiös gehalten, in der Preußen's nicht mit einem Worte erwähnt ist. Es stimmt dazu, daß der König von Hannover bei Ankunft der Frankfurter in östreichischer Uniform erschien. Wir erfahren aus guter Quelle, daß die Berliner Polizei nicht von Hinkeldey, sondern von Puttkammer dirigirt wird. Es war auch aus Braunschweig eine Deputation hier angekommen, welche dem Könige den Wunsch dieses Landes aussprechen sollte, er möge doch ja die dargebotene Kaiserkrone annehmen. Ihr gehörte auch der Kammerherr Freiherr v. Hohenhorst, der Schwager Vinke's, an. Die Deputation war empört über die Antwort des Königs und besonders Hr. v. Hohenhorst war es, der seinen Schwager zu dem von ihm gestellten Antrage anregte. Sehr viele Abgeordnete von der Linken sind schon abgereist. Wir müssen die Bequemlichkeit der Herren doch sonderbar finden. Die Frankfurter Deputation hat eine Note an das preußische Gouvernement erlassen, in der sie erklärt, daß sie die Antwort Sr. Maj. als eine entschiedene ablehnende betrachten müsse und demgemäß nach Frankfurt berichten werde. Dem edlen Gagern ist das Unerwartete sogleich durch eine telegraphische Depesche gemeldet worden. Vorgestern wurden den Constablern folgende drei Tagesbefehle verlesen: 1) Wenn am Abend Illuminationen statt fänden, so solle man augenblicklich die Leute auffordern, die Lichter wieder von ihren Fenstern zu entfernen; widersetzten sie sich, so solle man sie verhaften. 2) Wenn der Ober-Constabler Hinkeldey bei einem Constabler vorübergehe, so solle dieser Front machen und dem Vorgesetzten 10 Schritte weit mit unverwandten Augen folgen. 3) Es wurden spezielle Befehle zur Verhaftung des Hrn. Gustav Julius gegeben, der nach der Kreuzzeitung sich wieder hier befinden solle. * Berlin, 4. April. Nachdem Manteuffel den „Ritter ohne Furcht und Tadel“, den Vincke exploitirt, verhöhnt er den breitspurigrn Konkurrenten. Die „Neue Preußische Zeitung“ persifflirt ihn in einem Leitartikel mit der Ueberschrift: „Das Vaterland ist in Gefahr!“ „Die Kammern, sagt sie, bleiben, das Ministerium bleibt (dies das Schmerzlichste für Vincke und Waldeck, den „Minister der Zukunft“) und der König antwortet dem Hrn. v. Vincke und Genossen, daß sie sich nicht um Dinge bekümmern mögen, die sie nichts angehen.“ Es gehören übrigens die preußischen Konsistorialräthe der „Neuen Preußischen Zeitung“ dazu, von der „Spitze der Vincke'schen Logik“, überhaupt von einer Vincke'schen Logik zu sprechen und diesem wegebaukundigen Landrath (siehe das Schriftlein: Auch eine Charakteristik des liberalen Abgeordneten Freiherrn von Vincke, oder erbauliche Geschichte des Sprockhövel-Elberfelder Wegebaues. Hagen 1849) Ansteckung von dem „Gift der Revolution“ anzudichten. Dasselbe Blättchen meldet: „Wahrlich, der edle Geist seiner Ahnen ruht voll und mächtig auf Friedrich Wilhelm IV. Er ist ein wahrhaft deutsches Herz, denn (Beweis) er ist voll Muth und Redlichkeit. Das bewährt seine gestrige Antwort.“ Gleich darauf erzählt sie: „Der Konditor Klahm läßt einen Wagen umherfahren mit einem großen Anschlagzettel: Monarchieeier. * Berlin 4. April. Sitzung der zweiten Kammer. Um 4 1/2 Uhr wird die Sitzung vom Präsidenten Grabow eröffnet. Die Tribünen sind drückend voll. Die Frankfurter Deputation befindet sich auf der, dem Magistrat vorbehaltenen Tribüne. Während Verlesung des Protokolls suchen Vinke und Auerswald für ihre Partei noch zu werben. Die Abg. sprechen gruppenweise. So eben erzählt man sich auf den Tribünen, daß eine telegraphische Depesche von Potsdam angekommen sei, in deren Folge auch die Mitglieder der ersten Kammer so eben zu einer Sitzung zusammenberufen werden. Der Ministerpräsident: Die Regierung hält es für ihre Pflicht, der hohen Kammer diejenigen Schritte mitzutheilen, welche dieselbe in Folge der Frankfurter Deputation gethan. Die Regierung hat heute eine Note an sämmtliche deutsche Regierungen erlassen. (Der Minister liest dieselbe vor.) Der wesentliche Inhalt dieser Note ist folgender: Der König sei bereit die provisorische Centralgewalt, in Anbetracht der Gefahren, in welcher sich Deutschland durch die Abdankung des Erzherzogs Reichsverwesers befinde, zu übernehmen. Zu gleicher Zeit hält er fest an der Vereinbarung der Fürsten und zu dem Ende werde eine Aufforderung an alle Regierungen ergehen, Gesandte nach Frankfurt zu schicken (Fürstencongreß), um dort Erklärungen über die deutsche Verfassung abzugeben. Der König sei bereit, an die Spitze eines Bundesstaates zu treten, dessen Formen sich, natürlich mit Berücksichtigung der Frankfurter National-Versammlung, nach der Masse der Theilnehmer richten müsse. (Octroyirung?) Innerhalb acht Tagen werde ein solcher Gesandter von Preußen nach Frankfurt gesandt werden. (Siehe Staatsanzeiger.) Ueber die Bucher'sche Tagesordnung, welche gestern angenommen, aber weil sie nicht gedruckt war, muß heute, nachdem sie gedruckt vertheilt ist, nochmals abgestimmt werden. Eine Zählung ergibt, daß nur 146 für und 150 gegen die Bucher'sche Tagesordnung. Man fordert namentliche Abstimmung, welche folgendes Resultat ergibt: 146 dafür und 148 dagegen, 38 Abg. fehlten ohne Grund. Demnach ist das gestern angenommene Mißtrauensvotum gegen das Ministerium heute mit 2 Stimmen relativer Majorität wieder verworfen. (Das sind die Folgen der vorschnellen Abreise vieler Abg. der Linken) Grabow, Vinke, Moritz, Waldeck, Kleist-Retzow streiten sich beinah eine Stunde lang über die nun zu befolgende Fragestellung. Grabow schilt die Kammer, wie ein zorniger Schulmeister. Die motivirte Tagesordnung des Abg. Moritz wird angenommen. (Sie ist etwas schwächer als die Bucher'sche) Ein Antrag wird gestellt, die nächste Sitzung den 13. d. M. anzusetzen. Der Präsident Grabow setzt die nächste Sitzung auf morgen Mittag 12 Uhr fest, der Vinke'sche Antrag und drei Interpellationen bilden die Tagesordnung. Die in der heutigen Sitzung mitgetheilte Collectivnote wird den Abg. noch heute Abend gedruckt zugesandt werden. Schluß der Sitzung 6 1/4 Uhr. Sitzung der ersten Kammer. Die Tribünen waren gedrängt voll, man kaufte die Billets zu 2 Thaler, was bei der ersten Kammer noch nicht da gewesen. Die armen Käufer wurden grausam getäuscht. [Fortsetzung] [Fortsetzung] Reichs, Udalricus von Pappenheimb, und trägt vor Ihr Mayst. ein außgezogenes Schwerd. Also nun endlich wird gesehen von dem der Poet sagt: Rerum certa salus terrarum Gloria Caesar. Und haben Ihre Mayst. in aller Magnificentz mit güldin und silberen Rüstungen, und darüber mit einem silbernen Triumphirlichen Kleid, und Birret sampt auffhabenden Plümlein angethan frölich gesessen auf einem köstlichen generosen Pferd mit gleichmäßigen silberen Deck behangen. An der rechten Hand hat geritten ihr Churf. Gn. von Cölln, an der Linken Churf. Gn. von Mayntz, doch also, daß Ihre Mayst. etwan voran geritten. Nach, oder hinder Ihre Mayst. folgeten dre Legatus deß Königs von Boheimb, viel Cardinäl, Bischöff und Erzbischoffen und vieler Herren und Fürsten Abgesandten und Räthe. Die gantze Prozession aber schlossen zuletzt Ihre König. Mayst. Reutter, roht, weiß und gelb gekleidet, gleich die vorige, deren in allem gewesen über die 4000. Wie nun beim Abend Ihre Königl. Mayst. in die Statt hineinkommen, seynd sie mitten in der Kirchen über eine güldine Teppich auf ihre Knie gesessen, biß durch Ihre Churf. Gn. von Cölln sicher Gebett über Ihre Mayst. gesprochen, und da Sie wider von der Erden auffgestanden gewesen, hat man das fröliche Gesang: Te Deum laudamus, auff's stattlichst musicirt und gesungen. Seynd dann samptlich nach Hauß gegangen, um sich in die Ruhe zu begeben, nachdem es nun zwo Stund in der Nacht gewesen. Folgenden, nemblich S. Severini Tag, den 23 Octobris, nachdem alles in der Kirchen der gebür disponirt gewesen, seynd Ihre Kön. Mayst. mit vorgehenden viel Fürsten, Graffen und Herren mit einem güldinen Kleid angethan dahin erschienen. Nun ward aber vielfältig gebettet und als das Ampt der H. Meß angefangen und dann der gantze Clerus auff die Knie gefallen und die Litaney gesungen, fraget Ihr Churf. Gn. von Cölln den König auff Lateinischer Sprach: Ob er den Catholischen Glauben durch rechtfertige Werck halten, aller Kirchen Beschützer und Beschirmer seyn, und das Reich nach der Gerechtigkeit würcklich verthätigen wolte? Ob Er das jenig so vom Reich abgezwackt, verstrewet und verlohren, wider beysamen bringen: Ob er den Widwen, und aller Ellenden Personen ein Verthätiger und Richter seyn wolte? Ob Er dem Bischoff von Rom alle schuldige Underthänigkeit beweisen woltez Und als Er dieses alles nach seinem vermögen zu thun hat angelobt, ist er weiter geführt worden biß zum Altar, und daselbsten solches mit Aufflegung zweier Finger auff dem Altar Eydsweiß angelobt und geschworen. Darauff aber auch Hochgenanter Erzbischoff von Cölln sich zu den umbstehenden Fürsten umbgewandt, und sie gleichfals auff Latein gefragt, Ob sie solchem Fürsten sich underwerffen, und seinen Befelchen gehorsamb sein wolten? Darauff die jenige, so der Lateinischen Sprache erfahren, geantwortet: Ja. Die übrigen aber hat abgefragt der Abt von Prüm auf Teutsch, und haben alle Ja geantwortet. Folgens als der Erzbischoff noch einige Gebett gesprochen, ist der Keyser nach altem Brauch niderkniend von ihnen gesalbet worden. Nach der Salbung führen Ihnen Beyde Churfürsten Mayntz und Trier in die Sacristey, daselbst, nachdem Ihme das Oel durch seine Capellän mit reiner Baumwollen wieder abgewischet, und das Keyserliche güldine Oberkleid — welches alsbald der Kirchen heimgefallen — abgelegt, wird er mit andern deß H. Caroli Magni hinderlassenen, und durch die Statt Nüremberg hieher gebrachten Kleidern und Zierrathen angethan und zum Altar geführet, daselbst Ihre Mayst. niederkniet und hat der Erzbischoff Ihnen dreymal benedicirt, darnach ist Er wider auffgestanden und ist Ihme unter Ermahnung das Schwerd auff die Seiten gebunden. Dergleichen wird er auch vermahnet bei Gebung deß Rings, deß Scepters, deß Reichs Apffel und derogleichen und endlich wird Er von dreyen Erzbischoffen Cölln, Mayntz und Trier mit der güldinen Kronen, so die Statt Nüremberg sampt andern zur Krönung gehörigen Sachen dorthin bracht hatten, gekrönet und thut den gewöhnlichen Kays. Eyd über dem Altar und sagte: „Ich gelobe vor Gott und seinen Engeln, die Gesätz zu halten, Gerechtigkeit zu üben, und die Rechten des Reichs zu verthädigen.“ Nachdem aber dieß passirt, hat man Ihre Mayst. hinauss auff das Hochmünster geführt, biß auff den weiß Marmoren Stul, vulgo des Königs Stul genannt, wo man Ihnen begrüsset und Glück gewünschet und wo er auf dem Stul sitzend, vielerlei Leut geadelt und mit dem Schwerd zu Rittern geschlagen. Under diesen geschlagenen Rittern aber seynd ihrer viel gewesen, so ihre Ritterliche Thaten nicht in Tyberino Ponte bewiesen hatten. Wider hinunder gekommen haben Ihre Mayst. geopffert ein stück Golts von 10 Dukaten und sich dann mit großer Andacht mit dem H. Hochw. Sacrament versehen lassen. Welches alsbald geschehen, haben alle Chur- und Fürsten Ihre Mayst. bis in's Pallast, oder Rathhauß begleitet, gestalt, des Keys. Mahl mit einander zu halten. Ihre Mayst. seynd dahin kommen über eine höltzine Brück, darüber gespreyt gewesen ein Tuch, welches darnacher den starkst Zugreiffenden verblieben und von dem gemeinen Volck zerschnitten und hingenommen ist. Alsbald aber Ihr Mayst. hinauffgangen gewesen, ist Udalricus von Pappenheimb Under Reichs Marschalck mit seinem Pferd in einen grossen Hauffen Habern biß an die Brust des Pferds hinein geritten, darin mit einem silberen Müdt von zwölff Marck Silbers gemessen, und die Haber darnacher preyß geben. Item alsbald nach der Krönung den gantzen Tag ist vor dem Rathhauß ein Fontein in Gestalt eines Adlers und eines Löwen [Fortsetzung] <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="1498"/> <div n="1"> <head>[Deutschland]</head> <div xml:id="ar266_003_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Karl Marx: Lohnarbeit und Kapital, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9. </bibl> </note> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar266_004" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 4. April.</head> <p>Der König unterhielt sich gestern nach dem Vortrag seiner famosen Rede noch mit jedem einzelnen Mitgliede der Frankfurter Deputation. Waren aber die armen Leute schon durch das eben gehörte von ihrer kaiserlichen Begeisterung etwas zurückgekommen, so wurden sie durch die bekannte „geistvolle, geniale“ Unterhaltung Sr. Majestät gänzlich ernüchtert.</p> <p>Zu Beseler sagte er: „Was macht denn Ihr Bruder? Wo ist er jetzt?“ — „Aber Majestät“ antwortete der verblüffte Professor, „der ist ja in Schleswig … “ „Ah so, er regiert da wieder ein Bischen. Nun, hören Sie, über den König von Dänemark hat man auch fälschlich sehr viel schlechte Gerüchte ausgesprengt. Er ist ein sehr tüchtiger Mann, der es mit seinen Unterthanen gut meint und meine volle Achtung besitzt!“ — Der arme Kaisermacher mochte denken: Schleswig-Holstein mehrumschlungen!</p> <p>Zu dem aus Dessau gebürtigen Abg. Panniel wandte sich der Kaiser der Deutschen mit folgenden Worten: „Dessau hat mir im vorigen Jahre auch viel Kummer gemacht. Ihre Erwartungen von den segensreichen Folgen der Revolution sind doch gewiß, wenn Sie offen sein wollen, getäuscht worden und Sie werden mir beistimmen: Gegen Demokraten helfen nur Soldaten. Man hat mir übrigens einen Vorschlag gemacht, den ich wohl nicht werde zurückweisen können, nämlich das Dessauer Militär mit meinem (herrlichen Kriegsheer, Linie und Landwehr) zu verbinden. Wie gesagt, man hat mir den Vorschlag in der Art gemacht, daß ich ihn nicht ablehnen kann!“ — Freue dich Dessau!</p> <p>Den Lumpacius Prof. Friedrich v. Raumer begrüßte er nicht minder zuvorkommend: „Ich habe Sie ja so lange nicht gesehen Hr. v. Raumer? Nun hören Sie, das was Sie mir bringen, bringen Sie mir auch wohl nicht sehr gern.“</p> <p>In diesem Tone führte unsere geniale Kaiserl. Königl. Majestät die Unterhaltung. Wir bemerken noch, daß dieselbe <hi rendition="#g">vor</hi> Tisch stattfand.</p> <p>Die Frankfurter und ihre hiesigen Freunde sind über den ihnen gewordenen Empfang ganz vernichtet. Die Volkssouverainetät haben sie verleugnet und nun werden sie mit so grellem Hohn zurückgewiesen, nun erhält man einen so malitiösen Korb. Die armen Kerls wollen nun heute schon abreisen, vielleicht um einen Andern zu wählen. <hi rendition="#g">Wir schlagen den Herzog von Bernburg vor.</hi> </p> <p>Was werden soll darüber sind sich wohl Wenige klar. Aber der Frühling mit seiner zur Revolution unwiderstehlich verlockenden Luft, die spaßhaften Geschicke und Aventuren der Professoren beim neugebornen Kaiserkindlein haben eine unendlich frohe Laune in das Volk gebracht. Freilich die Frankfurter mögen an das Volk nun appelliren so viel sie wollen, bei uns wenigstens wird sich keine Hand für ihr „Reichsbanner“ erheben.</p> <p>Es verbreiten sich die Gerüchte immer mehr, man wolle nun auch die Privatwaffen sämmtlich in Verwahrsam nehmen. Es scheint fast man riecht in gewissen Regionen den mephistophelischen Schwefelgeruch eines baldigen Losbruches. Unter den Herren Bourgeois heißt es natürlich: wir geben unsere Waffen nicht! wir wollen unser Eigenthum schon schützen! — Sie geben sie doch; der Arbeiter aber hat die seinigen vergraben und versteckt, er hat seine Eisenstangen und seine Hämmer, er führt Krieg „bis zum Messer,“ darum sind alle Maßregeln unserer feigen Diktatoren gegen ihn unnütz.</p> <p>Die Regierung will bekanntlich das große Arbeitshaus am Alexanderplatz, genannt der Ochsenkopf, käuflich an sich bringen, und ebenso die Häuser welche zwischen demselben und einer Kaserne liegen. Gelingt das Projekt, und die Väter der Stadt werden nicht säumen, schweifwedelnd den Wünschen einer hohen Regierung nachzukommen, so hat dieselbe in der Königsstadt ein festes Fort. Die Königsstadt ist aber der wichtigste Theil Berlins. Ihre Bewohner sind durchweg Demokraten, ihre Straßen eng, so daß sie bei einer Revolution das Centrum der Bewegung werden muß. Am Alexanderplatz war auch die große Barricade, welche in der Nacht vom 18. zum 19. März. allen Angriffen widerstand. Wir brauchen hier überhaupt keine Befestigung. Die vielen Citadellen ähnlichen Kasernen geben schon prächtige Anhaltspunkte zur Bändigung eines revolutionären Aufstandes.</p> <p>Gestern Abend war große Soiree bei dem Prinzen v. Preußen im weiland National-Eigenthum.</p> <p>Die Stadt ist in immer währender Spannung. An den Zurücktritt des Ministeriums glaubt Niemand, aber an allen Ecken, in allen öffentlichen Lokalen bricht der Unwille selbst der Bourgeois über den König hervor.</p> <p>Aus der Stadt Posen ist heute eine Deputation der Bürgerschaft angekommen, die den Kaiser auffordert die Krone anzunehmen.</p> <p>Wir erfahren aus der Provinz Posen, daß man zur Landwehr fast nur Polen eingezogen hat, und besonders auf die tapfern Kämpfer von Xions und Miloslaw dabei Rücksicht genommen. Unter dem preußischen Adler zwingt man diese Polen für eine ihnen fremde Sache zu kämpfen, damit man ungestört jenseits der Demarkationslinie mit pommerscher und schlesischer Landwehr reorganisiren kann.</p> <p>Der Centralausschuß zur Begutachtung des Waldeck'schen Antrages, die Aufhebung des Belagerungszustandes betreffend, hat sich mit vier gegen drei Stimmen für die sofortige Aufhebung entschieden. Der Minister Manteuffel hatte Scham genug, nicht zu den Berathungen zu erscheinen und sandte seinen Kommissarius, Hrn. v. Puttkammer, der aber nicht das Geringste für die Fortdauer des Belagerungszustandes vorzubringen wußte.</p> <p>Die gewandteste Unterhändlerin zwischen Frankfurt und Berlin war die Prinzessin von Preußen. Man hoffte deshalb mit zu großer Sicherheit auf die Annahme der Kaiserkrone, der die Auflösung der unbequemen preußischen Kammer sogleich gefolgt wäre.</p> <p>Die <hi rendition="#g">erste Kammer</hi> hatte noch heute Nachmittag um 4 1/2 Uhr eine außerordentliche Sitzung, in der ihr die Collektivnote an die deutschen Fürsten vorgelesen wurde.</p> <p>Die äußerste Linke hatte gestern eine sehr stürmische Sitzung in der Conversationshalle. Daß man keinem der beiden Adreßentwürfe zustimmen dürfe, darüber war man sogleich einig (sehr viel von der äußersten Linken!) und es handelte sich nur noch darum, in welcher Weise man den Uebergang zur Tagesordnung motiviren wolle. Es wurden 3 Entwürfe zur Abstimmung gebracht, da der eine von D'Ester zu Gunsten des Waldeck'schen zurückgezogen wurde. Die andern waren von Stein und Wesendonk. Der Waldeck'sche wurde endlich angenommen; derselbe lautet:</p> <p>„In Erwägung:</p> <p>Daß die Einheit der deutschen Volksstämme nur dann einen Werth hat, wenn sogleich die in der Revolution erkämpfte Freiheit zur vollen Geltung gelangt;</p> <p>Daß eine solche deutsche Einheit bei der freiheitsfeindlichen Politik, welche das gegenwärtige Ministerium sowohl in der deutschen Angelegenheit, als besonders in den Angelegenheiten Preußens seither befolgt hat, durchaus nicht zu erwarten steht;</p> <p>Daß eine neue Adresse an die Krone unter diesen Umständen keinen günstigern Erfolg verspricht, als die früher beschlossenen,</p> <p>Geht die Kammer über den Antrag zur Tagesordnung über.“</p> <p>Man sieht: Waldeck denkt nur an das <hi rendition="#g">Ministerium;</hi> der Minister der Zukunft!</p> <p>Auch in der Sitzung der Kommission für den Vinke'schen Antrag kam man zu keinem Entschluß.</p> <p>Der Führer der Rechten, Hr. v. <hi rendition="#g">Vinke,</hi> glaubte bei der Kaiseradreßgeschichte, er werde sich mit dem Führer des linken Centrums über die Adresse selbst verständigen können. Er schrieb deshalb an Hrn. v. <hi rendition="#g">Unruh</hi> und bat ihn um eine Unterredung von einer halben Stunde, welche hinreichen würde, um die Vereinbarung zu Stande zu bringen. Hrn. v. Unruh traf indeß der Brief nicht zu Hause, und so zerschlug sich die Verhandlung. Daß aber zwischen den beiden Herren in der deutschen Frage keine sonderliche Meinungsverschiedenheit herrscht, das zeigen die beiden Entwürfe, welche dem Materiellen nach vollkommen gleichbedeutend sind.</p> <p>Heute findet im Mielent'schen Saale eine große Mittagsfête für die Frankfurter Deputation statt. In der Kammer ging eine Subscriptionsliste herum, auf der jedoch nur die Mitglieder der Rechten sich unterzeichneten. Das Couvert kostet sechs Thaler. Ob indeß durch die Verhandlung von gestern Nachmittag die ungeheure kaiserliche königliche Freude nicht etwas getrübt wird?</p> <p>Unter die hervorragenden Mitglieder der frühern Nationalversammlung wurde gestern eine französische Broschüre vertheilt über die Revolution der Rumanen. Sie wendet sich an England, Frankreich und Preußen, schildert in glänzender Sprache die Nothwendigkeit und selbst Legalität dieser Revolution, und fleht bei diesen Mächten um Hülfe und Schutz gegen die Feinde der Rumanen — die Russen. Der Verfasser dieses Memoirs, jedenfalls ein mit den dortigen Verhältnissen genau bekannter geistvoller Mann, hat sich nicht genannt.</p> <p>Eine hannoversche Note, welche sich günstig für das preußische Erbkaiserthum ausspräche, ist nicht, wie man verbreitete, hier angekommen. Es ist eine Note gekommen, aber sehr malitiös gehalten, in der Preußen's nicht mit einem Worte erwähnt ist. Es stimmt dazu, daß der König von Hannover bei Ankunft der Frankfurter in östreichischer Uniform erschien.</p> <p>Wir erfahren aus guter Quelle, daß die Berliner Polizei nicht von Hinkeldey, sondern von Puttkammer dirigirt wird.</p> <p>Es war auch aus Braunschweig eine Deputation hier angekommen, welche dem Könige den Wunsch dieses Landes aussprechen sollte, er möge doch ja die dargebotene Kaiserkrone annehmen. Ihr gehörte auch der Kammerherr Freiherr v. Hohenhorst, der Schwager Vinke's, an. Die Deputation war empört über die Antwort des Königs und besonders Hr. v. Hohenhorst war es, der seinen Schwager zu dem von ihm gestellten Antrage anregte.</p> <p>Sehr viele Abgeordnete von der Linken sind schon abgereist. Wir müssen die Bequemlichkeit der Herren doch sonderbar finden.</p> <p>Die Frankfurter Deputation hat eine Note an das preußische Gouvernement erlassen, in der sie erklärt, daß sie die Antwort Sr. Maj. als eine entschiedene ablehnende betrachten müsse und demgemäß nach Frankfurt berichten werde. Dem edlen Gagern ist das Unerwartete sogleich durch eine telegraphische Depesche gemeldet worden.</p> <p>Vorgestern wurden den Constablern folgende drei Tagesbefehle verlesen: 1) Wenn am Abend Illuminationen statt fänden, so solle man augenblicklich die Leute auffordern, die Lichter wieder von ihren Fenstern zu entfernen; widersetzten sie sich, so solle man sie verhaften. 2) Wenn der Ober-Constabler Hinkeldey bei einem Constabler vorübergehe, so solle dieser Front machen und dem Vorgesetzten 10 Schritte weit mit unverwandten Augen folgen. 3) Es wurden spezielle Befehle zur Verhaftung des Hrn. Gustav Julius gegeben, der nach der Kreuzzeitung sich wieder hier befinden solle.</p> </div> <div xml:id="ar266_005" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 4. April.</head> <p>Nachdem Manteuffel den „Ritter ohne Furcht und Tadel“, den <hi rendition="#g">Vincke</hi> exploitirt, verhöhnt er den breitspurigrn Konkurrenten. Die „Neue Preußische Zeitung“ persifflirt ihn in einem Leitartikel mit der Ueberschrift: „<hi rendition="#g">Das Vaterland ist in Gefahr!</hi>“</p> <p>„Die Kammern, sagt sie, bleiben, das <hi rendition="#g">Ministerium bleibt</hi> (dies das Schmerzlichste für <hi rendition="#g">Vincke</hi> und <hi rendition="#g">Waldeck,</hi> den „Minister der Zukunft“) und der König antwortet dem Hrn. v. Vincke und Genossen, daß sie sich nicht um Dinge bekümmern mögen, die sie nichts angehen.“ Es gehören übrigens die preußischen Konsistorialräthe der „Neuen Preußischen Zeitung“ dazu, von der „Spitze der Vincke'schen <hi rendition="#g">Logik</hi>“, überhaupt von einer Vincke'schen Logik zu sprechen und diesem wegebaukundigen Landrath (siehe das Schriftlein: Auch eine Charakteristik des liberalen Abgeordneten Freiherrn von Vincke, oder erbauliche Geschichte des Sprockhövel-Elberfelder Wegebaues. Hagen 1849) Ansteckung von dem „Gift der Revolution“ anzudichten.</p> <p>Dasselbe Blättchen meldet: „Wahrlich, der edle Geist seiner Ahnen ruht voll und mächtig auf Friedrich Wilhelm IV. Er ist ein <hi rendition="#g">wahrhaft</hi> deutsches Herz, denn (Beweis) er ist voll <hi rendition="#g">Muth</hi> und <hi rendition="#g">Redlichkeit.</hi> Das bewährt seine gestrige Antwort.“</p> <p>Gleich darauf erzählt sie: „Der Konditor Klahm läßt einen Wagen umherfahren mit einem großen Anschlagzettel: <hi rendition="#g">Monarchieeier.</hi> </p> </div> <div xml:id="ar266_006" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin 4. April.</head> <p> <hi rendition="#b">Sitzung der zweiten Kammer.</hi> </p> <p>Um 4 1/2 Uhr wird die Sitzung vom Präsidenten <hi rendition="#g">Grabow</hi> eröffnet.</p> <p>Die Tribünen sind drückend voll. Die Frankfurter Deputation befindet sich auf der, dem Magistrat vorbehaltenen Tribüne.</p> <p>Während Verlesung des Protokolls suchen Vinke und Auerswald für ihre Partei noch zu werben. Die Abg. sprechen gruppenweise.</p> <p>So eben erzählt man sich auf den Tribünen, daß eine telegraphische Depesche von Potsdam angekommen sei, in deren Folge auch die Mitglieder der ersten Kammer so eben zu einer Sitzung zusammenberufen werden.</p> <p>Der <hi rendition="#g">Ministerpräsident:</hi> Die Regierung hält es für ihre Pflicht, der hohen Kammer diejenigen Schritte mitzutheilen, welche dieselbe in Folge der Frankfurter Deputation gethan. Die Regierung hat heute eine Note an sämmtliche deutsche Regierungen erlassen. (Der Minister liest dieselbe vor.)</p> <p>Der wesentliche Inhalt dieser Note ist folgender:</p> <p>Der König sei bereit die provisorische Centralgewalt, in Anbetracht der Gefahren, in welcher sich Deutschland durch die Abdankung des Erzherzogs Reichsverwesers befinde, zu übernehmen. Zu gleicher Zeit hält er fest an der <hi rendition="#g">Vereinbarung</hi> der Fürsten und zu dem Ende werde eine Aufforderung an alle Regierungen ergehen, Gesandte nach Frankfurt zu schicken (Fürstencongreß), um dort Erklärungen über die deutsche Verfassung abzugeben. Der König sei bereit, an die Spitze eines Bundesstaates zu treten, dessen Formen sich, natürlich mit Berücksichtigung der Frankfurter National-Versammlung, nach der Masse der Theilnehmer richten müsse. (Octroyirung?) Innerhalb acht Tagen werde ein solcher Gesandter von Preußen nach Frankfurt gesandt werden. (Siehe Staatsanzeiger.)</p> <p>Ueber die <hi rendition="#g">Bucher'</hi>sche Tagesordnung, welche gestern angenommen, aber weil sie nicht gedruckt war, muß heute, nachdem sie gedruckt vertheilt ist, nochmals abgestimmt werden.</p> <p>Eine Zählung ergibt, daß nur 146 für und 150 gegen die Bucher'sche Tagesordnung. Man fordert namentliche Abstimmung, welche folgendes Resultat ergibt: 146 dafür und 148 dagegen, 38 Abg. fehlten ohne Grund. Demnach ist das gestern angenommene Mißtrauensvotum gegen das Ministerium heute mit 2 Stimmen relativer Majorität wieder verworfen. (Das sind die Folgen der vorschnellen Abreise vieler Abg. der Linken)</p> <p>Grabow, Vinke, Moritz, Waldeck, Kleist-Retzow streiten sich beinah eine Stunde lang über die nun zu befolgende Fragestellung. Grabow schilt die Kammer, wie ein zorniger Schulmeister.</p> <p>Die motivirte Tagesordnung des Abg. <hi rendition="#g">Moritz</hi> wird angenommen. (Sie ist etwas schwächer als die Bucher'sche)</p> <p>Ein Antrag wird gestellt, die nächste Sitzung den 13. d. M. anzusetzen.</p> <p>Der Präsident Grabow setzt die nächste Sitzung auf morgen Mittag 12 Uhr fest, der Vinke'sche Antrag und drei Interpellationen bilden die Tagesordnung.</p> <p>Die in der heutigen Sitzung mitgetheilte Collectivnote wird den Abg. noch heute Abend gedruckt zugesandt werden.</p> <p>Schluß der Sitzung 6 1/4 Uhr.</p> <p> <hi rendition="#b">Sitzung der ersten Kammer.</hi> </p> <p>Die Tribünen waren gedrängt voll, man kaufte die Billets zu 2 Thaler, was bei der ersten Kammer noch nicht da gewesen. Die armen Käufer wurden grausam getäuscht. <ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> </p> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="ar266_008" type="jArticle"> <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> Reichs, Udalricus von Pappenheimb, und trägt vor Ihr Mayst. ein außgezogenes Schwerd.</p> <p> <hi rendition="#g">Also nun endlich wird gesehen von dem der Poet sagt: Rerum certa salus terrarum Gloria Caesar. Und haben Ihre Mayst. in aller Magnificentz mit güldin und silberen Rüstungen, und darüber mit einem silbernen Triumphirlichen Kleid, und Birret sampt auffhabenden Plümlein angethan frölich gesessen auf einem köstlichen generosen Pferd mit gleichmäßigen silberen Deck behangen.</hi> </p> <p>An der rechten Hand hat geritten ihr Churf. Gn. von Cölln, an der Linken Churf. Gn. von Mayntz, doch also, daß Ihre Mayst. etwan voran geritten. Nach, oder hinder Ihre Mayst. folgeten dre Legatus deß Königs von Boheimb, viel Cardinäl, Bischöff und Erzbischoffen und vieler Herren und Fürsten Abgesandten und Räthe.</p> <p>Die gantze Prozession aber schlossen zuletzt Ihre König. Mayst. Reutter, roht, weiß und gelb gekleidet, gleich die vorige, deren in allem gewesen über die 4000.</p> <p>Wie nun beim Abend Ihre Königl. Mayst. in die Statt hineinkommen, seynd sie mitten in der Kirchen über eine güldine Teppich auf ihre Knie gesessen, biß durch Ihre Churf. Gn. von Cölln sicher Gebett über Ihre Mayst. gesprochen, und da Sie wider von der Erden auffgestanden gewesen, hat man das fröliche Gesang: Te Deum laudamus, auff's stattlichst musicirt und gesungen.</p> <p>Seynd dann samptlich nach Hauß gegangen, um sich in die Ruhe zu begeben, nachdem es nun zwo Stund in der Nacht gewesen.</p> <p>Folgenden, nemblich S. Severini Tag, den 23 Octobris, nachdem alles in der Kirchen der gebür disponirt gewesen, seynd Ihre Kön. Mayst. mit vorgehenden viel Fürsten, Graffen und Herren mit einem güldinen Kleid angethan dahin erschienen. Nun ward aber vielfältig gebettet und als das Ampt der H. Meß angefangen und dann der gantze Clerus auff die Knie gefallen und die Litaney gesungen, fraget Ihr Churf. Gn. von Cölln den König auff Lateinischer Sprach: Ob er den Catholischen Glauben durch rechtfertige Werck halten, aller Kirchen Beschützer und Beschirmer seyn, und das Reich nach der Gerechtigkeit würcklich verthätigen wolte? Ob Er das jenig so vom Reich abgezwackt, verstrewet und verlohren, wider beysamen bringen: Ob er den Widwen, und aller Ellenden Personen ein Verthätiger und Richter seyn wolte? Ob Er dem Bischoff von Rom alle schuldige Underthänigkeit beweisen woltez Und als Er dieses alles nach seinem vermögen zu thun hat angelobt, ist er weiter geführt worden biß zum Altar, und daselbsten solches mit Aufflegung zweier Finger auff dem Altar Eydsweiß angelobt und geschworen.</p> <p>Darauff aber auch Hochgenanter Erzbischoff von Cölln sich zu den umbstehenden Fürsten umbgewandt, und sie gleichfals auff Latein gefragt, Ob sie solchem Fürsten sich underwerffen, und seinen Befelchen gehorsamb sein wolten? Darauff die jenige, so der Lateinischen Sprache erfahren, geantwortet: Ja. Die übrigen aber hat abgefragt der Abt von Prüm auf Teutsch, und haben alle Ja geantwortet.</p> <p>Folgens als der Erzbischoff noch einige Gebett gesprochen, ist der Keyser nach altem Brauch niderkniend von ihnen gesalbet worden.</p> <p>Nach der Salbung führen Ihnen Beyde Churfürsten Mayntz und Trier in die Sacristey, daselbst, nachdem Ihme das Oel durch seine Capellän mit reiner Baumwollen wieder abgewischet, und das Keyserliche güldine Oberkleid — welches alsbald der Kirchen heimgefallen — abgelegt, wird er mit andern deß H. Caroli Magni hinderlassenen, und durch die Statt Nüremberg hieher gebrachten Kleidern und Zierrathen angethan und zum Altar geführet, daselbst Ihre Mayst. niederkniet und hat der Erzbischoff Ihnen dreymal benedicirt, darnach ist Er wider auffgestanden und ist Ihme unter Ermahnung das Schwerd auff die Seiten gebunden. Dergleichen wird er auch vermahnet bei Gebung deß Rings, deß Scepters, deß Reichs Apffel und derogleichen und endlich wird Er von dreyen Erzbischoffen Cölln, Mayntz und Trier mit der güldinen Kronen, so die Statt Nüremberg sampt andern zur Krönung gehörigen Sachen dorthin bracht hatten, gekrönet und thut den gewöhnlichen Kays. Eyd über dem Altar und sagte:</p> <p>„<hi rendition="#g">Ich gelobe vor Gott und seinen Engeln, die Gesätz zu halten, Gerechtigkeit zu üben, und die Rechten des Reichs zu verthädigen.</hi>“</p> <p>Nachdem aber dieß passirt, hat man Ihre Mayst. hinauss auff das Hochmünster geführt, biß auff den weiß Marmoren Stul, vulgo des Königs Stul genannt, wo man Ihnen begrüsset und Glück gewünschet und wo er auf dem Stul sitzend, vielerlei Leut geadelt und mit dem Schwerd zu Rittern geschlagen. Under diesen geschlagenen Rittern aber seynd ihrer viel gewesen, so ihre Ritterliche Thaten nicht in Tyberino Ponte bewiesen hatten.</p> <p>Wider hinunder gekommen haben Ihre Mayst. geopffert ein stück Golts von 10 Dukaten und sich dann mit großer Andacht mit dem H. Hochw. Sacrament versehen lassen.</p> <p>Welches alsbald geschehen, haben alle Chur- und Fürsten Ihre Mayst. bis in's Pallast, oder Rathhauß begleitet, gestalt, des Keys. Mahl mit einander zu halten.</p> <p>Ihre Mayst. seynd dahin kommen über eine höltzine Brück, darüber gespreyt gewesen ein Tuch, welches darnacher den starkst Zugreiffenden verblieben und von dem gemeinen Volck zerschnitten und hingenommen ist.</p> <p>Alsbald aber Ihr Mayst. hinauffgangen gewesen, ist Udalricus von Pappenheimb Under Reichs Marschalck mit seinem Pferd in einen grossen Hauffen Habern biß an die Brust des Pferds hinein geritten, darin mit einem silberen Müdt von zwölff Marck Silbers gemessen, und die Haber darnacher preyß geben.</p> <p>Item alsbald nach der Krönung den gantzen Tag ist vor dem Rathhauß ein Fontein in Gestalt eines Adlers und eines Löwen <ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1498/0002]
[Deutschland] _ * Berlin, 4. April. Der König unterhielt sich gestern nach dem Vortrag seiner famosen Rede noch mit jedem einzelnen Mitgliede der Frankfurter Deputation. Waren aber die armen Leute schon durch das eben gehörte von ihrer kaiserlichen Begeisterung etwas zurückgekommen, so wurden sie durch die bekannte „geistvolle, geniale“ Unterhaltung Sr. Majestät gänzlich ernüchtert.
Zu Beseler sagte er: „Was macht denn Ihr Bruder? Wo ist er jetzt?“ — „Aber Majestät“ antwortete der verblüffte Professor, „der ist ja in Schleswig … “ „Ah so, er regiert da wieder ein Bischen. Nun, hören Sie, über den König von Dänemark hat man auch fälschlich sehr viel schlechte Gerüchte ausgesprengt. Er ist ein sehr tüchtiger Mann, der es mit seinen Unterthanen gut meint und meine volle Achtung besitzt!“ — Der arme Kaisermacher mochte denken: Schleswig-Holstein mehrumschlungen!
Zu dem aus Dessau gebürtigen Abg. Panniel wandte sich der Kaiser der Deutschen mit folgenden Worten: „Dessau hat mir im vorigen Jahre auch viel Kummer gemacht. Ihre Erwartungen von den segensreichen Folgen der Revolution sind doch gewiß, wenn Sie offen sein wollen, getäuscht worden und Sie werden mir beistimmen: Gegen Demokraten helfen nur Soldaten. Man hat mir übrigens einen Vorschlag gemacht, den ich wohl nicht werde zurückweisen können, nämlich das Dessauer Militär mit meinem (herrlichen Kriegsheer, Linie und Landwehr) zu verbinden. Wie gesagt, man hat mir den Vorschlag in der Art gemacht, daß ich ihn nicht ablehnen kann!“ — Freue dich Dessau!
Den Lumpacius Prof. Friedrich v. Raumer begrüßte er nicht minder zuvorkommend: „Ich habe Sie ja so lange nicht gesehen Hr. v. Raumer? Nun hören Sie, das was Sie mir bringen, bringen Sie mir auch wohl nicht sehr gern.“
In diesem Tone führte unsere geniale Kaiserl. Königl. Majestät die Unterhaltung. Wir bemerken noch, daß dieselbe vor Tisch stattfand.
Die Frankfurter und ihre hiesigen Freunde sind über den ihnen gewordenen Empfang ganz vernichtet. Die Volkssouverainetät haben sie verleugnet und nun werden sie mit so grellem Hohn zurückgewiesen, nun erhält man einen so malitiösen Korb. Die armen Kerls wollen nun heute schon abreisen, vielleicht um einen Andern zu wählen. Wir schlagen den Herzog von Bernburg vor.
Was werden soll darüber sind sich wohl Wenige klar. Aber der Frühling mit seiner zur Revolution unwiderstehlich verlockenden Luft, die spaßhaften Geschicke und Aventuren der Professoren beim neugebornen Kaiserkindlein haben eine unendlich frohe Laune in das Volk gebracht. Freilich die Frankfurter mögen an das Volk nun appelliren so viel sie wollen, bei uns wenigstens wird sich keine Hand für ihr „Reichsbanner“ erheben.
Es verbreiten sich die Gerüchte immer mehr, man wolle nun auch die Privatwaffen sämmtlich in Verwahrsam nehmen. Es scheint fast man riecht in gewissen Regionen den mephistophelischen Schwefelgeruch eines baldigen Losbruches. Unter den Herren Bourgeois heißt es natürlich: wir geben unsere Waffen nicht! wir wollen unser Eigenthum schon schützen! — Sie geben sie doch; der Arbeiter aber hat die seinigen vergraben und versteckt, er hat seine Eisenstangen und seine Hämmer, er führt Krieg „bis zum Messer,“ darum sind alle Maßregeln unserer feigen Diktatoren gegen ihn unnütz.
Die Regierung will bekanntlich das große Arbeitshaus am Alexanderplatz, genannt der Ochsenkopf, käuflich an sich bringen, und ebenso die Häuser welche zwischen demselben und einer Kaserne liegen. Gelingt das Projekt, und die Väter der Stadt werden nicht säumen, schweifwedelnd den Wünschen einer hohen Regierung nachzukommen, so hat dieselbe in der Königsstadt ein festes Fort. Die Königsstadt ist aber der wichtigste Theil Berlins. Ihre Bewohner sind durchweg Demokraten, ihre Straßen eng, so daß sie bei einer Revolution das Centrum der Bewegung werden muß. Am Alexanderplatz war auch die große Barricade, welche in der Nacht vom 18. zum 19. März. allen Angriffen widerstand. Wir brauchen hier überhaupt keine Befestigung. Die vielen Citadellen ähnlichen Kasernen geben schon prächtige Anhaltspunkte zur Bändigung eines revolutionären Aufstandes.
Gestern Abend war große Soiree bei dem Prinzen v. Preußen im weiland National-Eigenthum.
Die Stadt ist in immer währender Spannung. An den Zurücktritt des Ministeriums glaubt Niemand, aber an allen Ecken, in allen öffentlichen Lokalen bricht der Unwille selbst der Bourgeois über den König hervor.
Aus der Stadt Posen ist heute eine Deputation der Bürgerschaft angekommen, die den Kaiser auffordert die Krone anzunehmen.
Wir erfahren aus der Provinz Posen, daß man zur Landwehr fast nur Polen eingezogen hat, und besonders auf die tapfern Kämpfer von Xions und Miloslaw dabei Rücksicht genommen. Unter dem preußischen Adler zwingt man diese Polen für eine ihnen fremde Sache zu kämpfen, damit man ungestört jenseits der Demarkationslinie mit pommerscher und schlesischer Landwehr reorganisiren kann.
Der Centralausschuß zur Begutachtung des Waldeck'schen Antrages, die Aufhebung des Belagerungszustandes betreffend, hat sich mit vier gegen drei Stimmen für die sofortige Aufhebung entschieden. Der Minister Manteuffel hatte Scham genug, nicht zu den Berathungen zu erscheinen und sandte seinen Kommissarius, Hrn. v. Puttkammer, der aber nicht das Geringste für die Fortdauer des Belagerungszustandes vorzubringen wußte.
Die gewandteste Unterhändlerin zwischen Frankfurt und Berlin war die Prinzessin von Preußen. Man hoffte deshalb mit zu großer Sicherheit auf die Annahme der Kaiserkrone, der die Auflösung der unbequemen preußischen Kammer sogleich gefolgt wäre.
Die erste Kammer hatte noch heute Nachmittag um 4 1/2 Uhr eine außerordentliche Sitzung, in der ihr die Collektivnote an die deutschen Fürsten vorgelesen wurde.
Die äußerste Linke hatte gestern eine sehr stürmische Sitzung in der Conversationshalle. Daß man keinem der beiden Adreßentwürfe zustimmen dürfe, darüber war man sogleich einig (sehr viel von der äußersten Linken!) und es handelte sich nur noch darum, in welcher Weise man den Uebergang zur Tagesordnung motiviren wolle. Es wurden 3 Entwürfe zur Abstimmung gebracht, da der eine von D'Ester zu Gunsten des Waldeck'schen zurückgezogen wurde. Die andern waren von Stein und Wesendonk. Der Waldeck'sche wurde endlich angenommen; derselbe lautet:
„In Erwägung:
Daß die Einheit der deutschen Volksstämme nur dann einen Werth hat, wenn sogleich die in der Revolution erkämpfte Freiheit zur vollen Geltung gelangt;
Daß eine solche deutsche Einheit bei der freiheitsfeindlichen Politik, welche das gegenwärtige Ministerium sowohl in der deutschen Angelegenheit, als besonders in den Angelegenheiten Preußens seither befolgt hat, durchaus nicht zu erwarten steht;
Daß eine neue Adresse an die Krone unter diesen Umständen keinen günstigern Erfolg verspricht, als die früher beschlossenen,
Geht die Kammer über den Antrag zur Tagesordnung über.“
Man sieht: Waldeck denkt nur an das Ministerium; der Minister der Zukunft!
Auch in der Sitzung der Kommission für den Vinke'schen Antrag kam man zu keinem Entschluß.
Der Führer der Rechten, Hr. v. Vinke, glaubte bei der Kaiseradreßgeschichte, er werde sich mit dem Führer des linken Centrums über die Adresse selbst verständigen können. Er schrieb deshalb an Hrn. v. Unruh und bat ihn um eine Unterredung von einer halben Stunde, welche hinreichen würde, um die Vereinbarung zu Stande zu bringen. Hrn. v. Unruh traf indeß der Brief nicht zu Hause, und so zerschlug sich die Verhandlung. Daß aber zwischen den beiden Herren in der deutschen Frage keine sonderliche Meinungsverschiedenheit herrscht, das zeigen die beiden Entwürfe, welche dem Materiellen nach vollkommen gleichbedeutend sind.
Heute findet im Mielent'schen Saale eine große Mittagsfête für die Frankfurter Deputation statt. In der Kammer ging eine Subscriptionsliste herum, auf der jedoch nur die Mitglieder der Rechten sich unterzeichneten. Das Couvert kostet sechs Thaler. Ob indeß durch die Verhandlung von gestern Nachmittag die ungeheure kaiserliche königliche Freude nicht etwas getrübt wird?
Unter die hervorragenden Mitglieder der frühern Nationalversammlung wurde gestern eine französische Broschüre vertheilt über die Revolution der Rumanen. Sie wendet sich an England, Frankreich und Preußen, schildert in glänzender Sprache die Nothwendigkeit und selbst Legalität dieser Revolution, und fleht bei diesen Mächten um Hülfe und Schutz gegen die Feinde der Rumanen — die Russen. Der Verfasser dieses Memoirs, jedenfalls ein mit den dortigen Verhältnissen genau bekannter geistvoller Mann, hat sich nicht genannt.
Eine hannoversche Note, welche sich günstig für das preußische Erbkaiserthum ausspräche, ist nicht, wie man verbreitete, hier angekommen. Es ist eine Note gekommen, aber sehr malitiös gehalten, in der Preußen's nicht mit einem Worte erwähnt ist. Es stimmt dazu, daß der König von Hannover bei Ankunft der Frankfurter in östreichischer Uniform erschien.
Wir erfahren aus guter Quelle, daß die Berliner Polizei nicht von Hinkeldey, sondern von Puttkammer dirigirt wird.
Es war auch aus Braunschweig eine Deputation hier angekommen, welche dem Könige den Wunsch dieses Landes aussprechen sollte, er möge doch ja die dargebotene Kaiserkrone annehmen. Ihr gehörte auch der Kammerherr Freiherr v. Hohenhorst, der Schwager Vinke's, an. Die Deputation war empört über die Antwort des Königs und besonders Hr. v. Hohenhorst war es, der seinen Schwager zu dem von ihm gestellten Antrage anregte.
Sehr viele Abgeordnete von der Linken sind schon abgereist. Wir müssen die Bequemlichkeit der Herren doch sonderbar finden.
Die Frankfurter Deputation hat eine Note an das preußische Gouvernement erlassen, in der sie erklärt, daß sie die Antwort Sr. Maj. als eine entschiedene ablehnende betrachten müsse und demgemäß nach Frankfurt berichten werde. Dem edlen Gagern ist das Unerwartete sogleich durch eine telegraphische Depesche gemeldet worden.
Vorgestern wurden den Constablern folgende drei Tagesbefehle verlesen: 1) Wenn am Abend Illuminationen statt fänden, so solle man augenblicklich die Leute auffordern, die Lichter wieder von ihren Fenstern zu entfernen; widersetzten sie sich, so solle man sie verhaften. 2) Wenn der Ober-Constabler Hinkeldey bei einem Constabler vorübergehe, so solle dieser Front machen und dem Vorgesetzten 10 Schritte weit mit unverwandten Augen folgen. 3) Es wurden spezielle Befehle zur Verhaftung des Hrn. Gustav Julius gegeben, der nach der Kreuzzeitung sich wieder hier befinden solle.
* Berlin, 4. April. Nachdem Manteuffel den „Ritter ohne Furcht und Tadel“, den Vincke exploitirt, verhöhnt er den breitspurigrn Konkurrenten. Die „Neue Preußische Zeitung“ persifflirt ihn in einem Leitartikel mit der Ueberschrift: „Das Vaterland ist in Gefahr!“
„Die Kammern, sagt sie, bleiben, das Ministerium bleibt (dies das Schmerzlichste für Vincke und Waldeck, den „Minister der Zukunft“) und der König antwortet dem Hrn. v. Vincke und Genossen, daß sie sich nicht um Dinge bekümmern mögen, die sie nichts angehen.“ Es gehören übrigens die preußischen Konsistorialräthe der „Neuen Preußischen Zeitung“ dazu, von der „Spitze der Vincke'schen Logik“, überhaupt von einer Vincke'schen Logik zu sprechen und diesem wegebaukundigen Landrath (siehe das Schriftlein: Auch eine Charakteristik des liberalen Abgeordneten Freiherrn von Vincke, oder erbauliche Geschichte des Sprockhövel-Elberfelder Wegebaues. Hagen 1849) Ansteckung von dem „Gift der Revolution“ anzudichten.
Dasselbe Blättchen meldet: „Wahrlich, der edle Geist seiner Ahnen ruht voll und mächtig auf Friedrich Wilhelm IV. Er ist ein wahrhaft deutsches Herz, denn (Beweis) er ist voll Muth und Redlichkeit. Das bewährt seine gestrige Antwort.“
Gleich darauf erzählt sie: „Der Konditor Klahm läßt einen Wagen umherfahren mit einem großen Anschlagzettel: Monarchieeier.
* Berlin 4. April. Sitzung der zweiten Kammer.
Um 4 1/2 Uhr wird die Sitzung vom Präsidenten Grabow eröffnet.
Die Tribünen sind drückend voll. Die Frankfurter Deputation befindet sich auf der, dem Magistrat vorbehaltenen Tribüne.
Während Verlesung des Protokolls suchen Vinke und Auerswald für ihre Partei noch zu werben. Die Abg. sprechen gruppenweise.
So eben erzählt man sich auf den Tribünen, daß eine telegraphische Depesche von Potsdam angekommen sei, in deren Folge auch die Mitglieder der ersten Kammer so eben zu einer Sitzung zusammenberufen werden.
Der Ministerpräsident: Die Regierung hält es für ihre Pflicht, der hohen Kammer diejenigen Schritte mitzutheilen, welche dieselbe in Folge der Frankfurter Deputation gethan. Die Regierung hat heute eine Note an sämmtliche deutsche Regierungen erlassen. (Der Minister liest dieselbe vor.)
Der wesentliche Inhalt dieser Note ist folgender:
Der König sei bereit die provisorische Centralgewalt, in Anbetracht der Gefahren, in welcher sich Deutschland durch die Abdankung des Erzherzogs Reichsverwesers befinde, zu übernehmen. Zu gleicher Zeit hält er fest an der Vereinbarung der Fürsten und zu dem Ende werde eine Aufforderung an alle Regierungen ergehen, Gesandte nach Frankfurt zu schicken (Fürstencongreß), um dort Erklärungen über die deutsche Verfassung abzugeben. Der König sei bereit, an die Spitze eines Bundesstaates zu treten, dessen Formen sich, natürlich mit Berücksichtigung der Frankfurter National-Versammlung, nach der Masse der Theilnehmer richten müsse. (Octroyirung?) Innerhalb acht Tagen werde ein solcher Gesandter von Preußen nach Frankfurt gesandt werden. (Siehe Staatsanzeiger.)
Ueber die Bucher'sche Tagesordnung, welche gestern angenommen, aber weil sie nicht gedruckt war, muß heute, nachdem sie gedruckt vertheilt ist, nochmals abgestimmt werden.
Eine Zählung ergibt, daß nur 146 für und 150 gegen die Bucher'sche Tagesordnung. Man fordert namentliche Abstimmung, welche folgendes Resultat ergibt: 146 dafür und 148 dagegen, 38 Abg. fehlten ohne Grund. Demnach ist das gestern angenommene Mißtrauensvotum gegen das Ministerium heute mit 2 Stimmen relativer Majorität wieder verworfen. (Das sind die Folgen der vorschnellen Abreise vieler Abg. der Linken)
Grabow, Vinke, Moritz, Waldeck, Kleist-Retzow streiten sich beinah eine Stunde lang über die nun zu befolgende Fragestellung. Grabow schilt die Kammer, wie ein zorniger Schulmeister.
Die motivirte Tagesordnung des Abg. Moritz wird angenommen. (Sie ist etwas schwächer als die Bucher'sche)
Ein Antrag wird gestellt, die nächste Sitzung den 13. d. M. anzusetzen.
Der Präsident Grabow setzt die nächste Sitzung auf morgen Mittag 12 Uhr fest, der Vinke'sche Antrag und drei Interpellationen bilden die Tagesordnung.
Die in der heutigen Sitzung mitgetheilte Collectivnote wird den Abg. noch heute Abend gedruckt zugesandt werden.
Schluß der Sitzung 6 1/4 Uhr.
Sitzung der ersten Kammer.
Die Tribünen waren gedrängt voll, man kaufte die Billets zu 2 Thaler, was bei der ersten Kammer noch nicht da gewesen. Die armen Käufer wurden grausam getäuscht. [Fortsetzung]
[Fortsetzung] Reichs, Udalricus von Pappenheimb, und trägt vor Ihr Mayst. ein außgezogenes Schwerd.
Also nun endlich wird gesehen von dem der Poet sagt: Rerum certa salus terrarum Gloria Caesar. Und haben Ihre Mayst. in aller Magnificentz mit güldin und silberen Rüstungen, und darüber mit einem silbernen Triumphirlichen Kleid, und Birret sampt auffhabenden Plümlein angethan frölich gesessen auf einem köstlichen generosen Pferd mit gleichmäßigen silberen Deck behangen.
An der rechten Hand hat geritten ihr Churf. Gn. von Cölln, an der Linken Churf. Gn. von Mayntz, doch also, daß Ihre Mayst. etwan voran geritten. Nach, oder hinder Ihre Mayst. folgeten dre Legatus deß Königs von Boheimb, viel Cardinäl, Bischöff und Erzbischoffen und vieler Herren und Fürsten Abgesandten und Räthe.
Die gantze Prozession aber schlossen zuletzt Ihre König. Mayst. Reutter, roht, weiß und gelb gekleidet, gleich die vorige, deren in allem gewesen über die 4000.
Wie nun beim Abend Ihre Königl. Mayst. in die Statt hineinkommen, seynd sie mitten in der Kirchen über eine güldine Teppich auf ihre Knie gesessen, biß durch Ihre Churf. Gn. von Cölln sicher Gebett über Ihre Mayst. gesprochen, und da Sie wider von der Erden auffgestanden gewesen, hat man das fröliche Gesang: Te Deum laudamus, auff's stattlichst musicirt und gesungen.
Seynd dann samptlich nach Hauß gegangen, um sich in die Ruhe zu begeben, nachdem es nun zwo Stund in der Nacht gewesen.
Folgenden, nemblich S. Severini Tag, den 23 Octobris, nachdem alles in der Kirchen der gebür disponirt gewesen, seynd Ihre Kön. Mayst. mit vorgehenden viel Fürsten, Graffen und Herren mit einem güldinen Kleid angethan dahin erschienen. Nun ward aber vielfältig gebettet und als das Ampt der H. Meß angefangen und dann der gantze Clerus auff die Knie gefallen und die Litaney gesungen, fraget Ihr Churf. Gn. von Cölln den König auff Lateinischer Sprach: Ob er den Catholischen Glauben durch rechtfertige Werck halten, aller Kirchen Beschützer und Beschirmer seyn, und das Reich nach der Gerechtigkeit würcklich verthätigen wolte? Ob Er das jenig so vom Reich abgezwackt, verstrewet und verlohren, wider beysamen bringen: Ob er den Widwen, und aller Ellenden Personen ein Verthätiger und Richter seyn wolte? Ob Er dem Bischoff von Rom alle schuldige Underthänigkeit beweisen woltez Und als Er dieses alles nach seinem vermögen zu thun hat angelobt, ist er weiter geführt worden biß zum Altar, und daselbsten solches mit Aufflegung zweier Finger auff dem Altar Eydsweiß angelobt und geschworen.
Darauff aber auch Hochgenanter Erzbischoff von Cölln sich zu den umbstehenden Fürsten umbgewandt, und sie gleichfals auff Latein gefragt, Ob sie solchem Fürsten sich underwerffen, und seinen Befelchen gehorsamb sein wolten? Darauff die jenige, so der Lateinischen Sprache erfahren, geantwortet: Ja. Die übrigen aber hat abgefragt der Abt von Prüm auf Teutsch, und haben alle Ja geantwortet.
Folgens als der Erzbischoff noch einige Gebett gesprochen, ist der Keyser nach altem Brauch niderkniend von ihnen gesalbet worden.
Nach der Salbung führen Ihnen Beyde Churfürsten Mayntz und Trier in die Sacristey, daselbst, nachdem Ihme das Oel durch seine Capellän mit reiner Baumwollen wieder abgewischet, und das Keyserliche güldine Oberkleid — welches alsbald der Kirchen heimgefallen — abgelegt, wird er mit andern deß H. Caroli Magni hinderlassenen, und durch die Statt Nüremberg hieher gebrachten Kleidern und Zierrathen angethan und zum Altar geführet, daselbst Ihre Mayst. niederkniet und hat der Erzbischoff Ihnen dreymal benedicirt, darnach ist Er wider auffgestanden und ist Ihme unter Ermahnung das Schwerd auff die Seiten gebunden. Dergleichen wird er auch vermahnet bei Gebung deß Rings, deß Scepters, deß Reichs Apffel und derogleichen und endlich wird Er von dreyen Erzbischoffen Cölln, Mayntz und Trier mit der güldinen Kronen, so die Statt Nüremberg sampt andern zur Krönung gehörigen Sachen dorthin bracht hatten, gekrönet und thut den gewöhnlichen Kays. Eyd über dem Altar und sagte:
„Ich gelobe vor Gott und seinen Engeln, die Gesätz zu halten, Gerechtigkeit zu üben, und die Rechten des Reichs zu verthädigen.“
Nachdem aber dieß passirt, hat man Ihre Mayst. hinauss auff das Hochmünster geführt, biß auff den weiß Marmoren Stul, vulgo des Königs Stul genannt, wo man Ihnen begrüsset und Glück gewünschet und wo er auf dem Stul sitzend, vielerlei Leut geadelt und mit dem Schwerd zu Rittern geschlagen. Under diesen geschlagenen Rittern aber seynd ihrer viel gewesen, so ihre Ritterliche Thaten nicht in Tyberino Ponte bewiesen hatten.
Wider hinunder gekommen haben Ihre Mayst. geopffert ein stück Golts von 10 Dukaten und sich dann mit großer Andacht mit dem H. Hochw. Sacrament versehen lassen.
Welches alsbald geschehen, haben alle Chur- und Fürsten Ihre Mayst. bis in's Pallast, oder Rathhauß begleitet, gestalt, des Keys. Mahl mit einander zu halten.
Ihre Mayst. seynd dahin kommen über eine höltzine Brück, darüber gespreyt gewesen ein Tuch, welches darnacher den starkst Zugreiffenden verblieben und von dem gemeinen Volck zerschnitten und hingenommen ist.
Alsbald aber Ihr Mayst. hinauffgangen gewesen, ist Udalricus von Pappenheimb Under Reichs Marschalck mit seinem Pferd in einen grossen Hauffen Habern biß an die Brust des Pferds hinein geritten, darin mit einem silberen Müdt von zwölff Marck Silbers gemessen, und die Haber darnacher preyß geben.
Item alsbald nach der Krönung den gantzen Tag ist vor dem Rathhauß ein Fontein in Gestalt eines Adlers und eines Löwen [Fortsetzung]
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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