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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 247. Köln, 16. März 1849.

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bezahlt werden mußten, was Seltenheit und hohen Preis der Zwanziger nach sich zog. Der Cours derselben stieg von 1 1/2 auf 3, 4, 5, auf 8, ja dieser Tage schon auf 12 pCt. Dadurch wuchs der Geldwucher heißhungriger Spekulanten. Die Proviantkommission (commissione annonaria) appellirte deshalb an die Großmuth der Vaterlandsfreunde; man bot jedem, der sein Silber freiwillig in die Centralkasse brächte, 5 pCt. gegen Bezahlung in Papier, und stellte die Sache als ein edles Opfer für das Vaterland dar. In den ersten drei Tagen sollen über 500,000 Zwanziger eingelaufen sein, wobei sehr viele großmüthig auf die Prozente verzichteten. Selbst das gemeine Volk mit seinen Silberzehnern drängt sich stark herzu. (Ich hörte von einem wohlunterrichteten Manne erzählen, daß gestern ein in gesegneten Umständen sich befindendes Taglöhnerweib mit fünfzig Zwanzigern kam. Als ihr der Beamte soviel Papiergeld und dann die 5 pCt. zahlen wollte, sagte sie ganz betroffen [im Dialekte]: me maravejo, persenti? co se da per la patria. Es nimmt mich Wunder, Prozenten? wenn man für das Vaterland gibt!) Auf diese Art ist nun die Kommission in den Stand gesetzt, den betreffenden Viktualienhändlern ihr Papiergeld gegen den einfachen Verlust von 5 pCt. in Silber einzuwechseln.

Verona, 1. März.

F.-M.-L. Hainau hat die Ausfuhr von Geld über die Blokadelinie von Venedig, sowie über den Po verboten. Ein Nichtöstreicher darf 300 Lire, ein Oestreicher 30 Lire dei sich führen. Wer eine größere Summe ohne Bewilligung der Militärbehörde trägt, verfällt dem Standrecht und das Geld wird konfiscirt. Wer Kollekten oder Unterschriften sammelt, oder dazu beiträgt, verfällt dem Kriegsgesetze; desgleichen wer Briefe unter was immer für einer Adresse nach Venedig befördert.

Französische Republik.
Paris, 13. März.

Das Gerücht, Rußland werde mit einer kolossalen Armee in Italien einbrechen, drückte die Fonds im Operngange noch tiefer als im Parket herunter. Das Journal Assemblee beruhigt die Spekulanten durch folgenden Zuruf: "Die Russen werden nicht in Italien einrücken, Alles wird ohne sie abgemacht sein. Wir, die den Kaiser Nikolaus persönlich kennen, wissen zu genau, wie gewissenhaft er die Konvenienzen und Rechte der Nationen beachtet. (!) Die östreichische Armee steht auf einem formidablen Fuße und anderer Seits setzt sich der König von Neapel in Bereitschaft, im Verein mit Oestreich den revolutionären Geist aus Italien und Sizilien zu fegen. Rußland wird sich nur in Marsch setzen, wenn die östreichische Armee eine Niederlage erlitte.

-- Der polnische General Zamoyski, bekannt aus der unseligen savoyer Expedition unter Romarino, in Folge deren so viele deutsche, italienische und französische Patrioten in Elend und Verfolgung gestürzt wurden, hat Paris mit 42 polnischen talentvollen Offizieren, die hier als Emigranten lebten, plötzlich verlassen und ist nach Turin zurückgekehrt, wo er und seine Kameraden auf dem Kriegsschauplatz bald auftreten werden. Hoffen wir, daß keine ähnliche Verrätherei folge, wie im Generalstabe unter Romarino statthatte. (Siehe die Genfer Blätter aus jenem Jahre).

-- Napoleon Bonaparte (Jerome) will nun doch auf zwanzig Tage als Gesandter nach Madrid gehen, um an Ort und Stelle die Geschichte der Armada zu prüfen, die man zu Gunsten des Pabstes ausrüste.

-- In die Rue de Poitiers ist der Teufel der Zwietracht gefahren. Am Sonntag las Hr. Thiers sein Wahlmanifest, dessen wir gestern erwähnten, vor, und heute erfährt man, daß de la Rochette, de Lepinay und mehrere Deputirte von demselben legitimistischen Teige ausgetreten sind. Auch die Herren Abatucci und selbst Baraguay d'Hilliers drohen mit dem Rückzuge.

-- Der Redakteur und Gerant der Revolution wurde gestern wegen eines alten, längst vergessenen Artikels zu einjährigem Gefängniß und 1000 Fr. Geldbuße, trotz warmer Vertheidigung Ledru-Rollins, verurtheilt. Diese Härte macht Aufsehen.

-- Morgen beginnt in Poitiers der Prozeß gegen die Kommunistenstürmer von Limoges, deren sich unsere Leser entsinnen.

-- Uebermorgen (15.) tritt in Angouleme ein neuer Departements-Journalistenkongreß zusammen, dessen Stimmführer sich neulich in Tours und in der Rue Duphot beriethen. Was sagt Herr Faucher dazu?

-- Die Brea-Gefangenen sind noch nicht erschossen. Der Präsident darf sein Urtheil nicht sprechen, bevor er den Staatsrath nicht berieth. (Siehe Art. 55 der Verfassung).

-- Der Courrier Francais behauptet, eine telegraphische Depesche habe dem Kabinet den Beginn der Feindseligkeiten zwischen Piemont und Radetzki angezeigt (??)

-- Barzellonaer Blätter vom 7. sprechen von einer Niederlage Cabrera's im Dorfe San Lores de Morunys. Die neuesten Berichte aus Bayonne und Perpignan melden nichts.

-- Die Wahlausschüsse der Imperialisten und der sogenannten revolutionären Bonapartisten, bisher spinnefeind, haben sich verschmolzen. Als Verfasser des Manifestes der Rue de Poitiers werden uns Thiers und Berryer offiziell genannt. Das Manifest mißfällt durch seine Plattheit.

Constitutionnel sagt ebenfalls aus Veranlassung der ernsten Lage Italien's unter Bezugnahme auf die von der Times veröffentlichten östreichischen Depeschen:

"Hr. v. Schwarzenberg sagt in seiner an die Kabinette von Petersburg und Berlin gerichteten Depesche vom 27. Januar, daß sein Hof niemals einen Plan genehmigt habe, der in der Hauptsache eine Trennung der Lombardei vom östreichischen Kaiserreiche beabsichtigte. Hr. v. Schwarzenberg beklagt sich, daß Lord Palmerston fortwährend darauf bestehe, Oestreich habe wirklich zu einer Zeit in eine solche Trennung gewilligt. Wir, der Constitutionnel, wundern uns, warum der östreichische Minister auf seiner Läugnung besteht? Denn Hr. v. Wessenberg, Vorgänger Schwarzenberg's, hat in der That eine solche Trennung der Lombardei der damaligen provisorischen Regierung von Mailand vorgeschlagen. In unserer Nummer vom 15. Februar haben wir den diesfälligen offiziellen Brief Wessenberg's, d. d. Innspruck 13. Juni 1848, mitgetheilt, worin es wörtlich heißt: "Ich bin ermächtigt, mit der provisorischen Regierung in Mailand eine Unterhandlung zu eröffnen, welche auf die Trennung und Unabhängigkeit der Lombardei gegründet wäre." Rien de plus clair et de plus net! sagt das Blatt des Hrn. Thiers."

-- Dem Journal des Debats wird aus Constantinopel vom 25. Febr. geschrieben:

"Seit einigen Wochen findet hier eine große Bewegung in der öffentlichen Meinung statt. Die Wahrscheinlichkeit eines nahen Krieges gegen Rußland bildet den Gegenstand aller Gespräche. Die Türkei rüstet (folgt eine lange Darstellung ihrer Streitkräfte und diplomatischen Verhältnisse). Weiter heißt es: "Rußland hat so zu sagen, die Unterthanen der Pforte selbst gegen ihren Willen und hinter ihrem Rücken bewaffnet, indem es den Serben 10,000 Gewehre zustellte, und trotz der Neutralitätsverträge mit 10,000 Mann aus der Walachei in das östreichische Gebiet drang. Die Pforte paßt dagegen den russischen Agenten auf. Sie hat in Bulgarien Broschüren in slavischer Sprache gedruckt, wegnehmen lassen, welche die Bulgaren zum Aufstande aufforderten. Inmitten dieser Konflikte ist die Haltung der französischen und englischen Gesandten vortrefflich, und die Pforte schöpft daraus einen großen Theil ihres Selbstvertrauens."

-- Nationalversammlung. Sitzung vom 13. März. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast.

Das Protokoll wird verlesen. Neue Petitionen, welche die Rückzahlung der Emigranten Milliarde verlangen, werden überreicht. (Hohngelächter zur Rechten.)

Marrast meldet der Versammlung, daß der Abgeordnete Dumas (Haute Vienne) gestorben

Valette reicht seine Entlassung ein.

An der Tagesordnung ist die letzte Debatte des Wahlgesetzes.

Billaut, Berichterstatter, erklärt im Namen des Ausschusses, daß derselbe den Antrag Bastiats:
"Kein Deputirter dürfe ein Staatsamt, am allerwenigsten das eines Ministers, bekleiden"
genau geprüft habe. Nach Erwägung aller Gründe beantrage er die unbedingte Verwerfung.

De Mornay bekämpft den Antrag, weil er die Bande zwischen der Exekutivgewalt und der gesetzgebenden zerreisse.

Bastiat behauptet gerade das Gegentheil. Die gesetzgebenden Körper waren im Gegentheile bisher ein Tummelplatz aller Leidenschaften. Die Aussicht auf Portefeuilles rief immer Cotterien hervor, stachelte den Ehrgeiz, veranlaßte Stellenjagd und verdarb die Gesellschaft im Keime.

Billaut deutet in längerem Vortrage wiederholt auf den entschieden organischen Charakter des Antrags Er gehöre eher in die Verfassung als in das Wahlgesetz; dies habe vorzüglich den Ausschuß bestimmt, ihn zu verwerfen.

Die Versammlung verwirft den Antrag durch Abstimmung.

Sarrans stellte den Antrag:

"Artikel 81. Die Minister können aus dem Schooße der National-Versammlung genommen werden, hören aber von dem Augenblicke auf, Mitglied zu sein, wo sie Minister werden."

Statt ihn zu entwickeln, zieht er ihn jedoch, nachdem er das unglückliche Schicksal des Bastiat'schen sieht, freiwillig zurück. (Rumor zur Linken)

Senard schlägt vor, die Unterstaatssekretäre und den Seine-Präfekten von der allgemeinen Beamten-Unwahlfähigkeit zu befreien. (Lärmen zur Linken: Oh! Oh!)

Mornay und Vesin unterstützen den Vorschlag mit Leidenschaft.

Er wird aber verworfen.

Derode beantragt, die unabsetzbaren Beamten zum Volksvertreter Mandat zuzulassen.

Fayet, Bischof von Orleans und Busenfreund Cavaignac's, unterstützt den Antrag. Das Wahlgesetz sei zu hart und schließe ganze Klassen, den gesammten Beamtenstand, aus u. s. w. Das sei nicht republikanisch. Euer Gesetz, ruft der Seelenhirt, wird die nächsten Wahlen und keine andern überleben. (Tumult.)

Vesin bekämpft ihn im Namen des Ausschusses.

Der Antrag Derotes fällt durch.

Der Ausschuß selbst trägt auf Wählbarkeit der Cassationshof-Räthe etc. an.

Charabit bekämpft dies. Man müsse dem einmal angenommenen Zusatze treu bleiben und an möglichst allgemeinen Ausschluß aller Beamten festhalten.

Vesin unterstützt, oder vielmehr entwickelt die Vortheile des Antrages im Namen des Ausschusses.

Die Versammlung entscheidet, daß die Präsidenten und Räthe des Cassationshofes nicht wahlbar sind, dagegen von dieser Unfähigkeit der Generalprokurator und Seine-Präfekt ausgenommen bleibe.

Diese Ausnahme wird mit 364 gegen 328 Stimmen ausgesprochen.

Combarel de Leyval schlägt vor, dem letzten Satz des Artikels 81 lautend:
Ausgenommen von der Incompatibilität sind diejenigen Bürger, welche einen Militär- oder Civilauftrag (Mission) im Innern oder Aeussern (In- oder Ausland) erhalten, anzuhängen:

"Wenn diese Missionen nicht über 6 Monate dauern."

Dieser Anhang wird mit bedeutendem Mehr angenommen und der Gesammtartikel 81 kann somit als erledigt betrachtet werden.

Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.

* Bourges, 12. März.

(Prozeß der Maigefangenen.) Die Sitzung wird um 12 1/2 Uhr eröffnet. Der Zeuge Buchez, Expräsident der Nationalversammlung, erscheint nochmals vor den Schranken, und erklärt auf die Frage eines Geschwornen, ob er von Quentin bedroht worden sei: Ich kannte den Angeklagten Quentin vor dem 15. Mai und habe ihn nicht wieder erkannt. Es ist möglich, daß er auf dem Bureau war, aber ich kann ihn durchaus nicht sicher dafür erkennen, noch viel weniger sagen, daß er derjenige ist, der mich bedroht hat.

Zeuge Prevost, 40 Jahre alt, Revisor der Stenographie der National-Versammlung. Alle Details der Sitzung vom 15. Mai befinden sich in den Archiven des Moniteur. Die Darstellung des Moniteur ist unvollständig, weil man uns im Tumult etwa 100 kleine Blätter fortriß, aber ich kann versichern, daß wenigstens das, was der Moniteur mittheilt, exakt ist.

Der Gressier lies't den Bericht, welchen der Moniteur vom 17. Mai über die Sitzung vom 15. gibt. Die Verlesung dauert 1 1/2 Stunden. Der Zeuge erkennt darauf nochmals die Wahrhaftigkeit des Berichts an.

Generalprokurator Baroche. War das stenographische Bureau am 15. Mai vollständig?

Zeuge Prevost. Allerdings, allein man lief nach allen Seiten, um zu sehen, was vorfiel, und der Dienst litt sehr.

Advokat Maublanc, Vertheidiger Blanqui's. Wir haben zwei Ausgaben des Moniteur. Beide sind in Betreff der Vorfälle wesentlich von einander verschieden. Ich frage den Zeugen, woher dieser Unterschied kömmt.

Zeuge Prevost. Es war, daß am andern Tage eine Menge Leute mit Notizen ankamen, so daß eine zweite Ausgabe veranstaltet wurde.

Advokat Maublanc. Dann kann der Moniteur keine treue und gewissenhafte Darstellung enthalten. Der Angeklagte Blanqui verlangt die Verlesung der ursprünglichen Stenographenberichte.

Blanqui. Ich bemerke, daß von keiner Seite von den "zwei Stunden Plünderung" die Rede ist.

Zeuge Prevost. Ich selbst war nicht in dem Saal, aber ich kann versichern, daß keiner meiner Stenographen diese Worte gehört hat.

Auf die Frage, wie denn diese Worte in den Moniteur gekommen, entschuldigt der Zeuge den "schlechtorganisirten Dienst" des Moniteur, der zu solcher Zeit noch mangelhafter gewesen sei. Zwischen Blanqui und dem Generalprokurator erhebt sich darauf ein heftiger Wortwechsel; der letzterer erklärt, daß die Worte: "Zwei Stunden Plünderung" keinem der Angeklagten zur Last gelegt werden; Blanqui erwidert, daß die Angeklagten als Parteimänner vor Gericht stehen, daß die Bourgeois-Lüge von den "zwei Stunden Plünderung" der Partei und also auch den Angeklagten zufallen solle, und daß er jetzt die Verläumdung den Verläumdern in's Gesicht schleudere. Auf Verlangen von Barbes wird auch der Ex-Präsident Buchez nochmals vorgefordert und erklärt, daß er von den Worten: "Zwei Stunden Plünderung" nichts gehört habe.

Zeuge Etienne Arago, 46 Jahre alt, Volksrepräsentant, war am 15 mit seinem Bataillon der Nationalgarde an der Assemblee. Er ließ seine Soldaten zurück und nahm seinen Platz in der Versammlung neben Barbes ein; Barbes erklärte ihm auf sein Befragen, daß er an keine ernsthafte Manifestation glaube, und am Abend vorher in seinem Club davon abgerathen habe. Als der Lärm draußen begann, ging er hinaus, Barbes blieb sitzen. Das Volk überstieg bereits Gitter und Mauern, und der General Courtais, der hier ankam, wurde im Sturm über den Haufen geworfen. Der Zeuge erklärt, daß Courtais nach Kräften dem Eindrang entgegengesteuert, und Barbes bei der ganzen Geschichte keinen vorbereiteten Plan gehabt habe, weil er bekanntermaßen mit Blanqui in Mißverhältniß stand, und zweitens ihm, dem Zeugen, seine Abmahnung im Club erzählte. "Barbes, sagt der Zeuge, ist ein Ehrenmann; er hat nie in seinem Leben gelogen."

Präsident. Wie erklären Sie die Worte Barbes auf der Tribüne?

Zeuge. Ich erkläre sie mir einfach. Barbes hatte stets nur Ein Streben: Gerechtigkeit für das Volk, für die Unglücklichen. Als er das Volk sah, hörte er in der Stimme des Volkes die Stimme Gottes, und ging mit ihm.

Präsident. Warum sagten Sie in dem Gedränge zu Quentin, daß er ein agent provocateur sei?

Zeuge. Quentin kam oft auf die "Reform," wo wir uns jedesmal sagten: "Ah, er kömmt von Herrn von Genoude." Wir hielten ihn für einen verkappten Legitimisten.

Der Angeklagte Quentin erklärt diese alten Verdächtigungen für Journalcoterie-Klüngel. Er habe vor 1840 häufig Artikel in die Reform gegeben, die bereitwillig acceptirt wurden; nach 1840, nach den famösen lois des patentes et des recettes, sei die Reform vorsichtiger geworden, und er habe einen Artikel über die Finanzverhältnisse Frankreich's und die Beutelschneidereien Louis-Philippe's nur noch in der Gazete de France fortsetzen können.

Die Sitzung wird auf Verlangen eines Geschworenen ausgesetzt und um 3 Uhr Mittags wieder aufgenommen.

Zeuge Tampoure, 58 Jahre alt, Brigade-General, giebt eine lange Beschreibung der Aufstellung und Haltung der Truppen an dem Quai d'Orsay. An dem Hof der Assemblee wurde er vom Pferde gerissen, und erklärt, auf die Aufforderung des Volks, zu der neuen provisorischen Regierung nach dem Hotel-de-Ville zu gehen, mit dem Ruf: "Es lebe die Nationalversammlung!" geantwortet zu haben.

Zeuge Edmond Adam, 32 Jahr alt, Adjunkt des Maire von Paris, (Parvenu von der Coterie des National) erzählt, daß er in Betreff der Manifestation dem Obristen Rey Auftrag zu Vorsichtsmaßregeln ertheilt habe. Oberst Rey, sagt der Zeuge mit großem Pathos, sei von ihnen, den Leuten des National, stets mit "großer Güte" behandelt worden; nun sei er erstaunt, als ihm Rey, auf Mittheilung der erhaltenen Nachricht von dem Einbruch in die National-Versammlung, die Antwort gegeben habe: "Das hat man schon in der früheren Revolution gesehen!" Gleich darauf seien zahlreiche Haufen am Hotel-de-Ville erschienen. Rey habe auf seinen, des Zeugen Befehl, die Truppen in Schlachtordnung aufstellen lassen; als er, der Zeuge, sich zu Marrast, der eben angelangt war, habe begeben wollen, seien aber die Volksmassen schon auf die Truppen gedrungen.

Angeklagter Borme. Habe ich nicht die Mairie von der Manifestation des 15. Mai in Kenntniß gesetzt?

Zeuge Edmond Adam. In der That, ich erhielt einen Rapport, daß die Manifestation auch das Hotel-de-Ville berühren könne. Man bezeichnete uns Sobrier als den Chef des Unternehmens, Barbes und Huber als seine Feinde. Wir hielten es für einen Polizeirapport.

Auf die Frage des Angeklagten, zu welcher Polizei das Individuum gehört habe, welches den Angeklagten Sobrier angab, erklärt der Zeuge, daß er diesen Mann das erste Mal gesehen habe, und auch seinen Namen nicht wisse, da derselbe einen falschen Namen trage.

Sobrier. Ah, vortrefflich! Marrast und Compagnie!

Generalprokurator Baroche. Es kann nicht gestattet werden, in dieser Weise von dem Präsidenten der Nationalversammlung zu sprechen.

Sobrier. Marrast glaubte, daß ich nach dem Hotel-de-Ville ziehen würde, weil ich gesagt hatte, die Coterie des National habe sich auf den Platz der Dynastie Orleans gesetzt, und das Volk habe bei diesem Wechsel nichts gewonnen. Seine eigenen Agenten haben diese Polizeirapporte geschmiedet.

Der Präsident ruft den Angeklagten zur Ordnung; der Anwalt erklärt, daß nicht von dem "Präsidenten der Assemblee", sondern dem "Polizisten Marrast" die Rede sei. Blanqui und Sobrier fahren fort, die Aussagen des "National-Zeugen" und die Zweideutigkeit des Angeklagten Borme anzugreifen.

Schluß der Sitzung 5 1/2 Uhr.

Großbritannien.
24 London, 10. März.

Vor 8 Tagen ereiferte sich Feargus O'Connor im "Northern Star" in wahrhaft blödsinniger Weise gegen die Republikaner. In der heutigen Nummer gedachten Hauptorgans der Chartisten antwortet ihm Julian Harney, der die ganze Schwäche und Haltlosigkeit des O'Connor'schen Raisonnements und antirepublikanischen Kläffens nachweist. Während O'Connor nur seine eigenen Bourgeois-Marotten vertritt, repräsentirt J. Harney die Ansichten der entschiedenen Mehrheit der chartistischen Partei. Wir lassen deshalb die Hauptstellen aus des Letztern Replik folgen, da sich aus ihr auch die antirepublikanischen Hauptkläffereien des Erstern ergeben.

"Wenn ich Hrn. O'Connor recht verstehe", beginnt J. Harney, "so stimme ich mit der im ersten Satze seines Briefes ausgedrückten Ansicht vollkommen überein -- mit der nämlich, daß ein richtiges Verständniß zwischen einer Partei und ihren anerkannten Repräsentanten zur Sicherung des Fortschritts und Erfolges jener Partei und ihrer Prinzipien ein höchst wesentliches Erforderniß ist. Entstehen in einer Partei Meinungsverschiedenheiten, so lassen sie sich ausgleichen, vorausgesetzt, daß die von einander Dissentirenden ihre Ansichten frei bekennen und jede darüber entstehende Erörterung im Geiste der Brüderlichkeit zu führen wissen. Daß Feinde, politische und persönliche, private oder öffentliche, nicht übereinstimmen und Krieg gegen einander führen, versteht sich von selbst. Aber auch die besten Freunde werden bisweilen über Fragen, sei's theoretischer, sei's praktischer Natur, verschiedener Ansicht sein. Solche Differenzen bleiben indeß ohne üble Folgen, wenn beide Theile ehrlich zu Werke gehen ....

Herr O'Connor hat sich, wie ich fürchte, durch irgend einen Narren oder einen abgefeimten Intriguanten mißleiten lassen. Sonst hätte er wohl kaum einen Brief geschrieben, um die Chartisten vor einem angeblichen Versuch zur Bildung einer republikanischen Partei, oder zur Erzeugung einer republikanischen Agitation zu warnen. Ich bin mit den verschiedenen Sectionen innerhalb der demokratischen Bewegung sehr wohl bekannt; ich kenne die Ansichten Derer, welche dem Volksgefühl Gestalt und Ausdruck geben, ziemlich genau; ich stehe mit Vielen der Chartisten-Chefs, die jetzt im Gefängniß schmachten, in Korrespondenz und ich kann getrost erklären, daß der Gedanke, die Agitation für die Volkscharter durch eine republikanische Agitation zu ersetzen nur in der Einbildung derer existirt, von denen O'Connor irregeführt zu sein scheint. Gewiß gibt es Republikaner in großer Zahl; aber wahrhaftig sie sind nicht die Leute, die den "Zankapfel" unter die Chartisten werfen. Diese Beschuldigung kann nur jene treffen, die Hrn. O'Connor falsche Berichte zugetragen haben.

Während die wahren Republikaner in England ihre Sympathien für ihre republikanischen Brüder des Festlandes in ganz geeigneter Weise ausdrücken, halten sie in eben so angemessener Weise in Betreff der englischen Nation ihren Mund verschloßen. Sie wissen, daß "die Birne noch nicht reif ist" und "warten ihre Zeit ab". Doch das ist nicht Alles. Die wahren Republikaner würdigen diese oder jene Regierungsform nur so weit, als diese Formen geeignet sind, das Volk mit Macht auszurüsten -- mit der Macht, welche die Massen in Stand setzt, ihre soziale Befreiung durchzuführen. Sie wissen, daß die Scheingewalt einer vergoldeten Puppe sei's in Hosen oder Unterrock eine sehr unwichtige Sache ist im Vergleich zu der wirklichen, riesenhaften und (gegenwärtig) allmächtigen Macht "der Goldkönige" der Spekulanten in menschlicher Arbeit, der Vampyre, die den Söhnen der Arbeit und Mühe das Blut abzapfen. In Erwägung

bezahlt werden mußten, was Seltenheit und hohen Preis der Zwanziger nach sich zog. Der Cours derselben stieg von 1 1/2 auf 3, 4, 5, auf 8, ja dieser Tage schon auf 12 pCt. Dadurch wuchs der Geldwucher heißhungriger Spekulanten. Die Proviantkommission (commissione annonaria) appellirte deshalb an die Großmuth der Vaterlandsfreunde; man bot jedem, der sein Silber freiwillig in die Centralkasse brächte, 5 pCt. gegen Bezahlung in Papier, und stellte die Sache als ein edles Opfer für das Vaterland dar. In den ersten drei Tagen sollen über 500,000 Zwanziger eingelaufen sein, wobei sehr viele großmüthig auf die Prozente verzichteten. Selbst das gemeine Volk mit seinen Silberzehnern drängt sich stark herzu. (Ich hörte von einem wohlunterrichteten Manne erzählen, daß gestern ein in gesegneten Umständen sich befindendes Taglöhnerweib mit fünfzig Zwanzigern kam. Als ihr der Beamte soviel Papiergeld und dann die 5 pCt. zahlen wollte, sagte sie ganz betroffen [im Dialekte]: me maravejo, persenti? co se dà per la patria. Es nimmt mich Wunder, Prozenten? wenn man für das Vaterland gibt!) Auf diese Art ist nun die Kommission in den Stand gesetzt, den betreffenden Viktualienhändlern ihr Papiergeld gegen den einfachen Verlust von 5 pCt. in Silber einzuwechseln.

Verona, 1. März.

F.-M.-L. Hainau hat die Ausfuhr von Geld über die Blokadelinie von Venedig, sowie über den Po verboten. Ein Nichtöstreicher darf 300 Lire, ein Oestreicher 30 Lire dei sich führen. Wer eine größere Summe ohne Bewilligung der Militärbehörde trägt, verfällt dem Standrecht und das Geld wird konfiscirt. Wer Kollekten oder Unterschriften sammelt, oder dazu beiträgt, verfällt dem Kriegsgesetze; desgleichen wer Briefe unter was immer für einer Adresse nach Venedig befördert.

Französische Republik.
Paris, 13. März.

Das Gerücht, Rußland werde mit einer kolossalen Armee in Italien einbrechen, drückte die Fonds im Operngange noch tiefer als im Parket herunter. Das Journal Assemblée beruhigt die Spekulanten durch folgenden Zuruf: „Die Russen werden nicht in Italien einrücken, Alles wird ohne sie abgemacht sein. Wir, die den Kaiser Nikolaus persönlich kennen, wissen zu genau, wie gewissenhaft er die Konvenienzen und Rechte der Nationen beachtet. (!) Die östreichische Armee steht auf einem formidablen Fuße und anderer Seits setzt sich der König von Neapel in Bereitschaft, im Verein mit Oestreich den revolutionären Geist aus Italien und Sizilien zu fegen. Rußland wird sich nur in Marsch setzen, wenn die östreichische Armee eine Niederlage erlitte.

— Der polnische General Zamoyski, bekannt aus der unseligen savoyer Expedition unter Romarino, in Folge deren so viele deutsche, italienische und französische Patrioten in Elend und Verfolgung gestürzt wurden, hat Paris mit 42 polnischen talentvollen Offizieren, die hier als Emigranten lebten, plötzlich verlassen und ist nach Turin zurückgekehrt, wo er und seine Kameraden auf dem Kriegsschauplatz bald auftreten werden. Hoffen wir, daß keine ähnliche Verrätherei folge, wie im Generalstabe unter Romarino statthatte. (Siehe die Genfer Blätter aus jenem Jahre).

— Napoleon Bonaparte (Jerome) will nun doch auf zwanzig Tage als Gesandter nach Madrid gehen, um an Ort und Stelle die Geschichte der Armada zu prüfen, die man zu Gunsten des Pabstes ausrüste.

— In die Rue de Poitiers ist der Teufel der Zwietracht gefahren. Am Sonntag las Hr. Thiers sein Wahlmanifest, dessen wir gestern erwähnten, vor, und heute erfährt man, daß de la Rochette, de Lepinay und mehrere Deputirte von demselben legitimistischen Teige ausgetreten sind. Auch die Herren Abatucci und selbst Baraguay d'Hilliers drohen mit dem Rückzuge.

— Der Redakteur und Gerant der Revolution wurde gestern wegen eines alten, längst vergessenen Artikels zu einjährigem Gefängniß und 1000 Fr. Geldbuße, trotz warmer Vertheidigung Ledru-Rollins, verurtheilt. Diese Härte macht Aufsehen.

— Morgen beginnt in Poitiers der Prozeß gegen die Kommunistenstürmer von Limoges, deren sich unsere Leser entsinnen.

— Uebermorgen (15.) tritt in Angouleme ein neuer Departements-Journalistenkongreß zusammen, dessen Stimmführer sich neulich in Tours und in der Rue Duphot beriethen. Was sagt Herr Faucher dazu?

— Die Brea-Gefangenen sind noch nicht erschossen. Der Präsident darf sein Urtheil nicht sprechen, bevor er den Staatsrath nicht berieth. (Siehe Art. 55 der Verfassung).

— Der Courrier Français behauptet, eine telegraphische Depesche habe dem Kabinet den Beginn der Feindseligkeiten zwischen Piemont und Radetzki angezeigt (??)

— Barzellonaer Blätter vom 7. sprechen von einer Niederlage Cabrera's im Dorfe San Lores de Morunys. Die neuesten Berichte aus Bayonne und Perpignan melden nichts.

— Die Wahlausschüsse der Imperialisten und der sogenannten revolutionären Bonapartisten, bisher spinnefeind, haben sich verschmolzen. Als Verfasser des Manifestes der Rue de Poitiers werden uns Thiers und Berryer offiziell genannt. Das Manifest mißfällt durch seine Plattheit.

Constitutionnel sagt ebenfalls aus Veranlassung der ernsten Lage Italien's unter Bezugnahme auf die von der Times veröffentlichten östreichischen Depeschen:

„Hr. v. Schwarzenberg sagt in seiner an die Kabinette von Petersburg und Berlin gerichteten Depesche vom 27. Januar, daß sein Hof niemals einen Plan genehmigt habe, der in der Hauptsache eine Trennung der Lombardei vom östreichischen Kaiserreiche beabsichtigte. Hr. v. Schwarzenberg beklagt sich, daß Lord Palmerston fortwährend darauf bestehe, Oestreich habe wirklich zu einer Zeit in eine solche Trennung gewilligt. Wir, der Constitutionnel, wundern uns, warum der östreichische Minister auf seiner Läugnung besteht? Denn Hr. v. Wessenberg, Vorgänger Schwarzenberg's, hat in der That eine solche Trennung der Lombardei der damaligen provisorischen Regierung von Mailand vorgeschlagen. In unserer Nummer vom 15. Februar haben wir den diesfälligen offiziellen Brief Wessenberg's, d. d. Innspruck 13. Juni 1848, mitgetheilt, worin es wörtlich heißt: „Ich bin ermächtigt, mit der provisorischen Regierung in Mailand eine Unterhandlung zu eröffnen, welche auf die Trennung und Unabhängigkeit der Lombardei gegründet wäre.“ Rien de plus clair et de plus net! sagt das Blatt des Hrn. Thiers.“

— Dem Journal des Debats wird aus Constantinopel vom 25. Febr. geschrieben:

„Seit einigen Wochen findet hier eine große Bewegung in der öffentlichen Meinung statt. Die Wahrscheinlichkeit eines nahen Krieges gegen Rußland bildet den Gegenstand aller Gespräche. Die Türkei rüstet (folgt eine lange Darstellung ihrer Streitkräfte und diplomatischen Verhältnisse). Weiter heißt es: „Rußland hat so zu sagen, die Unterthanen der Pforte selbst gegen ihren Willen und hinter ihrem Rücken bewaffnet, indem es den Serben 10,000 Gewehre zustellte, und trotz der Neutralitätsverträge mit 10,000 Mann aus der Walachei in das östreichische Gebiet drang. Die Pforte paßt dagegen den russischen Agenten auf. Sie hat in Bulgarien Broschüren in slavischer Sprache gedruckt, wegnehmen lassen, welche die Bulgaren zum Aufstande aufforderten. Inmitten dieser Konflikte ist die Haltung der französischen und englischen Gesandten vortrefflich, und die Pforte schöpft daraus einen großen Theil ihres Selbstvertrauens.“

Nationalversammlung. Sitzung vom 13. März. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast.

Das Protokoll wird verlesen. Neue Petitionen, welche die Rückzahlung der Emigranten Milliarde verlangen, werden überreicht. (Hohngelächter zur Rechten.)

Marrast meldet der Versammlung, daß der Abgeordnete Dumas (Haute Vienne) gestorben

Valette reicht seine Entlassung ein.

An der Tagesordnung ist die letzte Debatte des Wahlgesetzes.

Billaut, Berichterstatter, erklärt im Namen des Ausschusses, daß derselbe den Antrag Bastiats:
„Kein Deputirter dürfe ein Staatsamt, am allerwenigsten das eines Ministers, bekleiden“
genau geprüft habe. Nach Erwägung aller Gründe beantrage er die unbedingte Verwerfung.

De Mornay bekämpft den Antrag, weil er die Bande zwischen der Exekutivgewalt und der gesetzgebenden zerreisse.

Bastiat behauptet gerade das Gegentheil. Die gesetzgebenden Körper waren im Gegentheile bisher ein Tummelplatz aller Leidenschaften. Die Aussicht auf Portefeuilles rief immer Cotterien hervor, stachelte den Ehrgeiz, veranlaßte Stellenjagd und verdarb die Gesellschaft im Keime.

Billaut deutet in längerem Vortrage wiederholt auf den entschieden organischen Charakter des Antrags Er gehöre eher in die Verfassung als in das Wahlgesetz; dies habe vorzüglich den Ausschuß bestimmt, ihn zu verwerfen.

Die Versammlung verwirft den Antrag durch Abstimmung.

Sarrans stellte den Antrag:

„Artikel 81. Die Minister können aus dem Schooße der National-Versammlung genommen werden, hören aber von dem Augenblicke auf, Mitglied zu sein, wo sie Minister werden.“

Statt ihn zu entwickeln, zieht er ihn jedoch, nachdem er das unglückliche Schicksal des Bastiat'schen sieht, freiwillig zurück. (Rumor zur Linken)

Senard schlägt vor, die Unterstaatssekretäre und den Seine-Präfekten von der allgemeinen Beamten-Unwahlfähigkeit zu befreien. (Lärmen zur Linken: Oh! Oh!)

Mornay und Vesin unterstützen den Vorschlag mit Leidenschaft.

Er wird aber verworfen.

Derodé beantragt, die unabsetzbaren Beamten zum Volksvertreter Mandat zuzulassen.

Fayet, Bischof von Orleans und Busenfreund Cavaignac's, unterstützt den Antrag. Das Wahlgesetz sei zu hart und schließe ganze Klassen, den gesammten Beamtenstand, aus u. s. w. Das sei nicht republikanisch. Euer Gesetz, ruft der Seelenhirt, wird die nächsten Wahlen und keine andern überleben. (Tumult.)

Vesin bekämpft ihn im Namen des Ausschusses.

Der Antrag Derotés fällt durch.

Der Ausschuß selbst trägt auf Wählbarkeit der Cassationshof-Räthe etc. an.

Charabit bekämpft dies. Man müsse dem einmal angenommenen Zusatze treu bleiben und an möglichst allgemeinen Ausschluß aller Beamten festhalten.

Vesin unterstützt, oder vielmehr entwickelt die Vortheile des Antrages im Namen des Ausschusses.

Die Versammlung entscheidet, daß die Präsidenten und Räthe des Cassationshofes nicht wahlbar sind, dagegen von dieser Unfähigkeit der Generalprokurator und Seine-Präfekt ausgenommen bleibe.

Diese Ausnahme wird mit 364 gegen 328 Stimmen ausgesprochen.

Combarel de Leyval schlägt vor, dem letzten Satz des Artikels 81 lautend:
Ausgenommen von der Incompatibilität sind diejenigen Bürger, welche einen Militär- oder Civilauftrag (Mission) im Innern oder Aeussern (In- oder Ausland) erhalten, anzuhängen:

„Wenn diese Missionen nicht über 6 Monate dauern.“

Dieser Anhang wird mit bedeutendem Mehr angenommen und der Gesammtartikel 81 kann somit als erledigt betrachtet werden.

Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.

* Bourges, 12. März.

(Prozeß der Maigefangenen.) Die Sitzung wird um 12 1/2 Uhr eröffnet. Der Zeuge Buchez, Expräsident der Nationalversammlung, erscheint nochmals vor den Schranken, und erklärt auf die Frage eines Geschwornen, ob er von Quentin bedroht worden sei: Ich kannte den Angeklagten Quentin vor dem 15. Mai und habe ihn nicht wieder erkannt. Es ist möglich, daß er auf dem Bureau war, aber ich kann ihn durchaus nicht sicher dafür erkennen, noch viel weniger sagen, daß er derjenige ist, der mich bedroht hat.

Zeuge Prevost, 40 Jahre alt, Revisor der Stenographie der National-Versammlung. Alle Details der Sitzung vom 15. Mai befinden sich in den Archiven des Moniteur. Die Darstellung des Moniteur ist unvollständig, weil man uns im Tumult etwa 100 kleine Blätter fortriß, aber ich kann versichern, daß wenigstens das, was der Moniteur mittheilt, exakt ist.

Der Gressier lies't den Bericht, welchen der Moniteur vom 17. Mai über die Sitzung vom 15. gibt. Die Verlesung dauert 1 1/2 Stunden. Der Zeuge erkennt darauf nochmals die Wahrhaftigkeit des Berichts an.

Generalprokurator Baroche. War das stenographische Bureau am 15. Mai vollständig?

Zeuge Prevost. Allerdings, allein man lief nach allen Seiten, um zu sehen, was vorfiel, und der Dienst litt sehr.

Advokat Maublanc, Vertheidiger Blanqui's. Wir haben zwei Ausgaben des Moniteur. Beide sind in Betreff der Vorfälle wesentlich von einander verschieden. Ich frage den Zeugen, woher dieser Unterschied kömmt.

Zeuge Prevost. Es war, daß am andern Tage eine Menge Leute mit Notizen ankamen, so daß eine zweite Ausgabe veranstaltet wurde.

Advokat Maublanc. Dann kann der Moniteur keine treue und gewissenhafte Darstellung enthalten. Der Angeklagte Blanqui verlangt die Verlesung der ursprünglichen Stenographenberichte.

Blanqui. Ich bemerke, daß von keiner Seite von den „zwei Stunden Plünderung“ die Rede ist.

Zeuge Prevost. Ich selbst war nicht in dem Saal, aber ich kann versichern, daß keiner meiner Stenographen diese Worte gehört hat.

Auf die Frage, wie denn diese Worte in den Moniteur gekommen, entschuldigt der Zeuge den „schlechtorganisirten Dienst“ des Moniteur, der zu solcher Zeit noch mangelhafter gewesen sei. Zwischen Blanqui und dem Generalprokurator erhebt sich darauf ein heftiger Wortwechsel; der letzterer erklärt, daß die Worte: „Zwei Stunden Plünderung“ keinem der Angeklagten zur Last gelegt werden; Blanqui erwidert, daß die Angeklagten als Parteimänner vor Gericht stehen, daß die Bourgeois-Lüge von den „zwei Stunden Plünderung“ der Partei und also auch den Angeklagten zufallen solle, und daß er jetzt die Verläumdung den Verläumdern in's Gesicht schleudere. Auf Verlangen von Barbès wird auch der Ex-Präsident Buchez nochmals vorgefordert und erklärt, daß er von den Worten: „Zwei Stunden Plünderung“ nichts gehört habe.

Zeuge Etienne Arago, 46 Jahre alt, Volksrepräsentant, war am 15 mit seinem Bataillon der Nationalgarde an der Assemblée. Er ließ seine Soldaten zurück und nahm seinen Platz in der Versammlung neben Barbes ein; Barbes erklärte ihm auf sein Befragen, daß er an keine ernsthafte Manifestation glaube, und am Abend vorher in seinem Club davon abgerathen habe. Als der Lärm draußen begann, ging er hinaus, Barbes blieb sitzen. Das Volk überstieg bereits Gitter und Mauern, und der General Courtais, der hier ankam, wurde im Sturm über den Haufen geworfen. Der Zeuge erklärt, daß Courtais nach Kräften dem Eindrang entgegengesteuert, und Barbes bei der ganzen Geschichte keinen vorbereiteten Plan gehabt habe, weil er bekanntermaßen mit Blanqui in Mißverhältniß stand, und zweitens ihm, dem Zeugen, seine Abmahnung im Club erzählte. „Barbes, sagt der Zeuge, ist ein Ehrenmann; er hat nie in seinem Leben gelogen.“

Präsident. Wie erklären Sie die Worte Barbes auf der Tribüne?

Zeuge. Ich erkläre sie mir einfach. Barbes hatte stets nur Ein Streben: Gerechtigkeit für das Volk, für die Unglücklichen. Als er das Volk sah, hörte er in der Stimme des Volkes die Stimme Gottes, und ging mit ihm.

Präsident. Warum sagten Sie in dem Gedränge zu Quentin, daß er ein agent provocateur sei?

Zeuge. Quentin kam oft auf die „Reform,“ wo wir uns jedesmal sagten: „Ah, er kömmt von Herrn von Genoude.“ Wir hielten ihn für einen verkappten Legitimisten.

Der Angeklagte Quentin erklärt diese alten Verdächtigungen für Journalcoterie-Klüngel. Er habe vor 1840 häufig Artikel in die Reform gegeben, die bereitwillig acceptirt wurden; nach 1840, nach den famösen lois des patentes et des recettes, sei die Reform vorsichtiger geworden, und er habe einen Artikel über die Finanzverhältnisse Frankreich's und die Beutelschneidereien Louis-Philippe's nur noch in der Gazete de France fortsetzen können.

Die Sitzung wird auf Verlangen eines Geschworenen ausgesetzt und um 3 Uhr Mittags wieder aufgenommen.

Zeuge Tampoure, 58 Jahre alt, Brigade-General, giebt eine lange Beschreibung der Aufstellung und Haltung der Truppen an dem Quai d'Orsay. An dem Hof der Assemblée wurde er vom Pferde gerissen, und erklärt, auf die Aufforderung des Volks, zu der neuen provisorischen Regierung nach dem Hotel-de-Ville zu gehen, mit dem Ruf: „Es lebe die Nationalversammlung!“ geantwortet zu haben.

Zeuge Edmond Adam, 32 Jahr alt, Adjunkt des Maire von Paris, (Parvenu von der Coterie des National) erzählt, daß er in Betreff der Manifestation dem Obristen Rey Auftrag zu Vorsichtsmaßregeln ertheilt habe. Oberst Rey, sagt der Zeuge mit großem Pathos, sei von ihnen, den Leuten des National, stets mit „großer Güte“ behandelt worden; nun sei er erstaunt, als ihm Rey, auf Mittheilung der erhaltenen Nachricht von dem Einbruch in die National-Versammlung, die Antwort gegeben habe: „Das hat man schon in der früheren Revolution gesehen!“ Gleich darauf seien zahlreiche Haufen am Hotel-de-Ville erschienen. Rey habe auf seinen, des Zeugen Befehl, die Truppen in Schlachtordnung aufstellen lassen; als er, der Zeuge, sich zu Marrast, der eben angelangt war, habe begeben wollen, seien aber die Volksmassen schon auf die Truppen gedrungen.

Angeklagter Borme. Habe ich nicht die Mairie von der Manifestation des 15. Mai in Kenntniß gesetzt?

Zeuge Edmond Adam. In der That, ich erhielt einen Rapport, daß die Manifestation auch das Hotel-de-Ville berühren könne. Man bezeichnete uns Sobrier als den Chef des Unternehmens, Barbes und Huber als seine Feinde. Wir hielten es für einen Polizeirapport.

Auf die Frage des Angeklagten, zu welcher Polizei das Individuum gehört habe, welches den Angeklagten Sobrier angab, erklärt der Zeuge, daß er diesen Mann das erste Mal gesehen habe, und auch seinen Namen nicht wisse, da derselbe einen falschen Namen trage.

Sobrier. Ah, vortrefflich! Marrast und Compagnie!

Generalprokurator Baroche. Es kann nicht gestattet werden, in dieser Weise von dem Präsidenten der Nationalversammlung zu sprechen.

Sobrier. Marrast glaubte, daß ich nach dem Hotel-de-Ville ziehen würde, weil ich gesagt hatte, die Coterie des National habe sich auf den Platz der Dynastie Orleans gesetzt, und das Volk habe bei diesem Wechsel nichts gewonnen. Seine eigenen Agenten haben diese Polizeirapporte geschmiedet.

Der Präsident ruft den Angeklagten zur Ordnung; der Anwalt erklärt, daß nicht von dem „Präsidenten der Assemblée“, sondern dem „Polizisten Marrast“ die Rede sei. Blanqui und Sobrier fahren fort, die Aussagen des „National-Zeugen“ und die Zweideutigkeit des Angeklagten Borme anzugreifen.

Schluß der Sitzung 5 1/2 Uhr.

Großbritannien.
24 London, 10. März.

Vor 8 Tagen ereiferte sich Feargus O'Connor im „Northern Star“ in wahrhaft blödsinniger Weise gegen die Republikaner. In der heutigen Nummer gedachten Hauptorgans der Chartisten antwortet ihm Julian Harney, der die ganze Schwäche und Haltlosigkeit des O'Connor'schen Raisonnements und antirepublikanischen Kläffens nachweist. Während O'Connor nur seine eigenen Bourgeois-Marotten vertritt, repräsentirt J. Harney die Ansichten der entschiedenen Mehrheit der chartistischen Partei. Wir lassen deshalb die Hauptstellen aus des Letztern Replik folgen, da sich aus ihr auch die antirepublikanischen Hauptkläffereien des Erstern ergeben.

„Wenn ich Hrn. O'Connor recht verstehe“, beginnt J. Harney, „so stimme ich mit der im ersten Satze seines Briefes ausgedrückten Ansicht vollkommen überein — mit der nämlich, daß ein richtiges Verständniß zwischen einer Partei und ihren anerkannten Repräsentanten zur Sicherung des Fortschritts und Erfolges jener Partei und ihrer Prinzipien ein höchst wesentliches Erforderniß ist. Entstehen in einer Partei Meinungsverschiedenheiten, so lassen sie sich ausgleichen, vorausgesetzt, daß die von einander Dissentirenden ihre Ansichten frei bekennen und jede darüber entstehende Erörterung im Geiste der Brüderlichkeit zu führen wissen. Daß Feinde, politische und persönliche, private oder öffentliche, nicht übereinstimmen und Krieg gegen einander führen, versteht sich von selbst. Aber auch die besten Freunde werden bisweilen über Fragen, sei's theoretischer, sei's praktischer Natur, verschiedener Ansicht sein. Solche Differenzen bleiben indeß ohne üble Folgen, wenn beide Theile ehrlich zu Werke gehen ‥‥

Herr O'Connor hat sich, wie ich fürchte, durch irgend einen Narren oder einen abgefeimten Intriguanten mißleiten lassen. Sonst hätte er wohl kaum einen Brief geschrieben, um die Chartisten vor einem angeblichen Versuch zur Bildung einer republikanischen Partei, oder zur Erzeugung einer republikanischen Agitation zu warnen. Ich bin mit den verschiedenen Sectionen innerhalb der demokratischen Bewegung sehr wohl bekannt; ich kenne die Ansichten Derer, welche dem Volksgefühl Gestalt und Ausdruck geben, ziemlich genau; ich stehe mit Vielen der Chartisten-Chefs, die jetzt im Gefängniß schmachten, in Korrespondenz und ich kann getrost erklären, daß der Gedanke, die Agitation für die Volkscharter durch eine republikanische Agitation zu ersetzen nur in der Einbildung derer existirt, von denen O'Connor irregeführt zu sein scheint. Gewiß gibt es Republikaner in großer Zahl; aber wahrhaftig sie sind nicht die Leute, die den „Zankapfel“ unter die Chartisten werfen. Diese Beschuldigung kann nur jene treffen, die Hrn. O'Connor falsche Berichte zugetragen haben.

Während die wahren Republikaner in England ihre Sympathien für ihre republikanischen Brüder des Festlandes in ganz geeigneter Weise ausdrücken, halten sie in eben so angemessener Weise in Betreff der englischen Nation ihren Mund verschloßen. Sie wissen, daß „die Birne noch nicht reif ist“ und „warten ihre Zeit ab“. Doch das ist nicht Alles. Die wahren Republikaner würdigen diese oder jene Regierungsform nur so weit, als diese Formen geeignet sind, das Volk mit Macht auszurüsten — mit der Macht, welche die Massen in Stand setzt, ihre soziale Befreiung durchzuführen. Sie wissen, daß die Scheingewalt einer vergoldeten Puppe sei's in Hosen oder Unterrock eine sehr unwichtige Sache ist im Vergleich zu der wirklichen, riesenhaften und (gegenwärtig) allmächtigen Macht „der Goldkönige“ der Spekulanten in menschlicher Arbeit, der Vampyre, die den Söhnen der Arbeit und Mühe das Blut abzapfen. In Erwägung

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bezahlt werden mußten, was Seltenheit und hohen Preis der Zwanziger nach sich zog. Der Cours derselben stieg von 1 1/2 auf 3, 4, 5, auf 8, ja dieser Tage schon auf 12 pCt. Dadurch wuchs der Geldwucher heißhungriger Spekulanten. Die Proviantkommission (commissione annonaria) appellirte deshalb an die Großmuth der Vaterlandsfreunde; man bot jedem, der sein Silber freiwillig in die Centralkasse brächte, 5 pCt. gegen Bezahlung in Papier, und stellte die Sache als ein edles Opfer für das Vaterland dar. In den ersten drei Tagen sollen über 500,000 Zwanziger eingelaufen sein, wobei sehr viele großmüthig auf die Prozente verzichteten. Selbst das gemeine Volk mit seinen Silberzehnern drängt sich stark herzu. (Ich hörte von einem wohlunterrichteten Manne erzählen, daß gestern ein in gesegneten Umständen sich befindendes Taglöhnerweib mit fünfzig Zwanzigern kam. Als ihr der Beamte soviel Papiergeld und dann die 5 pCt. zahlen wollte, sagte sie ganz betroffen [im Dialekte]: me maravejo, persenti? co se dà per la patria. Es nimmt mich Wunder, Prozenten? wenn man für das Vaterland gibt!) Auf diese Art ist nun die Kommission in den Stand gesetzt, den betreffenden Viktualienhändlern ihr Papiergeld gegen den einfachen Verlust von 5 pCt. in Silber einzuwechseln.</p>
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          <head>Verona, 1. März.</head>
          <p>F.-M.-L. Hainau hat die Ausfuhr von Geld über die Blokadelinie von Venedig, sowie über den Po verboten. Ein Nichtöstreicher darf 300 Lire, ein Oestreicher 30 Lire dei sich führen. Wer eine größere Summe ohne Bewilligung der Militärbehörde trägt, verfällt dem Standrecht und das Geld wird konfiscirt. Wer Kollekten oder Unterschriften sammelt, oder dazu beiträgt, verfällt dem Kriegsgesetze; desgleichen wer Briefe unter was immer für einer Adresse nach Venedig befördert.</p>
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        <head>Französische Republik.</head>
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          <head>Paris, 13. März.</head>
          <p>Das Gerücht, Rußland werde mit einer kolossalen Armee in Italien einbrechen, drückte die Fonds im Operngange noch tiefer als im Parket herunter. Das Journal Assemblée beruhigt die Spekulanten durch folgenden Zuruf: &#x201E;Die Russen werden nicht in Italien einrücken, Alles wird ohne sie abgemacht sein. Wir, die den Kaiser Nikolaus persönlich kennen, wissen zu genau, wie gewissenhaft er die Konvenienzen und Rechte der Nationen beachtet. (!) Die östreichische Armee steht auf einem formidablen Fuße und anderer Seits setzt sich der König von Neapel in Bereitschaft, im Verein mit Oestreich den revolutionären Geist aus Italien und Sizilien zu fegen. Rußland wird sich nur in Marsch setzen, wenn die östreichische Armee eine Niederlage erlitte.</p>
          <p>&#x2014; Der polnische General Zamoyski, bekannt aus der unseligen savoyer Expedition unter Romarino, in Folge deren so viele deutsche, italienische und französische Patrioten in Elend und Verfolgung gestürzt wurden, hat Paris mit 42 polnischen talentvollen Offizieren, die hier als Emigranten lebten, plötzlich verlassen und ist nach Turin zurückgekehrt, wo er und seine Kameraden auf dem Kriegsschauplatz bald auftreten werden. Hoffen wir, daß keine ähnliche Verrätherei folge, wie im Generalstabe unter Romarino statthatte. (Siehe die Genfer Blätter aus jenem Jahre).</p>
          <p>&#x2014; Napoleon Bonaparte (Jerome) will nun doch auf zwanzig Tage als Gesandter nach Madrid gehen, um an Ort und Stelle die Geschichte der Armada zu prüfen, die man zu Gunsten des Pabstes ausrüste.</p>
          <p>&#x2014; In die Rue de Poitiers ist der Teufel der Zwietracht gefahren. Am Sonntag las Hr. Thiers sein Wahlmanifest, dessen wir gestern erwähnten, vor, und heute erfährt man, daß de la Rochette, de Lepinay und mehrere Deputirte von demselben legitimistischen Teige ausgetreten sind. Auch die Herren Abatucci und selbst Baraguay d'Hilliers drohen mit dem Rückzuge.</p>
          <p>&#x2014; Der Redakteur und Gerant der Revolution wurde gestern wegen eines alten, längst vergessenen Artikels zu einjährigem Gefängniß und 1000 Fr. Geldbuße, trotz warmer Vertheidigung Ledru-Rollins, verurtheilt. Diese Härte macht Aufsehen.</p>
          <p>&#x2014; Morgen beginnt in Poitiers der Prozeß gegen die Kommunistenstürmer von Limoges, deren sich unsere Leser entsinnen.</p>
          <p>&#x2014; Uebermorgen (15.) tritt in Angouleme ein neuer Departements-Journalistenkongreß zusammen, dessen Stimmführer sich neulich in Tours und in der Rue Duphot beriethen. Was sagt Herr Faucher dazu?</p>
          <p>&#x2014; Die Brea-Gefangenen sind noch nicht erschossen. Der Präsident darf sein Urtheil nicht sprechen, bevor er den Staatsrath nicht berieth. (Siehe Art. 55 der Verfassung).</p>
          <p>&#x2014; Der Courrier Français behauptet, eine telegraphische Depesche habe dem Kabinet den Beginn der Feindseligkeiten zwischen Piemont und Radetzki angezeigt (??)</p>
          <p>&#x2014; Barzellonaer Blätter vom 7. sprechen von einer Niederlage Cabrera's im Dorfe San Lores de Morunys. Die neuesten Berichte aus Bayonne und Perpignan melden nichts.</p>
          <p>&#x2014; Die Wahlausschüsse der Imperialisten und der sogenannten revolutionären Bonapartisten, bisher spinnefeind, haben sich verschmolzen. Als Verfasser des Manifestes der Rue de Poitiers werden uns Thiers und Berryer offiziell genannt. Das Manifest mißfällt durch seine Plattheit.</p>
          <p>Constitutionnel sagt ebenfalls aus Veranlassung der ernsten Lage Italien's unter Bezugnahme auf die von der Times veröffentlichten östreichischen Depeschen:</p>
          <p>&#x201E;Hr. v. Schwarzenberg sagt in seiner an die Kabinette von Petersburg und Berlin gerichteten Depesche vom 27. Januar, daß sein Hof niemals einen Plan genehmigt habe, der in der Hauptsache eine Trennung der Lombardei vom östreichischen Kaiserreiche beabsichtigte. Hr. v. Schwarzenberg beklagt sich, daß Lord Palmerston fortwährend darauf bestehe, Oestreich habe wirklich zu einer Zeit in eine solche Trennung gewilligt. Wir, der Constitutionnel, wundern uns, warum der östreichische Minister auf seiner Läugnung besteht? Denn Hr. v. Wessenberg, Vorgänger Schwarzenberg's, hat in der That eine solche Trennung der Lombardei der damaligen provisorischen Regierung von Mailand vorgeschlagen. In unserer Nummer vom 15. Februar haben wir den diesfälligen offiziellen Brief Wessenberg's, d. d. Innspruck 13. Juni 1848, mitgetheilt, worin es wörtlich heißt: &#x201E;Ich bin ermächtigt, mit der provisorischen Regierung in Mailand eine Unterhandlung zu eröffnen, welche auf die Trennung und Unabhängigkeit der Lombardei gegründet wäre.&#x201C; Rien de plus clair et de plus net! sagt das Blatt des Hrn. Thiers.&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; Dem Journal des Debats wird aus Constantinopel vom 25. Febr. geschrieben:</p>
          <p>&#x201E;Seit einigen Wochen findet hier eine große Bewegung in der öffentlichen Meinung statt. Die Wahrscheinlichkeit eines nahen Krieges gegen Rußland bildet den Gegenstand aller Gespräche. Die Türkei rüstet (folgt eine lange Darstellung ihrer Streitkräfte und diplomatischen Verhältnisse). Weiter heißt es: &#x201E;Rußland hat so zu sagen, die Unterthanen der Pforte selbst gegen ihren Willen und hinter ihrem Rücken bewaffnet, indem es den Serben 10,000 Gewehre zustellte, und trotz der Neutralitätsverträge mit 10,000 Mann aus der Walachei in das östreichische Gebiet drang. Die Pforte paßt dagegen den russischen Agenten auf. Sie hat in Bulgarien Broschüren in slavischer Sprache gedruckt, wegnehmen lassen, welche die Bulgaren zum Aufstande aufforderten. Inmitten dieser Konflikte ist die Haltung der französischen und englischen Gesandten vortrefflich, und die Pforte schöpft daraus einen großen Theil ihres Selbstvertrauens.&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#g">Nationalversammlung</hi>. Sitzung vom 13. März. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast.</p>
          <p>Das Protokoll wird verlesen. Neue Petitionen, welche die Rückzahlung der Emigranten Milliarde verlangen, werden überreicht. (Hohngelächter zur Rechten.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast</hi> meldet der Versammlung, daß der Abgeordnete Dumas (Haute Vienne) gestorben</p>
          <p><hi rendition="#g">Valette</hi> reicht seine Entlassung ein.</p>
          <p>An der Tagesordnung ist die letzte Debatte des Wahlgesetzes.</p>
          <p><hi rendition="#g">Billaut,</hi> Berichterstatter, erklärt im Namen des Ausschusses, daß derselbe den Antrag Bastiats:<lb/><hi rendition="#et">&#x201E;Kein Deputirter dürfe ein Staatsamt, am allerwenigsten das eines Ministers, bekleiden&#x201C;</hi><lb/>
genau geprüft habe. Nach Erwägung aller Gründe beantrage er die unbedingte Verwerfung.</p>
          <p><hi rendition="#g">De Mornay</hi> bekämpft den Antrag, weil er die Bande zwischen der Exekutivgewalt und der gesetzgebenden zerreisse.</p>
          <p><hi rendition="#g">Bastiat</hi> behauptet gerade das Gegentheil. Die gesetzgebenden Körper waren im Gegentheile bisher ein Tummelplatz aller Leidenschaften. Die Aussicht auf Portefeuilles rief immer Cotterien hervor, stachelte den Ehrgeiz, veranlaßte Stellenjagd und verdarb die Gesellschaft im Keime.</p>
          <p><hi rendition="#g">Billaut</hi> deutet in längerem Vortrage wiederholt auf den entschieden organischen Charakter des Antrags Er gehöre eher in die Verfassung als in das Wahlgesetz; dies habe vorzüglich den Ausschuß bestimmt, ihn zu verwerfen.</p>
          <p>Die Versammlung verwirft den Antrag durch Abstimmung.</p>
          <p><hi rendition="#g">Sarrans</hi> stellte den Antrag:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Artikel 81. Die Minister können aus dem Schooße der National-Versammlung genommen werden, hören aber von dem Augenblicke auf, Mitglied zu sein, wo sie Minister werden.&#x201C;</p>
          <p>Statt ihn zu entwickeln, zieht er ihn jedoch, nachdem er das unglückliche Schicksal des Bastiat'schen sieht, freiwillig zurück. (Rumor zur Linken)</p>
          <p><hi rendition="#g">Senard</hi> schlägt vor, die Unterstaatssekretäre und den Seine-Präfekten von der allgemeinen Beamten-Unwahlfähigkeit zu befreien. (Lärmen zur Linken: Oh! Oh!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Mornay</hi> und <hi rendition="#g">Vesin</hi> unterstützen den Vorschlag mit Leidenschaft.</p>
          <p>Er wird aber verworfen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Derodé</hi> beantragt, die unabsetzbaren Beamten zum Volksvertreter Mandat zuzulassen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Fayet,</hi> Bischof von Orleans und Busenfreund Cavaignac's, unterstützt den Antrag. Das Wahlgesetz sei zu hart und schließe ganze Klassen, den gesammten Beamtenstand, aus u. s. w. Das sei nicht republikanisch. Euer Gesetz, ruft der Seelenhirt, wird die nächsten Wahlen und keine andern überleben. (Tumult.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Vesin</hi> bekämpft ihn im Namen des Ausschusses.</p>
          <p>Der Antrag Derotés fällt durch.</p>
          <p>Der Ausschuß selbst trägt auf Wählbarkeit der Cassationshof-Räthe etc. an.</p>
          <p><hi rendition="#g">Charabit</hi> bekämpft dies. Man müsse dem einmal angenommenen Zusatze treu bleiben und an möglichst allgemeinen Ausschluß aller Beamten festhalten.</p>
          <p><hi rendition="#g">Vesin</hi> unterstützt, oder vielmehr entwickelt die Vortheile des Antrages im Namen des Ausschusses.</p>
          <p>Die Versammlung entscheidet, daß die Präsidenten und Räthe des Cassationshofes nicht wahlbar sind, dagegen von dieser Unfähigkeit der Generalprokurator und Seine-Präfekt ausgenommen bleibe.</p>
          <p>Diese Ausnahme wird mit 364 gegen 328 Stimmen ausgesprochen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Combarel de Leyval</hi> schlägt vor, dem letzten Satz des Artikels 81 lautend:<lb/><hi rendition="#et">Ausgenommen von der Incompatibilität sind diejenigen Bürger, welche einen Militär- oder Civilauftrag (Mission) im Innern oder Aeussern (In- oder Ausland) erhalten,</hi> anzuhängen:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wenn diese Missionen nicht über 6 Monate dauern.&#x201C;</p>
          <p>Dieser Anhang wird mit bedeutendem Mehr angenommen und der Gesammtartikel 81 kann somit als erledigt betrachtet werden.</p>
          <p>Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Bourges, 12. März.</head>
          <p>(Prozeß der Maigefangenen.) Die Sitzung wird um 12 1/2 Uhr eröffnet. Der Zeuge <hi rendition="#g">Buchez,</hi> Expräsident der Nationalversammlung, erscheint nochmals vor den Schranken, und erklärt auf die Frage eines Geschwornen, ob er von Quentin bedroht worden sei: Ich kannte den Angeklagten Quentin vor dem 15. Mai und habe ihn nicht wieder erkannt. Es ist möglich, daß er auf dem Bureau war, aber ich kann ihn durchaus nicht sicher dafür erkennen, noch viel weniger sagen, daß er derjenige ist, der mich bedroht hat.</p>
          <p>Zeuge Prevost, 40 Jahre alt, Revisor der Stenographie der National-Versammlung. Alle Details der Sitzung vom 15. Mai befinden sich in den Archiven des Moniteur. Die Darstellung des Moniteur ist unvollständig, weil man uns im Tumult etwa 100 kleine Blätter fortriß, aber ich kann versichern, daß wenigstens das, was der Moniteur mittheilt, exakt ist.</p>
          <p>Der Gressier lies't den Bericht, welchen der Moniteur vom 17. Mai über die Sitzung vom 15. gibt. Die Verlesung dauert 1 1/2 Stunden. Der Zeuge erkennt darauf nochmals die Wahrhaftigkeit des Berichts an.</p>
          <p>Generalprokurator Baroche. War das stenographische Bureau am 15. Mai vollständig?</p>
          <p>Zeuge Prevost. Allerdings, allein man lief nach allen Seiten, um zu sehen, was vorfiel, und der Dienst litt sehr.</p>
          <p>Advokat Maublanc, Vertheidiger Blanqui's. Wir haben zwei Ausgaben des Moniteur. Beide sind in Betreff der Vorfälle wesentlich von einander verschieden. Ich frage den Zeugen, woher dieser Unterschied kömmt.</p>
          <p>Zeuge Prevost. Es war, daß am andern Tage eine Menge Leute mit Notizen ankamen, so daß eine zweite Ausgabe veranstaltet wurde.</p>
          <p>Advokat Maublanc. Dann kann der Moniteur keine treue und gewissenhafte Darstellung enthalten. Der Angeklagte Blanqui verlangt die Verlesung der ursprünglichen Stenographenberichte.</p>
          <p>Blanqui. Ich bemerke, daß von keiner Seite von den &#x201E;zwei Stunden Plünderung&#x201C; die Rede ist.</p>
          <p>Zeuge Prevost. Ich selbst war nicht in dem Saal, aber ich kann versichern, daß keiner meiner Stenographen diese Worte gehört hat.</p>
          <p>Auf die Frage, wie denn diese Worte in den Moniteur gekommen, entschuldigt der Zeuge den &#x201E;schlechtorganisirten Dienst&#x201C; des Moniteur, der zu solcher Zeit noch mangelhafter gewesen sei. Zwischen Blanqui und dem Generalprokurator erhebt sich darauf ein heftiger Wortwechsel; der letzterer erklärt, daß die Worte: &#x201E;Zwei Stunden Plünderung&#x201C; keinem der Angeklagten zur Last gelegt werden; Blanqui erwidert, daß die Angeklagten als Parteimänner vor Gericht stehen, daß die Bourgeois-Lüge von den &#x201E;zwei Stunden Plünderung&#x201C; der Partei und also auch den Angeklagten zufallen solle, und daß er jetzt die Verläumdung den Verläumdern in's Gesicht schleudere. Auf Verlangen von Barbès wird auch der Ex-Präsident Buchez nochmals vorgefordert und erklärt, daß er von den Worten: &#x201E;Zwei Stunden Plünderung&#x201C; nichts gehört habe.</p>
          <p>Zeuge Etienne Arago, 46 Jahre alt, Volksrepräsentant, war am 15 mit seinem Bataillon der Nationalgarde an der Assemblée. Er ließ seine Soldaten zurück und nahm seinen Platz in der Versammlung neben Barbes ein; Barbes erklärte ihm auf sein Befragen, daß er an keine ernsthafte Manifestation glaube, und am Abend vorher in seinem Club davon abgerathen habe. Als der Lärm draußen begann, ging er hinaus, Barbes blieb sitzen. Das Volk überstieg bereits Gitter und Mauern, und der General Courtais, der hier ankam, wurde im Sturm über den Haufen geworfen. Der Zeuge erklärt, daß Courtais nach Kräften dem Eindrang entgegengesteuert, und Barbes bei der ganzen Geschichte keinen vorbereiteten Plan gehabt habe, weil er bekanntermaßen mit Blanqui in Mißverhältniß stand, und zweitens ihm, dem Zeugen, seine Abmahnung im Club erzählte. &#x201E;Barbes, sagt der Zeuge, ist ein Ehrenmann; er hat nie in seinem Leben gelogen.&#x201C;</p>
          <p>Präsident. Wie erklären Sie die Worte Barbes auf der Tribüne?</p>
          <p>Zeuge. Ich erkläre sie mir einfach. Barbes hatte stets nur Ein Streben: Gerechtigkeit für das Volk, für die Unglücklichen. Als er das Volk sah, hörte er in der Stimme des Volkes die Stimme Gottes, und ging mit ihm.</p>
          <p>Präsident. Warum sagten Sie in dem Gedränge zu Quentin, daß er ein agent provocateur sei?</p>
          <p>Zeuge. Quentin kam oft auf die &#x201E;Reform,&#x201C; wo wir uns jedesmal sagten: &#x201E;Ah, er kömmt von Herrn von Genoude.&#x201C; Wir hielten ihn für einen verkappten Legitimisten.</p>
          <p>Der Angeklagte Quentin erklärt diese alten Verdächtigungen für Journalcoterie-Klüngel. Er habe vor 1840 häufig Artikel in die Reform gegeben, die bereitwillig acceptirt wurden; nach 1840, nach den famösen lois des patentes et des recettes, sei die Reform vorsichtiger geworden, und er habe einen Artikel über die Finanzverhältnisse Frankreich's und die Beutelschneidereien Louis-Philippe's nur noch in der Gazete de France fortsetzen können.</p>
          <p>Die Sitzung wird auf Verlangen eines Geschworenen ausgesetzt und um 3 Uhr Mittags wieder aufgenommen.</p>
          <p>Zeuge <hi rendition="#g">Tampoure,</hi> 58 Jahre alt, Brigade-General, giebt eine lange Beschreibung der Aufstellung und Haltung der Truppen an dem Quai d'Orsay. An dem Hof der Assemblée wurde er vom Pferde gerissen, und erklärt, auf die Aufforderung des Volks, zu der neuen provisorischen Regierung nach dem Hotel-de-Ville zu gehen, mit dem Ruf: &#x201E;Es lebe die Nationalversammlung!&#x201C; geantwortet zu haben.</p>
          <p>Zeuge Edmond Adam, 32 Jahr alt, Adjunkt des Maire von Paris, (Parvenu von der Coterie des National) erzählt, daß er in Betreff der Manifestation dem Obristen Rey Auftrag zu Vorsichtsmaßregeln ertheilt habe. Oberst Rey, sagt der Zeuge mit großem Pathos, sei von ihnen, den Leuten des National, stets mit &#x201E;großer Güte&#x201C; behandelt worden; nun sei er erstaunt, als ihm Rey, auf Mittheilung der erhaltenen Nachricht von dem Einbruch in die National-Versammlung, die Antwort gegeben habe: &#x201E;Das hat man schon in der früheren Revolution gesehen!&#x201C; Gleich darauf seien zahlreiche Haufen am Hotel-de-Ville erschienen. Rey habe auf seinen, des Zeugen Befehl, die Truppen in Schlachtordnung aufstellen lassen; als er, der Zeuge, sich zu Marrast, der eben angelangt war, habe begeben wollen, seien aber die Volksmassen schon auf die Truppen gedrungen.</p>
          <p>Angeklagter Borme. Habe ich nicht die Mairie von der Manifestation des 15. Mai in Kenntniß gesetzt?</p>
          <p>Zeuge Edmond Adam. In der That, ich erhielt einen Rapport, daß die Manifestation auch das Hotel-de-Ville berühren könne. Man bezeichnete uns Sobrier als den Chef des Unternehmens, Barbes und Huber als seine Feinde. Wir hielten es für einen Polizeirapport.</p>
          <p>Auf die Frage des Angeklagten, zu welcher Polizei das Individuum gehört habe, welches den Angeklagten Sobrier angab, erklärt der Zeuge, daß er diesen Mann das erste Mal gesehen habe, und auch seinen Namen nicht wisse, da derselbe einen falschen Namen trage.</p>
          <p>Sobrier. Ah, vortrefflich! Marrast und Compagnie!</p>
          <p>Generalprokurator Baroche. Es kann nicht gestattet werden, in dieser Weise von dem Präsidenten der Nationalversammlung zu sprechen.</p>
          <p>Sobrier. Marrast glaubte, daß ich nach dem Hotel-de-Ville ziehen würde, weil ich gesagt hatte, die Coterie des National habe sich auf den Platz der Dynastie Orleans gesetzt, und das Volk habe bei diesem Wechsel nichts gewonnen. Seine eigenen Agenten haben diese Polizeirapporte geschmiedet.</p>
          <p>Der Präsident ruft den Angeklagten zur Ordnung; der Anwalt erklärt, daß nicht von dem &#x201E;Präsidenten der Assemblée&#x201C;, sondern dem &#x201E;Polizisten Marrast&#x201C; die Rede sei. Blanqui und Sobrier fahren fort, die Aussagen des &#x201E;National-Zeugen&#x201C; und die Zweideutigkeit des Angeklagten Borme anzugreifen.</p>
          <p>Schluß der Sitzung 5 1/2 Uhr.</p>
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        <head>Großbritannien.</head>
        <div xml:id="ar247_023" type="jArticle">
          <head><bibl><author>24</author></bibl> London, 10. März.</head>
          <p>Vor 8 Tagen ereiferte sich Feargus O'Connor im &#x201E;Northern Star&#x201C; in wahrhaft blödsinniger Weise gegen die Republikaner. In der heutigen Nummer gedachten Hauptorgans der Chartisten antwortet ihm Julian Harney, der die ganze Schwäche und Haltlosigkeit des O'Connor'schen Raisonnements und antirepublikanischen Kläffens nachweist. Während O'Connor nur seine eigenen Bourgeois-Marotten vertritt, repräsentirt J. Harney die Ansichten der entschiedenen Mehrheit der chartistischen Partei. Wir lassen deshalb die Hauptstellen aus des Letztern Replik folgen, da sich aus ihr auch die antirepublikanischen Hauptkläffereien des Erstern ergeben.</p>
          <p>&#x201E;Wenn ich Hrn. O'Connor recht verstehe&#x201C;, beginnt J. Harney, &#x201E;so stimme ich mit der im ersten Satze seines Briefes ausgedrückten Ansicht vollkommen überein &#x2014; mit der nämlich, daß ein richtiges Verständniß zwischen einer Partei und ihren anerkannten Repräsentanten zur Sicherung des Fortschritts und Erfolges jener Partei und ihrer Prinzipien ein höchst wesentliches Erforderniß ist. Entstehen in einer Partei Meinungsverschiedenheiten, so lassen sie sich ausgleichen, vorausgesetzt, daß die von einander Dissentirenden ihre Ansichten frei bekennen und jede darüber entstehende Erörterung im Geiste der Brüderlichkeit zu führen wissen. Daß Feinde, politische und persönliche, private oder öffentliche, nicht übereinstimmen und Krieg gegen einander führen, versteht sich von selbst. Aber auch die besten Freunde werden bisweilen über Fragen, sei's theoretischer, sei's praktischer Natur, verschiedener Ansicht sein. Solche Differenzen bleiben indeß ohne üble Folgen, wenn beide Theile ehrlich zu Werke gehen &#x2025;&#x2025;</p>
          <p>Herr O'Connor hat sich, wie ich fürchte, durch irgend einen Narren oder einen abgefeimten Intriguanten mißleiten lassen. Sonst hätte er wohl kaum einen Brief geschrieben, um die Chartisten vor einem angeblichen Versuch zur Bildung einer republikanischen Partei, oder zur Erzeugung einer republikanischen Agitation zu warnen. Ich bin mit den verschiedenen Sectionen innerhalb der demokratischen Bewegung sehr wohl bekannt; ich kenne die Ansichten Derer, welche dem Volksgefühl Gestalt und Ausdruck geben, ziemlich genau; ich stehe mit Vielen der Chartisten-Chefs, die jetzt im Gefängniß schmachten, in Korrespondenz und ich kann getrost erklären, daß der Gedanke, die Agitation für die Volkscharter durch eine republikanische Agitation zu ersetzen nur in der Einbildung derer existirt, von denen O'Connor irregeführt zu sein scheint. Gewiß gibt es Republikaner in großer Zahl; aber wahrhaftig sie sind nicht die Leute, die den &#x201E;Zankapfel&#x201C; unter die Chartisten werfen. Diese Beschuldigung kann nur jene treffen, die Hrn. O'Connor falsche Berichte zugetragen haben.</p>
          <p>Während die wahren Republikaner in England ihre Sympathien für ihre republikanischen Brüder des Festlandes in ganz geeigneter Weise ausdrücken, halten sie in eben so angemessener Weise in Betreff der englischen Nation ihren Mund verschloßen. Sie wissen, daß &#x201E;die Birne noch nicht reif ist&#x201C; und &#x201E;warten ihre Zeit ab&#x201C;. Doch das ist nicht Alles. Die <hi rendition="#g">wahren</hi> Republikaner würdigen diese oder jene Regierungsform nur so weit, als diese Formen geeignet sind, das Volk mit <hi rendition="#g">Macht</hi> auszurüsten &#x2014; mit der Macht, welche die Massen in Stand setzt, ihre soziale Befreiung durchzuführen. Sie wissen, daß die Scheingewalt einer vergoldeten Puppe sei's in Hosen oder Unterrock eine sehr unwichtige Sache ist im Vergleich zu der wirklichen, riesenhaften und (gegenwärtig) allmächtigen Macht &#x201E;der Goldkönige&#x201C; der Spekulanten in menschlicher Arbeit, der Vampyre, die den Söhnen der Arbeit und Mühe das Blut abzapfen. In Erwägung</p>
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[1380/0004] bezahlt werden mußten, was Seltenheit und hohen Preis der Zwanziger nach sich zog. Der Cours derselben stieg von 1 1/2 auf 3, 4, 5, auf 8, ja dieser Tage schon auf 12 pCt. Dadurch wuchs der Geldwucher heißhungriger Spekulanten. Die Proviantkommission (commissione annonaria) appellirte deshalb an die Großmuth der Vaterlandsfreunde; man bot jedem, der sein Silber freiwillig in die Centralkasse brächte, 5 pCt. gegen Bezahlung in Papier, und stellte die Sache als ein edles Opfer für das Vaterland dar. In den ersten drei Tagen sollen über 500,000 Zwanziger eingelaufen sein, wobei sehr viele großmüthig auf die Prozente verzichteten. Selbst das gemeine Volk mit seinen Silberzehnern drängt sich stark herzu. (Ich hörte von einem wohlunterrichteten Manne erzählen, daß gestern ein in gesegneten Umständen sich befindendes Taglöhnerweib mit fünfzig Zwanzigern kam. Als ihr der Beamte soviel Papiergeld und dann die 5 pCt. zahlen wollte, sagte sie ganz betroffen [im Dialekte]: me maravejo, persenti? co se dà per la patria. Es nimmt mich Wunder, Prozenten? wenn man für das Vaterland gibt!) Auf diese Art ist nun die Kommission in den Stand gesetzt, den betreffenden Viktualienhändlern ihr Papiergeld gegen den einfachen Verlust von 5 pCt. in Silber einzuwechseln. Verona, 1. März. F.-M.-L. Hainau hat die Ausfuhr von Geld über die Blokadelinie von Venedig, sowie über den Po verboten. Ein Nichtöstreicher darf 300 Lire, ein Oestreicher 30 Lire dei sich führen. Wer eine größere Summe ohne Bewilligung der Militärbehörde trägt, verfällt dem Standrecht und das Geld wird konfiscirt. Wer Kollekten oder Unterschriften sammelt, oder dazu beiträgt, verfällt dem Kriegsgesetze; desgleichen wer Briefe unter was immer für einer Adresse nach Venedig befördert. Französische Republik. Paris, 13. März. Das Gerücht, Rußland werde mit einer kolossalen Armee in Italien einbrechen, drückte die Fonds im Operngange noch tiefer als im Parket herunter. Das Journal Assemblée beruhigt die Spekulanten durch folgenden Zuruf: „Die Russen werden nicht in Italien einrücken, Alles wird ohne sie abgemacht sein. Wir, die den Kaiser Nikolaus persönlich kennen, wissen zu genau, wie gewissenhaft er die Konvenienzen und Rechte der Nationen beachtet. (!) Die östreichische Armee steht auf einem formidablen Fuße und anderer Seits setzt sich der König von Neapel in Bereitschaft, im Verein mit Oestreich den revolutionären Geist aus Italien und Sizilien zu fegen. Rußland wird sich nur in Marsch setzen, wenn die östreichische Armee eine Niederlage erlitte. — Der polnische General Zamoyski, bekannt aus der unseligen savoyer Expedition unter Romarino, in Folge deren so viele deutsche, italienische und französische Patrioten in Elend und Verfolgung gestürzt wurden, hat Paris mit 42 polnischen talentvollen Offizieren, die hier als Emigranten lebten, plötzlich verlassen und ist nach Turin zurückgekehrt, wo er und seine Kameraden auf dem Kriegsschauplatz bald auftreten werden. Hoffen wir, daß keine ähnliche Verrätherei folge, wie im Generalstabe unter Romarino statthatte. (Siehe die Genfer Blätter aus jenem Jahre). — Napoleon Bonaparte (Jerome) will nun doch auf zwanzig Tage als Gesandter nach Madrid gehen, um an Ort und Stelle die Geschichte der Armada zu prüfen, die man zu Gunsten des Pabstes ausrüste. — In die Rue de Poitiers ist der Teufel der Zwietracht gefahren. Am Sonntag las Hr. Thiers sein Wahlmanifest, dessen wir gestern erwähnten, vor, und heute erfährt man, daß de la Rochette, de Lepinay und mehrere Deputirte von demselben legitimistischen Teige ausgetreten sind. Auch die Herren Abatucci und selbst Baraguay d'Hilliers drohen mit dem Rückzuge. — Der Redakteur und Gerant der Revolution wurde gestern wegen eines alten, längst vergessenen Artikels zu einjährigem Gefängniß und 1000 Fr. Geldbuße, trotz warmer Vertheidigung Ledru-Rollins, verurtheilt. Diese Härte macht Aufsehen. — Morgen beginnt in Poitiers der Prozeß gegen die Kommunistenstürmer von Limoges, deren sich unsere Leser entsinnen. — Uebermorgen (15.) tritt in Angouleme ein neuer Departements-Journalistenkongreß zusammen, dessen Stimmführer sich neulich in Tours und in der Rue Duphot beriethen. Was sagt Herr Faucher dazu? — Die Brea-Gefangenen sind noch nicht erschossen. Der Präsident darf sein Urtheil nicht sprechen, bevor er den Staatsrath nicht berieth. (Siehe Art. 55 der Verfassung). — Der Courrier Français behauptet, eine telegraphische Depesche habe dem Kabinet den Beginn der Feindseligkeiten zwischen Piemont und Radetzki angezeigt (??) — Barzellonaer Blätter vom 7. sprechen von einer Niederlage Cabrera's im Dorfe San Lores de Morunys. Die neuesten Berichte aus Bayonne und Perpignan melden nichts. — Die Wahlausschüsse der Imperialisten und der sogenannten revolutionären Bonapartisten, bisher spinnefeind, haben sich verschmolzen. Als Verfasser des Manifestes der Rue de Poitiers werden uns Thiers und Berryer offiziell genannt. Das Manifest mißfällt durch seine Plattheit. Constitutionnel sagt ebenfalls aus Veranlassung der ernsten Lage Italien's unter Bezugnahme auf die von der Times veröffentlichten östreichischen Depeschen: „Hr. v. Schwarzenberg sagt in seiner an die Kabinette von Petersburg und Berlin gerichteten Depesche vom 27. Januar, daß sein Hof niemals einen Plan genehmigt habe, der in der Hauptsache eine Trennung der Lombardei vom östreichischen Kaiserreiche beabsichtigte. Hr. v. Schwarzenberg beklagt sich, daß Lord Palmerston fortwährend darauf bestehe, Oestreich habe wirklich zu einer Zeit in eine solche Trennung gewilligt. Wir, der Constitutionnel, wundern uns, warum der östreichische Minister auf seiner Läugnung besteht? Denn Hr. v. Wessenberg, Vorgänger Schwarzenberg's, hat in der That eine solche Trennung der Lombardei der damaligen provisorischen Regierung von Mailand vorgeschlagen. In unserer Nummer vom 15. Februar haben wir den diesfälligen offiziellen Brief Wessenberg's, d. d. Innspruck 13. Juni 1848, mitgetheilt, worin es wörtlich heißt: „Ich bin ermächtigt, mit der provisorischen Regierung in Mailand eine Unterhandlung zu eröffnen, welche auf die Trennung und Unabhängigkeit der Lombardei gegründet wäre.“ Rien de plus clair et de plus net! sagt das Blatt des Hrn. Thiers.“ — Dem Journal des Debats wird aus Constantinopel vom 25. Febr. geschrieben: „Seit einigen Wochen findet hier eine große Bewegung in der öffentlichen Meinung statt. Die Wahrscheinlichkeit eines nahen Krieges gegen Rußland bildet den Gegenstand aller Gespräche. Die Türkei rüstet (folgt eine lange Darstellung ihrer Streitkräfte und diplomatischen Verhältnisse). Weiter heißt es: „Rußland hat so zu sagen, die Unterthanen der Pforte selbst gegen ihren Willen und hinter ihrem Rücken bewaffnet, indem es den Serben 10,000 Gewehre zustellte, und trotz der Neutralitätsverträge mit 10,000 Mann aus der Walachei in das östreichische Gebiet drang. Die Pforte paßt dagegen den russischen Agenten auf. Sie hat in Bulgarien Broschüren in slavischer Sprache gedruckt, wegnehmen lassen, welche die Bulgaren zum Aufstande aufforderten. Inmitten dieser Konflikte ist die Haltung der französischen und englischen Gesandten vortrefflich, und die Pforte schöpft daraus einen großen Theil ihres Selbstvertrauens.“ — Nationalversammlung. Sitzung vom 13. März. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast. Das Protokoll wird verlesen. Neue Petitionen, welche die Rückzahlung der Emigranten Milliarde verlangen, werden überreicht. (Hohngelächter zur Rechten.) Marrast meldet der Versammlung, daß der Abgeordnete Dumas (Haute Vienne) gestorben Valette reicht seine Entlassung ein. An der Tagesordnung ist die letzte Debatte des Wahlgesetzes. Billaut, Berichterstatter, erklärt im Namen des Ausschusses, daß derselbe den Antrag Bastiats: „Kein Deputirter dürfe ein Staatsamt, am allerwenigsten das eines Ministers, bekleiden“ genau geprüft habe. Nach Erwägung aller Gründe beantrage er die unbedingte Verwerfung. De Mornay bekämpft den Antrag, weil er die Bande zwischen der Exekutivgewalt und der gesetzgebenden zerreisse. Bastiat behauptet gerade das Gegentheil. Die gesetzgebenden Körper waren im Gegentheile bisher ein Tummelplatz aller Leidenschaften. Die Aussicht auf Portefeuilles rief immer Cotterien hervor, stachelte den Ehrgeiz, veranlaßte Stellenjagd und verdarb die Gesellschaft im Keime. Billaut deutet in längerem Vortrage wiederholt auf den entschieden organischen Charakter des Antrags Er gehöre eher in die Verfassung als in das Wahlgesetz; dies habe vorzüglich den Ausschuß bestimmt, ihn zu verwerfen. Die Versammlung verwirft den Antrag durch Abstimmung. Sarrans stellte den Antrag: „Artikel 81. Die Minister können aus dem Schooße der National-Versammlung genommen werden, hören aber von dem Augenblicke auf, Mitglied zu sein, wo sie Minister werden.“ Statt ihn zu entwickeln, zieht er ihn jedoch, nachdem er das unglückliche Schicksal des Bastiat'schen sieht, freiwillig zurück. (Rumor zur Linken) Senard schlägt vor, die Unterstaatssekretäre und den Seine-Präfekten von der allgemeinen Beamten-Unwahlfähigkeit zu befreien. (Lärmen zur Linken: Oh! Oh!) Mornay und Vesin unterstützen den Vorschlag mit Leidenschaft. Er wird aber verworfen. Derodé beantragt, die unabsetzbaren Beamten zum Volksvertreter Mandat zuzulassen. Fayet, Bischof von Orleans und Busenfreund Cavaignac's, unterstützt den Antrag. Das Wahlgesetz sei zu hart und schließe ganze Klassen, den gesammten Beamtenstand, aus u. s. w. Das sei nicht republikanisch. Euer Gesetz, ruft der Seelenhirt, wird die nächsten Wahlen und keine andern überleben. (Tumult.) Vesin bekämpft ihn im Namen des Ausschusses. Der Antrag Derotés fällt durch. Der Ausschuß selbst trägt auf Wählbarkeit der Cassationshof-Räthe etc. an. Charabit bekämpft dies. Man müsse dem einmal angenommenen Zusatze treu bleiben und an möglichst allgemeinen Ausschluß aller Beamten festhalten. Vesin unterstützt, oder vielmehr entwickelt die Vortheile des Antrages im Namen des Ausschusses. Die Versammlung entscheidet, daß die Präsidenten und Räthe des Cassationshofes nicht wahlbar sind, dagegen von dieser Unfähigkeit der Generalprokurator und Seine-Präfekt ausgenommen bleibe. Diese Ausnahme wird mit 364 gegen 328 Stimmen ausgesprochen. Combarel de Leyval schlägt vor, dem letzten Satz des Artikels 81 lautend: Ausgenommen von der Incompatibilität sind diejenigen Bürger, welche einen Militär- oder Civilauftrag (Mission) im Innern oder Aeussern (In- oder Ausland) erhalten, anzuhängen: „Wenn diese Missionen nicht über 6 Monate dauern.“ Dieser Anhang wird mit bedeutendem Mehr angenommen und der Gesammtartikel 81 kann somit als erledigt betrachtet werden. Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen. * Bourges, 12. März. (Prozeß der Maigefangenen.) Die Sitzung wird um 12 1/2 Uhr eröffnet. Der Zeuge Buchez, Expräsident der Nationalversammlung, erscheint nochmals vor den Schranken, und erklärt auf die Frage eines Geschwornen, ob er von Quentin bedroht worden sei: Ich kannte den Angeklagten Quentin vor dem 15. Mai und habe ihn nicht wieder erkannt. Es ist möglich, daß er auf dem Bureau war, aber ich kann ihn durchaus nicht sicher dafür erkennen, noch viel weniger sagen, daß er derjenige ist, der mich bedroht hat. Zeuge Prevost, 40 Jahre alt, Revisor der Stenographie der National-Versammlung. Alle Details der Sitzung vom 15. Mai befinden sich in den Archiven des Moniteur. Die Darstellung des Moniteur ist unvollständig, weil man uns im Tumult etwa 100 kleine Blätter fortriß, aber ich kann versichern, daß wenigstens das, was der Moniteur mittheilt, exakt ist. Der Gressier lies't den Bericht, welchen der Moniteur vom 17. Mai über die Sitzung vom 15. gibt. Die Verlesung dauert 1 1/2 Stunden. Der Zeuge erkennt darauf nochmals die Wahrhaftigkeit des Berichts an. Generalprokurator Baroche. War das stenographische Bureau am 15. Mai vollständig? Zeuge Prevost. Allerdings, allein man lief nach allen Seiten, um zu sehen, was vorfiel, und der Dienst litt sehr. Advokat Maublanc, Vertheidiger Blanqui's. Wir haben zwei Ausgaben des Moniteur. Beide sind in Betreff der Vorfälle wesentlich von einander verschieden. Ich frage den Zeugen, woher dieser Unterschied kömmt. Zeuge Prevost. Es war, daß am andern Tage eine Menge Leute mit Notizen ankamen, so daß eine zweite Ausgabe veranstaltet wurde. Advokat Maublanc. Dann kann der Moniteur keine treue und gewissenhafte Darstellung enthalten. Der Angeklagte Blanqui verlangt die Verlesung der ursprünglichen Stenographenberichte. Blanqui. Ich bemerke, daß von keiner Seite von den „zwei Stunden Plünderung“ die Rede ist. Zeuge Prevost. Ich selbst war nicht in dem Saal, aber ich kann versichern, daß keiner meiner Stenographen diese Worte gehört hat. Auf die Frage, wie denn diese Worte in den Moniteur gekommen, entschuldigt der Zeuge den „schlechtorganisirten Dienst“ des Moniteur, der zu solcher Zeit noch mangelhafter gewesen sei. Zwischen Blanqui und dem Generalprokurator erhebt sich darauf ein heftiger Wortwechsel; der letzterer erklärt, daß die Worte: „Zwei Stunden Plünderung“ keinem der Angeklagten zur Last gelegt werden; Blanqui erwidert, daß die Angeklagten als Parteimänner vor Gericht stehen, daß die Bourgeois-Lüge von den „zwei Stunden Plünderung“ der Partei und also auch den Angeklagten zufallen solle, und daß er jetzt die Verläumdung den Verläumdern in's Gesicht schleudere. Auf Verlangen von Barbès wird auch der Ex-Präsident Buchez nochmals vorgefordert und erklärt, daß er von den Worten: „Zwei Stunden Plünderung“ nichts gehört habe. Zeuge Etienne Arago, 46 Jahre alt, Volksrepräsentant, war am 15 mit seinem Bataillon der Nationalgarde an der Assemblée. Er ließ seine Soldaten zurück und nahm seinen Platz in der Versammlung neben Barbes ein; Barbes erklärte ihm auf sein Befragen, daß er an keine ernsthafte Manifestation glaube, und am Abend vorher in seinem Club davon abgerathen habe. Als der Lärm draußen begann, ging er hinaus, Barbes blieb sitzen. Das Volk überstieg bereits Gitter und Mauern, und der General Courtais, der hier ankam, wurde im Sturm über den Haufen geworfen. Der Zeuge erklärt, daß Courtais nach Kräften dem Eindrang entgegengesteuert, und Barbes bei der ganzen Geschichte keinen vorbereiteten Plan gehabt habe, weil er bekanntermaßen mit Blanqui in Mißverhältniß stand, und zweitens ihm, dem Zeugen, seine Abmahnung im Club erzählte. „Barbes, sagt der Zeuge, ist ein Ehrenmann; er hat nie in seinem Leben gelogen.“ Präsident. Wie erklären Sie die Worte Barbes auf der Tribüne? Zeuge. Ich erkläre sie mir einfach. Barbes hatte stets nur Ein Streben: Gerechtigkeit für das Volk, für die Unglücklichen. Als er das Volk sah, hörte er in der Stimme des Volkes die Stimme Gottes, und ging mit ihm. Präsident. Warum sagten Sie in dem Gedränge zu Quentin, daß er ein agent provocateur sei? Zeuge. Quentin kam oft auf die „Reform,“ wo wir uns jedesmal sagten: „Ah, er kömmt von Herrn von Genoude.“ Wir hielten ihn für einen verkappten Legitimisten. Der Angeklagte Quentin erklärt diese alten Verdächtigungen für Journalcoterie-Klüngel. Er habe vor 1840 häufig Artikel in die Reform gegeben, die bereitwillig acceptirt wurden; nach 1840, nach den famösen lois des patentes et des recettes, sei die Reform vorsichtiger geworden, und er habe einen Artikel über die Finanzverhältnisse Frankreich's und die Beutelschneidereien Louis-Philippe's nur noch in der Gazete de France fortsetzen können. Die Sitzung wird auf Verlangen eines Geschworenen ausgesetzt und um 3 Uhr Mittags wieder aufgenommen. Zeuge Tampoure, 58 Jahre alt, Brigade-General, giebt eine lange Beschreibung der Aufstellung und Haltung der Truppen an dem Quai d'Orsay. An dem Hof der Assemblée wurde er vom Pferde gerissen, und erklärt, auf die Aufforderung des Volks, zu der neuen provisorischen Regierung nach dem Hotel-de-Ville zu gehen, mit dem Ruf: „Es lebe die Nationalversammlung!“ geantwortet zu haben. Zeuge Edmond Adam, 32 Jahr alt, Adjunkt des Maire von Paris, (Parvenu von der Coterie des National) erzählt, daß er in Betreff der Manifestation dem Obristen Rey Auftrag zu Vorsichtsmaßregeln ertheilt habe. Oberst Rey, sagt der Zeuge mit großem Pathos, sei von ihnen, den Leuten des National, stets mit „großer Güte“ behandelt worden; nun sei er erstaunt, als ihm Rey, auf Mittheilung der erhaltenen Nachricht von dem Einbruch in die National-Versammlung, die Antwort gegeben habe: „Das hat man schon in der früheren Revolution gesehen!“ Gleich darauf seien zahlreiche Haufen am Hotel-de-Ville erschienen. Rey habe auf seinen, des Zeugen Befehl, die Truppen in Schlachtordnung aufstellen lassen; als er, der Zeuge, sich zu Marrast, der eben angelangt war, habe begeben wollen, seien aber die Volksmassen schon auf die Truppen gedrungen. Angeklagter Borme. Habe ich nicht die Mairie von der Manifestation des 15. Mai in Kenntniß gesetzt? Zeuge Edmond Adam. In der That, ich erhielt einen Rapport, daß die Manifestation auch das Hotel-de-Ville berühren könne. Man bezeichnete uns Sobrier als den Chef des Unternehmens, Barbes und Huber als seine Feinde. Wir hielten es für einen Polizeirapport. Auf die Frage des Angeklagten, zu welcher Polizei das Individuum gehört habe, welches den Angeklagten Sobrier angab, erklärt der Zeuge, daß er diesen Mann das erste Mal gesehen habe, und auch seinen Namen nicht wisse, da derselbe einen falschen Namen trage. Sobrier. Ah, vortrefflich! Marrast und Compagnie! Generalprokurator Baroche. Es kann nicht gestattet werden, in dieser Weise von dem Präsidenten der Nationalversammlung zu sprechen. Sobrier. Marrast glaubte, daß ich nach dem Hotel-de-Ville ziehen würde, weil ich gesagt hatte, die Coterie des National habe sich auf den Platz der Dynastie Orleans gesetzt, und das Volk habe bei diesem Wechsel nichts gewonnen. Seine eigenen Agenten haben diese Polizeirapporte geschmiedet. Der Präsident ruft den Angeklagten zur Ordnung; der Anwalt erklärt, daß nicht von dem „Präsidenten der Assemblée“, sondern dem „Polizisten Marrast“ die Rede sei. Blanqui und Sobrier fahren fort, die Aussagen des „National-Zeugen“ und die Zweideutigkeit des Angeklagten Borme anzugreifen. Schluß der Sitzung 5 1/2 Uhr. Großbritannien. 24 London, 10. März. Vor 8 Tagen ereiferte sich Feargus O'Connor im „Northern Star“ in wahrhaft blödsinniger Weise gegen die Republikaner. In der heutigen Nummer gedachten Hauptorgans der Chartisten antwortet ihm Julian Harney, der die ganze Schwäche und Haltlosigkeit des O'Connor'schen Raisonnements und antirepublikanischen Kläffens nachweist. Während O'Connor nur seine eigenen Bourgeois-Marotten vertritt, repräsentirt J. Harney die Ansichten der entschiedenen Mehrheit der chartistischen Partei. Wir lassen deshalb die Hauptstellen aus des Letztern Replik folgen, da sich aus ihr auch die antirepublikanischen Hauptkläffereien des Erstern ergeben. „Wenn ich Hrn. O'Connor recht verstehe“, beginnt J. Harney, „so stimme ich mit der im ersten Satze seines Briefes ausgedrückten Ansicht vollkommen überein — mit der nämlich, daß ein richtiges Verständniß zwischen einer Partei und ihren anerkannten Repräsentanten zur Sicherung des Fortschritts und Erfolges jener Partei und ihrer Prinzipien ein höchst wesentliches Erforderniß ist. Entstehen in einer Partei Meinungsverschiedenheiten, so lassen sie sich ausgleichen, vorausgesetzt, daß die von einander Dissentirenden ihre Ansichten frei bekennen und jede darüber entstehende Erörterung im Geiste der Brüderlichkeit zu führen wissen. Daß Feinde, politische und persönliche, private oder öffentliche, nicht übereinstimmen und Krieg gegen einander führen, versteht sich von selbst. Aber auch die besten Freunde werden bisweilen über Fragen, sei's theoretischer, sei's praktischer Natur, verschiedener Ansicht sein. Solche Differenzen bleiben indeß ohne üble Folgen, wenn beide Theile ehrlich zu Werke gehen ‥‥ Herr O'Connor hat sich, wie ich fürchte, durch irgend einen Narren oder einen abgefeimten Intriguanten mißleiten lassen. Sonst hätte er wohl kaum einen Brief geschrieben, um die Chartisten vor einem angeblichen Versuch zur Bildung einer republikanischen Partei, oder zur Erzeugung einer republikanischen Agitation zu warnen. Ich bin mit den verschiedenen Sectionen innerhalb der demokratischen Bewegung sehr wohl bekannt; ich kenne die Ansichten Derer, welche dem Volksgefühl Gestalt und Ausdruck geben, ziemlich genau; ich stehe mit Vielen der Chartisten-Chefs, die jetzt im Gefängniß schmachten, in Korrespondenz und ich kann getrost erklären, daß der Gedanke, die Agitation für die Volkscharter durch eine republikanische Agitation zu ersetzen nur in der Einbildung derer existirt, von denen O'Connor irregeführt zu sein scheint. Gewiß gibt es Republikaner in großer Zahl; aber wahrhaftig sie sind nicht die Leute, die den „Zankapfel“ unter die Chartisten werfen. Diese Beschuldigung kann nur jene treffen, die Hrn. O'Connor falsche Berichte zugetragen haben. Während die wahren Republikaner in England ihre Sympathien für ihre republikanischen Brüder des Festlandes in ganz geeigneter Weise ausdrücken, halten sie in eben so angemessener Weise in Betreff der englischen Nation ihren Mund verschloßen. Sie wissen, daß „die Birne noch nicht reif ist“ und „warten ihre Zeit ab“. Doch das ist nicht Alles. Die wahren Republikaner würdigen diese oder jene Regierungsform nur so weit, als diese Formen geeignet sind, das Volk mit Macht auszurüsten — mit der Macht, welche die Massen in Stand setzt, ihre soziale Befreiung durchzuführen. Sie wissen, daß die Scheingewalt einer vergoldeten Puppe sei's in Hosen oder Unterrock eine sehr unwichtige Sache ist im Vergleich zu der wirklichen, riesenhaften und (gegenwärtig) allmächtigen Macht „der Goldkönige“ der Spekulanten in menschlicher Arbeit, der Vampyre, die den Söhnen der Arbeit und Mühe das Blut abzapfen. In Erwägung

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 247. Köln, 16. März 1849, S. 1380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz247_1849/4>, abgerufen am 21.11.2024.