Neue Rheinische Zeitung. Nr. 240. Köln, 8. März 1849.aber zu schmal und sollen wahrscheinlich für andere Zwecke aufbewahrt bleiben. Die Anderen, vorzüglich Bureaux de Pufy, schlagen vor, den alten Deputirtensaal zu vergrößern. Maissiat bekämpft den Plan, den alten Deputirtensaal zu erweitern. Diese Erweiterung koste 765,000 Franken und sei immer nur Flickwerk. Am Bourbonpalast sei schon so viel geflickt worden; die Fronte allein sei zwei Mal geändert worden und koste mehrere Millionen. Ferner müßten mehrere kostbare Säle eingerissen werden u. s. w. Bureaux de Pusy unterstützt dagegen die Erweiterung als den einzigen praktischen Weg, dem Bedürfniß abzuhelfen. Clement Thomas unterstützt im Namen des Ausschusses den Plan der Erweiterung sowohl vom ökonomischen als praktischen Standpunkte aus. Maissiat erklärt den Plan noch nicht reif und drängt auf Vertagung. Diese Vertagung wird nach zweimaliger gewöhnlicher Stimmprobe mit 374 gegen 356 ausgesprochen. Nun kommt die erste Berathung des Clubgesetzes. (Agitation.) Da die ersten Berathungen rein formell sind, so entscheidet die Versammlung dahin, nach 5 Tagen zu einer zweiten Berathung zu schreiten. Der nächste Gegenstand auf der Tagesordnung ist die Frage: Ob der Antrag auf Einleitung einer parlamentarischen Untersuchung des großen Komplotts vom 29. Januar in Betracht zu ziehen sei oder nicht? Die Mehrheit des Ausschusses trägt bekanntlich darauf an, ihn nicht in Betracht zu ziehen. Sauteyra, von der Minderheit: Am 30. Januar sagte mir ein Minister, daß mehrere Volksvertreter bei dem Komplot stark kompromittirt wären. (Oh! Oh!) Ein anderer Minister schob das Komplot auf die Achseln der Mobilgarde. (Oh! Oh!) Das ganze Ministerium war hinter's Licht geführt. (Lärm.) Ich verlange eine zweite Berathung des Antrages. (Ja, ja! Nein, nein!) Stimmen Rechts: Zur Abstimmung! Zur Abstimmung! Mathieu (Drome) donnert gegen die Abstimmung. Man klagt das Volk an, daß es konspirire, daß es Eigenthum und Familie stürzen wolle und das Vertrauen an der Rückkehr hindere. Ich aber sage Ihnen, daß die wahren Konspiratoren hier auf diesen Bänken sitzen. (Er zeigt auf die Minister. Toben zur Rechten.) Er tritt in lange Details. Die Versammlung nimmt aber mit 481 gegen 227 Stimmen die Ausschußanträge an und trennt sich um 6 Uhr. Spanien. Ein Schreiben aus Barzellona vom 28. Febr. meldet: "Vor einigen Tagen begaben sich drei der angesehensten Personen Kataloniens (darunter der Baron von Abella) von hier in den Schlupfwinkel Cabrera's, um diesem Haupte der Insurrektion Vermittlungsvorschläge (!) zu machen. Es ist heute die Schreckensnachricht eingelaufen, daß die Cabrera alle drei am 25. Febr. in Busa erschießen ließ. Diese Handlungsweise hat in der Brust des neuen Oberkommandanten von Katalonien, General Concha, eine solche Erbitterung hervorgerufen, daß er den Entschluß gefaßt, nun das Schwert nicht früher in die Scheide zu stecken, bis nicht der letzte Karlist über die Klinge gesprungen. Die republikanische Insurrektion hat in der steigenden Noth des Landvolks sowohl in Aragonien als Katalonien einen Verbündeten gefunden, doch hofft auch der General mit ihnen bald fertig zu werden." Donaufürstenthümer. * Die Türkei hat bekanntlich nicht freiwillig, sondern durch Rußland gezwungen an der Unterdrückung der sogenannten Revolution der Moldau-Walachei gearbeitet. Das Einrücken der Türken und der ihnen auf dem Fuße nachfolgenden Russen in die Donaufürstenthümer eröffnete den Feldzug der Contrerevolution. Die Einnahme Bucharest's war der erste Sieg der russisch-östreichisch-preußischen Allianz. Es ist von Interesse, auf die Operationen und Intrigen der Russen in den Donaufürstenthümern einen Blick zurückzuwerfen. Verträge, in deren Geschichte ausführlicher einzugehen überflüssig ist, haben für die Donaufürstenthümer eine ganz exceptionelle Stellung sanktionirt. Sie sind Vasallen der Pforte, sehr emancipirte Vasallen im Uebrigen, und diese ihre Ausnahmestellung ist durch den Czar garantirt. Die Vasallenschaft geht zurück bis auf das Jahr 1314 und auf Bajazet I. Das russische Protektorat hat seine Quelle in zwei Allianzverträgen, geschlossen in den Jahren 1710 und 1711, zwischen Peter dem Großen und dem Fürsten der Moldau und Walachei. Sie wurden eingegangen von russischer Seite, um die Feindseligkeiten gegen den Sultan zu eröffnen; von Seiten der Rumanen aus Unzufriedenheit gegen die türkische Herrschaft. Die Türkei wurde besiegt, aber sie ergriff wieder Besitz von den Donaufürstenthümern und ließ sie den ihren Feinden geleisteten augenblicklichen Beistand schwer büßen. Von 1726 bis 1821 wurden sie den Phanarioten zur Ausbeutung überliefert, d. h. einer Raubwirthschaft, die auf der größten Stufe organisirt war durch die Hospodaren, die Pächter der Pforte, welche selbst wieder von der Pforte gedrängt wurden. 1774 erst entstand das russische Protektorat. Man rückte in den Vertrag von Kutschuk-Kainardji eine Klausel ein (Art. 16), Kraft deren die Minister des kaiserl. Hofes von Rußland das Recht haben, zu Gunsten der zwei Fürstenthümer zu sprechen und die hohe Pforte verspricht, "auf ihre Vorstellung Rücksicht zu nehmen." Das war sehr bescheiden. Aber Rußland verließ sich auf seine gewöhnliche Geschicklichkeit, um diese erste Konzession auszuweiten. Es entreißt wirklich sieben Jahre später der Pforte durch eine geheime Uebereinkunft das Zugeständniß, in den Donaufürstenthümern einen Generalkonsul halten zu dürfen, einen "Censor des Betragens der Fürsten." Der zweite dieser Eingriffe war nicht lange zu verheimlichen. Es wurde unmöglich, sich darüber zu täuschen, als 1812 Rußland durch den Vertrag von Bucharest das moldauische Gebiet zerstückelte und sich Bessarabien zulegte - ganz wie Oestreich 1773 sich der Bukowina bemächtigt hatte - trotz der Reklamationen der Pforte, die nachwies, daß diese Fürstenthümer, da sie nicht durch Waffengewalt erobert seien, ihre Autonomie bewahrt hätten und auf keinen Fall sich den Folgen des Krieges gegen einen Staat, unter dessen bloser Protektion sie ständen, ohne ihm einverleibt zu sein, ausgesetzt sehen dürften. Alle diese sehr begründeten Vorstellungen waren natürlich vergebens. Die Rumanen, nun vollständig aufgeklärt über das "Devouement" der Czare für ihre Freiheit und Unabhängigkeit, suchten im Anfange Napoleon für sich einzunehmen. Napoleon betrachtete sie seinen Plänen gemäß schon als Beute des Czars. Sie wandten sich sodann an die heilige Allianz, dann endlich, als sie ihre Nationalität durch die europäischen Mächte verrathen sahen, setzten sie alle ihre Hoffnung auf den Beistand der Pforte, ein Beistand, der um so kostbarer schien, als die Pforte, nicht ganz untauglich zu beschützen, andrerseits nicht in der Lage war, jemals wieder die tyrannische Obermacht zu beanspruchen, die sie so lange mißbraucht hatte. Da sich dergestalt das romanische Nationalinteresse amalgamirt fand mit dem der ottomanischen Suzerainetät, war es nothwendig, daß Rußland nach neuen Künsten suchte, um über die Fürstenthümer den zu seinen weitern Plänen unentbehrlichen Einfluß wiederzugewinnen. Der Krieg von 1828 lieferte ihm einen Vorwand, nach dem es mit beiden Händen griff. Für einen Augenblick Herrscher der engagirten Provinzen benutzte Rußland diese Lage, um durch seine Agenten das famose organische Reglement entwerfen und der Pforte aufdringen zu lassen. Gegen dies Reglement war die Revolution von 1848 gerichtet. Was war diese von Rußland seinen künftigen Unterthanen der Moldau und Walachei octroyirte Konstitution? Wir werden in einem folgenden Artikel diese Frage beantworten. Ungarn. * Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. aber zu schmal und sollen wahrscheinlich für andere Zwecke aufbewahrt bleiben. Die Anderen, vorzüglich Bureaux de Pufy, schlagen vor, den alten Deputirtensaal zu vergrößern. Maissiat bekämpft den Plan, den alten Deputirtensaal zu erweitern. Diese Erweiterung koste 765,000 Franken und sei immer nur Flickwerk. Am Bourbonpalast sei schon so viel geflickt worden; die Fronte allein sei zwei Mal geändert worden und koste mehrere Millionen. Ferner müßten mehrere kostbare Säle eingerissen werden u. s. w. Bureaux de Pusy unterstützt dagegen die Erweiterung als den einzigen praktischen Weg, dem Bedürfniß abzuhelfen. Clement Thomas unterstützt im Namen des Ausschusses den Plan der Erweiterung sowohl vom ökonomischen als praktischen Standpunkte aus. Maissiat erklärt den Plan noch nicht reif und drängt auf Vertagung. Diese Vertagung wird nach zweimaliger gewöhnlicher Stimmprobe mit 374 gegen 356 ausgesprochen. Nun kommt die erste Berathung des Clubgesetzes. (Agitation.) Da die ersten Berathungen rein formell sind, so entscheidet die Versammlung dahin, nach 5 Tagen zu einer zweiten Berathung zu schreiten. Der nächste Gegenstand auf der Tagesordnung ist die Frage: Ob der Antrag auf Einleitung einer parlamentarischen Untersuchung des großen Komplotts vom 29. Januar in Betracht zu ziehen sei oder nicht? Die Mehrheit des Ausschusses trägt bekanntlich darauf an, ihn nicht in Betracht zu ziehen. Sauteyra, von der Minderheit: Am 30. Januar sagte mir ein Minister, daß mehrere Volksvertreter bei dem Komplot stark kompromittirt wären. (Oh! Oh!) Ein anderer Minister schob das Komplot auf die Achseln der Mobilgarde. (Oh! Oh!) Das ganze Ministerium war hinter's Licht geführt. (Lärm.) Ich verlange eine zweite Berathung des Antrages. (Ja, ja! Nein, nein!) Stimmen Rechts: Zur Abstimmung! Zur Abstimmung! Mathieu (Drôme) donnert gegen die Abstimmung. Man klagt das Volk an, daß es konspirire, daß es Eigenthum und Familie stürzen wolle und das Vertrauen an der Rückkehr hindere. Ich aber sage Ihnen, daß die wahren Konspiratoren hier auf diesen Bänken sitzen. (Er zeigt auf die Minister. Toben zur Rechten.) Er tritt in lange Details. Die Versammlung nimmt aber mit 481 gegen 227 Stimmen die Ausschußanträge an und trennt sich um 6 Uhr. Spanien. Ein Schreiben aus Barzellona vom 28. Febr. meldet: „Vor einigen Tagen begaben sich drei der angesehensten Personen Kataloniens (darunter der Baron von Abella) von hier in den Schlupfwinkel Cabrera's, um diesem Haupte der Insurrektion Vermittlungsvorschläge (!) zu machen. Es ist heute die Schreckensnachricht eingelaufen, daß die Cabrera alle drei am 25. Febr. in Busa erschießen ließ. Diese Handlungsweise hat in der Brust des neuen Oberkommandanten von Katalonien, General Concha, eine solche Erbitterung hervorgerufen, daß er den Entschluß gefaßt, nun das Schwert nicht früher in die Scheide zu stecken, bis nicht der letzte Karlist über die Klinge gesprungen. Die republikanische Insurrektion hat in der steigenden Noth des Landvolks sowohl in Aragonien als Katalonien einen Verbündeten gefunden, doch hofft auch der General mit ihnen bald fertig zu werden.“ Donaufürstenthümer. * Die Türkei hat bekanntlich nicht freiwillig, sondern durch Rußland gezwungen an der Unterdrückung der sogenannten Revolution der Moldau-Walachei gearbeitet. Das Einrücken der Türken und der ihnen auf dem Fuße nachfolgenden Russen in die Donaufürstenthümer eröffnete den Feldzug der Contrerevolution. Die Einnahme Bucharest's war der erste Sieg der russisch-östreichisch-preußischen Allianz. Es ist von Interesse, auf die Operationen und Intrigen der Russen in den Donaufürstenthümern einen Blick zurückzuwerfen. Verträge, in deren Geschichte ausführlicher einzugehen überflüssig ist, haben für die Donaufürstenthümer eine ganz exceptionelle Stellung sanktionirt. Sie sind Vasallen der Pforte, sehr emancipirte Vasallen im Uebrigen, und diese ihre Ausnahmestellung ist durch den Czar garantirt. Die Vasallenschaft geht zurück bis auf das Jahr 1314 und auf Bajazet I. Das russische Protektorat hat seine Quelle in zwei Allianzverträgen, geschlossen in den Jahren 1710 und 1711, zwischen Peter dem Großen und dem Fürsten der Moldau und Walachei. Sie wurden eingegangen von russischer Seite, um die Feindseligkeiten gegen den Sultan zu eröffnen; von Seiten der Rumanen aus Unzufriedenheit gegen die türkische Herrschaft. Die Türkei wurde besiegt, aber sie ergriff wieder Besitz von den Donaufürstenthümern und ließ sie den ihren Feinden geleisteten augenblicklichen Beistand schwer büßen. Von 1726 bis 1821 wurden sie den Phanarioten zur Ausbeutung überliefert, d. h. einer Raubwirthschaft, die auf der größten Stufe organisirt war durch die Hospodaren, die Pächter der Pforte, welche selbst wieder von der Pforte gedrängt wurden. 1774 erst entstand das russische Protektorat. Man rückte in den Vertrag von Kutschuk-Kainardji eine Klausel ein (Art. 16), Kraft deren die Minister des kaiserl. Hofes von Rußland das Recht haben, zu Gunsten der zwei Fürstenthümer zu sprechen und die hohe Pforte verspricht, „auf ihre Vorstellung Rücksicht zu nehmen.“ Das war sehr bescheiden. Aber Rußland verließ sich auf seine gewöhnliche Geschicklichkeit, um diese erste Konzession auszuweiten. Es entreißt wirklich sieben Jahre später der Pforte durch eine geheime Uebereinkunft das Zugeständniß, in den Donaufürstenthümern einen Generalkonsul halten zu dürfen, einen „Censor des Betragens der Fürsten.“ Der zweite dieser Eingriffe war nicht lange zu verheimlichen. Es wurde unmöglich, sich darüber zu täuschen, als 1812 Rußland durch den Vertrag von Bucharest das moldauische Gebiet zerstückelte und sich Bessarabien zulegte ‒ ganz wie Oestreich 1773 sich der Bukowina bemächtigt hatte ‒ trotz der Reklamationen der Pforte, die nachwies, daß diese Fürstenthümer, da sie nicht durch Waffengewalt erobert seien, ihre Autonomie bewahrt hätten und auf keinen Fall sich den Folgen des Krieges gegen einen Staat, unter dessen bloser Protektion sie ständen, ohne ihm einverleibt zu sein, ausgesetzt sehen dürften. Alle diese sehr begründeten Vorstellungen waren natürlich vergebens. Die Rumanen, nun vollständig aufgeklärt über das „Devouement“ der Czare für ihre Freiheit und Unabhängigkeit, suchten im Anfange Napoleon für sich einzunehmen. Napoleon betrachtete sie seinen Plänen gemäß schon als Beute des Czars. Sie wandten sich sodann an die heilige Allianz, dann endlich, als sie ihre Nationalität durch die europäischen Mächte verrathen sahen, setzten sie alle ihre Hoffnung auf den Beistand der Pforte, ein Beistand, der um so kostbarer schien, als die Pforte, nicht ganz untauglich zu beschützen, andrerseits nicht in der Lage war, jemals wieder die tyrannische Obermacht zu beanspruchen, die sie so lange mißbraucht hatte. Da sich dergestalt das romanische Nationalinteresse amalgamirt fand mit dem der ottomanischen Suzerainetät, war es nothwendig, daß Rußland nach neuen Künsten suchte, um über die Fürstenthümer den zu seinen weitern Plänen unentbehrlichen Einfluß wiederzugewinnen. Der Krieg von 1828 lieferte ihm einen Vorwand, nach dem es mit beiden Händen griff. Für einen Augenblick Herrscher der engagirten Provinzen benutzte Rußland diese Lage, um durch seine Agenten das famose organische Reglement entwerfen und der Pforte aufdringen zu lassen. Gegen dies Reglement war die Revolution von 1848 gerichtet. Was war diese von Rußland seinen künftigen Unterthanen der Moldau und Walachei octroyirte Konstitution? Wir werden in einem folgenden Artikel diese Frage beantworten. Ungarn. * Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar240_023" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0004" n="1328"/> aber zu schmal und sollen wahrscheinlich für andere Zwecke aufbewahrt bleiben. Die Anderen, vorzüglich Bureaux de Pufy, schlagen vor, den alten Deputirtensaal zu vergrößern.</p> <p>Maissiat bekämpft den Plan, den alten Deputirtensaal zu erweitern. Diese Erweiterung koste 765,000 Franken und sei immer nur Flickwerk. Am Bourbonpalast sei schon so viel geflickt worden; die Fronte allein sei zwei Mal geändert worden und koste mehrere Millionen. Ferner müßten mehrere kostbare Säle eingerissen werden u. s. w.</p> <p>Bureaux de Pusy unterstützt dagegen die Erweiterung als den einzigen praktischen Weg, dem Bedürfniß abzuhelfen.</p> <p>Clement Thomas unterstützt im Namen des Ausschusses den Plan der Erweiterung sowohl vom ökonomischen als praktischen Standpunkte aus.</p> <p>Maissiat erklärt den Plan noch nicht reif und drängt auf Vertagung.</p> <p>Diese Vertagung wird nach zweimaliger gewöhnlicher Stimmprobe mit 374 gegen 356 ausgesprochen.</p> <p>Nun kommt die erste Berathung des Clubgesetzes. (Agitation.)</p> <p>Da die ersten Berathungen rein formell sind, so entscheidet die Versammlung dahin, nach 5 Tagen zu einer zweiten Berathung zu schreiten.</p> <p>Der nächste Gegenstand auf der Tagesordnung ist die Frage: Ob der Antrag auf Einleitung einer parlamentarischen Untersuchung des großen Komplotts vom 29. Januar in Betracht zu ziehen sei oder nicht? Die Mehrheit des Ausschusses trägt bekanntlich darauf an, ihn nicht in Betracht zu ziehen.</p> <p>Sauteyra, von der Minderheit: Am 30. Januar sagte mir ein Minister, daß mehrere Volksvertreter bei dem Komplot stark kompromittirt wären. (Oh! Oh!) Ein anderer Minister schob das Komplot auf die Achseln der Mobilgarde. (Oh! Oh!) Das ganze Ministerium war hinter's Licht geführt. (Lärm.) Ich verlange eine zweite Berathung des Antrages. (Ja, ja! Nein, nein!)</p> <p>Stimmen Rechts: Zur Abstimmung! Zur Abstimmung!</p> <p>Mathieu (Drôme) donnert gegen die Abstimmung. Man klagt das Volk an, daß es konspirire, daß es Eigenthum und Familie stürzen wolle und das Vertrauen an der Rückkehr hindere. Ich aber sage Ihnen, daß die wahren Konspiratoren hier auf diesen Bänken sitzen. (Er zeigt auf die Minister. Toben zur Rechten.) Er tritt in lange Details.</p> <p>Die Versammlung nimmt aber mit 481 gegen 227 Stimmen die Ausschußanträge an und trennt sich um 6 Uhr.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Spanien.</head> <div xml:id="ar240_024" type="jArticle"> <p>Ein Schreiben aus Barzellona vom 28. Febr. meldet: „Vor einigen Tagen begaben sich drei der angesehensten Personen Kataloniens (darunter der Baron von Abella) von hier in den Schlupfwinkel Cabrera's, um diesem Haupte der Insurrektion Vermittlungsvorschläge (!) zu machen. Es ist heute die Schreckensnachricht eingelaufen, daß die Cabrera alle drei am 25. Febr. in Busa erschießen ließ. Diese Handlungsweise hat in der Brust des neuen Oberkommandanten von Katalonien, General Concha, eine solche Erbitterung hervorgerufen, daß er den Entschluß gefaßt, nun das Schwert nicht früher in die Scheide zu stecken, bis nicht der letzte Karlist über die Klinge gesprungen. Die republikanische Insurrektion hat in der steigenden Noth des Landvolks sowohl in Aragonien als Katalonien einen Verbündeten gefunden, doch hofft auch der General mit ihnen bald fertig zu werden.“</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Donaufürstenthümer.</head> <div xml:id="ar240_025" type="jArticle"> <bibl> <author>*</author> </bibl> <p>Die Türkei hat bekanntlich nicht freiwillig, sondern durch Rußland gezwungen an der Unterdrückung der sogenannten Revolution der Moldau-Walachei gearbeitet. Das Einrücken der Türken und der ihnen auf dem Fuße nachfolgenden Russen in die Donaufürstenthümer eröffnete den Feldzug der Contrerevolution. Die Einnahme Bucharest's war der erste Sieg der russisch-östreichisch-preußischen Allianz. Es ist von Interesse, auf die Operationen und Intrigen der Russen in den Donaufürstenthümern einen Blick zurückzuwerfen.</p> <p>Verträge, in deren Geschichte ausführlicher einzugehen überflüssig ist, haben für die Donaufürstenthümer eine ganz exceptionelle Stellung sanktionirt. Sie sind Vasallen der Pforte, sehr emancipirte Vasallen im Uebrigen, und diese ihre Ausnahmestellung ist durch den Czar garantirt. Die Vasallenschaft geht zurück bis auf das Jahr 1314 und auf Bajazet I. Das russische Protektorat hat seine Quelle in zwei Allianzverträgen, geschlossen in den Jahren 1710 und 1711, zwischen Peter dem Großen und dem Fürsten der Moldau und Walachei. Sie wurden eingegangen von russischer Seite, um die Feindseligkeiten gegen den Sultan zu eröffnen; von Seiten der Rumanen aus Unzufriedenheit gegen die türkische Herrschaft.</p> <p>Die Türkei wurde besiegt, aber sie ergriff wieder Besitz von den Donaufürstenthümern und ließ sie den ihren Feinden geleisteten augenblicklichen Beistand schwer büßen. Von 1726 bis 1821 wurden sie den Phanarioten zur Ausbeutung überliefert, d. h. einer Raubwirthschaft, die auf der größten Stufe organisirt war durch die Hospodaren, die Pächter der Pforte, welche selbst wieder von der Pforte gedrängt wurden.</p> <p>1774 erst entstand das russische Protektorat. Man rückte in den Vertrag von Kutschuk-Kainardji eine Klausel ein (Art. 16), Kraft deren die Minister des kaiserl. Hofes von Rußland das Recht haben, zu Gunsten der zwei Fürstenthümer zu sprechen und die hohe Pforte verspricht, „auf ihre Vorstellung Rücksicht zu nehmen.“</p> <p>Das war sehr bescheiden. Aber Rußland verließ sich auf seine gewöhnliche Geschicklichkeit, um diese erste Konzession auszuweiten. Es entreißt wirklich sieben Jahre später der Pforte durch eine <hi rendition="#g">geheime Uebereinkunft</hi> das Zugeständniß, in den Donaufürstenthümern einen Generalkonsul halten zu dürfen, einen „Censor des Betragens der Fürsten.“</p> <p>Der zweite dieser Eingriffe war nicht lange zu verheimlichen. Es wurde unmöglich, sich darüber zu täuschen, als 1812 Rußland durch den Vertrag von Bucharest das moldauische Gebiet zerstückelte und sich Bessarabien zulegte ‒ ganz wie Oestreich 1773 sich der Bukowina bemächtigt hatte ‒ trotz der Reklamationen der Pforte, die nachwies, daß diese Fürstenthümer, da sie nicht durch Waffengewalt erobert seien, ihre <hi rendition="#g">Autonomie</hi> bewahrt hätten und auf keinen Fall sich den Folgen des Krieges gegen einen Staat, unter dessen bloser Protektion sie ständen, ohne ihm einverleibt zu sein, ausgesetzt sehen dürften. Alle diese sehr begründeten Vorstellungen waren natürlich vergebens.</p> <p>Die Rumanen, nun vollständig aufgeklärt über das „Devouement“ der Czare für ihre Freiheit und Unabhängigkeit, suchten im Anfange Napoleon für sich einzunehmen. Napoleon betrachtete sie seinen Plänen gemäß schon als Beute des Czars. Sie wandten sich sodann an die heilige Allianz, dann endlich, als sie ihre Nationalität durch die europäischen Mächte verrathen sahen, setzten sie alle ihre Hoffnung auf den Beistand der Pforte, ein Beistand, der um so kostbarer schien, als die Pforte, nicht ganz untauglich zu beschützen, andrerseits nicht in der Lage war, jemals wieder die tyrannische Obermacht zu beanspruchen, die sie so lange mißbraucht hatte.</p> <p>Da sich dergestalt das romanische Nationalinteresse amalgamirt fand mit dem der ottomanischen Suzerainetät, war es nothwendig, daß Rußland nach neuen Künsten suchte, um über die Fürstenthümer den zu seinen weitern Plänen unentbehrlichen Einfluß wiederzugewinnen. 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aber zu schmal und sollen wahrscheinlich für andere Zwecke aufbewahrt bleiben. Die Anderen, vorzüglich Bureaux de Pufy, schlagen vor, den alten Deputirtensaal zu vergrößern.
Maissiat bekämpft den Plan, den alten Deputirtensaal zu erweitern. Diese Erweiterung koste 765,000 Franken und sei immer nur Flickwerk. Am Bourbonpalast sei schon so viel geflickt worden; die Fronte allein sei zwei Mal geändert worden und koste mehrere Millionen. Ferner müßten mehrere kostbare Säle eingerissen werden u. s. w.
Bureaux de Pusy unterstützt dagegen die Erweiterung als den einzigen praktischen Weg, dem Bedürfniß abzuhelfen.
Clement Thomas unterstützt im Namen des Ausschusses den Plan der Erweiterung sowohl vom ökonomischen als praktischen Standpunkte aus.
Maissiat erklärt den Plan noch nicht reif und drängt auf Vertagung.
Diese Vertagung wird nach zweimaliger gewöhnlicher Stimmprobe mit 374 gegen 356 ausgesprochen.
Nun kommt die erste Berathung des Clubgesetzes. (Agitation.)
Da die ersten Berathungen rein formell sind, so entscheidet die Versammlung dahin, nach 5 Tagen zu einer zweiten Berathung zu schreiten.
Der nächste Gegenstand auf der Tagesordnung ist die Frage: Ob der Antrag auf Einleitung einer parlamentarischen Untersuchung des großen Komplotts vom 29. Januar in Betracht zu ziehen sei oder nicht? Die Mehrheit des Ausschusses trägt bekanntlich darauf an, ihn nicht in Betracht zu ziehen.
Sauteyra, von der Minderheit: Am 30. Januar sagte mir ein Minister, daß mehrere Volksvertreter bei dem Komplot stark kompromittirt wären. (Oh! Oh!) Ein anderer Minister schob das Komplot auf die Achseln der Mobilgarde. (Oh! Oh!) Das ganze Ministerium war hinter's Licht geführt. (Lärm.) Ich verlange eine zweite Berathung des Antrages. (Ja, ja! Nein, nein!)
Stimmen Rechts: Zur Abstimmung! Zur Abstimmung!
Mathieu (Drôme) donnert gegen die Abstimmung. Man klagt das Volk an, daß es konspirire, daß es Eigenthum und Familie stürzen wolle und das Vertrauen an der Rückkehr hindere. Ich aber sage Ihnen, daß die wahren Konspiratoren hier auf diesen Bänken sitzen. (Er zeigt auf die Minister. Toben zur Rechten.) Er tritt in lange Details.
Die Versammlung nimmt aber mit 481 gegen 227 Stimmen die Ausschußanträge an und trennt sich um 6 Uhr.
Spanien. Ein Schreiben aus Barzellona vom 28. Febr. meldet: „Vor einigen Tagen begaben sich drei der angesehensten Personen Kataloniens (darunter der Baron von Abella) von hier in den Schlupfwinkel Cabrera's, um diesem Haupte der Insurrektion Vermittlungsvorschläge (!) zu machen. Es ist heute die Schreckensnachricht eingelaufen, daß die Cabrera alle drei am 25. Febr. in Busa erschießen ließ. Diese Handlungsweise hat in der Brust des neuen Oberkommandanten von Katalonien, General Concha, eine solche Erbitterung hervorgerufen, daß er den Entschluß gefaßt, nun das Schwert nicht früher in die Scheide zu stecken, bis nicht der letzte Karlist über die Klinge gesprungen. Die republikanische Insurrektion hat in der steigenden Noth des Landvolks sowohl in Aragonien als Katalonien einen Verbündeten gefunden, doch hofft auch der General mit ihnen bald fertig zu werden.“
Donaufürstenthümer. * Die Türkei hat bekanntlich nicht freiwillig, sondern durch Rußland gezwungen an der Unterdrückung der sogenannten Revolution der Moldau-Walachei gearbeitet. Das Einrücken der Türken und der ihnen auf dem Fuße nachfolgenden Russen in die Donaufürstenthümer eröffnete den Feldzug der Contrerevolution. Die Einnahme Bucharest's war der erste Sieg der russisch-östreichisch-preußischen Allianz. Es ist von Interesse, auf die Operationen und Intrigen der Russen in den Donaufürstenthümern einen Blick zurückzuwerfen.
Verträge, in deren Geschichte ausführlicher einzugehen überflüssig ist, haben für die Donaufürstenthümer eine ganz exceptionelle Stellung sanktionirt. Sie sind Vasallen der Pforte, sehr emancipirte Vasallen im Uebrigen, und diese ihre Ausnahmestellung ist durch den Czar garantirt. Die Vasallenschaft geht zurück bis auf das Jahr 1314 und auf Bajazet I. Das russische Protektorat hat seine Quelle in zwei Allianzverträgen, geschlossen in den Jahren 1710 und 1711, zwischen Peter dem Großen und dem Fürsten der Moldau und Walachei. Sie wurden eingegangen von russischer Seite, um die Feindseligkeiten gegen den Sultan zu eröffnen; von Seiten der Rumanen aus Unzufriedenheit gegen die türkische Herrschaft.
Die Türkei wurde besiegt, aber sie ergriff wieder Besitz von den Donaufürstenthümern und ließ sie den ihren Feinden geleisteten augenblicklichen Beistand schwer büßen. Von 1726 bis 1821 wurden sie den Phanarioten zur Ausbeutung überliefert, d. h. einer Raubwirthschaft, die auf der größten Stufe organisirt war durch die Hospodaren, die Pächter der Pforte, welche selbst wieder von der Pforte gedrängt wurden.
1774 erst entstand das russische Protektorat. Man rückte in den Vertrag von Kutschuk-Kainardji eine Klausel ein (Art. 16), Kraft deren die Minister des kaiserl. Hofes von Rußland das Recht haben, zu Gunsten der zwei Fürstenthümer zu sprechen und die hohe Pforte verspricht, „auf ihre Vorstellung Rücksicht zu nehmen.“
Das war sehr bescheiden. Aber Rußland verließ sich auf seine gewöhnliche Geschicklichkeit, um diese erste Konzession auszuweiten. Es entreißt wirklich sieben Jahre später der Pforte durch eine geheime Uebereinkunft das Zugeständniß, in den Donaufürstenthümern einen Generalkonsul halten zu dürfen, einen „Censor des Betragens der Fürsten.“
Der zweite dieser Eingriffe war nicht lange zu verheimlichen. Es wurde unmöglich, sich darüber zu täuschen, als 1812 Rußland durch den Vertrag von Bucharest das moldauische Gebiet zerstückelte und sich Bessarabien zulegte ‒ ganz wie Oestreich 1773 sich der Bukowina bemächtigt hatte ‒ trotz der Reklamationen der Pforte, die nachwies, daß diese Fürstenthümer, da sie nicht durch Waffengewalt erobert seien, ihre Autonomie bewahrt hätten und auf keinen Fall sich den Folgen des Krieges gegen einen Staat, unter dessen bloser Protektion sie ständen, ohne ihm einverleibt zu sein, ausgesetzt sehen dürften. Alle diese sehr begründeten Vorstellungen waren natürlich vergebens.
Die Rumanen, nun vollständig aufgeklärt über das „Devouement“ der Czare für ihre Freiheit und Unabhängigkeit, suchten im Anfange Napoleon für sich einzunehmen. Napoleon betrachtete sie seinen Plänen gemäß schon als Beute des Czars. Sie wandten sich sodann an die heilige Allianz, dann endlich, als sie ihre Nationalität durch die europäischen Mächte verrathen sahen, setzten sie alle ihre Hoffnung auf den Beistand der Pforte, ein Beistand, der um so kostbarer schien, als die Pforte, nicht ganz untauglich zu beschützen, andrerseits nicht in der Lage war, jemals wieder die tyrannische Obermacht zu beanspruchen, die sie so lange mißbraucht hatte.
Da sich dergestalt das romanische Nationalinteresse amalgamirt fand mit dem der ottomanischen Suzerainetät, war es nothwendig, daß Rußland nach neuen Künsten suchte, um über die Fürstenthümer den zu seinen weitern Plänen unentbehrlichen Einfluß wiederzugewinnen. Der Krieg von 1828 lieferte ihm einen Vorwand, nach dem es mit beiden Händen griff. Für einen Augenblick Herrscher der engagirten Provinzen benutzte Rußland diese Lage, um durch seine Agenten das famose organische Reglement entwerfen und der Pforte aufdringen zu lassen.
Gegen dies Reglement war die Revolution von 1848 gerichtet.
Was war diese von Rußland seinen künftigen Unterthanen der Moldau und Walachei octroyirte Konstitution?
Wir werden in einem folgenden Artikel diese Frage beantworten.
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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