Neue Rheinische Zeitung. Nr. 240. Köln, 8. März 1849.Der Abgeordnete und Legationsrath Küpfer, welcher der Bestechung beschuldigt wurde und dessen Wahl deshalb vor der Bestätigung zu einer lebhaften Diskussion führte, blieb der Art kompromittirt, daß wirklich eine preußische Legationsrathsnatur dazu gehört, wenn er noch länger in der Kammer bleibt. * Berlin, 27. Febr. Die N. Pr. Z., die überhaupt seit einigen Tagen von Consistorialräthen geschrieben zu sein scheint, läßt sich in den gegenwärtigen Tagen der Trübsal zu folgendem Geständniß verleiten: "Wir wissen, daß die Unverantwortlichkeit und Unverletzlichkeit der Fürsten nichts ist, als eine große Lüge, die zehnmahl praktisch widerlegt, von ihren eigenen Propheten nur noch mit Lächeln ausgeboten wird. Wer sich betrübt und freut, wie wir, wen man beleidigen und verwunden kann, wie ist der unverletzlich? Wen man verklagt, verurtheilt und vertreibt, wie ist der unverantwortlich?" Nach dieser werthvollen Bemerkung schlägt sie ihre Augen auf gen Himmel, stößt einen tiefen Seufzer aus über die Schlechtigkeit dieser Welt, und stöhnt: "Verantwortung ist die Seele jedes Amtes, und auch die Unterschrift der Fürsten ist nur Contrasignatur von Dem, der den Artikel 42 der Verfassung schwerlich anerkennt." Kremsier, 1. März. In der heutigen Sitzung des Reichstags wird die Stelle des Abgeordneten Androvic, der längere Zeit abwesend, zuletzt auf ein Schreiben des Reichstags geantwortet hat, er komme nicht mehr zurück, für erledigt erklärt. Hr. Löhner interpellirt das Kabinet auf folgende Weise: Laut den übereinstimmenden Berichten offizieller und nicht offizieller Blätter haben die russischen Truppen von den bereits längere Zeit besetzten wallachischen Gebieten aus, 20,000 Mann stark, die österreichisch-siebenbürgische Gränze überschritten, seien in Hermannstadt und Kronstadt eingerückt und haben über den bloßen Garnisondienst hinaus nach der Art aktiven Theil an der Operation der österreichischen Truppen genommen, daß die Oesterreicher nur als beigeordnete Corps unter dem russischen Oberbefehl fochten. Die von dem russischen Befehlshaber zu Kronstadt erlassene Proclamation weise zugleich wörtlich darauf hin, daß "er selbst, wenn er sich mit dem österreichischen General nicht verständigt hätte, dennoch bleiben würde zum Schutze der Stadt, wie es der Wille seines Herrn und Kaisers sei." Blicke man auf das, was über dieses Ereigniß bekannt geworden, so ergebe sich, daß der russische General, angeblich auf Verlangen der siebenbürgischen Sachsen, aus eigenem Entschlusse eingerückt sei, so zwar, daß selbst die Beistimmung des österreichischen Kriegsrathes zu Kronstadt erst am Tage eingeholt worden, wo die Russen daselbst bereits eingeschritten waren. Aus der Wiener Zeitung ergebe sich zwar, das Ministerium habe an General Puchner keine Ermächtigung ertheilt, andererseits aber stimmen alle Nachrichten dahin überein, daß ein Courier aus St. Petersburg dem russischen General an der siebenbürgischen Gränze die Instruction überbracht habe, auf zeitweilige Requisition von Seiten Oesterreichs einzurücken, ohne daß in der offiziellen Darstellung erwähnt sei, ob das Ministerium eine solche Intervention durch unmittelbare Unterhandlung in St. Petersburg erwirkt habe. Die wichtigste Frage in dieser Sache bleibe somit im Dunkel, die nämlich, ob jener Kaiserliche Wille, auf den sich der russische General beruft, auch Wille des Ministeriums sei oder nicht. Bereits 20 Tage stehen nun die Russen in Oestreich, ohne daß Europa oder Oesterreich oder auch nur der Reichstag wüßte, auf welche Bedingungen sie gekommen sind, auf welche sie - gehen werden. Eine solche Verwirrung aller natürlichen Verhältnisse müsse jedem Freunde der Freiheit tief bedrohlich erscheinen. Ein seit langfestgestelltes stillschweigendes Uebereinkommen der europäischen Kabinette bezeichne jeden nicht traktatmäßigen Einmarsch fremder Truppen in einen selbstständigen Staat, unter welchem Vorwande immer, als ein Ereigniß, welches die Ehre des betreffenden Landes, dessen Selbstständigkeit und Frieden ernstlich bedroht. Namentlich seien die an der Mündung der Donau gelegenen Provinzen vor allen anderen die empfindlichsten Stellen der europäischen Sicherheit und Ruhe, und es sei unzweifelhaft, daß jeder Zuwachs an Territorium an jener Seite zu Gunsten Rußlands die Existenz der Türkei immer mehr gefährde und die Seemächte Europa's zur Gegenwirkung aufrufen müsse - von Oesterreich selbst gar nicht zu sprechen, das von seinen innersten Bedürfnissen und schönsten Hoffnungen nach jenen Gegenden hingewiesen werde. Die Frage sei also nicht eine blos österreichische, sondern interessire ganz Europa. Nur zwei Fälle seinen möglich. Entweder die russische Occupation geschah in Folge eines näheren Einverständnisses oder gar ausdrücklichen Abschlusses eines Vertrages - dann erscheine Oesterreich ganz Europa gegenüber solidarisch verantwortlich für alle nachtheiligen Konsequenzen, welche für die Sicherheit Europa's folgen können; oder diese Vorgänge geschahen ohne Mitwirkung des Kabinets Oesterreichs - und dann übernehme dieses die erwähnte Verantwortlichkeit von dem Augenblicke, wo sie ihm glaubwürdig bekannt wurden. Diese Betrachtungen seien solche, die sich jedem ruhig Denkenden vom bloßen Boden der Thatsache aus aufdrängen mussen. Stelle man sich aber auf den Standpunkt des Oesterreichers, so drängen sich noch ganz andere traurige Konsequenzen auf. Man müsse sich dann fragen: Wozu dieses Haus noch vor Kurzem 80 Mill. außerordentlichen Aufwandes bewilligt habe, wozu ein Heer von 150,000 Mann unter einem lautgerühmten Marschall in Ungarn eperire, wozu die Truppen und Generale im Banat und in Siebenbürgen stehen, wenn selbst der negative Schutz des österreichischen Bodens gegen rebellische Freibeuterhaufen von dem fremden Kaiser erbeten werden muß, und zwar auf alle Gefahren hin, die eine solche Hülfe mit sich führt. Alle Bülletins verkünden Sieg auf Sieg, der Feldherr sei mit mehr als Königlichen Vollmachten versehen, wie komme es, daß man, indeß die Armee gut geleitet sei, die Vollmachten weise gebraucht werden, Kosaken rufe, um den Ruhm der österreichischen Armee zu theilen? Dies der eine Fall. Wenn aber der russische General nur geheime Weisungen befolgte, als er den Wünschen der Bürger nachzukommen schien. Wenn jene Occupation blos die vorgesehene, verabredete Folge des Bündnisses wäre, das Oesterreichs Politik an die Rußlands, das Geschick seiner Völker, ihre Ehre, Freiheit an das Fatum von 80 stummgehorchenden Millionen knüpfte, ein Bündniß, das uns, vom zivilisirten Europa losreißend, zum westlichen Rußland machen würde; müsse dann nicht jeder Oestreicher, jeder freie Mann es für noch ärgeres Unheil halten, daß nicht Zufall sondern Plan, nicht ein Erreigniß, sondern eine verhängnißvolle Entscheidung jenen Eintritt fremder Krieger bewirkt hat? Darüber Klarheit sich zu verschaffen, und zwar bald, sei die Pflicht jedes Volksvertreters. Er stelle daher an das Ministerium folgende Fragen: 1) Hat das Ministerium in einer Art Antheil an dem Einmarsch der Russen, oder hat es zwar nicht zu dem Einschreiten Puchner's beigetragen, jedoch auf diplomatischem Wege in St. Petersburg die Erlassung solcher Instruktionen an den russischen Geneeal veranlaßt, in Folge deren der Einmarsch erfolgte? 2) Den einen oder den anderen Fall gesetzt, ist das Ministerium bereit, die einschlagenden Papiere, resp. die Instruktionen an Puchner oder den Gesandten in St. Petersburg, auf den Tisch des Hauses zu legen? 3) Den ersten Fall gesetzt, ist das Ministerium entschlossen, den General Puchner zur standhältigen Rechtfertigung seines Schrittes zu verhalten? 4) Den zweiten Fall gesetzt, hat das Ministerium die Erlassung solcher Instruktionen an die russischen Generale nur für die siebenbürgische Gränze oder auch für andere Gränzen erwirkt? 5) Ist das Ministerium bereit, dem Hause erschöpfenden Aufschluß zu geben, ob und welche Verhandlungen bezüglich eines Bündnisses mit Rußland und mit welchem Erfolge es stattgefunden? 6) Ist endlich das Ministerium bereit, im Falle, daß die Occupation gegen seinen Wunsch stattgefunden, energisch die Räumung des östreichischen Gebietes zu betreiben? Die heutige Tagesordnung fährt hierauf zu weiterer Debatte über §. 15 der sogenannten "Grundrechte" in Betreff der Verhältnisse zwischen Staat und Kirche. Sie Sitzung wird um 2 Uhr geschlossen, ohne daß es hierüber zu einem Beschluß gekommen. Von der galizisch-schlesischen Grenze, 27. Febr. Vor zwei Wochen wurde unerwartet das in der Nähe von Bielitz gelegene, als Belustigungsort der bialer und bielitzer Einwohnerschaft bekannte "Waldschlößchen" von einer halben Compagnie von Schoenhals Infanterie besetzt und durchsucht; es hieß nämlich, daß sich dort ein Transport von fünf und zwanzig französischen Ingenieuren aufhalte, um bei günstiger Gelegenheit über Saypusch und Kamesnica ins magyarische Lager zu gelangen. Die Durchsuchung des Waldschlößchens hatte keinen Erfolg, und das Militär kehrte unverrichteter Sache nach Bielitz zurück; dessenungeachtet meinen Viele, daß an der Sache doch etwas seyn müsse, da in der That in der Gegend von Saypusch ein Franzose, augenscheinlich den bessern Ständen angehörend, angehalten und wegen Mangel an aller Legitimation in Haft gebracht wurde. Gegenwärtig liegt er krank im Militärhospitale zu Biala; er hatte sich Füße und Hände durch ein acht und vierzigstündiges Herumirren in den schneereichen karpatischen Schluchten erfroren. Leichter als von Galizien nach Ungarn ist das Durchkommen von Ungarn aus nach Galizien. Die preußische Regierung hat einen Grenzcordon gegen Galizien und östr. Schlesien einrichten lassen, der wohl nur gegen das Herübertreten magyarischer Korps zu wirken die Bestimmung hat. - Auch eine Compagnie des Regiments Fürstenwärther ist aus Saypusch an die preußische Gränze nach Oswiencim verlegt worden, vermuthlich um das Landvolk der Umgebung zu bestimmen, die vorhin verweigerte Losung vorzunehmen. * Frankfurt, 5. März. Sitzung der Nationalversammlung. Simson präsidirt. Gevekoht (aus Bremen) kündigt im Namen des volkswirthschaftlichen Ausschusses einen Gesetzentwurf über die Auswanderung an und v. Breuning im Namen des Untersuchungsausschusses, daß letzterer jetzt beantrage, die früher versagte Erlaubniß zur Verhaftung des Abgeordneten Peter (Konstanz) zu ertheilen. Es folgt hierauf die Wahl des Präsidenten und der Vicepräsidenten. Zum ersten Präsidenten wurde Simson mit 271 Stimmen (Schüler aus Jena 65 Stimmen der Linken) wiedergewählt, ebenso zum ersten Vicepräsidenten Beseler (der Fundirte) mit 226 Stimmen; zum zweiten Vicepräsidenten Kirchgessner mit 329 Stimmen. Nach Beendigung dieses Wahlgeschäftes erhält der "Edle" das Wort. Er spricht über den von Dänemark "in einer den Verhältnissen nicht entsprechenden, unförmlichen Weise" gekündigten Waffenstillstand.: "Unter den angeführten Umständen, sagt er unter Anderem, ist es zwar noch immer möglich, daß die übereilte (?!) Entschließung Dänemarks ohne Folgen bleibe. Die bereits eingeleiteten Friedensunterhandlungen sind aber natürlich als unterbrochen zu betrachten, bis die Uebereilung (?) Dänemarks wieder gutgemacht ist, bis es feststeht, daß bis zu einem weiter zu bestimmenden Termine die Feindseligkeiten nicht werden erneuert, der status quo werde aufrecht erhälten werden. Darauf sind jetzt die Unterhandlungen gerichtet. Dem Reichsministerium liegt es ob, Sorge zu tragen, daß für den Fall der Wiedereröffnung der Feindseligkeiten Deutschland gerüstet sei. Es ist desfalls das Erforderliche eingeleitet. Die Ehre Deutschlands im Frieden wahren zu können, war unsere Hoffnung und unser aufrichtiges Bestreben. Wenn die Schritte Dänemarks die Erneuerung des Krieges im Norden Europa's zur Folge haben sollten, so fällt die Schuld und Verantwortlichkeit auf Dänemark." (Oho! Der "Edle" glaubt wohl, das deutsche Volk hätte das verrätherische Verfahren der deutschen Volks-Zertreter in Frankfurt bei Genehmigung des Waffenstillstandes ganz vergessen und wüßte nicht, daß alle Schmach und alle Schande in erster Linie auf die saubere Majorität der Paulskirche zurückfällt.) In Betreff des Einmarsches der Russen in Siebenbürgen erklärt der "Edle" auf eine frühere Interpellation Vischer's (Tübingen), daß er sich an den östreichischen Bevollmächtigten um Ausschluß verwendet. (Wahrhaft köstlich! Was konnte auch ein für die heilige Standrechts- und Bestien-Allianz von Rußland, Oestreich und Preußen gewonnenes Reichsministerium anderes thun?) Hr. Rießer (Hamburg) zwingt sich in Betreff der dänischen Angelegenheit einige patriotische Flennereien ab, die von seinem Geistesgelichter beklatscht werden. Auch Hr. Jacobus Venedey (aus Köln) wird über das Gagern-Rießer'sche Gesalbader wieder einmal zu patriotischem Aepfelmuß umgerührt und haspelte nun ebenfalls einige wohlfeile, aber desto lügenhaftere Phrasen von Deutschlands Stärke und Entschlossenheit, "den Feind (das ist doch nicht etwa der winzige Däne?) abzuwehren und den Tempel - seiner Einheit (!!) zu bauen! " Ihr kläglichen Pfuscher zu Frankfurt wollt doch nicht etwa die Baumeister sein? Man wird Euch Eure Baugelüste seitens der heiligen Allianz sehr bald gehörig anstreichen. Die Knute ist schon bis nach Siebenbürgen vorgerückt und erst wenn sie auf Eurem Rücken und einem andern Theile von Euch umhertanzt, werdet ihr vielleicht inne werden, daß die Nemesis für den Verrath am Volke Euch ereilt hat. Fehrenbach (aus Säckingen) stellt folgenden dringlichen Antrag: Um die angeblichen Gründe zur fortdauernden Verlegung von Reichstruppen in das Großherzogthum Baden prüfen und weitere Anträge stellen zu können, beantrage ich "die hohe Nationalversammlung wolle das Reichskriegsministerium auffordern, die deßfallsigen Akten auf den Tisch des Hauses niederzulegen". F hrenbach weist durch eine Menge Aktenstücke das üble Betragen der "Reichs"-Soldaten nach und wie daher allein die Aufregung der badischen Bevölkerung gegen diese Reichstruppen zu erklären sei. Er hält eine Amnestie für alle in die letzten Aufstände Verwickelten für das einzige Beruhigungsmittel (Die Rechte lärmt, als wenn sie in einer Fuhrmannskneipe wäre). Es sei lediglich das böse Gewissen eines schlechten Ministeriums, das überall gefahrdrohende Gestalten erblicke und den Schutz der Reichstruppen wieder dieselben herbeirufe. Freundchen Buß (dessen Vatermörder heute etwas schmutzig aussehen) will einfache Tagesordnung. (Der gute Junge!) Fröbel hebt den Unsinn in den Anschuldigungen hervor, die das Ministerium Bekk gegen ihn (Fröbel) vorgebracht und von seinen Besuchen in Baden als vorbereitenden Schritten zu einem neuen Aufstande gefabelt habe. Er überläßt Andern die Entscheidung, ob Hr. Bekk mehr "leichtsinnig" oder "böswillig" zu nennen. Brutus-Bassermann bricht sofort eine seiner stumpfen Lanzen zu Gunsten seines Mitverräthers an der deutschen Volkssache. Zum Ueberfluß kommt ihm auch noch der "Edle" zu Hülfe und der dringliche Antrag Fehrenbach's wird, wie vorauszusehen war, mit Uebergang zur Tagesordnung beseitigt. Jetzt kommt Hr. Reichensperger im Namen des Wahlbegutachtungs-Ausschusses und beantragt in Betreff der am 26. Oktober v. J. in Thiengen abermals erfolgten Wahl Hecker's zum Abgeordneten nach Frankfurt, daß man bei dem frühern Beschlusse - der Ungültigkeitserklärung - stehen bleibe. Trotz L. Simon's eindringlichen Worten für die Gültigkeit der Thiengen'schen Wahl wird letztere abermals kassirt. Und wie schnell das im "Reiche" zugeht!! Potztausend! Am 26. Oktbr. 1848 fand die Wahl Hecker's statt und schon am 5. März 1849 beschließen die Paulskirchner die Ungültigkeit derselben. Schon um 1 Uhr vertagen sich die Herren. Nächste Sitzung: Donnerstag, den 8. d. Mts. Tagesordnung: 2. Lesung des rückständigen Theils der - + + + - "Grundrechte." Frankfurt, 5. März. In der großen Saline Ort bei Aschaffenburg ist ein Aufstand ausgebrochen. Die Aufständischen beabsichtigten, die Saline zu plündern, und zu dem Ende vorher die Kaserne in Brand zu stecken. Die in Ort stationirten Soldaten vertheidigten sich tapfer, mußten sich aber, da ihrer nur vierzig waren, der Aufständischen aber gegen 800, darunter viele Bauern aus dem Kurhessischen, vor der Uebermacht zurückziehen. Dem Vernehmen nach haben die Truppen drei Mann verloren, von den Aufrührern sollen fünfzehn erschossen sein. Es sind sogleich Reichstruppen, Infanterie und Kavallerie, nach dem Aschaffenburgischen abgeschickt. (D. Z.)Italien. * Rom, 24. Febr. Der römische Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Carlo Rusconi, hat folgendes Cirkular an das diplomatische Corps erlassen: "Ein unerhörtes Ereigniß hat stattgefunden, und ich nehme Ihre ganze Aufmerksamkeit dafür in Anspruch, weil es das Völkerrecht verletzt und die Würde Europa's kompromittirt. Das Territorium der römischen Republik ist überfallen worden von österreichischen Truppen, und Ferrara mußte sich den Bedingungen fügen, die ein insolventer Feind ihm auferlegt hat. Man wagt zum Vorwande dieses neuen Insultes von Seiten der kaiserlichen Armee die Konstituirung der Republik, zu der das Volk berechtigt ist, zu nehmen, und unter der Wucht der Bajonette zwingt man eine ganze Bevölkerung die Embleme wieder aufzurichten, welche sie selbst niedergeschlagen hatte als gehässige Zeichen einer Herrschaft, die sie beständig unglücklich gemacht hat. Die römische Republik protestirt aus allen Kräften gegen diesen Mißbrauch der Gewalt und gegen diese Verletzung des Völkerrechts, und bittet Sie, diese Protestation Ihrer Regierung zukommen zu lassen. Wenn unsre Worte nicht gehört würden, könnte der europäische Frieden bedroht werden und die Loyalität aller seiner Regierungen würde verdächtigt; denn alle haben ein ebenso großes Interesse wie die Republik, die Unabhängigkeit der Nationen unverletzt zu erhalten. Ein furchtbarer Krieg würde einen Abgrund graben, der unfehlbar alle die verschlingen würde, die ähnliche Excesse nicht unterdrücken wollten, obgleich sie die Macht dazu in der Hand hatten. Das römische Volk hat von seinem Rechte Gebrauch gemacht, wie so viele andre Völker, indem es sich eine Regierungsform aus eigner Machtfülle gab, und es ist bereit, unter den Ruinen seiner Städte sich begraben zu lassen, ehe es den selbst auferlegten Verpflichtungen untreu werden und die öffentliche Sache der Willkühr eines erbarmungslosen Feindes preisgeben wird. Die römische Republik ist nicht das Ergebniß einer plötzlichen Aufwallung; sie ist das logische, unvermeidliche Resultat einer Reihe von Begebenheiten, die ich hier nicht analysiren will, weil man die Besiegten stets schonen muß. Nehmen Sie also diese Protestation in Empfang, die ich Ihnen im Namen eines ganzen Volke überreiche, das sich eher unter den Trümmern seiner Wohnungen begraben läßt, als sich den Anmuthungen einer Horde von Kroaten zu fügen. Italien - Europa kann es nicht verkennen - ist reif für die Freiheit; es derselben berauben zu wollen, wäre eine Thorheit, die nur mit dem Untergang schuldloser Bevölkerungen enden könnte. Vor Europa, vor der Welt, bei den Rechten der Nationen, im Angesichte Gottes und der Menschen, erklärt die römische Republik diese neue Invasion für verrucht und verbrecherisch, und bereitet sich vor, mit allen Mitteln, die die Freiheit dem Menschen liefert, ihr zu widerstehn. Möge Ihr Land, durch Ihre Vermittlung, möge ganz Europa den Beginn dieses Kampfes erfahren und möge die Schmach und der Schaden die treffen, die ihn sich haben erfüllen lassen." In der Sitzung der römischen Constituante vom 21. Februar sagte Minister Sterbini: "Die Ligue zwischen der Priesterkaste, Oesterreich und den Bourbonen ist jetzt eine unwiderlegliche Thatsache. Man wirft Italien eine Herausforderung hin, die Blut verlangt. Soll ich es aussprechen? Mich hatte eine geheime Freude durchzuckt bei der Nachricht von den Ereignissen zu Ferrara, denn ich sah damit die Zeit gekommen, die ganze republikanische Energie zu beweisen. Es ist die Zeit gekommen, jene Maßregeln zu ergreifen, welche ein Volk zu einem Volke von Riesen machen, in seinen eigenen Augen, in den Augen des Auslandes. Was hat Rom heute zu fürchten? Wir stehn nicht mehr allein, Toskana ist mit uns. Livorno und Florenz haben die Republik proklamirt und die Vereinigung mit Rom; Genua ist mit uns; das Volk von Piemont ist mit uns, wehe seinem Könige, wenn er nicht sofort ins Feld zieht, und wenn er unsre Regierung nicht unmittelbar anerkennt. Kein Gioberti wird ihn retten. An uns, denen es gegeben war, Italien den ersten Anstoß zu geben, an uns ist es, zuerst den Feldzug zu eröffnen. Keine halben Maßregeln, keine Transaktion! Ein einziger Gedanke nur bemächtige sich unser Gemüther, der Ruhm der Republik, die Freiheit Italiens!" In der Sitzung der römischen Constituante vom 22. Februar rief Caroli aus: "Bürger! Es ist nothwendig, daß die Republik in den Arsenalen von Frankreich eine Artilleriebatterie kauft. Man wird für den Dienst alle Pferde, mit Ausnahme der für den Ackerbau und den Handel unentbehrlichen in Anspruch nehmen. Die Republik muß selbst Kanonen gießen und im Nothfall wird man die Glocken dazu nehmen. (Beifallsruf.) Man muß von Venedig 20 Stück Belagerungsgeschütz kommen lassen, um sie gegen die Citadelle von Ferrara zu richten. Ueberall müssen die Freiwilligen einrollirt werden, Kriegsmunition angefertigt, Kugeln, Cartouchen und Pulver. Zwei Dampfschiffe mindestens sind zu beschaffen für den regelmäßigen Dienst von Civita-Vecchia und Ankona. Auf den Apenninen sind Posten zu errichten, um die Einwohnerschaften zu decken. In einem Worte, um mich zu resümiren, keine Worte mehr, Thaten!" (Beifall.) Sterbini ergriff hierauf das Wort: "Ich billige diese durch einen reinen Patriotismus diktirten Pläne, aber das Wichtige ist, Geld zu schaffen. Mit Geld wird man alles haben, was noch mangelt. Ich verlange, daß die Versammlung jede andre Diskussion beseitigt, um sich mit dem Vorschlage einer gezwungenen Anleihe ausschließlich zu beschäftigen, und daß man in allen Provinzen die regelrechte Eintreibung der Staatssteuern überwacht. So wird es möglich sein, vorwärts zu gehen." (Beifall.) Die Versammlung beschloß darauf einstimmig, daß die Herren Mayr und Pichat sich um das Vaterland wohlverdient gemacht durch ihr Betragen bei der Einnahme von Ferrara. In der Sitzung der römischen Constituante vom 21. Februar wurde die ganze Republik solidarisch verbindlich erklärt für allen Schaden, den die Oestreicher in Ferrara oder jedem andern römischen Landestheile anrichten würde. Am 20. Februar theilte der Minister der auswärtigen Angelegenheiten der Constituante einen Brief von Livorno mit, der anzeigt, daß die vereinigten Klubs in öffentlicher Sitzung eine Deputation an die provisorische Regierung von Toskana ernannt haben, um sie zur sofortigen Proklamation der Vereinigung von Rom und Toskana aufzufordern. Die Nachrichten aus den Provinzen lauten durchaus erfreulich. Ueberall derselbe Enthusiasmus. * Toskana. Die "Alba" vom 25. Februar resümirt die Lage und die Bedürfnisse Italien's in folgenden Zeilen: "Waffen! Geld! Männer! - Ohne Waffen ist eine Revolution meist nur eine schlechtaufgeführte Tragödie. - Geld! Geld! Geld! Ohne Geld, unmöglich die Revolutionen zu wollen. - Männer! Männer! Männer! Ohne Massenerhebung sind Revolutionen ein stehendes Wasser. Also Männer, Waffen, Geld! - Eine Revolution, die das Volk nicht bewaffnet, kein Geld von ihm verlangt und den populären Enthusiasmus nicht unterhält, ist nichts als eine Täuschung, und die Geschichte würde sie ein Verbrechen nennen, das sich an die Stelle eines andren Verbrechens drängte. Waffen! Geld! Männer!" Dasselbe Blatt schreibt: "Die Beruhigung Toskana's die Flucht Laugier's, der Rückzug der Oestreicher, der Sturz Gioberti's, haben die Existenz unsrer Regierung befestigt, aber ihr zu gleicher Zeit neue Verbindlichkeiten auferlegt, Verbindlichkeiten, mit denen nicht zu transigiren ist. Die Absetzung des Fürsten, die Vereinigung mit Rom werden heute eine unwiderstehliche Nothwendigkeit, welche eine Masse Ausnahmsmaßregeln nach sich zieht. Eine einzige Regierung für Rom und Toskana! Eine einzige Idee für diese Regierung: der Krieg. Ein einziges Vaterland für die Regierer und Regierten Italien's." Zu Florenz fand am Abende des 24. Februar ein zahlreicher Aufzug in den Hauptstraßen mit Tambouren, Fahnen und Fackeln Statt. An der Spitze der Zuges befanden sich ländliche Bürgergarden. Diese Volksovation galt dem Pfarrer von Santa-Lucca, der sich geweigert hatte, die Sturmglocke zu läuten und contrerevolutionäre Feuersignale in der berüchtigten Nacht vom 21. Febr. anzuzünden. Er war daher gezwungen, sich versteckt zu halten, um sich dem ihm von den Reaktionären angedrohten Tode zu entziehen. Dieser Pfarrer heißt Camillo Barni. Eine telegraphische Depesche von Pisa, datirt vom 24. Febrrar 11 Uhr 39 Minuten, bestätigt die Nachricht von der Flucht Laugier's; alle seine Truppen waren in die Reihen des Generals d'Apice übergangen. * Massa, 26. Febr. Am 24. Februar Abends hielten die Demokraten ihren Einzug in Massa-Carrara unter dem Beifallsruf des Volkes. Soldaten und Volk trugen Oelzweige. Kein einziger Flintenschuß war gefallen, die Oelzweige hatten gesiegt. Guerazzi sprach zum Volke und zu der Armee. Er wurde jeden Augenblick unterbrochen durch fanatische Beifallsbezeugungen. Er Der Abgeordnete und Legationsrath Küpfer, welcher der Bestechung beschuldigt wurde und dessen Wahl deshalb vor der Bestätigung zu einer lebhaften Diskussion führte, blieb der Art kompromittirt, daß wirklich eine preußische Legationsrathsnatur dazu gehört, wenn er noch länger in der Kammer bleibt. * Berlin, 27. Febr. Die N. Pr. Z., die überhaupt seit einigen Tagen von Consistorialräthen geschrieben zu sein scheint, läßt sich in den gegenwärtigen Tagen der Trübsal zu folgendem Geständniß verleiten: „Wir wissen, daß die Unverantwortlichkeit und Unverletzlichkeit der Fürsten nichts ist, als eine große Lüge, die zehnmahl praktisch widerlegt, von ihren eigenen Propheten nur noch mit Lächeln ausgeboten wird. Wer sich betrübt und freut, wie wir, wen man beleidigen und verwunden kann, wie ist der unverletzlich? Wen man verklagt, verurtheilt und vertreibt, wie ist der unverantwortlich?“ Nach dieser werthvollen Bemerkung schlägt sie ihre Augen auf gen Himmel, stößt einen tiefen Seufzer aus über die Schlechtigkeit dieser Welt, und stöhnt: „Verantwortung ist die Seele jedes Amtes, und auch die Unterschrift der Fürsten ist nur Contrasignatur von Dem, der den Artikel 42 der Verfassung schwerlich anerkennt.“ Kremsier, 1. März. In der heutigen Sitzung des Reichstags wird die Stelle des Abgeordneten Androvic, der längere Zeit abwesend, zuletzt auf ein Schreiben des Reichstags geantwortet hat, er komme nicht mehr zurück, für erledigt erklärt. Hr. Löhner interpellirt das Kabinet auf folgende Weise: Laut den übereinstimmenden Berichten offizieller und nicht offizieller Blätter haben die russischen Truppen von den bereits längere Zeit besetzten wallachischen Gebieten aus, 20,000 Mann stark, die österreichisch-siebenbürgische Gränze überschritten, seien in Hermannstadt und Kronstadt eingerückt und haben über den bloßen Garnisondienst hinaus nach der Art aktiven Theil an der Operation der österreichischen Truppen genommen, daß die Oesterreicher nur als beigeordnete Corps unter dem russischen Oberbefehl fochten. Die von dem russischen Befehlshaber zu Kronstadt erlassene Proclamation weise zugleich wörtlich darauf hin, daß „er selbst, wenn er sich mit dem österreichischen General nicht verständigt hätte, dennoch bleiben würde zum Schutze der Stadt, wie es der Wille seines Herrn und Kaisers sei.“ Blicke man auf das, was über dieses Ereigniß bekannt geworden, so ergebe sich, daß der russische General, angeblich auf Verlangen der siebenbürgischen Sachsen, aus eigenem Entschlusse eingerückt sei, so zwar, daß selbst die Beistimmung des österreichischen Kriegsrathes zu Kronstadt erst am Tage eingeholt worden, wo die Russen daselbst bereits eingeschritten waren. Aus der Wiener Zeitung ergebe sich zwar, das Ministerium habe an General Puchner keine Ermächtigung ertheilt, andererseits aber stimmen alle Nachrichten dahin überein, daß ein Courier aus St. Petersburg dem russischen General an der siebenbürgischen Gränze die Instruction überbracht habe, auf zeitweilige Requisition von Seiten Oesterreichs einzurücken, ohne daß in der offiziellen Darstellung erwähnt sei, ob das Ministerium eine solche Intervention durch unmittelbare Unterhandlung in St. Petersburg erwirkt habe. Die wichtigste Frage in dieser Sache bleibe somit im Dunkel, die nämlich, ob jener Kaiserliche Wille, auf den sich der russische General beruft, auch Wille des Ministeriums sei oder nicht. Bereits 20 Tage stehen nun die Russen in Oestreich, ohne daß Europa oder Oesterreich oder auch nur der Reichstag wüßte, auf welche Bedingungen sie gekommen sind, auf welche sie ‒ gehen werden. Eine solche Verwirrung aller natürlichen Verhältnisse müsse jedem Freunde der Freiheit tief bedrohlich erscheinen. Ein seit langfestgestelltes stillschweigendes Uebereinkommen der europäischen Kabinette bezeichne jeden nicht traktatmäßigen Einmarsch fremder Truppen in einen selbstständigen Staat, unter welchem Vorwande immer, als ein Ereigniß, welches die Ehre des betreffenden Landes, dessen Selbstständigkeit und Frieden ernstlich bedroht. Namentlich seien die an der Mündung der Donau gelegenen Provinzen vor allen anderen die empfindlichsten Stellen der europäischen Sicherheit und Ruhe, und es sei unzweifelhaft, daß jeder Zuwachs an Territorium an jener Seite zu Gunsten Rußlands die Existenz der Türkei immer mehr gefährde und die Seemächte Europa's zur Gegenwirkung aufrufen müsse ‒ von Oesterreich selbst gar nicht zu sprechen, das von seinen innersten Bedürfnissen und schönsten Hoffnungen nach jenen Gegenden hingewiesen werde. Die Frage sei also nicht eine blos österreichische, sondern interessire ganz Europa. Nur zwei Fälle seinen möglich. Entweder die russische Occupation geschah in Folge eines näheren Einverständnisses oder gar ausdrücklichen Abschlusses eines Vertrages ‒ dann erscheine Oesterreich ganz Europa gegenüber solidarisch verantwortlich für alle nachtheiligen Konsequenzen, welche für die Sicherheit Europa's folgen können; oder diese Vorgänge geschahen ohne Mitwirkung des Kabinets Oesterreichs ‒ und dann übernehme dieses die erwähnte Verantwortlichkeit von dem Augenblicke, wo sie ihm glaubwürdig bekannt wurden. Diese Betrachtungen seien solche, die sich jedem ruhig Denkenden vom bloßen Boden der Thatsache aus aufdrängen mussen. Stelle man sich aber auf den Standpunkt des Oesterreichers, so drängen sich noch ganz andere traurige Konsequenzen auf. Man müsse sich dann fragen: Wozu dieses Haus noch vor Kurzem 80 Mill. außerordentlichen Aufwandes bewilligt habe, wozu ein Heer von 150,000 Mann unter einem lautgerühmten Marschall in Ungarn eperire, wozu die Truppen und Generale im Banat und in Siebenbürgen stehen, wenn selbst der negative Schutz des österreichischen Bodens gegen rebellische Freibeuterhaufen von dem fremden Kaiser erbeten werden muß, und zwar auf alle Gefahren hin, die eine solche Hülfe mit sich führt. Alle Bülletins verkünden Sieg auf Sieg, der Feldherr sei mit mehr als Königlichen Vollmachten versehen, wie komme es, daß man, indeß die Armee gut geleitet sei, die Vollmachten weise gebraucht werden, Kosaken rufe, um den Ruhm der österreichischen Armee zu theilen? Dies der eine Fall. Wenn aber der russische General nur geheime Weisungen befolgte, als er den Wünschen der Bürger nachzukommen schien. Wenn jene Occupation blos die vorgesehene, verabredete Folge des Bündnisses wäre, das Oesterreichs Politik an die Rußlands, das Geschick seiner Völker, ihre Ehre, Freiheit an das Fatum von 80 stummgehorchenden Millionen knüpfte, ein Bündniß, das uns, vom zivilisirten Europa losreißend, zum westlichen Rußland machen würde; müsse dann nicht jeder Oestreicher, jeder freie Mann es für noch ärgeres Unheil halten, daß nicht Zufall sondern Plan, nicht ein Erreigniß, sondern eine verhängnißvolle Entscheidung jenen Eintritt fremder Krieger bewirkt hat? Darüber Klarheit sich zu verschaffen, und zwar bald, sei die Pflicht jedes Volksvertreters. Er stelle daher an das Ministerium folgende Fragen: 1) Hat das Ministerium in einer Art Antheil an dem Einmarsch der Russen, oder hat es zwar nicht zu dem Einschreiten Puchner's beigetragen, jedoch auf diplomatischem Wege in St. Petersburg die Erlassung solcher Instruktionen an den russischen Geneeal veranlaßt, in Folge deren der Einmarsch erfolgte? 2) Den einen oder den anderen Fall gesetzt, ist das Ministerium bereit, die einschlagenden Papiere, resp. die Instruktionen an Puchner oder den Gesandten in St. Petersburg, auf den Tisch des Hauses zu legen? 3) Den ersten Fall gesetzt, ist das Ministerium entschlossen, den General Puchner zur standhältigen Rechtfertigung seines Schrittes zu verhalten? 4) Den zweiten Fall gesetzt, hat das Ministerium die Erlassung solcher Instruktionen an die russischen Generale nur für die siebenbürgische Gränze oder auch für andere Gränzen erwirkt? 5) Ist das Ministerium bereit, dem Hause erschöpfenden Aufschluß zu geben, ob und welche Verhandlungen bezüglich eines Bündnisses mit Rußland und mit welchem Erfolge es stattgefunden? 6) Ist endlich das Ministerium bereit, im Falle, daß die Occupation gegen seinen Wunsch stattgefunden, energisch die Räumung des östreichischen Gebietes zu betreiben? Die heutige Tagesordnung fährt hierauf zu weiterer Debatte über §. 15 der sogenannten „Grundrechte“ in Betreff der Verhältnisse zwischen Staat und Kirche. Sie Sitzung wird um 2 Uhr geschlossen, ohne daß es hierüber zu einem Beschluß gekommen. Von der galizisch-schlesischen Grenze, 27. Febr. Vor zwei Wochen wurde unerwartet das in der Nähe von Bielitz gelegene, als Belustigungsort der bialer und bielitzer Einwohnerschaft bekannte „Waldschlößchen“ von einer halben Compagnie von Schoenhals Infanterie besetzt und durchsucht; es hieß nämlich, daß sich dort ein Transport von fünf und zwanzig französischen Ingenieuren aufhalte, um bei günstiger Gelegenheit über Saypusch und Kamesnica ins magyarische Lager zu gelangen. Die Durchsuchung des Waldschlößchens hatte keinen Erfolg, und das Militär kehrte unverrichteter Sache nach Bielitz zurück; dessenungeachtet meinen Viele, daß an der Sache doch etwas seyn müsse, da in der That in der Gegend von Saypusch ein Franzose, augenscheinlich den bessern Ständen angehörend, angehalten und wegen Mangel an aller Legitimation in Haft gebracht wurde. Gegenwärtig liegt er krank im Militärhospitale zu Biala; er hatte sich Füße und Hände durch ein acht und vierzigstündiges Herumirren in den schneereichen karpatischen Schluchten erfroren. Leichter als von Galizien nach Ungarn ist das Durchkommen von Ungarn aus nach Galizien. Die preußische Regierung hat einen Grenzcordon gegen Galizien und östr. Schlesien einrichten lassen, der wohl nur gegen das Herübertreten magyarischer Korps zu wirken die Bestimmung hat. ‒ Auch eine Compagnie des Regiments Fürstenwärther ist aus Saypusch an die preußische Gränze nach Oswiencim verlegt worden, vermuthlich um das Landvolk der Umgebung zu bestimmen, die vorhin verweigerte Losung vorzunehmen. * Frankfurt, 5. März. Sitzung der Nationalversammlung. Simson präsidirt. Gevekoht (aus Bremen) kündigt im Namen des volkswirthschaftlichen Ausschusses einen Gesetzentwurf über die Auswanderung an und v. Breuning im Namen des Untersuchungsausschusses, daß letzterer jetzt beantrage, die früher versagte Erlaubniß zur Verhaftung des Abgeordneten Peter (Konstanz) zu ertheilen. Es folgt hierauf die Wahl des Präsidenten und der Vicepräsidenten. Zum ersten Präsidenten wurde Simson mit 271 Stimmen (Schüler aus Jena 65 Stimmen der Linken) wiedergewählt, ebenso zum ersten Vicepräsidenten Beseler (der Fundirte) mit 226 Stimmen; zum zweiten Vicepräsidenten Kirchgessner mit 329 Stimmen. Nach Beendigung dieses Wahlgeschäftes erhält der „Edle“ das Wort. Er spricht über den von Dänemark „in einer den Verhältnissen nicht entsprechenden, unförmlichen Weise“ gekündigten Waffenstillstand.: „Unter den angeführten Umständen, sagt er unter Anderem, ist es zwar noch immer möglich, daß die übereilte (?!) Entschließung Dänemarks ohne Folgen bleibe. Die bereits eingeleiteten Friedensunterhandlungen sind aber natürlich als unterbrochen zu betrachten, bis die Uebereilung (?) Dänemarks wieder gutgemacht ist, bis es feststeht, daß bis zu einem weiter zu bestimmenden Termine die Feindseligkeiten nicht werden erneuert, der status quo werde aufrecht erhälten werden. Darauf sind jetzt die Unterhandlungen gerichtet. Dem Reichsministerium liegt es ob, Sorge zu tragen, daß für den Fall der Wiedereröffnung der Feindseligkeiten Deutschland gerüstet sei. Es ist desfalls das Erforderliche eingeleitet. Die Ehre Deutschlands im Frieden wahren zu können, war unsere Hoffnung und unser aufrichtiges Bestreben. Wenn die Schritte Dänemarks die Erneuerung des Krieges im Norden Europa's zur Folge haben sollten, so fällt die Schuld und Verantwortlichkeit auf Dänemark.“ (Oho! Der „Edle“ glaubt wohl, das deutsche Volk hätte das verrätherische Verfahren der deutschen Volks-Zertreter in Frankfurt bei Genehmigung des Waffenstillstandes ganz vergessen und wüßte nicht, daß alle Schmach und alle Schande in erster Linie auf die saubere Majorität der Paulskirche zurückfällt.) In Betreff des Einmarsches der Russen in Siebenbürgen erklärt der „Edle“ auf eine frühere Interpellation Vischer's (Tübingen), daß er sich an den östreichischen Bevollmächtigten um Ausschluß verwendet. (Wahrhaft köstlich! Was konnte auch ein für die heilige Standrechts- und Bestien-Allianz von Rußland, Oestreich und Preußen gewonnenes Reichsministerium anderes thun?) Hr. Rießer (Hamburg) zwingt sich in Betreff der dänischen Angelegenheit einige patriotische Flennereien ab, die von seinem Geistesgelichter beklatscht werden. Auch Hr. Jacobus Venedey (aus Köln) wird über das Gagern-Rießer'sche Gesalbader wieder einmal zu patriotischem Aepfelmuß umgerührt und haspelte nun ebenfalls einige wohlfeile, aber desto lügenhaftere Phrasen von Deutschlands Stärke und Entschlossenheit, „den Feind (das ist doch nicht etwa der winzige Däne?) abzuwehren und den Tempel ‒ seiner Einheit (!!) zu bauen! “ Ihr kläglichen Pfuscher zu Frankfurt wollt doch nicht etwa die Baumeister sein? Man wird Euch Eure Baugelüste seitens der heiligen Allianz sehr bald gehörig anstreichen. Die Knute ist schon bis nach Siebenbürgen vorgerückt und erst wenn sie auf Eurem Rücken und einem andern Theile von Euch umhertanzt, werdet ihr vielleicht inne werden, daß die Nemesis für den Verrath am Volke Euch ereilt hat. Fehrenbach (aus Säckingen) stellt folgenden dringlichen Antrag: Um die angeblichen Gründe zur fortdauernden Verlegung von Reichstruppen in das Großherzogthum Baden prüfen und weitere Anträge stellen zu können, beantrage ich „die hohe Nationalversammlung wolle das Reichskriegsministerium auffordern, die deßfallsigen Akten auf den Tisch des Hauses niederzulegen“. F hrenbach weist durch eine Menge Aktenstücke das üble Betragen der „Reichs“-Soldaten nach und wie daher allein die Aufregung der badischen Bevölkerung gegen diese Reichstruppen zu erklären sei. Er hält eine Amnestie für alle in die letzten Aufstände Verwickelten für das einzige Beruhigungsmittel (Die Rechte lärmt, als wenn sie in einer Fuhrmannskneipe wäre). Es sei lediglich das böse Gewissen eines schlechten Ministeriums, das überall gefahrdrohende Gestalten erblicke und den Schutz der Reichstruppen wieder dieselben herbeirufe. Freundchen Buß (dessen Vatermörder heute etwas schmutzig aussehen) will einfache Tagesordnung. (Der gute Junge!) Fröbel hebt den Unsinn in den Anschuldigungen hervor, die das Ministerium Bekk gegen ihn (Fröbel) vorgebracht und von seinen Besuchen in Baden als vorbereitenden Schritten zu einem neuen Aufstande gefabelt habe. Er überläßt Andern die Entscheidung, ob Hr. Bekk mehr „leichtsinnig“ oder „böswillig“ zu nennen. Brutus-Bassermann bricht sofort eine seiner stumpfen Lanzen zu Gunsten seines Mitverräthers an der deutschen Volkssache. Zum Ueberfluß kommt ihm auch noch der „Edle“ zu Hülfe und der dringliche Antrag Fehrenbach's wird, wie vorauszusehen war, mit Uebergang zur Tagesordnung beseitigt. Jetzt kommt Hr. Reichensperger im Namen des Wahlbegutachtungs-Ausschusses und beantragt in Betreff der am 26. Oktober v. J. in Thiengen abermals erfolgten Wahl Hecker's zum Abgeordneten nach Frankfurt, daß man bei dem frühern Beschlusse ‒ der Ungültigkeitserklärung ‒ stehen bleibe. Trotz L. Simon's eindringlichen Worten für die Gültigkeit der Thiengen'schen Wahl wird letztere abermals kassirt. Und wie schnell das im „Reiche“ zugeht!! Potztausend! Am 26. Oktbr. 1848 fand die Wahl Hecker's statt und schon am 5. März 1849 beschließen die Paulskirchner die Ungültigkeit derselben. Schon um 1 Uhr vertagen sich die Herren. Nächste Sitzung: Donnerstag, den 8. d. Mts. Tagesordnung: 2. Lesung des rückständigen Theils der ‒ † † † ‒ „Grundrechte.“ Frankfurt, 5. März. In der großen Saline Ort bei Aschaffenburg ist ein Aufstand ausgebrochen. Die Aufständischen beabsichtigten, die Saline zu plündern, und zu dem Ende vorher die Kaserne in Brand zu stecken. Die in Ort stationirten Soldaten vertheidigten sich tapfer, mußten sich aber, da ihrer nur vierzig waren, der Aufständischen aber gegen 800, darunter viele Bauern aus dem Kurhessischen, vor der Uebermacht zurückziehen. Dem Vernehmen nach haben die Truppen drei Mann verloren, von den Aufrührern sollen fünfzehn erschossen sein. Es sind sogleich Reichstruppen, Infanterie und Kavallerie, nach dem Aschaffenburgischen abgeschickt. (D. Z.)Italien. * Rom, 24. Febr. Der römische Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Carlo Rusconi, hat folgendes Cirkular an das diplomatische Corps erlassen: „Ein unerhörtes Ereigniß hat stattgefunden, und ich nehme Ihre ganze Aufmerksamkeit dafür in Anspruch, weil es das Völkerrecht verletzt und die Würde Europa's kompromittirt. Das Territorium der römischen Republik ist überfallen worden von österreichischen Truppen, und Ferrara mußte sich den Bedingungen fügen, die ein insolventer Feind ihm auferlegt hat. Man wagt zum Vorwande dieses neuen Insultes von Seiten der kaiserlichen Armee die Konstituirung der Republik, zu der das Volk berechtigt ist, zu nehmen, und unter der Wucht der Bajonette zwingt man eine ganze Bevölkerung die Embleme wieder aufzurichten, welche sie selbst niedergeschlagen hatte als gehässige Zeichen einer Herrschaft, die sie beständig unglücklich gemacht hat. Die römische Republik protestirt aus allen Kräften gegen diesen Mißbrauch der Gewalt und gegen diese Verletzung des Völkerrechts, und bittet Sie, diese Protestation Ihrer Regierung zukommen zu lassen. Wenn unsre Worte nicht gehört würden, könnte der europäische Frieden bedroht werden und die Loyalität aller seiner Regierungen würde verdächtigt; denn alle haben ein ebenso großes Interesse wie die Republik, die Unabhängigkeit der Nationen unverletzt zu erhalten. Ein furchtbarer Krieg würde einen Abgrund graben, der unfehlbar alle die verschlingen würde, die ähnliche Excesse nicht unterdrücken wollten, obgleich sie die Macht dazu in der Hand hatten. Das römische Volk hat von seinem Rechte Gebrauch gemacht, wie so viele andre Völker, indem es sich eine Regierungsform aus eigner Machtfülle gab, und es ist bereit, unter den Ruinen seiner Städte sich begraben zu lassen, ehe es den selbst auferlegten Verpflichtungen untreu werden und die öffentliche Sache der Willkühr eines erbarmungslosen Feindes preisgeben wird. Die römische Republik ist nicht das Ergebniß einer plötzlichen Aufwallung; sie ist das logische, unvermeidliche Resultat einer Reihe von Begebenheiten, die ich hier nicht analysiren will, weil man die Besiegten stets schonen muß. Nehmen Sie also diese Protestation in Empfang, die ich Ihnen im Namen eines ganzen Volke überreiche, das sich eher unter den Trümmern seiner Wohnungen begraben läßt, als sich den Anmuthungen einer Horde von Kroaten zu fügen. Italien ‒ Europa kann es nicht verkennen ‒ ist reif für die Freiheit; es derselben berauben zu wollen, wäre eine Thorheit, die nur mit dem Untergang schuldloser Bevölkerungen enden könnte. Vor Europa, vor der Welt, bei den Rechten der Nationen, im Angesichte Gottes und der Menschen, erklärt die römische Republik diese neue Invasion für verrucht und verbrecherisch, und bereitet sich vor, mit allen Mitteln, die die Freiheit dem Menschen liefert, ihr zu widerstehn. Möge Ihr Land, durch Ihre Vermittlung, möge ganz Europa den Beginn dieses Kampfes erfahren und möge die Schmach und der Schaden die treffen, die ihn sich haben erfüllen lassen.“ In der Sitzung der römischen Constituante vom 21. Februar sagte Minister Sterbini: „Die Ligue zwischen der Priesterkaste, Oesterreich und den Bourbonen ist jetzt eine unwiderlegliche Thatsache. Man wirft Italien eine Herausforderung hin, die Blut verlangt. Soll ich es aussprechen? Mich hatte eine geheime Freude durchzuckt bei der Nachricht von den Ereignissen zu Ferrara, denn ich sah damit die Zeit gekommen, die ganze republikanische Energie zu beweisen. Es ist die Zeit gekommen, jene Maßregeln zu ergreifen, welche ein Volk zu einem Volke von Riesen machen, in seinen eigenen Augen, in den Augen des Auslandes. Was hat Rom heute zu fürchten? Wir stehn nicht mehr allein, Toskana ist mit uns. Livorno und Florenz haben die Republik proklamirt und die Vereinigung mit Rom; Genua ist mit uns; das Volk von Piemont ist mit uns, wehe seinem Könige, wenn er nicht sofort ins Feld zieht, und wenn er unsre Regierung nicht unmittelbar anerkennt. Kein Gioberti wird ihn retten. An uns, denen es gegeben war, Italien den ersten Anstoß zu geben, an uns ist es, zuerst den Feldzug zu eröffnen. Keine halben Maßregeln, keine Transaktion! Ein einziger Gedanke nur bemächtige sich unser Gemüther, der Ruhm der Republik, die Freiheit Italiens!“ In der Sitzung der römischen Constituante vom 22. Februar rief Caroli aus: „Bürger! Es ist nothwendig, daß die Republik in den Arsenalen von Frankreich eine Artilleriebatterie kauft. Man wird für den Dienst alle Pferde, mit Ausnahme der für den Ackerbau und den Handel unentbehrlichen in Anspruch nehmen. Die Republik muß selbst Kanonen gießen und im Nothfall wird man die Glocken dazu nehmen. (Beifallsruf.) Man muß von Venedig 20 Stück Belagerungsgeschütz kommen lassen, um sie gegen die Citadelle von Ferrara zu richten. Ueberall müssen die Freiwilligen einrollirt werden, Kriegsmunition angefertigt, Kugeln, Cartouchen und Pulver. Zwei Dampfschiffe mindestens sind zu beschaffen für den regelmäßigen Dienst von Civita-Vecchia und Ankona. Auf den Apenninen sind Posten zu errichten, um die Einwohnerschaften zu decken. In einem Worte, um mich zu resümiren, keine Worte mehr, Thaten!“ (Beifall.) Sterbini ergriff hierauf das Wort: „Ich billige diese durch einen reinen Patriotismus diktirten Pläne, aber das Wichtige ist, Geld zu schaffen. Mit Geld wird man alles haben, was noch mangelt. Ich verlange, daß die Versammlung jede andre Diskussion beseitigt, um sich mit dem Vorschlage einer gezwungenen Anleihe ausschließlich zu beschäftigen, und daß man in allen Provinzen die regelrechte Eintreibung der Staatssteuern überwacht. So wird es möglich sein, vorwärts zu gehen.“ (Beifall.) Die Versammlung beschloß darauf einstimmig, daß die Herren Mayr und Pichat sich um das Vaterland wohlverdient gemacht durch ihr Betragen bei der Einnahme von Ferrara. In der Sitzung der römischen Constituante vom 21. Februar wurde die ganze Republik solidarisch verbindlich erklärt für allen Schaden, den die Oestreicher in Ferrara oder jedem andern römischen Landestheile anrichten würde. Am 20. Februar theilte der Minister der auswärtigen Angelegenheiten der Constituante einen Brief von Livorno mit, der anzeigt, daß die vereinigten Klubs in öffentlicher Sitzung eine Deputation an die provisorische Regierung von Toskana ernannt haben, um sie zur sofortigen Proklamation der Vereinigung von Rom und Toskana aufzufordern. Die Nachrichten aus den Provinzen lauten durchaus erfreulich. Ueberall derselbe Enthusiasmus. * Toskana. Die „Alba“ vom 25. Februar resümirt die Lage und die Bedürfnisse Italien's in folgenden Zeilen: „Waffen! Geld! Männer! ‒ Ohne Waffen ist eine Revolution meist nur eine schlechtaufgeführte Tragödie. ‒ Geld! Geld! Geld! Ohne Geld, unmöglich die Revolutionen zu wollen. ‒ Männer! Männer! Männer! Ohne Massenerhebung sind Revolutionen ein stehendes Wasser. Also Männer, Waffen, Geld! ‒ Eine Revolution, die das Volk nicht bewaffnet, kein Geld von ihm verlangt und den populären Enthusiasmus nicht unterhält, ist nichts als eine Täuschung, und die Geschichte würde sie ein Verbrechen nennen, das sich an die Stelle eines andren Verbrechens drängte. Waffen! Geld! Männer!“ Dasselbe Blatt schreibt: „Die Beruhigung Toskana's die Flucht Laugier's, der Rückzug der Oestreicher, der Sturz Gioberti's, haben die Existenz unsrer Regierung befestigt, aber ihr zu gleicher Zeit neue Verbindlichkeiten auferlegt, Verbindlichkeiten, mit denen nicht zu transigiren ist. Die Absetzung des Fürsten, die Vereinigung mit Rom werden heute eine unwiderstehliche Nothwendigkeit, welche eine Masse Ausnahmsmaßregeln nach sich zieht. Eine einzige Regierung für Rom und Toskana! Eine einzige Idee für diese Regierung: der Krieg. Ein einziges Vaterland für die Regierer und Regierten Italien's.“ Zu Florenz fand am Abende des 24. Februar ein zahlreicher Aufzug in den Hauptstraßen mit Tambouren, Fahnen und Fackeln Statt. An der Spitze der Zuges befanden sich ländliche Bürgergarden. Diese Volksovation galt dem Pfarrer von Santa-Lucca, der sich geweigert hatte, die Sturmglocke zu läuten und contrerevolutionäre Feuersignale in der berüchtigten Nacht vom 21. Febr. anzuzünden. Er war daher gezwungen, sich versteckt zu halten, um sich dem ihm von den Reaktionären angedrohten Tode zu entziehen. Dieser Pfarrer heißt Camillo Barni. Eine telegraphische Depesche von Pisa, datirt vom 24. Febrrar 11 Uhr 39 Minuten, bestätigt die Nachricht von der Flucht Laugier's; alle seine Truppen waren in die Reihen des Generals d'Apice übergangen. * Massa, 26. Febr. Am 24. Februar Abends hielten die Demokraten ihren Einzug in Massa-Carrara unter dem Beifallsruf des Volkes. Soldaten und Volk trugen Oelzweige. Kein einziger Flintenschuß war gefallen, die Oelzweige hatten gesiegt. Guerazzi sprach zum Volke und zu der Armee. Er wurde jeden Augenblick unterbrochen durch fanatische Beifallsbezeugungen. Er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar240_007" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="1326"/> Der Abgeordnete und Legationsrath Küpfer, welcher der Bestechung beschuldigt wurde und dessen Wahl deshalb vor der Bestätigung zu einer lebhaften Diskussion führte, blieb der Art kompromittirt, daß wirklich eine preußische Legationsrathsnatur dazu gehört, wenn er noch länger in der Kammer bleibt.</p> </div> <div xml:id="ar240_008" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 27. Febr.</head> <p>Die N. Pr. Z., die überhaupt seit einigen Tagen von Consistorialräthen geschrieben zu sein scheint, läßt sich in den gegenwärtigen Tagen der Trübsal zu folgendem Geständniß verleiten: „Wir wissen, daß die <hi rendition="#g">Unverantwortlichkeit</hi> und <hi rendition="#g">Unverletzlichkeit der Fürsten nichts ist, als eine große Lüge,</hi> die zehnmahl praktisch widerlegt, von ihren eigenen Propheten nur noch mit Lächeln ausgeboten wird. Wer sich betrübt und freut, wie wir, wen man beleidigen und verwunden kann, wie ist der unverletzlich? Wen man verklagt, verurtheilt und vertreibt, wie ist der unverantwortlich?“</p> <p>Nach dieser werthvollen Bemerkung schlägt sie ihre Augen auf gen Himmel, stößt einen tiefen Seufzer aus über die Schlechtigkeit dieser Welt, und stöhnt: „Verantwortung ist die Seele jedes Amtes, und auch die Unterschrift der Fürsten ist nur Contrasignatur von <hi rendition="#g">Dem,</hi> der den Artikel 42 der Verfassung schwerlich anerkennt.“</p> </div> <div xml:id="ar240_009" type="jArticle"> <head>Kremsier, 1. März.</head> <p>In der heutigen Sitzung des Reichstags wird die Stelle des Abgeordneten Androvic, der längere Zeit abwesend, zuletzt auf ein Schreiben des Reichstags geantwortet hat, er komme nicht mehr zurück, für erledigt erklärt.</p> <p>Hr. <hi rendition="#g">Löhner</hi> interpellirt das Kabinet auf folgende Weise:</p> <p>Laut den übereinstimmenden Berichten offizieller und nicht offizieller Blätter haben die russischen Truppen von den bereits längere Zeit besetzten wallachischen Gebieten aus, 20,000 Mann stark, die österreichisch-siebenbürgische Gränze überschritten, seien in Hermannstadt und Kronstadt eingerückt und haben über den bloßen Garnisondienst hinaus nach der Art aktiven Theil an der Operation der österreichischen Truppen genommen, daß die Oesterreicher nur als beigeordnete Corps unter dem russischen Oberbefehl fochten. Die von dem russischen Befehlshaber zu Kronstadt erlassene Proclamation weise zugleich wörtlich darauf hin, daß „er selbst, wenn er sich mit dem österreichischen General nicht verständigt hätte, dennoch bleiben würde zum Schutze der Stadt, wie es der Wille seines Herrn und Kaisers sei.“ Blicke man auf das, was über dieses Ereigniß bekannt geworden, so ergebe sich, daß der russische General, angeblich auf Verlangen der siebenbürgischen Sachsen, aus eigenem Entschlusse eingerückt sei, so zwar, daß selbst die Beistimmung des österreichischen Kriegsrathes zu Kronstadt erst am Tage eingeholt worden, wo die Russen daselbst bereits eingeschritten waren. Aus der Wiener Zeitung ergebe sich zwar, das Ministerium habe an General Puchner keine Ermächtigung ertheilt, andererseits aber stimmen alle Nachrichten dahin überein, daß ein Courier aus St. Petersburg dem russischen General an der siebenbürgischen Gränze die Instruction überbracht habe, auf zeitweilige Requisition von Seiten Oesterreichs einzurücken, ohne daß in der offiziellen Darstellung erwähnt sei, ob das Ministerium eine solche Intervention durch unmittelbare Unterhandlung in St. Petersburg erwirkt habe. Die wichtigste Frage in dieser Sache bleibe somit im Dunkel, die nämlich, ob jener Kaiserliche Wille, auf den sich der russische General beruft, auch Wille des Ministeriums sei oder nicht. Bereits 20 Tage stehen nun die Russen in Oestreich, ohne daß Europa oder Oesterreich oder auch nur der Reichstag wüßte, auf welche Bedingungen sie gekommen sind, auf welche sie ‒ gehen werden. Eine solche Verwirrung aller natürlichen Verhältnisse müsse jedem Freunde der Freiheit tief bedrohlich erscheinen. Ein seit langfestgestelltes stillschweigendes Uebereinkommen der europäischen Kabinette bezeichne jeden nicht traktatmäßigen Einmarsch fremder Truppen in einen selbstständigen Staat, unter welchem Vorwande immer, als ein Ereigniß, welches die Ehre des betreffenden Landes, dessen Selbstständigkeit und Frieden ernstlich bedroht. Namentlich seien die an der Mündung der Donau gelegenen Provinzen vor allen anderen die empfindlichsten Stellen der europäischen Sicherheit und Ruhe, und es sei unzweifelhaft, daß jeder Zuwachs an Territorium an jener Seite zu Gunsten Rußlands die Existenz der Türkei immer mehr gefährde und die Seemächte Europa's zur Gegenwirkung aufrufen müsse ‒ von Oesterreich selbst gar nicht zu sprechen, das von seinen innersten Bedürfnissen und schönsten Hoffnungen nach jenen Gegenden hingewiesen werde. Die Frage sei also nicht eine blos österreichische, sondern interessire ganz Europa. Nur zwei Fälle seinen möglich. Entweder die russische Occupation geschah in Folge eines näheren Einverständnisses oder gar ausdrücklichen Abschlusses eines Vertrages ‒ dann erscheine Oesterreich ganz Europa gegenüber solidarisch verantwortlich für alle nachtheiligen Konsequenzen, welche für die Sicherheit Europa's folgen können; oder diese Vorgänge geschahen ohne Mitwirkung des Kabinets Oesterreichs ‒ und dann übernehme dieses die erwähnte Verantwortlichkeit von dem Augenblicke, wo sie ihm glaubwürdig bekannt wurden. Diese Betrachtungen seien solche, die sich jedem ruhig Denkenden vom bloßen Boden der Thatsache aus aufdrängen mussen. Stelle man sich aber auf den Standpunkt des Oesterreichers, so drängen sich noch ganz andere traurige Konsequenzen auf. Man müsse sich dann fragen: Wozu dieses Haus noch vor Kurzem 80 Mill. außerordentlichen Aufwandes bewilligt habe, wozu ein Heer von 150,000 Mann unter einem lautgerühmten Marschall in Ungarn eperire, wozu die Truppen und Generale im Banat und in Siebenbürgen stehen, wenn selbst der negative Schutz des österreichischen Bodens gegen rebellische Freibeuterhaufen von dem fremden Kaiser erbeten werden muß, und zwar auf alle Gefahren hin, die eine solche Hülfe mit sich führt. Alle Bülletins verkünden Sieg auf Sieg, der Feldherr sei mit mehr als Königlichen Vollmachten versehen, wie komme es, daß man, indeß die Armee gut geleitet sei, die Vollmachten weise gebraucht werden, Kosaken rufe, um den Ruhm der österreichischen Armee zu theilen? Dies der eine Fall. Wenn aber der russische General nur geheime Weisungen befolgte, als er den Wünschen der Bürger nachzukommen schien. Wenn jene Occupation blos die vorgesehene, verabredete Folge des Bündnisses wäre, das Oesterreichs Politik an die Rußlands, das Geschick seiner Völker, ihre Ehre, Freiheit an das Fatum von 80 stummgehorchenden Millionen knüpfte, ein Bündniß, das uns, vom zivilisirten Europa losreißend, zum westlichen Rußland machen würde; müsse dann nicht jeder Oestreicher, jeder freie Mann es für noch ärgeres Unheil halten, daß nicht Zufall sondern Plan, nicht ein Erreigniß, sondern eine verhängnißvolle Entscheidung jenen Eintritt fremder Krieger bewirkt hat? Darüber Klarheit sich zu verschaffen, und zwar bald, sei die Pflicht jedes Volksvertreters. Er stelle daher an das Ministerium folgende Fragen:</p> <p>1) Hat das Ministerium in einer Art Antheil an dem Einmarsch der Russen, oder hat es zwar nicht zu dem Einschreiten Puchner's beigetragen, jedoch auf diplomatischem Wege in St. Petersburg die Erlassung solcher Instruktionen an den russischen Geneeal veranlaßt, in Folge deren der Einmarsch erfolgte?</p> <p>2) Den einen oder den anderen Fall gesetzt, ist das Ministerium bereit, die einschlagenden Papiere, resp. die Instruktionen an Puchner oder den Gesandten in St. Petersburg, auf den Tisch des Hauses zu legen?</p> <p>3) Den ersten Fall gesetzt, ist das Ministerium entschlossen, den General Puchner zur standhältigen Rechtfertigung seines Schrittes zu verhalten?</p> <p>4) Den zweiten Fall gesetzt, hat das Ministerium die Erlassung solcher Instruktionen an die russischen Generale nur für die siebenbürgische Gränze oder auch für andere Gränzen erwirkt?</p> <p>5) Ist das Ministerium bereit, dem Hause erschöpfenden Aufschluß zu geben, ob und welche Verhandlungen bezüglich eines Bündnisses mit Rußland und mit welchem Erfolge es stattgefunden?</p> <p>6) Ist endlich das Ministerium bereit, im Falle, daß die Occupation gegen seinen Wunsch stattgefunden, energisch die Räumung des östreichischen Gebietes zu betreiben?</p> <p>Die heutige Tagesordnung fährt hierauf zu weiterer Debatte über §. 15 der sogenannten „Grundrechte“ in Betreff der Verhältnisse zwischen Staat und Kirche. Sie Sitzung wird um 2 Uhr geschlossen, ohne daß es hierüber zu einem Beschluß gekommen.</p> </div> <div xml:id="ar240_010" type="jArticle"> <head>Von der galizisch-schlesischen Grenze, 27. Febr.</head> <p>Vor zwei Wochen wurde unerwartet das in der Nähe von Bielitz gelegene, als Belustigungsort der bialer und bielitzer Einwohnerschaft bekannte „Waldschlößchen“ von einer halben Compagnie von Schoenhals Infanterie besetzt und durchsucht; es hieß nämlich, daß sich dort ein Transport von fünf und zwanzig französischen Ingenieuren aufhalte, um bei günstiger Gelegenheit über Saypusch und Kamesnica ins magyarische Lager zu gelangen. Die Durchsuchung des Waldschlößchens hatte keinen Erfolg, und das Militär kehrte unverrichteter Sache nach Bielitz zurück; dessenungeachtet meinen Viele, daß an der Sache doch etwas seyn müsse, da in der That in der Gegend von Saypusch ein Franzose, augenscheinlich den bessern Ständen angehörend, angehalten und wegen Mangel an aller Legitimation in Haft gebracht wurde. Gegenwärtig liegt er krank im Militärhospitale zu Biala; er hatte sich Füße und Hände durch ein acht und vierzigstündiges Herumirren in den schneereichen karpatischen Schluchten erfroren. Leichter als von Galizien nach Ungarn ist das Durchkommen von Ungarn aus nach Galizien.</p> <p>Die preußische Regierung hat einen Grenzcordon gegen Galizien und östr. Schlesien einrichten lassen, der wohl nur gegen das Herübertreten magyarischer Korps zu wirken die Bestimmung hat. ‒ Auch eine Compagnie des Regiments Fürstenwärther ist aus Saypusch an die preußische Gränze nach Oswiencim verlegt worden, vermuthlich um das Landvolk der Umgebung zu bestimmen, die vorhin verweigerte Losung vorzunehmen.</p> </div> <div xml:id="ar240_011" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Frankfurt, 5. März.</head> <p>Sitzung der Nationalversammlung. Simson präsidirt. Gevekoht (aus Bremen) kündigt im Namen des volkswirthschaftlichen Ausschusses einen Gesetzentwurf über die Auswanderung an und v. Breuning im Namen des Untersuchungsausschusses, daß letzterer jetzt beantrage, die früher versagte Erlaubniß zur Verhaftung des Abgeordneten Peter (Konstanz) zu ertheilen.</p> <p>Es folgt hierauf die Wahl des Präsidenten und der Vicepräsidenten.</p> <p>Zum ersten Präsidenten wurde Simson mit 271 Stimmen (Schüler aus Jena 65 Stimmen der Linken) wiedergewählt, ebenso zum ersten Vicepräsidenten Beseler (der Fundirte) mit 226 Stimmen; zum zweiten Vicepräsidenten Kirchgessner mit 329 Stimmen.</p> <p>Nach Beendigung dieses Wahlgeschäftes erhält der „Edle“ das Wort. Er spricht über den von Dänemark „in einer den Verhältnissen nicht entsprechenden, unförmlichen Weise“ gekündigten Waffenstillstand.:</p> <p>„Unter den angeführten Umständen, sagt er unter Anderem, ist es zwar noch immer möglich, daß die übereilte (?!) Entschließung Dänemarks ohne Folgen bleibe. Die bereits eingeleiteten Friedensunterhandlungen sind aber natürlich als unterbrochen zu betrachten, bis die Uebereilung (?) Dänemarks wieder gutgemacht ist, bis es feststeht, daß bis zu einem weiter zu bestimmenden Termine die Feindseligkeiten nicht werden erneuert, der status quo werde aufrecht erhälten werden. Darauf sind jetzt die Unterhandlungen gerichtet.</p> <p>Dem Reichsministerium liegt es ob, Sorge zu tragen, daß für den Fall der Wiedereröffnung der Feindseligkeiten Deutschland gerüstet sei. Es ist desfalls das Erforderliche eingeleitet. Die Ehre Deutschlands im Frieden wahren zu können, war unsere Hoffnung und unser aufrichtiges Bestreben. Wenn die Schritte Dänemarks die Erneuerung des Krieges im Norden Europa's zur Folge haben sollten, so fällt die Schuld und Verantwortlichkeit auf Dänemark.“</p> <p>(Oho! Der „Edle“ glaubt wohl, das deutsche Volk hätte das verrätherische Verfahren der deutschen Volks-Zertreter in Frankfurt bei Genehmigung des Waffenstillstandes ganz vergessen und wüßte nicht, daß alle Schmach und alle Schande in erster Linie auf die saubere Majorität der Paulskirche zurückfällt.)</p> <p>In Betreff des Einmarsches der Russen in Siebenbürgen erklärt der „Edle“ auf eine frühere Interpellation Vischer's (Tübingen), daß er sich an den östreichischen Bevollmächtigten um Ausschluß verwendet. (Wahrhaft köstlich! Was konnte auch ein für die heilige Standrechts- und Bestien-Allianz von Rußland, Oestreich und Preußen gewonnenes Reichsministerium anderes thun?)</p> <p>Hr. Rießer (Hamburg) zwingt sich in Betreff der dänischen Angelegenheit einige patriotische Flennereien ab, die von seinem Geistesgelichter beklatscht werden.</p> <p>Auch Hr. Jacobus Venedey (aus Köln) wird über das Gagern-Rießer'sche Gesalbader wieder einmal zu patriotischem Aepfelmuß umgerührt und haspelte nun ebenfalls einige wohlfeile, aber desto lügenhaftere Phrasen von Deutschlands Stärke und Entschlossenheit, „den Feind (das ist doch nicht etwa der winzige Däne?) abzuwehren und den Tempel ‒ seiner Einheit (!!) zu bauen! “ Ihr kläglichen Pfuscher zu Frankfurt wollt doch nicht etwa die Baumeister sein? Man wird Euch Eure Baugelüste seitens der heiligen Allianz sehr bald gehörig anstreichen. Die Knute ist schon bis nach Siebenbürgen vorgerückt und erst wenn sie auf Eurem Rücken und einem andern Theile von Euch umhertanzt, werdet ihr vielleicht inne werden, daß die Nemesis für den Verrath am Volke Euch ereilt hat.</p> <p>Fehrenbach (aus Säckingen) stellt folgenden dringlichen Antrag:</p> <p>Um die angeblichen Gründe zur fortdauernden Verlegung von Reichstruppen in das Großherzogthum Baden prüfen und weitere Anträge stellen zu können, beantrage ich</p> <p>„die hohe Nationalversammlung wolle das Reichskriegsministerium auffordern, die deßfallsigen Akten auf den Tisch des Hauses niederzulegen“.</p> <p>F hrenbach weist durch eine Menge Aktenstücke das üble Betragen der „Reichs“-Soldaten nach und wie daher allein die Aufregung der badischen Bevölkerung gegen diese Reichstruppen zu erklären sei. Er hält eine Amnestie für alle in die letzten Aufstände Verwickelten für das einzige Beruhigungsmittel (Die Rechte lärmt, als wenn sie in einer Fuhrmannskneipe wäre). Es sei lediglich das böse Gewissen eines schlechten Ministeriums, das überall gefahrdrohende Gestalten erblicke und den Schutz der Reichstruppen wieder dieselben herbeirufe. Freundchen Buß (dessen Vatermörder heute etwas schmutzig aussehen) will einfache Tagesordnung. (Der gute Junge!) Fröbel hebt den Unsinn in den Anschuldigungen hervor, die das Ministerium Bekk gegen ihn (Fröbel) vorgebracht und von seinen Besuchen in Baden als vorbereitenden Schritten zu einem neuen Aufstande gefabelt habe. Er überläßt Andern die Entscheidung, ob Hr. Bekk mehr „leichtsinnig“ oder „böswillig“ zu nennen. Brutus-Bassermann bricht sofort eine seiner stumpfen Lanzen zu Gunsten seines Mitverräthers an der deutschen Volkssache. Zum Ueberfluß kommt ihm auch noch der „Edle“ zu Hülfe und der dringliche Antrag Fehrenbach's wird, wie vorauszusehen war, mit Uebergang zur Tagesordnung beseitigt.</p> <p>Jetzt kommt Hr. Reichensperger im Namen des Wahlbegutachtungs-Ausschusses und beantragt in Betreff der am 26. Oktober v. J. in Thiengen abermals erfolgten Wahl Hecker's zum Abgeordneten nach Frankfurt, daß man bei dem frühern Beschlusse ‒ der Ungültigkeitserklärung ‒ stehen bleibe. Trotz L. Simon's eindringlichen Worten für die Gültigkeit der Thiengen'schen Wahl wird letztere abermals kassirt. Und wie schnell das im „Reiche“ zugeht!! Potztausend! Am 26. Oktbr. 1848 fand die Wahl Hecker's statt und schon am 5. März 1849 beschließen die Paulskirchner die Ungültigkeit derselben.</p> <p>Schon um 1 Uhr vertagen sich die Herren. Nächste Sitzung: Donnerstag, den 8. d. Mts. Tagesordnung: 2. Lesung des rückständigen Theils der ‒ † † † ‒ „Grundrechte.“</p> </div> <div xml:id="ar240_012" type="jArticle"> <head>Frankfurt, 5. März.</head> <p>In der großen Saline Ort bei Aschaffenburg ist ein Aufstand ausgebrochen. Die Aufständischen beabsichtigten, die Saline zu plündern, und zu dem Ende vorher die Kaserne in Brand zu stecken. Die in Ort stationirten Soldaten vertheidigten sich tapfer, mußten sich aber, da ihrer nur vierzig waren, der Aufständischen aber gegen 800, darunter viele Bauern aus dem Kurhessischen, vor der Uebermacht zurückziehen. Dem Vernehmen nach haben die Truppen drei Mann verloren, von den Aufrührern sollen fünfzehn erschossen sein. Es sind sogleich Reichstruppen, Infanterie und Kavallerie, nach dem Aschaffenburgischen abgeschickt.</p> <bibl>(D. Z.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar240_013" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 24. Febr.</head> <p>Der <hi rendition="#g">römische</hi> Minister der auswärtigen Angelegenheiten, <hi rendition="#g">Carlo Rusconi,</hi> hat folgendes Cirkular an das diplomatische Corps erlassen:</p> <p>„Ein unerhörtes Ereigniß hat stattgefunden, und ich nehme Ihre ganze Aufmerksamkeit dafür in Anspruch, weil es das Völkerrecht verletzt und die Würde Europa's kompromittirt. Das Territorium der römischen Republik ist überfallen worden von österreichischen Truppen, und Ferrara mußte sich den Bedingungen fügen, die ein insolventer Feind ihm auferlegt hat. Man wagt zum Vorwande dieses neuen Insultes von Seiten der kaiserlichen Armee die Konstituirung der Republik, zu der das Volk berechtigt ist, zu nehmen, und unter der Wucht der Bajonette zwingt man eine ganze Bevölkerung die Embleme wieder aufzurichten, welche sie selbst niedergeschlagen hatte als gehässige Zeichen einer Herrschaft, die sie beständig unglücklich gemacht hat. Die römische Republik protestirt aus allen Kräften gegen diesen Mißbrauch der Gewalt und gegen diese Verletzung des Völkerrechts, und bittet Sie, diese Protestation Ihrer Regierung zukommen zu lassen. Wenn unsre Worte nicht gehört würden, könnte der europäische Frieden bedroht werden und die Loyalität aller seiner Regierungen würde verdächtigt; denn alle haben ein ebenso großes Interesse wie die Republik, die Unabhängigkeit der Nationen unverletzt zu erhalten. Ein furchtbarer Krieg würde einen Abgrund graben, der unfehlbar alle die verschlingen würde, die ähnliche Excesse nicht unterdrücken wollten, obgleich sie die Macht dazu in der Hand hatten. Das römische Volk hat von seinem Rechte Gebrauch gemacht, wie so viele andre Völker, indem es sich eine Regierungsform aus eigner Machtfülle gab, und es ist bereit, unter den Ruinen seiner Städte sich begraben zu lassen, ehe es den selbst auferlegten Verpflichtungen untreu werden und die öffentliche Sache der Willkühr eines erbarmungslosen Feindes preisgeben wird. Die römische Republik ist nicht das Ergebniß einer plötzlichen Aufwallung; sie ist das logische, unvermeidliche Resultat einer Reihe von Begebenheiten, die ich hier nicht analysiren will, weil man die Besiegten stets schonen muß. Nehmen Sie also diese Protestation in Empfang, die ich Ihnen im Namen eines ganzen Volke überreiche, das sich eher unter den Trümmern seiner Wohnungen begraben läßt, als sich den Anmuthungen einer Horde von Kroaten zu fügen. Italien ‒ Europa kann es nicht verkennen ‒ ist reif für die Freiheit; es derselben berauben zu wollen, wäre eine Thorheit, die nur mit dem Untergang schuldloser Bevölkerungen enden könnte. Vor Europa, vor der Welt, bei den Rechten der Nationen, im Angesichte Gottes und der Menschen, erklärt die römische Republik diese neue Invasion für verrucht und verbrecherisch, und bereitet sich vor, mit allen Mitteln, die die Freiheit dem Menschen liefert, ihr zu widerstehn.</p> <p>Möge Ihr Land, durch Ihre Vermittlung, möge ganz Europa den Beginn dieses Kampfes erfahren und möge die Schmach und der Schaden die treffen, die ihn sich haben erfüllen lassen.“</p> <p>In der Sitzung der römischen Constituante vom 21. Februar sagte Minister <hi rendition="#g">Sterbini:</hi> </p> <p>„Die Ligue zwischen der Priesterkaste, Oesterreich und den Bourbonen ist jetzt eine unwiderlegliche Thatsache. Man wirft Italien eine Herausforderung hin, die Blut verlangt. Soll ich es aussprechen? Mich hatte eine geheime Freude durchzuckt bei der Nachricht von den Ereignissen zu Ferrara, denn ich sah damit die Zeit gekommen, die ganze republikanische Energie zu beweisen. Es ist die Zeit gekommen, jene Maßregeln zu ergreifen, welche ein Volk zu einem Volke von Riesen machen, in seinen eigenen Augen, in den Augen des Auslandes. Was hat Rom heute zu fürchten? Wir stehn nicht mehr allein, Toskana ist mit uns. Livorno und Florenz haben die Republik proklamirt und die Vereinigung mit Rom; Genua ist mit uns; das Volk von Piemont ist mit uns, wehe seinem Könige, wenn er nicht sofort ins Feld zieht, und wenn er unsre Regierung nicht unmittelbar anerkennt. Kein Gioberti wird ihn retten. An uns, denen es gegeben war, Italien den ersten Anstoß zu geben, an uns ist es, zuerst den Feldzug zu eröffnen. Keine halben Maßregeln, keine Transaktion! Ein einziger Gedanke nur bemächtige sich unser Gemüther, der Ruhm der Republik, die Freiheit Italiens!“</p> <p>In der Sitzung der römischen Constituante vom 22. Februar rief <hi rendition="#g">Caroli</hi> aus:</p> <p>„Bürger! Es ist nothwendig, daß die Republik in den Arsenalen von Frankreich eine Artilleriebatterie kauft. Man wird für den Dienst alle Pferde, mit Ausnahme der für den Ackerbau und den Handel unentbehrlichen in Anspruch nehmen. Die Republik muß selbst Kanonen gießen und im Nothfall wird man die Glocken dazu nehmen. (Beifallsruf.) Man muß von Venedig 20 Stück Belagerungsgeschütz kommen lassen, um sie gegen die Citadelle von Ferrara zu richten. Ueberall müssen die Freiwilligen einrollirt werden, Kriegsmunition angefertigt, Kugeln, Cartouchen und Pulver. Zwei Dampfschiffe mindestens sind zu beschaffen für den regelmäßigen Dienst von Civita-Vecchia und Ankona. Auf den Apenninen sind Posten zu errichten, um die Einwohnerschaften zu decken. In einem Worte, um mich zu resümiren, keine Worte mehr, Thaten!“ (Beifall.) <hi rendition="#g">Sterbini</hi> ergriff hierauf das Wort: „Ich billige diese durch einen reinen Patriotismus diktirten Pläne, aber das Wichtige ist, <hi rendition="#g">Geld</hi> zu schaffen. Mit Geld wird man alles haben, was noch mangelt. Ich verlange, daß die Versammlung jede andre Diskussion beseitigt, um sich mit dem Vorschlage einer gezwungenen Anleihe ausschließlich zu beschäftigen, und daß man in allen Provinzen die regelrechte Eintreibung der Staatssteuern überwacht. So wird es möglich sein, vorwärts zu gehen.“ (Beifall.) Die Versammlung beschloß darauf einstimmig, daß die Herren Mayr und Pichat sich um das Vaterland wohlverdient gemacht durch ihr Betragen bei der Einnahme von Ferrara.</p> <p>In der Sitzung der römischen Constituante vom 21. Februar wurde die ganze Republik solidarisch verbindlich erklärt für allen Schaden, den die Oestreicher in Ferrara oder jedem andern römischen Landestheile anrichten würde. Am 20. Februar theilte der Minister der auswärtigen Angelegenheiten der Constituante einen Brief von Livorno mit, der anzeigt, daß die vereinigten Klubs in öffentlicher Sitzung eine Deputation an die provisorische Regierung von Toskana ernannt haben, um sie zur sofortigen Proklamation der Vereinigung von Rom und Toskana aufzufordern.</p> <p>Die Nachrichten aus den Provinzen lauten durchaus erfreulich. Ueberall derselbe Enthusiasmus.</p> </div> <div xml:id="ar240_014" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Toskana.</head> <p>Die „<hi rendition="#g">Alba</hi>“ vom 25. Februar resümirt die Lage und die Bedürfnisse Italien's in folgenden Zeilen:</p> <p>„Waffen! Geld! Männer! ‒ Ohne Waffen ist eine Revolution meist nur eine schlechtaufgeführte Tragödie. ‒ Geld! Geld! Geld! Ohne Geld, unmöglich die Revolutionen zu wollen. ‒ Männer! Männer! Männer! Ohne Massenerhebung sind Revolutionen ein stehendes Wasser. Also Männer, Waffen, Geld! ‒ Eine Revolution, die das Volk nicht bewaffnet, kein Geld von ihm verlangt und den populären Enthusiasmus nicht unterhält, ist nichts als eine Täuschung, und die Geschichte würde sie ein Verbrechen nennen, das sich an die Stelle eines andren Verbrechens drängte. Waffen! Geld! Männer!“</p> <p>Dasselbe Blatt schreibt:</p> <p>„Die Beruhigung Toskana's die Flucht Laugier's, der Rückzug der Oestreicher, der Sturz Gioberti's, haben die Existenz unsrer Regierung befestigt, aber ihr zu gleicher Zeit neue Verbindlichkeiten auferlegt, Verbindlichkeiten, mit denen nicht zu transigiren ist. Die Absetzung des Fürsten, die Vereinigung mit Rom werden heute eine unwiderstehliche Nothwendigkeit, welche eine Masse Ausnahmsmaßregeln nach sich zieht. Eine einzige Regierung für Rom und Toskana! Eine einzige Idee für diese Regierung: der Krieg. <hi rendition="#g">Ein</hi> einziges Vaterland für die Regierer und Regierten Italien's.“</p> <p>Zu <hi rendition="#g">Florenz</hi> fand am Abende des 24. Februar ein zahlreicher Aufzug in den Hauptstraßen mit Tambouren, Fahnen und Fackeln Statt. An der Spitze der Zuges befanden sich ländliche Bürgergarden. Diese Volksovation galt dem Pfarrer von Santa-Lucca, der sich geweigert hatte, die Sturmglocke zu läuten und contrerevolutionäre Feuersignale in der berüchtigten Nacht vom 21. Febr. anzuzünden. Er war daher gezwungen, sich versteckt zu halten, um sich dem ihm von den Reaktionären angedrohten Tode zu entziehen. Dieser Pfarrer heißt Camillo Barni.</p> <p>Eine telegraphische Depesche von <hi rendition="#g">Pisa,</hi> datirt vom 24. Febrrar 11 Uhr 39 Minuten, bestätigt die Nachricht von der Flucht Laugier's; alle seine Truppen waren in die Reihen des Generals d'Apice übergangen.</p> </div> <div xml:id="ar240_015" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Massa, 26. Febr.</head> <p>Am 24. Februar Abends hielten die Demokraten ihren Einzug in Massa-Carrara unter dem Beifallsruf des Volkes. Soldaten und Volk trugen Oelzweige. Kein einziger Flintenschuß war gefallen, die Oelzweige hatten gesiegt.</p> <p>Guerazzi sprach zum Volke und zu der Armee. Er wurde jeden Augenblick unterbrochen durch fanatische Beifallsbezeugungen. Er </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1326/0002]
Der Abgeordnete und Legationsrath Küpfer, welcher der Bestechung beschuldigt wurde und dessen Wahl deshalb vor der Bestätigung zu einer lebhaften Diskussion führte, blieb der Art kompromittirt, daß wirklich eine preußische Legationsrathsnatur dazu gehört, wenn er noch länger in der Kammer bleibt.
* Berlin, 27. Febr. Die N. Pr. Z., die überhaupt seit einigen Tagen von Consistorialräthen geschrieben zu sein scheint, läßt sich in den gegenwärtigen Tagen der Trübsal zu folgendem Geständniß verleiten: „Wir wissen, daß die Unverantwortlichkeit und Unverletzlichkeit der Fürsten nichts ist, als eine große Lüge, die zehnmahl praktisch widerlegt, von ihren eigenen Propheten nur noch mit Lächeln ausgeboten wird. Wer sich betrübt und freut, wie wir, wen man beleidigen und verwunden kann, wie ist der unverletzlich? Wen man verklagt, verurtheilt und vertreibt, wie ist der unverantwortlich?“
Nach dieser werthvollen Bemerkung schlägt sie ihre Augen auf gen Himmel, stößt einen tiefen Seufzer aus über die Schlechtigkeit dieser Welt, und stöhnt: „Verantwortung ist die Seele jedes Amtes, und auch die Unterschrift der Fürsten ist nur Contrasignatur von Dem, der den Artikel 42 der Verfassung schwerlich anerkennt.“
Kremsier, 1. März. In der heutigen Sitzung des Reichstags wird die Stelle des Abgeordneten Androvic, der längere Zeit abwesend, zuletzt auf ein Schreiben des Reichstags geantwortet hat, er komme nicht mehr zurück, für erledigt erklärt.
Hr. Löhner interpellirt das Kabinet auf folgende Weise:
Laut den übereinstimmenden Berichten offizieller und nicht offizieller Blätter haben die russischen Truppen von den bereits längere Zeit besetzten wallachischen Gebieten aus, 20,000 Mann stark, die österreichisch-siebenbürgische Gränze überschritten, seien in Hermannstadt und Kronstadt eingerückt und haben über den bloßen Garnisondienst hinaus nach der Art aktiven Theil an der Operation der österreichischen Truppen genommen, daß die Oesterreicher nur als beigeordnete Corps unter dem russischen Oberbefehl fochten. Die von dem russischen Befehlshaber zu Kronstadt erlassene Proclamation weise zugleich wörtlich darauf hin, daß „er selbst, wenn er sich mit dem österreichischen General nicht verständigt hätte, dennoch bleiben würde zum Schutze der Stadt, wie es der Wille seines Herrn und Kaisers sei.“ Blicke man auf das, was über dieses Ereigniß bekannt geworden, so ergebe sich, daß der russische General, angeblich auf Verlangen der siebenbürgischen Sachsen, aus eigenem Entschlusse eingerückt sei, so zwar, daß selbst die Beistimmung des österreichischen Kriegsrathes zu Kronstadt erst am Tage eingeholt worden, wo die Russen daselbst bereits eingeschritten waren. Aus der Wiener Zeitung ergebe sich zwar, das Ministerium habe an General Puchner keine Ermächtigung ertheilt, andererseits aber stimmen alle Nachrichten dahin überein, daß ein Courier aus St. Petersburg dem russischen General an der siebenbürgischen Gränze die Instruction überbracht habe, auf zeitweilige Requisition von Seiten Oesterreichs einzurücken, ohne daß in der offiziellen Darstellung erwähnt sei, ob das Ministerium eine solche Intervention durch unmittelbare Unterhandlung in St. Petersburg erwirkt habe. Die wichtigste Frage in dieser Sache bleibe somit im Dunkel, die nämlich, ob jener Kaiserliche Wille, auf den sich der russische General beruft, auch Wille des Ministeriums sei oder nicht. Bereits 20 Tage stehen nun die Russen in Oestreich, ohne daß Europa oder Oesterreich oder auch nur der Reichstag wüßte, auf welche Bedingungen sie gekommen sind, auf welche sie ‒ gehen werden. Eine solche Verwirrung aller natürlichen Verhältnisse müsse jedem Freunde der Freiheit tief bedrohlich erscheinen. Ein seit langfestgestelltes stillschweigendes Uebereinkommen der europäischen Kabinette bezeichne jeden nicht traktatmäßigen Einmarsch fremder Truppen in einen selbstständigen Staat, unter welchem Vorwande immer, als ein Ereigniß, welches die Ehre des betreffenden Landes, dessen Selbstständigkeit und Frieden ernstlich bedroht. Namentlich seien die an der Mündung der Donau gelegenen Provinzen vor allen anderen die empfindlichsten Stellen der europäischen Sicherheit und Ruhe, und es sei unzweifelhaft, daß jeder Zuwachs an Territorium an jener Seite zu Gunsten Rußlands die Existenz der Türkei immer mehr gefährde und die Seemächte Europa's zur Gegenwirkung aufrufen müsse ‒ von Oesterreich selbst gar nicht zu sprechen, das von seinen innersten Bedürfnissen und schönsten Hoffnungen nach jenen Gegenden hingewiesen werde. Die Frage sei also nicht eine blos österreichische, sondern interessire ganz Europa. Nur zwei Fälle seinen möglich. Entweder die russische Occupation geschah in Folge eines näheren Einverständnisses oder gar ausdrücklichen Abschlusses eines Vertrages ‒ dann erscheine Oesterreich ganz Europa gegenüber solidarisch verantwortlich für alle nachtheiligen Konsequenzen, welche für die Sicherheit Europa's folgen können; oder diese Vorgänge geschahen ohne Mitwirkung des Kabinets Oesterreichs ‒ und dann übernehme dieses die erwähnte Verantwortlichkeit von dem Augenblicke, wo sie ihm glaubwürdig bekannt wurden. Diese Betrachtungen seien solche, die sich jedem ruhig Denkenden vom bloßen Boden der Thatsache aus aufdrängen mussen. Stelle man sich aber auf den Standpunkt des Oesterreichers, so drängen sich noch ganz andere traurige Konsequenzen auf. Man müsse sich dann fragen: Wozu dieses Haus noch vor Kurzem 80 Mill. außerordentlichen Aufwandes bewilligt habe, wozu ein Heer von 150,000 Mann unter einem lautgerühmten Marschall in Ungarn eperire, wozu die Truppen und Generale im Banat und in Siebenbürgen stehen, wenn selbst der negative Schutz des österreichischen Bodens gegen rebellische Freibeuterhaufen von dem fremden Kaiser erbeten werden muß, und zwar auf alle Gefahren hin, die eine solche Hülfe mit sich führt. Alle Bülletins verkünden Sieg auf Sieg, der Feldherr sei mit mehr als Königlichen Vollmachten versehen, wie komme es, daß man, indeß die Armee gut geleitet sei, die Vollmachten weise gebraucht werden, Kosaken rufe, um den Ruhm der österreichischen Armee zu theilen? Dies der eine Fall. Wenn aber der russische General nur geheime Weisungen befolgte, als er den Wünschen der Bürger nachzukommen schien. Wenn jene Occupation blos die vorgesehene, verabredete Folge des Bündnisses wäre, das Oesterreichs Politik an die Rußlands, das Geschick seiner Völker, ihre Ehre, Freiheit an das Fatum von 80 stummgehorchenden Millionen knüpfte, ein Bündniß, das uns, vom zivilisirten Europa losreißend, zum westlichen Rußland machen würde; müsse dann nicht jeder Oestreicher, jeder freie Mann es für noch ärgeres Unheil halten, daß nicht Zufall sondern Plan, nicht ein Erreigniß, sondern eine verhängnißvolle Entscheidung jenen Eintritt fremder Krieger bewirkt hat? Darüber Klarheit sich zu verschaffen, und zwar bald, sei die Pflicht jedes Volksvertreters. Er stelle daher an das Ministerium folgende Fragen:
1) Hat das Ministerium in einer Art Antheil an dem Einmarsch der Russen, oder hat es zwar nicht zu dem Einschreiten Puchner's beigetragen, jedoch auf diplomatischem Wege in St. Petersburg die Erlassung solcher Instruktionen an den russischen Geneeal veranlaßt, in Folge deren der Einmarsch erfolgte?
2) Den einen oder den anderen Fall gesetzt, ist das Ministerium bereit, die einschlagenden Papiere, resp. die Instruktionen an Puchner oder den Gesandten in St. Petersburg, auf den Tisch des Hauses zu legen?
3) Den ersten Fall gesetzt, ist das Ministerium entschlossen, den General Puchner zur standhältigen Rechtfertigung seines Schrittes zu verhalten?
4) Den zweiten Fall gesetzt, hat das Ministerium die Erlassung solcher Instruktionen an die russischen Generale nur für die siebenbürgische Gränze oder auch für andere Gränzen erwirkt?
5) Ist das Ministerium bereit, dem Hause erschöpfenden Aufschluß zu geben, ob und welche Verhandlungen bezüglich eines Bündnisses mit Rußland und mit welchem Erfolge es stattgefunden?
6) Ist endlich das Ministerium bereit, im Falle, daß die Occupation gegen seinen Wunsch stattgefunden, energisch die Räumung des östreichischen Gebietes zu betreiben?
Die heutige Tagesordnung fährt hierauf zu weiterer Debatte über §. 15 der sogenannten „Grundrechte“ in Betreff der Verhältnisse zwischen Staat und Kirche. Sie Sitzung wird um 2 Uhr geschlossen, ohne daß es hierüber zu einem Beschluß gekommen.
Von der galizisch-schlesischen Grenze, 27. Febr. Vor zwei Wochen wurde unerwartet das in der Nähe von Bielitz gelegene, als Belustigungsort der bialer und bielitzer Einwohnerschaft bekannte „Waldschlößchen“ von einer halben Compagnie von Schoenhals Infanterie besetzt und durchsucht; es hieß nämlich, daß sich dort ein Transport von fünf und zwanzig französischen Ingenieuren aufhalte, um bei günstiger Gelegenheit über Saypusch und Kamesnica ins magyarische Lager zu gelangen. Die Durchsuchung des Waldschlößchens hatte keinen Erfolg, und das Militär kehrte unverrichteter Sache nach Bielitz zurück; dessenungeachtet meinen Viele, daß an der Sache doch etwas seyn müsse, da in der That in der Gegend von Saypusch ein Franzose, augenscheinlich den bessern Ständen angehörend, angehalten und wegen Mangel an aller Legitimation in Haft gebracht wurde. Gegenwärtig liegt er krank im Militärhospitale zu Biala; er hatte sich Füße und Hände durch ein acht und vierzigstündiges Herumirren in den schneereichen karpatischen Schluchten erfroren. Leichter als von Galizien nach Ungarn ist das Durchkommen von Ungarn aus nach Galizien.
Die preußische Regierung hat einen Grenzcordon gegen Galizien und östr. Schlesien einrichten lassen, der wohl nur gegen das Herübertreten magyarischer Korps zu wirken die Bestimmung hat. ‒ Auch eine Compagnie des Regiments Fürstenwärther ist aus Saypusch an die preußische Gränze nach Oswiencim verlegt worden, vermuthlich um das Landvolk der Umgebung zu bestimmen, die vorhin verweigerte Losung vorzunehmen.
* Frankfurt, 5. März. Sitzung der Nationalversammlung. Simson präsidirt. Gevekoht (aus Bremen) kündigt im Namen des volkswirthschaftlichen Ausschusses einen Gesetzentwurf über die Auswanderung an und v. Breuning im Namen des Untersuchungsausschusses, daß letzterer jetzt beantrage, die früher versagte Erlaubniß zur Verhaftung des Abgeordneten Peter (Konstanz) zu ertheilen.
Es folgt hierauf die Wahl des Präsidenten und der Vicepräsidenten.
Zum ersten Präsidenten wurde Simson mit 271 Stimmen (Schüler aus Jena 65 Stimmen der Linken) wiedergewählt, ebenso zum ersten Vicepräsidenten Beseler (der Fundirte) mit 226 Stimmen; zum zweiten Vicepräsidenten Kirchgessner mit 329 Stimmen.
Nach Beendigung dieses Wahlgeschäftes erhält der „Edle“ das Wort. Er spricht über den von Dänemark „in einer den Verhältnissen nicht entsprechenden, unförmlichen Weise“ gekündigten Waffenstillstand.:
„Unter den angeführten Umständen, sagt er unter Anderem, ist es zwar noch immer möglich, daß die übereilte (?!) Entschließung Dänemarks ohne Folgen bleibe. Die bereits eingeleiteten Friedensunterhandlungen sind aber natürlich als unterbrochen zu betrachten, bis die Uebereilung (?) Dänemarks wieder gutgemacht ist, bis es feststeht, daß bis zu einem weiter zu bestimmenden Termine die Feindseligkeiten nicht werden erneuert, der status quo werde aufrecht erhälten werden. Darauf sind jetzt die Unterhandlungen gerichtet.
Dem Reichsministerium liegt es ob, Sorge zu tragen, daß für den Fall der Wiedereröffnung der Feindseligkeiten Deutschland gerüstet sei. Es ist desfalls das Erforderliche eingeleitet. Die Ehre Deutschlands im Frieden wahren zu können, war unsere Hoffnung und unser aufrichtiges Bestreben. Wenn die Schritte Dänemarks die Erneuerung des Krieges im Norden Europa's zur Folge haben sollten, so fällt die Schuld und Verantwortlichkeit auf Dänemark.“
(Oho! Der „Edle“ glaubt wohl, das deutsche Volk hätte das verrätherische Verfahren der deutschen Volks-Zertreter in Frankfurt bei Genehmigung des Waffenstillstandes ganz vergessen und wüßte nicht, daß alle Schmach und alle Schande in erster Linie auf die saubere Majorität der Paulskirche zurückfällt.)
In Betreff des Einmarsches der Russen in Siebenbürgen erklärt der „Edle“ auf eine frühere Interpellation Vischer's (Tübingen), daß er sich an den östreichischen Bevollmächtigten um Ausschluß verwendet. (Wahrhaft köstlich! Was konnte auch ein für die heilige Standrechts- und Bestien-Allianz von Rußland, Oestreich und Preußen gewonnenes Reichsministerium anderes thun?)
Hr. Rießer (Hamburg) zwingt sich in Betreff der dänischen Angelegenheit einige patriotische Flennereien ab, die von seinem Geistesgelichter beklatscht werden.
Auch Hr. Jacobus Venedey (aus Köln) wird über das Gagern-Rießer'sche Gesalbader wieder einmal zu patriotischem Aepfelmuß umgerührt und haspelte nun ebenfalls einige wohlfeile, aber desto lügenhaftere Phrasen von Deutschlands Stärke und Entschlossenheit, „den Feind (das ist doch nicht etwa der winzige Däne?) abzuwehren und den Tempel ‒ seiner Einheit (!!) zu bauen! “ Ihr kläglichen Pfuscher zu Frankfurt wollt doch nicht etwa die Baumeister sein? Man wird Euch Eure Baugelüste seitens der heiligen Allianz sehr bald gehörig anstreichen. Die Knute ist schon bis nach Siebenbürgen vorgerückt und erst wenn sie auf Eurem Rücken und einem andern Theile von Euch umhertanzt, werdet ihr vielleicht inne werden, daß die Nemesis für den Verrath am Volke Euch ereilt hat.
Fehrenbach (aus Säckingen) stellt folgenden dringlichen Antrag:
Um die angeblichen Gründe zur fortdauernden Verlegung von Reichstruppen in das Großherzogthum Baden prüfen und weitere Anträge stellen zu können, beantrage ich
„die hohe Nationalversammlung wolle das Reichskriegsministerium auffordern, die deßfallsigen Akten auf den Tisch des Hauses niederzulegen“.
F hrenbach weist durch eine Menge Aktenstücke das üble Betragen der „Reichs“-Soldaten nach und wie daher allein die Aufregung der badischen Bevölkerung gegen diese Reichstruppen zu erklären sei. Er hält eine Amnestie für alle in die letzten Aufstände Verwickelten für das einzige Beruhigungsmittel (Die Rechte lärmt, als wenn sie in einer Fuhrmannskneipe wäre). Es sei lediglich das böse Gewissen eines schlechten Ministeriums, das überall gefahrdrohende Gestalten erblicke und den Schutz der Reichstruppen wieder dieselben herbeirufe. Freundchen Buß (dessen Vatermörder heute etwas schmutzig aussehen) will einfache Tagesordnung. (Der gute Junge!) Fröbel hebt den Unsinn in den Anschuldigungen hervor, die das Ministerium Bekk gegen ihn (Fröbel) vorgebracht und von seinen Besuchen in Baden als vorbereitenden Schritten zu einem neuen Aufstande gefabelt habe. Er überläßt Andern die Entscheidung, ob Hr. Bekk mehr „leichtsinnig“ oder „böswillig“ zu nennen. Brutus-Bassermann bricht sofort eine seiner stumpfen Lanzen zu Gunsten seines Mitverräthers an der deutschen Volkssache. Zum Ueberfluß kommt ihm auch noch der „Edle“ zu Hülfe und der dringliche Antrag Fehrenbach's wird, wie vorauszusehen war, mit Uebergang zur Tagesordnung beseitigt.
Jetzt kommt Hr. Reichensperger im Namen des Wahlbegutachtungs-Ausschusses und beantragt in Betreff der am 26. Oktober v. J. in Thiengen abermals erfolgten Wahl Hecker's zum Abgeordneten nach Frankfurt, daß man bei dem frühern Beschlusse ‒ der Ungültigkeitserklärung ‒ stehen bleibe. Trotz L. Simon's eindringlichen Worten für die Gültigkeit der Thiengen'schen Wahl wird letztere abermals kassirt. Und wie schnell das im „Reiche“ zugeht!! Potztausend! Am 26. Oktbr. 1848 fand die Wahl Hecker's statt und schon am 5. März 1849 beschließen die Paulskirchner die Ungültigkeit derselben.
Schon um 1 Uhr vertagen sich die Herren. Nächste Sitzung: Donnerstag, den 8. d. Mts. Tagesordnung: 2. Lesung des rückständigen Theils der ‒ † † † ‒ „Grundrechte.“
Frankfurt, 5. März. In der großen Saline Ort bei Aschaffenburg ist ein Aufstand ausgebrochen. Die Aufständischen beabsichtigten, die Saline zu plündern, und zu dem Ende vorher die Kaserne in Brand zu stecken. Die in Ort stationirten Soldaten vertheidigten sich tapfer, mußten sich aber, da ihrer nur vierzig waren, der Aufständischen aber gegen 800, darunter viele Bauern aus dem Kurhessischen, vor der Uebermacht zurückziehen. Dem Vernehmen nach haben die Truppen drei Mann verloren, von den Aufrührern sollen fünfzehn erschossen sein. Es sind sogleich Reichstruppen, Infanterie und Kavallerie, nach dem Aschaffenburgischen abgeschickt.
(D. Z.) Italien. * Rom, 24. Febr. Der römische Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Carlo Rusconi, hat folgendes Cirkular an das diplomatische Corps erlassen:
„Ein unerhörtes Ereigniß hat stattgefunden, und ich nehme Ihre ganze Aufmerksamkeit dafür in Anspruch, weil es das Völkerrecht verletzt und die Würde Europa's kompromittirt. Das Territorium der römischen Republik ist überfallen worden von österreichischen Truppen, und Ferrara mußte sich den Bedingungen fügen, die ein insolventer Feind ihm auferlegt hat. Man wagt zum Vorwande dieses neuen Insultes von Seiten der kaiserlichen Armee die Konstituirung der Republik, zu der das Volk berechtigt ist, zu nehmen, und unter der Wucht der Bajonette zwingt man eine ganze Bevölkerung die Embleme wieder aufzurichten, welche sie selbst niedergeschlagen hatte als gehässige Zeichen einer Herrschaft, die sie beständig unglücklich gemacht hat. Die römische Republik protestirt aus allen Kräften gegen diesen Mißbrauch der Gewalt und gegen diese Verletzung des Völkerrechts, und bittet Sie, diese Protestation Ihrer Regierung zukommen zu lassen. Wenn unsre Worte nicht gehört würden, könnte der europäische Frieden bedroht werden und die Loyalität aller seiner Regierungen würde verdächtigt; denn alle haben ein ebenso großes Interesse wie die Republik, die Unabhängigkeit der Nationen unverletzt zu erhalten. Ein furchtbarer Krieg würde einen Abgrund graben, der unfehlbar alle die verschlingen würde, die ähnliche Excesse nicht unterdrücken wollten, obgleich sie die Macht dazu in der Hand hatten. Das römische Volk hat von seinem Rechte Gebrauch gemacht, wie so viele andre Völker, indem es sich eine Regierungsform aus eigner Machtfülle gab, und es ist bereit, unter den Ruinen seiner Städte sich begraben zu lassen, ehe es den selbst auferlegten Verpflichtungen untreu werden und die öffentliche Sache der Willkühr eines erbarmungslosen Feindes preisgeben wird. Die römische Republik ist nicht das Ergebniß einer plötzlichen Aufwallung; sie ist das logische, unvermeidliche Resultat einer Reihe von Begebenheiten, die ich hier nicht analysiren will, weil man die Besiegten stets schonen muß. Nehmen Sie also diese Protestation in Empfang, die ich Ihnen im Namen eines ganzen Volke überreiche, das sich eher unter den Trümmern seiner Wohnungen begraben läßt, als sich den Anmuthungen einer Horde von Kroaten zu fügen. Italien ‒ Europa kann es nicht verkennen ‒ ist reif für die Freiheit; es derselben berauben zu wollen, wäre eine Thorheit, die nur mit dem Untergang schuldloser Bevölkerungen enden könnte. Vor Europa, vor der Welt, bei den Rechten der Nationen, im Angesichte Gottes und der Menschen, erklärt die römische Republik diese neue Invasion für verrucht und verbrecherisch, und bereitet sich vor, mit allen Mitteln, die die Freiheit dem Menschen liefert, ihr zu widerstehn.
Möge Ihr Land, durch Ihre Vermittlung, möge ganz Europa den Beginn dieses Kampfes erfahren und möge die Schmach und der Schaden die treffen, die ihn sich haben erfüllen lassen.“
In der Sitzung der römischen Constituante vom 21. Februar sagte Minister Sterbini:
„Die Ligue zwischen der Priesterkaste, Oesterreich und den Bourbonen ist jetzt eine unwiderlegliche Thatsache. Man wirft Italien eine Herausforderung hin, die Blut verlangt. Soll ich es aussprechen? Mich hatte eine geheime Freude durchzuckt bei der Nachricht von den Ereignissen zu Ferrara, denn ich sah damit die Zeit gekommen, die ganze republikanische Energie zu beweisen. Es ist die Zeit gekommen, jene Maßregeln zu ergreifen, welche ein Volk zu einem Volke von Riesen machen, in seinen eigenen Augen, in den Augen des Auslandes. Was hat Rom heute zu fürchten? Wir stehn nicht mehr allein, Toskana ist mit uns. Livorno und Florenz haben die Republik proklamirt und die Vereinigung mit Rom; Genua ist mit uns; das Volk von Piemont ist mit uns, wehe seinem Könige, wenn er nicht sofort ins Feld zieht, und wenn er unsre Regierung nicht unmittelbar anerkennt. Kein Gioberti wird ihn retten. An uns, denen es gegeben war, Italien den ersten Anstoß zu geben, an uns ist es, zuerst den Feldzug zu eröffnen. Keine halben Maßregeln, keine Transaktion! Ein einziger Gedanke nur bemächtige sich unser Gemüther, der Ruhm der Republik, die Freiheit Italiens!“
In der Sitzung der römischen Constituante vom 22. Februar rief Caroli aus:
„Bürger! Es ist nothwendig, daß die Republik in den Arsenalen von Frankreich eine Artilleriebatterie kauft. Man wird für den Dienst alle Pferde, mit Ausnahme der für den Ackerbau und den Handel unentbehrlichen in Anspruch nehmen. Die Republik muß selbst Kanonen gießen und im Nothfall wird man die Glocken dazu nehmen. (Beifallsruf.) Man muß von Venedig 20 Stück Belagerungsgeschütz kommen lassen, um sie gegen die Citadelle von Ferrara zu richten. Ueberall müssen die Freiwilligen einrollirt werden, Kriegsmunition angefertigt, Kugeln, Cartouchen und Pulver. Zwei Dampfschiffe mindestens sind zu beschaffen für den regelmäßigen Dienst von Civita-Vecchia und Ankona. Auf den Apenninen sind Posten zu errichten, um die Einwohnerschaften zu decken. In einem Worte, um mich zu resümiren, keine Worte mehr, Thaten!“ (Beifall.) Sterbini ergriff hierauf das Wort: „Ich billige diese durch einen reinen Patriotismus diktirten Pläne, aber das Wichtige ist, Geld zu schaffen. Mit Geld wird man alles haben, was noch mangelt. Ich verlange, daß die Versammlung jede andre Diskussion beseitigt, um sich mit dem Vorschlage einer gezwungenen Anleihe ausschließlich zu beschäftigen, und daß man in allen Provinzen die regelrechte Eintreibung der Staatssteuern überwacht. So wird es möglich sein, vorwärts zu gehen.“ (Beifall.) Die Versammlung beschloß darauf einstimmig, daß die Herren Mayr und Pichat sich um das Vaterland wohlverdient gemacht durch ihr Betragen bei der Einnahme von Ferrara.
In der Sitzung der römischen Constituante vom 21. Februar wurde die ganze Republik solidarisch verbindlich erklärt für allen Schaden, den die Oestreicher in Ferrara oder jedem andern römischen Landestheile anrichten würde. Am 20. Februar theilte der Minister der auswärtigen Angelegenheiten der Constituante einen Brief von Livorno mit, der anzeigt, daß die vereinigten Klubs in öffentlicher Sitzung eine Deputation an die provisorische Regierung von Toskana ernannt haben, um sie zur sofortigen Proklamation der Vereinigung von Rom und Toskana aufzufordern.
Die Nachrichten aus den Provinzen lauten durchaus erfreulich. Ueberall derselbe Enthusiasmus.
* Toskana. Die „Alba“ vom 25. Februar resümirt die Lage und die Bedürfnisse Italien's in folgenden Zeilen:
„Waffen! Geld! Männer! ‒ Ohne Waffen ist eine Revolution meist nur eine schlechtaufgeführte Tragödie. ‒ Geld! Geld! Geld! Ohne Geld, unmöglich die Revolutionen zu wollen. ‒ Männer! Männer! Männer! Ohne Massenerhebung sind Revolutionen ein stehendes Wasser. Also Männer, Waffen, Geld! ‒ Eine Revolution, die das Volk nicht bewaffnet, kein Geld von ihm verlangt und den populären Enthusiasmus nicht unterhält, ist nichts als eine Täuschung, und die Geschichte würde sie ein Verbrechen nennen, das sich an die Stelle eines andren Verbrechens drängte. Waffen! Geld! Männer!“
Dasselbe Blatt schreibt:
„Die Beruhigung Toskana's die Flucht Laugier's, der Rückzug der Oestreicher, der Sturz Gioberti's, haben die Existenz unsrer Regierung befestigt, aber ihr zu gleicher Zeit neue Verbindlichkeiten auferlegt, Verbindlichkeiten, mit denen nicht zu transigiren ist. Die Absetzung des Fürsten, die Vereinigung mit Rom werden heute eine unwiderstehliche Nothwendigkeit, welche eine Masse Ausnahmsmaßregeln nach sich zieht. Eine einzige Regierung für Rom und Toskana! Eine einzige Idee für diese Regierung: der Krieg. Ein einziges Vaterland für die Regierer und Regierten Italien's.“
Zu Florenz fand am Abende des 24. Februar ein zahlreicher Aufzug in den Hauptstraßen mit Tambouren, Fahnen und Fackeln Statt. An der Spitze der Zuges befanden sich ländliche Bürgergarden. Diese Volksovation galt dem Pfarrer von Santa-Lucca, der sich geweigert hatte, die Sturmglocke zu läuten und contrerevolutionäre Feuersignale in der berüchtigten Nacht vom 21. Febr. anzuzünden. Er war daher gezwungen, sich versteckt zu halten, um sich dem ihm von den Reaktionären angedrohten Tode zu entziehen. Dieser Pfarrer heißt Camillo Barni.
Eine telegraphische Depesche von Pisa, datirt vom 24. Febrrar 11 Uhr 39 Minuten, bestätigt die Nachricht von der Flucht Laugier's; alle seine Truppen waren in die Reihen des Generals d'Apice übergangen.
* Massa, 26. Febr. Am 24. Februar Abends hielten die Demokraten ihren Einzug in Massa-Carrara unter dem Beifallsruf des Volkes. Soldaten und Volk trugen Oelzweige. Kein einziger Flintenschuß war gefallen, die Oelzweige hatten gesiegt.
Guerazzi sprach zum Volke und zu der Armee. Er wurde jeden Augenblick unterbrochen durch fanatische Beifallsbezeugungen. Er
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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