Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 223. Köln, 16. Februar 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

theidigen, und so wird, da hier sehr viele und verschiedene Gesichtspunkte in's Spiel kommen, die Verhandlung eine anziehende und stark besuchte werden.

** Mühlheim, a. R. den 15. Febr.

Die Neuwahl für die Kreise Mühlheim und Köln wird wahrscheinlich am 22. d. Mts. stattfinden. Die Heuler wühlen bereits über die Maaßen, um noch recht viele Wahlmänner auf ihre Seite zu ziehen und einen Manteufelschen Kandidaten durchzusetzen, der den hohen Herren in Berlin wohlgefällig sei. Die "schwarzweiße" Partei der Wahlmänner ist bereits, in Folge eines gedruckten und geheim versandten Circulars, in Deutz (Hotel Fuchs) zur Vorwahl zusammengetreten. Mögen sich die freigesinnten Wahlmänner nicht abermals über den Löffel barbiren oder ins gottbegnadete Schlepptau nehmen lassen, sondern sich bei Zeiten unter einander verständigen, dann aber auch fest zusammenhalten. Mögen sie zugleich einen Mann durchsetzen, der mit Energie und Entschiedenheit das Interesse des Volkes wahrzunehmen geeignet sei. Denn daß die Interessen der Krautjunker, der hohen Beamten und Geldsäcke durch mehr als 170, Abgeordnete in der 2. Kammer vertreten sein werden: das lehrt uns die Liste der in den übrigen Provinzen ernannten Deputirten.

den 29. Mai bei einer Gruppe von 10 bis 12 Häusern an, Suterville genannt. Es ist dies nämlich die Niederlassung, die Festung, wenn man will, des Kapitäns Suter. Sie ist mit Gräben und 24 Stück Kanonen vertheidigt und findet sich auf der Karte mit dem Namen Neu-Helvetien bezeichnet, wie sie der Gründer Suter selbst genannt. Suter war Offizier in der Schweizergarde von Karl dem Zehnten, und nach der Katastrophe von 1830, wo er verwundet worden, verließ er für immer Europa, um erst in den Vereinigten Staaten, dann später, etwa vor 10 Jahren, in Californien sich niederzulassen. Californien war damals ein ödes Land, und der Kapitän erhielt dort ohne große Schwierigkeit von der mexikanischen Regierung eine Konzession von einem bedeutenden Terrän, 40 Meilen lang und 4 Meilen breit. Der Mittelpunkt dieser Konzession befindet sich am Zusammenflusse der "amerikanischen Fourche" mit dem Sacramento, und man muß sich erinnern, daß gerade auf seinem Territorium das erste Gold von Hrn. Sutter und Marschall entdeckt worden ist.

Unsere Freunde, die vom Adjutanten des Gouverneurs an Herrn Suter empfohlen waren, wurden sehr gut aufgenommen, von ihm sowohl wie von seiner Frau, einer Pariserin von Geburt. Wenn ich sage sehr gut, so soll dies heißen, so gut als es die Umstände erlaubten. Denn die Diener des Herrn Suter waren schon fortgelaufen nach den Minen. Es waren dies Indianer, die Suter bei seiner Ankunft im Land zuerst bekämpfen mußte, und sie dann zum Kriegsdienste, zur Vertheidigung seines Hauses, sowie zur Bebauung seines prächtigen Grundbesitzes herangebildet hatte. Diese Diener also, die fortgelaufen, waren ersetzt worden durch die Menge von Abentheurern, die ebenfalls Gold suchen kamen, und bei ihrem Durchzuge die Gastfreundschaft des Kapitäns ansprachen. Die Festung war angefüllt von diesen Abentheurern, so daß die meisten von ihnen in den Höfen und Gassen bivonakiren mußten. Fast alle menschlichen Racen fanden sich vertreten. Der Kapitän thut sein Möglichstes, um Brooks und seine Freunde gut zu bewirthen. Auf seinen Rath versehen sie sich noch mit Pferden und Lebensmitteln, und gesellen ihrer Caravane, die aus 7 Personen bestand, noch einen neuen Diener, James Horry, zu, einem jungen, kräftigen und muntern Burschen, der von einem seit drei Tagen erst zu San-Francisco gelandeten Wallfischfahrer desertirt war. Fröhlichen Muthes zieht die Gesellschaft am 3. Juni aus der Festung Suterville und gelangt noch selbigen Tages an einen Ort, der ohne Unterschied bald Lower-Mines (Untere Minen) bald Mormon-Diggins (Mormonengruben) genannt wird.

"Sonntag, den 4. Juni. Gestern, mit Einbruch der Dämmerung, befanden wir uns Angesichts der Mormonengruben, die sich zwei oder drei englische Meilen dem linken Ufer der "amerikanischen Fourche" entlang erstrecken. Wir fanden an 40 Zelten, dicht an den Bergen gelehnt, und fast ausschließlich von Amerikanern bewohnt, von denen einige ihre Familie mitgebracht hatten. Obgleich die Sonne schon nahe am Untergehen war, so arbeiteten doch Alle mit einer Thätigkeit, wie ich sie noch nicht gesehen. Alle zehn Schritte voneinander sah man Männer mit aufgestreiften Armen, die damit beschäftigt waren, durch Goldwasche den Goldsand oder die Goldkörner rein auszuziehen. Die einen hatten keine andere Werkzeuge als Sieben, Platten, Erdtöpfe, die sie kräftig hin und her bewegten. Andere hatten sich vier und vier zusammengethan, und arbeiteten gemeinsam mit großen, schweren Maschinen von Holz, die fast aussehen wie Wiegen mit Schaukelhölzern unten und die deßhalb auch Cradles genannt werden.

Es ist unmöglich, den Eindruck wiederzugeben, den dieses Schauspiel auf uns machte. Es war uns, als enthüllten sich plötzlich unsern Blicken die fabelhaften Schätze von Tausend und einer Nacht. Ich weiß nicht, wie es kam, aber wie instinktmäßig reichten wir uns die Hände und schwuren einander treu zu bleiben und energisch für das gemeinschaftliche Wohl zu arbeiten. Als wir von Zelt zu Zelt gingen, und die Goldklumpen sahen, welche diese Leute in wenigen Wochen aufgehoben hatten, wurden wir wie betäubt, und durch dieses Schauspiel bis zur Trunkenheit aufgeregt, hatten wir nurmehr einen Gedanken: unser Zelt in aller Eile aufzuschlagen und zur Arbeit zu rennen. Die Fingerspitzen brannten uns ordentlich von dem Golde, das wir sozusagen schöpfen wollten. In weniger als einer halben Stunde nach unserer Ankunft war das Pferd, welches Schaufel, Sieben, Beile u. s. w. trug, von seiner Last entladen, und wir alle ebenso feurig an der Arbeit als die übrigen.

Mit einer Kelle und einem blechernen Eimer versehen, stürzte ich mich in das ausgetrocknete Bett des kleinen Flusses, bei welchem wir eben unser Domizil aufgeschlagen hatten. Ich werde nicht so leicht das Gefühl vergessen, mit welchem ich mit meiner Kelle in den Sand stieß. Nachdem ich bis zur Hälfte den Eimer angefüllt hatte, tauchte ich ihn mit dem Rande eine Linie unter's Wasser; dann fing ich an, mit der Hand das im Eimer Befindliche stark herum zu rühren, wie ich es den Andern absah. Ich brauche wohl nicht zu bemerken, daß aus Mangel an Uebung ich einen großen Theil des kostbaren Metalls verlieren mußte. Jedoch konnte ich bald bemerken, wie die Grunderde in Auflösung gerieth, und mit dem Wasser fortging, während unten, auf dem Boden des Gefäßes, ein sandiges Sediment zurückblieb.

Ich leerte nachher sorgfältig meinen Eimer, und goß den Sand in eins von jenen impermiablen Körbchen, wie sie von den Indianern angefertigt werden. In meiner Ungeduld wollte ich ihn an unserm

[Deutschland]
145 Barmen, 14. Febr.

Eine Abschrift der vor einigen Tagen erwähnten frommen Adresse habe ich in Händen und übersende sie Ihnen zu beliebigem Gebrauch. Verfasser derselben ist der Direktor Wetzel (höhere Bürgerschule). "An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen!" Danach ist er ein wahres Musterexemplar von m[unleserliches Material]ckerischem Schwarzweißthum. Ihre Leser werden wohl schon an folgender Stelle gedachter Adresse genug haben:

"Der Name Gottes durfte in derselben (der aufgelösten Nationalversammlung) ohne Spott kaum genannt werden. Eine tiefe und (für wupperthalerische Kretinen) furchtbare Gottentfremdung zog sich durch alle ihre Berathungen. Daher solche Beschlüsse, wie die über Abschaffung der Todesstrafe, (!) auch für solche Verbrechen, gegen welche die Obrigkeit nach göttlicher (banditenmäßiger) Ordnung das Schwert zu führen schuldig ist. Daher das Ansinnen, Ew. Majestät sollten das köstliche (ja wohl sehr köstliche, namentlich aber für das Volk sehr, sehr kostspielige!) "Von Gottes Gnaden" als einen unbedeutenden und nichtssagenden (o, er sagt leider sehr viel, jährlich viele Millionen Schmu und Verschleuderung der Volksgelder) Zusatz zu dem Ausdrucke Höchstihrer Königlichen Würde und Macht fallen lassen."

Weiterhin heißt es: .... "und je mehr wir überzeugt sind, daß auch Ew. Maj. daran gelegen sei (und ob?), daß Höchstihre Stände (aha "Stände" Galgenzeitungsstyl!) in der Furcht Gottes zusammentreten und tagen (in's Wupper'sche übersetzt: nachten!"), desto vertrauensvoller wagen wir es, Ew. Maj. die unterthänigste Bitte vorzutragen:

"Allergnädigst zu befehlen, daß der Eröffnung der Kammern ein öffentlicher und feierlicher Gottesdienst vorangehe, um damit den Segen des Herrn zu erflehen, wie dies ja auch in andern Ländern (in welchen?) nichts Unerhörtes ist."

Dann erst, sagen die lämmelbrüderischen Petenten, ist ein Boden da, "auf welchem allein eine Frucht erwachsen kann, welche Ew. Maj. (und uns schwarzweißen Schäflein) zur Freude gereicht." (Dieser freudenvollen Frucht, auf den Mistbeeten des gottbegnadeten König-, Junker- und Büreaukratenthums wachsend und von Eichhorns, Bodelschwinghs, Manteufels und Konsorten gepflegt und groß gezogen, scheinen die Leute, nach den Wahlen vom 5. Februar zu urtheilen, keinen sonderlichen Geschmack mehr abgewinnen zu können.)

072 Münster, 13. Febr.

Ihre Nummer 316 bringt einige Notizen über Dembinski, welche ich zu vervollständigen wünsche.

Dembinski steht bei den Polen in dem Rufe eines ausgezeichneten Kavalleriegenerals, und damit ist schon gesagt, daß Dembinski überhaupt einer der besten Kavalleriegenerale der Gegenwart ist. Dembinski ist aber mehr als Kavalleriegeneral: er ist der heiligen Alliance gegenüber vor allem Pole. Sein energischer und hochherziger Charakter zwingt alle Parteien ihn zu achten, wenngleich seine rücksichtslose Entschiedenheit ihm bei der Mittelmäßigkeit manche Feinde gemacht hat.

Nach der Schlacht bei Grochow und den mörderischen Gefechten bei Iganie befehligte Dembinski die Kavallerie bei dem nach Lithauen detaschirten Corps des General Gielgud. Dieser General glaubte vor der russischen Uebermacht nach Preußen entweichen zu müssen. Dembinski hätte einem solchen Mißgeschick den Tod vorgezogen. Er trennte sich von Gielgud, und sein fabelhafter Rückzug nach Warschau, auf einem Umwege von 300 Stunden und unter zahlreichen Kämpfen mit einer zwanzigfachen Uebermacht ist bekannt genug. Nach der Blutnacht vom 15. August und dem Rückzuge der polnischen Hauptarmee unter Skrzinecki von Sochaczew nach Warschau glaubte Dembinski, und zwar mit vollem Recht, daß die polnische Sache nur durch eine energische Diktatur gerettet werden könne. Der bigotte Aristokrat Skrzynecki hatte sich auch diesmal als unfähig zum Oberbefehl erwiesen. Er hatte die Russen ungestört über die Weichsel gehen lassen und in der Stellung an der Bgura vier Wochen lang unthätig die Erfüllung der perfiden Versprechungen Louis Philipp's abgewartet.

Die verrätherische, russenfreundliche Aristokratie vereitelte aber die Pläne Dembinski's in Warschau. Die Aristokraten kämpften in der zweitägigen Schlacht bei Warschau nur noch für die Rettung der äußern Ehre, aber nicht für Polen. Nach der Kapitulation von Warschau und dem Uebergange Rybinski's über die preußische Gränze, ging Dembinski mit andern 4000 polnischen Offizieren nach Frankreich.

Der Konflikt des Sultans Mahmud II. mit Mehemed Ali von Aegypten, die Eroberung Syriens durch letzteren, die Schlacht bei Konieh, in Folge deren zum Erstaunen Europas ein russisches Armeekorps zum erstenmale den Boden Kleinasiens betrat; alle diese Ereignisse hatten im hohen Grade die Aufmerksamkeit der polnischen Flüchtlinge in Fronkreich erregt. Da der Sultan es nicht verschmäht hatte, die Hülfe der Russen in Anspruch zu nehmen, so war es selbstredend, daß die Polen für die Sache Mehemed Ali's Partei nahmen. Gelänge es, dachte man, die Organisation der ägyptisch-syrischen Armee in polnische Hände zu bringen, so würde dadurch ein neuer Stützpunkt gegen das Kosackenthum gewonnen sein. Man knüpfte mit Mehemed Ali Unterhandlungen an, in Folge deren Dembinski mit mehreren Offizieren (unter denen sich auch Schreiber dieses befand) nach Aegypten abreiste. Die Intriguen des russischen Konsuls in Alexandrien, des Obersten Duhamel, vereitelten die Pläne Dembinski's, oder vielmehr die Tracasserien der durch die russische Diplomatie bestochenen Beamten des Paschas verleideten dem General alle seine Bemühungen. Nach zwei Monaten forderte er seine Entlassung. Der Pascha willigte ein, indem er dem General ein sehr höfliches Handbillet, begleitet von 30,000 Piastern türkisch (etwa 2500 Thlr.), als dem Betrage des kontraktlich zugesicherten Gehaltes für zwei Monate, zuschickte.

Allein Dembinski schickte das Geld wieder zurück mit dem Bemerken, daß er nicht Geldeshalber nach Aegypten gekommen wäre. Wir andern Offiziere glaubten uns einer solchen Delikatesse nicht unterziehen zu brauchen, sondern steckten die uns vom Pascha gracieusement angebotenen Gratifikationen cavalierement in die Tasche.

X Berlin, 12. Februar.

"Unsere gestrige Nachricht von dem Einrücken russischer Truppen in Siebenbürgen wird durch heute hier eingetroffene Briefe aus Wien bestätigt."

Bei Hof und in den höhern ministeriellen Kreisen soll über den Ausfall der Wahlen zur zweiten Kammer eine außerordentliche Verstimmung herrschen. Das Ministerium, und namentlich die Partei des Schein-Constitutionalismus, ist sehr betrübt darüber, daß so wenig Männer der hohen Bourgeoisie in die Kammer gekommen sind, während der größere Landbesitz so zahlreich darin vertreten ist. Denn in diesem letzteren sieht die Partei der Büreaukratie für die wichtigen materiellen Fragen der Steuerausgleichung und der Ablösung der Feudallasten, Gegner und nicht Bundesgenossen, und fürchtet sie um so mehr, als auch ein großer Theil der ersten Kammer aus Leuten des Junkerparlaments bestehen wird. Ebenso unangenehm ist ferner dem Ministerium die überaus große Anzahl meist jüngerer Juristen, welche in der zweiten Kammer erscheinen werden. Das Ministerium soll von der Ansicht durchdrungen sein, daß die republikanische Partei stärker im Lande sei als je und namentlich sieht es in den Berliner Wahlen eine siegreiche Demonstration der Republikaner. Daher auch die schon letzthin von uns erwähnten Vorbereitungen für den Fall eines offenen Konfliktes.

Ueber die letzthin von uns erwähnte Provinzial-Korrespondenz, welche gleich der Parlaments-Korresp. durch das Zeitungscomptoir debätirt wird, können wir die zuverlässige Mittheilung machen, daß dieselbe in direktestem Zusammenhang mit der Neuen Preußischen Zeitung steht. Die Pr. K. bringt die anständigern Notizen aus dem "Berliner Zuschauer" der Kreuzzeitung oft einen Tag früher als diese selbst. Auch ist die Handschrift einzelner Notizen, die des bekannten Redakteurs jenes Feuilletons. Außer Herrn Gödsche wird uns auch ein gewisser Herr Langbein als Redakteur der Pr. C. bezeichnet.

Der als freihändlerischer Journalist bekannte Crim.-Ger. Act. Stein,welcher seit einigen Tagen seiner politischen Ansichten halber aus dem Staatsdienst geschieden, beabsichtigt bei den hiesigen Nachwahlnn für die zweite Kammer als Kandidat aufzutreten.

Gestern ward der Eigenthümer der "Vossischen Zeitung", Herr Lessing, vom hiesigen Stadtgericht zu 50 Thlr. Geldstrafe verurtheilt und zwar in Folge einer durch Herrn v. Unruh wegen Verbreitung der "Enthüllungen" Nr. 2 gegen ihn angestellten Injurienklage.

Die heute bedeutend flauere Stimmung unserer Börse hat ihren Hauptgrund in der auch von Wien her bestätigten Nachricht von dem Einrücken der Russen in Siebenbürgen. Man fängt an zu befürchten, daß auch unsere Ostgränze bald diese ungebetenen Gäste sehen könnte und diese Hülfe gegen die Demokratie wäre selbst unsern Börsen-Reaktionärs keine erwünschte. -- Auch mögen zu dieser flauen Stimmung die in ziemlich zuverlässigen Privatbriefen aus Wien enthaltenen Nachrichten, von einer abermaligen bedeutenden Niederlage der Oestreicher in Ungarn, beigetragen haben.

* Berlin, 12. Febr.

Die versammelten Seminarlehrer hatte, wie man sich erzählt, der König zu sich rufen lassen, und richtete dem wesentlichen Inhalte nach folgende Ansprache an dieselben:

"All' das Elend, das im verflossenen Jahre über Preußen hereingebrochen, ist Ihre, einzig Ihre Schuld, die Schuld der Afterbildung, der irreligiösen Menschenweisheit, die Sie als ächte Wahrheit verbreiten, mit der Sie den Glauben und die Treue in dem Gemüthe Meiner Unterthanen ausgerottet und deren Herzen von Mir abgewandt haben. Diese pfauenhaft aufgestutzte Scheinbildung habe ich schon als Kronprinz aus innerster Seele gehaßt und als Regent Alles aufgeboten, um sie zu unterdrücken. Ich werde auf dem betretenen Wege fortgehen, ohne Mich irren zu lassen; keine Macht der Erde soll Mich davon abwendig machen. Zunächst müssen die Seminarien sämmtlich aus den großen Städten nach kleinen Orten verlegt werden, um den unheilvollen Einflüssen eines verpesteten Zeitgeistes entzogen zu werden. Sodann muß das ganze Treiben in diesen Anstalten unter die strengste Aufsicht kommen. Nicht den Pöbel fürchte Ich, aber die unheiligen Lehren einer modernen frivolen Weltweisheit vergiften und untergraben Mir meine Büreaukratie, auf die bisher Ich stolz zu sein glauben konnte. Doch so lange Ich noch das Heft in Händen führe, werde ich solchem Unwesen zu steuern wissen."

Halle, 11. Febr.

Der "Hall. Cour." enthält folgende öffentliche Erklärung:

"Die königl. Regierung zu Merseburg veröffentlicht unter dem 1. Februar Enthüllungen über die Novemberbewegungen, in denen ich als Aufwiegler der Landwehr genannt werde. Eine solche Bekanntmachung konnte und durfte nur das Ergebniß einer gerichtlichen Untersuchung sein. Diese ist gegen mich gar nicht eingeleitet, viel weniger die dort angeführte Thatsache nachgewiesen worden. Wie mich die königliche Regierung dem Publikum denuncirt hat, so denuncire ich ein solches Verfahren der rechtlichen Beurtheilung aller derer, welche die Idee eines Rechsstaates noch nicht aufgegeben haben. Meine Beschwerde an das Ministerium ist eingereicht.

Zwochau, den 9. Februar 1849. Baltzer, Pastor."

43 Breslau, 12. Febr.

Die Heulerpartei der Breslauer Bourgeois hat ihre Ehre gerettet; bei der Wahl zur ersten Kammer erhielten die Mehrheit der Stimmen die Soldaten Excellenz Brandenburg und die Calicot Ex-Excellenz Milde.

Brandenburg ist überhaupt das Ideal der schlesischen Geldsäcke; in sehr vielen Kreisen wird er gewählt werden, z. B. in Schweidnitz. Die Begeisterung für diesen Mann ist bei den Heulern ganz natürlich, da er in den Kammern nie sprechen sondern still wie ein 14tägiges Kind sein wird. Könnte man dieß von allen Deputirten, ja von allen Menschen sagen, dann wäre Ruhe und Ordnung.

Schließlich noch eine Berichtigung der Correspondenz aus Breslau. Engelmann gehörte nie der "Vereinbarer Versammlung" an, erkannte die Verfassung auch nicht als Gesetz sondern nur als eine Thatsache an, als er als Candidat auftrat. Allerdings hat Ihr -- Correspondent nicht Unrecht. Es war etwas klägliches, zu sehen, wie sich gewisse Leute scheuten selbst in einer Parteiversammlung das Wort "Demokratie" auszusprechen. Am besten werden Sie den Geist mancher Breslauer Demokraten erkennen, wenn Sie das quasi Wahlmanifest lesen. In diesem wurde z. B. gesagt: Die Deputirten sollten absehen ganz und gar von den Umständen, unter welchen die Verfassung octroyirt worden ist und dergleichen Unsinn mehr. Die Verfertiger dieses Machwerks sollen sein, der vereinigte Landtägler Siebig und der Rabbi Dr. Geiger.

Die Schlesische Demokratie besitzt kein Organ mehr zur Vertretung ihrer Interessen. Die Allgemeine Oder Zeitung, die eine demokratische Tünche eine Zeitlang sich aufgelegt hatte, bringt jetzt seit einiger Zeit sehr reactionäre Artikel über Kossuth und Frankreich.

24 Wien, 11. Febr.

"Zur Bedeckung der außerordentlichen Staatserfordernisse" (Styl des Mittelreichs) ist der Finanzminister ermächtigt worden, für 25 Millionen 3prozentige Kassenanweisungen (a 1000, 500, 100 und 50 fl.) auszugeben. Ein schöner Nagel zum Sarge der österreichischen Finanzen! "Auf Verlangen werden zur Beförderung des Verkaufs und zur Verwechslung der Anweisungen" auch Theilanweisungen von 25 fl. und 10 fl. verabfolgt, damit auch die große Masse des Volkes ihren gehörigen Antheil am Staatsbankrutt tragen möge. Die Hinausgabe der Anweisungen beginnt morgen. Die "Wiener Zeitung", die gestern, weil kein standrechtliches Urtheil enthaltend, wie trauernd und verwaist dalag, bringt heute wieder diese unentbehrliche Kroatenwürze. Ein Studirender der Technik, Namens Sendeczky, aus Wien gebürtig und 16 Jahre alt, hat sich in einem hiesigen Tabaksladen beleidigende Aeußerungen gegen hochgestellte Militärpersonen erlaubt und ist von dem Kriegsrechte, in Betreff seines Alters und des (wahrhaft scheußlichen, alle Folterbegriffe des Mittelalters übersteigenden) Untersuchungs-Arrestes blos zu 3wöchentlichem Stockhaus verurtheilt worden. -- Eine dem kaiserlichen Scharfrichterknecht zugedachte Katzenmusik ist bis jetzt noch nicht zur Ausführung gekommen. -- In Grötz erregte ein Vorfall sehr viel Aufsehen. Der Redakteur der Volkszeitung, eines demokratischen Blattes, Namens Julius Gretschnigg, hatte den bekannten Aufsatz Bakunin's, der zuerst in Prager Blättern erschienen war, auszugsweise und mit nichtbilligenden Bemerkungen begleitet, abgedruckt. Am 7. Abends wurde er in seiner etwas abgelegenen Wohnung von 12 Mann des Chev.-Legers-Regiments Windischgrätz überfallen, und obwohl er krank im Bette lag, durch mehrere Hieb- und Stichwunden tödtlich verletzt. Die Bestrafung wurde vom Interims-Kommandirenden der an ihn ergangenen Deputation der National-Garde, bei welcher G. Lieutenant ist, zugesagt. Nach der "Presse" wären jedoch 100 Mann in die Wohnung

theidigen, und so wird, da hier sehr viele und verschiedene Gesichtspunkte in's Spiel kommen, die Verhandlung eine anziehende und stark besuchte werden.

** Mühlheim, a. R. den 15. Febr.

Die Neuwahl für die Kreise Mühlheim und Köln wird wahrscheinlich am 22. d. Mts. stattfinden. Die Heuler wühlen bereits über die Maaßen, um noch recht viele Wahlmänner auf ihre Seite zu ziehen und einen Manteufelschen Kandidaten durchzusetzen, der den hohen Herren in Berlin wohlgefällig sei. Die „schwarzweiße“ Partei der Wahlmänner ist bereits, in Folge eines gedruckten und geheim versandten Circulars, in Deutz (Hotel Fuchs) zur Vorwahl zusammengetreten. Mögen sich die freigesinnten Wahlmänner nicht abermals über den Löffel barbiren oder ins gottbegnadete Schlepptau nehmen lassen, sondern sich bei Zeiten unter einander verständigen, dann aber auch fest zusammenhalten. Mögen sie zugleich einen Mann durchsetzen, der mit Energie und Entschiedenheit das Interesse des Volkes wahrzunehmen geeignet sei. Denn daß die Interessen der Krautjunker, der hohen Beamten und Geldsäcke durch mehr als 170, Abgeordnete in der 2. Kammer vertreten sein werden: das lehrt uns die Liste der in den übrigen Provinzen ernannten Deputirten.

den 29. Mai bei einer Gruppe von 10 bis 12 Häusern an, Suterville genannt. Es ist dies nämlich die Niederlassung, die Festung, wenn man will, des Kapitäns Suter. Sie ist mit Gräben und 24 Stück Kanonen vertheidigt und findet sich auf der Karte mit dem Namen Neu-Helvetien bezeichnet, wie sie der Gründer Suter selbst genannt. Suter war Offizier in der Schweizergarde von Karl dem Zehnten, und nach der Katastrophe von 1830, wo er verwundet worden, verließ er für immer Europa, um erst in den Vereinigten Staaten, dann später, etwa vor 10 Jahren, in Californien sich niederzulassen. Californien war damals ein ödes Land, und der Kapitän erhielt dort ohne große Schwierigkeit von der mexikanischen Regierung eine Konzession von einem bedeutenden Terrän, 40 Meilen lang und 4 Meilen breit. Der Mittelpunkt dieser Konzession befindet sich am Zusammenflusse der „amerikanischen Fourche“ mit dem Sacramento, und man muß sich erinnern, daß gerade auf seinem Territorium das erste Gold von Hrn. Sutter und Marschall entdeckt worden ist.

Unsere Freunde, die vom Adjutanten des Gouverneurs an Herrn Suter empfohlen waren, wurden sehr gut aufgenommen, von ihm sowohl wie von seiner Frau, einer Pariserin von Geburt. Wenn ich sage sehr gut, so soll dies heißen, so gut als es die Umstände erlaubten. Denn die Diener des Herrn Suter waren schon fortgelaufen nach den Minen. Es waren dies Indianer, die Suter bei seiner Ankunft im Land zuerst bekämpfen mußte, und sie dann zum Kriegsdienste, zur Vertheidigung seines Hauses, sowie zur Bebauung seines prächtigen Grundbesitzes herangebildet hatte. Diese Diener also, die fortgelaufen, waren ersetzt worden durch die Menge von Abentheurern, die ebenfalls Gold suchen kamen, und bei ihrem Durchzuge die Gastfreundschaft des Kapitäns ansprachen. Die Festung war angefüllt von diesen Abentheurern, so daß die meisten von ihnen in den Höfen und Gassen bivonakiren mußten. Fast alle menschlichen Racen fanden sich vertreten. Der Kapitän thut sein Möglichstes, um Brooks und seine Freunde gut zu bewirthen. Auf seinen Rath versehen sie sich noch mit Pferden und Lebensmitteln, und gesellen ihrer Caravane, die aus 7 Personen bestand, noch einen neuen Diener, James Horry, zu, einem jungen, kräftigen und muntern Burschen, der von einem seit drei Tagen erst zu San-Francisco gelandeten Wallfischfahrer desertirt war. Fröhlichen Muthes zieht die Gesellschaft am 3. Juni aus der Festung Suterville und gelangt noch selbigen Tages an einen Ort, der ohne Unterschied bald Lower-Mines (Untere Minen) bald Mormon-Diggins (Mormonengruben) genannt wird.

„Sonntag, den 4. Juni. Gestern, mit Einbruch der Dämmerung, befanden wir uns Angesichts der Mormonengruben, die sich zwei oder drei englische Meilen dem linken Ufer der „amerikanischen Fourche“ entlang erstrecken. Wir fanden an 40 Zelten, dicht an den Bergen gelehnt, und fast ausschließlich von Amerikanern bewohnt, von denen einige ihre Familie mitgebracht hatten. Obgleich die Sonne schon nahe am Untergehen war, so arbeiteten doch Alle mit einer Thätigkeit, wie ich sie noch nicht gesehen. Alle zehn Schritte voneinander sah man Männer mit aufgestreiften Armen, die damit beschäftigt waren, durch Goldwasche den Goldsand oder die Goldkörner rein auszuziehen. Die einen hatten keine andere Werkzeuge als Sieben, Platten, Erdtöpfe, die sie kräftig hin und her bewegten. Andere hatten sich vier und vier zusammengethan, und arbeiteten gemeinsam mit großen, schweren Maschinen von Holz, die fast aussehen wie Wiegen mit Schaukelhölzern unten und die deßhalb auch Cradles genannt werden.

Es ist unmöglich, den Eindruck wiederzugeben, den dieses Schauspiel auf uns machte. Es war uns, als enthüllten sich plötzlich unsern Blicken die fabelhaften Schätze von Tausend und einer Nacht. Ich weiß nicht, wie es kam, aber wie instinktmäßig reichten wir uns die Hände und schwuren einander treu zu bleiben und energisch für das gemeinschaftliche Wohl zu arbeiten. Als wir von Zelt zu Zelt gingen, und die Goldklumpen sahen, welche diese Leute in wenigen Wochen aufgehoben hatten, wurden wir wie betäubt, und durch dieses Schauspiel bis zur Trunkenheit aufgeregt, hatten wir nurmehr einen Gedanken: unser Zelt in aller Eile aufzuschlagen und zur Arbeit zu rennen. Die Fingerspitzen brannten uns ordentlich von dem Golde, das wir sozusagen schöpfen wollten. In weniger als einer halben Stunde nach unserer Ankunft war das Pferd, welches Schaufel, Sieben, Beile u. s. w. trug, von seiner Last entladen, und wir alle ebenso feurig an der Arbeit als die übrigen.

Mit einer Kelle und einem blechernen Eimer versehen, stürzte ich mich in das ausgetrocknete Bett des kleinen Flusses, bei welchem wir eben unser Domizil aufgeschlagen hatten. Ich werde nicht so leicht das Gefühl vergessen, mit welchem ich mit meiner Kelle in den Sand stieß. Nachdem ich bis zur Hälfte den Eimer angefüllt hatte, tauchte ich ihn mit dem Rande eine Linie unter's Wasser; dann fing ich an, mit der Hand das im Eimer Befindliche stark herum zu rühren, wie ich es den Andern absah. Ich brauche wohl nicht zu bemerken, daß aus Mangel an Uebung ich einen großen Theil des kostbaren Metalls verlieren mußte. Jedoch konnte ich bald bemerken, wie die Grunderde in Auflösung gerieth, und mit dem Wasser fortging, während unten, auf dem Boden des Gefäßes, ein sandiges Sediment zurückblieb.

Ich leerte nachher sorgfältig meinen Eimer, und goß den Sand in eins von jenen impermiablen Körbchen, wie sie von den Indianern angefertigt werden. In meiner Ungeduld wollte ich ihn an unserm

[Deutschland]
145 Barmen, 14. Febr.

Eine Abschrift der vor einigen Tagen erwähnten frommen Adresse habe ich in Händen und übersende sie Ihnen zu beliebigem Gebrauch. Verfasser derselben ist der Direktor Wetzel (höhere Bürgerschule). „An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen!“ Danach ist er ein wahres Musterexemplar von m[unleserliches Material]ckerischem Schwarzweißthum. Ihre Leser werden wohl schon an folgender Stelle gedachter Adresse genug haben:

„Der Name Gottes durfte in derselben (der aufgelösten Nationalversammlung) ohne Spott kaum genannt werden. Eine tiefe und (für wupperthalerische Kretinen) furchtbare Gottentfremdung zog sich durch alle ihre Berathungen. Daher solche Beschlüsse, wie die über Abschaffung der Todesstrafe, (!) auch für solche Verbrechen, gegen welche die Obrigkeit nach göttlicher (banditenmäßiger) Ordnung das Schwert zu führen schuldig ist. Daher das Ansinnen, Ew. Majestät sollten das köstliche (ja wohl sehr köstliche, namentlich aber für das Volk sehr, sehr kostspielige!) „Von Gottes Gnaden“ als einen unbedeutenden und nichtssagenden (o, er sagt leider sehr viel, jährlich viele Millionen Schmu und Verschleuderung der Volksgelder) Zusatz zu dem Ausdrucke Höchstihrer Königlichen Würde und Macht fallen lassen.“

Weiterhin heißt es: ‥‥ „und je mehr wir überzeugt sind, daß auch Ew. Maj. daran gelegen sei (und ob?), daß Höchstihre Stände (aha „Stände“ Galgenzeitungsstyl!) in der Furcht Gottes zusammentreten und tagen (in's Wupper'sche übersetzt: nachten!“), desto vertrauensvoller wagen wir es, Ew. Maj. die unterthänigste Bitte vorzutragen:

„Allergnädigst zu befehlen, daß der Eröffnung der Kammern ein öffentlicher und feierlicher Gottesdienst vorangehe, um damit den Segen des Herrn zu erflehen, wie dies ja auch in andern Ländern (in welchen?) nichts Unerhörtes ist.“

Dann erst, sagen die lämmelbrüderischen Petenten, ist ein Boden da, „auf welchem allein eine Frucht erwachsen kann, welche Ew. Maj. (und uns schwarzweißen Schäflein) zur Freude gereicht.“ (Dieser freudenvollen Frucht, auf den Mistbeeten des gottbegnadeten König-, Junker- und Büreaukratenthums wachsend und von Eichhorns, Bodelschwinghs, Manteufels und Konsorten gepflegt und groß gezogen, scheinen die Leute, nach den Wahlen vom 5. Februar zu urtheilen, keinen sonderlichen Geschmack mehr abgewinnen zu können.)

072 Münster, 13. Febr.

Ihre Nummer 316 bringt einige Notizen über Dembinski, welche ich zu vervollständigen wünsche.

Dembinski steht bei den Polen in dem Rufe eines ausgezeichneten Kavalleriegenerals, und damit ist schon gesagt, daß Dembinski überhaupt einer der besten Kavalleriegenerale der Gegenwart ist. Dembinski ist aber mehr als Kavalleriegeneral: er ist der heiligen Alliance gegenüber vor allem Pole. Sein energischer und hochherziger Charakter zwingt alle Parteien ihn zu achten, wenngleich seine rücksichtslose Entschiedenheit ihm bei der Mittelmäßigkeit manche Feinde gemacht hat.

Nach der Schlacht bei Grochow und den mörderischen Gefechten bei Iganie befehligte Dembinski die Kavallerie bei dem nach Lithauen detaschirten Corps des General Gielgud. Dieser General glaubte vor der russischen Uebermacht nach Preußen entweichen zu müssen. Dembinski hätte einem solchen Mißgeschick den Tod vorgezogen. Er trennte sich von Gielgud, und sein fabelhafter Rückzug nach Warschau, auf einem Umwege von 300 Stunden und unter zahlreichen Kämpfen mit einer zwanzigfachen Uebermacht ist bekannt genug. Nach der Blutnacht vom 15. August und dem Rückzuge der polnischen Hauptarmee unter Skrzinecki von Sochaczew nach Warschau glaubte Dembinski, und zwar mit vollem Recht, daß die polnische Sache nur durch eine energische Diktatur gerettet werden könne. Der bigotte Aristokrat Skrzynecki hatte sich auch diesmal als unfähig zum Oberbefehl erwiesen. Er hatte die Russen ungestört über die Weichsel gehen lassen und in der Stellung an der Bgura vier Wochen lang unthätig die Erfüllung der perfiden Versprechungen Louis Philipp's abgewartet.

Die verrätherische, russenfreundliche Aristokratie vereitelte aber die Pläne Dembinski's in Warschau. Die Aristokraten kämpften in der zweitägigen Schlacht bei Warschau nur noch für die Rettung der äußern Ehre, aber nicht für Polen. Nach der Kapitulation von Warschau und dem Uebergange Rybinski's über die preußische Gränze, ging Dembinski mit andern 4000 polnischen Offizieren nach Frankreich.

Der Konflikt des Sultans Mahmud II. mit Mehemed Ali von Aegypten, die Eroberung Syriens durch letzteren, die Schlacht bei Konieh, in Folge deren zum Erstaunen Europas ein russisches Armeekorps zum erstenmale den Boden Kleinasiens betrat; alle diese Ereignisse hatten im hohen Grade die Aufmerksamkeit der polnischen Flüchtlinge in Fronkreich erregt. Da der Sultan es nicht verschmäht hatte, die Hülfe der Russen in Anspruch zu nehmen, so war es selbstredend, daß die Polen für die Sache Mehemed Ali's Partei nahmen. Gelänge es, dachte man, die Organisation der ägyptisch-syrischen Armee in polnische Hände zu bringen, so würde dadurch ein neuer Stützpunkt gegen das Kosackenthum gewonnen sein. Man knüpfte mit Mehemed Ali Unterhandlungen an, in Folge deren Dembinski mit mehreren Offizieren (unter denen sich auch Schreiber dieses befand) nach Aegypten abreiste. Die Intriguen des russischen Konsuls in Alexandrien, des Obersten Duhamel, vereitelten die Pläne Dembinski's, oder vielmehr die Tracasserien der durch die russische Diplomatie bestochenen Beamten des Paschas verleideten dem General alle seine Bemühungen. Nach zwei Monaten forderte er seine Entlassung. Der Pascha willigte ein, indem er dem General ein sehr höfliches Handbillet, begleitet von 30,000 Piastern türkisch (etwa 2500 Thlr.), als dem Betrage des kontraktlich zugesicherten Gehaltes für zwei Monate, zuschickte.

Allein Dembinski schickte das Geld wieder zurück mit dem Bemerken, daß er nicht Geldeshalber nach Aegypten gekommen wäre. Wir andern Offiziere glaubten uns einer solchen Delikatesse nicht unterziehen zu brauchen, sondern steckten die uns vom Pascha gracieusement angebotenen Gratifikationen cavalièrement in die Tasche.

X Berlin, 12. Februar.

„Unsere gestrige Nachricht von dem Einrücken russischer Truppen in Siebenbürgen wird durch heute hier eingetroffene Briefe aus Wien bestätigt.“

Bei Hof und in den höhern ministeriellen Kreisen soll über den Ausfall der Wahlen zur zweiten Kammer eine außerordentliche Verstimmung herrschen. Das Ministerium, und namentlich die Partei des Schein-Constitutionalismus, ist sehr betrübt darüber, daß so wenig Männer der hohen Bourgeoisie in die Kammer gekommen sind, während der größere Landbesitz so zahlreich darin vertreten ist. Denn in diesem letzteren sieht die Partei der Büreaukratie für die wichtigen materiellen Fragen der Steuerausgleichung und der Ablösung der Feudallasten, Gegner und nicht Bundesgenossen, und fürchtet sie um so mehr, als auch ein großer Theil der ersten Kammer aus Leuten des Junkerparlaments bestehen wird. Ebenso unangenehm ist ferner dem Ministerium die überaus große Anzahl meist jüngerer Juristen, welche in der zweiten Kammer erscheinen werden. Das Ministerium soll von der Ansicht durchdrungen sein, daß die republikanische Partei stärker im Lande sei als je und namentlich sieht es in den Berliner Wahlen eine siegreiche Demonstration der Republikaner. Daher auch die schon letzthin von uns erwähnten Vorbereitungen für den Fall eines offenen Konfliktes.

Ueber die letzthin von uns erwähnte Provinzial-Korrespondenz, welche gleich der Parlaments-Korresp. durch das Zeitungscomptoir debätirt wird, können wir die zuverlässige Mittheilung machen, daß dieselbe in direktestem Zusammenhang mit der Neuen Preußischen Zeitung steht. Die Pr. K. bringt die anständigern Notizen aus dem „Berliner Zuschauer“ der Kreuzzeitung oft einen Tag früher als diese selbst. Auch ist die Handschrift einzelner Notizen, die des bekannten Redakteurs jenes Feuilletons. Außer Herrn Gödsche wird uns auch ein gewisser Herr Langbein als Redakteur der Pr. C. bezeichnet.

Der als freihändlerischer Journalist bekannte Crim.-Ger. Act. Stein,welcher seit einigen Tagen seiner politischen Ansichten halber aus dem Staatsdienst geschieden, beabsichtigt bei den hiesigen Nachwahlnn für die zweite Kammer als Kandidat aufzutreten.

Gestern ward der Eigenthümer der „Vossischen Zeitung“, Herr Lessing, vom hiesigen Stadtgericht zu 50 Thlr. Geldstrafe verurtheilt und zwar in Folge einer durch Herrn v. Unruh wegen Verbreitung der „Enthüllungen“ Nr. 2 gegen ihn angestellten Injurienklage.

Die heute bedeutend flauere Stimmung unserer Börse hat ihren Hauptgrund in der auch von Wien her bestätigten Nachricht von dem Einrücken der Russen in Siebenbürgen. Man fängt an zu befürchten, daß auch unsere Ostgränze bald diese ungebetenen Gäste sehen könnte und diese Hülfe gegen die Demokratie wäre selbst unsern Börsen-Reaktionärs keine erwünschte. — Auch mögen zu dieser flauen Stimmung die in ziemlich zuverlässigen Privatbriefen aus Wien enthaltenen Nachrichten, von einer abermaligen bedeutenden Niederlage der Oestreicher in Ungarn, beigetragen haben.

* Berlin, 12. Febr.

Die versammelten Seminarlehrer hatte, wie man sich erzählt, der König zu sich rufen lassen, und richtete dem wesentlichen Inhalte nach folgende Ansprache an dieselben:

„All' das Elend, das im verflossenen Jahre über Preußen hereingebrochen, ist Ihre, einzig Ihre Schuld, die Schuld der Afterbildung, der irreligiösen Menschenweisheit, die Sie als ächte Wahrheit verbreiten, mit der Sie den Glauben und die Treue in dem Gemüthe Meiner Unterthanen ausgerottet und deren Herzen von Mir abgewandt haben. Diese pfauenhaft aufgestutzte Scheinbildung habe ich schon als Kronprinz aus innerster Seele gehaßt und als Regent Alles aufgeboten, um sie zu unterdrücken. Ich werde auf dem betretenen Wege fortgehen, ohne Mich irren zu lassen; keine Macht der Erde soll Mich davon abwendig machen. Zunächst müssen die Seminarien sämmtlich aus den großen Städten nach kleinen Orten verlegt werden, um den unheilvollen Einflüssen eines verpesteten Zeitgeistes entzogen zu werden. Sodann muß das ganze Treiben in diesen Anstalten unter die strengste Aufsicht kommen. Nicht den Pöbel fürchte Ich, aber die unheiligen Lehren einer modernen frivolen Weltweisheit vergiften und untergraben Mir meine Büreaukratie, auf die bisher Ich stolz zu sein glauben konnte. Doch so lange Ich noch das Heft in Händen führe, werde ich solchem Unwesen zu steuern wissen.“

Halle, 11. Febr.

Der „Hall. Cour.“ enthält folgende öffentliche Erklärung:

„Die königl. Regierung zu Merseburg veröffentlicht unter dem 1. Februar Enthüllungen über die Novemberbewegungen, in denen ich als Aufwiegler der Landwehr genannt werde. Eine solche Bekanntmachung konnte und durfte nur das Ergebniß einer gerichtlichen Untersuchung sein. Diese ist gegen mich gar nicht eingeleitet, viel weniger die dort angeführte Thatsache nachgewiesen worden. Wie mich die königliche Regierung dem Publikum denuncirt hat, so denuncire ich ein solches Verfahren der rechtlichen Beurtheilung aller derer, welche die Idee eines Rechsstaates noch nicht aufgegeben haben. Meine Beschwerde an das Ministerium ist eingereicht.

Zwochau, den 9. Februar 1849. Baltzer, Pastor.“

43 Breslau, 12. Febr.

Die Heulerpartei der Breslauer Bourgeois hat ihre Ehre gerettet; bei der Wahl zur ersten Kammer erhielten die Mehrheit der Stimmen die Soldaten Excellenz Brandenburg und die Calicot Ex-Excellenz Milde.

Brandenburg ist überhaupt das Ideal der schlesischen Geldsäcke; in sehr vielen Kreisen wird er gewählt werden, z. B. in Schweidnitz. Die Begeisterung für diesen Mann ist bei den Heulern ganz natürlich, da er in den Kammern nie sprechen sondern still wie ein 14tägiges Kind sein wird. Könnte man dieß von allen Deputirten, ja von allen Menschen sagen, dann wäre Ruhe und Ordnung.

Schließlich noch eine Berichtigung der Correspondenz aus Breslau. Engelmann gehörte nie der „Vereinbarer Versammlung“ an, erkannte die Verfassung auch nicht als Gesetz sondern nur als eine Thatsache an, als er als Candidat auftrat. Allerdings hat Ihr — Correspondent nicht Unrecht. Es war etwas klägliches, zu sehen, wie sich gewisse Leute scheuten selbst in einer Parteiversammlung das Wort „Demokratie“ auszusprechen. Am besten werden Sie den Geist mancher Breslauer Demokraten erkennen, wenn Sie das quasi Wahlmanifest lesen. In diesem wurde z. B. gesagt: Die Deputirten sollten absehen ganz und gar von den Umständen, unter welchen die Verfassung octroyirt worden ist und dergleichen Unsinn mehr. Die Verfertiger dieses Machwerks sollen sein, der vereinigte Landtägler Siebig und der Rabbi Dr. Geiger.

Die Schlesische Demokratie besitzt kein Organ mehr zur Vertretung ihrer Interessen. Die Allgemeine Oder Zeitung, die eine demokratische Tünche eine Zeitlang sich aufgelegt hatte, bringt jetzt seit einiger Zeit sehr reactionäre Artikel über Kossuth und Frankreich.

24 Wien, 11. Febr.

„Zur Bedeckung der außerordentlichen Staatserfordernisse“ (Styl des Mittelreichs) ist der Finanzminister ermächtigt worden, für 25 Millionen 3prozentige Kassenanweisungen (a 1000, 500, 100 und 50 fl.) auszugeben. Ein schöner Nagel zum Sarge der österreichischen Finanzen! „Auf Verlangen werden zur Beförderung des Verkaufs und zur Verwechslung der Anweisungen“ auch Theilanweisungen von 25 fl. und 10 fl. verabfolgt, damit auch die große Masse des Volkes ihren gehörigen Antheil am Staatsbankrutt tragen möge. Die Hinausgabe der Anweisungen beginnt morgen. Die „Wiener Zeitung“, die gestern, weil kein standrechtliches Urtheil enthaltend, wie trauernd und verwaist dalag, bringt heute wieder diese unentbehrliche Kroatenwürze. Ein Studirender der Technik, Namens Sendeczky, aus Wien gebürtig und 16 Jahre alt, hat sich in einem hiesigen Tabaksladen beleidigende Aeußerungen gegen hochgestellte Militärpersonen erlaubt und ist von dem Kriegsrechte, in Betreff seines Alters und des (wahrhaft scheußlichen, alle Folterbegriffe des Mittelalters übersteigenden) Untersuchungs-Arrestes blos zu 3wöchentlichem Stockhaus verurtheilt worden. — Eine dem kaiserlichen Scharfrichterknecht zugedachte Katzenmusik ist bis jetzt noch nicht zur Ausführung gekommen. — In Grötz erregte ein Vorfall sehr viel Aufsehen. Der Redakteur der Volkszeitung, eines demokratischen Blattes, Namens Julius Gretschnigg, hatte den bekannten Aufsatz Bakunin's, der zuerst in Prager Blättern erschienen war, auszugsweise und mit nichtbilligenden Bemerkungen begleitet, abgedruckt. Am 7. Abends wurde er in seiner etwas abgelegenen Wohnung von 12 Mann des Chev.-Legers-Regiments Windischgrätz überfallen, und obwohl er krank im Bette lag, durch mehrere Hieb- und Stichwunden tödtlich verletzt. Die Bestrafung wurde vom Interims-Kommandirenden der an ihn ergangenen Deputation der National-Garde, bei welcher G. Lieutenant ist, zugesagt. Nach der „Presse“ wären jedoch 100 Mann in die Wohnung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="ar223_004" type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0003" n="1225"/>
theidigen, und so wird, da hier sehr viele und verschiedene Gesichtspunkte in's Spiel kommen, die Verhandlung eine anziehende und stark besuchte werden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar223_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>**</author></bibl> Mühlheim, a. R. den 15. Febr.</head>
          <p>Die Neuwahl für die Kreise Mühlheim und Köln wird wahrscheinlich am 22. d. Mts. stattfinden. Die Heuler wühlen bereits über die Maaßen, um noch recht viele Wahlmänner auf ihre Seite zu ziehen und einen Manteufelschen Kandidaten durchzusetzen, der den hohen Herren in Berlin wohlgefällig sei. Die &#x201E;schwarzweiße&#x201C; Partei der Wahlmänner ist bereits, in Folge eines gedruckten und geheim versandten Circulars, in Deutz (Hotel Fuchs) zur Vorwahl zusammengetreten. Mögen sich die freigesinnten Wahlmänner nicht abermals über den Löffel barbiren oder ins gottbegnadete Schlepptau nehmen lassen, sondern sich bei Zeiten unter einander verständigen, dann aber auch fest zusammenhalten. Mögen sie zugleich einen Mann durchsetzen, der mit Energie und Entschiedenheit das Interesse des Volkes wahrzunehmen geeignet sei. Denn daß die Interessen der Krautjunker, der hohen Beamten und Geldsäcke durch mehr als 170, Abgeordnete in der 2. Kammer vertreten sein werden: das lehrt uns die Liste der in den übrigen Provinzen ernannten Deputirten.</p>
        </div>
      </div>
      <div type="jFeuilleton" n="1">
        <div xml:id="ar223_005a" type="jArticle">
          <p>den 29. Mai bei einer Gruppe von 10 bis 12 Häusern an, Suterville genannt. Es ist dies nämlich die Niederlassung, die Festung, wenn man will, des Kapitäns Suter. Sie ist mit Gräben und 24 Stück Kanonen vertheidigt und findet sich auf der Karte mit dem Namen Neu-Helvetien bezeichnet, wie sie der Gründer Suter selbst genannt. Suter war Offizier in der Schweizergarde von Karl dem Zehnten, und nach der Katastrophe von 1830, wo er verwundet worden, verließ er für immer Europa, um erst in den Vereinigten Staaten, dann später, etwa vor 10 Jahren, in Californien sich niederzulassen. Californien war damals ein ödes Land, und der Kapitän erhielt dort ohne große Schwierigkeit von der mexikanischen Regierung eine Konzession von einem bedeutenden Terrän, 40 Meilen lang und 4 Meilen breit. Der Mittelpunkt dieser Konzession befindet sich am Zusammenflusse der &#x201E;amerikanischen Fourche&#x201C; mit dem Sacramento, und man muß sich erinnern, daß gerade auf seinem Territorium das erste Gold von Hrn. Sutter und Marschall entdeckt worden ist.</p>
          <p>Unsere Freunde, die vom Adjutanten des Gouverneurs an Herrn Suter empfohlen waren, wurden sehr gut aufgenommen, von ihm sowohl wie von seiner Frau, einer Pariserin von Geburt. Wenn ich sage sehr gut, so soll dies heißen, so gut als es die Umstände erlaubten. Denn die Diener des Herrn Suter waren schon fortgelaufen nach den Minen. Es waren dies Indianer, die Suter bei seiner Ankunft im Land zuerst bekämpfen mußte, und sie dann zum Kriegsdienste, zur Vertheidigung seines Hauses, sowie zur Bebauung seines prächtigen Grundbesitzes herangebildet hatte. Diese Diener also, die fortgelaufen, waren ersetzt worden durch die Menge von Abentheurern, die ebenfalls Gold suchen kamen, und bei ihrem Durchzuge die Gastfreundschaft des Kapitäns ansprachen. Die Festung war angefüllt von diesen Abentheurern, so daß die meisten von ihnen in den Höfen und Gassen bivonakiren mußten. Fast alle menschlichen Racen fanden sich vertreten. Der Kapitän thut sein Möglichstes, um Brooks und seine Freunde gut zu bewirthen. Auf seinen Rath versehen sie sich noch mit Pferden und Lebensmitteln, und gesellen ihrer Caravane, die aus 7 Personen bestand, noch einen neuen Diener, James Horry, zu, einem jungen, kräftigen und muntern Burschen, der von einem seit drei Tagen erst zu San-Francisco gelandeten Wallfischfahrer desertirt war. Fröhlichen Muthes zieht die Gesellschaft am 3. Juni aus der Festung Suterville und gelangt noch selbigen Tages an einen Ort, der ohne Unterschied bald Lower-Mines (Untere Minen) bald Mormon-Diggins (Mormonengruben) genannt wird.</p>
          <p>&#x201E;Sonntag, den 4. Juni. Gestern, mit Einbruch der Dämmerung, befanden wir uns Angesichts der Mormonengruben, die sich zwei oder drei englische Meilen dem linken Ufer der &#x201E;amerikanischen Fourche&#x201C; entlang erstrecken. Wir fanden an 40 Zelten, dicht an den Bergen gelehnt, und fast ausschließlich von Amerikanern bewohnt, von denen einige ihre Familie mitgebracht hatten. Obgleich die Sonne schon nahe am Untergehen war, so arbeiteten doch Alle mit einer Thätigkeit, wie ich sie noch nicht gesehen. Alle zehn Schritte voneinander sah man Männer mit aufgestreiften Armen, die damit beschäftigt waren, durch Goldwasche den Goldsand oder die Goldkörner rein auszuziehen. Die einen hatten keine andere Werkzeuge als Sieben, Platten, Erdtöpfe, die sie kräftig hin und her bewegten. Andere hatten sich vier und vier zusammengethan, und arbeiteten gemeinsam mit großen, schweren Maschinen von Holz, die fast aussehen wie Wiegen mit Schaukelhölzern unten und die deßhalb auch Cradles genannt werden.</p>
          <p>Es ist unmöglich, den Eindruck wiederzugeben, den dieses Schauspiel auf uns machte. Es war uns, als enthüllten sich plötzlich unsern Blicken die fabelhaften Schätze von Tausend und einer Nacht. Ich weiß nicht, wie es kam, aber wie instinktmäßig reichten wir uns die Hände und schwuren einander treu zu bleiben und energisch für das gemeinschaftliche Wohl zu arbeiten. Als wir von Zelt zu Zelt gingen, und die Goldklumpen sahen, welche diese Leute in wenigen Wochen aufgehoben hatten, wurden wir wie betäubt, und durch dieses Schauspiel bis zur Trunkenheit aufgeregt, hatten wir nurmehr einen Gedanken: unser Zelt in aller Eile aufzuschlagen und zur Arbeit zu rennen. Die Fingerspitzen brannten uns ordentlich von dem Golde, das wir sozusagen schöpfen wollten. In weniger als einer halben Stunde nach unserer Ankunft war das Pferd, welches Schaufel, Sieben, Beile u. s. w. trug, von seiner Last entladen, und wir alle ebenso feurig an der Arbeit als die übrigen.</p>
          <p>Mit einer Kelle und einem blechernen Eimer versehen, stürzte ich mich in das ausgetrocknete Bett des kleinen Flusses, bei welchem wir eben unser Domizil aufgeschlagen hatten. Ich werde nicht so leicht das Gefühl vergessen, mit welchem ich mit meiner Kelle in den Sand stieß. Nachdem ich bis zur Hälfte den Eimer angefüllt hatte, tauchte ich ihn mit dem Rande eine Linie unter's Wasser; dann fing ich an, mit der Hand das im Eimer Befindliche stark herum zu rühren, wie ich es den Andern absah. Ich brauche wohl nicht zu bemerken, daß aus Mangel an Uebung ich einen großen Theil des kostbaren Metalls verlieren mußte. Jedoch konnte ich bald bemerken, wie die Grunderde in Auflösung gerieth, und mit dem Wasser fortging, während unten, auf dem Boden des Gefäßes, ein sandiges Sediment zurückblieb.</p>
          <p>Ich leerte nachher sorgfältig meinen Eimer, und goß den Sand in eins von jenen impermiablen Körbchen, wie sie von den Indianern angefertigt werden. In meiner Ungeduld wollte ich ihn an unserm</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>[Deutschland]</head>
        <div xml:id="ar223_006" type="jArticle">
          <head><bibl><author>145</author></bibl> Barmen, 14. Febr.</head>
          <p>Eine Abschrift der vor einigen Tagen erwähnten frommen Adresse habe ich in Händen und übersende sie Ihnen zu beliebigem Gebrauch. Verfasser derselben ist der Direktor Wetzel (höhere Bürgerschule). &#x201E;An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen!&#x201C; Danach ist er ein wahres Musterexemplar von m<gap reason="illegible"/>ckerischem Schwarzweißthum. Ihre Leser werden wohl schon an folgender Stelle gedachter Adresse genug haben:</p>
          <p>&#x201E;Der Name Gottes durfte in derselben (der aufgelösten Nationalversammlung) ohne Spott kaum genannt werden. Eine tiefe und (für wupperthalerische Kretinen) furchtbare Gottentfremdung zog sich durch alle ihre Berathungen. <hi rendition="#g">Daher</hi> solche Beschlüsse, wie die über Abschaffung <hi rendition="#g">der Todesstrafe,</hi> (!) auch für solche Verbrechen, gegen welche die Obrigkeit nach göttlicher (banditenmäßiger) Ordnung das Schwert zu führen schuldig ist. <hi rendition="#g">Daher</hi> das Ansinnen, Ew. Majestät sollten das <hi rendition="#g">köstliche</hi> (ja wohl sehr köstliche, namentlich aber für das Volk sehr, sehr <hi rendition="#g">kostspielige</hi>!) &#x201E;Von Gottes Gnaden&#x201C; als einen unbedeutenden und nichtssagenden (o, er sagt leider sehr viel, jährlich viele Millionen Schmu und Verschleuderung der Volksgelder) Zusatz zu dem Ausdrucke Höchstihrer Königlichen Würde und Macht fallen lassen.&#x201C;</p>
          <p>Weiterhin heißt es: &#x2025;&#x2025; &#x201E;und je mehr wir überzeugt sind, daß auch Ew. Maj. daran gelegen sei (und ob?), daß Höchstihre Stände (aha &#x201E;Stände&#x201C; Galgenzeitungsstyl!) in der Furcht Gottes zusammentreten und tagen (in's Wupper'sche übersetzt: <hi rendition="#g">nachten</hi>!&#x201C;), desto vertrauensvoller wagen wir es, Ew. Maj. die unterthänigste Bitte vorzutragen:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Allergnädigst zu befehlen, daß der Eröffnung der Kammern ein öffentlicher und feierlicher Gottesdienst vorangehe, um damit den Segen des Herrn zu erflehen, wie dies ja auch in andern Ländern (in welchen?) nichts Unerhörtes ist.&#x201C;</p>
          <p>Dann erst, sagen die lämmelbrüderischen Petenten, ist ein Boden da, &#x201E;auf welchem allein eine Frucht erwachsen kann, welche Ew. Maj. (und uns schwarzweißen Schäflein) zur Freude gereicht.&#x201C; (Dieser freudenvollen Frucht, auf den Mistbeeten des gottbegnadeten König-, Junker- und Büreaukratenthums wachsend und von Eichhorns, Bodelschwinghs, Manteufels und Konsorten gepflegt und groß gezogen, scheinen die Leute, nach den Wahlen vom 5. Februar zu urtheilen, keinen sonderlichen Geschmack mehr abgewinnen zu können.)</p>
        </div>
        <div xml:id="ar223_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>072</author></bibl> Münster, 13. Febr.</head>
          <p>Ihre Nummer 316 bringt einige Notizen über Dembinski, welche ich zu vervollständigen wünsche.</p>
          <p>Dembinski steht bei den Polen in dem Rufe eines ausgezeichneten Kavalleriegenerals, und damit ist schon gesagt, daß Dembinski überhaupt einer der besten Kavalleriegenerale der Gegenwart ist. Dembinski ist aber mehr als Kavalleriegeneral: er ist der heiligen Alliance gegenüber vor allem Pole. Sein energischer und hochherziger Charakter zwingt alle Parteien ihn zu achten, wenngleich seine rücksichtslose Entschiedenheit ihm bei der Mittelmäßigkeit manche Feinde gemacht hat.</p>
          <p>Nach der Schlacht bei Grochow und den mörderischen Gefechten bei Iganie befehligte Dembinski die Kavallerie bei dem nach Lithauen detaschirten Corps des General Gielgud. Dieser General glaubte vor der russischen Uebermacht nach Preußen entweichen zu müssen. Dembinski hätte einem solchen Mißgeschick den Tod vorgezogen. Er trennte sich von Gielgud, und sein fabelhafter Rückzug nach Warschau, auf einem Umwege von 300 Stunden und unter zahlreichen Kämpfen mit einer zwanzigfachen Uebermacht ist bekannt genug. Nach der Blutnacht vom 15. August und dem Rückzuge der polnischen Hauptarmee unter Skrzinecki von Sochaczew nach Warschau glaubte Dembinski, und zwar mit vollem Recht, daß die polnische Sache nur durch eine energische Diktatur gerettet werden könne. Der bigotte Aristokrat Skrzynecki hatte sich auch diesmal als unfähig zum Oberbefehl erwiesen. Er hatte die Russen ungestört über die Weichsel gehen lassen und in der Stellung an der Bgura vier Wochen lang unthätig die Erfüllung der perfiden Versprechungen Louis Philipp's abgewartet.</p>
          <p>Die verrätherische, russenfreundliche Aristokratie vereitelte aber die Pläne Dembinski's in Warschau. Die Aristokraten kämpften in der zweitägigen Schlacht bei Warschau nur noch für die Rettung der äußern Ehre, aber nicht für Polen. Nach der Kapitulation von Warschau und dem Uebergange Rybinski's über die preußische Gränze, ging Dembinski mit andern 4000 polnischen Offizieren nach Frankreich.</p>
          <p>Der Konflikt des Sultans Mahmud II. mit Mehemed Ali von Aegypten, die Eroberung Syriens durch letzteren, die Schlacht bei Konieh, in Folge deren zum Erstaunen Europas ein russisches Armeekorps zum erstenmale den Boden Kleinasiens betrat; alle diese Ereignisse hatten im hohen Grade die Aufmerksamkeit der polnischen Flüchtlinge in Fronkreich erregt. Da der Sultan es nicht verschmäht hatte, die Hülfe der Russen in Anspruch zu nehmen, so war es selbstredend, daß die Polen für die Sache Mehemed Ali's Partei nahmen. Gelänge es, dachte man, die Organisation der ägyptisch-syrischen Armee in polnische Hände zu bringen, so würde dadurch ein neuer Stützpunkt gegen das Kosackenthum gewonnen sein. Man knüpfte mit Mehemed Ali Unterhandlungen an, in Folge deren Dembinski mit mehreren Offizieren (unter denen sich auch Schreiber dieses befand) nach Aegypten abreiste. Die Intriguen des russischen Konsuls in Alexandrien, des Obersten Duhamel, vereitelten die Pläne Dembinski's, oder vielmehr die Tracasserien der durch die russische Diplomatie bestochenen Beamten des Paschas verleideten dem General alle seine Bemühungen. Nach zwei Monaten forderte er seine Entlassung. Der Pascha willigte ein, indem er dem General ein sehr höfliches Handbillet, begleitet von 30,000 Piastern türkisch (etwa 2500 Thlr.), als dem Betrage des kontraktlich zugesicherten Gehaltes für zwei Monate, zuschickte.</p>
          <p>Allein Dembinski schickte das Geld wieder zurück mit dem Bemerken, daß er nicht Geldeshalber nach Aegypten gekommen wäre. Wir andern Offiziere glaubten uns einer solchen Delikatesse nicht unterziehen zu brauchen, sondern steckten die uns vom Pascha gracieusement angebotenen Gratifikationen cavalièrement in die Tasche.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar223_008" type="jArticle">
          <head><bibl><author>X</author></bibl> Berlin, 12. Februar.</head>
          <p>&#x201E;Unsere gestrige Nachricht von dem Einrücken russischer Truppen in Siebenbürgen wird durch heute hier eingetroffene Briefe aus Wien bestätigt.&#x201C;</p>
          <p>Bei Hof und in den höhern ministeriellen Kreisen soll über den Ausfall der Wahlen zur zweiten Kammer eine außerordentliche Verstimmung herrschen. Das Ministerium, und namentlich die Partei des Schein-Constitutionalismus, ist sehr betrübt darüber, daß so wenig Männer der hohen Bourgeoisie in die Kammer gekommen sind, während der größere Landbesitz so zahlreich darin vertreten ist. Denn in diesem letzteren sieht die Partei der Büreaukratie für die wichtigen materiellen Fragen der Steuerausgleichung und der Ablösung der Feudallasten, Gegner und nicht Bundesgenossen, und fürchtet sie um so mehr, als auch ein großer Theil der ersten Kammer aus Leuten des Junkerparlaments bestehen wird. Ebenso unangenehm ist ferner dem Ministerium die überaus große Anzahl meist jüngerer Juristen, welche in der zweiten Kammer erscheinen werden. Das Ministerium soll von der Ansicht durchdrungen sein, daß die republikanische Partei stärker im Lande sei als je und namentlich sieht es in den Berliner Wahlen eine siegreiche Demonstration der Republikaner. Daher auch die schon letzthin von uns erwähnten Vorbereitungen für den Fall eines offenen Konfliktes.</p>
          <p>Ueber die letzthin von uns erwähnte <hi rendition="#g">Provinzial-Korrespondenz</hi>, welche gleich der Parlaments-Korresp. durch das Zeitungscomptoir debätirt wird, können wir die zuverlässige Mittheilung machen, daß dieselbe in direktestem Zusammenhang mit der Neuen Preußischen Zeitung steht. Die Pr. K. bringt die anständigern Notizen aus dem &#x201E;Berliner Zuschauer&#x201C; der Kreuzzeitung oft einen Tag früher als diese selbst. Auch ist die Handschrift einzelner Notizen, die des bekannten Redakteurs jenes Feuilletons. Außer Herrn <hi rendition="#g">Gödsche</hi> wird uns auch ein gewisser Herr <hi rendition="#g">Langbein</hi> als Redakteur der Pr. C. bezeichnet.</p>
          <p>Der als freihändlerischer Journalist bekannte Crim.-Ger. Act. Stein,welcher seit einigen Tagen seiner politischen Ansichten halber aus dem Staatsdienst geschieden, beabsichtigt bei den hiesigen Nachwahlnn für die zweite Kammer als Kandidat aufzutreten.</p>
          <p>Gestern ward der Eigenthümer der &#x201E;Vossischen Zeitung&#x201C;, Herr Lessing, vom hiesigen Stadtgericht zu 50 Thlr. Geldstrafe verurtheilt und zwar in Folge einer durch Herrn v. Unruh wegen Verbreitung der &#x201E;Enthüllungen&#x201C; Nr. 2 gegen ihn angestellten Injurienklage.</p>
          <p>Die heute bedeutend flauere Stimmung unserer Börse hat ihren Hauptgrund in der auch von Wien her bestätigten Nachricht von dem Einrücken der Russen in Siebenbürgen. Man fängt an zu befürchten, daß auch unsere Ostgränze bald diese ungebetenen Gäste sehen könnte und diese Hülfe gegen die Demokratie wäre selbst unsern Börsen-Reaktionärs keine erwünschte. &#x2014; Auch mögen zu dieser flauen Stimmung die in ziemlich zuverlässigen Privatbriefen aus Wien enthaltenen Nachrichten, von einer abermaligen bedeutenden Niederlage der Oestreicher in Ungarn, beigetragen haben.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar223_009" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 12. Febr.</head>
          <p>Die versammelten Seminarlehrer hatte, wie man sich erzählt, der König zu sich rufen lassen, und richtete dem wesentlichen Inhalte nach folgende Ansprache an dieselben:</p>
          <p>&#x201E;All' das Elend, das im verflossenen Jahre über Preußen hereingebrochen, ist Ihre, einzig Ihre Schuld, die Schuld der Afterbildung, der irreligiösen Menschenweisheit, die Sie als ächte Wahrheit verbreiten, mit der Sie den Glauben und die Treue in dem Gemüthe Meiner Unterthanen ausgerottet und deren Herzen von Mir abgewandt haben. Diese pfauenhaft aufgestutzte Scheinbildung habe ich schon als Kronprinz aus innerster Seele gehaßt und als Regent Alles aufgeboten, um sie zu unterdrücken. Ich werde auf dem betretenen Wege fortgehen, ohne Mich irren zu lassen; keine Macht der Erde soll Mich davon abwendig machen. Zunächst müssen die Seminarien sämmtlich aus den großen Städten nach kleinen Orten verlegt werden, um den unheilvollen Einflüssen eines verpesteten Zeitgeistes entzogen zu werden. Sodann muß das ganze Treiben in diesen Anstalten unter die strengste Aufsicht kommen. Nicht den Pöbel fürchte Ich, aber die unheiligen Lehren einer modernen frivolen Weltweisheit vergiften und untergraben Mir meine Büreaukratie, auf die bisher Ich stolz zu sein glauben konnte. Doch so lange Ich noch das Heft in Händen führe, werde ich solchem Unwesen zu steuern wissen.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar223_010" type="jArticle">
          <head>Halle, 11. Febr.</head>
          <p>Der &#x201E;Hall. Cour.&#x201C; enthält folgende öffentliche Erklärung:</p>
          <p>&#x201E;Die königl. Regierung zu Merseburg veröffentlicht unter dem 1. Februar Enthüllungen über die Novemberbewegungen, in denen ich als Aufwiegler der Landwehr genannt werde. Eine solche Bekanntmachung konnte und durfte nur das Ergebniß einer gerichtlichen Untersuchung sein. Diese ist gegen mich gar nicht eingeleitet, viel weniger die dort angeführte Thatsache nachgewiesen worden. Wie mich die königliche Regierung dem Publikum denuncirt hat, so denuncire ich ein solches Verfahren der rechtlichen Beurtheilung aller derer, welche die Idee eines Rechsstaates noch nicht aufgegeben haben. Meine Beschwerde an das Ministerium ist eingereicht.</p>
          <p>Zwochau, den 9. Februar 1849. Baltzer, Pastor.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar223_011" type="jArticle">
          <head><bibl><author>43</author></bibl> Breslau, 12. Febr.</head>
          <p>Die Heulerpartei der Breslauer Bourgeois hat ihre Ehre gerettet; bei der Wahl zur ersten Kammer erhielten die Mehrheit der Stimmen die Soldaten Excellenz Brandenburg und die Calicot Ex-Excellenz Milde.</p>
          <p>Brandenburg ist überhaupt das Ideal der schlesischen Geldsäcke; in sehr vielen Kreisen wird er gewählt werden, z. B. in Schweidnitz. Die Begeisterung für diesen Mann ist bei den Heulern ganz natürlich, da er in den Kammern nie sprechen sondern still wie ein 14tägiges Kind sein wird. Könnte man dieß von allen Deputirten, ja von allen Menschen sagen, dann wäre Ruhe und Ordnung.</p>
          <p>Schließlich noch eine Berichtigung der Correspondenz aus Breslau. Engelmann gehörte nie der &#x201E;Vereinbarer Versammlung&#x201C; an, erkannte die Verfassung auch nicht als Gesetz sondern nur als eine Thatsache an, als er als Candidat auftrat. Allerdings hat Ihr &#x2014; Correspondent nicht Unrecht. Es war etwas klägliches, zu sehen, wie sich gewisse Leute scheuten selbst in einer Parteiversammlung das Wort &#x201E;Demokratie&#x201C; auszusprechen. Am besten werden Sie den Geist mancher Breslauer Demokraten erkennen, wenn Sie das quasi Wahlmanifest lesen. In diesem wurde z. B. gesagt: Die Deputirten sollten absehen ganz und gar von den Umständen, unter welchen die Verfassung octroyirt worden ist und dergleichen Unsinn mehr. Die Verfertiger dieses Machwerks sollen sein, der vereinigte Landtägler Siebig und der Rabbi Dr. Geiger.</p>
          <p>Die Schlesische Demokratie besitzt kein Organ mehr zur Vertretung ihrer Interessen. Die Allgemeine Oder Zeitung, die eine demokratische Tünche eine Zeitlang sich aufgelegt hatte, bringt jetzt seit einiger Zeit sehr reactionäre Artikel über Kossuth und Frankreich.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar223_012" type="jArticle">
          <head><bibl><author>24</author></bibl> Wien, 11. Febr.</head>
          <p>&#x201E;Zur Bedeckung der außerordentlichen Staatserfordernisse&#x201C; (Styl des Mittelreichs) ist der Finanzminister ermächtigt worden, für 25 Millionen 3prozentige Kassenanweisungen (a 1000, 500, 100 und 50 fl.) auszugeben. Ein schöner Nagel zum Sarge der österreichischen Finanzen! &#x201E;Auf Verlangen werden zur Beförderung des Verkaufs und zur Verwechslung der Anweisungen&#x201C; auch Theilanweisungen von 25 fl. und 10 fl. verabfolgt, damit auch die große Masse des Volkes ihren gehörigen Antheil am Staatsbankrutt tragen möge. Die Hinausgabe der Anweisungen beginnt morgen. Die &#x201E;Wiener Zeitung&#x201C;, die gestern, weil kein standrechtliches Urtheil enthaltend, wie trauernd und verwaist dalag, bringt heute wieder diese unentbehrliche Kroatenwürze. Ein Studirender der Technik, Namens Sendeczky, aus Wien gebürtig und 16 Jahre alt, hat sich in einem hiesigen Tabaksladen beleidigende Aeußerungen gegen hochgestellte Militärpersonen erlaubt und ist von dem Kriegsrechte, in Betreff seines Alters und des (wahrhaft scheußlichen, alle Folterbegriffe des Mittelalters übersteigenden) Untersuchungs-Arrestes blos zu 3wöchentlichem Stockhaus verurtheilt worden. &#x2014; Eine dem kaiserlichen Scharfrichterknecht zugedachte Katzenmusik ist bis jetzt noch nicht zur Ausführung gekommen. &#x2014; In Grötz erregte ein Vorfall sehr viel Aufsehen. Der Redakteur der Volkszeitung, eines demokratischen Blattes, Namens Julius Gretschnigg, hatte den bekannten Aufsatz Bakunin's, der zuerst in Prager Blättern erschienen war, auszugsweise und mit nichtbilligenden Bemerkungen begleitet, abgedruckt. Am 7. Abends wurde er in seiner etwas abgelegenen Wohnung von 12 Mann des Chev.-Legers-Regiments Windischgrätz überfallen, und obwohl er krank im Bette lag, durch mehrere Hieb- und Stichwunden tödtlich verletzt. Die Bestrafung wurde vom Interims-Kommandirenden der an ihn ergangenen Deputation der National-Garde, bei welcher G. Lieutenant ist, zugesagt. Nach der &#x201E;Presse&#x201C; wären jedoch 100 Mann in die Wohnung
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1225/0003] theidigen, und so wird, da hier sehr viele und verschiedene Gesichtspunkte in's Spiel kommen, die Verhandlung eine anziehende und stark besuchte werden. ** Mühlheim, a. R. den 15. Febr. Die Neuwahl für die Kreise Mühlheim und Köln wird wahrscheinlich am 22. d. Mts. stattfinden. Die Heuler wühlen bereits über die Maaßen, um noch recht viele Wahlmänner auf ihre Seite zu ziehen und einen Manteufelschen Kandidaten durchzusetzen, der den hohen Herren in Berlin wohlgefällig sei. Die „schwarzweiße“ Partei der Wahlmänner ist bereits, in Folge eines gedruckten und geheim versandten Circulars, in Deutz (Hotel Fuchs) zur Vorwahl zusammengetreten. Mögen sich die freigesinnten Wahlmänner nicht abermals über den Löffel barbiren oder ins gottbegnadete Schlepptau nehmen lassen, sondern sich bei Zeiten unter einander verständigen, dann aber auch fest zusammenhalten. Mögen sie zugleich einen Mann durchsetzen, der mit Energie und Entschiedenheit das Interesse des Volkes wahrzunehmen geeignet sei. Denn daß die Interessen der Krautjunker, der hohen Beamten und Geldsäcke durch mehr als 170, Abgeordnete in der 2. Kammer vertreten sein werden: das lehrt uns die Liste der in den übrigen Provinzen ernannten Deputirten. den 29. Mai bei einer Gruppe von 10 bis 12 Häusern an, Suterville genannt. Es ist dies nämlich die Niederlassung, die Festung, wenn man will, des Kapitäns Suter. Sie ist mit Gräben und 24 Stück Kanonen vertheidigt und findet sich auf der Karte mit dem Namen Neu-Helvetien bezeichnet, wie sie der Gründer Suter selbst genannt. Suter war Offizier in der Schweizergarde von Karl dem Zehnten, und nach der Katastrophe von 1830, wo er verwundet worden, verließ er für immer Europa, um erst in den Vereinigten Staaten, dann später, etwa vor 10 Jahren, in Californien sich niederzulassen. Californien war damals ein ödes Land, und der Kapitän erhielt dort ohne große Schwierigkeit von der mexikanischen Regierung eine Konzession von einem bedeutenden Terrän, 40 Meilen lang und 4 Meilen breit. Der Mittelpunkt dieser Konzession befindet sich am Zusammenflusse der „amerikanischen Fourche“ mit dem Sacramento, und man muß sich erinnern, daß gerade auf seinem Territorium das erste Gold von Hrn. Sutter und Marschall entdeckt worden ist. Unsere Freunde, die vom Adjutanten des Gouverneurs an Herrn Suter empfohlen waren, wurden sehr gut aufgenommen, von ihm sowohl wie von seiner Frau, einer Pariserin von Geburt. Wenn ich sage sehr gut, so soll dies heißen, so gut als es die Umstände erlaubten. Denn die Diener des Herrn Suter waren schon fortgelaufen nach den Minen. Es waren dies Indianer, die Suter bei seiner Ankunft im Land zuerst bekämpfen mußte, und sie dann zum Kriegsdienste, zur Vertheidigung seines Hauses, sowie zur Bebauung seines prächtigen Grundbesitzes herangebildet hatte. Diese Diener also, die fortgelaufen, waren ersetzt worden durch die Menge von Abentheurern, die ebenfalls Gold suchen kamen, und bei ihrem Durchzuge die Gastfreundschaft des Kapitäns ansprachen. Die Festung war angefüllt von diesen Abentheurern, so daß die meisten von ihnen in den Höfen und Gassen bivonakiren mußten. Fast alle menschlichen Racen fanden sich vertreten. Der Kapitän thut sein Möglichstes, um Brooks und seine Freunde gut zu bewirthen. Auf seinen Rath versehen sie sich noch mit Pferden und Lebensmitteln, und gesellen ihrer Caravane, die aus 7 Personen bestand, noch einen neuen Diener, James Horry, zu, einem jungen, kräftigen und muntern Burschen, der von einem seit drei Tagen erst zu San-Francisco gelandeten Wallfischfahrer desertirt war. Fröhlichen Muthes zieht die Gesellschaft am 3. Juni aus der Festung Suterville und gelangt noch selbigen Tages an einen Ort, der ohne Unterschied bald Lower-Mines (Untere Minen) bald Mormon-Diggins (Mormonengruben) genannt wird. „Sonntag, den 4. Juni. Gestern, mit Einbruch der Dämmerung, befanden wir uns Angesichts der Mormonengruben, die sich zwei oder drei englische Meilen dem linken Ufer der „amerikanischen Fourche“ entlang erstrecken. Wir fanden an 40 Zelten, dicht an den Bergen gelehnt, und fast ausschließlich von Amerikanern bewohnt, von denen einige ihre Familie mitgebracht hatten. Obgleich die Sonne schon nahe am Untergehen war, so arbeiteten doch Alle mit einer Thätigkeit, wie ich sie noch nicht gesehen. Alle zehn Schritte voneinander sah man Männer mit aufgestreiften Armen, die damit beschäftigt waren, durch Goldwasche den Goldsand oder die Goldkörner rein auszuziehen. Die einen hatten keine andere Werkzeuge als Sieben, Platten, Erdtöpfe, die sie kräftig hin und her bewegten. Andere hatten sich vier und vier zusammengethan, und arbeiteten gemeinsam mit großen, schweren Maschinen von Holz, die fast aussehen wie Wiegen mit Schaukelhölzern unten und die deßhalb auch Cradles genannt werden. Es ist unmöglich, den Eindruck wiederzugeben, den dieses Schauspiel auf uns machte. Es war uns, als enthüllten sich plötzlich unsern Blicken die fabelhaften Schätze von Tausend und einer Nacht. Ich weiß nicht, wie es kam, aber wie instinktmäßig reichten wir uns die Hände und schwuren einander treu zu bleiben und energisch für das gemeinschaftliche Wohl zu arbeiten. Als wir von Zelt zu Zelt gingen, und die Goldklumpen sahen, welche diese Leute in wenigen Wochen aufgehoben hatten, wurden wir wie betäubt, und durch dieses Schauspiel bis zur Trunkenheit aufgeregt, hatten wir nurmehr einen Gedanken: unser Zelt in aller Eile aufzuschlagen und zur Arbeit zu rennen. Die Fingerspitzen brannten uns ordentlich von dem Golde, das wir sozusagen schöpfen wollten. In weniger als einer halben Stunde nach unserer Ankunft war das Pferd, welches Schaufel, Sieben, Beile u. s. w. trug, von seiner Last entladen, und wir alle ebenso feurig an der Arbeit als die übrigen. Mit einer Kelle und einem blechernen Eimer versehen, stürzte ich mich in das ausgetrocknete Bett des kleinen Flusses, bei welchem wir eben unser Domizil aufgeschlagen hatten. Ich werde nicht so leicht das Gefühl vergessen, mit welchem ich mit meiner Kelle in den Sand stieß. Nachdem ich bis zur Hälfte den Eimer angefüllt hatte, tauchte ich ihn mit dem Rande eine Linie unter's Wasser; dann fing ich an, mit der Hand das im Eimer Befindliche stark herum zu rühren, wie ich es den Andern absah. Ich brauche wohl nicht zu bemerken, daß aus Mangel an Uebung ich einen großen Theil des kostbaren Metalls verlieren mußte. Jedoch konnte ich bald bemerken, wie die Grunderde in Auflösung gerieth, und mit dem Wasser fortging, während unten, auf dem Boden des Gefäßes, ein sandiges Sediment zurückblieb. Ich leerte nachher sorgfältig meinen Eimer, und goß den Sand in eins von jenen impermiablen Körbchen, wie sie von den Indianern angefertigt werden. In meiner Ungeduld wollte ich ihn an unserm [Deutschland] 145 Barmen, 14. Febr. Eine Abschrift der vor einigen Tagen erwähnten frommen Adresse habe ich in Händen und übersende sie Ihnen zu beliebigem Gebrauch. Verfasser derselben ist der Direktor Wetzel (höhere Bürgerschule). „An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen!“ Danach ist er ein wahres Musterexemplar von m_ ckerischem Schwarzweißthum. Ihre Leser werden wohl schon an folgender Stelle gedachter Adresse genug haben: „Der Name Gottes durfte in derselben (der aufgelösten Nationalversammlung) ohne Spott kaum genannt werden. Eine tiefe und (für wupperthalerische Kretinen) furchtbare Gottentfremdung zog sich durch alle ihre Berathungen. Daher solche Beschlüsse, wie die über Abschaffung der Todesstrafe, (!) auch für solche Verbrechen, gegen welche die Obrigkeit nach göttlicher (banditenmäßiger) Ordnung das Schwert zu führen schuldig ist. Daher das Ansinnen, Ew. Majestät sollten das köstliche (ja wohl sehr köstliche, namentlich aber für das Volk sehr, sehr kostspielige!) „Von Gottes Gnaden“ als einen unbedeutenden und nichtssagenden (o, er sagt leider sehr viel, jährlich viele Millionen Schmu und Verschleuderung der Volksgelder) Zusatz zu dem Ausdrucke Höchstihrer Königlichen Würde und Macht fallen lassen.“ Weiterhin heißt es: ‥‥ „und je mehr wir überzeugt sind, daß auch Ew. Maj. daran gelegen sei (und ob?), daß Höchstihre Stände (aha „Stände“ Galgenzeitungsstyl!) in der Furcht Gottes zusammentreten und tagen (in's Wupper'sche übersetzt: nachten!“), desto vertrauensvoller wagen wir es, Ew. Maj. die unterthänigste Bitte vorzutragen: „Allergnädigst zu befehlen, daß der Eröffnung der Kammern ein öffentlicher und feierlicher Gottesdienst vorangehe, um damit den Segen des Herrn zu erflehen, wie dies ja auch in andern Ländern (in welchen?) nichts Unerhörtes ist.“ Dann erst, sagen die lämmelbrüderischen Petenten, ist ein Boden da, „auf welchem allein eine Frucht erwachsen kann, welche Ew. Maj. (und uns schwarzweißen Schäflein) zur Freude gereicht.“ (Dieser freudenvollen Frucht, auf den Mistbeeten des gottbegnadeten König-, Junker- und Büreaukratenthums wachsend und von Eichhorns, Bodelschwinghs, Manteufels und Konsorten gepflegt und groß gezogen, scheinen die Leute, nach den Wahlen vom 5. Februar zu urtheilen, keinen sonderlichen Geschmack mehr abgewinnen zu können.) 072 Münster, 13. Febr. Ihre Nummer 316 bringt einige Notizen über Dembinski, welche ich zu vervollständigen wünsche. Dembinski steht bei den Polen in dem Rufe eines ausgezeichneten Kavalleriegenerals, und damit ist schon gesagt, daß Dembinski überhaupt einer der besten Kavalleriegenerale der Gegenwart ist. Dembinski ist aber mehr als Kavalleriegeneral: er ist der heiligen Alliance gegenüber vor allem Pole. Sein energischer und hochherziger Charakter zwingt alle Parteien ihn zu achten, wenngleich seine rücksichtslose Entschiedenheit ihm bei der Mittelmäßigkeit manche Feinde gemacht hat. Nach der Schlacht bei Grochow und den mörderischen Gefechten bei Iganie befehligte Dembinski die Kavallerie bei dem nach Lithauen detaschirten Corps des General Gielgud. Dieser General glaubte vor der russischen Uebermacht nach Preußen entweichen zu müssen. Dembinski hätte einem solchen Mißgeschick den Tod vorgezogen. Er trennte sich von Gielgud, und sein fabelhafter Rückzug nach Warschau, auf einem Umwege von 300 Stunden und unter zahlreichen Kämpfen mit einer zwanzigfachen Uebermacht ist bekannt genug. Nach der Blutnacht vom 15. August und dem Rückzuge der polnischen Hauptarmee unter Skrzinecki von Sochaczew nach Warschau glaubte Dembinski, und zwar mit vollem Recht, daß die polnische Sache nur durch eine energische Diktatur gerettet werden könne. Der bigotte Aristokrat Skrzynecki hatte sich auch diesmal als unfähig zum Oberbefehl erwiesen. Er hatte die Russen ungestört über die Weichsel gehen lassen und in der Stellung an der Bgura vier Wochen lang unthätig die Erfüllung der perfiden Versprechungen Louis Philipp's abgewartet. Die verrätherische, russenfreundliche Aristokratie vereitelte aber die Pläne Dembinski's in Warschau. Die Aristokraten kämpften in der zweitägigen Schlacht bei Warschau nur noch für die Rettung der äußern Ehre, aber nicht für Polen. Nach der Kapitulation von Warschau und dem Uebergange Rybinski's über die preußische Gränze, ging Dembinski mit andern 4000 polnischen Offizieren nach Frankreich. Der Konflikt des Sultans Mahmud II. mit Mehemed Ali von Aegypten, die Eroberung Syriens durch letzteren, die Schlacht bei Konieh, in Folge deren zum Erstaunen Europas ein russisches Armeekorps zum erstenmale den Boden Kleinasiens betrat; alle diese Ereignisse hatten im hohen Grade die Aufmerksamkeit der polnischen Flüchtlinge in Fronkreich erregt. Da der Sultan es nicht verschmäht hatte, die Hülfe der Russen in Anspruch zu nehmen, so war es selbstredend, daß die Polen für die Sache Mehemed Ali's Partei nahmen. Gelänge es, dachte man, die Organisation der ägyptisch-syrischen Armee in polnische Hände zu bringen, so würde dadurch ein neuer Stützpunkt gegen das Kosackenthum gewonnen sein. Man knüpfte mit Mehemed Ali Unterhandlungen an, in Folge deren Dembinski mit mehreren Offizieren (unter denen sich auch Schreiber dieses befand) nach Aegypten abreiste. Die Intriguen des russischen Konsuls in Alexandrien, des Obersten Duhamel, vereitelten die Pläne Dembinski's, oder vielmehr die Tracasserien der durch die russische Diplomatie bestochenen Beamten des Paschas verleideten dem General alle seine Bemühungen. Nach zwei Monaten forderte er seine Entlassung. Der Pascha willigte ein, indem er dem General ein sehr höfliches Handbillet, begleitet von 30,000 Piastern türkisch (etwa 2500 Thlr.), als dem Betrage des kontraktlich zugesicherten Gehaltes für zwei Monate, zuschickte. Allein Dembinski schickte das Geld wieder zurück mit dem Bemerken, daß er nicht Geldeshalber nach Aegypten gekommen wäre. Wir andern Offiziere glaubten uns einer solchen Delikatesse nicht unterziehen zu brauchen, sondern steckten die uns vom Pascha gracieusement angebotenen Gratifikationen cavalièrement in die Tasche. X Berlin, 12. Februar. „Unsere gestrige Nachricht von dem Einrücken russischer Truppen in Siebenbürgen wird durch heute hier eingetroffene Briefe aus Wien bestätigt.“ Bei Hof und in den höhern ministeriellen Kreisen soll über den Ausfall der Wahlen zur zweiten Kammer eine außerordentliche Verstimmung herrschen. Das Ministerium, und namentlich die Partei des Schein-Constitutionalismus, ist sehr betrübt darüber, daß so wenig Männer der hohen Bourgeoisie in die Kammer gekommen sind, während der größere Landbesitz so zahlreich darin vertreten ist. Denn in diesem letzteren sieht die Partei der Büreaukratie für die wichtigen materiellen Fragen der Steuerausgleichung und der Ablösung der Feudallasten, Gegner und nicht Bundesgenossen, und fürchtet sie um so mehr, als auch ein großer Theil der ersten Kammer aus Leuten des Junkerparlaments bestehen wird. Ebenso unangenehm ist ferner dem Ministerium die überaus große Anzahl meist jüngerer Juristen, welche in der zweiten Kammer erscheinen werden. Das Ministerium soll von der Ansicht durchdrungen sein, daß die republikanische Partei stärker im Lande sei als je und namentlich sieht es in den Berliner Wahlen eine siegreiche Demonstration der Republikaner. Daher auch die schon letzthin von uns erwähnten Vorbereitungen für den Fall eines offenen Konfliktes. Ueber die letzthin von uns erwähnte Provinzial-Korrespondenz, welche gleich der Parlaments-Korresp. durch das Zeitungscomptoir debätirt wird, können wir die zuverlässige Mittheilung machen, daß dieselbe in direktestem Zusammenhang mit der Neuen Preußischen Zeitung steht. Die Pr. K. bringt die anständigern Notizen aus dem „Berliner Zuschauer“ der Kreuzzeitung oft einen Tag früher als diese selbst. Auch ist die Handschrift einzelner Notizen, die des bekannten Redakteurs jenes Feuilletons. Außer Herrn Gödsche wird uns auch ein gewisser Herr Langbein als Redakteur der Pr. C. bezeichnet. Der als freihändlerischer Journalist bekannte Crim.-Ger. Act. Stein,welcher seit einigen Tagen seiner politischen Ansichten halber aus dem Staatsdienst geschieden, beabsichtigt bei den hiesigen Nachwahlnn für die zweite Kammer als Kandidat aufzutreten. Gestern ward der Eigenthümer der „Vossischen Zeitung“, Herr Lessing, vom hiesigen Stadtgericht zu 50 Thlr. Geldstrafe verurtheilt und zwar in Folge einer durch Herrn v. Unruh wegen Verbreitung der „Enthüllungen“ Nr. 2 gegen ihn angestellten Injurienklage. Die heute bedeutend flauere Stimmung unserer Börse hat ihren Hauptgrund in der auch von Wien her bestätigten Nachricht von dem Einrücken der Russen in Siebenbürgen. Man fängt an zu befürchten, daß auch unsere Ostgränze bald diese ungebetenen Gäste sehen könnte und diese Hülfe gegen die Demokratie wäre selbst unsern Börsen-Reaktionärs keine erwünschte. — Auch mögen zu dieser flauen Stimmung die in ziemlich zuverlässigen Privatbriefen aus Wien enthaltenen Nachrichten, von einer abermaligen bedeutenden Niederlage der Oestreicher in Ungarn, beigetragen haben. * Berlin, 12. Febr. Die versammelten Seminarlehrer hatte, wie man sich erzählt, der König zu sich rufen lassen, und richtete dem wesentlichen Inhalte nach folgende Ansprache an dieselben: „All' das Elend, das im verflossenen Jahre über Preußen hereingebrochen, ist Ihre, einzig Ihre Schuld, die Schuld der Afterbildung, der irreligiösen Menschenweisheit, die Sie als ächte Wahrheit verbreiten, mit der Sie den Glauben und die Treue in dem Gemüthe Meiner Unterthanen ausgerottet und deren Herzen von Mir abgewandt haben. Diese pfauenhaft aufgestutzte Scheinbildung habe ich schon als Kronprinz aus innerster Seele gehaßt und als Regent Alles aufgeboten, um sie zu unterdrücken. Ich werde auf dem betretenen Wege fortgehen, ohne Mich irren zu lassen; keine Macht der Erde soll Mich davon abwendig machen. Zunächst müssen die Seminarien sämmtlich aus den großen Städten nach kleinen Orten verlegt werden, um den unheilvollen Einflüssen eines verpesteten Zeitgeistes entzogen zu werden. Sodann muß das ganze Treiben in diesen Anstalten unter die strengste Aufsicht kommen. Nicht den Pöbel fürchte Ich, aber die unheiligen Lehren einer modernen frivolen Weltweisheit vergiften und untergraben Mir meine Büreaukratie, auf die bisher Ich stolz zu sein glauben konnte. Doch so lange Ich noch das Heft in Händen führe, werde ich solchem Unwesen zu steuern wissen.“ Halle, 11. Febr. Der „Hall. Cour.“ enthält folgende öffentliche Erklärung: „Die königl. Regierung zu Merseburg veröffentlicht unter dem 1. Februar Enthüllungen über die Novemberbewegungen, in denen ich als Aufwiegler der Landwehr genannt werde. Eine solche Bekanntmachung konnte und durfte nur das Ergebniß einer gerichtlichen Untersuchung sein. Diese ist gegen mich gar nicht eingeleitet, viel weniger die dort angeführte Thatsache nachgewiesen worden. Wie mich die königliche Regierung dem Publikum denuncirt hat, so denuncire ich ein solches Verfahren der rechtlichen Beurtheilung aller derer, welche die Idee eines Rechsstaates noch nicht aufgegeben haben. Meine Beschwerde an das Ministerium ist eingereicht. Zwochau, den 9. Februar 1849. Baltzer, Pastor.“ 43 Breslau, 12. Febr. Die Heulerpartei der Breslauer Bourgeois hat ihre Ehre gerettet; bei der Wahl zur ersten Kammer erhielten die Mehrheit der Stimmen die Soldaten Excellenz Brandenburg und die Calicot Ex-Excellenz Milde. Brandenburg ist überhaupt das Ideal der schlesischen Geldsäcke; in sehr vielen Kreisen wird er gewählt werden, z. B. in Schweidnitz. Die Begeisterung für diesen Mann ist bei den Heulern ganz natürlich, da er in den Kammern nie sprechen sondern still wie ein 14tägiges Kind sein wird. Könnte man dieß von allen Deputirten, ja von allen Menschen sagen, dann wäre Ruhe und Ordnung. Schließlich noch eine Berichtigung der Correspondenz aus Breslau. Engelmann gehörte nie der „Vereinbarer Versammlung“ an, erkannte die Verfassung auch nicht als Gesetz sondern nur als eine Thatsache an, als er als Candidat auftrat. Allerdings hat Ihr — Correspondent nicht Unrecht. Es war etwas klägliches, zu sehen, wie sich gewisse Leute scheuten selbst in einer Parteiversammlung das Wort „Demokratie“ auszusprechen. Am besten werden Sie den Geist mancher Breslauer Demokraten erkennen, wenn Sie das quasi Wahlmanifest lesen. In diesem wurde z. B. gesagt: Die Deputirten sollten absehen ganz und gar von den Umständen, unter welchen die Verfassung octroyirt worden ist und dergleichen Unsinn mehr. Die Verfertiger dieses Machwerks sollen sein, der vereinigte Landtägler Siebig und der Rabbi Dr. Geiger. Die Schlesische Demokratie besitzt kein Organ mehr zur Vertretung ihrer Interessen. Die Allgemeine Oder Zeitung, die eine demokratische Tünche eine Zeitlang sich aufgelegt hatte, bringt jetzt seit einiger Zeit sehr reactionäre Artikel über Kossuth und Frankreich. 24 Wien, 11. Febr. „Zur Bedeckung der außerordentlichen Staatserfordernisse“ (Styl des Mittelreichs) ist der Finanzminister ermächtigt worden, für 25 Millionen 3prozentige Kassenanweisungen (a 1000, 500, 100 und 50 fl.) auszugeben. Ein schöner Nagel zum Sarge der österreichischen Finanzen! „Auf Verlangen werden zur Beförderung des Verkaufs und zur Verwechslung der Anweisungen“ auch Theilanweisungen von 25 fl. und 10 fl. verabfolgt, damit auch die große Masse des Volkes ihren gehörigen Antheil am Staatsbankrutt tragen möge. Die Hinausgabe der Anweisungen beginnt morgen. Die „Wiener Zeitung“, die gestern, weil kein standrechtliches Urtheil enthaltend, wie trauernd und verwaist dalag, bringt heute wieder diese unentbehrliche Kroatenwürze. Ein Studirender der Technik, Namens Sendeczky, aus Wien gebürtig und 16 Jahre alt, hat sich in einem hiesigen Tabaksladen beleidigende Aeußerungen gegen hochgestellte Militärpersonen erlaubt und ist von dem Kriegsrechte, in Betreff seines Alters und des (wahrhaft scheußlichen, alle Folterbegriffe des Mittelalters übersteigenden) Untersuchungs-Arrestes blos zu 3wöchentlichem Stockhaus verurtheilt worden. — Eine dem kaiserlichen Scharfrichterknecht zugedachte Katzenmusik ist bis jetzt noch nicht zur Ausführung gekommen. — In Grötz erregte ein Vorfall sehr viel Aufsehen. Der Redakteur der Volkszeitung, eines demokratischen Blattes, Namens Julius Gretschnigg, hatte den bekannten Aufsatz Bakunin's, der zuerst in Prager Blättern erschienen war, auszugsweise und mit nichtbilligenden Bemerkungen begleitet, abgedruckt. Am 7. Abends wurde er in seiner etwas abgelegenen Wohnung von 12 Mann des Chev.-Legers-Regiments Windischgrätz überfallen, und obwohl er krank im Bette lag, durch mehrere Hieb- und Stichwunden tödtlich verletzt. Die Bestrafung wurde vom Interims-Kommandirenden der an ihn ergangenen Deputation der National-Garde, bei welcher G. Lieutenant ist, zugesagt. Nach der „Presse“ wären jedoch 100 Mann in die Wohnung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz223_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz223_1849/3
Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 223. Köln, 16. Februar 1849, S. 1225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz223_1849/3>, abgerufen am 21.11.2024.