Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 221. Köln, 14. Februar 1849. Beilage.

Bild:
erste Seite
Beilage zu Nr. 221 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Mittwoch, 14. Februar 1849.
[Deutschland]

[Fortsetzung] stehen, daß die Angaben bei den einzelnen Mitgliedern möglichst genau sind. Die Parteien selbst sind nur nach ihren allgemeinsten Umrissen als ministerielle und oppositionelle bezeichnet; wie auch für den Augenblick eine schärfere Sonderung noch gar nicht möglich ist. Das Verzeichniß enthält nur 349 Mitglieder und reihet davon 156 auf die ministerielle und 169 auf die oppositionelle Seite; 34 bezeichnet es als Schwankende, größtentheils dem Centrum Angehörige. 106 Wahlen haben Mitglieder der früheren Nationalversammlung getroffen, wovon 24 Ministerielle und 82 Steuerverweigerer. Doppelwahlen sind 12, und dreifache Wahlen sind 3 vorgekommen.

Berlin, 10. Febr.

Zu Abgeordneten sind ferner gewählt worden:

Provinz Preußen.

Reg.-Bez. Gumbinnen.

Gutsbesitzer v. Saucken (Julienfelde), Reg.-Präsident v. Salzwedel in Gumbinnen, O.-L.-G.-Assessor Muttray (Marggrabowa).

Reg.-Bez. Königsberg.

Subregens Menzel (Braunsberg), Landgeschworener Krause in Schönwiese.

(Pr. St.-A.)
Greifswald, 9. Febr.

Wie hoch unsere Militärbehörden ein Menschenleben anschlagen, davon liefert folgendes authentische Factum den Beweis.

Im Arrestlokale unserer Jägerabtheilung war schon seit längerer Zeit der Ofen in Unordnung. Drei Arrestanten, vom Ofendunst betäubt, waren schon hinter einander ins Militärlazareth gebracht und nur mit der größten Anstrengung ins Leben zurückzurufen. Dennoch fand man nicht für gut, eine Reparatur vorzunehmen. Vor Kurzem wird ein Jäger zum Arrest verurtheilt und der wachhabende Oberjäger erlaubt ihm auf seine Bitten und besorgt für sein Leben im Wachlokale sich temporär aufzuhalten. Da aber der Lieutenant du jour, Graf Schweidnitz, erscheint und ihn, wie man erzählt, wegen dieser Ungesetzlichkeit anfährt, führt er aus Furcht vor Strafe den Arrestanten in seinen Kerker zurück. Eine Stunde später revidirt er das Lokal und findet den Unglücklichen als Leiche vor. Alle Bemühungen, ihn zu beleben, sind vergebens. Der Major Müller, früher in Potsdam, soll nun geäußert haben: der Mensch sei ein Trunkenbold gewesen und unzweifelhaft am Schlagfluß gestorben, auch für zweckmäßig erachtet haben, daß dies im Todtenschein bemerkt werde. Jedoch der gewissenhafte Militärarzt Dr. Aetz und die Unterärzte erklären: da alle Symptome des Erstickens sich manifestirt hätten, hielten sie es für ihre Pflicht, diese Todesart als der Wahrheit gemäß anzugeben. Daß in Folge hiervon die Stimmung unserer Truppen eine gereizte ist, muß jeder begreiflich finden, zumal da bei dem Begräbniß des Unglücklichen das Offizierkorps so taktlos war, nicht in corpore am Zuge theilzunehmen, sondern dies nur den aus seiner Mitte zur Folge Verpflichteten und einigen wenigen Anderen, die sich dazu gedrungen fühlten, zu überlassen.

(Ostf. Z.)
35 Posen, 1. Februar.

Die "Gazeta polska" theilt Folgendes über im Großherzogthum stattgefundene Wahlumtriebe mit:

"Die Urwähler der Stadt Mogilno haben eine Beschwerde über den dortigen Landrath Illing beim Könige eingereicht.

Der Landrath Illing hatte nämlich öffentlich in einer Apotheke dem Wahlcommissarius, Gutsbesitzer Mathes aus Zabno, den Vorwurf gemacht, daß derselbe in seinem Bezirke die Wahl eines polnischen Wahlmannes zugegeben habe. Er hätte dies doch, wenn nicht anders durch Aufnahme eines falschen Protokolls über den Wahlakt hindern können, wie das z. B. der Wahlkommissarius Kenneman in Marizinkowo gethan hätte.

Zugleich lobte der etc. Illing das Verhalten des Wahlkommissarius Brennecke aus Strzelce. Letzterer war nämlich am Tage der Wahl, da er bemerkt hatte, daß die Polen sehr zahlreich erschienen waren und jedenfalls einen polnischen Wahlmann durchbringen würden, plötzlich erkrankt, nachdem er seinen Sohn, den stellvertretenden Wahlkommissarius, vorher auf Reisen gesandt hatte. Es mußte deßhalb die Wahl verschoben werden. Dadurch glaubte derselbe die Polen zu ermüden und später vielleicht einen deutschen Wahlmann durchzusetzen. -- Uebrigens, bemerkte der Landrath ganz schlau, könne der Wahlcommissarius äußersten Falls, um die Wahl ungültig zu machen, zur Vernichtung der Wahlprotokolle seine Zuflucht nehmen." Diese Aussagen des Landraths sind, wie gesagt, von mehren Personen vernommen worden, und durch Zeugen constatirt. --

Aus obigen Thatsachen ersieht man deutlich, auf welche perfide Weise die Herrn Manteuflianer im Großherzogthum wählen. --

* Wien, 9. Febr.

Es ist so gut als entschieden, daß der Finanzminister seine einstweiligen Bedürfnisse durch 25 Millionen Centralanweisungen in kleinen Beträgen bis 5 Fl. decken werde. Sollte es sich aber bestätigen, daß diese Centralanweisungen den Staatsbeamten und Lieferanten an Zahlungsstatt gegeben werden, so wäre dies nur ein mittelbar in Anspruch genommener Bankkredit, da man jene Hände schwerlich als sogenannte feste bezeichnen kann.

Die Agramer Zeitung, ein bedeutungsvolles Organ der Stimmung in Kroatien, erklärt sich entschieden für Abschaffung des Adels nach dem Ausspruche des Reichstags.

München, 9. Febr.

Beim Beginne der heutigen Sitzung erhob sich der Abg. Kolb aus Speyer, um im Namen der ganzen Linken wie des linken Centrums die vollste Beistimmung zu Dr. Müllers Erklärung auszudrücken. "Wir alle, rief Kolb, wollen kein preußisches Kaiserthum, kein Aufgehen in Preußen. Wir verlangen mit Oestreich das ganze vereinigte Deutschland. Ohne Oestreich, wir erklären es feierlich, wäre Deutschland nur ein zerstücktes Reich." Darauf forderte der Abg. Müller die ganze Versammlung auf ein dreimaliges Hoch für das freie, starke und einige Deutschland, wie für das freie Baiern auszubringen. Die Versammlung folgte dieser Mahnung, erhob sich von ihren Sitzen und brachte dem ganzen einigen Deutschland dreimal ein donnerndes Hoch.

Französische Republik.
17 Paris, 10. Febr.

Folgenden Brief schreibt der französische Student der Medezin Jacquier [unleserliches Material]u[unleserliches Material]ice, auf den Barrikaden des Februar verwundet und mit Belohnung "Namens der Nation" bedacht, danach aber als Juni-Insurgent zur Transportirung verurtheilt und jetzt Gefangener in St. Pelagie: "Die siegreichen Republikaner vom Februar und die geschlagenen und verurtheilten Republikaner vom Juni haben ihr Blut für eine und dieselbe gute Sache vergossen, für die social-demokratische Republik, welche die einzige ist, die unserm Vaterlande Heil bringen kann. Wir Juni- und Februarmänner sind folglich Brüder und sollten Brüderlichkeit üben. Ich bin längst für Nationalbelohnung einregistrirt, und hoffentlich sind, wie ich, die andern Februaristen bereit mit den Junimännern die Belohnungen zu theilen. Ich schlug der Belohnungskommission vor, die Hälfte der meinigen an die Juni-Insurgenten zu vertheilen, nämlich so: den größern Theil an die Familien Transportirter, ferner für die friedliche Propaganda der socialdemokratischen Republik; für Unterstützung ausländischer Republikaner; für die Geldbuße des Journals Le Peuple; für R. Blum's Hinterbliebene." Wahnwitzige Wuthworte stoßen h[i]erob die honnetten Blätter aus. Die demokratischen Wahlerfolge in Preußen vermehren den Kopfschmerz der hiesigen Reaktion und das Journal des Debats übersetzt mit zitternder Feder eine Jammerphrase der Kölnischen Zeitung vom 7. dieses. Die Reforme, die Republique, die Provinzialblätter alle sind voll ungeheuchelter Freude über diesen "ebenso wichtigen als des deutschen Charakters würdigen" Sieg. Der Toulouser Constituant giebt die zwei großen Artikel der Neuen Rheinischen Zeitung über Ungarn, und fügt eine Reihe wohldurchdachter Reflexionen zu, welche zeigen, daß die französische Demokratie mit der osteuropäischen so verworrenen Frage besser bekannt ist, als die meisten deutschen demokratischen Blätter. -- Das Blatt des Herrn Thiers speit Gift auf jedes Amnestiegesuch, "folglich" auch auf den Vorschlag einer Strafmilderung der fünf zum Tode verurtheilten Tödter des General Brea. Die socialdemokratische Republik, sagt es, habe ihre Hand dort wie anderswo im Blute der Ehrenmänner gewaschen und plump gemeuchelmordet, ergo müsse die Gesellschaft rächend gleichfalls das Blut der Schuldigen vergießen. Man muß wissen, der Constitutionnel meuchelt niemals "plump," sondern immer nur "fein," nämlich entweder durch Tinte und Feder, oder indirekt durch wohlbezahlte Kartätschen; er selber steigt nicht hinab in die Arena, pfui! er hat ja Geld erpreßt, genug, um eine halbe Million Polizisten und Kriegsknechte zum Meucheln zu besolden. Uebrigens würde die Hinrichtung der fünf eine Gährung erzeugen, die dem Constitutionnel Angstschweiß kostete. Und hat er das Schaffot wieder aufgestellt, so haben die Rothen den besten Anlaß, ihn dereinst hinaufzuschleifen, und das philanthropisch-kindische Dekret des Provisoriums "die Todesstrafe in politischen Sachen ist und bleibt abgeschafft," zu widerrufen und an dem Halse von Brüderchen Thiers, Veron und Komp. diesen Widerruf faktisch zu demonstriren.

Der "Citoyen" (in Dijon), die "Sentinelle" (tu St. Etienne), der "Democrate" (Straßburg), der "Republicain" (in den Ardennen), die "Tribune" (in Bordeaux), der "Liberale" (in Lille), der "Peuple" (in Limoges), der "Bien public" (in der Nievre), der "Peuple souverain" (in Lyon), der "Democrate de l'Ouest" (in Angers), der "Patriot" (im Jura), die "Union republicane" (in Saone-Loire), die "Democratie" (im Jura), der "Progres" (in der Aube), die Toulouser "Emancipation", das Dunkerker "Journal," der "Propagateur" (in der Aube) haben in den Provinzen bereits kräftig die Rückzahlung der ein Tausend dem Volke abgegaunerten Millionen vom April 1825 unterstützt und eröffnen Petitionen an die Kammer. Das kann den Herren Legitimisten und Jesuitenschülern, die sich mit diesem Blut- und Schweißgelde bereicherten, sehr unangenehm in die Nase fahren. Diese gehäbigen und in Genüssen aller Art umhertaumelnden Junker, die zu den bekannten 274,000 männlichen Individuen gehören, welche ganz allein das Mark der 35 Mill. Franzosen aussaugen, werden nunmehr ganz höflich aufgefordert, nicht bloß die eine Milliarde, sondern die Zinsen zu 3 pCt. seit 1825 mit, herauszugeben, denn es ist anzunehmen, daß die aus dem Exile 1815 zurückkehrende hungrige Noblesse sich heute völlig satt gegessen hat, es ist also nicht mehr als billig, daß sie jenen ihrem feudalen Magen gemachten Nationalvorschuß mit Dank und Zinsen wieder erstatte. Er soll zur Rückzahlung der verruchten [unleserliches Material]eunsous-Uebersteuer, die wir dem weisen Genius des Hrn. Garnier-Pages verdanken, verwendet werden. In einem der wenigen vernünftigen Girondeblätter heißt es: "Wohlan! die Republik ist begründet, also beginnt jetzt erst die Revolution. Wir wollen endlich ein billiges Budget, wozu bezahlen wir, das Volk, unser Heer von einer halben Million Männer mit einer Milliarde Franken? Denn diese 500,000 Soldaten sind 500,000 dem Lande gestohlene Arbeitskräfte; sie könnten wenigstens 600 Millionen Fr. durch Bodenbau, Metallarbeiten u. s. w. erzeugen. Statt dessen kosten sie uns 400, folglich ein Tausend Millionen. Teufel! das ist ja ganz artig! Zumal, wenn wir selber die Wonne haben, unser Blut und unsre Knochen dabei auf dem Platze zu lassen! Die ökonomische Revolution wollen wir, die politische, die parlamentarische ist nur die Treppe, die zu ihr führte." Der contra-polizeiliche Bericht, worüber Meister Carlier, dieser eigentliche Polizeipräfekt und Munizipal-Polizeichef, sich sehr erboßt und in einem langen Lügenbrief La Reforme zur Rede stellt, ist der demokratischen Presse durch Charles Paya, ehemaliger Redakteur der Toulouser "Emancipation", mitgetheilt worden; dieser thätige Demokrat weiß durch seine Departementaljournalistik von Paris aus ungemein für die Volkssache zu wirken. Dieser energische und ganz regelmäßige Einfluß auf die Demokratenpresse der 86 Provinzen fehlte bisher; die fix gewordene Idee von der Allmacht der Pariser Konzentration verhinderte jede durchgreifende Bemühung, die Provinzialen heranzubilden; während die Legitimisten und Jesuiten von vornherein das Terrain in den Provinzen für sich hatten, und seit Robespierre's Sturz, noch heftiger und gelingender seit des Kaisers Sturz, das betrieben, was der große National- und Revolutionsdichter Berenger, der "ewige Jüngling im weißen Haar", mit den zwei berühmten Versen bezeichnet: Eteignons les lumieres et rallumons le feu (laßt uns das Licht der Aufklärung auslöschen, das Feuer des Scheiterhaufens wieder anzünden).

Unter dem spitzbübischen Greise Louis Philipp fand die schwarze Sippschaft beinah die nämliche Begünstigung in den Provinzen wie unter Karl X. Erst seit Februar 1848 fühlt sie in ihrem obengezeichneten Geschäft sich unangenehm gestört; daher ihre literarische Giftmischerei, ihr leises Messerschleifen, ihr lautes Höhnen und Pochen, ihr schamloses Winken zu den Pommern, Kroaten und Kosaken hinüber! der "erlösende" Henri V. hängt (vorerst in effig[r]e) in den Passagen neben den "fanf großen Feldherren Europas" als da sind die trefflichen Bürger und Menschheitsfreunde Windischgrätz, Jellachich, Cavaignac, Changarnier und Wrangel der Grasreiter. Die Pariser Bürgerwehr ist durch die Streiche ihres Oberkommandanten des Louisphilippisten Changarnier, der Mehrheit nach erbittert worden. Letztrer ließ nämlich am 29. Januar, wo die Legitimo-Orleanisten losschlagen wollten, den Bürgerobrist der 6. Legion unter sehr befremdlichem Eingriff in die Nationalgardenrechte, auf dem Mairiegebäude durch eine Schwadron Kurassire arretiren, wobei die Bourgeois nahe dran waren auf die Linie zu feuern. Ich erwähne dies Faktum nachträglich, es ist mir durch drei Augenzeugen mitgetheilt worden.

B. Dameth, Direktor des ökonomisch socialistischen Vereins "Solidarite" ist wieder frei.

Das durch die abgedankte Municipal-Polizeigarde vermehrte Gensdarmenkorps liegt im Palais National, und wird auf's Neue, wie vor der Julirevolution, gegen das Volk abgerichtet. Seit 1830 hatte man sie fast nicht mehr gesehen; jetzt haben diese wüsten Kerle wieder die Nase hoch und sind lauter fanatische Antirepublikaner; ihr Oberst ist sogar Polizeipräfekt geworden. Die Louisphilipp'schen Polizeisergeanten sind noch nicht wieder da, kommen aber nächstens; die jetzigen "Wächter von Paris" sind ungleich weniger roh als die Berliner Konstablers und erregen, trotz aller Ausmerzungen "demagogischer Subjekte," immer noch eine gewisse Beklommenheit in der empfindlichen Brust des "Konstitutionnel" und der "Patrie." Ihr Korps wird dieserhalb verschwinden wie die Mobilgarde schwand. Nicht wenige Pariser Wächter wurden am 29. Januar arretirt als "Verschwörer und Demagogen," und die leergewordnen Stellen mit Orleanistischen Polizeiveteranen gefüllt.

Paris, 11. Februar.

(Polizeijagd.) Nachdem das Ministerium die heimischen Chefs der demokratischen Partei pros[c]ribirt oder ins Gefängniß geworfen, fällt es mit einer wahrhaft lächerlichen Wuth über diejenigen Fremden her, die ihm durch ihren Einfluß auf die Zeitungspresse oder das hiesige deutsche Proletariat gefährlich dünken. So hat es den hervorragendsten Gliedern des hiesigen deutschen Vereins, Hermann Ewerbeck, Seb. Seiler etc. gestern Abend den Befehl zustellen lassen: Paris binnen vierundzwanzig Stunden und das Gebiet der Republik in der möglichst kurzen Frist zu verlassen, widrigenfalls es sie, durch die Gensd'armerie auf die Beine bringen lassen werde. Seiler's Abreise -- wenn sie wirklich erfolgt, -- dürfte für die deutsche Tagespresse um so fühlbarer sein, als Er es ist, der den Verhandlungen der Nationalversammlung seit ihrem Beginn mit vieler Aufmerksamkeit folgte und sie in gedrängten Uebersichten der deutschen Tagespresse durch das große (halbministerielle!) Havas'sche Korrespondenzbüreau mit bisher unerhörter Schnelligkeit zuschickte. Diese Lücke wird, da geübte deutsche Schnellschreiber hier selten sind, schwer zu ersetzen sein.

Was Hermann Ewerbeck betrifft, so hat derselbe an den würdigen Nachfolger des Grafen Duchatel, Hrn. Leon Faucher, folgende Protestation gerichtet:

An den Bürger-Minister des Innern!

Ich erhielt diesen Abend von dem Polizeikommissarius meines Stadtviertels den Befehl, das Seinedepartement binnen 24 Stunden und das französische Gebiet in der kürzesten Frist zu verlassen. Dieser Befehl ist auf einen Beschluß von Ihnen vom 26. Jan. gestützt, worin Sie sagen, daß ich preußischer Unterthan sei, daß meine Gegenwart für die Ordnung und den öffentlichen Frieden gefährlich und daß Sie mich, auf Grund des bekannten Vendemiaires Gesetzes, gegen die Fremden aus dem Lande weisen.

Hierauf habe ich die Ehre, Ihnen zu erwiedern, Bürgerminister, daß ich kein preußischer Unterthan mehr bin, sondern seit dem 19. April 1848, kraft eines Erlasses des Provisorischen Regierungsgliedes, Justizministers Cremieux, die Rechte eines franz. Bürgers genieße -- Rechte, die ich seit jener Epoche wirklich ausübte, wie Sie sich durch ihre Agenten aus den offiziellen Wahllisten überzeugen können.

Gruß und Brüderschaft!

Paris, 10. Febr. 1849. (gez. Hermann Ewerbeck.

Ungarn.
Vinkovce, 3. Febr.

Die Esseker Ober- und Unter-Vorstadt sammt Meierhöfen sind von den slavisch-kaiserlichen Truppen besetzt, nur zeigt sich's, daß der Kampf an der Schanze vor der Unterstadt ziemlich hartnäckig gewesen, und daß die Magyaren mit gefälltem Bajonnette aus der Unterstadt verdrängt wurden. Der Kampf in der Oberstadt war viel hartnäckiger und blutiger, da man auch aus Häusern heraus auf die Truppen geschossen. Die erste Nachricht, daß Rugent jenseits der Drave stehe, bestätiget sich nicht. -- Gestern machten die Magyaren aus der Festung auf beide Städte einen Ausfall, der indessen zurückgewiesen wurde.

(Agram. Zeitung.)
Schweiz.
Bern, 9. Febr.

Heute beschloß der Gr. Rath auf Antrag des Reg.-Rathes (mit allen gegen 13 St) die Aufhebung der Kongregation der Ursulinerinnen in Pruntrut; hierauf mit allen gegen 33 Stimmen polizeiliche Wegweisung der Schwestern de la Charite aus dem Kanton (binnen 6 Wochen) und der Schwestern de la Providence (binnen 1/2 Jahre, da sie in St. Ursan als Lehrerinnen fungiren). Heute hat die eidgenössische Gesetzgebungskommission, unter dem Präsidium des Hrn. Bundesraths Druey, ihre erste Sitzung gehalten.

(Schw. Nat-Z.)
Italien.
*

Ueber die Vorfälle in Neapel am 29. Jan. sagt die "Alba": Das Volk wollte diesen Tag mit einer großen Illumination feiern. Die Regierung untersagte, um dies zu verhindern, den Verkauf von Lämpchen. In Folge dessen Ansammlung großer Volkshaufen, die mit Flintenschüssen auseinandergejagt wurden. Ein Livorneser Journal berichtet, daß am 1. Febr. in Neapel eine ungeheure Gährung (extremo fermento) herrschte und daß man anfing, die Läden zu schließen. -- In Palermo ist ein neues Ministerium gebildet worden: de Marco, Inneres; Cali, Justiz; Raeli, Finanzen; Pisani, Aeußeres; Ugdilena, Unterricht; Orsini, Krieg. Die Kriegsrüstungen dauern fort. Einige französische und schweizer Offiziere sind in sizilische Dienste getreten. In Ponte Corvo bildet sich eine päbstliche Freiwilligenschaar. In Florenz hat eine Emeute gegen den spanischen Gesandten stattgefunden wegen der vorgeblichen Ankunft spanischer Truppen in Gaeta. Man wollte sein Hotel anzünden. Der Versuch wurde durch Aufbietung aller Streitkräfte vereitelt. Die Auswanderung aus der Lombardei wird täglich größer. Die Ausgewanderten treten massenweise in die piemontesische Regimenter.

Polen.
Krakau, 5. Febr.

Gestern zu Mittag ist nach der Ankunft einer Estafette sogleich eine Anzahl (6) Kanonen unter Bedeckung von etwa 2 Kompagnien in größter Eile weggeführt worden. Wohin? Ist unbekannt; man glaubt, nach Sandec, wo wahrscheinlich die Ungarn eingefallen. In Zusammenhang damit scheint auch die Hinausschiebung des Termins für die Rekrutirung auf den 5. März zu stehen. Gleichzeitig wird hier stark von Unruhen in Lemberg gesprochen.

(C. Bl. a. B.)
[Deutschland]
* Duisburg, 12. Febr.

Zur ersten oder königlichen Hofkammer sind hier gewählt worden: Die Exminister v. Beckerrath und Hansemann.

* Aachen, 12. Febr.

Zur Hofkammer wurden hier gewählt. Die H.H. Pelzer, Ritz und Jungbluth.

* Koblenz, 12. Febr.

Die Wahlen zur ersten Kammer sind ausgefallen, wie es nicht anders zu erwarten stand. Das Beamtenthum, welches, verbunden mit den Pensionären und der aus einleuchtenden Gründen zu dem Rückschritt hinneigenden Bourgeoisie, das Uebergewicht in der Urwählerschaft bildet, wird gehörig und zwar so vertreten sein, daß gerade durch dieses Uebermaß selbst aller Einfluß dieser Kammer verloren geht. Hier wurden die H.H. Oberregierungsrath Spankeren und Landgerichtspräsident v Olfers gewählt.

Redakteur en chef Karl Marx.
Beilage zu Nr. 221 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Mittwoch, 14. Februar 1849.
[Deutschland]

[Fortsetzung] stehen, daß die Angaben bei den einzelnen Mitgliedern möglichst genau sind. Die Parteien selbst sind nur nach ihren allgemeinsten Umrissen als ministerielle und oppositionelle bezeichnet; wie auch für den Augenblick eine schärfere Sonderung noch gar nicht möglich ist. Das Verzeichniß enthält nur 349 Mitglieder und reihet davon 156 auf die ministerielle und 169 auf die oppositionelle Seite; 34 bezeichnet es als Schwankende, größtentheils dem Centrum Angehörige. 106 Wahlen haben Mitglieder der früheren Nationalversammlung getroffen, wovon 24 Ministerielle und 82 Steuerverweigerer. Doppelwahlen sind 12, und dreifache Wahlen sind 3 vorgekommen.

Berlin, 10. Febr.

Zu Abgeordneten sind ferner gewählt worden:

Provinz Preußen.

Reg.-Bez. Gumbinnen.

Gutsbesitzer v. Saucken (Julienfelde), Reg.-Präsident v. Salzwedel in Gumbinnen, O.-L.-G.-Assessor Muttray (Marggrabowa).

Reg.-Bez. Königsberg.

Subregens Menzel (Braunsberg), Landgeschworener Krause in Schönwiese.

(Pr. St.-A.)
Greifswald, 9. Febr.

Wie hoch unsere Militärbehörden ein Menschenleben anschlagen, davon liefert folgendes authentische Factum den Beweis.

Im Arrestlokale unserer Jägerabtheilung war schon seit längerer Zeit der Ofen in Unordnung. Drei Arrestanten, vom Ofendunst betäubt, waren schon hinter einander ins Militärlazareth gebracht und nur mit der größten Anstrengung ins Leben zurückzurufen. Dennoch fand man nicht für gut, eine Reparatur vorzunehmen. Vor Kurzem wird ein Jäger zum Arrest verurtheilt und der wachhabende Oberjäger erlaubt ihm auf seine Bitten und besorgt für sein Leben im Wachlokale sich temporär aufzuhalten. Da aber der Lieutenant du jour, Graf Schweidnitz, erscheint und ihn, wie man erzählt, wegen dieser Ungesetzlichkeit anfährt, führt er aus Furcht vor Strafe den Arrestanten in seinen Kerker zurück. Eine Stunde später revidirt er das Lokal und findet den Unglücklichen als Leiche vor. Alle Bemühungen, ihn zu beleben, sind vergebens. Der Major Müller, früher in Potsdam, soll nun geäußert haben: der Mensch sei ein Trunkenbold gewesen und unzweifelhaft am Schlagfluß gestorben, auch für zweckmäßig erachtet haben, daß dies im Todtenschein bemerkt werde. Jedoch der gewissenhafte Militärarzt Dr. Aetz und die Unterärzte erklären: da alle Symptome des Erstickens sich manifestirt hätten, hielten sie es für ihre Pflicht, diese Todesart als der Wahrheit gemäß anzugeben. Daß in Folge hiervon die Stimmung unserer Truppen eine gereizte ist, muß jeder begreiflich finden, zumal da bei dem Begräbniß des Unglücklichen das Offizierkorps so taktlos war, nicht in corpore am Zuge theilzunehmen, sondern dies nur den aus seiner Mitte zur Folge Verpflichteten und einigen wenigen Anderen, die sich dazu gedrungen fühlten, zu überlassen.

(Ostf. Z.)
35 Posen, 1. Februar.

Die „Gazeta polska“ theilt Folgendes über im Großherzogthum stattgefundene Wahlumtriebe mit:

„Die Urwähler der Stadt Mogilno haben eine Beschwerde über den dortigen Landrath Illing beim Könige eingereicht.

Der Landrath Illing hatte nämlich öffentlich in einer Apotheke dem Wahlcommissarius, Gutsbesitzer Mathes aus Zabno, den Vorwurf gemacht, daß derselbe in seinem Bezirke die Wahl eines polnischen Wahlmannes zugegeben habe. Er hätte dies doch, wenn nicht anders durch Aufnahme eines falschen Protokolls über den Wahlakt hindern können, wie das z. B. der Wahlkommissarius Kenneman in Marizinkowo gethan hätte.

Zugleich lobte der etc. Illing das Verhalten des Wahlkommissarius Brennecke aus Strzelce. Letzterer war nämlich am Tage der Wahl, da er bemerkt hatte, daß die Polen sehr zahlreich erschienen waren und jedenfalls einen polnischen Wahlmann durchbringen würden, plötzlich erkrankt, nachdem er seinen Sohn, den stellvertretenden Wahlkommissarius, vorher auf Reisen gesandt hatte. Es mußte deßhalb die Wahl verschoben werden. Dadurch glaubte derselbe die Polen zu ermüden und später vielleicht einen deutschen Wahlmann durchzusetzen. — Uebrigens, bemerkte der Landrath ganz schlau, könne der Wahlcommissarius äußersten Falls, um die Wahl ungültig zu machen, zur Vernichtung der Wahlprotokolle seine Zuflucht nehmen.“ Diese Aussagen des Landraths sind, wie gesagt, von mehren Personen vernommen worden, und durch Zeugen constatirt. —

Aus obigen Thatsachen ersieht man deutlich, auf welche perfide Weise die Herrn Manteuflianer im Großherzogthum wählen. —

* Wien, 9. Febr.

Es ist so gut als entschieden, daß der Finanzminister seine einstweiligen Bedürfnisse durch 25 Millionen Centralanweisungen in kleinen Beträgen bis 5 Fl. decken werde. Sollte es sich aber bestätigen, daß diese Centralanweisungen den Staatsbeamten und Lieferanten an Zahlungsstatt gegeben werden, so wäre dies nur ein mittelbar in Anspruch genommener Bankkredit, da man jene Hände schwerlich als sogenannte feste bezeichnen kann.

Die Agramer Zeitung, ein bedeutungsvolles Organ der Stimmung in Kroatien, erklärt sich entschieden für Abschaffung des Adels nach dem Ausspruche des Reichstags.

München, 9. Febr.

Beim Beginne der heutigen Sitzung erhob sich der Abg. Kolb aus Speyer, um im Namen der ganzen Linken wie des linken Centrums die vollste Beistimmung zu Dr. Müllers Erklärung auszudrücken. „Wir alle, rief Kolb, wollen kein preußisches Kaiserthum, kein Aufgehen in Preußen. Wir verlangen mit Oestreich das ganze vereinigte Deutschland. Ohne Oestreich, wir erklären es feierlich, wäre Deutschland nur ein zerstücktes Reich.“ Darauf forderte der Abg. Müller die ganze Versammlung auf ein dreimaliges Hoch für das freie, starke und einige Deutschland, wie für das freie Baiern auszubringen. Die Versammlung folgte dieser Mahnung, erhob sich von ihren Sitzen und brachte dem ganzen einigen Deutschland dreimal ein donnerndes Hoch.

Französische Republik.
17 Paris, 10. Febr.

Folgenden Brief schreibt der französische Student der Medezin Jacquier [unleserliches Material]u[unleserliches Material]ice, auf den Barrikaden des Februar verwundet und mit Belohnung „Namens der Nation“ bedacht, danach aber als Juni-Insurgent zur Transportirung verurtheilt und jetzt Gefangener in St. Pelagie: „Die siegreichen Republikaner vom Februar und die geschlagenen und verurtheilten Republikaner vom Juni haben ihr Blut für eine und dieselbe gute Sache vergossen, für die social-demokratische Republik, welche die einzige ist, die unserm Vaterlande Heil bringen kann. Wir Juni- und Februarmänner sind folglich Brüder und sollten Brüderlichkeit üben. Ich bin längst für Nationalbelohnung einregistrirt, und hoffentlich sind, wie ich, die andern Februaristen bereit mit den Junimännern die Belohnungen zu theilen. Ich schlug der Belohnungskommission vor, die Hälfte der meinigen an die Juni-Insurgenten zu vertheilen, nämlich so: den größern Theil an die Familien Transportirter, ferner für die friedliche Propaganda der socialdemokratischen Republik; für Unterstützung ausländischer Republikaner; für die Geldbuße des Journals Le Peuple; für R. Blum's Hinterbliebene.“ Wahnwitzige Wuthworte stoßen h[i]erob die honnetten Blätter aus. Die demokratischen Wahlerfolge in Preußen vermehren den Kopfschmerz der hiesigen Reaktion und das Journal des Debats übersetzt mit zitternder Feder eine Jammerphrase der Kölnischen Zeitung vom 7. dieses. Die Reforme, die Republique, die Provinzialblätter alle sind voll ungeheuchelter Freude über diesen „ebenso wichtigen als des deutschen Charakters würdigen“ Sieg. Der Toulouser Constituant giebt die zwei großen Artikel der Neuen Rheinischen Zeitung über Ungarn, und fügt eine Reihe wohldurchdachter Reflexionen zu, welche zeigen, daß die französische Demokratie mit der osteuropäischen so verworrenen Frage besser bekannt ist, als die meisten deutschen demokratischen Blätter. — Das Blatt des Herrn Thiers speit Gift auf jedes Amnestiegesuch, „folglich“ auch auf den Vorschlag einer Strafmilderung der fünf zum Tode verurtheilten Tödter des General Brea. Die socialdemokratische Republik, sagt es, habe ihre Hand dort wie anderswo im Blute der Ehrenmänner gewaschen und plump gemeuchelmordet, ergo müsse die Gesellschaft rächend gleichfalls das Blut der Schuldigen vergießen. Man muß wissen, der Constitutionnel meuchelt niemals „plump,“ sondern immer nur „fein,“ nämlich entweder durch Tinte und Feder, oder indirekt durch wohlbezahlte Kartätschen; er selber steigt nicht hinab in die Arena, pfui! er hat ja Geld erpreßt, genug, um eine halbe Million Polizisten und Kriegsknechte zum Meucheln zu besolden. Uebrigens würde die Hinrichtung der fünf eine Gährung erzeugen, die dem Constitutionnel Angstschweiß kostete. Und hat er das Schaffot wieder aufgestellt, so haben die Rothen den besten Anlaß, ihn dereinst hinaufzuschleifen, und das philanthropisch-kindische Dekret des Provisoriums „die Todesstrafe in politischen Sachen ist und bleibt abgeschafft,“ zu widerrufen und an dem Halse von Brüderchen Thiers, Veron und Komp. diesen Widerruf faktisch zu demonstriren.

Der „Citoyen“ (in Dijon), die „Sentinelle“ (tu St. Etienne), der „Democrate“ (Straßburg), der „Republicain“ (in den Ardennen), die „Tribune“ (in Bordeaux), der „Liberale“ (in Lille), der „Peuple“ (in Limoges), der „Bien public“ (in der Nièvre), der „Peuple souverain“ (in Lyon), der „Democrate de l'Ouest“ (in Angers), der „Patriot“ (im Jura), die „Union republicane“ (in Saone-Loire), die „Democratie“ (im Jura), der „Progres“ (in der Aube), die Toulouser „Emancipation“, das Dunkerker „Journal,“ der „Propagateur“ (in der Aube) haben in den Provinzen bereits kräftig die Rückzahlung der ein Tausend dem Volke abgegaunerten Millionen vom April 1825 unterstützt und eröffnen Petitionen an die Kammer. Das kann den Herren Legitimisten und Jesuitenschülern, die sich mit diesem Blut- und Schweißgelde bereicherten, sehr unangenehm in die Nase fahren. Diese gehäbigen und in Genüssen aller Art umhertaumelnden Junker, die zu den bekannten 274,000 männlichen Individuen gehören, welche ganz allein das Mark der 35 Mill. Franzosen aussaugen, werden nunmehr ganz höflich aufgefordert, nicht bloß die eine Milliarde, sondern die Zinsen zu 3 pCt. seit 1825 mit, herauszugeben, denn es ist anzunehmen, daß die aus dem Exile 1815 zurückkehrende hungrige Noblesse sich heute völlig satt gegessen hat, es ist also nicht mehr als billig, daß sie jenen ihrem feudalen Magen gemachten Nationalvorschuß mit Dank und Zinsen wieder erstatte. Er soll zur Rückzahlung der verruchten [unleserliches Material]eunsous-Uebersteuer, die wir dem weisen Genius des Hrn. Garnier-Pages verdanken, verwendet werden. In einem der wenigen vernünftigen Girondeblätter heißt es: „Wohlan! die Republik ist begründet, also beginnt jetzt erst die Revolution. Wir wollen endlich ein billiges Budget, wozu bezahlen wir, das Volk, unser Heer von einer halben Million Männer mit einer Milliarde Franken? Denn diese 500,000 Soldaten sind 500,000 dem Lande gestohlene Arbeitskräfte; sie könnten wenigstens 600 Millionen Fr. durch Bodenbau, Metallarbeiten u. s. w. erzeugen. Statt dessen kosten sie uns 400, folglich ein Tausend Millionen. Teufel! das ist ja ganz artig! Zumal, wenn wir selber die Wonne haben, unser Blut und unsre Knochen dabei auf dem Platze zu lassen! Die ökonomische Revolution wollen wir, die politische, die parlamentarische ist nur die Treppe, die zu ihr führte.“ Der contra-polizeiliche Bericht, worüber Meister Carlier, dieser eigentliche Polizeipräfekt und Munizipal-Polizeichef, sich sehr erboßt und in einem langen Lügenbrief La Reforme zur Rede stellt, ist der demokratischen Presse durch Charles Paya, ehemaliger Redakteur der Toulouser „Emancipation“, mitgetheilt worden; dieser thätige Demokrat weiß durch seine Departementaljournalistik von Paris aus ungemein für die Volkssache zu wirken. Dieser energische und ganz regelmäßige Einfluß auf die Demokratenpresse der 86 Provinzen fehlte bisher; die fix gewordene Idee von der Allmacht der Pariser Konzentration verhinderte jede durchgreifende Bemühung, die Provinzialen heranzubilden; während die Legitimisten und Jesuiten von vornherein das Terrain in den Provinzen für sich hatten, und seit Robespierre's Sturz, noch heftiger und gelingender seit des Kaisers Sturz, das betrieben, was der große National- und Revolutionsdichter Berenger, der „ewige Jüngling im weißen Haar“, mit den zwei berühmten Versen bezeichnet: Eteignons les lumières et rallumons le feu (laßt uns das Licht der Aufklärung auslöschen, das Feuer des Scheiterhaufens wieder anzünden).

Unter dem spitzbübischen Greise Louis Philipp fand die schwarze Sippschaft beinah die nämliche Begünstigung in den Provinzen wie unter Karl X. Erst seit Februar 1848 fühlt sie in ihrem obengezeichneten Geschäft sich unangenehm gestört; daher ihre literarische Giftmischerei, ihr leises Messerschleifen, ihr lautes Höhnen und Pochen, ihr schamloses Winken zu den Pommern, Kroaten und Kosaken hinüber! der „erlösende“ Henri V. hängt (vorerst in effig[r]e) in den Passagen neben den „fanf großen Feldherren Europas“ als da sind die trefflichen Bürger und Menschheitsfreunde Windischgrätz, Jellachich, Cavaignac, Changarnier und Wrangel der Grasreiter. Die Pariser Bürgerwehr ist durch die Streiche ihres Oberkommandanten des Louisphilippisten Changarnier, der Mehrheit nach erbittert worden. Letztrer ließ nämlich am 29. Januar, wo die Legitimo-Orleanisten losschlagen wollten, den Bürgerobrist der 6. Legion unter sehr befremdlichem Eingriff in die Nationalgardenrechte, auf dem Mairiegebäude durch eine Schwadron Kurassire arretiren, wobei die Bourgeois nahe dran waren auf die Linie zu feuern. Ich erwähne dies Faktum nachträglich, es ist mir durch drei Augenzeugen mitgetheilt worden.

B. Dameth, Direktor des ökonomisch socialistischen Vereins „Solidarité“ ist wieder frei.

Das durch die abgedankte Municipal-Polizeigarde vermehrte Gensdarmenkorps liegt im Palais National, und wird auf's Neue, wie vor der Julirevolution, gegen das Volk abgerichtet. Seit 1830 hatte man sie fast nicht mehr gesehen; jetzt haben diese wüsten Kerle wieder die Nase hoch und sind lauter fanatische Antirepublikaner; ihr Oberst ist sogar Polizeipräfekt geworden. Die Louisphilipp'schen Polizeisergeanten sind noch nicht wieder da, kommen aber nächstens; die jetzigen „Wächter von Paris“ sind ungleich weniger roh als die Berliner Konstablers und erregen, trotz aller Ausmerzungen „demagogischer Subjekte,“ immer noch eine gewisse Beklommenheit in der empfindlichen Brust des „Konstitutionnel“ und der „Patrie.“ Ihr Korps wird dieserhalb verschwinden wie die Mobilgarde schwand. Nicht wenige Pariser Wächter wurden am 29. Januar arretirt als „Verschwörer und Demagogen,“ und die leergewordnen Stellen mit Orleanistischen Polizeiveteranen gefüllt.

Paris, 11. Februar.

(Polizeijagd.) Nachdem das Ministerium die heimischen Chefs der demokratischen Partei pros[c]ribirt oder ins Gefängniß geworfen, fällt es mit einer wahrhaft lächerlichen Wuth über diejenigen Fremden her, die ihm durch ihren Einfluß auf die Zeitungspresse oder das hiesige deutsche Proletariat gefährlich dünken. So hat es den hervorragendsten Gliedern des hiesigen deutschen Vereins, Hermann Ewerbeck, Seb. Seiler etc. gestern Abend den Befehl zustellen lassen: Paris binnen vierundzwanzig Stunden und das Gebiet der Republik in der möglichst kurzen Frist zu verlassen, widrigenfalls es sie, durch die Gensd'armerie auf die Beine bringen lassen werde. Seiler's Abreise — wenn sie wirklich erfolgt, — dürfte für die deutsche Tagespresse um so fühlbarer sein, als Er es ist, der den Verhandlungen der Nationalversammlung seit ihrem Beginn mit vieler Aufmerksamkeit folgte und sie in gedrängten Uebersichten der deutschen Tagespresse durch das große (halbministerielle!) Havas'sche Korrespondenzbüreau mit bisher unerhörter Schnelligkeit zuschickte. Diese Lücke wird, da geübte deutsche Schnellschreiber hier selten sind, schwer zu ersetzen sein.

Was Hermann Ewerbeck betrifft, so hat derselbe an den würdigen Nachfolger des Grafen Duchatel, Hrn. Leon Faucher, folgende Protestation gerichtet:

An den Bürger-Minister des Innern!

Ich erhielt diesen Abend von dem Polizeikommissarius meines Stadtviertels den Befehl, das Seinedepartement binnen 24 Stunden und das französische Gebiet in der kürzesten Frist zu verlassen. Dieser Befehl ist auf einen Beschluß von Ihnen vom 26. Jan. gestützt, worin Sie sagen, daß ich preußischer Unterthan sei, daß meine Gegenwart für die Ordnung und den öffentlichen Frieden gefährlich und daß Sie mich, auf Grund des bekannten Vendemiaires Gesetzes, gegen die Fremden aus dem Lande weisen.

Hierauf habe ich die Ehre, Ihnen zu erwiedern, Bürgerminister, daß ich kein preußischer Unterthan mehr bin, sondern seit dem 19. April 1848, kraft eines Erlasses des Provisorischen Regierungsgliedes, Justizministers Cremieux, die Rechte eines franz. Bürgers genieße — Rechte, die ich seit jener Epoche wirklich ausübte, wie Sie sich durch ihre Agenten aus den offiziellen Wahllisten überzeugen können.

Gruß und Brüderschaft!

Paris, 10. Febr. 1849. (gez. Hermann Ewerbeck.

Ungarn.
Vinkovce, 3. Febr.

Die Esseker Ober- und Unter-Vorstadt sammt Meierhöfen sind von den slavisch-kaiserlichen Truppen besetzt, nur zeigt sich's, daß der Kampf an der Schanze vor der Unterstadt ziemlich hartnäckig gewesen, und daß die Magyaren mit gefälltem Bajonnette aus der Unterstadt verdrängt wurden. Der Kampf in der Oberstadt war viel hartnäckiger und blutiger, da man auch aus Häusern heraus auf die Truppen geschossen. Die erste Nachricht, daß Rugent jenseits der Drave stehe, bestätiget sich nicht. — Gestern machten die Magyaren aus der Festung auf beide Städte einen Ausfall, der indessen zurückgewiesen wurde.

(Agram. Zeitung.)
Schweiz.
Bern, 9. Febr.

Heute beschloß der Gr. Rath auf Antrag des Reg.-Rathes (mit allen gegen 13 St) die Aufhebung der Kongregation der Ursulinerinnen in Pruntrut; hierauf mit allen gegen 33 Stimmen polizeiliche Wegweisung der Schwestern de la Charité aus dem Kanton (binnen 6 Wochen) und der Schwestern de la Providence (binnen 1/2 Jahre, da sie in St. Ursan als Lehrerinnen fungiren). Heute hat die eidgenössische Gesetzgebungskommission, unter dem Präsidium des Hrn. Bundesraths Druey, ihre erste Sitzung gehalten.

(Schw. Nat-Z.)
Italien.
*

Ueber die Vorfälle in Neapel am 29. Jan. sagt die „Alba“: Das Volk wollte diesen Tag mit einer großen Illumination feiern. Die Regierung untersagte, um dies zu verhindern, den Verkauf von Lämpchen. In Folge dessen Ansammlung großer Volkshaufen, die mit Flintenschüssen auseinandergejagt wurden. Ein Livorneser Journal berichtet, daß am 1. Febr. in Neapel eine ungeheure Gährung (extremo fermento) herrschte und daß man anfing, die Läden zu schließen. — In Palermo ist ein neues Ministerium gebildet worden: de Marco, Inneres; Cali, Justiz; Raeli, Finanzen; Pisani, Aeußeres; Ugdilena, Unterricht; Orsini, Krieg. Die Kriegsrüstungen dauern fort. Einige französische und schweizer Offiziere sind in sizilische Dienste getreten. In Ponte Corvo bildet sich eine päbstliche Freiwilligenschaar. In Florenz hat eine Emeute gegen den spanischen Gesandten stattgefunden wegen der vorgeblichen Ankunft spanischer Truppen in Gaëta. Man wollte sein Hotel anzünden. Der Versuch wurde durch Aufbietung aller Streitkräfte vereitelt. Die Auswanderung aus der Lombardei wird täglich größer. Die Ausgewanderten treten massenweise in die piemontesische Regimenter.

Polen.
Krakau, 5. Febr.

Gestern zu Mittag ist nach der Ankunft einer Estafette sogleich eine Anzahl (6) Kanonen unter Bedeckung von etwa 2 Kompagnien in größter Eile weggeführt worden. Wohin? Ist unbekannt; man glaubt, nach Sandec, wo wahrscheinlich die Ungarn eingefallen. In Zusammenhang damit scheint auch die Hinausschiebung des Termins für die Rekrutirung auf den 5. März zu stehen. Gleichzeitig wird hier stark von Unruhen in Lemberg gesprochen.

(C. Bl. a. B.)
[Deutschland]
* Duisburg, 12. Febr.

Zur ersten oder königlichen Hofkammer sind hier gewählt worden: Die Exminister v. Beckerrath und Hansemann.

* Aachen, 12. Febr.

Zur Hofkammer wurden hier gewählt. Die H.H. Pelzer, Ritz und Jungbluth.

* Koblenz, 12. Febr.

Die Wahlen zur ersten Kammer sind ausgefallen, wie es nicht anders zu erwarten stand. Das Beamtenthum, welches, verbunden mit den Pensionären und der aus einleuchtenden Gründen zu dem Rückschritt hinneigenden Bourgeoisie, das Uebergewicht in der Urwählerschaft bildet, wird gehörig und zwar so vertreten sein, daß gerade durch dieses Uebermaß selbst aller Einfluß dieser Kammer verloren geht. Hier wurden die H.H. Oberregierungsrath Spankeren und Landgerichtspräsident v Olfers gewählt.

Redakteur en chef Karl Marx.
<TEI>
  <text>
    <pb facs="#f0001" n="1215"/>
    <front>
      <titlePage type="heading">
        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 221 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
        <docImprint>
          <docDate>Mittwoch, 14. Februar 1849.</docDate>
        </docImprint>
      </titlePage>
    </front>
    <body>
      <div n="1">
        <head>[Deutschland]</head>
        <div xml:id="ar221b_001" type="jArticle">
          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> stehen, daß die Angaben bei den einzelnen Mitgliedern möglichst genau sind. Die Parteien selbst sind nur nach ihren allgemeinsten Umrissen als ministerielle und oppositionelle bezeichnet; wie auch für den Augenblick eine schärfere Sonderung noch gar nicht möglich ist. Das Verzeichniß enthält nur 349 Mitglieder und reihet davon 156 auf die ministerielle und 169 auf die oppositionelle Seite; 34 bezeichnet es als Schwankende, größtentheils dem Centrum Angehörige. 106 Wahlen haben Mitglieder der früheren Nationalversammlung getroffen, wovon 24 Ministerielle und 82 Steuerverweigerer. Doppelwahlen sind 12, und dreifache Wahlen sind 3 vorgekommen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar221b_002" type="jArticle">
          <head>Berlin, 10. Febr.</head>
          <p>Zu Abgeordneten sind ferner gewählt worden:</p>
          <p><hi rendition="#g">Provinz Preußen</hi>.</p>
          <p>Reg.-Bez. Gumbinnen.</p>
          <p>Gutsbesitzer v. Saucken (Julienfelde), Reg.-Präsident v. Salzwedel in Gumbinnen, O.-L.-G.-Assessor Muttray (Marggrabowa).</p>
          <p>Reg.-Bez. Königsberg.</p>
          <p>Subregens Menzel (Braunsberg), Landgeschworener Krause in Schönwiese.</p>
          <bibl>(Pr. St.-A.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar221b_003" type="jArticle">
          <head>Greifswald, 9. Febr.</head>
          <p>Wie hoch unsere Militärbehörden ein Menschenleben anschlagen, davon liefert folgendes authentische Factum den Beweis.</p>
          <p>Im Arrestlokale unserer Jägerabtheilung war schon seit längerer Zeit der Ofen in Unordnung. Drei Arrestanten, vom Ofendunst betäubt, waren schon hinter einander ins Militärlazareth gebracht und nur mit der größten Anstrengung ins Leben zurückzurufen. Dennoch fand man nicht für gut, eine Reparatur vorzunehmen. Vor Kurzem wird ein Jäger zum Arrest verurtheilt und der wachhabende Oberjäger erlaubt ihm auf seine Bitten und besorgt für sein Leben im Wachlokale sich temporär aufzuhalten. Da aber der Lieutenant du jour, Graf Schweidnitz, erscheint und ihn, wie man erzählt, wegen dieser Ungesetzlichkeit anfährt, führt er aus Furcht vor Strafe den Arrestanten in seinen Kerker zurück. Eine Stunde später revidirt er das Lokal und findet den Unglücklichen als Leiche vor. Alle Bemühungen, ihn zu beleben, sind vergebens. Der Major Müller, früher in Potsdam, soll nun geäußert haben: der Mensch sei ein Trunkenbold gewesen und unzweifelhaft am Schlagfluß gestorben, auch für zweckmäßig erachtet haben, daß dies im Todtenschein bemerkt werde. Jedoch der gewissenhafte Militärarzt Dr. Aetz und die Unterärzte erklären: da alle Symptome des Erstickens sich manifestirt hätten, hielten sie es für ihre Pflicht, diese Todesart als der Wahrheit gemäß anzugeben. Daß in Folge hiervon die Stimmung unserer Truppen eine gereizte ist, muß jeder begreiflich finden, zumal da bei dem Begräbniß des Unglücklichen das Offizierkorps so taktlos war, nicht in corpore am Zuge theilzunehmen, sondern dies nur den aus seiner Mitte zur Folge Verpflichteten und einigen wenigen Anderen, die sich dazu gedrungen fühlten, zu überlassen.</p>
          <bibl>(Ostf. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar221b_004" type="jArticle">
          <head><bibl><author>35</author></bibl> Posen, 1. Februar.</head>
          <p>Die &#x201E;Gazeta polska&#x201C; theilt Folgendes über im Großherzogthum stattgefundene Wahlumtriebe mit:</p>
          <p>&#x201E;Die Urwähler der Stadt Mogilno haben eine Beschwerde über den dortigen Landrath Illing beim Könige eingereicht.</p>
          <p>Der Landrath Illing hatte nämlich öffentlich in einer Apotheke dem Wahlcommissarius, Gutsbesitzer Mathes aus Zabno, den Vorwurf gemacht, daß derselbe in seinem Bezirke die Wahl eines polnischen Wahlmannes zugegeben habe. Er hätte dies doch, wenn nicht anders durch Aufnahme eines falschen Protokolls über den Wahlakt hindern können, wie das z. B. der Wahlkommissarius Kenneman in Marizinkowo gethan hätte.</p>
          <p>Zugleich lobte der etc. Illing das Verhalten des Wahlkommissarius Brennecke aus Strzelce. Letzterer war nämlich am Tage der Wahl, da er bemerkt hatte, daß die Polen sehr zahlreich erschienen waren und jedenfalls einen polnischen Wahlmann durchbringen würden, plötzlich erkrankt, nachdem er seinen Sohn, den stellvertretenden Wahlkommissarius, vorher auf Reisen gesandt hatte. Es mußte deßhalb die Wahl verschoben werden. Dadurch glaubte derselbe die Polen zu ermüden und später vielleicht einen deutschen Wahlmann durchzusetzen. &#x2014; Uebrigens, bemerkte der Landrath ganz schlau, könne der Wahlcommissarius äußersten Falls, um die Wahl ungültig zu machen, zur Vernichtung der Wahlprotokolle seine Zuflucht nehmen.&#x201C; Diese Aussagen des Landraths sind, wie gesagt, von mehren Personen vernommen worden, und durch Zeugen constatirt. &#x2014;</p>
          <p>Aus obigen Thatsachen ersieht man deutlich, auf welche perfide Weise die Herrn Manteuflianer im Großherzogthum wählen. &#x2014;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar221b_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 9. Febr.</head>
          <p>Es ist so gut als entschieden, daß der Finanzminister seine einstweiligen Bedürfnisse durch 25 Millionen Centralanweisungen in kleinen Beträgen bis 5 Fl. decken werde. Sollte es sich aber bestätigen, daß diese Centralanweisungen den Staatsbeamten und Lieferanten an Zahlungsstatt gegeben werden, so wäre dies nur ein mittelbar in Anspruch genommener Bankkredit, da man jene Hände schwerlich als sogenannte feste bezeichnen kann.</p>
          <p>Die Agramer Zeitung, ein bedeutungsvolles Organ der Stimmung in Kroatien, erklärt sich entschieden für Abschaffung des Adels nach dem Ausspruche des Reichstags.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar221b_006" type="jArticle">
          <head>München, 9. Febr.</head>
          <p>Beim Beginne der heutigen Sitzung erhob sich der Abg. Kolb aus Speyer, um im Namen der ganzen Linken wie des linken Centrums die vollste Beistimmung zu Dr. Müllers Erklärung auszudrücken. &#x201E;Wir alle, rief Kolb, wollen kein preußisches Kaiserthum, kein Aufgehen in Preußen. Wir verlangen mit Oestreich das ganze vereinigte Deutschland. Ohne Oestreich, wir erklären es feierlich, wäre Deutschland nur ein zerstücktes Reich.&#x201C; Darauf forderte der Abg. Müller die ganze Versammlung auf ein dreimaliges Hoch für das freie, starke und einige Deutschland, wie für das freie Baiern auszubringen. Die Versammlung folgte dieser Mahnung, erhob sich von ihren Sitzen und brachte dem ganzen einigen Deutschland dreimal ein donnerndes Hoch.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar221b_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 10. Febr.</head>
          <p>Folgenden Brief schreibt der französische Student der Medezin Jacquier <gap reason="illegible"/>u<gap reason="illegible"/>ice, auf den Barrikaden des Februar verwundet und mit Belohnung &#x201E;Namens der Nation&#x201C; bedacht, danach aber als Juni-Insurgent zur Transportirung verurtheilt und jetzt Gefangener in St. Pelagie: &#x201E;Die siegreichen Republikaner vom Februar und die geschlagenen und verurtheilten Republikaner vom Juni haben ihr Blut für eine und dieselbe gute Sache vergossen, für die social-demokratische Republik, welche die einzige ist, die unserm Vaterlande Heil bringen kann. Wir Juni- und Februarmänner sind folglich Brüder und sollten Brüderlichkeit üben. Ich bin längst für Nationalbelohnung einregistrirt, und hoffentlich sind, wie ich, die andern Februaristen bereit mit den Junimännern die Belohnungen zu theilen. Ich schlug der Belohnungskommission vor, die Hälfte der meinigen an die Juni-Insurgenten zu vertheilen, nämlich so: den größern Theil an die Familien Transportirter, ferner für die friedliche Propaganda der socialdemokratischen Republik; für Unterstützung ausländischer Republikaner; für die Geldbuße des Journals Le Peuple; für R. Blum's Hinterbliebene.&#x201C; Wahnwitzige Wuthworte stoßen h[i]erob die honnetten Blätter aus. Die demokratischen Wahlerfolge in Preußen vermehren den Kopfschmerz der hiesigen Reaktion und das Journal des Debats übersetzt mit zitternder Feder eine Jammerphrase der Kölnischen Zeitung vom 7. dieses. Die Reforme, die Republique, die Provinzialblätter alle sind voll ungeheuchelter Freude über diesen &#x201E;ebenso wichtigen als des deutschen Charakters würdigen&#x201C; Sieg. Der Toulouser Constituant giebt die zwei großen Artikel der Neuen Rheinischen Zeitung über Ungarn, und fügt eine Reihe wohldurchdachter Reflexionen zu, welche zeigen, daß die französische Demokratie mit der osteuropäischen so verworrenen Frage besser bekannt ist, als die meisten deutschen demokratischen Blätter. &#x2014; Das Blatt des Herrn Thiers speit Gift auf jedes Amnestiegesuch, &#x201E;folglich&#x201C; auch auf den Vorschlag einer Strafmilderung der fünf zum Tode verurtheilten Tödter des General Brea. Die socialdemokratische Republik, sagt es, habe ihre Hand dort wie anderswo im Blute der Ehrenmänner gewaschen und plump gemeuchelmordet, ergo müsse die Gesellschaft rächend gleichfalls das Blut der Schuldigen vergießen. Man muß wissen, der Constitutionnel meuchelt niemals &#x201E;plump,&#x201C; sondern immer nur &#x201E;fein,&#x201C; nämlich entweder durch Tinte und Feder, oder indirekt durch wohlbezahlte Kartätschen; er selber steigt nicht hinab in die Arena, pfui! er hat ja Geld erpreßt, genug, um eine halbe Million Polizisten und Kriegsknechte zum Meucheln zu besolden. Uebrigens würde die Hinrichtung der fünf eine Gährung erzeugen, die dem Constitutionnel Angstschweiß kostete. Und hat er das Schaffot wieder aufgestellt, so haben die Rothen den besten Anlaß, ihn dereinst hinaufzuschleifen, und das philanthropisch-kindische Dekret des Provisoriums &#x201E;die Todesstrafe in politischen Sachen ist und bleibt abgeschafft,&#x201C; zu widerrufen und an dem Halse von Brüderchen Thiers, Veron und Komp. diesen Widerruf faktisch zu demonstriren.</p>
          <p>Der &#x201E;Citoyen&#x201C; (in Dijon), die &#x201E;Sentinelle&#x201C; (tu St. Etienne), der &#x201E;Democrate&#x201C; (Straßburg), der &#x201E;Republicain&#x201C; (in den Ardennen), die &#x201E;Tribune&#x201C; (in Bordeaux), der &#x201E;Liberale&#x201C; (in Lille), der &#x201E;Peuple&#x201C; (in Limoges), der &#x201E;Bien public&#x201C; (in der Nièvre), der &#x201E;Peuple souverain&#x201C; (in Lyon), der &#x201E;Democrate de l'Ouest&#x201C; (in Angers), der &#x201E;Patriot&#x201C; (im Jura), die &#x201E;Union republicane&#x201C; (in Saone-Loire), die &#x201E;Democratie&#x201C; (im Jura), der &#x201E;Progres&#x201C; (in der Aube), die Toulouser &#x201E;Emancipation&#x201C;, das Dunkerker &#x201E;Journal,&#x201C; der &#x201E;Propagateur&#x201C; (in der Aube) haben in den Provinzen bereits kräftig die Rückzahlung der ein Tausend dem Volke abgegaunerten Millionen vom April 1825 unterstützt und eröffnen Petitionen an die Kammer. Das kann den Herren Legitimisten und Jesuitenschülern, die sich mit diesem Blut- und Schweißgelde bereicherten, sehr unangenehm in die Nase fahren. Diese gehäbigen und in Genüssen aller Art umhertaumelnden Junker, die zu den bekannten 274,000 männlichen Individuen gehören, welche ganz allein das Mark der 35 Mill. Franzosen aussaugen, werden nunmehr ganz höflich aufgefordert, nicht bloß die eine Milliarde, sondern die Zinsen zu 3 pCt. seit 1825 mit, herauszugeben, denn es ist anzunehmen, daß die aus dem Exile 1815 zurückkehrende hungrige Noblesse sich heute völlig satt gegessen hat, es ist also nicht mehr als billig, daß sie jenen ihrem feudalen Magen gemachten Nationalvorschuß mit Dank und Zinsen wieder erstatte. Er soll zur Rückzahlung der verruchten <gap reason="illegible"/>eunsous-Uebersteuer, die wir dem weisen Genius des Hrn. Garnier-Pages verdanken, verwendet werden. In einem der wenigen vernünftigen Girondeblätter heißt es: &#x201E;Wohlan! die Republik ist begründet, also beginnt jetzt erst die Revolution. Wir wollen endlich ein billiges Budget, wozu bezahlen wir, das Volk, unser Heer von einer halben Million Männer mit einer Milliarde Franken? Denn diese 500,000 Soldaten sind 500,000 dem Lande gestohlene Arbeitskräfte; sie könnten wenigstens 600 Millionen Fr. durch Bodenbau, Metallarbeiten u. s. w. erzeugen. Statt dessen kosten sie uns 400, folglich ein Tausend Millionen. Teufel! das ist ja ganz artig! Zumal, wenn wir selber die Wonne haben, unser Blut und unsre Knochen dabei auf dem Platze zu lassen! Die ökonomische Revolution wollen wir, die politische, die parlamentarische ist nur die Treppe, die zu ihr führte.&#x201C; Der contra-polizeiliche Bericht, worüber Meister Carlier, dieser eigentliche Polizeipräfekt und Munizipal-Polizeichef, sich sehr erboßt und in einem langen Lügenbrief La Reforme zur Rede stellt, ist der demokratischen Presse durch Charles Paya, ehemaliger Redakteur der Toulouser &#x201E;Emancipation&#x201C;, mitgetheilt worden; dieser thätige Demokrat weiß durch seine Departementaljournalistik von Paris aus ungemein für die Volkssache zu wirken. Dieser energische und ganz regelmäßige Einfluß auf die Demokratenpresse der 86 Provinzen fehlte bisher; die fix gewordene Idee von der Allmacht der Pariser Konzentration verhinderte jede durchgreifende Bemühung, die Provinzialen heranzubilden; während die Legitimisten und Jesuiten von vornherein das Terrain in den Provinzen für sich hatten, und seit Robespierre's Sturz, noch heftiger und gelingender seit des Kaisers Sturz, das betrieben, was der große National- und Revolutionsdichter Berenger, der &#x201E;ewige Jüngling im weißen Haar&#x201C;, mit den zwei berühmten Versen bezeichnet: Eteignons les lumières et rallumons le feu (laßt uns das Licht der Aufklärung auslöschen, das Feuer des Scheiterhaufens wieder anzünden).</p>
          <p>Unter dem spitzbübischen Greise Louis Philipp fand die schwarze Sippschaft beinah die nämliche Begünstigung in den Provinzen wie unter Karl X. Erst seit Februar 1848 fühlt sie in ihrem obengezeichneten Geschäft sich unangenehm gestört; daher ihre literarische Giftmischerei, ihr leises Messerschleifen, ihr lautes Höhnen und Pochen, ihr schamloses Winken zu den Pommern, Kroaten und Kosaken hinüber! der &#x201E;erlösende&#x201C; Henri V. hängt (vorerst in effig[r]e) in den Passagen neben den &#x201E;fanf großen Feldherren Europas&#x201C; als da sind die trefflichen Bürger und Menschheitsfreunde Windischgrätz, Jellachich, Cavaignac, Changarnier und Wrangel der Grasreiter. Die Pariser Bürgerwehr ist durch die Streiche ihres Oberkommandanten des Louisphilippisten Changarnier, der Mehrheit nach erbittert worden. Letztrer ließ nämlich am 29. Januar, wo die Legitimo-Orleanisten losschlagen wollten, den Bürgerobrist der 6. Legion unter sehr befremdlichem Eingriff in die Nationalgardenrechte, auf dem Mairiegebäude durch eine Schwadron Kurassire arretiren, wobei die Bourgeois nahe dran waren auf die Linie zu feuern. Ich erwähne dies Faktum nachträglich, es ist mir durch drei Augenzeugen mitgetheilt worden.</p>
          <p>B. Dameth, Direktor des ökonomisch socialistischen Vereins &#x201E;Solidarité&#x201C; ist wieder frei.</p>
          <p>Das durch die abgedankte Municipal-Polizeigarde vermehrte Gensdarmenkorps liegt im Palais National, und wird auf's Neue, wie vor der Julirevolution, gegen das Volk abgerichtet. Seit 1830 hatte man sie fast nicht mehr gesehen; jetzt haben diese wüsten Kerle wieder die Nase hoch und sind lauter fanatische Antirepublikaner; ihr Oberst ist sogar Polizeipräfekt geworden. Die Louisphilipp'schen Polizeisergeanten sind noch nicht wieder da, kommen aber nächstens; die jetzigen &#x201E;Wächter von Paris&#x201C; sind ungleich weniger roh als die Berliner Konstablers und erregen, trotz aller Ausmerzungen &#x201E;demagogischer Subjekte,&#x201C; immer noch eine gewisse Beklommenheit in der empfindlichen Brust des &#x201E;Konstitutionnel&#x201C; und der &#x201E;Patrie.&#x201C; Ihr Korps wird dieserhalb verschwinden wie die Mobilgarde schwand. Nicht wenige Pariser Wächter wurden am 29. Januar arretirt als &#x201E;Verschwörer und Demagogen,&#x201C; und die leergewordnen Stellen mit Orleanistischen Polizeiveteranen gefüllt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar221b_008" type="jArticle">
          <head>Paris, 11. Februar.</head>
          <p>(Polizeijagd.) Nachdem das Ministerium die heimischen Chefs der demokratischen Partei pros[c]ribirt oder ins Gefängniß geworfen, fällt es mit einer wahrhaft lächerlichen Wuth über diejenigen Fremden her, die ihm durch ihren Einfluß auf die Zeitungspresse oder das hiesige deutsche Proletariat gefährlich dünken. So hat es den hervorragendsten Gliedern des hiesigen deutschen Vereins, Hermann Ewerbeck, Seb. Seiler etc. gestern Abend den Befehl zustellen lassen: Paris binnen vierundzwanzig Stunden und das Gebiet der Republik in der möglichst kurzen Frist zu verlassen, widrigenfalls es sie, durch die Gensd'armerie auf die Beine bringen lassen werde. Seiler's Abreise &#x2014; wenn sie wirklich erfolgt, &#x2014; dürfte für die deutsche Tagespresse um so fühlbarer sein, als Er es ist, der den Verhandlungen der Nationalversammlung seit ihrem Beginn mit vieler Aufmerksamkeit folgte und sie in gedrängten Uebersichten der deutschen Tagespresse durch das große (halbministerielle!) Havas'sche Korrespondenzbüreau mit bisher unerhörter Schnelligkeit zuschickte. Diese Lücke wird, da geübte deutsche Schnellschreiber hier selten sind, schwer zu ersetzen sein.</p>
          <p>Was Hermann Ewerbeck betrifft, so hat derselbe an den würdigen Nachfolger des Grafen Duchatel, Hrn. Leon Faucher, folgende Protestation gerichtet:</p>
          <p>An den Bürger-Minister des Innern!</p>
          <p>Ich erhielt diesen Abend von dem Polizeikommissarius meines Stadtviertels den Befehl, das Seinedepartement binnen 24 Stunden und das französische Gebiet in der kürzesten Frist zu verlassen. Dieser Befehl ist auf einen Beschluß von Ihnen vom 26. Jan. gestützt, worin Sie sagen, daß ich preußischer Unterthan sei, daß meine Gegenwart für die Ordnung und den öffentlichen Frieden gefährlich und daß Sie mich, auf Grund des bekannten Vendemiaires Gesetzes, gegen die Fremden aus dem Lande weisen.</p>
          <p>Hierauf habe ich die Ehre, Ihnen zu erwiedern, Bürgerminister, daß ich kein preußischer <hi rendition="#g">Unterthan</hi> mehr bin, sondern seit dem 19. April 1848, kraft eines Erlasses des Provisorischen Regierungsgliedes, Justizministers Cremieux, die Rechte eines franz. Bürgers genieße &#x2014; Rechte, die ich seit jener Epoche wirklich ausübte, wie Sie sich durch ihre Agenten aus den offiziellen Wahllisten überzeugen können.</p>
          <p>Gruß und Brüderschaft!</p>
          <p>Paris, 10. Febr. 1849. (gez. Hermann Ewerbeck.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar221b_009" type="jArticle">
          <head>Vinkovce, 3. Febr.</head>
          <p>Die Esseker Ober- und Unter-Vorstadt sammt Meierhöfen sind von den slavisch-kaiserlichen Truppen besetzt, nur zeigt sich's, daß der Kampf an der Schanze vor der Unterstadt ziemlich hartnäckig gewesen, und daß die Magyaren mit gefälltem Bajonnette aus der Unterstadt verdrängt wurden. Der Kampf in der Oberstadt war viel hartnäckiger und blutiger, da man auch aus Häusern heraus auf die Truppen geschossen. Die erste Nachricht, daß Rugent jenseits der Drave stehe, bestätiget sich nicht. &#x2014; Gestern machten die Magyaren aus der Festung auf beide Städte einen Ausfall, der indessen zurückgewiesen wurde.</p>
          <bibl>(Agram. Zeitung.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Schweiz.</head>
        <div xml:id="ar221b_010" type="jArticle">
          <head>Bern, 9. Febr.</head>
          <p>Heute beschloß der Gr. Rath auf Antrag des Reg.-Rathes (mit allen gegen 13 St) die Aufhebung der Kongregation der Ursulinerinnen in Pruntrut; hierauf mit allen gegen 33 Stimmen polizeiliche Wegweisung der Schwestern de la Charité aus dem Kanton (binnen 6 Wochen) und der Schwestern de la Providence (binnen 1/2 Jahre, da sie in St. Ursan als Lehrerinnen fungiren). Heute hat die eidgenössische Gesetzgebungskommission, unter dem Präsidium des Hrn. Bundesraths Druey, ihre erste Sitzung gehalten.</p>
          <bibl>(Schw. Nat-Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar221b_011" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Ueber die Vorfälle in <hi rendition="#g">Neapel</hi> am 29. Jan. sagt die &#x201E;Alba&#x201C;: Das Volk wollte diesen Tag mit einer großen Illumination feiern. Die Regierung untersagte, um dies zu verhindern, den Verkauf von Lämpchen. In Folge dessen Ansammlung großer Volkshaufen, die mit Flintenschüssen auseinandergejagt wurden. Ein Livorneser Journal berichtet, daß am 1. Febr. in Neapel eine ungeheure Gährung (extremo fermento) herrschte und daß man anfing, die Läden zu schließen. &#x2014; In <hi rendition="#g">Palermo</hi> ist ein neues Ministerium gebildet worden: <hi rendition="#g">de Marco</hi>, Inneres; <hi rendition="#g">Cali,</hi> Justiz; <hi rendition="#g">Raeli,</hi> Finanzen; <hi rendition="#g">Pisani,</hi> Aeußeres; <hi rendition="#g">Ugdilena,</hi> Unterricht; <hi rendition="#g">Orsini,</hi> Krieg. Die Kriegsrüstungen dauern fort. Einige französische und schweizer Offiziere sind in sizilische Dienste getreten. In Ponte Corvo bildet sich eine päbstliche Freiwilligenschaar. In Florenz hat eine Emeute gegen den spanischen Gesandten stattgefunden wegen der vorgeblichen Ankunft spanischer Truppen in Gaëta. Man wollte sein Hotel anzünden. Der Versuch wurde durch Aufbietung aller Streitkräfte vereitelt. Die Auswanderung aus der Lombardei wird täglich größer. Die Ausgewanderten treten massenweise in die piemontesische Regimenter.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Polen.</head>
        <div xml:id="ar221b_012" type="jArticle">
          <head>Krakau, 5. Febr.</head>
          <p>Gestern zu Mittag ist nach der Ankunft einer Estafette sogleich eine Anzahl (6) Kanonen unter Bedeckung von etwa 2 Kompagnien in größter Eile weggeführt worden. Wohin? Ist unbekannt; man glaubt, nach Sandec, wo wahrscheinlich die Ungarn eingefallen. In Zusammenhang damit scheint auch die Hinausschiebung des Termins für die Rekrutirung auf den 5. März zu stehen. Gleichzeitig wird hier stark von Unruhen in Lemberg gesprochen.</p>
          <bibl>(C. Bl. a. B.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>[Deutschland]</head>
        <div xml:id="ar221b_013" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl><hi rendition="#b">Duisburg,</hi> 12. Febr.</head>
          <p>Zur ersten oder königlichen Hofkammer sind hier gewählt worden: Die Exminister v. Beckerrath und Hansemann.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar221b_014" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl><hi rendition="#b">Aachen,</hi> 12. Febr.</head>
          <p>Zur Hofkammer wurden hier gewählt. Die H.H. Pelzer, Ritz und Jungbluth.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar221b_015" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl><hi rendition="#b">Koblenz,</hi> 12. Febr.</head>
          <p>Die Wahlen zur ersten Kammer sind ausgefallen, wie es nicht anders zu erwarten stand. Das Beamtenthum, welches, verbunden mit den Pensionären und der aus einleuchtenden Gründen zu dem Rückschritt hinneigenden Bourgeoisie, das Uebergewicht in der Urwählerschaft bildet, wird gehörig und zwar so vertreten sein, daß gerade durch dieses Uebermaß selbst aller Einfluß dieser Kammer verloren geht. Hier wurden die H.H. Oberregierungsrath Spankeren und Landgerichtspräsident v Olfers gewählt.</p>
        </div>
      </div>
      <div>
        <bibl>Redakteur en chef <editor>Karl Marx.</editor>             </bibl>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1215/0001] Beilage zu Nr. 221 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Mittwoch, 14. Februar 1849. [Deutschland] [Fortsetzung] stehen, daß die Angaben bei den einzelnen Mitgliedern möglichst genau sind. Die Parteien selbst sind nur nach ihren allgemeinsten Umrissen als ministerielle und oppositionelle bezeichnet; wie auch für den Augenblick eine schärfere Sonderung noch gar nicht möglich ist. Das Verzeichniß enthält nur 349 Mitglieder und reihet davon 156 auf die ministerielle und 169 auf die oppositionelle Seite; 34 bezeichnet es als Schwankende, größtentheils dem Centrum Angehörige. 106 Wahlen haben Mitglieder der früheren Nationalversammlung getroffen, wovon 24 Ministerielle und 82 Steuerverweigerer. Doppelwahlen sind 12, und dreifache Wahlen sind 3 vorgekommen. Berlin, 10. Febr. Zu Abgeordneten sind ferner gewählt worden: Provinz Preußen. Reg.-Bez. Gumbinnen. Gutsbesitzer v. Saucken (Julienfelde), Reg.-Präsident v. Salzwedel in Gumbinnen, O.-L.-G.-Assessor Muttray (Marggrabowa). Reg.-Bez. Königsberg. Subregens Menzel (Braunsberg), Landgeschworener Krause in Schönwiese. (Pr. St.-A.) Greifswald, 9. Febr. Wie hoch unsere Militärbehörden ein Menschenleben anschlagen, davon liefert folgendes authentische Factum den Beweis. Im Arrestlokale unserer Jägerabtheilung war schon seit längerer Zeit der Ofen in Unordnung. Drei Arrestanten, vom Ofendunst betäubt, waren schon hinter einander ins Militärlazareth gebracht und nur mit der größten Anstrengung ins Leben zurückzurufen. Dennoch fand man nicht für gut, eine Reparatur vorzunehmen. Vor Kurzem wird ein Jäger zum Arrest verurtheilt und der wachhabende Oberjäger erlaubt ihm auf seine Bitten und besorgt für sein Leben im Wachlokale sich temporär aufzuhalten. Da aber der Lieutenant du jour, Graf Schweidnitz, erscheint und ihn, wie man erzählt, wegen dieser Ungesetzlichkeit anfährt, führt er aus Furcht vor Strafe den Arrestanten in seinen Kerker zurück. Eine Stunde später revidirt er das Lokal und findet den Unglücklichen als Leiche vor. Alle Bemühungen, ihn zu beleben, sind vergebens. Der Major Müller, früher in Potsdam, soll nun geäußert haben: der Mensch sei ein Trunkenbold gewesen und unzweifelhaft am Schlagfluß gestorben, auch für zweckmäßig erachtet haben, daß dies im Todtenschein bemerkt werde. Jedoch der gewissenhafte Militärarzt Dr. Aetz und die Unterärzte erklären: da alle Symptome des Erstickens sich manifestirt hätten, hielten sie es für ihre Pflicht, diese Todesart als der Wahrheit gemäß anzugeben. Daß in Folge hiervon die Stimmung unserer Truppen eine gereizte ist, muß jeder begreiflich finden, zumal da bei dem Begräbniß des Unglücklichen das Offizierkorps so taktlos war, nicht in corpore am Zuge theilzunehmen, sondern dies nur den aus seiner Mitte zur Folge Verpflichteten und einigen wenigen Anderen, die sich dazu gedrungen fühlten, zu überlassen. (Ostf. Z.) 35 Posen, 1. Februar. Die „Gazeta polska“ theilt Folgendes über im Großherzogthum stattgefundene Wahlumtriebe mit: „Die Urwähler der Stadt Mogilno haben eine Beschwerde über den dortigen Landrath Illing beim Könige eingereicht. Der Landrath Illing hatte nämlich öffentlich in einer Apotheke dem Wahlcommissarius, Gutsbesitzer Mathes aus Zabno, den Vorwurf gemacht, daß derselbe in seinem Bezirke die Wahl eines polnischen Wahlmannes zugegeben habe. Er hätte dies doch, wenn nicht anders durch Aufnahme eines falschen Protokolls über den Wahlakt hindern können, wie das z. B. der Wahlkommissarius Kenneman in Marizinkowo gethan hätte. Zugleich lobte der etc. Illing das Verhalten des Wahlkommissarius Brennecke aus Strzelce. Letzterer war nämlich am Tage der Wahl, da er bemerkt hatte, daß die Polen sehr zahlreich erschienen waren und jedenfalls einen polnischen Wahlmann durchbringen würden, plötzlich erkrankt, nachdem er seinen Sohn, den stellvertretenden Wahlkommissarius, vorher auf Reisen gesandt hatte. Es mußte deßhalb die Wahl verschoben werden. Dadurch glaubte derselbe die Polen zu ermüden und später vielleicht einen deutschen Wahlmann durchzusetzen. — Uebrigens, bemerkte der Landrath ganz schlau, könne der Wahlcommissarius äußersten Falls, um die Wahl ungültig zu machen, zur Vernichtung der Wahlprotokolle seine Zuflucht nehmen.“ Diese Aussagen des Landraths sind, wie gesagt, von mehren Personen vernommen worden, und durch Zeugen constatirt. — Aus obigen Thatsachen ersieht man deutlich, auf welche perfide Weise die Herrn Manteuflianer im Großherzogthum wählen. — * Wien, 9. Febr. Es ist so gut als entschieden, daß der Finanzminister seine einstweiligen Bedürfnisse durch 25 Millionen Centralanweisungen in kleinen Beträgen bis 5 Fl. decken werde. Sollte es sich aber bestätigen, daß diese Centralanweisungen den Staatsbeamten und Lieferanten an Zahlungsstatt gegeben werden, so wäre dies nur ein mittelbar in Anspruch genommener Bankkredit, da man jene Hände schwerlich als sogenannte feste bezeichnen kann. Die Agramer Zeitung, ein bedeutungsvolles Organ der Stimmung in Kroatien, erklärt sich entschieden für Abschaffung des Adels nach dem Ausspruche des Reichstags. München, 9. Febr. Beim Beginne der heutigen Sitzung erhob sich der Abg. Kolb aus Speyer, um im Namen der ganzen Linken wie des linken Centrums die vollste Beistimmung zu Dr. Müllers Erklärung auszudrücken. „Wir alle, rief Kolb, wollen kein preußisches Kaiserthum, kein Aufgehen in Preußen. Wir verlangen mit Oestreich das ganze vereinigte Deutschland. Ohne Oestreich, wir erklären es feierlich, wäre Deutschland nur ein zerstücktes Reich.“ Darauf forderte der Abg. Müller die ganze Versammlung auf ein dreimaliges Hoch für das freie, starke und einige Deutschland, wie für das freie Baiern auszubringen. Die Versammlung folgte dieser Mahnung, erhob sich von ihren Sitzen und brachte dem ganzen einigen Deutschland dreimal ein donnerndes Hoch. Französische Republik. 17 Paris, 10. Febr. Folgenden Brief schreibt der französische Student der Medezin Jacquier _ u_ ice, auf den Barrikaden des Februar verwundet und mit Belohnung „Namens der Nation“ bedacht, danach aber als Juni-Insurgent zur Transportirung verurtheilt und jetzt Gefangener in St. Pelagie: „Die siegreichen Republikaner vom Februar und die geschlagenen und verurtheilten Republikaner vom Juni haben ihr Blut für eine und dieselbe gute Sache vergossen, für die social-demokratische Republik, welche die einzige ist, die unserm Vaterlande Heil bringen kann. Wir Juni- und Februarmänner sind folglich Brüder und sollten Brüderlichkeit üben. Ich bin längst für Nationalbelohnung einregistrirt, und hoffentlich sind, wie ich, die andern Februaristen bereit mit den Junimännern die Belohnungen zu theilen. Ich schlug der Belohnungskommission vor, die Hälfte der meinigen an die Juni-Insurgenten zu vertheilen, nämlich so: den größern Theil an die Familien Transportirter, ferner für die friedliche Propaganda der socialdemokratischen Republik; für Unterstützung ausländischer Republikaner; für die Geldbuße des Journals Le Peuple; für R. Blum's Hinterbliebene.“ Wahnwitzige Wuthworte stoßen h[i]erob die honnetten Blätter aus. Die demokratischen Wahlerfolge in Preußen vermehren den Kopfschmerz der hiesigen Reaktion und das Journal des Debats übersetzt mit zitternder Feder eine Jammerphrase der Kölnischen Zeitung vom 7. dieses. Die Reforme, die Republique, die Provinzialblätter alle sind voll ungeheuchelter Freude über diesen „ebenso wichtigen als des deutschen Charakters würdigen“ Sieg. Der Toulouser Constituant giebt die zwei großen Artikel der Neuen Rheinischen Zeitung über Ungarn, und fügt eine Reihe wohldurchdachter Reflexionen zu, welche zeigen, daß die französische Demokratie mit der osteuropäischen so verworrenen Frage besser bekannt ist, als die meisten deutschen demokratischen Blätter. — Das Blatt des Herrn Thiers speit Gift auf jedes Amnestiegesuch, „folglich“ auch auf den Vorschlag einer Strafmilderung der fünf zum Tode verurtheilten Tödter des General Brea. Die socialdemokratische Republik, sagt es, habe ihre Hand dort wie anderswo im Blute der Ehrenmänner gewaschen und plump gemeuchelmordet, ergo müsse die Gesellschaft rächend gleichfalls das Blut der Schuldigen vergießen. Man muß wissen, der Constitutionnel meuchelt niemals „plump,“ sondern immer nur „fein,“ nämlich entweder durch Tinte und Feder, oder indirekt durch wohlbezahlte Kartätschen; er selber steigt nicht hinab in die Arena, pfui! er hat ja Geld erpreßt, genug, um eine halbe Million Polizisten und Kriegsknechte zum Meucheln zu besolden. Uebrigens würde die Hinrichtung der fünf eine Gährung erzeugen, die dem Constitutionnel Angstschweiß kostete. Und hat er das Schaffot wieder aufgestellt, so haben die Rothen den besten Anlaß, ihn dereinst hinaufzuschleifen, und das philanthropisch-kindische Dekret des Provisoriums „die Todesstrafe in politischen Sachen ist und bleibt abgeschafft,“ zu widerrufen und an dem Halse von Brüderchen Thiers, Veron und Komp. diesen Widerruf faktisch zu demonstriren. Der „Citoyen“ (in Dijon), die „Sentinelle“ (tu St. Etienne), der „Democrate“ (Straßburg), der „Republicain“ (in den Ardennen), die „Tribune“ (in Bordeaux), der „Liberale“ (in Lille), der „Peuple“ (in Limoges), der „Bien public“ (in der Nièvre), der „Peuple souverain“ (in Lyon), der „Democrate de l'Ouest“ (in Angers), der „Patriot“ (im Jura), die „Union republicane“ (in Saone-Loire), die „Democratie“ (im Jura), der „Progres“ (in der Aube), die Toulouser „Emancipation“, das Dunkerker „Journal,“ der „Propagateur“ (in der Aube) haben in den Provinzen bereits kräftig die Rückzahlung der ein Tausend dem Volke abgegaunerten Millionen vom April 1825 unterstützt und eröffnen Petitionen an die Kammer. Das kann den Herren Legitimisten und Jesuitenschülern, die sich mit diesem Blut- und Schweißgelde bereicherten, sehr unangenehm in die Nase fahren. Diese gehäbigen und in Genüssen aller Art umhertaumelnden Junker, die zu den bekannten 274,000 männlichen Individuen gehören, welche ganz allein das Mark der 35 Mill. Franzosen aussaugen, werden nunmehr ganz höflich aufgefordert, nicht bloß die eine Milliarde, sondern die Zinsen zu 3 pCt. seit 1825 mit, herauszugeben, denn es ist anzunehmen, daß die aus dem Exile 1815 zurückkehrende hungrige Noblesse sich heute völlig satt gegessen hat, es ist also nicht mehr als billig, daß sie jenen ihrem feudalen Magen gemachten Nationalvorschuß mit Dank und Zinsen wieder erstatte. Er soll zur Rückzahlung der verruchten _ eunsous-Uebersteuer, die wir dem weisen Genius des Hrn. Garnier-Pages verdanken, verwendet werden. In einem der wenigen vernünftigen Girondeblätter heißt es: „Wohlan! die Republik ist begründet, also beginnt jetzt erst die Revolution. Wir wollen endlich ein billiges Budget, wozu bezahlen wir, das Volk, unser Heer von einer halben Million Männer mit einer Milliarde Franken? Denn diese 500,000 Soldaten sind 500,000 dem Lande gestohlene Arbeitskräfte; sie könnten wenigstens 600 Millionen Fr. durch Bodenbau, Metallarbeiten u. s. w. erzeugen. Statt dessen kosten sie uns 400, folglich ein Tausend Millionen. Teufel! das ist ja ganz artig! Zumal, wenn wir selber die Wonne haben, unser Blut und unsre Knochen dabei auf dem Platze zu lassen! Die ökonomische Revolution wollen wir, die politische, die parlamentarische ist nur die Treppe, die zu ihr führte.“ Der contra-polizeiliche Bericht, worüber Meister Carlier, dieser eigentliche Polizeipräfekt und Munizipal-Polizeichef, sich sehr erboßt und in einem langen Lügenbrief La Reforme zur Rede stellt, ist der demokratischen Presse durch Charles Paya, ehemaliger Redakteur der Toulouser „Emancipation“, mitgetheilt worden; dieser thätige Demokrat weiß durch seine Departementaljournalistik von Paris aus ungemein für die Volkssache zu wirken. Dieser energische und ganz regelmäßige Einfluß auf die Demokratenpresse der 86 Provinzen fehlte bisher; die fix gewordene Idee von der Allmacht der Pariser Konzentration verhinderte jede durchgreifende Bemühung, die Provinzialen heranzubilden; während die Legitimisten und Jesuiten von vornherein das Terrain in den Provinzen für sich hatten, und seit Robespierre's Sturz, noch heftiger und gelingender seit des Kaisers Sturz, das betrieben, was der große National- und Revolutionsdichter Berenger, der „ewige Jüngling im weißen Haar“, mit den zwei berühmten Versen bezeichnet: Eteignons les lumières et rallumons le feu (laßt uns das Licht der Aufklärung auslöschen, das Feuer des Scheiterhaufens wieder anzünden). Unter dem spitzbübischen Greise Louis Philipp fand die schwarze Sippschaft beinah die nämliche Begünstigung in den Provinzen wie unter Karl X. Erst seit Februar 1848 fühlt sie in ihrem obengezeichneten Geschäft sich unangenehm gestört; daher ihre literarische Giftmischerei, ihr leises Messerschleifen, ihr lautes Höhnen und Pochen, ihr schamloses Winken zu den Pommern, Kroaten und Kosaken hinüber! der „erlösende“ Henri V. hängt (vorerst in effig[r]e) in den Passagen neben den „fanf großen Feldherren Europas“ als da sind die trefflichen Bürger und Menschheitsfreunde Windischgrätz, Jellachich, Cavaignac, Changarnier und Wrangel der Grasreiter. Die Pariser Bürgerwehr ist durch die Streiche ihres Oberkommandanten des Louisphilippisten Changarnier, der Mehrheit nach erbittert worden. Letztrer ließ nämlich am 29. Januar, wo die Legitimo-Orleanisten losschlagen wollten, den Bürgerobrist der 6. Legion unter sehr befremdlichem Eingriff in die Nationalgardenrechte, auf dem Mairiegebäude durch eine Schwadron Kurassire arretiren, wobei die Bourgeois nahe dran waren auf die Linie zu feuern. Ich erwähne dies Faktum nachträglich, es ist mir durch drei Augenzeugen mitgetheilt worden. B. Dameth, Direktor des ökonomisch socialistischen Vereins „Solidarité“ ist wieder frei. Das durch die abgedankte Municipal-Polizeigarde vermehrte Gensdarmenkorps liegt im Palais National, und wird auf's Neue, wie vor der Julirevolution, gegen das Volk abgerichtet. Seit 1830 hatte man sie fast nicht mehr gesehen; jetzt haben diese wüsten Kerle wieder die Nase hoch und sind lauter fanatische Antirepublikaner; ihr Oberst ist sogar Polizeipräfekt geworden. Die Louisphilipp'schen Polizeisergeanten sind noch nicht wieder da, kommen aber nächstens; die jetzigen „Wächter von Paris“ sind ungleich weniger roh als die Berliner Konstablers und erregen, trotz aller Ausmerzungen „demagogischer Subjekte,“ immer noch eine gewisse Beklommenheit in der empfindlichen Brust des „Konstitutionnel“ und der „Patrie.“ Ihr Korps wird dieserhalb verschwinden wie die Mobilgarde schwand. Nicht wenige Pariser Wächter wurden am 29. Januar arretirt als „Verschwörer und Demagogen,“ und die leergewordnen Stellen mit Orleanistischen Polizeiveteranen gefüllt. Paris, 11. Februar. (Polizeijagd.) Nachdem das Ministerium die heimischen Chefs der demokratischen Partei pros[c]ribirt oder ins Gefängniß geworfen, fällt es mit einer wahrhaft lächerlichen Wuth über diejenigen Fremden her, die ihm durch ihren Einfluß auf die Zeitungspresse oder das hiesige deutsche Proletariat gefährlich dünken. So hat es den hervorragendsten Gliedern des hiesigen deutschen Vereins, Hermann Ewerbeck, Seb. Seiler etc. gestern Abend den Befehl zustellen lassen: Paris binnen vierundzwanzig Stunden und das Gebiet der Republik in der möglichst kurzen Frist zu verlassen, widrigenfalls es sie, durch die Gensd'armerie auf die Beine bringen lassen werde. Seiler's Abreise — wenn sie wirklich erfolgt, — dürfte für die deutsche Tagespresse um so fühlbarer sein, als Er es ist, der den Verhandlungen der Nationalversammlung seit ihrem Beginn mit vieler Aufmerksamkeit folgte und sie in gedrängten Uebersichten der deutschen Tagespresse durch das große (halbministerielle!) Havas'sche Korrespondenzbüreau mit bisher unerhörter Schnelligkeit zuschickte. Diese Lücke wird, da geübte deutsche Schnellschreiber hier selten sind, schwer zu ersetzen sein. Was Hermann Ewerbeck betrifft, so hat derselbe an den würdigen Nachfolger des Grafen Duchatel, Hrn. Leon Faucher, folgende Protestation gerichtet: An den Bürger-Minister des Innern! Ich erhielt diesen Abend von dem Polizeikommissarius meines Stadtviertels den Befehl, das Seinedepartement binnen 24 Stunden und das französische Gebiet in der kürzesten Frist zu verlassen. Dieser Befehl ist auf einen Beschluß von Ihnen vom 26. Jan. gestützt, worin Sie sagen, daß ich preußischer Unterthan sei, daß meine Gegenwart für die Ordnung und den öffentlichen Frieden gefährlich und daß Sie mich, auf Grund des bekannten Vendemiaires Gesetzes, gegen die Fremden aus dem Lande weisen. Hierauf habe ich die Ehre, Ihnen zu erwiedern, Bürgerminister, daß ich kein preußischer Unterthan mehr bin, sondern seit dem 19. April 1848, kraft eines Erlasses des Provisorischen Regierungsgliedes, Justizministers Cremieux, die Rechte eines franz. Bürgers genieße — Rechte, die ich seit jener Epoche wirklich ausübte, wie Sie sich durch ihre Agenten aus den offiziellen Wahllisten überzeugen können. Gruß und Brüderschaft! Paris, 10. Febr. 1849. (gez. Hermann Ewerbeck. Ungarn. Vinkovce, 3. Febr. Die Esseker Ober- und Unter-Vorstadt sammt Meierhöfen sind von den slavisch-kaiserlichen Truppen besetzt, nur zeigt sich's, daß der Kampf an der Schanze vor der Unterstadt ziemlich hartnäckig gewesen, und daß die Magyaren mit gefälltem Bajonnette aus der Unterstadt verdrängt wurden. Der Kampf in der Oberstadt war viel hartnäckiger und blutiger, da man auch aus Häusern heraus auf die Truppen geschossen. Die erste Nachricht, daß Rugent jenseits der Drave stehe, bestätiget sich nicht. — Gestern machten die Magyaren aus der Festung auf beide Städte einen Ausfall, der indessen zurückgewiesen wurde. (Agram. Zeitung.) Schweiz. Bern, 9. Febr. Heute beschloß der Gr. Rath auf Antrag des Reg.-Rathes (mit allen gegen 13 St) die Aufhebung der Kongregation der Ursulinerinnen in Pruntrut; hierauf mit allen gegen 33 Stimmen polizeiliche Wegweisung der Schwestern de la Charité aus dem Kanton (binnen 6 Wochen) und der Schwestern de la Providence (binnen 1/2 Jahre, da sie in St. Ursan als Lehrerinnen fungiren). Heute hat die eidgenössische Gesetzgebungskommission, unter dem Präsidium des Hrn. Bundesraths Druey, ihre erste Sitzung gehalten. (Schw. Nat-Z.) Italien. * Ueber die Vorfälle in Neapel am 29. Jan. sagt die „Alba“: Das Volk wollte diesen Tag mit einer großen Illumination feiern. Die Regierung untersagte, um dies zu verhindern, den Verkauf von Lämpchen. In Folge dessen Ansammlung großer Volkshaufen, die mit Flintenschüssen auseinandergejagt wurden. Ein Livorneser Journal berichtet, daß am 1. Febr. in Neapel eine ungeheure Gährung (extremo fermento) herrschte und daß man anfing, die Läden zu schließen. — In Palermo ist ein neues Ministerium gebildet worden: de Marco, Inneres; Cali, Justiz; Raeli, Finanzen; Pisani, Aeußeres; Ugdilena, Unterricht; Orsini, Krieg. Die Kriegsrüstungen dauern fort. Einige französische und schweizer Offiziere sind in sizilische Dienste getreten. In Ponte Corvo bildet sich eine päbstliche Freiwilligenschaar. In Florenz hat eine Emeute gegen den spanischen Gesandten stattgefunden wegen der vorgeblichen Ankunft spanischer Truppen in Gaëta. Man wollte sein Hotel anzünden. Der Versuch wurde durch Aufbietung aller Streitkräfte vereitelt. Die Auswanderung aus der Lombardei wird täglich größer. Die Ausgewanderten treten massenweise in die piemontesische Regimenter. Polen. Krakau, 5. Febr. Gestern zu Mittag ist nach der Ankunft einer Estafette sogleich eine Anzahl (6) Kanonen unter Bedeckung von etwa 2 Kompagnien in größter Eile weggeführt worden. Wohin? Ist unbekannt; man glaubt, nach Sandec, wo wahrscheinlich die Ungarn eingefallen. In Zusammenhang damit scheint auch die Hinausschiebung des Termins für die Rekrutirung auf den 5. März zu stehen. Gleichzeitig wird hier stark von Unruhen in Lemberg gesprochen. (C. Bl. a. B.) [Deutschland] * Duisburg, 12. Febr. Zur ersten oder königlichen Hofkammer sind hier gewählt worden: Die Exminister v. Beckerrath und Hansemann. * Aachen, 12. Febr. Zur Hofkammer wurden hier gewählt. Die H.H. Pelzer, Ritz und Jungbluth. * Koblenz, 12. Febr. Die Wahlen zur ersten Kammer sind ausgefallen, wie es nicht anders zu erwarten stand. Das Beamtenthum, welches, verbunden mit den Pensionären und der aus einleuchtenden Gründen zu dem Rückschritt hinneigenden Bourgeoisie, das Uebergewicht in der Urwählerschaft bildet, wird gehörig und zwar so vertreten sein, daß gerade durch dieses Uebermaß selbst aller Einfluß dieser Kammer verloren geht. Hier wurden die H.H. Oberregierungsrath Spankeren und Landgerichtspräsident v Olfers gewählt. Redakteur en chef Karl Marx.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz221b_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz221b_1849/1
Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 221. Köln, 14. Februar 1849. Beilage, S. 1215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz221b_1849/1>, abgerufen am 23.11.2024.