Neue Rheinische Zeitung. Nr. 209. Köln, 31. Januar 1849.die Maiorität erreicht haben dan geht es besser, nur erklären sie das dem Volke, Es sind hier große Volksmänner wir wollen republick und nicht kaiserreich, hier ist alles in bewegung die Bauern laßen senzen machen, die Bürger sind bewafnet, den es wird vielleicht sehr Schlimm. wen nur unser Militär nicht zu schlecht handelte wen republick wird so müßen die großen alle fort, -- -- -- -- -- schreiben sie mir auch, es kostet kein Post-Porto, und macht recht lerm, fürchtet euch nicht mehr, hüttet auf dem Teiche immer fort, und recht steu alle Tage, und meine leute auch, es wird zugebauen, ich kann das Concept nicht ins reine Schreiben ich habe keine zeit, ich muß in meine Abtheilung; der Gedanke ist da, und so wie ihr denkt so handelt, ich auch und ihr auch, nur seid aufrichtig gegen einander den die Schorken mußen fort, die werden sterben, solte das vorkommen das für den Prinz von Preußen Stimmen gesamlet werden -- macht was ihr wolt, nur bedauert nicht," -- -- -- -- -- -- Aus dem Briefe vom 14. September 1848: "-- -- -- theuren freunde so wie auch feinde, reicht einer dem andern die bruder hand, ich ruffe euch aus der fern zu, ich ruffe euch den eine Wolke voller ungluck schwebt über uns, es ist möglich wir sehn uns nicht mehr wieder ich mache mir aber nichts daraus, Gott sorgt für mich und er wird auch in der ferne sorge, ich habe mein Leben hier aufs spiel gesetzt sieg ich heute oder Morgen nicht so siegt meine Asche im Grabe steht fest und laßt euch nicht mehr unterdrucken, die Tirranen sind in ganz Deutschland bekannt." -- Nach Mittheilung dieser Stellen heißt es im Ausschußbericht: Die Aechtheit dieser Briefe vorausgesetzt, so ergiebt sich aus selbigen, daß der Briefsteller ein Anhänger der Republik ist, deren Einführung in Deutschland wünscht oder erwartet und die Aufhebung der damals (Juni 1848) in Berlin tagenden Reichsversammlung gewollt hat, ja man kann mit Rücksicht auf die hiesigen Septemberereignisse sogar der Vermuthung Raum geben, daß Herr Minkus die betrübenden Vorfälle des 18. Septemben 1848 am hiesigen Orte vorhergesehen habe, und am 14. Septembir 1848 entschlossen gewesen sei, sich dabei thätig zu beeheiligen, denn es heißt: ich habe mein Leben hier aufs Spiel gesetzt. Sieg ich heute oder morgen nicht, so siegt meine Asche im Grabe, jedoch giebt keine einzelne Stelle einen genügenden Anhalt für die Annahme: daß Herr Minkus eine gewaltsame Umwälzung der Verfassung des preußischen Staats oder ein Unternehmen gegen das Leben oder die Freiheit des Königs von Preußen beabsichtigt habe, ihn also den Vorwurf des Hochverraths treffe. Schließlich beantragt der Ausschuß: "Die hohe National-Versammlung wolle die nachgesuchte Genehmigung zur Einleitung der Untersuchung wegen Hochverraths gegen den Abgeordneten Herrn Minkus nicht ertheilen." 34 Darmstadt, 27. Jan. Wir sind hier bereits in den Genuß der deutschen "Grundrechte" getreten. Bei "Strafe des Ungehorsams" (32 Tagen strengen Arrest) ist dem aus seiner Verbannung wieder zu uns zurückgekehrten zweiten Regimente der Besuch aller "Wühlervereine" untersagt, und einem Oberstlieutenant, der Mitglied des Märzvereins war, ist sogar der Besuch "aller politischen Vereine" (!! von wegen der Unpartheilichkeit) verboten. Wegen des letzteren Verbotes hat der Märzverein eine Adresse an die zweite Kammer gerichtet, worin er über "gröbliche Verletzung der Gesetze," über "schmählichen Hohn auf den Geist der Neuzeit" klagt, und die Kammer auffordert, "eingedenk ihrer Pflicht, die Gesetze gegen jeden Uebergriff, er komme von welcher Seite er wolle, zu schützen." Wirklich, allerliebste Worte! Und doch habt ihr neulich die Einführung der "Grundrechte des deutschen Volkes" gefeiert; so freut euch doch auch jetzt, daß sie gehandhabt werden. Nach den Grundrechten besteht aber das Vereinsrecht für die Soldaten nur so weit es die Disziplinargesetze gestatten. Die Disziplinargesetze aber: das ist das Belieben eines jeden Vorgesetzten, das ist eine speziell militärische Angelegenheit, um die sich außer dem Militär Niemand zu kümmern hat. Mit der bunten Jacke zieht man auch die Disziplinargesetze an; und wenn die Fürsten das Vereinsrecht für den thatkräftigen Theil der Nation aufheben wollen, so ziehen sie demselben bunte Jacken an. Unsere Kammer aber hat wichtigere Sachen zu besorgen, als sich um das Vereinsrecht des Volkes zu bekümmern; sie beräth jetzt eben darüber, ob der König von Preußen Kaiser von Deutschland werden soll oder nicht. In Frankfurt scheint man sich noch nicht recht einigen zu können; deshalb müssen wir die Sache hier wohl in die Hand nehmen. Kann Friedrich Wilhelm denn auch noch nicht mit einem Male Kaiser von ganz Deutschland werden, so kann er's doch für's Erste von Hessen-Darmstadt werden. Also, wie gesagt, heute Morgen begann die Berathung über diesen wichtigen Gegenstand. Ein Antrag Heldmann's und Mohr's, die Sache auf sich beruhen zu lassen, wurde mit 28 gegen 15 Stimmen abgelehnt. Der früher von Heldmann eingebrachte Gegenantrag, den Großherzog zum Kaiser von Deutschland zu machen, würde bei der Berathung den loyalen Unterthanen einige Verlegenheiten bereitet haben, hätte der Präsident nicht eine List ersonnen, um denselben zu entfernen. Freilich eine List, würdig eines Dorfschulmeisters, womit er anderswo höchstens ein Lächeln erregt haben würde. Hier aber erreichte er seinen Zweck. Präsident Hesse erklärte, daß er die Diskussion nur über den ersten Antrag auf ein preußisches Kaiserthum gestatten könne, da derselbe für den Heldmann'schen Antrag präjudizirlich (!!) sei. In Frankfurt würde Herr Hesse ohne Zweifel auch dem König von Preußen das Präjudizium vor dem Kaiser von Oesterreich zuerkennen. Schade, daß er dort nicht Präsident ist. Heldmann und Glaubrech sprachen gegen, Görz und Schenk für den preußischen Kaiser. Dann folgte Zitz; als er das Lächerliche einer Revolution hervorhob, die uns zu den 34 Fürsten noch einen Kaiser, zu den 34 Civillisten am Ende noch eine 35. von 50,000 Fl. oder Thaler gebe, brach die Gallerie in ein so stürmisches Bravo aus, daß der Reichstelegraph, Herr Wernher von Nierstein, puterroth von seinem Sitze aufsprang. "Die Gallerie wird geräumt," schrie der nicht weniger erzürnte Präsident, und drohte mit Anwendung von Gewalt, als nicht gleich Miene gemacht wurde, seinem Befehle Folge zu leisten. Die Linke richtete darauf die Bitte an den Präsidenten (sie ist nicht stark genug, um durch ihre Entfernung die Versammlung unbeschlußfähig zu machen), den Zutritt ferner noch zu gestatten, da ja keine Warnung dem gestrengen Befehle vorhergegangen sei. Herr Hesse erklärte sich bereit, wenn die ganze (!!) Versammlung damit einverstanden wäre. Herr Wernher von Nierstein und Herr von Gründerade legten ihr Veto ein, und die Gallerieen mußten in der That geräumt werden. In den Kasernen war bereits das Militär konsignirt, um bei etwaigem gewaltsamen Widerstand (an den natürlich kein Mensch dachte) sogleich bei der Hand zu sein. Aber nun erklärte die Linke, an der Berathung nicht ferner Theil nehmen zu können, bis dem Publikum der Zutritt wieder gestattet sei. Die Kammer feierte ein unterbrochenes Opferfest, und wird am Montag einen neuen Anlauf auf das deutsche Kaiserthum nehmen. Unserer Bürgerwehr steht eine allgemeine Entwaffnung bevor; nicht etwa weil sie sich gefährlich gezeigt -- sie ist die loyalste von der Welt, und die Demokraten verlieren an ihr einen bewaffneten Feind. Die Entwaffnung geschieht nur, -- hört! hört! -- weil die Rekruten die Gewehre zum Einexerzieren nöthig haben. Nun stehen zwar in dem Zeughause noch Gewehre genug, aber die Rekruten gebrauchen eben die Gewehre, welche jetzt die Bürgerwehr hat; und für die Bürgerwehr sind die Zeughausgewehre natürlich viel zu gut. Die "Grundrechte des deutschen Volkes" sind indessen auch im Großherzogthum Hessen-Darmstadt anerkannt. 068 Dresden, 27. Jan. In der heutigen Sitzung der 2ten Kammer erschienen sämmtliche Minister, außer Braun. V. d. Pfordten theilt der Kammer mit, daß der König die vom Ministerium eingereichte Entlassung nicht angenommen habe (lautes Bravo). Das Kabinet glaube aber auf seinem Beschlusse beharren zu müssen, nur sei die Zeit zu kurz, um eine definitive Entschließung zu fassen. Der Vicepräsident Tzschirner bemerkt: der Grund des Entlassungsgesuches sei immer noch nicht angegeben. Die Kammern wenigstens hätten noch nichts vorgenommen, was diese Art Flucht der Minister motiviren könne. Es sei dringend nöthig, daß sich das Ministerium in Betreff der Grundrechte ausspreche. V. d. Pfordten geht darauf nicht ein und weist auf den parlamentarischen Gebrauch in Ministerkrisen hin. Der Abg. Fincke macht, da die Krisis nicht von der Kammer herbeigeführt worden, die Minister für alle daraus entstehenden Nachtheile verantwortlich. Der vorhin genannte Minister gibt zu, daß das Kabinet eben so für sein Abtreten als sein Verbleiben verantwortlich sei. Die Minister entfernen sich. Hierauf Berathung über den Klette'schen Antrag, die "Grundrechte" ohne weitere Prüfung einzuführen. Wehner will, daß die Grundrechte den Kammern vorher zur Prüfung vorgelegt werden. Vicepräsident Schaffrath beantragt: Die Regierung zu veranlassen, daß sie die Grundrechte auf verfassungsgemäßem Wege sofort ein- und durchführe. Vicepräsident Tzschirner: "Die Frankfurter Nat.-Vers. hat das Vertrauen des Volks verloren; sie ist die unterthänigste Dienerin der Fürstin; was aus ihr kommt muß wohl geprüft werden" -- timeo Danos et dona ferentes! Bei der Abstimmung wird der Schaffrath'sche Antrag einhellig angenommen, eben so ein Zusatz von Bertling: die Grundrechte nur in soweit publiziren zu lassen, als in der sächsischen Verfassung nicht größere Freiheiten enthalten seien. Ungarn. Aus Siebenbürgen, 18. Januar. Den mit den Szeklern vereinigten Magyaren stehen die nicht starken kaiserlichen Garnisonen einiger festen Plätze gegenüber. An letztere schließen sich die Sachsen und die Wallachen (Rumunen) an. Die Wohnplätze der Szekler liegen im Osten des Landes längs der Grenze der Moldau. Die Magyaren wohnen in der Mitte des Landes, und haben die Plätze Klausenburg, Torda (Thorenburg), Enayed und Maros-Vaserhely zu ihren Stützpunkten. Die Mezö-Seg der fruchtbarste Strich des Landes, ist von ihnen besetzt. Die Sachsen wohnen im Süden längs dem Arme der Karpathen, welcher Siebenbürgen von der Wallachei trennt. Hauptplätze sind Kronstadt, Herrmannstadt und Mühlenbach. Ein von ihnen bewohnter Distrikt ist auch der im Nordosten gelegene von Bistriz, der aber gegenwärtig von den Magyaren und Szeklern cernirt ist. Die Wallachen wohnen im Lande unter den genannten Volksstämmen zerstreut. Die von kaiserlichen Truppen besetzten Plätze sind Kronstadt, Herrmannstadt und Karlsburg, welches letztere an der Marosch zwischen Herrmannstadt und Klausenburg liegt. Auch dieses hatte eine kaiserliche Besatzung, ist aber, wie bekannt, unlängst von den Magyaren genommen worden. -- Was die Kopfzahl anlangt, so zählen die Magyaren und Szekler etwas über eine Million, d. i. die Hälfte der Bevölkerung. Die Sachsen kann man, der Zahl nach, etwas höher anschlagen, wie die Wallachen, Veide zusammen betragen ebenfalls etwas über eine Million. An Tapferkeit und Kriegsübung prävaliren die Ungarn und Szekler, und daher haben sie auch die Oberhand, und es war dem General Bem möglich, einen Streifzug in die Bukowina zu versuchen, der ihm um so leichter wurde, da über Bistrizsteine gut gebaute Straße dahin führt. Das Land ist besonders für den kleinen Krieg geeignet, weil es durchgehends gebirgig und ringsum von hohen Gebirgsbollwerken umgeben ist. Ebenen sind wenig da und nur an der Marosch bei Enayed so wie am Aranyos und an der Körösch. Sie betragen jedoch überall nur wenige Quadratmeilen. -- Der Krieg wird zwischen den Parteien mit großer Erbitterung geführt. Die Ungarn und Szekler dominiren, haben das Land bis an die Distrikte der Sachsen inne, und beherrschen, da sie im Besitze von Klausenburg sind, den Paß nach Ungarn, der über Banfi-Hunyad und Fekete-To geht und bei Barod in die Ebenen Nieder-Ungarn mündet. (Br. Z.)Französische Republik. Paris, den 28. Januar. Anklageakt gegen das Ministerium. In Betracht, daß die antirepublikanische Politik des Ministeriums sich durch eine Handlung an den Tag legt, welche die Rechte der Bürger und das Grundprinzip der Volkssouveränetät angreift. In Betracht, daß das Recht, sich zu versammeln, ein natürliches Recht und ein politisches Recht ist, das in die Verfassung der französischen Republik eingeschrieben und konsetrirt ist. In Betracht, daß sich das Ministerium durch den von ihm gestern am 26. Januar vorgelegten Gesetzentwurf über Unterdrückung der Clubs einer Handlung schuldig gemacht, welche eine offenbare Verletzung (violation flagrante) der Artikel 8 und 51 der Verfassung ist. In Betracht, daß das Ministerium laut Artikel 68 der Verfassung für seine Handlungen verantwortlich ist: verlangen die unterzeichneten Volksvertreter die Versetzung der Minister in Anklagestand und ihre Verurtheilung durch den haute Cour National in Gemäßheit des Artikel 91 der Verfassung. Paris, 27. Jan. 1849. (Folgen 230 Unterschriften von Deputirten) -- (Proklamation des Central-Conseils und des National-Congresses, worin sie dem Lande die Aussöhnung der Bergpartei mit den Proudhon'schen Sozialisten und den Kommunisten anzeigen.) An die demokratisch-sozialen Wähler! Der Wille des Volkes war seiner Erfüllung nahe! Der Central-Conseil und der National-Congreß schickten sich bereits an, an Euch gemeinschaftlich einen Aufruf zu erlassen, worin Ihr ersucht werden solltet, ein einziges Comite in Gemäßheit der herzlich vollzogenen Vereinigung zu errichten. In Gegenwart der handgreiflichen Verletzung der Verfassung, welche von einer contrerevolutionären Regierung gewagt worden ist, beeilen wir uns Euch die vollzogene Einigung (Union) hiermit zu proklamiren. Mögen es unsere Feinde hören: sie stehen jetzt der ganzen Demokratie gegenüber! Ein Minister Louis Bonaparte's, Leon Faucher, hat die Frechheit begangen, eine verbrecherische Hand an die Verfassung zu legen. Er hat sich nicht gescheut, der Nationalversammlung die Unterdrückung eines natürlichen und außerdem von der Verfassung ausdrücklich garantirten Rechts vorzuschlagen. Im Namen der Wähler, von denen wir unser Mandat empfingen; im Namen der französischen Demokratie üben wir hiermit ein Recht aus, und erfüllen wir hiermit eine gebieterische Pflicht, indem wir gegen diesen Frevel protestiren! Brüder, bleiben wir ruhig. Seien wir stark gegen alle Herausforderungen. Unsere Feinde brauchen eine Emeute, um ihren Staatsstreich zu rechtfertigen. Mögen sie sich die Lehren der Geschichte in's Gedächtniß zurückrufen! Die Staatsstreiche allein waren es, welche den Stundenschlag der Revolution förderten! Paris, 27. Jan. 1849. Der Glieder des National-Congresses und des Central-Conseils. (Folgen die Unterschriften.) -- Francisque Bouvet schreibt an den Moniteur: "daß er gegen die unsinnige Handlungsweise des Ministeriums gestimmt haben würde, wenn er nicht im Augenblick des Votums mit Abschriftrevision des Barrot'schen Anklageakts gegen das Februarministerium wegen Verletzung des Versammlungsrechts beschäftigt gewesen wäre." Die jetzige Revolution nimmt äußerlich denselben Gang wie die vom Februar 1848. -- Der Moniteur zeigt an, daß der Lerminier'sche Universitätscursus bis auf Weiteres geschlossen ist. Die "Patrie" will wissen, daß der Apostat bereits seine Entlassung eingereicht habe. (Dies wäre das erste Nachgeben der Minister auf die gestrigen Volks- und Studenten-Demonstrationen.) -- Sämmtliche demokratische Blätter, zu denen sich auch seit vorgestern der National rechnet, richten heute ihre Premier-Paris an das Volk, und beschwören es, ruhig zu sein, bis es die Montagne und ihre Chefs rufen. -- Mittags 2 Uhr. Es regnet fürchterlich. Große Gährung in den Kasernen. Indeß nirgends Ruhestörung. Alles wartet auf morgen und übermorgen. Das Ministerium ist entschlossen, es auf den Kampf ankommen zu lassen. Es tritt nicht ab. -- Thiers und Trelat haben sich auf Pistolen gefordert. Bugeaud und Honkeren für Thiers und Recurt und Grevy für Trelat hatten alle erdenkliche Mühe, die beiden Hähne auseinder zu halten. Die Sache ist der Versöhnung nahe. Veranlassung war eine prinzipielle Streitigkeit. -- Die imperialistische Liberte erklärt heute ihren Beitritt zum Anklage-Akt gegen das Ministerium mit fürchterlichen Ausfällen gegen den "alten Steinesel Odilon-Barrot." -- Der National und die Democratie pacifique erzählen sehr umständlich die Dinge, welche sich gestern in demjenigen Flügel der Tuilerien ereigneten, wo seit dem Juni v. J. Pascha Changarnier mit seinem Generalstabe hauset. Hieraus ersieht man, daß die von uns gestern flüchtig gemeldete Verhaftung des Bataillonschefs Aladenize hohe Wichtigkeit hat. Changarnier, von der Gährung unterrichtet, welche sein Reorganisationsplan in der Mobilgarde und in der Garde Republicaine hervorrufe, ließ gestern sämmtliche Bataillonschefs zu sich bescheiden. "Die Mobilgarde zeigt sich unzufrieden (redete Changarnier diese Bataillonskommandanten an). Sie will sich morgen auf dem Marigny in den elysäischen Feldern, in Ausschüssen versammeln, um gleich einem Klub unter freiem Himmel zu berathen. Ich sage Ihnen, sie soll sich in Acht nehmen. Wenn sie sich rührt, lasse ich sie niedersäbeln." Hierauf erwiderte Aladenize: "Ihre neuesten Maßregel haben nicht nur die Desorganisation der Mobilgarde und Republ. Garde, sondern der Republik selbst zum Zweck. Sie beweisen Ihren Verrath an der Republik und an der Verfassung. Als solcher erkläre ich Sie zum Verräther an der Republik und am Vaterlande (der General reißt an der Klingelschnur. Gensd'armen stürzen in den Saal; Changarnier befiehlt ihnen, den Redner zu arretiren). "General! ruft dieser, Sie verlangen meinen Degen. Ich erhielt ihn von der Wahl freiwilliger Republikaner. Ich kann ihn nur zerbrechen. Aber General, wir finden uns wieder!" Nach diesen Worten ergriffen die Gensd'armen den Redner und führten ihn in das berüchtigte Militärgefängniß Abbaye ab. Der National fügt hinzu: daß im Laufe des Abends auch die Bataillons-Chefs Duseigneur, Arrighi, Bassac, Camuset und der Befehlshaber des 10. Bataillons zu ihrem Kameraden Aladenize in die Abbaye geworfen worden seien. * Paris, 28. Jan. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 17 Paris, 28. Jan. "Le Pays" zeigt heute lakonisch an: "Das Land (d. h. die Provinzialphilister) solle sich auf's Aergste gefaßt machen und im Nothfall diese Nationalversammlung sprengen, die sich gegen die Regierung auflehne und von [unleserliches Material] Faktion der Klubisten sich beherrschen lasse." Das "Siecle" heult in ähnlicher Weise, und sagt: "Binnen zwei Monaten wird Frankreich eine gräßliche Reihe von Schrecknissen aller Art erleben, wenn nicht schleunigst dem Konflikt zwischen der Kammerminorität und dem Ministerium gesteuert wird. Möge Dufaure nebst den Seinigen nur geschwinde, da es noch nicht zu spät ist, sich des Steuers bemächtigen- Die Frechheit der sozialdemokratischen Blätter übersteigt alles Vermuthen; das ordnungsliebende Frankreich wird und muß über das ordnungsfeindliche den Triumph feiern können." Gestern war ein stürmischer Tag, viele Perrüken flogen, Bugeaud schliff seinen Säbel, Changarnier (der Nationalgardenkommandant und Philippist) ließ einen Mobilmajor arretiren, der ihm etwas herbe die Wahrheit sagte, daß durch dies Verabschieden von 6000 Mobilen der Geist im Korps rebellisch würde. Studiosen und Lyceaner (d. h. Gymnasiasten) prozessionirten auf die Redaktion der "Demokratie pacifique" und protestirten wie folgt gegen Lherminiers Professur: "Wir, Zöglinge der hohen Schulen, sehen uns durch unser Ehrgefühl veranlaßt, die fortdauernde Nichtwiedereinsetzung des verehrten Professor Mickiewitsch und gegen die Wiederbestallung eines längst der Verachtung anheimgefallenen öffentlichen Lehrers uns zu verwahren, der unter Guizot sogar abgesetzt wurde und es blieb, und durch die provisorische Regierung auch nicht wieder eingesetzt ward. Er ist ein Mann, gegen den sich Frankreichs sittliches Gefühl empört." Im Auditorium hatten die Studenten und Zöglinge der Normalschullehrerakademie, der Minen- und Civilingenieurschule, die sich den gewöhnlichen Zuhörern in solchen Ausnahmsfällen immer anschließen, nichts mehr vermocht; der Saal wimmelt von handfesten s. g. Prügelmännern der geheimen Polizei (jeder mit einem eisenspitzigen oder bleiknopfigen Stöckchen und Glacehandschuhen, Lorguette, Uhrkette u. s. w.), auch hatte nur derjenige Zutritt, der vom Administrator des College de France eine rosarothe Einlaßkarte bekommen und seine Adresse in ein Buch eingeschrieben. Auf dem Platz Cambray rings um das Gebäude postirten drei Bataillone Infanterie und eine Schwadron Kavallerie. Solche Bravourstücke waren nur dem Jesuitenminister Falloux prädestinirt, im ersten Jahr der vom Pahst gebenedeiten Repu[unleserliches Material]; weder Louis Philipp noch Karl X. riskirten eine Blamage dieser Art. Ex ungue leonem; was wird erst in diesem Genre kommen, wenn die lieben Brüder der Herren Montalembert und Falloux, die Henricinquisten mit dem heiligen Henri, auf dem Thron sitzen werden? Dies nennt der Legitimismus "die Lehrfreiheit schirmen". Und das Drolligste dabei wäre, wenn, wie der National versichert zu wissen, der p. p. Lherminier trotz dieses Schirms keine Vorträge über Montesquieu's Esprit des lois mehr halten wolle und seine Entlassung eingereicht habe. Die Montalembert'sche Bande betrachtet diesen Lherminier'schen Krakehl als um so wichtiger, da er gerade in dem nämlichen College de France passirt, wo Edgart Quinet, Michelet und Mizkiewitsch sie so schrecklich, unter Louis Philipp, jahrelang geärgert haben. Albert Maurin aus Marseille, der in der Kommission des französisch-deutschen Verbrüderungsbanketts saß, hat mehrere Volksbroschüren publizirt: "Die kleinen rothen Bücher", welche anempfehlungswerth sind. Seine größere Publikation "die Junitage", ebenfalls von rein sozialdemokratischem Standpunkt aus gedacht, gibt eins der besten Gemälde jener Katastrophe. Möge folgende Stelle als Probe dienen: "Zwei Tage nach Beendigung dir Schlacht ging ich hinüber in das Viertel St. Jaques. Unwee der Kirche St. Severin (wo die Ouvriers so tapfer gefochten, eins ihrer Hauptquartiere aufgeschlagen und wo die Frauen die Sturmglocke gezogen hatten) stand eine Gruppe, ein Straßensänger ließ sich vernehmen in Trauermelodie und verkaufte den Text um [unleserliches Material]f Centimen. Es war ein Leichenlied auf den wohledeln Herrn Erzbischof von Paris, wie er im Liede hieß. Die Zuhörer waren bewegt. In jeder Pause zwischen den sechs Strophen tauschten die Arbeiter einige Bemerkungen unter einander aus. Einer hielt ein Mädchen von vier Jahren auf dem Arm, und einen Knaben an der Hand; er hatte ein so scharf gezeichnetes Gesicht, daß ich mich entsann, ihn an jenem Abende auf dem Pantheonplatz erblickt zu haben wo die Ouvriers bei Fackelschein noch ein Mal sich aussprachen und danach das große Rendezvous sich gaben auf den nächsten Morgen, 23. Juni. Der Mann sah mich nicht; er seufzte und sagte: meine Tochter hat die Hand des Erzbischofs berührt, das wird ihr Heil bringen. Er küßte dieses Kind und wies den Umstehenden die heilige Medaille am Halse desselben. Ha, sagte ich zu mir, da haben wir also schon gleich einen Insurgenten, der Religiosität und Familienliebe hat; trotzdem daß die Blätter der Sieger das Gegenstück von den Barrikadeurs behaupten! -- Der Sänger sang ein anderes Lied: die edeln Märtyrer vom 22., 23., 24., 25. Juni betitelt. Ich erstaunte, jeder warf dem Nachbar einen Blick zu." Sollten wir ein Loblied auf die Mobil- und Nationalgarde und Linie vernehmen? Ich ehre gewiß den Heldenmuth dieser Männer, die, wenn auch in Ueberzahl und mit Waffenübergewicht, doch sich persönlich tapfer den Barrikadenschüssen blosstellten in voller Körperlänge. Aber war es nicht thöricht, jetzt schon dies Lied, und gerade in diesem zuckenden, blutenden, niedergedonnerten Proletarierviertel zu singen? Ich irrte mich. Der Sänger verstand unter edeln Märtyrern die, welche für eine bessere Zukunft zu kämpfen geglaubt. Deutlicher konnte man schwerlich die Juni-Insurgenten bezeichnen. Die Zuhörer weinten und er sang: "Gefallen sind sie auf dem Wahlplatz hier, Der theuren Söhne, Väter, Brüder viel; Sie glaubten in Gefahr die Stadt Paris, Die liebe Stadt, das liebe Land in Noth. Da flogen unsre Helden froh zur Schlacht, Und färbten roth den Stein mit heißem Blut; Sie brausten glühend hin und stürmten wild, Und wurden edle Märtyrer füt uns; Sie glaubten in Gefahr und Todesnoth Die Freiheit, diese Göttin kühn und stark." "Ich konnte mich einer Thräne nicht erwehren, der Ouvrier mi den Kindern sah mich an und sagte: Das macht traurig, nich wahr? Der Sänger fuhr fort: "Man trifft sich, sieht sich an spricht: Mein Freund, wie geht es Dir? -- Der Freund erwidert: aber Dir? -- Der eine seufzt: mein Vater blieb Dort auf der Barrikade todt. Der andere weint: mein Bruder fiel Hier an der Wand durch Pulver und durch Blei, Am Boden knieend." Italien. * Die italienischen Blätter sind voll von Gerüchten über eine spanische Intervention. Wie der toskanischen Regierung bereits offiziell gemeldet sein soll, sind 1500 Mann spanische Truppen zu Neapel ausgeschifft worden, und nach Privatbriefen aus Civita-Vecchia erwartete man dort die Landung von 3000 Spaniern unter Zucchi's Commando. Das römische Ministerium sammelt dagegen alle Truppen, über die es verfügen kann, um die Constituante zu schützen. Eine am 17. Jan. zu Ancona eingetroffene Depesche beruft alle daselbst befindlichen Truppen, mit Ausnahme der zum Schutz der Stadt unumgänglich nöthigen, sofort nach Rom. 1300 Mann mit anderthalb Batterien sind daraufhin augenblicklich nach Rom abgegangen, ebenso die beiden neuen auf piemontesisch montirten Kavallerieregimenter, und noch 1200 Mann sollen folgen. Wie Piemont hat sich nun auch Toskana offen gegen jede fremde Einmischung in die römischen Angelegenheiten ausgesprochen. Der Minister des Auswärtigen hat dem diplomatischen Corps seinen desfallsigen Protest in aller Form zustellen lassen. Sonst wenig Neues aus Rom. General Ferrari, Commandant der von Venedig zurückgekehrten Division, ist in Folge des Zurücktretens Lorenzo Sforza's zum General en chef der Civica ernannt worden. Die provisorische Sicherheitsjunta hat eine Proklamation an die Bürger erlassen, worin sie sich über die Principien ausspricht, wonach sie zu handeln vor hat. Radetzky's Stellung wird mit jedem Tage drohender. Er hat seine Truppen auf den Grenzen von Piemont, Toskana und den römischen Staaten concentrirt. Von Piemont verlangt er eine Entschädigung von 190 Millionen Lire für Kriegskosten. Karl Albert ist am 24. Januar mit dem Kriegsminister nach Alessandria abgereist. In Pavia und Modena sollen Unruhen ausgebrochen sein. In Toskana circulirt eine Adresse an's Ministerium, die es auffordert, das Wahlgesetz für die italienische Constituante sofort vor's Parlament zu bringen, nud die vom Parlament die schleunigste Diskussion und Abstimmung darüber verlangt. Großbritannien. * London, 28. Jan. Wie gering Englands Ausfuhr nach seinen Kolonien im Vergleich zu derjenigen nach fremden Ländern ist, ergibt sich nachstehender Zusammenstellung:
Die Ausfuhr nach Deutschland und der Union übertraf jedesmal die nach Ostindien und Ceylon. Die Ausfuhr nach Holland und Italien war jedesmal größer, als die nach sämmtlichen Kolonien in Nordamerika u. s. w. Unsere Kolonien können daher für uns weniger wegen unserer Ausfuhr dahin, als wegen der Einfuhr von daher in Betracht kommen, z. B. Canada wegen seines Schiffsbauholzes, Australien wegen seiner Wolle, andere Kolonien wegen Indigo, Zucker, Kaffee, Baumwolle etc. Viele Engländer betrachten die Kolonien als sehr werthvoll, weil sie als Abzugskanal für überflüssige Bevölkerung dienen. Gleichwohl haben die Vereinigten Staaten mehr engl. Einwanderer aufgenommen, als sämmtliche engl. Kolonien zusammengerechnet. Nehmen wir blos die 3 Jahre 1845-47: so zeigt sich folgendes Verhältniß. Es wanderten aus Großbritannien und Irland aus:
Ueberhaupt wanderten in den 23 Jahren (1825-47 incl.) aus:
Hierbei ist zu bemerken, daß viele engl. Auswanderer zwar nach Canada gehen, aber blos um sich von da aus nach den Vereinigten Staaten zu begeben. * London, 27. Januar. Bevor die nächste Nr. d. Blattes erscheint, sagt der "Economist", ist das bisherige Korngesetz dahingeschieden und von da ab wird der Weizen gegen einen nominellen Zoll von 2 Schilling pr. Quarter eingeführt. Wiewohl die Pächter 3 Jahre lang Zeit zur Vorbereitung hatten, so ist gleichwohl eine große Besorgniß wegen den unmittelbaren Folgen dieses Wechsels unter ihnen vorhanden. Viele Umstände haben zu einer ungewöhnlichen Herabsetzung der Preise auf dem Getreidemarkt geführt; unter ihnen ist das Aufhören der Getreidezölle wohl nicht der vornehmste. Der "Economist" erinnert an die Ergebnisse der letzten Aernte. Im Süden und Westen Englands mißriethen die Kartoffeln noch ärger als 1847 und der Weizen lieferte an Menge und zum größten Theil auch hinsichtlich der Güte ein schlechtes Resultat. Nimmt man die sorgfältigsten Berichte aus ganz England zusammen, so gab es seit 1841 keine schlechtere Weizenärnte. Dazu kommt noch die viel schlechtere Aernte in Irland, wo nur der Hafer einen guten Ertrag lieferte. Die Zufuhren von Außen sorgten dafür, daß seit vorigen Aug. der Weizenpreis sich ziemlich gleich geblieben ist. Der panische Schrecken, der sich unter den Landwirthen zeigt, geht aus ihrer Besorgniß hervor, daß vom nächsten Donnerstag an, wo auch der letzte Rest der Korngesetze verschwindet, der Markt mit auswärtigem, jetzt noch unter Verschluß lagerndem Getreide überschüttet werden wird. Der "Economist" zeigt nun aus den offiziellen Listen, daß die Vorräthe fremden Weizens nicht größer sind, als zu irgend einer frühern Zeit. Es befanden sich nämlich am 10 Januar nur c. 800,000 Quart. Getreide (darunter 650,000 Quart. Weizen) auf dem Lager, während z. B. am 5. Jan. 1846 nicht weniger als 1,200,000 Quart. fremdes Getreide darunter 1 Mill. 100,000 Quart. Weizen) unter Verschluß lagen. In Betracht des enormen Verbrauchs in den letzten 4 Monaten, der sich täglich mehrenden Thätigkeit in den Fabrikdistrikten, des, wie eben gesagt, verhältnißmäßig unbedeutenden Vorraths an fremdem Getreide, in Rücksicht der niedrigen Preise, die unsere Nachbarn wenig zur Zusendung ihrer Vorräthe ermuntern können und endlich in Betracht, daß vor Eröffnung der Frühlings-Schifffahrt weder aus Nordamerika noch der Ostsee bedeutende Zufuhren eintreffen können: in Betracht dieser Umstände kann ein weiteres Heruntergehen der Preise nur die eigene Schuld unserer Landwirthe, d. h. ihrer unsinnigen Furcht sein und die Preise müßten gleichwohl vor der nächsten Aerndte wieder hinaufgehen. Belgien. 43 Lüttich, 29. Jan. Sie werden mir heute ein wenig auf eine sozialistischen Wanderung durch unsern gepriesenen Musterstaat folgen müssen. Und da die deutschen konstitutionellen Regierungen sich's recht angelegen sein lassen, ihre Staaten auf denselben Fuß zu bringen, so mag meine Rundschau wohl nicht ganz uninteressant sein. -- Belgien hat nicht viel mehr als 4 Millionen Einwohner. Darunter sind mindestens 1,500,000 Arbeiter, und unter diesen sind gegenwärtig beinahe 1 Mill. ohne Beschäftigung und sterben vor Hunger, während 2 Mill. im Ueberflusse schwelgen. Und die Zahl der Arbeitlosen und Armen steigt mit jedem Tage, obgleich es anerkannt ist, daß Belgien durch seine geographische Lage die doppelte Einwohnerzahl, also über 8 Mill. ernähren könnte. Was thut das Gouvernement, was thuen die neuen Herren Minister, was thut die seit ungefähr 5 Wochen tagende neue gesetzgebende Kammer, diese wieder geborene, verjüngte Kammer, die so viel Wunder wirken sollte, jenem steigenden Pauperismus und Mißverhältniß gegenüber? Eine königliche Verordnung besteuert den Eingang von Waizen, Roggen, Buchwaizen, Gerste, Haber u. s. w., 200 Pfd. mit 4 Sgr., von einem Ochsen, einem Stier oder einer Kuh mit 4 Thlr., von Reiß mit 16 Sgr., von gesalzenem Fleisch mit 4 Thlr. für 200 Pfd. u. s. w. So vertheuert man also dem Arbeiter Brod und Fleisch und vermindert mithin seinen Lohn, um die Einnahme der Grundeigenthümer zu vermehren, um ihnen die Erhöhung der Preise der Lebensmittel trotz der Konkurrenz des Auslandes zu ermöglichen. Da nun der Ackerbau in Belgien so wenig beschafft, daß allein die Einfuhr fremden Getraides jährlich 4 Mill. Thaler beträgt, der Arbeiter und Arme also die Abgabe zahlen muß, so kommt die Abgabe von 4 Sgr. auf 200 Pfd. Getraide nach ungefährer Berechnung einer Erhöhung von 11 Sgr. 4 Pf. auf den Kopf des Konsumenten, also von 1 Thlr. 27 Sgr. für das Jahr gleich. Die Minister erscheinen vor der Kammer mit Budgets, welche nur ein Plagiat ihrer Vorgänger sind, und die unnützen Ausgaben für königliche Vergnügungen -- obgleich man bereits die Thorheit begangen hat, dem Könige außer einem Dutzend Paläste täglich 20,000 Frcs., also 5338 Thlr. 10 Sgr. zu geben -- und andere Dinge sämmtlich unterhalten. Doch haben die Minister auch Ersparungen vorgeschlagen und die Kammer hat dieselben mit unbedeutenden Modifikationen genehmigt. Aber worin bestehen dieselben? Es sind dieselben, die man in Frankreich und Holland vorgeschlagen, aber mit Verachtung zurückgewiesen hat. Man wird nämlich die Zahl der Beamten von 19,228 auf 17,769 herabsetzen und die Gehälter und Pensionen schmälern. Dies Schicksal trifft, wie sich von selbst versteht, nur die niederen Beamten, die ohnehin kaum von ihrem Gehalt leben können. Anstatt also große und wirkliche Ersparungen auf der Basis einer durchgreifenden administrativen und militärischen Reform vorzunehmen, drückt man die niedern Beamten, um einige lumpige 100,000 Francs, die man doch nur wieder für unnütze, wo nicht gefährliche Dinge verausgaben wird, zu ersparen. Wenn man zu solchen elenden Mitteln greift, um einen lumpigen Thaler weniger zu verausgaben, so kann man sich einen Begriff von dem Zustande der allgemeinen Misere machen. Der Minister des Auswärtigen, der im Innern sicher nicht zu Hause ist, Rogier, hatte die Unverschämtheit, in einer der letztern Sitzungen mit der Behauptung hervorzutreten, daß der Wohlstand täglich im Wachsen begriffen noch nie so groß gewesen sei. Und siehe, gerade am andern Tage veröffentlicht die Independence 60 Verurtheilungen einer einzigen Sitzung wegen Vagabundirens Und zur selben Zeit berichtet der Eclaireur, daß das baare Geld sich in der ganzen Provinz durch Papiergeld ersetzt finde. Ist das nicht ein neues Zeichen des "wachsenden Wohlstandes"? Das Betteldepot zu Cambre enthält in diesem Augenblick 1946 Personen, worunter 1138 Männer, 590 Frauen, 135 Knaben und 83 Mädchen, mithin 78 mehr als im verwichenen November. Zeichen des wachsenden Wohlstandes. Man lies't im Echo von Cortray: "Die Entvölkerung Flanderns wird sehr bald die Lösung des Problems des Pauperismus sein." Man schreibt uns von Roulers: "Unsere Bevölkerung hat sich während des verflossenen Jahres wiederum beträchtlich vermindert. Die Zahl der Geburten beträgt 297, ungefähr 100 weniger, als nach dem gewöhnlichen Durchschnitt; die Todesfälle dagegen sind auf 429, also auf 100 über die normale Zahl gestiegen." Also ohne ansteckende Krankheit, in einem Jahre des Ueberflusses, wo die Lebensmittel unter der gewöhnlichen Taxe standen, erlitt unsere Bevölkerung in einem einzigen Jahre eine Verminderung von ungefähr 200 Einwohnern. Haltet ja nicht diese Lage für eine ausnahmsweise, sie ist in sämmtlichen Gemeinden unseres Bezirks seit 1845 normal geworden. In Thielt hat das Civilregister von 1848 213 Geburten, 642 Sterbefälle ergeben, so daß also letztere erstere um mehr als das Doppelte übersteigen. Aus Cachtem, im westlichen Flandern, schreibt man: "Vor einigen Jahren zählte unsere Gemeine 2000 Seelen. Nach der letzten Abschätzung zählte man mehr als 1700, in Wirklichkeit sind aber kaum 1461 vorhanden. Das verflossene Jahr ist durch 128 Sterbefälle auf 22 Geburten bezeichnet. Wahrlich! ein schreckenerregender Wachsthum des Wohlstandes. Der Messager von Gent berichtet, daß man in der Stadt sowohl als auf dem Lande überall nur in elende Lumpen gehüllten, zusammengekrümmten, vor Kälte zitternden und veilchenblau gefärbten, vor Hunger ausgemergelten Gestalten begegnet, deren Anblick einem selbst das Herz erstarren mache, und daß das Elend in den Häusern noch weit grausenerregender sei. Dasselbe Blatt sagt an einer andern Stelle: "Hier nachstehend ein Beispiel von verhältnißmäßigem Wohlstand: Nach den neuesten Schätzungen gibt es in Paris nach 10 Monaten der Krise, nach der Auswanderung der Reichen, nach dem Verfall der Industrie, nach einem Straßenkampf von vier Tage einen Dürftigen auf 10 Einwohner. Dahingegen lesen wir in dem Regierungsbericht, daß es 1847 in Gent auf eine Bevölkerung von 105,155 Einwohnern 33,716 aus öffentlichen Armenmitteln Unterstützte gab. Unsere Lage ist also mehr als dreimal so schrecklich als die vorübergehende von Paris." Noch ärger ist's in Brügge: diese alte Stadt zählt 45,000 Einwohner, darunter sind zum Allermindesten 22,000, also beinah die Hälfte, ins Wohlthätigkeitsbureau eingeschrieben. Aber der allgemeine Wohlstand ist in stetem Wachsen begriffen und nie so groß gewesen, als jetzt, sagt Rogier. Verdiente ein solcher Minister nicht den Galgen? Der Messager von Gent bemerkt an einer andern Stelle zu der fernern Behauptung Rogiers, daß "die Sterblichkeit sich vermin- Hierzu eine Beilage. die Maiorität erreicht haben dan geht es besser, nur erklären sie das dem Volke, Es sind hier große Volksmänner wir wollen republick und nicht kaiserreich, hier ist alles in bewegung die Bauern laßen senzen machen, die Bürger sind bewafnet, den es wird vielleicht sehr Schlimm. wen nur unser Militär nicht zu schlecht handelte wen republick wird so müßen die großen alle fort, — — — — — schreiben sie mir auch, es kostet kein Post-Porto, und macht recht lerm, fürchtet euch nicht mehr, hüttet auf dem Teiche immer fort, und recht steu alle Tage, und meine leute auch, es wird zugebauen, ich kann das Concept nicht ins reine Schreiben ich habe keine zeit, ich muß in meine Abtheilung; der Gedanke ist da, und so wie ihr denkt so handelt, ich auch und ihr auch, nur seid aufrichtig gegen einander den die Schorken mußen fort, die werden sterben, solte das vorkommen das für den Prinz von Preußen Stimmen gesamlet werden — macht was ihr wolt, nur bedauert nicht,“ — — — — — — Aus dem Briefe vom 14. September 1848: „— — — theuren freunde so wie auch feinde, reicht einer dem andern die bruder hand, ich ruffe euch aus der fern zu, ich ruffe euch den eine Wolke voller ungluck schwebt über uns, es ist möglich wir sehn uns nicht mehr wieder ich mache mir aber nichts daraus, Gott sorgt für mich und er wird auch in der ferne sorge, ich habe mein Leben hier aufs spiel gesetzt sieg ich heute oder Morgen nicht so siegt meine Asche im Grabe steht fest und laßt euch nicht mehr unterdrucken, die Tirranen sind in ganz Deutschland bekannt.“ — Nach Mittheilung dieser Stellen heißt es im Ausschußbericht: Die Aechtheit dieser Briefe vorausgesetzt, so ergiebt sich aus selbigen, daß der Briefsteller ein Anhänger der Republik ist, deren Einführung in Deutschland wünscht oder erwartet und die Aufhebung der damals (Juni 1848) in Berlin tagenden Reichsversammlung gewollt hat, ja man kann mit Rücksicht auf die hiesigen Septemberereignisse sogar der Vermuthung Raum geben, daß Herr Minkus die betrübenden Vorfälle des 18. Septemben 1848 am hiesigen Orte vorhergesehen habe, und am 14. Septembir 1848 entschlossen gewesen sei, sich dabei thätig zu beeheiligen, denn es heißt: ich habe mein Leben hier aufs Spiel gesetzt. Sieg ich heute oder morgen nicht, so siegt meine Asche im Grabe, jedoch giebt keine einzelne Stelle einen genügenden Anhalt für die Annahme: daß Herr Minkus eine gewaltsame Umwälzung der Verfassung des preußischen Staats oder ein Unternehmen gegen das Leben oder die Freiheit des Königs von Preußen beabsichtigt habe, ihn also den Vorwurf des Hochverraths treffe. Schließlich beantragt der Ausschuß: „Die hohe National-Versammlung wolle die nachgesuchte Genehmigung zur Einleitung der Untersuchung wegen Hochverraths gegen den Abgeordneten Herrn Minkus nicht ertheilen.“ 34 Darmstadt, 27. Jan. Wir sind hier bereits in den Genuß der deutschen „Grundrechte“ getreten. Bei „Strafe des Ungehorsams“ (32 Tagen strengen Arrest) ist dem aus seiner Verbannung wieder zu uns zurückgekehrten zweiten Regimente der Besuch aller „Wühlervereine“ untersagt, und einem Oberstlieutenant, der Mitglied des Märzvereins war, ist sogar der Besuch „aller politischen Vereine“ (!! von wegen der Unpartheilichkeit) verboten. Wegen des letzteren Verbotes hat der Märzverein eine Adresse an die zweite Kammer gerichtet, worin er über „gröbliche Verletzung der Gesetze,“ über „schmählichen Hohn auf den Geist der Neuzeit“ klagt, und die Kammer auffordert, „eingedenk ihrer Pflicht, die Gesetze gegen jeden Uebergriff, er komme von welcher Seite er wolle, zu schützen.“ Wirklich, allerliebste Worte! Und doch habt ihr neulich die Einführung der „Grundrechte des deutschen Volkes“ gefeiert; so freut euch doch auch jetzt, daß sie gehandhabt werden. Nach den Grundrechten besteht aber das Vereinsrecht für die Soldaten nur so weit es die Disziplinargesetze gestatten. Die Disziplinargesetze aber: das ist das Belieben eines jeden Vorgesetzten, das ist eine speziell militärische Angelegenheit, um die sich außer dem Militär Niemand zu kümmern hat. Mit der bunten Jacke zieht man auch die Disziplinargesetze an; und wenn die Fürsten das Vereinsrecht für den thatkräftigen Theil der Nation aufheben wollen, so ziehen sie demselben bunte Jacken an. Unsere Kammer aber hat wichtigere Sachen zu besorgen, als sich um das Vereinsrecht des Volkes zu bekümmern; sie beräth jetzt eben darüber, ob der König von Preußen Kaiser von Deutschland werden soll oder nicht. In Frankfurt scheint man sich noch nicht recht einigen zu können; deshalb müssen wir die Sache hier wohl in die Hand nehmen. Kann Friedrich Wilhelm denn auch noch nicht mit einem Male Kaiser von ganz Deutschland werden, so kann er's doch für's Erste von Hessen-Darmstadt werden. Also, wie gesagt, heute Morgen begann die Berathung über diesen wichtigen Gegenstand. Ein Antrag Heldmann's und Mohr's, die Sache auf sich beruhen zu lassen, wurde mit 28 gegen 15 Stimmen abgelehnt. Der früher von Heldmann eingebrachte Gegenantrag, den Großherzog zum Kaiser von Deutschland zu machen, würde bei der Berathung den loyalen Unterthanen einige Verlegenheiten bereitet haben, hätte der Präsident nicht eine List ersonnen, um denselben zu entfernen. Freilich eine List, würdig eines Dorfschulmeisters, womit er anderswo höchstens ein Lächeln erregt haben würde. Hier aber erreichte er seinen Zweck. Präsident Hesse erklärte, daß er die Diskussion nur über den ersten Antrag auf ein preußisches Kaiserthum gestatten könne, da derselbe für den Heldmann'schen Antrag präjudizirlich (!!) sei. In Frankfurt würde Herr Hesse ohne Zweifel auch dem König von Preußen das Präjudizium vor dem Kaiser von Oesterreich zuerkennen. Schade, daß er dort nicht Präsident ist. Heldmann und Glaubrech sprachen gegen, Görz und Schenk für den preußischen Kaiser. Dann folgte Zitz; als er das Lächerliche einer Revolution hervorhob, die uns zu den 34 Fürsten noch einen Kaiser, zu den 34 Civillisten am Ende noch eine 35. von 50,000 Fl. oder Thaler gebe, brach die Gallerie in ein so stürmisches Bravo aus, daß der Reichstelegraph, Herr Wernher von Nierstein, puterroth von seinem Sitze aufsprang. „Die Gallerie wird geräumt,“ schrie der nicht weniger erzürnte Präsident, und drohte mit Anwendung von Gewalt, als nicht gleich Miene gemacht wurde, seinem Befehle Folge zu leisten. Die Linke richtete darauf die Bitte an den Präsidenten (sie ist nicht stark genug, um durch ihre Entfernung die Versammlung unbeschlußfähig zu machen), den Zutritt ferner noch zu gestatten, da ja keine Warnung dem gestrengen Befehle vorhergegangen sei. Herr Hesse erklärte sich bereit, wenn die ganze (!!) Versammlung damit einverstanden wäre. Herr Wernher von Nierstein und Herr von Gründerade legten ihr Veto ein, und die Gallerieen mußten in der That geräumt werden. In den Kasernen war bereits das Militär konsignirt, um bei etwaigem gewaltsamen Widerstand (an den natürlich kein Mensch dachte) sogleich bei der Hand zu sein. Aber nun erklärte die Linke, an der Berathung nicht ferner Theil nehmen zu können, bis dem Publikum der Zutritt wieder gestattet sei. Die Kammer feierte ein unterbrochenes Opferfest, und wird am Montag einen neuen Anlauf auf das deutsche Kaiserthum nehmen. Unserer Bürgerwehr steht eine allgemeine Entwaffnung bevor; nicht etwa weil sie sich gefährlich gezeigt — sie ist die loyalste von der Welt, und die Demokraten verlieren an ihr einen bewaffneten Feind. Die Entwaffnung geschieht nur, — hört! hört! — weil die Rekruten die Gewehre zum Einexerzieren nöthig haben. Nun stehen zwar in dem Zeughause noch Gewehre genug, aber die Rekruten gebrauchen eben die Gewehre, welche jetzt die Bürgerwehr hat; und für die Bürgerwehr sind die Zeughausgewehre natürlich viel zu gut. Die „Grundrechte des deutschen Volkes“ sind indessen auch im Großherzogthum Hessen-Darmstadt anerkannt. 068 Dresden, 27. Jan. In der heutigen Sitzung der 2ten Kammer erschienen sämmtliche Minister, außer Braun. V. d. Pfordten theilt der Kammer mit, daß der König die vom Ministerium eingereichte Entlassung nicht angenommen habe (lautes Bravo). Das Kabinet glaube aber auf seinem Beschlusse beharren zu müssen, nur sei die Zeit zu kurz, um eine definitive Entschließung zu fassen. Der Vicepräsident Tzschirner bemerkt: der Grund des Entlassungsgesuches sei immer noch nicht angegeben. Die Kammern wenigstens hätten noch nichts vorgenommen, was diese Art Flucht der Minister motiviren könne. Es sei dringend nöthig, daß sich das Ministerium in Betreff der Grundrechte ausspreche. V. d. Pfordten geht darauf nicht ein und weist auf den parlamentarischen Gebrauch in Ministerkrisen hin. Der Abg. Fincke macht, da die Krisis nicht von der Kammer herbeigeführt worden, die Minister für alle daraus entstehenden Nachtheile verantwortlich. Der vorhin genannte Minister gibt zu, daß das Kabinet eben so für sein Abtreten als sein Verbleiben verantwortlich sei. Die Minister entfernen sich. Hierauf Berathung über den Klette'schen Antrag, die „Grundrechte“ ohne weitere Prüfung einzuführen. Wehner will, daß die Grundrechte den Kammern vorher zur Prüfung vorgelegt werden. Vicepräsident Schaffrath beantragt: Die Regierung zu veranlassen, daß sie die Grundrechte auf verfassungsgemäßem Wege sofort ein- und durchführe. Vicepräsident Tzschirner: „Die Frankfurter Nat.-Vers. hat das Vertrauen des Volks verloren; sie ist die unterthänigste Dienerin der Fürstin; was aus ihr kommt muß wohl geprüft werden“ — timeo Danos et dona ferentes! Bei der Abstimmung wird der Schaffrath'sche Antrag einhellig angenommen, eben so ein Zusatz von Bertling: die Grundrechte nur in soweit publiziren zu lassen, als in der sächsischen Verfassung nicht größere Freiheiten enthalten seien. Ungarn. Aus Siebenbürgen, 18. Januar. Den mit den Szeklern vereinigten Magyaren stehen die nicht starken kaiserlichen Garnisonen einiger festen Plätze gegenüber. An letztere schließen sich die Sachsen und die Wallachen (Rumunen) an. Die Wohnplätze der Szekler liegen im Osten des Landes längs der Grenze der Moldau. Die Magyaren wohnen in der Mitte des Landes, und haben die Plätze Klausenburg, Torda (Thorenburg), Enayed und Maros-Vaserhely zu ihren Stützpunkten. Die Mezö-Seg der fruchtbarste Strich des Landes, ist von ihnen besetzt. Die Sachsen wohnen im Süden längs dem Arme der Karpathen, welcher Siebenbürgen von der Wallachei trennt. Hauptplätze sind Kronstadt, Herrmannstadt und Mühlenbach. Ein von ihnen bewohnter Distrikt ist auch der im Nordosten gelegene von Bistriz, der aber gegenwärtig von den Magyaren und Szeklern cernirt ist. Die Wallachen wohnen im Lande unter den genannten Volksstämmen zerstreut. Die von kaiserlichen Truppen besetzten Plätze sind Kronstadt, Herrmannstadt und Karlsburg, welches letztere an der Marosch zwischen Herrmannstadt und Klausenburg liegt. Auch dieses hatte eine kaiserliche Besatzung, ist aber, wie bekannt, unlängst von den Magyaren genommen worden. — Was die Kopfzahl anlangt, so zählen die Magyaren und Szekler etwas über eine Million, d. i. die Hälfte der Bevölkerung. Die Sachsen kann man, der Zahl nach, etwas höher anschlagen, wie die Wallachen, Veide zusammen betragen ebenfalls etwas über eine Million. An Tapferkeit und Kriegsübung prävaliren die Ungarn und Szekler, und daher haben sie auch die Oberhand, und es war dem General Bem möglich, einen Streifzug in die Bukowina zu versuchen, der ihm um so leichter wurde, da über Bistrizsteine gut gebaute Straße dahin führt. Das Land ist besonders für den kleinen Krieg geeignet, weil es durchgehends gebirgig und ringsum von hohen Gebirgsbollwerken umgeben ist. Ebenen sind wenig da und nur an der Marosch bei Enayed so wie am Aranyos und an der Körösch. Sie betragen jedoch überall nur wenige Quadratmeilen. — Der Krieg wird zwischen den Parteien mit großer Erbitterung geführt. Die Ungarn und Szekler dominiren, haben das Land bis an die Distrikte der Sachsen inne, und beherrschen, da sie im Besitze von Klausenburg sind, den Paß nach Ungarn, der über Banfi-Hunyad und Fekete-To geht und bei Barod in die Ebenen Nieder-Ungarn mündet. (Br. Z.)Französische Republik. Paris, den 28. Januar. Anklageakt gegen das Ministerium. In Betracht, daß die antirepublikanische Politik des Ministeriums sich durch eine Handlung an den Tag legt, welche die Rechte der Bürger und das Grundprinzip der Volkssouveränetät angreift. In Betracht, daß das Recht, sich zu versammeln, ein natürliches Recht und ein politisches Recht ist, das in die Verfassung der französischen Republik eingeschrieben und konsetrirt ist. In Betracht, daß sich das Ministerium durch den von ihm gestern am 26. Januar vorgelegten Gesetzentwurf über Unterdrückung der Clubs einer Handlung schuldig gemacht, welche eine offenbare Verletzung (violation flagrante) der Artikel 8 und 51 der Verfassung ist. In Betracht, daß das Ministerium laut Artikel 68 der Verfassung für seine Handlungen verantwortlich ist: verlangen die unterzeichneten Volksvertreter die Versetzung der Minister in Anklagestand und ihre Verurtheilung durch den haute Cour National in Gemäßheit des Artikel 91 der Verfassung. Paris, 27. Jan. 1849. (Folgen 230 Unterschriften von Deputirten) — (Proklamation des Central-Conseils und des National-Congresses, worin sie dem Lande die Aussöhnung der Bergpartei mit den Proudhon'schen Sozialisten und den Kommunisten anzeigen.) An die demokratisch-sozialen Wähler! Der Wille des Volkes war seiner Erfüllung nahe! Der Central-Conseil und der National-Congreß schickten sich bereits an, an Euch gemeinschaftlich einen Aufruf zu erlassen, worin Ihr ersucht werden solltet, ein einziges Comitè in Gemäßheit der herzlich vollzogenen Vereinigung zu errichten. In Gegenwart der handgreiflichen Verletzung der Verfassung, welche von einer contrerevolutionären Regierung gewagt worden ist, beeilen wir uns Euch die vollzogene Einigung (Union) hiermit zu proklamiren. Mögen es unsere Feinde hören: sie stehen jetzt der ganzen Demokratie gegenüber! Ein Minister Louis Bonaparte's, Léon Faucher, hat die Frechheit begangen, eine verbrecherische Hand an die Verfassung zu legen. Er hat sich nicht gescheut, der Nationalversammlung die Unterdrückung eines natürlichen und außerdem von der Verfassung ausdrücklich garantirten Rechts vorzuschlagen. Im Namen der Wähler, von denen wir unser Mandat empfingen; im Namen der französischen Demokratie üben wir hiermit ein Recht aus, und erfüllen wir hiermit eine gebieterische Pflicht, indem wir gegen diesen Frevel protestiren! Brüder, bleiben wir ruhig. Seien wir stark gegen alle Herausforderungen. Unsere Feinde brauchen eine Emeute, um ihren Staatsstreich zu rechtfertigen. Mögen sie sich die Lehren der Geschichte in's Gedächtniß zurückrufen! Die Staatsstreiche allein waren es, welche den Stundenschlag der Revolution förderten! Paris, 27. Jan. 1849. Der Glieder des National-Congresses und des Central-Conseils. (Folgen die Unterschriften.) — Francisque Bouvet schreibt an den Moniteur: „daß er gegen die unsinnige Handlungsweise des Ministeriums gestimmt haben würde, wenn er nicht im Augenblick des Votums mit Abschriftrevision des Barrot'schen Anklageakts gegen das Februarministerium wegen Verletzung des Versammlungsrechts beschäftigt gewesen wäre.“ Die jetzige Revolution nimmt äußerlich denselben Gang wie die vom Februar 1848. — Der Moniteur zeigt an, daß der Lerminier'sche Universitätscursus bis auf Weiteres geschlossen ist. Die „Patrie“ will wissen, daß der Apostat bereits seine Entlassung eingereicht habe. (Dies wäre das erste Nachgeben der Minister auf die gestrigen Volks- und Studenten-Demonstrationen.) — Sämmtliche demokratische Blätter, zu denen sich auch seit vorgestern der National rechnet, richten heute ihre Premier-Paris an das Volk, und beschwören es, ruhig zu sein, bis es die Montagne und ihre Chefs rufen. — Mittags 2 Uhr. Es regnet fürchterlich. Große Gährung in den Kasernen. Indeß nirgends Ruhestörung. Alles wartet auf morgen und übermorgen. Das Ministerium ist entschlossen, es auf den Kampf ankommen zu lassen. Es tritt nicht ab. — Thiers und Trelat haben sich auf Pistolen gefordert. Bugeaud und Honkeren für Thiers und Recurt und Grevy für Trelat hatten alle erdenkliche Mühe, die beiden Hähne auseinder zu halten. Die Sache ist der Versöhnung nahe. Veranlassung war eine prinzipielle Streitigkeit. — Die imperialistische Liberté erklärt heute ihren Beitritt zum Anklage-Akt gegen das Ministerium mit fürchterlichen Ausfällen gegen den „alten Steinesel Odilon-Barrot.“ — Der National und die Democratie pacifique erzählen sehr umständlich die Dinge, welche sich gestern in demjenigen Flügel der Tuilerien ereigneten, wo seit dem Juni v. J. Pascha Changarnier mit seinem Generalstabe hauset. Hieraus ersieht man, daß die von uns gestern flüchtig gemeldete Verhaftung des Bataillonschefs Aladenize hohe Wichtigkeit hat. Changarnier, von der Gährung unterrichtet, welche sein Reorganisationsplan in der Mobilgarde und in der Garde Republicaine hervorrufe, ließ gestern sämmtliche Bataillonschefs zu sich bescheiden. „Die Mobilgarde zeigt sich unzufrieden (redete Changarnier diese Bataillonskommandanten an). Sie will sich morgen auf dem Marigny in den elysäischen Feldern, in Ausschüssen versammeln, um gleich einem Klub unter freiem Himmel zu berathen. Ich sage Ihnen, sie soll sich in Acht nehmen. Wenn sie sich rührt, lasse ich sie niedersäbeln.“ Hierauf erwiderte Aladenize: „Ihre neuesten Maßregel haben nicht nur die Desorganisation der Mobilgarde und Republ. Garde, sondern der Republik selbst zum Zweck. Sie beweisen Ihren Verrath an der Republik und an der Verfassung. Als solcher erkläre ich Sie zum Verräther an der Republik und am Vaterlande (der General reißt an der Klingelschnur. Gensd'armen stürzen in den Saal; Changarnier befiehlt ihnen, den Redner zu arretiren). „General! ruft dieser, Sie verlangen meinen Degen. Ich erhielt ihn von der Wahl freiwilliger Republikaner. Ich kann ihn nur zerbrechen. Aber General, wir finden uns wieder!“ Nach diesen Worten ergriffen die Gensd'armen den Redner und führten ihn in das berüchtigte Militärgefängniß Abbaye ab. Der National fügt hinzu: daß im Laufe des Abends auch die Bataillons-Chefs Duseigneur, Arrighi, Bassac, Camuset und der Befehlshaber des 10. Bataillons zu ihrem Kameraden Aladenize in die Abbaye geworfen worden seien. * Paris, 28. Jan. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 17 Paris, 28. Jan. „Le Pays“ zeigt heute lakonisch an: „Das Land (d. h. die Provinzialphilister) solle sich auf's Aergste gefaßt machen und im Nothfall diese Nationalversammlung sprengen, die sich gegen die Regierung auflehne und von [unleserliches Material] Faktion der Klubisten sich beherrschen lasse.“ Das „Siecle“ heult in ähnlicher Weise, und sagt: „Binnen zwei Monaten wird Frankreich eine gräßliche Reihe von Schrecknissen aller Art erleben, wenn nicht schleunigst dem Konflikt zwischen der Kammerminorität und dem Ministerium gesteuert wird. Möge Dufaure nebst den Seinigen nur geschwinde, da es noch nicht zu spät ist, sich des Steuers bemächtigen- Die Frechheit der sozialdemokratischen Blätter übersteigt alles Vermuthen; das ordnungsliebende Frankreich wird und muß über das ordnungsfeindliche den Triumph feiern können.“ Gestern war ein stürmischer Tag, viele Perrüken flogen, Bugeaud schliff seinen Säbel, Changarnier (der Nationalgardenkommandant und Philippist) ließ einen Mobilmajor arretiren, der ihm etwas herbe die Wahrheit sagte, daß durch dies Verabschieden von 6000 Mobilen der Geist im Korps rebellisch würde. Studiosen und Lyceaner (d. h. Gymnasiasten) prozessionirten auf die Redaktion der „Demokratie pacifique“ und protestirten wie folgt gegen Lherminiers Professur: „Wir, Zöglinge der hohen Schulen, sehen uns durch unser Ehrgefühl veranlaßt, die fortdauernde Nichtwiedereinsetzung des verehrten Professor Mickiewitsch und gegen die Wiederbestallung eines längst der Verachtung anheimgefallenen öffentlichen Lehrers uns zu verwahren, der unter Guizot sogar abgesetzt wurde und es blieb, und durch die provisorische Regierung auch nicht wieder eingesetzt ward. Er ist ein Mann, gegen den sich Frankreichs sittliches Gefühl empört.“ Im Auditorium hatten die Studenten und Zöglinge der Normalschullehrerakademie, der Minen- und Civilingenieurschule, die sich den gewöhnlichen Zuhörern in solchen Ausnahmsfällen immer anschließen, nichts mehr vermocht; der Saal wimmelt von handfesten s. g. Prügelmännern der geheimen Polizei (jeder mit einem eisenspitzigen oder bleiknopfigen Stöckchen und Glacehandschuhen, Lorguette, Uhrkette u. s. w.), auch hatte nur derjenige Zutritt, der vom Administrator des College de France eine rosarothe Einlaßkarte bekommen und seine Adresse in ein Buch eingeschrieben. Auf dem Platz Cambray rings um das Gebäude postirten drei Bataillone Infanterie und eine Schwadron Kavallerie. Solche Bravourstücke waren nur dem Jesuitenminister Falloux prädestinirt, im ersten Jahr der vom Pahst gebenedeiten Repu[unleserliches Material]; weder Louis Philipp noch Karl X. riskirten eine Blamage dieser Art. Ex ungue leonem; was wird erst in diesem Genre kommen, wenn die lieben Brüder der Herren Montalembert und Falloux, die Henricinquisten mit dem heiligen Henri, auf dem Thron sitzen werden? Dies nennt der Legitimismus „die Lehrfreiheit schirmen“. Und das Drolligste dabei wäre, wenn, wie der National versichert zu wissen, der p. p. Lherminier trotz dieses Schirms keine Vorträge über Montesquieu's Esprit des lois mehr halten wolle und seine Entlassung eingereicht habe. Die Montalembert'sche Bande betrachtet diesen Lherminier'schen Krakehl als um so wichtiger, da er gerade in dem nämlichen College de France passirt, wo Edgart Quinet, Michelet und Mizkiewitsch sie so schrecklich, unter Louis Philipp, jahrelang geärgert haben. Albert Maurin aus Marseille, der in der Kommission des französisch-deutschen Verbrüderungsbanketts saß, hat mehrere Volksbroschüren publizirt: „Die kleinen rothen Bücher“, welche anempfehlungswerth sind. Seine größere Publikation „die Junitage“, ebenfalls von rein sozialdemokratischem Standpunkt aus gedacht, gibt eins der besten Gemälde jener Katastrophe. Möge folgende Stelle als Probe dienen: „Zwei Tage nach Beendigung dir Schlacht ging ich hinüber in das Viertel St. Jaques. Unwee der Kirche St. Severin (wo die Ouvriers so tapfer gefochten, eins ihrer Hauptquartiere aufgeschlagen und wo die Frauen die Sturmglocke gezogen hatten) stand eine Gruppe, ein Straßensänger ließ sich vernehmen in Trauermelodie und verkaufte den Text um [unleserliches Material]f Centimen. Es war ein Leichenlied auf den wohledeln Herrn Erzbischof von Paris, wie er im Liede hieß. Die Zuhörer waren bewegt. In jeder Pause zwischen den sechs Strophen tauschten die Arbeiter einige Bemerkungen unter einander aus. Einer hielt ein Mädchen von vier Jahren auf dem Arm, und einen Knaben an der Hand; er hatte ein so scharf gezeichnetes Gesicht, daß ich mich entsann, ihn an jenem Abende auf dem Pantheonplatz erblickt zu haben wo die Ouvriers bei Fackelschein noch ein Mal sich aussprachen und danach das große Rendezvous sich gaben auf den nächsten Morgen, 23. Juni. Der Mann sah mich nicht; er seufzte und sagte: meine Tochter hat die Hand des Erzbischofs berührt, das wird ihr Heil bringen. Er küßte dieses Kind und wies den Umstehenden die heilige Medaille am Halse desselben. Ha, sagte ich zu mir, da haben wir also schon gleich einen Insurgenten, der Religiosität und Familienliebe hat; trotzdem daß die Blätter der Sieger das Gegenstück von den Barrikadeurs behaupten! — Der Sänger sang ein anderes Lied: die edeln Märtyrer vom 22., 23., 24., 25. Juni betitelt. Ich erstaunte, jeder warf dem Nachbar einen Blick zu.“ Sollten wir ein Loblied auf die Mobil- und Nationalgarde und Linie vernehmen? Ich ehre gewiß den Heldenmuth dieser Männer, die, wenn auch in Ueberzahl und mit Waffenübergewicht, doch sich persönlich tapfer den Barrikadenschüssen blosstellten in voller Körperlänge. Aber war es nicht thöricht, jetzt schon dies Lied, und gerade in diesem zuckenden, blutenden, niedergedonnerten Proletarierviertel zu singen? Ich irrte mich. Der Sänger verstand unter edeln Märtyrern die, welche für eine bessere Zukunft zu kämpfen geglaubt. Deutlicher konnte man schwerlich die Juni-Insurgenten bezeichnen. Die Zuhörer weinten und er sang: „Gefallen sind sie auf dem Wahlplatz hier, Der theuren Söhne, Väter, Brüder viel; Sie glaubten in Gefahr die Stadt Paris, Die liebe Stadt, das liebe Land in Noth. Da flogen unsre Helden froh zur Schlacht, Und färbten roth den Stein mit heißem Blut; Sie brausten glühend hin und stürmten wild, Und wurden edle Märtyrer füt uns; Sie glaubten in Gefahr und Todesnoth Die Freiheit, diese Göttin kühn und stark.“ „Ich konnte mich einer Thräne nicht erwehren, der Ouvrier mi den Kindern sah mich an und sagte: Das macht traurig, nich wahr? Der Sänger fuhr fort: „Man trifft sich, sieht sich an spricht: Mein Freund, wie geht es Dir? — Der Freund erwidert: aber Dir? — Der eine seufzt: mein Vater blieb Dort auf der Barrikade todt. Der andere weint: mein Bruder fiel Hier an der Wand durch Pulver und durch Blei, Am Boden knieend.“ Italien. * Die italienischen Blätter sind voll von Gerüchten über eine spanische Intervention. Wie der toskanischen Regierung bereits offiziell gemeldet sein soll, sind 1500 Mann spanische Truppen zu Neapel ausgeschifft worden, und nach Privatbriefen aus Civita-Vecchia erwartete man dort die Landung von 3000 Spaniern unter Zucchi's Commando. Das römische Ministerium sammelt dagegen alle Truppen, über die es verfügen kann, um die Constituante zu schützen. Eine am 17. Jan. zu Ancona eingetroffene Depesche beruft alle daselbst befindlichen Truppen, mit Ausnahme der zum Schutz der Stadt unumgänglich nöthigen, sofort nach Rom. 1300 Mann mit anderthalb Batterien sind daraufhin augenblicklich nach Rom abgegangen, ebenso die beiden neuen auf piemontesisch montirten Kavallerieregimenter, und noch 1200 Mann sollen folgen. Wie Piemont hat sich nun auch Toskana offen gegen jede fremde Einmischung in die römischen Angelegenheiten ausgesprochen. Der Minister des Auswärtigen hat dem diplomatischen Corps seinen desfallsigen Protest in aller Form zustellen lassen. Sonst wenig Neues aus Rom. General Ferrari, Commandant der von Venedig zurückgekehrten Division, ist in Folge des Zurücktretens Lorenzo Sforza's zum General en chef der Civica ernannt worden. Die provisorische Sicherheitsjunta hat eine Proklamation an die Bürger erlassen, worin sie sich über die Principien ausspricht, wonach sie zu handeln vor hat. Radetzky's Stellung wird mit jedem Tage drohender. Er hat seine Truppen auf den Grenzen von Piemont, Toskana und den römischen Staaten concentrirt. Von Piemont verlangt er eine Entschädigung von 190 Millionen Lire für Kriegskosten. Karl Albert ist am 24. Januar mit dem Kriegsminister nach Alessandria abgereist. In Pavia und Modena sollen Unruhen ausgebrochen sein. In Toskana circulirt eine Adresse an's Ministerium, die es auffordert, das Wahlgesetz für die italienische Constituante sofort vor's Parlament zu bringen, nud die vom Parlament die schleunigste Diskussion und Abstimmung darüber verlangt. Großbritannien. * London, 28. Jan. Wie gering Englands Ausfuhr nach seinen Kolonien im Vergleich zu derjenigen nach fremden Ländern ist, ergibt sich nachstehender Zusammenstellung:
Die Ausfuhr nach Deutschland und der Union übertraf jedesmal die nach Ostindien und Ceylon. Die Ausfuhr nach Holland und Italien war jedesmal größer, als die nach sämmtlichen Kolonien in Nordamerika u. s. w. Unsere Kolonien können daher für uns weniger wegen unserer Ausfuhr dahin, als wegen der Einfuhr von daher in Betracht kommen, z. B. Canada wegen seines Schiffsbauholzes, Australien wegen seiner Wolle, andere Kolonien wegen Indigo, Zucker, Kaffee, Baumwolle etc. Viele Engländer betrachten die Kolonien als sehr werthvoll, weil sie als Abzugskanal für überflüssige Bevölkerung dienen. Gleichwohl haben die Vereinigten Staaten mehr engl. Einwanderer aufgenommen, als sämmtliche engl. Kolonien zusammengerechnet. Nehmen wir blos die 3 Jahre 1845-47: so zeigt sich folgendes Verhältniß. Es wanderten aus Großbritannien und Irland aus:
Ueberhaupt wanderten in den 23 Jahren (1825-47 incl.) aus:
Hierbei ist zu bemerken, daß viele engl. Auswanderer zwar nach Canada gehen, aber blos um sich von da aus nach den Vereinigten Staaten zu begeben. * London, 27. Januar. Bevor die nächste Nr. d. Blattes erscheint, sagt der „Economist“, ist das bisherige Korngesetz dahingeschieden und von da ab wird der Weizen gegen einen nominellen Zoll von 2 Schilling pr. Quarter eingeführt. Wiewohl die Pächter 3 Jahre lang Zeit zur Vorbereitung hatten, so ist gleichwohl eine große Besorgniß wegen den unmittelbaren Folgen dieses Wechsels unter ihnen vorhanden. Viele Umstände haben zu einer ungewöhnlichen Herabsetzung der Preise auf dem Getreidemarkt geführt; unter ihnen ist das Aufhören der Getreidezölle wohl nicht der vornehmste. Der „Economist“ erinnert an die Ergebnisse der letzten Aernte. Im Süden und Westen Englands mißriethen die Kartoffeln noch ärger als 1847 und der Weizen lieferte an Menge und zum größten Theil auch hinsichtlich der Güte ein schlechtes Resultat. Nimmt man die sorgfältigsten Berichte aus ganz England zusammen, so gab es seit 1841 keine schlechtere Weizenärnte. Dazu kommt noch die viel schlechtere Aernte in Irland, wo nur der Hafer einen guten Ertrag lieferte. Die Zufuhren von Außen sorgten dafür, daß seit vorigen Aug. der Weizenpreis sich ziemlich gleich geblieben ist. Der panische Schrecken, der sich unter den Landwirthen zeigt, geht aus ihrer Besorgniß hervor, daß vom nächsten Donnerstag an, wo auch der letzte Rest der Korngesetze verschwindet, der Markt mit auswärtigem, jetzt noch unter Verschluß lagerndem Getreide überschüttet werden wird. Der „Economist“ zeigt nun aus den offiziellen Listen, daß die Vorräthe fremden Weizens nicht größer sind, als zu irgend einer frühern Zeit. Es befanden sich nämlich am 10 Januar nur c. 800,000 Quart. Getreide (darunter 650,000 Quart. Weizen) auf dem Lager, während z. B. am 5. Jan. 1846 nicht weniger als 1,200,000 Quart. fremdes Getreide darunter 1 Mill. 100,000 Quart. Weizen) unter Verschluß lagen. In Betracht des enormen Verbrauchs in den letzten 4 Monaten, der sich täglich mehrenden Thätigkeit in den Fabrikdistrikten, des, wie eben gesagt, verhältnißmäßig unbedeutenden Vorraths an fremdem Getreide, in Rücksicht der niedrigen Preise, die unsere Nachbarn wenig zur Zusendung ihrer Vorräthe ermuntern können und endlich in Betracht, daß vor Eröffnung der Frühlings-Schifffahrt weder aus Nordamerika noch der Ostsee bedeutende Zufuhren eintreffen können: in Betracht dieser Umstände kann ein weiteres Heruntergehen der Preise nur die eigene Schuld unserer Landwirthe, d. h. ihrer unsinnigen Furcht sein und die Preise müßten gleichwohl vor der nächsten Aerndte wieder hinaufgehen. Belgien. 43 Lüttich, 29. Jan. Sie werden mir heute ein wenig auf eine sozialistischen Wanderung durch unsern gepriesenen Musterstaat folgen müssen. Und da die deutschen konstitutionellen Regierungen sich's recht angelegen sein lassen, ihre Staaten auf denselben Fuß zu bringen, so mag meine Rundschau wohl nicht ganz uninteressant sein. — Belgien hat nicht viel mehr als 4 Millionen Einwohner. Darunter sind mindestens 1,500,000 Arbeiter, und unter diesen sind gegenwärtig beinahe 1 Mill. ohne Beschäftigung und sterben vor Hunger, während 2 Mill. im Ueberflusse schwelgen. Und die Zahl der Arbeitlosen und Armen steigt mit jedem Tage, obgleich es anerkannt ist, daß Belgien durch seine geographische Lage die doppelte Einwohnerzahl, also über 8 Mill. ernähren könnte. Was thut das Gouvernement, was thuen die neuen Herren Minister, was thut die seit ungefähr 5 Wochen tagende neue gesetzgebende Kammer, diese wieder geborene, verjüngte Kammer, die so viel Wunder wirken sollte, jenem steigenden Pauperismus und Mißverhältniß gegenüber? Eine königliche Verordnung besteuert den Eingang von Waizen, Roggen, Buchwaizen, Gerste, Haber u. s. w., 200 Pfd. mit 4 Sgr., von einem Ochsen, einem Stier oder einer Kuh mit 4 Thlr., von Reiß mit 16 Sgr., von gesalzenem Fleisch mit 4 Thlr. für 200 Pfd. u. s. w. So vertheuert man also dem Arbeiter Brod und Fleisch und vermindert mithin seinen Lohn, um die Einnahme der Grundeigenthümer zu vermehren, um ihnen die Erhöhung der Preise der Lebensmittel trotz der Konkurrenz des Auslandes zu ermöglichen. Da nun der Ackerbau in Belgien so wenig beschafft, daß allein die Einfuhr fremden Getraides jährlich 4 Mill. Thaler beträgt, der Arbeiter und Arme also die Abgabe zahlen muß, so kommt die Abgabe von 4 Sgr. auf 200 Pfd. Getraide nach ungefährer Berechnung einer Erhöhung von 11 Sgr. 4 Pf. auf den Kopf des Konsumenten, also von 1 Thlr. 27 Sgr. für das Jahr gleich. Die Minister erscheinen vor der Kammer mit Budgets, welche nur ein Plagiat ihrer Vorgänger sind, und die unnützen Ausgaben für königliche Vergnügungen — obgleich man bereits die Thorheit begangen hat, dem Könige außer einem Dutzend Paläste täglich 20,000 Frcs., also 5338 Thlr. 10 Sgr. zu geben — und andere Dinge sämmtlich unterhalten. Doch haben die Minister auch Ersparungen vorgeschlagen und die Kammer hat dieselben mit unbedeutenden Modifikationen genehmigt. Aber worin bestehen dieselben? Es sind dieselben, die man in Frankreich und Holland vorgeschlagen, aber mit Verachtung zurückgewiesen hat. Man wird nämlich die Zahl der Beamten von 19,228 auf 17,769 herabsetzen und die Gehälter und Pensionen schmälern. Dies Schicksal trifft, wie sich von selbst versteht, nur die niederen Beamten, die ohnehin kaum von ihrem Gehalt leben können. Anstatt also große und wirkliche Ersparungen auf der Basis einer durchgreifenden administrativen und militärischen Reform vorzunehmen, drückt man die niedern Beamten, um einige lumpige 100,000 Francs, die man doch nur wieder für unnütze, wo nicht gefährliche Dinge verausgaben wird, zu ersparen. Wenn man zu solchen elenden Mitteln greift, um einen lumpigen Thaler weniger zu verausgaben, so kann man sich einen Begriff von dem Zustande der allgemeinen Misere machen. Der Minister des Auswärtigen, der im Innern sicher nicht zu Hause ist, Rogier, hatte die Unverschämtheit, in einer der letztern Sitzungen mit der Behauptung hervorzutreten, daß der Wohlstand täglich im Wachsen begriffen noch nie so groß gewesen sei. Und siehe, gerade am andern Tage veröffentlicht die Independence 60 Verurtheilungen einer einzigen Sitzung wegen Vagabundirens Und zur selben Zeit berichtet der Eclaireur, daß das baare Geld sich in der ganzen Provinz durch Papiergeld ersetzt finde. Ist das nicht ein neues Zeichen des „wachsenden Wohlstandes“? Das Betteldepot zu Cambre enthält in diesem Augenblick 1946 Personen, worunter 1138 Männer, 590 Frauen, 135 Knaben und 83 Mädchen, mithin 78 mehr als im verwichenen November. Zeichen des wachsenden Wohlstandes. Man lies't im Echo von Cortray: „Die Entvölkerung Flanderns wird sehr bald die Lösung des Problems des Pauperismus sein.“ Man schreibt uns von Roulers: „Unsere Bevölkerung hat sich während des verflossenen Jahres wiederum beträchtlich vermindert. Die Zahl der Geburten beträgt 297, ungefähr 100 weniger, als nach dem gewöhnlichen Durchschnitt; die Todesfälle dagegen sind auf 429, also auf 100 über die normale Zahl gestiegen.“ Also ohne ansteckende Krankheit, in einem Jahre des Ueberflusses, wo die Lebensmittel unter der gewöhnlichen Taxe standen, erlitt unsere Bevölkerung in einem einzigen Jahre eine Verminderung von ungefähr 200 Einwohnern. Haltet ja nicht diese Lage für eine ausnahmsweise, sie ist in sämmtlichen Gemeinden unseres Bezirks seit 1845 normal geworden. In Thielt hat das Civilregister von 1848 213 Geburten, 642 Sterbefälle ergeben, so daß also letztere erstere um mehr als das Doppelte übersteigen. Aus Cachtem, im westlichen Flandern, schreibt man: „Vor einigen Jahren zählte unsere Gemeine 2000 Seelen. Nach der letzten Abschätzung zählte man mehr als 1700, in Wirklichkeit sind aber kaum 1461 vorhanden. Das verflossene Jahr ist durch 128 Sterbefälle auf 22 Geburten bezeichnet. Wahrlich! ein schreckenerregender Wachsthum des Wohlstandes. Der Messager von Gent berichtet, daß man in der Stadt sowohl als auf dem Lande überall nur in elende Lumpen gehüllten, zusammengekrümmten, vor Kälte zitternden und veilchenblau gefärbten, vor Hunger ausgemergelten Gestalten begegnet, deren Anblick einem selbst das Herz erstarren mache, und daß das Elend in den Häusern noch weit grausenerregender sei. Dasselbe Blatt sagt an einer andern Stelle: „Hier nachstehend ein Beispiel von verhältnißmäßigem Wohlstand: Nach den neuesten Schätzungen gibt es in Paris nach 10 Monaten der Krise, nach der Auswanderung der Reichen, nach dem Verfall der Industrie, nach einem Straßenkampf von vier Tage einen Dürftigen auf 10 Einwohner. Dahingegen lesen wir in dem Regierungsbericht, daß es 1847 in Gent auf eine Bevölkerung von 105,155 Einwohnern 33,716 aus öffentlichen Armenmitteln Unterstützte gab. Unsere Lage ist also mehr als dreimal so schrecklich als die vorübergehende von Paris.“ Noch ärger ist's in Brügge: diese alte Stadt zählt 45,000 Einwohner, darunter sind zum Allermindesten 22,000, also beinah die Hälfte, ins Wohlthätigkeitsbureau eingeschrieben. Aber der allgemeine Wohlstand ist in stetem Wachsen begriffen und nie so groß gewesen, als jetzt, sagt Rogier. Verdiente ein solcher Minister nicht den Galgen? Der Messager von Gent bemerkt an einer andern Stelle zu der fernern Behauptung Rogiers, daß „die Sterblichkeit sich vermin- Hierzu eine Beilage. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar209_020" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="1145"/> die Maiorität erreicht haben dan geht es besser, nur erklären sie das dem Volke, Es sind hier große Volksmänner wir wollen republick und nicht kaiserreich, hier ist alles in bewegung die Bauern laßen senzen machen, die Bürger sind bewafnet, den es wird vielleicht sehr Schlimm. wen nur unser Militär nicht zu schlecht handelte wen republick wird so müßen die großen alle fort, — — — — — schreiben sie mir auch, es kostet kein Post-Porto, und macht recht lerm, fürchtet euch nicht mehr, hüttet auf dem Teiche immer fort, und recht steu alle Tage, und meine leute auch, es wird zugebauen, ich kann das Concept nicht ins reine Schreiben ich habe keine zeit, ich muß in meine Abtheilung; der Gedanke ist da, und so wie ihr denkt so handelt, ich auch und ihr auch, nur seid aufrichtig gegen einander den die Schorken mußen fort, die werden sterben, solte das vorkommen das für den Prinz von Preußen Stimmen gesamlet werden — macht was ihr wolt, nur bedauert nicht,“ — — — — — —</p> <p> <hi rendition="#b">Aus dem Briefe vom 14. September 1848:</hi> </p> <p>„— — — theuren freunde so wie auch feinde, reicht einer dem andern die bruder hand, ich ruffe euch aus der fern zu, ich ruffe euch den eine Wolke voller ungluck schwebt über uns, es ist möglich wir sehn uns nicht mehr wieder ich mache mir aber nichts daraus, Gott sorgt für mich und er wird auch in der ferne sorge, ich habe mein Leben hier aufs spiel gesetzt sieg ich heute oder Morgen nicht so siegt meine Asche im Grabe steht fest und laßt euch nicht mehr unterdrucken, die Tirranen sind in ganz Deutschland bekannt.“ —</p> <p> <hi rendition="#b">Nach Mittheilung dieser Stellen heißt es im Ausschußbericht:</hi> </p> <p>Die Aechtheit dieser Briefe vorausgesetzt, so ergiebt sich aus selbigen, daß der Briefsteller ein Anhänger der Republik ist, deren Einführung in Deutschland wünscht oder erwartet und die Aufhebung der damals (Juni 1848) in Berlin tagenden Reichsversammlung gewollt hat, ja man kann mit Rücksicht auf die hiesigen Septemberereignisse sogar der Vermuthung Raum geben, daß Herr Minkus die betrübenden Vorfälle des 18. Septemben 1848 am hiesigen Orte vorhergesehen habe, und am 14. Septembir 1848 entschlossen gewesen sei, sich dabei thätig zu beeheiligen, denn es heißt:</p> <p rendition="#et">ich habe mein Leben hier aufs Spiel gesetzt. Sieg ich heute oder morgen nicht, so siegt meine Asche im Grabe,</p> <p>jedoch giebt keine einzelne Stelle einen genügenden Anhalt für die Annahme:</p> <p>daß Herr Minkus eine gewaltsame Umwälzung der Verfassung des preußischen Staats oder ein Unternehmen gegen das Leben oder die Freiheit des Königs von Preußen beabsichtigt habe, ihn also den Vorwurf des Hochverraths treffe.</p> <p> <hi rendition="#b">Schließlich beantragt der Ausschuß:</hi> </p> <p>„Die hohe National-Versammlung wolle die nachgesuchte Genehmigung zur Einleitung der Untersuchung wegen Hochverraths gegen den Abgeordneten Herrn Minkus nicht ertheilen.“</p> </div> <div xml:id="ar209_021" type="jArticle"> <head><bibl><author>34</author></bibl> Darmstadt, 27. Jan.</head> <p>Wir sind hier bereits in den Genuß der deutschen „Grundrechte“ getreten. Bei „Strafe des Ungehorsams“ (32 Tagen strengen Arrest) ist dem aus seiner Verbannung wieder zu uns zurückgekehrten zweiten Regimente der Besuch aller „Wühlervereine“ untersagt, und einem Oberstlieutenant, der Mitglied des Märzvereins war, ist sogar der Besuch „aller politischen Vereine“ (!! von wegen der Unpartheilichkeit) verboten. Wegen des letzteren Verbotes hat der Märzverein eine Adresse an die zweite Kammer gerichtet, worin er über „gröbliche Verletzung der Gesetze,“ über „schmählichen Hohn auf den Geist der Neuzeit“ klagt, und die Kammer auffordert, „eingedenk ihrer Pflicht, die Gesetze gegen jeden Uebergriff, er komme von welcher Seite er wolle, zu schützen.“ Wirklich, allerliebste Worte! Und doch habt ihr neulich die Einführung der „Grundrechte des deutschen Volkes“ gefeiert; so freut euch doch auch jetzt, daß sie gehandhabt werden. Nach den Grundrechten besteht aber das Vereinsrecht für die Soldaten nur so weit es die Disziplinargesetze gestatten. Die Disziplinargesetze aber: das ist das Belieben eines jeden Vorgesetzten, das ist eine speziell militärische Angelegenheit, um die sich außer dem Militär Niemand zu kümmern hat. Mit der bunten Jacke zieht man auch die Disziplinargesetze an; und wenn die Fürsten das Vereinsrecht für den thatkräftigen Theil der Nation aufheben wollen, so ziehen sie demselben bunte Jacken an. Unsere Kammer aber hat wichtigere Sachen zu besorgen, als sich um das Vereinsrecht des Volkes zu bekümmern; sie beräth jetzt eben darüber, ob der König von Preußen Kaiser von Deutschland werden soll oder nicht. In Frankfurt scheint man sich noch nicht recht einigen zu können; deshalb müssen wir die Sache hier wohl in die Hand nehmen. Kann Friedrich Wilhelm denn auch noch nicht mit einem Male Kaiser von ganz Deutschland werden, so kann er's doch für's Erste von Hessen-Darmstadt werden. Also, wie gesagt, heute Morgen begann die Berathung über diesen wichtigen Gegenstand. Ein Antrag Heldmann's und Mohr's, die Sache auf sich beruhen zu lassen, wurde mit 28 gegen 15 Stimmen abgelehnt. Der früher von Heldmann eingebrachte Gegenantrag, den Großherzog zum Kaiser von Deutschland zu machen, würde bei der Berathung den loyalen Unterthanen einige Verlegenheiten bereitet haben, hätte der Präsident nicht eine List ersonnen, um denselben zu entfernen. Freilich eine List, würdig eines Dorfschulmeisters, womit er anderswo höchstens ein Lächeln erregt haben würde. Hier aber erreichte er seinen Zweck. Präsident Hesse erklärte, daß er die Diskussion nur über den ersten Antrag auf ein preußisches Kaiserthum gestatten könne, da derselbe für den Heldmann'schen Antrag präjudizirlich (!!) sei. In Frankfurt würde Herr Hesse ohne Zweifel auch dem König von Preußen das Präjudizium vor dem Kaiser von Oesterreich zuerkennen. Schade, daß er dort nicht Präsident ist.</p> <p>Heldmann und Glaubrech sprachen gegen, Görz und Schenk für den preußischen Kaiser. Dann folgte Zitz; als er das Lächerliche einer Revolution hervorhob, die uns zu den 34 Fürsten noch einen Kaiser, zu den 34 Civillisten am Ende noch eine 35. von 50,000 Fl. oder Thaler gebe, brach die Gallerie in ein so stürmisches Bravo aus, daß der Reichstelegraph, Herr Wernher von Nierstein, puterroth von seinem Sitze aufsprang. „Die Gallerie wird geräumt,“ schrie der nicht weniger erzürnte Präsident, und drohte mit Anwendung von Gewalt, als nicht gleich Miene gemacht wurde, seinem Befehle Folge zu leisten. Die Linke richtete darauf die <hi rendition="#g">Bitte</hi> an den Präsidenten (sie ist nicht stark genug, um durch ihre Entfernung die Versammlung unbeschlußfähig zu machen), den Zutritt ferner noch zu gestatten, da ja keine Warnung dem gestrengen Befehle vorhergegangen sei. Herr Hesse erklärte sich bereit, wenn die <hi rendition="#g">ganze</hi> (!!) Versammlung damit einverstanden wäre. Herr Wernher von Nierstein und Herr von Gründerade legten ihr Veto ein, und die Gallerieen mußten in der That geräumt werden. In den Kasernen war bereits das Militär konsignirt, um bei etwaigem gewaltsamen Widerstand (an den natürlich kein Mensch dachte) sogleich bei der Hand zu sein.</p> <p>Aber nun erklärte die Linke, an der Berathung nicht ferner Theil nehmen zu können, bis dem Publikum der Zutritt wieder gestattet sei. Die Kammer feierte ein unterbrochenes Opferfest, und wird am Montag einen neuen Anlauf auf das deutsche Kaiserthum nehmen.</p> <p>Unserer Bürgerwehr steht eine allgemeine Entwaffnung bevor; nicht etwa weil sie sich gefährlich gezeigt — sie ist die loyalste von der Welt, und die Demokraten verlieren an ihr einen bewaffneten Feind. Die Entwaffnung geschieht nur, — hört! hört! — weil die Rekruten die Gewehre zum Einexerzieren nöthig haben. Nun stehen zwar in dem Zeughause noch Gewehre genug, aber die Rekruten gebrauchen eben die Gewehre, welche jetzt die Bürgerwehr hat; und für die Bürgerwehr sind die Zeughausgewehre natürlich viel zu gut.</p> <p>Die „Grundrechte des deutschen Volkes“ sind indessen auch im Großherzogthum Hessen-Darmstadt anerkannt.</p> </div> <div xml:id="ar209_022" type="jArticle"> <head><bibl><author>068</author></bibl> Dresden, 27. Jan.</head> <p>In der heutigen Sitzung der 2ten Kammer erschienen sämmtliche Minister, außer Braun. V. d. Pfordten theilt der Kammer mit, daß der König die vom Ministerium eingereichte Entlassung nicht angenommen habe (lautes Bravo). Das Kabinet glaube aber auf seinem Beschlusse beharren zu müssen, nur sei die Zeit zu kurz, um eine definitive Entschließung zu fassen.</p> <p>Der Vicepräsident Tzschirner bemerkt: der Grund des Entlassungsgesuches sei immer noch nicht angegeben. Die Kammern wenigstens hätten noch nichts vorgenommen, was diese Art Flucht der Minister motiviren könne. Es sei dringend nöthig, daß sich das Ministerium in Betreff der Grundrechte ausspreche.</p> <p>V. d. Pfordten geht darauf nicht ein und weist auf den parlamentarischen Gebrauch in Ministerkrisen hin.</p> <p>Der Abg. Fincke macht, da die Krisis nicht von der Kammer herbeigeführt worden, die Minister für alle daraus entstehenden Nachtheile verantwortlich. Der vorhin genannte Minister gibt zu, daß das Kabinet eben so für sein Abtreten als sein Verbleiben verantwortlich sei. Die Minister entfernen sich.</p> <p>Hierauf Berathung über den Klette'schen Antrag, die „Grundrechte“ ohne weitere Prüfung einzuführen. Wehner will, daß die Grundrechte den Kammern vorher zur Prüfung vorgelegt werden.</p> <p>Vicepräsident Schaffrath beantragt: Die Regierung zu veranlassen, daß sie die Grundrechte auf verfassungsgemäßem Wege sofort ein- und durchführe.</p> <p>Vicepräsident <hi rendition="#g">Tzschirner:</hi> „Die Frankfurter Nat.-Vers. hat das Vertrauen des Volks verloren; sie ist die unterthänigste Dienerin der Fürstin; was aus ihr kommt muß wohl geprüft werden“ — timeo Danos et dona ferentes!</p> <p>Bei der Abstimmung wird der Schaffrath'sche Antrag einhellig angenommen, eben so ein Zusatz von Bertling: die Grundrechte nur in soweit publiziren zu lassen, als in der sächsischen Verfassung nicht größere Freiheiten enthalten seien.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Ungarn.</head> <div xml:id="ar209_023" type="jArticle"> <head>Aus Siebenbürgen, 18. Januar.</head> <p>Den mit den Szeklern vereinigten Magyaren stehen die nicht starken kaiserlichen Garnisonen einiger festen Plätze gegenüber. An letztere schließen sich die Sachsen und die Wallachen (Rumunen) an. Die Wohnplätze der Szekler liegen im Osten des Landes längs der Grenze der Moldau. Die Magyaren wohnen in der Mitte des Landes, und haben die Plätze Klausenburg, Torda (Thorenburg), Enayed und Maros-Vaserhely zu ihren Stützpunkten. Die Mezö-Seg der fruchtbarste Strich des Landes, ist von ihnen besetzt. Die Sachsen wohnen im Süden längs dem Arme der Karpathen, welcher Siebenbürgen von der Wallachei trennt. Hauptplätze sind Kronstadt, Herrmannstadt und Mühlenbach. Ein von ihnen bewohnter Distrikt ist auch der im Nordosten gelegene von Bistriz, der aber gegenwärtig von den Magyaren und Szeklern cernirt ist. Die Wallachen wohnen im Lande unter den genannten Volksstämmen zerstreut. Die von kaiserlichen Truppen besetzten Plätze sind Kronstadt, Herrmannstadt und Karlsburg, welches letztere an der Marosch zwischen Herrmannstadt und Klausenburg liegt. Auch dieses hatte eine kaiserliche Besatzung, ist aber, wie bekannt, unlängst von den Magyaren genommen worden. — Was die Kopfzahl anlangt, so zählen die Magyaren und Szekler etwas über eine Million, d. i. die Hälfte der Bevölkerung. Die Sachsen kann man, der Zahl nach, etwas höher anschlagen, wie die Wallachen, Veide zusammen betragen ebenfalls etwas über eine Million. An Tapferkeit und Kriegsübung prävaliren die Ungarn und Szekler, und daher haben sie auch die Oberhand, und es war dem General Bem möglich, einen Streifzug in die Bukowina zu versuchen, der ihm um so leichter wurde, da über Bistrizsteine gut gebaute Straße dahin führt. Das Land ist besonders für den kleinen Krieg geeignet, weil es durchgehends gebirgig und ringsum von hohen Gebirgsbollwerken umgeben ist. Ebenen sind wenig da und nur an der Marosch bei Enayed so wie am Aranyos und an der Körösch. Sie betragen jedoch überall nur wenige Quadratmeilen. — Der Krieg wird zwischen den Parteien mit großer Erbitterung geführt. Die Ungarn und Szekler dominiren, haben das Land bis an die Distrikte der Sachsen inne, und beherrschen, da sie im Besitze von Klausenburg sind, den Paß nach Ungarn, der über Banfi-Hunyad und Fekete-To geht und bei Barod in die Ebenen Nieder-Ungarn mündet.</p> <bibl>(Br. Z.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar209_024" type="jArticle"> <head>Paris, den 28. Januar.</head> <p><hi rendition="#g">Anklageakt gegen das Ministerium</hi>.</p> <p>In Betracht, daß die antirepublikanische Politik des Ministeriums sich durch eine Handlung an den Tag legt, welche die Rechte der Bürger und das Grundprinzip der Volkssouveränetät angreift. In Betracht, daß das Recht, sich zu versammeln, ein natürliches Recht und ein politisches Recht ist, das in die Verfassung der französischen Republik eingeschrieben und konsetrirt ist. In Betracht, daß sich das Ministerium durch den von ihm gestern am 26. Januar vorgelegten Gesetzentwurf über Unterdrückung der Clubs einer Handlung schuldig gemacht, welche eine offenbare Verletzung (violation flagrante) der Artikel 8 und 51 der Verfassung ist. In Betracht, daß das Ministerium laut Artikel 68 der Verfassung für seine Handlungen verantwortlich ist: verlangen die unterzeichneten Volksvertreter die Versetzung der Minister in Anklagestand und ihre Verurtheilung durch den haute Cour National in Gemäßheit des Artikel 91 der Verfassung.</p> <p>Paris, 27. Jan. 1849.</p> <p>(Folgen 230 Unterschriften von Deputirten)</p> <p>— (Proklamation des Central-Conseils und des National-Congresses, worin sie dem Lande die Aussöhnung der Bergpartei mit den Proudhon'schen Sozialisten und den Kommunisten anzeigen.)</p> <p> <hi rendition="#g">An die demokratisch-sozialen Wähler!</hi> </p> <p>Der <hi rendition="#g">Wille</hi> des Volkes war seiner Erfüllung nahe! Der Central-Conseil und der National-Congreß schickten sich bereits an, an Euch gemeinschaftlich einen Aufruf zu erlassen, worin Ihr ersucht werden solltet, ein einziges Comitè in Gemäßheit der herzlich vollzogenen Vereinigung zu errichten. In Gegenwart der handgreiflichen Verletzung der Verfassung, welche von einer contrerevolutionären Regierung gewagt worden ist, beeilen wir uns Euch die vollzogene Einigung (Union) hiermit zu proklamiren. Mögen es unsere Feinde hören: sie stehen jetzt der <hi rendition="#g">ganzen</hi> Demokratie gegenüber! Ein Minister Louis Bonaparte's, Léon Faucher, hat die Frechheit begangen, eine verbrecherische Hand an die Verfassung zu legen. Er hat sich nicht gescheut, der Nationalversammlung die Unterdrückung eines natürlichen und außerdem von der Verfassung ausdrücklich garantirten Rechts vorzuschlagen. Im Namen der Wähler, von denen wir unser Mandat empfingen; im Namen der französischen Demokratie üben wir hiermit ein Recht aus, und erfüllen wir hiermit eine gebieterische Pflicht, indem wir gegen diesen Frevel <hi rendition="#g">protestiren!</hi> Brüder, bleiben wir ruhig. Seien wir stark gegen alle Herausforderungen. Unsere Feinde brauchen eine Emeute, um ihren Staatsstreich zu rechtfertigen. Mögen sie sich die Lehren der Geschichte in's Gedächtniß zurückrufen! Die Staatsstreiche allein waren es, welche den Stundenschlag der Revolution förderten!</p> <p>Paris, 27. Jan. 1849.</p> <p>Der Glieder des National-Congresses und des Central-Conseils.</p> <p>(Folgen die Unterschriften.)</p> <p>— Francisque Bouvet schreibt an den Moniteur: „daß er gegen die unsinnige Handlungsweise des Ministeriums gestimmt haben würde, wenn er nicht im Augenblick des Votums mit Abschriftrevision des Barrot'schen Anklageakts gegen das Februarministerium wegen Verletzung des Versammlungsrechts beschäftigt gewesen wäre.“ Die jetzige Revolution nimmt äußerlich denselben Gang wie die vom Februar 1848.</p> <p>— Der Moniteur zeigt an, daß der Lerminier'sche Universitätscursus bis auf Weiteres geschlossen ist. Die „Patrie“ will wissen, daß der Apostat bereits seine Entlassung eingereicht habe. (Dies wäre das erste Nachgeben der Minister auf die gestrigen Volks- und Studenten-Demonstrationen.)</p> <p>— Sämmtliche demokratische Blätter, zu denen sich auch seit vorgestern der National rechnet, richten heute ihre Premier-Paris an das Volk, und beschwören es, ruhig zu sein, bis es die Montagne und ihre Chefs rufen.</p> <p>— Mittags 2 Uhr. Es regnet fürchterlich. Große Gährung in den Kasernen. Indeß nirgends Ruhestörung. Alles wartet auf morgen und übermorgen. Das Ministerium ist entschlossen, es auf den Kampf ankommen zu lassen. Es tritt nicht ab.</p> <p>— Thiers und Trelat haben sich auf Pistolen gefordert. Bugeaud und Honkeren für Thiers und Recurt und Grevy für Trelat hatten alle erdenkliche Mühe, die beiden Hähne auseinder zu halten. Die Sache ist der Versöhnung nahe. Veranlassung war eine prinzipielle Streitigkeit.</p> <p>— Die imperialistische Liberté erklärt heute ihren Beitritt zum Anklage-Akt gegen das Ministerium mit fürchterlichen Ausfällen gegen den „alten Steinesel Odilon-Barrot.“</p> <p>— Der National und die Democratie pacifique erzählen sehr umständlich die Dinge, welche sich gestern in demjenigen Flügel der Tuilerien ereigneten, wo seit dem Juni v. J. Pascha Changarnier mit seinem Generalstabe hauset. Hieraus ersieht man, daß die von uns gestern flüchtig gemeldete Verhaftung des Bataillonschefs Aladenize hohe Wichtigkeit hat. Changarnier, von der Gährung unterrichtet, welche sein Reorganisationsplan in der Mobilgarde und in der Garde Republicaine hervorrufe, ließ gestern sämmtliche Bataillonschefs zu sich bescheiden.</p> <p>„Die Mobilgarde zeigt sich unzufrieden (redete Changarnier diese Bataillonskommandanten an). Sie will sich morgen auf dem Marigny in den elysäischen Feldern, in Ausschüssen versammeln, um gleich einem Klub unter freiem Himmel zu berathen. Ich sage Ihnen, sie soll sich in Acht nehmen. Wenn sie sich rührt, lasse ich sie niedersäbeln.“ Hierauf erwiderte Aladenize: „Ihre neuesten Maßregel haben nicht nur die Desorganisation der Mobilgarde und Republ. Garde, sondern der Republik selbst zum Zweck. Sie beweisen Ihren Verrath an der Republik und an der Verfassung. Als solcher erkläre ich Sie zum Verräther an der Republik und am Vaterlande (der General reißt an der Klingelschnur. Gensd'armen stürzen in den Saal; Changarnier befiehlt ihnen, den Redner zu arretiren). „General! ruft dieser, Sie verlangen meinen Degen. Ich erhielt ihn von der Wahl freiwilliger Republikaner. Ich kann ihn nur zerbrechen. Aber General, wir finden uns wieder!“ Nach diesen Worten ergriffen die Gensd'armen den Redner und führten ihn in das berüchtigte Militärgefängniß Abbaye ab.</p> <p>Der National fügt hinzu: daß im Laufe des Abends auch die Bataillons-Chefs Duseigneur, Arrighi, Bassac, Camuset und der Befehlshaber des 10. Bataillons zu ihrem Kameraden Aladenize in die Abbaye geworfen worden seien.</p> </div> <div xml:id="ar209_025_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Karl Marx/Friedrich Engels: Zustand in Paris, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/8. </bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Paris, 28. Jan.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar209_026" type="jArticle"> <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 28. Jan.</head> <p>„Le Pays“ zeigt heute lakonisch an: „Das Land (d. h. die Provinzialphilister) solle sich auf's Aergste gefaßt machen und im Nothfall diese Nationalversammlung sprengen, die sich gegen die Regierung auflehne und von <gap reason="illegible"/> Faktion der Klubisten sich beherrschen lasse.“ Das „Siecle“ heult in ähnlicher Weise, und sagt: „Binnen zwei Monaten wird Frankreich eine gräßliche Reihe von Schrecknissen aller Art erleben, wenn nicht schleunigst dem Konflikt zwischen der Kammerminorität und dem Ministerium gesteuert wird. Möge Dufaure nebst den Seinigen nur geschwinde, da es noch nicht zu spät ist, sich des Steuers bemächtigen- Die Frechheit der sozialdemokratischen Blätter übersteigt alles Vermuthen; das ordnungsliebende Frankreich wird und muß über das ordnungsfeindliche den Triumph feiern können.“</p> <p>Gestern war ein stürmischer Tag, viele Perrüken flogen, Bugeaud schliff seinen Säbel, Changarnier (der Nationalgardenkommandant und Philippist) ließ einen Mobilmajor arretiren, der ihm etwas herbe die Wahrheit sagte, daß durch dies Verabschieden von 6000 Mobilen der Geist im Korps rebellisch würde. Studiosen und Lyceaner (d. h. Gymnasiasten) prozessionirten auf die Redaktion der „Demokratie pacifique“ und protestirten wie folgt gegen Lherminiers Professur: „Wir, Zöglinge der hohen Schulen, sehen uns durch unser Ehrgefühl veranlaßt, die fortdauernde Nichtwiedereinsetzung des verehrten Professor Mickiewitsch und gegen die Wiederbestallung eines längst der Verachtung anheimgefallenen öffentlichen Lehrers uns zu verwahren, der unter Guizot sogar abgesetzt wurde und es blieb, und durch die provisorische Regierung auch nicht wieder eingesetzt ward. Er ist ein Mann, gegen den sich Frankreichs sittliches Gefühl empört.“</p> <p>Im Auditorium hatten die Studenten und Zöglinge der Normalschullehrerakademie, der Minen- und Civilingenieurschule, die sich den gewöhnlichen Zuhörern in solchen Ausnahmsfällen immer anschließen, nichts mehr vermocht; der Saal wimmelt von handfesten s. g. Prügelmännern der geheimen Polizei (jeder mit einem eisenspitzigen oder bleiknopfigen Stöckchen und Glacehandschuhen, Lorguette, Uhrkette u. s. w.), auch hatte nur derjenige Zutritt, der vom Administrator des College de France eine rosarothe Einlaßkarte bekommen und seine Adresse in ein Buch eingeschrieben. Auf dem Platz Cambray rings um das Gebäude postirten drei Bataillone Infanterie und eine Schwadron Kavallerie. Solche Bravourstücke waren nur dem Jesuitenminister Falloux prädestinirt, im ersten Jahr der vom Pahst gebenedeiten Repu<gap reason="illegible"/>; weder Louis Philipp noch Karl X. riskirten eine Blamage dieser Art. Ex ungue leonem; was wird erst in diesem Genre kommen, wenn die lieben Brüder der Herren Montalembert und Falloux, die Henricinquisten mit dem heiligen Henri, auf dem Thron sitzen werden? Dies nennt der Legitimismus „die Lehrfreiheit schirmen“. Und das Drolligste dabei wäre, wenn, wie der National versichert zu wissen, der p. p. Lherminier trotz dieses Schirms keine Vorträge über Montesquieu's Esprit des lois mehr halten wolle und seine Entlassung eingereicht habe. Die Montalembert'sche Bande betrachtet diesen Lherminier'schen Krakehl als um so wichtiger, da er gerade in dem nämlichen College de France passirt, wo Edgart Quinet, Michelet und Mizkiewitsch sie so schrecklich, unter Louis Philipp, jahrelang geärgert haben.</p> <p>Albert Maurin aus Marseille, der in der Kommission des französisch-deutschen Verbrüderungsbanketts saß, hat mehrere Volksbroschüren publizirt: „Die kleinen rothen Bücher“, welche anempfehlungswerth sind. Seine größere Publikation „die Junitage“, ebenfalls von rein sozialdemokratischem Standpunkt aus gedacht, gibt eins der besten Gemälde jener Katastrophe. Möge folgende Stelle als Probe dienen: „Zwei Tage nach Beendigung dir Schlacht ging ich hinüber in das Viertel St. Jaques. Unwee der Kirche St. Severin (wo die Ouvriers so tapfer gefochten, eins ihrer Hauptquartiere aufgeschlagen und wo die Frauen die Sturmglocke gezogen hatten) stand eine Gruppe, ein Straßensänger ließ sich vernehmen in Trauermelodie und verkaufte den Text um <gap reason="illegible"/>f Centimen. Es war ein Leichenlied auf den wohledeln Herrn Erzbischof von Paris, wie er im Liede hieß. Die Zuhörer waren bewegt. In jeder Pause zwischen den sechs Strophen tauschten die Arbeiter einige Bemerkungen unter einander aus. Einer hielt ein Mädchen von vier Jahren auf dem Arm, und einen Knaben an der Hand; er hatte ein so scharf gezeichnetes Gesicht, daß ich mich entsann, ihn an jenem Abende auf dem Pantheonplatz erblickt zu haben wo die Ouvriers bei Fackelschein noch ein Mal sich aussprachen und danach das große Rendezvous sich gaben auf den nächsten Morgen, 23. Juni. Der Mann sah mich nicht; er seufzte und sagte: meine Tochter hat die Hand des Erzbischofs berührt, das wird ihr Heil bringen. Er küßte dieses Kind und wies den Umstehenden die heilige Medaille am Halse desselben. Ha, sagte ich zu mir, da haben wir also schon gleich einen Insurgenten, der Religiosität und Familienliebe hat; trotzdem daß die Blätter der Sieger das Gegenstück von den Barrikadeurs behaupten! — Der Sänger sang ein anderes Lied: die edeln Märtyrer vom 22., 23., 24., 25. Juni betitelt. Ich erstaunte, jeder warf dem Nachbar einen Blick zu.“</p> <p>Sollten wir ein Loblied auf die Mobil- und Nationalgarde und Linie vernehmen? Ich ehre gewiß den Heldenmuth dieser Männer, die, wenn auch in Ueberzahl und mit Waffenübergewicht, doch sich persönlich tapfer den Barrikadenschüssen blosstellten in voller Körperlänge. Aber war es nicht thöricht, jetzt schon dies Lied, und gerade in diesem zuckenden, blutenden, niedergedonnerten Proletarierviertel zu singen? Ich irrte mich. Der Sänger verstand unter edeln Märtyrern die, welche für eine bessere Zukunft zu kämpfen geglaubt. Deutlicher konnte man schwerlich die Juni-Insurgenten bezeichnen. Die Zuhörer weinten und er sang:</p> <lg type="poem"> <l>„Gefallen sind sie auf dem Wahlplatz hier,</l><lb/> <l>Der theuren Söhne, Väter, Brüder viel;</l><lb/> <l>Sie glaubten in Gefahr die Stadt Paris,</l><lb/> <l>Die liebe Stadt, das liebe Land in Noth.</l><lb/> <l>Da flogen unsre Helden froh zur Schlacht,</l><lb/> <l>Und färbten roth den Stein mit heißem Blut;</l><lb/> <l>Sie brausten glühend hin und stürmten wild,</l><lb/> <l>Und wurden edle Märtyrer füt uns;</l><lb/> <l>Sie glaubten in Gefahr und Todesnoth</l><lb/> <l>Die Freiheit, diese Göttin kühn und stark.“</l><lb/> </lg> <p>„Ich konnte mich einer Thräne nicht erwehren, der Ouvrier mi den Kindern sah mich an und sagte: Das macht traurig, nich wahr? Der Sänger fuhr fort:</p> <lg type="poem"> <l>„Man trifft sich, sieht sich an spricht:</l><lb/> <l>Mein Freund, wie geht es Dir? —</l><lb/> <l>Der Freund erwidert: aber Dir? —</l><lb/> <l>Der eine seufzt: mein Vater blieb</l><lb/> <l>Dort auf der Barrikade todt.</l><lb/> <l>Der andere weint: mein Bruder fiel</l><lb/> <l>Hier an der Wand durch Pulver und durch Blei,</l><lb/> <l>Am Boden knieend.“</l><lb/> </lg> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar209_027" type="jArticle"> <head> <bibl> <author>*</author> </bibl> </head> <p>Die italienischen Blätter sind voll von Gerüchten über eine spanische Intervention. Wie der toskanischen Regierung bereits offiziell gemeldet sein soll, sind 1500 Mann spanische Truppen zu Neapel ausgeschifft worden, und nach Privatbriefen aus Civita-Vecchia erwartete man dort die Landung von 3000 Spaniern unter Zucchi's Commando. Das römische Ministerium sammelt dagegen alle Truppen, über die es verfügen kann, um die Constituante zu schützen. Eine am 17. Jan. zu Ancona eingetroffene Depesche beruft alle daselbst befindlichen Truppen, mit Ausnahme der zum Schutz der Stadt unumgänglich nöthigen, sofort nach Rom. 1300 Mann mit anderthalb Batterien sind daraufhin augenblicklich nach Rom abgegangen, ebenso die beiden neuen auf piemontesisch montirten Kavallerieregimenter, und noch 1200 Mann sollen folgen. Wie Piemont hat sich nun auch Toskana offen gegen jede fremde Einmischung in die römischen Angelegenheiten ausgesprochen. Der Minister des Auswärtigen hat dem diplomatischen Corps seinen desfallsigen Protest in aller Form zustellen lassen.</p> <p>Sonst wenig Neues aus Rom. General Ferrari, Commandant der von Venedig zurückgekehrten Division, ist in Folge des Zurücktretens Lorenzo Sforza's zum General en chef der Civica ernannt worden. Die provisorische Sicherheitsjunta hat eine Proklamation an die Bürger erlassen, worin sie sich über die Principien ausspricht, wonach sie zu handeln vor hat.</p> <p>Radetzky's Stellung wird mit jedem Tage drohender. Er hat seine Truppen auf den Grenzen von Piemont, Toskana und den römischen Staaten concentrirt. Von Piemont verlangt er eine Entschädigung von 190 Millionen Lire für Kriegskosten.</p> <p>Karl Albert ist am 24. Januar mit dem Kriegsminister nach Alessandria abgereist.</p> <p>In Pavia und Modena sollen Unruhen ausgebrochen sein. In Toskana circulirt eine Adresse an's Ministerium, die es auffordert, das Wahlgesetz für die italienische Constituante sofort vor's Parlament zu bringen, nud die vom Parlament die schleunigste Diskussion und Abstimmung darüber verlangt.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar209_028" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 28. Jan.</head> <p>Wie gering Englands Ausfuhr nach seinen Kolonien im Vergleich zu derjenigen nach fremden Ländern ist, ergibt sich nachstehender Zusammenstellung:</p> <table> <row> <cell/> <cell> Ausfuhr n. d. Kolonien.</cell> <cell>Ausfuhr nach fremden Ländern.</cell> <cell>Insgesamt.</cell> </row> <row> <cell/> <cell>Pf.-Sterl.</cell> <cell>Pf.-Sterl.</cell> <cell>Pf.-Sterl.</cell> </row> <row> <cell>1830</cell> <cell>9,789,274</cell> <cell>28,482,349</cell> <cell>38,271,596</cell> </row> <row> <cell>1835</cell> <cell>10,991,010</cell> <cell>36,381,260</cell> <cell>47,372,270</cell> </row> <row> <cell>1840</cell> <cell>15,974,626</cell> <cell>35,431,804</cell> <cell>51,406,430</cell> </row> <row> <cell>1845</cell> <cell>16,263,897</cell> <cell>43,847,185</cell> <cell>60,111,082</cell> </row> </table> <p>Die Ausfuhr nach Deutschland und der Union übertraf jedesmal die nach Ostindien und Ceylon. Die Ausfuhr nach Holland und Italien war jedesmal größer, als die nach sämmtlichen Kolonien in Nordamerika u. s. w.</p> <p>Unsere Kolonien können daher für uns weniger wegen unserer Ausfuhr dahin, als wegen der Einfuhr von daher in Betracht kommen, z. B. Canada wegen seines Schiffsbauholzes, Australien wegen seiner Wolle, andere Kolonien wegen Indigo, Zucker, Kaffee, Baumwolle etc.</p> <p>Viele Engländer betrachten die Kolonien als sehr werthvoll, weil sie als Abzugskanal für überflüssige Bevölkerung dienen. Gleichwohl haben die Vereinigten Staaten mehr engl. Einwanderer aufgenommen, als sämmtliche engl. Kolonien zusammengerechnet. Nehmen wir blos die 3 Jahre 1845-47: so zeigt sich folgendes Verhältniß. Es wanderten aus Großbritannien und Irland aus:</p> <table> <row> <cell>im Jahre:</cell> <cell>nach den nordamerik. Kolonien.</cell> <cell/> <cell>nach den Vereinigten Staaten.</cell> <cell>nach Australien.</cell> </row> <row> <cell>1845</cell> <cell>31,803</cell> <cell>—</cell> <cell>58,538</cell> <cell>830 Pers.</cell> </row> <row> <cell>1846</cell> <cell>43,439</cell> <cell>—</cell> <cell>82,239</cell> <cell>2,347 Pers.</cell> </row> <row> <cell>1847</cell> <cell>100,680</cell> <cell>—</cell> <cell>142,154</cell> <cell>4,949 Pers.</cell> </row> </table> <p>Ueberhaupt wanderten in den 23 Jahren (1825-47 incl.) aus:</p> <table> <row> <cell> Nach den Vereinigten Staaten 852,564 Pers.</cell> </row> <row> <cell>Nach allen engl. Kolonien insgesammt 835,033 Pers.</cell> </row> </table> <p>Hierbei ist zu bemerken, daß viele engl. Auswanderer zwar nach Canada gehen, aber blos um sich von da aus nach den Vereinigten Staaten zu begeben.</p> </div> <div xml:id="ar209_029" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 27. Januar.</head> <p>Bevor die nächste Nr. d. Blattes erscheint, sagt der „Economist“, ist das bisherige Korngesetz dahingeschieden und von da ab wird der Weizen gegen einen nominellen Zoll von 2 Schilling pr. Quarter eingeführt. Wiewohl die Pächter 3 Jahre lang Zeit zur Vorbereitung hatten, so ist gleichwohl eine große Besorgniß wegen den unmittelbaren Folgen dieses Wechsels unter ihnen vorhanden. Viele Umstände haben zu einer ungewöhnlichen Herabsetzung der Preise auf dem Getreidemarkt geführt; unter ihnen ist das Aufhören der Getreidezölle wohl nicht der vornehmste. Der „Economist“ erinnert an die Ergebnisse der letzten Aernte. Im Süden und Westen Englands mißriethen die Kartoffeln noch ärger als 1847 und der Weizen lieferte an Menge und zum größten Theil auch hinsichtlich der Güte ein schlechtes Resultat. Nimmt man die sorgfältigsten Berichte aus ganz England zusammen, so gab es seit 1841 keine schlechtere Weizenärnte. Dazu kommt noch die viel schlechtere Aernte in Irland, wo nur der Hafer einen guten Ertrag lieferte. Die Zufuhren von Außen sorgten dafür, daß seit vorigen Aug. der Weizenpreis sich ziemlich gleich geblieben ist.</p> <p>Der panische Schrecken, der sich unter den Landwirthen zeigt, geht aus ihrer Besorgniß hervor, daß vom nächsten Donnerstag an, wo auch der letzte Rest der Korngesetze verschwindet, der Markt mit auswärtigem, jetzt noch unter Verschluß lagerndem Getreide überschüttet werden wird. Der „Economist“ zeigt nun aus den offiziellen Listen, daß die Vorräthe fremden Weizens nicht größer sind, als zu irgend einer frühern Zeit. Es befanden sich nämlich am 10 Januar nur c. 800,000 Quart. Getreide (darunter 650,000 Quart. Weizen) auf dem Lager, während z. B. am 5. Jan. 1846 nicht weniger als 1,200,000 Quart. fremdes Getreide darunter 1 Mill. 100,000 Quart. Weizen) unter Verschluß lagen.</p> <p>In Betracht des enormen Verbrauchs in den letzten 4 Monaten, der sich täglich mehrenden Thätigkeit in den Fabrikdistrikten, des, wie eben gesagt, verhältnißmäßig unbedeutenden Vorraths an fremdem Getreide, in Rücksicht der niedrigen Preise, die unsere Nachbarn wenig zur Zusendung ihrer Vorräthe ermuntern können und endlich in Betracht, daß vor Eröffnung der Frühlings-Schifffahrt weder aus Nordamerika noch der Ostsee bedeutende Zufuhren eintreffen können: in Betracht dieser Umstände kann ein weiteres Heruntergehen der Preise nur die eigene Schuld unserer Landwirthe, d. h. ihrer unsinnigen Furcht sein und die Preise müßten gleichwohl vor der nächsten Aerndte wieder hinaufgehen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Belgien.</head> <div xml:id="ar209_030" type="jArticle"> <head><bibl><author>43</author></bibl> Lüttich, 29. Jan.</head> <p>Sie werden mir heute ein wenig auf eine sozialistischen Wanderung durch unsern gepriesenen Musterstaat folgen müssen. Und da die deutschen konstitutionellen Regierungen sich's recht angelegen sein lassen, ihre Staaten auf denselben Fuß zu bringen, so mag meine Rundschau wohl nicht ganz uninteressant sein. — Belgien hat nicht viel mehr als 4 Millionen Einwohner. Darunter sind mindestens 1,500,000 Arbeiter, und unter diesen sind gegenwärtig beinahe 1 Mill. ohne Beschäftigung und sterben vor Hunger, während 2 Mill. im Ueberflusse schwelgen. Und die Zahl der Arbeitlosen und Armen steigt mit jedem Tage, obgleich es anerkannt ist, daß Belgien durch seine geographische Lage die doppelte Einwohnerzahl, also über 8 Mill. ernähren könnte. Was thut das Gouvernement, was thuen die neuen Herren Minister, was thut die seit ungefähr 5 Wochen tagende neue gesetzgebende Kammer, diese wieder geborene, verjüngte Kammer, die so viel Wunder wirken sollte, jenem steigenden Pauperismus und Mißverhältniß gegenüber? Eine königliche Verordnung besteuert den Eingang von Waizen, Roggen, Buchwaizen, Gerste, Haber u. s. w., 200 Pfd. mit 4 Sgr., von einem Ochsen, einem Stier oder einer Kuh mit 4 Thlr., von Reiß mit 16 Sgr., von gesalzenem Fleisch mit 4 Thlr. für 200 Pfd. u. s. w. So vertheuert man also dem Arbeiter Brod und Fleisch und vermindert mithin seinen Lohn, um die Einnahme der Grundeigenthümer zu vermehren, um ihnen die Erhöhung der Preise der Lebensmittel trotz der Konkurrenz des Auslandes zu ermöglichen. Da nun der Ackerbau in Belgien so wenig beschafft, daß allein die Einfuhr fremden Getraides jährlich 4 Mill. Thaler beträgt, der Arbeiter und Arme also die Abgabe zahlen <hi rendition="#g">muß,</hi> so kommt die Abgabe von 4 Sgr. auf 200 Pfd. Getraide nach ungefährer Berechnung einer Erhöhung von 11 Sgr. 4 Pf. auf den Kopf des Konsumenten, also von 1 Thlr. 27 Sgr. für das Jahr gleich. Die Minister erscheinen vor der Kammer mit Budgets, welche nur ein Plagiat ihrer Vorgänger sind, und die unnützen Ausgaben für königliche Vergnügungen — obgleich man bereits die Thorheit begangen hat, dem Könige außer einem Dutzend Paläste täglich 20,000 Frcs., also <hi rendition="#g">5338 Thlr. 10 Sgr</hi>. zu geben — und andere Dinge sämmtlich unterhalten. Doch haben die Minister auch Ersparungen vorgeschlagen und die Kammer hat dieselben mit unbedeutenden Modifikationen genehmigt. Aber worin bestehen dieselben? Es sind dieselben, die man in Frankreich und Holland vorgeschlagen, aber mit Verachtung zurückgewiesen hat. Man wird nämlich die Zahl der Beamten von 19,228 auf 17,769 herabsetzen und die Gehälter und Pensionen schmälern. Dies Schicksal trifft, wie sich von selbst versteht, <hi rendition="#g">nur die niederen Beamten,</hi> die ohnehin kaum von ihrem Gehalt leben können. Anstatt also große und wirkliche Ersparungen auf der Basis einer durchgreifenden administrativen und militärischen Reform vorzunehmen, drückt man die niedern Beamten, um einige lumpige 100,000 Francs, die man doch nur wieder für unnütze, wo nicht gefährliche Dinge verausgaben wird, zu ersparen. Wenn man zu solchen elenden Mitteln greift, um einen lumpigen Thaler weniger zu verausgaben, so kann man sich einen Begriff von dem Zustande der allgemeinen Misere machen. Der Minister des Auswärtigen, der im Innern sicher nicht zu Hause ist, <hi rendition="#g">Rogier,</hi> hatte die Unverschämtheit, in einer der letztern Sitzungen mit der Behauptung hervorzutreten, daß <hi rendition="#g">der Wohlstand täglich im Wachsen begriffen noch nie so groß gewesen sei</hi>. Und siehe, gerade am andern Tage veröffentlicht die Independence <hi rendition="#b">60</hi> Verurtheilungen einer <hi rendition="#g">einzigen</hi> Sitzung wegen Vagabundirens Und zur selben Zeit berichtet der Eclaireur, daß das baare Geld sich in der ganzen Provinz durch Papiergeld ersetzt finde. Ist das nicht ein neues Zeichen des „wachsenden Wohlstandes“?</p> <p>Das Betteldepot zu Cambre enthält in diesem Augenblick 1946 Personen, worunter 1138 Männer, 590 Frauen, 135 Knaben und 83 Mädchen, mithin 78 mehr als im verwichenen November. Zeichen des wachsenden Wohlstandes. Man lies't im Echo von Cortray: „Die Entvölkerung Flanderns wird sehr bald die Lösung des Problems des Pauperismus sein.“ Man schreibt uns von Roulers: „Unsere Bevölkerung hat sich während des verflossenen Jahres wiederum beträchtlich vermindert. Die Zahl der Geburten beträgt 297, ungefähr 100 weniger, als nach dem gewöhnlichen Durchschnitt; die Todesfälle dagegen sind auf 429, also auf 100 über die normale Zahl gestiegen.“ Also ohne ansteckende Krankheit, in einem Jahre des Ueberflusses, wo die Lebensmittel unter der gewöhnlichen Taxe standen, erlitt unsere Bevölkerung in einem einzigen Jahre eine Verminderung von ungefähr 200 Einwohnern. Haltet ja nicht diese Lage für eine ausnahmsweise, sie ist in sämmtlichen Gemeinden unseres Bezirks seit 1845 normal geworden.</p> <p>In Thielt hat das Civilregister von 1848 213 Geburten, 642 Sterbefälle ergeben, so daß also letztere erstere um mehr als das Doppelte übersteigen.</p> <p>Aus Cachtem, im westlichen Flandern, schreibt man: „Vor einigen Jahren zählte unsere Gemeine 2000 Seelen. Nach der letzten Abschätzung zählte man mehr als 1700, in Wirklichkeit sind aber kaum 1461 vorhanden. Das verflossene Jahr ist durch 128 Sterbefälle auf 22 Geburten bezeichnet. Wahrlich! ein schreckenerregender Wachsthum des Wohlstandes.</p> <p>Der Messager von Gent berichtet, daß man in der Stadt sowohl als auf dem Lande überall nur in elende Lumpen gehüllten, zusammengekrümmten, vor Kälte zitternden und veilchenblau gefärbten, vor Hunger ausgemergelten Gestalten begegnet, deren Anblick einem selbst das Herz erstarren mache, und daß das Elend in den Häusern noch weit grausenerregender sei. Dasselbe Blatt sagt an einer andern Stelle: „Hier nachstehend ein Beispiel von verhältnißmäßigem Wohlstand: Nach den neuesten Schätzungen gibt es in Paris nach 10 Monaten der Krise, nach der Auswanderung der Reichen, nach dem Verfall der Industrie, nach einem Straßenkampf von vier Tage <hi rendition="#g">einen</hi> Dürftigen auf 10 Einwohner. Dahingegen lesen wir in dem Regierungsbericht, daß es 1847 in Gent auf eine Bevölkerung von 105,155 Einwohnern 33,716 aus öffentlichen Armenmitteln Unterstützte gab. Unsere Lage ist also mehr als dreimal so schrecklich als die vorübergehende von Paris.“</p> <p>Noch ärger ist's in Brügge: diese alte Stadt zählt 45,000 Einwohner, darunter sind zum Allermindesten 22,000, also beinah die Hälfte, ins Wohlthätigkeitsbureau eingeschrieben. Aber der allgemeine Wohlstand ist in stetem Wachsen begriffen und nie so groß gewesen, als jetzt, sagt Rogier. Verdiente ein solcher Minister nicht den Galgen?</p> <p>Der Messager von Gent bemerkt an einer andern Stelle zu der fernern Behauptung Rogiers, daß „die Sterblichkeit sich vermin-</p> <p> <ref type="link">Hierzu eine Beilage.</ref> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1145/0003]
die Maiorität erreicht haben dan geht es besser, nur erklären sie das dem Volke, Es sind hier große Volksmänner wir wollen republick und nicht kaiserreich, hier ist alles in bewegung die Bauern laßen senzen machen, die Bürger sind bewafnet, den es wird vielleicht sehr Schlimm. wen nur unser Militär nicht zu schlecht handelte wen republick wird so müßen die großen alle fort, — — — — — schreiben sie mir auch, es kostet kein Post-Porto, und macht recht lerm, fürchtet euch nicht mehr, hüttet auf dem Teiche immer fort, und recht steu alle Tage, und meine leute auch, es wird zugebauen, ich kann das Concept nicht ins reine Schreiben ich habe keine zeit, ich muß in meine Abtheilung; der Gedanke ist da, und so wie ihr denkt so handelt, ich auch und ihr auch, nur seid aufrichtig gegen einander den die Schorken mußen fort, die werden sterben, solte das vorkommen das für den Prinz von Preußen Stimmen gesamlet werden — macht was ihr wolt, nur bedauert nicht,“ — — — — — —
Aus dem Briefe vom 14. September 1848:
„— — — theuren freunde so wie auch feinde, reicht einer dem andern die bruder hand, ich ruffe euch aus der fern zu, ich ruffe euch den eine Wolke voller ungluck schwebt über uns, es ist möglich wir sehn uns nicht mehr wieder ich mache mir aber nichts daraus, Gott sorgt für mich und er wird auch in der ferne sorge, ich habe mein Leben hier aufs spiel gesetzt sieg ich heute oder Morgen nicht so siegt meine Asche im Grabe steht fest und laßt euch nicht mehr unterdrucken, die Tirranen sind in ganz Deutschland bekannt.“ —
Nach Mittheilung dieser Stellen heißt es im Ausschußbericht:
Die Aechtheit dieser Briefe vorausgesetzt, so ergiebt sich aus selbigen, daß der Briefsteller ein Anhänger der Republik ist, deren Einführung in Deutschland wünscht oder erwartet und die Aufhebung der damals (Juni 1848) in Berlin tagenden Reichsversammlung gewollt hat, ja man kann mit Rücksicht auf die hiesigen Septemberereignisse sogar der Vermuthung Raum geben, daß Herr Minkus die betrübenden Vorfälle des 18. Septemben 1848 am hiesigen Orte vorhergesehen habe, und am 14. Septembir 1848 entschlossen gewesen sei, sich dabei thätig zu beeheiligen, denn es heißt:
ich habe mein Leben hier aufs Spiel gesetzt. Sieg ich heute oder morgen nicht, so siegt meine Asche im Grabe,
jedoch giebt keine einzelne Stelle einen genügenden Anhalt für die Annahme:
daß Herr Minkus eine gewaltsame Umwälzung der Verfassung des preußischen Staats oder ein Unternehmen gegen das Leben oder die Freiheit des Königs von Preußen beabsichtigt habe, ihn also den Vorwurf des Hochverraths treffe.
Schließlich beantragt der Ausschuß:
„Die hohe National-Versammlung wolle die nachgesuchte Genehmigung zur Einleitung der Untersuchung wegen Hochverraths gegen den Abgeordneten Herrn Minkus nicht ertheilen.“
34 Darmstadt, 27. Jan. Wir sind hier bereits in den Genuß der deutschen „Grundrechte“ getreten. Bei „Strafe des Ungehorsams“ (32 Tagen strengen Arrest) ist dem aus seiner Verbannung wieder zu uns zurückgekehrten zweiten Regimente der Besuch aller „Wühlervereine“ untersagt, und einem Oberstlieutenant, der Mitglied des Märzvereins war, ist sogar der Besuch „aller politischen Vereine“ (!! von wegen der Unpartheilichkeit) verboten. Wegen des letzteren Verbotes hat der Märzverein eine Adresse an die zweite Kammer gerichtet, worin er über „gröbliche Verletzung der Gesetze,“ über „schmählichen Hohn auf den Geist der Neuzeit“ klagt, und die Kammer auffordert, „eingedenk ihrer Pflicht, die Gesetze gegen jeden Uebergriff, er komme von welcher Seite er wolle, zu schützen.“ Wirklich, allerliebste Worte! Und doch habt ihr neulich die Einführung der „Grundrechte des deutschen Volkes“ gefeiert; so freut euch doch auch jetzt, daß sie gehandhabt werden. Nach den Grundrechten besteht aber das Vereinsrecht für die Soldaten nur so weit es die Disziplinargesetze gestatten. Die Disziplinargesetze aber: das ist das Belieben eines jeden Vorgesetzten, das ist eine speziell militärische Angelegenheit, um die sich außer dem Militär Niemand zu kümmern hat. Mit der bunten Jacke zieht man auch die Disziplinargesetze an; und wenn die Fürsten das Vereinsrecht für den thatkräftigen Theil der Nation aufheben wollen, so ziehen sie demselben bunte Jacken an. Unsere Kammer aber hat wichtigere Sachen zu besorgen, als sich um das Vereinsrecht des Volkes zu bekümmern; sie beräth jetzt eben darüber, ob der König von Preußen Kaiser von Deutschland werden soll oder nicht. In Frankfurt scheint man sich noch nicht recht einigen zu können; deshalb müssen wir die Sache hier wohl in die Hand nehmen. Kann Friedrich Wilhelm denn auch noch nicht mit einem Male Kaiser von ganz Deutschland werden, so kann er's doch für's Erste von Hessen-Darmstadt werden. Also, wie gesagt, heute Morgen begann die Berathung über diesen wichtigen Gegenstand. Ein Antrag Heldmann's und Mohr's, die Sache auf sich beruhen zu lassen, wurde mit 28 gegen 15 Stimmen abgelehnt. Der früher von Heldmann eingebrachte Gegenantrag, den Großherzog zum Kaiser von Deutschland zu machen, würde bei der Berathung den loyalen Unterthanen einige Verlegenheiten bereitet haben, hätte der Präsident nicht eine List ersonnen, um denselben zu entfernen. Freilich eine List, würdig eines Dorfschulmeisters, womit er anderswo höchstens ein Lächeln erregt haben würde. Hier aber erreichte er seinen Zweck. Präsident Hesse erklärte, daß er die Diskussion nur über den ersten Antrag auf ein preußisches Kaiserthum gestatten könne, da derselbe für den Heldmann'schen Antrag präjudizirlich (!!) sei. In Frankfurt würde Herr Hesse ohne Zweifel auch dem König von Preußen das Präjudizium vor dem Kaiser von Oesterreich zuerkennen. Schade, daß er dort nicht Präsident ist.
Heldmann und Glaubrech sprachen gegen, Görz und Schenk für den preußischen Kaiser. Dann folgte Zitz; als er das Lächerliche einer Revolution hervorhob, die uns zu den 34 Fürsten noch einen Kaiser, zu den 34 Civillisten am Ende noch eine 35. von 50,000 Fl. oder Thaler gebe, brach die Gallerie in ein so stürmisches Bravo aus, daß der Reichstelegraph, Herr Wernher von Nierstein, puterroth von seinem Sitze aufsprang. „Die Gallerie wird geräumt,“ schrie der nicht weniger erzürnte Präsident, und drohte mit Anwendung von Gewalt, als nicht gleich Miene gemacht wurde, seinem Befehle Folge zu leisten. Die Linke richtete darauf die Bitte an den Präsidenten (sie ist nicht stark genug, um durch ihre Entfernung die Versammlung unbeschlußfähig zu machen), den Zutritt ferner noch zu gestatten, da ja keine Warnung dem gestrengen Befehle vorhergegangen sei. Herr Hesse erklärte sich bereit, wenn die ganze (!!) Versammlung damit einverstanden wäre. Herr Wernher von Nierstein und Herr von Gründerade legten ihr Veto ein, und die Gallerieen mußten in der That geräumt werden. In den Kasernen war bereits das Militär konsignirt, um bei etwaigem gewaltsamen Widerstand (an den natürlich kein Mensch dachte) sogleich bei der Hand zu sein.
Aber nun erklärte die Linke, an der Berathung nicht ferner Theil nehmen zu können, bis dem Publikum der Zutritt wieder gestattet sei. Die Kammer feierte ein unterbrochenes Opferfest, und wird am Montag einen neuen Anlauf auf das deutsche Kaiserthum nehmen.
Unserer Bürgerwehr steht eine allgemeine Entwaffnung bevor; nicht etwa weil sie sich gefährlich gezeigt — sie ist die loyalste von der Welt, und die Demokraten verlieren an ihr einen bewaffneten Feind. Die Entwaffnung geschieht nur, — hört! hört! — weil die Rekruten die Gewehre zum Einexerzieren nöthig haben. Nun stehen zwar in dem Zeughause noch Gewehre genug, aber die Rekruten gebrauchen eben die Gewehre, welche jetzt die Bürgerwehr hat; und für die Bürgerwehr sind die Zeughausgewehre natürlich viel zu gut.
Die „Grundrechte des deutschen Volkes“ sind indessen auch im Großherzogthum Hessen-Darmstadt anerkannt.
068 Dresden, 27. Jan. In der heutigen Sitzung der 2ten Kammer erschienen sämmtliche Minister, außer Braun. V. d. Pfordten theilt der Kammer mit, daß der König die vom Ministerium eingereichte Entlassung nicht angenommen habe (lautes Bravo). Das Kabinet glaube aber auf seinem Beschlusse beharren zu müssen, nur sei die Zeit zu kurz, um eine definitive Entschließung zu fassen.
Der Vicepräsident Tzschirner bemerkt: der Grund des Entlassungsgesuches sei immer noch nicht angegeben. Die Kammern wenigstens hätten noch nichts vorgenommen, was diese Art Flucht der Minister motiviren könne. Es sei dringend nöthig, daß sich das Ministerium in Betreff der Grundrechte ausspreche.
V. d. Pfordten geht darauf nicht ein und weist auf den parlamentarischen Gebrauch in Ministerkrisen hin.
Der Abg. Fincke macht, da die Krisis nicht von der Kammer herbeigeführt worden, die Minister für alle daraus entstehenden Nachtheile verantwortlich. Der vorhin genannte Minister gibt zu, daß das Kabinet eben so für sein Abtreten als sein Verbleiben verantwortlich sei. Die Minister entfernen sich.
Hierauf Berathung über den Klette'schen Antrag, die „Grundrechte“ ohne weitere Prüfung einzuführen. Wehner will, daß die Grundrechte den Kammern vorher zur Prüfung vorgelegt werden.
Vicepräsident Schaffrath beantragt: Die Regierung zu veranlassen, daß sie die Grundrechte auf verfassungsgemäßem Wege sofort ein- und durchführe.
Vicepräsident Tzschirner: „Die Frankfurter Nat.-Vers. hat das Vertrauen des Volks verloren; sie ist die unterthänigste Dienerin der Fürstin; was aus ihr kommt muß wohl geprüft werden“ — timeo Danos et dona ferentes!
Bei der Abstimmung wird der Schaffrath'sche Antrag einhellig angenommen, eben so ein Zusatz von Bertling: die Grundrechte nur in soweit publiziren zu lassen, als in der sächsischen Verfassung nicht größere Freiheiten enthalten seien.
Ungarn. Aus Siebenbürgen, 18. Januar. Den mit den Szeklern vereinigten Magyaren stehen die nicht starken kaiserlichen Garnisonen einiger festen Plätze gegenüber. An letztere schließen sich die Sachsen und die Wallachen (Rumunen) an. Die Wohnplätze der Szekler liegen im Osten des Landes längs der Grenze der Moldau. Die Magyaren wohnen in der Mitte des Landes, und haben die Plätze Klausenburg, Torda (Thorenburg), Enayed und Maros-Vaserhely zu ihren Stützpunkten. Die Mezö-Seg der fruchtbarste Strich des Landes, ist von ihnen besetzt. Die Sachsen wohnen im Süden längs dem Arme der Karpathen, welcher Siebenbürgen von der Wallachei trennt. Hauptplätze sind Kronstadt, Herrmannstadt und Mühlenbach. Ein von ihnen bewohnter Distrikt ist auch der im Nordosten gelegene von Bistriz, der aber gegenwärtig von den Magyaren und Szeklern cernirt ist. Die Wallachen wohnen im Lande unter den genannten Volksstämmen zerstreut. Die von kaiserlichen Truppen besetzten Plätze sind Kronstadt, Herrmannstadt und Karlsburg, welches letztere an der Marosch zwischen Herrmannstadt und Klausenburg liegt. Auch dieses hatte eine kaiserliche Besatzung, ist aber, wie bekannt, unlängst von den Magyaren genommen worden. — Was die Kopfzahl anlangt, so zählen die Magyaren und Szekler etwas über eine Million, d. i. die Hälfte der Bevölkerung. Die Sachsen kann man, der Zahl nach, etwas höher anschlagen, wie die Wallachen, Veide zusammen betragen ebenfalls etwas über eine Million. An Tapferkeit und Kriegsübung prävaliren die Ungarn und Szekler, und daher haben sie auch die Oberhand, und es war dem General Bem möglich, einen Streifzug in die Bukowina zu versuchen, der ihm um so leichter wurde, da über Bistrizsteine gut gebaute Straße dahin führt. Das Land ist besonders für den kleinen Krieg geeignet, weil es durchgehends gebirgig und ringsum von hohen Gebirgsbollwerken umgeben ist. Ebenen sind wenig da und nur an der Marosch bei Enayed so wie am Aranyos und an der Körösch. Sie betragen jedoch überall nur wenige Quadratmeilen. — Der Krieg wird zwischen den Parteien mit großer Erbitterung geführt. Die Ungarn und Szekler dominiren, haben das Land bis an die Distrikte der Sachsen inne, und beherrschen, da sie im Besitze von Klausenburg sind, den Paß nach Ungarn, der über Banfi-Hunyad und Fekete-To geht und bei Barod in die Ebenen Nieder-Ungarn mündet.
(Br. Z.) Französische Republik. Paris, den 28. Januar. Anklageakt gegen das Ministerium.
In Betracht, daß die antirepublikanische Politik des Ministeriums sich durch eine Handlung an den Tag legt, welche die Rechte der Bürger und das Grundprinzip der Volkssouveränetät angreift. In Betracht, daß das Recht, sich zu versammeln, ein natürliches Recht und ein politisches Recht ist, das in die Verfassung der französischen Republik eingeschrieben und konsetrirt ist. In Betracht, daß sich das Ministerium durch den von ihm gestern am 26. Januar vorgelegten Gesetzentwurf über Unterdrückung der Clubs einer Handlung schuldig gemacht, welche eine offenbare Verletzung (violation flagrante) der Artikel 8 und 51 der Verfassung ist. In Betracht, daß das Ministerium laut Artikel 68 der Verfassung für seine Handlungen verantwortlich ist: verlangen die unterzeichneten Volksvertreter die Versetzung der Minister in Anklagestand und ihre Verurtheilung durch den haute Cour National in Gemäßheit des Artikel 91 der Verfassung.
Paris, 27. Jan. 1849.
(Folgen 230 Unterschriften von Deputirten)
— (Proklamation des Central-Conseils und des National-Congresses, worin sie dem Lande die Aussöhnung der Bergpartei mit den Proudhon'schen Sozialisten und den Kommunisten anzeigen.)
An die demokratisch-sozialen Wähler!
Der Wille des Volkes war seiner Erfüllung nahe! Der Central-Conseil und der National-Congreß schickten sich bereits an, an Euch gemeinschaftlich einen Aufruf zu erlassen, worin Ihr ersucht werden solltet, ein einziges Comitè in Gemäßheit der herzlich vollzogenen Vereinigung zu errichten. In Gegenwart der handgreiflichen Verletzung der Verfassung, welche von einer contrerevolutionären Regierung gewagt worden ist, beeilen wir uns Euch die vollzogene Einigung (Union) hiermit zu proklamiren. Mögen es unsere Feinde hören: sie stehen jetzt der ganzen Demokratie gegenüber! Ein Minister Louis Bonaparte's, Léon Faucher, hat die Frechheit begangen, eine verbrecherische Hand an die Verfassung zu legen. Er hat sich nicht gescheut, der Nationalversammlung die Unterdrückung eines natürlichen und außerdem von der Verfassung ausdrücklich garantirten Rechts vorzuschlagen. Im Namen der Wähler, von denen wir unser Mandat empfingen; im Namen der französischen Demokratie üben wir hiermit ein Recht aus, und erfüllen wir hiermit eine gebieterische Pflicht, indem wir gegen diesen Frevel protestiren! Brüder, bleiben wir ruhig. Seien wir stark gegen alle Herausforderungen. Unsere Feinde brauchen eine Emeute, um ihren Staatsstreich zu rechtfertigen. Mögen sie sich die Lehren der Geschichte in's Gedächtniß zurückrufen! Die Staatsstreiche allein waren es, welche den Stundenschlag der Revolution förderten!
Paris, 27. Jan. 1849.
Der Glieder des National-Congresses und des Central-Conseils.
(Folgen die Unterschriften.)
— Francisque Bouvet schreibt an den Moniteur: „daß er gegen die unsinnige Handlungsweise des Ministeriums gestimmt haben würde, wenn er nicht im Augenblick des Votums mit Abschriftrevision des Barrot'schen Anklageakts gegen das Februarministerium wegen Verletzung des Versammlungsrechts beschäftigt gewesen wäre.“ Die jetzige Revolution nimmt äußerlich denselben Gang wie die vom Februar 1848.
— Der Moniteur zeigt an, daß der Lerminier'sche Universitätscursus bis auf Weiteres geschlossen ist. Die „Patrie“ will wissen, daß der Apostat bereits seine Entlassung eingereicht habe. (Dies wäre das erste Nachgeben der Minister auf die gestrigen Volks- und Studenten-Demonstrationen.)
— Sämmtliche demokratische Blätter, zu denen sich auch seit vorgestern der National rechnet, richten heute ihre Premier-Paris an das Volk, und beschwören es, ruhig zu sein, bis es die Montagne und ihre Chefs rufen.
— Mittags 2 Uhr. Es regnet fürchterlich. Große Gährung in den Kasernen. Indeß nirgends Ruhestörung. Alles wartet auf morgen und übermorgen. Das Ministerium ist entschlossen, es auf den Kampf ankommen zu lassen. Es tritt nicht ab.
— Thiers und Trelat haben sich auf Pistolen gefordert. Bugeaud und Honkeren für Thiers und Recurt und Grevy für Trelat hatten alle erdenkliche Mühe, die beiden Hähne auseinder zu halten. Die Sache ist der Versöhnung nahe. Veranlassung war eine prinzipielle Streitigkeit.
— Die imperialistische Liberté erklärt heute ihren Beitritt zum Anklage-Akt gegen das Ministerium mit fürchterlichen Ausfällen gegen den „alten Steinesel Odilon-Barrot.“
— Der National und die Democratie pacifique erzählen sehr umständlich die Dinge, welche sich gestern in demjenigen Flügel der Tuilerien ereigneten, wo seit dem Juni v. J. Pascha Changarnier mit seinem Generalstabe hauset. Hieraus ersieht man, daß die von uns gestern flüchtig gemeldete Verhaftung des Bataillonschefs Aladenize hohe Wichtigkeit hat. Changarnier, von der Gährung unterrichtet, welche sein Reorganisationsplan in der Mobilgarde und in der Garde Republicaine hervorrufe, ließ gestern sämmtliche Bataillonschefs zu sich bescheiden.
„Die Mobilgarde zeigt sich unzufrieden (redete Changarnier diese Bataillonskommandanten an). Sie will sich morgen auf dem Marigny in den elysäischen Feldern, in Ausschüssen versammeln, um gleich einem Klub unter freiem Himmel zu berathen. Ich sage Ihnen, sie soll sich in Acht nehmen. Wenn sie sich rührt, lasse ich sie niedersäbeln.“ Hierauf erwiderte Aladenize: „Ihre neuesten Maßregel haben nicht nur die Desorganisation der Mobilgarde und Republ. Garde, sondern der Republik selbst zum Zweck. Sie beweisen Ihren Verrath an der Republik und an der Verfassung. Als solcher erkläre ich Sie zum Verräther an der Republik und am Vaterlande (der General reißt an der Klingelschnur. Gensd'armen stürzen in den Saal; Changarnier befiehlt ihnen, den Redner zu arretiren). „General! ruft dieser, Sie verlangen meinen Degen. Ich erhielt ihn von der Wahl freiwilliger Republikaner. Ich kann ihn nur zerbrechen. Aber General, wir finden uns wieder!“ Nach diesen Worten ergriffen die Gensd'armen den Redner und führten ihn in das berüchtigte Militärgefängniß Abbaye ab.
Der National fügt hinzu: daß im Laufe des Abends auch die Bataillons-Chefs Duseigneur, Arrighi, Bassac, Camuset und der Befehlshaber des 10. Bataillons zu ihrem Kameraden Aladenize in die Abbaye geworfen worden seien.
* Paris, 28. Jan. _ 17 Paris, 28. Jan. „Le Pays“ zeigt heute lakonisch an: „Das Land (d. h. die Provinzialphilister) solle sich auf's Aergste gefaßt machen und im Nothfall diese Nationalversammlung sprengen, die sich gegen die Regierung auflehne und von _ Faktion der Klubisten sich beherrschen lasse.“ Das „Siecle“ heult in ähnlicher Weise, und sagt: „Binnen zwei Monaten wird Frankreich eine gräßliche Reihe von Schrecknissen aller Art erleben, wenn nicht schleunigst dem Konflikt zwischen der Kammerminorität und dem Ministerium gesteuert wird. Möge Dufaure nebst den Seinigen nur geschwinde, da es noch nicht zu spät ist, sich des Steuers bemächtigen- Die Frechheit der sozialdemokratischen Blätter übersteigt alles Vermuthen; das ordnungsliebende Frankreich wird und muß über das ordnungsfeindliche den Triumph feiern können.“
Gestern war ein stürmischer Tag, viele Perrüken flogen, Bugeaud schliff seinen Säbel, Changarnier (der Nationalgardenkommandant und Philippist) ließ einen Mobilmajor arretiren, der ihm etwas herbe die Wahrheit sagte, daß durch dies Verabschieden von 6000 Mobilen der Geist im Korps rebellisch würde. Studiosen und Lyceaner (d. h. Gymnasiasten) prozessionirten auf die Redaktion der „Demokratie pacifique“ und protestirten wie folgt gegen Lherminiers Professur: „Wir, Zöglinge der hohen Schulen, sehen uns durch unser Ehrgefühl veranlaßt, die fortdauernde Nichtwiedereinsetzung des verehrten Professor Mickiewitsch und gegen die Wiederbestallung eines längst der Verachtung anheimgefallenen öffentlichen Lehrers uns zu verwahren, der unter Guizot sogar abgesetzt wurde und es blieb, und durch die provisorische Regierung auch nicht wieder eingesetzt ward. Er ist ein Mann, gegen den sich Frankreichs sittliches Gefühl empört.“
Im Auditorium hatten die Studenten und Zöglinge der Normalschullehrerakademie, der Minen- und Civilingenieurschule, die sich den gewöhnlichen Zuhörern in solchen Ausnahmsfällen immer anschließen, nichts mehr vermocht; der Saal wimmelt von handfesten s. g. Prügelmännern der geheimen Polizei (jeder mit einem eisenspitzigen oder bleiknopfigen Stöckchen und Glacehandschuhen, Lorguette, Uhrkette u. s. w.), auch hatte nur derjenige Zutritt, der vom Administrator des College de France eine rosarothe Einlaßkarte bekommen und seine Adresse in ein Buch eingeschrieben. Auf dem Platz Cambray rings um das Gebäude postirten drei Bataillone Infanterie und eine Schwadron Kavallerie. Solche Bravourstücke waren nur dem Jesuitenminister Falloux prädestinirt, im ersten Jahr der vom Pahst gebenedeiten Repu_ ; weder Louis Philipp noch Karl X. riskirten eine Blamage dieser Art. Ex ungue leonem; was wird erst in diesem Genre kommen, wenn die lieben Brüder der Herren Montalembert und Falloux, die Henricinquisten mit dem heiligen Henri, auf dem Thron sitzen werden? Dies nennt der Legitimismus „die Lehrfreiheit schirmen“. Und das Drolligste dabei wäre, wenn, wie der National versichert zu wissen, der p. p. Lherminier trotz dieses Schirms keine Vorträge über Montesquieu's Esprit des lois mehr halten wolle und seine Entlassung eingereicht habe. Die Montalembert'sche Bande betrachtet diesen Lherminier'schen Krakehl als um so wichtiger, da er gerade in dem nämlichen College de France passirt, wo Edgart Quinet, Michelet und Mizkiewitsch sie so schrecklich, unter Louis Philipp, jahrelang geärgert haben.
Albert Maurin aus Marseille, der in der Kommission des französisch-deutschen Verbrüderungsbanketts saß, hat mehrere Volksbroschüren publizirt: „Die kleinen rothen Bücher“, welche anempfehlungswerth sind. Seine größere Publikation „die Junitage“, ebenfalls von rein sozialdemokratischem Standpunkt aus gedacht, gibt eins der besten Gemälde jener Katastrophe. Möge folgende Stelle als Probe dienen: „Zwei Tage nach Beendigung dir Schlacht ging ich hinüber in das Viertel St. Jaques. Unwee der Kirche St. Severin (wo die Ouvriers so tapfer gefochten, eins ihrer Hauptquartiere aufgeschlagen und wo die Frauen die Sturmglocke gezogen hatten) stand eine Gruppe, ein Straßensänger ließ sich vernehmen in Trauermelodie und verkaufte den Text um _ f Centimen. Es war ein Leichenlied auf den wohledeln Herrn Erzbischof von Paris, wie er im Liede hieß. Die Zuhörer waren bewegt. In jeder Pause zwischen den sechs Strophen tauschten die Arbeiter einige Bemerkungen unter einander aus. Einer hielt ein Mädchen von vier Jahren auf dem Arm, und einen Knaben an der Hand; er hatte ein so scharf gezeichnetes Gesicht, daß ich mich entsann, ihn an jenem Abende auf dem Pantheonplatz erblickt zu haben wo die Ouvriers bei Fackelschein noch ein Mal sich aussprachen und danach das große Rendezvous sich gaben auf den nächsten Morgen, 23. Juni. Der Mann sah mich nicht; er seufzte und sagte: meine Tochter hat die Hand des Erzbischofs berührt, das wird ihr Heil bringen. Er küßte dieses Kind und wies den Umstehenden die heilige Medaille am Halse desselben. Ha, sagte ich zu mir, da haben wir also schon gleich einen Insurgenten, der Religiosität und Familienliebe hat; trotzdem daß die Blätter der Sieger das Gegenstück von den Barrikadeurs behaupten! — Der Sänger sang ein anderes Lied: die edeln Märtyrer vom 22., 23., 24., 25. Juni betitelt. Ich erstaunte, jeder warf dem Nachbar einen Blick zu.“
Sollten wir ein Loblied auf die Mobil- und Nationalgarde und Linie vernehmen? Ich ehre gewiß den Heldenmuth dieser Männer, die, wenn auch in Ueberzahl und mit Waffenübergewicht, doch sich persönlich tapfer den Barrikadenschüssen blosstellten in voller Körperlänge. Aber war es nicht thöricht, jetzt schon dies Lied, und gerade in diesem zuckenden, blutenden, niedergedonnerten Proletarierviertel zu singen? Ich irrte mich. Der Sänger verstand unter edeln Märtyrern die, welche für eine bessere Zukunft zu kämpfen geglaubt. Deutlicher konnte man schwerlich die Juni-Insurgenten bezeichnen. Die Zuhörer weinten und er sang:
„Gefallen sind sie auf dem Wahlplatz hier,
Der theuren Söhne, Väter, Brüder viel;
Sie glaubten in Gefahr die Stadt Paris,
Die liebe Stadt, das liebe Land in Noth.
Da flogen unsre Helden froh zur Schlacht,
Und färbten roth den Stein mit heißem Blut;
Sie brausten glühend hin und stürmten wild,
Und wurden edle Märtyrer füt uns;
Sie glaubten in Gefahr und Todesnoth
Die Freiheit, diese Göttin kühn und stark.“
„Ich konnte mich einer Thräne nicht erwehren, der Ouvrier mi den Kindern sah mich an und sagte: Das macht traurig, nich wahr? Der Sänger fuhr fort:
„Man trifft sich, sieht sich an spricht:
Mein Freund, wie geht es Dir? —
Der Freund erwidert: aber Dir? —
Der eine seufzt: mein Vater blieb
Dort auf der Barrikade todt.
Der andere weint: mein Bruder fiel
Hier an der Wand durch Pulver und durch Blei,
Am Boden knieend.“
Italien. * Die italienischen Blätter sind voll von Gerüchten über eine spanische Intervention. Wie der toskanischen Regierung bereits offiziell gemeldet sein soll, sind 1500 Mann spanische Truppen zu Neapel ausgeschifft worden, und nach Privatbriefen aus Civita-Vecchia erwartete man dort die Landung von 3000 Spaniern unter Zucchi's Commando. Das römische Ministerium sammelt dagegen alle Truppen, über die es verfügen kann, um die Constituante zu schützen. Eine am 17. Jan. zu Ancona eingetroffene Depesche beruft alle daselbst befindlichen Truppen, mit Ausnahme der zum Schutz der Stadt unumgänglich nöthigen, sofort nach Rom. 1300 Mann mit anderthalb Batterien sind daraufhin augenblicklich nach Rom abgegangen, ebenso die beiden neuen auf piemontesisch montirten Kavallerieregimenter, und noch 1200 Mann sollen folgen. Wie Piemont hat sich nun auch Toskana offen gegen jede fremde Einmischung in die römischen Angelegenheiten ausgesprochen. Der Minister des Auswärtigen hat dem diplomatischen Corps seinen desfallsigen Protest in aller Form zustellen lassen.
Sonst wenig Neues aus Rom. General Ferrari, Commandant der von Venedig zurückgekehrten Division, ist in Folge des Zurücktretens Lorenzo Sforza's zum General en chef der Civica ernannt worden. Die provisorische Sicherheitsjunta hat eine Proklamation an die Bürger erlassen, worin sie sich über die Principien ausspricht, wonach sie zu handeln vor hat.
Radetzky's Stellung wird mit jedem Tage drohender. Er hat seine Truppen auf den Grenzen von Piemont, Toskana und den römischen Staaten concentrirt. Von Piemont verlangt er eine Entschädigung von 190 Millionen Lire für Kriegskosten.
Karl Albert ist am 24. Januar mit dem Kriegsminister nach Alessandria abgereist.
In Pavia und Modena sollen Unruhen ausgebrochen sein. In Toskana circulirt eine Adresse an's Ministerium, die es auffordert, das Wahlgesetz für die italienische Constituante sofort vor's Parlament zu bringen, nud die vom Parlament die schleunigste Diskussion und Abstimmung darüber verlangt.
Großbritannien. * London, 28. Jan. Wie gering Englands Ausfuhr nach seinen Kolonien im Vergleich zu derjenigen nach fremden Ländern ist, ergibt sich nachstehender Zusammenstellung:
Ausfuhr n. d. Kolonien. Ausfuhr nach fremden Ländern. Insgesamt.
Pf.-Sterl. Pf.-Sterl. Pf.-Sterl.
1830 9,789,274 28,482,349 38,271,596
1835 10,991,010 36,381,260 47,372,270
1840 15,974,626 35,431,804 51,406,430
1845 16,263,897 43,847,185 60,111,082
Die Ausfuhr nach Deutschland und der Union übertraf jedesmal die nach Ostindien und Ceylon. Die Ausfuhr nach Holland und Italien war jedesmal größer, als die nach sämmtlichen Kolonien in Nordamerika u. s. w.
Unsere Kolonien können daher für uns weniger wegen unserer Ausfuhr dahin, als wegen der Einfuhr von daher in Betracht kommen, z. B. Canada wegen seines Schiffsbauholzes, Australien wegen seiner Wolle, andere Kolonien wegen Indigo, Zucker, Kaffee, Baumwolle etc.
Viele Engländer betrachten die Kolonien als sehr werthvoll, weil sie als Abzugskanal für überflüssige Bevölkerung dienen. Gleichwohl haben die Vereinigten Staaten mehr engl. Einwanderer aufgenommen, als sämmtliche engl. Kolonien zusammengerechnet. Nehmen wir blos die 3 Jahre 1845-47: so zeigt sich folgendes Verhältniß. Es wanderten aus Großbritannien und Irland aus:
im Jahre: nach den nordamerik. Kolonien. nach den Vereinigten Staaten. nach Australien.
1845 31,803 — 58,538 830 Pers.
1846 43,439 — 82,239 2,347 Pers.
1847 100,680 — 142,154 4,949 Pers.
Ueberhaupt wanderten in den 23 Jahren (1825-47 incl.) aus:
Nach den Vereinigten Staaten 852,564 Pers.
Nach allen engl. Kolonien insgesammt 835,033 Pers.
Hierbei ist zu bemerken, daß viele engl. Auswanderer zwar nach Canada gehen, aber blos um sich von da aus nach den Vereinigten Staaten zu begeben.
* London, 27. Januar. Bevor die nächste Nr. d. Blattes erscheint, sagt der „Economist“, ist das bisherige Korngesetz dahingeschieden und von da ab wird der Weizen gegen einen nominellen Zoll von 2 Schilling pr. Quarter eingeführt. Wiewohl die Pächter 3 Jahre lang Zeit zur Vorbereitung hatten, so ist gleichwohl eine große Besorgniß wegen den unmittelbaren Folgen dieses Wechsels unter ihnen vorhanden. Viele Umstände haben zu einer ungewöhnlichen Herabsetzung der Preise auf dem Getreidemarkt geführt; unter ihnen ist das Aufhören der Getreidezölle wohl nicht der vornehmste. Der „Economist“ erinnert an die Ergebnisse der letzten Aernte. Im Süden und Westen Englands mißriethen die Kartoffeln noch ärger als 1847 und der Weizen lieferte an Menge und zum größten Theil auch hinsichtlich der Güte ein schlechtes Resultat. Nimmt man die sorgfältigsten Berichte aus ganz England zusammen, so gab es seit 1841 keine schlechtere Weizenärnte. Dazu kommt noch die viel schlechtere Aernte in Irland, wo nur der Hafer einen guten Ertrag lieferte. Die Zufuhren von Außen sorgten dafür, daß seit vorigen Aug. der Weizenpreis sich ziemlich gleich geblieben ist.
Der panische Schrecken, der sich unter den Landwirthen zeigt, geht aus ihrer Besorgniß hervor, daß vom nächsten Donnerstag an, wo auch der letzte Rest der Korngesetze verschwindet, der Markt mit auswärtigem, jetzt noch unter Verschluß lagerndem Getreide überschüttet werden wird. Der „Economist“ zeigt nun aus den offiziellen Listen, daß die Vorräthe fremden Weizens nicht größer sind, als zu irgend einer frühern Zeit. Es befanden sich nämlich am 10 Januar nur c. 800,000 Quart. Getreide (darunter 650,000 Quart. Weizen) auf dem Lager, während z. B. am 5. Jan. 1846 nicht weniger als 1,200,000 Quart. fremdes Getreide darunter 1 Mill. 100,000 Quart. Weizen) unter Verschluß lagen.
In Betracht des enormen Verbrauchs in den letzten 4 Monaten, der sich täglich mehrenden Thätigkeit in den Fabrikdistrikten, des, wie eben gesagt, verhältnißmäßig unbedeutenden Vorraths an fremdem Getreide, in Rücksicht der niedrigen Preise, die unsere Nachbarn wenig zur Zusendung ihrer Vorräthe ermuntern können und endlich in Betracht, daß vor Eröffnung der Frühlings-Schifffahrt weder aus Nordamerika noch der Ostsee bedeutende Zufuhren eintreffen können: in Betracht dieser Umstände kann ein weiteres Heruntergehen der Preise nur die eigene Schuld unserer Landwirthe, d. h. ihrer unsinnigen Furcht sein und die Preise müßten gleichwohl vor der nächsten Aerndte wieder hinaufgehen.
Belgien. 43 Lüttich, 29. Jan. Sie werden mir heute ein wenig auf eine sozialistischen Wanderung durch unsern gepriesenen Musterstaat folgen müssen. Und da die deutschen konstitutionellen Regierungen sich's recht angelegen sein lassen, ihre Staaten auf denselben Fuß zu bringen, so mag meine Rundschau wohl nicht ganz uninteressant sein. — Belgien hat nicht viel mehr als 4 Millionen Einwohner. Darunter sind mindestens 1,500,000 Arbeiter, und unter diesen sind gegenwärtig beinahe 1 Mill. ohne Beschäftigung und sterben vor Hunger, während 2 Mill. im Ueberflusse schwelgen. Und die Zahl der Arbeitlosen und Armen steigt mit jedem Tage, obgleich es anerkannt ist, daß Belgien durch seine geographische Lage die doppelte Einwohnerzahl, also über 8 Mill. ernähren könnte. Was thut das Gouvernement, was thuen die neuen Herren Minister, was thut die seit ungefähr 5 Wochen tagende neue gesetzgebende Kammer, diese wieder geborene, verjüngte Kammer, die so viel Wunder wirken sollte, jenem steigenden Pauperismus und Mißverhältniß gegenüber? Eine königliche Verordnung besteuert den Eingang von Waizen, Roggen, Buchwaizen, Gerste, Haber u. s. w., 200 Pfd. mit 4 Sgr., von einem Ochsen, einem Stier oder einer Kuh mit 4 Thlr., von Reiß mit 16 Sgr., von gesalzenem Fleisch mit 4 Thlr. für 200 Pfd. u. s. w. So vertheuert man also dem Arbeiter Brod und Fleisch und vermindert mithin seinen Lohn, um die Einnahme der Grundeigenthümer zu vermehren, um ihnen die Erhöhung der Preise der Lebensmittel trotz der Konkurrenz des Auslandes zu ermöglichen. Da nun der Ackerbau in Belgien so wenig beschafft, daß allein die Einfuhr fremden Getraides jährlich 4 Mill. Thaler beträgt, der Arbeiter und Arme also die Abgabe zahlen muß, so kommt die Abgabe von 4 Sgr. auf 200 Pfd. Getraide nach ungefährer Berechnung einer Erhöhung von 11 Sgr. 4 Pf. auf den Kopf des Konsumenten, also von 1 Thlr. 27 Sgr. für das Jahr gleich. Die Minister erscheinen vor der Kammer mit Budgets, welche nur ein Plagiat ihrer Vorgänger sind, und die unnützen Ausgaben für königliche Vergnügungen — obgleich man bereits die Thorheit begangen hat, dem Könige außer einem Dutzend Paläste täglich 20,000 Frcs., also 5338 Thlr. 10 Sgr. zu geben — und andere Dinge sämmtlich unterhalten. Doch haben die Minister auch Ersparungen vorgeschlagen und die Kammer hat dieselben mit unbedeutenden Modifikationen genehmigt. Aber worin bestehen dieselben? Es sind dieselben, die man in Frankreich und Holland vorgeschlagen, aber mit Verachtung zurückgewiesen hat. Man wird nämlich die Zahl der Beamten von 19,228 auf 17,769 herabsetzen und die Gehälter und Pensionen schmälern. Dies Schicksal trifft, wie sich von selbst versteht, nur die niederen Beamten, die ohnehin kaum von ihrem Gehalt leben können. Anstatt also große und wirkliche Ersparungen auf der Basis einer durchgreifenden administrativen und militärischen Reform vorzunehmen, drückt man die niedern Beamten, um einige lumpige 100,000 Francs, die man doch nur wieder für unnütze, wo nicht gefährliche Dinge verausgaben wird, zu ersparen. Wenn man zu solchen elenden Mitteln greift, um einen lumpigen Thaler weniger zu verausgaben, so kann man sich einen Begriff von dem Zustande der allgemeinen Misere machen. Der Minister des Auswärtigen, der im Innern sicher nicht zu Hause ist, Rogier, hatte die Unverschämtheit, in einer der letztern Sitzungen mit der Behauptung hervorzutreten, daß der Wohlstand täglich im Wachsen begriffen noch nie so groß gewesen sei. Und siehe, gerade am andern Tage veröffentlicht die Independence 60 Verurtheilungen einer einzigen Sitzung wegen Vagabundirens Und zur selben Zeit berichtet der Eclaireur, daß das baare Geld sich in der ganzen Provinz durch Papiergeld ersetzt finde. Ist das nicht ein neues Zeichen des „wachsenden Wohlstandes“?
Das Betteldepot zu Cambre enthält in diesem Augenblick 1946 Personen, worunter 1138 Männer, 590 Frauen, 135 Knaben und 83 Mädchen, mithin 78 mehr als im verwichenen November. Zeichen des wachsenden Wohlstandes. Man lies't im Echo von Cortray: „Die Entvölkerung Flanderns wird sehr bald die Lösung des Problems des Pauperismus sein.“ Man schreibt uns von Roulers: „Unsere Bevölkerung hat sich während des verflossenen Jahres wiederum beträchtlich vermindert. Die Zahl der Geburten beträgt 297, ungefähr 100 weniger, als nach dem gewöhnlichen Durchschnitt; die Todesfälle dagegen sind auf 429, also auf 100 über die normale Zahl gestiegen.“ Also ohne ansteckende Krankheit, in einem Jahre des Ueberflusses, wo die Lebensmittel unter der gewöhnlichen Taxe standen, erlitt unsere Bevölkerung in einem einzigen Jahre eine Verminderung von ungefähr 200 Einwohnern. Haltet ja nicht diese Lage für eine ausnahmsweise, sie ist in sämmtlichen Gemeinden unseres Bezirks seit 1845 normal geworden.
In Thielt hat das Civilregister von 1848 213 Geburten, 642 Sterbefälle ergeben, so daß also letztere erstere um mehr als das Doppelte übersteigen.
Aus Cachtem, im westlichen Flandern, schreibt man: „Vor einigen Jahren zählte unsere Gemeine 2000 Seelen. Nach der letzten Abschätzung zählte man mehr als 1700, in Wirklichkeit sind aber kaum 1461 vorhanden. Das verflossene Jahr ist durch 128 Sterbefälle auf 22 Geburten bezeichnet. Wahrlich! ein schreckenerregender Wachsthum des Wohlstandes.
Der Messager von Gent berichtet, daß man in der Stadt sowohl als auf dem Lande überall nur in elende Lumpen gehüllten, zusammengekrümmten, vor Kälte zitternden und veilchenblau gefärbten, vor Hunger ausgemergelten Gestalten begegnet, deren Anblick einem selbst das Herz erstarren mache, und daß das Elend in den Häusern noch weit grausenerregender sei. Dasselbe Blatt sagt an einer andern Stelle: „Hier nachstehend ein Beispiel von verhältnißmäßigem Wohlstand: Nach den neuesten Schätzungen gibt es in Paris nach 10 Monaten der Krise, nach der Auswanderung der Reichen, nach dem Verfall der Industrie, nach einem Straßenkampf von vier Tage einen Dürftigen auf 10 Einwohner. Dahingegen lesen wir in dem Regierungsbericht, daß es 1847 in Gent auf eine Bevölkerung von 105,155 Einwohnern 33,716 aus öffentlichen Armenmitteln Unterstützte gab. Unsere Lage ist also mehr als dreimal so schrecklich als die vorübergehende von Paris.“
Noch ärger ist's in Brügge: diese alte Stadt zählt 45,000 Einwohner, darunter sind zum Allermindesten 22,000, also beinah die Hälfte, ins Wohlthätigkeitsbureau eingeschrieben. Aber der allgemeine Wohlstand ist in stetem Wachsen begriffen und nie so groß gewesen, als jetzt, sagt Rogier. Verdiente ein solcher Minister nicht den Galgen?
Der Messager von Gent bemerkt an einer andern Stelle zu der fernern Behauptung Rogiers, daß „die Sterblichkeit sich vermin-
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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