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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 199. Köln, 19. Januar 1849.

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Glückwunsch zum neuen Jahr an jenes. Wer aber seine Macht auf Bajonette stützt, fällt bald! denn das Volk lebt länger als ein König und des Volkes Rechte bedürfen nicht der Gottes Gnaden und keine Macht der Erde darf sie ungestraft verkümmern.

Wie jämmerlich hier der Preußenverein (alias "Patriotischer Verein) agirt, wie er die demokratischen Wahlen hintertreiben will, ist wirklich lächerlich. Der General-Lieutenant v. W. läßt sich herab, den Lehrer J. zu denunziren, weil derselbe seinen Schülern auf inständiges Bitten die Geschichte des Volksmärtyrers Robert Blum erzählte. General-Lieutenant v. Wedell dringt auf Untersuchung gegen den Referendarius Szobbeon, weil er wahre Worte über den König gesagt.

Die hier stationirten höchst reaktionären Offiziere wollen eine Petition einreichen des Inhalts, die "Neue Rheinische Zeitung soll in Belagerungszustand versetzt werden!" O gerum, gerum gerum!

Alles jauchzt dem Februar entgegen, wo endlich das Volk über die Fürsten zur Tagesordnung übergehen wird. Während der Kammersitzungen, wird hier erzählt, soll die Presse ganz und gar verboten werden.

So eben erfahre ich, daß der Referendarius S. seines Amtes ex officio suspendirt ist.

!!! Frankfurt, 16. Januar.

National-Versammlung. Fortsetzung der Kaiserdebatte.

H. Simon von Breslau frägt den Minister Gagern, ob das (soi-disant) Reichsministerium Kenntniß hat von der Wahl des Kreises Neuß im Rheinland, welche auf den im Zuchthaus sitzenden Temme gefallen, und was unter den obwaltenden Umständen das Ministerium in dieser Sache thun wird?

Der "Edle" von Gagern meint: Das Ministerium hat noch keine Kenntniß (wenn hätte es je Kenntniß) und was es thun wird, darüber wird es Donnerstag antworten.

(Die alten Schmerlingschen Witze. Wird der Kreis Neuß nichts thun?)

Der Handelsminister beantwortet einige Interpellationen und einige unbedeutende Berichte werden angezeigt.

Der Finanzminister v. Beckerath giebt Rechenschaft über die deutschen Regierungen, welche ihre Matrikularbeiträge zur Gründung der deutschen Flotte gezahlt haben. Oesterreich hat nichts gezahlt. Mecklenburg, Luxenburg und Limburg sind noch im Rückstande. Kurhessen will eine Gegenrechnung machen wegen Reichstruppen. Mit Sachsen wird noch geschachert. Die Uebrigen haben merkwürdiger Weise gezahlt.

Zur Tagesordnung.

Die Linke hat einen Antrag eingegeben:

"Das deutsche Reichsoberhaupt darf nicht zugleich Regent eines deutschen Einzelstaates sein."

In der Reihe der Redner kommt

Phillips (ein unbekannter Ultramontaner aus Baiern) beginnt mit einer Lobrede auf Görres. Dieser große Mann (Gelächter) sei nie für ein erbliches Kaiserthum gewesen. (Gelächter). Folgt ähnlicher Blödsinn. Sein spezielles Vaterland (Baiern) würde sich sehr unwohl bei einem preußischen Kaiserthum befinden. (Die andern werden sich sehr wohl befinden!) Herr Phillips ist endlich für ein Direktorium (wobei Baiern zwei Stimmen hat).

Professor Stahl aus Erlangen ist fürs erbliche Kaiserthum. In der langen Rede dieses Herrn erfahren wir u. a. auch, daß baierisches Blut in seinen Adern fließt. (Wie mag das wohl aussehen, baierisches Blut?)

(Zum Schluß Beifall des ganzen Centrums und der Rechten. Die Herren werden schon ihren Erbkaiser propariren!)

Venedey: Stahl hat gesagt, zu einem gesegneten Handel sei eine monarchische Staatsverfassung unumgänglich nöthig. Deutschland habe 1000 Jahre Monarchien und doch einen schlechten Handel. Amerika dagegen guten Handel und keine Monarchie. (Das begreift ein dummer Junge, aber die Herrn von Frankfurt wollen es anders begreifen.) Wenn man nun schon einen Kaiser wählen wolle, solle man wenigstens kein gekröntes Haupt dazu wählen. Ein königlich preußisches Kaiserthum würde den Bürgerkrieg bringen.

Bassermann (endlich!): Das Direktorium erklärt er von vornherein für verderblich. Vor dem Gedanken, daß jeder Deutsche wählbar sei, erschrickt Hr. Bassermann nicht wenig. (Er erschrickt aber nicht mehr wie wir, man könnte ja Brutus-Bassermann, den Bravsten der Braven wählen!) Lamartine, Cavaignac etc. seien das beste Zeichen, daß die Sympathien des Volkes für seine Gewählten nicht lange dauern. (Brutus hätte bei sich stehen bleiben können.) Auch gegen einen sogenannten Turnus spricht sich Hr. Bassermann aus. Was bleibt nun noch übrig? Der erbliche Kaiser! Bassermann spricht's und damit basta! Bassermann giebt die Möglichkeit zu, daß dies Haus (das s. g. Parlament) in der Oberhauptsfrage zu gar keinem Resultate kommt, aber, sagt er, es wäre mir gewissermaßen recht lieb, wenn es so käme, denn dann weiß ich, daß es in Deutschland Männer giebt (die 34) welche sagen werden, da ihr (Herren von Frankfurt) nicht die Spitze der Verfassung zusammenbringt, so werden wir euch eine machen. (Gut!) Dies sage ich schon im Voraus, sagt Bassermann, damit das deutsche Volk nicht verzweifelt (Haha, haha, haha!), wenn wir zu keinem Beschlusse kommen. Zuletzt meint er u. a, die preußische National-Versammlung sei mit dem höchsten Recht auseinandergetrieben worden, und dieser (der Frankfurter Versammlung) wäre es längst eben so gegangen, wenn nicht die Majorität sich so konsequent und würdig benommen hätte. (Nur die Gallerien lachen. Die Centren bringen sich ein Bravo.) Unter andern Allotrien erzählt auch Brutus, das die O.-P.-A-Ztg. 2000 Abonnenten mehr und die Reichstagszeitung 400 weniger hat seit dem 1. Jan. (Der große Mann kann die Buchhändlererinnerungen nicht los werden.)

Zum Schluß seiner Rede bricht die Linken in höhnisches langes Bravo aus).

Venedey erhält das Wort zu einer Zwischenbemerkung. Er erklärt, es sei kein Wunder, daß die O.-P.-A.-Ztg. mehr Abonnenten habe, denn sie müßte als offizielles Organ gelesen werden. Daß aber die Stimmung für demokratische Blätter sich keineswegs gemindert habe, das zeige sich bei der Neuen Rheinischen Zeitung in Köln, die von 800 auf 3000 Abonnenten gestiegen sei.

(Lautes Bravo von den Gallerien).

Reichensperger spricht für ein Direktorium (ich gehe frühstücken) und gegen einen erblichen Kaiser.

Hierauf spricht Ostendorf für den Erbkaiser.

Von Schluß der Debatte ist heute (vielleicht morgen) noch keine Rede.

Morgen Fortsetzung.

Italien.
*

Trotz der drohenden Nachrichten aus Toulon und der mit jedem Tage imposantern Entwicklung der östreichischen Streitkräfte auf der römischen Gränze ist die revolutionäre Bewegung auf allen Punkten der Halbinsel eher im Zunehmen als im Abnehmen begriffen. Im ganzen Bereich des weiland Kirchenstaats ist die Berufung der Constituante mit Jubel begrüßt worden, und täglich treffen enthusiastische Adressen in Folge dieses Ereignisses zu Rom ein. Am 4. Januar fand im Apollotheater eine große Vorstellung zum Besten Venedigs statt. Die Bühne war mit zahlreichen dreifarbigen Fahnen geschmückt, die eine Statue der Venetia umgaben; Evviva's auf Italien, auf die venetianische Republik, auf die Constituante erschütterten das Haus. Am nämlichen Tage fanden zu Modena ernstliche Ruhestörungen statt. Ein Gerücht, die Regierung habe die Massendemission der Munizipalbeamten angenommen, brachte in der gesammten Bevölkerung die ungeheuerste Gährung zuwege. Daraufhin Auffahren von Geschütz, Verdoppelung der Pallastwache, Schließen der Fenster des herzoglichen Schlosses. Zu einem Zusammenstoß ist es in Folge dieser Maßregeln nicht gekommen. Wohl aber geriethen zu Sassuolo Volk und Truppen aneinander. Die letzteren wurden geschlagen.

Aus Turin meldet die "Opinione", daß die Minister und der Chef des Generalstabes, der Pole Chrzanowsky, am 9. Januar Abends lange mit einander conferirt haben. Es scheint, daß einer der fähigsten französischen Generale den Oberbefehl über die piemontesische Armee übernehmen wird. Ein anderer, durch seine Sympathien für Italien bekannter General und mehrere Stabsoffiziere werden denselben begleiten. Nach der "Concordia" wird das Ministerium auch eine Fremdenlegion für die Unabhängigkeit Italiens in Sold nehmen, die größtentheils aus Corsen, wie aus polnischen, französischen und spanischen Soldaten bestehen wird, die den Krieg bereits in Polen, Spanien und Algerien kennen gelernt haben.

Nachrichten aus Palermo vom 2. Januar melden, daß die sechs sicilianischen Minister ihre Entlassung eingereicht haben, da sie nicht mehr mit den Kammern einverstanden waren. Settimo Ruggiero stand inzwischen nach wie vor an der Spitze der Regierung.

Ungarn.
Hermannstadt, 29. Dez.

Alle Gemüther sind in großer Aufregung, denn die Westgränze ist vom Feind überschritten, und die Unsrigen haben Klausenburg geräumt. Der am 18. Dezember bei Banffy-Hunyad von Urban versprengte Insurgentenhäuptling Katona erhielt vom General Bem Verstärkung. Ueber Banffy-Hunyad und Dees rückten die Feinde in zwei Kolonnen auf Klausenburg heran und nöthigten das kaiserliche Militär, das durch Truppensendungen nach Haromszek sehr geschwächt war, und den Klausenburger Magyaren nicht traute, die Stadt zu verlassen. Feldmarschalllieutenant Wardener zog sich nach Nagy-Enyed zurück, während die Obersten Jablonsky und Urban Bistritz zu besetzen suchten. Urban, von dem es hier anfangs hieß, er sei gefallen, ist in Bistritz ohne Verlust angekommen, und wird nächstens durch Truppen aus Galizien verstärkt werden, um die Feinde aus dem Westen wieder zurückzudrängen. Große Gefahr ist übrigens für uns nicht da, denn der Feind besteht nach amtlichen Anzeigen nur aus 10-12,000 Mann mit 15 Geschützen.

(D. A. Z.)
Donaufürstenthümer.
Bucharest, 17. Decbr.

Die neu organisirte walachische Miliz ist dieser Tage beeidigt worden. Die von allen Milizen nachgesprochene Eidesformel enthält unter Anderm folgende Stellen:

"Ich verpflichte mich und schwöre beim allmächtigen Gott, daß ich der gesetzlichen Regierung, welche von beiden hohen kaiserlichen Höfen, den Souveränen wie der Schutzmacht anerkannt ist, und meinem Vaterlande treu und mit gänzlicher Hingebung dienen will; daß ich im Fall eines Widerstandes dagegen selbst mit meinem Leben, sowohl die jetzt bestehenden Einrichtungen aufrecht erhalten, als auch diejenigen, welche in Zukunft von den beiden kaiserlichen Höfen noch eingeführt werden, vertheidigen will; daß ich einen jeden anzeige, der eine feindliche oder der Regierung schädliche Gesinnung hegt, ohne das Mindeste zu verhehlen" u. s. w.

Bucharest.

Aus dieser Stadt wird gemeldet, daß neuerdings ein türkisches Armeekorps von 6000 Mann in das Fürstenthum eingerückt sei, und daß in Kürze zu der starken russischen Armee, welche bereits in den Donaufürstenthümern cantonnirt, noch 6000 Mann erwartet werden. Die Fürstenthümer sind überfüllt mit türkischen und russischen Truppen. Das nächste Frühjahr wird reich an großen Ereignissen sein. Der Cordon an der siebenbürgischen Gränze, welcher bisher aus Kosaken bestand, soll nun durch Kalmuken abgelöst werden.

(Siebenb. Wochenbl.)
Großbritannien.
* London, 15. Januar.

In seinem Wochenbriefe an di arbeitenden Klassen Englands schildert der Chartistenführer Harney kurz die Ereignisse des verflossenen Jahres. In Bezug auf Deutschland sagt er unter Anderm:

"Das deutsche Volk, obgleich in großem Umfange durch seine Herrscher und konstitutionellen Führer betrogen, hat sich dennoch eine bedeutende (!) reelle (?) Macht gesichert, die es ohne Zweifel zur Vervollständigung seiner Freiheiten bestens benutzen wird."

Als allgemeines Resultat hebt Harney hervor:

"Auf dem ganzen Kontinent hat man Eine große Lehre wegbekommen: man hat die Narrheit, halbe Revolutionen zu machen, vollständig begriffen. Von allen Feinden der Menschheit sind die "Gemäßigten" und die "Temporisirer" die schlimmsten und gefährlichsten. Ueberläßt sich eine Nation z. B. den Lappereien eines Lamartine, so fällt sie später nothwendig dem blutigen Despotismus eines Cavaignacs anheim. In den meisten Staaten Europas ist Ermüdung der Aufgeregtheit der letzten Monate gefolgt. Aber der Kampf ist nicht zu Ende. Es ist nur eine Zeit des Athemschöpfens vor Wiederaufnahme der Feindseligkeiten...... Auf unsere deutschen Brüder setz' ich große Hoffnung.

"Ein kleiner Vogel, däucht mir, singt das Lied:
Der Völker Macht erstarkt von Tag zu Tag!"
Französische Republik.
17 Parie, 15. Jan.

Antonio Watripon, ein junger geistreicher Schriftsteller, uns persönlich befreundet, hat so eben eine Geschichte der Hochschulen vom 12. Jahrhundert bis zum Jahre 18[unleserliches Material]9 in französischer Sprache publicirt, von der die "Reform" und "Revolution" mehrmals schon sehr gelungene Stücke mittheilten. Die pariser und montpelleser Universität im Mittelalter, die deutschen Universitäten unter Napoleon's Joch und unter dem wohl noch härtern, weil perfidern, der Restaurationskongresse, die Karbonaria u. s. w. werden darin noch Quellenstudien abgehandelt. Die Tendenz ist rein social-demokratisch, und das nächste Ziel eine möglichst innige, aktive Verbindung zwischen Deutschland's und Frankreichs Studenten jetzt hervorzurufen. Wir empfehlen dies von allem Nationalitäts- und Patriotismusschwindel freie Werk dringend den deutschen Studirenden. -- Die Freimaurer auch regen sich seit der Junikatastrophe energischer als seit fünfzig Jahren; namentlich im "Großen Orient" predigt man reinen Socialismus. So geht allmälig in der französischen Bourgeoisie selber ein organischer Zersetzungsprozeß vor. Daß die jetzige Formation nicht lange bestehen könne, ist klar. "Männer des National", (ruft ein Provincialblatt) "wie schlecht euch zu Muth sein muß! euer altes Ideal, euer Idol, Armand Carrel, wird nur noch von den niederträchtigsten Reactionsjournalen citirt; Godefroy Cavaignac's großer Name ist entehrt; Armand Marrast -- nun was es mit dem auf sich hat, seht ihr alle Tage. Und doch war er einst ein wackrer Kämpe, ein Ideologe immerhin, ein Rhetoriker und Schulmeister, aber ein Mann am Platz viele Jahre lang: und heute ist das Rad der unerbittlichen Geschichtsentwicklung ihm über die Füße gefahren und er liegt zerquetscht am Wege. Männer des National, wir verweisen euch auf die vor 14 Jahren erschienene Broschüre: Vingt jours de secret (Zwanzig Tage geheimer Haft, von A. Marrast, Redakteur en chef der "Tribüne"). In dieser berühmten Vertheidigungsschrift, bei Gelegenheit des Aprilprozesses, wo Louis Philipp's pharisäischer Pairshof im Jahre 1834 so viele junge und alte Heldenherzen als Aufwiegler und Plünderer, Rebellen und Volksverführer vor seine unheiligen Schranken schleppte und in Riesenprozessen verdammte, hat Marrast Worte gesprochen, die er im April 1848 gar nicht mehr von Barbes und Blanqui hören wollte. Abtrünniger Professor der Rhetorik, wo sind deine jungen schönen Tage hin, als du die unbezähmbaren Sturmartikel der Tribüne schriebst mit Godefroy Cavaignac; der Tribüne, die über hundert Prozesse durchfocht; wo du spät nach Mitternacht aus der Oper im Ballanzug auf die Redaktion hinflogest und im Kreise der ascetischen mürrischen Mitarbeiter die unbesiegbare Feder in den schlanken parfürmirten Fingern führtest, jeder Ruck ein treffender Stoß auf die Drachenhaut des Julikönigs und der Finanzbrut!" Folgen viele Citate aus der Brochüre, von welchen hier nur eins: "Die Polizei hat wieder provocirt, nach alter Art, aber diesmal übertraf sie sich selber. In Paris, Lyon, Chalons und Dijon glühte das Feuer des republikanischen Aufstands unter der trügenden Rinde konstitutioneller Ruhe; durch halb Frankreich erstreckte er seine Verzweigungen, und die Polizei war darin, halb Paris und Lyon haben in sich ein gewaltiges Proletariat, und was ist natürlicher, als daß es sich durch Associationen gegen Arbeitsmangel, gegen den Druck gemeinsamer Leiden sichern will? In Lyon steht die Sache des Proletariers wo möglich noch schlimmer als in der Hauptstadt; in Lyon schaffen 30,000 Arbeiter mit kompaktem, gemeinschaftlichem Interesse: aber ach! wie leicht fehlen dem Einzelnen dort die elenden 15 Sous, deren er täglich für sich, Weib und Kinder benöthigt ist. Seine Entbehrungen erzeugen Krankheiten, der Hunger tödtet die Einen, die Ueberarbeit die Andern; die Kinder erben das Leiden des Vaters; die Race wird immer schwächlicher, die Töchter müssen die Jugend in Prostitution, das Alter, falls sie es erreichen, in Hospitälern zubringen. Und zu all diesem Kreuz und Jammer kommt die Konkurrenz, die Rohstoffe vertheuern, der Tagelohn trägt die Last. Aus den 15 Sous werden 12, werden 10. Die Fabrikherren verstehen sich. Die Arbeiter dürfen sich nicht verstehen. Jene sagen -- ich citire zwar nicht des Herrn Thiers Worte, aber gewiß den Inhalt einer seiner Kammerreden und den Sinn einer Menge Aufsätze des Courrier de Lyon: Jene sagen, laßt uns nur warten ... Der Arbeiter ist geldlos, hat nur Arme und Verstand, braucht uns folglich; wir hinderten ihn am Ersparen, folglich wird er uns bald wieder in's Haus laufen .... Und wenn diese Arbeiter sich koalisiren, d. h. wechselweise helfen, um gemeinsam denjenigen zu widerstehen, die auf ihre Verzweiflung spekulirten: dann schlägt sie das Gesetz, das Herr Persil durchbrachte ... Zählt nur das Elend, wenn ihr's wagt, welches die Bourgeoisie seit König Philipp dem Dicken bis heute um sich erzeugte. Sie verschuldete das Unglück der Reaktion nach Robespierre's Fall, und nicht das Volk. Sie hatte das Komite des öffentlichen Wohls eine Zeit lang unterstützt ... dann grüßte sie den Ersten Konsul ... dann den Kaiser ... verrieth ihn ... räucherte den Bourbonen und heulte ein Lebehoch dem Engländer und dem Russen! Sie fand ihren Profit und Schacher bei der Invasion ... sie nahm im südlichen Frankreich Theil an den scheuslichen Prevotal- oder Kriegsgerichtshöfen, die so viel Menschenglück und Blut der Rache der restaurirten Bourbonen opferten. Später fand sie ihre egoistische Rechnung nicht mehr, appellirte an's Volk, jagte Charles X fort, und raffte den Proletariern alles aus der Hand, sich selbst aber setzte sie stolz an die Stelle der verjagten Privilegirten, und verbot, daß über 150,000 Wähler im Lande bestehen sollten. ... Sie regiert ... aber sie zittert vor der untern Volksklasse und in dieser Furcht wird sie vom Julisystem exploitirt; sie votirt seit 4 Jahren für es und doch hat es schon alle mögliche Schande nicht bloß, sondern auch Betrügerei gegen sie sich zu Schulden kommen lassen. Diese unsere Bourgeoisie wird geradewegs vom Julisystem an der Nase herumgeführt. ... Welch scheuslicher Gerichtshof, diese Pairskammer! Es ist als hätte der Strom der Zeit am Palast Luxembourg vorbeigeflutet und dort allen Schmutz und Schaum seiner Wasser abgelagert als Pairs de France ... aber Geduld."

"Unser Jahrhundert ist noch jung, und hat schon ein Konsulat, ein Kaiserthum, eine Restauration in Trümmern geschlagen; bald wird es auch mit der Bourgeoismonarchie fertig werden, trotz ihrer dynastischen Gelüste; sie sitzt hoch und stolz auf dem Throne an dessen Fuß die Flut andonnert, und dieser Thron steht über Ruinen ... Nichts ist sicher was auf Ruinen und Staub gebaut ist. Und noch schlimmer wenn dieser Staub aus dem Asphalt besteht den die Juliussonne schmelzen und entzünden kann; das darüber gewölbte Gebäude wird dann nicht lange unversehrt bleiben .... Die Orleans haben stets nach der Krone gefischt seit Louis XIV.; ihnen fehlte die Keckheit ihres Stammherrn Hugo, mit der hätten sie viermal wenigstens seit 2 Jahrhunderten auf den Thron steigen können. Erst als das Volk diese Krone auf die Erde geworfen, fand sich der Sohn des Egalite ein und bückte sich und hob sie sachte auf. Dieser Egalitätssohn hat acht Kinder ... Teufel, welche blühende Rasse! Platz gemacht für die Dynastie des Egalite .... Aber die Zeit wird wieder kommen wo das Volk nochmals den Hammer der Revolution zur Hand nimmt; es kann nicht anders, denn die von Angst vor ihm bethörte Bourgeoisie hat fast Alles der Krone geopfert; die Bourgeoisie wird bald dem Proletarier die Hand reichen; dann werden die materiellen Interessen als Bindemittel und Tragepfeiler den Ideen dienen, und die Nation wird wieder revolutionär drein schmettern und allen Nationen Europa's das erste Beispiel einer starken, freien Regierung geben, die vom Willen Aller ausgeht und vor jedem gewaltsamen Stoß gesichert ist durch eine periodische, regelmäßige Bewegung. Möge unsre Bourgeoisie nicht allzu spät einsehen, daß dies Ende nothwendig allen unsern Kämpfen bevorstehe! Möge unsere Bourgeoisie nicht noch beitragen zur Vermehrung der Wuth, und folglich der Volksjustiz! ... Was ist die Bourgeoisie? nicht das Gehirn, nicht die Nerven, nicht das Herz; sie ist die passive Muskulatur des Socialkörpers, die aber die vollste, substanziellste Zufuhr bekommt. Die Bourgeoisie ist nie direkt revolutionär, sie profitirt beim Fortschritte der Völker, sie bewirkt ihn aber nicht. Sie unterstützt jeden Sieger, nur darf er nicht brutal gegen sie sein und ihre friedliche Existenz stören. Das Stichwort dieser Bourgeoisie ist nicht die Ordnung -- sie verstehen sie nicht -- sondern die Ruhe."

"Und Juvenal's Wort auf das verderbte römische Volk ist auf sie anwendbar, denn sie will Ruhe mit gewissen Freiheiten, die ihr behaglich sind, die sie aber nicht errungen hat mit gewissen Schauspielen, Bällen, kurz mit einer gewissen Summe intellektueller wie materieller Vergnügungen ... sie speist gern die Früchte der Bildung, aber sie kämpft gegen den künstlerischen Schöpfungsgedanken, d. h. gegen die Arbeit und die Arbeitenden, durch die eben jene Bildungswelt entsteht ... Kunst und Arbeit, das sind die Grundelemente der Republik, unter die Herrschaft dieser zwei Mächte wird einst Alles, Alles ohne Ausnahme gerathen. -- Jawohl die Kunst, dieser generische Ausdruck der Intelligenz, die die Gesetze des Weltsystems nicht weniger als die des Menschengeschlechts entdeckt, die Kunst, dieser Urschatz aller Genie's und aller Glorie der Nationen; .... aus ihr wird eine Politik entstehen, die wahre republikanische, ohne die es der Erziehung unmöglich bliebe nach wie vor, die Sitten zu bessern, Brüderlichkeit, Gleichheitsliebe im menschlichen Herzen zu erwecken; nicht von spartanischer Gleichheit rede ich, das wäre ein lächerlicher Rücktritt in graue Vorzeit; ich meine die andere Gleichheit, welche nichts als die heiligste, religiöseste Verwirklichung der Gerechtigkeit, und jeglichem Sterblichen die volle Entfaltung aller seiner Fähigkeiten sichert; insonderheit aber Belohnungen nur der nutzbarsten Arbeit, den aufopferndsten Diensten aufzusparen weiß. Warum, nach der Bekränzung so viel elender und gedungener Eitelkeiten, sollte nicht endlich auch die Epoche des ernsten, gediegnen Verdienstes kommen? Nach so vielen, von Verderbniß zernagten Aristokratieen, warum sollte nicht die Aristokratie der Tugend endlich einmal geachtet werden? Warum sollte die Menschheit nicht den Codex der Hingebung (devoaument) schreiben, nachdem sie den des Egoismus und der Unmoralität geschrieben? ... Das sind Utopieen, flatterndes Hirngespinnst, ruft man uns entgegen. Ja, Hirngespinnst in den Augen derer, die mit wenig Vernunft begabt sind, und denen der kühne Sinne mangelt, Hand zum Verwirklichen anzulegen. Für uns Republikaner jedoch sind obige Betrachtungen mehr als Traum, sind der Kern unsrer Seele. Was schadet's im Grunde, wenn auch die ganze jetzige Generation darüber geopfert wird? ... uns winkt ein hohes Ziel und edles Beispiel."

"Das Revolutionswerk verlangt nicht Männer von halbem,

Glückwunsch zum neuen Jahr an jenes. Wer aber seine Macht auf Bajonette stützt, fällt bald! denn das Volk lebt länger als ein König und des Volkes Rechte bedürfen nicht der Gottes Gnaden und keine Macht der Erde darf sie ungestraft verkümmern.

Wie jämmerlich hier der Preußenverein (alias „Patriotischer Verein) agirt, wie er die demokratischen Wahlen hintertreiben will, ist wirklich lächerlich. Der General-Lieutenant v. W. läßt sich herab, den Lehrer J. zu denunziren, weil derselbe seinen Schülern auf inständiges Bitten die Geschichte des Volksmärtyrers Robert Blum erzählte. General-Lieutenant v. Wedell dringt auf Untersuchung gegen den Referendarius Szobbeon, weil er wahre Worte über den König gesagt.

Die hier stationirten höchst reaktionären Offiziere wollen eine Petition einreichen des Inhalts, die „Neue Rheinische Zeitung soll in Belagerungszustand versetzt werden!“ O gerum, gerum gerum!

Alles jauchzt dem Februar entgegen, wo endlich das Volk über die Fürsten zur Tagesordnung übergehen wird. Während der Kammersitzungen, wird hier erzählt, soll die Presse ganz und gar verboten werden.

So eben erfahre ich, daß der Referendarius S. seines Amtes ex officio suspendirt ist.

!!! Frankfurt, 16. Januar.

National-Versammlung. Fortsetzung der Kaiserdebatte.

H. Simon von Breslau frägt den Minister Gagern, ob das (soi-disant) Reichsministerium Kenntniß hat von der Wahl des Kreises Neuß im Rheinland, welche auf den im Zuchthaus sitzenden Temme gefallen, und was unter den obwaltenden Umständen das Ministerium in dieser Sache thun wird?

Der „Edle“ von Gagern meint: Das Ministerium hat noch keine Kenntniß (wenn hätte es je Kenntniß) und was es thun wird, darüber wird es Donnerstag antworten.

(Die alten Schmerlingschen Witze. Wird der Kreis Neuß nichts thun?)

Der Handelsminister beantwortet einige Interpellationen und einige unbedeutende Berichte werden angezeigt.

Der Finanzminister v. Beckerath giebt Rechenschaft über die deutschen Regierungen, welche ihre Matrikularbeiträge zur Gründung der deutschen Flotte gezahlt haben. Oesterreich hat nichts gezahlt. Mecklenburg, Luxenburg und Limburg sind noch im Rückstande. Kurhessen will eine Gegenrechnung machen wegen Reichstruppen. Mit Sachsen wird noch geschachert. Die Uebrigen haben merkwürdiger Weise gezahlt.

Zur Tagesordnung.

Die Linke hat einen Antrag eingegeben:

„Das deutsche Reichsoberhaupt darf nicht zugleich Regent eines deutschen Einzelstaates sein.“

In der Reihe der Redner kommt

Phillips (ein unbekannter Ultramontaner aus Baiern) beginnt mit einer Lobrede auf Görres. Dieser große Mann (Gelächter) sei nie für ein erbliches Kaiserthum gewesen. (Gelächter). Folgt ähnlicher Blödsinn. Sein spezielles Vaterland (Baiern) würde sich sehr unwohl bei einem preußischen Kaiserthum befinden. (Die andern werden sich sehr wohl befinden!) Herr Phillips ist endlich für ein Direktorium (wobei Baiern zwei Stimmen hat).

Professor Stahl aus Erlangen ist fürs erbliche Kaiserthum. In der langen Rede dieses Herrn erfahren wir u. a. auch, daß baierisches Blut in seinen Adern fließt. (Wie mag das wohl aussehen, baierisches Blut?)

(Zum Schluß Beifall des ganzen Centrums und der Rechten. Die Herren werden schon ihren Erbkaiser propariren!)

Venedey: Stahl hat gesagt, zu einem gesegneten Handel sei eine monarchische Staatsverfassung unumgänglich nöthig. Deutschland habe 1000 Jahre Monarchien und doch einen schlechten Handel. Amerika dagegen guten Handel und keine Monarchie. (Das begreift ein dummer Junge, aber die Herrn von Frankfurt wollen es anders begreifen.) Wenn man nun schon einen Kaiser wählen wolle, solle man wenigstens kein gekröntes Haupt dazu wählen. Ein königlich preußisches Kaiserthum würde den Bürgerkrieg bringen.

Bassermann (endlich!): Das Direktorium erklärt er von vornherein für verderblich. Vor dem Gedanken, daß jeder Deutsche wählbar sei, erschrickt Hr. Bassermann nicht wenig. (Er erschrickt aber nicht mehr wie wir, man könnte ja Brutus-Bassermann, den Bravsten der Braven wählen!) Lamartine, Cavaignac etc. seien das beste Zeichen, daß die Sympathien des Volkes für seine Gewählten nicht lange dauern. (Brutus hätte bei sich stehen bleiben können.) Auch gegen einen sogenannten Turnus spricht sich Hr. Bassermann aus. Was bleibt nun noch übrig? Der erbliche Kaiser! Bassermann spricht's und damit basta! Bassermann giebt die Möglichkeit zu, daß dies Haus (das s. g. Parlament) in der Oberhauptsfrage zu gar keinem Resultate kommt, aber, sagt er, es wäre mir gewissermaßen recht lieb, wenn es so käme, denn dann weiß ich, daß es in Deutschland Männer giebt (die 34) welche sagen werden, da ihr (Herren von Frankfurt) nicht die Spitze der Verfassung zusammenbringt, so werden wir euch eine machen. (Gut!) Dies sage ich schon im Voraus, sagt Bassermann, damit das deutsche Volk nicht verzweifelt (Haha, haha, haha!), wenn wir zu keinem Beschlusse kommen. Zuletzt meint er u. a, die preußische National-Versammlung sei mit dem höchsten Recht auseinandergetrieben worden, und dieser (der Frankfurter Versammlung) wäre es längst eben so gegangen, wenn nicht die Majorität sich so konsequent und würdig benommen hätte. (Nur die Gallerien lachen. Die Centren bringen sich ein Bravo.) Unter andern Allotrien erzählt auch Brutus, das die O.-P.-A-Ztg. 2000 Abonnenten mehr und die Reichstagszeitung 400 weniger hat seit dem 1. Jan. (Der große Mann kann die Buchhändlererinnerungen nicht los werden.)

Zum Schluß seiner Rede bricht die Linken in höhnisches langes Bravo aus).

Venedey erhält das Wort zu einer Zwischenbemerkung. Er erklärt, es sei kein Wunder, daß die O.-P.-A.-Ztg. mehr Abonnenten habe, denn sie müßte als offizielles Organ gelesen werden. Daß aber die Stimmung für demokratische Blätter sich keineswegs gemindert habe, das zeige sich bei der Neuen Rheinischen Zeitung in Köln, die von 800 auf 3000 Abonnenten gestiegen sei.

(Lautes Bravo von den Gallerien).

Reichensperger spricht für ein Direktorium (ich gehe frühstücken) und gegen einen erblichen Kaiser.

Hierauf spricht Ostendorf für den Erbkaiser.

Von Schluß der Debatte ist heute (vielleicht morgen) noch keine Rede.

Morgen Fortsetzung.

Italien.
*

Trotz der drohenden Nachrichten aus Toulon und der mit jedem Tage imposantern Entwicklung der östreichischen Streitkräfte auf der römischen Gränze ist die revolutionäre Bewegung auf allen Punkten der Halbinsel eher im Zunehmen als im Abnehmen begriffen. Im ganzen Bereich des weiland Kirchenstaats ist die Berufung der Constituante mit Jubel begrüßt worden, und täglich treffen enthusiastische Adressen in Folge dieses Ereignisses zu Rom ein. Am 4. Januar fand im Apollotheater eine große Vorstellung zum Besten Venedigs statt. Die Bühne war mit zahlreichen dreifarbigen Fahnen geschmückt, die eine Statue der Venetia umgaben; Evviva's auf Italien, auf die venetianische Republik, auf die Constituante erschütterten das Haus. Am nämlichen Tage fanden zu Modena ernstliche Ruhestörungen statt. Ein Gerücht, die Regierung habe die Massendemission der Munizipalbeamten angenommen, brachte in der gesammten Bevölkerung die ungeheuerste Gährung zuwege. Daraufhin Auffahren von Geschütz, Verdoppelung der Pallastwache, Schließen der Fenster des herzoglichen Schlosses. Zu einem Zusammenstoß ist es in Folge dieser Maßregeln nicht gekommen. Wohl aber geriethen zu Sassuolo Volk und Truppen aneinander. Die letzteren wurden geschlagen.

Aus Turin meldet die „Opinione“, daß die Minister und der Chef des Generalstabes, der Pole Chrzanowsky, am 9. Januar Abends lange mit einander conferirt haben. Es scheint, daß einer der fähigsten französischen Generale den Oberbefehl über die piemontesische Armee übernehmen wird. Ein anderer, durch seine Sympathien für Italien bekannter General und mehrere Stabsoffiziere werden denselben begleiten. Nach der „Concordia“ wird das Ministerium auch eine Fremdenlegion für die Unabhängigkeit Italiens in Sold nehmen, die größtentheils aus Corsen, wie aus polnischen, französischen und spanischen Soldaten bestehen wird, die den Krieg bereits in Polen, Spanien und Algerien kennen gelernt haben.

Nachrichten aus Palermo vom 2. Januar melden, daß die sechs sicilianischen Minister ihre Entlassung eingereicht haben, da sie nicht mehr mit den Kammern einverstanden waren. Settimo Ruggiero stand inzwischen nach wie vor an der Spitze der Regierung.

Ungarn.
Hermannstadt, 29. Dez.

Alle Gemüther sind in großer Aufregung, denn die Westgränze ist vom Feind überschritten, und die Unsrigen haben Klausenburg geräumt. Der am 18. Dezember bei Banffy-Hunyad von Urban versprengte Insurgentenhäuptling Katona erhielt vom General Bem Verstärkung. Ueber Banffy-Hunyad und Dees rückten die Feinde in zwei Kolonnen auf Klausenburg heran und nöthigten das kaiserliche Militär, das durch Truppensendungen nach Haromszek sehr geschwächt war, und den Klausenburger Magyaren nicht traute, die Stadt zu verlassen. Feldmarschalllieutenant Wardener zog sich nach Nagy-Enyed zurück, während die Obersten Jablonsky und Urban Bistritz zu besetzen suchten. Urban, von dem es hier anfangs hieß, er sei gefallen, ist in Bistritz ohne Verlust angekommen, und wird nächstens durch Truppen aus Galizien verstärkt werden, um die Feinde aus dem Westen wieder zurückzudrängen. Große Gefahr ist übrigens für uns nicht da, denn der Feind besteht nach amtlichen Anzeigen nur aus 10-12,000 Mann mit 15 Geschützen.

(D. A. Z.)
Donaufürstenthümer.
Bucharest, 17. Decbr.

Die neu organisirte walachische Miliz ist dieser Tage beeidigt worden. Die von allen Milizen nachgesprochene Eidesformel enthält unter Anderm folgende Stellen:

„Ich verpflichte mich und schwöre beim allmächtigen Gott, daß ich der gesetzlichen Regierung, welche von beiden hohen kaiserlichen Höfen, den Souveränen wie der Schutzmacht anerkannt ist, und meinem Vaterlande treu und mit gänzlicher Hingebung dienen will; daß ich im Fall eines Widerstandes dagegen selbst mit meinem Leben, sowohl die jetzt bestehenden Einrichtungen aufrecht erhalten, als auch diejenigen, welche in Zukunft von den beiden kaiserlichen Höfen noch eingeführt werden, vertheidigen will; daß ich einen jeden anzeige, der eine feindliche oder der Regierung schädliche Gesinnung hegt, ohne das Mindeste zu verhehlen“ u. s. w.

Bucharest.

Aus dieser Stadt wird gemeldet, daß neuerdings ein türkisches Armeekorps von 6000 Mann in das Fürstenthum eingerückt sei, und daß in Kürze zu der starken russischen Armee, welche bereits in den Donaufürstenthümern cantonnirt, noch 6000 Mann erwartet werden. Die Fürstenthümer sind überfüllt mit türkischen und russischen Truppen. Das nächste Frühjahr wird reich an großen Ereignissen sein. Der Cordon an der siebenbürgischen Gränze, welcher bisher aus Kosaken bestand, soll nun durch Kalmuken abgelöst werden.

(Siebenb. Wochenbl.)
Großbritannien.
* London, 15. Januar.

In seinem Wochenbriefe an di arbeitenden Klassen Englands schildert der Chartistenführer Harney kurz die Ereignisse des verflossenen Jahres. In Bezug auf Deutschland sagt er unter Anderm:

„Das deutsche Volk, obgleich in großem Umfange durch seine Herrscher und konstitutionellen Führer betrogen, hat sich dennoch eine bedeutende (!) reelle (?) Macht gesichert, die es ohne Zweifel zur Vervollständigung seiner Freiheiten bestens benutzen wird.“

Als allgemeines Resultat hebt Harney hervor:

„Auf dem ganzen Kontinent hat man Eine große Lehre wegbekommen: man hat die Narrheit, halbe Revolutionen zu machen, vollständig begriffen. Von allen Feinden der Menschheit sind die „Gemäßigten“ und die „Temporisirer“ die schlimmsten und gefährlichsten. Ueberläßt sich eine Nation z. B. den Lappereien eines Lamartine, so fällt sie später nothwendig dem blutigen Despotismus eines Cavaignacs anheim. In den meisten Staaten Europas ist Ermüdung der Aufgeregtheit der letzten Monate gefolgt. Aber der Kampf ist nicht zu Ende. Es ist nur eine Zeit des Athemschöpfens vor Wiederaufnahme der Feindseligkeiten.‥… Auf unsere deutschen Brüder setz' ich große Hoffnung.

„Ein kleiner Vogel, däucht mir, singt das Lied:
Der Völker Macht erstarkt von Tag zu Tag!“
Französische Republik.
17 Parie, 15. Jan.

Antonio Watripon, ein junger geistreicher Schriftsteller, uns persönlich befreundet, hat so eben eine Geschichte der Hochschulen vom 12. Jahrhundert bis zum Jahre 18[unleserliches Material]9 in französischer Sprache publicirt, von der die „Reform“ und „Revolution“ mehrmals schon sehr gelungene Stücke mittheilten. Die pariser und montpelleser Universität im Mittelalter, die deutschen Universitäten unter Napoleon's Joch und unter dem wohl noch härtern, weil perfidern, der Restaurationskongresse, die Karbonaria u. s. w. werden darin noch Quellenstudien abgehandelt. Die Tendenz ist rein social-demokratisch, und das nächste Ziel eine möglichst innige, aktive Verbindung zwischen Deutschland's und Frankreichs Studenten jetzt hervorzurufen. Wir empfehlen dies von allem Nationalitäts- und Patriotismusschwindel freie Werk dringend den deutschen Studirenden. — Die Freimaurer auch regen sich seit der Junikatastrophe energischer als seit fünfzig Jahren; namentlich im „Großen Orient“ predigt man reinen Socialismus. So geht allmälig in der französischen Bourgeoisie selber ein organischer Zersetzungsprozeß vor. Daß die jetzige Formation nicht lange bestehen könne, ist klar. „Männer des National“, (ruft ein Provincialblatt) „wie schlecht euch zu Muth sein muß! euer altes Ideal, euer Idol, Armand Carrel, wird nur noch von den niederträchtigsten Reactionsjournalen citirt; Godefroy Cavaignac's großer Name ist entehrt; Armand Marrast — nun was es mit dem auf sich hat, seht ihr alle Tage. Und doch war er einst ein wackrer Kämpe, ein Ideologe immerhin, ein Rhetoriker und Schulmeister, aber ein Mann am Platz viele Jahre lang: und heute ist das Rad der unerbittlichen Geschichtsentwicklung ihm über die Füße gefahren und er liegt zerquetscht am Wege. Männer des National, wir verweisen euch auf die vor 14 Jahren erschienene Broschüre: Vingt jours de secret (Zwanzig Tage geheimer Haft, von A. Marrast, Redakteur en chef der „Tribüne“). In dieser berühmten Vertheidigungsschrift, bei Gelegenheit des Aprilprozesses, wo Louis Philipp's pharisäischer Pairshof im Jahre 1834 so viele junge und alte Heldenherzen als Aufwiegler und Plünderer, Rebellen und Volksverführer vor seine unheiligen Schranken schleppte und in Riesenprozessen verdammte, hat Marrast Worte gesprochen, die er im April 1848 gar nicht mehr von Barbes und Blanqui hören wollte. Abtrünniger Professor der Rhetorik, wo sind deine jungen schönen Tage hin, als du die unbezähmbaren Sturmartikel der Tribüne schriebst mit Godefroy Cavaignac; der Tribüne, die über hundert Prozesse durchfocht; wo du spät nach Mitternacht aus der Oper im Ballanzug auf die Redaktion hinflogest und im Kreise der ascetischen mürrischen Mitarbeiter die unbesiegbare Feder in den schlanken parfürmirten Fingern führtest, jeder Ruck ein treffender Stoß auf die Drachenhaut des Julikönigs und der Finanzbrut!“ Folgen viele Citate aus der Brochüre, von welchen hier nur eins: „Die Polizei hat wieder provocirt, nach alter Art, aber diesmal übertraf sie sich selber. In Paris, Lyon, Chalons und Dijon glühte das Feuer des republikanischen Aufstands unter der trügenden Rinde konstitutioneller Ruhe; durch halb Frankreich erstreckte er seine Verzweigungen, und die Polizei war darin, halb Paris und Lyon haben in sich ein gewaltiges Proletariat, und was ist natürlicher, als daß es sich durch Associationen gegen Arbeitsmangel, gegen den Druck gemeinsamer Leiden sichern will? In Lyon steht die Sache des Proletariers wo möglich noch schlimmer als in der Hauptstadt; in Lyon schaffen 30,000 Arbeiter mit kompaktem, gemeinschaftlichem Interesse: aber ach! wie leicht fehlen dem Einzelnen dort die elenden 15 Sous, deren er täglich für sich, Weib und Kinder benöthigt ist. Seine Entbehrungen erzeugen Krankheiten, der Hunger tödtet die Einen, die Ueberarbeit die Andern; die Kinder erben das Leiden des Vaters; die Race wird immer schwächlicher, die Töchter müssen die Jugend in Prostitution, das Alter, falls sie es erreichen, in Hospitälern zubringen. Und zu all diesem Kreuz und Jammer kommt die Konkurrenz, die Rohstoffe vertheuern, der Tagelohn trägt die Last. Aus den 15 Sous werden 12, werden 10. Die Fabrikherren verstehen sich. Die Arbeiter dürfen sich nicht verstehen. Jene sagen — ich citire zwar nicht des Herrn Thiers Worte, aber gewiß den Inhalt einer seiner Kammerreden und den Sinn einer Menge Aufsätze des Courrier de Lyon: Jene sagen, laßt uns nur warten … Der Arbeiter ist geldlos, hat nur Arme und Verstand, braucht uns folglich; wir hinderten ihn am Ersparen, folglich wird er uns bald wieder in's Haus laufen ‥‥ Und wenn diese Arbeiter sich koalisiren, d. h. wechselweise helfen, um gemeinsam denjenigen zu widerstehen, die auf ihre Verzweiflung spekulirten: dann schlägt sie das Gesetz, das Herr Persil durchbrachte … Zählt nur das Elend, wenn ihr's wagt, welches die Bourgeoisie seit König Philipp dem Dicken bis heute um sich erzeugte. Sie verschuldete das Unglück der Reaktion nach Robespierre's Fall, und nicht das Volk. Sie hatte das Komité des öffentlichen Wohls eine Zeit lang unterstützt … dann grüßte sie den Ersten Konsul … dann den Kaiser … verrieth ihn … räucherte den Bourbonen und heulte ein Lebehoch dem Engländer und dem Russen! Sie fand ihren Profit und Schacher bei der Invasion … sie nahm im südlichen Frankreich Theil an den scheuslichen Prevotal- oder Kriegsgerichtshöfen, die so viel Menschenglück und Blut der Rache der restaurirten Bourbonen opferten. Später fand sie ihre egoistische Rechnung nicht mehr, appellirte an's Volk, jagte Charles X fort, und raffte den Proletariern alles aus der Hand, sich selbst aber setzte sie stolz an die Stelle der verjagten Privilegirten, und verbot, daß über 150,000 Wähler im Lande bestehen sollten. … Sie regiert … aber sie zittert vor der untern Volksklasse und in dieser Furcht wird sie vom Julisystem exploitirt; sie votirt seit 4 Jahren für es und doch hat es schon alle mögliche Schande nicht bloß, sondern auch Betrügerei gegen sie sich zu Schulden kommen lassen. Diese unsere Bourgeoisie wird geradewegs vom Julisystem an der Nase herumgeführt. … Welch scheuslicher Gerichtshof, diese Pairskammer! Es ist als hätte der Strom der Zeit am Palast Luxembourg vorbeigeflutet und dort allen Schmutz und Schaum seiner Wasser abgelagert als Pairs de France … aber Geduld.“

„Unser Jahrhundert ist noch jung, und hat schon ein Konsulat, ein Kaiserthum, eine Restauration in Trümmern geschlagen; bald wird es auch mit der Bourgeoismonarchie fertig werden, trotz ihrer dynastischen Gelüste; sie sitzt hoch und stolz auf dem Throne an dessen Fuß die Flut andonnert, und dieser Thron steht über Ruinen … Nichts ist sicher was auf Ruinen und Staub gebaut ist. Und noch schlimmer wenn dieser Staub aus dem Asphalt besteht den die Juliussonne schmelzen und entzünden kann; das darüber gewölbte Gebäude wird dann nicht lange unversehrt bleiben ‥‥ Die Orleans haben stets nach der Krone gefischt seit Louis XIV.; ihnen fehlte die Keckheit ihres Stammherrn Hugo, mit der hätten sie viermal wenigstens seit 2 Jahrhunderten auf den Thron steigen können. Erst als das Volk diese Krone auf die Erde geworfen, fand sich der Sohn des Egalité ein und bückte sich und hob sie sachte auf. Dieser Egalitätssohn hat acht Kinder … Teufel, welche blühende Rasse! Platz gemacht für die Dynastie des Egalité ‥‥ Aber die Zeit wird wieder kommen wo das Volk nochmals den Hammer der Revolution zur Hand nimmt; es kann nicht anders, denn die von Angst vor ihm bethörte Bourgeoisie hat fast Alles der Krone geopfert; die Bourgeoisie wird bald dem Proletarier die Hand reichen; dann werden die materiellen Interessen als Bindemittel und Tragepfeiler den Ideen dienen, und die Nation wird wieder revolutionär drein schmettern und allen Nationen Europa's das erste Beispiel einer starken, freien Regierung geben, die vom Willen Aller ausgeht und vor jedem gewaltsamen Stoß gesichert ist durch eine periodische, regelmäßige Bewegung. Möge unsre Bourgeoisie nicht allzu spät einsehen, daß dies Ende nothwendig allen unsern Kämpfen bevorstehe! Möge unsere Bourgeoisie nicht noch beitragen zur Vermehrung der Wuth, und folglich der Volksjustiz! … Was ist die Bourgeoisie? nicht das Gehirn, nicht die Nerven, nicht das Herz; sie ist die passive Muskulatur des Socialkörpers, die aber die vollste, substanziellste Zufuhr bekommt. Die Bourgeoisie ist nie direkt revolutionär, sie profitirt beim Fortschritte der Völker, sie bewirkt ihn aber nicht. Sie unterstützt jeden Sieger, nur darf er nicht brutal gegen sie sein und ihre friedliche Existenz stören. Das Stichwort dieser Bourgeoisie ist nicht die Ordnung — sie verstehen sie nicht — sondern die Ruhe.“

„Und Juvenal's Wort auf das verderbte römische Volk ist auf sie anwendbar, denn sie will Ruhe mit gewissen Freiheiten, die ihr behaglich sind, die sie aber nicht errungen hat mit gewissen Schauspielen, Bällen, kurz mit einer gewissen Summe intellektueller wie materieller Vergnügungen … sie speist gern die Früchte der Bildung, aber sie kämpft gegen den künstlerischen Schöpfungsgedanken, d. h. gegen die Arbeit und die Arbeitenden, durch die eben jene Bildungswelt entsteht … Kunst und Arbeit, das sind die Grundelemente der Republik, unter die Herrschaft dieser zwei Mächte wird einst Alles, Alles ohne Ausnahme gerathen. — Jawohl die Kunst, dieser generische Ausdruck der Intelligenz, die die Gesetze des Weltsystems nicht weniger als die des Menschengeschlechts entdeckt, die Kunst, dieser Urschatz aller Genie's und aller Glorie der Nationen; ‥‥ aus ihr wird eine Politik entstehen, die wahre republikanische, ohne die es der Erziehung unmöglich bliebe nach wie vor, die Sitten zu bessern, Brüderlichkeit, Gleichheitsliebe im menschlichen Herzen zu erwecken; nicht von spartanischer Gleichheit rede ich, das wäre ein lächerlicher Rücktritt in graue Vorzeit; ich meine die andere Gleichheit, welche nichts als die heiligste, religiöseste Verwirklichung der Gerechtigkeit, und jeglichem Sterblichen die volle Entfaltung aller seiner Fähigkeiten sichert; insonderheit aber Belohnungen nur der nutzbarsten Arbeit, den aufopferndsten Diensten aufzusparen weiß. Warum, nach der Bekränzung so viel elender und gedungener Eitelkeiten, sollte nicht endlich auch die Epoche des ernsten, gediegnen Verdienstes kommen? Nach so vielen, von Verderbniß zernagten Aristokratieen, warum sollte nicht die Aristokratie der Tugend endlich einmal geachtet werden? Warum sollte die Menschheit nicht den Codex der Hingebung (dévoûment) schreiben, nachdem sie den des Egoismus und der Unmoralität geschrieben? … Das sind Utopieen, flatterndes Hirngespinnst, ruft man uns entgegen. Ja, Hirngespinnst in den Augen derer, die mit wenig Vernunft begabt sind, und denen der kühne Sinne mangelt, Hand zum Verwirklichen anzulegen. Für uns Republikaner jedoch sind obige Betrachtungen mehr als Traum, sind der Kern unsrer Seele. Was schadet's im Grunde, wenn auch die ganze jetzige Generation darüber geopfert wird? … uns winkt ein hohes Ziel und edles Beispiel.“

„Das Revolutionswerk verlangt nicht Männer von halbem,

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Glückwunsch zum neuen Jahr an jenes. Wer aber seine Macht auf Bajonette stützt, <hi rendition="#g">fällt bald!</hi> denn das Volk lebt länger als ein König und des Volkes Rechte bedürfen nicht der Gottes Gnaden und keine Macht der Erde darf sie ungestraft verkümmern.</p>
          <p>Wie jämmerlich hier der Preußenverein (alias &#x201E;Patriotischer Verein) agirt, wie er die demokratischen Wahlen hintertreiben will, ist wirklich lächerlich. Der General-Lieutenant v. W. läßt sich herab, den Lehrer J. zu denunziren, weil derselbe seinen Schülern auf inständiges Bitten die Geschichte des Volksmärtyrers Robert Blum erzählte. General-Lieutenant v. Wedell dringt auf Untersuchung gegen den Referendarius Szobbeon, weil er <hi rendition="#g">wahre</hi> Worte über den König gesagt.</p>
          <p>Die hier stationirten höchst reaktionären Offiziere wollen eine Petition einreichen des Inhalts, die &#x201E;Neue Rheinische Zeitung soll in Belagerungszustand versetzt werden!&#x201C; O gerum, gerum gerum!</p>
          <p>Alles jauchzt dem Februar entgegen, wo endlich das Volk über die Fürsten zur Tagesordnung übergehen wird. Während der Kammersitzungen, wird hier erzählt, soll die Presse ganz und gar verboten werden.</p>
          <p>So eben erfahre ich, daß der Referendarius S. seines Amtes ex officio suspendirt ist.</p>
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          <head><bibl><author>!!!</author></bibl> Frankfurt, 16. Januar.</head>
          <p>National-Versammlung. Fortsetzung der Kaiserdebatte.</p>
          <p>H. <hi rendition="#g">Simon</hi> von Breslau frägt den Minister Gagern, ob das (soi-disant) Reichsministerium Kenntniß hat von der Wahl des Kreises Neuß im Rheinland, welche auf den im Zuchthaus sitzenden Temme gefallen, und was unter den obwaltenden Umständen das Ministerium in dieser Sache thun wird?</p>
          <p>Der &#x201E;Edle&#x201C; von <hi rendition="#g">Gagern</hi> meint: Das Ministerium hat noch keine Kenntniß (wenn hätte es je Kenntniß) und was es thun wird, darüber wird es Donnerstag antworten.</p>
          <p>(Die alten Schmerlingschen Witze. Wird der Kreis Neuß nichts thun?)</p>
          <p>Der Handelsminister beantwortet einige Interpellationen und einige unbedeutende Berichte werden angezeigt.</p>
          <p>Der Finanzminister v. <hi rendition="#g">Beckerath</hi> giebt Rechenschaft über die deutschen Regierungen, welche ihre Matrikularbeiträge zur Gründung der deutschen <hi rendition="#g">Flotte</hi> gezahlt haben. Oesterreich hat nichts gezahlt. Mecklenburg, Luxenburg und Limburg sind noch im Rückstande. Kurhessen will eine Gegenrechnung machen wegen Reichstruppen. Mit Sachsen wird noch geschachert. Die Uebrigen haben merkwürdiger Weise gezahlt.</p>
          <p>Zur Tagesordnung.</p>
          <p>Die Linke hat einen Antrag eingegeben:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Das deutsche Reichsoberhaupt darf nicht zugleich Regent eines deutschen Einzelstaates sein.&#x201C;</p>
          <p>In der Reihe der Redner kommt</p>
          <p><hi rendition="#g">Phillips</hi> (ein unbekannter Ultramontaner aus Baiern) beginnt mit einer Lobrede auf Görres. Dieser große Mann (Gelächter) sei nie für ein erbliches Kaiserthum gewesen. (Gelächter). Folgt ähnlicher Blödsinn. Sein spezielles Vaterland (Baiern) würde sich sehr unwohl bei einem preußischen Kaiserthum befinden. (Die andern werden sich sehr wohl befinden!) Herr Phillips ist endlich für ein Direktorium (wobei Baiern zwei Stimmen hat).</p>
          <p>Professor <hi rendition="#g">Stahl</hi> aus Erlangen ist fürs erbliche Kaiserthum. In der langen Rede dieses Herrn erfahren wir u. a. auch, daß baierisches Blut in seinen Adern fließt. (Wie mag das wohl aussehen, baierisches Blut?)</p>
          <p>(Zum Schluß Beifall des ganzen Centrums und der Rechten. Die Herren werden schon ihren Erbkaiser propariren!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Venedey:</hi> Stahl hat gesagt, zu einem gesegneten Handel sei eine monarchische Staatsverfassung unumgänglich nöthig. Deutschland habe 1000 Jahre Monarchien und doch einen schlechten Handel. Amerika dagegen guten Handel und keine Monarchie. (Das begreift ein dummer Junge, aber die Herrn von Frankfurt wollen es anders begreifen.) Wenn man nun schon einen Kaiser wählen wolle, solle man wenigstens kein gekröntes Haupt dazu wählen. Ein königlich preußisches Kaiserthum würde den Bürgerkrieg bringen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Bassermann</hi> (endlich!): Das Direktorium erklärt er von vornherein für verderblich. Vor dem Gedanken, daß jeder Deutsche wählbar sei, erschrickt Hr. Bassermann nicht wenig. (Er erschrickt aber nicht mehr wie wir, man könnte ja Brutus-Bassermann, den Bravsten der Braven wählen!) Lamartine, Cavaignac etc. seien das beste Zeichen, daß die Sympathien des Volkes für seine Gewählten nicht lange dauern. (Brutus hätte bei sich stehen bleiben können.) Auch gegen einen sogenannten Turnus spricht sich Hr. Bassermann aus. Was bleibt nun noch übrig? Der erbliche Kaiser! Bassermann spricht's und damit basta! Bassermann giebt die Möglichkeit zu, daß dies Haus (das s. g. Parlament) in der Oberhauptsfrage zu gar keinem Resultate kommt, aber, sagt er, es wäre mir gewissermaßen recht lieb, wenn es so käme, denn dann weiß ich, daß es in Deutschland Männer giebt (die 34) welche sagen werden, da ihr (Herren von Frankfurt) nicht die Spitze der Verfassung zusammenbringt, so werden wir euch eine machen. (Gut!) Dies sage ich schon im Voraus, sagt Bassermann, damit das deutsche Volk nicht verzweifelt (Haha, haha, haha!), wenn wir zu keinem Beschlusse kommen. Zuletzt meint er u. a, die preußische National-Versammlung sei mit dem höchsten Recht auseinandergetrieben worden, und dieser (der Frankfurter Versammlung) wäre es längst eben so gegangen, wenn nicht die Majorität sich so konsequent und würdig benommen hätte. (Nur die Gallerien lachen. Die Centren bringen sich ein Bravo.) Unter andern Allotrien erzählt auch Brutus, das die O.-P.-A-Ztg. 2000 Abonnenten mehr und die Reichstagszeitung 400 weniger hat seit dem 1. Jan. (Der große Mann kann die Buchhändlererinnerungen nicht los werden.)</p>
          <p>Zum Schluß seiner Rede bricht die Linken in höhnisches langes Bravo aus).</p>
          <p><hi rendition="#g">Venedey</hi> erhält das Wort zu einer Zwischenbemerkung. Er erklärt, es sei kein Wunder, daß die O.-P.-A.-Ztg. mehr Abonnenten habe, denn sie müßte als offizielles Organ gelesen werden. Daß aber die Stimmung für demokratische Blätter sich keineswegs gemindert habe, das zeige sich bei der Neuen Rheinischen Zeitung in Köln, die von 800 auf 3000 Abonnenten gestiegen sei.</p>
          <p>(Lautes Bravo von den Gallerien).</p>
          <p><hi rendition="#g">Reichensperger</hi> spricht für ein Direktorium (ich gehe frühstücken) und gegen einen erblichen Kaiser.</p>
          <p>Hierauf spricht <hi rendition="#g">Ostendorf</hi> für den Erbkaiser.</p>
          <p>Von Schluß der Debatte ist heute (vielleicht morgen) noch keine Rede.</p>
          <p>Morgen Fortsetzung.</p>
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        <head>Italien.</head>
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          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Trotz der drohenden Nachrichten aus Toulon und der mit jedem Tage imposantern Entwicklung der östreichischen Streitkräfte auf der römischen Gränze ist die revolutionäre Bewegung auf allen Punkten der Halbinsel eher im Zunehmen als im Abnehmen begriffen. Im ganzen Bereich des weiland Kirchenstaats ist die Berufung der Constituante mit Jubel begrüßt worden, und täglich treffen enthusiastische Adressen in Folge dieses Ereignisses zu Rom ein. Am 4. Januar fand im Apollotheater eine große Vorstellung zum Besten Venedigs statt. Die Bühne war mit zahlreichen dreifarbigen Fahnen geschmückt, die eine Statue der Venetia umgaben; Evviva's auf Italien, auf die venetianische Republik, auf die Constituante erschütterten das Haus. Am nämlichen Tage fanden zu Modena ernstliche Ruhestörungen statt. Ein Gerücht, die Regierung habe die Massendemission der Munizipalbeamten angenommen, brachte in der gesammten Bevölkerung die ungeheuerste Gährung zuwege. Daraufhin Auffahren von Geschütz, Verdoppelung der Pallastwache, Schließen der Fenster des herzoglichen Schlosses. Zu einem Zusammenstoß ist es in Folge dieser Maßregeln nicht gekommen. Wohl aber geriethen zu Sassuolo Volk und Truppen aneinander. Die letzteren wurden geschlagen.</p>
          <p>Aus <hi rendition="#g">Turin</hi> meldet die &#x201E;Opinione&#x201C;, daß die Minister und der Chef des Generalstabes, der Pole Chrzanowsky, am 9. Januar Abends lange mit einander conferirt haben. Es scheint, daß einer der fähigsten französischen Generale den Oberbefehl über die piemontesische Armee übernehmen wird. Ein anderer, durch seine Sympathien für Italien bekannter General und mehrere Stabsoffiziere werden denselben begleiten. Nach der &#x201E;Concordia&#x201C; wird das Ministerium auch eine Fremdenlegion für die Unabhängigkeit Italiens in Sold nehmen, die größtentheils aus Corsen, wie aus polnischen, französischen und spanischen Soldaten bestehen wird, die den Krieg bereits in Polen, Spanien und Algerien kennen gelernt haben.</p>
          <p>Nachrichten aus <hi rendition="#g">Palermo</hi> vom 2. Januar melden, daß die sechs sicilianischen Minister ihre Entlassung eingereicht haben, da sie nicht mehr mit den Kammern einverstanden waren. Settimo Ruggiero stand inzwischen nach wie vor an der Spitze der Regierung.</p>
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        <head>Ungarn.</head>
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          <head>Hermannstadt, 29. Dez.</head>
          <p>Alle Gemüther sind in großer Aufregung, denn die Westgränze ist vom Feind überschritten, und die Unsrigen haben Klausenburg geräumt. Der am 18. Dezember bei Banffy-Hunyad von Urban versprengte Insurgentenhäuptling Katona erhielt vom General Bem Verstärkung. Ueber Banffy-Hunyad und Dees rückten die Feinde in zwei Kolonnen auf Klausenburg heran und nöthigten das kaiserliche Militär, das durch Truppensendungen nach Haromszek sehr geschwächt war, und den Klausenburger Magyaren nicht traute, die Stadt zu verlassen. Feldmarschalllieutenant Wardener zog sich nach Nagy-Enyed zurück, während die Obersten Jablonsky und Urban Bistritz zu besetzen suchten. Urban, von dem es hier anfangs hieß, er sei gefallen, ist in Bistritz ohne Verlust angekommen, und wird nächstens durch Truppen aus Galizien verstärkt werden, um die Feinde aus dem Westen wieder zurückzudrängen. Große Gefahr ist übrigens für uns nicht da, denn der Feind besteht nach amtlichen Anzeigen nur aus 10-12,000 Mann mit 15 Geschützen.</p>
          <bibl>(D. A. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
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        <head>Donaufürstenthümer.</head>
        <div xml:id="ar199_020" type="jArticle">
          <head>Bucharest, 17. Decbr.</head>
          <p>Die neu organisirte walachische Miliz ist dieser Tage beeidigt worden. Die von allen Milizen nachgesprochene Eidesformel enthält unter Anderm folgende Stellen:</p>
          <p>&#x201E;Ich verpflichte mich und schwöre beim allmächtigen Gott, daß ich der gesetzlichen Regierung, welche von beiden hohen kaiserlichen Höfen, den Souveränen wie der Schutzmacht anerkannt ist, und meinem Vaterlande treu und mit gänzlicher Hingebung dienen will; daß ich im Fall eines Widerstandes dagegen selbst mit meinem Leben, sowohl die jetzt bestehenden Einrichtungen aufrecht erhalten, als auch diejenigen, welche in Zukunft von den beiden kaiserlichen Höfen noch eingeführt werden, vertheidigen will; daß ich einen jeden anzeige, der eine feindliche oder der Regierung schädliche Gesinnung hegt, ohne das Mindeste zu verhehlen&#x201C; u. s. w.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar199_021" type="jArticle">
          <head>Bucharest.</head>
          <p>Aus dieser Stadt wird gemeldet, daß neuerdings ein türkisches Armeekorps von 6000 Mann in das Fürstenthum eingerückt sei, und daß in Kürze zu der starken russischen Armee, welche bereits in den Donaufürstenthümern cantonnirt, noch 6000 Mann erwartet werden. Die Fürstenthümer sind überfüllt mit türkischen und russischen Truppen. Das nächste Frühjahr wird reich an großen Ereignissen sein. Der Cordon an der siebenbürgischen Gränze, welcher bisher aus Kosaken bestand, soll nun durch <hi rendition="#g">Kalmuken</hi> abgelöst werden.</p>
          <bibl>(Siebenb. Wochenbl.)</bibl>
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      </div>
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        <head>Großbritannien.</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 15. Januar.</head>
          <p>In seinem Wochenbriefe an di arbeitenden Klassen Englands schildert der Chartistenführer Harney kurz die Ereignisse des verflossenen Jahres. In Bezug auf Deutschland sagt er unter Anderm:</p>
          <p>&#x201E;Das deutsche Volk, obgleich in großem Umfange durch seine Herrscher und konstitutionellen Führer betrogen, hat sich dennoch eine bedeutende (!) reelle (?) Macht gesichert, die es ohne Zweifel zur Vervollständigung seiner Freiheiten bestens benutzen wird.&#x201C;</p>
          <p>Als allgemeines Resultat hebt Harney hervor:</p>
          <p>&#x201E;Auf dem ganzen Kontinent hat man Eine große Lehre wegbekommen: man hat die <hi rendition="#g">Narrheit, halbe Revolutionen zu machen,</hi> vollständig begriffen. Von allen Feinden der Menschheit sind die &#x201E;Gemäßigten&#x201C; und die &#x201E;Temporisirer&#x201C; die schlimmsten und gefährlichsten. Ueberläßt sich eine Nation z. B. den Lappereien eines Lamartine, so fällt sie später nothwendig dem blutigen Despotismus eines Cavaignacs anheim. In den meisten Staaten Europas ist Ermüdung der Aufgeregtheit der letzten Monate gefolgt. Aber der Kampf ist nicht zu Ende. Es ist nur eine Zeit des Athemschöpfens vor Wiederaufnahme der Feindseligkeiten.&#x2025;&#x2026; Auf unsere deutschen Brüder setz' ich große Hoffnung.</p>
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        <head>Französische Republik.</head>
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          <p>Antonio Watripon, ein junger geistreicher Schriftsteller, uns persönlich befreundet, hat so eben eine Geschichte der Hochschulen vom 12. Jahrhundert bis zum Jahre 18<gap reason="illegible"/>9 in französischer Sprache publicirt, von der die &#x201E;Reform&#x201C; und &#x201E;Revolution&#x201C; mehrmals schon sehr gelungene Stücke mittheilten. Die pariser und montpelleser Universität im Mittelalter, die deutschen Universitäten unter Napoleon's Joch und unter dem wohl noch härtern, weil perfidern, der Restaurationskongresse, die Karbonaria u. s. w. werden darin noch Quellenstudien abgehandelt. Die Tendenz ist rein social-demokratisch, und das nächste Ziel eine möglichst innige, aktive Verbindung zwischen Deutschland's und Frankreichs Studenten jetzt hervorzurufen. Wir empfehlen dies von allem Nationalitäts- und Patriotismusschwindel freie Werk dringend den deutschen Studirenden. &#x2014; Die Freimaurer auch regen sich seit der Junikatastrophe energischer als seit fünfzig Jahren; namentlich im &#x201E;Großen Orient&#x201C; predigt man reinen Socialismus. So geht allmälig in der französischen Bourgeoisie selber ein organischer Zersetzungsprozeß vor. Daß die jetzige Formation nicht lange bestehen könne, ist klar. &#x201E;Männer des National&#x201C;, (ruft ein Provincialblatt) &#x201E;wie schlecht euch zu Muth sein muß! euer altes Ideal, euer Idol, Armand Carrel, wird nur noch von den niederträchtigsten Reactionsjournalen citirt; Godefroy Cavaignac's großer Name ist entehrt; Armand Marrast &#x2014; nun was es mit <hi rendition="#g">dem</hi> auf sich hat, seht ihr alle Tage. Und doch war er einst ein wackrer Kämpe, ein Ideologe immerhin, ein Rhetoriker und Schulmeister, aber ein Mann am Platz viele Jahre lang: und heute ist das Rad der unerbittlichen Geschichtsentwicklung ihm über die Füße gefahren und er liegt zerquetscht am Wege. Männer des National, wir verweisen euch auf die vor 14 Jahren erschienene Broschüre: Vingt jours de secret (Zwanzig Tage geheimer Haft, von A. Marrast, Redakteur en chef der &#x201E;Tribüne&#x201C;). In dieser berühmten Vertheidigungsschrift, bei Gelegenheit des Aprilprozesses, wo Louis Philipp's pharisäischer Pairshof im Jahre 1834 so viele junge und alte Heldenherzen als Aufwiegler und Plünderer, Rebellen und Volksverführer vor seine unheiligen Schranken schleppte und in Riesenprozessen verdammte, hat Marrast Worte gesprochen, die er im April 1848 gar nicht mehr von Barbes und Blanqui hören wollte. Abtrünniger Professor der Rhetorik, wo sind deine jungen schönen Tage hin, als du die unbezähmbaren Sturmartikel der Tribüne schriebst mit Godefroy Cavaignac; der Tribüne, die über hundert Prozesse durchfocht; wo du spät nach Mitternacht aus der Oper im Ballanzug auf die Redaktion hinflogest und im Kreise der ascetischen mürrischen Mitarbeiter die unbesiegbare Feder in den schlanken parfürmirten Fingern führtest, jeder Ruck ein treffender Stoß auf die Drachenhaut des Julikönigs und der Finanzbrut!&#x201C; Folgen viele Citate aus der Brochüre, von welchen hier nur eins: &#x201E;Die Polizei hat wieder provocirt, nach alter Art, aber diesmal übertraf sie sich selber. In Paris, Lyon, Chalons und Dijon glühte das Feuer des republikanischen Aufstands unter der trügenden Rinde konstitutioneller Ruhe; durch halb Frankreich erstreckte er seine Verzweigungen, und die Polizei war darin, halb Paris und Lyon haben in sich ein gewaltiges Proletariat, und was ist natürlicher, als daß es sich durch Associationen gegen Arbeitsmangel, gegen den Druck gemeinsamer Leiden sichern will? In Lyon steht die Sache des Proletariers wo möglich noch schlimmer als in der Hauptstadt; in Lyon schaffen 30,000 Arbeiter mit kompaktem, gemeinschaftlichem Interesse: aber ach! wie leicht fehlen dem Einzelnen dort die elenden 15 Sous, deren er täglich für sich, Weib und Kinder benöthigt ist. Seine Entbehrungen erzeugen Krankheiten, der Hunger tödtet die Einen, die Ueberarbeit die Andern; die Kinder erben das Leiden des Vaters; die Race wird immer schwächlicher, die Töchter müssen die Jugend in Prostitution, das Alter, falls sie es erreichen, in Hospitälern zubringen. Und zu all diesem Kreuz und Jammer kommt die Konkurrenz, die Rohstoffe vertheuern, der Tagelohn trägt die Last. Aus den 15 Sous werden 12, werden 10. Die Fabrikherren verstehen sich. Die Arbeiter dürfen sich nicht verstehen. Jene sagen &#x2014; ich citire zwar nicht des Herrn Thiers Worte, aber gewiß den Inhalt einer seiner Kammerreden und den Sinn einer Menge Aufsätze des Courrier de Lyon: Jene sagen, laßt uns nur warten &#x2026; Der Arbeiter ist geldlos, hat nur Arme und Verstand, braucht uns folglich; wir hinderten ihn am Ersparen, folglich wird er uns bald wieder in's Haus laufen &#x2025;&#x2025; Und wenn diese Arbeiter sich koalisiren, d. h. wechselweise helfen, um gemeinsam denjenigen zu widerstehen, die auf ihre Verzweiflung spekulirten: dann schlägt sie das Gesetz, das Herr Persil durchbrachte &#x2026; Zählt nur das Elend, wenn ihr's wagt, welches die Bourgeoisie seit König Philipp dem Dicken bis heute um sich erzeugte. Sie verschuldete das Unglück der Reaktion nach Robespierre's Fall, und nicht das Volk. Sie hatte das Komité des öffentlichen Wohls eine Zeit lang unterstützt &#x2026; dann grüßte sie den Ersten Konsul &#x2026; dann den Kaiser &#x2026; verrieth ihn &#x2026; räucherte den Bourbonen und heulte ein Lebehoch dem Engländer und dem Russen! Sie fand ihren Profit und Schacher bei der Invasion &#x2026; sie nahm im südlichen Frankreich Theil an den scheuslichen Prevotal- oder Kriegsgerichtshöfen, die so viel Menschenglück und Blut der Rache der restaurirten Bourbonen opferten. Später fand sie ihre egoistische Rechnung nicht mehr, appellirte an's Volk, jagte Charles X fort, und raffte den Proletariern alles aus der Hand, sich selbst aber setzte sie stolz an die Stelle der verjagten Privilegirten, und verbot, daß über 150,000 Wähler im Lande bestehen sollten. &#x2026; Sie regiert &#x2026; aber sie zittert vor der untern Volksklasse und in dieser Furcht wird sie vom Julisystem exploitirt; sie votirt seit 4 Jahren für es und doch hat es schon alle mögliche Schande nicht bloß, sondern auch Betrügerei gegen sie sich zu Schulden kommen lassen. Diese unsere Bourgeoisie wird geradewegs vom Julisystem an der Nase herumgeführt. &#x2026; Welch scheuslicher Gerichtshof, diese Pairskammer! Es ist als hätte der Strom der Zeit am Palast Luxembourg vorbeigeflutet und dort allen Schmutz und Schaum seiner Wasser abgelagert als Pairs de France &#x2026; aber Geduld.&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Unser Jahrhundert ist noch jung, und hat schon ein Konsulat, ein Kaiserthum, eine Restauration in Trümmern geschlagen; bald wird es auch mit der Bourgeoismonarchie fertig werden, trotz ihrer dynastischen Gelüste; sie sitzt hoch und stolz auf dem Throne an dessen Fuß die Flut andonnert, und dieser Thron steht über Ruinen &#x2026; Nichts ist sicher was auf Ruinen und Staub gebaut ist. Und noch schlimmer wenn dieser Staub aus dem Asphalt besteht den die Juliussonne schmelzen und entzünden kann; das darüber gewölbte Gebäude wird dann nicht lange unversehrt bleiben &#x2025;&#x2025; Die Orleans haben stets nach der Krone gefischt seit Louis XIV.; ihnen fehlte die Keckheit ihres Stammherrn Hugo, mit der hätten sie viermal wenigstens seit 2 Jahrhunderten auf den Thron steigen können. Erst als das Volk diese Krone auf die Erde geworfen, fand sich der Sohn des Egalité ein und bückte sich und hob sie sachte auf. Dieser Egalitätssohn hat acht Kinder &#x2026; Teufel, welche blühende Rasse! Platz gemacht für die Dynastie des Egalité &#x2025;&#x2025; Aber die Zeit wird wieder kommen wo das Volk nochmals den Hammer der Revolution zur Hand nimmt; es kann nicht anders, denn die von Angst vor ihm bethörte Bourgeoisie hat fast Alles der Krone geopfert; die Bourgeoisie wird bald dem Proletarier die Hand reichen; dann werden die materiellen Interessen als Bindemittel und Tragepfeiler den Ideen dienen, und die Nation wird wieder revolutionär drein schmettern und allen Nationen Europa's das erste Beispiel einer starken, freien Regierung geben, die vom Willen Aller ausgeht und vor jedem gewaltsamen Stoß gesichert ist durch eine periodische, regelmäßige Bewegung. Möge unsre Bourgeoisie nicht allzu spät einsehen, daß dies Ende nothwendig allen unsern Kämpfen bevorstehe! Möge unsere Bourgeoisie nicht noch beitragen zur Vermehrung der Wuth, und folglich der Volksjustiz! &#x2026; Was ist die Bourgeoisie? nicht das Gehirn, nicht die Nerven, nicht das Herz; sie ist die passive Muskulatur des Socialkörpers, die aber die vollste, substanziellste Zufuhr bekommt. Die Bourgeoisie ist nie direkt revolutionär, sie profitirt beim Fortschritte der Völker, sie bewirkt ihn aber nicht. Sie unterstützt jeden Sieger, nur darf er nicht brutal gegen sie sein und ihre friedliche Existenz stören. Das Stichwort dieser Bourgeoisie ist nicht die Ordnung &#x2014; sie verstehen sie nicht &#x2014; sondern die Ruhe.&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Und Juvenal's Wort auf das verderbte römische Volk ist auf sie anwendbar, denn sie will Ruhe mit gewissen Freiheiten, die ihr behaglich sind, die sie aber nicht errungen hat mit gewissen Schauspielen, Bällen, kurz mit einer gewissen Summe intellektueller wie materieller Vergnügungen &#x2026; sie speist gern die Früchte der Bildung, aber sie kämpft gegen den künstlerischen Schöpfungsgedanken, d. h. gegen die Arbeit und die Arbeitenden, durch die eben jene Bildungswelt entsteht &#x2026; Kunst und Arbeit, das sind die Grundelemente der Republik, unter die Herrschaft dieser zwei Mächte wird einst Alles, Alles ohne Ausnahme gerathen. &#x2014; Jawohl die Kunst, dieser generische Ausdruck der Intelligenz, die die Gesetze des Weltsystems nicht weniger als die des Menschengeschlechts entdeckt, die Kunst, dieser Urschatz aller Genie's und aller Glorie der Nationen; &#x2025;&#x2025; aus ihr wird eine Politik entstehen, die wahre republikanische, ohne die es der Erziehung unmöglich bliebe nach wie vor, die Sitten zu bessern, Brüderlichkeit, Gleichheitsliebe im menschlichen Herzen zu erwecken; nicht von spartanischer Gleichheit rede ich, das wäre ein lächerlicher Rücktritt in graue Vorzeit; ich meine die andere Gleichheit, welche nichts als die heiligste, religiöseste Verwirklichung der Gerechtigkeit, und jeglichem Sterblichen die volle Entfaltung aller seiner Fähigkeiten sichert; insonderheit aber Belohnungen nur der nutzbarsten Arbeit, den aufopferndsten Diensten aufzusparen weiß. Warum, nach der Bekränzung so viel elender und gedungener Eitelkeiten, sollte nicht endlich auch die Epoche des ernsten, gediegnen Verdienstes kommen? Nach so vielen, von Verderbniß zernagten Aristokratieen, warum sollte nicht die Aristokratie der Tugend endlich einmal geachtet werden? Warum sollte die Menschheit nicht den Codex der Hingebung (dévoûment) schreiben, nachdem sie den des Egoismus und der Unmoralität geschrieben? &#x2026; Das sind Utopieen, flatterndes Hirngespinnst, ruft man uns entgegen. Ja, Hirngespinnst in den Augen derer, die mit wenig Vernunft begabt sind, und denen der kühne Sinne mangelt, Hand zum Verwirklichen anzulegen. <hi rendition="#g">Für uns Republikaner jedoch sind obige Betrachtungen mehr als Traum, sind der Kern unsrer Seele</hi>. Was schadet's im Grunde, wenn auch die ganze jetzige Generation darüber geopfert wird? &#x2026; uns winkt ein hohes Ziel und edles Beispiel.&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Das Revolutionswerk verlangt nicht Männer von halbem,
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[1083/0003] Glückwunsch zum neuen Jahr an jenes. Wer aber seine Macht auf Bajonette stützt, fällt bald! denn das Volk lebt länger als ein König und des Volkes Rechte bedürfen nicht der Gottes Gnaden und keine Macht der Erde darf sie ungestraft verkümmern. Wie jämmerlich hier der Preußenverein (alias „Patriotischer Verein) agirt, wie er die demokratischen Wahlen hintertreiben will, ist wirklich lächerlich. Der General-Lieutenant v. W. läßt sich herab, den Lehrer J. zu denunziren, weil derselbe seinen Schülern auf inständiges Bitten die Geschichte des Volksmärtyrers Robert Blum erzählte. General-Lieutenant v. Wedell dringt auf Untersuchung gegen den Referendarius Szobbeon, weil er wahre Worte über den König gesagt. Die hier stationirten höchst reaktionären Offiziere wollen eine Petition einreichen des Inhalts, die „Neue Rheinische Zeitung soll in Belagerungszustand versetzt werden!“ O gerum, gerum gerum! Alles jauchzt dem Februar entgegen, wo endlich das Volk über die Fürsten zur Tagesordnung übergehen wird. Während der Kammersitzungen, wird hier erzählt, soll die Presse ganz und gar verboten werden. So eben erfahre ich, daß der Referendarius S. seines Amtes ex officio suspendirt ist. !!! Frankfurt, 16. Januar. National-Versammlung. Fortsetzung der Kaiserdebatte. H. Simon von Breslau frägt den Minister Gagern, ob das (soi-disant) Reichsministerium Kenntniß hat von der Wahl des Kreises Neuß im Rheinland, welche auf den im Zuchthaus sitzenden Temme gefallen, und was unter den obwaltenden Umständen das Ministerium in dieser Sache thun wird? Der „Edle“ von Gagern meint: Das Ministerium hat noch keine Kenntniß (wenn hätte es je Kenntniß) und was es thun wird, darüber wird es Donnerstag antworten. (Die alten Schmerlingschen Witze. Wird der Kreis Neuß nichts thun?) Der Handelsminister beantwortet einige Interpellationen und einige unbedeutende Berichte werden angezeigt. Der Finanzminister v. Beckerath giebt Rechenschaft über die deutschen Regierungen, welche ihre Matrikularbeiträge zur Gründung der deutschen Flotte gezahlt haben. Oesterreich hat nichts gezahlt. Mecklenburg, Luxenburg und Limburg sind noch im Rückstande. Kurhessen will eine Gegenrechnung machen wegen Reichstruppen. Mit Sachsen wird noch geschachert. Die Uebrigen haben merkwürdiger Weise gezahlt. Zur Tagesordnung. Die Linke hat einen Antrag eingegeben: „Das deutsche Reichsoberhaupt darf nicht zugleich Regent eines deutschen Einzelstaates sein.“ In der Reihe der Redner kommt Phillips (ein unbekannter Ultramontaner aus Baiern) beginnt mit einer Lobrede auf Görres. Dieser große Mann (Gelächter) sei nie für ein erbliches Kaiserthum gewesen. (Gelächter). Folgt ähnlicher Blödsinn. Sein spezielles Vaterland (Baiern) würde sich sehr unwohl bei einem preußischen Kaiserthum befinden. (Die andern werden sich sehr wohl befinden!) Herr Phillips ist endlich für ein Direktorium (wobei Baiern zwei Stimmen hat). Professor Stahl aus Erlangen ist fürs erbliche Kaiserthum. In der langen Rede dieses Herrn erfahren wir u. a. auch, daß baierisches Blut in seinen Adern fließt. (Wie mag das wohl aussehen, baierisches Blut?) (Zum Schluß Beifall des ganzen Centrums und der Rechten. Die Herren werden schon ihren Erbkaiser propariren!) Venedey: Stahl hat gesagt, zu einem gesegneten Handel sei eine monarchische Staatsverfassung unumgänglich nöthig. Deutschland habe 1000 Jahre Monarchien und doch einen schlechten Handel. Amerika dagegen guten Handel und keine Monarchie. (Das begreift ein dummer Junge, aber die Herrn von Frankfurt wollen es anders begreifen.) Wenn man nun schon einen Kaiser wählen wolle, solle man wenigstens kein gekröntes Haupt dazu wählen. Ein königlich preußisches Kaiserthum würde den Bürgerkrieg bringen. Bassermann (endlich!): Das Direktorium erklärt er von vornherein für verderblich. Vor dem Gedanken, daß jeder Deutsche wählbar sei, erschrickt Hr. Bassermann nicht wenig. (Er erschrickt aber nicht mehr wie wir, man könnte ja Brutus-Bassermann, den Bravsten der Braven wählen!) Lamartine, Cavaignac etc. seien das beste Zeichen, daß die Sympathien des Volkes für seine Gewählten nicht lange dauern. (Brutus hätte bei sich stehen bleiben können.) Auch gegen einen sogenannten Turnus spricht sich Hr. Bassermann aus. Was bleibt nun noch übrig? Der erbliche Kaiser! Bassermann spricht's und damit basta! Bassermann giebt die Möglichkeit zu, daß dies Haus (das s. g. Parlament) in der Oberhauptsfrage zu gar keinem Resultate kommt, aber, sagt er, es wäre mir gewissermaßen recht lieb, wenn es so käme, denn dann weiß ich, daß es in Deutschland Männer giebt (die 34) welche sagen werden, da ihr (Herren von Frankfurt) nicht die Spitze der Verfassung zusammenbringt, so werden wir euch eine machen. (Gut!) Dies sage ich schon im Voraus, sagt Bassermann, damit das deutsche Volk nicht verzweifelt (Haha, haha, haha!), wenn wir zu keinem Beschlusse kommen. Zuletzt meint er u. a, die preußische National-Versammlung sei mit dem höchsten Recht auseinandergetrieben worden, und dieser (der Frankfurter Versammlung) wäre es längst eben so gegangen, wenn nicht die Majorität sich so konsequent und würdig benommen hätte. (Nur die Gallerien lachen. Die Centren bringen sich ein Bravo.) Unter andern Allotrien erzählt auch Brutus, das die O.-P.-A-Ztg. 2000 Abonnenten mehr und die Reichstagszeitung 400 weniger hat seit dem 1. Jan. (Der große Mann kann die Buchhändlererinnerungen nicht los werden.) Zum Schluß seiner Rede bricht die Linken in höhnisches langes Bravo aus). Venedey erhält das Wort zu einer Zwischenbemerkung. Er erklärt, es sei kein Wunder, daß die O.-P.-A.-Ztg. mehr Abonnenten habe, denn sie müßte als offizielles Organ gelesen werden. Daß aber die Stimmung für demokratische Blätter sich keineswegs gemindert habe, das zeige sich bei der Neuen Rheinischen Zeitung in Köln, die von 800 auf 3000 Abonnenten gestiegen sei. (Lautes Bravo von den Gallerien). Reichensperger spricht für ein Direktorium (ich gehe frühstücken) und gegen einen erblichen Kaiser. Hierauf spricht Ostendorf für den Erbkaiser. Von Schluß der Debatte ist heute (vielleicht morgen) noch keine Rede. Morgen Fortsetzung. Italien. * Trotz der drohenden Nachrichten aus Toulon und der mit jedem Tage imposantern Entwicklung der östreichischen Streitkräfte auf der römischen Gränze ist die revolutionäre Bewegung auf allen Punkten der Halbinsel eher im Zunehmen als im Abnehmen begriffen. Im ganzen Bereich des weiland Kirchenstaats ist die Berufung der Constituante mit Jubel begrüßt worden, und täglich treffen enthusiastische Adressen in Folge dieses Ereignisses zu Rom ein. Am 4. Januar fand im Apollotheater eine große Vorstellung zum Besten Venedigs statt. Die Bühne war mit zahlreichen dreifarbigen Fahnen geschmückt, die eine Statue der Venetia umgaben; Evviva's auf Italien, auf die venetianische Republik, auf die Constituante erschütterten das Haus. Am nämlichen Tage fanden zu Modena ernstliche Ruhestörungen statt. Ein Gerücht, die Regierung habe die Massendemission der Munizipalbeamten angenommen, brachte in der gesammten Bevölkerung die ungeheuerste Gährung zuwege. Daraufhin Auffahren von Geschütz, Verdoppelung der Pallastwache, Schließen der Fenster des herzoglichen Schlosses. Zu einem Zusammenstoß ist es in Folge dieser Maßregeln nicht gekommen. Wohl aber geriethen zu Sassuolo Volk und Truppen aneinander. Die letzteren wurden geschlagen. Aus Turin meldet die „Opinione“, daß die Minister und der Chef des Generalstabes, der Pole Chrzanowsky, am 9. Januar Abends lange mit einander conferirt haben. Es scheint, daß einer der fähigsten französischen Generale den Oberbefehl über die piemontesische Armee übernehmen wird. Ein anderer, durch seine Sympathien für Italien bekannter General und mehrere Stabsoffiziere werden denselben begleiten. Nach der „Concordia“ wird das Ministerium auch eine Fremdenlegion für die Unabhängigkeit Italiens in Sold nehmen, die größtentheils aus Corsen, wie aus polnischen, französischen und spanischen Soldaten bestehen wird, die den Krieg bereits in Polen, Spanien und Algerien kennen gelernt haben. Nachrichten aus Palermo vom 2. Januar melden, daß die sechs sicilianischen Minister ihre Entlassung eingereicht haben, da sie nicht mehr mit den Kammern einverstanden waren. Settimo Ruggiero stand inzwischen nach wie vor an der Spitze der Regierung. Ungarn. Hermannstadt, 29. Dez. Alle Gemüther sind in großer Aufregung, denn die Westgränze ist vom Feind überschritten, und die Unsrigen haben Klausenburg geräumt. Der am 18. Dezember bei Banffy-Hunyad von Urban versprengte Insurgentenhäuptling Katona erhielt vom General Bem Verstärkung. Ueber Banffy-Hunyad und Dees rückten die Feinde in zwei Kolonnen auf Klausenburg heran und nöthigten das kaiserliche Militär, das durch Truppensendungen nach Haromszek sehr geschwächt war, und den Klausenburger Magyaren nicht traute, die Stadt zu verlassen. Feldmarschalllieutenant Wardener zog sich nach Nagy-Enyed zurück, während die Obersten Jablonsky und Urban Bistritz zu besetzen suchten. Urban, von dem es hier anfangs hieß, er sei gefallen, ist in Bistritz ohne Verlust angekommen, und wird nächstens durch Truppen aus Galizien verstärkt werden, um die Feinde aus dem Westen wieder zurückzudrängen. Große Gefahr ist übrigens für uns nicht da, denn der Feind besteht nach amtlichen Anzeigen nur aus 10-12,000 Mann mit 15 Geschützen. (D. A. Z.) Donaufürstenthümer. Bucharest, 17. Decbr. Die neu organisirte walachische Miliz ist dieser Tage beeidigt worden. Die von allen Milizen nachgesprochene Eidesformel enthält unter Anderm folgende Stellen: „Ich verpflichte mich und schwöre beim allmächtigen Gott, daß ich der gesetzlichen Regierung, welche von beiden hohen kaiserlichen Höfen, den Souveränen wie der Schutzmacht anerkannt ist, und meinem Vaterlande treu und mit gänzlicher Hingebung dienen will; daß ich im Fall eines Widerstandes dagegen selbst mit meinem Leben, sowohl die jetzt bestehenden Einrichtungen aufrecht erhalten, als auch diejenigen, welche in Zukunft von den beiden kaiserlichen Höfen noch eingeführt werden, vertheidigen will; daß ich einen jeden anzeige, der eine feindliche oder der Regierung schädliche Gesinnung hegt, ohne das Mindeste zu verhehlen“ u. s. w. Bucharest. Aus dieser Stadt wird gemeldet, daß neuerdings ein türkisches Armeekorps von 6000 Mann in das Fürstenthum eingerückt sei, und daß in Kürze zu der starken russischen Armee, welche bereits in den Donaufürstenthümern cantonnirt, noch 6000 Mann erwartet werden. Die Fürstenthümer sind überfüllt mit türkischen und russischen Truppen. Das nächste Frühjahr wird reich an großen Ereignissen sein. Der Cordon an der siebenbürgischen Gränze, welcher bisher aus Kosaken bestand, soll nun durch Kalmuken abgelöst werden. (Siebenb. Wochenbl.) Großbritannien. * London, 15. Januar. In seinem Wochenbriefe an di arbeitenden Klassen Englands schildert der Chartistenführer Harney kurz die Ereignisse des verflossenen Jahres. In Bezug auf Deutschland sagt er unter Anderm: „Das deutsche Volk, obgleich in großem Umfange durch seine Herrscher und konstitutionellen Führer betrogen, hat sich dennoch eine bedeutende (!) reelle (?) Macht gesichert, die es ohne Zweifel zur Vervollständigung seiner Freiheiten bestens benutzen wird.“ Als allgemeines Resultat hebt Harney hervor: „Auf dem ganzen Kontinent hat man Eine große Lehre wegbekommen: man hat die Narrheit, halbe Revolutionen zu machen, vollständig begriffen. Von allen Feinden der Menschheit sind die „Gemäßigten“ und die „Temporisirer“ die schlimmsten und gefährlichsten. Ueberläßt sich eine Nation z. B. den Lappereien eines Lamartine, so fällt sie später nothwendig dem blutigen Despotismus eines Cavaignacs anheim. In den meisten Staaten Europas ist Ermüdung der Aufgeregtheit der letzten Monate gefolgt. Aber der Kampf ist nicht zu Ende. Es ist nur eine Zeit des Athemschöpfens vor Wiederaufnahme der Feindseligkeiten.‥… Auf unsere deutschen Brüder setz' ich große Hoffnung. „Ein kleiner Vogel, däucht mir, singt das Lied: Der Völker Macht erstarkt von Tag zu Tag!“ Französische Republik. 17 Parie, 15. Jan. Antonio Watripon, ein junger geistreicher Schriftsteller, uns persönlich befreundet, hat so eben eine Geschichte der Hochschulen vom 12. Jahrhundert bis zum Jahre 18_ 9 in französischer Sprache publicirt, von der die „Reform“ und „Revolution“ mehrmals schon sehr gelungene Stücke mittheilten. Die pariser und montpelleser Universität im Mittelalter, die deutschen Universitäten unter Napoleon's Joch und unter dem wohl noch härtern, weil perfidern, der Restaurationskongresse, die Karbonaria u. s. w. werden darin noch Quellenstudien abgehandelt. Die Tendenz ist rein social-demokratisch, und das nächste Ziel eine möglichst innige, aktive Verbindung zwischen Deutschland's und Frankreichs Studenten jetzt hervorzurufen. Wir empfehlen dies von allem Nationalitäts- und Patriotismusschwindel freie Werk dringend den deutschen Studirenden. — Die Freimaurer auch regen sich seit der Junikatastrophe energischer als seit fünfzig Jahren; namentlich im „Großen Orient“ predigt man reinen Socialismus. So geht allmälig in der französischen Bourgeoisie selber ein organischer Zersetzungsprozeß vor. Daß die jetzige Formation nicht lange bestehen könne, ist klar. „Männer des National“, (ruft ein Provincialblatt) „wie schlecht euch zu Muth sein muß! euer altes Ideal, euer Idol, Armand Carrel, wird nur noch von den niederträchtigsten Reactionsjournalen citirt; Godefroy Cavaignac's großer Name ist entehrt; Armand Marrast — nun was es mit dem auf sich hat, seht ihr alle Tage. Und doch war er einst ein wackrer Kämpe, ein Ideologe immerhin, ein Rhetoriker und Schulmeister, aber ein Mann am Platz viele Jahre lang: und heute ist das Rad der unerbittlichen Geschichtsentwicklung ihm über die Füße gefahren und er liegt zerquetscht am Wege. Männer des National, wir verweisen euch auf die vor 14 Jahren erschienene Broschüre: Vingt jours de secret (Zwanzig Tage geheimer Haft, von A. Marrast, Redakteur en chef der „Tribüne“). In dieser berühmten Vertheidigungsschrift, bei Gelegenheit des Aprilprozesses, wo Louis Philipp's pharisäischer Pairshof im Jahre 1834 so viele junge und alte Heldenherzen als Aufwiegler und Plünderer, Rebellen und Volksverführer vor seine unheiligen Schranken schleppte und in Riesenprozessen verdammte, hat Marrast Worte gesprochen, die er im April 1848 gar nicht mehr von Barbes und Blanqui hören wollte. Abtrünniger Professor der Rhetorik, wo sind deine jungen schönen Tage hin, als du die unbezähmbaren Sturmartikel der Tribüne schriebst mit Godefroy Cavaignac; der Tribüne, die über hundert Prozesse durchfocht; wo du spät nach Mitternacht aus der Oper im Ballanzug auf die Redaktion hinflogest und im Kreise der ascetischen mürrischen Mitarbeiter die unbesiegbare Feder in den schlanken parfürmirten Fingern führtest, jeder Ruck ein treffender Stoß auf die Drachenhaut des Julikönigs und der Finanzbrut!“ Folgen viele Citate aus der Brochüre, von welchen hier nur eins: „Die Polizei hat wieder provocirt, nach alter Art, aber diesmal übertraf sie sich selber. In Paris, Lyon, Chalons und Dijon glühte das Feuer des republikanischen Aufstands unter der trügenden Rinde konstitutioneller Ruhe; durch halb Frankreich erstreckte er seine Verzweigungen, und die Polizei war darin, halb Paris und Lyon haben in sich ein gewaltiges Proletariat, und was ist natürlicher, als daß es sich durch Associationen gegen Arbeitsmangel, gegen den Druck gemeinsamer Leiden sichern will? In Lyon steht die Sache des Proletariers wo möglich noch schlimmer als in der Hauptstadt; in Lyon schaffen 30,000 Arbeiter mit kompaktem, gemeinschaftlichem Interesse: aber ach! wie leicht fehlen dem Einzelnen dort die elenden 15 Sous, deren er täglich für sich, Weib und Kinder benöthigt ist. Seine Entbehrungen erzeugen Krankheiten, der Hunger tödtet die Einen, die Ueberarbeit die Andern; die Kinder erben das Leiden des Vaters; die Race wird immer schwächlicher, die Töchter müssen die Jugend in Prostitution, das Alter, falls sie es erreichen, in Hospitälern zubringen. Und zu all diesem Kreuz und Jammer kommt die Konkurrenz, die Rohstoffe vertheuern, der Tagelohn trägt die Last. Aus den 15 Sous werden 12, werden 10. Die Fabrikherren verstehen sich. Die Arbeiter dürfen sich nicht verstehen. Jene sagen — ich citire zwar nicht des Herrn Thiers Worte, aber gewiß den Inhalt einer seiner Kammerreden und den Sinn einer Menge Aufsätze des Courrier de Lyon: Jene sagen, laßt uns nur warten … Der Arbeiter ist geldlos, hat nur Arme und Verstand, braucht uns folglich; wir hinderten ihn am Ersparen, folglich wird er uns bald wieder in's Haus laufen ‥‥ Und wenn diese Arbeiter sich koalisiren, d. h. wechselweise helfen, um gemeinsam denjenigen zu widerstehen, die auf ihre Verzweiflung spekulirten: dann schlägt sie das Gesetz, das Herr Persil durchbrachte … Zählt nur das Elend, wenn ihr's wagt, welches die Bourgeoisie seit König Philipp dem Dicken bis heute um sich erzeugte. Sie verschuldete das Unglück der Reaktion nach Robespierre's Fall, und nicht das Volk. Sie hatte das Komité des öffentlichen Wohls eine Zeit lang unterstützt … dann grüßte sie den Ersten Konsul … dann den Kaiser … verrieth ihn … räucherte den Bourbonen und heulte ein Lebehoch dem Engländer und dem Russen! Sie fand ihren Profit und Schacher bei der Invasion … sie nahm im südlichen Frankreich Theil an den scheuslichen Prevotal- oder Kriegsgerichtshöfen, die so viel Menschenglück und Blut der Rache der restaurirten Bourbonen opferten. Später fand sie ihre egoistische Rechnung nicht mehr, appellirte an's Volk, jagte Charles X fort, und raffte den Proletariern alles aus der Hand, sich selbst aber setzte sie stolz an die Stelle der verjagten Privilegirten, und verbot, daß über 150,000 Wähler im Lande bestehen sollten. … Sie regiert … aber sie zittert vor der untern Volksklasse und in dieser Furcht wird sie vom Julisystem exploitirt; sie votirt seit 4 Jahren für es und doch hat es schon alle mögliche Schande nicht bloß, sondern auch Betrügerei gegen sie sich zu Schulden kommen lassen. Diese unsere Bourgeoisie wird geradewegs vom Julisystem an der Nase herumgeführt. … Welch scheuslicher Gerichtshof, diese Pairskammer! Es ist als hätte der Strom der Zeit am Palast Luxembourg vorbeigeflutet und dort allen Schmutz und Schaum seiner Wasser abgelagert als Pairs de France … aber Geduld.“ „Unser Jahrhundert ist noch jung, und hat schon ein Konsulat, ein Kaiserthum, eine Restauration in Trümmern geschlagen; bald wird es auch mit der Bourgeoismonarchie fertig werden, trotz ihrer dynastischen Gelüste; sie sitzt hoch und stolz auf dem Throne an dessen Fuß die Flut andonnert, und dieser Thron steht über Ruinen … Nichts ist sicher was auf Ruinen und Staub gebaut ist. Und noch schlimmer wenn dieser Staub aus dem Asphalt besteht den die Juliussonne schmelzen und entzünden kann; das darüber gewölbte Gebäude wird dann nicht lange unversehrt bleiben ‥‥ Die Orleans haben stets nach der Krone gefischt seit Louis XIV.; ihnen fehlte die Keckheit ihres Stammherrn Hugo, mit der hätten sie viermal wenigstens seit 2 Jahrhunderten auf den Thron steigen können. Erst als das Volk diese Krone auf die Erde geworfen, fand sich der Sohn des Egalité ein und bückte sich und hob sie sachte auf. Dieser Egalitätssohn hat acht Kinder … Teufel, welche blühende Rasse! Platz gemacht für die Dynastie des Egalité ‥‥ Aber die Zeit wird wieder kommen wo das Volk nochmals den Hammer der Revolution zur Hand nimmt; es kann nicht anders, denn die von Angst vor ihm bethörte Bourgeoisie hat fast Alles der Krone geopfert; die Bourgeoisie wird bald dem Proletarier die Hand reichen; dann werden die materiellen Interessen als Bindemittel und Tragepfeiler den Ideen dienen, und die Nation wird wieder revolutionär drein schmettern und allen Nationen Europa's das erste Beispiel einer starken, freien Regierung geben, die vom Willen Aller ausgeht und vor jedem gewaltsamen Stoß gesichert ist durch eine periodische, regelmäßige Bewegung. Möge unsre Bourgeoisie nicht allzu spät einsehen, daß dies Ende nothwendig allen unsern Kämpfen bevorstehe! Möge unsere Bourgeoisie nicht noch beitragen zur Vermehrung der Wuth, und folglich der Volksjustiz! … Was ist die Bourgeoisie? nicht das Gehirn, nicht die Nerven, nicht das Herz; sie ist die passive Muskulatur des Socialkörpers, die aber die vollste, substanziellste Zufuhr bekommt. Die Bourgeoisie ist nie direkt revolutionär, sie profitirt beim Fortschritte der Völker, sie bewirkt ihn aber nicht. Sie unterstützt jeden Sieger, nur darf er nicht brutal gegen sie sein und ihre friedliche Existenz stören. Das Stichwort dieser Bourgeoisie ist nicht die Ordnung — sie verstehen sie nicht — sondern die Ruhe.“ „Und Juvenal's Wort auf das verderbte römische Volk ist auf sie anwendbar, denn sie will Ruhe mit gewissen Freiheiten, die ihr behaglich sind, die sie aber nicht errungen hat mit gewissen Schauspielen, Bällen, kurz mit einer gewissen Summe intellektueller wie materieller Vergnügungen … sie speist gern die Früchte der Bildung, aber sie kämpft gegen den künstlerischen Schöpfungsgedanken, d. h. gegen die Arbeit und die Arbeitenden, durch die eben jene Bildungswelt entsteht … Kunst und Arbeit, das sind die Grundelemente der Republik, unter die Herrschaft dieser zwei Mächte wird einst Alles, Alles ohne Ausnahme gerathen. — Jawohl die Kunst, dieser generische Ausdruck der Intelligenz, die die Gesetze des Weltsystems nicht weniger als die des Menschengeschlechts entdeckt, die Kunst, dieser Urschatz aller Genie's und aller Glorie der Nationen; ‥‥ aus ihr wird eine Politik entstehen, die wahre republikanische, ohne die es der Erziehung unmöglich bliebe nach wie vor, die Sitten zu bessern, Brüderlichkeit, Gleichheitsliebe im menschlichen Herzen zu erwecken; nicht von spartanischer Gleichheit rede ich, das wäre ein lächerlicher Rücktritt in graue Vorzeit; ich meine die andere Gleichheit, welche nichts als die heiligste, religiöseste Verwirklichung der Gerechtigkeit, und jeglichem Sterblichen die volle Entfaltung aller seiner Fähigkeiten sichert; insonderheit aber Belohnungen nur der nutzbarsten Arbeit, den aufopferndsten Diensten aufzusparen weiß. Warum, nach der Bekränzung so viel elender und gedungener Eitelkeiten, sollte nicht endlich auch die Epoche des ernsten, gediegnen Verdienstes kommen? Nach so vielen, von Verderbniß zernagten Aristokratieen, warum sollte nicht die Aristokratie der Tugend endlich einmal geachtet werden? Warum sollte die Menschheit nicht den Codex der Hingebung (dévoûment) schreiben, nachdem sie den des Egoismus und der Unmoralität geschrieben? … Das sind Utopieen, flatterndes Hirngespinnst, ruft man uns entgegen. Ja, Hirngespinnst in den Augen derer, die mit wenig Vernunft begabt sind, und denen der kühne Sinne mangelt, Hand zum Verwirklichen anzulegen. Für uns Republikaner jedoch sind obige Betrachtungen mehr als Traum, sind der Kern unsrer Seele. Was schadet's im Grunde, wenn auch die ganze jetzige Generation darüber geopfert wird? … uns winkt ein hohes Ziel und edles Beispiel.“ „Das Revolutionswerk verlangt nicht Männer von halbem,

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 199. Köln, 19. Januar 1849, S. 1083. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz199_1849/3>, abgerufen am 24.11.2024.