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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 193. Köln, 12. Januar 1849. Beilage.

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Trimalkion zu feiern; wundert euch nicht, wenn manche eurer Bourgeoisfrauen, mit dem doppelten Gesichte begabt, ein Festmahl des Belsazar darin erblicken und die weiße Hand aus der goldenen Wand hervorfahren mit dem rothen Griffel.

Eine Prostituirte auf 85 Französinnen, wollt ihr wissen, was das heißt? Ihr rechnet gern in Prozenten: das ist 1 3/17 Proc. Und wenn gerade eure Tochter die Zahl 1 3/17 auf der unschuldigen Stirn trüge? Wie? was würdet ihr zu diesem Prozentchen sagen?

Wir bitten beinah den Leser um Entschuldigung, die Malthusier hier noch einmal angeredet zu haben; es ist dies einen Mohren weiß waschen wollen; der heilige Unwille übermannte uns.

Historische Notizen bieten sich in Menge dar; so findet sich, daß in Paris, der s. g. Welthauptstadt, von drei Sterbenden stets einer im Hospital stirbt. Seit zehn Jahren bekommen von sechs Leuten fünf ein Begräbniß aus der Mildthätigkeitskasse.

In der Republik Rom waren am Ende nur zweitausend Römer die rem habuere (reich waren). Rom kümmerte sich nicht um die freie, aber arme Plebs, ließ sie in Schulden versinken, und dadurch allein entstanden in Rom Bürgerkämpfe und Klassenkriege, Todtschlägereien in Masse und endliche Auflösung des Arbeiterstandes, d. h. Zerfallen des antiken Weltstaates.

Wir schreiten jetzt zur Betrachtung der in Frankreich verloren gehenden Kräften. Schon 1790 sagte Liancourt: "Das Mißverhältniß der französischen Bevölkerung mit der von ihr gelieferten Arbeit ist Hauptquelle der Armuth," und Papion 1791 in seinem Memoire sur la mendicite schrieb: "Arbeitslosigkeit, Elend wäre in den Arbeitsklassen unmöglich, wenn man es dahin brächte, aus ihnen nicht nur Verfertiger, sondern auch Genießer des durch sie Verfertigten zu machen. Damit alle Welt arbeite, muß offenbar alle Welt genießen."

Es ist sonnenklar, je menschenreicher ein Land, desto produktenreicher wird es; es schließt seinen Schooß nur der menschlichen Arbeit auf. Schlaraffenländer mit gebratenen Gänsen giebt es nicht. Arbeit ist die Muskel- und Geisteskraft des Menschen, wodurch er mit den Naturmächten und Naturstoffen handgemein wird, und dadurch entsteht aus dem rohen Boden das Kapital. In Frankreich wohnen auf einem Quadratkilometer 65 Menschen, in Europa überhaupt nur 25.

Theilen wir die Einwohner unseres Landes in 15 Altersstufen; im Jahre 1846 waren

von 9 Jahren und darunter 3,481,805 mänl. Individuen u. 3,481,806 weibl.
von 9 Jahren bis 16 2,306,715 mänl. Individuen u. 2,306,716 weibl.
von 16 Jahren bis 21 1,547,017 mänl. Individuen u. 1,547,018 weibl.
von 21 Jahren bis 25 1,177,371 mänl. Individuen u. 1,177,372 weibl.
von 25 Jahren bis 30 1,380,884 mänl. Individuen u. 1,380,884 weibl.
von 30 Jahren bis 35 1,284,115 mänl. Individuen u. 1,284,115 weibl.
von 35 Jahren bis 40 1,176,501 mänl. Individuen u. 1,176,502 weibl.
von 40 Jahren bis 45 1,075,288 mänl. Individuen u. 1,075,288 weibl.
von 45 Jahren bis 50 957 500 mänl. Individuen u. 957,501 weibl.
von 50 Jahren bis 55 846,930 mänl. Individuen u. 846,930 weibl.
von 55 Jahren bis 60 716,998 mänl. Individuen u. 716,998 weibl.
von 60 Jahren bis 65 578,625 mänl. Individuen u. 578,626 weibl.
von 65 Jahren bis 70 451,970 mänl. Individuen u. 431,970 weibl.
von 70 Jahren bis 80 445,700 mänl. Individuen u. 445,700 weibl.
von 80 und darüber 97,072 mänl. Individuen u. 97,073 weibl.
Anno 1826 waren 30 Mill.
im Total.
Anno 1846 waren 35 Mill.
im Total.
[unleserliches Material]17,500,000 mänl. Individuen u. 17,500,000 weibl.

Die Geschlechter sind also doch ziemlich gleich numerisch vertreten. Ein Viertel der Einwohnerschaft bestand aus Kindern unter 9 Jahren, und aus Greisen über 65 Jahre.

Veranschauliche der Leser sich dieses in folgenden Tabellen:

Männliche Einwohnerschaft Frankreichs, betrachtet nach ihrer Körperkraft, d. h. Arbeitstüchtigkeit:

1) Kraftblüthe: 7,051,659 Personen von 21 a 50 Jahren.
2) Mittelkraft: 3,100,945 Personen von 16 a 60 Jahren.
3) Kraftmangel: 3,317,310 Personen von 9 a 70 Jahren.
4) Schwäche: 4,024,577 Personen von unter 9 a über 80 Jahren.

Durch diese 7 Mill. der Kraftblüthe ließe wahrhaftig das französische Gesellschaftskapital sich etwas stärker vermehren als bisher; aber Malthus regierte und regiert, die Socialisten kommen in Kerker und Bande.

Weibliche Einwohnerschaft Frankreichs, betrachtet nach ihrer Körpergewandtheit, d. h. Arbeitsfähigkeit:

1) Blüthe: 7,641,176 Personen von 16 a 45 Jahren.
2) Mittel: 3,264,215 Personen von 9 a 16 Jahren und 45 a 50.
3) Mangel: 1,563,928 Personen von 50 a 60 Jahren.
4) Schwäche und Ungeschicklichkeit: 5,035,172 Personen von 9 und darunter Jahren und von 60 aufwärts.

Oder auch so:

1) 7,051,659 männl. und 7,641,176 weibl. Pers., Summa 14,692,835 P.
2) 3,100,945 männl. und 3,264,215 weibl. Pers., Summa 6,365,160 P.
3) 3,317,310 männl. und 1,563,925 weibl. Pers., Summa 4,881,238 P.
4) 4,021,577 männl. und 5,035,172 weibl. Pers., Summa 9,059,749 P.

Auf 35 Mill. Einwohner kommen demnach 21 Mill. Arbeitsfähiger beides Geschlechts und verschiedenen Alters; 14 Mill. Arbeitsunfähiger. Die 21 Mill. Arbeitsfähiger müssen, wie sich von selbst versteht und dem gewöhnlichsten Verstande klar ist, aber nicht den Herren Malthusschülern und Professoren des Privilegiums, das Doppelte ihres Bedarfes hervorbringen, nicht nur behufs der 14 Mill. Nichtarbeitsfähiger, sondern auch um den Gesellschaftsschatz mit wachsender Bevölkerung zu vermehren. Die französische Nation steigt aber durch Ueberschuß der Geburten über die Todesfälle, jährlich um 150 bis 160 Tausend Individuen.

Und was ergiebt sich dabei?

12 Paris, 9. Januar.

a l'ordre du jour! l'ordre du jour: die Tagesordnung in der Deputirtenkammer ist an der Tagesordnung! Bei allen Fragen, die einigermaßen in das Fleisch der Verwaltung eingehen, Tagesordnung! Stellt man das Ministerium zur Rede über seine äußere Politik, über sein Verhältniß zu Malleville, über die Arbeitsfrage, gleich wird Alles in Ordnung gebracht mit der Tagesordnung. Und diese Kammer will sich erhalten! und zweihundert Mitglieder bilden einen neuen Club (des beaux arts) zur Aufrechterhaltung der Kammer! Was denkt dann der Club des beaux-arts? Wenn es hoch zu stehen kömmt, so heißt es: die Frage wird einer speziellen Commission zur Ergründung überwiesen! Und die Kammer überträgt einer Commission die Ergründung von Fragen, die gar keiner Lösung mehr bedürfen, die schon dadurch gelös't sind, daß sie sich aufdringen! Die Frage über die Abschaffung oder Beibehaltung der Artikel 415, 16, und 17 des Code penal soll einer Commission überwiesen werden! Und warum handelt es sich in diesen Artikeln? Ueber die Abschaffung oder Beibehaltung der Coalition! d. h. ob Coalition unter Arbeitern geduldet werden solle oder nicht. Grade als wenn man über die Abschaffung oder Beibehaltung der Revolutionen dekretiren wollte. Grade als wenn man, wie es Lamartine versuchte, den Antagonismus zwischen Bourgeoisie und Proletariat, durch Phrasen vermitteln wollen!

In keiner Frage hat die Kammer, trotz ihres jetzigen revolutionären Schmollens, mehr ihren bornirten Bourgeoisstandpunkt bekundet, als eben in der Besprechung der Artikel hinsichtlich der Koalitionen. Hätte sie die Frage verstanden, wäre sie wirklich der Ausfluß der Februar-Revolution, so hätte sie auf der Stelle merken müssen, daß die ganze Februar-Revolution nur ein Ausfluß von Koalitionen war, sei es daß sich die Koalitionen kund gaben in den einzelnen Kämpfen einer Korporation gegen die Entrepreneurs zur Erlangung eines höheren Salairs, sei es in dem vereinigten Kampfe mehrerer Korporationen zur Erlangung des Assoziationsrechtes, sei es endlich in dem ganzen Kampfe des vereinigten Proletariats zunächst gegen die politische Herrschaft Guizot's, und in weiterm Sinne gegen die soziale Herrschaft des durch Guizot vertretenen Kapitals. Aber, wie gesagt, die Kammer sah in dieser Frage nicht, daß es sich um ihre eigene Existenz handelte, und sie blieb auf dem kleinbürgerlichen Standpunkte stehn. Der geringste englische Proletarier hätte sogar vom Bourgeois-Standpunkte die Frage besser behandelt als der Minister Faucher.

Die erwähnten Artikel unterscheiden zwischen Koalitionen der Arbeiter und Koalitionen der Meister. Die erstern sind nach dem französischen Gesetze von vornherein als Vergehen betrachtet und bestraft, der aggravirenden Umstände nicht zu gedenken, wo sie mit Gewaltthätigkeit, Drohung u. s. w. begleitet sind. Die Koalitionen unter Meistern konstituiren nur dann ein Vergehen, wenn sie zum Zwecke haben, den "Arbeitslohn auf eine ungerechte Weise herabzudrücken". Der Antrag ging dahin, diesen Unterschied im Code penal abzuschaffen und zwischen Arbeitern und Arbeitgebern eine vollständige Gleichheit als Prinzip aufzustellen. Der Minister Leon Faucher, der Vertheidiger der freien Konkurrenz, des laisser faire und laisser passer, war gerade derjenige, der den Antrag am meisten bekämpfte, und auf die alte Fassung der in Frage stehenden Artikel bestand, während Grandin, ein Manufakturbesitzer, die Partei der Arbeiter ergriffen hat. Die ganze Diskussion drehte sich um die Definition der Koalitionen und um England. Nach Faucher sind die Koalitionen unzertrennlich von Gewaltthätigkeit. Um letztern vorzubeugen, müsse man die Koalitionen verbieten. Diese Verbote nützten zwar nicht viel; denn in England z. B. sieht man tausende von Arbeitern an einem bestimmten Tage durch ganz England durch die Arbeit einstellen, ungeachtet aller Verbote: aber schon der "Moral" wegen müsse man das Verbot aufrecht halten. Als wenn die ökonomische Nothwendigkeit in England nicht allein der "Moral", sondern der ganzen Politik das Gesetz gemacht hätte! "In England, sagt Karl Marx in seinem Buche "Misere de la philosophie", sind die Koalitionen authorisirt durch einen Parlamentsakt, und gerade das ökonomische System ist's, welches dem Parlament diese Autorisation durch ein Gesetz abdrang.

Als im Jahre 1825 unter dem Ministerium Huskisson das Parlament sich genöthigt sah, die Legislatur abzuändern, um sie in Einklang zu setzen mit einem Zustande der Dinge, wie er aus der freien Konkurrenz entsprang, sah es sich natürlich auch in die Nothwendigkeit versetzt, alle Gesetze abzuschaffen, welche die Koalitionen der Arbeiter untersagen. Mit der Entwicklung der Industrie und der Konkurrenz entwickeln sich auch natürlich die Elemente, welche die Koalitionen hervorrufen und begünstigen, und sobald die Koalitionen ein ökonomisches Faktum geworden, werden sie nothgedrungen auch ein legales Faktum. Der Artikel im Code penal beweist also höchstens, daß die moderne Industrie und die Konkurrenz noch nicht weit genug entwickelt waren zur Zeit der konstituirenden Versammlung und Napoleons."

Morin und Carbon treten für die Abschaffung der Artikel des Code penal auf. Sie berufen sich auf das Beispiel Englands, wo die Gesetze gegen die Koalition faktisch abgeschafft seien. Was erwiedert ihnen Faucher? England müsse sehr dafür büßen. Die Arbeiter verzehrten während der Arbeitseinstellung das mühsam Errungene, nähmen den Arbeitgebern gegenüber eine feindselige Stellung ein, so daß diese Koalitionen, in weiterm Maße, bald zwei Klassen der Gesellschaft gegenüberstellten, die sich beständig bekämpften. Dieses müsse man verhüten. Also Leon Faucher will den Klassenkampf verhüten, der in vollem Gange ist; Leon Faucher will sich der revolutionären Bewegung der Arbeiter entgegenstemmen, die gerade mit der industriellen Bewegung gleichen Schritt hält.

"Die Koalitionen," sagt Marx in den angeführten Büchern, "nehmen an Ausdehnung und Macht zu mit der Ausdehnung und Entwicklung der Industrie. In England, wo die Industrie am weitesten ist, finden wir auch die umfassendsten und bestorganisirtesten Koalitionen... Die große Industrie häuft an demselben Orte eine Masse Menschen an; durch die Konkurrenz stehen sie in ihren Interessen einander gegenüber; durch die Nothwendigkeit, ihr Salair aufrecht zu halten gegen ihren Meister, gewinnen sie ein gemeinsames Interesse, begegnen sich in dem gemeinsamen Gedanken der Widerstands-Koalition. Die Koalition hat also einen doppelten Zweck, den Zweck, die Konkurrenz der Arbeiter unter sich einzustellen, um der Kapitalistenklasse eine allgemeine Konkurrenz machen zu können.

Der erste Zweck des Widerstandes ist also die Aufrechterhaltung des Salärs. Im Maße aber, als sich die Kapitalisten ihrerseits vereinigen in einem gemeinsamen Gedanken der Repression, bilden sich die zuerst vereinzelten Coalitionen in Gruppen, und dem Kapital gegenüber, das immer vereint ist, wird die Aufrechthaltung der Association für sie wichtiger als die des Salärs. In diesem Kampfe innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft vereinigen und entwickeln sich alle zu einer künftigen Schlacht nöthigen Elemente. Wenn einmal die Assoziation uuf diesen Punkt angelangt ist, erhält sie einen politischen Charakter."

In der Februar-Revolution und durch die Februar-Revolution waren die Artikel gegen die Coalition von selbst abgeschaft. Die Partei, welche die Uebertreter hätte zur Strafe ziehen können, war gestürzt; und in dieser gestürzten Partei befand sich Leon Faucher mit allen seinen Organisationsplänen zur Rettung der Arbeiterklasse.

Die Artikel 415 und 416 konnten Guizot sowenig von dem Sturze retten als Leon Faucher, weil die Coalitionen stärker geworden waren als die Vertheidiger der alten Gesellschaft und die Organisationspläne der Oekonomen.

In den Koalitionen liegt schon, wie Marx handgreiflich nachweist, die ganze Organisation der Arbeiterklasse, und da dieselbe eben durch die Herrschaft der Bourgeoisie hervorgerufen werden, da die Koalitionen sich bilden, sich organisiren innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft, und der bürgerlichen Gesellschaft gegenüber, so ist mit dem Sturze der letztern schon die Organisation der neuen Gesellschaft gegeben. Wenn wir nun den mit seinen Organisationsplänen und mit Guizot gefallenen Faucher plötzlich wieder auf eine Stufe angekommen sehen, wo er an Guizot's Stelle organisiren und die umgeworfenen Artikel einer Kommissian zur Prüfung übergeben kann, so hängt dieses genau mit den Ereignissen nach der Februar-Revolution zusammen, weil die Arbeiter selbst ökonomisch noch nicht genug herangebildet waren, und ein großer Theil unter ihnen noch die Illusionen Faucher's theilte. Erst durch die Juni-Insurektion haben die Arbeiter diese Illusionen verloren. Während die Kommission beschäftigt ist, über die Statthaftigkeit der Koalitionen theoretisch zu statuiren, treten dieselben praktisch in's Leben durch die Assoziationen der Arbeiter, und nehmen tagtäglich einen drohendern Charakter an.

Nationalversammlung. Sitzung vom 9. Januar. Anfang 2 Uhr. Präsident Marrast.

Fould trägt vor der Tagesordnung darauf an, dem neuen Paragraphen des Reglements Rechtskraft zu geben, welcher die dreimalige Debatte jedes Gesetzentwurfs vor der Abstimmung verordnet.

Marrast: Aehnliche Anträge wurden früher gestellt, Ich konsultirte die Versammlung und sie entschied, daß die Rechtskraft erst eintreten solle, wenn alle neuen Paragraphen des Reglements votirt sein würden.

Deslongrais unterstützt seinen Freund Fould: Die Reglementsänderungen hängen ja nicht unerläßlich zusammen; es könne also jene wichtige Bestimmung unverzüglich Rechtskraft erhalten.

Bixio, Exminister nimmt das Wort: Das Ausscheiden einiger Minister, beginnt er, sei von Verläumdungen begleitet gewesen. Alle diese Verläumdungen hätten sich als falsche Gerüchte herausgestellt, darum habe er sie verachtet. Heute aber, wo der Courrier de la Gironde (Bourdeaux) förmliche Anklagen gegen die Exminister erhoben, werde er ihn vor Gericht ziehen. Indem er dieses der Versammlung anzeige, benutze er diese Gelegenheit, um sie zu versichern, daß die höchste Einigkeit im Kabinet geherrscht habe und daß Hr. v. Maleville neulich die volle Wahrheit gesprochen.

Odilon Barrot bestätigt als Großmeister das Gesagte: Wenn wir irgend etwas zu bedauern hätten, so war es die übertriebene Empfindsamkeit, welche den Redner bewog, dem Beispiel seines Freundes zu folgen. (Ah! Ah! von der Linken.)

Donatien Marquis legt hierauf der Versammlung Bericht ab über die Wahl Luzian Bonaparte's, Bruder Peters und Canino's, der mit 11,677 Stimmen über den General Arrighi in Corsika gewählt wurde. Mehrere Protestationen sind eingelaufen, welche beweisen, daß 10jährige Knaben votirten, weshalb der Redner im Namen des Prüfungsausschusses auf Vernichtung der Wahl anträgt.

Luzian vertheidigt sich.

Trotzdem tritt die Versammlung dem Ausschusse bei und verwirft die Wahl.

Diese Entscheidung verursacht einige Aufregung im Saale und auf der Gallerie.

Die Versammlung nimmt hiernächst ihre eigentliche Tagesordnung (die Arbeit in den Gefängnissen) wieder auf.

Die Debatte war in letzter Sitzung bis Artikel 2 gerückt, der von der Bestimmung (Consumtion) der Gefängnißarbeiten handelt.

Charamaule schlägt vor, nur solche Artikel fabriziren zu lassen, die in's Ausland gehen, oder im Inland nicht fabrizirt werden.

Er findet indeß keine Unterstützung und die Versammlung schreitet zu Artikel 3.

Artikel 3 lautet:

"Die Arbeitsprodukte der Gefangenen sind vom Staate zu konsumiren."

Man stellt den Antrag: die Worte "so viel als möglich (vom Staate zu konsumiren) hineinzuschreiben.

Wird angenommen.

Grevy zeigt sich in diesem Augenblick a[u]f der Bühne und will im Namen des Justizausschusses seinen Bericht über Rateau's Antrag auf "Auflösung der Nationalversammlung überreichen.

Von allen Seiten: Vorlesen! Vorlesen! Wenigstens die Conclusionen!

Grevy verliest nach einigem Zögern, gegen welches Deslangrais, der Ungeduldige, protestirt, Conklusionen, welche lauten:

"Der Justizausschuß, in Uebereinstimmung mit dem Legislationsausschuß schlägt der Nationalversammlung vor, den Antrag des Bürgervertreters Rateau nicht in Betracht zu ziehen."

Die Debatte wird auf nächsten Freitag angesetzt.

Die Versammlung kehrt zur Gefängnißdebatte zurück, genehmigt die drei letzten Artikel des Entwurfs und hat somit endlich diese lästige Debatte erledigt.

Marrast läßt über das Gesammtgesetz abstimmen. Dasselbe wird angenommen.

Die Sitzung ist wegen des Diner's beim Präsidenten schon um 5 1/2 Uhr geschlossen.

Großbritannien.
* London, 9. Januar.

Die Goldminen von Californien geben fortwährend zu den mannigfachsten Reflektionen und Muthmaßungen Anlaß. Abgesehen davon, daß es den Amerikanern lieb sein wird, durch den Sand des Sakramento Flusses in wenigen Jahren die Kosten des Mexikanischen Krieges gedeckt zu sehen, ist die Sache namentlich dadurch von Wichtigkeit, daß sie bei richtiger Exploitation, dem ganzen Welkverkehr leicht einen unerwarteten Umschwung geben könnte.

Gold in den Händen der Nord-Amerikaner, in ein bei weitem anderes Ding, als Gold in den Händen der Spanier. Wenn die letztern, trotz aller Schätze die sie einst aus der neuen Welt herüberschleiften, dennoch arm und einflußlos wurden, so haben die Nord-Amerikaner bei ihrer Energie und bei ihrer rastlosen Thätigkeit, wahrlich Chance genug, in Zukunft der Welt noch mehr zu imponiren, als man es vielleicht bisher voraussah.

Gold ist ein schönes Metall und wenn der Ertrag der kalifornischen Minen zusammen mit dem des Ural, einst so bedeutend werden sollte, daß wir ohne große Kosten unsre Tassen und Schüsseln aus Gold statt aus Porzellan machen können, so werden wir uns nicht darüber zu beschweren haben. Doch geben wir uns diesen glänzenden Illutionen einstweilen noch nicht hin. Den nächsten Einfluß werden die Sakramento-Ufer auf den Handel und Wandel haben. Nicht, daß man sich in Zukunft, statt Wechseln und Papiergeld, Goldklumpen zurollen wird, nein, die ganze Goldwäsche wird nur den Vortheil haben, daß sie eine Masse bisher noch dürftiger Leute, in Reiche verwandelt und ihnen Gelegenheit gibt, tausenderlei Unternehmungen zubeginnen, die eben nur mit Gold durchzusetzen sind, und Waarenzu kaufen und zu konsumiren, die man nur gegen Gold in Empfang nimmt.

Wie die Amerikaner im Jahre 1846 durch das Korn der Missisippi-Ufer etwa 40 Millionen Pfund Sterling aus dem hungrigen England zogen, und dadurch, daß sie diese Summe, wenigstens theilweise, für den Einkauf von britischen Manufaktur-Artikeln anlegten, der ganzen Industrie plötzlich neuen Schwung verliehen und eine hereinbrechende Krise fast um ein ganzes Jahr aufhielten, so wird vielleicht schon in den nächsten Monaten das Gold des Sacramento-Flusses in ähnlicher Weise wirken, und der europäischen Industrie belebend unter die Arme greifen.

Mit dem Golde des Ural baut der Kaiser Nikolaus seine Eisenbahnen; auf den Eisenbahnen sendet er das Getreide nach allen Häfen von Petersburg bis Odessa, und gegen das Getreide bezieht er alle Artikel der civilisirten Welt, von der einfachen Stecknadel an bis zu der komplizirten Lokomotive.

Ebenso die Amerikaner. Schon jetzt legen sie, wenn sie mit dem Schwerte in der Faust zu neuen Eroberungen vordringen, gleich hinter sich die Schienen, um schon nach mehreren Monaten die Heimath mit der neugewonnenen Erde zu verbinden.

Was werden sie erst beginnen, wenn ihnen das Gold Kaliforniens dabei zu Hülfe kommt? Um die Produkte jener unermeßlichen Flächen des fernen Westens in den Handel hineinziehen, werden sie das stille Meer in Kurzem mit dem atlantischen Ocean durch Eisenbahnen in Verbindung bringen, sie werden sich Bahn durch die Landenge von Panama brechen, Dampfschiffe bauen, Kanäle graben und schon nach wenigen Jahren dem Verkehr der Kontinente eine Straße anweisen, die in New-York ihren Mittelpunkt hat, und alle bisherigen Wege verlassen und vergessen machen wird.

Rußland und Amerika! Russisches Gold und russisches Korn. Amerikanisches Gold und amerikanisches Korn. Eine Zeit lang werden wir noch von beidem profitiren, bis die Industrie auch in jenen Ländern einheimisch geworden, plötzlich der unsern die Spitze bietet und den Tag unsres Falls bezeichnet.

Von den Menschenmassen, die jetzt aus allen Theilen der Vereinigten Staaten nach Californien stürzen, kann man sich kaum eine Idee machen. Dutzende von Expeditionen sind dahin unterwegs. Einige gehen nach San Francisco in Californien um das Kap Horn herum; andere nach Chagres und von da durch die Landenge von Panama; noch andere wählen den Weg durch Missouri nach dem stillen Ocean. In New-York liegen 31 Schiffe nach Californien in Ladung; in Philadelphia 17; in Boston 9; in Portland 2; in Baltimore 7; in New-Orleans 11 u. s. w. Alles dies ist aber noch nichts. In Pittsburg, Louisville, Cincinnati, Albani und in vielen andern Städten haben sich Gesellschaften gebildet, und 10 bis 12,000 Menschen bewegen sich oft in eieer Kolonne nach dem Lande der Glückseligkeit. Wenn man wenig annimmt, so reisten in den letzten drei Wochen an die 50 Tausend Menschen ab.

Der kürzeste Weg nach dem El Dorado geht von Fort Independance in Missouri, durch den Feather River und die Rocky Mountains -- ungefähr 1800 Meilen. Der zweite geht nach Chagres und überland nach Panama. Nach Chagres reis't man von New-York und Philadelphia per Dampf in 14, per Segelschiff in 22-30 Tagen. Durch die Landenge hat man 52 Meilen, in der größesten Hitze, und 3500 Meilen lang ist die Fahrt zur See durch das stille Meer nach San Francisco. Von da reis't man denn in 5-6 Tagen in's Land hinein zu den Ufern des Sacramento-Flusses. Eine dritte Route führt um das Kap Horn, ist 17,000 Meilen lang und dauert 5 Monate. Jedenfalls ist sie billiger und sicherer als die über Panama. Das Passagiergeld um das Kap kostet 100 bis 350 Dollars; durch Panama 500 bis 700 Dollars.

Nicht aus den Vereinigten Staaten allein, sondern auch aus Mexico ist die Einwanderung fortwährend im Steigen. Wahrscheinlich werden sich die Bewohner anderer Theile Amerika's ebenfalls bald aufmachen. Ja, von den Sandwich-Inseln und von andern Niederlassungen des stillen Meeres darf man Zuzug erwarten.

Um die ganze Reise zu erleichtern, hat sich dann auch bereits in New-York eine Gesellschaft gebildet, die sofort mit dem Bau einer Eisenbahn durch die Landenge von Panama beginnen wird und im Januar 1851 damit fertig zu werden gedenkt.

Redakteur en chef: Karl Marx.

Trimalkion zu feiern; wundert euch nicht, wenn manche eurer Bourgeoisfrauen, mit dem doppelten Gesichte begabt, ein Festmahl des Belsazar darin erblicken und die weiße Hand aus der goldenen Wand hervorfahren mit dem rothen Griffel.

Eine Prostituirte auf 85 Französinnen, wollt ihr wissen, was das heißt? Ihr rechnet gern in Prozenten: das ist 1 3/17 Proc. Und wenn gerade eure Tochter die Zahl 1 3/17 auf der unschuldigen Stirn trüge? Wie? was würdet ihr zu diesem Prozentchen sagen?

Wir bitten beinah den Leser um Entschuldigung, die Malthusier hier noch einmal angeredet zu haben; es ist dies einen Mohren weiß waschen wollen; der heilige Unwille übermannte uns.

Historische Notizen bieten sich in Menge dar; so findet sich, daß in Paris, der s. g. Welthauptstadt, von drei Sterbenden stets einer im Hospital stirbt. Seit zehn Jahren bekommen von sechs Leuten fünf ein Begräbniß aus der Mildthätigkeitskasse.

In der Republik Rom waren am Ende nur zweitausend Römer die rem habuere (reich waren). Rom kümmerte sich nicht um die freie, aber arme Plebs, ließ sie in Schulden versinken, und dadurch allein entstanden in Rom Bürgerkämpfe und Klassenkriege, Todtschlägereien in Masse und endliche Auflösung des Arbeiterstandes, d. h. Zerfallen des antiken Weltstaates.

Wir schreiten jetzt zur Betrachtung der in Frankreich verloren gehenden Kräften. Schon 1790 sagte Liancourt: „Das Mißverhältniß der französischen Bevölkerung mit der von ihr gelieferten Arbeit ist Hauptquelle der Armuth,“ und Papion 1791 in seinem Mémoire sur la mendicité schrieb: „Arbeitslosigkeit, Elend wäre in den Arbeitsklassen unmöglich, wenn man es dahin brächte, aus ihnen nicht nur Verfertiger, sondern auch Genießer des durch sie Verfertigten zu machen. Damit alle Welt arbeite, muß offenbar alle Welt genießen.“

Es ist sonnenklar, je menschenreicher ein Land, desto produktenreicher wird es; es schließt seinen Schooß nur der menschlichen Arbeit auf. Schlaraffenländer mit gebratenen Gänsen giebt es nicht. Arbeit ist die Muskel- und Geisteskraft des Menschen, wodurch er mit den Naturmächten und Naturstoffen handgemein wird, und dadurch entsteht aus dem rohen Boden das Kapital. In Frankreich wohnen auf einem Quadratkilometer 65 Menschen, in Europa überhaupt nur 25.

Theilen wir die Einwohner unseres Landes in 15 Altersstufen; im Jahre 1846 waren

von 9 Jahren und darunter 3,481,805 mänl. Individuen u. 3,481,806 weibl.
von 9 Jahren bis 16 2,306,715 mänl. Individuen u. 2,306,716 weibl.
von 16 Jahren bis 21 1,547,017 mänl. Individuen u. 1,547,018 weibl.
von 21 Jahren bis 25 1,177,371 mänl. Individuen u. 1,177,372 weibl.
von 25 Jahren bis 30 1,380,884 mänl. Individuen u. 1,380,884 weibl.
von 30 Jahren bis 35 1,284,115 mänl. Individuen u. 1,284,115 weibl.
von 35 Jahren bis 40 1,176,501 mänl. Individuen u. 1,176,502 weibl.
von 40 Jahren bis 45 1,075,288 mänl. Individuen u. 1,075,288 weibl.
von 45 Jahren bis 50 957 500 mänl. Individuen u. 957,501 weibl.
von 50 Jahren bis 55 846,930 mänl. Individuen u. 846,930 weibl.
von 55 Jahren bis 60 716,998 mänl. Individuen u. 716,998 weibl.
von 60 Jahren bis 65 578,625 mänl. Individuen u. 578,626 weibl.
von 65 Jahren bis 70 451,970 mänl. Individuen u. 431,970 weibl.
von 70 Jahren bis 80 445,700 mänl. Individuen u. 445,700 weibl.
von 80 und darüber 97,072 mänl. Individuen u. 97,073 weibl.
Anno 1826 waren 30 Mill.
im Total.
Anno 1846 waren 35 Mill.
im Total.
[unleserliches Material]17,500,000 mänl. Individuen u. 17,500,000 weibl.

Die Geschlechter sind also doch ziemlich gleich numerisch vertreten. Ein Viertel der Einwohnerschaft bestand aus Kindern unter 9 Jahren, und aus Greisen über 65 Jahre.

Veranschauliche der Leser sich dieses in folgenden Tabellen:

Männliche Einwohnerschaft Frankreichs, betrachtet nach ihrer Körperkraft, d. h. Arbeitstüchtigkeit:

1) Kraftblüthe: 7,051,659 Personen von 21 à 50 Jahren.
2) Mittelkraft: 3,100,945 Personen von 16 à 60 Jahren.
3) Kraftmangel: 3,317,310 Personen von 9 à 70 Jahren.
4) Schwäche: 4,024,577 Personen von unter 9 à über 80 Jahren.

Durch diese 7 Mill. der Kraftblüthe ließe wahrhaftig das französische Gesellschaftskapital sich etwas stärker vermehren als bisher; aber Malthus regierte und regiert, die Socialisten kommen in Kerker und Bande.

Weibliche Einwohnerschaft Frankreichs, betrachtet nach ihrer Körpergewandtheit, d. h. Arbeitsfähigkeit:

1) Blüthe: 7,641,176 Personen von 16 à 45 Jahren.
2) Mittel: 3,264,215 Personen von 9 à 16 Jahren und 45 à 50.
3) Mangel: 1,563,928 Personen von 50 à 60 Jahren.
4) Schwäche und Ungeschicklichkeit: 5,035,172 Personen von 9 und darunter Jahren und von 60 aufwärts.

Oder auch so:

1) 7,051,659 männl. und 7,641,176 weibl. Pers., Summa 14,692,835 P.
2) 3,100,945 männl. und 3,264,215 weibl. Pers., Summa 6,365,160 P.
3) 3,317,310 männl. und 1,563,925 weibl. Pers., Summa 4,881,238 P.
4) 4,021,577 männl. und 5,035,172 weibl. Pers., Summa 9,059,749 P.

Auf 35 Mill. Einwohner kommen demnach 21 Mill. Arbeitsfähiger beides Geschlechts und verschiedenen Alters; 14 Mill. Arbeitsunfähiger. Die 21 Mill. Arbeitsfähiger müssen, wie sich von selbst versteht und dem gewöhnlichsten Verstande klar ist, aber nicht den Herren Malthusschülern und Professoren des Privilegiums, das Doppelte ihres Bedarfes hervorbringen, nicht nur behufs der 14 Mill. Nichtarbeitsfähiger, sondern auch um den Gesellschaftsschatz mit wachsender Bevölkerung zu vermehren. Die französische Nation steigt aber durch Ueberschuß der Geburten über die Todesfälle, jährlich um 150 bis 160 Tausend Individuen.

Und was ergiebt sich dabei?

12 Paris, 9. Januar.

à l'ordre du jour! l'ordre du jour: die Tagesordnung in der Deputirtenkammer ist an der Tagesordnung! Bei allen Fragen, die einigermaßen in das Fleisch der Verwaltung eingehen, Tagesordnung! Stellt man das Ministerium zur Rede über seine äußere Politik, über sein Verhältniß zu Malleville, über die Arbeitsfrage, gleich wird Alles in Ordnung gebracht mit der Tagesordnung. Und diese Kammer will sich erhalten! und zweihundert Mitglieder bilden einen neuen Club (des beaux arts) zur Aufrechterhaltung der Kammer! Was denkt dann der Club des beaux-arts? Wenn es hoch zu stehen kömmt, so heißt es: die Frage wird einer speziellen Commission zur Ergründung überwiesen! Und die Kammer überträgt einer Commission die Ergründung von Fragen, die gar keiner Lösung mehr bedürfen, die schon dadurch gelös't sind, daß sie sich aufdringen! Die Frage über die Abschaffung oder Beibehaltung der Artikel 415, 16, und 17 des Code pènal soll einer Commission überwiesen werden! Und warum handelt es sich in diesen Artikeln? Ueber die Abschaffung oder Beibehaltung der Coalition! d. h. ob Coalition unter Arbeitern geduldet werden solle oder nicht. Grade als wenn man über die Abschaffung oder Beibehaltung der Revolutionen dekretiren wollte. Grade als wenn man, wie es Lamartine versuchte, den Antagonismus zwischen Bourgeoisie und Proletariat, durch Phrasen vermitteln wollen!

In keiner Frage hat die Kammer, trotz ihres jetzigen revolutionären Schmollens, mehr ihren bornirten Bourgeoisstandpunkt bekundet, als eben in der Besprechung der Artikel hinsichtlich der Koalitionen. Hätte sie die Frage verstanden, wäre sie wirklich der Ausfluß der Februar-Revolution, so hätte sie auf der Stelle merken müssen, daß die ganze Februar-Revolution nur ein Ausfluß von Koalitionen war, sei es daß sich die Koalitionen kund gaben in den einzelnen Kämpfen einer Korporation gegen die Entrepreneurs zur Erlangung eines höheren Salairs, sei es in dem vereinigten Kampfe mehrerer Korporationen zur Erlangung des Assoziationsrechtes, sei es endlich in dem ganzen Kampfe des vereinigten Proletariats zunächst gegen die politische Herrschaft Guizot's, und in weiterm Sinne gegen die soziale Herrschaft des durch Guizot vertretenen Kapitals. Aber, wie gesagt, die Kammer sah in dieser Frage nicht, daß es sich um ihre eigene Existenz handelte, und sie blieb auf dem kleinbürgerlichen Standpunkte stehn. Der geringste englische Proletarier hätte sogar vom Bourgeois-Standpunkte die Frage besser behandelt als der Minister Faucher.

Die erwähnten Artikel unterscheiden zwischen Koalitionen der Arbeiter und Koalitionen der Meister. Die erstern sind nach dem französischen Gesetze von vornherein als Vergehen betrachtet und bestraft, der aggravirenden Umstände nicht zu gedenken, wo sie mit Gewaltthätigkeit, Drohung u. s. w. begleitet sind. Die Koalitionen unter Meistern konstituiren nur dann ein Vergehen, wenn sie zum Zwecke haben, den „Arbeitslohn auf eine ungerechte Weise herabzudrücken“. Der Antrag ging dahin, diesen Unterschied im Code pénal abzuschaffen und zwischen Arbeitern und Arbeitgebern eine vollständige Gleichheit als Prinzip aufzustellen. Der Minister Leon Faucher, der Vertheidiger der freien Konkurrenz, des laisser faire und laisser passer, war gerade derjenige, der den Antrag am meisten bekämpfte, und auf die alte Fassung der in Frage stehenden Artikel bestand, während Grandin, ein Manufakturbesitzer, die Partei der Arbeiter ergriffen hat. Die ganze Diskussion drehte sich um die Definition der Koalitionen und um England. Nach Faucher sind die Koalitionen unzertrennlich von Gewaltthätigkeit. Um letztern vorzubeugen, müsse man die Koalitionen verbieten. Diese Verbote nützten zwar nicht viel; denn in England z. B. sieht man tausende von Arbeitern an einem bestimmten Tage durch ganz England durch die Arbeit einstellen, ungeachtet aller Verbote: aber schon der „Moral“ wegen müsse man das Verbot aufrecht halten. Als wenn die ökonomische Nothwendigkeit in England nicht allein der „Moral“, sondern der ganzen Politik das Gesetz gemacht hätte! „In England, sagt Karl Marx in seinem Buche „Misère de la philosophie“, sind die Koalitionen authorisirt durch einen Parlamentsakt, und gerade das ökonomische System ist's, welches dem Parlament diese Autorisation durch ein Gesetz abdrang.

Als im Jahre 1825 unter dem Ministerium Huskisson das Parlament sich genöthigt sah, die Legislatur abzuändern, um sie in Einklang zu setzen mit einem Zustande der Dinge, wie er aus der freien Konkurrenz entsprang, sah es sich natürlich auch in die Nothwendigkeit versetzt, alle Gesetze abzuschaffen, welche die Koalitionen der Arbeiter untersagen. Mit der Entwicklung der Industrie und der Konkurrenz entwickeln sich auch natürlich die Elemente, welche die Koalitionen hervorrufen und begünstigen, und sobald die Koalitionen ein ökonomisches Faktum geworden, werden sie nothgedrungen auch ein legales Faktum. Der Artikel im Code penal beweist also höchstens, daß die moderne Industrie und die Konkurrenz noch nicht weit genug entwickelt waren zur Zeit der konstituirenden Versammlung und Napoleons.“

Morin und Carbon treten für die Abschaffung der Artikel des Code penal auf. Sie berufen sich auf das Beispiel Englands, wo die Gesetze gegen die Koalition faktisch abgeschafft seien. Was erwiedert ihnen Faucher? England müsse sehr dafür büßen. Die Arbeiter verzehrten während der Arbeitseinstellung das mühsam Errungene, nähmen den Arbeitgebern gegenüber eine feindselige Stellung ein, so daß diese Koalitionen, in weiterm Maße, bald zwei Klassen der Gesellschaft gegenüberstellten, die sich beständig bekämpften. Dieses müsse man verhüten. Also Leon Faucher will den Klassenkampf verhüten, der in vollem Gange ist; Leon Faucher will sich der revolutionären Bewegung der Arbeiter entgegenstemmen, die gerade mit der industriellen Bewegung gleichen Schritt hält.

„Die Koalitionen,“ sagt Marx in den angeführten Büchern, „nehmen an Ausdehnung und Macht zu mit der Ausdehnung und Entwicklung der Industrie. In England, wo die Industrie am weitesten ist, finden wir auch die umfassendsten und bestorganisirtesten Koalitionen… Die große Industrie häuft an demselben Orte eine Masse Menschen an; durch die Konkurrenz stehen sie in ihren Interessen einander gegenüber; durch die Nothwendigkeit, ihr Salair aufrecht zu halten gegen ihren Meister, gewinnen sie ein gemeinsames Interesse, begegnen sich in dem gemeinsamen Gedanken der Widerstands-Koalition. Die Koalition hat also einen doppelten Zweck, den Zweck, die Konkurrenz der Arbeiter unter sich einzustellen, um der Kapitalistenklasse eine allgemeine Konkurrenz machen zu können.

Der erste Zweck des Widerstandes ist also die Aufrechterhaltung des Salärs. Im Maße aber, als sich die Kapitalisten ihrerseits vereinigen in einem gemeinsamen Gedanken der Repression, bilden sich die zuerst vereinzelten Coalitionen in Gruppen, und dem Kapital gegenüber, das immer vereint ist, wird die Aufrechthaltung der Association für sie wichtiger als die des Salärs. In diesem Kampfe innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft vereinigen und entwickeln sich alle zu einer künftigen Schlacht nöthigen Elemente. Wenn einmal die Assoziation uuf diesen Punkt angelangt ist, erhält sie einen politischen Charakter.“

In der Februar-Revolution und durch die Februar-Revolution waren die Artikel gegen die Coalition von selbst abgeschaft. Die Partei, welche die Uebertreter hätte zur Strafe ziehen können, war gestürzt; und in dieser gestürzten Partei befand sich Leon Faucher mit allen seinen Organisationsplänen zur Rettung der Arbeiterklasse.

Die Artikel 415 und 416 konnten Guizot sowenig von dem Sturze retten als Leon Faucher, weil die Coalitionen stärker geworden waren als die Vertheidiger der alten Gesellschaft und die Organisationspläne der Oekonomen.

In den Koalitionen liegt schon, wie Marx handgreiflich nachweist, die ganze Organisation der Arbeiterklasse, und da dieselbe eben durch die Herrschaft der Bourgeoisie hervorgerufen werden, da die Koalitionen sich bilden, sich organisiren innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft, und der bürgerlichen Gesellschaft gegenüber, so ist mit dem Sturze der letztern schon die Organisation der neuen Gesellschaft gegeben. Wenn wir nun den mit seinen Organisationsplänen und mit Guizot gefallenen Faucher plötzlich wieder auf eine Stufe angekommen sehen, wo er an Guizot's Stelle organisiren und die umgeworfenen Artikel einer Kommissian zur Prüfung übergeben kann, so hängt dieses genau mit den Ereignissen nach der Februar-Revolution zusammen, weil die Arbeiter selbst ökonomisch noch nicht genug herangebildet waren, und ein großer Theil unter ihnen noch die Illusionen Faucher's theilte. Erst durch die Juni-Insurektion haben die Arbeiter diese Illusionen verloren. Während die Kommission beschäftigt ist, über die Statthaftigkeit der Koalitionen theoretisch zu statuiren, treten dieselben praktisch in's Leben durch die Assoziationen der Arbeiter, und nehmen tagtäglich einen drohendern Charakter an.

Nationalversammlung. Sitzung vom 9. Januar. Anfang 2 Uhr. Präsident Marrast.

Fould trägt vor der Tagesordnung darauf an, dem neuen Paragraphen des Reglements Rechtskraft zu geben, welcher die dreimalige Debatte jedes Gesetzentwurfs vor der Abstimmung verordnet.

Marrast: Aehnliche Anträge wurden früher gestellt, Ich konsultirte die Versammlung und sie entschied, daß die Rechtskraft erst eintreten solle, wenn alle neuen Paragraphen des Reglements votirt sein würden.

Deslongrais unterstützt seinen Freund Fould: Die Reglementsänderungen hängen ja nicht unerläßlich zusammen; es könne also jene wichtige Bestimmung unverzüglich Rechtskraft erhalten.

Bixio, Exminister nimmt das Wort: Das Ausscheiden einiger Minister, beginnt er, sei von Verläumdungen begleitet gewesen. Alle diese Verläumdungen hätten sich als falsche Gerüchte herausgestellt, darum habe er sie verachtet. Heute aber, wo der Courrier de la Gironde (Bourdeaux) förmliche Anklagen gegen die Exminister erhoben, werde er ihn vor Gericht ziehen. Indem er dieses der Versammlung anzeige, benutze er diese Gelegenheit, um sie zu versichern, daß die höchste Einigkeit im Kabinet geherrscht habe und daß Hr. v. Maleville neulich die volle Wahrheit gesprochen.

Odilon Barrot bestätigt als Großmeister das Gesagte: Wenn wir irgend etwas zu bedauern hätten, so war es die übertriebene Empfindsamkeit, welche den Redner bewog, dem Beispiel seines Freundes zu folgen. (Ah! Ah! von der Linken.)

Donatien Marquis legt hierauf der Versammlung Bericht ab über die Wahl Luzian Bonaparte's, Bruder Peters und Canino's, der mit 11,677 Stimmen über den General Arrighi in Corsika gewählt wurde. Mehrere Protestationen sind eingelaufen, welche beweisen, daß 10jährige Knaben votirten, weshalb der Redner im Namen des Prüfungsausschusses auf Vernichtung der Wahl anträgt.

Luzian vertheidigt sich.

Trotzdem tritt die Versammlung dem Ausschusse bei und verwirft die Wahl.

Diese Entscheidung verursacht einige Aufregung im Saale und auf der Gallerie.

Die Versammlung nimmt hiernächst ihre eigentliche Tagesordnung (die Arbeit in den Gefängnissen) wieder auf.

Die Debatte war in letzter Sitzung bis Artikel 2 gerückt, der von der Bestimmung (Consumtion) der Gefängnißarbeiten handelt.

Charamaule schlägt vor, nur solche Artikel fabriziren zu lassen, die in's Ausland gehen, oder im Inland nicht fabrizirt werden.

Er findet indeß keine Unterstützung und die Versammlung schreitet zu Artikel 3.

Artikel 3 lautet:

„Die Arbeitsprodukte der Gefangenen sind vom Staate zu konsumiren.“

Man stellt den Antrag: die Worte „so viel als möglich (vom Staate zu konsumiren) hineinzuschreiben.

Wird angenommen.

Grevy zeigt sich in diesem Augenblick a[u]f der Bühne und will im Namen des Justizausschusses seinen Bericht über Rateau's Antrag auf „Auflösung der Nationalversammlung überreichen.

Von allen Seiten: Vorlesen! Vorlesen! Wenigstens die Conclusionen!

Grevy verliest nach einigem Zögern, gegen welches Deslangrais, der Ungeduldige, protestirt, Conklusionen, welche lauten:

„Der Justizausschuß, in Uebereinstimmung mit dem Legislationsausschuß schlägt der Nationalversammlung vor, den Antrag des Bürgervertreters Rateau nicht in Betracht zu ziehen.“

Die Debatte wird auf nächsten Freitag angesetzt.

Die Versammlung kehrt zur Gefängnißdebatte zurück, genehmigt die drei letzten Artikel des Entwurfs und hat somit endlich diese lästige Debatte erledigt.

Marrast läßt über das Gesammtgesetz abstimmen. Dasselbe wird angenommen.

Die Sitzung ist wegen des Diner's beim Präsidenten schon um 5 1/2 Uhr geschlossen.

Großbritannien.
* London, 9. Januar.

Die Goldminen von Californien geben fortwährend zu den mannigfachsten Reflektionen und Muthmaßungen Anlaß. Abgesehen davon, daß es den Amerikanern lieb sein wird, durch den Sand des Sakramento Flusses in wenigen Jahren die Kosten des Mexikanischen Krieges gedeckt zu sehen, ist die Sache namentlich dadurch von Wichtigkeit, daß sie bei richtiger Exploitation, dem ganzen Welkverkehr leicht einen unerwarteten Umschwung geben könnte.

Gold in den Händen der Nord-Amerikaner, in ein bei weitem anderes Ding, als Gold in den Händen der Spanier. Wenn die letztern, trotz aller Schätze die sie einst aus der neuen Welt herüberschleiften, dennoch arm und einflußlos wurden, so haben die Nord-Amerikaner bei ihrer Energie und bei ihrer rastlosen Thätigkeit, wahrlich Chance genug, in Zukunft der Welt noch mehr zu imponiren, als man es vielleicht bisher voraussah.

Gold ist ein schönes Metall und wenn der Ertrag der kalifornischen Minen zusammen mit dem des Ural, einst so bedeutend werden sollte, daß wir ohne große Kosten unsre Tassen und Schüsseln aus Gold statt aus Porzellan machen können, so werden wir uns nicht darüber zu beschweren haben. Doch geben wir uns diesen glänzenden Illutionen einstweilen noch nicht hin. Den nächsten Einfluß werden die Sakramento-Ufer auf den Handel und Wandel haben. Nicht, daß man sich in Zukunft, statt Wechseln und Papiergeld, Goldklumpen zurollen wird, nein, die ganze Goldwäsche wird nur den Vortheil haben, daß sie eine Masse bisher noch dürftiger Leute, in Reiche verwandelt und ihnen Gelegenheit gibt, tausenderlei Unternehmungen zubeginnen, die eben nur mit Gold durchzusetzen sind, und Waarenzu kaufen und zu konsumiren, die man nur gegen Gold in Empfang nimmt.

Wie die Amerikaner im Jahre 1846 durch das Korn der Missisippi-Ufer etwa 40 Millionen Pfund Sterling aus dem hungrigen England zogen, und dadurch, daß sie diese Summe, wenigstens theilweise, für den Einkauf von britischen Manufaktur-Artikeln anlegten, der ganzen Industrie plötzlich neuen Schwung verliehen und eine hereinbrechende Krise fast um ein ganzes Jahr aufhielten, so wird vielleicht schon in den nächsten Monaten das Gold des Sacramento-Flusses in ähnlicher Weise wirken, und der europäischen Industrie belebend unter die Arme greifen.

Mit dem Golde des Ural baut der Kaiser Nikolaus seine Eisenbahnen; auf den Eisenbahnen sendet er das Getreide nach allen Häfen von Petersburg bis Odessa, und gegen das Getreide bezieht er alle Artikel der civilisirten Welt, von der einfachen Stecknadel an bis zu der komplizirten Lokomotive.

Ebenso die Amerikaner. Schon jetzt legen sie, wenn sie mit dem Schwerte in der Faust zu neuen Eroberungen vordringen, gleich hinter sich die Schienen, um schon nach mehreren Monaten die Heimath mit der neugewonnenen Erde zu verbinden.

Was werden sie erst beginnen, wenn ihnen das Gold Kaliforniens dabei zu Hülfe kommt? Um die Produkte jener unermeßlichen Flächen des fernen Westens in den Handel hineinziehen, werden sie das stille Meer in Kurzem mit dem atlantischen Ocean durch Eisenbahnen in Verbindung bringen, sie werden sich Bahn durch die Landenge von Panama brechen, Dampfschiffe bauen, Kanäle graben und schon nach wenigen Jahren dem Verkehr der Kontinente eine Straße anweisen, die in New-York ihren Mittelpunkt hat, und alle bisherigen Wege verlassen und vergessen machen wird.

Rußland und Amerika! Russisches Gold und russisches Korn. Amerikanisches Gold und amerikanisches Korn. Eine Zeit lang werden wir noch von beidem profitiren, bis die Industrie auch in jenen Ländern einheimisch geworden, plötzlich der unsern die Spitze bietet und den Tag unsres Falls bezeichnet.

Von den Menschenmassen, die jetzt aus allen Theilen der Vereinigten Staaten nach Californien stürzen, kann man sich kaum eine Idee machen. Dutzende von Expeditionen sind dahin unterwegs. Einige gehen nach San Francisco in Californien um das Kap Horn herum; andere nach Chagres und von da durch die Landenge von Panama; noch andere wählen den Weg durch Missouri nach dem stillen Ocean. In New-York liegen 31 Schiffe nach Californien in Ladung; in Philadelphia 17; in Boston 9; in Portland 2; in Baltimore 7; in New-Orleans 11 u. s. w. Alles dies ist aber noch nichts. In Pittsburg, Louisville, Cincinnati, Albani und in vielen andern Städten haben sich Gesellschaften gebildet, und 10 bis 12,000 Menschen bewegen sich oft in eieer Kolonne nach dem Lande der Glückseligkeit. Wenn man wenig annimmt, so reisten in den letzten drei Wochen an die 50 Tausend Menschen ab.

Der kürzeste Weg nach dem El Dorado geht von Fort Independance in Missouri, durch den Feather River und die Rocky Mountains — ungefähr 1800 Meilen. Der zweite geht nach Chagres und überland nach Panama. Nach Chagres reis't man von New-York und Philadelphia per Dampf in 14, per Segelschiff in 22-30 Tagen. Durch die Landenge hat man 52 Meilen, in der größesten Hitze, und 3500 Meilen lang ist die Fahrt zur See durch das stille Meer nach San Francisco. Von da reis't man denn in 5-6 Tagen in's Land hinein zu den Ufern des Sacramento-Flusses. Eine dritte Route führt um das Kap Horn, ist 17,000 Meilen lang und dauert 5 Monate. Jedenfalls ist sie billiger und sicherer als die über Panama. Das Passagiergeld um das Kap kostet 100 bis 350 Dollars; durch Panama 500 bis 700 Dollars.

Nicht aus den Vereinigten Staaten allein, sondern auch aus Mexico ist die Einwanderung fortwährend im Steigen. Wahrscheinlich werden sich die Bewohner anderer Theile Amerika's ebenfalls bald aufmachen. Ja, von den Sandwich-Inseln und von andern Niederlassungen des stillen Meeres darf man Zuzug erwarten.

Um die ganze Reise zu erleichtern, hat sich dann auch bereits in New-York eine Gesellschaft gebildet, die sofort mit dem Bau einer Eisenbahn durch die Landenge von Panama beginnen wird und im Januar 1851 damit fertig zu werden gedenkt.

Redakteur en chef: Karl Marx.

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          <p><pb facs="#f0002" n="1048"/>
Trimalkion zu feiern; wundert euch nicht, wenn manche eurer Bourgeoisfrauen, mit dem doppelten Gesichte begabt, ein Festmahl des Belsazar darin erblicken und die weiße Hand aus der goldenen Wand hervorfahren mit dem rothen Griffel.</p>
          <p>Eine Prostituirte auf 85 Französinnen, wollt ihr wissen, was das heißt? Ihr rechnet gern in Prozenten: das ist 1 3/17 Proc. Und wenn gerade <hi rendition="#g">eure</hi> Tochter die Zahl 1 3/17 auf der unschuldigen Stirn trüge? Wie? was würdet ihr zu <hi rendition="#g">diesem</hi> Prozentchen sagen?</p>
          <p>Wir bitten beinah den Leser um Entschuldigung, die Malthusier hier noch einmal angeredet zu haben; es ist dies einen Mohren weiß waschen wollen; der heilige Unwille übermannte uns.</p>
          <p>Historische Notizen bieten sich in Menge dar; so findet sich, daß in Paris, der s. g. Welthauptstadt, von drei Sterbenden stets einer im Hospital stirbt. Seit zehn Jahren bekommen von sechs Leuten fünf ein Begräbniß aus der Mildthätigkeitskasse.</p>
          <p>In der Republik Rom waren am Ende nur zweitausend Römer die rem habuere (reich waren). Rom kümmerte sich nicht um die freie, aber arme Plebs, ließ sie in Schulden versinken, und dadurch allein entstanden in Rom Bürgerkämpfe und Klassenkriege, Todtschlägereien in Masse und endliche Auflösung des Arbeiterstandes, d. h. Zerfallen des antiken Weltstaates.</p>
          <p>Wir schreiten jetzt zur Betrachtung der in Frankreich verloren gehenden Kräften. Schon 1790 sagte Liancourt: &#x201E;Das Mißverhältniß der französischen Bevölkerung mit der von ihr gelieferten Arbeit ist Hauptquelle der Armuth,&#x201C; und Papion 1791 in seinem Mémoire sur la mendicité schrieb: &#x201E;Arbeitslosigkeit, Elend wäre in den Arbeitsklassen unmöglich, wenn man es dahin brächte, aus ihnen nicht nur Verfertiger, sondern auch Genießer des durch sie Verfertigten zu machen. Damit alle Welt arbeite, muß offenbar alle Welt genießen.&#x201C;</p>
          <p>Es ist sonnenklar, je menschenreicher ein Land, desto produktenreicher wird es; es schließt seinen Schooß nur der menschlichen Arbeit auf. Schlaraffenländer mit gebratenen Gänsen giebt es nicht. Arbeit ist die Muskel- und Geisteskraft des Menschen, wodurch er mit den Naturmächten und Naturstoffen handgemein wird, und dadurch entsteht aus dem rohen Boden das Kapital. In Frankreich wohnen auf einem Quadratkilometer 65 Menschen, in Europa überhaupt nur 25.</p>
          <p>Theilen wir die Einwohner unseres Landes in 15 Altersstufen; im Jahre 1846 waren</p>
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              <cell> von 9 Jahren und darunter 3,481,805 mänl. Individuen u. 3,481,806 weibl.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>von 9 Jahren bis 16 2,306,715 mänl. Individuen u. 2,306,716 weibl.</cell>
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            <row>
              <cell>von 16 Jahren bis 21 1,547,017 mänl. Individuen u. 1,547,018 weibl.</cell>
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              <cell>von 21 Jahren bis 25 1,177,371 mänl. Individuen u. 1,177,372 weibl.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>von 25 Jahren bis 30 1,380,884 mänl. Individuen u. 1,380,884 weibl.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>von 30 Jahren bis 35 1,284,115 mänl. Individuen u. 1,284,115 weibl.</cell>
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              <cell>von 35 Jahren bis 40 1,176,501 mänl. Individuen u. 1,176,502 weibl.</cell>
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              <cell>von 40 Jahren bis 45 1,075,288 mänl. Individuen u. 1,075,288 weibl.</cell>
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              <cell>von 45 Jahren bis 50 957 500 mänl. Individuen u. 957,501 weibl.</cell>
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            <row>
              <cell>von 50 Jahren bis 55 846,930 mänl. Individuen u. 846,930 weibl.</cell>
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            <row>
              <cell>von 55 Jahren bis 60 716,998 mänl. Individuen u. 716,998 weibl.</cell>
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            <row>
              <cell>von 60 Jahren bis 65 578,625 mänl. Individuen u. 578,626 weibl.</cell>
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            <row>
              <cell>von 65 Jahren bis 70 451,970 mänl. Individuen u. 431,970 weibl.</cell>
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            <row>
              <cell>von 70 Jahren bis 80 445,700 mänl. Individuen u. 445,700 weibl.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>von 80 und darüber 97,072 mänl. Individuen u. 97,073 weibl.</cell>
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            <row>
              <cell>Anno 1826 waren 30 Mill.</cell>
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            <row>
              <cell>im Total.</cell>
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            <row>
              <cell>Anno 1846 waren 35 Mill.</cell>
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            <row>
              <cell>im Total.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell><gap reason="illegible"/>17,500,000 mänl. Individuen u. 17,500,000 weibl.</cell>
            </row>
          </table>
          <p>Die Geschlechter sind also doch ziemlich gleich numerisch vertreten. Ein Viertel der Einwohnerschaft bestand aus Kindern unter 9 Jahren, und aus Greisen über 65 Jahre.</p>
          <p>Veranschauliche der Leser sich dieses in folgenden Tabellen:</p>
          <p>Männliche Einwohnerschaft Frankreichs, betrachtet nach ihrer Körperkraft, d. h. Arbeitstüchtigkeit:</p>
          <table>
            <row>
              <cell>1) Kraftblüthe: 7,051,659 Personen von 21 à 50 Jahren.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>2) Mittelkraft: 3,100,945 Personen von 16 à 60 Jahren.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>3) Kraftmangel: 3,317,310 Personen von 9 à 70 Jahren.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>4) Schwäche: 4,024,577 Personen von unter 9 à über 80 Jahren.</cell>
            </row>
          </table>
          <p>Durch diese 7 Mill. der Kraftblüthe ließe wahrhaftig das französische Gesellschaftskapital sich etwas stärker vermehren als bisher; aber Malthus regierte und regiert, die Socialisten kommen in Kerker und Bande.</p>
          <p>Weibliche Einwohnerschaft Frankreichs, betrachtet nach ihrer Körpergewandtheit, d. h. Arbeitsfähigkeit:</p>
          <table>
            <row>
              <cell>1) Blüthe: 7,641,176 Personen von 16 à 45 Jahren.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>2) Mittel: 3,264,215 Personen von 9 à 16 Jahren und 45 à 50.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>3) Mangel: 1,563,928 Personen von 50 à 60 Jahren.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>4) Schwäche und Ungeschicklichkeit: 5,035,172 Personen von 9 und darunter Jahren und von 60 aufwärts.</cell>
            </row>
          </table>
          <p>Oder auch so:</p>
          <table>
            <row>
              <cell>1) 7,051,659 männl. und 7,641,176 weibl. Pers., Summa 14,692,835 P.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>2) 3,100,945 männl. und 3,264,215 weibl. Pers., Summa 6,365,160 P.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>3) 3,317,310 männl. und 1,563,925 weibl. Pers., Summa 4,881,238 P.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>4) 4,021,577 männl. und 5,035,172 weibl. Pers., Summa 9,059,749 P.</cell>
            </row>
          </table>
          <p>Auf 35 Mill. Einwohner kommen demnach 21 Mill. Arbeitsfähiger beides Geschlechts und verschiedenen Alters; 14 Mill. Arbeitsunfähiger. Die 21 Mill. Arbeitsfähiger müssen, wie sich von selbst versteht und dem gewöhnlichsten Verstande klar ist, aber nicht den Herren Malthusschülern und Professoren des Privilegiums, das Doppelte ihres Bedarfes hervorbringen, nicht nur behufs der 14 Mill. Nichtarbeitsfähiger, sondern auch um den Gesellschaftsschatz mit wachsender Bevölkerung zu vermehren. Die französische Nation steigt aber durch Ueberschuß der Geburten über die Todesfälle, jährlich um 150 bis 160 Tausend Individuen.</p>
          <p>Und was ergiebt sich dabei?</p>
        </div>
        <div xml:id="ar193b_014" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 9. Januar.</head>
          <p>à l'ordre du jour! l'ordre du jour: die Tagesordnung in der Deputirtenkammer ist an der Tagesordnung! Bei allen Fragen, die einigermaßen in das Fleisch der Verwaltung eingehen, Tagesordnung! Stellt man das Ministerium zur Rede über seine äußere Politik, über sein Verhältniß zu Malleville, über die Arbeitsfrage, gleich wird Alles in Ordnung gebracht mit der Tagesordnung. Und diese Kammer will sich erhalten! und zweihundert Mitglieder bilden einen neuen Club (des beaux arts) zur Aufrechterhaltung der Kammer! Was denkt dann der Club des beaux-arts? Wenn es hoch zu stehen kömmt, so heißt es: die Frage wird einer speziellen Commission zur Ergründung überwiesen! Und die Kammer überträgt einer Commission die Ergründung von Fragen, die gar keiner Lösung mehr bedürfen, die schon dadurch gelös't sind, daß sie sich aufdringen! Die Frage über die Abschaffung oder Beibehaltung der Artikel 415, 16, und 17 des Code pènal soll einer Commission überwiesen werden! Und warum handelt es sich in diesen Artikeln? Ueber die Abschaffung oder Beibehaltung der Coalition! d. h. ob Coalition unter Arbeitern geduldet werden solle oder nicht. Grade als wenn man über die Abschaffung oder Beibehaltung der Revolutionen dekretiren wollte. Grade als wenn man, wie es Lamartine versuchte, den Antagonismus zwischen Bourgeoisie und Proletariat, durch Phrasen vermitteln wollen!</p>
          <p>In keiner Frage hat die Kammer, trotz ihres jetzigen revolutionären Schmollens, mehr ihren bornirten Bourgeoisstandpunkt bekundet, als eben in der Besprechung der Artikel hinsichtlich der Koalitionen. Hätte sie die Frage verstanden, wäre sie wirklich der Ausfluß der Februar-Revolution, so hätte sie auf der Stelle merken müssen, daß die ganze Februar-Revolution nur ein Ausfluß von Koalitionen war, sei es daß sich die Koalitionen kund gaben in den einzelnen Kämpfen einer Korporation gegen die Entrepreneurs zur Erlangung eines höheren Salairs, sei es in dem vereinigten Kampfe mehrerer Korporationen zur Erlangung des Assoziationsrechtes, sei es endlich in dem ganzen Kampfe des vereinigten Proletariats zunächst gegen die politische Herrschaft Guizot's, und in weiterm Sinne gegen die soziale Herrschaft des durch Guizot vertretenen Kapitals. Aber, wie gesagt, die Kammer sah in dieser Frage nicht, daß es sich um ihre eigene Existenz handelte, und sie blieb auf dem kleinbürgerlichen Standpunkte stehn. Der geringste englische Proletarier hätte sogar vom Bourgeois-Standpunkte die Frage besser behandelt als der Minister Faucher.</p>
          <p>Die erwähnten Artikel unterscheiden zwischen Koalitionen der Arbeiter und Koalitionen der Meister. Die erstern sind nach dem französischen Gesetze von vornherein als Vergehen betrachtet und bestraft, der aggravirenden Umstände nicht zu gedenken, wo sie mit Gewaltthätigkeit, Drohung u. s. w. begleitet sind. Die Koalitionen unter Meistern konstituiren nur dann ein Vergehen, wenn sie zum Zwecke haben, den &#x201E;Arbeitslohn auf eine ungerechte Weise herabzudrücken&#x201C;. Der Antrag ging dahin, diesen Unterschied im Code pénal abzuschaffen und zwischen Arbeitern und Arbeitgebern eine vollständige Gleichheit als Prinzip aufzustellen. Der Minister Leon Faucher, der Vertheidiger der freien Konkurrenz, des laisser faire und laisser passer, war gerade derjenige, der den Antrag am meisten bekämpfte, und auf die alte Fassung der in Frage stehenden Artikel bestand, während Grandin, ein Manufakturbesitzer, die Partei der Arbeiter ergriffen hat. Die ganze Diskussion drehte sich um die Definition der Koalitionen und um England. Nach Faucher sind die Koalitionen unzertrennlich von Gewaltthätigkeit. Um letztern vorzubeugen, müsse man die Koalitionen verbieten. Diese Verbote nützten zwar nicht viel; denn in England z. B. sieht man tausende von Arbeitern an einem bestimmten Tage durch ganz England durch die Arbeit einstellen, ungeachtet aller Verbote: aber schon der &#x201E;Moral&#x201C; wegen müsse man das Verbot aufrecht halten. Als wenn die ökonomische Nothwendigkeit in England nicht allein der &#x201E;Moral&#x201C;, sondern der ganzen Politik das Gesetz gemacht hätte! &#x201E;In England, sagt Karl Marx in seinem Buche &#x201E;Misère de la philosophie&#x201C;, sind die Koalitionen authorisirt durch einen Parlamentsakt, und gerade das ökonomische System ist's, welches dem Parlament diese Autorisation durch ein Gesetz abdrang.</p>
          <p>Als im Jahre 1825 unter dem Ministerium Huskisson das Parlament sich genöthigt sah, die Legislatur abzuändern, um sie in Einklang zu setzen mit einem Zustande der Dinge, wie er aus der freien Konkurrenz entsprang, sah es sich natürlich auch in die Nothwendigkeit versetzt, alle Gesetze abzuschaffen, welche die Koalitionen der Arbeiter untersagen. Mit der Entwicklung der Industrie und der Konkurrenz entwickeln sich auch natürlich die Elemente, welche die Koalitionen hervorrufen und begünstigen, und sobald die Koalitionen ein ökonomisches Faktum geworden, werden sie nothgedrungen auch ein legales Faktum. Der Artikel im Code penal beweist also höchstens, daß die moderne Industrie und die Konkurrenz noch nicht weit genug entwickelt waren zur Zeit der konstituirenden Versammlung und Napoleons.&#x201C;</p>
          <p>Morin und Carbon treten für die Abschaffung der Artikel des Code penal auf. Sie berufen sich auf das Beispiel Englands, wo die Gesetze gegen die Koalition faktisch abgeschafft seien. Was erwiedert ihnen Faucher? England müsse sehr dafür büßen. Die Arbeiter verzehrten während der Arbeitseinstellung das mühsam Errungene, nähmen den Arbeitgebern gegenüber eine feindselige Stellung ein, so daß diese Koalitionen, in weiterm Maße, bald zwei Klassen der Gesellschaft gegenüberstellten, die sich beständig bekämpften. Dieses müsse man verhüten. Also Leon Faucher will den Klassenkampf verhüten, der in vollem Gange ist; Leon Faucher will sich der revolutionären Bewegung der Arbeiter entgegenstemmen, die gerade mit der industriellen Bewegung gleichen Schritt hält.</p>
          <p>&#x201E;Die Koalitionen,&#x201C; sagt Marx in den angeführten Büchern, &#x201E;nehmen an Ausdehnung und Macht zu mit der Ausdehnung und Entwicklung der Industrie. In England, wo die Industrie am weitesten ist, finden wir auch die umfassendsten und bestorganisirtesten Koalitionen&#x2026; Die große Industrie häuft an demselben Orte eine Masse Menschen an; durch die Konkurrenz stehen sie in ihren Interessen einander gegenüber; durch die Nothwendigkeit, ihr Salair aufrecht zu halten gegen ihren Meister, gewinnen sie ein gemeinsames Interesse, begegnen sich in dem gemeinsamen Gedanken der Widerstands-Koalition. Die Koalition hat also einen doppelten Zweck, den Zweck, die Konkurrenz der Arbeiter unter sich einzustellen, um der Kapitalistenklasse eine allgemeine Konkurrenz machen zu können.</p>
          <p>Der erste Zweck des Widerstandes ist also die Aufrechterhaltung des Salärs. Im Maße aber, als sich die Kapitalisten ihrerseits vereinigen in einem gemeinsamen Gedanken der Repression, bilden sich die zuerst vereinzelten Coalitionen in Gruppen, und dem Kapital gegenüber, das immer vereint ist, wird die Aufrechthaltung der Association für sie wichtiger als die des Salärs. In diesem Kampfe innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft vereinigen und entwickeln sich alle zu einer künftigen Schlacht nöthigen Elemente. Wenn einmal die Assoziation uuf diesen Punkt angelangt ist, erhält sie einen politischen Charakter.&#x201C;</p>
          <p>In der Februar-Revolution und durch die Februar-Revolution waren die Artikel gegen die Coalition von selbst abgeschaft. Die Partei, welche die Uebertreter hätte zur Strafe ziehen können, war gestürzt; und in dieser gestürzten Partei befand sich Leon Faucher mit allen seinen Organisationsplänen zur Rettung der Arbeiterklasse.</p>
          <p>Die Artikel 415 und 416 konnten Guizot sowenig von dem Sturze retten als Leon Faucher, weil die Coalitionen stärker geworden waren als die Vertheidiger der alten Gesellschaft und die Organisationspläne der Oekonomen.</p>
          <p>In den Koalitionen liegt schon, wie Marx handgreiflich nachweist, die ganze Organisation der Arbeiterklasse, und da dieselbe eben durch die Herrschaft der Bourgeoisie hervorgerufen werden, da die Koalitionen sich bilden, sich organisiren innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft, und der bürgerlichen Gesellschaft gegenüber, so ist mit dem Sturze der letztern schon die Organisation der neuen Gesellschaft gegeben. Wenn wir nun den mit seinen Organisationsplänen und mit Guizot gefallenen Faucher plötzlich wieder auf eine Stufe angekommen sehen, wo er an Guizot's Stelle organisiren und die umgeworfenen Artikel einer Kommissian zur Prüfung übergeben kann, so hängt dieses genau mit den Ereignissen nach der Februar-Revolution zusammen, weil die Arbeiter selbst ökonomisch noch nicht genug herangebildet waren, und ein großer Theil unter ihnen noch die Illusionen Faucher's theilte. Erst durch die Juni-Insurektion haben die Arbeiter diese Illusionen verloren. Während die Kommission beschäftigt ist, über die Statthaftigkeit der Koalitionen theoretisch zu statuiren, treten dieselben praktisch in's Leben durch die Assoziationen der Arbeiter, und nehmen tagtäglich einen drohendern Charakter an.</p>
          <p><hi rendition="#g">Nationalversammlung</hi>. Sitzung vom 9. Januar. Anfang 2 Uhr. Präsident <hi rendition="#g">Marrast</hi>.</p>
          <p><hi rendition="#g">Fould</hi> trägt vor der Tagesordnung darauf an, dem neuen Paragraphen des Reglements Rechtskraft zu geben, welcher die dreimalige Debatte jedes Gesetzentwurfs vor der Abstimmung verordnet.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast</hi>: Aehnliche Anträge wurden früher gestellt, Ich konsultirte die Versammlung und sie entschied, daß die Rechtskraft erst eintreten solle, wenn alle neuen Paragraphen des Reglements votirt sein würden.</p>
          <p><hi rendition="#g">Deslongrais</hi> unterstützt seinen Freund Fould: Die Reglementsänderungen hängen ja nicht unerläßlich zusammen; es könne also jene wichtige Bestimmung unverzüglich Rechtskraft erhalten.</p>
          <p><hi rendition="#g">Bixio,</hi> Exminister nimmt das Wort: Das Ausscheiden einiger Minister, beginnt er, sei von Verläumdungen begleitet gewesen. Alle diese Verläumdungen hätten sich als falsche Gerüchte herausgestellt, darum habe er sie verachtet. Heute aber, wo der Courrier de la Gironde (Bourdeaux) förmliche Anklagen gegen die Exminister erhoben, werde er ihn vor Gericht ziehen. Indem er dieses der Versammlung anzeige, benutze er diese Gelegenheit, um sie zu versichern, daß die höchste Einigkeit im Kabinet geherrscht habe und daß Hr. v. Maleville neulich die volle Wahrheit gesprochen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Odilon Barrot</hi> bestätigt als Großmeister das Gesagte: Wenn wir irgend etwas zu bedauern hätten, so war es die übertriebene Empfindsamkeit, welche den Redner bewog, dem Beispiel seines Freundes zu folgen. (Ah! Ah! von der Linken.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Donatien Marquis</hi> legt hierauf der Versammlung Bericht ab über die Wahl Luzian Bonaparte's, Bruder Peters und Canino's, der mit 11,677 Stimmen über den General Arrighi in Corsika gewählt wurde. Mehrere Protestationen sind eingelaufen, welche beweisen, daß 10jährige Knaben votirten, weshalb der Redner im Namen des Prüfungsausschusses auf Vernichtung der Wahl anträgt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Luzian</hi> vertheidigt sich.</p>
          <p>Trotzdem tritt die Versammlung dem Ausschusse bei und verwirft die Wahl.</p>
          <p>Diese Entscheidung verursacht einige Aufregung im Saale und auf der Gallerie.</p>
          <p>Die Versammlung nimmt hiernächst ihre eigentliche Tagesordnung (die Arbeit in den Gefängnissen) wieder auf.</p>
          <p>Die Debatte war in letzter Sitzung bis Artikel 2 gerückt, der von der Bestimmung (Consumtion) der Gefängnißarbeiten handelt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Charamaule</hi> schlägt vor, nur solche Artikel fabriziren zu lassen, die in's Ausland gehen, oder im Inland nicht fabrizirt werden.</p>
          <p>Er findet indeß keine Unterstützung und die Versammlung schreitet zu Artikel 3.</p>
          <p>Artikel 3 lautet:</p>
          <p>&#x201E;Die Arbeitsprodukte der Gefangenen sind vom Staate zu konsumiren.&#x201C;</p>
          <p>Man stellt den Antrag: die Worte &#x201E;<hi rendition="#g">so viel als möglich</hi> (vom Staate zu konsumiren) hineinzuschreiben.</p>
          <p>Wird angenommen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Grevy</hi> zeigt sich in diesem Augenblick a[u]f der Bühne und will im Namen des Justizausschusses seinen Bericht über <hi rendition="#g">Rateau's</hi> Antrag auf <hi rendition="#g">&#x201E;Auflösung der Nationalversammlung</hi> überreichen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Von allen Seiten:</hi> Vorlesen! Vorlesen! Wenigstens die Conclusionen!</p>
          <p><hi rendition="#g">Grevy</hi> verliest nach einigem Zögern, gegen welches <hi rendition="#g">Deslangrais</hi>, der Ungeduldige, protestirt, Conklusionen, welche lauten:</p>
          <p>&#x201E;Der Justizausschuß, in Uebereinstimmung mit dem Legislationsausschuß schlägt der Nationalversammlung vor, den Antrag des Bürgervertreters <hi rendition="#g">Rateau</hi> nicht in Betracht zu ziehen.&#x201C;</p>
          <p>Die Debatte wird auf nächsten Freitag angesetzt.</p>
          <p>Die Versammlung kehrt zur Gefängnißdebatte zurück, genehmigt die drei letzten Artikel des Entwurfs und hat somit endlich diese lästige Debatte erledigt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast</hi> läßt über das Gesammtgesetz abstimmen. Dasselbe wird angenommen.</p>
          <p>Die Sitzung ist wegen des Diner's beim Präsidenten schon um 5 1/2 Uhr geschlossen.</p>
        </div>
      </div>
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        <head>Großbritannien.</head>
        <div xml:id="ar193b_015" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 9. Januar.</head>
          <p>Die Goldminen von Californien geben fortwährend zu den mannigfachsten Reflektionen und Muthmaßungen Anlaß. Abgesehen davon, daß es den Amerikanern lieb sein wird, durch den Sand des Sakramento Flusses in wenigen Jahren die Kosten des Mexikanischen Krieges gedeckt zu sehen, ist die Sache namentlich dadurch von Wichtigkeit, daß sie bei richtiger Exploitation, dem ganzen Welkverkehr leicht einen unerwarteten Umschwung geben könnte.</p>
          <p>Gold in den Händen der Nord-Amerikaner, in ein bei weitem anderes Ding, als Gold in den Händen der Spanier. Wenn die letztern, trotz aller Schätze die sie einst aus der neuen Welt herüberschleiften, dennoch arm und einflußlos wurden, so haben die Nord-Amerikaner bei ihrer Energie und bei ihrer rastlosen Thätigkeit, wahrlich Chance genug, in Zukunft der Welt noch mehr zu imponiren, als man es vielleicht bisher voraussah.</p>
          <p>Gold ist ein schönes Metall und wenn der Ertrag der kalifornischen Minen zusammen mit dem des Ural, einst so bedeutend werden sollte, daß wir ohne große Kosten unsre Tassen und Schüsseln aus Gold statt aus Porzellan machen können, so werden wir uns nicht darüber zu beschweren haben. Doch geben wir uns diesen glänzenden Illutionen einstweilen noch nicht hin. Den nächsten Einfluß werden die Sakramento-Ufer auf den Handel und Wandel haben. Nicht, daß man sich in Zukunft, statt Wechseln und Papiergeld, Goldklumpen zurollen wird, nein, die ganze Goldwäsche wird nur den Vortheil haben, daß sie eine Masse bisher noch dürftiger Leute, in Reiche verwandelt und ihnen Gelegenheit gibt, tausenderlei Unternehmungen zubeginnen, die eben nur mit Gold durchzusetzen sind, und Waarenzu kaufen und zu konsumiren, die man nur gegen Gold in Empfang nimmt.</p>
          <p>Wie die Amerikaner im Jahre 1846 durch das Korn der Missisippi-Ufer etwa 40 Millionen Pfund Sterling aus dem hungrigen England zogen, und dadurch, daß sie diese Summe, wenigstens theilweise, für den Einkauf von britischen Manufaktur-Artikeln anlegten, der ganzen Industrie plötzlich neuen Schwung verliehen und eine hereinbrechende Krise fast um ein ganzes Jahr aufhielten, so wird vielleicht schon in den nächsten Monaten das Gold des Sacramento-Flusses in ähnlicher Weise wirken, und der europäischen Industrie belebend unter die Arme greifen.</p>
          <p>Mit dem Golde des Ural baut der Kaiser Nikolaus seine Eisenbahnen; auf den Eisenbahnen sendet er das Getreide nach allen Häfen von Petersburg bis Odessa, und gegen das Getreide bezieht er alle Artikel der civilisirten Welt, von der einfachen Stecknadel an bis zu der komplizirten Lokomotive.</p>
          <p>Ebenso die Amerikaner. Schon jetzt legen sie, wenn sie mit dem Schwerte in der Faust zu neuen Eroberungen vordringen, gleich hinter sich die Schienen, um schon nach mehreren Monaten die Heimath mit der neugewonnenen Erde zu verbinden.</p>
          <p>Was werden sie erst beginnen, wenn ihnen das Gold Kaliforniens dabei zu Hülfe kommt? Um die Produkte jener unermeßlichen Flächen des fernen Westens in den Handel hineinziehen, werden sie das stille Meer in Kurzem mit dem atlantischen Ocean durch Eisenbahnen in Verbindung bringen, sie werden sich Bahn durch die Landenge von Panama brechen, Dampfschiffe bauen, Kanäle graben und schon nach wenigen Jahren dem Verkehr der Kontinente eine Straße anweisen, die in New-York ihren Mittelpunkt hat, und alle bisherigen Wege verlassen und vergessen machen wird.</p>
          <p>Rußland und Amerika! Russisches Gold und russisches Korn. Amerikanisches Gold und amerikanisches Korn. Eine Zeit lang werden wir noch von beidem profitiren, bis die Industrie auch in jenen Ländern einheimisch geworden, plötzlich der unsern die Spitze bietet und den Tag unsres Falls bezeichnet.</p>
          <p>Von den Menschenmassen, die jetzt aus allen Theilen der Vereinigten Staaten nach Californien stürzen, kann man sich kaum eine Idee machen. Dutzende von Expeditionen sind dahin unterwegs. Einige gehen nach San Francisco in Californien um das Kap Horn herum; andere nach Chagres und von da durch die Landenge von Panama; noch andere wählen den Weg durch Missouri nach dem stillen Ocean. In New-York liegen 31 Schiffe nach Californien in Ladung; in Philadelphia 17; in Boston 9; in Portland 2; in Baltimore 7; in New-Orleans 11 u. s. w. Alles dies ist aber noch nichts. In Pittsburg, Louisville, Cincinnati, Albani und in vielen andern Städten haben sich Gesellschaften gebildet, und 10 bis 12,000 Menschen bewegen sich oft in eieer Kolonne nach dem Lande der Glückseligkeit. Wenn man wenig annimmt, so reisten in den letzten drei Wochen an die 50 Tausend Menschen ab.</p>
          <p>Der kürzeste Weg nach dem El Dorado geht von Fort Independance in Missouri, durch den Feather River und die Rocky Mountains &#x2014; ungefähr 1800 Meilen. Der zweite geht nach Chagres und überland nach Panama. Nach Chagres reis't man von New-York und Philadelphia per Dampf in 14, per Segelschiff in 22-30 Tagen. Durch die Landenge hat man 52 Meilen, in der größesten Hitze, und 3500 Meilen lang ist die Fahrt zur See durch das stille Meer nach San Francisco. Von da reis't man denn in 5-6 Tagen in's Land hinein zu den Ufern des Sacramento-Flusses. Eine dritte Route führt um das Kap Horn, ist 17,000 Meilen lang und dauert 5 Monate. Jedenfalls ist sie billiger und sicherer als die über Panama. Das Passagiergeld um das Kap kostet 100 bis 350 Dollars; durch Panama 500 bis 700 Dollars.</p>
          <p>Nicht aus den Vereinigten Staaten allein, sondern auch aus Mexico ist die Einwanderung fortwährend im Steigen. Wahrscheinlich werden sich die Bewohner anderer Theile Amerika's ebenfalls bald aufmachen. Ja, von den Sandwich-Inseln und von andern Niederlassungen des stillen Meeres darf man Zuzug erwarten.</p>
          <p>Um die ganze Reise zu erleichtern, hat sich dann auch bereits in New-York eine Gesellschaft gebildet, die sofort mit dem Bau einer Eisenbahn durch die Landenge von Panama beginnen wird und im Januar 1851 damit fertig zu werden gedenkt.</p>
          <p><hi rendition="#b">Redakteur</hi> en chef: <hi rendition="#b">Karl Marx.</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1048/0002] Trimalkion zu feiern; wundert euch nicht, wenn manche eurer Bourgeoisfrauen, mit dem doppelten Gesichte begabt, ein Festmahl des Belsazar darin erblicken und die weiße Hand aus der goldenen Wand hervorfahren mit dem rothen Griffel. Eine Prostituirte auf 85 Französinnen, wollt ihr wissen, was das heißt? Ihr rechnet gern in Prozenten: das ist 1 3/17 Proc. Und wenn gerade eure Tochter die Zahl 1 3/17 auf der unschuldigen Stirn trüge? Wie? was würdet ihr zu diesem Prozentchen sagen? Wir bitten beinah den Leser um Entschuldigung, die Malthusier hier noch einmal angeredet zu haben; es ist dies einen Mohren weiß waschen wollen; der heilige Unwille übermannte uns. Historische Notizen bieten sich in Menge dar; so findet sich, daß in Paris, der s. g. Welthauptstadt, von drei Sterbenden stets einer im Hospital stirbt. Seit zehn Jahren bekommen von sechs Leuten fünf ein Begräbniß aus der Mildthätigkeitskasse. In der Republik Rom waren am Ende nur zweitausend Römer die rem habuere (reich waren). Rom kümmerte sich nicht um die freie, aber arme Plebs, ließ sie in Schulden versinken, und dadurch allein entstanden in Rom Bürgerkämpfe und Klassenkriege, Todtschlägereien in Masse und endliche Auflösung des Arbeiterstandes, d. h. Zerfallen des antiken Weltstaates. Wir schreiten jetzt zur Betrachtung der in Frankreich verloren gehenden Kräften. Schon 1790 sagte Liancourt: „Das Mißverhältniß der französischen Bevölkerung mit der von ihr gelieferten Arbeit ist Hauptquelle der Armuth,“ und Papion 1791 in seinem Mémoire sur la mendicité schrieb: „Arbeitslosigkeit, Elend wäre in den Arbeitsklassen unmöglich, wenn man es dahin brächte, aus ihnen nicht nur Verfertiger, sondern auch Genießer des durch sie Verfertigten zu machen. Damit alle Welt arbeite, muß offenbar alle Welt genießen.“ Es ist sonnenklar, je menschenreicher ein Land, desto produktenreicher wird es; es schließt seinen Schooß nur der menschlichen Arbeit auf. Schlaraffenländer mit gebratenen Gänsen giebt es nicht. Arbeit ist die Muskel- und Geisteskraft des Menschen, wodurch er mit den Naturmächten und Naturstoffen handgemein wird, und dadurch entsteht aus dem rohen Boden das Kapital. In Frankreich wohnen auf einem Quadratkilometer 65 Menschen, in Europa überhaupt nur 25. Theilen wir die Einwohner unseres Landes in 15 Altersstufen; im Jahre 1846 waren von 9 Jahren und darunter 3,481,805 mänl. Individuen u. 3,481,806 weibl. von 9 Jahren bis 16 2,306,715 mänl. Individuen u. 2,306,716 weibl. von 16 Jahren bis 21 1,547,017 mänl. Individuen u. 1,547,018 weibl. von 21 Jahren bis 25 1,177,371 mänl. Individuen u. 1,177,372 weibl. von 25 Jahren bis 30 1,380,884 mänl. Individuen u. 1,380,884 weibl. von 30 Jahren bis 35 1,284,115 mänl. Individuen u. 1,284,115 weibl. von 35 Jahren bis 40 1,176,501 mänl. Individuen u. 1,176,502 weibl. von 40 Jahren bis 45 1,075,288 mänl. Individuen u. 1,075,288 weibl. von 45 Jahren bis 50 957 500 mänl. Individuen u. 957,501 weibl. von 50 Jahren bis 55 846,930 mänl. Individuen u. 846,930 weibl. von 55 Jahren bis 60 716,998 mänl. Individuen u. 716,998 weibl. von 60 Jahren bis 65 578,625 mänl. Individuen u. 578,626 weibl. von 65 Jahren bis 70 451,970 mänl. Individuen u. 431,970 weibl. von 70 Jahren bis 80 445,700 mänl. Individuen u. 445,700 weibl. von 80 und darüber 97,072 mänl. Individuen u. 97,073 weibl. Anno 1826 waren 30 Mill. im Total. Anno 1846 waren 35 Mill. im Total. _ 17,500,000 mänl. Individuen u. 17,500,000 weibl. Die Geschlechter sind also doch ziemlich gleich numerisch vertreten. Ein Viertel der Einwohnerschaft bestand aus Kindern unter 9 Jahren, und aus Greisen über 65 Jahre. Veranschauliche der Leser sich dieses in folgenden Tabellen: Männliche Einwohnerschaft Frankreichs, betrachtet nach ihrer Körperkraft, d. h. Arbeitstüchtigkeit: 1) Kraftblüthe: 7,051,659 Personen von 21 à 50 Jahren. 2) Mittelkraft: 3,100,945 Personen von 16 à 60 Jahren. 3) Kraftmangel: 3,317,310 Personen von 9 à 70 Jahren. 4) Schwäche: 4,024,577 Personen von unter 9 à über 80 Jahren. Durch diese 7 Mill. der Kraftblüthe ließe wahrhaftig das französische Gesellschaftskapital sich etwas stärker vermehren als bisher; aber Malthus regierte und regiert, die Socialisten kommen in Kerker und Bande. Weibliche Einwohnerschaft Frankreichs, betrachtet nach ihrer Körpergewandtheit, d. h. Arbeitsfähigkeit: 1) Blüthe: 7,641,176 Personen von 16 à 45 Jahren. 2) Mittel: 3,264,215 Personen von 9 à 16 Jahren und 45 à 50. 3) Mangel: 1,563,928 Personen von 50 à 60 Jahren. 4) Schwäche und Ungeschicklichkeit: 5,035,172 Personen von 9 und darunter Jahren und von 60 aufwärts. Oder auch so: 1) 7,051,659 männl. und 7,641,176 weibl. Pers., Summa 14,692,835 P. 2) 3,100,945 männl. und 3,264,215 weibl. Pers., Summa 6,365,160 P. 3) 3,317,310 männl. und 1,563,925 weibl. Pers., Summa 4,881,238 P. 4) 4,021,577 männl. und 5,035,172 weibl. Pers., Summa 9,059,749 P. Auf 35 Mill. Einwohner kommen demnach 21 Mill. Arbeitsfähiger beides Geschlechts und verschiedenen Alters; 14 Mill. Arbeitsunfähiger. Die 21 Mill. Arbeitsfähiger müssen, wie sich von selbst versteht und dem gewöhnlichsten Verstande klar ist, aber nicht den Herren Malthusschülern und Professoren des Privilegiums, das Doppelte ihres Bedarfes hervorbringen, nicht nur behufs der 14 Mill. Nichtarbeitsfähiger, sondern auch um den Gesellschaftsschatz mit wachsender Bevölkerung zu vermehren. Die französische Nation steigt aber durch Ueberschuß der Geburten über die Todesfälle, jährlich um 150 bis 160 Tausend Individuen. Und was ergiebt sich dabei? 12 Paris, 9. Januar. à l'ordre du jour! l'ordre du jour: die Tagesordnung in der Deputirtenkammer ist an der Tagesordnung! Bei allen Fragen, die einigermaßen in das Fleisch der Verwaltung eingehen, Tagesordnung! Stellt man das Ministerium zur Rede über seine äußere Politik, über sein Verhältniß zu Malleville, über die Arbeitsfrage, gleich wird Alles in Ordnung gebracht mit der Tagesordnung. Und diese Kammer will sich erhalten! und zweihundert Mitglieder bilden einen neuen Club (des beaux arts) zur Aufrechterhaltung der Kammer! Was denkt dann der Club des beaux-arts? Wenn es hoch zu stehen kömmt, so heißt es: die Frage wird einer speziellen Commission zur Ergründung überwiesen! Und die Kammer überträgt einer Commission die Ergründung von Fragen, die gar keiner Lösung mehr bedürfen, die schon dadurch gelös't sind, daß sie sich aufdringen! Die Frage über die Abschaffung oder Beibehaltung der Artikel 415, 16, und 17 des Code pènal soll einer Commission überwiesen werden! Und warum handelt es sich in diesen Artikeln? Ueber die Abschaffung oder Beibehaltung der Coalition! d. h. ob Coalition unter Arbeitern geduldet werden solle oder nicht. Grade als wenn man über die Abschaffung oder Beibehaltung der Revolutionen dekretiren wollte. Grade als wenn man, wie es Lamartine versuchte, den Antagonismus zwischen Bourgeoisie und Proletariat, durch Phrasen vermitteln wollen! In keiner Frage hat die Kammer, trotz ihres jetzigen revolutionären Schmollens, mehr ihren bornirten Bourgeoisstandpunkt bekundet, als eben in der Besprechung der Artikel hinsichtlich der Koalitionen. Hätte sie die Frage verstanden, wäre sie wirklich der Ausfluß der Februar-Revolution, so hätte sie auf der Stelle merken müssen, daß die ganze Februar-Revolution nur ein Ausfluß von Koalitionen war, sei es daß sich die Koalitionen kund gaben in den einzelnen Kämpfen einer Korporation gegen die Entrepreneurs zur Erlangung eines höheren Salairs, sei es in dem vereinigten Kampfe mehrerer Korporationen zur Erlangung des Assoziationsrechtes, sei es endlich in dem ganzen Kampfe des vereinigten Proletariats zunächst gegen die politische Herrschaft Guizot's, und in weiterm Sinne gegen die soziale Herrschaft des durch Guizot vertretenen Kapitals. Aber, wie gesagt, die Kammer sah in dieser Frage nicht, daß es sich um ihre eigene Existenz handelte, und sie blieb auf dem kleinbürgerlichen Standpunkte stehn. Der geringste englische Proletarier hätte sogar vom Bourgeois-Standpunkte die Frage besser behandelt als der Minister Faucher. Die erwähnten Artikel unterscheiden zwischen Koalitionen der Arbeiter und Koalitionen der Meister. Die erstern sind nach dem französischen Gesetze von vornherein als Vergehen betrachtet und bestraft, der aggravirenden Umstände nicht zu gedenken, wo sie mit Gewaltthätigkeit, Drohung u. s. w. begleitet sind. Die Koalitionen unter Meistern konstituiren nur dann ein Vergehen, wenn sie zum Zwecke haben, den „Arbeitslohn auf eine ungerechte Weise herabzudrücken“. Der Antrag ging dahin, diesen Unterschied im Code pénal abzuschaffen und zwischen Arbeitern und Arbeitgebern eine vollständige Gleichheit als Prinzip aufzustellen. Der Minister Leon Faucher, der Vertheidiger der freien Konkurrenz, des laisser faire und laisser passer, war gerade derjenige, der den Antrag am meisten bekämpfte, und auf die alte Fassung der in Frage stehenden Artikel bestand, während Grandin, ein Manufakturbesitzer, die Partei der Arbeiter ergriffen hat. Die ganze Diskussion drehte sich um die Definition der Koalitionen und um England. Nach Faucher sind die Koalitionen unzertrennlich von Gewaltthätigkeit. Um letztern vorzubeugen, müsse man die Koalitionen verbieten. Diese Verbote nützten zwar nicht viel; denn in England z. B. sieht man tausende von Arbeitern an einem bestimmten Tage durch ganz England durch die Arbeit einstellen, ungeachtet aller Verbote: aber schon der „Moral“ wegen müsse man das Verbot aufrecht halten. Als wenn die ökonomische Nothwendigkeit in England nicht allein der „Moral“, sondern der ganzen Politik das Gesetz gemacht hätte! „In England, sagt Karl Marx in seinem Buche „Misère de la philosophie“, sind die Koalitionen authorisirt durch einen Parlamentsakt, und gerade das ökonomische System ist's, welches dem Parlament diese Autorisation durch ein Gesetz abdrang. Als im Jahre 1825 unter dem Ministerium Huskisson das Parlament sich genöthigt sah, die Legislatur abzuändern, um sie in Einklang zu setzen mit einem Zustande der Dinge, wie er aus der freien Konkurrenz entsprang, sah es sich natürlich auch in die Nothwendigkeit versetzt, alle Gesetze abzuschaffen, welche die Koalitionen der Arbeiter untersagen. Mit der Entwicklung der Industrie und der Konkurrenz entwickeln sich auch natürlich die Elemente, welche die Koalitionen hervorrufen und begünstigen, und sobald die Koalitionen ein ökonomisches Faktum geworden, werden sie nothgedrungen auch ein legales Faktum. Der Artikel im Code penal beweist also höchstens, daß die moderne Industrie und die Konkurrenz noch nicht weit genug entwickelt waren zur Zeit der konstituirenden Versammlung und Napoleons.“ Morin und Carbon treten für die Abschaffung der Artikel des Code penal auf. Sie berufen sich auf das Beispiel Englands, wo die Gesetze gegen die Koalition faktisch abgeschafft seien. Was erwiedert ihnen Faucher? England müsse sehr dafür büßen. Die Arbeiter verzehrten während der Arbeitseinstellung das mühsam Errungene, nähmen den Arbeitgebern gegenüber eine feindselige Stellung ein, so daß diese Koalitionen, in weiterm Maße, bald zwei Klassen der Gesellschaft gegenüberstellten, die sich beständig bekämpften. Dieses müsse man verhüten. Also Leon Faucher will den Klassenkampf verhüten, der in vollem Gange ist; Leon Faucher will sich der revolutionären Bewegung der Arbeiter entgegenstemmen, die gerade mit der industriellen Bewegung gleichen Schritt hält. „Die Koalitionen,“ sagt Marx in den angeführten Büchern, „nehmen an Ausdehnung und Macht zu mit der Ausdehnung und Entwicklung der Industrie. In England, wo die Industrie am weitesten ist, finden wir auch die umfassendsten und bestorganisirtesten Koalitionen… Die große Industrie häuft an demselben Orte eine Masse Menschen an; durch die Konkurrenz stehen sie in ihren Interessen einander gegenüber; durch die Nothwendigkeit, ihr Salair aufrecht zu halten gegen ihren Meister, gewinnen sie ein gemeinsames Interesse, begegnen sich in dem gemeinsamen Gedanken der Widerstands-Koalition. Die Koalition hat also einen doppelten Zweck, den Zweck, die Konkurrenz der Arbeiter unter sich einzustellen, um der Kapitalistenklasse eine allgemeine Konkurrenz machen zu können. Der erste Zweck des Widerstandes ist also die Aufrechterhaltung des Salärs. Im Maße aber, als sich die Kapitalisten ihrerseits vereinigen in einem gemeinsamen Gedanken der Repression, bilden sich die zuerst vereinzelten Coalitionen in Gruppen, und dem Kapital gegenüber, das immer vereint ist, wird die Aufrechthaltung der Association für sie wichtiger als die des Salärs. In diesem Kampfe innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft vereinigen und entwickeln sich alle zu einer künftigen Schlacht nöthigen Elemente. Wenn einmal die Assoziation uuf diesen Punkt angelangt ist, erhält sie einen politischen Charakter.“ In der Februar-Revolution und durch die Februar-Revolution waren die Artikel gegen die Coalition von selbst abgeschaft. Die Partei, welche die Uebertreter hätte zur Strafe ziehen können, war gestürzt; und in dieser gestürzten Partei befand sich Leon Faucher mit allen seinen Organisationsplänen zur Rettung der Arbeiterklasse. Die Artikel 415 und 416 konnten Guizot sowenig von dem Sturze retten als Leon Faucher, weil die Coalitionen stärker geworden waren als die Vertheidiger der alten Gesellschaft und die Organisationspläne der Oekonomen. In den Koalitionen liegt schon, wie Marx handgreiflich nachweist, die ganze Organisation der Arbeiterklasse, und da dieselbe eben durch die Herrschaft der Bourgeoisie hervorgerufen werden, da die Koalitionen sich bilden, sich organisiren innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft, und der bürgerlichen Gesellschaft gegenüber, so ist mit dem Sturze der letztern schon die Organisation der neuen Gesellschaft gegeben. Wenn wir nun den mit seinen Organisationsplänen und mit Guizot gefallenen Faucher plötzlich wieder auf eine Stufe angekommen sehen, wo er an Guizot's Stelle organisiren und die umgeworfenen Artikel einer Kommissian zur Prüfung übergeben kann, so hängt dieses genau mit den Ereignissen nach der Februar-Revolution zusammen, weil die Arbeiter selbst ökonomisch noch nicht genug herangebildet waren, und ein großer Theil unter ihnen noch die Illusionen Faucher's theilte. Erst durch die Juni-Insurektion haben die Arbeiter diese Illusionen verloren. Während die Kommission beschäftigt ist, über die Statthaftigkeit der Koalitionen theoretisch zu statuiren, treten dieselben praktisch in's Leben durch die Assoziationen der Arbeiter, und nehmen tagtäglich einen drohendern Charakter an. Nationalversammlung. Sitzung vom 9. Januar. Anfang 2 Uhr. Präsident Marrast. Fould trägt vor der Tagesordnung darauf an, dem neuen Paragraphen des Reglements Rechtskraft zu geben, welcher die dreimalige Debatte jedes Gesetzentwurfs vor der Abstimmung verordnet. Marrast: Aehnliche Anträge wurden früher gestellt, Ich konsultirte die Versammlung und sie entschied, daß die Rechtskraft erst eintreten solle, wenn alle neuen Paragraphen des Reglements votirt sein würden. Deslongrais unterstützt seinen Freund Fould: Die Reglementsänderungen hängen ja nicht unerläßlich zusammen; es könne also jene wichtige Bestimmung unverzüglich Rechtskraft erhalten. Bixio, Exminister nimmt das Wort: Das Ausscheiden einiger Minister, beginnt er, sei von Verläumdungen begleitet gewesen. Alle diese Verläumdungen hätten sich als falsche Gerüchte herausgestellt, darum habe er sie verachtet. Heute aber, wo der Courrier de la Gironde (Bourdeaux) förmliche Anklagen gegen die Exminister erhoben, werde er ihn vor Gericht ziehen. Indem er dieses der Versammlung anzeige, benutze er diese Gelegenheit, um sie zu versichern, daß die höchste Einigkeit im Kabinet geherrscht habe und daß Hr. v. Maleville neulich die volle Wahrheit gesprochen. Odilon Barrot bestätigt als Großmeister das Gesagte: Wenn wir irgend etwas zu bedauern hätten, so war es die übertriebene Empfindsamkeit, welche den Redner bewog, dem Beispiel seines Freundes zu folgen. (Ah! Ah! von der Linken.) Donatien Marquis legt hierauf der Versammlung Bericht ab über die Wahl Luzian Bonaparte's, Bruder Peters und Canino's, der mit 11,677 Stimmen über den General Arrighi in Corsika gewählt wurde. Mehrere Protestationen sind eingelaufen, welche beweisen, daß 10jährige Knaben votirten, weshalb der Redner im Namen des Prüfungsausschusses auf Vernichtung der Wahl anträgt. Luzian vertheidigt sich. Trotzdem tritt die Versammlung dem Ausschusse bei und verwirft die Wahl. Diese Entscheidung verursacht einige Aufregung im Saale und auf der Gallerie. Die Versammlung nimmt hiernächst ihre eigentliche Tagesordnung (die Arbeit in den Gefängnissen) wieder auf. Die Debatte war in letzter Sitzung bis Artikel 2 gerückt, der von der Bestimmung (Consumtion) der Gefängnißarbeiten handelt. Charamaule schlägt vor, nur solche Artikel fabriziren zu lassen, die in's Ausland gehen, oder im Inland nicht fabrizirt werden. Er findet indeß keine Unterstützung und die Versammlung schreitet zu Artikel 3. Artikel 3 lautet: „Die Arbeitsprodukte der Gefangenen sind vom Staate zu konsumiren.“ Man stellt den Antrag: die Worte „so viel als möglich (vom Staate zu konsumiren) hineinzuschreiben. Wird angenommen. Grevy zeigt sich in diesem Augenblick a[u]f der Bühne und will im Namen des Justizausschusses seinen Bericht über Rateau's Antrag auf „Auflösung der Nationalversammlung überreichen. Von allen Seiten: Vorlesen! Vorlesen! Wenigstens die Conclusionen! Grevy verliest nach einigem Zögern, gegen welches Deslangrais, der Ungeduldige, protestirt, Conklusionen, welche lauten: „Der Justizausschuß, in Uebereinstimmung mit dem Legislationsausschuß schlägt der Nationalversammlung vor, den Antrag des Bürgervertreters Rateau nicht in Betracht zu ziehen.“ Die Debatte wird auf nächsten Freitag angesetzt. Die Versammlung kehrt zur Gefängnißdebatte zurück, genehmigt die drei letzten Artikel des Entwurfs und hat somit endlich diese lästige Debatte erledigt. Marrast läßt über das Gesammtgesetz abstimmen. Dasselbe wird angenommen. Die Sitzung ist wegen des Diner's beim Präsidenten schon um 5 1/2 Uhr geschlossen. Großbritannien. * London, 9. Januar. Die Goldminen von Californien geben fortwährend zu den mannigfachsten Reflektionen und Muthmaßungen Anlaß. Abgesehen davon, daß es den Amerikanern lieb sein wird, durch den Sand des Sakramento Flusses in wenigen Jahren die Kosten des Mexikanischen Krieges gedeckt zu sehen, ist die Sache namentlich dadurch von Wichtigkeit, daß sie bei richtiger Exploitation, dem ganzen Welkverkehr leicht einen unerwarteten Umschwung geben könnte. Gold in den Händen der Nord-Amerikaner, in ein bei weitem anderes Ding, als Gold in den Händen der Spanier. Wenn die letztern, trotz aller Schätze die sie einst aus der neuen Welt herüberschleiften, dennoch arm und einflußlos wurden, so haben die Nord-Amerikaner bei ihrer Energie und bei ihrer rastlosen Thätigkeit, wahrlich Chance genug, in Zukunft der Welt noch mehr zu imponiren, als man es vielleicht bisher voraussah. Gold ist ein schönes Metall und wenn der Ertrag der kalifornischen Minen zusammen mit dem des Ural, einst so bedeutend werden sollte, daß wir ohne große Kosten unsre Tassen und Schüsseln aus Gold statt aus Porzellan machen können, so werden wir uns nicht darüber zu beschweren haben. Doch geben wir uns diesen glänzenden Illutionen einstweilen noch nicht hin. Den nächsten Einfluß werden die Sakramento-Ufer auf den Handel und Wandel haben. Nicht, daß man sich in Zukunft, statt Wechseln und Papiergeld, Goldklumpen zurollen wird, nein, die ganze Goldwäsche wird nur den Vortheil haben, daß sie eine Masse bisher noch dürftiger Leute, in Reiche verwandelt und ihnen Gelegenheit gibt, tausenderlei Unternehmungen zubeginnen, die eben nur mit Gold durchzusetzen sind, und Waarenzu kaufen und zu konsumiren, die man nur gegen Gold in Empfang nimmt. Wie die Amerikaner im Jahre 1846 durch das Korn der Missisippi-Ufer etwa 40 Millionen Pfund Sterling aus dem hungrigen England zogen, und dadurch, daß sie diese Summe, wenigstens theilweise, für den Einkauf von britischen Manufaktur-Artikeln anlegten, der ganzen Industrie plötzlich neuen Schwung verliehen und eine hereinbrechende Krise fast um ein ganzes Jahr aufhielten, so wird vielleicht schon in den nächsten Monaten das Gold des Sacramento-Flusses in ähnlicher Weise wirken, und der europäischen Industrie belebend unter die Arme greifen. Mit dem Golde des Ural baut der Kaiser Nikolaus seine Eisenbahnen; auf den Eisenbahnen sendet er das Getreide nach allen Häfen von Petersburg bis Odessa, und gegen das Getreide bezieht er alle Artikel der civilisirten Welt, von der einfachen Stecknadel an bis zu der komplizirten Lokomotive. Ebenso die Amerikaner. Schon jetzt legen sie, wenn sie mit dem Schwerte in der Faust zu neuen Eroberungen vordringen, gleich hinter sich die Schienen, um schon nach mehreren Monaten die Heimath mit der neugewonnenen Erde zu verbinden. Was werden sie erst beginnen, wenn ihnen das Gold Kaliforniens dabei zu Hülfe kommt? Um die Produkte jener unermeßlichen Flächen des fernen Westens in den Handel hineinziehen, werden sie das stille Meer in Kurzem mit dem atlantischen Ocean durch Eisenbahnen in Verbindung bringen, sie werden sich Bahn durch die Landenge von Panama brechen, Dampfschiffe bauen, Kanäle graben und schon nach wenigen Jahren dem Verkehr der Kontinente eine Straße anweisen, die in New-York ihren Mittelpunkt hat, und alle bisherigen Wege verlassen und vergessen machen wird. Rußland und Amerika! Russisches Gold und russisches Korn. Amerikanisches Gold und amerikanisches Korn. Eine Zeit lang werden wir noch von beidem profitiren, bis die Industrie auch in jenen Ländern einheimisch geworden, plötzlich der unsern die Spitze bietet und den Tag unsres Falls bezeichnet. Von den Menschenmassen, die jetzt aus allen Theilen der Vereinigten Staaten nach Californien stürzen, kann man sich kaum eine Idee machen. Dutzende von Expeditionen sind dahin unterwegs. Einige gehen nach San Francisco in Californien um das Kap Horn herum; andere nach Chagres und von da durch die Landenge von Panama; noch andere wählen den Weg durch Missouri nach dem stillen Ocean. In New-York liegen 31 Schiffe nach Californien in Ladung; in Philadelphia 17; in Boston 9; in Portland 2; in Baltimore 7; in New-Orleans 11 u. s. w. Alles dies ist aber noch nichts. In Pittsburg, Louisville, Cincinnati, Albani und in vielen andern Städten haben sich Gesellschaften gebildet, und 10 bis 12,000 Menschen bewegen sich oft in eieer Kolonne nach dem Lande der Glückseligkeit. Wenn man wenig annimmt, so reisten in den letzten drei Wochen an die 50 Tausend Menschen ab. Der kürzeste Weg nach dem El Dorado geht von Fort Independance in Missouri, durch den Feather River und die Rocky Mountains — ungefähr 1800 Meilen. Der zweite geht nach Chagres und überland nach Panama. Nach Chagres reis't man von New-York und Philadelphia per Dampf in 14, per Segelschiff in 22-30 Tagen. Durch die Landenge hat man 52 Meilen, in der größesten Hitze, und 3500 Meilen lang ist die Fahrt zur See durch das stille Meer nach San Francisco. Von da reis't man denn in 5-6 Tagen in's Land hinein zu den Ufern des Sacramento-Flusses. Eine dritte Route führt um das Kap Horn, ist 17,000 Meilen lang und dauert 5 Monate. Jedenfalls ist sie billiger und sicherer als die über Panama. Das Passagiergeld um das Kap kostet 100 bis 350 Dollars; durch Panama 500 bis 700 Dollars. Nicht aus den Vereinigten Staaten allein, sondern auch aus Mexico ist die Einwanderung fortwährend im Steigen. Wahrscheinlich werden sich die Bewohner anderer Theile Amerika's ebenfalls bald aufmachen. Ja, von den Sandwich-Inseln und von andern Niederlassungen des stillen Meeres darf man Zuzug erwarten. Um die ganze Reise zu erleichtern, hat sich dann auch bereits in New-York eine Gesellschaft gebildet, die sofort mit dem Bau einer Eisenbahn durch die Landenge von Panama beginnen wird und im Januar 1851 damit fertig zu werden gedenkt. Redakteur en chef: Karl Marx.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 193. Köln, 12. Januar 1849. Beilage, S. 1048. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz193b_1849/2>, abgerufen am 21.11.2024.