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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 193. Köln, 12. Januar 1849.

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An seiner Statt soll nun der Serbenfürst Petrowic den serbischen Landsturm aus der Türkei aufbieten, Stratimirowic aber das Kommando übernehmen. Von dem serbischen Aufstande hatte man sich in Olmütz die größten Erfolge versprochen.

In den Distrikten Kronstadt und Hermannstadt gewinnen die Szekler und Haromseker immer mehr Terrain; Kronstadt soll bereits in den Händen der letztern sein. Unter Somborys Kommando haben die Szekler schon am 13. Dezember die Kaiserlichen zwischen Udvorholz und Koholom geschlagen. Was bis heute dort geschehen, wird man nicht gewahr; glaubt aber, daß Russen und Türken in den Süden Ungarns eingerückt sind. -- Auch die Bukowina ist in vollem Aufstande, den aus Kremsier heimgekehrte Bauerndeputirte dort leiten sollen.

Windischgrätz zählt bedeutend auf die Bourgeoisie in den Städten, namentlich in Pesth; er kann es um so gewisser, da sie großentheils aus Juden besteht. Nach weitern standrechtlichen Gerüchten wäre die Ständetafel nach Debreczin verlegt, und hätte das Bombardement von Ofen bereits begonnen, sei aber nach 4 Stunden wieder eingestellt (?) worden. Die Uebergabe von Budapesth soll nur durch zahlreiche Haufen von Mobilgarden und bewaffneten Proletariern (? in Pesth?) verhindert worden sein. Kossuth soll dort bewacht sein, während gestern versichert wurde, er sei mit der Krone des h. Stephan nach Debreczin geeilt. Das Fremdenblatt, der boshafteste und niederträchtigste Lügenschmied von Wien, versichert sogar, "Kossuth soll einem Gerüchte zufolge von seinen Satelliten Madaraß und Nyary gefangen genommen worden sein, weil dieselben einen Brief von seiner Gattin aufgefangen hätten, worin dieselbe ihrem Gatten geschrieben habe, daß bereits Alles zur Flucht nach Amerika vorbereitet sei. In diesem Briefe soll auch erwähnt gewesen sein, daß die überschickten 12 Millionen bereits in Sicherheit gebracht worden seien. Dieses Gerücht dürfte sich leider nur auf einen frommen, patriotischen Wunsch gründen. Indeß unmöglich ist ein solches Ende Kossuth's nicht. Flucht, Selbstmord oder Strang werden zweifelsohne das Ende dieses Abentheurers sein." Was das Hängen anbetrifft, so geschieht es in Ungarn jetzt dergestallt, daß, wo die Magyaren einen gehängt haben, die Kaiserlichen dafür immer zwei hängen. Gestern Mittag wurden hier einige hundert ungarische Gefangenen eingebracht und theils im Theresianium, theils im Stabstockhause eingesperrt. Kroaten mit gespanntem Hahn führten sie durch die Straßen. Es geschieht bloß aus Ostentation, um die Wiener eingeschüchtert zu halten. Wie es heißt, sollen in den bereits besetzten Städten die Leute zur Unterstützung der Bülletins eingefangen und dann wie Vieh hieher geschleppt werden. -- Wenn die Italiener jetzt nicht losschlagen, so sind sie die größten Esel und verdienen die Prügel, die sie nachher unzweifelhaft bekommen.

14 Wien, 7. Jan.

Den Hutmachern ist unter standrechtlicher Bestrafung geboten worden, die Hüte mit Federn und alle deutschen Hüte aus den Auslagekasten zu entfernen. Wer einen deutschen Hut trägt, wird ohne weiteres ergriffen, um nicht mehr zum Vorschein zu kommen. Ein Mann verkaufte in einem Hause ein Exemplar der Ameise und wurde sogleich verhaftet. Die ungeheure Noth, die bei der geringsten Klage mit Verschwinden beseitigt wird, und der Schmerz der Eltern, Gatten, Geschwister und Kinder der Gehängten, Ermordeten, Erschossenen, zum Kerker Verurtheilten und Verschwundenen macht viele Leute wahnsinnig. So sind seit den letzten 8 -- 10 Tagen eine 70jährige Pfründnerin und eine Branntweinersgattin auf der Wieden, eine fünfzehnjährige Schneiderstochter auf der Windmühle, dann ein Musikus, ein Tagelöhner und eine Hauptmannswittwe, ebenfalls auf der Wieden, ferner eine Greißlerswittwe im Neulerchenfelde, ein Zeitungs-Colporteur in der Stallburg, eine Webergesellenfrau in Rustendorf, und ein Webermeister in der Leopoldstadt irrsinnig geworden. Die Meisten hiervon fantasirten vom Sturmläuten, Erschießen, Plündern, sahen Flammen vor ihren Augen oder andere schreckliche Szenen, so daß man die Nachwehen und Opfer der Octobertage nicht verkennen kann. Es gibt satanische Blätter genug hier, die sich darüber lustig machen. -- Das Fremdenblatt z. B. erfindet jeden Tag ein Schock der elendesten Lügen, um das Proletariat zu verdächtigen. Meistens sind es Gauner- und Spitzbubenstückchen. -- Der Gemeinderath von Wien hat 743,000 Fl. C. M. bei der Bank aufgenommen. Die Zeitungen enthalten täglich lange radikal östreichisch geschriebene Artikel aus den französischen und englischen Journalen. Herr Girardin, der die meisten liefert, muß damit ungeheure Summen verdienen.

Der hiesige Rothschild scheint nicht anbeißen zu wollen, darum heißt es seit gestern, das Ministerium würde die 80 Mill. in Amsterdam bekommen. Sollte Jann wirklich so dumm sein, oder Nikolausens Almosen etwa auf diese Weise aus Schamgefühl verdeckt werden?

Derselbe Nikolaus soll dem jugendlichen Standrechtskaiser den Befehl haben zukommen lassen, eine weimarische Prinzessin zur Frau zu nehmen.

Auf Studenten wird Tag und Nacht gehetzjagdtet. Gestern wurden einige junge Leute, die man für solche hielt, mit Kavallerie durch die Straßen verfolgt; sie entwischten aber dennoch. -- Das Ministerium will den Redakteur der Presse, den ehemaligen Spion Metternichs und Juden Landsteiner in den Reichstag wählen lassen. Alles der 80 Mill. wegen und weil die hiesigen Juden zu allen Schandthaten zu gebrauchen sind. Die immer zunehmende Antipathie aller Völker Oesterreichs wider das sie sämmtlich aussaugende und mit jeder Gewalt verbrüderte Judenpack, das sich hier jetzt bis auf 70,000 Köpfe vermehrt haben soll, und sich wie die Wanzen in alle Thätigkeiten festsetzt, hat hier ganz andere Motive, als die Religion oder den Nationalhaß.

Die Gemeinen des Infanterie-Regiments Nassau: Lukas Tesluk und Ignaz Kowalzik sind wegen Desertion und Theilnahme am Aufstande zu 10- und 5jähriger Schanzarbeit in schwerem Eisen begnadigt worden, nachdem sie zum Strang verurtheilt waren.

Zur Würdigung der südslavischen Bestrebungen, mit welchen Olmütz bald in ernsten Konflikt gerathen dürfte, theile ich Ihnen folgendes Aktenstück mit:

Agram.

Die hiesige "Slavjanska lipa" hat an die Istrianer nachstehenden, den Standpunkt und die Tendenzen scharf charakterisirenden Gruß erlassen: "Geliebte Brüder Istriens! Unsere heldenmüthigen Herzen sind von Freude entzückt worden, als wir aus euerer Protestation vom 14. Dezbr. vernommen, mit welch' männlicher Entschiedenheit ihr, werthe Brüder, gegen das Fremdenthum aufgetreten, wie ihr euch als treue Söhne der slavischen Mutter euerer lieben Abstammung und ritterlichen Wiege erinnert. Deshalb entsenden wir euch aus diesem Schwesterlande euerer einstigen und so Gott will auch zukünftigen Heimath den brüderlichen Gruß. Wir grüßen euch und strecken von Ferne die Arme aus, um euch als stammverwandte, innigstgeliebte Brüder zu umarmen, und segnen jenes Land, das euch als eine undurchdringliche Wand mitten im wogenden Meere neben dem umsichgreifenden Fremdenthum an Körper und Geist dem gemeinsamen süd-slavischen Heimathlande unversehrt erhalten hat. Diese Protestation hat bereits dieser Verein Sr. Exzellenz unserm Ban, wie auch unserm Herrn Minister Baron Kulmer mit der Bitte vorgelegt, daß sie euere Wünsche im Sinne des Artikels XI. 6. unseres letzten Landtages vor dem kaiserlichen Throne unterstützen möchten. -- Liebe Brüder! die einstige glückliche Zeit wird wieder kommen. Es ist uns wohl bekannt, wie ihr, geliebte Brüder, am Strande der Adria außer Gott von Jedermann verlassen an den kahlen Felswänden kümmerlich lebet; wohl ist uns bekannt, daß euer Land im brüderlichen Verbande mit den stammentsprossenen Brüdern im gesegneten Zustande aller Art blühen und jenes undankbare Gewerbe der Kohlenbrennerei, das eure bedürftigen Landbewohner ersonnen, um von heute auf morgen das Leben zu fristen, in Handel und Industrie jeder Art umgestaltet werden könnte, wenn es nur Jemand gäbe, der euch lieben, der euere kahlen Berge eines mildthätigen Blickes würdigen würde, wenn ihr einen Beschützer hättet, dessen Herz nicht härter wäre, als die Felsen euerer Heimath. Geliebtes Volk! Hoffe und erwarte glücklichere Zeiten im vollen Vertrauen zu deinen Stammesbrüdern; nicht mehr fern ist die Zeit, wo das gewaltige Thor, das euch von der so sehr geliebten Stadt Nieka (Fiume) absperrt, sich auf ewige Zeiten öffnen, wo das reiche Fahrzeug eures nationalen Glückes von der einen bis zur andern euerer Seestädte segeln wird. Zu diesem glücklichen Ziele hoffen wir bald zu gelangen, wenn nur euere entschlossene Vaterlandsliebe, was wir gar nicht bezweifeln, beständig sein wird. Mit der Bitte, uns in ununterbrochener Wechselseitigkeit euere klaffenden Wunden, die der Heilung bedürfen, zu entdecken, um mit aller Kraft des slavischen Geistes auftreten zu können, verharren wir bei dem Wunsche, daß ihr auch für die Zukunft Träger unseres Geistes seid und die Leben schaffende Parole unserer Zeit bis zur Adria hin von Stadt zu Stadt, von Dorf, zu Dorf verkündet. Nehmt hin noch einmal unseren brüderlichen Gruß."

Wien, 6. Jan.

Es verlautet, sagt die Allgem. Oestr. Ztg., daß man im Einverständnisse mit den deutschen Regierungen eine Umschmelzung der kurrenten Silbermünzen beabsichtigte. Auf diese Art hofft man die Menge des kursirenden und versteckten Silbers kennen zu lernen und hierdurch dem gesunkenen Kredit aufzuhelfen.

* Wien, 7. Januar.

Das 12. Armeebülletin lautet:

Feldmarschall Furst Windischgrätz ist am 5. dieses Mittags an der Spitze der k. k. Truppen ohne Schwertstreich in Ofen und Pesth eingezogen. Das 11. Armeebülletin bringt folgende nähere Details.

Das Hauptquartier des Feldmarschalls war am 4. d. in Bia, 3 Stunden vor Ofen; das 1. Armeekorps in Teteny und Promontor, das 2. in Budaörs und Umgegend, das 3. in Bia und Concurrenz. Aus dieser Aufstellung wird am folgenden Tage vorgerückt. Beim Vorrücken des 1. Armeekorps von Marton-Vasar gegen Teteny unweit Haussaveg hat den 3. gegen Mittag der Banus einen Zusammenstoß mit dem Feinde gehabt, welch Letzterer einige Batterien auf den Höhen vorbrachte und damit auf große Entfernung das Feuer eröffnete. Das 1. Armeekorps erwiederte dasselbe beim Naherkommen überaus lebhaft und der Banus ließ sogleich die Division Hartlieb links im Staffel vorgehen und bedrohte dadurch die Rückzugslinie des Gegners um so mehr, als auch vom 2. Armeekorps bei Bia die daselbst anwesende Cavalleriebrigade rechts entsendet worden war, wodurch ein Abdrängen des Feindes von Ofen um so wahrscheinlicher wurde. -- Die Magyaren, dem Banus an Streitkräften überlegen, zogen sich rasch gegen Promontor zurück, welchen Ort sie auch räumten und die Höhen von Ofen besetzten. Gestern fand sich in Bitske eine Deputation des ungarischen Reichstags ein, bestehend aus dem ehemaligen Ministerpräsidenten Grafen Louis Bathyany, dem Bischof Lonovits, dem Grafen Majlath und dem gewesenen Minister Deak. Selbe wurde nicht vorgelassen und ihr bedeutet, daß nur von unbedingter Unterwerfung die Rede sein könne.

Generalmajor Götz begann am 31. v. M. von Jablunka aus die Offensive, besetzte am 31. mit der Hauptkolonne Czaza und mit einer Umgehungskolonne das Dorf Thursowka. Am 1. Jan. rückten beide Kolonnen nach Neustadt vor, welchen Ort der Feind verlassen und bei Budatin und Sillein Stellung genommen hatte, um den Brodner Engpaß und den Uebergang über die Waag zu vertheidigen. Am 2. griff die Hauptkolonne die Rebellen an. Letztere waren 3 Bataillons Honved, einige 1000 Nationalgarden und eine Abtheilung Houved-Kavallerie stark. Durch Umgehungskolonnen im Rücken und der rechten Flanke angegriffen, zog sich der Feind nach mehrstündigem Gefechte, wobei ihm 2 Kanonen demontirt wurden, so eilig über die Waag zurück, daß ihm nur wenig abgenommen werden konnte. Ebenso laufen aus Pancsova vom 31. Dez. höchst günstige Nachrichten für die Fortschritte der k. k. Truppen im Banate und der untern Donaugegend ein. Oberst Baron Wernhardt zeigt an, daß er am 24. Dez. Deutsch-Bogsan, Wallachisch-Bogsan und Reschitz angreifen ließ und diese stark besetzten Orte nach mehrstündigem Gefechte und Eroberung von sechs Kanonen eingenommen habe. Oberst v. Mayerhofer hat in Pancsova das Kommando des Obersten v. Supplicatz übernommen und ist 20,000 Mann, darunter einige Tausend Serben, bereit, die Offensive zu ergreifen. Wien, am 6. Jan. 1849.

Wien, 7. Jan.

Am Freitag hat ein Mitwisser der gedungenen (von oben oder unten) Mörder des Grafen Latour, als er sich dem Tode nahe fühlte, den Hauptthäter gerichtlich angezeigt. Er ist ein Schneidergeselle, der sogleich eingezogen wurde.

Prag, 6. Januar.

Seit einigen Tagen gehören die Interpellationen der beschäftigungslosen Kattundrucker wieder zum Stadtgespräch. Heute war eine Deputation von ihnen bei der Stadthauptmannschaft, um Erleichterung ihrer, bei dieser Jahreszeit allerdings Mitleid erregenden Lage zu begehren. Man hat sie dem Vernehmen nach an die Bezirke, wo sie wohnhaft, gewiesen. Es dürfte überhaupt schwer sein, bei längerer Zeit anhaltend strenger Witterung ein geeignetes Auskunftsmittel zu finden. Da mit den in Kurzem beginnenden Frühjahrsmärkten wohl zweifelsohne ein größerer Absatz an Manufakturwaaren in Ungarn zu erwarten, indem es dort seit Monaten an vielen Artikeln fast gänzlich fehlt, so wäre Unterbringung in den Fabriken fast das einzige Mittel, diese Leute, wenigstens in Wochen abwechselnd, zu beschäftigen. Es frägt sich nur, ob die Fabrikanten ein Kapital auf Vorrath-Arbeiten zu verwenden geneigt sind, zumal der Fabriksbetrieb im Winter mit Schwierigkeiten und höheren Kosten verbunden.

(C. Bl. a. B.)

Uebrigens zeigt sich eine allgemeine Geldnoth in allen Geschäften. Man sieht im Detailgeschäft lediglich die magistratischen 19 und 20 Kr. Noten, von denen circa 150,000 Fl. ausgegeben sind. Selbst Kupfergeld ist sehr rar geworden, und Silbergeld fast ganz verschwunden. So berichtet die Allg. Od.-Z.

24 Frankfurt, 9. Januar.

Sitzung der National-Versammlung. Hr. Simson präsidirt.

Pattai u. A dringen auf Vornahme der Berathungen über die Grundrechte und wollen wöchentlich mindestens 1 Tag dazu angesetzt wissen.

Beseler (der unfundirte) will dagegen das Verfassungswerk ohne Unterbrechung zu Ende gefuhrt sehen. Pattai's Antrag verworfen. Hr. Soiren spricht das Schlußwort in Betreff der Bestimmungen über den "Reichshaushalt."

Wegen Ordnung der Fragen entsteht eine lange Debatte, an der sich die Herren Vincke, M. Mohl, Plathner, Hehner und Rösler betheiligen. Bei der Abstimmung werden die gestern angegebenen 8 Punkte (siehe Nr 192, 4te Seite) bis auf den funften ungeändert angenommen. Der 5te Punkt erhält dagegen folgende Fassung:

"Dieses ordentliche Budget wird auf jedem Reichstag zuerst dem Volkshaus vorgelegt und von diesem in seinen einzelnen Ansätzen und nach den Erläuterungen und Belegen, welche die Reichsregierung vorzulegen hat, geprüft, und "ganz oder theilweise" bewilligt "oder verworfen."

(Die Worte mit Anführungszeichen sind aus den Verbesserungsanträgen)

Sodann wurde zwischen 2 und 3 ein Paragraph eingeschaltet und angenommen, der also lautet:

"Alle Bewilligungen von Ausgaben sind nur für den besondern Zweck, für welchen sie gefordert wurden, ertheilt anzusehen und nur in der Grenze der Bewilligung kann die Verwendung erfolgen."

(Wahres Reichs-Deutsch!)

Auch wird weiter bestimmt, daß die Uebereinstimmung der Reichsregierung und des Reichstags auch erforderlich ist: "wenn Papiergeld eingeführt oder das Vorhandene vermehrt werden soll."

Auf der Tagesordnung steht der Bericht über Mohr's Anträge wegen der "Reichs"-Einquartierung in Rheinhessen.

Hr. Peucker erklärt, daß die letzten "Reichs"-Truppen bald aus Rheinhessen zurückverlegt werden sollen.

Die Versammlung geht darauf, trotz einer Rede von Mohr und seines Antrags auf motivirte, zur simplen Tagesordnung über.

Es kommt die Untersuchung gegen den Abgeordneten Würth zur Verhandlung. Die verlangte Einwilligung zur Untersuchung wird ertheilt.

Nauwerk und Wesendonk interpelliren, ob nicht bald der Petitions- und der s. g. Biedermann'sche Ausschuß ihre Berichte über die preußischen Angelegenheiten fertig haben.

Schließlich wird Simon (Trier) am Verlesen einer Interpellation verhindert. Der Redeverein besorgte, wieder eine Pille zu bekommen.

Man geht nach Hause, nachdem die nächste Sitzung für Donnerstag in der Paulskirche, wo's jetzt ganz komfortabel sein soll, anberaumt worden.

Tagesordnung für Donnerstag:

Berathung des Gagern'schen Programms in der österreichischen Frage.

82 Heidelberg, 6. Jan.

Man wird durch das constitutionelle Staatsleben so wenig Republikaner, als man durch fleißiges Spazierengehen schwimmen lernt. Unser Baden ist ein sprechender Beweis zu dieser Behauptung. Wer hat nicht vor dem März Baden gerühmt als das einzige Land des Deutschen Bundes, in welchem "politisches Leben" herrschte, in welchem die Vertreter des Volkes todesmuthig auf die Tribüne traten und -- das Todesschweigen des geknebelten Volkes mit liberalem Geplapper verdeckten, so daß man beinah glaubte, es sei doch nicht ganz still? Wer erinnert sich nicht der während der Märzrevolution auf den begeisterten Ruf: Deutsche Republik! hundertmal erwiederten und bis zur Trivialität wiederholten Phrase: Ja, Baden ist gewiß reif zur Republik, aber nehmet doch Rücksicht auf das "unreife" Preußen, Meklenburg etc.! -- Nun -- und wie steht es jetzt?! Keine Bevölkerung hat sich für das Erringen der Republik, für den demokratischen Parteikampf unreifer gezeigt als die badische. Dasselbe Baden, welches vor dem März, im Vollgenusse seiner octroyrten Verfassung schwelgte, von allen 38 Nationalitäten Deutschlands beneidet, dasselbe Baden ist bekanntlich seit dem März in der politischen Bildung hinter allen deutschen Staaten zurückgeblieben. Und was ist der Grund davon? Das Volk von Baden besitzt im höchsten Grade die Eigenthümlichkeit des süddeutschen Charakters, daß ihm Persönlichkeiten Alles und Principien -- Nichts gelten; daß es sich nicht über einzelne Männer, welche es liebt oder haßt, hinaus erhebt zu dem Principe, welches es in ihnen liebt oder haßt, daß es also der Täuschung durch Persönlichkeiten und Schlagwörter im höchsten Grade ausgesetzt ist. Damit hängt zusammen, daß der Badenser für die Entwicklung der Begebenheiten -- und besonders unsrer Revolution -- im Ganzen und Großen wenig Verständniß hat, und daß sein Blick kaum über die Grenzen seines Baden hinaus geht (Baden ist bei Rastatt vom Rhein bis zur Würtembergischen Grenze gerade 4 Meilen breit; es ist doch ein schönes Ding um das Nationalgefühl.). Während sonst der Prophet in seinem Vaterlande Nichts gilt, gelten die badischen Propheten des Liberalismus nirgends mehr als in ihrem Vaterlande. Der Badenser jauchzte laut auf, als Welcker an Blittersdorff's Stelle in den Bundestag kam; und nachdem er gar noch seine große Carlsruher Sturmpetition vollführt hatte -- bei der übrigens noch so viel Unklarheit herrschte, daß selbst Struve mit der Wiederherstellung eines Preßgesetzes von 1831 (!) "seine Mission" beendet glaubte -- da glaubte er vollends im Bewußtsein seiner Verdienste um Deutschland vom Arbeiten und vom -- Nachdenken ausruhen zu können. Willig und gedankenlos ließ er den schwatzhaften Fünfziger-Ausschuß und den sonstigen lahmen Gang der Begebenheiten über sich ergehen -- da wurde er durch die Heckersche Schilderhebung überrascht, Die Schaaren Hecker's waren bloß durch die Macht seiner imposanten Persönlichkeit herangezogen; aber eine Persönlichkeit reicht denn doch nicht hin, ein ganzes Land in Bewegung zu setzen. Der Badenser begriff nicht, daß jetzt oder nie der Zeitpunkt einer gewaltsamen Revolution sei; sogar seine gewöhnliche Energie des "Dreinschlagens" verließ ihn, da ihm die Kraft der Ueberzeugung fehlte, und es blieb ihm daher Nichts übrig, als mit täppischer Gebärde dem Kampfe zuzuschauen. Er sah Hecker unterliegen -- und als er fort war, da sang der Badenser in einem glücklichen Anfalle von Selbstironie recht breitmäulig sein: "Hecker, hoch dein Name schalle!"

Der Sommer 1848 verging uns in voller Unthätigkeit, und der lächerliche Studenten-Auszug nach Neustadt war das wichtigste Ereigniß, das während desselben vorfiel. Der Minister Bekk (nächst den Centralpolizisten und Brandenburg-Manteuffel vielleicht der erste Reaktionär in Deutschland) regiert mit seinen zwei antediluvianischen Kammern vom März bis jetzt ohne erhebliche Anfechtung; nicht einmal die "Errungenschaft" fast jedes deutschen Winkelstaates, eine Constituante oder doch Vereinbarante, wußten die Badenser sich zusammenzubringen. Nicht einmal zur Organisation der eigenen Partei benutzte man diese Zeit, wie denn überhaupt von einer eigentlichen demokratischen Partei nur in Mannheim und allenfalls in Heidelberg die Rede sein kann. Die Mannheimer Demokraten stehen unter Leitung des Herrn Florian Mördes, eines höchst zweideutigen Charakters. Herr Mördes belehrte uns vor Kurzem, daß man das bisher verfolgte (?) Princip fahren lassen und den Weg der Reform betreten müsse. Nun aber war es gerade Herr Mördes, der im Juli (also seiner Meinung nach noch zur Zeit des revolutionären Princips), wo es den Badensern zuerst einfiel, an eine constituirende Versammlung zu denken, einer solchen entgegenwirkte; jetzt aber betreibt er "von wegen der Reform" eine mattherzige Agitation für eine Constituante -- auf Grund der Grundrechte. Da haben Sie gleich eine Probe von unsrer Demokratie. Auf Grund der Grundrechte! Gott segne die Studia des Herrn Florian Mordes: uns will es aber scheinen, als ob sich über den Strom der Revolution nur als dünne Eisdecke (vom Vincke'schen Rechtsboden "Eisberg" her) die Grundrechte gelagert hätten. Und wer kräftig darauf zutritt, der bricht ein und holt sich einen tüchtigen Schnupfen.

Unsere demokratische Presse ist das getreue Abbild dieser Zustände. Wir besitzen kein einziges Blatt, welches über Baden hinaus Interesse erregen könnte. Die Mannheimer Abendzeitung ist jedenfalls unser relativ bestes Blatt, noch von früher her durch ihre Gesinnungstüchtigkeit schätzenswerth: aber auch bei ihr vermißt man großartige Auffassung und principielle Schärfe: sie wird immer nur von der Zeit fortgetragen. Der Deutsche Zuschauer von Fl. Mörders ist die matteste Wassersuppe, die je aus der Küche eines politischen Proletariers gekommen ist. Recht eigentlich bezeichnen die badische Presse: die Oberrheinische Zeitung (Freiburg) und die Seeblätter (Constanz). Viel Phrasen und Schlagwörter mit wenig Inhalt; wo es auf klares Aussprechen revolutionärer Grundsätze ankommt, das Princip: "wasch' mir den Pelz und mach mich nicht naß" -- und namentlich von socialen Fragen fast kein Begriff. Ein Anhängsel zur Badischen Presse bildete die "Demokratische Zeitung", welche in Neustadt (Pfalz) erschien, aber in Heidelberg geschrieben und redigirt wurde, und sich wenigstens in Bezug auf die Klarheit der Grundsätze vor den badischen Blättern rühmlich auszeichnete; sie ist aber an der Kinderkrankheit aller Zeitungen, dem Abonnentenmangel, kürzlich verstorben.

Die badische Demokratie nimmt den Mund sehr voll, es ist aber wenig dahinter. Der badischen Demokratie fehlt es an

(Siehe den Verfolg in der Beilage.)

An seiner Statt soll nun der Serbenfürst Petrowic den serbischen Landsturm aus der Türkei aufbieten, Stratimirowic aber das Kommando übernehmen. Von dem serbischen Aufstande hatte man sich in Olmütz die größten Erfolge versprochen.

In den Distrikten Kronstadt und Hermannstadt gewinnen die Szekler und Haromseker immer mehr Terrain; Kronstadt soll bereits in den Händen der letztern sein. Unter Somborys Kommando haben die Szekler schon am 13. Dezember die Kaiserlichen zwischen Udvorholz und Koholom geschlagen. Was bis heute dort geschehen, wird man nicht gewahr; glaubt aber, daß Russen und Türken in den Süden Ungarns eingerückt sind. — Auch die Bukowina ist in vollem Aufstande, den aus Kremsier heimgekehrte Bauerndeputirte dort leiten sollen.

Windischgrätz zählt bedeutend auf die Bourgeoisie in den Städten, namentlich in Pesth; er kann es um so gewisser, da sie großentheils aus Juden besteht. Nach weitern standrechtlichen Gerüchten wäre die Ständetafel nach Debreczin verlegt, und hätte das Bombardement von Ofen bereits begonnen, sei aber nach 4 Stunden wieder eingestellt (?) worden. Die Uebergabe von Budapesth soll nur durch zahlreiche Haufen von Mobilgarden und bewaffneten Proletariern (? in Pesth?) verhindert worden sein. Kossuth soll dort bewacht sein, während gestern versichert wurde, er sei mit der Krone des h. Stephan nach Debreczin geeilt. Das Fremdenblatt, der boshafteste und niederträchtigste Lügenschmied von Wien, versichert sogar, „Kossuth soll einem Gerüchte zufolge von seinen Satelliten Madaraß und Nyary gefangen genommen worden sein, weil dieselben einen Brief von seiner Gattin aufgefangen hätten, worin dieselbe ihrem Gatten geschrieben habe, daß bereits Alles zur Flucht nach Amerika vorbereitet sei. In diesem Briefe soll auch erwähnt gewesen sein, daß die überschickten 12 Millionen bereits in Sicherheit gebracht worden seien. Dieses Gerücht dürfte sich leider nur auf einen frommen, patriotischen Wunsch gründen. Indeß unmöglich ist ein solches Ende Kossuth's nicht. Flucht, Selbstmord oder Strang werden zweifelsohne das Ende dieses Abentheurers sein.“ Was das Hängen anbetrifft, so geschieht es in Ungarn jetzt dergestallt, daß, wo die Magyaren einen gehängt haben, die Kaiserlichen dafür immer zwei hängen. Gestern Mittag wurden hier einige hundert ungarische Gefangenen eingebracht und theils im Theresianium, theils im Stabstockhause eingesperrt. Kroaten mit gespanntem Hahn führten sie durch die Straßen. Es geschieht bloß aus Ostentation, um die Wiener eingeschüchtert zu halten. Wie es heißt, sollen in den bereits besetzten Städten die Leute zur Unterstützung der Bülletins eingefangen und dann wie Vieh hieher geschleppt werden. — Wenn die Italiener jetzt nicht losschlagen, so sind sie die größten Esel und verdienen die Prügel, die sie nachher unzweifelhaft bekommen.

14 Wien, 7. Jan.

Den Hutmachern ist unter standrechtlicher Bestrafung geboten worden, die Hüte mit Federn und alle deutschen Hüte aus den Auslagekasten zu entfernen. Wer einen deutschen Hut trägt, wird ohne weiteres ergriffen, um nicht mehr zum Vorschein zu kommen. Ein Mann verkaufte in einem Hause ein Exemplar der Ameise und wurde sogleich verhaftet. Die ungeheure Noth, die bei der geringsten Klage mit Verschwinden beseitigt wird, und der Schmerz der Eltern, Gatten, Geschwister und Kinder der Gehängten, Ermordeten, Erschossenen, zum Kerker Verurtheilten und Verschwundenen macht viele Leute wahnsinnig. So sind seit den letzten 8 — 10 Tagen eine 70jährige Pfründnerin und eine Branntweinersgattin auf der Wieden, eine fünfzehnjährige Schneiderstochter auf der Windmühle, dann ein Musikus, ein Tagelöhner und eine Hauptmannswittwe, ebenfalls auf der Wieden, ferner eine Greißlerswittwe im Neulerchenfelde, ein Zeitungs-Colporteur in der Stallburg, eine Webergesellenfrau in Rustendorf, und ein Webermeister in der Leopoldstadt irrsinnig geworden. Die Meisten hiervon fantasirten vom Sturmläuten, Erschießen, Plündern, sahen Flammen vor ihren Augen oder andere schreckliche Szenen, so daß man die Nachwehen und Opfer der Octobertage nicht verkennen kann. Es gibt satanische Blätter genug hier, die sich darüber lustig machen. — Das Fremdenblatt z. B. erfindet jeden Tag ein Schock der elendesten Lügen, um das Proletariat zu verdächtigen. Meistens sind es Gauner- und Spitzbubenstückchen. — Der Gemeinderath von Wien hat 743,000 Fl. C. M. bei der Bank aufgenommen. Die Zeitungen enthalten täglich lange radikal östreichisch geschriebene Artikel aus den französischen und englischen Journalen. Herr Girardin, der die meisten liefert, muß damit ungeheure Summen verdienen.

Der hiesige Rothschild scheint nicht anbeißen zu wollen, darum heißt es seit gestern, das Ministerium würde die 80 Mill. in Amsterdam bekommen. Sollte Jann wirklich so dumm sein, oder Nikolausens Almosen etwa auf diese Weise aus Schamgefühl verdeckt werden?

Derselbe Nikolaus soll dem jugendlichen Standrechtskaiser den Befehl haben zukommen lassen, eine weimarische Prinzessin zur Frau zu nehmen.

Auf Studenten wird Tag und Nacht gehetzjagdtet. Gestern wurden einige junge Leute, die man für solche hielt, mit Kavallerie durch die Straßen verfolgt; sie entwischten aber dennoch. — Das Ministerium will den Redakteur der Presse, den ehemaligen Spion Metternichs und Juden Landsteiner in den Reichstag wählen lassen. Alles der 80 Mill. wegen und weil die hiesigen Juden zu allen Schandthaten zu gebrauchen sind. Die immer zunehmende Antipathie aller Völker Oesterreichs wider das sie sämmtlich aussaugende und mit jeder Gewalt verbrüderte Judenpack, das sich hier jetzt bis auf 70,000 Köpfe vermehrt haben soll, und sich wie die Wanzen in alle Thätigkeiten festsetzt, hat hier ganz andere Motive, als die Religion oder den Nationalhaß.

Die Gemeinen des Infanterie-Regiments Nassau: Lukas Tesluk und Ignaz Kowalzik sind wegen Desertion und Theilnahme am Aufstande zu 10- und 5jähriger Schanzarbeit in schwerem Eisen begnadigt worden, nachdem sie zum Strang verurtheilt waren.

Zur Würdigung der südslavischen Bestrebungen, mit welchen Olmütz bald in ernsten Konflikt gerathen dürfte, theile ich Ihnen folgendes Aktenstück mit:

Agram.

Die hiesige „Slavjanska lipa“ hat an die Istrianer nachstehenden, den Standpunkt und die Tendenzen scharf charakterisirenden Gruß erlassen: „Geliebte Brüder Istriens! Unsere heldenmüthigen Herzen sind von Freude entzückt worden, als wir aus euerer Protestation vom 14. Dezbr. vernommen, mit welch' männlicher Entschiedenheit ihr, werthe Brüder, gegen das Fremdenthum aufgetreten, wie ihr euch als treue Söhne der slavischen Mutter euerer lieben Abstammung und ritterlichen Wiege erinnert. Deshalb entsenden wir euch aus diesem Schwesterlande euerer einstigen und so Gott will auch zukünftigen Heimath den brüderlichen Gruß. Wir grüßen euch und strecken von Ferne die Arme aus, um euch als stammverwandte, innigstgeliebte Brüder zu umarmen, und segnen jenes Land, das euch als eine undurchdringliche Wand mitten im wogenden Meere neben dem umsichgreifenden Fremdenthum an Körper und Geist dem gemeinsamen süd-slavischen Heimathlande unversehrt erhalten hat. Diese Protestation hat bereits dieser Verein Sr. Exzellenz unserm Ban, wie auch unserm Herrn Minister Baron Kulmer mit der Bitte vorgelegt, daß sie euere Wünsche im Sinne des Artikels XI. 6. unseres letzten Landtages vor dem kaiserlichen Throne unterstützen möchten. — Liebe Brüder! die einstige glückliche Zeit wird wieder kommen. Es ist uns wohl bekannt, wie ihr, geliebte Brüder, am Strande der Adria außer Gott von Jedermann verlassen an den kahlen Felswänden kümmerlich lebet; wohl ist uns bekannt, daß euer Land im brüderlichen Verbande mit den stammentsprossenen Brüdern im gesegneten Zustande aller Art blühen und jenes undankbare Gewerbe der Kohlenbrennerei, das eure bedürftigen Landbewohner ersonnen, um von heute auf morgen das Leben zu fristen, in Handel und Industrie jeder Art umgestaltet werden könnte, wenn es nur Jemand gäbe, der euch lieben, der euere kahlen Berge eines mildthätigen Blickes würdigen würde, wenn ihr einen Beschützer hättet, dessen Herz nicht härter wäre, als die Felsen euerer Heimath. Geliebtes Volk! Hoffe und erwarte glücklichere Zeiten im vollen Vertrauen zu deinen Stammesbrüdern; nicht mehr fern ist die Zeit, wo das gewaltige Thor, das euch von der so sehr geliebten Stadt Nieka (Fiume) absperrt, sich auf ewige Zeiten öffnen, wo das reiche Fahrzeug eures nationalen Glückes von der einen bis zur andern euerer Seestädte segeln wird. Zu diesem glücklichen Ziele hoffen wir bald zu gelangen, wenn nur euere entschlossene Vaterlandsliebe, was wir gar nicht bezweifeln, beständig sein wird. Mit der Bitte, uns in ununterbrochener Wechselseitigkeit euere klaffenden Wunden, die der Heilung bedürfen, zu entdecken, um mit aller Kraft des slavischen Geistes auftreten zu können, verharren wir bei dem Wunsche, daß ihr auch für die Zukunft Träger unseres Geistes seid und die Leben schaffende Parole unserer Zeit bis zur Adria hin von Stadt zu Stadt, von Dorf, zu Dorf verkündet. Nehmt hin noch einmal unseren brüderlichen Gruß.“

Wien, 6. Jan.

Es verlautet, sagt die Allgem. Oestr. Ztg., daß man im Einverständnisse mit den deutschen Regierungen eine Umschmelzung der kurrenten Silbermünzen beabsichtigte. Auf diese Art hofft man die Menge des kursirenden und versteckten Silbers kennen zu lernen und hierdurch dem gesunkenen Kredit aufzuhelfen.

* Wien, 7. Januar.

Das 12. Armeebülletin lautet:

Feldmarschall Furst Windischgrätz ist am 5. dieses Mittags an der Spitze der k. k. Truppen ohne Schwertstreich in Ofen und Pesth eingezogen. Das 11. Armeebülletin bringt folgende nähere Details.

Das Hauptquartier des Feldmarschalls war am 4. d. in Bia, 3 Stunden vor Ofen; das 1. Armeekorps in Teteny und Promontor, das 2. in Budaörs und Umgegend, das 3. in Bia und Concurrenz. Aus dieser Aufstellung wird am folgenden Tage vorgerückt. Beim Vorrücken des 1. Armeekorps von Marton-Vasar gegen Teteny unweit Haussaveg hat den 3. gegen Mittag der Banus einen Zusammenstoß mit dem Feinde gehabt, welch Letzterer einige Batterien auf den Höhen vorbrachte und damit auf große Entfernung das Feuer eröffnete. Das 1. Armeekorps erwiederte dasselbe beim Naherkommen überaus lebhaft und der Banus ließ sogleich die Division Hartlieb links im Staffel vorgehen und bedrohte dadurch die Rückzugslinie des Gegners um so mehr, als auch vom 2. Armeekorps bei Bia die daselbst anwesende Cavalleriebrigade rechts entsendet worden war, wodurch ein Abdrängen des Feindes von Ofen um so wahrscheinlicher wurde. — Die Magyaren, dem Banus an Streitkräften überlegen, zogen sich rasch gegen Promontor zurück, welchen Ort sie auch räumten und die Höhen von Ofen besetzten. Gestern fand sich in Bitske eine Deputation des ungarischen Reichstags ein, bestehend aus dem ehemaligen Ministerpräsidenten Grafen Louis Bathyany, dem Bischof Lonovits, dem Grafen Majlath und dem gewesenen Minister Deak. Selbe wurde nicht vorgelassen und ihr bedeutet, daß nur von unbedingter Unterwerfung die Rede sein könne.

Generalmajor Götz begann am 31. v. M. von Jablunka aus die Offensive, besetzte am 31. mit der Hauptkolonne Czaza und mit einer Umgehungskolonne das Dorf Thursowka. Am 1. Jan. rückten beide Kolonnen nach Neustadt vor, welchen Ort der Feind verlassen und bei Budatin und Sillein Stellung genommen hatte, um den Brodner Engpaß und den Uebergang über die Waag zu vertheidigen. Am 2. griff die Hauptkolonne die Rebellen an. Letztere waren 3 Bataillons Honved, einige 1000 Nationalgarden und eine Abtheilung Houved-Kavallerie stark. Durch Umgehungskolonnen im Rücken und der rechten Flanke angegriffen, zog sich der Feind nach mehrstündigem Gefechte, wobei ihm 2 Kanonen demontirt wurden, so eilig über die Waag zurück, daß ihm nur wenig abgenommen werden konnte. Ebenso laufen aus Pancsova vom 31. Dez. höchst günstige Nachrichten für die Fortschritte der k. k. Truppen im Banate und der untern Donaugegend ein. Oberst Baron Wernhardt zeigt an, daß er am 24. Dez. Deutsch-Bogsan, Wallachisch-Bogsan und Reschitz angreifen ließ und diese stark besetzten Orte nach mehrstündigem Gefechte und Eroberung von sechs Kanonen eingenommen habe. Oberst v. Mayerhofer hat in Pancsova das Kommando des Obersten v. Supplicatz übernommen und ist 20,000 Mann, darunter einige Tausend Serben, bereit, die Offensive zu ergreifen. Wien, am 6. Jan. 1849.

Wien, 7. Jan.

Am Freitag hat ein Mitwisser der gedungenen (von oben oder unten) Mörder des Grafen Latour, als er sich dem Tode nahe fühlte, den Hauptthäter gerichtlich angezeigt. Er ist ein Schneidergeselle, der sogleich eingezogen wurde.

Prag, 6. Januar.

Seit einigen Tagen gehören die Interpellationen der beschäftigungslosen Kattundrucker wieder zum Stadtgespräch. Heute war eine Deputation von ihnen bei der Stadthauptmannschaft, um Erleichterung ihrer, bei dieser Jahreszeit allerdings Mitleid erregenden Lage zu begehren. Man hat sie dem Vernehmen nach an die Bezirke, wo sie wohnhaft, gewiesen. Es dürfte überhaupt schwer sein, bei längerer Zeit anhaltend strenger Witterung ein geeignetes Auskunftsmittel zu finden. Da mit den in Kurzem beginnenden Frühjahrsmärkten wohl zweifelsohne ein größerer Absatz an Manufakturwaaren in Ungarn zu erwarten, indem es dort seit Monaten an vielen Artikeln fast gänzlich fehlt, so wäre Unterbringung in den Fabriken fast das einzige Mittel, diese Leute, wenigstens in Wochen abwechselnd, zu beschäftigen. Es frägt sich nur, ob die Fabrikanten ein Kapital auf Vorrath-Arbeiten zu verwenden geneigt sind, zumal der Fabriksbetrieb im Winter mit Schwierigkeiten und höheren Kosten verbunden.

(C. Bl. a. B.)

Uebrigens zeigt sich eine allgemeine Geldnoth in allen Geschäften. Man sieht im Detailgeschäft lediglich die magistratischen 19 und 20 Kr. Noten, von denen circa 150,000 Fl. ausgegeben sind. Selbst Kupfergeld ist sehr rar geworden, und Silbergeld fast ganz verschwunden. So berichtet die Allg. Od.-Z.

24 Frankfurt, 9. Januar.

Sitzung der National-Versammlung. Hr. Simson präsidirt.

Pattai u. A dringen auf Vornahme der Berathungen über die Grundrechte und wollen wöchentlich mindestens 1 Tag dazu angesetzt wissen.

Beseler (der unfundirte) will dagegen das Verfassungswerk ohne Unterbrechung zu Ende gefuhrt sehen. Pattai's Antrag verworfen. Hr. Soiren spricht das Schlußwort in Betreff der Bestimmungen über den „Reichshaushalt.“

Wegen Ordnung der Fragen entsteht eine lange Debatte, an der sich die Herren Vincke, M. Mohl, Plathner, Hehner und Rösler betheiligen. Bei der Abstimmung werden die gestern angegebenen 8 Punkte (siehe Nr 192, 4te Seite) bis auf den funften ungeändert angenommen. Der 5te Punkt erhält dagegen folgende Fassung:

„Dieses ordentliche Budget wird auf jedem Reichstag zuerst dem Volkshaus vorgelegt und von diesem in seinen einzelnen Ansätzen und nach den Erläuterungen und Belegen, welche die Reichsregierung vorzulegen hat, geprüft, und „ganz oder theilweise“ bewilligt „oder verworfen.“

(Die Worte mit Anführungszeichen sind aus den Verbesserungsanträgen)

Sodann wurde zwischen 2 und 3 ein Paragraph eingeschaltet und angenommen, der also lautet:

„Alle Bewilligungen von Ausgaben sind nur für den besondern Zweck, für welchen sie gefordert wurden, ertheilt anzusehen und nur in der Grenze der Bewilligung kann die Verwendung erfolgen.“

(Wahres Reichs-Deutsch!)

Auch wird weiter bestimmt, daß die Uebereinstimmung der Reichsregierung und des Reichstags auch erforderlich ist: „wenn Papiergeld eingeführt oder das Vorhandene vermehrt werden soll.“

Auf der Tagesordnung steht der Bericht über Mohr's Anträge wegen der „Reichs“-Einquartierung in Rheinhessen.

Hr. Peucker erklärt, daß die letzten „Reichs“-Truppen bald aus Rheinhessen zurückverlegt werden sollen.

Die Versammlung geht darauf, trotz einer Rede von Mohr und seines Antrags auf motivirte, zur simplen Tagesordnung über.

Es kommt die Untersuchung gegen den Abgeordneten Würth zur Verhandlung. Die verlangte Einwilligung zur Untersuchung wird ertheilt.

Nauwerk und Wesendonk interpelliren, ob nicht bald der Petitions- und der s. g. Biedermann'sche Ausschuß ihre Berichte über die preußischen Angelegenheiten fertig haben.

Schließlich wird Simon (Trier) am Verlesen einer Interpellation verhindert. Der Redeverein besorgte, wieder eine Pille zu bekommen.

Man geht nach Hause, nachdem die nächste Sitzung für Donnerstag in der Paulskirche, wo's jetzt ganz komfortabel sein soll, anberaumt worden.

Tagesordnung für Donnerstag:

Berathung des Gagern'schen Programms in der österreichischen Frage.

82 Heidelberg, 6. Jan.

Man wird durch das constitutionelle Staatsleben so wenig Republikaner, als man durch fleißiges Spazierengehen schwimmen lernt. Unser Baden ist ein sprechender Beweis zu dieser Behauptung. Wer hat nicht vor dem März Baden gerühmt als das einzige Land des Deutschen Bundes, in welchem „politisches Leben“ herrschte, in welchem die Vertreter des Volkes todesmuthig auf die Tribüne traten und — das Todesschweigen des geknebelten Volkes mit liberalem Geplapper verdeckten, so daß man beinah glaubte, es sei doch nicht ganz still? Wer erinnert sich nicht der während der Märzrevolution auf den begeisterten Ruf: Deutsche Republik! hundertmal erwiederten und bis zur Trivialität wiederholten Phrase: Ja, Baden ist gewiß reif zur Republik, aber nehmet doch Rücksicht auf das „unreife“ Preußen, Meklenburg etc.! — Nun — und wie steht es jetzt?! Keine Bevölkerung hat sich für das Erringen der Republik, für den demokratischen Parteikampf unreifer gezeigt als die badische. Dasselbe Baden, welches vor dem März, im Vollgenusse seiner octroyrten Verfassung schwelgte, von allen 38 Nationalitäten Deutschlands beneidet, dasselbe Baden ist bekanntlich seit dem März in der politischen Bildung hinter allen deutschen Staaten zurückgeblieben. Und was ist der Grund davon? Das Volk von Baden besitzt im höchsten Grade die Eigenthümlichkeit des süddeutschen Charakters, daß ihm Persönlichkeiten Alles und Principien — Nichts gelten; daß es sich nicht über einzelne Männer, welche es liebt oder haßt, hinaus erhebt zu dem Principe, welches es in ihnen liebt oder haßt, daß es also der Täuschung durch Persönlichkeiten und Schlagwörter im höchsten Grade ausgesetzt ist. Damit hängt zusammen, daß der Badenser für die Entwicklung der Begebenheiten — und besonders unsrer Revolution — im Ganzen und Großen wenig Verständniß hat, und daß sein Blick kaum über die Grenzen seines Baden hinaus geht (Baden ist bei Rastatt vom Rhein bis zur Würtembergischen Grenze gerade 4 Meilen breit; es ist doch ein schönes Ding um das Nationalgefühl.). Während sonst der Prophet in seinem Vaterlande Nichts gilt, gelten die badischen Propheten des Liberalismus nirgends mehr als in ihrem Vaterlande. Der Badenser jauchzte laut auf, als Welcker an Blittersdorff's Stelle in den Bundestag kam; und nachdem er gar noch seine große Carlsruher Sturmpetition vollführt hatte — bei der übrigens noch so viel Unklarheit herrschte, daß selbst Struve mit der Wiederherstellung eines Preßgesetzes von 1831 (!) „seine Mission“ beendet glaubte — da glaubte er vollends im Bewußtsein seiner Verdienste um Deutschland vom Arbeiten und vom — Nachdenken ausruhen zu können. Willig und gedankenlos ließ er den schwatzhaften Fünfziger-Ausschuß und den sonstigen lahmen Gang der Begebenheiten über sich ergehen — da wurde er durch die Heckersche Schilderhebung überrascht, Die Schaaren Hecker's waren bloß durch die Macht seiner imposanten Persönlichkeit herangezogen; aber eine Persönlichkeit reicht denn doch nicht hin, ein ganzes Land in Bewegung zu setzen. Der Badenser begriff nicht, daß jetzt oder nie der Zeitpunkt einer gewaltsamen Revolution sei; sogar seine gewöhnliche Energie des „Dreinschlagens“ verließ ihn, da ihm die Kraft der Ueberzeugung fehlte, und es blieb ihm daher Nichts übrig, als mit täppischer Gebärde dem Kampfe zuzuschauen. Er sah Hecker unterliegen — und als er fort war, da sang der Badenser in einem glücklichen Anfalle von Selbstironie recht breitmäulig sein: „Hecker, hoch dein Name schalle!“

Der Sommer 1848 verging uns in voller Unthätigkeit, und der lächerliche Studenten-Auszug nach Neustadt war das wichtigste Ereigniß, das während desselben vorfiel. Der Minister Bekk (nächst den Centralpolizisten und Brandenburg-Manteuffel vielleicht der erste Reaktionär in Deutschland) regiert mit seinen zwei antediluvianischen Kammern vom März bis jetzt ohne erhebliche Anfechtung; nicht einmal die „Errungenschaft“ fast jedes deutschen Winkelstaates, eine Constituante oder doch Vereinbarante, wußten die Badenser sich zusammenzubringen. Nicht einmal zur Organisation der eigenen Partei benutzte man diese Zeit, wie denn überhaupt von einer eigentlichen demokratischen Partei nur in Mannheim und allenfalls in Heidelberg die Rede sein kann. Die Mannheimer Demokraten stehen unter Leitung des Herrn Florian Mördes, eines höchst zweideutigen Charakters. Herr Mördes belehrte uns vor Kurzem, daß man das bisher verfolgte (?) Princip fahren lassen und den Weg der Reform betreten müsse. Nun aber war es gerade Herr Mördes, der im Juli (also seiner Meinung nach noch zur Zeit des revolutionären Princips), wo es den Badensern zuerst einfiel, an eine constituirende Versammlung zu denken, einer solchen entgegenwirkte; jetzt aber betreibt er „von wegen der Reform“ eine mattherzige Agitation für eine Constituante — auf Grund der Grundrechte. Da haben Sie gleich eine Probe von unsrer Demokratie. Auf Grund der Grundrechte! Gott segne die Studia des Herrn Florian Mordes: uns will es aber scheinen, als ob sich über den Strom der Revolution nur als dünne Eisdecke (vom Vincke'schen Rechtsboden „Eisberg“ her) die Grundrechte gelagert hätten. Und wer kräftig darauf zutritt, der bricht ein und holt sich einen tüchtigen Schnupfen.

Unsere demokratische Presse ist das getreue Abbild dieser Zustände. Wir besitzen kein einziges Blatt, welches über Baden hinaus Interesse erregen könnte. Die Mannheimer Abendzeitung ist jedenfalls unser relativ bestes Blatt, noch von früher her durch ihre Gesinnungstüchtigkeit schätzenswerth: aber auch bei ihr vermißt man großartige Auffassung und principielle Schärfe: sie wird immer nur von der Zeit fortgetragen. Der Deutsche Zuschauer von Fl. Mörders ist die matteste Wassersuppe, die je aus der Küche eines politischen Proletariers gekommen ist. Recht eigentlich bezeichnen die badische Presse: die Oberrheinische Zeitung (Freiburg) und die Seeblätter (Constanz). Viel Phrasen und Schlagwörter mit wenig Inhalt; wo es auf klares Aussprechen revolutionärer Grundsätze ankommt, das Princip: „wasch' mir den Pelz und mach mich nicht naß“ — und namentlich von socialen Fragen fast kein Begriff. Ein Anhängsel zur Badischen Presse bildete die „Demokratische Zeitung“, welche in Neustadt (Pfalz) erschien, aber in Heidelberg geschrieben und redigirt wurde, und sich wenigstens in Bezug auf die Klarheit der Grundsätze vor den badischen Blättern rühmlich auszeichnete; sie ist aber an der Kinderkrankheit aller Zeitungen, dem Abonnentenmangel, kürzlich verstorben.

Die badische Demokratie nimmt den Mund sehr voll, es ist aber wenig dahinter. Der badischen Demokratie fehlt es an

(Siehe den Verfolg in der Beilage.)

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An seiner Statt soll nun der Serbenfürst <hi rendition="#g">Petrowic</hi> den serbischen Landsturm aus der Türkei aufbieten, <hi rendition="#g">Stratimirowic</hi> aber das Kommando übernehmen. Von dem serbischen Aufstande hatte man sich in Olmütz die größten Erfolge versprochen.</p>
          <p>In den Distrikten <hi rendition="#g">Kronstadt</hi> und <hi rendition="#g">Hermannstadt</hi> gewinnen die <hi rendition="#g">Szekler</hi> und <hi rendition="#g">Haromseker</hi> immer mehr Terrain; Kronstadt soll bereits in den Händen der letztern sein. Unter <hi rendition="#g">Somborys</hi> Kommando haben die Szekler schon am 13. Dezember die Kaiserlichen zwischen Udvorholz und Koholom geschlagen. Was bis heute dort geschehen, wird man nicht gewahr; glaubt aber, daß Russen und Türken in den Süden Ungarns eingerückt sind. &#x2014; Auch die Bukowina ist in vollem Aufstande, den aus Kremsier heimgekehrte Bauerndeputirte dort leiten sollen.</p>
          <p>Windischgrätz zählt bedeutend auf die Bourgeoisie in den Städten, namentlich in Pesth; er kann es um so gewisser, da sie großentheils aus Juden besteht. Nach weitern standrechtlichen Gerüchten wäre die Ständetafel nach Debreczin verlegt, und hätte das Bombardement von Ofen bereits begonnen, sei aber nach 4 Stunden wieder eingestellt (?) worden. Die Uebergabe von Budapesth soll nur durch zahlreiche Haufen von Mobilgarden und bewaffneten Proletariern (? in Pesth?) verhindert worden sein. Kossuth soll dort bewacht sein, während gestern versichert wurde, er sei mit der Krone des h. Stephan nach Debreczin geeilt. Das Fremdenblatt, der boshafteste und niederträchtigste Lügenschmied von Wien, versichert sogar, &#x201E;Kossuth soll einem Gerüchte zufolge von seinen Satelliten Madaraß und Nyary gefangen genommen worden sein, weil dieselben einen Brief von seiner Gattin aufgefangen hätten, worin dieselbe ihrem Gatten geschrieben habe, daß bereits Alles zur Flucht nach Amerika vorbereitet sei. In diesem Briefe soll auch erwähnt gewesen sein, daß die überschickten 12 Millionen bereits in Sicherheit gebracht worden seien. Dieses Gerücht dürfte sich leider nur auf einen frommen, patriotischen Wunsch gründen. Indeß unmöglich ist ein solches Ende Kossuth's nicht. Flucht, Selbstmord oder Strang werden zweifelsohne das Ende dieses Abentheurers sein.&#x201C; Was das Hängen anbetrifft, so geschieht es in Ungarn jetzt dergestallt, daß, wo die Magyaren einen gehängt haben, die Kaiserlichen dafür immer zwei hängen. Gestern Mittag wurden hier einige hundert ungarische Gefangenen eingebracht und theils im Theresianium, theils im Stabstockhause eingesperrt. Kroaten mit gespanntem Hahn führten sie durch die Straßen. Es geschieht bloß aus Ostentation, um die Wiener eingeschüchtert zu halten. Wie es heißt, sollen in den bereits besetzten Städten die Leute zur Unterstützung der Bülletins eingefangen und dann wie Vieh hieher geschleppt werden. &#x2014; Wenn die Italiener jetzt nicht losschlagen, so sind sie die größten Esel und verdienen die Prügel, die sie nachher unzweifelhaft bekommen.</p>
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          <head><bibl><author>14</author></bibl> Wien, 7. Jan.</head>
          <p>Den Hutmachern ist unter standrechtlicher Bestrafung geboten worden, die Hüte mit Federn und alle deutschen Hüte aus den Auslagekasten zu entfernen. Wer einen deutschen Hut trägt, wird ohne weiteres ergriffen, um nicht mehr zum Vorschein zu kommen. Ein Mann verkaufte in einem Hause ein Exemplar der <hi rendition="#g">Ameise</hi> und wurde sogleich verhaftet. Die ungeheure Noth, die bei der geringsten Klage mit <hi rendition="#g">Verschwinden</hi> beseitigt wird, und der Schmerz der Eltern, Gatten, Geschwister und Kinder der Gehängten, Ermordeten, Erschossenen, zum Kerker Verurtheilten und Verschwundenen macht viele Leute wahnsinnig. So sind seit den letzten 8 &#x2014; 10 Tagen eine 70jährige Pfründnerin und eine Branntweinersgattin auf der Wieden, eine fünfzehnjährige Schneiderstochter auf der Windmühle, dann ein Musikus, ein Tagelöhner und eine Hauptmannswittwe, ebenfalls auf der Wieden, ferner eine Greißlerswittwe im Neulerchenfelde, ein Zeitungs-Colporteur in der Stallburg, eine Webergesellenfrau in Rustendorf, und ein Webermeister in der Leopoldstadt irrsinnig geworden. Die Meisten hiervon fantasirten vom Sturmläuten, Erschießen, Plündern, sahen Flammen vor ihren Augen oder andere schreckliche Szenen, so daß man die Nachwehen und Opfer der Octobertage nicht verkennen kann. Es gibt satanische Blätter genug hier, die sich darüber lustig machen. &#x2014; Das Fremdenblatt z. B. erfindet jeden Tag ein Schock der elendesten Lügen, um das Proletariat zu verdächtigen. Meistens sind es Gauner- und Spitzbubenstückchen. &#x2014; Der Gemeinderath von Wien hat 743,000 Fl. C. M. bei der Bank aufgenommen. Die Zeitungen enthalten täglich lange radikal östreichisch geschriebene Artikel aus den französischen und englischen Journalen. Herr Girardin, der die meisten liefert, muß damit ungeheure Summen verdienen.</p>
          <p>Der hiesige <hi rendition="#g">Rothschild</hi> scheint nicht anbeißen zu wollen, darum heißt es seit gestern, das Ministerium würde die 80 Mill. in Amsterdam bekommen. Sollte <hi rendition="#g">Jann</hi> wirklich so dumm sein, oder Nikolausens <hi rendition="#g">Almosen</hi> etwa auf diese Weise aus Schamgefühl verdeckt werden?</p>
          <p>Derselbe Nikolaus soll dem jugendlichen Standrechtskaiser den Befehl haben zukommen lassen, eine weimarische Prinzessin zur Frau zu nehmen.</p>
          <p>Auf Studenten wird Tag und Nacht gehetzjagdtet. Gestern wurden einige junge Leute, die man für solche hielt, mit Kavallerie durch die Straßen verfolgt; sie entwischten aber dennoch. &#x2014; Das Ministerium will den Redakteur der Presse, den ehemaligen Spion Metternichs und Juden <hi rendition="#g">Landsteiner</hi> in den Reichstag wählen lassen. Alles der 80 Mill. wegen und weil die hiesigen Juden zu allen Schandthaten zu gebrauchen sind. Die immer zunehmende Antipathie aller Völker Oesterreichs wider das sie sämmtlich aussaugende und mit jeder Gewalt verbrüderte Judenpack, das sich hier jetzt bis auf 70,000 Köpfe vermehrt haben soll, und sich wie die Wanzen in alle Thätigkeiten festsetzt, hat hier ganz andere Motive, als die Religion oder den Nationalhaß.</p>
          <p>Die Gemeinen des Infanterie-Regiments Nassau: Lukas Tesluk und Ignaz Kowalzik sind wegen Desertion und Theilnahme am Aufstande zu 10- und 5jähriger Schanzarbeit in schwerem Eisen begnadigt worden, nachdem sie zum Strang verurtheilt waren.</p>
          <p>Zur Würdigung der südslavischen Bestrebungen, mit welchen Olmütz bald in ernsten Konflikt gerathen dürfte, theile ich Ihnen folgendes Aktenstück mit:</p>
        </div>
        <div xml:id="ar193_013" type="jArticle">
          <head>Agram.</head>
          <p>Die hiesige &#x201E;Slavjanska lipa&#x201C; hat an die Istrianer nachstehenden, den Standpunkt und die Tendenzen scharf charakterisirenden Gruß erlassen: &#x201E;Geliebte Brüder Istriens! Unsere heldenmüthigen Herzen sind von Freude entzückt worden, als wir aus euerer Protestation vom 14. Dezbr. vernommen, mit welch' männlicher Entschiedenheit ihr, werthe Brüder, gegen das Fremdenthum aufgetreten, wie ihr euch als treue Söhne der slavischen Mutter euerer lieben Abstammung und ritterlichen Wiege erinnert. Deshalb entsenden wir euch aus diesem Schwesterlande euerer einstigen und so Gott will auch zukünftigen Heimath den brüderlichen Gruß. Wir grüßen euch und strecken von Ferne die Arme aus, um euch als stammverwandte, innigstgeliebte Brüder zu umarmen, und segnen jenes Land, das euch als eine undurchdringliche Wand mitten im wogenden Meere neben dem umsichgreifenden Fremdenthum an Körper und Geist dem gemeinsamen süd-slavischen Heimathlande unversehrt erhalten hat. Diese Protestation hat bereits dieser Verein Sr. Exzellenz unserm Ban, wie auch unserm Herrn Minister Baron Kulmer mit der Bitte vorgelegt, daß sie euere Wünsche im Sinne des Artikels XI. 6. unseres letzten Landtages vor dem kaiserlichen Throne unterstützen möchten. &#x2014; Liebe Brüder! die einstige glückliche Zeit wird wieder kommen. Es ist uns wohl bekannt, wie ihr, geliebte Brüder, am Strande der Adria außer Gott von Jedermann verlassen an den kahlen Felswänden kümmerlich lebet; wohl ist uns bekannt, daß euer Land im brüderlichen Verbande mit den stammentsprossenen Brüdern im gesegneten Zustande aller Art blühen und jenes undankbare Gewerbe der Kohlenbrennerei, das eure bedürftigen Landbewohner ersonnen, um von heute auf morgen das Leben zu fristen, in Handel und Industrie jeder Art umgestaltet werden könnte, wenn es nur Jemand gäbe, der euch lieben, der euere kahlen Berge eines mildthätigen Blickes würdigen würde, wenn ihr einen Beschützer hättet, dessen Herz nicht härter wäre, als die Felsen euerer Heimath. Geliebtes Volk! Hoffe und erwarte glücklichere Zeiten im vollen Vertrauen zu deinen Stammesbrüdern; nicht mehr fern ist die Zeit, wo das gewaltige Thor, das euch von der so sehr geliebten Stadt Nieka (Fiume) absperrt, sich auf ewige Zeiten öffnen, wo das reiche Fahrzeug eures nationalen Glückes von der einen bis zur andern euerer Seestädte segeln wird. Zu diesem glücklichen Ziele hoffen wir bald zu gelangen, wenn nur euere entschlossene Vaterlandsliebe, was wir gar nicht bezweifeln, beständig sein wird. Mit der Bitte, uns in ununterbrochener Wechselseitigkeit euere klaffenden Wunden, die der Heilung bedürfen, zu entdecken, um mit aller Kraft des slavischen Geistes auftreten zu können, verharren wir bei dem Wunsche, daß ihr auch für die Zukunft Träger unseres Geistes seid und die Leben schaffende Parole unserer Zeit bis zur Adria hin von Stadt zu Stadt, von Dorf, zu Dorf verkündet. Nehmt hin noch einmal unseren brüderlichen Gruß.&#x201C;</p>
        </div>
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          <head>Wien, 6. Jan.</head>
          <p>Es verlautet, sagt die Allgem. Oestr. Ztg., daß man im Einverständnisse mit den deutschen Regierungen eine Umschmelzung der kurrenten Silbermünzen beabsichtigte. Auf diese Art hofft man die Menge des kursirenden und versteckten Silbers kennen zu lernen und hierdurch dem gesunkenen Kredit aufzuhelfen.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 7. Januar.</head>
          <p>Das 12. Armeebülletin lautet:</p>
          <p>Feldmarschall Furst Windischgrätz ist am 5. dieses Mittags an der Spitze der k. k. Truppen ohne Schwertstreich in Ofen und Pesth eingezogen. Das 11. Armeebülletin bringt folgende nähere Details.</p>
          <p>Das Hauptquartier des Feldmarschalls war am 4. d. in Bia, 3 Stunden vor Ofen; das 1. Armeekorps in Teteny und Promontor, das 2. in Budaörs und Umgegend, das 3. in Bia und Concurrenz. Aus dieser Aufstellung wird am folgenden Tage vorgerückt. Beim Vorrücken des 1. Armeekorps von Marton-Vasar gegen Teteny unweit Haussaveg hat den 3. gegen Mittag der Banus einen Zusammenstoß mit dem Feinde gehabt, welch Letzterer einige Batterien auf den Höhen vorbrachte und damit auf große Entfernung das Feuer eröffnete. Das 1. Armeekorps erwiederte dasselbe beim Naherkommen überaus lebhaft und der Banus ließ sogleich die Division Hartlieb links im Staffel vorgehen und bedrohte dadurch die Rückzugslinie des Gegners um so mehr, als auch vom 2. Armeekorps bei Bia die daselbst anwesende Cavalleriebrigade rechts entsendet worden war, wodurch ein Abdrängen des Feindes von Ofen um so wahrscheinlicher wurde. &#x2014; Die Magyaren, dem Banus an Streitkräften überlegen, zogen sich rasch gegen Promontor zurück, welchen Ort sie auch räumten und die Höhen von Ofen besetzten. Gestern fand sich in Bitske eine Deputation des ungarischen Reichstags ein, bestehend aus dem ehemaligen Ministerpräsidenten Grafen Louis Bathyany, dem Bischof Lonovits, dem Grafen Majlath und dem gewesenen Minister Deak. Selbe wurde nicht vorgelassen und ihr bedeutet, daß nur von unbedingter Unterwerfung die Rede sein könne.</p>
          <p>Generalmajor Götz begann am 31. v. M. von Jablunka aus die Offensive, besetzte am 31. mit der Hauptkolonne Czaza und mit einer Umgehungskolonne das Dorf Thursowka. Am 1. Jan. rückten beide Kolonnen nach Neustadt vor, welchen Ort der Feind verlassen und bei Budatin und Sillein Stellung genommen hatte, um den Brodner Engpaß und den Uebergang über die Waag zu vertheidigen. Am 2. griff die Hauptkolonne die Rebellen an. Letztere waren 3 Bataillons Honved, einige 1000 Nationalgarden und eine Abtheilung Houved-Kavallerie stark. Durch Umgehungskolonnen im Rücken und der rechten Flanke angegriffen, zog sich der Feind nach mehrstündigem Gefechte, wobei ihm 2 Kanonen demontirt wurden, so eilig über die Waag zurück, daß ihm nur wenig abgenommen werden konnte. Ebenso laufen aus Pancsova vom 31. Dez. höchst günstige Nachrichten für die Fortschritte der k. k. Truppen im Banate und der untern Donaugegend ein. Oberst Baron Wernhardt zeigt an, daß er am 24. Dez. Deutsch-Bogsan, Wallachisch-Bogsan und Reschitz angreifen ließ und diese stark besetzten Orte nach mehrstündigem Gefechte und Eroberung von sechs Kanonen eingenommen habe. Oberst v. Mayerhofer hat in Pancsova das Kommando des Obersten v. Supplicatz übernommen und ist 20,000 Mann, darunter einige Tausend Serben, bereit, die Offensive zu ergreifen. Wien, am 6. Jan. 1849.</p>
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          <bibl>(C. Bl. a. B.)</bibl>
          <p>Uebrigens zeigt sich eine allgemeine Geldnoth in allen Geschäften. Man sieht im Detailgeschäft lediglich die magistratischen 19 und 20 Kr. Noten, von denen circa 150,000 Fl. ausgegeben sind. Selbst Kupfergeld ist sehr rar geworden, und Silbergeld fast ganz verschwunden. So berichtet die Allg. Od.-Z.</p>
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          <p><hi rendition="#g">Beseler</hi> (der unfundirte) will dagegen das Verfassungswerk ohne Unterbrechung zu Ende gefuhrt sehen. Pattai's Antrag verworfen. Hr. Soiren spricht das Schlußwort in Betreff der Bestimmungen über den &#x201E;Reichshaushalt.&#x201C;</p>
          <p>Wegen Ordnung der Fragen entsteht eine lange Debatte, an der sich die Herren Vincke, M. Mohl, Plathner, Hehner und Rösler betheiligen. Bei der Abstimmung werden die gestern angegebenen 8 Punkte (siehe Nr 192, 4te Seite) bis auf den funften ungeändert angenommen. Der 5te Punkt erhält dagegen folgende Fassung:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Dieses ordentliche Budget wird auf jedem Reichstag zuerst dem Volkshaus vorgelegt und von diesem in seinen einzelnen Ansätzen und nach den Erläuterungen und Belegen, welche die Reichsregierung vorzulegen hat, geprüft, und &#x201E;<hi rendition="#g">ganz</hi> oder <hi rendition="#g">theilweise</hi>&#x201C; bewilligt &#x201E;oder verworfen.&#x201C;</p>
          <p>(Die Worte mit Anführungszeichen sind aus den Verbesserungsanträgen)</p>
          <p>Sodann wurde zwischen 2 und 3 ein Paragraph eingeschaltet und angenommen, der also lautet:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Alle Bewilligungen von Ausgaben sind nur für den besondern Zweck, für welchen sie gefordert wurden, ertheilt anzusehen und nur in der Grenze der Bewilligung kann die Verwendung erfolgen.&#x201C;</p>
          <p>(Wahres Reichs-Deutsch!)</p>
          <p>Auch wird weiter bestimmt, daß die Uebereinstimmung der Reichsregierung und des Reichstags auch erforderlich ist: &#x201E;wenn Papiergeld eingeführt oder das Vorhandene vermehrt werden soll.&#x201C;</p>
          <p>Auf der Tagesordnung steht der Bericht über Mohr's Anträge wegen der &#x201E;Reichs&#x201C;-Einquartierung in Rheinhessen.</p>
          <p>Hr. <hi rendition="#g">Peucker</hi> erklärt, daß die letzten &#x201E;Reichs&#x201C;-Truppen bald aus Rheinhessen zurückverlegt werden sollen.</p>
          <p>Die Versammlung geht darauf, trotz einer Rede von Mohr und seines Antrags auf motivirte, zur simplen Tagesordnung über.</p>
          <p>Es kommt die Untersuchung gegen den Abgeordneten Würth zur Verhandlung. Die verlangte Einwilligung zur Untersuchung wird ertheilt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Nauwerk</hi> und <hi rendition="#g">Wesendonk</hi> interpelliren, ob nicht bald der Petitions- und der s. g. Biedermann'sche Ausschuß ihre Berichte über die preußischen Angelegenheiten fertig haben.</p>
          <p>Schließlich wird Simon (Trier) am Verlesen einer Interpellation verhindert. Der Redeverein besorgte, wieder eine Pille zu bekommen.</p>
          <p>Man geht nach Hause, nachdem die nächste Sitzung für Donnerstag in der <hi rendition="#g">Pauls</hi>kirche, wo's jetzt ganz komfortabel sein soll, anberaumt worden.</p>
          <p>Tagesordnung für Donnerstag:</p>
          <p rendition="#et">Berathung des Gagern'schen Programms in der österreichischen Frage.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar193_019" type="jArticle">
          <head><bibl><author>82</author></bibl> Heidelberg, 6. Jan.</head>
          <p>Man wird durch das constitutionelle Staatsleben so wenig Republikaner, als man durch fleißiges Spazierengehen schwimmen lernt. Unser <hi rendition="#g">Baden</hi> ist ein sprechender Beweis zu dieser Behauptung. Wer hat nicht vor dem März Baden gerühmt als das einzige Land des Deutschen Bundes, in welchem &#x201E;politisches Leben&#x201C; herrschte, in welchem die Vertreter des Volkes todesmuthig auf die Tribüne traten und &#x2014; das Todesschweigen des geknebelten Volkes mit liberalem Geplapper verdeckten, so daß man beinah glaubte, es sei doch nicht ganz still? Wer erinnert sich nicht der während der Märzrevolution auf den begeisterten Ruf: Deutsche Republik! hundertmal erwiederten und bis zur Trivialität wiederholten Phrase: Ja, Baden ist gewiß reif zur Republik, aber nehmet doch Rücksicht auf das &#x201E;unreife&#x201C; Preußen, Meklenburg etc.! &#x2014; Nun &#x2014; und wie steht es jetzt?! Keine Bevölkerung hat sich für das <hi rendition="#g">Erringen</hi> der Republik, für den demokratischen Parteikampf <hi rendition="#g">unreifer</hi> gezeigt als die badische. Dasselbe Baden, welches vor dem März, im Vollgenusse seiner octroyrten Verfassung schwelgte, von allen 38 Nationalitäten Deutschlands beneidet, dasselbe Baden ist bekanntlich seit dem März in der politischen Bildung hinter allen deutschen Staaten zurückgeblieben. Und was ist der Grund davon? Das Volk von Baden besitzt im höchsten Grade die Eigenthümlichkeit des süddeutschen Charakters, daß ihm Persönlichkeiten Alles und Principien &#x2014; Nichts gelten; daß es sich nicht über einzelne Männer, welche es liebt oder haßt, hinaus erhebt zu dem Principe, welches es in ihnen liebt oder haßt, daß es also der Täuschung durch Persönlichkeiten und Schlagwörter im höchsten Grade ausgesetzt ist. Damit hängt zusammen, daß der Badenser für die Entwicklung der Begebenheiten &#x2014; und besonders unsrer Revolution &#x2014; im Ganzen und Großen wenig Verständniß hat, und daß sein Blick kaum über die Grenzen seines Baden hinaus geht (Baden ist bei Rastatt vom Rhein bis zur Würtembergischen Grenze gerade 4 Meilen breit; es ist doch ein schönes Ding um das Nationalgefühl.). Während sonst der Prophet in seinem Vaterlande Nichts gilt, gelten die badischen Propheten des Liberalismus nirgends mehr als in ihrem Vaterlande. Der Badenser jauchzte laut auf, als Welcker an Blittersdorff's Stelle in den Bundestag kam; und nachdem er gar noch seine große Carlsruher Sturmpetition vollführt hatte &#x2014; bei der übrigens noch so viel Unklarheit herrschte, daß selbst <hi rendition="#g">Struve</hi> mit der Wiederherstellung eines Preßgesetzes von 1831 (!) &#x201E;seine Mission&#x201C; beendet glaubte &#x2014; da glaubte er vollends im Bewußtsein seiner Verdienste um Deutschland vom Arbeiten und vom &#x2014; Nachdenken ausruhen zu können. Willig und gedankenlos ließ er den schwatzhaften Fünfziger-Ausschuß und den sonstigen lahmen Gang der Begebenheiten über sich ergehen &#x2014; da wurde er durch die Heckersche Schilderhebung überrascht, Die Schaaren Hecker's waren bloß durch die Macht seiner imposanten Persönlichkeit herangezogen; aber eine Persönlichkeit reicht denn doch nicht hin, ein ganzes Land in Bewegung zu setzen. Der Badenser begriff nicht, daß jetzt oder nie der Zeitpunkt einer gewaltsamen Revolution sei; sogar seine gewöhnliche Energie des &#x201E;Dreinschlagens&#x201C; verließ ihn, da ihm die Kraft der Ueberzeugung fehlte, und es blieb ihm daher Nichts übrig, als mit täppischer Gebärde dem Kampfe zuzuschauen. Er sah Hecker unterliegen &#x2014; und als er fort war, da sang der Badenser in einem glücklichen Anfalle von Selbstironie recht breitmäulig sein: &#x201E;Hecker, hoch dein <hi rendition="#g">Name</hi> schalle!&#x201C;</p>
          <p>Der Sommer 1848 verging uns in voller Unthätigkeit, und der lächerliche Studenten-Auszug nach Neustadt war das wichtigste Ereigniß, das während desselben vorfiel. Der Minister <hi rendition="#g">Bekk</hi> (nächst den Centralpolizisten und Brandenburg-Manteuffel vielleicht der erste Reaktionär in Deutschland) regiert mit seinen zwei antediluvianischen Kammern vom März bis jetzt ohne erhebliche Anfechtung; nicht einmal die &#x201E;Errungenschaft&#x201C; fast jedes deutschen Winkelstaates, eine Constituante oder doch Vereinbarante, wußten die Badenser sich zusammenzubringen. Nicht einmal zur Organisation der eigenen Partei benutzte man diese Zeit, wie denn überhaupt von einer eigentlichen demokratischen <hi rendition="#g">Partei</hi> nur in Mannheim und allenfalls in Heidelberg die Rede sein kann. Die Mannheimer Demokraten stehen unter Leitung des Herrn <hi rendition="#g">Florian Mördes</hi>, eines höchst zweideutigen Charakters. Herr <hi rendition="#g">Mördes</hi> belehrte uns vor Kurzem, daß man das bisher verfolgte (?) Princip fahren lassen und den Weg der Reform betreten müsse. Nun aber war es gerade Herr Mördes, der im Juli (also seiner Meinung nach noch zur Zeit des revolutionären Princips), wo es den Badensern zuerst einfiel, an eine constituirende Versammlung zu denken, einer solchen entgegenwirkte; jetzt aber betreibt er &#x201E;von wegen der Reform&#x201C; eine mattherzige Agitation für eine Constituante &#x2014; auf Grund der Grundrechte. Da haben Sie gleich eine Probe von unsrer Demokratie. Auf Grund der Grundrechte! Gott segne die Studia des Herrn Florian Mordes: uns will es aber scheinen, als ob sich über den Strom der Revolution nur als dünne Eisdecke (vom Vincke'schen Rechtsboden &#x201E;Eisberg&#x201C; her) die Grundrechte gelagert hätten. Und wer kräftig darauf zutritt, der bricht ein und holt sich einen tüchtigen Schnupfen.</p>
          <p>Unsere demokratische Presse ist das getreue Abbild dieser Zustände. Wir besitzen kein einziges Blatt, welches über Baden hinaus Interesse erregen könnte. Die <hi rendition="#g">Mannheimer Abendzeitung</hi> ist jedenfalls unser relativ bestes Blatt, noch von früher her durch ihre Gesinnungstüchtigkeit schätzenswerth: aber auch bei ihr vermißt man großartige Auffassung und principielle Schärfe: sie wird immer nur von der Zeit fortgetragen. Der <hi rendition="#g">Deutsche Zuschauer</hi> von Fl. Mörders ist die matteste Wassersuppe, die je aus der Küche eines politischen Proletariers gekommen ist. Recht eigentlich bezeichnen die badische Presse: die <hi rendition="#g">Oberrheinische Zeitung</hi> (Freiburg) und die <hi rendition="#g">Seeblätter</hi> (Constanz). Viel Phrasen und Schlagwörter mit wenig Inhalt; wo es auf klares Aussprechen revolutionärer Grundsätze ankommt, das Princip: &#x201E;wasch' mir den Pelz und mach mich nicht naß&#x201C; &#x2014; und namentlich von <hi rendition="#g">socialen</hi> Fragen fast kein Begriff. Ein Anhängsel zur Badischen Presse bildete die &#x201E;<hi rendition="#g">Demokratische Zeitung</hi>&#x201C;, welche in Neustadt (Pfalz) erschien, aber in Heidelberg geschrieben und redigirt wurde, und sich wenigstens in Bezug auf die Klarheit der Grundsätze vor den badischen Blättern rühmlich auszeichnete; sie ist aber an der Kinderkrankheit aller Zeitungen, dem Abonnentenmangel, kürzlich verstorben.</p>
          <p>Die badische Demokratie nimmt den Mund sehr voll, es ist aber wenig dahinter. Der badischen Demokratie fehlt es an</p>
          <p>
            <ref type="link"> <hi rendition="#b">(Siehe den Verfolg in der Beilage.)</hi> </ref>
          </p>
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    </body>
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</TEI>
[1045/0003] An seiner Statt soll nun der Serbenfürst Petrowic den serbischen Landsturm aus der Türkei aufbieten, Stratimirowic aber das Kommando übernehmen. Von dem serbischen Aufstande hatte man sich in Olmütz die größten Erfolge versprochen. In den Distrikten Kronstadt und Hermannstadt gewinnen die Szekler und Haromseker immer mehr Terrain; Kronstadt soll bereits in den Händen der letztern sein. Unter Somborys Kommando haben die Szekler schon am 13. Dezember die Kaiserlichen zwischen Udvorholz und Koholom geschlagen. Was bis heute dort geschehen, wird man nicht gewahr; glaubt aber, daß Russen und Türken in den Süden Ungarns eingerückt sind. — Auch die Bukowina ist in vollem Aufstande, den aus Kremsier heimgekehrte Bauerndeputirte dort leiten sollen. Windischgrätz zählt bedeutend auf die Bourgeoisie in den Städten, namentlich in Pesth; er kann es um so gewisser, da sie großentheils aus Juden besteht. Nach weitern standrechtlichen Gerüchten wäre die Ständetafel nach Debreczin verlegt, und hätte das Bombardement von Ofen bereits begonnen, sei aber nach 4 Stunden wieder eingestellt (?) worden. Die Uebergabe von Budapesth soll nur durch zahlreiche Haufen von Mobilgarden und bewaffneten Proletariern (? in Pesth?) verhindert worden sein. Kossuth soll dort bewacht sein, während gestern versichert wurde, er sei mit der Krone des h. Stephan nach Debreczin geeilt. Das Fremdenblatt, der boshafteste und niederträchtigste Lügenschmied von Wien, versichert sogar, „Kossuth soll einem Gerüchte zufolge von seinen Satelliten Madaraß und Nyary gefangen genommen worden sein, weil dieselben einen Brief von seiner Gattin aufgefangen hätten, worin dieselbe ihrem Gatten geschrieben habe, daß bereits Alles zur Flucht nach Amerika vorbereitet sei. In diesem Briefe soll auch erwähnt gewesen sein, daß die überschickten 12 Millionen bereits in Sicherheit gebracht worden seien. Dieses Gerücht dürfte sich leider nur auf einen frommen, patriotischen Wunsch gründen. Indeß unmöglich ist ein solches Ende Kossuth's nicht. Flucht, Selbstmord oder Strang werden zweifelsohne das Ende dieses Abentheurers sein.“ Was das Hängen anbetrifft, so geschieht es in Ungarn jetzt dergestallt, daß, wo die Magyaren einen gehängt haben, die Kaiserlichen dafür immer zwei hängen. Gestern Mittag wurden hier einige hundert ungarische Gefangenen eingebracht und theils im Theresianium, theils im Stabstockhause eingesperrt. Kroaten mit gespanntem Hahn führten sie durch die Straßen. Es geschieht bloß aus Ostentation, um die Wiener eingeschüchtert zu halten. Wie es heißt, sollen in den bereits besetzten Städten die Leute zur Unterstützung der Bülletins eingefangen und dann wie Vieh hieher geschleppt werden. — Wenn die Italiener jetzt nicht losschlagen, so sind sie die größten Esel und verdienen die Prügel, die sie nachher unzweifelhaft bekommen. 14 Wien, 7. Jan. Den Hutmachern ist unter standrechtlicher Bestrafung geboten worden, die Hüte mit Federn und alle deutschen Hüte aus den Auslagekasten zu entfernen. Wer einen deutschen Hut trägt, wird ohne weiteres ergriffen, um nicht mehr zum Vorschein zu kommen. Ein Mann verkaufte in einem Hause ein Exemplar der Ameise und wurde sogleich verhaftet. Die ungeheure Noth, die bei der geringsten Klage mit Verschwinden beseitigt wird, und der Schmerz der Eltern, Gatten, Geschwister und Kinder der Gehängten, Ermordeten, Erschossenen, zum Kerker Verurtheilten und Verschwundenen macht viele Leute wahnsinnig. So sind seit den letzten 8 — 10 Tagen eine 70jährige Pfründnerin und eine Branntweinersgattin auf der Wieden, eine fünfzehnjährige Schneiderstochter auf der Windmühle, dann ein Musikus, ein Tagelöhner und eine Hauptmannswittwe, ebenfalls auf der Wieden, ferner eine Greißlerswittwe im Neulerchenfelde, ein Zeitungs-Colporteur in der Stallburg, eine Webergesellenfrau in Rustendorf, und ein Webermeister in der Leopoldstadt irrsinnig geworden. Die Meisten hiervon fantasirten vom Sturmläuten, Erschießen, Plündern, sahen Flammen vor ihren Augen oder andere schreckliche Szenen, so daß man die Nachwehen und Opfer der Octobertage nicht verkennen kann. Es gibt satanische Blätter genug hier, die sich darüber lustig machen. — Das Fremdenblatt z. B. erfindet jeden Tag ein Schock der elendesten Lügen, um das Proletariat zu verdächtigen. Meistens sind es Gauner- und Spitzbubenstückchen. — Der Gemeinderath von Wien hat 743,000 Fl. C. M. bei der Bank aufgenommen. Die Zeitungen enthalten täglich lange radikal östreichisch geschriebene Artikel aus den französischen und englischen Journalen. Herr Girardin, der die meisten liefert, muß damit ungeheure Summen verdienen. Der hiesige Rothschild scheint nicht anbeißen zu wollen, darum heißt es seit gestern, das Ministerium würde die 80 Mill. in Amsterdam bekommen. Sollte Jann wirklich so dumm sein, oder Nikolausens Almosen etwa auf diese Weise aus Schamgefühl verdeckt werden? Derselbe Nikolaus soll dem jugendlichen Standrechtskaiser den Befehl haben zukommen lassen, eine weimarische Prinzessin zur Frau zu nehmen. Auf Studenten wird Tag und Nacht gehetzjagdtet. Gestern wurden einige junge Leute, die man für solche hielt, mit Kavallerie durch die Straßen verfolgt; sie entwischten aber dennoch. — Das Ministerium will den Redakteur der Presse, den ehemaligen Spion Metternichs und Juden Landsteiner in den Reichstag wählen lassen. Alles der 80 Mill. wegen und weil die hiesigen Juden zu allen Schandthaten zu gebrauchen sind. Die immer zunehmende Antipathie aller Völker Oesterreichs wider das sie sämmtlich aussaugende und mit jeder Gewalt verbrüderte Judenpack, das sich hier jetzt bis auf 70,000 Köpfe vermehrt haben soll, und sich wie die Wanzen in alle Thätigkeiten festsetzt, hat hier ganz andere Motive, als die Religion oder den Nationalhaß. Die Gemeinen des Infanterie-Regiments Nassau: Lukas Tesluk und Ignaz Kowalzik sind wegen Desertion und Theilnahme am Aufstande zu 10- und 5jähriger Schanzarbeit in schwerem Eisen begnadigt worden, nachdem sie zum Strang verurtheilt waren. Zur Würdigung der südslavischen Bestrebungen, mit welchen Olmütz bald in ernsten Konflikt gerathen dürfte, theile ich Ihnen folgendes Aktenstück mit: Agram. Die hiesige „Slavjanska lipa“ hat an die Istrianer nachstehenden, den Standpunkt und die Tendenzen scharf charakterisirenden Gruß erlassen: „Geliebte Brüder Istriens! Unsere heldenmüthigen Herzen sind von Freude entzückt worden, als wir aus euerer Protestation vom 14. Dezbr. vernommen, mit welch' männlicher Entschiedenheit ihr, werthe Brüder, gegen das Fremdenthum aufgetreten, wie ihr euch als treue Söhne der slavischen Mutter euerer lieben Abstammung und ritterlichen Wiege erinnert. Deshalb entsenden wir euch aus diesem Schwesterlande euerer einstigen und so Gott will auch zukünftigen Heimath den brüderlichen Gruß. Wir grüßen euch und strecken von Ferne die Arme aus, um euch als stammverwandte, innigstgeliebte Brüder zu umarmen, und segnen jenes Land, das euch als eine undurchdringliche Wand mitten im wogenden Meere neben dem umsichgreifenden Fremdenthum an Körper und Geist dem gemeinsamen süd-slavischen Heimathlande unversehrt erhalten hat. Diese Protestation hat bereits dieser Verein Sr. Exzellenz unserm Ban, wie auch unserm Herrn Minister Baron Kulmer mit der Bitte vorgelegt, daß sie euere Wünsche im Sinne des Artikels XI. 6. unseres letzten Landtages vor dem kaiserlichen Throne unterstützen möchten. — Liebe Brüder! die einstige glückliche Zeit wird wieder kommen. Es ist uns wohl bekannt, wie ihr, geliebte Brüder, am Strande der Adria außer Gott von Jedermann verlassen an den kahlen Felswänden kümmerlich lebet; wohl ist uns bekannt, daß euer Land im brüderlichen Verbande mit den stammentsprossenen Brüdern im gesegneten Zustande aller Art blühen und jenes undankbare Gewerbe der Kohlenbrennerei, das eure bedürftigen Landbewohner ersonnen, um von heute auf morgen das Leben zu fristen, in Handel und Industrie jeder Art umgestaltet werden könnte, wenn es nur Jemand gäbe, der euch lieben, der euere kahlen Berge eines mildthätigen Blickes würdigen würde, wenn ihr einen Beschützer hättet, dessen Herz nicht härter wäre, als die Felsen euerer Heimath. Geliebtes Volk! Hoffe und erwarte glücklichere Zeiten im vollen Vertrauen zu deinen Stammesbrüdern; nicht mehr fern ist die Zeit, wo das gewaltige Thor, das euch von der so sehr geliebten Stadt Nieka (Fiume) absperrt, sich auf ewige Zeiten öffnen, wo das reiche Fahrzeug eures nationalen Glückes von der einen bis zur andern euerer Seestädte segeln wird. Zu diesem glücklichen Ziele hoffen wir bald zu gelangen, wenn nur euere entschlossene Vaterlandsliebe, was wir gar nicht bezweifeln, beständig sein wird. Mit der Bitte, uns in ununterbrochener Wechselseitigkeit euere klaffenden Wunden, die der Heilung bedürfen, zu entdecken, um mit aller Kraft des slavischen Geistes auftreten zu können, verharren wir bei dem Wunsche, daß ihr auch für die Zukunft Träger unseres Geistes seid und die Leben schaffende Parole unserer Zeit bis zur Adria hin von Stadt zu Stadt, von Dorf, zu Dorf verkündet. Nehmt hin noch einmal unseren brüderlichen Gruß.“ Wien, 6. Jan. Es verlautet, sagt die Allgem. Oestr. Ztg., daß man im Einverständnisse mit den deutschen Regierungen eine Umschmelzung der kurrenten Silbermünzen beabsichtigte. Auf diese Art hofft man die Menge des kursirenden und versteckten Silbers kennen zu lernen und hierdurch dem gesunkenen Kredit aufzuhelfen. * Wien, 7. Januar. Das 12. Armeebülletin lautet: Feldmarschall Furst Windischgrätz ist am 5. dieses Mittags an der Spitze der k. k. Truppen ohne Schwertstreich in Ofen und Pesth eingezogen. Das 11. Armeebülletin bringt folgende nähere Details. Das Hauptquartier des Feldmarschalls war am 4. d. in Bia, 3 Stunden vor Ofen; das 1. Armeekorps in Teteny und Promontor, das 2. in Budaörs und Umgegend, das 3. in Bia und Concurrenz. Aus dieser Aufstellung wird am folgenden Tage vorgerückt. Beim Vorrücken des 1. Armeekorps von Marton-Vasar gegen Teteny unweit Haussaveg hat den 3. gegen Mittag der Banus einen Zusammenstoß mit dem Feinde gehabt, welch Letzterer einige Batterien auf den Höhen vorbrachte und damit auf große Entfernung das Feuer eröffnete. Das 1. Armeekorps erwiederte dasselbe beim Naherkommen überaus lebhaft und der Banus ließ sogleich die Division Hartlieb links im Staffel vorgehen und bedrohte dadurch die Rückzugslinie des Gegners um so mehr, als auch vom 2. Armeekorps bei Bia die daselbst anwesende Cavalleriebrigade rechts entsendet worden war, wodurch ein Abdrängen des Feindes von Ofen um so wahrscheinlicher wurde. — Die Magyaren, dem Banus an Streitkräften überlegen, zogen sich rasch gegen Promontor zurück, welchen Ort sie auch räumten und die Höhen von Ofen besetzten. Gestern fand sich in Bitske eine Deputation des ungarischen Reichstags ein, bestehend aus dem ehemaligen Ministerpräsidenten Grafen Louis Bathyany, dem Bischof Lonovits, dem Grafen Majlath und dem gewesenen Minister Deak. Selbe wurde nicht vorgelassen und ihr bedeutet, daß nur von unbedingter Unterwerfung die Rede sein könne. Generalmajor Götz begann am 31. v. M. von Jablunka aus die Offensive, besetzte am 31. mit der Hauptkolonne Czaza und mit einer Umgehungskolonne das Dorf Thursowka. Am 1. Jan. rückten beide Kolonnen nach Neustadt vor, welchen Ort der Feind verlassen und bei Budatin und Sillein Stellung genommen hatte, um den Brodner Engpaß und den Uebergang über die Waag zu vertheidigen. Am 2. griff die Hauptkolonne die Rebellen an. Letztere waren 3 Bataillons Honved, einige 1000 Nationalgarden und eine Abtheilung Houved-Kavallerie stark. Durch Umgehungskolonnen im Rücken und der rechten Flanke angegriffen, zog sich der Feind nach mehrstündigem Gefechte, wobei ihm 2 Kanonen demontirt wurden, so eilig über die Waag zurück, daß ihm nur wenig abgenommen werden konnte. Ebenso laufen aus Pancsova vom 31. Dez. höchst günstige Nachrichten für die Fortschritte der k. k. Truppen im Banate und der untern Donaugegend ein. Oberst Baron Wernhardt zeigt an, daß er am 24. Dez. Deutsch-Bogsan, Wallachisch-Bogsan und Reschitz angreifen ließ und diese stark besetzten Orte nach mehrstündigem Gefechte und Eroberung von sechs Kanonen eingenommen habe. Oberst v. Mayerhofer hat in Pancsova das Kommando des Obersten v. Supplicatz übernommen und ist 20,000 Mann, darunter einige Tausend Serben, bereit, die Offensive zu ergreifen. Wien, am 6. Jan. 1849. Wien, 7. Jan. Am Freitag hat ein Mitwisser der gedungenen (von oben oder unten) Mörder des Grafen Latour, als er sich dem Tode nahe fühlte, den Hauptthäter gerichtlich angezeigt. Er ist ein Schneidergeselle, der sogleich eingezogen wurde. Prag, 6. Januar. Seit einigen Tagen gehören die Interpellationen der beschäftigungslosen Kattundrucker wieder zum Stadtgespräch. Heute war eine Deputation von ihnen bei der Stadthauptmannschaft, um Erleichterung ihrer, bei dieser Jahreszeit allerdings Mitleid erregenden Lage zu begehren. Man hat sie dem Vernehmen nach an die Bezirke, wo sie wohnhaft, gewiesen. Es dürfte überhaupt schwer sein, bei längerer Zeit anhaltend strenger Witterung ein geeignetes Auskunftsmittel zu finden. Da mit den in Kurzem beginnenden Frühjahrsmärkten wohl zweifelsohne ein größerer Absatz an Manufakturwaaren in Ungarn zu erwarten, indem es dort seit Monaten an vielen Artikeln fast gänzlich fehlt, so wäre Unterbringung in den Fabriken fast das einzige Mittel, diese Leute, wenigstens in Wochen abwechselnd, zu beschäftigen. Es frägt sich nur, ob die Fabrikanten ein Kapital auf Vorrath-Arbeiten zu verwenden geneigt sind, zumal der Fabriksbetrieb im Winter mit Schwierigkeiten und höheren Kosten verbunden. (C. Bl. a. B.) Uebrigens zeigt sich eine allgemeine Geldnoth in allen Geschäften. Man sieht im Detailgeschäft lediglich die magistratischen 19 und 20 Kr. Noten, von denen circa 150,000 Fl. ausgegeben sind. Selbst Kupfergeld ist sehr rar geworden, und Silbergeld fast ganz verschwunden. So berichtet die Allg. Od.-Z. 24 Frankfurt, 9. Januar. Sitzung der National-Versammlung. Hr. Simson präsidirt. Pattai u. A dringen auf Vornahme der Berathungen über die Grundrechte und wollen wöchentlich mindestens 1 Tag dazu angesetzt wissen. Beseler (der unfundirte) will dagegen das Verfassungswerk ohne Unterbrechung zu Ende gefuhrt sehen. Pattai's Antrag verworfen. Hr. Soiren spricht das Schlußwort in Betreff der Bestimmungen über den „Reichshaushalt.“ Wegen Ordnung der Fragen entsteht eine lange Debatte, an der sich die Herren Vincke, M. Mohl, Plathner, Hehner und Rösler betheiligen. Bei der Abstimmung werden die gestern angegebenen 8 Punkte (siehe Nr 192, 4te Seite) bis auf den funften ungeändert angenommen. Der 5te Punkt erhält dagegen folgende Fassung: „Dieses ordentliche Budget wird auf jedem Reichstag zuerst dem Volkshaus vorgelegt und von diesem in seinen einzelnen Ansätzen und nach den Erläuterungen und Belegen, welche die Reichsregierung vorzulegen hat, geprüft, und „ganz oder theilweise“ bewilligt „oder verworfen.“ (Die Worte mit Anführungszeichen sind aus den Verbesserungsanträgen) Sodann wurde zwischen 2 und 3 ein Paragraph eingeschaltet und angenommen, der also lautet: „Alle Bewilligungen von Ausgaben sind nur für den besondern Zweck, für welchen sie gefordert wurden, ertheilt anzusehen und nur in der Grenze der Bewilligung kann die Verwendung erfolgen.“ (Wahres Reichs-Deutsch!) Auch wird weiter bestimmt, daß die Uebereinstimmung der Reichsregierung und des Reichstags auch erforderlich ist: „wenn Papiergeld eingeführt oder das Vorhandene vermehrt werden soll.“ Auf der Tagesordnung steht der Bericht über Mohr's Anträge wegen der „Reichs“-Einquartierung in Rheinhessen. Hr. Peucker erklärt, daß die letzten „Reichs“-Truppen bald aus Rheinhessen zurückverlegt werden sollen. Die Versammlung geht darauf, trotz einer Rede von Mohr und seines Antrags auf motivirte, zur simplen Tagesordnung über. Es kommt die Untersuchung gegen den Abgeordneten Würth zur Verhandlung. Die verlangte Einwilligung zur Untersuchung wird ertheilt. Nauwerk und Wesendonk interpelliren, ob nicht bald der Petitions- und der s. g. Biedermann'sche Ausschuß ihre Berichte über die preußischen Angelegenheiten fertig haben. Schließlich wird Simon (Trier) am Verlesen einer Interpellation verhindert. Der Redeverein besorgte, wieder eine Pille zu bekommen. Man geht nach Hause, nachdem die nächste Sitzung für Donnerstag in der Paulskirche, wo's jetzt ganz komfortabel sein soll, anberaumt worden. Tagesordnung für Donnerstag: Berathung des Gagern'schen Programms in der österreichischen Frage. 82 Heidelberg, 6. Jan. Man wird durch das constitutionelle Staatsleben so wenig Republikaner, als man durch fleißiges Spazierengehen schwimmen lernt. Unser Baden ist ein sprechender Beweis zu dieser Behauptung. Wer hat nicht vor dem März Baden gerühmt als das einzige Land des Deutschen Bundes, in welchem „politisches Leben“ herrschte, in welchem die Vertreter des Volkes todesmuthig auf die Tribüne traten und — das Todesschweigen des geknebelten Volkes mit liberalem Geplapper verdeckten, so daß man beinah glaubte, es sei doch nicht ganz still? Wer erinnert sich nicht der während der Märzrevolution auf den begeisterten Ruf: Deutsche Republik! hundertmal erwiederten und bis zur Trivialität wiederholten Phrase: Ja, Baden ist gewiß reif zur Republik, aber nehmet doch Rücksicht auf das „unreife“ Preußen, Meklenburg etc.! — Nun — und wie steht es jetzt?! Keine Bevölkerung hat sich für das Erringen der Republik, für den demokratischen Parteikampf unreifer gezeigt als die badische. Dasselbe Baden, welches vor dem März, im Vollgenusse seiner octroyrten Verfassung schwelgte, von allen 38 Nationalitäten Deutschlands beneidet, dasselbe Baden ist bekanntlich seit dem März in der politischen Bildung hinter allen deutschen Staaten zurückgeblieben. Und was ist der Grund davon? Das Volk von Baden besitzt im höchsten Grade die Eigenthümlichkeit des süddeutschen Charakters, daß ihm Persönlichkeiten Alles und Principien — Nichts gelten; daß es sich nicht über einzelne Männer, welche es liebt oder haßt, hinaus erhebt zu dem Principe, welches es in ihnen liebt oder haßt, daß es also der Täuschung durch Persönlichkeiten und Schlagwörter im höchsten Grade ausgesetzt ist. Damit hängt zusammen, daß der Badenser für die Entwicklung der Begebenheiten — und besonders unsrer Revolution — im Ganzen und Großen wenig Verständniß hat, und daß sein Blick kaum über die Grenzen seines Baden hinaus geht (Baden ist bei Rastatt vom Rhein bis zur Würtembergischen Grenze gerade 4 Meilen breit; es ist doch ein schönes Ding um das Nationalgefühl.). Während sonst der Prophet in seinem Vaterlande Nichts gilt, gelten die badischen Propheten des Liberalismus nirgends mehr als in ihrem Vaterlande. Der Badenser jauchzte laut auf, als Welcker an Blittersdorff's Stelle in den Bundestag kam; und nachdem er gar noch seine große Carlsruher Sturmpetition vollführt hatte — bei der übrigens noch so viel Unklarheit herrschte, daß selbst Struve mit der Wiederherstellung eines Preßgesetzes von 1831 (!) „seine Mission“ beendet glaubte — da glaubte er vollends im Bewußtsein seiner Verdienste um Deutschland vom Arbeiten und vom — Nachdenken ausruhen zu können. Willig und gedankenlos ließ er den schwatzhaften Fünfziger-Ausschuß und den sonstigen lahmen Gang der Begebenheiten über sich ergehen — da wurde er durch die Heckersche Schilderhebung überrascht, Die Schaaren Hecker's waren bloß durch die Macht seiner imposanten Persönlichkeit herangezogen; aber eine Persönlichkeit reicht denn doch nicht hin, ein ganzes Land in Bewegung zu setzen. Der Badenser begriff nicht, daß jetzt oder nie der Zeitpunkt einer gewaltsamen Revolution sei; sogar seine gewöhnliche Energie des „Dreinschlagens“ verließ ihn, da ihm die Kraft der Ueberzeugung fehlte, und es blieb ihm daher Nichts übrig, als mit täppischer Gebärde dem Kampfe zuzuschauen. Er sah Hecker unterliegen — und als er fort war, da sang der Badenser in einem glücklichen Anfalle von Selbstironie recht breitmäulig sein: „Hecker, hoch dein Name schalle!“ Der Sommer 1848 verging uns in voller Unthätigkeit, und der lächerliche Studenten-Auszug nach Neustadt war das wichtigste Ereigniß, das während desselben vorfiel. Der Minister Bekk (nächst den Centralpolizisten und Brandenburg-Manteuffel vielleicht der erste Reaktionär in Deutschland) regiert mit seinen zwei antediluvianischen Kammern vom März bis jetzt ohne erhebliche Anfechtung; nicht einmal die „Errungenschaft“ fast jedes deutschen Winkelstaates, eine Constituante oder doch Vereinbarante, wußten die Badenser sich zusammenzubringen. Nicht einmal zur Organisation der eigenen Partei benutzte man diese Zeit, wie denn überhaupt von einer eigentlichen demokratischen Partei nur in Mannheim und allenfalls in Heidelberg die Rede sein kann. Die Mannheimer Demokraten stehen unter Leitung des Herrn Florian Mördes, eines höchst zweideutigen Charakters. Herr Mördes belehrte uns vor Kurzem, daß man das bisher verfolgte (?) Princip fahren lassen und den Weg der Reform betreten müsse. Nun aber war es gerade Herr Mördes, der im Juli (also seiner Meinung nach noch zur Zeit des revolutionären Princips), wo es den Badensern zuerst einfiel, an eine constituirende Versammlung zu denken, einer solchen entgegenwirkte; jetzt aber betreibt er „von wegen der Reform“ eine mattherzige Agitation für eine Constituante — auf Grund der Grundrechte. Da haben Sie gleich eine Probe von unsrer Demokratie. Auf Grund der Grundrechte! Gott segne die Studia des Herrn Florian Mordes: uns will es aber scheinen, als ob sich über den Strom der Revolution nur als dünne Eisdecke (vom Vincke'schen Rechtsboden „Eisberg“ her) die Grundrechte gelagert hätten. Und wer kräftig darauf zutritt, der bricht ein und holt sich einen tüchtigen Schnupfen. Unsere demokratische Presse ist das getreue Abbild dieser Zustände. Wir besitzen kein einziges Blatt, welches über Baden hinaus Interesse erregen könnte. Die Mannheimer Abendzeitung ist jedenfalls unser relativ bestes Blatt, noch von früher her durch ihre Gesinnungstüchtigkeit schätzenswerth: aber auch bei ihr vermißt man großartige Auffassung und principielle Schärfe: sie wird immer nur von der Zeit fortgetragen. Der Deutsche Zuschauer von Fl. Mörders ist die matteste Wassersuppe, die je aus der Küche eines politischen Proletariers gekommen ist. Recht eigentlich bezeichnen die badische Presse: die Oberrheinische Zeitung (Freiburg) und die Seeblätter (Constanz). Viel Phrasen und Schlagwörter mit wenig Inhalt; wo es auf klares Aussprechen revolutionärer Grundsätze ankommt, das Princip: „wasch' mir den Pelz und mach mich nicht naß“ — und namentlich von socialen Fragen fast kein Begriff. Ein Anhängsel zur Badischen Presse bildete die „Demokratische Zeitung“, welche in Neustadt (Pfalz) erschien, aber in Heidelberg geschrieben und redigirt wurde, und sich wenigstens in Bezug auf die Klarheit der Grundsätze vor den badischen Blättern rühmlich auszeichnete; sie ist aber an der Kinderkrankheit aller Zeitungen, dem Abonnentenmangel, kürzlich verstorben. Die badische Demokratie nimmt den Mund sehr voll, es ist aber wenig dahinter. Der badischen Demokratie fehlt es an (Siehe den Verfolg in der Beilage.)

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 193. Köln, 12. Januar 1849, S. 1045. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz193_1849/3>, abgerufen am 24.11.2024.