Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 191. Köln, 10. Januar 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

noch Fauchers friedfertige Reden können den Eindruck verwischen, welchen diese Anklagen auf die ganze offizielle Welt von Thiers bis zu Barrot, von Louis Philipp bis zu Louis Napoleon verworfen. Alle sind "blamirt". Sogar der Kaiser von Rußland kömmt nicht rein weg. Er hat sich an der Geschichte von 1839 und 1840 betheiligt, wie dies aus der Intervention des Herrn von Medem hervorgeht, und Herr Sarrut verweist auf den damaligen Moniteur Genug, nach des Herrn von Mallevilles Versicherung ist der Aktenstoß noch da; er ist in sicherem Gewahr, unter Schloß, Riegel und Siegel, und vielleicht erfahren wir später mehr davon. Für den Augenblick nehmen wir zu Akten 1) den Brief Napoleons, der sich in der "Patrie" jetzt ganz mitgetheilt findet und 2) den Brief Sarruts in Bezug auf das Verschwinden der ihn betreffenden Aktenstücke. Der erste Brief bezieht sich auf die Cartons, welche Napoleon von Malleville zurückverlangt, und den wir bereits stückweise, wie derselbe ins Publikum nach und nach gekommen, mitgetheilt haben.

Derselbe lautet in seinem Zusammenhange folgendermaßen:

Eliseum, den 27. Dez.

Herr Minister!

"Ich habe den Polizeipräfekten gefragt, ob er nicht manchmal Berichte über die Diplomatie erhalte; er hat mir bejahend geantwortet und hinzugefügt, daß er Ihnen gestern die Kopie einer Depesche über Italien zugesandt habe. Die Depeschen, wie Sie begreifen werden, müssen mir zugeschickt werden, und ich muß Ihnen meine Unzufriedenheit über Ihre Verzögerung, mir sie mitzutheilen, aussprechen. Ich bitte Sie ebenfalls, mir die 16 Kartons zu schicken, die ich Ihnen abverlangt habe: ich will sie Donnerstag haben.

Ich kann ferner nicht damit einverstanden sein, daß der Minister des Innern die Artikel redigiren will, die mich persönlich betreffen: dies geschah nicht unter Louis Philipp und das darf nicht sein. Auch habe ich seit einigen Tagen keine telegraphische Depeschen erhalten, überhaupt merke ich, daß die Minister, die ich ernannt habe, mich behandeln wollen, als ob die famöse Konstitution von Sieyes noch in Kraft wäre; aber ich werde es nicht dulden.

Empfangen Sie, Herr Minister etc.

Bonaparte.

P.P.

Ich vergaß, Ihnen zu sagen, daß zu St. Lazarre noch 80 Frauen festsitzen, von denen eine einzige nur vor das Kriegsgericht gestellt ist. Sagen Sie mir, ob mir das Recht zusteht, sie in Freiheit setzen zu lassen; in diesem Falle werde ich gleich die nöthigen Befehle dazu geben."

Die Auflösung ist in der Kammer, sie ist im Ministerium, weil die Auflösung in Napoleon ist. Die Auflösung in Napoleon ist aber weiter nichts als die Lösung der in Napoleon enthaltenen, verschiedenen Theile; und diese Lösung hat bereits begonnen mit der Ablösung des napoleonischen, des kaiserlichen Goldgehalts, wie er sich in der Boulogner Geschichte kund that, und wie er den andern Elementen Napoleons beigemischt ist. Dieser napoleonische Goldgehalt, der Name Napoleon, welcher die Kette, das bindende Element war, unter denen die andern Stoffe zusammen traten, ist frei geworden, hat sich gelöst, und die Folgen liegen klar da. So sehr der "National" einerseits erfreut ist über die heutige Scene in der Kammer, so fürchtet er die Rückwirkung davon auf die Auflösung der Kammer. Letztere wird von allen Seiten gedrängt, auseinanderzugehen. Der National, dem von seinen Plätzen in der Regierung nichts geblieben, als die Bänke in der Kammer, fürchtet für die letzten Reste seiner Existenz.

Wie sehr dieselbe aber bedroht ist, geht daraus hervor, daß in den Bureaus der Deputirtenkammer, wo die Unterrichtsfrage besprochen wurde, Hr. Achilles Fould sich weigerte, an den Arbeiten der Kommission Theil zu nehmen, weil dieselben nur dazu dienen könnten, durch die Dauer, welche sie erheischten, die Dauer der Kammer zu verlängern. Nur durch die Auflösung der Kammer könne das "gestörte Zutrauen und der gestörte Kredit" zurückkehren.

Also Napoleon hat auch den Kredit nicht wiedergebracht, so wenig wie vor Napoleon Cavaignac, so wenig wie vor Cavaignac die exekutive Kommission, und so wenig wie vor der Kommission die Kammer. Von der Kammer im April hoffte Fould die Rückkehr des Kredits; jetzt hält er an der Auflösung derselben, nachdem er durch alle Vermittlungen durchgezogen ist. Die Bourgeoisie hat den Kopf verloren, mit ihren beständigen Vertröstungen auf die Rückkehr des Kredits. Barrot steht verlassen da, aber unerschütterlich wie einer, und sein treues Organ, das Siecle, beklagt sich über Thiers und Mole, die sich aufsparen wollten für eine künftige Restauration. Haltet Euch nur ministeriell rein, Thiers und Mole, wie Ihr es thatet vor dem Sturze Guizots, als Ihr so sorgfältig vermiedet, Euch in Banketts einzulassen. Heute halten wir wieder am 24. Febr., d. h. an Odilon-Barrot, demselben Manne, der Louis Philipps letztes Rekursmittel war. Aber wir gehen rückwärts in der Geschichte; vor Barrot am 23. Febr. halten, nun dann halten wir wieder am Volke, an der neuen Februarrevolution, die Alles hinwegspült, was an die alte Geschichte erinnert.

Die Visite Marrasts, versichern die Debats, hat einen spontanen Charakter; der Präsident hat ihn nicht gerufen; sondern er ist aus freien Stücken zu ihm hingegangen, um ihm unter Bedingung die Stütze des Nationals anzubieten. Der Präsident soll sich geweigert haben, darauf einzugehen.

17 Paris, 5. Januar.

Bilanz Frankreichs.

Die sogenannte Kleinbourgeoisie, von der die liberalen wie die republikanischen Ideologen ein Aufhebens machen, als vermochte sie allein wie ein Atlas die Himmelssäulen der Republik Frankreich zu tragen, besteht also, beim Licht beschaut, aus nicht mehr als 1 1/2 Millionen Bürger, d. h. etwa nur 300-320,000 Familien, die in einer halben Gchäbigkeit herumwandeln, aber von Schulden verfolgt wie die Maus von der Katze. Diese Säulen sind äußerst zerbrechlich, wehe einer Republik, die sich nur auf sie stützt. Die kleine Bourgeosie zahlt eine meist zwischen 50 und 199 Fr. fallende Abgabe.

Kategorie 4 und 5: Wohlergehen und Reichthum, aber nicht mehr als 770,000 Individuen. Das ist traurig, aber es ist wahr.

In den glücklichen Regierungszeiten Louis XVIII. und Karl X., d. h. der lieblichen Restauration, in der die Nation sich aber ganz und gar nicht restaurirt hat, gaben diese Kategorien dem Lande 92-107,000 Wähler; in Louis Philipps Zeit stieg ihre Summe auf 166 und 238,000. Lächerlich wäre es, wollte man Reichthum und Wohlergehen anderswo suchen. Außer den 171,000 Wählern von 1835 waren unter den 770,000 Leuten dieser Kategorien, woraus die Familienkreise jener 171 tausend Wähler bestanden, noch andre Bürger, die nicht politische Rechte übten wegen ihres Alters oder sonst einer Ursache; wir wollen also gerecht sein und von den 770,000 Glücklichen abziehen:

1. die Kinder unter 9 Jahren, etwa 1/6;
2. die Mädchen und Knaben von 9-20 Jahren, etwa 1/5;
3. vom Reste die Frauen, etwa 1/2.

Was denn 240,000 als Summe der Bürger zwischen 21 und 80 Jahren giebt, mit andern Worten, nur 240,000 Männer regierten das 33 Mill. zählende französische Volk. Man kann nämlich nicht sagen, daß die reichen Frauen und die Kinder der Reichen regiert haben.

Es tummelten sich also auf unserm Boden 240,000 Herren zu Fuß, Pferde und Wagen, denen die übrigen Franzosen und Französinnen dienten. Diese 240,000 Herren, von 20 bis 80 Jahren, kommandirten als reiche, frei sich bewegende Personen, die Börse, die Bank, die Großindustrie, die Oberämter, das große Eigenthum in Stadt und Ländereien, die Rente des Staats; diese 240,000 waren die wahrhaft "goldene Schaar" und regierten mit Gold und Flinten wie ihre Vorfahren schon vor Jahrhunderten. Sie hatten fette Pfründen ohne Arbeit und das gefiel ihnen, scheint es, gar herrlich.

Uebrigens ist die Summe der schuldenfreien Personen dieser Kategorie geringer, als man wähnen möchte. Und nur 531 zu Paris, nur 4253 im ganzen Lande, war die Summe der 2000 a 7000 Fr. betragenden Abgabesätze, so daß nur 3000 schuldenlose wahrhaft Reiche existirten unter 33 Millionen Franzosen, oder Ein Reicher auf 11,000 Nichtreiche. Ist das nicht malthusianisch erbaulich? Louis Philipp nannte das ein wachsendes Wohlergehen. Dies Wachsthum war etwas langsam, aber immer noch reißend schnell genug in den Augen des Malthusianer Thiers, der sich glücklich schätzt, wenn er Frankreich wieder auf dem Punkte angelangt sieht, wo die Miethen in den Häusern des Boulevard zwischen Madelenenkirche und Chaussee d'Antin nicht unter 5000 Fr. sinken. Hienach bemißt ein Thiers den Wohlstand der Nation Was soll man mit Leuten dieses Schlages anfangen?

Wenden wir uns zum beweglichen Eigenthum, welches freilich bisher nur sehr unvollständig taxirt wurde. Indessen ergeben die Statistiken, daß 1835 die durch Erbschaft, Schenkung und Abtretung übertragenen beweglichen und unbeweglichen Güter 2,474,177,592 Fr. betrugen, nämlich die Immobilien:

durch Erbschaft 989,953,683 Fr.
durch Schenkung 235,333,999 Fr.
durch Abtreten 1,248,889,949 Fr.
Total 2,474,177,592 Fr.

ferner Mobilien:

durch Erbschaft 559,572,591 Fr.
durch Schenkung 283,735,053 Fr.
durch Abtreten 407,159,763 Fr.
Total 1,250,187,107 Fr.

Wobei zu erwähnen, daß die zwei Milliarden Immobilien und die Milliarde Mobilien etwa den Durchschnittsbelauf der Totaltransmissionen beider Arten von Eigenthum während des Jahrzehnts 1825 bis 1835 darstellen. Die thörichte Spießbürgerlichkeit der jetzigen Generation ärgert sich gelb und grun, wenn der Socialphilosoph ihrem Besitzbestande in die Karte schaut, sie nennt das eine abscheuliche Naseweisheit. Warum schimpft sie nicht auch naseweis die Chirurgen und Aerzte, welche, den Patienten untersuchend, das Inventarium seiner Gebrechlichkeiten und Gebrechen, die Juristen, welche des Angeklagten Lebenswandel und Verbrechen zu Papier nehmen? Wahrhaftig, je mehr man sich mit dieser unerquicklichen, verd[unleserliches Material]eyten, abergläubischen Generation, die den Uebergang hergiebt zu einer bessern zukünftigen, herumschlagen muß, desto ekelhafter wird sie dem Beobachter. Indessen er darf den hohen Muth nicht verlieren. Und so denn frisch aufs Neue her zum Werke.

Man könnte meinen, nach obigen Ziffern betrüge der Werth der Mobilien etwa die Hälfte der Immobilien. Dazu wäre erforderlich, daß diese wie jene gleich schnell von Hand zu Hand gingen. (Im J. 1840 schloß man 5 1/2 Million Notariatsakte und Kaufkontrakte.) Folglich wäre der Totalwerth der Mobilgüter 22 bis 24,000 Millionen, laut den Berechnungen der Statistiker, die die Immobilgüter auf 45 bis 48,000 Millionen abschätzen.

Aber das deucht uns ganz verkehrt; wir meinen im Gegentheil, der Werth der Mobilien sei weit größer, als der der Immobilien. Der Reichthum eines Landes besteht im nackten Boden und den Appropriationen dieses Bodens, letztere wachsen ins Unendliche, denn sie umfassen alle Arbeitsfrüchte des Menschen. Gesetzbuch und Fiskus unterscheiden aber unter den Arbeitsprodukten; sie nennen Immobilien nicht nur den nackten Boden, sondern auch die Häuser, und der Werth der Bodenprodukte und der Betrag der Hausmiethe sind in den Augen des Gesetzkundigen Immobileinkünfte für die Besitzenden. Sobald jedoch der Besitzende nicht direkt sein Feld bestellt, und sein Haus mit dem Recht der Untervermiethung vermiethet, sobald der Besitzende einen Pächter oder Untervermiether hat, dann thut sofort, in den Augen des Gesetzes, eine ganz andre Reihe von Thatsachen sich auf. Z. B. ein Grundbesitzer vermiethet für 10,000 Fr. an einen Pächter ein grundsteuerloses Landstück, oder ein städtischer Eigenthümer vermiethet ein grundsteuerfreies Haus um 5000 Fr. mit dem Recht des Untervermiethens, dann bedeuten jene Summen die Rente des immobilen Pachtlandes, des immobilen Hauses. Zieht jedoch der Pächter und der Untermiether 1000 Fr. oder 500 Fr. Gewinnst, dann ist diese neue Summe ein Gewinnst für diese neuen Ausbeutenden, und zwar ein Gewinnst von Mobilien, als ein Produkt der Industrie des Pächters und Untermiethers. Wir sagen also:

Die Mobilienwerthe bestehen in: 1. Gewinnsten aus Vermiethungen aller Art; 2. Gewinnsten aus Wiederverkauf, Wiedervermiethung, wodurch ein neues Kapital entsteht, was man fonds de commerce nennt und dessen ungeheure Wichtigkeit im Handel anerkannt ist, besonders in Städten; 3. Gewinnsten des Großhandels und der Fabriken; 4. Gewinnsten des Geldhandels, d. h. Wechselns, der Bank, der dem Staat vorgestreckten Gelder; 5. Gewinnsten der Kapitale die in Kommandite, in eine Unternehmung gesteckt sind: in Bergwerke, Eisenbahnen, Industrie u. s. w. Endlich Gewinnste aus Kapitalen die in Staatsrenten, Hypotheken u. dgl. niedergelegt sind.

Klar ist, daß in der Blüthezeit des Handels und der Industrie, das diese Gewinnste vorstellende Kapital sich in kolossalen Summen entfaltet. Noch gehören dazu die Werthe der Kleidungen, Hausgeräthe, Arbeitsinstrumente der Miethenden, die Kunstgegenstände, Bibliotheken, kurz alles was nicht speziell immobiles Eigenthum ist. Ferner die Honorare der s. g. freien Professionen, die Gehälter der Beamten, Direktoren, Contremaitres u. s. w. Man darf also auf zehn Milliarden über den Immobilreichthum, den Mobilarreichthum in blühenden Epochen taxiren. Und auch das ist noch zu wenig.

Die reichern Grundherrn sind fast jedesmal auch die reicheren Mobilbesitzer und umgekehrt. Denn um Kapital zu erzeugen, d. h. den Sparpfennig bei Seite legen zu können Jahr für Jahr, nachdem man das Nothwendige und das Angenehme und den Luxus sogar befriedigt hat, dazu muß man mehr als man eben gebraucht, besitzen. Der reiche Grundeigenthümer weiß daher sein Spargeld in Staatsrenten, Hypotheken, Kommanditen u. s. w. anzulegen, oder in Industrieaktien (als "Portefeuillekapital"); anderseits immobilisirt nicht selten der reiche Kapitalist seinen Ueberschuß in Grundstücken die er für billigen Preis einem halbtodten Besitzer abschacherte oder sonst wie ersteht.

Schon kommen ganze Aktenstöße erschlichener und erlogener Petitionen um schleuniges Auflösen der Nationalassemblee aus den entlegenen Provinzen an. Doch bezeigt mindestens die Halbscheid der Assemblee keine Neigung in diesem Augenblick dazu. -- Die Unterminirung des offiziellen Bodens geht rüstiger als je; seitdem die Tyrannen wieder die Februarerrungenschaften von außen her abnagen, schlägt die Flamme nach innen. Dem "Verein der Polenfreunde", dessen ich erwähnte, und worin viele Montagnemitglieder, tritt das Comite des deutschen pariser Vereins bei; desgleichen des unter Pierre Leroux's Vorsitz sich konstituirenden "Propagandavereins für ganz Europa". Bei letzterm betheiligt sich Proudhon mit allen seinen Mitredactoren des "Peuple" und die Klubspräsidenten. Unterweilen rast die Reaktion und mancher ihrer Giftpfeile trifft; z. B. ist Dameth, Chef der Solidaritätsassociation und Professor socialer Volksvorträge, trotz aller Legalität so eben "als geheimer Spieler" in Ermanglung anderer Gesetzparagraphen zu 3 Monaten und 800 Fr. verurtheilt worden, weil er eine öffentliche Lotterieausspielung von Kunstsachen im Klub zu Gunsten der Junigefangenen hielt. -- Aber Muth, die Vergeltung naht!

17 Paris, 7. Jan.

Das demokratische Polen-Comite von Paris hat durch seinen "Klub Polski" abermals seine Sympathie für uns in einem Briefe an die fourieristische Demokratie pacifique bezeugt; "Bürger Redakteur, wir kommen, mit Schmerz und Theilnahme ein Wort zu sprechen zum Gedächtniß des deutschen Freiheitsmärtyrers Robert Blum. Das Sachsenvolk, unser alter Freund, ist auch durch die Wiener Verträge gekränkt worden. Wir haben jetzt keine Thränen, aber wohl unser Blut zu vergießen auf dem Grabe des Gemordeten und legen diesen Immortellenkranz auf ihn nieder. Szarycinski; Marcellus Szuchorsky, Sekretär."

Die "Demokratie pacifique" hat zu frühern Beiträgen für Blum's Familie so eben wieder 25 Francs erhalten. Das in französische Verse (von Herrn Woinez) übersetzte Gedicht auf Blum's Tod macht bei den Banketten große Wirkung, viel gefällt die Strophe:

Mais patience! l'heure a la fin sonnera,
Ou sur l'autel voile de noir, la vengeresse
Des larmes et du sang des traitres se teindra,
A son tour, sans pitie pour leur sceleratesse,
Et ce moment sauveur, le temps l'apportera ...
Paris, 7. Januar.

Der "Moniteur" bringt endlich eine offizielle Darstellung der Schulrevolte in Saint Cyr, in Folge deren 72 Schüler ihren resp. Regimentern einverleibt wurden. Aus diesem Aktenstück geht hervor, daß der Oberst jener berühmten Militairschule durch sein barsches Benehmen die allgemeine Empörung in der Nacht vom 19 zum 20. Dezbr. hervorgerufen hatte. Die Verstoßung jener 72 Schüler ist übrigens nur provisorisch und sollen sie bei guter Führung und verdoppeltem Fleiß wieder in ihre Grade eingeführt werden können.

-- Wir meldeten gestern, daß starke Truppenabtheilungen nach den Batignolles und Bercy dirigirt wurden, um die Weinhändler zur Ordnung zu zwingen, welche ihre Vorräthe nicht mehr von den Zoll- oder Douanen-Beamten durchsuchen lassen wollten. Die Morgenblätter bringen lange Details über jene Vorfälle. Aus ihnen geht hervor, daß die Ankunft der Truppen, der Anblick der Bajonnette eine furchtbare Gährung hervorrief und die Erbitterung statt zu beschwichtigen sehr steigerte. Der Präfekt, der Prokurator der Republik, umgeben von seinen Substituten und dem Untersuchungsrichter begaben sich an Ort und Stelle und fragten die erbitterte Bevölkerung, warum sie sich empöre? Wir wollen kein Exercice (Recht des Zollbeamten, zu jeder Stunde in die Keller und sonstigen Privatgebäulichkeiten zu dringen) mehr dulden, weil es unmenschlich; sondern wir wollen die Weinsteuer per Abonnement (in Pausch und Bogen) bezahlen. Als der Präfekt und der Untersuchungsrichter ihnen bedeutete, daß sie dafür nicht den Weg der Rebellion, sondern den Weg der Petition hätten einschlagen sollen, so rief die Menge: Wir haben schon zu oft petitionirt, aber niemals bekamen wir Antwort. Wir schlossen daher unsere Magazine und verweigerten die Inventarisirung unserer Vorräthe, bis unsere Anträge gehört würden.

Der Prokurator stellte ihnen vor, daß die Weinsteuer die Hauptquelle der Pariser Gemeindeeinkünfte bilde, welche gerade jetzt mehr als jemals in Anspruch genommen würden und daß man sich wenigstens vorläufig noch der Ausübung des Exercice's unterwerfen solle. Die anderen Punkte sollten sofort gehörigen Orts geregelt werden. Zureden hilft, sagt das Sprüchwort und die Menge gestattete, daß die Steuer- oder Thorzollbeamten unter dem Schutz der Bajonnette die Inventarisirung vornehmen durften. Aber viele Thüren mußten gesprengt werden, mancher Weinhändler war nicht zu Hause und arge Verletzungen des Eigenthums sind verübt worden, welche große Erbitterung nach sich ziehen werden. Die Truppen sind zwar gegen 6 Uhr Abends wieder heimgekehrt, ohne daß Blut geflossen wäre; aber eine unbeschreibliche Gährung herrscht vor den Barrieren unter den dortigen Kleinbürgern, deren Haupterwerbszweig der Weinbetrieb ist und deren Klagen das Ministerium früher oder später anhören muß, so sehr es sich auch bei der allgemeinen Finanznoth gegen jede Verringerung der Staatseinnahme stemmen möge.

-- Proudhon, der lebensgefährlich am hitzigen Fieber darnieder lag, ist in der Genesung begriffen. Sein Journal "Le Peuple" zeigt an, daß er bald wieder den Sitzungen der Nationalversammlung beiwohnen werde.

-- Von den Februarministern Louis Philipps haben bereits fünf ihre Karte beim Präsidenten Bonaparte abgegeben.

-- In den Ministerien wird ein Plan zur Aenderung des gesammten Postwesens ausgearbeitet.

Spanien.
* Madrid, 1. Jan.

In Katalonien müssen die Dinge jedenfalls ernst stehen, denn die Generäle Lersundi und Galiano verlangen, ersetzt zu sein.

Großbritannien.
* London, 6. Januar.

Der 5 Januar hat uns wie gewöhnlich die Staatsrechnungsablage und die Ex- und Importlisten des Handelsamts gebracht. In wenigen Zahlen finden wir darin die Resultate des Staatshaushaltes und des ganzen britischen Handels zusammengedrängt. Nach den großen Ereignissen des vergangenen Jahres sind diese Aufstellungen von ungewöhnlichem Interesse. In den Staatsausgaben und Einnahmen sind freilich durch die zurückhaltende Stellung, welche England dem Kontinente gegenüber beibehielt, wenig Veränderungen vorgegangen und der Einfluß, den die Abschaffung der Korngesetze auf die Staatseinnahme hatte, dürfte daher einzig und allein einer ausführlichern Besprechung werth sein. Anders ist es mit den Export- und Importlisten des Handels, die recht eigentlich die Vergangenheit wiederspiegeln und natürlich zu den verschiedensten Reflektionen Anlaß geben. Beschäftigen wir uns zuerst mit der Staatsrechnungsablage.

Wir können uns darüber sofort die deutlichste Idee machen, wenn wir die Resultate des 5. Januars von 1846 bis 1849 miteinander vergleichen, denn wie unsern Lesern bekannt ist, wurden in dieser Periode die jüngsten, großen kommerziellen und Finanz-Maßregeln des Staates getroffen. Diese vergleichende Aufstellung wäre wie folgt:

Einnahmen des Staates in 1845 L. 50,508,887
Einnahmen des Staates in 1846 L. 47 656,161
Einnahmen des Staates in 1847 L. 48,684,418
Einnahmen des Staates in 1848 L. 47,616,878
Einnahmen des Staates in 1849 L. 48,492,583

Es geht also daraus hervor, daß die Einnahme bis 1849 im Vergleich mit der von 1845 um 2 Millionen abgenommen hat, daß sich dagegen im Vergleich mit 1848 eine Zunahme von etwas mehr als einer halben Million zu Gunsten des Jahres 1849 herausstellt. Die Details dieser Zunahme beruhen in den Customs und in der Excise, indem für Eingangsrechte 914,062 L.; für Excise 1,101,394 L. mehr eingingen. Der Stempel verringerte sich dagegen um 848,698; ein Umstand der dadurch leicht zu erklären ist, daß der Handel überhaupt, namentlich aber die Spekulation in Eisenbahnen im vergangenen Jahre abnahm. Die Einkommensteuer ist um 103,436 L. kleiner, was an und für sich eine geringfügige Summe ist, die aber nichts destoweniger beweißt, daß die Handelskrise und die darauf folgenden Ereignisse einen gewissen Einfluß auf die zahlungsfähigen Individuen der Mittelklasse hatten. Die Post-Einnahme fiel um 88,000 L., was sich aus denselben Gründen erklärt.

Wenn man die Abnahme von der Zunahme abzieht, so stellt sich indeß wie gesagt, doch noch ein Saldo von 1/2 Million zu Gunsten von 1849 heraus, und es versteht sich von selbst, daß man dieses Resultat auf's freudigste willkommen heißt; namentlich in einem Augenblick, wo die Einnahme anderer Staaten sich so gewaltig verringert.

Die Freihandelspartei sieht in diesem Steigen der Einnahme nur eine Rechtfertigung der getroffenen Finanz- und Handelsmaßregeln, während die Protektionisten mit vollem Rechte darauf aufmerksam machen, daß diese ganze Zunahme durch die Mehreinfuhr von Korn hervorgebracht wird, welche freilich zum Nachtheil der britischen Agrikultur trotz der verringerten Einfuhrzölle, dem Staate mehr als sonst einbrachte.

Interessanter als die Details der Staatsrevenue sind die Listen des Handelsamts, deren Resultate sich in folgender Aufstellung resümiren:

Export für 11 Monate bis 5. Dez. 1846 47,579,413 L.
Export für 11 Monate bis 5. Dez. 1847 47,345,354 L.
Export für 11 Monate bis 5. Dez. 1848 42,158,194 L.

Der Export britischer Manufakturen u. s. w. verringerte sich also im letzten Jahre um reichlich 5 Millionen, eine Abnahme, die natürlich in dem aufgeregten Zustande des Kontinents während der Monate Februar bis Oktober ihren besten Grund hat. Nicht vergessen muß man indeß, daß die Geldkrise von 1847 dieser Abnahme des Unternehmungsgeistes schon bedeutend vorgearbeitet hatte, und daß, selbst wenn alles auf dem Kontinente ruhig geblieben wäre, die Summe des Exports von 1848 schwerlich die der frühern Jahre erreicht haben würde.

* London, 6. Januar.

Nach dem "Mining Journal" ergiebt sich aus einer Vergleichung der Eisen- Produktion und Konsumtion im 18. und 19. Jahrhundert, daß Großbritannien produzirte:

im Jahr 1730 17,000 Tonnen a 1015 Kil.
1788 68,000 Tonnen
1827 690,000 Tonnen
1839 950,000 Tonnen
1845 1,550,000 Tonnen

Ungefähr der dritte Theil der ganzen Produktion wird ausgeführt.

Beinahe ebenso überraschend ist die Abnahme des Preises oder der Produktionskosten.

Der Preis einer Tonne Gußeisen verhielt sich in den Jahren 1826, 1827 und 1848 wie die Zahlen 88, 58, 39, so daß der Preis im vorigen Jahre unter die Hälfte desjenigen von 1827 gefallen war.

Der Werth der britischen Eisenproduktion kommt, wenn die Verarbeitung zu geschmiedetem Eisen inbegriffen ist, der jährlichen Ausbeute aller Gold- und Silbergruben Amerika's gleich.

Italien.
Rom, 29. Dezbr.

Heute erließ die oberste Junta folgendes Dekret: 1) die Session der gesetzgebenden Staatskörper ist geschlossen; 2) während der Vacanz bleibt die von der Deputirten

noch Fauchers friedfertige Reden können den Eindruck verwischen, welchen diese Anklagen auf die ganze offizielle Welt von Thiers bis zu Barrot, von Louis Philipp bis zu Louis Napoleon verworfen. Alle sind „blamirt“. Sogar der Kaiser von Rußland kömmt nicht rein weg. Er hat sich an der Geschichte von 1839 und 1840 betheiligt, wie dies aus der Intervention des Herrn von Medèm hervorgeht, und Herr Sarrut verweist auf den damaligen Moniteur Genug, nach des Herrn von Mallevilles Versicherung ist der Aktenstoß noch da; er ist in sicherem Gewahr, unter Schloß, Riegel und Siegel, und vielleicht erfahren wir später mehr davon. Für den Augenblick nehmen wir zu Akten 1) den Brief Napoleons, der sich in der „Patrie“ jetzt ganz mitgetheilt findet und 2) den Brief Sarruts in Bezug auf das Verschwinden der ihn betreffenden Aktenstücke. Der erste Brief bezieht sich auf die Cartons, welche Napoleon von Malleville zurückverlangt, und den wir bereits stückweise, wie derselbe ins Publikum nach und nach gekommen, mitgetheilt haben.

Derselbe lautet in seinem Zusammenhange folgendermaßen:

Eliseum, den 27. Dez.

Herr Minister!

„Ich habe den Polizeipräfekten gefragt, ob er nicht manchmal Berichte über die Diplomatie erhalte; er hat mir bejahend geantwortet und hinzugefügt, daß er Ihnen gestern die Kopie einer Depesche über Italien zugesandt habe. Die Depeschen, wie Sie begreifen werden, müssen mir zugeschickt werden, und ich muß Ihnen meine Unzufriedenheit über Ihre Verzögerung, mir sie mitzutheilen, aussprechen. Ich bitte Sie ebenfalls, mir die 16 Kartons zu schicken, die ich Ihnen abverlangt habe: ich will sie Donnerstag haben.

Ich kann ferner nicht damit einverstanden sein, daß der Minister des Innern die Artikel redigiren will, die mich persönlich betreffen: dies geschah nicht unter Louis Philipp und das darf nicht sein. Auch habe ich seit einigen Tagen keine telegraphische Depeschen erhalten, überhaupt merke ich, daß die Minister, die ich ernannt habe, mich behandeln wollen, als ob die famöse Konstitution von Sieyès noch in Kraft wäre; aber ich werde es nicht dulden.

Empfangen Sie, Herr Minister etc.

Bonaparte.

P.P.

Ich vergaß, Ihnen zu sagen, daß zu St. Lazarre noch 80 Frauen festsitzen, von denen eine einzige nur vor das Kriegsgericht gestellt ist. Sagen Sie mir, ob mir das Recht zusteht, sie in Freiheit setzen zu lassen; in diesem Falle werde ich gleich die nöthigen Befehle dazu geben.“

Die Auflösung ist in der Kammer, sie ist im Ministerium, weil die Auflösung in Napoleon ist. Die Auflösung in Napoleon ist aber weiter nichts als die Lösung der in Napoleon enthaltenen, verschiedenen Theile; und diese Lösung hat bereits begonnen mit der Ablösung des napoleonischen, des kaiserlichen Goldgehalts, wie er sich in der Boulogner Geschichte kund that, und wie er den andern Elementen Napoleons beigemischt ist. Dieser napoleonische Goldgehalt, der Name Napoleon, welcher die Kette, das bindende Element war, unter denen die andern Stoffe zusammen traten, ist frei geworden, hat sich gelöst, und die Folgen liegen klar da. So sehr der „National“ einerseits erfreut ist über die heutige Scene in der Kammer, so fürchtet er die Rückwirkung davon auf die Auflösung der Kammer. Letztere wird von allen Seiten gedrängt, auseinanderzugehen. Der National, dem von seinen Plätzen in der Regierung nichts geblieben, als die Bänke in der Kammer, fürchtet für die letzten Reste seiner Existenz.

Wie sehr dieselbe aber bedroht ist, geht daraus hervor, daß in den Bureaus der Deputirtenkammer, wo die Unterrichtsfrage besprochen wurde, Hr. Achilles Fould sich weigerte, an den Arbeiten der Kommission Theil zu nehmen, weil dieselben nur dazu dienen könnten, durch die Dauer, welche sie erheischten, die Dauer der Kammer zu verlängern. Nur durch die Auflösung der Kammer könne das „gestörte Zutrauen und der gestörte Kredit“ zurückkehren.

Also Napoleon hat auch den Kredit nicht wiedergebracht, so wenig wie vor Napoleon Cavaignac, so wenig wie vor Cavaignac die exekutive Kommission, und so wenig wie vor der Kommission die Kammer. Von der Kammer im April hoffte Fould die Rückkehr des Kredits; jetzt hält er an der Auflösung derselben, nachdem er durch alle Vermittlungen durchgezogen ist. Die Bourgeoisie hat den Kopf verloren, mit ihren beständigen Vertröstungen auf die Rückkehr des Kredits. Barrot steht verlassen da, aber unerschütterlich wie einer, und sein treues Organ, das Siecle, beklagt sich über Thiers und Mole, die sich aufsparen wollten für eine künftige Restauration. Haltet Euch nur ministeriell rein, Thiers und Mole, wie Ihr es thatet vor dem Sturze Guizots, als Ihr so sorgfältig vermiedet, Euch in Banketts einzulassen. Heute halten wir wieder am 24. Febr., d. h. an Odilon-Barrot, demselben Manne, der Louis Philipps letztes Rekursmittel war. Aber wir gehen rückwärts in der Geschichte; vor Barrot am 23. Febr. halten, nun dann halten wir wieder am Volke, an der neuen Februarrevolution, die Alles hinwegspült, was an die alte Geschichte erinnert.

Die Visite Marrasts, versichern die Debats, hat einen spontanen Charakter; der Präsident hat ihn nicht gerufen; sondern er ist aus freien Stücken zu ihm hingegangen, um ihm unter Bedingung die Stütze des Nationals anzubieten. Der Präsident soll sich geweigert haben, darauf einzugehen.

17 Paris, 5. Januar.

Bilanz Frankreichs.

Die sogenannte Kleinbourgeoisie, von der die liberalen wie die republikanischen Ideologen ein Aufhebens machen, als vermochte sie allein wie ein Atlas die Himmelssäulen der Republik Frankreich zu tragen, besteht also, beim Licht beschaut, aus nicht mehr als 1 1/2 Millionen Bürger, d. h. etwa nur 300-320,000 Familien, die in einer halben Gchäbigkeit herumwandeln, aber von Schulden verfolgt wie die Maus von der Katze. Diese Säulen sind äußerst zerbrechlich, wehe einer Republik, die sich nur auf sie stützt. Die kleine Bourgeosie zahlt eine meist zwischen 50 und 199 Fr. fallende Abgabe.

Kategorie 4 und 5: Wohlergehen und Reichthum, aber nicht mehr als 770,000 Individuen. Das ist traurig, aber es ist wahr.

In den glücklichen Regierungszeiten Louis XVIII. und Karl X., d. h. der lieblichen Restauration, in der die Nation sich aber ganz und gar nicht restaurirt hat, gaben diese Kategorien dem Lande 92-107,000 Wähler; in Louis Philipps Zeit stieg ihre Summe auf 166 und 238,000. Lächerlich wäre es, wollte man Reichthum und Wohlergehen anderswo suchen. Außer den 171,000 Wählern von 1835 waren unter den 770,000 Leuten dieser Kategorien, woraus die Familienkreise jener 171 tausend Wähler bestanden, noch andre Bürger, die nicht politische Rechte übten wegen ihres Alters oder sonst einer Ursache; wir wollen also gerecht sein und von den 770,000 Glücklichen abziehen:

1. die Kinder unter 9 Jahren, etwa 1/6;
2. die Mädchen und Knaben von 9-20 Jahren, etwa 1/5;
3. vom Reste die Frauen, etwa 1/2.

Was denn 240,000 als Summe der Bürger zwischen 21 und 80 Jahren giebt, mit andern Worten, nur 240,000 Männer regierten das 33 Mill. zählende französische Volk. Man kann nämlich nicht sagen, daß die reichen Frauen und die Kinder der Reichen regiert haben.

Es tummelten sich also auf unserm Boden 240,000 Herren zu Fuß, Pferde und Wagen, denen die übrigen Franzosen und Französinnen dienten. Diese 240,000 Herren, von 20 bis 80 Jahren, kommandirten als reiche, frei sich bewegende Personen, die Börse, die Bank, die Großindustrie, die Oberämter, das große Eigenthum in Stadt und Ländereien, die Rente des Staats; diese 240,000 waren die wahrhaft „goldene Schaar“ und regierten mit Gold und Flinten wie ihre Vorfahren schon vor Jahrhunderten. Sie hatten fette Pfründen ohne Arbeit und das gefiel ihnen, scheint es, gar herrlich.

Uebrigens ist die Summe der schuldenfreien Personen dieser Kategorie geringer, als man wähnen möchte. Und nur 531 zu Paris, nur 4253 im ganzen Lande, war die Summe der 2000 à 7000 Fr. betragenden Abgabesätze, so daß nur 3000 schuldenlose wahrhaft Reiche existirten unter 33 Millionen Franzosen, oder Ein Reicher auf 11,000 Nichtreiche. Ist das nicht malthusianisch erbaulich? Louis Philipp nannte das ein wachsendes Wohlergehen. Dies Wachsthum war etwas langsam, aber immer noch reißend schnell genug in den Augen des Malthusianer Thiers, der sich glücklich schätzt, wenn er Frankreich wieder auf dem Punkte angelangt sieht, wo die Miethen in den Häusern des Boulevard zwischen Madelenenkirche und Chaussee d'Antin nicht unter 5000 Fr. sinken. Hienach bemißt ein Thiers den Wohlstand der Nation Was soll man mit Leuten dieses Schlages anfangen?

Wenden wir uns zum beweglichen Eigenthum, welches freilich bisher nur sehr unvollständig taxirt wurde. Indessen ergeben die Statistiken, daß 1835 die durch Erbschaft, Schenkung und Abtretung übertragenen beweglichen und unbeweglichen Güter 2,474,177,592 Fr. betrugen, nämlich die Immobilien:

durch Erbschaft 989,953,683 Fr.
durch Schenkung 235,333,999 Fr.
durch Abtreten 1,248,889,949 Fr.
Total 2,474,177,592 Fr.

ferner Mobilien:

durch Erbschaft 559,572,591 Fr.
durch Schenkung 283,735,053 Fr.
durch Abtreten 407,159,763 Fr.
Total 1,250,187,107 Fr.

Wobei zu erwähnen, daß die zwei Milliarden Immobilien und die Milliarde Mobilien etwa den Durchschnittsbelauf der Totaltransmissionen beider Arten von Eigenthum während des Jahrzehnts 1825 bis 1835 darstellen. Die thörichte Spießbürgerlichkeit der jetzigen Generation ärgert sich gelb und grun, wenn der Socialphilosoph ihrem Besitzbestande in die Karte schaut, sie nennt das eine abscheuliche Naseweisheit. Warum schimpft sie nicht auch naseweis die Chirurgen und Aerzte, welche, den Patienten untersuchend, das Inventarium seiner Gebrechlichkeiten und Gebrechen, die Juristen, welche des Angeklagten Lebenswandel und Verbrechen zu Papier nehmen? Wahrhaftig, je mehr man sich mit dieser unerquicklichen, verd[unleserliches Material]eyten, abergläubischen Generation, die den Uebergang hergiebt zu einer bessern zukünftigen, herumschlagen muß, desto ekelhafter wird sie dem Beobachter. Indessen er darf den hohen Muth nicht verlieren. Und so denn frisch aufs Neue her zum Werke.

Man könnte meinen, nach obigen Ziffern betrüge der Werth der Mobilien etwa die Hälfte der Immobilien. Dazu wäre erforderlich, daß diese wie jene gleich schnell von Hand zu Hand gingen. (Im J. 1840 schloß man 5 1/2 Million Notariatsakte und Kaufkontrakte.) Folglich wäre der Totalwerth der Mobilgüter 22 bis 24,000 Millionen, laut den Berechnungen der Statistiker, die die Immobilgüter auf 45 bis 48,000 Millionen abschätzen.

Aber das deucht uns ganz verkehrt; wir meinen im Gegentheil, der Werth der Mobilien sei weit größer, als der der Immobilien. Der Reichthum eines Landes besteht im nackten Boden und den Appropriationen dieses Bodens, letztere wachsen ins Unendliche, denn sie umfassen alle Arbeitsfrüchte des Menschen. Gesetzbuch und Fiskus unterscheiden aber unter den Arbeitsprodukten; sie nennen Immobilien nicht nur den nackten Boden, sondern auch die Häuser, und der Werth der Bodenprodukte und der Betrag der Hausmiethe sind in den Augen des Gesetzkundigen Immobileinkünfte für die Besitzenden. Sobald jedoch der Besitzende nicht direkt sein Feld bestellt, und sein Haus mit dem Recht der Untervermiethung vermiethet, sobald der Besitzende einen Pächter oder Untervermiether hat, dann thut sofort, in den Augen des Gesetzes, eine ganz andre Reihe von Thatsachen sich auf. Z. B. ein Grundbesitzer vermiethet für 10,000 Fr. an einen Pächter ein grundsteuerloses Landstück, oder ein städtischer Eigenthümer vermiethet ein grundsteuerfreies Haus um 5000 Fr. mit dem Recht des Untervermiethens, dann bedeuten jene Summen die Rente des immobilen Pachtlandes, des immobilen Hauses. Zieht jedoch der Pächter und der Untermiether 1000 Fr. oder 500 Fr. Gewinnst, dann ist diese neue Summe ein Gewinnst für diese neuen Ausbeutenden, und zwar ein Gewinnst von Mobilien, als ein Produkt der Industrie des Pächters und Untermiethers. Wir sagen also:

Die Mobilienwerthe bestehen in: 1. Gewinnsten aus Vermiethungen aller Art; 2. Gewinnsten aus Wiederverkauf, Wiedervermiethung, wodurch ein neues Kapital entsteht, was man fonds de commerce nennt und dessen ungeheure Wichtigkeit im Handel anerkannt ist, besonders in Städten; 3. Gewinnsten des Großhandels und der Fabriken; 4. Gewinnsten des Geldhandels, d. h. Wechselns, der Bank, der dem Staat vorgestreckten Gelder; 5. Gewinnsten der Kapitale die in Kommandite, in eine Unternehmung gesteckt sind: in Bergwerke, Eisenbahnen, Industrie u. s. w. Endlich Gewinnste aus Kapitalen die in Staatsrenten, Hypotheken u. dgl. niedergelegt sind.

Klar ist, daß in der Blüthezeit des Handels und der Industrie, das diese Gewinnste vorstellende Kapital sich in kolossalen Summen entfaltet. Noch gehören dazu die Werthe der Kleidungen, Hausgeräthe, Arbeitsinstrumente der Miethenden, die Kunstgegenstände, Bibliotheken, kurz alles was nicht speziell immobiles Eigenthum ist. Ferner die Honorare der s. g. freien Professionen, die Gehälter der Beamten, Direktoren, Contremaitres u. s. w. Man darf also auf zehn Milliarden über den Immobilreichthum, den Mobilarreichthum in blühenden Epochen taxiren. Und auch das ist noch zu wenig.

Die reichern Grundherrn sind fast jedesmal auch die reicheren Mobilbesitzer und umgekehrt. Denn um Kapital zu erzeugen, d. h. den Sparpfennig bei Seite legen zu können Jahr für Jahr, nachdem man das Nothwendige und das Angenehme und den Luxus sogar befriedigt hat, dazu muß man mehr als man eben gebraucht, besitzen. Der reiche Grundeigenthümer weiß daher sein Spargeld in Staatsrenten, Hypotheken, Kommanditen u. s. w. anzulegen, oder in Industrieaktien (als „Portefeuillekapital“); anderseits immobilisirt nicht selten der reiche Kapitalist seinen Ueberschuß in Grundstücken die er für billigen Preis einem halbtodten Besitzer abschacherte oder sonst wie ersteht.

Schon kommen ganze Aktenstöße erschlichener und erlogener Petitionen um schleuniges Auflösen der Nationalassemblée aus den entlegenen Provinzen an. Doch bezeigt mindestens die Halbscheid der Assemblée keine Neigung in diesem Augenblick dazu. — Die Unterminirung des offiziellen Bodens geht rüstiger als je; seitdem die Tyrannen wieder die Februarerrungenschaften von außen her abnagen, schlägt die Flamme nach innen. Dem „Verein der Polenfreunde“, dessen ich erwähnte, und worin viele Montagnemitglieder, tritt das Comite des deutschen pariser Vereins bei; desgleichen des unter Pierre Leroux's Vorsitz sich konstituirenden „Propagandavereins für ganz Europa“. Bei letzterm betheiligt sich Proudhon mit allen seinen Mitredactoren des „Peuple“ und die Klubspräsidenten. Unterweilen rast die Reaktion und mancher ihrer Giftpfeile trifft; z. B. ist Dameth, Chef der Solidaritätsassociation und Professor socialer Volksvorträge, trotz aller Legalität so eben „als geheimer Spieler“ in Ermanglung anderer Gesetzparagraphen zu 3 Monaten und 800 Fr. verurtheilt worden, weil er eine öffentliche Lotterieausspielung von Kunstsachen im Klub zu Gunsten der Junigefangenen hielt. — Aber Muth, die Vergeltung naht!

17 Paris, 7. Jan.

Das demokratische Polen-Comité von Paris hat durch seinen „Klub Polski“ abermals seine Sympathie für uns in einem Briefe an die fourieristische Demokratie pacifique bezeugt; „Bürger Redakteur, wir kommen, mit Schmerz und Theilnahme ein Wort zu sprechen zum Gedächtniß des deutschen Freiheitsmärtyrers Robert Blum. Das Sachsenvolk, unser alter Freund, ist auch durch die Wiener Verträge gekränkt worden. Wir haben jetzt keine Thränen, aber wohl unser Blut zu vergießen auf dem Grabe des Gemordeten und legen diesen Immortellenkranz auf ihn nieder. Szarycinski; Marcellus Szuchorsky, Sekretär.“

Die „Demokratie pacifique“ hat zu frühern Beiträgen für Blum's Familie so eben wieder 25 Francs erhalten. Das in französische Verse (von Herrn Woinez) übersetzte Gedicht auf Blum's Tod macht bei den Banketten große Wirkung, viel gefällt die Strophe:

Mais patience! l'heure à la fin sonnera,
Où sur l'autel voilé de noir, la vengeresse
Des larmes et du sang des traitres se teindra,
A son tour, sans pitié pour leur scélératesse,
Et ce moment sauveur, le temps l'apportera …
Paris, 7. Januar.

Der „Moniteur“ bringt endlich eine offizielle Darstellung der Schulrevolte in Saint Cyr, in Folge deren 72 Schüler ihren resp. Regimentern einverleibt wurden. Aus diesem Aktenstück geht hervor, daß der Oberst jener berühmten Militairschule durch sein barsches Benehmen die allgemeine Empörung in der Nacht vom 19 zum 20. Dezbr. hervorgerufen hatte. Die Verstoßung jener 72 Schüler ist übrigens nur provisorisch und sollen sie bei guter Führung und verdoppeltem Fleiß wieder in ihre Grade eingeführt werden können.

— Wir meldeten gestern, daß starke Truppenabtheilungen nach den Batignolles und Bercy dirigirt wurden, um die Weinhändler zur Ordnung zu zwingen, welche ihre Vorräthe nicht mehr von den Zoll- oder Douanen-Beamten durchsuchen lassen wollten. Die Morgenblätter bringen lange Details über jene Vorfälle. Aus ihnen geht hervor, daß die Ankunft der Truppen, der Anblick der Bajonnette eine furchtbare Gährung hervorrief und die Erbitterung statt zu beschwichtigen sehr steigerte. Der Präfekt, der Prokurator der Republik, umgeben von seinen Substituten und dem Untersuchungsrichter begaben sich an Ort und Stelle und fragten die erbitterte Bevölkerung, warum sie sich empöre? Wir wollen kein Exercice (Recht des Zollbeamten, zu jeder Stunde in die Keller und sonstigen Privatgebäulichkeiten zu dringen) mehr dulden, weil es unmenschlich; sondern wir wollen die Weinsteuer per Abonnement (in Pausch und Bogen) bezahlen. Als der Präfekt und der Untersuchungsrichter ihnen bedeutete, daß sie dafür nicht den Weg der Rebellion, sondern den Weg der Petition hätten einschlagen sollen, so rief die Menge: Wir haben schon zu oft petitionirt, aber niemals bekamen wir Antwort. Wir schlossen daher unsere Magazine und verweigerten die Inventarisirung unserer Vorräthe, bis unsere Anträge gehört würden.

Der Prokurator stellte ihnen vor, daß die Weinsteuer die Hauptquelle der Pariser Gemeindeeinkünfte bilde, welche gerade jetzt mehr als jemals in Anspruch genommen würden und daß man sich wenigstens vorläufig noch der Ausübung des Exercice's unterwerfen solle. Die anderen Punkte sollten sofort gehörigen Orts geregelt werden. Zureden hilft, sagt das Sprüchwort und die Menge gestattete, daß die Steuer- oder Thorzollbeamten unter dem Schutz der Bajonnette die Inventarisirung vornehmen durften. Aber viele Thüren mußten gesprengt werden, mancher Weinhändler war nicht zu Hause und arge Verletzungen des Eigenthums sind verübt worden, welche große Erbitterung nach sich ziehen werden. Die Truppen sind zwar gegen 6 Uhr Abends wieder heimgekehrt, ohne daß Blut geflossen wäre; aber eine unbeschreibliche Gährung herrscht vor den Barrieren unter den dortigen Kleinbürgern, deren Haupterwerbszweig der Weinbetrieb ist und deren Klagen das Ministerium früher oder später anhören muß, so sehr es sich auch bei der allgemeinen Finanznoth gegen jede Verringerung der Staatseinnahme stemmen möge.

— Proudhon, der lebensgefährlich am hitzigen Fieber darnieder lag, ist in der Genesung begriffen. Sein Journal „Le Peuple“ zeigt an, daß er bald wieder den Sitzungen der Nationalversammlung beiwohnen werde.

— Von den Februarministern Louis Philipps haben bereits fünf ihre Karte beim Präsidenten Bonaparte abgegeben.

— In den Ministerien wird ein Plan zur Aenderung des gesammten Postwesens ausgearbeitet.

Spanien.
* Madrid, 1. Jan.

In Katalonien müssen die Dinge jedenfalls ernst stehen, denn die Generäle Lersundi und Galiano verlangen, ersetzt zu sein.

Großbritannien.
* London, 6. Januar.

Der 5 Januar hat uns wie gewöhnlich die Staatsrechnungsablage und die Ex- und Importlisten des Handelsamts gebracht. In wenigen Zahlen finden wir darin die Resultate des Staatshaushaltes und des ganzen britischen Handels zusammengedrängt. Nach den großen Ereignissen des vergangenen Jahres sind diese Aufstellungen von ungewöhnlichem Interesse. In den Staatsausgaben und Einnahmen sind freilich durch die zurückhaltende Stellung, welche England dem Kontinente gegenüber beibehielt, wenig Veränderungen vorgegangen und der Einfluß, den die Abschaffung der Korngesetze auf die Staatseinnahme hatte, dürfte daher einzig und allein einer ausführlichern Besprechung werth sein. Anders ist es mit den Export- und Importlisten des Handels, die recht eigentlich die Vergangenheit wiederspiegeln und natürlich zu den verschiedensten Reflektionen Anlaß geben. Beschäftigen wir uns zuerst mit der Staatsrechnungsablage.

Wir können uns darüber sofort die deutlichste Idee machen, wenn wir die Resultate des 5. Januars von 1846 bis 1849 miteinander vergleichen, denn wie unsern Lesern bekannt ist, wurden in dieser Periode die jüngsten, großen kommerziellen und Finanz-Maßregeln des Staates getroffen. Diese vergleichende Aufstellung wäre wie folgt:

Einnahmen des Staates in 1845 L. 50,508,887
Einnahmen des Staates in 1846 L. 47 656,161
Einnahmen des Staates in 1847 L. 48,684,418
Einnahmen des Staates in 1848 L. 47,616,878
Einnahmen des Staates in 1849 L. 48,492,583

Es geht also daraus hervor, daß die Einnahme bis 1849 im Vergleich mit der von 1845 um 2 Millionen abgenommen hat, daß sich dagegen im Vergleich mit 1848 eine Zunahme von etwas mehr als einer halben Million zu Gunsten des Jahres 1849 herausstellt. Die Details dieser Zunahme beruhen in den Customs und in der Excise, indem für Eingangsrechte 914,062 L.; für Excise 1,101,394 L. mehr eingingen. Der Stempel verringerte sich dagegen um 848,698; ein Umstand der dadurch leicht zu erklären ist, daß der Handel überhaupt, namentlich aber die Spekulation in Eisenbahnen im vergangenen Jahre abnahm. Die Einkommensteuer ist um 103,436 L. kleiner, was an und für sich eine geringfügige Summe ist, die aber nichts destoweniger beweißt, daß die Handelskrise und die darauf folgenden Ereignisse einen gewissen Einfluß auf die zahlungsfähigen Individuen der Mittelklasse hatten. Die Post-Einnahme fiel um 88,000 L., was sich aus denselben Gründen erklärt.

Wenn man die Abnahme von der Zunahme abzieht, so stellt sich indeß wie gesagt, doch noch ein Saldo von 1/2 Million zu Gunsten von 1849 heraus, und es versteht sich von selbst, daß man dieses Resultat auf's freudigste willkommen heißt; namentlich in einem Augenblick, wo die Einnahme anderer Staaten sich so gewaltig verringert.

Die Freihandelspartei sieht in diesem Steigen der Einnahme nur eine Rechtfertigung der getroffenen Finanz- und Handelsmaßregeln, während die Protektionisten mit vollem Rechte darauf aufmerksam machen, daß diese ganze Zunahme durch die Mehreinfuhr von Korn hervorgebracht wird, welche freilich zum Nachtheil der britischen Agrikultur trotz der verringerten Einfuhrzölle, dem Staate mehr als sonst einbrachte.

Interessanter als die Details der Staatsrevenue sind die Listen des Handelsamts, deren Resultate sich in folgender Aufstellung resümiren:

Export für 11 Monate bis 5. Dez. 1846 47,579,413 L.
Export für 11 Monate bis 5. Dez. 1847 47,345,354 L.
Export für 11 Monate bis 5. Dez. 1848 42,158,194 L.

Der Export britischer Manufakturen u. s. w. verringerte sich also im letzten Jahre um reichlich 5 Millionen, eine Abnahme, die natürlich in dem aufgeregten Zustande des Kontinents während der Monate Februar bis Oktober ihren besten Grund hat. Nicht vergessen muß man indeß, daß die Geldkrise von 1847 dieser Abnahme des Unternehmungsgeistes schon bedeutend vorgearbeitet hatte, und daß, selbst wenn alles auf dem Kontinente ruhig geblieben wäre, die Summe des Exports von 1848 schwerlich die der frühern Jahre erreicht haben würde.

* London, 6. Januar.

Nach dem „Mining Journal“ ergiebt sich aus einer Vergleichung der Eisen- Produktion und Konsumtion im 18. und 19. Jahrhundert, daß Großbritannien produzirte:

im Jahr 1730 17,000 Tonnen à 1015 Kil.
1788 68,000 Tonnen
1827 690,000 Tonnen
1839 950,000 Tonnen
1845 1,550,000 Tonnen

Ungefähr der dritte Theil der ganzen Produktion wird ausgeführt.

Beinahe ebenso überraschend ist die Abnahme des Preises oder der Produktionskosten.

Der Preis einer Tonne Gußeisen verhielt sich in den Jahren 1826, 1827 und 1848 wie die Zahlen 88, 58, 39, so daß der Preis im vorigen Jahre unter die Hälfte desjenigen von 1827 gefallen war.

Der Werth der britischen Eisenproduktion kommt, wenn die Verarbeitung zu geschmiedetem Eisen inbegriffen ist, der jährlichen Ausbeute aller Gold- und Silbergruben Amerika's gleich.

Italien.
Rom, 29. Dezbr.

Heute erließ die oberste Junta folgendes Dekret: 1) die Session der gesetzgebenden Staatskörper ist geschlossen; 2) während der Vacanz bleibt die von der Deputirten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="ar191_015" type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0003" n="1035"/>
noch Fauchers friedfertige Reden können den Eindruck verwischen, welchen diese Anklagen auf die ganze offizielle Welt von Thiers bis zu Barrot, von Louis Philipp bis zu Louis Napoleon verworfen. Alle sind &#x201E;blamirt&#x201C;. Sogar der Kaiser von Rußland kömmt nicht rein weg. Er hat sich an der Geschichte von 1839 und 1840 betheiligt, wie dies aus der Intervention des Herrn von Medèm hervorgeht, und Herr Sarrut verweist auf den damaligen Moniteur Genug, nach des Herrn von Mallevilles Versicherung ist der Aktenstoß noch da; er ist in sicherem Gewahr, unter Schloß, Riegel und Siegel, und vielleicht erfahren wir später mehr davon. Für den Augenblick nehmen wir zu Akten 1) den Brief Napoleons, der sich in der &#x201E;Patrie&#x201C; jetzt ganz mitgetheilt findet und 2) den Brief Sarruts in Bezug auf das Verschwinden der ihn betreffenden Aktenstücke. Der erste Brief bezieht sich auf die Cartons, welche Napoleon von Malleville zurückverlangt, und den wir bereits stückweise, wie derselbe ins Publikum nach und nach gekommen, mitgetheilt haben.</p>
          <p>Derselbe lautet in seinem Zusammenhange folgendermaßen:</p>
          <p>Eliseum, den 27. Dez.</p>
          <p>Herr Minister!</p>
          <p>&#x201E;Ich habe den Polizeipräfekten gefragt, ob er nicht manchmal Berichte über die Diplomatie erhalte; er hat mir bejahend geantwortet und hinzugefügt, daß er Ihnen gestern die Kopie einer Depesche über Italien zugesandt habe. Die Depeschen, wie Sie begreifen werden, müssen mir zugeschickt werden, und ich muß Ihnen meine Unzufriedenheit über Ihre Verzögerung, mir sie mitzutheilen, aussprechen. Ich bitte Sie ebenfalls, mir die 16 Kartons zu schicken, die ich Ihnen abverlangt habe: ich will sie Donnerstag haben.</p>
          <p>Ich kann ferner nicht damit einverstanden sein, daß der Minister des Innern die Artikel redigiren will, die mich persönlich betreffen: dies geschah nicht unter Louis Philipp und das darf nicht sein. Auch habe ich seit einigen Tagen keine telegraphische Depeschen erhalten, überhaupt merke ich, daß die Minister, die ich ernannt habe, mich behandeln wollen, als ob die famöse Konstitution von Sieyès noch in Kraft wäre; aber ich werde es nicht dulden.</p>
          <p>Empfangen Sie, Herr Minister etc.</p>
          <p><hi rendition="#g">Bonaparte</hi>.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar191_016" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>P.P.</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Ich vergaß, Ihnen zu sagen, daß zu St. Lazarre noch 80 Frauen festsitzen, von denen eine einzige nur vor das Kriegsgericht gestellt ist. Sagen Sie mir, ob mir das Recht zusteht, sie in Freiheit setzen zu lassen; in diesem Falle werde ich gleich die nöthigen Befehle dazu geben.&#x201C;</p>
          <p>Die Auflösung ist in der Kammer, sie ist im Ministerium, weil die Auflösung in Napoleon ist. Die Auflösung in Napoleon ist aber weiter nichts als die Lösung der in Napoleon enthaltenen, verschiedenen Theile; und diese Lösung hat bereits begonnen mit der Ablösung des napoleonischen, des kaiserlichen Goldgehalts, wie er sich in der Boulogner Geschichte kund that, und wie er den andern Elementen Napoleons beigemischt ist. Dieser napoleonische Goldgehalt, der Name Napoleon, welcher die Kette, das bindende Element war, unter denen die andern Stoffe zusammen traten, ist frei geworden, hat sich gelöst, und die Folgen liegen klar da. So sehr der &#x201E;National&#x201C; einerseits erfreut ist über die heutige Scene in der Kammer, so fürchtet er die Rückwirkung davon auf die Auflösung der Kammer. Letztere wird von allen Seiten gedrängt, auseinanderzugehen. Der National, dem von seinen Plätzen in der Regierung nichts geblieben, als die Bänke in der Kammer, fürchtet für die letzten Reste seiner Existenz.</p>
          <p>Wie sehr dieselbe aber bedroht ist, geht daraus hervor, daß in den Bureaus der Deputirtenkammer, wo die Unterrichtsfrage besprochen wurde, Hr. Achilles Fould sich weigerte, an den Arbeiten der Kommission Theil zu nehmen, weil dieselben nur dazu dienen könnten, durch die Dauer, welche sie erheischten, die Dauer der Kammer zu verlängern. Nur durch die Auflösung der Kammer könne das &#x201E;gestörte Zutrauen und der gestörte Kredit&#x201C; zurückkehren.</p>
          <p>Also Napoleon hat auch den Kredit nicht wiedergebracht, so wenig wie vor Napoleon Cavaignac, so wenig wie vor Cavaignac die exekutive Kommission, und so wenig wie vor der Kommission die Kammer. Von der Kammer im April hoffte Fould die Rückkehr des Kredits; jetzt hält er an der Auflösung derselben, nachdem er durch alle Vermittlungen durchgezogen ist. Die Bourgeoisie hat den Kopf verloren, mit ihren beständigen Vertröstungen auf die Rückkehr des Kredits. Barrot steht verlassen da, aber unerschütterlich wie einer, und sein treues Organ, das Siecle, beklagt sich über Thiers und Mole, die sich aufsparen wollten für eine künftige Restauration. Haltet Euch nur ministeriell rein, Thiers und Mole, wie Ihr es thatet vor dem Sturze Guizots, als Ihr so sorgfältig vermiedet, Euch in Banketts einzulassen. Heute halten wir wieder am 24. Febr., d. h. an Odilon-Barrot, demselben Manne, der Louis Philipps letztes Rekursmittel war. Aber wir gehen rückwärts in der Geschichte; vor Barrot am 23. Febr. halten, nun dann halten wir wieder am Volke, an der neuen Februarrevolution, die Alles hinwegspült, was an die alte Geschichte erinnert.</p>
          <p>Die Visite Marrasts, versichern die Debats, hat einen spontanen Charakter; der Präsident hat ihn nicht gerufen; sondern er ist aus freien Stücken zu ihm hingegangen, um ihm unter Bedingung die Stütze des Nationals anzubieten. Der Präsident soll sich geweigert haben, darauf einzugehen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar191_017" type="jArticle">
          <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 5. Januar.</head>
          <p>Bilanz Frankreichs.</p>
          <p>Die sogenannte Kleinbourgeoisie, von der die liberalen wie die republikanischen Ideologen ein Aufhebens machen, als vermochte sie allein wie ein Atlas die Himmelssäulen der Republik Frankreich zu tragen, besteht also, beim Licht beschaut, aus nicht mehr als 1 1/2 Millionen Bürger, d. h. etwa nur 300-320,000 Familien, die in einer halben Gchäbigkeit herumwandeln, aber von Schulden verfolgt wie die Maus von der Katze. Diese Säulen sind äußerst zerbrechlich, wehe einer Republik, die sich nur auf sie stützt. Die kleine Bourgeosie zahlt eine meist zwischen 50 und 199 Fr. fallende Abgabe.</p>
          <p>Kategorie 4 und 5: Wohlergehen und Reichthum, aber nicht mehr als 770,000 Individuen. Das ist traurig, aber es ist wahr.</p>
          <p>In den glücklichen Regierungszeiten Louis XVIII. und Karl X., d. h. der lieblichen Restauration, in der die Nation sich aber ganz und gar nicht restaurirt hat, gaben diese Kategorien dem Lande 92-107,000 Wähler; in Louis Philipps Zeit stieg ihre Summe auf 166 und 238,000. Lächerlich wäre es, wollte man Reichthum und Wohlergehen anderswo suchen. Außer den 171,000 Wählern von 1835 waren unter den 770,000 Leuten dieser Kategorien, woraus die Familienkreise jener 171 tausend Wähler bestanden, noch andre Bürger, die nicht politische Rechte übten wegen ihres Alters oder sonst einer Ursache; wir wollen also gerecht sein und von den 770,000 Glücklichen abziehen:</p>
          <p rendition="#et">1. die Kinder unter 9 Jahren, etwa 1/6;<lb/>
2. die Mädchen und Knaben von 9-20 Jahren, etwa 1/5;<lb/>
3. vom Reste die Frauen, etwa 1/2.</p>
          <p>Was denn 240,000 als Summe der Bürger zwischen 21 und 80 Jahren giebt, mit andern Worten, nur 240,000 Männer regierten das 33 Mill. zählende französische Volk. Man kann nämlich nicht sagen, daß die reichen Frauen und die Kinder der Reichen regiert haben.</p>
          <p>Es tummelten sich also auf unserm Boden 240,000 Herren zu Fuß, Pferde und Wagen, denen die übrigen Franzosen und Französinnen dienten. Diese 240,000 Herren, von 20 bis 80 Jahren, kommandirten als reiche, frei sich bewegende Personen, die Börse, die Bank, die Großindustrie, die Oberämter, das große Eigenthum in Stadt und Ländereien, die Rente des Staats; diese 240,000 waren die wahrhaft &#x201E;goldene Schaar&#x201C; und regierten mit Gold und Flinten wie ihre Vorfahren schon vor Jahrhunderten. Sie hatten fette Pfründen ohne Arbeit und das gefiel ihnen, scheint es, gar herrlich.</p>
          <p>Uebrigens ist die Summe der schuldenfreien Personen dieser Kategorie geringer, als man wähnen möchte. Und nur 531 zu Paris, nur 4253 im ganzen Lande, war die Summe der 2000 à 7000 Fr. betragenden Abgabesätze, so daß nur 3000 schuldenlose wahrhaft Reiche existirten unter 33 Millionen Franzosen, oder Ein Reicher auf 11,000 Nichtreiche. Ist das nicht malthusianisch erbaulich? Louis Philipp nannte das ein wachsendes Wohlergehen. Dies Wachsthum war etwas langsam, aber immer noch reißend schnell genug in den Augen des Malthusianer Thiers, der sich glücklich schätzt, wenn er Frankreich wieder auf dem Punkte angelangt sieht, wo die Miethen in den Häusern des Boulevard zwischen Madelenenkirche und Chaussee d'Antin nicht unter 5000 Fr. sinken. Hienach bemißt ein Thiers den Wohlstand der Nation Was soll man mit Leuten dieses Schlages anfangen?</p>
          <p>Wenden wir uns zum beweglichen Eigenthum, welches freilich bisher nur sehr unvollständig taxirt wurde. Indessen ergeben die Statistiken, daß 1835 die durch Erbschaft, Schenkung und Abtretung übertragenen beweglichen und unbeweglichen Güter 2,474,177,592 Fr. betrugen, nämlich die Immobilien:</p>
          <table>
            <row>
              <cell> durch Erbschaft 989,953,683 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>durch Schenkung 235,333,999 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>durch Abtreten 1,248,889,949 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Total 2,474,177,592 Fr.</cell>
            </row>
          </table>
          <p>ferner Mobilien:</p>
          <table>
            <row>
              <cell>durch Erbschaft 559,572,591 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>durch Schenkung 283,735,053 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>durch Abtreten 407,159,763 Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Total 1,250,187,107 Fr.</cell>
            </row>
          </table>
          <p>Wobei zu erwähnen, daß die zwei Milliarden Immobilien und die Milliarde Mobilien etwa den Durchschnittsbelauf der Totaltransmissionen beider Arten von Eigenthum während des Jahrzehnts 1825 bis 1835 darstellen. Die thörichte Spießbürgerlichkeit der jetzigen Generation ärgert sich gelb und grun, wenn der Socialphilosoph ihrem Besitzbestande in die Karte schaut, sie nennt das eine abscheuliche Naseweisheit. Warum schimpft sie nicht auch naseweis die Chirurgen und Aerzte, welche, den Patienten untersuchend, das Inventarium seiner Gebrechlichkeiten und Gebrechen, die Juristen, welche des Angeklagten Lebenswandel und Verbrechen zu Papier nehmen? Wahrhaftig, je mehr man sich mit dieser unerquicklichen, verd<gap reason="illegible"/>eyten, abergläubischen Generation, die den Uebergang hergiebt zu einer bessern zukünftigen, herumschlagen muß, desto ekelhafter wird sie dem Beobachter. Indessen er darf den hohen Muth nicht verlieren. Und so denn frisch aufs Neue her zum Werke.</p>
          <p>Man könnte meinen, nach obigen Ziffern betrüge der Werth der Mobilien etwa die Hälfte der Immobilien. Dazu wäre erforderlich, daß diese wie jene gleich schnell von Hand zu Hand gingen. (Im J. 1840 schloß man 5 1/2 Million Notariatsakte und Kaufkontrakte.) Folglich wäre der Totalwerth der Mobilgüter 22 bis 24,000 Millionen, laut den Berechnungen der Statistiker, die die Immobilgüter auf 45 bis 48,000 Millionen abschätzen.</p>
          <p>Aber das deucht uns ganz verkehrt; wir meinen im Gegentheil, der Werth der Mobilien sei weit größer, als der der Immobilien. Der Reichthum eines Landes besteht im nackten Boden und den Appropriationen dieses Bodens, letztere wachsen ins Unendliche, denn sie umfassen alle Arbeitsfrüchte des Menschen. Gesetzbuch und Fiskus unterscheiden aber unter den Arbeitsprodukten; sie nennen Immobilien nicht nur den nackten Boden, sondern auch die Häuser, und der Werth der Bodenprodukte und der Betrag der Hausmiethe sind in den Augen des Gesetzkundigen Immobileinkünfte für die Besitzenden. Sobald jedoch der Besitzende nicht direkt sein Feld bestellt, und sein Haus mit dem Recht der Untervermiethung vermiethet, sobald der Besitzende einen Pächter oder Untervermiether hat, dann thut sofort, in den Augen des Gesetzes, eine ganz andre Reihe von Thatsachen sich auf. Z. B. ein Grundbesitzer vermiethet für 10,000 Fr. an einen Pächter ein grundsteuerloses Landstück, oder ein städtischer Eigenthümer vermiethet ein grundsteuerfreies Haus um 5000 Fr. mit dem Recht des Untervermiethens, dann bedeuten jene Summen die Rente des immobilen Pachtlandes, des immobilen Hauses. Zieht jedoch der Pächter und der Untermiether 1000 Fr. oder 500 Fr. Gewinnst, dann ist diese neue Summe ein Gewinnst für diese neuen Ausbeutenden, und zwar ein Gewinnst von Mobilien, als ein Produkt der Industrie des Pächters und Untermiethers. Wir sagen also:</p>
          <p>Die Mobilienwerthe bestehen in: 1. Gewinnsten aus Vermiethungen aller Art; 2. Gewinnsten aus Wiederverkauf, Wiedervermiethung, wodurch ein neues Kapital entsteht, was man fonds de commerce nennt und dessen ungeheure Wichtigkeit im Handel anerkannt ist, besonders in Städten; 3. Gewinnsten des Großhandels und der Fabriken; 4. Gewinnsten des Geldhandels, d. h. Wechselns, der Bank, der dem Staat vorgestreckten Gelder; 5. Gewinnsten der Kapitale die in Kommandite, in eine Unternehmung gesteckt sind: in Bergwerke, Eisenbahnen, Industrie u. s. w. Endlich Gewinnste aus Kapitalen die in Staatsrenten, Hypotheken u. dgl. niedergelegt sind.</p>
          <p>Klar ist, daß in der Blüthezeit des Handels und der Industrie, das diese Gewinnste vorstellende Kapital sich in kolossalen Summen entfaltet. Noch gehören dazu die Werthe der Kleidungen, Hausgeräthe, Arbeitsinstrumente der Miethenden, die Kunstgegenstände, Bibliotheken, kurz alles was nicht speziell immobiles Eigenthum ist. Ferner die Honorare der s. g. freien Professionen, die Gehälter der Beamten, Direktoren, Contremaitres u. s. w. Man darf also auf zehn Milliarden über den Immobilreichthum, den Mobilarreichthum in blühenden Epochen taxiren. Und auch das ist noch zu wenig.</p>
          <p>Die reichern Grundherrn sind fast jedesmal auch die reicheren Mobilbesitzer und umgekehrt. Denn um Kapital zu erzeugen, d. h. den Sparpfennig bei Seite legen zu können Jahr für Jahr, nachdem man das Nothwendige und das Angenehme und den Luxus sogar befriedigt hat, dazu muß man mehr als man eben gebraucht, besitzen. Der reiche Grundeigenthümer weiß daher sein Spargeld in Staatsrenten, Hypotheken, Kommanditen u. s. w. anzulegen, oder in Industrieaktien (als &#x201E;Portefeuillekapital&#x201C;); anderseits immobilisirt nicht selten der reiche Kapitalist seinen Ueberschuß in Grundstücken die er für billigen Preis einem halbtodten Besitzer abschacherte oder sonst wie ersteht.</p>
          <p>Schon kommen ganze Aktenstöße erschlichener und erlogener Petitionen um schleuniges Auflösen der Nationalassemblée aus den entlegenen Provinzen an. Doch bezeigt mindestens die Halbscheid der Assemblée keine Neigung in diesem Augenblick dazu. &#x2014; Die Unterminirung des offiziellen Bodens geht rüstiger als je; seitdem die Tyrannen wieder die Februarerrungenschaften von außen her abnagen, schlägt die Flamme nach innen. Dem &#x201E;Verein der Polenfreunde&#x201C;, dessen ich erwähnte, und worin viele Montagnemitglieder, tritt das Comite des deutschen pariser Vereins bei; desgleichen des unter Pierre Leroux's Vorsitz sich konstituirenden &#x201E;Propagandavereins für ganz Europa&#x201C;. Bei letzterm betheiligt sich Proudhon mit allen seinen Mitredactoren des &#x201E;Peuple&#x201C; und die Klubspräsidenten. Unterweilen rast die Reaktion und mancher ihrer Giftpfeile trifft; z. B. ist Dameth, Chef der Solidaritätsassociation und Professor socialer Volksvorträge, trotz aller Legalität so eben &#x201E;als geheimer Spieler&#x201C; in Ermanglung anderer Gesetzparagraphen zu 3 Monaten und 800 Fr. verurtheilt worden, weil er eine öffentliche Lotterieausspielung von Kunstsachen im Klub zu Gunsten der Junigefangenen hielt. &#x2014; Aber Muth, die Vergeltung naht!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar191_018" type="jArticle">
          <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 7. Jan.</head>
          <p>Das demokratische Polen-Comité von Paris hat durch seinen &#x201E;Klub Polski&#x201C; abermals seine Sympathie für uns in einem Briefe an die fourieristische Demokratie pacifique bezeugt; &#x201E;Bürger Redakteur, wir kommen, mit Schmerz und Theilnahme ein Wort zu sprechen zum Gedächtniß des deutschen Freiheitsmärtyrers Robert Blum. Das Sachsenvolk, unser alter Freund, ist auch durch die Wiener Verträge gekränkt worden. Wir haben jetzt keine Thränen, aber wohl unser Blut zu vergießen auf dem Grabe des Gemordeten und legen diesen Immortellenkranz auf ihn nieder. <hi rendition="#g">Szarycinski;</hi> Marcellus <hi rendition="#g">Szuchorsky,</hi> Sekretär.&#x201C;</p>
          <p>Die &#x201E;Demokratie pacifique&#x201C; hat zu frühern Beiträgen für Blum's Familie so eben wieder 25 Francs erhalten. Das in französische Verse (von Herrn <hi rendition="#g">Woinez</hi>) übersetzte Gedicht auf Blum's Tod macht bei den Banketten große Wirkung, viel gefällt die Strophe:</p>
          <lg type="poem">
            <l>Mais patience! l'heure à la fin sonnera,</l><lb/>
            <l>Où sur l'autel voilé de noir, la vengeresse</l><lb/>
            <l>Des larmes et du sang des traitres se teindra,</l><lb/>
            <l>A son tour, sans pitié pour leur scélératesse,</l><lb/>
            <l>Et ce moment sauveur, le temps l'apportera &#x2026;</l><lb/>
          </lg>
        </div>
        <div xml:id="ar191_019" type="jArticle">
          <head>Paris, 7. Januar.</head>
          <p>Der &#x201E;Moniteur&#x201C; bringt endlich eine offizielle Darstellung der Schulrevolte in Saint Cyr, in Folge deren 72 Schüler ihren resp. Regimentern einverleibt wurden. Aus diesem Aktenstück geht hervor, daß der Oberst jener berühmten Militairschule durch sein barsches Benehmen die allgemeine Empörung in der Nacht vom 19 zum 20. Dezbr. hervorgerufen hatte. Die Verstoßung jener 72 Schüler ist übrigens nur provisorisch und sollen sie bei guter Führung und verdoppeltem Fleiß wieder in ihre Grade eingeführt werden können.</p>
          <p>&#x2014; Wir meldeten gestern, daß starke Truppenabtheilungen nach den Batignolles und Bercy dirigirt wurden, um die Weinhändler zur Ordnung zu zwingen, welche ihre Vorräthe nicht mehr von den Zoll- oder Douanen-Beamten durchsuchen lassen wollten. Die Morgenblätter bringen lange Details über jene Vorfälle. Aus ihnen geht hervor, daß die Ankunft der Truppen, der Anblick der Bajonnette eine furchtbare Gährung hervorrief und die Erbitterung statt zu beschwichtigen sehr steigerte. Der Präfekt, der Prokurator der Republik, umgeben von seinen Substituten und dem Untersuchungsrichter begaben sich an Ort und Stelle und fragten die erbitterte Bevölkerung, warum sie sich empöre? Wir wollen kein Exercice (Recht des Zollbeamten, zu jeder Stunde in die Keller und sonstigen Privatgebäulichkeiten zu dringen) mehr dulden, weil es unmenschlich; sondern wir wollen die Weinsteuer per Abonnement (in Pausch und Bogen) bezahlen. Als der Präfekt und der Untersuchungsrichter ihnen bedeutete, daß sie dafür nicht den Weg der Rebellion, sondern den Weg der Petition hätten einschlagen sollen, so rief die Menge: Wir haben schon zu oft petitionirt, aber niemals bekamen wir Antwort. Wir schlossen daher unsere Magazine und verweigerten die Inventarisirung unserer Vorräthe, bis unsere Anträge gehört würden.</p>
          <p>Der Prokurator stellte ihnen vor, daß die Weinsteuer die Hauptquelle der Pariser Gemeindeeinkünfte bilde, welche gerade jetzt mehr als jemals in Anspruch genommen würden und daß man sich wenigstens vorläufig noch der Ausübung des Exercice's unterwerfen solle. Die anderen Punkte sollten sofort gehörigen Orts geregelt werden. Zureden hilft, sagt das Sprüchwort und die Menge gestattete, daß die Steuer- oder Thorzollbeamten unter dem Schutz der Bajonnette die Inventarisirung vornehmen durften. Aber viele Thüren mußten gesprengt werden, mancher Weinhändler war nicht zu Hause und arge Verletzungen des Eigenthums sind verübt worden, welche große Erbitterung nach sich ziehen werden. Die Truppen sind zwar gegen 6 Uhr Abends wieder heimgekehrt, ohne daß Blut geflossen wäre; aber eine unbeschreibliche Gährung herrscht vor den Barrieren unter den dortigen Kleinbürgern, deren Haupterwerbszweig der Weinbetrieb ist und deren Klagen das Ministerium früher oder später anhören muß, so sehr es sich auch bei der allgemeinen Finanznoth gegen jede Verringerung der Staatseinnahme stemmen möge.</p>
          <p>&#x2014; Proudhon, der lebensgefährlich am hitzigen Fieber darnieder lag, ist in der Genesung begriffen. Sein Journal &#x201E;Le Peuple&#x201C; zeigt an, daß er bald wieder den Sitzungen der Nationalversammlung beiwohnen werde.</p>
          <p>&#x2014; Von den Februarministern Louis Philipps haben bereits fünf ihre Karte beim Präsidenten Bonaparte abgegeben.</p>
          <p>&#x2014; In den Ministerien wird ein Plan zur Aenderung des gesammten Postwesens ausgearbeitet.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Spanien.</head>
        <div xml:id="ar191_020" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Madrid, 1. Jan.</head>
          <p>In Katalonien müssen die Dinge jedenfalls ernst stehen, denn die Generäle Lersundi und Galiano verlangen, ersetzt zu sein.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Großbritannien.</head>
        <div xml:id="ar191_021" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 6. Januar.</head>
          <p>Der 5 Januar hat uns wie gewöhnlich die Staatsrechnungsablage und die Ex- und Importlisten des Handelsamts gebracht. In wenigen Zahlen finden wir darin die Resultate des Staatshaushaltes und des ganzen britischen Handels zusammengedrängt. Nach den großen Ereignissen des vergangenen Jahres sind diese Aufstellungen von ungewöhnlichem Interesse. In den Staatsausgaben und Einnahmen sind freilich durch die zurückhaltende Stellung, welche England dem Kontinente gegenüber beibehielt, wenig Veränderungen vorgegangen und der Einfluß, den die Abschaffung der Korngesetze auf die Staatseinnahme hatte, dürfte daher einzig und allein einer ausführlichern Besprechung werth sein. Anders ist es mit den Export- und Importlisten des Handels, die recht eigentlich die Vergangenheit wiederspiegeln und natürlich zu den verschiedensten Reflektionen Anlaß geben. Beschäftigen wir uns zuerst mit der Staatsrechnungsablage.</p>
          <p>Wir können uns darüber sofort die deutlichste Idee machen, wenn wir die Resultate des 5. Januars von 1846 bis 1849 miteinander vergleichen, denn wie unsern Lesern bekannt ist, wurden in dieser Periode die jüngsten, großen kommerziellen und Finanz-Maßregeln des Staates getroffen. Diese vergleichende Aufstellung wäre wie folgt:</p>
          <table>
            <row>
              <cell> Einnahmen des Staates in 1845 L. 50,508,887</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Einnahmen des Staates in 1846 L. 47 656,161</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Einnahmen des Staates in 1847 L. 48,684,418</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Einnahmen des Staates in 1848 L. 47,616,878</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Einnahmen des Staates in 1849 L. 48,492,583</cell>
            </row>
          </table>
          <p>Es geht also daraus hervor, daß die Einnahme bis 1849 im Vergleich mit der von 1845 um 2 Millionen abgenommen hat, daß sich dagegen im Vergleich mit 1848 eine Zunahme von etwas mehr als einer halben Million zu Gunsten des Jahres 1849 herausstellt. Die Details dieser Zunahme beruhen in den Customs und in der Excise, indem für Eingangsrechte 914,062 L.; für Excise 1,101,394 L. mehr eingingen. Der Stempel verringerte sich dagegen um 848,698; ein Umstand der dadurch leicht zu erklären ist, daß der Handel überhaupt, namentlich aber die Spekulation in Eisenbahnen im vergangenen Jahre abnahm. Die Einkommensteuer ist um 103,436 L. kleiner, was an und für sich eine geringfügige Summe ist, die aber nichts destoweniger beweißt, daß die Handelskrise und die darauf folgenden Ereignisse einen gewissen Einfluß auf die zahlungsfähigen Individuen der Mittelklasse hatten. Die Post-Einnahme fiel um 88,000 L., was sich aus denselben Gründen erklärt.</p>
          <p>Wenn man die Abnahme von der Zunahme abzieht, so stellt sich indeß wie gesagt, doch noch ein Saldo von 1/2 Million zu Gunsten von 1849 heraus, und es versteht sich von selbst, daß man dieses Resultat auf's freudigste willkommen heißt; namentlich in einem Augenblick, wo die Einnahme anderer Staaten sich so gewaltig verringert.</p>
          <p>Die Freihandelspartei sieht in diesem Steigen der Einnahme nur eine Rechtfertigung der getroffenen Finanz- und Handelsmaßregeln, während die Protektionisten mit vollem Rechte darauf aufmerksam machen, daß diese ganze Zunahme durch die Mehreinfuhr von Korn hervorgebracht wird, welche freilich zum Nachtheil der britischen Agrikultur trotz der verringerten Einfuhrzölle, dem Staate mehr als sonst einbrachte.</p>
          <p>Interessanter als die Details der Staatsrevenue sind die Listen des Handelsamts, deren Resultate sich in folgender Aufstellung resümiren:</p>
          <table>
            <row>
              <cell> Export für 11 Monate bis 5. Dez. 1846 47,579,413 L.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Export für 11 Monate bis 5. Dez. 1847 47,345,354 L.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>Export für 11 Monate bis 5. Dez. 1848 42,158,194 L.</cell>
            </row>
          </table>
          <p>Der Export britischer Manufakturen u. s. w. verringerte sich also im letzten Jahre um reichlich 5 Millionen, eine Abnahme, die natürlich in dem aufgeregten Zustande des Kontinents während der Monate Februar bis Oktober ihren besten Grund hat. Nicht vergessen muß man indeß, daß die Geldkrise von 1847 dieser Abnahme des Unternehmungsgeistes schon bedeutend vorgearbeitet hatte, und daß, selbst wenn alles auf dem Kontinente ruhig geblieben wäre, die Summe des Exports von 1848 schwerlich die der frühern Jahre erreicht haben würde.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar191_022" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 6. Januar.</head>
          <p>Nach dem &#x201E;Mining Journal&#x201C; ergiebt sich aus einer Vergleichung der <hi rendition="#g">Eisen-</hi> Produktion und Konsumtion im 18. und 19. Jahrhundert, daß Großbritannien produzirte:</p>
          <table>
            <row>
              <cell> im Jahr 1730 17,000 Tonnen à 1015 Kil.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>1788 68,000 Tonnen</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>1827 690,000 Tonnen</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>1839 950,000 Tonnen</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>1845 1,550,000 Tonnen</cell>
            </row>
          </table>
          <p>Ungefähr der dritte Theil der ganzen Produktion wird ausgeführt.</p>
          <p>Beinahe ebenso überraschend ist die Abnahme des Preises oder der Produktionskosten.</p>
          <p>Der Preis einer Tonne Gußeisen verhielt sich in den Jahren 1826, 1827 und 1848 wie die Zahlen 88, 58, 39, so daß der Preis im vorigen Jahre unter die Hälfte desjenigen von 1827 gefallen war.</p>
          <p>Der Werth der britischen Eisenproduktion kommt, wenn die Verarbeitung zu geschmiedetem Eisen inbegriffen ist, der jährlichen Ausbeute aller Gold- und Silbergruben Amerika's gleich.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar191_023" type="jArticle">
          <head>Rom, 29. Dezbr.</head>
          <p>Heute erließ die oberste Junta folgendes Dekret: 1) die Session der gesetzgebenden Staatskörper ist geschlossen; 2) während der Vacanz bleibt die von der Deputirten
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1035/0003] noch Fauchers friedfertige Reden können den Eindruck verwischen, welchen diese Anklagen auf die ganze offizielle Welt von Thiers bis zu Barrot, von Louis Philipp bis zu Louis Napoleon verworfen. Alle sind „blamirt“. Sogar der Kaiser von Rußland kömmt nicht rein weg. Er hat sich an der Geschichte von 1839 und 1840 betheiligt, wie dies aus der Intervention des Herrn von Medèm hervorgeht, und Herr Sarrut verweist auf den damaligen Moniteur Genug, nach des Herrn von Mallevilles Versicherung ist der Aktenstoß noch da; er ist in sicherem Gewahr, unter Schloß, Riegel und Siegel, und vielleicht erfahren wir später mehr davon. Für den Augenblick nehmen wir zu Akten 1) den Brief Napoleons, der sich in der „Patrie“ jetzt ganz mitgetheilt findet und 2) den Brief Sarruts in Bezug auf das Verschwinden der ihn betreffenden Aktenstücke. Der erste Brief bezieht sich auf die Cartons, welche Napoleon von Malleville zurückverlangt, und den wir bereits stückweise, wie derselbe ins Publikum nach und nach gekommen, mitgetheilt haben. Derselbe lautet in seinem Zusammenhange folgendermaßen: Eliseum, den 27. Dez. Herr Minister! „Ich habe den Polizeipräfekten gefragt, ob er nicht manchmal Berichte über die Diplomatie erhalte; er hat mir bejahend geantwortet und hinzugefügt, daß er Ihnen gestern die Kopie einer Depesche über Italien zugesandt habe. Die Depeschen, wie Sie begreifen werden, müssen mir zugeschickt werden, und ich muß Ihnen meine Unzufriedenheit über Ihre Verzögerung, mir sie mitzutheilen, aussprechen. Ich bitte Sie ebenfalls, mir die 16 Kartons zu schicken, die ich Ihnen abverlangt habe: ich will sie Donnerstag haben. Ich kann ferner nicht damit einverstanden sein, daß der Minister des Innern die Artikel redigiren will, die mich persönlich betreffen: dies geschah nicht unter Louis Philipp und das darf nicht sein. Auch habe ich seit einigen Tagen keine telegraphische Depeschen erhalten, überhaupt merke ich, daß die Minister, die ich ernannt habe, mich behandeln wollen, als ob die famöse Konstitution von Sieyès noch in Kraft wäre; aber ich werde es nicht dulden. Empfangen Sie, Herr Minister etc. Bonaparte. P.P. Ich vergaß, Ihnen zu sagen, daß zu St. Lazarre noch 80 Frauen festsitzen, von denen eine einzige nur vor das Kriegsgericht gestellt ist. Sagen Sie mir, ob mir das Recht zusteht, sie in Freiheit setzen zu lassen; in diesem Falle werde ich gleich die nöthigen Befehle dazu geben.“ Die Auflösung ist in der Kammer, sie ist im Ministerium, weil die Auflösung in Napoleon ist. Die Auflösung in Napoleon ist aber weiter nichts als die Lösung der in Napoleon enthaltenen, verschiedenen Theile; und diese Lösung hat bereits begonnen mit der Ablösung des napoleonischen, des kaiserlichen Goldgehalts, wie er sich in der Boulogner Geschichte kund that, und wie er den andern Elementen Napoleons beigemischt ist. Dieser napoleonische Goldgehalt, der Name Napoleon, welcher die Kette, das bindende Element war, unter denen die andern Stoffe zusammen traten, ist frei geworden, hat sich gelöst, und die Folgen liegen klar da. So sehr der „National“ einerseits erfreut ist über die heutige Scene in der Kammer, so fürchtet er die Rückwirkung davon auf die Auflösung der Kammer. Letztere wird von allen Seiten gedrängt, auseinanderzugehen. Der National, dem von seinen Plätzen in der Regierung nichts geblieben, als die Bänke in der Kammer, fürchtet für die letzten Reste seiner Existenz. Wie sehr dieselbe aber bedroht ist, geht daraus hervor, daß in den Bureaus der Deputirtenkammer, wo die Unterrichtsfrage besprochen wurde, Hr. Achilles Fould sich weigerte, an den Arbeiten der Kommission Theil zu nehmen, weil dieselben nur dazu dienen könnten, durch die Dauer, welche sie erheischten, die Dauer der Kammer zu verlängern. Nur durch die Auflösung der Kammer könne das „gestörte Zutrauen und der gestörte Kredit“ zurückkehren. Also Napoleon hat auch den Kredit nicht wiedergebracht, so wenig wie vor Napoleon Cavaignac, so wenig wie vor Cavaignac die exekutive Kommission, und so wenig wie vor der Kommission die Kammer. Von der Kammer im April hoffte Fould die Rückkehr des Kredits; jetzt hält er an der Auflösung derselben, nachdem er durch alle Vermittlungen durchgezogen ist. Die Bourgeoisie hat den Kopf verloren, mit ihren beständigen Vertröstungen auf die Rückkehr des Kredits. Barrot steht verlassen da, aber unerschütterlich wie einer, und sein treues Organ, das Siecle, beklagt sich über Thiers und Mole, die sich aufsparen wollten für eine künftige Restauration. Haltet Euch nur ministeriell rein, Thiers und Mole, wie Ihr es thatet vor dem Sturze Guizots, als Ihr so sorgfältig vermiedet, Euch in Banketts einzulassen. Heute halten wir wieder am 24. Febr., d. h. an Odilon-Barrot, demselben Manne, der Louis Philipps letztes Rekursmittel war. Aber wir gehen rückwärts in der Geschichte; vor Barrot am 23. Febr. halten, nun dann halten wir wieder am Volke, an der neuen Februarrevolution, die Alles hinwegspült, was an die alte Geschichte erinnert. Die Visite Marrasts, versichern die Debats, hat einen spontanen Charakter; der Präsident hat ihn nicht gerufen; sondern er ist aus freien Stücken zu ihm hingegangen, um ihm unter Bedingung die Stütze des Nationals anzubieten. Der Präsident soll sich geweigert haben, darauf einzugehen. 17 Paris, 5. Januar. Bilanz Frankreichs. Die sogenannte Kleinbourgeoisie, von der die liberalen wie die republikanischen Ideologen ein Aufhebens machen, als vermochte sie allein wie ein Atlas die Himmelssäulen der Republik Frankreich zu tragen, besteht also, beim Licht beschaut, aus nicht mehr als 1 1/2 Millionen Bürger, d. h. etwa nur 300-320,000 Familien, die in einer halben Gchäbigkeit herumwandeln, aber von Schulden verfolgt wie die Maus von der Katze. Diese Säulen sind äußerst zerbrechlich, wehe einer Republik, die sich nur auf sie stützt. Die kleine Bourgeosie zahlt eine meist zwischen 50 und 199 Fr. fallende Abgabe. Kategorie 4 und 5: Wohlergehen und Reichthum, aber nicht mehr als 770,000 Individuen. Das ist traurig, aber es ist wahr. In den glücklichen Regierungszeiten Louis XVIII. und Karl X., d. h. der lieblichen Restauration, in der die Nation sich aber ganz und gar nicht restaurirt hat, gaben diese Kategorien dem Lande 92-107,000 Wähler; in Louis Philipps Zeit stieg ihre Summe auf 166 und 238,000. Lächerlich wäre es, wollte man Reichthum und Wohlergehen anderswo suchen. Außer den 171,000 Wählern von 1835 waren unter den 770,000 Leuten dieser Kategorien, woraus die Familienkreise jener 171 tausend Wähler bestanden, noch andre Bürger, die nicht politische Rechte übten wegen ihres Alters oder sonst einer Ursache; wir wollen also gerecht sein und von den 770,000 Glücklichen abziehen: 1. die Kinder unter 9 Jahren, etwa 1/6; 2. die Mädchen und Knaben von 9-20 Jahren, etwa 1/5; 3. vom Reste die Frauen, etwa 1/2. Was denn 240,000 als Summe der Bürger zwischen 21 und 80 Jahren giebt, mit andern Worten, nur 240,000 Männer regierten das 33 Mill. zählende französische Volk. Man kann nämlich nicht sagen, daß die reichen Frauen und die Kinder der Reichen regiert haben. Es tummelten sich also auf unserm Boden 240,000 Herren zu Fuß, Pferde und Wagen, denen die übrigen Franzosen und Französinnen dienten. Diese 240,000 Herren, von 20 bis 80 Jahren, kommandirten als reiche, frei sich bewegende Personen, die Börse, die Bank, die Großindustrie, die Oberämter, das große Eigenthum in Stadt und Ländereien, die Rente des Staats; diese 240,000 waren die wahrhaft „goldene Schaar“ und regierten mit Gold und Flinten wie ihre Vorfahren schon vor Jahrhunderten. Sie hatten fette Pfründen ohne Arbeit und das gefiel ihnen, scheint es, gar herrlich. Uebrigens ist die Summe der schuldenfreien Personen dieser Kategorie geringer, als man wähnen möchte. Und nur 531 zu Paris, nur 4253 im ganzen Lande, war die Summe der 2000 à 7000 Fr. betragenden Abgabesätze, so daß nur 3000 schuldenlose wahrhaft Reiche existirten unter 33 Millionen Franzosen, oder Ein Reicher auf 11,000 Nichtreiche. Ist das nicht malthusianisch erbaulich? Louis Philipp nannte das ein wachsendes Wohlergehen. Dies Wachsthum war etwas langsam, aber immer noch reißend schnell genug in den Augen des Malthusianer Thiers, der sich glücklich schätzt, wenn er Frankreich wieder auf dem Punkte angelangt sieht, wo die Miethen in den Häusern des Boulevard zwischen Madelenenkirche und Chaussee d'Antin nicht unter 5000 Fr. sinken. Hienach bemißt ein Thiers den Wohlstand der Nation Was soll man mit Leuten dieses Schlages anfangen? Wenden wir uns zum beweglichen Eigenthum, welches freilich bisher nur sehr unvollständig taxirt wurde. Indessen ergeben die Statistiken, daß 1835 die durch Erbschaft, Schenkung und Abtretung übertragenen beweglichen und unbeweglichen Güter 2,474,177,592 Fr. betrugen, nämlich die Immobilien: durch Erbschaft 989,953,683 Fr. durch Schenkung 235,333,999 Fr. durch Abtreten 1,248,889,949 Fr. Total 2,474,177,592 Fr. ferner Mobilien: durch Erbschaft 559,572,591 Fr. durch Schenkung 283,735,053 Fr. durch Abtreten 407,159,763 Fr. Total 1,250,187,107 Fr. Wobei zu erwähnen, daß die zwei Milliarden Immobilien und die Milliarde Mobilien etwa den Durchschnittsbelauf der Totaltransmissionen beider Arten von Eigenthum während des Jahrzehnts 1825 bis 1835 darstellen. Die thörichte Spießbürgerlichkeit der jetzigen Generation ärgert sich gelb und grun, wenn der Socialphilosoph ihrem Besitzbestande in die Karte schaut, sie nennt das eine abscheuliche Naseweisheit. Warum schimpft sie nicht auch naseweis die Chirurgen und Aerzte, welche, den Patienten untersuchend, das Inventarium seiner Gebrechlichkeiten und Gebrechen, die Juristen, welche des Angeklagten Lebenswandel und Verbrechen zu Papier nehmen? Wahrhaftig, je mehr man sich mit dieser unerquicklichen, verd_ eyten, abergläubischen Generation, die den Uebergang hergiebt zu einer bessern zukünftigen, herumschlagen muß, desto ekelhafter wird sie dem Beobachter. Indessen er darf den hohen Muth nicht verlieren. Und so denn frisch aufs Neue her zum Werke. Man könnte meinen, nach obigen Ziffern betrüge der Werth der Mobilien etwa die Hälfte der Immobilien. Dazu wäre erforderlich, daß diese wie jene gleich schnell von Hand zu Hand gingen. (Im J. 1840 schloß man 5 1/2 Million Notariatsakte und Kaufkontrakte.) Folglich wäre der Totalwerth der Mobilgüter 22 bis 24,000 Millionen, laut den Berechnungen der Statistiker, die die Immobilgüter auf 45 bis 48,000 Millionen abschätzen. Aber das deucht uns ganz verkehrt; wir meinen im Gegentheil, der Werth der Mobilien sei weit größer, als der der Immobilien. Der Reichthum eines Landes besteht im nackten Boden und den Appropriationen dieses Bodens, letztere wachsen ins Unendliche, denn sie umfassen alle Arbeitsfrüchte des Menschen. Gesetzbuch und Fiskus unterscheiden aber unter den Arbeitsprodukten; sie nennen Immobilien nicht nur den nackten Boden, sondern auch die Häuser, und der Werth der Bodenprodukte und der Betrag der Hausmiethe sind in den Augen des Gesetzkundigen Immobileinkünfte für die Besitzenden. Sobald jedoch der Besitzende nicht direkt sein Feld bestellt, und sein Haus mit dem Recht der Untervermiethung vermiethet, sobald der Besitzende einen Pächter oder Untervermiether hat, dann thut sofort, in den Augen des Gesetzes, eine ganz andre Reihe von Thatsachen sich auf. Z. B. ein Grundbesitzer vermiethet für 10,000 Fr. an einen Pächter ein grundsteuerloses Landstück, oder ein städtischer Eigenthümer vermiethet ein grundsteuerfreies Haus um 5000 Fr. mit dem Recht des Untervermiethens, dann bedeuten jene Summen die Rente des immobilen Pachtlandes, des immobilen Hauses. Zieht jedoch der Pächter und der Untermiether 1000 Fr. oder 500 Fr. Gewinnst, dann ist diese neue Summe ein Gewinnst für diese neuen Ausbeutenden, und zwar ein Gewinnst von Mobilien, als ein Produkt der Industrie des Pächters und Untermiethers. Wir sagen also: Die Mobilienwerthe bestehen in: 1. Gewinnsten aus Vermiethungen aller Art; 2. Gewinnsten aus Wiederverkauf, Wiedervermiethung, wodurch ein neues Kapital entsteht, was man fonds de commerce nennt und dessen ungeheure Wichtigkeit im Handel anerkannt ist, besonders in Städten; 3. Gewinnsten des Großhandels und der Fabriken; 4. Gewinnsten des Geldhandels, d. h. Wechselns, der Bank, der dem Staat vorgestreckten Gelder; 5. Gewinnsten der Kapitale die in Kommandite, in eine Unternehmung gesteckt sind: in Bergwerke, Eisenbahnen, Industrie u. s. w. Endlich Gewinnste aus Kapitalen die in Staatsrenten, Hypotheken u. dgl. niedergelegt sind. Klar ist, daß in der Blüthezeit des Handels und der Industrie, das diese Gewinnste vorstellende Kapital sich in kolossalen Summen entfaltet. Noch gehören dazu die Werthe der Kleidungen, Hausgeräthe, Arbeitsinstrumente der Miethenden, die Kunstgegenstände, Bibliotheken, kurz alles was nicht speziell immobiles Eigenthum ist. Ferner die Honorare der s. g. freien Professionen, die Gehälter der Beamten, Direktoren, Contremaitres u. s. w. Man darf also auf zehn Milliarden über den Immobilreichthum, den Mobilarreichthum in blühenden Epochen taxiren. Und auch das ist noch zu wenig. Die reichern Grundherrn sind fast jedesmal auch die reicheren Mobilbesitzer und umgekehrt. Denn um Kapital zu erzeugen, d. h. den Sparpfennig bei Seite legen zu können Jahr für Jahr, nachdem man das Nothwendige und das Angenehme und den Luxus sogar befriedigt hat, dazu muß man mehr als man eben gebraucht, besitzen. Der reiche Grundeigenthümer weiß daher sein Spargeld in Staatsrenten, Hypotheken, Kommanditen u. s. w. anzulegen, oder in Industrieaktien (als „Portefeuillekapital“); anderseits immobilisirt nicht selten der reiche Kapitalist seinen Ueberschuß in Grundstücken die er für billigen Preis einem halbtodten Besitzer abschacherte oder sonst wie ersteht. Schon kommen ganze Aktenstöße erschlichener und erlogener Petitionen um schleuniges Auflösen der Nationalassemblée aus den entlegenen Provinzen an. Doch bezeigt mindestens die Halbscheid der Assemblée keine Neigung in diesem Augenblick dazu. — Die Unterminirung des offiziellen Bodens geht rüstiger als je; seitdem die Tyrannen wieder die Februarerrungenschaften von außen her abnagen, schlägt die Flamme nach innen. Dem „Verein der Polenfreunde“, dessen ich erwähnte, und worin viele Montagnemitglieder, tritt das Comite des deutschen pariser Vereins bei; desgleichen des unter Pierre Leroux's Vorsitz sich konstituirenden „Propagandavereins für ganz Europa“. Bei letzterm betheiligt sich Proudhon mit allen seinen Mitredactoren des „Peuple“ und die Klubspräsidenten. Unterweilen rast die Reaktion und mancher ihrer Giftpfeile trifft; z. B. ist Dameth, Chef der Solidaritätsassociation und Professor socialer Volksvorträge, trotz aller Legalität so eben „als geheimer Spieler“ in Ermanglung anderer Gesetzparagraphen zu 3 Monaten und 800 Fr. verurtheilt worden, weil er eine öffentliche Lotterieausspielung von Kunstsachen im Klub zu Gunsten der Junigefangenen hielt. — Aber Muth, die Vergeltung naht! 17 Paris, 7. Jan. Das demokratische Polen-Comité von Paris hat durch seinen „Klub Polski“ abermals seine Sympathie für uns in einem Briefe an die fourieristische Demokratie pacifique bezeugt; „Bürger Redakteur, wir kommen, mit Schmerz und Theilnahme ein Wort zu sprechen zum Gedächtniß des deutschen Freiheitsmärtyrers Robert Blum. Das Sachsenvolk, unser alter Freund, ist auch durch die Wiener Verträge gekränkt worden. Wir haben jetzt keine Thränen, aber wohl unser Blut zu vergießen auf dem Grabe des Gemordeten und legen diesen Immortellenkranz auf ihn nieder. Szarycinski; Marcellus Szuchorsky, Sekretär.“ Die „Demokratie pacifique“ hat zu frühern Beiträgen für Blum's Familie so eben wieder 25 Francs erhalten. Das in französische Verse (von Herrn Woinez) übersetzte Gedicht auf Blum's Tod macht bei den Banketten große Wirkung, viel gefällt die Strophe: Mais patience! l'heure à la fin sonnera, Où sur l'autel voilé de noir, la vengeresse Des larmes et du sang des traitres se teindra, A son tour, sans pitié pour leur scélératesse, Et ce moment sauveur, le temps l'apportera … Paris, 7. Januar. Der „Moniteur“ bringt endlich eine offizielle Darstellung der Schulrevolte in Saint Cyr, in Folge deren 72 Schüler ihren resp. Regimentern einverleibt wurden. Aus diesem Aktenstück geht hervor, daß der Oberst jener berühmten Militairschule durch sein barsches Benehmen die allgemeine Empörung in der Nacht vom 19 zum 20. Dezbr. hervorgerufen hatte. Die Verstoßung jener 72 Schüler ist übrigens nur provisorisch und sollen sie bei guter Führung und verdoppeltem Fleiß wieder in ihre Grade eingeführt werden können. — Wir meldeten gestern, daß starke Truppenabtheilungen nach den Batignolles und Bercy dirigirt wurden, um die Weinhändler zur Ordnung zu zwingen, welche ihre Vorräthe nicht mehr von den Zoll- oder Douanen-Beamten durchsuchen lassen wollten. Die Morgenblätter bringen lange Details über jene Vorfälle. Aus ihnen geht hervor, daß die Ankunft der Truppen, der Anblick der Bajonnette eine furchtbare Gährung hervorrief und die Erbitterung statt zu beschwichtigen sehr steigerte. Der Präfekt, der Prokurator der Republik, umgeben von seinen Substituten und dem Untersuchungsrichter begaben sich an Ort und Stelle und fragten die erbitterte Bevölkerung, warum sie sich empöre? Wir wollen kein Exercice (Recht des Zollbeamten, zu jeder Stunde in die Keller und sonstigen Privatgebäulichkeiten zu dringen) mehr dulden, weil es unmenschlich; sondern wir wollen die Weinsteuer per Abonnement (in Pausch und Bogen) bezahlen. Als der Präfekt und der Untersuchungsrichter ihnen bedeutete, daß sie dafür nicht den Weg der Rebellion, sondern den Weg der Petition hätten einschlagen sollen, so rief die Menge: Wir haben schon zu oft petitionirt, aber niemals bekamen wir Antwort. Wir schlossen daher unsere Magazine und verweigerten die Inventarisirung unserer Vorräthe, bis unsere Anträge gehört würden. Der Prokurator stellte ihnen vor, daß die Weinsteuer die Hauptquelle der Pariser Gemeindeeinkünfte bilde, welche gerade jetzt mehr als jemals in Anspruch genommen würden und daß man sich wenigstens vorläufig noch der Ausübung des Exercice's unterwerfen solle. Die anderen Punkte sollten sofort gehörigen Orts geregelt werden. Zureden hilft, sagt das Sprüchwort und die Menge gestattete, daß die Steuer- oder Thorzollbeamten unter dem Schutz der Bajonnette die Inventarisirung vornehmen durften. Aber viele Thüren mußten gesprengt werden, mancher Weinhändler war nicht zu Hause und arge Verletzungen des Eigenthums sind verübt worden, welche große Erbitterung nach sich ziehen werden. Die Truppen sind zwar gegen 6 Uhr Abends wieder heimgekehrt, ohne daß Blut geflossen wäre; aber eine unbeschreibliche Gährung herrscht vor den Barrieren unter den dortigen Kleinbürgern, deren Haupterwerbszweig der Weinbetrieb ist und deren Klagen das Ministerium früher oder später anhören muß, so sehr es sich auch bei der allgemeinen Finanznoth gegen jede Verringerung der Staatseinnahme stemmen möge. — Proudhon, der lebensgefährlich am hitzigen Fieber darnieder lag, ist in der Genesung begriffen. Sein Journal „Le Peuple“ zeigt an, daß er bald wieder den Sitzungen der Nationalversammlung beiwohnen werde. — Von den Februarministern Louis Philipps haben bereits fünf ihre Karte beim Präsidenten Bonaparte abgegeben. — In den Ministerien wird ein Plan zur Aenderung des gesammten Postwesens ausgearbeitet. Spanien. * Madrid, 1. Jan. In Katalonien müssen die Dinge jedenfalls ernst stehen, denn die Generäle Lersundi und Galiano verlangen, ersetzt zu sein. Großbritannien. * London, 6. Januar. Der 5 Januar hat uns wie gewöhnlich die Staatsrechnungsablage und die Ex- und Importlisten des Handelsamts gebracht. In wenigen Zahlen finden wir darin die Resultate des Staatshaushaltes und des ganzen britischen Handels zusammengedrängt. Nach den großen Ereignissen des vergangenen Jahres sind diese Aufstellungen von ungewöhnlichem Interesse. In den Staatsausgaben und Einnahmen sind freilich durch die zurückhaltende Stellung, welche England dem Kontinente gegenüber beibehielt, wenig Veränderungen vorgegangen und der Einfluß, den die Abschaffung der Korngesetze auf die Staatseinnahme hatte, dürfte daher einzig und allein einer ausführlichern Besprechung werth sein. Anders ist es mit den Export- und Importlisten des Handels, die recht eigentlich die Vergangenheit wiederspiegeln und natürlich zu den verschiedensten Reflektionen Anlaß geben. Beschäftigen wir uns zuerst mit der Staatsrechnungsablage. Wir können uns darüber sofort die deutlichste Idee machen, wenn wir die Resultate des 5. Januars von 1846 bis 1849 miteinander vergleichen, denn wie unsern Lesern bekannt ist, wurden in dieser Periode die jüngsten, großen kommerziellen und Finanz-Maßregeln des Staates getroffen. Diese vergleichende Aufstellung wäre wie folgt: Einnahmen des Staates in 1845 L. 50,508,887 Einnahmen des Staates in 1846 L. 47 656,161 Einnahmen des Staates in 1847 L. 48,684,418 Einnahmen des Staates in 1848 L. 47,616,878 Einnahmen des Staates in 1849 L. 48,492,583 Es geht also daraus hervor, daß die Einnahme bis 1849 im Vergleich mit der von 1845 um 2 Millionen abgenommen hat, daß sich dagegen im Vergleich mit 1848 eine Zunahme von etwas mehr als einer halben Million zu Gunsten des Jahres 1849 herausstellt. Die Details dieser Zunahme beruhen in den Customs und in der Excise, indem für Eingangsrechte 914,062 L.; für Excise 1,101,394 L. mehr eingingen. Der Stempel verringerte sich dagegen um 848,698; ein Umstand der dadurch leicht zu erklären ist, daß der Handel überhaupt, namentlich aber die Spekulation in Eisenbahnen im vergangenen Jahre abnahm. Die Einkommensteuer ist um 103,436 L. kleiner, was an und für sich eine geringfügige Summe ist, die aber nichts destoweniger beweißt, daß die Handelskrise und die darauf folgenden Ereignisse einen gewissen Einfluß auf die zahlungsfähigen Individuen der Mittelklasse hatten. Die Post-Einnahme fiel um 88,000 L., was sich aus denselben Gründen erklärt. Wenn man die Abnahme von der Zunahme abzieht, so stellt sich indeß wie gesagt, doch noch ein Saldo von 1/2 Million zu Gunsten von 1849 heraus, und es versteht sich von selbst, daß man dieses Resultat auf's freudigste willkommen heißt; namentlich in einem Augenblick, wo die Einnahme anderer Staaten sich so gewaltig verringert. Die Freihandelspartei sieht in diesem Steigen der Einnahme nur eine Rechtfertigung der getroffenen Finanz- und Handelsmaßregeln, während die Protektionisten mit vollem Rechte darauf aufmerksam machen, daß diese ganze Zunahme durch die Mehreinfuhr von Korn hervorgebracht wird, welche freilich zum Nachtheil der britischen Agrikultur trotz der verringerten Einfuhrzölle, dem Staate mehr als sonst einbrachte. Interessanter als die Details der Staatsrevenue sind die Listen des Handelsamts, deren Resultate sich in folgender Aufstellung resümiren: Export für 11 Monate bis 5. Dez. 1846 47,579,413 L. Export für 11 Monate bis 5. Dez. 1847 47,345,354 L. Export für 11 Monate bis 5. Dez. 1848 42,158,194 L. Der Export britischer Manufakturen u. s. w. verringerte sich also im letzten Jahre um reichlich 5 Millionen, eine Abnahme, die natürlich in dem aufgeregten Zustande des Kontinents während der Monate Februar bis Oktober ihren besten Grund hat. Nicht vergessen muß man indeß, daß die Geldkrise von 1847 dieser Abnahme des Unternehmungsgeistes schon bedeutend vorgearbeitet hatte, und daß, selbst wenn alles auf dem Kontinente ruhig geblieben wäre, die Summe des Exports von 1848 schwerlich die der frühern Jahre erreicht haben würde. * London, 6. Januar. Nach dem „Mining Journal“ ergiebt sich aus einer Vergleichung der Eisen- Produktion und Konsumtion im 18. und 19. Jahrhundert, daß Großbritannien produzirte: im Jahr 1730 17,000 Tonnen à 1015 Kil. 1788 68,000 Tonnen 1827 690,000 Tonnen 1839 950,000 Tonnen 1845 1,550,000 Tonnen Ungefähr der dritte Theil der ganzen Produktion wird ausgeführt. Beinahe ebenso überraschend ist die Abnahme des Preises oder der Produktionskosten. Der Preis einer Tonne Gußeisen verhielt sich in den Jahren 1826, 1827 und 1848 wie die Zahlen 88, 58, 39, so daß der Preis im vorigen Jahre unter die Hälfte desjenigen von 1827 gefallen war. Der Werth der britischen Eisenproduktion kommt, wenn die Verarbeitung zu geschmiedetem Eisen inbegriffen ist, der jährlichen Ausbeute aller Gold- und Silbergruben Amerika's gleich. Italien. Rom, 29. Dezbr. Heute erließ die oberste Junta folgendes Dekret: 1) die Session der gesetzgebenden Staatskörper ist geschlossen; 2) während der Vacanz bleibt die von der Deputirten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz191_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz191_1849/3
Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 191. Köln, 10. Januar 1849, S. 1035. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz191_1849/3>, abgerufen am 25.11.2024.