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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 189. Köln, 7. Januar 1849. Zweite Ausgabe.

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jährige Satrapenwirthschaft Michael Sturdzas die Bewohner dieser unglücklichen Länder an den Bettelstab gebracht haben; ungerecht, weil es nur zu bekannt ist, daß Rußland die Besetzung dieser Länder absichtlich herbeiführt, daß die Moldau zur Zeit ihrer Besetzung der größten Ruhe und Ordnung sich erfreute, und daß die Besetzung der Walachei durch russ. Truppen trotz der feierlichsten Fürsprache Fuad Effendi's und Omer Paschas erfolgte. Dem Traktat von Unkiar Skelessi zufolge sollen die russ. Truppen auf Kosten der Pforte erhalten werden, so oft sie vor der letzteren würden zu Hülfe gerufen werden.

Wenn nun die Behauptung der russ. Cirkularnote v. 19. l. J.: daß die bewaffnete Intervention Rußlands in den Donaufürstenthümern auf Verlangen der Pforte stattgefunden, keine diplomatische Fiction ist, warum werden denn die Interventionskosten nicht von der Pforte getragen, sondern den Fürstenthümern aufgebürdet? Ungerecht ist dieses Verfahren auch deßhalb, weil es auch dem blödesten Auge erkennbar, und durch unverhohlene Aeußerungen russ. Oberoffiziere außer Zweifel gesetzt ist, daß die ungewöhnliche Anhäufung russ. Truppen in den Donaufürstenthümern mit dem magyarisch-kroatischen Bürgerkrieg und den übrigen Planen der östreichischen Kamarilla in engster Verbindung gestanden. Es handelte sich ja um nichts geringeres als um den Durchmarsch eines zweiten, des unter Murawiew stehenden Armeekorps, welches auf Ungarn sich losstürzen sollte, wozu in den Fürstenthümern auch schon die nöthigen Vorbereitungen getroffen waren.

Daß gleichwohl die unglücklichen Donaufürstenthümer zur Erhaltung der russ. Truppen verurtheilt werden, während die des rechtmäßigen Landesherrn ganz auf Kosten des letztern unterhalten werden, ist eine um so schreiendere Verletzung des Völkerrechts als die russ. Intervention gegen den Willen der Pforte erfolgt ist, und ich wiederhole es, gegen den Willen und trotz der feierlichsten Verwahrungen derselben hartnäckig fortgesetzt wird. Die walachische Volkserhebung kann der russ. Intervention keineswegs zur Rechtfertigung dienen; denn die in den Fürstenthümern zusammengezogene türkische Streitmacht war für jeden Fall mehr als hinreichend. Zudem haben die Walachen, wie ich Ihnen längst vorausgesagt, nie daran gedacht, sich gegen die Pforte aufzulehnen oder gar einen ungleichen Kampf mit Rußland und der Türkei zu wagen. Der blutige Zusammenstoß in Bucharest widerlegt meine Behauptung nicht.

Jedermann weiß ja daß derselbe von Duhamel absichtlich herbeigeführt worden, um die Berichte Suleiman Paschas Lügen zu strafen, für die Besetzung der Walachei gegen den Willen der Pforte und gegen die in Konstantinopel stattgehabte ausdrückliche Verabredung einen Vorwand zu gewinnen und um die Türken und Walachen gegen einander zu erbittern. Nein, nicht um Ruhe und Ordnung wiederherzustellen, die niemals größer gewesen als seit der Flucht Duhamels und Kotzebues aus Bucharest, überschwemmte Rußland diese unglücklichen Provinzen mit so großen Truppenmassen. Es wollte vielmehr die Moldauer und Walachen wegen ihrer Annäherung an die Pforte züchtigen, zwischen den Donaufürstenthümern und ihrem rechtmäßigen Landesherrn eine Scheidewand errichten, den Besitz der Donaumündungen befestigen, ohne welche nach Duhamels Versicherung die russ. Niederlassungen am schwarzen Meer ganz werthlos sein würden, endlich den durch die Ungeschicklichkeit und Leidenschaftlichkeit seiner Prokonsuln gestörten Russifizirungsprozeß und im Fall der Noth auch die Plane der östreichischen Kamarilla thatkräftig unterstützen. Deßwegen wollen auch die Einmärsche frischer Truppen noch immer nicht aufhören. Deßwegen werden die wiederholten Aufforderungen der Pforte zur Räumung der Fürstenthümer mit Hohn beantwortet. Deßwegen wurden in der Moldau fast alle die den Muth gehabt bei ihrem rechtmäßigen Landesherrn gegen die Schandherrschaft Sturdza's Beschwerde zu führen oder dem türkischen Kommissar Talaat Effendi ihre Aufwartung zu machen, mit Verbannung oder Hausarrest bestraft und der härtesten Behandlung unterworfen, und dies ohne Untersuchung und ohne Richterspruch. Deßwegen werden die Güter der letztern rein ausgeplündert und ihre Häuser in Spitäler und Kasernen verwandelt. Deßwegen wurde der leider zu früh verstorbene Erzbischof der Moldau mit Absetzung und Verbannung bedroht. Hr. v. Duhamel beging sogar die Unvorsichtigkeit die Theilnahme des greisen Erzbischofs an der der Pforte zu Händen Talaat Effendis überreichten Beschwerdeschrift und an der von dem letztern ertheilten feierlichen Audienz öffentlich und unter Ausstoßung plumper Drohungen eine Infamie zu nennen. Deßwegen ward der Bischof von Roman seiner Diözese beraubt und in ein Kloster verbannt, wo er der schändlichsten Behandlung preisgegeben ist. Deßwegen mußte ein anderer Bischof, der treffliche Justin, ins Ausland flüchten. Deßwegen werden die gegründetsten Klagen des Landes nicht berücksichtigt und die schändlichsten Mißbräuche Sturdza's und seiner Helfershelfer geduldet, ja sogar in Schutz genommen. Deßwegen ward die gesammte Intelligenz, die im Ausland erzogene jüngere Generation, mit einem Wort die Blüthe und Hoffnung des Landes ohne Untersuchung, ohne Richterspruch geächtet, auf das schändlichste mißhandelt und größtentheils ins Exil geschleppt oder zur Flucht ins Ausland gezwungen. Deßwegen werden in der Walachei, trotz der von der Pforte erlassenen Amnestie, zahllose Verhaftungen vorgenommen, und dies trotz der feierlichsten Verwahrungen der darüber im höchsten Grade entrüsteten Pforte und der kräftigsten Einsprache ihrer Kommissare.

Wie groß und wahr die vom Grafen Nesselrode in der berühmten Cirkulardepesche behauptete "entente cordiale" zwischen Rußland und der Türkei sein mag, erhellt schon aus der notorischen Thatsache, daß Fuad Effendi seinerseits mehrere blindergebene Anhänger Rußlands verhaften ließ, um die Freilussung der von Duhamel verhafteten unschuldigen Anhänger der Pforte zu bewirken. Da Fürst Sturdza während seiner 14jährigen Regierung die Moldau systematisch ausgeplündert und alle Staats- und Gemeindekassen schamlos geleert hat, so hat für die zur Verpflegung der russ Truppen willkürlich und ohne die geringste Preisbestimmung für die den Grundherren weggenommenen landwirthschaftlichen Erzeugnisse (mit Ausnahme der Pächter seiner ungeheuren Privatländereien und seines ihn an Habsucht noch übertreffenden Sohnes Gregor, "des privilegirten Klostergüterpächters und Bauernschinders") Niemand bisher auch nur die geringste Vergütung erhalten. Dieselbe soll daher einem kürzlich vom St. Petersburger Kabinet herabgelangten Befehle zufolge durch Erhöhung der bestehenden Landessteuern um zwei Zehntel ihres gegenwärtigen Vertrages möglich gemacht werden. Ein Zehntel soll von den Grundherren, die bisher ganz steuerfrei gewesen, das andere von dem ohnehin vielfach und unglaublich bedrückten Bauernstand entrichtet werden.

Bedenkt man daß der moldauische und walachische Bauer keinen Grund und Boden eigenthümlich besitzt, und gleichwohl dem Grundherrn zahllose Frohndienste leisten, einen großen Theil des Jahres am Straßenbau -- meist auf den Privatgütern des Hospodars -- unentgeldlich arbeiten, alle Zufuhren für die Palastbauten des Hospodars, sowie für die russischen Truppen ebenfalls unentgeltlich besorgen und außerdem alle übrigen Staatslasten allein tragen muß, so kann man nicht umhin die dieser unglücklichen Menschenklasse auferlegte Steuererhöhung für eine himmelschreiende Ungerechtigkeit zu erklären und aus tiefstem Herzen zu beklagen. Diese Maßregel ist außerdem eine Verletzung des Reglement organique, dem zufolge die Landessteuern ohne vorläufige Genehmigung Rußlands und der Pforte nicht erhöht werden dürfen. Daß die letztere in diesem Fall gar nicht befragt worden, unterliegt keinem Zweifel. Dürfte man in der Politik von Gerechtigkeit sprechen, so würden wir keinen Augenblick anstehen zu erklären, daß es weit gerechter gewesen wäre die Verpflegung der russischen Truppen dem kolossalen Vermögen aufzuerlegen, welches der Hospodar während seiner vierzehnjährigen Verwaltung zusammengeplündert und das ohne Uebertreibung auf vier bis fünf Mill. Dukaten angeschlagen werden kann. Eine Mill. Dukaten beträgt bloß der 14jähr. Reservefonds, der, dem Reglement zufolge, aus dem nach Deckung des ordentlichen Staatsaufwands verbleibenden Ueberschuß der Staatseinkünfte hätte gebildet werden sollen. Eine 1/2 Mill Dukaten beträgt die 14jährige Getreideausfuhrsteuer, die, dem Reglement gemäß, rechtlich gar nicht bestehen darf. Von allen diesen Geldern findet sich in den Landeskassen nicht ein Para. Im Bewußtseyn des schändlichen Ursprungs seiner enormen Schätze, hat der Hospodar den größeren Theil davon bei Rothschild angelegt, von dem er 3 höchstens 4 Procent bezieht, während ihm im Inlande bei hypothekarischer Sicherheit ein dreimal höherer gesetzlich anerkannter Zinsfuß zu Gebot stand. Dieser notorische Umstand allein genügt schon um die Schändlichkeit der Titel außer Zweifel zu setzen auf welche Sturdza's ungeheure Gelderwerbungen sich gründen. Die Verhaltung desselben zur Zurückzahlung der Staatsgelder, die er ganz rechtswidrig sich zugeeignet hat, und die Verwendung dieser Summen zur Erhaltung der russischen Truppen würde daher nur ein Akt der Gerechtigkeit seyn und zur Versöhnung der Gemüther unendlich viel beitragen, während die von Rußland verfügte Steuererhöhung in dieser schweren, geldarmen Zeit die allgemeine Noth und Erbitterung nur steigern kann.

(A. Z.)
Aegypten.
Alexandrien, 21. Dez.

Am 7. d. wurde der Firman des Sultans, der Abbas Pascha zum Vicekönig von Aegypten ernennt, im vollen Divan, auf der Citadelle von Kairo, in Gegenwart der höheren Beamten, der Mitglieder des Staatsraths und der europäischen Konsuln, öffentlich verlesen. Eine große Masse Truppen war zugegen, und die verschiedenen Forts schossen Freudenschüsse ab. Abbas erklärte bei dieser Gelegenheit, daß ihm die Prosperität Aegyptens und die seines Volkes stets am Herzen liegen werde, und daß er in der Staatsverwaltung seinen Großvater Mehemed Ali zum Vorbild nehme. Wie man sagt, wird er Kairo zu seiner Haupt-Residenzstadt machen; die Straßen sollen erweitert und verschönt, und viele neue Häuser gebaut werden. Zur Bequemlichkeit der Reisenden wird er ein Hotel nach dem größen Style errichten lassen und außerdem für einen Pallast sorgen, der ausschließlich für hervorragende europäische Reisende offen stehen wird.

In Folge der Einladung des Sultans verließ der Vizekönig Cairo am 18., um sich von hier nach Konstantinopel einzuschiffen. Sein Empfang hier in der Stadt war sehr glänzend. In einer Dampf-Yacht des Sultans reis'te er bereits ab, begleitet von zwei ägyptischen Dampfbooten, die sein Gefolge an Bord haben: 40 arabische Pferde und 10 weiße Esel einer besonderen Gattung. Außerdem führt Abbas eine Summe, im Werthe von ungefähr 1 1/4 Million Thalern, mit sich, die er als Geschenke an den Sultan, an die Sultanin Mutter und an die verschiedenen Minister in Konstantinopel zu vertheilen gedenkt. Viele der Großen des Reiches begleiten den Vizekönig. Mit dem französischen Dampfboote langten die zwei Söhne des verstorbenen Ibrahim Pascha, von Marseille, resp. Paris, wo sie bisher ihre Studien machten, im hiesigen Hafen an. Bei der Nachricht vom Tode ihres Vaters hatten sie sich sofort, ohne die Erlaubniß ihrer Vorgesetzten, eingeschifft. Der Vizekönig hat ihnen indeß befohlen, mit demselben Dampfboote, mit dem sie kamen, wieder zurückzukehren.

In Syrien war die Cholera total verschwunden. Der Handel ging ziemlich gut.

Amerika.
XX New-York, 17. Dez.

Die Einwanderung war dieses Jahr in Amerika sehr stark. Im Hafen von New-York kamen vom 1. Januar bis 30. November 182,189 Einwanderer an; auf den Monat November, wo die Einwanderung in früheren Jahren blos noch ganz unbedeutend war, kamen dieses Jahr 23,575 Pers.; wenn wir hierzu noch die Einwanderer in Philadelphia und Baltimore rechnen, in welchen beiden Städten besonders häufig die deutschen Bauern landen, so kann man die Menge von Arbeitskräften, welche Europa hierdurch entgehen, begreifen. Im Staate Pennsylvanien hat das deutsche Element durchweg die Oberhand. Dasselbe scheint der Fall zu werden in den jungen Staaten Wiskonsin und Illinois. Hauptsächlich sieht man in der letzten Zeit viele junge kräftige Handwerker ankommen. Unter den Eingewanderten bemerken wir ferner einen Rothschild. Die amerikanischen Blätter tragen ihm schon überall zur Herstellung einer "Entente cordiale" Heirathen mit amerikanischen Ladie's an. Rothschild seinerseits ermangelt nicht, den Lion auf den Maskenbällen zu spielen. Die Amerikaner schmeicheln sich mit Bestimmtheit, daß dieser Rothschild, der sich durch Vermittlung seines hiesigen Agenten Belmont sehr in den Handels- und Geldverhältnissen der neuen Welt umgesehen, derselben jetzt seine europäischen Blutgelder zuwenden wolle. Es werde dies ein gutes Beispiel geben, und die europäischen Kapitalisten ermuntern das "halbbankerotte" Europa zu verlassen und die United States zum Schauplatz ihrer Thätigkeit zu machen. Im 16. Jahrhundert gingen die sauer verdienten deutschen Pfennige zum Ausbau der Peterskirche nach Rom, und im 19. Jahrhundert will man dem deutschen Volke seine Dukaten stehlen zum Fortbau des amerikanischen Geldtempels.

An Lockspeisen für ankommende deutsche Glücksritter, von den Amerikanern spottweise "Greens" (Grüne) genannt, fehlt es natürlich hier nie. So lese ich eben wieder: "Freistätte für die Unterdrückten Europa's." Es werden in diesem Aufrufe Deutsche aufgefordert, eine amerikanische Seestadt, Preston an der [unleserliches Material]rraussasa-Bay in der südlichsten Gegend von Texas begründen zu helfen, welche Seestadt New-Orleans und Galveston später ersetzen solle, da ersteres wegen seiner ungesunden Lage in Rückgang, und letzteres aus ähnlichen Gründen nicht emporkommen könne. Der Grund und Boden gehört dort natürlich schon weit und breit den Spekulanten. Unsre menschenfreundlichen Landsleute ermangeln natürlich nicht, durch jahrelange Entbehrungen ihrerseits den Boden der Spekulanten in Werth zu bringen. Dieser Tage geht das erste Schiff dahin ab. Weil sie im Staate New-York nicht das Eldorado gefunden, das sie sich in Europa versprachen, meinen sie es gewiß dort zu finden. Der bitterste Spott auf die leichtgläubigen Deutschen ist bei derart Geschichten immer, daß solche Aufrufe an die Europäer blos in deutscher Sprache abgefaßt sind.

Mit dem Aufhören des gelben Fiebers hat dieses Spätjahr eine ebenso gefährliche Krankheit, "das Goldfieber," um sich gegriffen. In allen Städten der Vereinigten Staaten sind ungeheuer viele Krankheitsfälle dieser Art vorgekommen. Wer ein paar hundert Dollars zusammenbringen kann, um diese Reise zu machen, packt ohne Weiteres auf nach dem neuen Palästina, nach Californien. In New-York sind 7000 Personen zur Fahrt per Dampfboot angemeldet, welche Fahrt sehr theuer ist und auf 500--600 Dollars kommt. Man fährt per Dampfboot bis an die Landenge von Panama, durchreist diese mit Maulthieren etc., und setzt auf der andern Seite die Reise mit Dampfbooten wieder weiter fort. Der californische Goldsand ist von der Größe von Fruchtkörnern bis zur Größe einer Faust, wird von den Flußbetten bis zu den höchsten Gipfeln der Berge gefunden, er soll mit etwas Asbest vermischt sein, und wird vorbehaltlich der Auslösung vorläufig vom dortigen Gouvernement bei Zahlung der Eingangszölle angenommen. In Folge der Geldindustrie sind die Lebensmittel ungeheuer im Preise gestiegen; ein Pfund Schweinefleisch 2--3 Dollars, eine Schaufel kostet 14 Dollars, und so alles Uebrige im Verhältniß, das den europäischen Goldjägern zur Notiz. Die Regierungsnachrichten von Californien lauten ganz fabelhaft: Familienväter in San Francisco verließen ihre Familien ohne alle Fürsorge, so daß die Regierung genöthigt war einzuschreiten, Soldaten desertirten von ihrer Besatzung, und abgehen wollende Schiffe konnten um 100 Doll. Monatsgeld und Kost keine Matrosen mehr bekommen.

New-York gleicht zur Zeit in vielen Beziehungen einer europäischen Weltstadt. Die berühmte Musikbande von Gungl aus Berlin, sowie die Musikgesellschaft "Saxonia" aus Dresden geben hier mit Beifall Konzerte, jedoch mit ganz mittelmäßigen pekuniärem Erfolg. Von einer feinen Musik versteht der Amerikaner nichts; wenn nicht die Pauken tüchtig darein wettern, so macht es bei ihm keinen Effekt. Der Sohn des alten "Strauß" aus Wien wird auch nebst Musikbande hier erwartet. Die Cholera herrscht beständig noch in der hiesigen Quarantaine; es kommen immer mehr Sterbfalle von dem aus Havre angekommenen Schiffe "New-York" vor. In der Stadt sind noch keine Fälle vorgekommen; auch sind die Aerzte nicht einig, ob es die asiatische Cholera sei.

Für deutsche Löschung deutschen Durstes ist in New-York durch etwa 400 deutsche Wirthschaften wohl gesorgt. Ein hier vor einigen Wochen in kaiserlicher Uniform angekommener österreichischer Oberstlieutenant "Burgthal aus Wien" hat die Zahl auch durch eine bescheidene Kneipe vermehrt. Derselbe versicherte, vor ungefähr 3 Monaten Metternich bei seiner Hieherreise einen Besuch abgestattet zu haben; dieser sei sehr betroffen gewesen, ihn auf dieser Reise zu sehen, da jetzt doch bald wieder ihre Zeit komme; er will auch bei Metternich eine Proskriptionsliste gesehen haben, für den Fall seiner Rückkehr nach Wien. -- Die durch die jüngsten Wahlen ans Ruder kommende Whigparthei erhebt jetzt schon, nachdem sie nur durch Intriguen der verschiedensten Art ihre Wahlen durchgesetzt hatte, kühn das Haupt. Webster verkündet in Boston laut, man müsse das Kapital beschützen, um die Arbeit bezahlen zu können.

Die Hauptmaßregeln, die sie durchzusetzen suchen werden, werden sein: hohe Eingangszölle und eine im Interesse einer kleinen Minorität geleitete Nationalbank. Die Ultrawhigs sind trotz Allem verstimmt und traurig, daß keine Möglichkeit vorhanden, ihr leuchtendes Gestirn, Henry Clay, zu der Präsidentenwürde zu erheben. Es scheint jedoch zwischen Clay und Taylor eine Annäherung stattgefunden zu haben; wenigstens haben sie sich gegenseitig auf ihre Landsitze eingeladen. Die (sogenannte) demokratische Partei hatte bis zum letzten Augenblick auf den Staat Pennsylvanien gerechnet (mit 26 Stimmen); durch dessen Verlorengehen ging die Wahlschlacht verloren. Andere Hauptursachen des Mißkredits der demokratischen Partei scheinen zu sein: Die Eigennützigkeit der Führer, die ein wohlorganisirtes Aemterjägerkorps bildeten. Die Bildung der Partei des alten Fuchses van Buren (Freibodenpartei, d. h. Partei für von Sklavenarbeit befreiten Boden), welche durch das Gespenst der Einführung der Sklaverei in die von Mexiko abgetretenen Landstriche für sich Propaganda größtentheils aus den Reihen der demokratischen Partei macht; das kräftige Emporblühen einer Geldaristokratie in den größern Städten -- dieß Alles hat die Nothwendigkeit der Reorganisation der demokratischen Partei klar gemacht und es schlagen die Philadelphier Demokraten hiefür folgende Punkte vor: Gesetzliche Beschränkung des öffentlichen Landes, welches an einzelne Individuen verkauft werden darf. Unentgeldliche Verleihung eines unveräußerlichen Stück Landes an wirkliche Einsiedler. Wahl aller Beamten durch das Volk. Schutz der Arbeit gegen die Uebergriffe und Verschwörungen des Kapitals. Verbot der Bankprivilegien an Einzelne und Privatgesellschaften. -- Diese Bestimmungen sind größtenthels dem Programme der Nationalreformer entnommen, welche für sich allein noch keinen entscheidenden Einfluß besitzen, weil die große Mehrzahl, wenn gleich augenscheinlich immer mehr in sociale Abhängigkeit kommend, doch noch nicht in dem Maaße materiell schlecht gestellt ist, als bei uns in Europa. Hätte die demokratische Partei diese Forderungen vor der Wahl auf ihre Banner geschrieben, so wäre sie wahrlich nicht dem Sklavenhalter aus Louisiana (Taylor ist Besitzer von mehr als 200 Sklaven) unterlegen, welcher zwar als ein rüstiger Krieger, aber als nichts weniger, als ein tüchtiger Staatsmann allgemein betrachtet wird.

Mit Freude bemerke ich, daß von den Neuankommenden immer die "Neue Rheinische Zeitung" als alte Freundin begrüßt wird; sie wird, z. B. im Hotel Shakespeare gehalten, es ist das ein Gasthof, dessen Wirth als entschiedener Sozialdemokrat auch außerdem, La Reforme und Le Peuple etc. etc. hält. Ueberhaupt kann man das Hotel Shakespeare allen Deutschen als den ordentlichsten Gasthof empfehlen.

Die deutsche Schnellpost bringt neuerdings beinahe alle ihre europ. Nachrichten aus der Neuen Rhein. Ztg., obgleich deren Kölner Korrespondent die "Rothen" aus voller Seele haßt; sonst wird sie ungemein schlecht redigirt. Die New-Yorker Staatszeitung ist gegenwärtig von deutsch. Blättern am meisten verbreitet. Außerdem noch der New-Yorker Demokrat mit van Burentendenz. -- Von in engl. Sprache erscheinenden Blättern bringt die "Daily Tribune" seit einiger Zeit freisinnige Korrespondenzen von Henry Brisbane aus Europa; in Bezug auf Amerika huldigt sie Whig-Grundsätzen. -- Das verbreitetste Blatt in Amerika ist der hier erscheinende "The Herald;" er ist der Beherrscher von Amerika; was er will, muß geschehen; er steht "über" den Parteien und rühmt sich, diese nicht nothwendig zu haben, weil er ein dem Präsidenten gleiches Einkommen habe (er erscheint in 28000 Exemplaren).

Vor einigen Tagen brannte das erste hiesige Theater, das "Park-Theater" ab; es erreichte ein Alter von 22 Jahren, was noch keinem hiesigen Theater passirt sein soll; ihr durchschnittliches Alter wird auf 6 Jahre geschätzt. -- Im Monat November waren 65 Brände in New-York, was so ziemlich die monatliche Durchschnittszahl ist. -- Mit den ersten Strahlen der Frühlingssonne bin ich jedenfalls wieder in Deutschland.

Großbritannien.
* Edinburg.

Es hat sich hier, wie der "Scotsman" mit theilt, ein "Anti-Eidableistungs-Verein" gebildet, der es dahin bringen will, daß, wie in den Vereinigten Staaten, eine bloße Versicherung statt des Eides genüge, indem jede Lüge unter der einen oder andern Form gleich streng bestraft wird. Der Verein wird unter Anderm alle Personen, die wegen Eidverweigerung eingesperrt werden, durch Rath und Geldmittel unterstützen.

Redakteur en chef: Karl Marx.

jährige Satrapenwirthschaft Michael Sturdzas die Bewohner dieser unglücklichen Länder an den Bettelstab gebracht haben; ungerecht, weil es nur zu bekannt ist, daß Rußland die Besetzung dieser Länder absichtlich herbeiführt, daß die Moldau zur Zeit ihrer Besetzung der größten Ruhe und Ordnung sich erfreute, und daß die Besetzung der Walachei durch russ. Truppen trotz der feierlichsten Fürsprache Fuad Effendi's und Omer Paschas erfolgte. Dem Traktat von Unkiar Skelessi zufolge sollen die russ. Truppen auf Kosten der Pforte erhalten werden, so oft sie vor der letzteren würden zu Hülfe gerufen werden.

Wenn nun die Behauptung der russ. Cirkularnote v. 19. l. J.: daß die bewaffnete Intervention Rußlands in den Donaufürstenthümern auf Verlangen der Pforte stattgefunden, keine diplomatische Fiction ist, warum werden denn die Interventionskosten nicht von der Pforte getragen, sondern den Fürstenthümern aufgebürdet? Ungerecht ist dieses Verfahren auch deßhalb, weil es auch dem blödesten Auge erkennbar, und durch unverhohlene Aeußerungen russ. Oberoffiziere außer Zweifel gesetzt ist, daß die ungewöhnliche Anhäufung russ. Truppen in den Donaufürstenthümern mit dem magyarisch-kroatischen Bürgerkrieg und den übrigen Planen der östreichischen Kamarilla in engster Verbindung gestanden. Es handelte sich ja um nichts geringeres als um den Durchmarsch eines zweiten, des unter Murawiew stehenden Armeekorps, welches auf Ungarn sich losstürzen sollte, wozu in den Fürstenthümern auch schon die nöthigen Vorbereitungen getroffen waren.

Daß gleichwohl die unglücklichen Donaufürstenthümer zur Erhaltung der russ. Truppen verurtheilt werden, während die des rechtmäßigen Landesherrn ganz auf Kosten des letztern unterhalten werden, ist eine um so schreiendere Verletzung des Völkerrechts als die russ. Intervention gegen den Willen der Pforte erfolgt ist, und ich wiederhole es, gegen den Willen und trotz der feierlichsten Verwahrungen derselben hartnäckig fortgesetzt wird. Die walachische Volkserhebung kann der russ. Intervention keineswegs zur Rechtfertigung dienen; denn die in den Fürstenthümern zusammengezogene türkische Streitmacht war für jeden Fall mehr als hinreichend. Zudem haben die Walachen, wie ich Ihnen längst vorausgesagt, nie daran gedacht, sich gegen die Pforte aufzulehnen oder gar einen ungleichen Kampf mit Rußland und der Türkei zu wagen. Der blutige Zusammenstoß in Bucharest widerlegt meine Behauptung nicht.

Jedermann weiß ja daß derselbe von Duhamel absichtlich herbeigeführt worden, um die Berichte Suleiman Paschas Lügen zu strafen, für die Besetzung der Walachei gegen den Willen der Pforte und gegen die in Konstantinopel stattgehabte ausdrückliche Verabredung einen Vorwand zu gewinnen und um die Türken und Walachen gegen einander zu erbittern. Nein, nicht um Ruhe und Ordnung wiederherzustellen, die niemals größer gewesen als seit der Flucht Duhamels und Kotzebues aus Bucharest, überschwemmte Rußland diese unglücklichen Provinzen mit so großen Truppenmassen. Es wollte vielmehr die Moldauer und Walachen wegen ihrer Annäherung an die Pforte züchtigen, zwischen den Donaufürstenthümern und ihrem rechtmäßigen Landesherrn eine Scheidewand errichten, den Besitz der Donaumündungen befestigen, ohne welche nach Duhamels Versicherung die russ. Niederlassungen am schwarzen Meer ganz werthlos sein würden, endlich den durch die Ungeschicklichkeit und Leidenschaftlichkeit seiner Prokonsuln gestörten Russifizirungsprozeß und im Fall der Noth auch die Plane der östreichischen Kamarilla thatkräftig unterstützen. Deßwegen wollen auch die Einmärsche frischer Truppen noch immer nicht aufhören. Deßwegen werden die wiederholten Aufforderungen der Pforte zur Räumung der Fürstenthümer mit Hohn beantwortet. Deßwegen wurden in der Moldau fast alle die den Muth gehabt bei ihrem rechtmäßigen Landesherrn gegen die Schandherrschaft Sturdza's Beschwerde zu führen oder dem türkischen Kommissar Talaat Effendi ihre Aufwartung zu machen, mit Verbannung oder Hausarrest bestraft und der härtesten Behandlung unterworfen, und dies ohne Untersuchung und ohne Richterspruch. Deßwegen werden die Güter der letztern rein ausgeplündert und ihre Häuser in Spitäler und Kasernen verwandelt. Deßwegen wurde der leider zu früh verstorbene Erzbischof der Moldau mit Absetzung und Verbannung bedroht. Hr. v. Duhamel beging sogar die Unvorsichtigkeit die Theilnahme des greisen Erzbischofs an der der Pforte zu Händen Talaat Effendis überreichten Beschwerdeschrift und an der von dem letztern ertheilten feierlichen Audienz öffentlich und unter Ausstoßung plumper Drohungen eine Infamie zu nennen. Deßwegen ward der Bischof von Roman seiner Diözese beraubt und in ein Kloster verbannt, wo er der schändlichsten Behandlung preisgegeben ist. Deßwegen mußte ein anderer Bischof, der treffliche Justin, ins Ausland flüchten. Deßwegen werden die gegründetsten Klagen des Landes nicht berücksichtigt und die schändlichsten Mißbräuche Sturdza's und seiner Helfershelfer geduldet, ja sogar in Schutz genommen. Deßwegen ward die gesammte Intelligenz, die im Ausland erzogene jüngere Generation, mit einem Wort die Blüthe und Hoffnung des Landes ohne Untersuchung, ohne Richterspruch geächtet, auf das schändlichste mißhandelt und größtentheils ins Exil geschleppt oder zur Flucht ins Ausland gezwungen. Deßwegen werden in der Walachei, trotz der von der Pforte erlassenen Amnestie, zahllose Verhaftungen vorgenommen, und dies trotz der feierlichsten Verwahrungen der darüber im höchsten Grade entrüsteten Pforte und der kräftigsten Einsprache ihrer Kommissare.

Wie groß und wahr die vom Grafen Nesselrode in der berühmten Cirkulardepesche behauptete «entente cordiale» zwischen Rußland und der Türkei sein mag, erhellt schon aus der notorischen Thatsache, daß Fuad Effendi seinerseits mehrere blindergebene Anhänger Rußlands verhaften ließ, um die Freilussung der von Duhamel verhafteten unschuldigen Anhänger der Pforte zu bewirken. Da Fürst Sturdza während seiner 14jährigen Regierung die Moldau systematisch ausgeplündert und alle Staats- und Gemeindekassen schamlos geleert hat, so hat für die zur Verpflegung der russ Truppen willkürlich und ohne die geringste Preisbestimmung für die den Grundherren weggenommenen landwirthschaftlichen Erzeugnisse (mit Ausnahme der Pächter seiner ungeheuren Privatländereien und seines ihn an Habsucht noch übertreffenden Sohnes Gregor, „des privilegirten Klostergüterpächters und Bauernschinders“) Niemand bisher auch nur die geringste Vergütung erhalten. Dieselbe soll daher einem kürzlich vom St. Petersburger Kabinet herabgelangten Befehle zufolge durch Erhöhung der bestehenden Landessteuern um zwei Zehntel ihres gegenwärtigen Vertrages möglich gemacht werden. Ein Zehntel soll von den Grundherren, die bisher ganz steuerfrei gewesen, das andere von dem ohnehin vielfach und unglaublich bedrückten Bauernstand entrichtet werden.

Bedenkt man daß der moldauische und walachische Bauer keinen Grund und Boden eigenthümlich besitzt, und gleichwohl dem Grundherrn zahllose Frohndienste leisten, einen großen Theil des Jahres am Straßenbau — meist auf den Privatgütern des Hospodars — unentgeldlich arbeiten, alle Zufuhren für die Palastbauten des Hospodars, sowie für die russischen Truppen ebenfalls unentgeltlich besorgen und außerdem alle übrigen Staatslasten allein tragen muß, so kann man nicht umhin die dieser unglücklichen Menschenklasse auferlegte Steuererhöhung für eine himmelschreiende Ungerechtigkeit zu erklären und aus tiefstem Herzen zu beklagen. Diese Maßregel ist außerdem eine Verletzung des Réglement organique, dem zufolge die Landessteuern ohne vorläufige Genehmigung Rußlands und der Pforte nicht erhöht werden dürfen. Daß die letztere in diesem Fall gar nicht befragt worden, unterliegt keinem Zweifel. Dürfte man in der Politik von Gerechtigkeit sprechen, so würden wir keinen Augenblick anstehen zu erklären, daß es weit gerechter gewesen wäre die Verpflegung der russischen Truppen dem kolossalen Vermögen aufzuerlegen, welches der Hospodar während seiner vierzehnjährigen Verwaltung zusammengeplündert und das ohne Uebertreibung auf vier bis fünf Mill. Dukaten angeschlagen werden kann. Eine Mill. Dukaten beträgt bloß der 14jähr. Reservefonds, der, dem Reglement zufolge, aus dem nach Deckung des ordentlichen Staatsaufwands verbleibenden Ueberschuß der Staatseinkünfte hätte gebildet werden sollen. Eine 1/2 Mill Dukaten beträgt die 14jährige Getreideausfuhrsteuer, die, dem Reglement gemäß, rechtlich gar nicht bestehen darf. Von allen diesen Geldern findet sich in den Landeskassen nicht ein Para. Im Bewußtseyn des schändlichen Ursprungs seiner enormen Schätze, hat der Hospodar den größeren Theil davon bei Rothschild angelegt, von dem er 3 höchstens 4 Procent bezieht, während ihm im Inlande bei hypothekarischer Sicherheit ein dreimal höherer gesetzlich anerkannter Zinsfuß zu Gebot stand. Dieser notorische Umstand allein genügt schon um die Schändlichkeit der Titel außer Zweifel zu setzen auf welche Sturdza's ungeheure Gelderwerbungen sich gründen. Die Verhaltung desselben zur Zurückzahlung der Staatsgelder, die er ganz rechtswidrig sich zugeeignet hat, und die Verwendung dieser Summen zur Erhaltung der russischen Truppen würde daher nur ein Akt der Gerechtigkeit seyn und zur Versöhnung der Gemüther unendlich viel beitragen, während die von Rußland verfügte Steuererhöhung in dieser schweren, geldarmen Zeit die allgemeine Noth und Erbitterung nur steigern kann.

(A. Z.)
Aegypten.
Alexandrien, 21. Dez.

Am 7. d. wurde der Firman des Sultans, der Abbas Pascha zum Vicekönig von Aegypten ernennt, im vollen Divan, auf der Citadelle von Kairo, in Gegenwart der höheren Beamten, der Mitglieder des Staatsraths und der europäischen Konsuln, öffentlich verlesen. Eine große Masse Truppen war zugegen, und die verschiedenen Forts schossen Freudenschüsse ab. Abbas erklärte bei dieser Gelegenheit, daß ihm die Prosperität Aegyptens und die seines Volkes stets am Herzen liegen werde, und daß er in der Staatsverwaltung seinen Großvater Mehemed Ali zum Vorbild nehme. Wie man sagt, wird er Kairo zu seiner Haupt-Residenzstadt machen; die Straßen sollen erweitert und verschönt, und viele neue Häuser gebaut werden. Zur Bequemlichkeit der Reisenden wird er ein Hotel nach dem größen Style errichten lassen und außerdem für einen Pallast sorgen, der ausschließlich für hervorragende europäische Reisende offen stehen wird.

In Folge der Einladung des Sultans verließ der Vizekönig Cairo am 18., um sich von hier nach Konstantinopel einzuschiffen. Sein Empfang hier in der Stadt war sehr glänzend. In einer Dampf-Yacht des Sultans reis'te er bereits ab, begleitet von zwei ägyptischen Dampfbooten, die sein Gefolge an Bord haben: 40 arabische Pferde und 10 weiße Esel einer besonderen Gattung. Außerdem führt Abbas eine Summe, im Werthe von ungefähr 1 1/4 Million Thalern, mit sich, die er als Geschenke an den Sultan, an die Sultanin Mutter und an die verschiedenen Minister in Konstantinopel zu vertheilen gedenkt. Viele der Großen des Reiches begleiten den Vizekönig. Mit dem französischen Dampfboote langten die zwei Söhne des verstorbenen Ibrahim Pascha, von Marseille, resp. Paris, wo sie bisher ihre Studien machten, im hiesigen Hafen an. Bei der Nachricht vom Tode ihres Vaters hatten sie sich sofort, ohne die Erlaubniß ihrer Vorgesetzten, eingeschifft. Der Vizekönig hat ihnen indeß befohlen, mit demselben Dampfboote, mit dem sie kamen, wieder zurückzukehren.

In Syrien war die Cholera total verschwunden. Der Handel ging ziemlich gut.

Amerika.
XX New-York, 17. Dez.

Die Einwanderung war dieses Jahr in Amerika sehr stark. Im Hafen von New-York kamen vom 1. Januar bis 30. November 182,189 Einwanderer an; auf den Monat November, wo die Einwanderung in früheren Jahren blos noch ganz unbedeutend war, kamen dieses Jahr 23,575 Pers.; wenn wir hierzu noch die Einwanderer in Philadelphia und Baltimore rechnen, in welchen beiden Städten besonders häufig die deutschen Bauern landen, so kann man die Menge von Arbeitskräften, welche Europa hierdurch entgehen, begreifen. Im Staate Pennsylvanien hat das deutsche Element durchweg die Oberhand. Dasselbe scheint der Fall zu werden in den jungen Staaten Wiskonsin und Illinois. Hauptsächlich sieht man in der letzten Zeit viele junge kräftige Handwerker ankommen. Unter den Eingewanderten bemerken wir ferner einen Rothschild. Die amerikanischen Blätter tragen ihm schon überall zur Herstellung einer „Entente cordiale“ Heirathen mit amerikanischen Ladie's an. Rothschild seinerseits ermangelt nicht, den Lion auf den Maskenbällen zu spielen. Die Amerikaner schmeicheln sich mit Bestimmtheit, daß dieser Rothschild, der sich durch Vermittlung seines hiesigen Agenten Belmont sehr in den Handels- und Geldverhältnissen der neuen Welt umgesehen, derselben jetzt seine europäischen Blutgelder zuwenden wolle. Es werde dies ein gutes Beispiel geben, und die europäischen Kapitalisten ermuntern das „halbbankerotte“ Europa zu verlassen und die United States zum Schauplatz ihrer Thätigkeit zu machen. Im 16. Jahrhundert gingen die sauer verdienten deutschen Pfennige zum Ausbau der Peterskirche nach Rom, und im 19. Jahrhundert will man dem deutschen Volke seine Dukaten stehlen zum Fortbau des amerikanischen Geldtempels.

An Lockspeisen für ankommende deutsche Glücksritter, von den Amerikanern spottweise „Greens“ (Grüne) genannt, fehlt es natürlich hier nie. So lese ich eben wieder: „Freistätte für die Unterdrückten Europa's.“ Es werden in diesem Aufrufe Deutsche aufgefordert, eine amerikanische Seestadt, Preston an der [unleserliches Material]rraussasa-Bay in der südlichsten Gegend von Texas begründen zu helfen, welche Seestadt New-Orleans und Galveston später ersetzen solle, da ersteres wegen seiner ungesunden Lage in Rückgang, und letzteres aus ähnlichen Gründen nicht emporkommen könne. Der Grund und Boden gehört dort natürlich schon weit und breit den Spekulanten. Unsre menschenfreundlichen Landsleute ermangeln natürlich nicht, durch jahrelange Entbehrungen ihrerseits den Boden der Spekulanten in Werth zu bringen. Dieser Tage geht das erste Schiff dahin ab. Weil sie im Staate New-York nicht das Eldorado gefunden, das sie sich in Europa versprachen, meinen sie es gewiß dort zu finden. Der bitterste Spott auf die leichtgläubigen Deutschen ist bei derart Geschichten immer, daß solche Aufrufe an die Europäer blos in deutscher Sprache abgefaßt sind.

Mit dem Aufhören des gelben Fiebers hat dieses Spätjahr eine ebenso gefährliche Krankheit, „das Goldfieber,“ um sich gegriffen. In allen Städten der Vereinigten Staaten sind ungeheuer viele Krankheitsfälle dieser Art vorgekommen. Wer ein paar hundert Dollars zusammenbringen kann, um diese Reise zu machen, packt ohne Weiteres auf nach dem neuen Palästina, nach Californien. In New-York sind 7000 Personen zur Fahrt per Dampfboot angemeldet, welche Fahrt sehr theuer ist und auf 500—600 Dollars kommt. Man fährt per Dampfboot bis an die Landenge von Panama, durchreist diese mit Maulthieren etc., und setzt auf der andern Seite die Reise mit Dampfbooten wieder weiter fort. Der californische Goldsand ist von der Größe von Fruchtkörnern bis zur Größe einer Faust, wird von den Flußbetten bis zu den höchsten Gipfeln der Berge gefunden, er soll mit etwas Asbest vermischt sein, und wird vorbehaltlich der Auslösung vorläufig vom dortigen Gouvernement bei Zahlung der Eingangszölle angenommen. In Folge der Geldindustrie sind die Lebensmittel ungeheuer im Preise gestiegen; ein Pfund Schweinefleisch 2—3 Dollars, eine Schaufel kostet 14 Dollars, und so alles Uebrige im Verhältniß, das den europäischen Goldjägern zur Notiz. Die Regierungsnachrichten von Californien lauten ganz fabelhaft: Familienväter in San Francisco verließen ihre Familien ohne alle Fürsorge, so daß die Regierung genöthigt war einzuschreiten, Soldaten desertirten von ihrer Besatzung, und abgehen wollende Schiffe konnten um 100 Doll. Monatsgeld und Kost keine Matrosen mehr bekommen.

New-York gleicht zur Zeit in vielen Beziehungen einer europäischen Weltstadt. Die berühmte Musikbande von Gungl aus Berlin, sowie die Musikgesellschaft „Saxonia“ aus Dresden geben hier mit Beifall Konzerte, jedoch mit ganz mittelmäßigen pekuniärem Erfolg. Von einer feinen Musik versteht der Amerikaner nichts; wenn nicht die Pauken tüchtig darein wettern, so macht es bei ihm keinen Effekt. Der Sohn des alten „Strauß“ aus Wien wird auch nebst Musikbande hier erwartet. Die Cholera herrscht beständig noch in der hiesigen Quarantaine; es kommen immer mehr Sterbfalle von dem aus Havre angekommenen Schiffe „New-York“ vor. In der Stadt sind noch keine Fälle vorgekommen; auch sind die Aerzte nicht einig, ob es die asiatische Cholera sei.

Für deutsche Löschung deutschen Durstes ist in New-York durch etwa 400 deutsche Wirthschaften wohl gesorgt. Ein hier vor einigen Wochen in kaiserlicher Uniform angekommener österreichischer Oberstlieutenant „Burgthal aus Wien“ hat die Zahl auch durch eine bescheidene Kneipe vermehrt. Derselbe versicherte, vor ungefähr 3 Monaten Metternich bei seiner Hieherreise einen Besuch abgestattet zu haben; dieser sei sehr betroffen gewesen, ihn auf dieser Reise zu sehen, da jetzt doch bald wieder ihre Zeit komme; er will auch bei Metternich eine Proskriptionsliste gesehen haben, für den Fall seiner Rückkehr nach Wien. — Die durch die jüngsten Wahlen ans Ruder kommende Whigparthei erhebt jetzt schon, nachdem sie nur durch Intriguen der verschiedensten Art ihre Wahlen durchgesetzt hatte, kühn das Haupt. Webster verkündet in Boston laut, man müsse das Kapital beschützen, um die Arbeit bezahlen zu können.

Die Hauptmaßregeln, die sie durchzusetzen suchen werden, werden sein: hohe Eingangszölle und eine im Interesse einer kleinen Minorität geleitete Nationalbank. Die Ultrawhigs sind trotz Allem verstimmt und traurig, daß keine Möglichkeit vorhanden, ihr leuchtendes Gestirn, Henry Clay, zu der Präsidentenwürde zu erheben. Es scheint jedoch zwischen Clay und Taylor eine Annäherung stattgefunden zu haben; wenigstens haben sie sich gegenseitig auf ihre Landsitze eingeladen. Die (sogenannte) demokratische Partei hatte bis zum letzten Augenblick auf den Staat Pennsylvanien gerechnet (mit 26 Stimmen); durch dessen Verlorengehen ging die Wahlschlacht verloren. Andere Hauptursachen des Mißkredits der demokratischen Partei scheinen zu sein: Die Eigennützigkeit der Führer, die ein wohlorganisirtes Aemterjägerkorps bildeten. Die Bildung der Partei des alten Fuchses van Buren (Freibodenpartei, d. h. Partei für von Sklavenarbeit befreiten Boden), welche durch das Gespenst der Einführung der Sklaverei in die von Mexiko abgetretenen Landstriche für sich Propaganda größtentheils aus den Reihen der demokratischen Partei macht; das kräftige Emporblühen einer Geldaristokratie in den größern Städten — dieß Alles hat die Nothwendigkeit der Reorganisation der demokratischen Partei klar gemacht und es schlagen die Philadelphier Demokraten hiefür folgende Punkte vor: Gesetzliche Beschränkung des öffentlichen Landes, welches an einzelne Individuen verkauft werden darf. Unentgeldliche Verleihung eines unveräußerlichen Stück Landes an wirkliche Einsiedler. Wahl aller Beamten durch das Volk. Schutz der Arbeit gegen die Uebergriffe und Verschwörungen des Kapitals. Verbot der Bankprivilegien an Einzelne und Privatgesellschaften. — Diese Bestimmungen sind größtenthels dem Programme der Nationalreformer entnommen, welche für sich allein noch keinen entscheidenden Einfluß besitzen, weil die große Mehrzahl, wenn gleich augenscheinlich immer mehr in sociale Abhängigkeit kommend, doch noch nicht in dem Maaße materiell schlecht gestellt ist, als bei uns in Europa. Hätte die demokratische Partei diese Forderungen vor der Wahl auf ihre Banner geschrieben, so wäre sie wahrlich nicht dem Sklavenhalter aus Louisiana (Taylor ist Besitzer von mehr als 200 Sklaven) unterlegen, welcher zwar als ein rüstiger Krieger, aber als nichts weniger, als ein tüchtiger Staatsmann allgemein betrachtet wird.

Mit Freude bemerke ich, daß von den Neuankommenden immer die „Neue Rheinische Zeitung“ als alte Freundin begrüßt wird; sie wird, z. B. im Hotel Shakespeare gehalten, es ist das ein Gasthof, dessen Wirth als entschiedener Sozialdemokrat auch außerdem, La Reforme und Le Peuple etc. etc. hält. Ueberhaupt kann man das Hotel Shakespeare allen Deutschen als den ordentlichsten Gasthof empfehlen.

Die deutsche Schnellpost bringt neuerdings beinahe alle ihre europ. Nachrichten aus der Neuen Rhein. Ztg., obgleich deren Kölner Korrespondent die „Rothen“ aus voller Seele haßt; sonst wird sie ungemein schlecht redigirt. Die New-Yorker Staatszeitung ist gegenwärtig von deutsch. Blättern am meisten verbreitet. Außerdem noch der New-Yorker Demokrat mit van Burentendenz. — Von in engl. Sprache erscheinenden Blättern bringt die „Daily Tribune“ seit einiger Zeit freisinnige Korrespondenzen von Henry Brisbane aus Europa; in Bezug auf Amerika huldigt sie Whig-Grundsätzen. — Das verbreitetste Blatt in Amerika ist der hier erscheinende „The Herald;“ er ist der Beherrscher von Amerika; was er will, muß geschehen; er steht „über“ den Parteien und rühmt sich, diese nicht nothwendig zu haben, weil er ein dem Präsidenten gleiches Einkommen habe (er erscheint in 28000 Exemplaren).

Vor einigen Tagen brannte das erste hiesige Theater, das „Park-Theater“ ab; es erreichte ein Alter von 22 Jahren, was noch keinem hiesigen Theater passirt sein soll; ihr durchschnittliches Alter wird auf 6 Jahre geschätzt. — Im Monat November waren 65 Brände in New-York, was so ziemlich die monatliche Durchschnittszahl ist. — Mit den ersten Strahlen der Frühlingssonne bin ich jedenfalls wieder in Deutschland.

Großbritannien.
* Edinburg.

Es hat sich hier, wie der „Scotsman“ mit theilt, ein „Anti-Eidableistungs-Verein“ gebildet, der es dahin bringen will, daß, wie in den Vereinigten Staaten, eine bloße Versicherung statt des Eides genüge, indem jede Lüge unter der einen oder andern Form gleich streng bestraft wird. Der Verein wird unter Anderm alle Personen, die wegen Eidverweigerung eingesperrt werden, durch Rath und Geldmittel unterstützen.

Redakteur en chef: Karl Marx.
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jährige Satrapenwirthschaft Michael Sturdzas die Bewohner dieser unglücklichen Länder an den Bettelstab gebracht haben; <hi rendition="#g">ungerecht,</hi> weil es nur zu bekannt ist, daß Rußland die Besetzung dieser Länder absichtlich herbeiführt, daß die Moldau zur Zeit ihrer Besetzung der größten Ruhe und Ordnung sich erfreute, und daß die Besetzung der Walachei durch russ. Truppen trotz der feierlichsten Fürsprache Fuad Effendi's und Omer Paschas erfolgte. Dem Traktat von Unkiar Skelessi zufolge sollen die russ. Truppen auf Kosten der Pforte erhalten werden, so oft sie vor der letzteren würden zu Hülfe gerufen werden.</p>
          <p>Wenn nun die Behauptung der russ. Cirkularnote v. 19. l. J.: daß die bewaffnete Intervention Rußlands in den Donaufürstenthümern auf Verlangen der Pforte stattgefunden, keine diplomatische Fiction ist, warum werden denn die Interventionskosten nicht von der Pforte getragen, sondern den Fürstenthümern aufgebürdet? Ungerecht ist dieses Verfahren auch deßhalb, weil es auch dem blödesten Auge erkennbar, und durch unverhohlene Aeußerungen russ. Oberoffiziere außer Zweifel gesetzt ist, daß die ungewöhnliche Anhäufung russ. Truppen in den Donaufürstenthümern mit dem magyarisch-kroatischen Bürgerkrieg und den übrigen Planen der östreichischen Kamarilla in engster Verbindung gestanden. Es handelte sich ja um nichts geringeres als um den Durchmarsch eines zweiten, des unter Murawiew stehenden Armeekorps, welches auf Ungarn sich losstürzen sollte, wozu in den Fürstenthümern auch schon die nöthigen Vorbereitungen getroffen waren.</p>
          <p>Daß gleichwohl die unglücklichen Donaufürstenthümer zur Erhaltung der russ. Truppen verurtheilt werden, während die des rechtmäßigen Landesherrn ganz auf Kosten des letztern unterhalten werden, ist eine um so schreiendere Verletzung des Völkerrechts als die russ. Intervention gegen den Willen der Pforte erfolgt ist, und ich wiederhole es, gegen den Willen und trotz der feierlichsten Verwahrungen derselben hartnäckig fortgesetzt wird. Die walachische Volkserhebung kann der russ. Intervention keineswegs zur Rechtfertigung dienen; denn die in den Fürstenthümern zusammengezogene türkische Streitmacht war für jeden Fall mehr als hinreichend. Zudem haben die Walachen, wie ich Ihnen längst vorausgesagt, nie daran gedacht, sich gegen die Pforte aufzulehnen oder gar einen ungleichen Kampf mit Rußland und der Türkei zu wagen. Der blutige Zusammenstoß in Bucharest widerlegt meine Behauptung nicht.</p>
          <p>Jedermann weiß ja daß derselbe von Duhamel absichtlich herbeigeführt worden, um die Berichte Suleiman Paschas Lügen zu strafen, für die Besetzung der Walachei gegen den Willen der Pforte und gegen die in Konstantinopel stattgehabte ausdrückliche Verabredung einen Vorwand zu gewinnen und um die Türken und Walachen gegen einander zu erbittern. Nein, nicht um Ruhe und Ordnung wiederherzustellen, die niemals größer gewesen als seit der Flucht Duhamels und Kotzebues aus Bucharest, überschwemmte Rußland diese unglücklichen Provinzen mit so großen Truppenmassen. Es wollte vielmehr die Moldauer und Walachen wegen ihrer Annäherung an die Pforte züchtigen, zwischen den Donaufürstenthümern und ihrem rechtmäßigen Landesherrn eine Scheidewand errichten, den Besitz der Donaumündungen befestigen, ohne welche nach Duhamels Versicherung die russ. Niederlassungen am schwarzen Meer ganz werthlos sein würden, endlich den durch die Ungeschicklichkeit und Leidenschaftlichkeit seiner Prokonsuln gestörten Russifizirungsprozeß und im Fall der Noth auch die Plane der östreichischen Kamarilla thatkräftig unterstützen. Deßwegen wollen auch die Einmärsche frischer Truppen noch immer nicht aufhören. Deßwegen werden die wiederholten Aufforderungen der Pforte zur Räumung der Fürstenthümer mit Hohn beantwortet. Deßwegen wurden in der Moldau fast alle die den Muth gehabt bei ihrem rechtmäßigen Landesherrn gegen die Schandherrschaft Sturdza's Beschwerde zu führen oder dem türkischen Kommissar Talaat Effendi ihre Aufwartung zu machen, mit Verbannung oder Hausarrest bestraft und der härtesten Behandlung unterworfen, und dies <hi rendition="#g">ohne</hi> Untersuchung und <hi rendition="#g">ohne</hi> Richterspruch. Deßwegen werden die Güter der letztern rein ausgeplündert und ihre Häuser in Spitäler und Kasernen verwandelt. Deßwegen wurde der leider zu früh verstorbene Erzbischof der Moldau mit Absetzung und Verbannung bedroht. Hr. v. Duhamel beging sogar die Unvorsichtigkeit die Theilnahme des greisen Erzbischofs an der der Pforte zu Händen Talaat Effendis überreichten Beschwerdeschrift und an der von dem letztern ertheilten feierlichen Audienz öffentlich und unter Ausstoßung plumper Drohungen eine Infamie zu nennen. Deßwegen ward der Bischof von Roman seiner Diözese beraubt und in ein Kloster verbannt, wo er der schändlichsten Behandlung preisgegeben ist. Deßwegen mußte ein anderer Bischof, der treffliche Justin, ins Ausland flüchten. Deßwegen werden die gegründetsten Klagen des Landes nicht berücksichtigt und die schändlichsten Mißbräuche Sturdza's und seiner Helfershelfer geduldet, ja sogar in Schutz genommen. Deßwegen ward die gesammte Intelligenz, die im Ausland erzogene jüngere Generation, mit einem Wort die Blüthe und Hoffnung des Landes ohne Untersuchung, ohne Richterspruch geächtet, auf das schändlichste mißhandelt und größtentheils ins Exil geschleppt oder zur Flucht ins Ausland gezwungen. Deßwegen werden in der Walachei, trotz der von der Pforte erlassenen Amnestie, zahllose Verhaftungen vorgenommen, und dies trotz der feierlichsten Verwahrungen der darüber im höchsten Grade entrüsteten Pforte und der kräftigsten Einsprache ihrer Kommissare.</p>
          <p>Wie groß und wahr die vom Grafen Nesselrode in der berühmten Cirkulardepesche behauptete «entente cordiale» zwischen Rußland und der Türkei sein mag, erhellt schon aus der notorischen Thatsache, daß Fuad Effendi seinerseits mehrere blindergebene Anhänger Rußlands verhaften ließ, um die Freilussung der von Duhamel verhafteten unschuldigen Anhänger der Pforte zu bewirken. Da Fürst Sturdza während seiner 14jährigen Regierung die Moldau systematisch ausgeplündert und alle Staats- und Gemeindekassen schamlos geleert hat, so hat für die zur Verpflegung der russ Truppen willkürlich und ohne die geringste Preisbestimmung für die den Grundherren weggenommenen landwirthschaftlichen Erzeugnisse (mit Ausnahme der Pächter seiner ungeheuren Privatländereien und seines ihn an Habsucht noch übertreffenden Sohnes Gregor, &#x201E;des privilegirten Klostergüterpächters und Bauernschinders&#x201C;) Niemand bisher auch nur die geringste Vergütung erhalten. Dieselbe soll daher einem kürzlich vom St. Petersburger Kabinet herabgelangten Befehle zufolge durch Erhöhung der bestehenden Landessteuern um zwei Zehntel ihres gegenwärtigen Vertrages möglich gemacht werden. Ein Zehntel soll von den Grundherren, die bisher ganz steuerfrei gewesen, das andere von dem ohnehin vielfach und unglaublich bedrückten Bauernstand entrichtet werden.</p>
          <p>Bedenkt man daß der moldauische und walachische Bauer keinen Grund und Boden eigenthümlich besitzt, und gleichwohl dem Grundherrn zahllose Frohndienste leisten, einen großen Theil des Jahres am Straßenbau &#x2014; meist auf den Privatgütern des Hospodars &#x2014; unentgeldlich arbeiten, alle Zufuhren für die Palastbauten des Hospodars, sowie für die russischen Truppen ebenfalls unentgeltlich besorgen und außerdem alle übrigen Staatslasten allein tragen muß, so kann man nicht umhin die dieser unglücklichen Menschenklasse auferlegte Steuererhöhung für eine himmelschreiende Ungerechtigkeit zu erklären und aus tiefstem Herzen zu beklagen. Diese Maßregel ist außerdem eine Verletzung des Réglement organique, dem zufolge die Landessteuern ohne vorläufige Genehmigung Rußlands und der Pforte nicht erhöht werden dürfen. Daß die letztere in diesem Fall gar nicht befragt worden, unterliegt keinem Zweifel. Dürfte man in der Politik von Gerechtigkeit sprechen, so würden wir keinen Augenblick anstehen zu erklären, daß es weit gerechter gewesen wäre die Verpflegung der russischen Truppen dem kolossalen Vermögen aufzuerlegen, welches der Hospodar während seiner vierzehnjährigen Verwaltung zusammengeplündert und das ohne Uebertreibung auf vier bis fünf Mill. Dukaten angeschlagen werden kann. Eine Mill. Dukaten beträgt bloß der 14jähr. Reservefonds, der, dem Reglement zufolge, aus dem nach Deckung des ordentlichen Staatsaufwands verbleibenden Ueberschuß der Staatseinkünfte hätte gebildet werden sollen. Eine 1/2 Mill Dukaten beträgt die 14jährige Getreideausfuhrsteuer, die, dem Reglement gemäß, rechtlich gar nicht bestehen darf. Von allen diesen Geldern findet sich in den Landeskassen nicht ein Para. Im Bewußtseyn des schändlichen Ursprungs seiner enormen Schätze, hat der Hospodar den größeren Theil davon bei Rothschild angelegt, von dem er 3 höchstens 4 Procent bezieht, während ihm im Inlande bei hypothekarischer Sicherheit ein dreimal höherer gesetzlich anerkannter Zinsfuß zu Gebot stand. Dieser notorische Umstand allein genügt schon um die Schändlichkeit der Titel außer Zweifel zu setzen auf welche Sturdza's ungeheure Gelderwerbungen sich gründen. Die Verhaltung desselben zur Zurückzahlung der Staatsgelder, die er ganz rechtswidrig sich zugeeignet hat, und die Verwendung dieser Summen zur Erhaltung der russischen Truppen würde daher nur ein Akt der Gerechtigkeit seyn und zur Versöhnung der Gemüther unendlich viel beitragen, während die von Rußland verfügte Steuererhöhung in dieser schweren, geldarmen Zeit die allgemeine Noth und Erbitterung nur steigern kann.</p>
          <bibl>(A. Z.)</bibl>
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        <head>Aegypten.</head>
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          <head>Alexandrien, 21. Dez.</head>
          <p>Am 7. d. wurde der Firman des Sultans, der Abbas Pascha zum Vicekönig von Aegypten ernennt, im vollen Divan, auf der Citadelle von Kairo, in Gegenwart der höheren Beamten, der Mitglieder des Staatsraths und der europäischen Konsuln, öffentlich verlesen. Eine große Masse Truppen war zugegen, und die verschiedenen Forts schossen Freudenschüsse ab. Abbas erklärte bei dieser Gelegenheit, daß ihm die Prosperität Aegyptens und die seines Volkes stets am Herzen liegen werde, und daß er in der Staatsverwaltung seinen Großvater Mehemed Ali zum Vorbild nehme. Wie man sagt, wird er Kairo zu seiner Haupt-Residenzstadt machen; die Straßen sollen erweitert und verschönt, und viele neue Häuser gebaut werden. Zur Bequemlichkeit der Reisenden wird er ein Hotel nach dem größen Style errichten lassen und außerdem für einen Pallast sorgen, der ausschließlich für hervorragende europäische Reisende offen stehen wird.</p>
          <p>In Folge der Einladung des Sultans verließ der Vizekönig Cairo am 18., um sich von hier nach Konstantinopel einzuschiffen. Sein Empfang hier in der Stadt war sehr glänzend. In einer Dampf-Yacht des Sultans reis'te er bereits ab, begleitet von zwei ägyptischen Dampfbooten, die sein Gefolge an Bord haben: 40 arabische Pferde und 10 weiße Esel einer besonderen Gattung. Außerdem führt Abbas eine Summe, im Werthe von ungefähr 1 1/4 Million Thalern, mit sich, die er als Geschenke an den Sultan, an die Sultanin Mutter und an die verschiedenen Minister in Konstantinopel zu vertheilen gedenkt. Viele der Großen des Reiches begleiten den Vizekönig. Mit dem französischen Dampfboote langten die zwei Söhne des verstorbenen Ibrahim Pascha, von Marseille, resp. Paris, wo sie bisher ihre Studien machten, im hiesigen Hafen an. Bei der Nachricht vom Tode ihres Vaters hatten sie sich sofort, ohne die Erlaubniß ihrer Vorgesetzten, eingeschifft. Der Vizekönig hat ihnen indeß befohlen, mit demselben Dampfboote, mit dem sie kamen, wieder zurückzukehren.</p>
          <p>In Syrien war die Cholera total verschwunden. Der Handel ging ziemlich gut.</p>
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        <head>Amerika.</head>
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          <head><bibl><author>XX</author></bibl> New-York, 17. Dez.</head>
          <p>Die Einwanderung war dieses Jahr in Amerika sehr stark. Im Hafen von New-York kamen vom 1. Januar bis 30. November 182,189 Einwanderer an; auf den Monat November, wo die Einwanderung in früheren Jahren blos noch ganz unbedeutend war, kamen dieses Jahr 23,575 Pers.; wenn wir hierzu noch die Einwanderer in Philadelphia und Baltimore rechnen, in welchen beiden Städten besonders häufig die deutschen Bauern landen, so kann man die Menge von Arbeitskräften, welche Europa hierdurch entgehen, begreifen. Im Staate Pennsylvanien hat das deutsche Element durchweg die Oberhand. Dasselbe scheint der Fall zu werden in den jungen Staaten Wiskonsin und Illinois. Hauptsächlich sieht man in der letzten Zeit viele junge kräftige Handwerker ankommen. Unter den Eingewanderten bemerken wir ferner einen <hi rendition="#g">Rothschild</hi>. Die amerikanischen Blätter tragen ihm schon überall zur Herstellung einer &#x201E;Entente cordiale&#x201C; Heirathen mit amerikanischen Ladie's an. Rothschild seinerseits ermangelt nicht, den Lion auf den Maskenbällen zu spielen. Die Amerikaner schmeicheln sich mit Bestimmtheit, daß dieser Rothschild, der sich durch Vermittlung seines hiesigen Agenten Belmont sehr in den Handels- und Geldverhältnissen der neuen Welt umgesehen, derselben jetzt seine europäischen Blutgelder zuwenden wolle. Es werde dies ein gutes Beispiel geben, und die europäischen Kapitalisten ermuntern das &#x201E;halbbankerotte&#x201C; Europa zu verlassen und die United States zum Schauplatz ihrer Thätigkeit zu machen. Im 16. Jahrhundert gingen die sauer verdienten deutschen Pfennige zum Ausbau der Peterskirche nach Rom, und im 19. Jahrhundert will man dem deutschen Volke seine Dukaten stehlen zum Fortbau des amerikanischen Geldtempels.</p>
          <p>An Lockspeisen für ankommende deutsche Glücksritter, von den Amerikanern spottweise &#x201E;Greens&#x201C; (Grüne) genannt, fehlt es natürlich hier nie. So lese ich eben wieder: &#x201E;Freistätte für die Unterdrückten Europa's.&#x201C; Es werden in diesem Aufrufe Deutsche aufgefordert, eine amerikanische Seestadt, Preston an der <gap reason="illegible"/>rraussasa-Bay in der <hi rendition="#g">südlichsten</hi> Gegend von Texas begründen zu helfen, welche Seestadt New-Orleans und Galveston später ersetzen solle, da ersteres wegen seiner ungesunden Lage in Rückgang, und letzteres aus ähnlichen Gründen nicht emporkommen könne. Der Grund und Boden gehört dort natürlich schon weit und breit den Spekulanten. Unsre menschenfreundlichen Landsleute ermangeln natürlich nicht, durch jahrelange Entbehrungen ihrerseits den Boden der Spekulanten in Werth zu bringen. Dieser Tage geht das erste Schiff dahin ab. Weil sie im Staate New-York nicht das Eldorado gefunden, das sie sich in Europa versprachen, meinen sie es gewiß dort zu finden. Der bitterste Spott auf die leichtgläubigen Deutschen ist bei derart Geschichten immer, daß solche Aufrufe an die Europäer blos in deutscher Sprache abgefaßt sind.</p>
          <p>Mit dem Aufhören des gelben Fiebers hat dieses Spätjahr eine ebenso gefährliche Krankheit, &#x201E;das Goldfieber,&#x201C; um sich gegriffen. In allen Städten der Vereinigten Staaten sind ungeheuer viele Krankheitsfälle dieser Art vorgekommen. Wer ein paar hundert Dollars zusammenbringen kann, um diese Reise zu machen, packt ohne Weiteres auf nach dem neuen Palästina, nach Californien. In New-York sind 7000 Personen zur Fahrt per Dampfboot angemeldet, welche Fahrt sehr theuer ist und auf 500&#x2014;600 Dollars kommt. Man fährt per Dampfboot bis an die Landenge von Panama, durchreist diese mit Maulthieren etc., und setzt auf der andern Seite die Reise mit Dampfbooten wieder weiter fort. Der californische Goldsand ist von der Größe von Fruchtkörnern bis zur Größe einer Faust, wird von den Flußbetten bis zu den höchsten Gipfeln der Berge gefunden, er soll mit etwas Asbest vermischt sein, und wird vorbehaltlich der Auslösung vorläufig vom dortigen Gouvernement bei Zahlung der Eingangszölle angenommen. In Folge der Geldindustrie sind die Lebensmittel ungeheuer im Preise gestiegen; ein Pfund Schweinefleisch 2&#x2014;3 Dollars, eine Schaufel kostet 14 Dollars, und so alles Uebrige im Verhältniß, das den europäischen Goldjägern zur Notiz. Die Regierungsnachrichten von Californien lauten ganz fabelhaft: Familienväter in San Francisco verließen ihre Familien ohne alle Fürsorge, so daß die Regierung genöthigt war einzuschreiten, Soldaten desertirten von ihrer Besatzung, und abgehen wollende Schiffe konnten um 100 Doll. Monatsgeld und Kost keine Matrosen mehr bekommen.</p>
          <p>New-York gleicht zur Zeit in vielen Beziehungen einer europäischen Weltstadt. Die berühmte Musikbande von Gungl aus Berlin, sowie die Musikgesellschaft &#x201E;Saxonia&#x201C; aus Dresden geben hier mit Beifall Konzerte, jedoch mit ganz mittelmäßigen pekuniärem Erfolg. Von einer feinen Musik versteht der Amerikaner nichts; wenn nicht die Pauken tüchtig darein wettern, so macht es bei ihm keinen Effekt. Der Sohn des alten &#x201E;Strauß&#x201C; aus Wien wird auch nebst Musikbande hier erwartet. Die Cholera herrscht beständig noch in der hiesigen Quarantaine; es kommen immer mehr Sterbfalle von dem aus Havre angekommenen Schiffe &#x201E;New-York&#x201C; vor. In der Stadt sind noch keine Fälle vorgekommen; auch sind die Aerzte nicht einig, ob es die asiatische Cholera sei.</p>
          <p>Für deutsche Löschung deutschen Durstes ist in New-York durch etwa 400 deutsche Wirthschaften wohl gesorgt. Ein hier vor einigen Wochen in kaiserlicher Uniform angekommener österreichischer Oberstlieutenant &#x201E;Burgthal aus Wien&#x201C; hat die Zahl auch durch eine bescheidene Kneipe vermehrt. Derselbe versicherte, vor ungefähr 3 Monaten Metternich bei seiner Hieherreise einen Besuch abgestattet zu haben; dieser sei sehr betroffen gewesen, ihn auf dieser Reise zu sehen, da jetzt doch bald wieder <hi rendition="#g">ihre</hi> Zeit komme; er will auch bei Metternich eine Proskriptionsliste gesehen haben, für den Fall seiner Rückkehr nach Wien. &#x2014; Die durch die jüngsten Wahlen ans Ruder kommende Whigparthei erhebt jetzt schon, nachdem sie nur durch Intriguen der verschiedensten Art ihre Wahlen durchgesetzt hatte, kühn das Haupt. Webster verkündet in Boston laut, man müsse das Kapital beschützen, um die Arbeit bezahlen zu können.</p>
          <p>Die Hauptmaßregeln, die sie durchzusetzen suchen werden, werden sein: <hi rendition="#g">hohe Eingangszölle</hi> und eine im Interesse einer kleinen Minorität geleitete Nationalbank. Die Ultrawhigs sind trotz Allem verstimmt und traurig, daß keine Möglichkeit vorhanden, ihr leuchtendes Gestirn, Henry Clay, zu der Präsidentenwürde zu erheben. Es scheint jedoch zwischen Clay und Taylor eine Annäherung stattgefunden zu haben; wenigstens haben sie sich gegenseitig auf ihre Landsitze eingeladen. Die (sogenannte) demokratische Partei hatte bis zum letzten Augenblick auf den Staat Pennsylvanien gerechnet (mit 26 Stimmen); durch dessen Verlorengehen ging die Wahlschlacht verloren. Andere Hauptursachen des Mißkredits der demokratischen Partei scheinen zu sein: Die Eigennützigkeit der Führer, die ein wohlorganisirtes Aemterjägerkorps bildeten. Die Bildung der Partei des alten Fuchses van Buren (Freibodenpartei, d. h. Partei für von Sklavenarbeit befreiten Boden), welche durch das Gespenst der Einführung der Sklaverei in die von Mexiko abgetretenen Landstriche für sich Propaganda größtentheils aus den Reihen der demokratischen Partei macht; das kräftige Emporblühen einer Geldaristokratie in den größern Städten &#x2014; dieß Alles hat die Nothwendigkeit der Reorganisation der demokratischen Partei klar gemacht und es schlagen die Philadelphier Demokraten hiefür folgende Punkte vor: Gesetzliche Beschränkung des öffentlichen Landes, welches an einzelne Individuen verkauft werden darf. Unentgeldliche Verleihung eines unveräußerlichen Stück Landes an wirkliche Einsiedler. Wahl aller Beamten durch das Volk. Schutz der Arbeit gegen die Uebergriffe und Verschwörungen des Kapitals. Verbot der Bankprivilegien an Einzelne und Privatgesellschaften. &#x2014; Diese Bestimmungen sind größtenthels dem Programme der Nationalreformer entnommen, welche für sich allein noch keinen entscheidenden Einfluß besitzen, weil die große Mehrzahl, wenn gleich augenscheinlich immer mehr in sociale Abhängigkeit kommend, doch noch nicht in dem Maaße materiell schlecht gestellt ist, als bei uns in Europa. Hätte die demokratische Partei diese Forderungen vor der Wahl auf ihre Banner geschrieben, so wäre sie wahrlich nicht dem Sklavenhalter aus Louisiana (Taylor ist Besitzer von mehr als 200 Sklaven) unterlegen, welcher zwar als ein rüstiger Krieger, aber als nichts weniger, als ein tüchtiger Staatsmann allgemein betrachtet wird.</p>
          <p>Mit Freude bemerke ich, daß von den Neuankommenden immer die &#x201E;Neue Rheinische Zeitung&#x201C; als alte Freundin begrüßt wird; sie wird, z. B. im Hotel Shakespeare gehalten, es ist das ein Gasthof, dessen Wirth als entschiedener Sozialdemokrat auch außerdem, La Reforme und Le Peuple etc. etc. hält. Ueberhaupt kann man das Hotel Shakespeare allen Deutschen als den ordentlichsten Gasthof empfehlen.</p>
          <p>Die deutsche Schnellpost bringt neuerdings beinahe alle ihre europ. Nachrichten aus der Neuen Rhein. Ztg., obgleich deren Kölner Korrespondent die &#x201E;Rothen&#x201C; aus voller Seele haßt; sonst wird sie ungemein schlecht redigirt. Die New-Yorker Staatszeitung ist gegenwärtig von deutsch. Blättern am meisten verbreitet. Außerdem noch der New-Yorker Demokrat mit van Burentendenz. &#x2014; Von in engl. Sprache erscheinenden Blättern bringt die &#x201E;Daily Tribune&#x201C; seit einiger Zeit freisinnige Korrespondenzen von Henry Brisbane aus Europa; in Bezug auf Amerika huldigt sie Whig-Grundsätzen. &#x2014; Das verbreitetste Blatt in Amerika ist der hier erscheinende &#x201E;The Herald;&#x201C; er ist der Beherrscher von Amerika; was er will, muß geschehen; er steht &#x201E;über&#x201C; den Parteien und rühmt sich, diese nicht nothwendig zu haben, weil er ein dem Präsidenten gleiches Einkommen habe (er erscheint in 28000 Exemplaren).</p>
          <p>Vor einigen Tagen brannte das erste hiesige Theater, das &#x201E;Park-Theater&#x201C; ab; es erreichte ein Alter von 22 Jahren, was noch keinem hiesigen Theater passirt sein soll; ihr durchschnittliches Alter wird auf 6 Jahre geschätzt. &#x2014; Im Monat November waren 65 Brände in New-York, was so ziemlich die monatliche Durchschnittszahl ist. &#x2014; Mit den ersten Strahlen der Frühlingssonne bin ich jedenfalls wieder in Deutschland.</p>
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          <p>Es hat sich hier, wie der &#x201E;Scotsman&#x201C; mit theilt, ein &#x201E;Anti-Eidableistungs-Verein&#x201C; gebildet, der es dahin bringen will, daß, wie in den Vereinigten Staaten, eine bloße Versicherung statt des Eides genüge, indem jede Lüge unter der einen oder andern Form gleich streng bestraft wird. Der Verein wird unter Anderm alle Personen, die wegen Eidverweigerung eingesperrt werden, durch Rath und Geldmittel unterstützen.</p>
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        <bibl>Redakteur en chef: <editor>Karl Marx.</editor>             </bibl>
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[1027/0003] jährige Satrapenwirthschaft Michael Sturdzas die Bewohner dieser unglücklichen Länder an den Bettelstab gebracht haben; ungerecht, weil es nur zu bekannt ist, daß Rußland die Besetzung dieser Länder absichtlich herbeiführt, daß die Moldau zur Zeit ihrer Besetzung der größten Ruhe und Ordnung sich erfreute, und daß die Besetzung der Walachei durch russ. Truppen trotz der feierlichsten Fürsprache Fuad Effendi's und Omer Paschas erfolgte. Dem Traktat von Unkiar Skelessi zufolge sollen die russ. Truppen auf Kosten der Pforte erhalten werden, so oft sie vor der letzteren würden zu Hülfe gerufen werden. Wenn nun die Behauptung der russ. Cirkularnote v. 19. l. J.: daß die bewaffnete Intervention Rußlands in den Donaufürstenthümern auf Verlangen der Pforte stattgefunden, keine diplomatische Fiction ist, warum werden denn die Interventionskosten nicht von der Pforte getragen, sondern den Fürstenthümern aufgebürdet? Ungerecht ist dieses Verfahren auch deßhalb, weil es auch dem blödesten Auge erkennbar, und durch unverhohlene Aeußerungen russ. Oberoffiziere außer Zweifel gesetzt ist, daß die ungewöhnliche Anhäufung russ. Truppen in den Donaufürstenthümern mit dem magyarisch-kroatischen Bürgerkrieg und den übrigen Planen der östreichischen Kamarilla in engster Verbindung gestanden. Es handelte sich ja um nichts geringeres als um den Durchmarsch eines zweiten, des unter Murawiew stehenden Armeekorps, welches auf Ungarn sich losstürzen sollte, wozu in den Fürstenthümern auch schon die nöthigen Vorbereitungen getroffen waren. Daß gleichwohl die unglücklichen Donaufürstenthümer zur Erhaltung der russ. Truppen verurtheilt werden, während die des rechtmäßigen Landesherrn ganz auf Kosten des letztern unterhalten werden, ist eine um so schreiendere Verletzung des Völkerrechts als die russ. Intervention gegen den Willen der Pforte erfolgt ist, und ich wiederhole es, gegen den Willen und trotz der feierlichsten Verwahrungen derselben hartnäckig fortgesetzt wird. Die walachische Volkserhebung kann der russ. Intervention keineswegs zur Rechtfertigung dienen; denn die in den Fürstenthümern zusammengezogene türkische Streitmacht war für jeden Fall mehr als hinreichend. Zudem haben die Walachen, wie ich Ihnen längst vorausgesagt, nie daran gedacht, sich gegen die Pforte aufzulehnen oder gar einen ungleichen Kampf mit Rußland und der Türkei zu wagen. Der blutige Zusammenstoß in Bucharest widerlegt meine Behauptung nicht. Jedermann weiß ja daß derselbe von Duhamel absichtlich herbeigeführt worden, um die Berichte Suleiman Paschas Lügen zu strafen, für die Besetzung der Walachei gegen den Willen der Pforte und gegen die in Konstantinopel stattgehabte ausdrückliche Verabredung einen Vorwand zu gewinnen und um die Türken und Walachen gegen einander zu erbittern. Nein, nicht um Ruhe und Ordnung wiederherzustellen, die niemals größer gewesen als seit der Flucht Duhamels und Kotzebues aus Bucharest, überschwemmte Rußland diese unglücklichen Provinzen mit so großen Truppenmassen. Es wollte vielmehr die Moldauer und Walachen wegen ihrer Annäherung an die Pforte züchtigen, zwischen den Donaufürstenthümern und ihrem rechtmäßigen Landesherrn eine Scheidewand errichten, den Besitz der Donaumündungen befestigen, ohne welche nach Duhamels Versicherung die russ. Niederlassungen am schwarzen Meer ganz werthlos sein würden, endlich den durch die Ungeschicklichkeit und Leidenschaftlichkeit seiner Prokonsuln gestörten Russifizirungsprozeß und im Fall der Noth auch die Plane der östreichischen Kamarilla thatkräftig unterstützen. Deßwegen wollen auch die Einmärsche frischer Truppen noch immer nicht aufhören. Deßwegen werden die wiederholten Aufforderungen der Pforte zur Räumung der Fürstenthümer mit Hohn beantwortet. Deßwegen wurden in der Moldau fast alle die den Muth gehabt bei ihrem rechtmäßigen Landesherrn gegen die Schandherrschaft Sturdza's Beschwerde zu führen oder dem türkischen Kommissar Talaat Effendi ihre Aufwartung zu machen, mit Verbannung oder Hausarrest bestraft und der härtesten Behandlung unterworfen, und dies ohne Untersuchung und ohne Richterspruch. Deßwegen werden die Güter der letztern rein ausgeplündert und ihre Häuser in Spitäler und Kasernen verwandelt. Deßwegen wurde der leider zu früh verstorbene Erzbischof der Moldau mit Absetzung und Verbannung bedroht. Hr. v. Duhamel beging sogar die Unvorsichtigkeit die Theilnahme des greisen Erzbischofs an der der Pforte zu Händen Talaat Effendis überreichten Beschwerdeschrift und an der von dem letztern ertheilten feierlichen Audienz öffentlich und unter Ausstoßung plumper Drohungen eine Infamie zu nennen. Deßwegen ward der Bischof von Roman seiner Diözese beraubt und in ein Kloster verbannt, wo er der schändlichsten Behandlung preisgegeben ist. Deßwegen mußte ein anderer Bischof, der treffliche Justin, ins Ausland flüchten. Deßwegen werden die gegründetsten Klagen des Landes nicht berücksichtigt und die schändlichsten Mißbräuche Sturdza's und seiner Helfershelfer geduldet, ja sogar in Schutz genommen. Deßwegen ward die gesammte Intelligenz, die im Ausland erzogene jüngere Generation, mit einem Wort die Blüthe und Hoffnung des Landes ohne Untersuchung, ohne Richterspruch geächtet, auf das schändlichste mißhandelt und größtentheils ins Exil geschleppt oder zur Flucht ins Ausland gezwungen. Deßwegen werden in der Walachei, trotz der von der Pforte erlassenen Amnestie, zahllose Verhaftungen vorgenommen, und dies trotz der feierlichsten Verwahrungen der darüber im höchsten Grade entrüsteten Pforte und der kräftigsten Einsprache ihrer Kommissare. Wie groß und wahr die vom Grafen Nesselrode in der berühmten Cirkulardepesche behauptete «entente cordiale» zwischen Rußland und der Türkei sein mag, erhellt schon aus der notorischen Thatsache, daß Fuad Effendi seinerseits mehrere blindergebene Anhänger Rußlands verhaften ließ, um die Freilussung der von Duhamel verhafteten unschuldigen Anhänger der Pforte zu bewirken. Da Fürst Sturdza während seiner 14jährigen Regierung die Moldau systematisch ausgeplündert und alle Staats- und Gemeindekassen schamlos geleert hat, so hat für die zur Verpflegung der russ Truppen willkürlich und ohne die geringste Preisbestimmung für die den Grundherren weggenommenen landwirthschaftlichen Erzeugnisse (mit Ausnahme der Pächter seiner ungeheuren Privatländereien und seines ihn an Habsucht noch übertreffenden Sohnes Gregor, „des privilegirten Klostergüterpächters und Bauernschinders“) Niemand bisher auch nur die geringste Vergütung erhalten. Dieselbe soll daher einem kürzlich vom St. Petersburger Kabinet herabgelangten Befehle zufolge durch Erhöhung der bestehenden Landessteuern um zwei Zehntel ihres gegenwärtigen Vertrages möglich gemacht werden. Ein Zehntel soll von den Grundherren, die bisher ganz steuerfrei gewesen, das andere von dem ohnehin vielfach und unglaublich bedrückten Bauernstand entrichtet werden. Bedenkt man daß der moldauische und walachische Bauer keinen Grund und Boden eigenthümlich besitzt, und gleichwohl dem Grundherrn zahllose Frohndienste leisten, einen großen Theil des Jahres am Straßenbau — meist auf den Privatgütern des Hospodars — unentgeldlich arbeiten, alle Zufuhren für die Palastbauten des Hospodars, sowie für die russischen Truppen ebenfalls unentgeltlich besorgen und außerdem alle übrigen Staatslasten allein tragen muß, so kann man nicht umhin die dieser unglücklichen Menschenklasse auferlegte Steuererhöhung für eine himmelschreiende Ungerechtigkeit zu erklären und aus tiefstem Herzen zu beklagen. Diese Maßregel ist außerdem eine Verletzung des Réglement organique, dem zufolge die Landessteuern ohne vorläufige Genehmigung Rußlands und der Pforte nicht erhöht werden dürfen. Daß die letztere in diesem Fall gar nicht befragt worden, unterliegt keinem Zweifel. Dürfte man in der Politik von Gerechtigkeit sprechen, so würden wir keinen Augenblick anstehen zu erklären, daß es weit gerechter gewesen wäre die Verpflegung der russischen Truppen dem kolossalen Vermögen aufzuerlegen, welches der Hospodar während seiner vierzehnjährigen Verwaltung zusammengeplündert und das ohne Uebertreibung auf vier bis fünf Mill. Dukaten angeschlagen werden kann. Eine Mill. Dukaten beträgt bloß der 14jähr. Reservefonds, der, dem Reglement zufolge, aus dem nach Deckung des ordentlichen Staatsaufwands verbleibenden Ueberschuß der Staatseinkünfte hätte gebildet werden sollen. Eine 1/2 Mill Dukaten beträgt die 14jährige Getreideausfuhrsteuer, die, dem Reglement gemäß, rechtlich gar nicht bestehen darf. Von allen diesen Geldern findet sich in den Landeskassen nicht ein Para. Im Bewußtseyn des schändlichen Ursprungs seiner enormen Schätze, hat der Hospodar den größeren Theil davon bei Rothschild angelegt, von dem er 3 höchstens 4 Procent bezieht, während ihm im Inlande bei hypothekarischer Sicherheit ein dreimal höherer gesetzlich anerkannter Zinsfuß zu Gebot stand. Dieser notorische Umstand allein genügt schon um die Schändlichkeit der Titel außer Zweifel zu setzen auf welche Sturdza's ungeheure Gelderwerbungen sich gründen. Die Verhaltung desselben zur Zurückzahlung der Staatsgelder, die er ganz rechtswidrig sich zugeeignet hat, und die Verwendung dieser Summen zur Erhaltung der russischen Truppen würde daher nur ein Akt der Gerechtigkeit seyn und zur Versöhnung der Gemüther unendlich viel beitragen, während die von Rußland verfügte Steuererhöhung in dieser schweren, geldarmen Zeit die allgemeine Noth und Erbitterung nur steigern kann. (A. Z.) Aegypten. Alexandrien, 21. Dez. Am 7. d. wurde der Firman des Sultans, der Abbas Pascha zum Vicekönig von Aegypten ernennt, im vollen Divan, auf der Citadelle von Kairo, in Gegenwart der höheren Beamten, der Mitglieder des Staatsraths und der europäischen Konsuln, öffentlich verlesen. Eine große Masse Truppen war zugegen, und die verschiedenen Forts schossen Freudenschüsse ab. Abbas erklärte bei dieser Gelegenheit, daß ihm die Prosperität Aegyptens und die seines Volkes stets am Herzen liegen werde, und daß er in der Staatsverwaltung seinen Großvater Mehemed Ali zum Vorbild nehme. Wie man sagt, wird er Kairo zu seiner Haupt-Residenzstadt machen; die Straßen sollen erweitert und verschönt, und viele neue Häuser gebaut werden. Zur Bequemlichkeit der Reisenden wird er ein Hotel nach dem größen Style errichten lassen und außerdem für einen Pallast sorgen, der ausschließlich für hervorragende europäische Reisende offen stehen wird. In Folge der Einladung des Sultans verließ der Vizekönig Cairo am 18., um sich von hier nach Konstantinopel einzuschiffen. Sein Empfang hier in der Stadt war sehr glänzend. In einer Dampf-Yacht des Sultans reis'te er bereits ab, begleitet von zwei ägyptischen Dampfbooten, die sein Gefolge an Bord haben: 40 arabische Pferde und 10 weiße Esel einer besonderen Gattung. Außerdem führt Abbas eine Summe, im Werthe von ungefähr 1 1/4 Million Thalern, mit sich, die er als Geschenke an den Sultan, an die Sultanin Mutter und an die verschiedenen Minister in Konstantinopel zu vertheilen gedenkt. Viele der Großen des Reiches begleiten den Vizekönig. Mit dem französischen Dampfboote langten die zwei Söhne des verstorbenen Ibrahim Pascha, von Marseille, resp. Paris, wo sie bisher ihre Studien machten, im hiesigen Hafen an. Bei der Nachricht vom Tode ihres Vaters hatten sie sich sofort, ohne die Erlaubniß ihrer Vorgesetzten, eingeschifft. Der Vizekönig hat ihnen indeß befohlen, mit demselben Dampfboote, mit dem sie kamen, wieder zurückzukehren. In Syrien war die Cholera total verschwunden. Der Handel ging ziemlich gut. Amerika. XX New-York, 17. Dez. Die Einwanderung war dieses Jahr in Amerika sehr stark. Im Hafen von New-York kamen vom 1. Januar bis 30. November 182,189 Einwanderer an; auf den Monat November, wo die Einwanderung in früheren Jahren blos noch ganz unbedeutend war, kamen dieses Jahr 23,575 Pers.; wenn wir hierzu noch die Einwanderer in Philadelphia und Baltimore rechnen, in welchen beiden Städten besonders häufig die deutschen Bauern landen, so kann man die Menge von Arbeitskräften, welche Europa hierdurch entgehen, begreifen. Im Staate Pennsylvanien hat das deutsche Element durchweg die Oberhand. Dasselbe scheint der Fall zu werden in den jungen Staaten Wiskonsin und Illinois. Hauptsächlich sieht man in der letzten Zeit viele junge kräftige Handwerker ankommen. Unter den Eingewanderten bemerken wir ferner einen Rothschild. Die amerikanischen Blätter tragen ihm schon überall zur Herstellung einer „Entente cordiale“ Heirathen mit amerikanischen Ladie's an. Rothschild seinerseits ermangelt nicht, den Lion auf den Maskenbällen zu spielen. Die Amerikaner schmeicheln sich mit Bestimmtheit, daß dieser Rothschild, der sich durch Vermittlung seines hiesigen Agenten Belmont sehr in den Handels- und Geldverhältnissen der neuen Welt umgesehen, derselben jetzt seine europäischen Blutgelder zuwenden wolle. Es werde dies ein gutes Beispiel geben, und die europäischen Kapitalisten ermuntern das „halbbankerotte“ Europa zu verlassen und die United States zum Schauplatz ihrer Thätigkeit zu machen. Im 16. Jahrhundert gingen die sauer verdienten deutschen Pfennige zum Ausbau der Peterskirche nach Rom, und im 19. Jahrhundert will man dem deutschen Volke seine Dukaten stehlen zum Fortbau des amerikanischen Geldtempels. An Lockspeisen für ankommende deutsche Glücksritter, von den Amerikanern spottweise „Greens“ (Grüne) genannt, fehlt es natürlich hier nie. So lese ich eben wieder: „Freistätte für die Unterdrückten Europa's.“ Es werden in diesem Aufrufe Deutsche aufgefordert, eine amerikanische Seestadt, Preston an der _ rraussasa-Bay in der südlichsten Gegend von Texas begründen zu helfen, welche Seestadt New-Orleans und Galveston später ersetzen solle, da ersteres wegen seiner ungesunden Lage in Rückgang, und letzteres aus ähnlichen Gründen nicht emporkommen könne. Der Grund und Boden gehört dort natürlich schon weit und breit den Spekulanten. Unsre menschenfreundlichen Landsleute ermangeln natürlich nicht, durch jahrelange Entbehrungen ihrerseits den Boden der Spekulanten in Werth zu bringen. Dieser Tage geht das erste Schiff dahin ab. Weil sie im Staate New-York nicht das Eldorado gefunden, das sie sich in Europa versprachen, meinen sie es gewiß dort zu finden. Der bitterste Spott auf die leichtgläubigen Deutschen ist bei derart Geschichten immer, daß solche Aufrufe an die Europäer blos in deutscher Sprache abgefaßt sind. Mit dem Aufhören des gelben Fiebers hat dieses Spätjahr eine ebenso gefährliche Krankheit, „das Goldfieber,“ um sich gegriffen. In allen Städten der Vereinigten Staaten sind ungeheuer viele Krankheitsfälle dieser Art vorgekommen. Wer ein paar hundert Dollars zusammenbringen kann, um diese Reise zu machen, packt ohne Weiteres auf nach dem neuen Palästina, nach Californien. In New-York sind 7000 Personen zur Fahrt per Dampfboot angemeldet, welche Fahrt sehr theuer ist und auf 500—600 Dollars kommt. Man fährt per Dampfboot bis an die Landenge von Panama, durchreist diese mit Maulthieren etc., und setzt auf der andern Seite die Reise mit Dampfbooten wieder weiter fort. Der californische Goldsand ist von der Größe von Fruchtkörnern bis zur Größe einer Faust, wird von den Flußbetten bis zu den höchsten Gipfeln der Berge gefunden, er soll mit etwas Asbest vermischt sein, und wird vorbehaltlich der Auslösung vorläufig vom dortigen Gouvernement bei Zahlung der Eingangszölle angenommen. In Folge der Geldindustrie sind die Lebensmittel ungeheuer im Preise gestiegen; ein Pfund Schweinefleisch 2—3 Dollars, eine Schaufel kostet 14 Dollars, und so alles Uebrige im Verhältniß, das den europäischen Goldjägern zur Notiz. Die Regierungsnachrichten von Californien lauten ganz fabelhaft: Familienväter in San Francisco verließen ihre Familien ohne alle Fürsorge, so daß die Regierung genöthigt war einzuschreiten, Soldaten desertirten von ihrer Besatzung, und abgehen wollende Schiffe konnten um 100 Doll. Monatsgeld und Kost keine Matrosen mehr bekommen. New-York gleicht zur Zeit in vielen Beziehungen einer europäischen Weltstadt. Die berühmte Musikbande von Gungl aus Berlin, sowie die Musikgesellschaft „Saxonia“ aus Dresden geben hier mit Beifall Konzerte, jedoch mit ganz mittelmäßigen pekuniärem Erfolg. Von einer feinen Musik versteht der Amerikaner nichts; wenn nicht die Pauken tüchtig darein wettern, so macht es bei ihm keinen Effekt. Der Sohn des alten „Strauß“ aus Wien wird auch nebst Musikbande hier erwartet. Die Cholera herrscht beständig noch in der hiesigen Quarantaine; es kommen immer mehr Sterbfalle von dem aus Havre angekommenen Schiffe „New-York“ vor. In der Stadt sind noch keine Fälle vorgekommen; auch sind die Aerzte nicht einig, ob es die asiatische Cholera sei. Für deutsche Löschung deutschen Durstes ist in New-York durch etwa 400 deutsche Wirthschaften wohl gesorgt. Ein hier vor einigen Wochen in kaiserlicher Uniform angekommener österreichischer Oberstlieutenant „Burgthal aus Wien“ hat die Zahl auch durch eine bescheidene Kneipe vermehrt. Derselbe versicherte, vor ungefähr 3 Monaten Metternich bei seiner Hieherreise einen Besuch abgestattet zu haben; dieser sei sehr betroffen gewesen, ihn auf dieser Reise zu sehen, da jetzt doch bald wieder ihre Zeit komme; er will auch bei Metternich eine Proskriptionsliste gesehen haben, für den Fall seiner Rückkehr nach Wien. — Die durch die jüngsten Wahlen ans Ruder kommende Whigparthei erhebt jetzt schon, nachdem sie nur durch Intriguen der verschiedensten Art ihre Wahlen durchgesetzt hatte, kühn das Haupt. Webster verkündet in Boston laut, man müsse das Kapital beschützen, um die Arbeit bezahlen zu können. Die Hauptmaßregeln, die sie durchzusetzen suchen werden, werden sein: hohe Eingangszölle und eine im Interesse einer kleinen Minorität geleitete Nationalbank. Die Ultrawhigs sind trotz Allem verstimmt und traurig, daß keine Möglichkeit vorhanden, ihr leuchtendes Gestirn, Henry Clay, zu der Präsidentenwürde zu erheben. Es scheint jedoch zwischen Clay und Taylor eine Annäherung stattgefunden zu haben; wenigstens haben sie sich gegenseitig auf ihre Landsitze eingeladen. Die (sogenannte) demokratische Partei hatte bis zum letzten Augenblick auf den Staat Pennsylvanien gerechnet (mit 26 Stimmen); durch dessen Verlorengehen ging die Wahlschlacht verloren. Andere Hauptursachen des Mißkredits der demokratischen Partei scheinen zu sein: Die Eigennützigkeit der Führer, die ein wohlorganisirtes Aemterjägerkorps bildeten. Die Bildung der Partei des alten Fuchses van Buren (Freibodenpartei, d. h. Partei für von Sklavenarbeit befreiten Boden), welche durch das Gespenst der Einführung der Sklaverei in die von Mexiko abgetretenen Landstriche für sich Propaganda größtentheils aus den Reihen der demokratischen Partei macht; das kräftige Emporblühen einer Geldaristokratie in den größern Städten — dieß Alles hat die Nothwendigkeit der Reorganisation der demokratischen Partei klar gemacht und es schlagen die Philadelphier Demokraten hiefür folgende Punkte vor: Gesetzliche Beschränkung des öffentlichen Landes, welches an einzelne Individuen verkauft werden darf. Unentgeldliche Verleihung eines unveräußerlichen Stück Landes an wirkliche Einsiedler. Wahl aller Beamten durch das Volk. Schutz der Arbeit gegen die Uebergriffe und Verschwörungen des Kapitals. Verbot der Bankprivilegien an Einzelne und Privatgesellschaften. — Diese Bestimmungen sind größtenthels dem Programme der Nationalreformer entnommen, welche für sich allein noch keinen entscheidenden Einfluß besitzen, weil die große Mehrzahl, wenn gleich augenscheinlich immer mehr in sociale Abhängigkeit kommend, doch noch nicht in dem Maaße materiell schlecht gestellt ist, als bei uns in Europa. Hätte die demokratische Partei diese Forderungen vor der Wahl auf ihre Banner geschrieben, so wäre sie wahrlich nicht dem Sklavenhalter aus Louisiana (Taylor ist Besitzer von mehr als 200 Sklaven) unterlegen, welcher zwar als ein rüstiger Krieger, aber als nichts weniger, als ein tüchtiger Staatsmann allgemein betrachtet wird. Mit Freude bemerke ich, daß von den Neuankommenden immer die „Neue Rheinische Zeitung“ als alte Freundin begrüßt wird; sie wird, z. B. im Hotel Shakespeare gehalten, es ist das ein Gasthof, dessen Wirth als entschiedener Sozialdemokrat auch außerdem, La Reforme und Le Peuple etc. etc. hält. Ueberhaupt kann man das Hotel Shakespeare allen Deutschen als den ordentlichsten Gasthof empfehlen. Die deutsche Schnellpost bringt neuerdings beinahe alle ihre europ. Nachrichten aus der Neuen Rhein. Ztg., obgleich deren Kölner Korrespondent die „Rothen“ aus voller Seele haßt; sonst wird sie ungemein schlecht redigirt. Die New-Yorker Staatszeitung ist gegenwärtig von deutsch. Blättern am meisten verbreitet. Außerdem noch der New-Yorker Demokrat mit van Burentendenz. — Von in engl. Sprache erscheinenden Blättern bringt die „Daily Tribune“ seit einiger Zeit freisinnige Korrespondenzen von Henry Brisbane aus Europa; in Bezug auf Amerika huldigt sie Whig-Grundsätzen. — Das verbreitetste Blatt in Amerika ist der hier erscheinende „The Herald;“ er ist der Beherrscher von Amerika; was er will, muß geschehen; er steht „über“ den Parteien und rühmt sich, diese nicht nothwendig zu haben, weil er ein dem Präsidenten gleiches Einkommen habe (er erscheint in 28000 Exemplaren). Vor einigen Tagen brannte das erste hiesige Theater, das „Park-Theater“ ab; es erreichte ein Alter von 22 Jahren, was noch keinem hiesigen Theater passirt sein soll; ihr durchschnittliches Alter wird auf 6 Jahre geschätzt. — Im Monat November waren 65 Brände in New-York, was so ziemlich die monatliche Durchschnittszahl ist. — Mit den ersten Strahlen der Frühlingssonne bin ich jedenfalls wieder in Deutschland. Großbritannien. * Edinburg. Es hat sich hier, wie der „Scotsman“ mit theilt, ein „Anti-Eidableistungs-Verein“ gebildet, der es dahin bringen will, daß, wie in den Vereinigten Staaten, eine bloße Versicherung statt des Eides genüge, indem jede Lüge unter der einen oder andern Form gleich streng bestraft wird. Der Verein wird unter Anderm alle Personen, die wegen Eidverweigerung eingesperrt werden, durch Rath und Geldmittel unterstützen. Redakteur en chef: Karl Marx.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 189. Köln, 7. Januar 1849. Zweite Ausgabe, S. 1027. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz189ii_1849/3>, abgerufen am 21.11.2024.