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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 165. Köln, 10. Dezember 1848.

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* Neapel, 27. Nov.

Nach Berichten, welche mit dem Kriegsdämpfer Odin vor wenig Tagen von Palermo hier eintreffen, ist der Zustand dort im hohem Grade unbefriedigend. Das politische Interimistikum wird nachgerade unerträglich. Die provisorische Regierung ist schwach und wird von der eigentlichen revolutionären Parthei so in Schach gehalten, daß sie nach ihrer eigenen Erklärung sich nicht für fähig hält, irgend eine Vermittlung durchzusetzen, wenn nicht unter dem Schutze der Kanonen der französischen und englischen Flotte.

Rom, 28. Nov.

Nachdem Ministerium, Deputirtenkammer, Pairskammer und Municipalität reihum zur Ruhe und Ordnung aufgefordert haben, ist nun auch Pater Ventura aus seiner politischen Zurückgezogenheit wieder hervorgetreten und hat gestern eine Predigt gehalten, in welcher er die Volkssouveränität begeisterungsvoll preist, und die Dienstpflichtigkeit der Herrscher gegen ihre Völker, um derentwillen sie von Gott eingesetzt sind, in ihren mannichfachen Beziehungen schildert.

Großbritannien.
London, 6. Dez.

Die Regierung hat die sofortige Herstellung eines durch die See führenden elektrischen Telegraphen zwischen Dublin und Holyhead (bei Liverpool) beschlossen. Die Nachrichten aus der irischen Hauptstadt bedürfen auf diese Weise nur weniger Minuten, um nach London zu gelangen. Das elektrische Licht, eine neue Erfindung, hat sich in den bis jetzt damit angestellten Proben (die letzte auf der Yorksäule bei St. James-Park) vollrommen bewährt. Dieses Licht übertrifft alle bis jetzt dagewesenen Erleuchtungsmittel bei Weitem. Es leuchtet bis in eine Weite von 10 englischen Meilen, und der Erfinder, ein Chevalier de Molk, will im Stande sein, seine Wirkung bis auf eine Entfernung von 100 Meilen zu verstärken. Bei den Versuchen, welche man auf der Treppe der Nationalgallerie damit machte, konnte man auf der entgegengesetzten Seite von Trafalgar-Square, vor dem Pallast des Herzugs von Northumberland, deutlich beim Scheine des brennenden Fluidums die Zeitung lesen. Die Entfernung mag 1500 Fuß betragen.

* London, 6. Decbr.

Ihre Leser werden sich wahrscheinlich noch jener schreckliche Geschichten erinnern, die vor mehreren Jahren auf einem Schiffe in der Südsee vorfiel. Etwa 300 Chinesen waren an Bord dieses Fahrzeugs und wurden beim Herannahen des Sturmes in die Kajüten gesperrt. Aus Versehen schloß man die Luken so fest, daß die Eingesperrten bald dem Ersticken nahe waren und sich der Eine über den Andern nach den Fugen und Ritzen des Deckes hinnaufdrängte. Ein fürchterlicher Kampf entspann sich. Man zog die Messer und zerfleischte sich buchstäblich um die letzte Luft, die noch in den Raum hineindrang. Wer nicht erstickte, erlag den Stößen seiner verzweifelnden Gegner. -- Das Heulen des Sturms hatte das Geschrei der Unglücklichen übertönt; Keiner von der auf dem Verdeck beschäftigten Schiffsmannschaft, hatte etwas davon bemerkt und als der Sturm sich endlich legte, und die Luken wieder geöffnet wurden, fand man am Boden der Kajüte nur -- Leichen.

Ein ähnlicher Fall trug sich in der Nacht von Sonntag auf Montag auf dem zwischen Sligo (Irland) und Liverpool gehenden Dampfboote "Londonderry" zu. Man hatte 105 Passagiere, theils für Amerika, theils für Liverpool an Bord, und schloß dieselben, wie es stets geschieht, beim Herannahen des Sturms in die Kajüten ein. Wiederum hatte man aber die Luken zu dicht verschlossen, so daß schon nach wenigen Stunden die Hälfte der Eingesperrten erstickte. Einem einzigen Passagier gelang es endlich, die Riegel zu sprengen und den Matrosen die Noth der Uebriggebliebenen anzuzeigen. Man öffnete jetzt; fand aber schon 73 Todte. Dies Dampfboot landete in Derry und die Behörden sind mit einer genauen Untersuchung des Vorfalles beschäftigt.

* London, 7. Dezember,

Die weiteren Details, die über die schreckliche Katastrophe an Bord des "Londonderry" Dampfboots eingehen, bestätigen nur zu sehr, daß der ganze Vorfall der unerhörten Leichtsinnigkeit und Unvorsichtigkeit der Schiffsmannschaft zuzuschreiben ist. Der Kapitain und sämmtliche Matrosen sind auch bereits in's Gefängniß abgeführt.

Der Raum des Schiffes, der nur für 30 Passagiere eingerichtet ist, und auf dem man 150 Männer, Weiber und Kinder zusammenpflanzte, war 20 Fuß lang, 14 Fuß breit und 7 Fuß hoch.

Als der Sturm begann, brachte man die Passagiere hinunter; die Wellen stürzten aber bald so heftig über das Verdeck, daß die Matrosen befürchteten, das Wasser mögte durch die Luftlöcher in die Kajüten dringen. Sie vernagelten daher die Luken mit Theertuch, so daß nun an gar keine Ventilation mehr zu denken war. Die Passagiere, die am Leben blieben, erzählen von wahrhaft übermenschlichen Anstrengungen, die von allen Seiten gemacht wurden um aus dem verpesteten Raume auf's Verdeck zu gelangen. Alles war aber umsonst und Verzweiflung bemächtigte sich bald der ganzen Gesellschaft. Im Todeskampfe zerfleischten sich die Unglücklichen gegenseitig mit ihrer Nägeln. Ihr Geschrei, ihr Röcheln, ihr Hülferufen drang nur mit so dumpfem Laute zu den Matrosen hinauf, daß diese den ganzen Lärm für den gewöhnlichen Rumor hielten, den ängstliche und kranke Leute während eines Sturmes verursachen und Niemanden fiel es ein, sich näher darum zu bekümmern. Als endlich einer der Eingeschlossenen auf's Verdeck zu entkommen wußte und dann die Luken sofort geöffnet wurden, fand man schon 73 Menschen todt.

Von der Atmosphäre, die während des Sturmes in der Kajüte herrschte, kann man sich eine Idee machen, wenn man bedenkt, daß das Licht der Laternen, mit denen man in den Raum hinunterstieg, sofort erlosch. Die Kadaver der Erstickten lagen zu vieren über einander und gewährten einen so schauerlichen Anblick, daß man die Matrosen erst halb betrunken machen mußte, um sie zum Wegräumen der Leichen zu bewegen. Sämmtliche Passagiere waren arme Landleute, die zum größten Theile von Liverpool nach Amerika auszuwandern beabsichtigen. Von einer Familie, die aus Mann, Weib und 9 Kindern bestand, blieben nur 3 Kinder am Leben.

* Dublin, 6. Dezember.

Gestern Abend ist Lord-Lieutenant Clarendon von Holyhead hier eingetroffen.

Schweiz.
** Bern, 5. Dez.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
** Bern, 6. Dez.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Rußland.
Von der polnischen Gränze, Ende Nov.

Nach Berichten aus Tiflis hatten die russischen Truppen gegen Ende des vorigen Monats ihre Winterquartiere bezogen. Der unermüdliche Schamyl gönnte ihnen jedoch wenig Ruhe, denn seine Schaaren durchzogen ohne Unterlaß das Land zwischen der Sundscha, dem Terek und der Laba. Ihre Kühnheit geht so weit, daß sie mehrmals selbst große Festungen innerhalb der Linie anzugreifen wagten. Wenn auch solche Unternehmungen meist mißlingen, so kosten sie den Russen doch viele Leute und die Tschetschenzen schleppen fast immer eine sehr beträchtliche Anzahl Leute mit in die Berge. In der Tschetschna und in der kleinen Kabarda hat Schamyl zwei neuangelegte und noch nicht ganz vollendete russische Forts zerstört. Man fürchtet, daß die meisten zerstreuten Außenwerke, deren Fürst Woronzoff in den letzten Jahren sehr viele erbauen ließ, im Winter, wenn die Verbindungen abgeschnitten sind, dasselbe Schicksal haben werden. Auch auf dem linken Flügel regt sich's wieder. Dort haben die wilden Ubichen bereits mehrere Einfälle in die schwach besetzte Linie unternommen. Allem Anschein nach stehen sie mit Schamyl in engem Einvernehmen. Aus diesen Thatsachen geht zur Genüge hervor, daß die Gerüchte von einem angeblichen Friedensschlusse Rußlands mit den Bergvölkern in das Reich der Erfindung gehören. -- Für die nach Polen abgegangenen Truppen sind von dort andere im Kaukasus eingetroffen. Die letzteren sollen größtentheils aus polnischen Rekruten und Strafregimentern bestehen. Fürst Woronzoff läßt noch immer die Verheerung der herrlichen Waldungen fortsetzen. Tag für Tag sind Tausende von Aexten bei dem Zerstörungswerke beschäftigt und es scheint, daß gerade dadurch der Ingrimm der Bergvölker fortwährend von Neuem aufgestachelt wird.

Erklärung.

So eben komme ich aus dem Lokale des hiesigen Land- und Stadtgerichts, wohin ich von Hrn. Land- und Stadtgerichts-Rath Kraetschell im Auftrage der Kriminal-Deputation des genannten Gerichts, ohne jede Andeutung, ob als Zeuge, oder Verklagter, so wie ohne alle und jede Angabe des Zweckes meiner Vorladung, unter dem 30. Novbr. berufen war. Daß ich auch später nicht den Namen desjenigen amtlich erfahren habe, dem es beliebt hat, mich zu dieser Funktion auszuersehen, darf ich kaum noch hinzufügen. Ich bin an genannter Stelle nach meiner Mitwissenschaft um beiläufig ein Dutzend möglicherweise für "hochverrätherisch" gehaltener Einzeläußerungen befragt worden, welche an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten, in sechs bis acht ganz verschiedenen Versammlungen (Volksverein, Landwehrklub etc.), endlich von ganz verschiedenen Personen gefallen sein sollten. Da ich indeß, meiner Erinnerung nach, nur in den wenigsten jener Versammlungen überhaupt persönlich zugegen war, so habe ich natürlich so viel wie Nichts Bestimmtes darüber aussagen können.

Unbeneidenswerth aber dürfte wohl jedem Ehrenmanne das Handwerk solcher Denunzianten erscheinen, die es nicht einmal der Mühe werth halten, sich irgendwie vorher danach umzusehen, ob die von ihnen vorgeschlagenen "Zeugen" auch nur mit einem Fuße den Ort betreten haben, an welchem die von ihnen denuncirten Aeußerungen gefallen sein sollen. Mit gleichem Rechte, scheint es, könnte man sich am Ende die "Zeugen" beliebig aus jedem "Wohnungsanzeiger" erwählen. Ist es schon traurig genug, in solcher Weise den Pflichten des Berufs, den Funktionen des Amtes entzogen zu werden, so kann in der Wahrnehmung, daß heutzutage Vielen, wie es scheint, dasselbe begegnet, noch weniger etwas Tröstliches gefunden werden. Zum Schluß nur noch dies.

Nach meiner sofort vorgenommenen Vereidigung stellte Hr. Kraetschell an mich die, dann auch dem Protokoll übergebene Aufforderung: über die heutige Verhandlung etwaige Mittheilungen nicht zu "verlautbaren" (und das noch vor jeder förmlich eröffneten Untersuchung!).

Ich habe gegen diese Aufforderung, welche mich (und, wie ich jetzt von anerkannt tüchtigen Juristen höre, auch rechtlicherseits mit vollem Grunde) mit fast eben so viel Bedauern, als Unwillen erfüllt, mündlich bei dem Hrn. Kraetschell einen Protest abgelegt, welchen nachträglich dem Protokoll beifügen zu wollen, ich ihn später schriftlich ersucht habe.

Stettin, den 5. Decbr. 1848. W. Stahr.

Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]

Morgen wird eine zweite Ausgabe ausgegeben werden.

Der Gerant: Korff.
Druck J. W. Dietz, unter Hutmacher 17.

* Neapel, 27. Nov.

Nach Berichten, welche mit dem Kriegsdämpfer Odin vor wenig Tagen von Palermo hier eintreffen, ist der Zustand dort im hohem Grade unbefriedigend. Das politische Interimistikum wird nachgerade unerträglich. Die provisorische Regierung ist schwach und wird von der eigentlichen revolutionären Parthei so in Schach gehalten, daß sie nach ihrer eigenen Erklärung sich nicht für fähig hält, irgend eine Vermittlung durchzusetzen, wenn nicht unter dem Schutze der Kanonen der französischen und englischen Flotte.

Rom, 28. Nov.

Nachdem Ministerium, Deputirtenkammer, Pairskammer und Municipalität reihum zur Ruhe und Ordnung aufgefordert haben, ist nun auch Pater Ventura aus seiner politischen Zurückgezogenheit wieder hervorgetreten und hat gestern eine Predigt gehalten, in welcher er die Volkssouveränität begeisterungsvoll preist, und die Dienstpflichtigkeit der Herrscher gegen ihre Völker, um derentwillen sie von Gott eingesetzt sind, in ihren mannichfachen Beziehungen schildert.

Großbritannien.
London, 6. Dez.

Die Regierung hat die sofortige Herstellung eines durch die See führenden elektrischen Telegraphen zwischen Dublin und Holyhead (bei Liverpool) beschlossen. Die Nachrichten aus der irischen Hauptstadt bedürfen auf diese Weise nur weniger Minuten, um nach London zu gelangen. Das elektrische Licht, eine neue Erfindung, hat sich in den bis jetzt damit angestellten Proben (die letzte auf der Yorksäule bei St. James-Park) vollrommen bewährt. Dieses Licht übertrifft alle bis jetzt dagewesenen Erleuchtungsmittel bei Weitem. Es leuchtet bis in eine Weite von 10 englischen Meilen, und der Erfinder, ein Chevalier de Molk, will im Stande sein, seine Wirkung bis auf eine Entfernung von 100 Meilen zu verstärken. Bei den Versuchen, welche man auf der Treppe der Nationalgallerie damit machte, konnte man auf der entgegengesetzten Seite von Trafalgar-Square, vor dem Pallast des Herzugs von Northumberland, deutlich beim Scheine des brennenden Fluidums die Zeitung lesen. Die Entfernung mag 1500 Fuß betragen.

* London, 6. Decbr.

Ihre Leser werden sich wahrscheinlich noch jener schreckliche Geschichten erinnern, die vor mehreren Jahren auf einem Schiffe in der Südsee vorfiel. Etwa 300 Chinesen waren an Bord dieses Fahrzeugs und wurden beim Herannahen des Sturmes in die Kajüten gesperrt. Aus Versehen schloß man die Luken so fest, daß die Eingesperrten bald dem Ersticken nahe waren und sich der Eine über den Andern nach den Fugen und Ritzen des Deckes hinnaufdrängte. Ein fürchterlicher Kampf entspann sich. Man zog die Messer und zerfleischte sich buchstäblich um die letzte Luft, die noch in den Raum hineindrang. Wer nicht erstickte, erlag den Stößen seiner verzweifelnden Gegner. — Das Heulen des Sturms hatte das Geschrei der Unglücklichen übertönt; Keiner von der auf dem Verdeck beschäftigten Schiffsmannschaft, hatte etwas davon bemerkt und als der Sturm sich endlich legte, und die Luken wieder geöffnet wurden, fand man am Boden der Kajüte nur — Leichen.

Ein ähnlicher Fall trug sich in der Nacht von Sonntag auf Montag auf dem zwischen Sligo (Irland) und Liverpool gehenden Dampfboote „Londonderry“ zu. Man hatte 105 Passagiere, theils für Amerika, theils für Liverpool an Bord, und schloß dieselben, wie es stets geschieht, beim Herannahen des Sturms in die Kajüten ein. Wiederum hatte man aber die Luken zu dicht verschlossen, so daß schon nach wenigen Stunden die Hälfte der Eingesperrten erstickte. Einem einzigen Passagier gelang es endlich, die Riegel zu sprengen und den Matrosen die Noth der Uebriggebliebenen anzuzeigen. Man öffnete jetzt; fand aber schon 73 Todte. Dies Dampfboot landete in Derry und die Behörden sind mit einer genauen Untersuchung des Vorfalles beschäftigt.

* London, 7. Dezember,

Die weiteren Details, die über die schreckliche Katastrophe an Bord des „Londonderry“ Dampfboots eingehen, bestätigen nur zu sehr, daß der ganze Vorfall der unerhörten Leichtsinnigkeit und Unvorsichtigkeit der Schiffsmannschaft zuzuschreiben ist. Der Kapitain und sämmtliche Matrosen sind auch bereits in's Gefängniß abgeführt.

Der Raum des Schiffes, der nur für 30 Passagiere eingerichtet ist, und auf dem man 150 Männer, Weiber und Kinder zusammenpflanzte, war 20 Fuß lang, 14 Fuß breit und 7 Fuß hoch.

Als der Sturm begann, brachte man die Passagiere hinunter; die Wellen stürzten aber bald so heftig über das Verdeck, daß die Matrosen befürchteten, das Wasser mögte durch die Luftlöcher in die Kajüten dringen. Sie vernagelten daher die Luken mit Theertuch, so daß nun an gar keine Ventilation mehr zu denken war. Die Passagiere, die am Leben blieben, erzählen von wahrhaft übermenschlichen Anstrengungen, die von allen Seiten gemacht wurden um aus dem verpesteten Raume auf's Verdeck zu gelangen. Alles war aber umsonst und Verzweiflung bemächtigte sich bald der ganzen Gesellschaft. Im Todeskampfe zerfleischten sich die Unglücklichen gegenseitig mit ihrer Nägeln. Ihr Geschrei, ihr Röcheln, ihr Hülferufen drang nur mit so dumpfem Laute zu den Matrosen hinauf, daß diese den ganzen Lärm für den gewöhnlichen Rumor hielten, den ängstliche und kranke Leute während eines Sturmes verursachen und Niemanden fiel es ein, sich näher darum zu bekümmern. Als endlich einer der Eingeschlossenen auf's Verdeck zu entkommen wußte und dann die Luken sofort geöffnet wurden, fand man schon 73 Menschen todt.

Von der Atmosphäre, die während des Sturmes in der Kajüte herrschte, kann man sich eine Idee machen, wenn man bedenkt, daß das Licht der Laternen, mit denen man in den Raum hinunterstieg, sofort erlosch. Die Kadaver der Erstickten lagen zu vieren über einander und gewährten einen so schauerlichen Anblick, daß man die Matrosen erst halb betrunken machen mußte, um sie zum Wegräumen der Leichen zu bewegen. Sämmtliche Passagiere waren arme Landleute, die zum größten Theile von Liverpool nach Amerika auszuwandern beabsichtigen. Von einer Familie, die aus Mann, Weib und 9 Kindern bestand, blieben nur 3 Kinder am Leben.

* Dublin, 6. Dezember.

Gestern Abend ist Lord-Lieutenant Clarendon von Holyhead hier eingetroffen.

Schweiz.
** Bern, 5. Dez.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
** Bern, 6. Dez.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Rußland.
Von der polnischen Gränze, Ende Nov.

Nach Berichten aus Tiflis hatten die russischen Truppen gegen Ende des vorigen Monats ihre Winterquartiere bezogen. Der unermüdliche Schamyl gönnte ihnen jedoch wenig Ruhe, denn seine Schaaren durchzogen ohne Unterlaß das Land zwischen der Sundscha, dem Terek und der Laba. Ihre Kühnheit geht so weit, daß sie mehrmals selbst große Festungen innerhalb der Linie anzugreifen wagten. Wenn auch solche Unternehmungen meist mißlingen, so kosten sie den Russen doch viele Leute und die Tschetschenzen schleppen fast immer eine sehr beträchtliche Anzahl Leute mit in die Berge. In der Tschetschna und in der kleinen Kabarda hat Schamyl zwei neuangelegte und noch nicht ganz vollendete russische Forts zerstört. Man fürchtet, daß die meisten zerstreuten Außenwerke, deren Fürst Woronzoff in den letzten Jahren sehr viele erbauen ließ, im Winter, wenn die Verbindungen abgeschnitten sind, dasselbe Schicksal haben werden. Auch auf dem linken Flügel regt sich's wieder. Dort haben die wilden Ubichen bereits mehrere Einfälle in die schwach besetzte Linie unternommen. Allem Anschein nach stehen sie mit Schamyl in engem Einvernehmen. Aus diesen Thatsachen geht zur Genüge hervor, daß die Gerüchte von einem angeblichen Friedensschlusse Rußlands mit den Bergvölkern in das Reich der Erfindung gehören. — Für die nach Polen abgegangenen Truppen sind von dort andere im Kaukasus eingetroffen. Die letzteren sollen größtentheils aus polnischen Rekruten und Strafregimentern bestehen. Fürst Woronzoff läßt noch immer die Verheerung der herrlichen Waldungen fortsetzen. Tag für Tag sind Tausende von Aexten bei dem Zerstörungswerke beschäftigt und es scheint, daß gerade dadurch der Ingrimm der Bergvölker fortwährend von Neuem aufgestachelt wird.

Erklärung.

So eben komme ich aus dem Lokale des hiesigen Land- und Stadtgerichts, wohin ich von Hrn. Land- und Stadtgerichts-Rath Kraetschell im Auftrage der Kriminal-Deputation des genannten Gerichts, ohne jede Andeutung, ob als Zeuge, oder Verklagter, so wie ohne alle und jede Angabe des Zweckes meiner Vorladung, unter dem 30. Novbr. berufen war. Daß ich auch später nicht den Namen desjenigen amtlich erfahren habe, dem es beliebt hat, mich zu dieser Funktion auszuersehen, darf ich kaum noch hinzufügen. Ich bin an genannter Stelle nach meiner Mitwissenschaft um beiläufig ein Dutzend möglicherweise für „hochverrätherisch“ gehaltener Einzeläußerungen befragt worden, welche an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten, in sechs bis acht ganz verschiedenen Versammlungen (Volksverein, Landwehrklub etc.), endlich von ganz verschiedenen Personen gefallen sein sollten. Da ich indeß, meiner Erinnerung nach, nur in den wenigsten jener Versammlungen überhaupt persönlich zugegen war, so habe ich natürlich so viel wie Nichts Bestimmtes darüber aussagen können.

Unbeneidenswerth aber dürfte wohl jedem Ehrenmanne das Handwerk solcher Denunzianten erscheinen, die es nicht einmal der Mühe werth halten, sich irgendwie vorher danach umzusehen, ob die von ihnen vorgeschlagenen „Zeugen“ auch nur mit einem Fuße den Ort betreten haben, an welchem die von ihnen denuncirten Aeußerungen gefallen sein sollen. Mit gleichem Rechte, scheint es, könnte man sich am Ende die „Zeugen“ beliebig aus jedem „Wohnungsanzeiger“ erwählen. Ist es schon traurig genug, in solcher Weise den Pflichten des Berufs, den Funktionen des Amtes entzogen zu werden, so kann in der Wahrnehmung, daß heutzutage Vielen, wie es scheint, dasselbe begegnet, noch weniger etwas Tröstliches gefunden werden. Zum Schluß nur noch dies.

Nach meiner sofort vorgenommenen Vereidigung stellte Hr. Kraetschell an mich die, dann auch dem Protokoll übergebene Aufforderung: über die heutige Verhandlung etwaige Mittheilungen nicht zu „verlautbaren“ (und das noch vor jeder förmlich eröffneten Untersuchung!).

Ich habe gegen diese Aufforderung, welche mich (und, wie ich jetzt von anerkannt tüchtigen Juristen höre, auch rechtlicherseits mit vollem Grunde) mit fast eben so viel Bedauern, als Unwillen erfüllt, mündlich bei dem Hrn. Kraetschell einen Protest abgelegt, welchen nachträglich dem Protokoll beifügen zu wollen, ich ihn später schriftlich ersucht habe.

Stettin, den 5. Decbr. 1848. W. Stahr.

Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]

Morgen wird eine zweite Ausgabe ausgegeben werden.

Der Gerant: Korff.
Druck J. W. Dietz, unter Hutmacher 17.

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          <head>Von der polnischen Gränze, Ende Nov.</head>
          <p>Nach Berichten aus Tiflis hatten die russischen Truppen gegen Ende des vorigen Monats ihre Winterquartiere bezogen. Der unermüdliche Schamyl gönnte ihnen jedoch wenig Ruhe, denn seine Schaaren durchzogen ohne Unterlaß das Land zwischen der Sundscha, dem Terek und der Laba. Ihre Kühnheit geht so weit, daß sie mehrmals selbst große Festungen innerhalb der Linie anzugreifen wagten. Wenn auch solche Unternehmungen meist mißlingen, so kosten sie den Russen doch viele Leute und die Tschetschenzen schleppen fast immer eine sehr beträchtliche Anzahl Leute mit in die Berge. In der Tschetschna und in der kleinen Kabarda hat Schamyl zwei neuangelegte und noch nicht ganz vollendete russische Forts zerstört. Man fürchtet, daß die meisten zerstreuten Außenwerke, deren Fürst Woronzoff in den letzten Jahren sehr viele erbauen ließ, im Winter, wenn die Verbindungen abgeschnitten sind, dasselbe Schicksal haben werden. Auch auf dem linken Flügel regt sich's wieder. Dort haben die wilden Ubichen bereits mehrere Einfälle in die schwach besetzte Linie unternommen. Allem Anschein nach stehen sie mit Schamyl in engem Einvernehmen. Aus diesen Thatsachen geht zur Genüge hervor, daß die Gerüchte von einem angeblichen Friedensschlusse Rußlands mit den Bergvölkern in das Reich der Erfindung gehören. &#x2014; Für die nach Polen abgegangenen Truppen sind von dort andere im Kaukasus eingetroffen. Die letzteren sollen größtentheils aus polnischen Rekruten und Strafregimentern bestehen. Fürst Woronzoff läßt noch immer die Verheerung der herrlichen Waldungen fortsetzen. Tag für Tag sind Tausende von Aexten bei dem Zerstörungswerke beschäftigt und es scheint, daß gerade dadurch der Ingrimm der Bergvölker fortwährend von Neuem aufgestachelt wird.</p>
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          <head>Erklärung.</head>
          <p>So eben komme ich aus dem Lokale des hiesigen Land- und Stadtgerichts, wohin ich von Hrn. Land- und Stadtgerichts-Rath Kraetschell im Auftrage der Kriminal-Deputation des genannten Gerichts, ohne jede Andeutung, ob als Zeuge, oder Verklagter, so wie ohne alle und jede Angabe des Zweckes meiner Vorladung, unter dem 30. Novbr. berufen war. Daß ich auch später nicht den Namen desjenigen amtlich erfahren habe, dem es beliebt hat, mich zu dieser Funktion auszuersehen, darf ich kaum noch hinzufügen. Ich bin an genannter Stelle nach meiner Mitwissenschaft um beiläufig ein Dutzend möglicherweise für &#x201E;hochverrätherisch&#x201C; gehaltener Einzeläußerungen befragt worden, welche an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten, in sechs bis acht ganz verschiedenen Versammlungen (Volksverein, Landwehrklub etc.), endlich von ganz verschiedenen Personen gefallen sein sollten. Da ich indeß, meiner Erinnerung nach, nur in den wenigsten jener Versammlungen überhaupt persönlich zugegen war, so habe ich natürlich so viel wie Nichts Bestimmtes darüber aussagen können.</p>
          <p>Unbeneidenswerth aber dürfte wohl jedem Ehrenmanne das Handwerk solcher Denunzianten erscheinen, die es nicht einmal der Mühe werth halten, sich irgendwie vorher danach umzusehen, ob die von ihnen vorgeschlagenen &#x201E;Zeugen&#x201C; auch nur mit einem Fuße den Ort betreten haben, an welchem die von ihnen denuncirten Aeußerungen gefallen sein sollen. Mit gleichem Rechte, scheint es, könnte man sich am Ende die &#x201E;Zeugen&#x201C; beliebig aus jedem &#x201E;Wohnungsanzeiger&#x201C; erwählen. Ist es schon traurig genug, in solcher Weise den Pflichten des Berufs, den Funktionen des Amtes entzogen zu werden, so kann in der Wahrnehmung, daß heutzutage Vielen, wie es scheint, dasselbe begegnet, noch weniger etwas Tröstliches gefunden werden. Zum Schluß nur noch dies.</p>
          <p>Nach meiner sofort vorgenommenen Vereidigung stellte Hr. Kraetschell an mich die, dann auch dem Protokoll übergebene Aufforderung: über die heutige Verhandlung etwaige Mittheilungen nicht zu &#x201E;verlautbaren&#x201C; (und das noch vor jeder förmlich eröffneten Untersuchung!).</p>
          <p>Ich habe gegen diese Aufforderung, welche mich (und, wie ich jetzt von anerkannt tüchtigen Juristen höre, auch rechtlicherseits mit vollem Grunde) mit fast eben so viel Bedauern, als Unwillen erfüllt, mündlich bei dem Hrn. Kraetschell einen Protest abgelegt, welchen nachträglich dem Protokoll beifügen zu wollen, ich ihn später schriftlich ersucht habe.</p>
          <p>Stettin, den 5. Decbr. 1848. W. <hi rendition="#g">Stahr</hi>.</p>
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        <head>Handelsnachrichten.</head>
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        <p> <hi rendition="#b">Morgen wird eine zweite Ausgabe ausgegeben werden.</hi> </p>
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        <p>Der Gerant: <hi rendition="#g">Korff</hi>.<lb/>
Druck J. W. <hi rendition="#g">Dietz,</hi> unter Hutmacher 17.</p>
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[0884/0004] * Neapel, 27. Nov. Nach Berichten, welche mit dem Kriegsdämpfer Odin vor wenig Tagen von Palermo hier eintreffen, ist der Zustand dort im hohem Grade unbefriedigend. Das politische Interimistikum wird nachgerade unerträglich. Die provisorische Regierung ist schwach und wird von der eigentlichen revolutionären Parthei so in Schach gehalten, daß sie nach ihrer eigenen Erklärung sich nicht für fähig hält, irgend eine Vermittlung durchzusetzen, wenn nicht unter dem Schutze der Kanonen der französischen und englischen Flotte. Rom, 28. Nov. Nachdem Ministerium, Deputirtenkammer, Pairskammer und Municipalität reihum zur Ruhe und Ordnung aufgefordert haben, ist nun auch Pater Ventura aus seiner politischen Zurückgezogenheit wieder hervorgetreten und hat gestern eine Predigt gehalten, in welcher er die Volkssouveränität begeisterungsvoll preist, und die Dienstpflichtigkeit der Herrscher gegen ihre Völker, um derentwillen sie von Gott eingesetzt sind, in ihren mannichfachen Beziehungen schildert. Großbritannien. London, 6. Dez. Die Regierung hat die sofortige Herstellung eines durch die See führenden elektrischen Telegraphen zwischen Dublin und Holyhead (bei Liverpool) beschlossen. Die Nachrichten aus der irischen Hauptstadt bedürfen auf diese Weise nur weniger Minuten, um nach London zu gelangen. Das elektrische Licht, eine neue Erfindung, hat sich in den bis jetzt damit angestellten Proben (die letzte auf der Yorksäule bei St. James-Park) vollrommen bewährt. Dieses Licht übertrifft alle bis jetzt dagewesenen Erleuchtungsmittel bei Weitem. Es leuchtet bis in eine Weite von 10 englischen Meilen, und der Erfinder, ein Chevalier de Molk, will im Stande sein, seine Wirkung bis auf eine Entfernung von 100 Meilen zu verstärken. Bei den Versuchen, welche man auf der Treppe der Nationalgallerie damit machte, konnte man auf der entgegengesetzten Seite von Trafalgar-Square, vor dem Pallast des Herzugs von Northumberland, deutlich beim Scheine des brennenden Fluidums die Zeitung lesen. Die Entfernung mag 1500 Fuß betragen. * London, 6. Decbr. Ihre Leser werden sich wahrscheinlich noch jener schreckliche Geschichten erinnern, die vor mehreren Jahren auf einem Schiffe in der Südsee vorfiel. Etwa 300 Chinesen waren an Bord dieses Fahrzeugs und wurden beim Herannahen des Sturmes in die Kajüten gesperrt. Aus Versehen schloß man die Luken so fest, daß die Eingesperrten bald dem Ersticken nahe waren und sich der Eine über den Andern nach den Fugen und Ritzen des Deckes hinnaufdrängte. Ein fürchterlicher Kampf entspann sich. Man zog die Messer und zerfleischte sich buchstäblich um die letzte Luft, die noch in den Raum hineindrang. Wer nicht erstickte, erlag den Stößen seiner verzweifelnden Gegner. — Das Heulen des Sturms hatte das Geschrei der Unglücklichen übertönt; Keiner von der auf dem Verdeck beschäftigten Schiffsmannschaft, hatte etwas davon bemerkt und als der Sturm sich endlich legte, und die Luken wieder geöffnet wurden, fand man am Boden der Kajüte nur — Leichen. Ein ähnlicher Fall trug sich in der Nacht von Sonntag auf Montag auf dem zwischen Sligo (Irland) und Liverpool gehenden Dampfboote „Londonderry“ zu. Man hatte 105 Passagiere, theils für Amerika, theils für Liverpool an Bord, und schloß dieselben, wie es stets geschieht, beim Herannahen des Sturms in die Kajüten ein. Wiederum hatte man aber die Luken zu dicht verschlossen, so daß schon nach wenigen Stunden die Hälfte der Eingesperrten erstickte. Einem einzigen Passagier gelang es endlich, die Riegel zu sprengen und den Matrosen die Noth der Uebriggebliebenen anzuzeigen. Man öffnete jetzt; fand aber schon 73 Todte. Dies Dampfboot landete in Derry und die Behörden sind mit einer genauen Untersuchung des Vorfalles beschäftigt. * London, 7. Dezember, Die weiteren Details, die über die schreckliche Katastrophe an Bord des „Londonderry“ Dampfboots eingehen, bestätigen nur zu sehr, daß der ganze Vorfall der unerhörten Leichtsinnigkeit und Unvorsichtigkeit der Schiffsmannschaft zuzuschreiben ist. Der Kapitain und sämmtliche Matrosen sind auch bereits in's Gefängniß abgeführt. Der Raum des Schiffes, der nur für 30 Passagiere eingerichtet ist, und auf dem man 150 Männer, Weiber und Kinder zusammenpflanzte, war 20 Fuß lang, 14 Fuß breit und 7 Fuß hoch. Als der Sturm begann, brachte man die Passagiere hinunter; die Wellen stürzten aber bald so heftig über das Verdeck, daß die Matrosen befürchteten, das Wasser mögte durch die Luftlöcher in die Kajüten dringen. Sie vernagelten daher die Luken mit Theertuch, so daß nun an gar keine Ventilation mehr zu denken war. Die Passagiere, die am Leben blieben, erzählen von wahrhaft übermenschlichen Anstrengungen, die von allen Seiten gemacht wurden um aus dem verpesteten Raume auf's Verdeck zu gelangen. Alles war aber umsonst und Verzweiflung bemächtigte sich bald der ganzen Gesellschaft. Im Todeskampfe zerfleischten sich die Unglücklichen gegenseitig mit ihrer Nägeln. Ihr Geschrei, ihr Röcheln, ihr Hülferufen drang nur mit so dumpfem Laute zu den Matrosen hinauf, daß diese den ganzen Lärm für den gewöhnlichen Rumor hielten, den ängstliche und kranke Leute während eines Sturmes verursachen und Niemanden fiel es ein, sich näher darum zu bekümmern. Als endlich einer der Eingeschlossenen auf's Verdeck zu entkommen wußte und dann die Luken sofort geöffnet wurden, fand man schon 73 Menschen todt. Von der Atmosphäre, die während des Sturmes in der Kajüte herrschte, kann man sich eine Idee machen, wenn man bedenkt, daß das Licht der Laternen, mit denen man in den Raum hinunterstieg, sofort erlosch. Die Kadaver der Erstickten lagen zu vieren über einander und gewährten einen so schauerlichen Anblick, daß man die Matrosen erst halb betrunken machen mußte, um sie zum Wegräumen der Leichen zu bewegen. Sämmtliche Passagiere waren arme Landleute, die zum größten Theile von Liverpool nach Amerika auszuwandern beabsichtigen. Von einer Familie, die aus Mann, Weib und 9 Kindern bestand, blieben nur 3 Kinder am Leben. * Dublin, 6. Dezember. Gestern Abend ist Lord-Lieutenant Clarendon von Holyhead hier eingetroffen. Schweiz. ** Bern, 5. Dez. _ ** Bern, 6. Dez. _ Rußland. Von der polnischen Gränze, Ende Nov. Nach Berichten aus Tiflis hatten die russischen Truppen gegen Ende des vorigen Monats ihre Winterquartiere bezogen. Der unermüdliche Schamyl gönnte ihnen jedoch wenig Ruhe, denn seine Schaaren durchzogen ohne Unterlaß das Land zwischen der Sundscha, dem Terek und der Laba. Ihre Kühnheit geht so weit, daß sie mehrmals selbst große Festungen innerhalb der Linie anzugreifen wagten. Wenn auch solche Unternehmungen meist mißlingen, so kosten sie den Russen doch viele Leute und die Tschetschenzen schleppen fast immer eine sehr beträchtliche Anzahl Leute mit in die Berge. In der Tschetschna und in der kleinen Kabarda hat Schamyl zwei neuangelegte und noch nicht ganz vollendete russische Forts zerstört. Man fürchtet, daß die meisten zerstreuten Außenwerke, deren Fürst Woronzoff in den letzten Jahren sehr viele erbauen ließ, im Winter, wenn die Verbindungen abgeschnitten sind, dasselbe Schicksal haben werden. Auch auf dem linken Flügel regt sich's wieder. Dort haben die wilden Ubichen bereits mehrere Einfälle in die schwach besetzte Linie unternommen. Allem Anschein nach stehen sie mit Schamyl in engem Einvernehmen. Aus diesen Thatsachen geht zur Genüge hervor, daß die Gerüchte von einem angeblichen Friedensschlusse Rußlands mit den Bergvölkern in das Reich der Erfindung gehören. — Für die nach Polen abgegangenen Truppen sind von dort andere im Kaukasus eingetroffen. Die letzteren sollen größtentheils aus polnischen Rekruten und Strafregimentern bestehen. Fürst Woronzoff läßt noch immer die Verheerung der herrlichen Waldungen fortsetzen. Tag für Tag sind Tausende von Aexten bei dem Zerstörungswerke beschäftigt und es scheint, daß gerade dadurch der Ingrimm der Bergvölker fortwährend von Neuem aufgestachelt wird. Erklärung. So eben komme ich aus dem Lokale des hiesigen Land- und Stadtgerichts, wohin ich von Hrn. Land- und Stadtgerichts-Rath Kraetschell im Auftrage der Kriminal-Deputation des genannten Gerichts, ohne jede Andeutung, ob als Zeuge, oder Verklagter, so wie ohne alle und jede Angabe des Zweckes meiner Vorladung, unter dem 30. Novbr. berufen war. Daß ich auch später nicht den Namen desjenigen amtlich erfahren habe, dem es beliebt hat, mich zu dieser Funktion auszuersehen, darf ich kaum noch hinzufügen. Ich bin an genannter Stelle nach meiner Mitwissenschaft um beiläufig ein Dutzend möglicherweise für „hochverrätherisch“ gehaltener Einzeläußerungen befragt worden, welche an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten, in sechs bis acht ganz verschiedenen Versammlungen (Volksverein, Landwehrklub etc.), endlich von ganz verschiedenen Personen gefallen sein sollten. Da ich indeß, meiner Erinnerung nach, nur in den wenigsten jener Versammlungen überhaupt persönlich zugegen war, so habe ich natürlich so viel wie Nichts Bestimmtes darüber aussagen können. Unbeneidenswerth aber dürfte wohl jedem Ehrenmanne das Handwerk solcher Denunzianten erscheinen, die es nicht einmal der Mühe werth halten, sich irgendwie vorher danach umzusehen, ob die von ihnen vorgeschlagenen „Zeugen“ auch nur mit einem Fuße den Ort betreten haben, an welchem die von ihnen denuncirten Aeußerungen gefallen sein sollen. Mit gleichem Rechte, scheint es, könnte man sich am Ende die „Zeugen“ beliebig aus jedem „Wohnungsanzeiger“ erwählen. Ist es schon traurig genug, in solcher Weise den Pflichten des Berufs, den Funktionen des Amtes entzogen zu werden, so kann in der Wahrnehmung, daß heutzutage Vielen, wie es scheint, dasselbe begegnet, noch weniger etwas Tröstliches gefunden werden. Zum Schluß nur noch dies. Nach meiner sofort vorgenommenen Vereidigung stellte Hr. Kraetschell an mich die, dann auch dem Protokoll übergebene Aufforderung: über die heutige Verhandlung etwaige Mittheilungen nicht zu „verlautbaren“ (und das noch vor jeder förmlich eröffneten Untersuchung!). Ich habe gegen diese Aufforderung, welche mich (und, wie ich jetzt von anerkannt tüchtigen Juristen höre, auch rechtlicherseits mit vollem Grunde) mit fast eben so viel Bedauern, als Unwillen erfüllt, mündlich bei dem Hrn. Kraetschell einen Protest abgelegt, welchen nachträglich dem Protokoll beifügen zu wollen, ich ihn später schriftlich ersucht habe. Stettin, den 5. Decbr. 1848. W. Stahr. Handelsnachrichten. _ Morgen wird eine zweite Ausgabe ausgegeben werden. Der Gerant: Korff. Druck J. W. Dietz, unter Hutmacher 17.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 165. Köln, 10. Dezember 1848, S. 0884. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz165i_1848/4>, abgerufen am 24.11.2024.