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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 158. Köln, 2. Dezember 1848.

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der hiesigen Soldatenherrschaft angeblich 6000 Thlr. zur Disposition gestellt haben. Es wird besser gehn, die Welt ist rund und muß sich drehn. L'ordre regne a Dusseldorf.

067 Aachen, 30. Nov.

Unsere gute Stadt Aachen befindet sich in einem ähnlichen Konflikte gegenüber ihrem Abgeordneten Kühlwetter, wie die Nationalversammlung gegenüber der Krone. Bekanntlich hat der hiesige Gemeinderath einstimmig die Schritte der mannhaften Vertreter in Berlin nicht allein vollkommen gebilligt, sondern auch eine Dankadresse an die Nationalversammlung votirt und abgeschickt. Der Vertreter des Stadtkreises Aachen, Herr Kühlwetter, scheint dieses entweder nicht zu wissen, oder aber er hat es für gut befunden, sich aus eigner Machtvollkommenheit auf den Brandenburg-Manteuffel'schen Standpunkt zu stellen. Wenigstens hat er sich nicht nach Berlin begeben, wohin ihn seine Wähler geschickt haben, sondern er tagt mit dem Klub Brüneck in Brandenburg an der Havel. Mit Recht fragt man sich, wie ein Abgeordneter die Unverschämtheit so weit treiben kann, die Gesinnungen einer ganzen Stadt außer Acht zu lassen, einer Stadt, die sich deutlich und klar durch ihr Organ, den Gemeinderath, vor aller Welt ausgesprochen hat. Besäße Herr Kühlwetter nur ein Fünkchen von Anstand und parlamentarischem Takte, so würde er, die Rechte der Nationalversammlung nicht anerkennend, auf der Stelle sein Mandat niedergelegt haben. Aber nein! Herr Kühlwetter, der ehemalige Minister, der Schöpfer des Konstablerstocks, denn

Alles Weltregiment, müßt ihr wissen,
Von dem Stock hat ausgehen müssen;
Und der Scepter in Königs Hand
Ist ein Stock nur, das ist bekannt!

hält dies für höchst überflüssig. Ja, bei seiner neulichen Anwesenheit in Aachen hat er es nicht einmal der Mühe werth gehalten, seine Wahlmänner zusammen zu berufen, um sich wenigstens mit ihnen über sein zukünftiges Verhalten zu besprechen. Bei einem so offenbaren Hohne ist es leider zu beklagen, daß die Wahlmänner und Urwähler nicht zusammentreten, um entweder die Adresse des Gemeinderathes zu desavouiren, oder dem Abgeordneten Kühlwetter zu bedeuten, daß man ihn nach Berlin, und nicht nach Brandenburg geschickt habe. Doch die Person geht dem guten Deutschen über Alles, die Sache ist Nebensache. Glück zu!

066 Heinsberg, 27. Novbr.

Nachfolgender, am 24. d. von hier abgesandten Adresse hat die Kölnische Zeitung, welche nur reaktionäre Waare zu führen scheint, die Ehre erzeigt, sie nicht abzudrucken:

An eine hohe National-Versammlung in Frankfurt!

Mit einer Bestürzung, die nicht größer sein kann, haben wir Ihren Beschluß vernommen, welcher die Steuerverweigerungsmaßregel unserer durch Bajonette aufs Aeußerste getriebenen National-Versammlung in Berlin für ungesetzlich erklärt. Woran sollen wir schlichte Bürger und Landleute noch Glauben behalten, wenn uns die Gesetzmäßigkeit der Majoritätsbeschlüsse unserer preußischen Nationalvertretung von Frankfurt aus vernichtet werden darf? Hat Frankfurt denn jetzt schon ein Recht, in die Privatrechte Preußens einzugreifen, ehe es noch seine eigene Aufgabe gelöst hat? Oder wo ist die Freiheit und Einheit Deutschlands zu finden, die zu schaffen, der Beruf Ihrer hohen Versammlung ist? Ihre bisherigen Thaten haben uns allerdings das Schwert gezeigt, welches in Ihre Hand gelegt ist, um die Anarchie zu bekämpfen, nicht aber auch zugleich den Schild, der unsere Freiheit beschützen soll! Und jetzt, nachdem Sie das Ungeheuere an Freveln aller Art gegen die Freiheit und Unabhängigkeit der Nationen haben geschehen lassen: den unnatürlichen Krieg in Italien, den gewissenlosen Vernichtungskrieg gegen Wien, während Sie dagegen in dem ehrenvollen Kriege mit dem fremden Dänemark eine schwächliche Barmherzigkeit gezeigt haben, wollen Sie uns auch noch den letzten Anker der Freiheit, die Preußenstadt Berlin, von der Reaktion zerschmettern lassen? Nein, das können Sie von unserem schlichten Verstande nicht einmal ohne Erröthen verlangen, daß wir bei solchen Vorkommnissen den Glauben an Ihre Weisheit und Ihren Freiheitssinn aufrecht erhalten sollen!

Die Geschichte Ihrer Reichskommissarien hat den Leuten in unserem fernen Winkel sogar das Blut der Schaam auf die Wangen getrieben, und wir sollen heute nicht erzittern, vor dem Tausche, der ähnliche Leute jetzt an die Stelle unserer zu erhabener Handlungsgröße auferweckten National-Versammlung in Berlin setzt? Möge der Himmel sorgen, daß die Zukunft unsere Befürchtungen Lügen strafe! Wir können und wollen aber keinen Augenblick zögern, den tief empörten Angstschrei auszustoßen, den die augenblickliche Lage Preußens, das bald in Blut schwimmen wird, unserer für das Vaterland geschwellten Brust entpreßt!

Der Bürgerverein zum "Deutschen Hause" in Heinsberg in seinem eigenen, 70 Mitglieder vertretenden, und im Namen von circa 2000 Kreis-Insassen, welche an seinr heutigen Sitzung Theil genommen und die vorstehende Adresse mit Jubel begrüßt haben.

Ferner wurde in dieser Volksversammlung, unter Bezugnahme auf die bekannte Zustimmungsadresse, welche der Verein "zum deutschen Hause" bereits am 13. d. M. beschlossen und an die Nationalversammlung in Berlin abgeschickt hatte, in Betreff der Steuerverweigerung beschlossen:

"Freiwillig keine Steuern mehr zu bezahlen, jedoch keine Gewalt der Gewalt entgegenzusetzen, vielmehr noch den Erfolg der Frankfurter Beschlüsse abzuwarten."

* Königswinter, 30. November.

Auf den Beschluß der National-Versammlung zu Berlin vom 15. d. Mts. "daß das hochverrätherische Ministerum Brandenburg nicht befugt sei, Steuern zu empfangen und über Staatsgelder zu verfügen," fanden sich die Zettel genanntes Beschlusses an unsern Straßenecken angeheftet. Dieselben wurde von den Polizei-Agenten des Bürgermeisters Mirbach abgerissen und folgende Proklamation des Bürgermeisters Mirbach und Steuer- und Kommunal-Empfängers Veit aufgeklebt:

"Es lassen sich Gerüchte und Aufforderungen vernehmen, keine Steuern mehr zu bezahlen. Jeder vernünftige Unterthan der es mit Gesetz und Ordnung ehrlich meint, sieht es ein, daß kein Staat und keine Gemeindi ohne Steuern bestehen kann, und daß diese, im gesetzlichen Wege ausgeschrieben -- auch bezahlt werden müssen, so wie daß aus dem Widerstreben der Umsturz aller Ordnung und Gerechtigkeit folgt; daher ich vor den gefährlichen Folgen ernstlich warne.

Königswinter, 17. November.

Der Bürgermeister, Mirbach."

Publikandum.

"Zur möglichen Vermeidung der, Zufolge höhern Befehls -- gegen alle Steuer-Restanten unverzüglich anzuwendenden Exekutions-Maßregeln -- setze ich den Steuerpflichtigen hierdurch noch einen letzten Termin bis Donnerstag, Freitag und Samstag den 23. 24. 25. d. Mts. bis wohin alle rückständigen und fälligen Steuern etc. etc. bezahlt sein müssen; -- wiedrigenfalls ich in die unangenehme Nothwendigkeit versetzt bin, sofort durch Hülfe der äußersten Zwangsmaaßregeln meine Pflicht zu erfüllen.

"Das böswillig ausgestreute Gerücht" als sollten keine Steuern mehr bezahlt werden etc. etc. kann höchstens nur bei Feinden der Ordnung und des Friedens Glauben finden.

Königswinter, 17. November.

Königl. Steuer- und Kommunal-Empfänger, Veit."

Die Herren Bürgermeister Mirbach und Steuer-Empfänger Veit scheinen mit dem Ministerium Brandenburg-Manteuffel auch wieder als Despoten ihrer Gemeinde aus ihrem Versteck hervorzukriechen, worauf namentlich die Worte des Bürgermeisters Mirbach "jeder vernünftige Unterthan" klar hindeuten; und finden wir uns ferner veranlaßt diesen Dienern des absoluten Ministeriums Brandenburg folgende Fragen vorzulegen:

1. Haben die Herren Bürgerm. Mirbach und Steuerempfänger Veit nicht an der Wahl der in Berlin tagenden preuß. Volksvertreter Theil genommen? und erkennen Sie dieselbe nicht als rechtlich bestehend?

2. Ist es jenen Herren unbekannt, daß dieselbe in Gemeinschaft mit der Krone eine volksthümliche Verfassung festzustellen berufen sind?

3. Wißen die Herren Mirbach und Veit nicht, daß das Ministerium Brandenburg-Manteuffel in Folge des Attentats auf die geheiligten Vertreter des preuß. Volkes als Hochverräther erklärt worden?

4. Ist es jenen Herren unbekannt, daß dieses hochverrätherische Ministerium laut Beschluß der National-Versammlung vom 15. dieses Mts. nicht befügt ist, über Steuern und Staatsgelder zu verfügen?

5. Erkennen die genannten Herren in dem Beschluß der National-Versammlung "böswillig ausgestreute Gerüchte?"

Es sind dies, Herr Bürgermeister Mirbach und Steuerempfänger Veit, Beschlüße den in Berlin tagenden Vertreter des ganzen preußischen Volks; diese Beschlüße nicht anerkennen, und dagegen ein hochverrätherisches Ministerium mit Steuern unterstützen, ist Hochverrath gegen die preußische Nation, weßhalb wir Sie dem Ministerium Brandenburg-Manteuffel angelegentlichst empfehlen.

* Münster, 29. Nov.

Der gestrige und heutige Tag ist ruhig verlaufen, weil sich kein Mann vom 15. Regiment sehen ließ, und auch sonst die Soldaten keine Exzesse begingen.

Ein 8jähriger Knabe ist an den Mißhandlungen der Barbaren gestorben.

Es ist eine Kommission niedergesetzt, um alle Gemeinheiten zu untersuchen. Dabei sind bereits die zuverläßigsten Beweismittel darüber angegeben:

1) daß die Soldaten und Unteroffiziere des 15. Regiments schon auf dem Marsche hierher die gefährlichsten Drohungen gegen die hiesigen Demokraten ausgestoßen haben;

2) daß bereits am Samstag Nachmittag Soldaten des 15. Regiments erklärt haben, am Abend werde es losgehen, die Offiziere hätten es gesagt u. s. w.;

3) daß unmittelbar vor dem ganz planmäßig geleiteten Ueberfalle ein Offizier mit zwei Unteroffizieren in der Nähe der Reitbahn ganz geheimnißvoll gesprochen und erklärt hat: Nun ist's Zeit.

Zuverlässige Menschen sind es, die diese Thatsachen eidlich erhärten wollen.

Der Oberlandesgerichts-Referendar H. ist leider noch immer verhaftet -- blos wegen eines Plakats beim Beginn unserer Berliner Unruhen. Warum, fragen wir, beschließt das Kriminalgericht die Verhaftung erst 14 Tage nachher, unter so bedrohlichen Anzeigen?

Man spricht noch von andern Verfolgungen -- ganz das bekannte Schreckenssystem.

Wir werden Akt nehmen, können aber nicht umhin, einen fanatischen Beamten, der dem Volke schmeichelt, wenn es sich um Wahlen handelt, jetzt aber Plakate im Sinne des Preußenvereins austheilt, dringend zu warnen, die "Geschichte von der Hundepeitsche" nicht herauf zu beschwören.

30 Bocholt, 29. Novbr.

Vom hiesigen Magistrat und der Stadtverordnetenversammlung ist ebenfalls eine Zustimmungsadresse an die hohe Nationalversammlung mit vielen Unterschriften abgesandt worden. Eine andere energisch abgefaßte und mit vielen Unterschriften bedeckt, ist dahin abgegangen. Dieselbe lautet:

Hohe Nationl-Versammlung!

Die unterzeichneten Bürger- und Einwohner der Stadt Bocholt fühlen sich gedrungen, Einer hohen National-Versammlung unsern tief gefühlten Dank für die muthvolle Haltung, die dieselbe in so bedauerlicher Zeit, einer fluchwürdigen Camarilla gegenüber angenommen, hiermit ehrerbietigst auszusprechen.

Fahret fort, edle Männer, in dem betretenen Pfade, und der Dank unseres ganzen lieben Vaterlandes ist Euch gewiß.

Wir stehen indeß mit tausenden uns gleich gesinnten Brüdern, gerüstet, und werden uns auf Euren Ruf wie ein Mann erheben, wenn man es wagen sollte, die Rechte unserer Vertreter, unsere Rechte, auf irgend eine Weise anzutasten und niederzudrücken.

Bocholt, den 19. November 1848.

(Folgen die Unterschriften).

* Warendorf, 23. Nov.

Nachdem am 11. November der Nationalversammlung in Berlin für ihre musterhafte Haltung in den Tagen der Gefahr eine Dankadresse, welche, (da die Sache eilig) in einer Stunde über 100 Unterschriften zählte, zugesandt worden, hat vor einigen Tagen hier auch eine Loyalitätsadresse unter großen Wehen das Licht der Welt erblickt. Wenngleich die Unterschriften nicht so rasch zunehmen wollen, so wird dieselbe doch wohl einige Bedeutung erhalten, da der evangelische Pastor B. als Geburtshelfer dieses Kindleins bekannt ist, dessen Unterschrift auch obenan prangt; dann einige Beamte, und zuletzt sogar sämmtliche Knechte des hiesigen kgl. Landgestüts, nebst den Stamm-Mannschaften des hiesigen Landwehr-Bataillons. Daß diese beiden letzteren Kategorien freiwillig unterschrieben haben, bedarf wohl kaum einer Erwähnung, und so ist man heute zu der sehr enormen Zahl von 37 Unterschriften gelangt. -- Der hier vor Kurzem ins Leben gerufene "Volks-Verein für deutsche Freiheit und Einheit," erfreut sich eines sehr gedeihlichen Fortgangs; die Versammlungen werden zahlreich von allen Ständen besucht; auch die Soldaten des hiesigen Landwehr-Stammes nehmen thätigen Antheil. Leider wird der Besuch der Soldaten für die Folge aufhören; es ist denselben zwar nicht verboten, die Versammlung zu besuchen, aber ihnen am vergangenen Sonntag beim Appell ein Befehl vorgelesen worden, jeden Abend, wenn Versammlung sei, sich 1/2 9 Uhr (um 8 Uhr ist Anfang der Versammlung) am Landwehr-Zeughause zu versammeln, damit dasselbe -- nicht gestohlen werde. So eben höre ich, daß noch heute 20 Mann Soldaten einrücken werden, um die Zeughauswache zu verstärken.

Die Reaktion von Seiten der hiesigen Militärbehörde ist überhaupt sehr thätig, und möchte hierfür wohl der beste Beweis sein, daß man den Redakteur des hiesigen Wochenblattes veranlaßte, gegen Bezahlung die "Ansprache der Potsdamer Soldaten an die Demokraten, ihre Feinde, in Berlin," im hiesigen Wochenblatte aufzunehen. Diese Herren waren gewiß besorgt, daß dieses saubere Machwerk in den 300,000 verbreiteten Exemplaren nicht bis zum äußersten Winkel Westphalens gedrungen wäre.

103 Attendorn, den 23. Nov.

In der am vorigen Donnerstage hier abgehaltenen Volksversammlung wurde eine Zustimmungsadresse an die Berliner Nationalversammlung abgefaßt und mit 300 Unterschriften bedeckt, dem Abgeordneten Hrn. Gladbach zugeschickt. Dieselbe enthielt zugleich ein Mißtrauens- und Abberufungsvotum für den weggelaufenen Deputirten unseres Kreises Olpe, den Amtmann Stachelscheid aus Drolshagen. --

Zu unserm Bedauern hat sein Stellvertreter, der hiesige Gymnasial-Rector Hr. Wiedmann, der vorgestern von dem Präsidenten der Nationalversammlung einen schleunigen Ruf nach Berlin erhielt, aus Gesundheitsrücksichten sein Mandat niedergelegt. Es setzt uns dies in nicht geringe Verlegenheit, da wir jetzt nicht neu wählen dürfen und auch keinen Vertreter zu Berlin haben.

27 Berlin, 24. Nov.

Morgen wird dem hiesigen Central-Bezirksverein, der von Vertrauensmännern aus fast allen Urwähler-Bezirken Berlins beschickt ist, in seiner ordentlichen Sitzung folgende Adresse an die preußische Nationalversammlung zur Annahme vorgelegt werden.

"Hohe Nationalversammlung!

In einem Augenblicke, wo die verantwortlichen Rathgeber der Krone noch immer darauf beharren, durch eine Reihe von Ungesetzlichkeiten die Rechte und Freiheiten des Volks zu mißachten, fühlt der unterzeichnete Centralverein von Berlin sich um so mehr gedrungen, einer hohen Nationalversammlung wiederholt für die Mäßigung und Festigkeit zu danken, womit dieselbe diese so schwer verletzten Rechte bisher zu schützen übernahm, als Beschuldigungen des Gegentheils anfangen laut zu werden.

Eine Regierung, die solche Wege eingeschlagen, hätte es sich zwar lediglich selber zuzuschreiben, wenn ihr auf gleiche Weise entgegengetreten würde. Der unterzeichnete Verein kann aber auch in dem letzten Beschlusse der hohen Nationalversammlung keine Ungesetzlichkeit erkennen. Denn sie hat gar nicht Steuern, welche gesetzlich ausgeschrieben sind, verweigert, sondern nur angeordnet, daß ein von ihr in Anklagezustand gesetztes Ministerium nicht berechtigt sein soll, die Steuern zu erheben und Staatsgelder zu verausgaben, was sich eigentlich von selbst versteht.

Der Central-Bezirksverein bittet daher eine hohe Nationalversammlung, zum Schutz der verbürgten Rechte des preußischen Volks auf dem Pfade der Besonnenheit und Rechts, den sie eingeschlagen, weiter vorzuschreiten, und dabei seiner Zustimmung gewiß zu sein."

Berlin, 25. Nov. 1848

Ein Mitglied des Vereins, (das seinen Namen nennen wird, sobald der Belagerungszustand aufgehoben sein wird).

X Brandenburg, 29. Nov.

Der Klub Brünneck hielt heute im Dom zu Brandenburg seine dritte Versammlung. Nach 11 Uhr wurde die Sitzung eröffnet. Brünneck verlies't die von 22 Abgeordneten eingegangenen Entschuldigungsanzeigen, daß sie der heutigen Sitzung nicht beiwohnen können. Der Namensaufruf ergiebt, daß nur 151 Mitglieder anwesend sind. -- Am Ministertische ist nur Manteuffel zu sehen. -- Nach 12 1/2 Uhr wird die Sitzung bis morgen Vormittag 11 Uhr vertagt.

* Liegnitz, den 22. Nov.

Gestern versammelten sich die Wahlmänner des hiesigen Wahlbezirks, 90 an der Zahl und beschlossen sofort eine Adresse an die National-Versammlung in Berlin, worin sie ihre volle Zustimmung zu allen vom 9-17 d. von ihr gefaßten Beschlüssen aussprechen. Zugleich erließen die Wähler ein Manifest an ihre Committenten, worin es am Schluße heißt:

"Mögen die Landbewohner nach dem Beispiel vieler Städte nicht eher einen Heller steuern zahlen, bis ein Ministerium wieder ernannt sein wird, welches das Vertrauen des Landes besitzt und bis die Nationalversammlung wieder frei und unbehindert in Berlin tagen könne! Wer jetzt Steuern zahlt, zahlt sie den Verräthern des Volkes reicht sein Geld nicht zu des Volkes Wohle, sondern zu des Volkes Wehe!"

So sprechen die ländlichen Wahlmänner des hiesigen Bezirks und so werden sie und die Angeredeten auch handeln.

24 Wien, 26. Nov.

Erläßt der Berliner Magistrat Ansprachen an seine "lieben" Mitbürger, in welchen er sich ganz auf Seite der Contrerevolution stellt und der Nationalversammlung in's Gesicht schlägt: so kommt doch sein Verfahren noch lange nicht in Vergleich gegen das, welches der Gemeinderath Wiens in Betreff des Durchlauchtigen Banditen Windischgrätz befolgt. Denn gestern hat er durch eine Deputation eine Adresse nach Schönbrunn gesandt, die von Ausdrücken knechtischer Gesinnung, ja hündischer Speichelleckerei selbst in Deutschland wenige ihres Gleichen finden wird. Der Gemeinderath hat danach die "Milde und Humanität" der "böhmischen Hyäne" dankbar verehren "gelernt." "Eure Durchlaucht," heißt es weiter, "haben den strengen Befehl eines milden (!) Herrschers mit Milde (!!!) vollzogen und sich dadurch alle Gutgesinnten zu unverzüglichem Danke verpflichtet." -- Die zweite Sitzung des Reichstags in Kremsier ist weiter auf den 27. vertagt worden.

Gestern fielen eine Anzahl Grenadiere in einem Gasthofe über einen hiesigen Tischlermeister her und verhafteten ihn, angeblich, weil er auf's östseichische Militär geschimpft habe. An der offiziellen Belobung und Belohnung dieser tapfern, wiewohl starb besoffenen Grenadiere ist nicht zu zweifeln.

33 Brünn, 26. Nov.

Es heißt, der Reichstag würde wenigstens 6 Monate und bis zur Vollendung der Verfassung in Kremsier tagen. Seine erste Arbeit soll nach der Präsidentenwahl -- Smolka mit seinem Zopfthum neuerer Phase ist geblieben -- darin bestehen, die Geschäftsordnung mit einem neuen § zu vermehren, in welchem die Reichstagsabgeordneten sich gegenseitig das Hutabnehmen erlassen. Die Hüte werden durch das unvermeidliche 100malige Begegnen per Tag nämlich so strappezirt, daß die Herren Abgeordneten, da 10 Meilen in der Runde jeder Hutmacher fehlt, bald baarhäuptig gehen müßten. Ein Hutnichtabnehmungsverein bildete sich deshalb und bewirkte die Annahme des §, der nur noch der Allerh. Sanktion bedarf. Die Bauern küssen den Grafen und Hofräthen die Hand, und die andere Kanaille bückt sich tief vor der haute volee. In Wien war's anders!

Die Zigeuner, vulgo Czechen, haben all ihre nationalen Unverschämtheiten wieder mitgebracht, allein ihr Strohbach fiel gleichwohl durch- Die neuen Minister saßen dabei auf den s. g. Galerien und lach.ten; was liegt ihnen denn jetzt daran, wie der Präsident heißt. -- Gleichwohl sind die Czechen doch sehr erbost über die Kamarilla. Trotz aller national-leidenschaftlichen Bornirtheit, trotz allem Palackythum, beginnt es doch in ihren Hirnschädel einzudringen, daß die Kamarilla ihnen, wie dem ganzen Slaventhum ein Schnippchen geschlagen, ein Schnippchen schlägt. Hr. Jelachich, wenn er anders mit seinem Volke es aufrichtig hält, muß sich dessen auch bald versehen. Damit nun aber das Slaventhum niemals en masse der Kamarilla über den Hals komme, zaubert dieselbe tagtäglich neue Natiönchen aus ihm hervor und verspricht jedem Natiönchen Gott und den Teufel. So hat sie Galizien bereits von einander getrennt und die Ruthenen zum Haß gegen die Polen entflammt; so theilt sie in diesem Augenblick Kroatien ab, damit Jelachichs Königreich, pocht er nach Besiegung der Ungarn darauf, unmöglich werde. Man sagt, die Slaven seien so schlau, wie die Schotten; ich muß sie meinen Erfahrungen nach jedoch einstweilen noch für dümmer halten, als die Lerchenfelder, wie sie spottweise alle Deutschen nennen. Wären sie es nicht, sie würden nicht in die plumpen Fallen gehen, die ihnen die Kamarilla legt, indem sie ihre Pfoten benützt, die gebratenen Kastanien aus dem Feuer zu nehmen. -- Ein wohlunterrichteter Herr versichert mich eben noch, es habe von Anfang an viel Blödsinn dazu gehört, zu glauben, die Habsburger würden jemals ihren deutschen Ursprung verläugnen wollen, um zu den Slaven überzugehen; sie wüßten nur zu wohl, daß sie damit ihr eigenes Nest zerstörten. Darum ging der Hof nach Insbruck und Olmütz, nicht nach Prag. Werden die Czechen darob diesmal nun trotzig, wie es den Anschein hat, so wird die Kamarilla nicht verfehlen, sie in eine Menge von Unternatiönchen abzutheilen und nebenbei wieder das böhmische Deutschthum heraufzubeschwören. Die Gutmüthigkeit der Herrn Deutschen ist ja in solchen Fällen infallibel, wie Sie auch am Rheine erfahren.

Die größte Stütze der Kamarilla sind unter allen 99 Nationen und Natiönchen Oestreichs in diesem Augenblicke die Juden. Sie sind de facto radikal emanzipirt, und zwei ihrer Leute -- Bach und Thienfeld -- sogar ins neue Ministerium aufgenommen worden. Man weiß sehr wohl, wer die Zwanziger besitzt und gedenkt es mit diesen zu halten. Die Juden sind indessen noch klüger, als die Kamarilla und suchen die entsetzlichen Geldverhältnisse benutzend, sich in den Besitz des Grund und Bodens, den sie früher nicht erwerben durften, zu sitzen.

der hiesigen Soldatenherrschaft angeblich 6000 Thlr. zur Disposition gestellt haben. Es wird besser gehn, die Welt ist rund und muß sich drehn. L'ordre règne à Dusseldorf.

067 Aachen, 30. Nov.

Unsere gute Stadt Aachen befindet sich in einem ähnlichen Konflikte gegenüber ihrem Abgeordneten Kühlwetter, wie die Nationalversammlung gegenüber der Krone. Bekanntlich hat der hiesige Gemeinderath einstimmig die Schritte der mannhaften Vertreter in Berlin nicht allein vollkommen gebilligt, sondern auch eine Dankadresse an die Nationalversammlung votirt und abgeschickt. Der Vertreter des Stadtkreises Aachen, Herr Kühlwetter, scheint dieses entweder nicht zu wissen, oder aber er hat es für gut befunden, sich aus eigner Machtvollkommenheit auf den Brandenburg-Manteuffel'schen Standpunkt zu stellen. Wenigstens hat er sich nicht nach Berlin begeben, wohin ihn seine Wähler geschickt haben, sondern er tagt mit dem Klub Brüneck in Brandenburg an der Havel. Mit Recht fragt man sich, wie ein Abgeordneter die Unverschämtheit so weit treiben kann, die Gesinnungen einer ganzen Stadt außer Acht zu lassen, einer Stadt, die sich deutlich und klar durch ihr Organ, den Gemeinderath, vor aller Welt ausgesprochen hat. Besäße Herr Kühlwetter nur ein Fünkchen von Anstand und parlamentarischem Takte, so würde er, die Rechte der Nationalversammlung nicht anerkennend, auf der Stelle sein Mandat niedergelegt haben. Aber nein! Herr Kühlwetter, der ehemalige Minister, der Schöpfer des Konstablerstocks, denn

Alles Weltregiment, müßt ihr wissen,
Von dem Stock hat ausgehen müssen;
Und der Scepter in Königs Hand
Ist ein Stock nur, das ist bekannt!

hält dies für höchst überflüssig. Ja, bei seiner neulichen Anwesenheit in Aachen hat er es nicht einmal der Mühe werth gehalten, seine Wahlmänner zusammen zu berufen, um sich wenigstens mit ihnen über sein zukünftiges Verhalten zu besprechen. Bei einem so offenbaren Hohne ist es leider zu beklagen, daß die Wahlmänner und Urwähler nicht zusammentreten, um entweder die Adresse des Gemeinderathes zu desavouiren, oder dem Abgeordneten Kühlwetter zu bedeuten, daß man ihn nach Berlin, und nicht nach Brandenburg geschickt habe. Doch die Person geht dem guten Deutschen über Alles, die Sache ist Nebensache. Glück zu!

066 Heinsberg, 27. Novbr.

Nachfolgender, am 24. d. von hier abgesandten Adresse hat die Kölnische Zeitung, welche nur reaktionäre Waare zu führen scheint, die Ehre erzeigt, sie nicht abzudrucken:

An eine hohe National-Versammlung in Frankfurt!

Mit einer Bestürzung, die nicht größer sein kann, haben wir Ihren Beschluß vernommen, welcher die Steuerverweigerungsmaßregel unserer durch Bajonette aufs Aeußerste getriebenen National-Versammlung in Berlin für ungesetzlich erklärt. Woran sollen wir schlichte Bürger und Landleute noch Glauben behalten, wenn uns die Gesetzmäßigkeit der Majoritätsbeschlüsse unserer preußischen Nationalvertretung von Frankfurt aus vernichtet werden darf? Hat Frankfurt denn jetzt schon ein Recht, in die Privatrechte Preußens einzugreifen, ehe es noch seine eigene Aufgabe gelöst hat? Oder wo ist die Freiheit und Einheit Deutschlands zu finden, die zu schaffen, der Beruf Ihrer hohen Versammlung ist? Ihre bisherigen Thaten haben uns allerdings das Schwert gezeigt, welches in Ihre Hand gelegt ist, um die Anarchie zu bekämpfen, nicht aber auch zugleich den Schild, der unsere Freiheit beschützen soll! Und jetzt, nachdem Sie das Ungeheuere an Freveln aller Art gegen die Freiheit und Unabhängigkeit der Nationen haben geschehen lassen: den unnatürlichen Krieg in Italien, den gewissenlosen Vernichtungskrieg gegen Wien, während Sie dagegen in dem ehrenvollen Kriege mit dem fremden Dänemark eine schwächliche Barmherzigkeit gezeigt haben, wollen Sie uns auch noch den letzten Anker der Freiheit, die Preußenstadt Berlin, von der Reaktion zerschmettern lassen? Nein, das können Sie von unserem schlichten Verstande nicht einmal ohne Erröthen verlangen, daß wir bei solchen Vorkommnissen den Glauben an Ihre Weisheit und Ihren Freiheitssinn aufrecht erhalten sollen!

Die Geschichte Ihrer Reichskommissarien hat den Leuten in unserem fernen Winkel sogar das Blut der Schaam auf die Wangen getrieben, und wir sollen heute nicht erzittern, vor dem Tausche, der ähnliche Leute jetzt an die Stelle unserer zu erhabener Handlungsgröße auferweckten National-Versammlung in Berlin setzt? Möge der Himmel sorgen, daß die Zukunft unsere Befürchtungen Lügen strafe! Wir können und wollen aber keinen Augenblick zögern, den tief empörten Angstschrei auszustoßen, den die augenblickliche Lage Preußens, das bald in Blut schwimmen wird, unserer für das Vaterland geschwellten Brust entpreßt!

Der Bürgerverein zum „Deutschen Hause“ in Heinsberg in seinem eigenen, 70 Mitglieder vertretenden, und im Namen von circa 2000 Kreis-Insassen, welche an seinr heutigen Sitzung Theil genommen und die vorstehende Adresse mit Jubel begrüßt haben.

Ferner wurde in dieser Volksversammlung, unter Bezugnahme auf die bekannte Zustimmungsadresse, welche der Verein „zum deutschen Hause“ bereits am 13. d. M. beschlossen und an die Nationalversammlung in Berlin abgeschickt hatte, in Betreff der Steuerverweigerung beschlossen:

„Freiwillig keine Steuern mehr zu bezahlen, jedoch keine Gewalt der Gewalt entgegenzusetzen, vielmehr noch den Erfolg der Frankfurter Beschlüsse abzuwarten.“

* Königswinter, 30. November.

Auf den Beschluß der National-Versammlung zu Berlin vom 15. d. Mts. „daß das hochverrätherische Ministerum Brandenburg nicht befugt sei, Steuern zu empfangen und über Staatsgelder zu verfügen,“ fanden sich die Zettel genanntes Beschlusses an unsern Straßenecken angeheftet. Dieselben wurde von den Polizei-Agenten des Bürgermeisters Mirbach abgerissen und folgende Proklamation des Bürgermeisters Mirbach und Steuer- und Kommunal-Empfängers Veit aufgeklebt:

„Es lassen sich Gerüchte und Aufforderungen vernehmen, keine Steuern mehr zu bezahlen. Jeder vernünftige Unterthan der es mit Gesetz und Ordnung ehrlich meint, sieht es ein, daß kein Staat und keine Gemeindi ohne Steuern bestehen kann, und daß diese, im gesetzlichen Wege ausgeschrieben — auch bezahlt werden müssen, so wie daß aus dem Widerstreben der Umsturz aller Ordnung und Gerechtigkeit folgt; daher ich vor den gefährlichen Folgen ernstlich warne.

Königswinter, 17. November.

Der Bürgermeister, Mirbach.“

Publikandum.

„Zur möglichen Vermeidung der, Zufolge höhern Befehls — gegen alle Steuer-Restanten unverzüglich anzuwendenden Exekutions-Maßregeln — setze ich den Steuerpflichtigen hierdurch noch einen letzten Termin bis Donnerstag, Freitag und Samstag den 23. 24. 25. d. Mts. bis wohin alle rückständigen und fälligen Steuern etc. etc. bezahlt sein müssen; — wiedrigenfalls ich in die unangenehme Nothwendigkeit versetzt bin, sofort durch Hülfe der äußersten Zwangsmaaßregeln meine Pflicht zu erfüllen.

„Das böswillig ausgestreute Gerücht“ als sollten keine Steuern mehr bezahlt werden etc. etc. kann höchstens nur bei Feinden der Ordnung und des Friedens Glauben finden.

Königswinter, 17. November.

Königl. Steuer- und Kommunal-Empfänger, Veit.“

Die Herren Bürgermeister Mirbach und Steuer-Empfänger Veit scheinen mit dem Ministerium Brandenburg-Manteuffel auch wieder als Despoten ihrer Gemeinde aus ihrem Versteck hervorzukriechen, worauf namentlich die Worte des Bürgermeisters Mirbach „jeder vernünftige Unterthan“ klar hindeuten; und finden wir uns ferner veranlaßt diesen Dienern des absoluten Ministeriums Brandenburg folgende Fragen vorzulegen:

1. Haben die Herren Bürgerm. Mirbach und Steuerempfänger Veit nicht an der Wahl der in Berlin tagenden preuß. Volksvertreter Theil genommen? und erkennen Sie dieselbe nicht als rechtlich bestehend?

2. Ist es jenen Herren unbekannt, daß dieselbe in Gemeinschaft mit der Krone eine volksthümliche Verfassung festzustellen berufen sind?

3. Wißen die Herren Mirbach und Veit nicht, daß das Ministerium Brandenburg-Manteuffel in Folge des Attentats auf die geheiligten Vertreter des preuß. Volkes als Hochverräther erklärt worden?

4. Ist es jenen Herren unbekannt, daß dieses hochverrätherische Ministerium laut Beschluß der National-Versammlung vom 15. dieses Mts. nicht befügt ist, über Steuern und Staatsgelder zu verfügen?

5. Erkennen die genannten Herren in dem Beschluß der National-Versammlung „böswillig ausgestreute Gerüchte?“

Es sind dies, Herr Bürgermeister Mirbach und Steuerempfänger Veit, Beschlüße den in Berlin tagenden Vertreter des ganzen preußischen Volks; diese Beschlüße nicht anerkennen, und dagegen ein hochverrätherisches Ministerium mit Steuern unterstützen, ist Hochverrath gegen die preußische Nation, weßhalb wir Sie dem Ministerium Brandenburg-Manteuffel angelegentlichst empfehlen.

* Münster, 29. Nov.

Der gestrige und heutige Tag ist ruhig verlaufen, weil sich kein Mann vom 15. Regiment sehen ließ, und auch sonst die Soldaten keine Exzesse begingen.

Ein 8jähriger Knabe ist an den Mißhandlungen der Barbaren gestorben.

Es ist eine Kommission niedergesetzt, um alle Gemeinheiten zu untersuchen. Dabei sind bereits die zuverläßigsten Beweismittel darüber angegeben:

1) daß die Soldaten und Unteroffiziere des 15. Regiments schon auf dem Marsche hierher die gefährlichsten Drohungen gegen die hiesigen Demokraten ausgestoßen haben;

2) daß bereits am Samstag Nachmittag Soldaten des 15. Regiments erklärt haben, am Abend werde es losgehen, die Offiziere hätten es gesagt u. s. w.;

3) daß unmittelbar vor dem ganz planmäßig geleiteten Ueberfalle ein Offizier mit zwei Unteroffizieren in der Nähe der Reitbahn ganz geheimnißvoll gesprochen und erklärt hat: Nun ist's Zeit.

Zuverlässige Menschen sind es, die diese Thatsachen eidlich erhärten wollen.

Der Oberlandesgerichts-Referendar H. ist leider noch immer verhaftet — blos wegen eines Plakats beim Beginn unserer Berliner Unruhen. Warum, fragen wir, beschließt das Kriminalgericht die Verhaftung erst 14 Tage nachher, unter so bedrohlichen Anzeigen?

Man spricht noch von andern Verfolgungen — ganz das bekannte Schreckenssystem.

Wir werden Akt nehmen, können aber nicht umhin, einen fanatischen Beamten, der dem Volke schmeichelt, wenn es sich um Wahlen handelt, jetzt aber Plakate im Sinne des Preußenvereins austheilt, dringend zu warnen, die „Geschichte von der Hundepeitsche“ nicht herauf zu beschwören.

30 Bocholt, 29. Novbr.

Vom hiesigen Magistrat und der Stadtverordnetenversammlung ist ebenfalls eine Zustimmungsadresse an die hohe Nationalversammlung mit vielen Unterschriften abgesandt worden. Eine andere energisch abgefaßte und mit vielen Unterschriften bedeckt, ist dahin abgegangen. Dieselbe lautet:

Hohe Nationl-Versammlung!

Die unterzeichneten Bürger- und Einwohner der Stadt Bocholt fühlen sich gedrungen, Einer hohen National-Versammlung unsern tief gefühlten Dank für die muthvolle Haltung, die dieselbe in so bedauerlicher Zeit, einer fluchwürdigen Camarilla gegenüber angenommen, hiermit ehrerbietigst auszusprechen.

Fahret fort, edle Männer, in dem betretenen Pfade, und der Dank unseres ganzen lieben Vaterlandes ist Euch gewiß.

Wir stehen indeß mit tausenden uns gleich gesinnten Brüdern, gerüstet, und werden uns auf Euren Ruf wie ein Mann erheben, wenn man es wagen sollte, die Rechte unserer Vertreter, unsere Rechte, auf irgend eine Weise anzutasten und niederzudrücken.

Bocholt, den 19. November 1848.

(Folgen die Unterschriften).

* Warendorf, 23. Nov.

Nachdem am 11. November der Nationalversammlung in Berlin für ihre musterhafte Haltung in den Tagen der Gefahr eine Dankadresse, welche, (da die Sache eilig) in einer Stunde über 100 Unterschriften zählte, zugesandt worden, hat vor einigen Tagen hier auch eine Loyalitätsadresse unter großen Wehen das Licht der Welt erblickt. Wenngleich die Unterschriften nicht so rasch zunehmen wollen, so wird dieselbe doch wohl einige Bedeutung erhalten, da der evangelische Pastor B. als Geburtshelfer dieses Kindleins bekannt ist, dessen Unterschrift auch obenan prangt; dann einige Beamte, und zuletzt sogar sämmtliche Knechte des hiesigen kgl. Landgestüts, nebst den Stamm-Mannschaften des hiesigen Landwehr-Bataillons. Daß diese beiden letzteren Kategorien freiwillig unterschrieben haben, bedarf wohl kaum einer Erwähnung, und so ist man heute zu der sehr enormen Zahl von 37 Unterschriften gelangt. — Der hier vor Kurzem ins Leben gerufene „Volks-Verein für deutsche Freiheit und Einheit,“ erfreut sich eines sehr gedeihlichen Fortgangs; die Versammlungen werden zahlreich von allen Ständen besucht; auch die Soldaten des hiesigen Landwehr-Stammes nehmen thätigen Antheil. Leider wird der Besuch der Soldaten für die Folge aufhören; es ist denselben zwar nicht verboten, die Versammlung zu besuchen, aber ihnen am vergangenen Sonntag beim Appell ein Befehl vorgelesen worden, jeden Abend, wenn Versammlung sei, sich 1/2 9 Uhr (um 8 Uhr ist Anfang der Versammlung) am Landwehr-Zeughause zu versammeln, damit dasselbe — nicht gestohlen werde. So eben höre ich, daß noch heute 20 Mann Soldaten einrücken werden, um die Zeughauswache zu verstärken.

Die Reaktion von Seiten der hiesigen Militärbehörde ist überhaupt sehr thätig, und möchte hierfür wohl der beste Beweis sein, daß man den Redakteur des hiesigen Wochenblattes veranlaßte, gegen Bezahlung die „Ansprache der Potsdamer Soldaten an die Demokraten, ihre Feinde, in Berlin,“ im hiesigen Wochenblatte aufzunehen. Diese Herren waren gewiß besorgt, daß dieses saubere Machwerk in den 300,000 verbreiteten Exemplaren nicht bis zum äußersten Winkel Westphalens gedrungen wäre.

103 Attendorn, den 23. Nov.

In der am vorigen Donnerstage hier abgehaltenen Volksversammlung wurde eine Zustimmungsadresse an die Berliner Nationalversammlung abgefaßt und mit 300 Unterschriften bedeckt, dem Abgeordneten Hrn. Gladbach zugeschickt. Dieselbe enthielt zugleich ein Mißtrauens- und Abberufungsvotum für den weggelaufenen Deputirten unseres Kreises Olpe, den Amtmann Stachelscheid aus Drolshagen. —

Zu unserm Bedauern hat sein Stellvertreter, der hiesige Gymnasial-Rector Hr. Wiedmann, der vorgestern von dem Präsidenten der Nationalversammlung einen schleunigen Ruf nach Berlin erhielt, aus Gesundheitsrücksichten sein Mandat niedergelegt. Es setzt uns dies in nicht geringe Verlegenheit, da wir jetzt nicht neu wählen dürfen und auch keinen Vertreter zu Berlin haben.

27 Berlin, 24. Nov.

Morgen wird dem hiesigen Central-Bezirksverein, der von Vertrauensmännern aus fast allen Urwähler-Bezirken Berlins beschickt ist, in seiner ordentlichen Sitzung folgende Adresse an die preußische Nationalversammlung zur Annahme vorgelegt werden.

„Hohe Nationalversammlung!

In einem Augenblicke, wo die verantwortlichen Rathgeber der Krone noch immer darauf beharren, durch eine Reihe von Ungesetzlichkeiten die Rechte und Freiheiten des Volks zu mißachten, fühlt der unterzeichnete Centralverein von Berlin sich um so mehr gedrungen, einer hohen Nationalversammlung wiederholt für die Mäßigung und Festigkeit zu danken, womit dieselbe diese so schwer verletzten Rechte bisher zu schützen übernahm, als Beschuldigungen des Gegentheils anfangen laut zu werden.

Eine Regierung, die solche Wege eingeschlagen, hätte es sich zwar lediglich selber zuzuschreiben, wenn ihr auf gleiche Weise entgegengetreten würde. Der unterzeichnete Verein kann aber auch in dem letzten Beschlusse der hohen Nationalversammlung keine Ungesetzlichkeit erkennen. Denn sie hat gar nicht Steuern, welche gesetzlich ausgeschrieben sind, verweigert, sondern nur angeordnet, daß ein von ihr in Anklagezustand gesetztes Ministerium nicht berechtigt sein soll, die Steuern zu erheben und Staatsgelder zu verausgaben, was sich eigentlich von selbst versteht.

Der Central-Bezirksverein bittet daher eine hohe Nationalversammlung, zum Schutz der verbürgten Rechte des preußischen Volks auf dem Pfade der Besonnenheit und Rechts, den sie eingeschlagen, weiter vorzuschreiten, und dabei seiner Zustimmung gewiß zu sein.“

Berlin, 25. Nov. 1848

Ein Mitglied des Vereins, (das seinen Namen nennen wird, sobald der Belagerungszustand aufgehoben sein wird).

X Brandenburg, 29. Nov.

Der Klub Brünneck hielt heute im Dom zu Brandenburg seine dritte Versammlung. Nach 11 Uhr wurde die Sitzung eröffnet. Brünneck verlies't die von 22 Abgeordneten eingegangenen Entschuldigungsanzeigen, daß sie der heutigen Sitzung nicht beiwohnen können. Der Namensaufruf ergiebt, daß nur 151 Mitglieder anwesend sind. — Am Ministertische ist nur Manteuffel zu sehen. — Nach 12 1/2 Uhr wird die Sitzung bis morgen Vormittag 11 Uhr vertagt.

* Liegnitz, den 22. Nov.

Gestern versammelten sich die Wahlmänner des hiesigen Wahlbezirks, 90 an der Zahl und beschlossen sofort eine Adresse an die National-Versammlung in Berlin, worin sie ihre volle Zustimmung zu allen vom 9-17 d. von ihr gefaßten Beschlüssen aussprechen. Zugleich erließen die Wähler ein Manifest an ihre Committenten, worin es am Schluße heißt:

„Mögen die Landbewohner nach dem Beispiel vieler Städte nicht eher einen Heller steuern zahlen, bis ein Ministerium wieder ernannt sein wird, welches das Vertrauen des Landes besitzt und bis die Nationalversammlung wieder frei und unbehindert in Berlin tagen könne! Wer jetzt Steuern zahlt, zahlt sie den Verräthern des Volkes reicht sein Geld nicht zu des Volkes Wohle, sondern zu des Volkes Wehe!

So sprechen die ländlichen Wahlmänner des hiesigen Bezirks und so werden sie und die Angeredeten auch handeln.

24 Wien, 26. Nov.

Erläßt der Berliner Magistrat Ansprachen an seine „lieben“ Mitbürger, in welchen er sich ganz auf Seite der Contrerevolution stellt und der Nationalversammlung in's Gesicht schlägt: so kommt doch sein Verfahren noch lange nicht in Vergleich gegen das, welches der Gemeinderath Wiens in Betreff des Durchlauchtigen Banditen Windischgrätz befolgt. Denn gestern hat er durch eine Deputation eine Adresse nach Schönbrunn gesandt, die von Ausdrücken knechtischer Gesinnung, ja hündischer Speichelleckerei selbst in Deutschland wenige ihres Gleichen finden wird. Der Gemeinderath hat danach die „Milde und Humanität“ der „böhmischen Hyäne“ dankbar verehren „gelernt.“ „Eure Durchlaucht,“ heißt es weiter, „haben den strengen Befehl eines milden (!) Herrschers mit Milde (!!!) vollzogen und sich dadurch alle Gutgesinnten zu unverzüglichem Danke verpflichtet.“ — Die zweite Sitzung des Reichstags in Kremsier ist weiter auf den 27. vertagt worden.

Gestern fielen eine Anzahl Grenadiere in einem Gasthofe über einen hiesigen Tischlermeister her und verhafteten ihn, angeblich, weil er auf's östseichische Militär geschimpft habe. An der offiziellen Belobung und Belohnung dieser tapfern, wiewohl starb besoffenen Grenadiere ist nicht zu zweifeln.

33 Brünn, 26. Nov.

Es heißt, der Reichstag würde wenigstens 6 Monate und bis zur Vollendung der Verfassung in Kremsier tagen. Seine erste Arbeit soll nach der Präsidentenwahl — Smolka mit seinem Zopfthum neuerer Phase ist geblieben — darin bestehen, die Geschäftsordnung mit einem neuen § zu vermehren, in welchem die Reichstagsabgeordneten sich gegenseitig das Hutabnehmen erlassen. Die Hüte werden durch das unvermeidliche 100malige Begegnen per Tag nämlich so strappezirt, daß die Herren Abgeordneten, da 10 Meilen in der Runde jeder Hutmacher fehlt, bald baarhäuptig gehen müßten. Ein Hutnichtabnehmungsverein bildete sich deshalb und bewirkte die Annahme des §, der nur noch der Allerh. Sanktion bedarf. Die Bauern küssen den Grafen und Hofräthen die Hand, und die andere Kanaille bückt sich tief vor der haute volée. In Wien war's anders!

Die Zigeuner, vulgo Czechen, haben all ihre nationalen Unverschämtheiten wieder mitgebracht, allein ihr Strohbach fiel gleichwohl durch- Die neuen Minister saßen dabei auf den s. g. Galerien und lach.ten; was liegt ihnen denn jetzt daran, wie der Präsident heißt. — Gleichwohl sind die Czechen doch sehr erbost über die Kamarilla. Trotz aller national-leidenschaftlichen Bornirtheit, trotz allem Palackythum, beginnt es doch in ihren Hirnschädel einzudringen, daß die Kamarilla ihnen, wie dem ganzen Slaventhum ein Schnippchen geschlagen, ein Schnippchen schlägt. Hr. Jelachich, wenn er anders mit seinem Volke es aufrichtig hält, muß sich dessen auch bald versehen. Damit nun aber das Slaventhum niemals en masse der Kamarilla über den Hals komme, zaubert dieselbe tagtäglich neue Natiönchen aus ihm hervor und verspricht jedem Natiönchen Gott und den Teufel. So hat sie Galizien bereits von einander getrennt und die Ruthenen zum Haß gegen die Polen entflammt; so theilt sie in diesem Augenblick Kroatien ab, damit Jelachichs Königreich, pocht er nach Besiegung der Ungarn darauf, unmöglich werde. Man sagt, die Slaven seien so schlau, wie die Schotten; ich muß sie meinen Erfahrungen nach jedoch einstweilen noch für dümmer halten, als die Lerchenfelder, wie sie spottweise alle Deutschen nennen. Wären sie es nicht, sie würden nicht in die plumpen Fallen gehen, die ihnen die Kamarilla legt, indem sie ihre Pfoten benützt, die gebratenen Kastanien aus dem Feuer zu nehmen. — Ein wohlunterrichteter Herr versichert mich eben noch, es habe von Anfang an viel Blödsinn dazu gehört, zu glauben, die Habsburger würden jemals ihren deutschen Ursprung verläugnen wollen, um zu den Slaven überzugehen; sie wüßten nur zu wohl, daß sie damit ihr eigenes Nest zerstörten. Darum ging der Hof nach Insbruck und Olmütz, nicht nach Prag. Werden die Czechen darob diesmal nun trotzig, wie es den Anschein hat, so wird die Kamarilla nicht verfehlen, sie in eine Menge von Unternatiönchen abzutheilen und nebenbei wieder das böhmische Deutschthum heraufzubeschwören. Die Gutmüthigkeit der Herrn Deutschen ist ja in solchen Fällen infallibel, wie Sie auch am Rheine erfahren.

Die größte Stütze der Kamarilla sind unter allen 99 Nationen und Natiönchen Oestreichs in diesem Augenblicke die Juden. Sie sind de facto radikal emanzipirt, und zwei ihrer Leute — Bach und Thienfeld — sogar ins neue Ministerium aufgenommen worden. Man weiß sehr wohl, wer die Zwanziger besitzt und gedenkt es mit diesen zu halten. Die Juden sind indessen noch klüger, als die Kamarilla und suchen die entsetzlichen Geldverhältnisse benutzend, sich in den Besitz des Grund und Bodens, den sie früher nicht erwerben durften, zu sitzen.

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der hiesigen Soldatenherrschaft angeblich 6000 Thlr. zur Disposition gestellt haben. Es wird besser gehn, die Welt ist rund und muß sich drehn. L'ordre règne à Dusseldorf.</p>
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          <head><bibl><author>067</author></bibl> Aachen, 30. Nov.</head>
          <p>Unsere gute Stadt Aachen befindet sich in einem ähnlichen Konflikte gegenüber ihrem Abgeordneten Kühlwetter, wie die Nationalversammlung gegenüber der Krone. Bekanntlich hat der hiesige Gemeinderath <hi rendition="#g">einstimmig</hi> die Schritte der mannhaften Vertreter in Berlin nicht allein vollkommen gebilligt, sondern auch eine Dankadresse an die Nationalversammlung votirt und abgeschickt. Der Vertreter des Stadtkreises Aachen, Herr Kühlwetter, scheint dieses entweder nicht zu wissen, oder aber er hat es für gut befunden, sich aus eigner Machtvollkommenheit auf den Brandenburg-Manteuffel'schen Standpunkt zu stellen. Wenigstens hat er sich nicht nach Berlin begeben, wohin ihn seine Wähler geschickt haben, sondern er tagt mit dem Klub Brüneck in Brandenburg an der Havel. Mit Recht fragt man sich, wie ein Abgeordneter die Unverschämtheit so weit treiben kann, die Gesinnungen einer ganzen Stadt außer Acht zu lassen, einer Stadt, die sich deutlich und klar durch ihr Organ, den Gemeinderath, vor aller Welt ausgesprochen hat. Besäße Herr Kühlwetter nur ein Fünkchen von Anstand und parlamentarischem Takte, so würde er, die Rechte der Nationalversammlung nicht anerkennend, auf der Stelle sein Mandat niedergelegt haben. Aber nein! Herr Kühlwetter, der ehemalige Minister, der Schöpfer des Konstablerstocks, denn</p>
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            <l>Alles Weltregiment, müßt ihr wissen,</l><lb/>
            <l>Von dem Stock hat ausgehen müssen;</l><lb/>
            <l>Und der Scepter in Königs Hand</l><lb/>
            <l>Ist ein Stock nur, das ist bekannt!</l><lb/>
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          <p>hält dies für höchst überflüssig. Ja, bei seiner neulichen Anwesenheit in Aachen hat er es nicht einmal der Mühe werth gehalten, seine Wahlmänner zusammen zu berufen, um sich wenigstens mit ihnen über sein zukünftiges Verhalten zu besprechen. Bei einem so offenbaren Hohne ist es leider zu beklagen, daß die Wahlmänner und Urwähler nicht zusammentreten, um entweder die Adresse des Gemeinderathes zu desavouiren, oder dem Abgeordneten Kühlwetter zu bedeuten, daß man ihn nach Berlin, und nicht nach Brandenburg geschickt habe. Doch die Person geht dem guten Deutschen über Alles, die Sache ist Nebensache. Glück zu!</p>
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          <head><bibl><author>066</author></bibl> Heinsberg, 27. Novbr.</head>
          <p>Nachfolgender, am 24. d. von hier abgesandten Adresse hat die Kölnische Zeitung, welche nur reaktionäre Waare zu führen scheint, die Ehre erzeigt, sie nicht abzudrucken:</p>
          <p>An eine hohe National-Versammlung in Frankfurt!</p>
          <p>Mit einer Bestürzung, die nicht größer sein kann, haben wir Ihren Beschluß vernommen, welcher die Steuerverweigerungsmaßregel unserer durch Bajonette aufs Aeußerste getriebenen National-Versammlung in Berlin für ungesetzlich erklärt. Woran sollen wir schlichte Bürger und Landleute noch Glauben behalten, wenn uns die Gesetzmäßigkeit der Majoritätsbeschlüsse unserer preußischen Nationalvertretung von Frankfurt aus vernichtet werden darf? Hat Frankfurt denn jetzt schon ein Recht, in die Privatrechte Preußens einzugreifen, ehe es noch seine eigene Aufgabe gelöst hat? Oder wo ist die Freiheit und Einheit Deutschlands zu finden, die zu schaffen, der Beruf Ihrer hohen Versammlung ist? Ihre bisherigen Thaten haben uns allerdings das Schwert gezeigt, welches in Ihre Hand gelegt ist, um die Anarchie zu bekämpfen, nicht aber auch zugleich den Schild, der unsere Freiheit beschützen soll! Und jetzt, nachdem Sie das Ungeheuere an Freveln aller Art gegen die Freiheit und Unabhängigkeit der Nationen haben geschehen lassen: den unnatürlichen Krieg in Italien, den gewissenlosen Vernichtungskrieg gegen Wien, während Sie dagegen in dem ehrenvollen Kriege mit dem fremden Dänemark eine schwächliche Barmherzigkeit gezeigt haben, wollen Sie uns auch noch den letzten Anker der Freiheit, die Preußenstadt Berlin, von der Reaktion zerschmettern lassen? Nein, das können Sie von unserem schlichten Verstande nicht einmal ohne Erröthen verlangen, daß wir bei solchen Vorkommnissen den Glauben an Ihre Weisheit und Ihren Freiheitssinn aufrecht erhalten sollen!</p>
          <p>Die Geschichte Ihrer Reichskommissarien hat den Leuten in unserem fernen Winkel sogar das Blut der Schaam auf die Wangen getrieben, und wir sollen heute nicht erzittern, vor dem Tausche, der ähnliche Leute jetzt an die Stelle unserer zu erhabener Handlungsgröße auferweckten National-Versammlung in Berlin setzt? Möge der Himmel sorgen, daß die Zukunft unsere Befürchtungen Lügen strafe! Wir können und wollen aber keinen Augenblick zögern, den tief empörten Angstschrei auszustoßen, den die augenblickliche Lage Preußens, das bald in Blut schwimmen wird, unserer für das Vaterland geschwellten Brust entpreßt!</p>
          <p rendition="#et">Der Bürgerverein zum &#x201E;Deutschen Hause&#x201C; in Heinsberg in seinem eigenen, 70 Mitglieder vertretenden, und im Namen von circa 2000 Kreis-Insassen, welche an seinr heutigen Sitzung Theil genommen und die vorstehende Adresse mit Jubel begrüßt haben.</p>
          <p>Ferner wurde in dieser Volksversammlung, unter Bezugnahme auf die bekannte Zustimmungsadresse, welche der Verein &#x201E;zum deutschen Hause&#x201C; bereits am 13. d. M. beschlossen und an die Nationalversammlung in Berlin abgeschickt hatte, in Betreff der Steuerverweigerung beschlossen:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Freiwillig keine Steuern mehr zu bezahlen, jedoch keine Gewalt der Gewalt entgegenzusetzen, vielmehr noch den Erfolg der Frankfurter Beschlüsse abzuwarten.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar158_012" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Königswinter, 30. November.</head>
          <p>Auf den Beschluß der National-Versammlung zu Berlin vom 15. d. Mts. &#x201E;daß das hochverrätherische Ministerum Brandenburg nicht befugt sei, Steuern zu empfangen und über Staatsgelder zu verfügen,&#x201C; fanden sich die Zettel genanntes Beschlusses an unsern Straßenecken angeheftet. Dieselben wurde von den Polizei-Agenten des Bürgermeisters Mirbach abgerissen und folgende Proklamation des Bürgermeisters Mirbach und Steuer- und Kommunal-Empfängers Veit aufgeklebt:</p>
          <p>&#x201E;Es lassen sich Gerüchte und Aufforderungen vernehmen, keine Steuern mehr zu bezahlen. <hi rendition="#g">Jeder</hi> vernünftige <hi rendition="#g">Unterthan</hi> der es mit Gesetz und Ordnung ehrlich meint, sieht es ein, daß kein Staat und keine Gemeindi ohne Steuern bestehen kann, und daß diese, im gesetzlichen Wege ausgeschrieben &#x2014; auch bezahlt werden müssen, so wie daß aus dem Widerstreben der Umsturz aller Ordnung und Gerechtigkeit folgt; daher ich vor den gefährlichen Folgen ernstlich warne.</p>
          <p>Königswinter, 17. November.</p>
          <p>Der Bürgermeister, <hi rendition="#g">Mirbach</hi>.&#x201C;</p>
          <p><hi rendition="#g">Publikandum</hi>.</p>
          <p>&#x201E;Zur möglichen Vermeidung der, Zufolge höhern Befehls &#x2014; gegen alle Steuer-Restanten unverzüglich anzuwendenden Exekutions-Maßregeln &#x2014; setze ich den Steuerpflichtigen hierdurch noch einen letzten Termin bis Donnerstag, Freitag und Samstag den 23. 24. 25. d. Mts. bis wohin alle rückständigen und fälligen Steuern etc. etc. bezahlt sein müssen; &#x2014; wiedrigenfalls ich in die unangenehme Nothwendigkeit versetzt bin, sofort durch Hülfe der äußersten Zwangsmaaßregeln meine Pflicht zu erfüllen.</p>
          <p>&#x201E;Das böswillig ausgestreute Gerücht&#x201C; als sollten keine Steuern mehr bezahlt werden etc. etc. kann höchstens nur bei Feinden der Ordnung und des Friedens Glauben finden.</p>
          <p>Königswinter, 17. November.</p>
          <p>Königl. Steuer- und Kommunal-Empfänger, <hi rendition="#g">Veit</hi>.&#x201C;</p>
          <p>Die Herren Bürgermeister Mirbach und Steuer-Empfänger Veit scheinen mit dem Ministerium Brandenburg-Manteuffel auch wieder als Despoten ihrer Gemeinde aus ihrem Versteck hervorzukriechen, worauf namentlich die Worte des Bürgermeisters Mirbach &#x201E;jeder vernünftige Unterthan&#x201C; klar hindeuten; und finden wir uns ferner veranlaßt diesen Dienern des absoluten Ministeriums Brandenburg folgende Fragen vorzulegen:</p>
          <p>1. Haben die Herren Bürgerm. Mirbach und Steuerempfänger Veit nicht an der Wahl der in Berlin tagenden preuß. Volksvertreter Theil genommen? und erkennen Sie dieselbe nicht als rechtlich bestehend?</p>
          <p>2. Ist es jenen Herren unbekannt, daß dieselbe in Gemeinschaft mit der Krone eine volksthümliche Verfassung festzustellen berufen sind?</p>
          <p>3. Wißen die Herren Mirbach und Veit nicht, daß das Ministerium Brandenburg-Manteuffel in Folge des Attentats auf die geheiligten Vertreter des preuß. Volkes als Hochverräther erklärt worden?</p>
          <p>4. Ist es jenen Herren unbekannt, daß dieses hochverrätherische Ministerium laut Beschluß der National-Versammlung vom 15. dieses Mts. nicht befügt ist, über Steuern und Staatsgelder zu verfügen?</p>
          <p>5. Erkennen die genannten Herren in dem Beschluß der National-Versammlung &#x201E;böswillig ausgestreute Gerüchte?&#x201C;</p>
          <p>Es sind dies, Herr Bürgermeister Mirbach und Steuerempfänger Veit, Beschlüße den in Berlin tagenden Vertreter des ganzen preußischen Volks; diese Beschlüße nicht anerkennen, und dagegen ein hochverrätherisches Ministerium mit Steuern unterstützen, ist Hochverrath gegen die preußische Nation, weßhalb wir Sie dem Ministerium Brandenburg-Manteuffel angelegentlichst empfehlen.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Münster, 29. Nov.</head>
          <p>Der gestrige und heutige Tag ist ruhig verlaufen, weil sich kein Mann vom 15. Regiment sehen ließ, und auch sonst die Soldaten keine Exzesse begingen.</p>
          <p>Ein 8jähriger Knabe ist an den Mißhandlungen der Barbaren gestorben.</p>
          <p>Es ist eine Kommission niedergesetzt, um alle Gemeinheiten zu untersuchen. Dabei sind bereits die zuverläßigsten Beweismittel darüber angegeben:</p>
          <p>1) daß die Soldaten und Unteroffiziere des 15. Regiments schon auf dem Marsche hierher die gefährlichsten Drohungen gegen die hiesigen Demokraten ausgestoßen haben;</p>
          <p>2) daß bereits am Samstag Nachmittag Soldaten des 15. Regiments erklärt haben, am Abend werde es losgehen, die Offiziere hätten es gesagt u. s. w.;</p>
          <p>3) daß unmittelbar vor dem ganz planmäßig geleiteten Ueberfalle ein Offizier mit zwei Unteroffizieren in der Nähe der Reitbahn ganz geheimnißvoll gesprochen und erklärt hat: Nun ist's Zeit.</p>
          <p>Zuverlässige Menschen sind es, die diese Thatsachen eidlich erhärten wollen.</p>
          <p>Der Oberlandesgerichts-Referendar H. ist leider noch immer verhaftet &#x2014; blos wegen eines Plakats beim Beginn unserer Berliner Unruhen. Warum, fragen wir, beschließt das Kriminalgericht die Verhaftung erst 14 Tage nachher, unter so bedrohlichen Anzeigen?</p>
          <p>Man spricht noch von andern Verfolgungen &#x2014; ganz das bekannte Schreckenssystem.</p>
          <p>Wir werden Akt nehmen, können aber nicht umhin, einen fanatischen Beamten, der dem Volke schmeichelt, wenn es sich um Wahlen handelt, jetzt aber Plakate im Sinne des Preußenvereins austheilt, dringend zu warnen, die &#x201E;Geschichte von der Hundepeitsche&#x201C; nicht herauf zu beschwören.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>30</author></bibl> Bocholt, 29. Novbr.</head>
          <p>Vom hiesigen Magistrat und der Stadtverordnetenversammlung ist ebenfalls eine Zustimmungsadresse an die hohe Nationalversammlung mit vielen Unterschriften abgesandt worden. Eine andere energisch abgefaßte und mit vielen Unterschriften bedeckt, ist dahin abgegangen. Dieselbe lautet:</p>
          <p> <hi rendition="#g">Hohe Nationl-Versammlung!</hi> </p>
          <p>Die unterzeichneten Bürger- und Einwohner der Stadt Bocholt fühlen sich gedrungen, Einer hohen National-Versammlung unsern tief gefühlten Dank für die muthvolle Haltung, die dieselbe in so bedauerlicher Zeit, einer fluchwürdigen Camarilla gegenüber angenommen, hiermit ehrerbietigst auszusprechen.</p>
          <p>Fahret fort, edle Männer, in dem betretenen Pfade, und der Dank unseres ganzen lieben Vaterlandes ist Euch gewiß.</p>
          <p>Wir stehen indeß mit tausenden uns gleich gesinnten Brüdern, gerüstet, und werden uns auf Euren Ruf wie ein Mann erheben, wenn man es wagen sollte, die Rechte unserer Vertreter, unsere Rechte, auf irgend eine Weise anzutasten und niederzudrücken.</p>
          <p>Bocholt, den 19. November 1848.</p>
          <p>(Folgen die Unterschriften).</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Warendorf, 23. Nov.</head>
          <p>Nachdem am 11. November der Nationalversammlung in Berlin für ihre musterhafte Haltung in den Tagen der Gefahr eine Dankadresse, welche, (da die Sache eilig) in einer Stunde über 100 Unterschriften zählte, zugesandt worden, hat vor einigen Tagen hier auch eine Loyalitätsadresse unter großen Wehen das Licht der Welt erblickt. Wenngleich die Unterschriften nicht so rasch zunehmen wollen, so wird dieselbe doch wohl einige Bedeutung erhalten, da der evangelische Pastor B. als Geburtshelfer dieses Kindleins bekannt ist, dessen Unterschrift auch obenan prangt; dann einige Beamte, und zuletzt sogar sämmtliche Knechte des hiesigen kgl. Landgestüts, nebst den Stamm-Mannschaften des hiesigen Landwehr-Bataillons. Daß diese beiden letzteren Kategorien <hi rendition="#g">freiwillig</hi> unterschrieben haben, bedarf wohl kaum einer Erwähnung, und so ist man heute zu der sehr enormen Zahl von 37 Unterschriften gelangt. &#x2014; Der hier vor Kurzem ins Leben gerufene &#x201E;Volks-Verein für deutsche Freiheit und Einheit,&#x201C; erfreut sich eines sehr gedeihlichen Fortgangs; die Versammlungen werden zahlreich von allen Ständen besucht; auch die Soldaten des hiesigen Landwehr-Stammes nehmen thätigen Antheil. Leider wird der Besuch der Soldaten für die Folge aufhören; es ist denselben zwar nicht verboten, die Versammlung zu besuchen, aber ihnen am vergangenen Sonntag beim Appell ein Befehl vorgelesen worden, jeden Abend, wenn Versammlung sei, sich 1/2 9 Uhr (um 8 Uhr ist Anfang der Versammlung) am Landwehr-Zeughause zu versammeln, damit dasselbe &#x2014; nicht gestohlen werde. So eben höre ich, daß noch heute 20 Mann Soldaten einrücken werden, um die Zeughauswache zu verstärken.</p>
          <p>Die Reaktion von Seiten der hiesigen Militärbehörde ist überhaupt sehr thätig, und möchte hierfür wohl der beste Beweis sein, daß man den Redakteur des hiesigen Wochenblattes veranlaßte, <hi rendition="#g">gegen Bezahlung</hi> die &#x201E;Ansprache der Potsdamer Soldaten an die Demokraten, ihre Feinde, in Berlin,&#x201C; im hiesigen Wochenblatte aufzunehen. Diese Herren waren gewiß besorgt, daß dieses saubere Machwerk in den 300,000 verbreiteten Exemplaren nicht bis zum äußersten Winkel Westphalens gedrungen wäre.</p>
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          <p>Zu unserm Bedauern hat sein Stellvertreter, der hiesige Gymnasial-Rector Hr. <hi rendition="#g">Wiedmann</hi>, der vorgestern von dem Präsidenten der Nationalversammlung einen schleunigen Ruf nach Berlin erhielt, aus Gesundheitsrücksichten sein Mandat niedergelegt. Es setzt uns dies in nicht geringe Verlegenheit, da wir jetzt nicht neu wählen dürfen und auch keinen Vertreter zu Berlin haben.</p>
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          <head><bibl><author>27</author></bibl> Berlin, 24. Nov.</head>
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          <p>&#x201E;Hohe Nationalversammlung!</p>
          <p>In einem Augenblicke, wo die verantwortlichen Rathgeber der Krone noch immer darauf beharren, durch eine Reihe von Ungesetzlichkeiten die Rechte und Freiheiten des Volks zu mißachten, fühlt der unterzeichnete Centralverein von Berlin sich um so mehr gedrungen, einer hohen Nationalversammlung wiederholt für die Mäßigung und Festigkeit zu danken, womit dieselbe diese so schwer verletzten Rechte bisher zu schützen übernahm, als Beschuldigungen des Gegentheils anfangen laut zu werden.</p>
          <p>Eine Regierung, die solche Wege eingeschlagen, hätte es sich zwar lediglich selber zuzuschreiben, wenn ihr auf gleiche Weise entgegengetreten würde. Der unterzeichnete Verein kann aber auch in dem letzten Beschlusse der hohen Nationalversammlung keine Ungesetzlichkeit erkennen. Denn sie hat gar nicht Steuern, welche gesetzlich ausgeschrieben sind, verweigert, sondern nur angeordnet, daß ein von ihr in Anklagezustand gesetztes Ministerium nicht berechtigt sein soll, die Steuern zu erheben und Staatsgelder zu verausgaben, was sich eigentlich von selbst versteht.</p>
          <p>Der Central-Bezirksverein bittet daher eine hohe Nationalversammlung, zum Schutz der verbürgten Rechte des preußischen Volks auf dem Pfade der Besonnenheit und Rechts, den sie eingeschlagen, weiter vorzuschreiten, und dabei seiner Zustimmung gewiß zu sein.&#x201C;</p>
          <p>Berlin, 25. Nov. 1848</p>
          <p><hi rendition="#g">Ein Mitglied des Vereins,</hi> (das seinen Namen nennen wird, sobald der Belagerungszustand aufgehoben sein wird).</p>
        </div>
        <div xml:id="ar158_018" type="jArticle">
          <head><bibl><author>X</author></bibl> Brandenburg, 29. Nov.</head>
          <p>Der <hi rendition="#g">Klub Brünneck</hi> hielt heute im Dom zu <hi rendition="#g">Brandenburg</hi> seine dritte Versammlung. Nach 11 Uhr wurde die Sitzung eröffnet. <hi rendition="#g">Brünneck</hi> verlies't die von 22 Abgeordneten eingegangenen Entschuldigungsanzeigen, daß sie der heutigen Sitzung nicht beiwohnen können. Der Namensaufruf ergiebt, daß nur 151 Mitglieder anwesend sind. &#x2014; Am Ministertische ist nur <hi rendition="#g">Manteuffel</hi> zu sehen. &#x2014; Nach 12 1/2 Uhr wird die Sitzung bis morgen Vormittag 11 Uhr vertagt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar158_019" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Liegnitz, den 22. Nov.</head>
          <p>Gestern versammelten sich die Wahlmänner des hiesigen Wahlbezirks, 90 an der Zahl und beschlossen sofort eine Adresse an die National-Versammlung in Berlin, worin sie ihre volle Zustimmung zu allen vom 9-17 d. von ihr gefaßten Beschlüssen aussprechen. Zugleich erließen die Wähler ein Manifest an ihre Committenten, worin es am Schluße heißt:</p>
          <p>&#x201E;Mögen die Landbewohner nach dem Beispiel vieler Städte nicht eher einen Heller steuern zahlen, bis ein Ministerium wieder ernannt sein wird, welches das Vertrauen des Landes besitzt und bis die Nationalversammlung wieder frei und unbehindert in Berlin tagen könne! <hi rendition="#g">Wer jetzt Steuern zahlt, zahlt sie den Verräthern des Volkes reicht sein Geld nicht zu des Volkes Wohle, sondern zu des Volkes Wehe!</hi>&#x201C;</p>
          <p>So sprechen die ländlichen Wahlmänner des hiesigen Bezirks und so werden sie und die Angeredeten auch handeln.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar158_020" type="jArticle">
          <head><bibl><author>24</author></bibl> Wien, 26. Nov.</head>
          <p>Erläßt der Berliner Magistrat Ansprachen an seine &#x201E;lieben&#x201C; Mitbürger, in welchen er sich ganz auf Seite der Contrerevolution stellt und der Nationalversammlung in's Gesicht schlägt: so kommt doch sein Verfahren noch lange nicht in Vergleich gegen das, welches der Gemeinderath Wiens in Betreff des Durchlauchtigen Banditen Windischgrätz befolgt. Denn gestern hat er durch eine Deputation eine Adresse nach Schönbrunn gesandt, die von Ausdrücken knechtischer Gesinnung, ja hündischer Speichelleckerei selbst in Deutschland wenige ihres Gleichen finden wird. Der Gemeinderath hat danach die &#x201E;Milde und Humanität&#x201C; der &#x201E;böhmischen Hyäne&#x201C; dankbar verehren &#x201E;gelernt.&#x201C; &#x201E;Eure Durchlaucht,&#x201C; heißt es weiter, &#x201E;haben den strengen Befehl eines milden (!) Herrschers mit Milde (!!!) vollzogen und sich dadurch alle Gutgesinnten zu unverzüglichem Danke verpflichtet.&#x201C; &#x2014; Die zweite Sitzung des Reichstags in <hi rendition="#g">Kremsier</hi> ist weiter auf den 27. vertagt worden.</p>
          <p>Gestern fielen eine Anzahl Grenadiere in einem Gasthofe über einen hiesigen Tischlermeister her und verhafteten ihn, angeblich, weil er auf's östseichische Militär geschimpft habe. An der offiziellen Belobung und Belohnung dieser tapfern, wiewohl starb besoffenen Grenadiere ist nicht zu zweifeln.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar158_021" type="jArticle">
          <head><bibl><author>33</author></bibl> Brünn, 26. Nov.</head>
          <p>Es heißt, der Reichstag würde wenigstens 6 Monate und bis zur Vollendung der Verfassung in Kremsier tagen. Seine erste Arbeit soll nach der Präsidentenwahl &#x2014; Smolka mit seinem Zopfthum neuerer Phase ist geblieben &#x2014; darin bestehen, die Geschäftsordnung mit einem neuen § zu vermehren, in welchem die Reichstagsabgeordneten sich gegenseitig das Hutabnehmen erlassen. Die Hüte werden durch das unvermeidliche 100malige Begegnen per Tag nämlich so strappezirt, daß die Herren Abgeordneten, da 10 Meilen in der Runde jeder Hutmacher fehlt, bald baarhäuptig gehen müßten. Ein Hutnichtabnehmungsverein bildete sich deshalb und bewirkte die Annahme des §, der nur noch der Allerh. Sanktion bedarf. Die Bauern küssen den Grafen und Hofräthen die Hand, und die andere Kanaille bückt sich tief vor der haute volée. In Wien war's anders!</p>
          <p>Die Zigeuner, vulgo Czechen, haben all ihre nationalen Unverschämtheiten wieder mitgebracht, allein ihr Strohbach fiel gleichwohl durch- Die neuen Minister saßen dabei auf den s. g. Galerien und lach.ten; was liegt ihnen denn jetzt daran, wie der Präsident heißt. &#x2014; Gleichwohl sind die Czechen doch sehr erbost über die Kamarilla. Trotz aller national-leidenschaftlichen Bornirtheit, trotz allem Palackythum, beginnt es doch in ihren Hirnschädel einzudringen, daß die Kamarilla ihnen, wie dem ganzen Slaventhum ein Schnippchen geschlagen, ein Schnippchen schlägt. Hr. Jelachich, wenn er anders mit seinem Volke es aufrichtig hält, muß sich dessen auch bald versehen. Damit nun aber das Slaventhum niemals en masse der Kamarilla über den Hals komme, zaubert dieselbe tagtäglich neue Natiönchen aus ihm hervor und verspricht jedem Natiönchen Gott und den Teufel. So hat sie Galizien bereits von einander getrennt und die Ruthenen zum Haß gegen die Polen entflammt; so theilt sie in diesem Augenblick Kroatien ab, damit Jelachichs Königreich, pocht er nach Besiegung der Ungarn darauf, unmöglich werde. Man sagt, die Slaven seien so schlau, wie die Schotten; ich muß sie meinen Erfahrungen nach jedoch einstweilen noch für dümmer halten, als die Lerchenfelder, wie sie spottweise alle Deutschen nennen. Wären sie es nicht, sie würden nicht in die plumpen Fallen gehen, die ihnen die Kamarilla legt, indem sie ihre Pfoten benützt, die gebratenen Kastanien aus dem Feuer zu nehmen. &#x2014; Ein wohlunterrichteter Herr versichert mich eben noch, es habe von Anfang an viel Blödsinn dazu gehört, zu glauben, die Habsburger würden jemals ihren <hi rendition="#g">deutschen</hi> Ursprung verläugnen wollen, um zu den Slaven überzugehen; sie wüßten nur zu wohl, daß sie damit ihr eigenes Nest zerstörten. Darum ging der Hof nach Insbruck und Olmütz, nicht nach Prag. Werden die Czechen darob diesmal nun trotzig, wie es den Anschein hat, so wird die Kamarilla nicht verfehlen, sie in eine Menge von Unternatiönchen abzutheilen und nebenbei wieder das böhmische Deutschthum heraufzubeschwören. Die Gutmüthigkeit der Herrn Deutschen ist ja in solchen Fällen infallibel, wie Sie auch am Rheine erfahren.</p>
          <p>Die größte Stütze der Kamarilla sind unter allen 99 Nationen und Natiönchen Oestreichs in diesem Augenblicke die Juden. Sie sind de facto radikal emanzipirt, und zwei ihrer Leute &#x2014; Bach und Thienfeld &#x2014; sogar ins neue Ministerium aufgenommen worden. Man weiß sehr wohl, wer die Zwanziger besitzt und gedenkt es mit diesen zu halten. Die Juden sind indessen noch klüger, als die Kamarilla und suchen die entsetzlichen Geldverhältnisse benutzend, sich in den Besitz des Grund und Bodens, den sie früher nicht erwerben durften, zu sitzen.</p>
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[0838/0002] der hiesigen Soldatenherrschaft angeblich 6000 Thlr. zur Disposition gestellt haben. Es wird besser gehn, die Welt ist rund und muß sich drehn. L'ordre règne à Dusseldorf. 067 Aachen, 30. Nov. Unsere gute Stadt Aachen befindet sich in einem ähnlichen Konflikte gegenüber ihrem Abgeordneten Kühlwetter, wie die Nationalversammlung gegenüber der Krone. Bekanntlich hat der hiesige Gemeinderath einstimmig die Schritte der mannhaften Vertreter in Berlin nicht allein vollkommen gebilligt, sondern auch eine Dankadresse an die Nationalversammlung votirt und abgeschickt. Der Vertreter des Stadtkreises Aachen, Herr Kühlwetter, scheint dieses entweder nicht zu wissen, oder aber er hat es für gut befunden, sich aus eigner Machtvollkommenheit auf den Brandenburg-Manteuffel'schen Standpunkt zu stellen. Wenigstens hat er sich nicht nach Berlin begeben, wohin ihn seine Wähler geschickt haben, sondern er tagt mit dem Klub Brüneck in Brandenburg an der Havel. Mit Recht fragt man sich, wie ein Abgeordneter die Unverschämtheit so weit treiben kann, die Gesinnungen einer ganzen Stadt außer Acht zu lassen, einer Stadt, die sich deutlich und klar durch ihr Organ, den Gemeinderath, vor aller Welt ausgesprochen hat. Besäße Herr Kühlwetter nur ein Fünkchen von Anstand und parlamentarischem Takte, so würde er, die Rechte der Nationalversammlung nicht anerkennend, auf der Stelle sein Mandat niedergelegt haben. Aber nein! Herr Kühlwetter, der ehemalige Minister, der Schöpfer des Konstablerstocks, denn Alles Weltregiment, müßt ihr wissen, Von dem Stock hat ausgehen müssen; Und der Scepter in Königs Hand Ist ein Stock nur, das ist bekannt! hält dies für höchst überflüssig. Ja, bei seiner neulichen Anwesenheit in Aachen hat er es nicht einmal der Mühe werth gehalten, seine Wahlmänner zusammen zu berufen, um sich wenigstens mit ihnen über sein zukünftiges Verhalten zu besprechen. Bei einem so offenbaren Hohne ist es leider zu beklagen, daß die Wahlmänner und Urwähler nicht zusammentreten, um entweder die Adresse des Gemeinderathes zu desavouiren, oder dem Abgeordneten Kühlwetter zu bedeuten, daß man ihn nach Berlin, und nicht nach Brandenburg geschickt habe. Doch die Person geht dem guten Deutschen über Alles, die Sache ist Nebensache. Glück zu! 066 Heinsberg, 27. Novbr. Nachfolgender, am 24. d. von hier abgesandten Adresse hat die Kölnische Zeitung, welche nur reaktionäre Waare zu führen scheint, die Ehre erzeigt, sie nicht abzudrucken: An eine hohe National-Versammlung in Frankfurt! Mit einer Bestürzung, die nicht größer sein kann, haben wir Ihren Beschluß vernommen, welcher die Steuerverweigerungsmaßregel unserer durch Bajonette aufs Aeußerste getriebenen National-Versammlung in Berlin für ungesetzlich erklärt. Woran sollen wir schlichte Bürger und Landleute noch Glauben behalten, wenn uns die Gesetzmäßigkeit der Majoritätsbeschlüsse unserer preußischen Nationalvertretung von Frankfurt aus vernichtet werden darf? Hat Frankfurt denn jetzt schon ein Recht, in die Privatrechte Preußens einzugreifen, ehe es noch seine eigene Aufgabe gelöst hat? Oder wo ist die Freiheit und Einheit Deutschlands zu finden, die zu schaffen, der Beruf Ihrer hohen Versammlung ist? Ihre bisherigen Thaten haben uns allerdings das Schwert gezeigt, welches in Ihre Hand gelegt ist, um die Anarchie zu bekämpfen, nicht aber auch zugleich den Schild, der unsere Freiheit beschützen soll! Und jetzt, nachdem Sie das Ungeheuere an Freveln aller Art gegen die Freiheit und Unabhängigkeit der Nationen haben geschehen lassen: den unnatürlichen Krieg in Italien, den gewissenlosen Vernichtungskrieg gegen Wien, während Sie dagegen in dem ehrenvollen Kriege mit dem fremden Dänemark eine schwächliche Barmherzigkeit gezeigt haben, wollen Sie uns auch noch den letzten Anker der Freiheit, die Preußenstadt Berlin, von der Reaktion zerschmettern lassen? Nein, das können Sie von unserem schlichten Verstande nicht einmal ohne Erröthen verlangen, daß wir bei solchen Vorkommnissen den Glauben an Ihre Weisheit und Ihren Freiheitssinn aufrecht erhalten sollen! Die Geschichte Ihrer Reichskommissarien hat den Leuten in unserem fernen Winkel sogar das Blut der Schaam auf die Wangen getrieben, und wir sollen heute nicht erzittern, vor dem Tausche, der ähnliche Leute jetzt an die Stelle unserer zu erhabener Handlungsgröße auferweckten National-Versammlung in Berlin setzt? Möge der Himmel sorgen, daß die Zukunft unsere Befürchtungen Lügen strafe! Wir können und wollen aber keinen Augenblick zögern, den tief empörten Angstschrei auszustoßen, den die augenblickliche Lage Preußens, das bald in Blut schwimmen wird, unserer für das Vaterland geschwellten Brust entpreßt! Der Bürgerverein zum „Deutschen Hause“ in Heinsberg in seinem eigenen, 70 Mitglieder vertretenden, und im Namen von circa 2000 Kreis-Insassen, welche an seinr heutigen Sitzung Theil genommen und die vorstehende Adresse mit Jubel begrüßt haben. Ferner wurde in dieser Volksversammlung, unter Bezugnahme auf die bekannte Zustimmungsadresse, welche der Verein „zum deutschen Hause“ bereits am 13. d. M. beschlossen und an die Nationalversammlung in Berlin abgeschickt hatte, in Betreff der Steuerverweigerung beschlossen: „Freiwillig keine Steuern mehr zu bezahlen, jedoch keine Gewalt der Gewalt entgegenzusetzen, vielmehr noch den Erfolg der Frankfurter Beschlüsse abzuwarten.“ * Königswinter, 30. November. Auf den Beschluß der National-Versammlung zu Berlin vom 15. d. Mts. „daß das hochverrätherische Ministerum Brandenburg nicht befugt sei, Steuern zu empfangen und über Staatsgelder zu verfügen,“ fanden sich die Zettel genanntes Beschlusses an unsern Straßenecken angeheftet. Dieselben wurde von den Polizei-Agenten des Bürgermeisters Mirbach abgerissen und folgende Proklamation des Bürgermeisters Mirbach und Steuer- und Kommunal-Empfängers Veit aufgeklebt: „Es lassen sich Gerüchte und Aufforderungen vernehmen, keine Steuern mehr zu bezahlen. Jeder vernünftige Unterthan der es mit Gesetz und Ordnung ehrlich meint, sieht es ein, daß kein Staat und keine Gemeindi ohne Steuern bestehen kann, und daß diese, im gesetzlichen Wege ausgeschrieben — auch bezahlt werden müssen, so wie daß aus dem Widerstreben der Umsturz aller Ordnung und Gerechtigkeit folgt; daher ich vor den gefährlichen Folgen ernstlich warne. Königswinter, 17. November. Der Bürgermeister, Mirbach.“ Publikandum. „Zur möglichen Vermeidung der, Zufolge höhern Befehls — gegen alle Steuer-Restanten unverzüglich anzuwendenden Exekutions-Maßregeln — setze ich den Steuerpflichtigen hierdurch noch einen letzten Termin bis Donnerstag, Freitag und Samstag den 23. 24. 25. d. Mts. bis wohin alle rückständigen und fälligen Steuern etc. etc. bezahlt sein müssen; — wiedrigenfalls ich in die unangenehme Nothwendigkeit versetzt bin, sofort durch Hülfe der äußersten Zwangsmaaßregeln meine Pflicht zu erfüllen. „Das böswillig ausgestreute Gerücht“ als sollten keine Steuern mehr bezahlt werden etc. etc. kann höchstens nur bei Feinden der Ordnung und des Friedens Glauben finden. Königswinter, 17. November. Königl. Steuer- und Kommunal-Empfänger, Veit.“ Die Herren Bürgermeister Mirbach und Steuer-Empfänger Veit scheinen mit dem Ministerium Brandenburg-Manteuffel auch wieder als Despoten ihrer Gemeinde aus ihrem Versteck hervorzukriechen, worauf namentlich die Worte des Bürgermeisters Mirbach „jeder vernünftige Unterthan“ klar hindeuten; und finden wir uns ferner veranlaßt diesen Dienern des absoluten Ministeriums Brandenburg folgende Fragen vorzulegen: 1. Haben die Herren Bürgerm. Mirbach und Steuerempfänger Veit nicht an der Wahl der in Berlin tagenden preuß. Volksvertreter Theil genommen? und erkennen Sie dieselbe nicht als rechtlich bestehend? 2. Ist es jenen Herren unbekannt, daß dieselbe in Gemeinschaft mit der Krone eine volksthümliche Verfassung festzustellen berufen sind? 3. Wißen die Herren Mirbach und Veit nicht, daß das Ministerium Brandenburg-Manteuffel in Folge des Attentats auf die geheiligten Vertreter des preuß. Volkes als Hochverräther erklärt worden? 4. Ist es jenen Herren unbekannt, daß dieses hochverrätherische Ministerium laut Beschluß der National-Versammlung vom 15. dieses Mts. nicht befügt ist, über Steuern und Staatsgelder zu verfügen? 5. Erkennen die genannten Herren in dem Beschluß der National-Versammlung „böswillig ausgestreute Gerüchte?“ Es sind dies, Herr Bürgermeister Mirbach und Steuerempfänger Veit, Beschlüße den in Berlin tagenden Vertreter des ganzen preußischen Volks; diese Beschlüße nicht anerkennen, und dagegen ein hochverrätherisches Ministerium mit Steuern unterstützen, ist Hochverrath gegen die preußische Nation, weßhalb wir Sie dem Ministerium Brandenburg-Manteuffel angelegentlichst empfehlen. * Münster, 29. Nov. Der gestrige und heutige Tag ist ruhig verlaufen, weil sich kein Mann vom 15. Regiment sehen ließ, und auch sonst die Soldaten keine Exzesse begingen. Ein 8jähriger Knabe ist an den Mißhandlungen der Barbaren gestorben. Es ist eine Kommission niedergesetzt, um alle Gemeinheiten zu untersuchen. Dabei sind bereits die zuverläßigsten Beweismittel darüber angegeben: 1) daß die Soldaten und Unteroffiziere des 15. Regiments schon auf dem Marsche hierher die gefährlichsten Drohungen gegen die hiesigen Demokraten ausgestoßen haben; 2) daß bereits am Samstag Nachmittag Soldaten des 15. Regiments erklärt haben, am Abend werde es losgehen, die Offiziere hätten es gesagt u. s. w.; 3) daß unmittelbar vor dem ganz planmäßig geleiteten Ueberfalle ein Offizier mit zwei Unteroffizieren in der Nähe der Reitbahn ganz geheimnißvoll gesprochen und erklärt hat: Nun ist's Zeit. Zuverlässige Menschen sind es, die diese Thatsachen eidlich erhärten wollen. Der Oberlandesgerichts-Referendar H. ist leider noch immer verhaftet — blos wegen eines Plakats beim Beginn unserer Berliner Unruhen. Warum, fragen wir, beschließt das Kriminalgericht die Verhaftung erst 14 Tage nachher, unter so bedrohlichen Anzeigen? Man spricht noch von andern Verfolgungen — ganz das bekannte Schreckenssystem. Wir werden Akt nehmen, können aber nicht umhin, einen fanatischen Beamten, der dem Volke schmeichelt, wenn es sich um Wahlen handelt, jetzt aber Plakate im Sinne des Preußenvereins austheilt, dringend zu warnen, die „Geschichte von der Hundepeitsche“ nicht herauf zu beschwören. 30 Bocholt, 29. Novbr. Vom hiesigen Magistrat und der Stadtverordnetenversammlung ist ebenfalls eine Zustimmungsadresse an die hohe Nationalversammlung mit vielen Unterschriften abgesandt worden. Eine andere energisch abgefaßte und mit vielen Unterschriften bedeckt, ist dahin abgegangen. Dieselbe lautet: Hohe Nationl-Versammlung! Die unterzeichneten Bürger- und Einwohner der Stadt Bocholt fühlen sich gedrungen, Einer hohen National-Versammlung unsern tief gefühlten Dank für die muthvolle Haltung, die dieselbe in so bedauerlicher Zeit, einer fluchwürdigen Camarilla gegenüber angenommen, hiermit ehrerbietigst auszusprechen. Fahret fort, edle Männer, in dem betretenen Pfade, und der Dank unseres ganzen lieben Vaterlandes ist Euch gewiß. Wir stehen indeß mit tausenden uns gleich gesinnten Brüdern, gerüstet, und werden uns auf Euren Ruf wie ein Mann erheben, wenn man es wagen sollte, die Rechte unserer Vertreter, unsere Rechte, auf irgend eine Weise anzutasten und niederzudrücken. Bocholt, den 19. November 1848. (Folgen die Unterschriften). * Warendorf, 23. Nov. Nachdem am 11. November der Nationalversammlung in Berlin für ihre musterhafte Haltung in den Tagen der Gefahr eine Dankadresse, welche, (da die Sache eilig) in einer Stunde über 100 Unterschriften zählte, zugesandt worden, hat vor einigen Tagen hier auch eine Loyalitätsadresse unter großen Wehen das Licht der Welt erblickt. Wenngleich die Unterschriften nicht so rasch zunehmen wollen, so wird dieselbe doch wohl einige Bedeutung erhalten, da der evangelische Pastor B. als Geburtshelfer dieses Kindleins bekannt ist, dessen Unterschrift auch obenan prangt; dann einige Beamte, und zuletzt sogar sämmtliche Knechte des hiesigen kgl. Landgestüts, nebst den Stamm-Mannschaften des hiesigen Landwehr-Bataillons. Daß diese beiden letzteren Kategorien freiwillig unterschrieben haben, bedarf wohl kaum einer Erwähnung, und so ist man heute zu der sehr enormen Zahl von 37 Unterschriften gelangt. — Der hier vor Kurzem ins Leben gerufene „Volks-Verein für deutsche Freiheit und Einheit,“ erfreut sich eines sehr gedeihlichen Fortgangs; die Versammlungen werden zahlreich von allen Ständen besucht; auch die Soldaten des hiesigen Landwehr-Stammes nehmen thätigen Antheil. Leider wird der Besuch der Soldaten für die Folge aufhören; es ist denselben zwar nicht verboten, die Versammlung zu besuchen, aber ihnen am vergangenen Sonntag beim Appell ein Befehl vorgelesen worden, jeden Abend, wenn Versammlung sei, sich 1/2 9 Uhr (um 8 Uhr ist Anfang der Versammlung) am Landwehr-Zeughause zu versammeln, damit dasselbe — nicht gestohlen werde. So eben höre ich, daß noch heute 20 Mann Soldaten einrücken werden, um die Zeughauswache zu verstärken. Die Reaktion von Seiten der hiesigen Militärbehörde ist überhaupt sehr thätig, und möchte hierfür wohl der beste Beweis sein, daß man den Redakteur des hiesigen Wochenblattes veranlaßte, gegen Bezahlung die „Ansprache der Potsdamer Soldaten an die Demokraten, ihre Feinde, in Berlin,“ im hiesigen Wochenblatte aufzunehen. Diese Herren waren gewiß besorgt, daß dieses saubere Machwerk in den 300,000 verbreiteten Exemplaren nicht bis zum äußersten Winkel Westphalens gedrungen wäre. 103 Attendorn, den 23. Nov. In der am vorigen Donnerstage hier abgehaltenen Volksversammlung wurde eine Zustimmungsadresse an die Berliner Nationalversammlung abgefaßt und mit 300 Unterschriften bedeckt, dem Abgeordneten Hrn. Gladbach zugeschickt. Dieselbe enthielt zugleich ein Mißtrauens- und Abberufungsvotum für den weggelaufenen Deputirten unseres Kreises Olpe, den Amtmann Stachelscheid aus Drolshagen. — Zu unserm Bedauern hat sein Stellvertreter, der hiesige Gymnasial-Rector Hr. Wiedmann, der vorgestern von dem Präsidenten der Nationalversammlung einen schleunigen Ruf nach Berlin erhielt, aus Gesundheitsrücksichten sein Mandat niedergelegt. Es setzt uns dies in nicht geringe Verlegenheit, da wir jetzt nicht neu wählen dürfen und auch keinen Vertreter zu Berlin haben. 27 Berlin, 24. Nov. Morgen wird dem hiesigen Central-Bezirksverein, der von Vertrauensmännern aus fast allen Urwähler-Bezirken Berlins beschickt ist, in seiner ordentlichen Sitzung folgende Adresse an die preußische Nationalversammlung zur Annahme vorgelegt werden. „Hohe Nationalversammlung! In einem Augenblicke, wo die verantwortlichen Rathgeber der Krone noch immer darauf beharren, durch eine Reihe von Ungesetzlichkeiten die Rechte und Freiheiten des Volks zu mißachten, fühlt der unterzeichnete Centralverein von Berlin sich um so mehr gedrungen, einer hohen Nationalversammlung wiederholt für die Mäßigung und Festigkeit zu danken, womit dieselbe diese so schwer verletzten Rechte bisher zu schützen übernahm, als Beschuldigungen des Gegentheils anfangen laut zu werden. Eine Regierung, die solche Wege eingeschlagen, hätte es sich zwar lediglich selber zuzuschreiben, wenn ihr auf gleiche Weise entgegengetreten würde. Der unterzeichnete Verein kann aber auch in dem letzten Beschlusse der hohen Nationalversammlung keine Ungesetzlichkeit erkennen. Denn sie hat gar nicht Steuern, welche gesetzlich ausgeschrieben sind, verweigert, sondern nur angeordnet, daß ein von ihr in Anklagezustand gesetztes Ministerium nicht berechtigt sein soll, die Steuern zu erheben und Staatsgelder zu verausgaben, was sich eigentlich von selbst versteht. Der Central-Bezirksverein bittet daher eine hohe Nationalversammlung, zum Schutz der verbürgten Rechte des preußischen Volks auf dem Pfade der Besonnenheit und Rechts, den sie eingeschlagen, weiter vorzuschreiten, und dabei seiner Zustimmung gewiß zu sein.“ Berlin, 25. Nov. 1848 Ein Mitglied des Vereins, (das seinen Namen nennen wird, sobald der Belagerungszustand aufgehoben sein wird). X Brandenburg, 29. Nov. Der Klub Brünneck hielt heute im Dom zu Brandenburg seine dritte Versammlung. Nach 11 Uhr wurde die Sitzung eröffnet. Brünneck verlies't die von 22 Abgeordneten eingegangenen Entschuldigungsanzeigen, daß sie der heutigen Sitzung nicht beiwohnen können. Der Namensaufruf ergiebt, daß nur 151 Mitglieder anwesend sind. — Am Ministertische ist nur Manteuffel zu sehen. — Nach 12 1/2 Uhr wird die Sitzung bis morgen Vormittag 11 Uhr vertagt. * Liegnitz, den 22. Nov. Gestern versammelten sich die Wahlmänner des hiesigen Wahlbezirks, 90 an der Zahl und beschlossen sofort eine Adresse an die National-Versammlung in Berlin, worin sie ihre volle Zustimmung zu allen vom 9-17 d. von ihr gefaßten Beschlüssen aussprechen. Zugleich erließen die Wähler ein Manifest an ihre Committenten, worin es am Schluße heißt: „Mögen die Landbewohner nach dem Beispiel vieler Städte nicht eher einen Heller steuern zahlen, bis ein Ministerium wieder ernannt sein wird, welches das Vertrauen des Landes besitzt und bis die Nationalversammlung wieder frei und unbehindert in Berlin tagen könne! Wer jetzt Steuern zahlt, zahlt sie den Verräthern des Volkes reicht sein Geld nicht zu des Volkes Wohle, sondern zu des Volkes Wehe!“ So sprechen die ländlichen Wahlmänner des hiesigen Bezirks und so werden sie und die Angeredeten auch handeln. 24 Wien, 26. Nov. Erläßt der Berliner Magistrat Ansprachen an seine „lieben“ Mitbürger, in welchen er sich ganz auf Seite der Contrerevolution stellt und der Nationalversammlung in's Gesicht schlägt: so kommt doch sein Verfahren noch lange nicht in Vergleich gegen das, welches der Gemeinderath Wiens in Betreff des Durchlauchtigen Banditen Windischgrätz befolgt. Denn gestern hat er durch eine Deputation eine Adresse nach Schönbrunn gesandt, die von Ausdrücken knechtischer Gesinnung, ja hündischer Speichelleckerei selbst in Deutschland wenige ihres Gleichen finden wird. Der Gemeinderath hat danach die „Milde und Humanität“ der „böhmischen Hyäne“ dankbar verehren „gelernt.“ „Eure Durchlaucht,“ heißt es weiter, „haben den strengen Befehl eines milden (!) Herrschers mit Milde (!!!) vollzogen und sich dadurch alle Gutgesinnten zu unverzüglichem Danke verpflichtet.“ — Die zweite Sitzung des Reichstags in Kremsier ist weiter auf den 27. vertagt worden. Gestern fielen eine Anzahl Grenadiere in einem Gasthofe über einen hiesigen Tischlermeister her und verhafteten ihn, angeblich, weil er auf's östseichische Militär geschimpft habe. An der offiziellen Belobung und Belohnung dieser tapfern, wiewohl starb besoffenen Grenadiere ist nicht zu zweifeln. 33 Brünn, 26. Nov. Es heißt, der Reichstag würde wenigstens 6 Monate und bis zur Vollendung der Verfassung in Kremsier tagen. Seine erste Arbeit soll nach der Präsidentenwahl — Smolka mit seinem Zopfthum neuerer Phase ist geblieben — darin bestehen, die Geschäftsordnung mit einem neuen § zu vermehren, in welchem die Reichstagsabgeordneten sich gegenseitig das Hutabnehmen erlassen. Die Hüte werden durch das unvermeidliche 100malige Begegnen per Tag nämlich so strappezirt, daß die Herren Abgeordneten, da 10 Meilen in der Runde jeder Hutmacher fehlt, bald baarhäuptig gehen müßten. Ein Hutnichtabnehmungsverein bildete sich deshalb und bewirkte die Annahme des §, der nur noch der Allerh. Sanktion bedarf. Die Bauern küssen den Grafen und Hofräthen die Hand, und die andere Kanaille bückt sich tief vor der haute volée. In Wien war's anders! Die Zigeuner, vulgo Czechen, haben all ihre nationalen Unverschämtheiten wieder mitgebracht, allein ihr Strohbach fiel gleichwohl durch- Die neuen Minister saßen dabei auf den s. g. Galerien und lach.ten; was liegt ihnen denn jetzt daran, wie der Präsident heißt. — Gleichwohl sind die Czechen doch sehr erbost über die Kamarilla. Trotz aller national-leidenschaftlichen Bornirtheit, trotz allem Palackythum, beginnt es doch in ihren Hirnschädel einzudringen, daß die Kamarilla ihnen, wie dem ganzen Slaventhum ein Schnippchen geschlagen, ein Schnippchen schlägt. Hr. Jelachich, wenn er anders mit seinem Volke es aufrichtig hält, muß sich dessen auch bald versehen. Damit nun aber das Slaventhum niemals en masse der Kamarilla über den Hals komme, zaubert dieselbe tagtäglich neue Natiönchen aus ihm hervor und verspricht jedem Natiönchen Gott und den Teufel. So hat sie Galizien bereits von einander getrennt und die Ruthenen zum Haß gegen die Polen entflammt; so theilt sie in diesem Augenblick Kroatien ab, damit Jelachichs Königreich, pocht er nach Besiegung der Ungarn darauf, unmöglich werde. Man sagt, die Slaven seien so schlau, wie die Schotten; ich muß sie meinen Erfahrungen nach jedoch einstweilen noch für dümmer halten, als die Lerchenfelder, wie sie spottweise alle Deutschen nennen. Wären sie es nicht, sie würden nicht in die plumpen Fallen gehen, die ihnen die Kamarilla legt, indem sie ihre Pfoten benützt, die gebratenen Kastanien aus dem Feuer zu nehmen. — Ein wohlunterrichteter Herr versichert mich eben noch, es habe von Anfang an viel Blödsinn dazu gehört, zu glauben, die Habsburger würden jemals ihren deutschen Ursprung verläugnen wollen, um zu den Slaven überzugehen; sie wüßten nur zu wohl, daß sie damit ihr eigenes Nest zerstörten. Darum ging der Hof nach Insbruck und Olmütz, nicht nach Prag. Werden die Czechen darob diesmal nun trotzig, wie es den Anschein hat, so wird die Kamarilla nicht verfehlen, sie in eine Menge von Unternatiönchen abzutheilen und nebenbei wieder das böhmische Deutschthum heraufzubeschwören. Die Gutmüthigkeit der Herrn Deutschen ist ja in solchen Fällen infallibel, wie Sie auch am Rheine erfahren. Die größte Stütze der Kamarilla sind unter allen 99 Nationen und Natiönchen Oestreichs in diesem Augenblicke die Juden. Sie sind de facto radikal emanzipirt, und zwei ihrer Leute — Bach und Thienfeld — sogar ins neue Ministerium aufgenommen worden. Man weiß sehr wohl, wer die Zwanziger besitzt und gedenkt es mit diesen zu halten. Die Juden sind indessen noch klüger, als die Kamarilla und suchen die entsetzlichen Geldverhältnisse benutzend, sich in den Besitz des Grund und Bodens, den sie früher nicht erwerben durften, zu sitzen.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 158. Köln, 2. Dezember 1848, S. 0838. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz158_1848/2>, abgerufen am 24.11.2024.