Neue Rheinische Zeitung. Nr. 142. Köln, 14. November 1848. Zweite Ausgabe.schreiben. Die "Presse" erklart dieses Entzücken auf folgende Weise: "Man geht mit dem Plane um, die Kultusangelegenheiten von dem öffentlichen Unterricht zu trennen und ein eigenes Ministerium daraus zu bilden, dessen Portefeuille für Hrn. Perree, Haupteigenthümer des Siekle, bestimmt ist." Dieser Peree ist ein christlicher Jude, der durch Wucher und enorme Zinsprellereien sehr reich und angesehener Börsenmann (jetzt Volksvertreter) wurde. -- Die Ausschüsse der Klubs haben sich für den Kampfer-Doktor Raspail im Donjou zu Vincennes als Präsidenten der Republik entschieden. Ledru-Rollin bietet Alles mögliche auf, um sich mit dem Volk auszusöhnen. Aber Proudhon sagt: Ich will nicht! Und Hr. Rollin wird Mühe haben, diesen Widerspruch zu besänftigen. -- Die Todtenfeier, die zu Ehren der gefallenen Wiener heute in der Notre-Dame-Kirche stattfinden sollte, ist auf übermorgen in der Kirche von St. Merry verschoben. -- So eben erscheint ein republikanischer Almanach für 1849, unter dessen Herausgebern Beranger, Louis Blanc, Lamenais, Ledru-Rollin, Felix Pyat, E. Quinet, Raspail, Jean Reynaud und George Sand genannt sind. Das Buch adressirt sich ganz an's Volk (wie dies die Namen der Redakteurs auch schon erwarten lassen), und ist durch einen geringen Preis (1/2 Fr.) auch den Aermern zugänglich. La Reforme erwähnt desselben mit den größten Lobsprüchen. -- Nationalversammlung. Sitzung vom 10. Novbr. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. Die Bänke sind so leer, daß Marrast zum Namensaufruf schreiten läßt. Etwa 200 Deputirte (meistentheils Freunde Marrast's) sind in die Departements geeilt, um die Cavaignac's Präsidentenwahl Propaganda zu machen. Nach Verlesung der Namen wird die Versammlung beschlußfähig. (555) St. Brieuc und Montauban (zwei Städte) und die Departements Finistere, Seine, Tarn und Garonne erhalten die Genehmigung, sich außerordentlich zu besteuern, um ihr hungriges Proletariat zu beschäftigen. Die Versammlung will die Budgetsdebatte wieder aufnehmen. Lignier, Berichterstatter des Ausschusses für Departements und Gemeindeverhältnisse, ersucht die Versammlung, doch erst die dringenden Kreditverlangen für jene Verhältnisse im Betrage von 146 Millionen Franken zu erledigen. Die Kredite seien von den Generalräthen und Stadtbehörden längst geprüft u. s. w. Die Summe von 146 Millionen wird genehmigt und die Versammlung kehrt zum Büdget zurück. (Kapitel: Ministerium des öffentlichen Unterrichts.) Charles Dupin hatte sich gestern etwas gegen die Reformen und Ersparnisse ereifert und gewaltig dem vorigen Unterrichtsminister Vaulabelle gegrollt, weil er im Verein mit dem Finanzausschusse gewagt hatte, die Vorrechte und fetten Gehälter der Herren Professoren beschneiden zu wollen. Die Pariser Universität hat nur das mit dem Bauernstande gemein, wenn man sie am Geldbeutel ergreift, so schreit sie gewaltig. Victor Hugo, Charlemagnc, Bourbeau, Souvaire, Barthelemy nehmen an der allgemeinen Diskussion Theil, aus der wir allerdings eine Menge allgemeiner Phrasen zu übersetzen hätten, wenn Deutschland überhaupt jetzt glaubt, sich mit Gemeinplätzen zu übersalben. Endlich wird die allgemeine Diskussion geschlossen, und der Kredit von 353,000 Fr. für die Unterhaltungskosten der Universität (unter Kapitel 4) zur Berathung gezogen. Der Finanzausschuß will 18000 Fr. abziehen. Bayer bekämpft einen so bedeutenden Abzug. Baulatignier, Deslongrain gerathen in großen Eifer und streiten sich noch wegen des Abzugs von 18.600 Fr. Das Ersparnißsystem des Finanzausschusses rücksichtlich des Ministerialbüdgets für den öffentlichen Unterricht fand lebhaften Widerspruch. So wurde z. B. vorgeschlagen von den Lehrergehalten der kaum ins Leben gerufenen Normalschulen die Summe von 30,000 Fr. abzuziehen. Freslon, Unterrichtsminister, bemerkt mit Bedauern, daß sich die Versammlung in 2 Lager spalte, in ein universitätfreundliches und in ein universitätfeindliches. Dieser Zwiespalt müsse seit dem 24. Februar aufhören. Die Debatte über neue Anträge auf Gehaltsabzuge der akademischen Lehrergehalte ruft einen Professor aus dem mittäglichen Frankreich, Gartien Arnand auf die Bühne. Derselbe beginnt die Vorlesung eines voluminösen Manuscripts. Die Versammlung verliert indessen die Geduld nnd verschiebt die zweite Hälfte dieses Vortrags auf morgen. Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr aufgehoben. -- Nationalversammlung. Sitzung vom 11. November. Anfang 1 Uhr Präsident Marrast. Es sind kaum hundert Deputirte anwesend. Sie stecken alle in den Conferenzsälen. Marrast läßt sie holen. Eschevery wünscht, daß man die Eintrittskarten zum morgigen Fest durch die Huissiers austheilen lasse. Marrast: Sämmtliche Glieder haben sich an die Quästur zu wenden. Vivien legt einen Gesetzentwurf auf das Büreau, der jedem Inhaber einer Minen-Conzession die Erwerbung einer zweiten Conzession verbietet. (Sehr gut). Ferner wird ein Ausschußgutachten rücksichtlich der Ausbeutung der Bahn von Vierzon nach Bec d'Allier niedergelegt. Die Versammlung nimmt mehrere Anträge von Departements (Lot und Garoum etc.) vor, die um die Erlaubniß bitten, sich Behufs der Beschäftigung ihres Proletariats übersteuern zu dürfen. Stimmen: Aber wir sind ja nicht beschlußfähig! Die Bänke sind leer! Marrast: Ich werde über den ersten Antrag sogleich das Skrutin eröffnen lassen Diese Maßregel verbreitet sich wie der Wind und die Deputirtrn eilen aus den Conferenzsälen herbei, um abzustimmen. Sobald sie aber ihre Namen in die Urne geworfen, verlassen sie wieder ihre Plätze und kehren in die Nebensäle zurück, wo stark gekannegießert wird. Wir erfahren bei dieser Gelegenheit, daß am nächsten Montag ein ganzer Schwarm von Deputirten in die Departements abreist, wodurch dann wohl gezwungene Ferien eintreten werden. Die Departements Loire und Cher, Unter-Seine, Somme etc. erhalten die Erlaubniß zur Uebersteuerung aus ähnlichem Grunde wie oben. Deville nahert sich der Bühne (Aufsehen). Ich habe die Ehre, Ihnen im Namen der studirenden Jugend von Paris, 2000 an der Zahl, einen Antrag auf vollständige Befreiung der Mai- und Juni-Insurgenten zu überreichen. (Oh, oh! zur Rechten. Beifall vom Berge). Somit zerfallen die Gerüchte von selbst, welche heute meldeten, die Studenten wollten uns bestürmen und uns gleich dem 18 Brumaire zum Fenster hinauswerfen. Die Petition geht an den Petitionsausschuß zur Begutachtung. Die Versammlung will hierauf die Büdgetdebatte wieder aufnehmen. Marrast läßt aber vorher einen Kredit von 500,000 Frks. zum Ankauf von Zuchthengsten zur Genehmigung bringen. Stimme: Dieser Gegenstand ist für den Ackerbau wichtig und doch sitzt der Ackerminister nicht auf seinem Platze! Marrast: Dann kehren wir zum Büdget zurück! (Unterrichtsdepartement). Man entsinnt sich, daß Cavaignac mit einem Federstriche 7 Akademien abschaffte Vaulabelle vertheidigt diese Maßregel. Gatei-Arnauld und mehrere Professoren bekämpfen sie. Nach langer Debatte wird der Antrag Arnould's: "Die sieben Akademien, welche das Dekret vom 7. September aufhob, mit den alten Jesuiten bestehen zu lassen" verworfen. Die 7 Akademien bleiben unterdruckt. Marrast: Es verlangen abermals 26 bis 30 Glieder Urlaub (Oh, oh!) Lherbette donnert gegen diese propagandistischen Reise-Emissäre (es sind meistens alle Ledru Rollin'sche Commissarien) und stellt den Antrag, es solle über diese Urlaubsgesuche geheime Abstimmung erfolgen. Dieser Antrag wird unterstützt. Das Skrutinium dauert 3/4 Stunden und ergibt folgendes Resultat: Zahl der Stimmenden 532. Die Urlaube sind somit bewilligt. Die Versammlung, die 500 zählen muß, um beschlußfähig zu sein, wird bald gezwungen aufgehoben sein. Marrast: Ich ersuche die Versammlung, morgen mit ihren Schärpen sich um 81/4 Uhr früh einzufinden, um dem Promulgationsfest beizuwohnen. Die Sitzung ist um 1/46 Uhr aufgehoben. Großbritannien. * London, 10. November. Das Lord-Mayorthum hat gestern in der Person Sir James Duke's seine neue Auflage erlebt. Das schönste Wetter begünstigte den Zug nach Guildhall und die übrigen Ceremonien. Ein Monster-Bankett bildete wie gewöhnlich den Schluß der ganzen Festlichkeit. Bei diesem Bankett waren folgende Speisen und Getränke aufgetragen: 250 Terinen Schildkrötesuppe, jede 5 Pinten enthaltend; 200 Gefäße mit Sorbet, 6 Schüsseln Fische, 30 entrees, 4 gekochte Truthahnen und Austern, 60 gebratene Hahnen, 60 Schüsseln Geflügel, 46 ditto Kapaunen, 6 ditto Capitain White's Selm's true Indian curries, 50 französische Pasteten, 60 Taubentorten, 53 Schinken (verziert), 43 Zungen, 2 Lammviertel, 2 Barons of Beef (die beiden Rindhinterviertel mit dem Rückgrad verbunden), 3 rounds of Beef (Rindhinterviertel), 2 gestofte Ochsenrumpfstücke, 13 Ochsenrücken-, Rumpf- und Rippenstücke, 6 Schüsseln Spargel, 60 Schüsseln zerdrückte und andere Kartoffeln, 44 Schüsseln Schellfische, 4 ditto Seegarnelen, 140 Gelees, 50 blanc manges, 40 Schüsseln Creme-Torten, 40 ditto Mandelgebäck, 30 ditto Orangen- und andere Torten, 20 Chantilly baskets, 60 Schüsseln mince pies, 56 Salade, Ferner 80 Fasanen, 24 Gänse, 40 Schüsseln Schnepfen, 15 Schüsseln Rebhühner, 2 Perlhühner. Zum Dessert: 100 Ananas, jede von 2 zu 3 Pfund schwer, 200 Schüsseln Trauben, 250 Eis-Creme, 50 Schüsseln Aepfel, 100 ditto Birnen, 60 geschmückte Savoyer-Kuchen, 75 Schüsseln Walnüsse, 80 ditto getrocknete Früchte und Eingemachtes, 50 ditto Ginger, 106 ditto verschiedene Kuchen. Hierzu: Champagner, Rheinwein, Bordeaux, Madera, Portwein und Sherry. Man kann sich denken, wie mit wässerigem Munde die guten Bürger des Kontinents nach diesen Herrlichkeiten hinüberschauen werden. Friedlich lächelnd und mit wahrhaft großbritannischem Appetit, ließen sich die Lords, die Aldermänner und die übrigen Bürger Londons zu diesem Bankett nieder. So etwas passirt jetzt auf dem Kontinent nicht. Aber warum machen die guten Bürger des Kontinents auch Revolutionen? Der Lord-Mayor brachte den ersten Toast auf die Königin aus; den zweiten auf Prinz Albert, den Prinzen von Wales und die übrigen Mitglieder der königlichen Familie; den dritten auf die Armee und die Marine. Lord Hardinge dankte für die Armee, Admiral Dundas für die Marine. Der Lord-Mayor brachte dann die Gesundheit des Handelsstandes der Stadt London aus, wofür sich der frühere Lord-Mayor bedankte. Ein Toast folgte dann auf das Wohlsein der Minister und der Gesandten fremder Mächte u. s. w. Niemand brachte das Wohlsein des Volkes aus, unter dem, beiläufig bemerkt, in London 150,000 Bettler und 80,000 Weiber sind, die sich von der Prostitution ernähren. * London, 11. November. Nach einer neulich veröffentlichten Ausstellung besteht die englische Dampfmarine augenblicklich aus 174 Schiffen mit 44,480 Pferdekraft. Ein zweiter Bericht giebt die Zahl der zum Kriege gerüsteten Fahrzeuge wie folgt an: 4 Linien-Kriegsschiffe mit 1800 Pferdekraft In den 5 Jahren von 1843 bis 1847 wurden 50 Dampfboote vom Stapel gelassen; 17 sind noch im Bau begriffen. Diese ganze Dampfflotte kostete ungefähr 6 Millionen Pfund, exklusive aller Reparaturen u. s. w. Die jährlichen Reparaturen der Maschinen kosten jetzt nicht weniger als 108,000 Pfund. Jährliche Kosten der Kohlen 110,000 Pfund * London, 11. November. Das Gerücht, daß die Spanier mit dem Gedanken umgehen, die Insel Cuba an die Vereinigten-Staaten von Nordamerika zu verkaufen, macht natürlich einige Sensation unter den Engländern. Die in England wohnenden Kreditoren der spanischen Regierung können sich am wenigsten damit befreunden, da der Verlust einer so werthvollen Besitzung dem spanischen Kredit leicht schaden dürfte. Die "Times" tröstet sich indeß mit der Aussicht, daß der Sklavenhandel nach Cuba aufhören würde, wenn die Insel unter amerikanische Herrschaft komme und daß dadurch ein nicht unbedeutender Vortheil für England entstehen müsse. Cobden soll die Absicht haben, in der nächsten Parlamentssession die Ausgaben für die Armen und die Flotte in allen ihren Details zur Sprache zu bringen, um dann seine ökonomischen Vorschläge zu machen. Die Steuerverweigerung in England bei Gelegenheit der Reform-Bill im Jahre 1832. Das revolutionäre Deutschland von 1848 führt einen analogen Kampf wie das konstitutionelle England von 1832. In England, auf der einen Seite: das Unterhaus, die Mittelklasse und die Arbeiter; -- auf der andern: die Aristokratie mit ihren Vertretern Wellington, Londonderry, Cumberland u. s. w. In Deutschland, auf der einen Seite: die Berliner Nationalversammlung, die Mittelklasse und die Arbeiter; -- auf der andern: die Kamarilla mit einem Prinzen von Preußen, einem Brandenburg, einem Wrangel u. s. w. In England handelte es sich um den Sieg der Bourgeoisie über die Aristokratie; in Deutschland handelt es sich um eine ähnliche Bewegung. In England siegte man vor allen Dingen durch das Verweigern der Steuern; in Deutschland greift man in diesem Augenblick zu demselben Mittel. Doch zur Sache! Die Reform-Bewegung hatte Jahre lang in England gedauert. Der Ausbruch der Juli-Revolution in Frankreich sollte sie zum Schluß bringen. Man sah ein, daß man dem Verlangen des Volkes nicht länger wiederstehen könne. Um die Bewegung auf friedlichem Wege zu einem Resultate kommen zu lassen, entschloß sich das Ministerium, die Sache in seine eigenen Hände zu nehmen. Lord John Russell, dem Mitgliede des eben ans Ruder gelangten Ministeriums der Whigs, der die Sache der Parlaments-Reform schon seit einer Reihe von Jahren im Sinne seiner Partei betrieben hatte, übertrug man die Ehre, dem Unterhause die Reform-Bill vorzulegen. Dies geschah am 1. März 1831. In seiner einleitenden Rede erklärte Lord John, das Ministerium wünsche seinen Stand zwischen den feindlichen Parteien zu nehme. Das Recht glaube man übrigens auf der Seite der Reformer, denn nach der alten Konstitution des Landes solle Niemand zur Unterhaltung des Staates besteuert werden, der nicht selbst, oder durch seine Repräsentanten zur Aushebung der Taxen seine Zustimmung gebe. Der Plan des Ministeriums, mit dem man das rechtmäßige Verlangen des Volkes nach Reform zu befriedigen glaube, schließe Maßregeln gegen die drei Hauptklagen des Volkes in sich. Diese Klagen seien gerichtet: 1) gegen die Wahl von Parlamentsmitgliedern durch einzelne Individuen; 2) gegen die Wahl durch Korporationen; 3) gegen die bei den Wahlen vorfallenden Ausgaben. Rücksichtlich der zwei ersten Klaggründe bestehe der ministerielle Plan 1) darin: daß man Plätzen, welche bisher Mitglieder zum Parlament gesandt hätten, ganz oder theilweise das Wahlrecht nehmen; 2) daß man Plätzen, welche bisher nicht im Parlamente vertreten gewesen seien, das Wahlrecht gebe, sowie 3), daß man eine Ausdehnung des Wahlrechtes eintreten lasse, um die Zahl der Wähler zu vergrößern. Hieran schlossen sich dann noch verschiedene Maßregeln in Betreff der bei den Wahlen vorfallenden Bestechungen u. s. w., sowie eine Separat-Bill Lord John's, in Betreff der Abkürzung der Dauer der Parlamente und des Votirens durch Ballotage. Von dem Augenblicke an, wo man die allgemeinen Umrisse des Planes im Parlamente diskutirte, nahm die Aufregung draußen mit jedem Tage zu und obgleich von den Aenderungen, welche die Radikal-Reforme herbeigewünscht hatten, nur wenige vorgeschlagen wurden, so verzichtete man doch sofort auf die bisherige Agitation, und that, als ob man die Bill mit Freuden entgegennähme, denn es leuchtete Allen nur zu sehr ein, daß es zu nichts führen würde, wenn man die durch die Minister nun einmal gebotene Reform, sei sie auch noch so mangelhaft, durch eine fernere Opposition aufhalte und sie vielleicht dadurch ganz vereitle. Die Radikalen beschlossen daher, wegen der allgemeinen Wahl und jährlicher Parlamente einstweilen ein Auge zuzudrücken, die Proposition Lord John's auf jede Weise zu unterstützen und die Bill, die ganze Bill und nichts als die Bill zur Losung der Partei zu machen. Verschiedener Ursachen wegen wurde dann das Parlament bis auf den 10. Mai ajournirt, am nächsten Tage aber aufgelöst und ein neues Parlament für den 14. Juni bestimmt. Hierdurch stieg die Aufregung nur noch mehr. In London machte sich das Volk an die Häuser mehrerer Individuen, die der Bill abgeneigt waren und ließ namentlich seine Wuth an dem Palais des Herzogs von Wellington aus. Erst am 24. Juni brachte Lord John auf's Neue seine Bill in das neue Parlament, und nach einer sechstägigen Debatte, welche sich schließlich bis um 5 Uhr Morgens hinzog, passirte die Bill mit einer Majorität von 136 Stimmen die zweite Lesung. Bei einer am 12. gehaltenen Sitzung, die bis 1/28 Uhr Morgens dauerte, erfochten die Minister einen neuen Sieg und die Bill ging dann in's Komite. Man diskutirte sie nun Punkt für Punkt vom 12. Juli bis Ende September, wo endlich die dritte Lesung geschah und die Bill schließlich mit 345 gegen 236, also mit einer Majorität von 109 Stimmen angenommen wurde. Am nächsten Tage erschien Lord John Russell, begleitet von vielen Mitgliedern vor der Bar des Oberhauses und überreichte die Bill dem Lord-Kanzler. Wie man erwartet hatte, fand die Maßregel hier den entschiedensten Widerstand, indem sich namentlich Lord Harrowby und der Herzog von Wellington als Opponenten auszeichneten. Earl Grey und Viscount Melbourne brachten es indeß dahin, daß schon nach mehreren Tagen, nachdem sich die Debatte zuletzt bis 1/4 nach sechs Uhr Samstag Morgens hingezogen hatte, zur Abstimmung geschritten wurde, bei der ein Amendement: "daß die Bill über 6 Monate gelesen werde" mit einer Majorität von 41 Stimmen gegen die Minister durchging. Als dies im Publikum bekannt wurde, machte sich eine nie vorhergeschehene Aufregung im Lande kund. In London ging der Lord Mayor sammt seiner Korporation nach St. James's Palast, um eine Protestation gegen den Beschluß der Lords am Throne niederzulegen; unterwegs schlossen sich ihm mehrere Gesellschaften mit Petitionen und Adressen an, so daß der ganze Zug, ehe er den Palast erreichte, wohl 50,000 Menschen zählen mochte. Das Volk fiel indeß über die Wohnungen des Marquis von Bristol und des Herzogs ven Wellington her und zertrümmerte sämmtliche Fenster. Im Park, wo man auf die Abfahrt verschiedener Pairs wartete, die der Reformbill abgeneigt waren, begrüßte man den Marquis von Londonderry mit einem Steinhagel, von welchem er schwer litt. Den Herzog von Cumberland riß man vom Pferde und würde ihn getödtet haben, wenn die Polizei sich nicht noch zur rechten Zeit seiner erbarmt hätte. Im Innern des Landes ging man zu noch viel ernstlichern Exzessen über und verbrannte unter Anderm in Nottingham das Schloß des Herzogs von Newcastle, den man am meisten von allen Torys haßte. In Croydon hatte man früher schon den Erzbischof von Canterbury grob beleidigt; ähnliche Angriffe geschahen auf den Bischof von Somersetshire. Die Bilder mehrerer anderer verrufener Prälaten verbrannte man auf offenem Markte. Alles dies waren indeß nur Kleinigkeiten gegen das, was in Bristol passirte, als der Vertreter dieser Stadt, Sir Charles Wetherell, ein eifriger Opponent der Reform Bill, von London zurückkehrte. Man ergriff nemlich Sir Charles und wollte ihn hängen. Da er aber ein sehr behender Mann war, so wußte er sich noch im rechten Augenblicke loszureißen und entkam über die Dächer der Häuser. (Schluß folgt.) [Klassenlotterie] Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 98. königl. Klassenlotterie fiel ein Gewinn von 2000 Thlr. auf das nicht abgesetzte Loos Nr. 53,715; 34 Gewinne zu 1000 Thlr. fielen auf Nr. 750. 1711. 3080. 5275. 8940. 9664. 15,978. 16,353. 16,379. 16,383. 16,449. 16,770. 19,846. 20,334. 21,958. 27,390. 29,414. 33,752. 39,701. 43,847. 48,867. 50,869. 56,314. 58,725. 61,400. 63,181. 63,201. 64,253. 65,012. 66,425. 66,746. 67,934. 68,184. und 73,756. 43 Gewinne zu 500 Thlr. auf Nr. 747. 7049. 9012. 11,442. 18,984. 19,244. 19,622. 20,214. 23,483. 24,778. 25,086. 28,318. 32.821. 34,595. 35,235. 35,281. 35,952. 37,005. 41,173. 41,409. 41,432. 42,759. 44,140. 45,208. 45,362. 45,551. 45,565. 48,261. 49,112. 49,346. 54,087. 54,885. 55,186. 57,891. 59,832. 69,691. 70,669. 71,711. 74,902. 76,845. 77,772. 81,721 und 84,742 Cöln bei Reimbold, Düsseldorf 2mal bei Spatz; 36 Gewinne zu 200 Rthlr. auf Nr. 1268. 2141. 2641. 3728. 9636. 15,937. 17,354. 17,434. 17,656. 18,849. 20,296. 20,296. 20,714. 22,411. 22,518. 22,789. 26,457. 30,372. 35,403. 37,831. 39,864. 43,813. 44,631. 45,774. 45,870. 46,646. 49,245. 55,299. 56,905. 58,044. 58,760. 59,734. 65,215. 71,374. 73,524. 79,761. und 83,325. Berlin, 11. Nov. 1848. Königl. General-Lotterie-Direktion. Erklärung. Die Zeitung des Herrn J. Dumont, kölnische Nro. 366, enthält den Beschluß des Gemeinderathes nicht, wodurch derselbe sich der Adresse an die Nationalversammlung anschließt, welche von der Volksversammlung die am 11. d. im Eiserschen Saale stattfand, angenommen worden ist. Dagegen ist in derselben ein Protest gegen diesen Beschluß von Stadträthen ohne Unterschrift zu lesen. In Folge dieses Protestes und einer späteren Mittheilung des Verfassers hat sich der provisorische Oberbürgermeister Herr Schenk geweigert in der heutigen Sitzung den Vorsitz zu übernehmen, und fanden sich die Herren Michels, Becker, Fröhlich, Reusch, Schneider, Guilleaume, Raveaux, Schmitz und Boecker veranlaßt, gegen den Vorsitz des Beigeordneten Herrn Sonoree zu protestiren, indem sie so lange der stellvertretende Oberbürgermeister Schenk nicht verhindert sei, den Vorsitz einzunehmen, demselben einzig und allein dieses Recht zuerkannte. Cöln, den 13. November 1848. Herr Heuser und Hölterhoff haben, wie verlautet, den Protest in der kölner Zeitung verfaßt. Anmerkung der Redaktion. Hohe Versammlung! Unterzeichnete Bewohner der Kreisstadt Bergheim beeilen sich ihren tief empfundnen Dank für die muthige und würdevolle Haltung einer hohen Versammlung in den Tagen des 9. und 10. November auszusprechen unr das Verfahren derselben für vollkomen gerechtfertigt anzuerkennen. Wir sprechen es mit voller Ueberzeugung aus: unsere Vertreter haben sich um das Vaterland verdient gemacht, das Vaterland wird sie nicht verlassen. (Folgen die Unterschriften.) Bergheim, den 12. November 1848. schreiben. Die „Presse“ erklart dieses Entzücken auf folgende Weise: „Man geht mit dem Plane um, die Kultusangelegenheiten von dem öffentlichen Unterricht zu trennen und ein eigenes Ministerium daraus zu bilden, dessen Portefeuille für Hrn. Perrée, Haupteigenthümer des Siekle, bestimmt ist.“ Dieser Perée ist ein christlicher Jude, der durch Wucher und enorme Zinsprellereien sehr reich und angesehener Börsenmann (jetzt Volksvertreter) wurde. — Die Ausschüsse der Klubs haben sich für den Kampfer-Doktor Raspail im Donjou zu Vincennes als Präsidenten der Republik entschieden. Ledru-Rollin bietet Alles mögliche auf, um sich mit dem Volk auszusöhnen. Aber Proudhon sagt: Ich will nicht! Und Hr. Rollin wird Mühe haben, diesen Widerspruch zu besänftigen. — Die Todtenfeier, die zu Ehren der gefallenen Wiener heute in der Notre-Dame-Kirche stattfinden sollte, ist auf übermorgen in der Kirche von St. Merry verschoben. — So eben erscheint ein republikanischer Almanach für 1849, unter dessen Herausgebern Beranger, Louis Blanc, Lamenais, Ledru-Rollin, Felix Pyat, E. Quinet, Raspail, Jean Reynaud und George Sand genannt sind. Das Buch adressirt sich ganz an's Volk (wie dies die Namen der Redakteurs auch schon erwarten lassen), und ist durch einen geringen Preis (1/2 Fr.) auch den Aermern zugänglich. La Reforme erwähnt desselben mit den größten Lobsprüchen. — Nationalversammlung. Sitzung vom 10. Novbr. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. Die Bänke sind so leer, daß Marrast zum Namensaufruf schreiten läßt. Etwa 200 Deputirte (meistentheils Freunde Marrast's) sind in die Departements geeilt, um die Cavaignac's Präsidentenwahl Propaganda zu machen. Nach Verlesung der Namen wird die Versammlung beschlußfähig. (555) St. Brieuc und Montauban (zwei Städte) und die Departements Finistere, Seine, Tarn und Garonne erhalten die Genehmigung, sich außerordentlich zu besteuern, um ihr hungriges Proletariat zu beschäftigen. Die Versammlung will die Budgetsdebatte wieder aufnehmen. Lignier, Berichterstatter des Ausschusses für Departements und Gemeindeverhältnisse, ersucht die Versammlung, doch erst die dringenden Kreditverlangen für jene Verhältnisse im Betrage von 146 Millionen Franken zu erledigen. Die Kredite seien von den Generalräthen und Stadtbehörden längst geprüft u. s. w. Die Summe von 146 Millionen wird genehmigt und die Versammlung kehrt zum Büdget zurück. (Kapitel: Ministerium des öffentlichen Unterrichts.) Charles Dupin hatte sich gestern etwas gegen die Reformen und Ersparnisse ereifert und gewaltig dem vorigen Unterrichtsminister Vaulabelle gegrollt, weil er im Verein mit dem Finanzausschusse gewagt hatte, die Vorrechte und fetten Gehälter der Herren Professoren beschneiden zu wollen. Die Pariser Universität hat nur das mit dem Bauernstande gemein, wenn man sie am Geldbeutel ergreift, so schreit sie gewaltig. Victor Hugo, Charlemagnc, Bourbeau, Souvaire, Barthelemy nehmen an der allgemeinen Diskussion Theil, aus der wir allerdings eine Menge allgemeiner Phrasen zu übersetzen hätten, wenn Deutschland überhaupt jetzt glaubt, sich mit Gemeinplätzen zu übersalben. Endlich wird die allgemeine Diskussion geschlossen, und der Kredit von 353,000 Fr. für die Unterhaltungskosten der Universität (unter Kapitel 4) zur Berathung gezogen. Der Finanzausschuß will 18000 Fr. abziehen. Bayer bekämpft einen so bedeutenden Abzug. Baulatignier, Deslongrain gerathen in großen Eifer und streiten sich noch wegen des Abzugs von 18.600 Fr. Das Ersparnißsystem des Finanzausschusses rücksichtlich des Ministerialbüdgets für den öffentlichen Unterricht fand lebhaften Widerspruch. So wurde z. B. vorgeschlagen von den Lehrergehalten der kaum ins Leben gerufenen Normalschulen die Summe von 30,000 Fr. abzuziehen. Freslon, Unterrichtsminister, bemerkt mit Bedauern, daß sich die Versammlung in 2 Lager spalte, in ein universitätfreundliches und in ein universitätfeindliches. Dieser Zwiespalt müsse seit dem 24. Februar aufhören. Die Debatte über neue Anträge auf Gehaltsabzuge der akademischen Lehrergehalte ruft einen Professor aus dem mittäglichen Frankreich, Gartien Arnand auf die Bühne. Derselbe beginnt die Vorlesung eines voluminösen Manuscripts. Die Versammlung verliert indessen die Geduld nnd verschiebt die zweite Hälfte dieses Vortrags auf morgen. Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr aufgehoben. — Nationalversammlung. Sitzung vom 11. November. Anfang 1 Uhr Präsident Marrast. Es sind kaum hundert Deputirte anwesend. Sie stecken alle in den Conferenzsälen. Marrast läßt sie holen. Eschevery wünscht, daß man die Eintrittskarten zum morgigen Fest durch die Huissiers austheilen lasse. Marrast: Sämmtliche Glieder haben sich an die Quästur zu wenden. Vivien legt einen Gesetzentwurf auf das Büreau, der jedem Inhaber einer Minen-Conzession die Erwerbung einer zweiten Conzession verbietet. (Sehr gut). Ferner wird ein Ausschußgutachten rücksichtlich der Ausbeutung der Bahn von Vierzon nach Bec d'Allier niedergelegt. Die Versammlung nimmt mehrere Anträge von Departements (Lot und Garoum etc.) vor, die um die Erlaubniß bitten, sich Behufs der Beschäftigung ihres Proletariats übersteuern zu dürfen. Stimmen: Aber wir sind ja nicht beschlußfähig! Die Bänke sind leer! Marrast: Ich werde über den ersten Antrag sogleich das Skrutin eröffnen lassen Diese Maßregel verbreitet sich wie der Wind und die Deputirtrn eilen aus den Conferenzsälen herbei, um abzustimmen. Sobald sie aber ihre Namen in die Urne geworfen, verlassen sie wieder ihre Plätze und kehren in die Nebensäle zurück, wo stark gekannegießert wird. Wir erfahren bei dieser Gelegenheit, daß am nächsten Montag ein ganzer Schwarm von Deputirten in die Departements abreist, wodurch dann wohl gezwungene Ferien eintreten werden. Die Departements Loire und Cher, Unter-Seine, Somme etc. erhalten die Erlaubniß zur Uebersteuerung aus ähnlichem Grunde wie oben. Deville nahert sich der Bühne (Aufsehen). Ich habe die Ehre, Ihnen im Namen der studirenden Jugend von Paris, 2000 an der Zahl, einen Antrag auf vollständige Befreiung der Mai- und Juni-Insurgenten zu überreichen. (Oh, oh! zur Rechten. Beifall vom Berge). Somit zerfallen die Gerüchte von selbst, welche heute meldeten, die Studenten wollten uns bestürmen und uns gleich dem 18 Brumaire zum Fenster hinauswerfen. Die Petition geht an den Petitionsausschuß zur Begutachtung. Die Versammlung will hierauf die Büdgetdebatte wieder aufnehmen. Marrast läßt aber vorher einen Kredit von 500,000 Frks. zum Ankauf von Zuchthengsten zur Genehmigung bringen. Stimme: Dieser Gegenstand ist für den Ackerbau wichtig und doch sitzt der Ackerminister nicht auf seinem Platze! Marrast: Dann kehren wir zum Büdget zurück! (Unterrichtsdepartement). Man entsinnt sich, daß Cavaignac mit einem Federstriche 7 Akademien abschaffte Vaulabelle vertheidigt diese Maßregel. Gatei-Arnauld und mehrere Professoren bekämpfen sie. Nach langer Debatte wird der Antrag Arnould's: „Die sieben Akademien, welche das Dekret vom 7. September aufhob, mit den alten Jesuiten bestehen zu lassen“ verworfen. Die 7 Akademien bleiben unterdruckt. Marrast: Es verlangen abermals 26 bis 30 Glieder Urlaub (Oh, oh!) Lherbette donnert gegen diese propagandistischen Reise-Emissäre (es sind meistens alle Ledru Rollin'sche Commissarien) und stellt den Antrag, es solle über diese Urlaubsgesuche geheime Abstimmung erfolgen. Dieser Antrag wird unterstützt. Das Skrutinium dauert 3/4 Stunden und ergibt folgendes Resultat: Zahl der Stimmenden 532. Die Urlaube sind somit bewilligt. Die Versammlung, die 500 zählen muß, um beschlußfähig zu sein, wird bald gezwungen aufgehoben sein. Marrast: Ich ersuche die Versammlung, morgen mit ihren Schärpen sich um 81/4 Uhr früh einzufinden, um dem Promulgationsfest beizuwohnen. Die Sitzung ist um 1/46 Uhr aufgehoben. Großbritannien. * London, 10. November. Das Lord-Mayorthum hat gestern in der Person Sir James Duke's seine neue Auflage erlebt. Das schönste Wetter begünstigte den Zug nach Guildhall und die übrigen Ceremonien. Ein Monster-Bankett bildete wie gewöhnlich den Schluß der ganzen Festlichkeit. Bei diesem Bankett waren folgende Speisen und Getränke aufgetragen: 250 Terinen Schildkrötesuppe, jede 5 Pinten enthaltend; 200 Gefäße mit Sorbet, 6 Schüsseln Fische, 30 entreés, 4 gekochte Truthahnen und Austern, 60 gebratene Hahnen, 60 Schüsseln Geflügel, 46 ditto Kapaunen, 6 ditto Capitain White's Selm's true Indian curries, 50 französische Pasteten, 60 Taubentorten, 53 Schinken (verziert), 43 Zungen, 2 Lammviertel, 2 Barons of Beef (die beiden Rindhinterviertel mit dem Rückgrad verbunden), 3 rounds of Beef (Rindhinterviertel), 2 gestofte Ochsenrumpfstücke, 13 Ochsenrücken-, Rumpf- und Rippenstücke, 6 Schüsseln Spargel, 60 Schüsseln zerdrückte und andere Kartoffeln, 44 Schüsseln Schellfische, 4 ditto Seegarnelen, 140 Gelees, 50 blanc manges, 40 Schüsseln Creme-Torten, 40 ditto Mandelgebäck, 30 ditto Orangen- und andere Torten, 20 Chantilly baskets, 60 Schüsseln mince pies, 56 Salade, Ferner 80 Fasanen, 24 Gänse, 40 Schüsseln Schnepfen, 15 Schüsseln Rebhühner, 2 Perlhühner. Zum Dessert: 100 Ananas, jede von 2 zu 3 Pfund schwer, 200 Schüsseln Trauben, 250 Eis-Creme, 50 Schüsseln Aepfel, 100 ditto Birnen, 60 geschmückte Savoyer-Kuchen, 75 Schüsseln Walnüsse, 80 ditto getrocknete Früchte und Eingemachtes, 50 ditto Ginger, 106 ditto verschiedene Kuchen. Hierzu: Champagner, Rheinwein, Bordeaux, Madera, Portwein und Sherry. Man kann sich denken, wie mit wässerigem Munde die guten Bürger des Kontinents nach diesen Herrlichkeiten hinüberschauen werden. Friedlich lächelnd und mit wahrhaft großbritannischem Appetit, ließen sich die Lords, die Aldermänner und die übrigen Bürger Londons zu diesem Bankett nieder. So etwas passirt jetzt auf dem Kontinent nicht. Aber warum machen die guten Bürger des Kontinents auch Revolutionen? Der Lord-Mayor brachte den ersten Toast auf die Königin aus; den zweiten auf Prinz Albert, den Prinzen von Wales und die übrigen Mitglieder der königlichen Familie; den dritten auf die Armee und die Marine. Lord Hardinge dankte für die Armee, Admiral Dundas für die Marine. Der Lord-Mayor brachte dann die Gesundheit des Handelsstandes der Stadt London aus, wofür sich der frühere Lord-Mayor bedankte. Ein Toast folgte dann auf das Wohlsein der Minister und der Gesandten fremder Mächte u. s. w. Niemand brachte das Wohlsein des Volkes aus, unter dem, beiläufig bemerkt, in London 150,000 Bettler und 80,000 Weiber sind, die sich von der Prostitution ernähren. * London, 11. November. Nach einer neulich veröffentlichten Ausstellung besteht die englische Dampfmarine augenblicklich aus 174 Schiffen mit 44,480 Pferdekraft. Ein zweiter Bericht giebt die Zahl der zum Kriege gerüsteten Fahrzeuge wie folgt an: 4 Linien-Kriegsschiffe mit 1800 Pferdekraft In den 5 Jahren von 1843 bis 1847 wurden 50 Dampfboote vom Stapel gelassen; 17 sind noch im Bau begriffen. Diese ganze Dampfflotte kostete ungefähr 6 Millionen Pfund, exklusive aller Reparaturen u. s. w. Die jährlichen Reparaturen der Maschinen kosten jetzt nicht weniger als 108,000 Pfund. Jährliche Kosten der Kohlen 110,000 Pfund * London, 11. November. Das Gerücht, daß die Spanier mit dem Gedanken umgehen, die Insel Cuba an die Vereinigten-Staaten von Nordamerika zu verkaufen, macht natürlich einige Sensation unter den Engländern. Die in England wohnenden Kreditoren der spanischen Regierung können sich am wenigsten damit befreunden, da der Verlust einer so werthvollen Besitzung dem spanischen Kredit leicht schaden dürfte. Die „Times“ tröstet sich indeß mit der Aussicht, daß der Sklavenhandel nach Cuba aufhören würde, wenn die Insel unter amerikanische Herrschaft komme und daß dadurch ein nicht unbedeutender Vortheil für England entstehen müsse. Cobden soll die Absicht haben, in der nächsten Parlamentssession die Ausgaben für die Armen und die Flotte in allen ihren Details zur Sprache zu bringen, um dann seine ökonomischen Vorschläge zu machen. Die Steuerverweigerung in England bei Gelegenheit der Reform-Bill im Jahre 1832. Das revolutionäre Deutschland von 1848 führt einen analogen Kampf wie das konstitutionelle England von 1832. In England, auf der einen Seite: das Unterhaus, die Mittelklasse und die Arbeiter; — auf der andern: die Aristokratie mit ihren Vertretern Wellington, Londonderry, Cumberland u. s. w. In Deutschland, auf der einen Seite: die Berliner Nationalversammlung, die Mittelklasse und die Arbeiter; — auf der andern: die Kamarilla mit einem Prinzen von Preußen, einem Brandenburg, einem Wrangel u. s. w. In England handelte es sich um den Sieg der Bourgeoisie über die Aristokratie; in Deutschland handelt es sich um eine ähnliche Bewegung. In England siegte man vor allen Dingen durch das Verweigern der Steuern; in Deutschland greift man in diesem Augenblick zu demselben Mittel. Doch zur Sache! Die Reform-Bewegung hatte Jahre lang in England gedauert. Der Ausbruch der Juli-Revolution in Frankreich sollte sie zum Schluß bringen. Man sah ein, daß man dem Verlangen des Volkes nicht länger wiederstehen könne. Um die Bewegung auf friedlichem Wege zu einem Resultate kommen zu lassen, entschloß sich das Ministerium, die Sache in seine eigenen Hände zu nehmen. Lord John Russell, dem Mitgliede des eben ans Ruder gelangten Ministeriums der Whigs, der die Sache der Parlaments-Reform schon seit einer Reihe von Jahren im Sinne seiner Partei betrieben hatte, übertrug man die Ehre, dem Unterhause die Reform-Bill vorzulegen. Dies geschah am 1. März 1831. In seiner einleitenden Rede erklärte Lord John, das Ministerium wünsche seinen Stand zwischen den feindlichen Parteien zu nehme. Das Recht glaube man übrigens auf der Seite der Reformer, denn nach der alten Konstitution des Landes solle Niemand zur Unterhaltung des Staates besteuert werden, der nicht selbst, oder durch seine Repräsentanten zur Aushebung der Taxen seine Zustimmung gebe. Der Plan des Ministeriums, mit dem man das rechtmäßige Verlangen des Volkes nach Reform zu befriedigen glaube, schließe Maßregeln gegen die drei Hauptklagen des Volkes in sich. Diese Klagen seien gerichtet: 1) gegen die Wahl von Parlamentsmitgliedern durch einzelne Individuen; 2) gegen die Wahl durch Korporationen; 3) gegen die bei den Wahlen vorfallenden Ausgaben. Rücksichtlich der zwei ersten Klaggründe bestehe der ministerielle Plan 1) darin: daß man Plätzen, welche bisher Mitglieder zum Parlament gesandt hätten, ganz oder theilweise das Wahlrecht nehmen; 2) daß man Plätzen, welche bisher nicht im Parlamente vertreten gewesen seien, das Wahlrecht gebe, sowie 3), daß man eine Ausdehnung des Wahlrechtes eintreten lasse, um die Zahl der Wähler zu vergrößern. Hieran schlossen sich dann noch verschiedene Maßregeln in Betreff der bei den Wahlen vorfallenden Bestechungen u. s. w., sowie eine Separat-Bill Lord John's, in Betreff der Abkürzung der Dauer der Parlamente und des Votirens durch Ballotage. Von dem Augenblicke an, wo man die allgemeinen Umrisse des Planes im Parlamente diskutirte, nahm die Aufregung draußen mit jedem Tage zu und obgleich von den Aenderungen, welche die Radikal-Reforme herbeigewünscht hatten, nur wenige vorgeschlagen wurden, so verzichtete man doch sofort auf die bisherige Agitation, und that, als ob man die Bill mit Freuden entgegennähme, denn es leuchtete Allen nur zu sehr ein, daß es zu nichts führen würde, wenn man die durch die Minister nun einmal gebotene Reform, sei sie auch noch so mangelhaft, durch eine fernere Opposition aufhalte und sie vielleicht dadurch ganz vereitle. Die Radikalen beschlossen daher, wegen der allgemeinen Wahl und jährlicher Parlamente einstweilen ein Auge zuzudrücken, die Proposition Lord John's auf jede Weise zu unterstützen und die Bill, die ganze Bill und nichts als die Bill zur Losung der Partei zu machen. Verschiedener Ursachen wegen wurde dann das Parlament bis auf den 10. Mai ajournirt, am nächsten Tage aber aufgelöst und ein neues Parlament für den 14. Juni bestimmt. Hierdurch stieg die Aufregung nur noch mehr. In London machte sich das Volk an die Häuser mehrerer Individuen, die der Bill abgeneigt waren und ließ namentlich seine Wuth an dem Palais des Herzogs von Wellington aus. Erst am 24. Juni brachte Lord John auf's Neue seine Bill in das neue Parlament, und nach einer sechstägigen Debatte, welche sich schließlich bis um 5 Uhr Morgens hinzog, passirte die Bill mit einer Majorität von 136 Stimmen die zweite Lesung. Bei einer am 12. gehaltenen Sitzung, die bis 1/28 Uhr Morgens dauerte, erfochten die Minister einen neuen Sieg und die Bill ging dann in's Komite. Man diskutirte sie nun Punkt für Punkt vom 12. Juli bis Ende September, wo endlich die dritte Lesung geschah und die Bill schließlich mit 345 gegen 236, also mit einer Majorität von 109 Stimmen angenommen wurde. Am nächsten Tage erschien Lord John Russell, begleitet von vielen Mitgliedern vor der Bar des Oberhauses und überreichte die Bill dem Lord-Kanzler. Wie man erwartet hatte, fand die Maßregel hier den entschiedensten Widerstand, indem sich namentlich Lord Harrowby und der Herzog von Wellington als Opponenten auszeichneten. Earl Grey und Viscount Melbourne brachten es indeß dahin, daß schon nach mehreren Tagen, nachdem sich die Debatte zuletzt bis 1/4 nach sechs Uhr Samstag Morgens hingezogen hatte, zur Abstimmung geschritten wurde, bei der ein Amendement: „daß die Bill über 6 Monate gelesen werde“ mit einer Majorität von 41 Stimmen gegen die Minister durchging. Als dies im Publikum bekannt wurde, machte sich eine nie vorhergeschehene Aufregung im Lande kund. In London ging der Lord Mayor sammt seiner Korporation nach St. James's Palast, um eine Protestation gegen den Beschluß der Lords am Throne niederzulegen; unterwegs schlossen sich ihm mehrere Gesellschaften mit Petitionen und Adressen an, so daß der ganze Zug, ehe er den Palast erreichte, wohl 50,000 Menschen zählen mochte. Das Volk fiel indeß über die Wohnungen des Marquis von Bristol und des Herzogs ven Wellington her und zertrümmerte sämmtliche Fenster. Im Park, wo man auf die Abfahrt verschiedener Pairs wartete, die der Reformbill abgeneigt waren, begrüßte man den Marquis von Londonderry mit einem Steinhagel, von welchem er schwer litt. Den Herzog von Cumberland riß man vom Pferde und würde ihn getödtet haben, wenn die Polizei sich nicht noch zur rechten Zeit seiner erbarmt hätte. Im Innern des Landes ging man zu noch viel ernstlichern Exzessen über und verbrannte unter Anderm in Nottingham das Schloß des Herzogs von Newcastle, den man am meisten von allen Torys haßte. In Croydon hatte man früher schon den Erzbischof von Canterbury grob beleidigt; ähnliche Angriffe geschahen auf den Bischof von Somersetshire. Die Bilder mehrerer anderer verrufener Prälaten verbrannte man auf offenem Markte. Alles dies waren indeß nur Kleinigkeiten gegen das, was in Bristol passirte, als der Vertreter dieser Stadt, Sir Charles Wetherell, ein eifriger Opponent der Reform Bill, von London zurückkehrte. Man ergriff nemlich Sir Charles und wollte ihn hängen. Da er aber ein sehr behender Mann war, so wußte er sich noch im rechten Augenblicke loszureißen und entkam über die Dächer der Häuser. (Schluß folgt.) [Klassenlotterie] Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 98. königl. Klassenlotterie fiel ein Gewinn von 2000 Thlr. auf das nicht abgesetzte Loos Nr. 53,715; 34 Gewinne zu 1000 Thlr. fielen auf Nr. 750. 1711. 3080. 5275. 8940. 9664. 15,978. 16,353. 16,379. 16,383. 16,449. 16,770. 19,846. 20,334. 21,958. 27,390. 29,414. 33,752. 39,701. 43,847. 48,867. 50,869. 56,314. 58,725. 61,400. 63,181. 63,201. 64,253. 65,012. 66,425. 66,746. 67,934. 68,184. und 73,756. 43 Gewinne zu 500 Thlr. auf Nr. 747. 7049. 9012. 11,442. 18,984. 19,244. 19,622. 20,214. 23,483. 24,778. 25,086. 28,318. 32.821. 34,595. 35,235. 35,281. 35,952. 37,005. 41,173. 41,409. 41,432. 42,759. 44,140. 45,208. 45,362. 45,551. 45,565. 48,261. 49,112. 49,346. 54,087. 54,885. 55,186. 57,891. 59,832. 69,691. 70,669. 71,711. 74,902. 76,845. 77,772. 81,721 und 84,742 Cöln bei Reimbold, Düsseldorf 2mal bei Spatz; 36 Gewinne zu 200 Rthlr. auf Nr. 1268. 2141. 2641. 3728. 9636. 15,937. 17,354. 17,434. 17,656. 18,849. 20,296. 20,296. 20,714. 22,411. 22,518. 22,789. 26,457. 30,372. 35,403. 37,831. 39,864. 43,813. 44,631. 45,774. 45,870. 46,646. 49,245. 55,299. 56,905. 58,044. 58,760. 59,734. 65,215. 71,374. 73,524. 79,761. und 83,325. Berlin, 11. Nov. 1848. Königl. General-Lotterie-Direktion. Erklärung. Die Zeitung des Herrn J. Dumont, kölnische Nro. 366, enthält den Beschluß des Gemeinderathes nicht, wodurch derselbe sich der Adresse an die Nationalversammlung anschließt, welche von der Volksversammlung die am 11. d. im Eiserschen Saale stattfand, angenommen worden ist. Dagegen ist in derselben ein Protest gegen diesen Beschluß von Stadträthen ohne Unterschrift zu lesen. In Folge dieses Protestes und einer späteren Mittheilung des Verfassers hat sich der provisorische Oberbürgermeister Herr Schenk geweigert in der heutigen Sitzung den Vorsitz zu übernehmen, und fanden sich die Herren Michels, Becker, Fröhlich, Reusch, Schneider, Guilleaume, Raveaux, Schmitz und Boecker veranlaßt, gegen den Vorsitz des Beigeordneten Herrn Sonorée zu protestiren, indem sie so lange der stellvertretende Oberbürgermeister Schenk nicht verhindert sei, den Vorsitz einzunehmen, demselben einzig und allein dieses Recht zuerkannte. Cöln, den 13. November 1848. Herr Heuser und Hölterhoff haben, wie verlautet, den Protest in der kölner Zeitung verfaßt. Anmerkung der Redaktion. Hohe Versammlung! Unterzeichnete Bewohner der Kreisstadt Bergheim beeilen sich ihren tief empfundnen Dank für die muthige und würdevolle Haltung einer hohen Versammlung in den Tagen des 9. und 10. November auszusprechen unr das Verfahren derselben für vollkomen gerechtfertigt anzuerkennen. Wir sprechen es mit voller Ueberzeugung aus: unsere Vertreter haben sich um das Vaterland verdient gemacht, das Vaterland wird sie nicht verlassen. (Folgen die Unterschriften.) Bergheim, den 12. November 1848. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar142-2_018" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="0739"/> schreiben. Die „Presse“ erklart dieses Entzücken auf folgende Weise: „Man geht mit dem Plane um, die Kultusangelegenheiten von dem öffentlichen Unterricht zu trennen und ein eigenes Ministerium daraus zu bilden, dessen Portefeuille für Hrn. Perrée, Haupteigenthümer des Siekle, bestimmt ist.“</p> <p>Dieser Perée ist ein christlicher Jude, der durch Wucher und enorme Zinsprellereien sehr reich und angesehener Börsenmann (jetzt Volksvertreter) wurde.</p> <p>— Die Ausschüsse der Klubs haben sich für den Kampfer-Doktor Raspail im Donjou zu Vincennes als Präsidenten der Republik entschieden. Ledru-Rollin bietet Alles mögliche auf, um sich mit dem Volk auszusöhnen. Aber Proudhon sagt: Ich will nicht! Und Hr. Rollin wird Mühe haben, diesen Widerspruch zu besänftigen.</p> <p>— Die Todtenfeier, die zu Ehren der gefallenen Wiener heute in der Notre-Dame-Kirche stattfinden sollte, ist auf übermorgen in der Kirche von St. Merry verschoben.</p> <p>— So eben erscheint ein republikanischer Almanach für 1849, unter dessen Herausgebern Beranger, Louis Blanc, Lamenais, Ledru-Rollin, Felix Pyat, E. Quinet, Raspail, Jean Reynaud und George Sand genannt sind. Das Buch adressirt sich ganz an's Volk (wie dies die Namen der Redakteurs auch schon erwarten lassen), und ist durch einen geringen Preis (1/2 Fr.) auch den Aermern zugänglich. La Reforme erwähnt desselben mit den größten Lobsprüchen.</p> <p>— <hi rendition="#g">Nationalversammlung.</hi> Sitzung vom 10. Novbr. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast.</p> <p>Die Bänke sind so leer, daß Marrast zum Namensaufruf schreiten läßt. Etwa 200 Deputirte (meistentheils Freunde Marrast's) sind in die Departements geeilt, um die Cavaignac's Präsidentenwahl Propaganda zu machen.</p> <p>Nach Verlesung der Namen wird die Versammlung beschlußfähig. (555) St. Brieuc und Montauban (zwei Städte) und die Departements Finistere, Seine, Tarn und Garonne erhalten die Genehmigung, sich außerordentlich zu besteuern, um ihr hungriges Proletariat zu beschäftigen.</p> <p>Die Versammlung will die Budgetsdebatte wieder aufnehmen.</p> <p><hi rendition="#g">Lignier,</hi> Berichterstatter des Ausschusses für Departements und Gemeindeverhältnisse, ersucht die Versammlung, doch erst die dringenden Kreditverlangen für jene Verhältnisse im Betrage von 146 Millionen Franken zu erledigen. Die Kredite seien von den Generalräthen und Stadtbehörden längst geprüft u. s. w.</p> <p>Die Summe von 146 Millionen wird genehmigt und die Versammlung kehrt zum Büdget zurück. (Kapitel: Ministerium des öffentlichen Unterrichts.)</p> <p><hi rendition="#g">Charles Dupin</hi> hatte sich gestern etwas gegen die Reformen und Ersparnisse ereifert und gewaltig dem vorigen Unterrichtsminister Vaulabelle gegrollt, weil er im Verein mit dem Finanzausschusse gewagt hatte, die Vorrechte und fetten Gehälter der Herren Professoren beschneiden zu wollen. Die Pariser Universität hat nur das mit dem Bauernstande gemein, wenn man sie am Geldbeutel ergreift, so schreit sie gewaltig.</p> <p>Victor Hugo, Charlemagnc, Bourbeau, Souvaire, Barthelemy nehmen an der allgemeinen Diskussion Theil, aus der wir allerdings eine Menge allgemeiner Phrasen zu übersetzen hätten, wenn Deutschland überhaupt jetzt glaubt, sich mit Gemeinplätzen zu übersalben.</p> <p>Endlich wird die allgemeine Diskussion geschlossen, und der Kredit von 353,000 Fr. für die Unterhaltungskosten der Universität (unter Kapitel 4) zur Berathung gezogen. Der Finanzausschuß will 18000 Fr. abziehen.</p> <p><hi rendition="#g">Bayer</hi> bekämpft einen so bedeutenden Abzug.</p> <p><hi rendition="#g">Baulatignier</hi>, <hi rendition="#g">Deslongrain</hi> gerathen in großen Eifer und streiten sich noch wegen des Abzugs von 18.600 Fr.</p> <p>Das Ersparnißsystem des Finanzausschusses rücksichtlich des Ministerialbüdgets für den öffentlichen Unterricht fand lebhaften Widerspruch. So wurde z. B. vorgeschlagen von den Lehrergehalten der kaum ins Leben gerufenen Normalschulen die Summe von 30,000 Fr. abzuziehen.</p> <p><hi rendition="#g">Freslon</hi>, Unterrichtsminister, bemerkt mit Bedauern, daß sich die Versammlung in 2 Lager spalte, in ein universitätfreundliches und in ein universitätfeindliches. Dieser Zwiespalt müsse seit dem 24. Februar aufhören.</p> <p>Die Debatte über neue Anträge auf Gehaltsabzuge der akademischen Lehrergehalte ruft einen Professor aus dem mittäglichen Frankreich, Gartien Arnand auf die Bühne.</p> <p>Derselbe beginnt die Vorlesung eines voluminösen Manuscripts.</p> <p>Die Versammlung verliert indessen die Geduld nnd verschiebt die zweite Hälfte dieses Vortrags auf morgen.</p> <p>Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr aufgehoben.</p> <p>— Nationalversammlung. Sitzung vom 11. November. Anfang 1 Uhr Präsident Marrast.</p> <p>Es sind kaum hundert Deputirte anwesend. Sie stecken alle in den Conferenzsälen. Marrast läßt sie holen.</p> <p>Eschevery wünscht, daß man die Eintrittskarten zum morgigen Fest durch die Huissiers austheilen lasse.</p> <p>Marrast: Sämmtliche Glieder haben sich an die Quästur zu wenden.</p> <p>Vivien legt einen Gesetzentwurf auf das Büreau, der jedem Inhaber einer Minen-Conzession die Erwerbung einer zweiten Conzession verbietet. (Sehr gut).</p> <p>Ferner wird ein Ausschußgutachten rücksichtlich der Ausbeutung der Bahn von Vierzon nach Bec d'Allier niedergelegt.</p> <p>Die Versammlung nimmt mehrere Anträge von Departements (Lot und Garoum etc.) vor, die um die Erlaubniß bitten, sich Behufs der Beschäftigung ihres Proletariats übersteuern zu dürfen.</p> <p>Stimmen: Aber wir sind ja nicht beschlußfähig! Die Bänke sind leer!</p> <p>Marrast: Ich werde über den ersten Antrag sogleich das Skrutin eröffnen lassen</p> <p>Diese Maßregel verbreitet sich wie der Wind und die Deputirtrn eilen aus den Conferenzsälen herbei, um abzustimmen. Sobald sie aber ihre Namen in die Urne geworfen, verlassen sie wieder ihre Plätze und kehren in die Nebensäle zurück, wo stark gekannegießert wird. Wir erfahren bei dieser Gelegenheit, daß am nächsten Montag ein ganzer Schwarm von Deputirten in die Departements abreist, wodurch dann wohl gezwungene Ferien eintreten werden.</p> <p>Die Departements Loire und Cher, Unter-Seine, Somme etc. erhalten die Erlaubniß zur Uebersteuerung aus ähnlichem Grunde wie oben.</p> <p>Deville nahert sich der Bühne (Aufsehen). Ich habe die Ehre, Ihnen im Namen der studirenden Jugend von Paris, 2000 an der Zahl, einen Antrag auf vollständige Befreiung der Mai- und Juni-Insurgenten zu überreichen. (Oh, oh! zur Rechten. Beifall vom Berge).</p> <p>Somit zerfallen die Gerüchte von selbst, welche heute meldeten, die Studenten wollten uns bestürmen und uns gleich dem 18 Brumaire zum Fenster hinauswerfen.</p> <p>Die Petition geht an den Petitionsausschuß zur Begutachtung.</p> <p>Die Versammlung will hierauf die Büdgetdebatte wieder aufnehmen.</p> <p>Marrast läßt aber vorher einen Kredit von 500,000 Frks. zum Ankauf von Zuchthengsten zur Genehmigung bringen.</p> <p>Stimme: Dieser Gegenstand ist für den Ackerbau wichtig und doch sitzt der Ackerminister nicht auf seinem Platze!</p> <p>Marrast: Dann kehren wir zum Büdget zurück! (Unterrichtsdepartement).</p> <p>Man entsinnt sich, daß Cavaignac mit einem Federstriche 7 Akademien abschaffte</p> <p>Vaulabelle vertheidigt diese Maßregel. Gatei-Arnauld und mehrere Professoren bekämpfen sie.</p> <p>Nach langer Debatte wird der Antrag Arnould's:</p> <p rendition="#et">„Die sieben Akademien, welche das Dekret vom 7. September aufhob, mit den alten Jesuiten bestehen zu lassen“</p> <p>verworfen. Die 7 Akademien bleiben unterdruckt.</p> <p>Marrast: Es verlangen abermals 26 bis 30 Glieder Urlaub (Oh, oh!)</p> <p>Lherbette donnert gegen diese propagandistischen Reise-Emissäre (es sind meistens alle Ledru Rollin'sche Commissarien) und stellt den Antrag, es solle über diese Urlaubsgesuche geheime Abstimmung erfolgen.</p> <p>Dieser Antrag wird unterstützt.</p> <p>Das Skrutinium dauert 3/4 Stunden und ergibt folgendes Resultat:</p> <p rendition="#et">Zahl der Stimmenden 532.<lb/> Gegen die Urlaube 196.<lb/> Für dieselben 336.</p> <p>Die Urlaube sind somit bewilligt. Die Versammlung, die 500 zählen muß, um beschlußfähig zu sein, wird bald gezwungen aufgehoben sein.</p> <p>Marrast: Ich ersuche die Versammlung, morgen mit ihren Schärpen sich um 81/4 Uhr früh einzufinden, um dem Promulgationsfest beizuwohnen.</p> <p>Die Sitzung ist um 1/46 Uhr aufgehoben.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar142-2_019" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 10. November.</head> <p>Das Lord-Mayorthum hat gestern in der Person Sir James Duke's seine neue Auflage erlebt. Das schönste Wetter begünstigte den Zug nach Guildhall und die übrigen Ceremonien. Ein Monster-Bankett bildete wie gewöhnlich den Schluß der ganzen Festlichkeit.</p> <p>Bei diesem Bankett waren folgende Speisen und Getränke aufgetragen: 250 Terinen Schildkrötesuppe, jede 5 Pinten enthaltend; 200 Gefäße mit Sorbet, 6 Schüsseln Fische, 30 entreés, 4 gekochte Truthahnen und Austern, 60 gebratene Hahnen, 60 Schüsseln Geflügel, 46 ditto Kapaunen, 6 ditto Capitain White's Selm's true Indian curries, 50 französische Pasteten, 60 Taubentorten, 53 Schinken (verziert), 43 Zungen, 2 Lammviertel, 2 Barons of Beef (die beiden Rindhinterviertel mit dem Rückgrad verbunden), 3 rounds of Beef (Rindhinterviertel), 2 gestofte Ochsenrumpfstücke, 13 Ochsenrücken-, Rumpf- und Rippenstücke, 6 Schüsseln Spargel, 60 Schüsseln zerdrückte und andere Kartoffeln, 44 Schüsseln Schellfische, 4 ditto Seegarnelen, 140 Gelees, 50 blanc manges, 40 Schüsseln Creme-Torten, 40 ditto Mandelgebäck, 30 ditto Orangen- und andere Torten, 20 Chantilly baskets, 60 Schüsseln mince pies, 56 Salade, Ferner 80 Fasanen, 24 Gänse, 40 Schüsseln Schnepfen, 15 Schüsseln Rebhühner, 2 Perlhühner. Zum Dessert: 100 Ananas, jede von 2 zu 3 Pfund schwer, 200 Schüsseln Trauben, 250 Eis-Creme, 50 Schüsseln Aepfel, 100 ditto Birnen, 60 geschmückte Savoyer-Kuchen, 75 Schüsseln Walnüsse, 80 ditto getrocknete Früchte und Eingemachtes, 50 ditto Ginger, 106 ditto verschiedene Kuchen. Hierzu: Champagner, Rheinwein, Bordeaux, Madera, Portwein und Sherry.</p> <p>Man kann sich denken, wie mit wässerigem Munde die guten Bürger des Kontinents nach diesen Herrlichkeiten hinüberschauen werden. Friedlich lächelnd und mit wahrhaft großbritannischem Appetit, ließen sich die Lords, die Aldermänner und die übrigen Bürger Londons zu diesem Bankett nieder. So etwas passirt jetzt auf dem Kontinent nicht. Aber warum machen die guten Bürger des Kontinents auch Revolutionen?</p> <p>Der Lord-Mayor brachte den ersten Toast auf die Königin aus; den zweiten auf Prinz Albert, den Prinzen von Wales und die übrigen Mitglieder der königlichen Familie; den dritten auf die Armee und die Marine. Lord Hardinge dankte für die Armee, Admiral Dundas für die Marine. Der Lord-Mayor brachte dann die Gesundheit des Handelsstandes der Stadt London aus, wofür sich der frühere Lord-Mayor bedankte. Ein Toast folgte dann auf das Wohlsein der Minister und der Gesandten fremder Mächte u. s. w. Niemand brachte das Wohlsein des Volkes aus, unter dem, beiläufig bemerkt, in London 150,000 Bettler und 80,000 Weiber sind, die sich von der Prostitution ernähren.</p> </div> <div xml:id="ar142-2_020" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 11. November.</head> <p>Nach einer neulich veröffentlichten Ausstellung besteht die englische Dampfmarine augenblicklich aus 174 Schiffen mit 44,480 Pferdekraft. Ein zweiter Bericht giebt die Zahl der zum Kriege gerüsteten Fahrzeuge wie folgt an:</p> <p rendition="#et">4 Linien-Kriegsschiffe mit 1800 Pferdekraft<lb/> 23 Fregatten mit 11759 Pferdekraft<lb/> 48 Schaluppen mit 14862 Pferdekraft<lb/> 28 Kanonenbote mit 3906 Pferdekraft<lb/> Zusammen 32327 Pferdekraft</p> <p>In den 5 Jahren von 1843 bis 1847 wurden 50 Dampfboote vom Stapel gelassen; 17 sind noch im Bau begriffen. Diese ganze Dampfflotte kostete ungefähr 6 Millionen Pfund, exklusive aller Reparaturen u. s. w.</p> <p>Die jährlichen Reparaturen der Maschinen kosten jetzt nicht weniger als 108,000 Pfund.</p> <p rendition="#et">Jährliche Kosten der Kohlen 110,000 Pfund<lb/> Verschleiß wenigstens 600,000 Pfund<lb/> Jährliche Kosten zusammen 818,000 Pfund</p> </div> <div xml:id="ar142-2_021" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 11. November.</head> <p>Das Gerücht, daß die Spanier mit dem Gedanken umgehen, die Insel Cuba an die Vereinigten-Staaten von Nordamerika zu verkaufen, macht natürlich einige Sensation unter den Engländern. Die in England wohnenden Kreditoren der spanischen Regierung können sich am wenigsten damit befreunden, da der Verlust einer so werthvollen Besitzung dem spanischen Kredit leicht schaden dürfte. Die „Times“ tröstet sich indeß mit der Aussicht, daß der Sklavenhandel nach Cuba aufhören würde, wenn die Insel unter amerikanische Herrschaft komme und daß dadurch ein nicht unbedeutender Vortheil für England entstehen müsse.</p> <p>Cobden soll die Absicht haben, in der nächsten Parlamentssession die Ausgaben für die Armen und die Flotte in allen ihren Details zur Sprache zu bringen, um dann seine ökonomischen Vorschläge zu machen.</p> </div> <div xml:id="ar142-2_022" type="jArticle"> <head>Die Steuerverweigerung in England bei Gelegenheit der Reform-Bill im Jahre 1832.</head> <p>Das revolutionäre Deutschland von 1848 führt einen analogen Kampf wie das konstitutionelle England von 1832.</p> <p>In England, auf der einen Seite: das Unterhaus, die Mittelklasse und die Arbeiter; — auf der andern: die Aristokratie mit ihren Vertretern Wellington, Londonderry, Cumberland u. s. w.</p> <p>In Deutschland, auf der einen Seite: die Berliner Nationalversammlung, die Mittelklasse und die Arbeiter; — auf der andern: die Kamarilla mit einem Prinzen von Preußen, einem Brandenburg, einem Wrangel u. s. w.</p> <p>In England handelte es sich um den Sieg der Bourgeoisie über die Aristokratie; in Deutschland handelt es sich um eine ähnliche Bewegung.</p> <p>In England siegte man vor allen Dingen durch das Verweigern der Steuern; in Deutschland greift man in diesem Augenblick zu demselben Mittel.</p> <p>Doch zur Sache!</p> <p>Die Reform-Bewegung hatte Jahre lang in England gedauert. Der Ausbruch der Juli-Revolution in Frankreich sollte sie zum Schluß bringen. Man sah ein, daß man dem Verlangen des Volkes nicht länger wiederstehen könne. Um die Bewegung auf friedlichem Wege zu einem Resultate kommen zu lassen, entschloß sich das Ministerium, die Sache in seine eigenen Hände zu nehmen.</p> <p>Lord John Russell, dem Mitgliede des eben ans Ruder gelangten Ministeriums der Whigs, der die Sache der Parlaments-Reform schon seit einer Reihe von Jahren im Sinne seiner Partei betrieben hatte, übertrug man die Ehre, dem Unterhause die Reform-Bill vorzulegen. Dies geschah am 1. März 1831.</p> <p>In seiner einleitenden Rede erklärte Lord John, das Ministerium wünsche seinen Stand zwischen den feindlichen Parteien zu nehme. Das Recht glaube man übrigens auf der Seite der Reformer, denn nach der alten Konstitution des Landes solle Niemand zur Unterhaltung des Staates besteuert werden, der nicht selbst, oder durch seine Repräsentanten zur Aushebung der Taxen seine Zustimmung gebe. Der Plan des Ministeriums, mit dem man das rechtmäßige Verlangen des Volkes nach Reform zu befriedigen glaube, schließe Maßregeln gegen die drei Hauptklagen des Volkes in sich. Diese Klagen seien gerichtet: 1) gegen die Wahl von Parlamentsmitgliedern durch einzelne Individuen; 2) gegen die Wahl durch Korporationen; 3) gegen die bei den Wahlen vorfallenden Ausgaben.</p> <p>Rücksichtlich der zwei ersten Klaggründe bestehe der ministerielle Plan 1) darin: daß man Plätzen, welche bisher Mitglieder zum Parlament gesandt hätten, ganz oder theilweise das Wahlrecht nehmen; 2) daß man Plätzen, welche bisher nicht im Parlamente vertreten gewesen seien, das Wahlrecht gebe, sowie 3), daß man eine Ausdehnung des Wahlrechtes eintreten lasse, um die Zahl der Wähler zu vergrößern. Hieran schlossen sich dann noch verschiedene Maßregeln in Betreff der bei den Wahlen vorfallenden Bestechungen u. s. w., sowie eine Separat-Bill Lord John's, in Betreff der Abkürzung der Dauer der Parlamente und des Votirens durch Ballotage.</p> <p>Von dem Augenblicke an, wo man die allgemeinen Umrisse des Planes im Parlamente diskutirte, nahm die Aufregung draußen mit jedem Tage zu und obgleich von den Aenderungen, welche die Radikal-Reforme herbeigewünscht hatten, nur wenige vorgeschlagen wurden, so verzichtete man doch sofort auf die bisherige Agitation, und that, als ob man die Bill mit Freuden entgegennähme, denn es leuchtete Allen nur zu sehr ein, daß es zu nichts führen würde, wenn man die durch die Minister nun einmal gebotene Reform, sei sie auch noch so mangelhaft, durch eine fernere Opposition aufhalte und sie vielleicht dadurch ganz vereitle. Die Radikalen beschlossen daher, wegen der allgemeinen Wahl und jährlicher Parlamente einstweilen ein Auge zuzudrücken, die Proposition Lord John's auf jede Weise zu unterstützen und die Bill, die ganze Bill und nichts als die Bill zur Losung der Partei zu machen.</p> <p>Verschiedener Ursachen wegen wurde dann das Parlament bis auf den 10. Mai ajournirt, am nächsten Tage aber aufgelöst und ein neues Parlament für den 14. Juni bestimmt. Hierdurch stieg die Aufregung nur noch mehr. In London machte sich das Volk an die Häuser mehrerer Individuen, die der Bill abgeneigt waren und ließ namentlich seine Wuth an dem Palais des Herzogs von Wellington aus.</p> <p>Erst am 24. Juni brachte Lord John auf's Neue seine Bill in das neue Parlament, und nach einer sechstägigen Debatte, welche sich schließlich bis um 5 Uhr Morgens hinzog, passirte die Bill mit einer Majorität von 136 Stimmen die zweite Lesung.</p> <p>Bei einer am 12. gehaltenen Sitzung, die bis 1/28 Uhr Morgens dauerte, erfochten die Minister einen neuen Sieg und die Bill ging dann in's Komite.</p> <p>Man diskutirte sie nun Punkt für Punkt vom 12. Juli bis Ende September, wo endlich die dritte Lesung geschah und die Bill schließlich mit 345 gegen 236, also mit einer Majorität von 109 Stimmen angenommen wurde. Am nächsten Tage erschien Lord John Russell, begleitet von vielen Mitgliedern vor der Bar des Oberhauses und überreichte die Bill dem Lord-Kanzler.</p> <p>Wie man erwartet hatte, fand die Maßregel hier den entschiedensten Widerstand, indem sich namentlich Lord Harrowby und der Herzog von Wellington als Opponenten auszeichneten. Earl Grey und Viscount Melbourne brachten es indeß dahin, daß schon nach mehreren Tagen, nachdem sich die Debatte zuletzt bis 1/4 nach sechs Uhr Samstag Morgens hingezogen hatte, zur Abstimmung geschritten wurde, bei der ein Amendement: „daß die Bill über 6 Monate gelesen werde“ mit einer Majorität von 41 Stimmen gegen die Minister durchging.</p> <p>Als dies im Publikum bekannt wurde, machte sich eine nie vorhergeschehene Aufregung im Lande kund. In London ging der Lord Mayor sammt seiner Korporation nach St. James's Palast, um eine Protestation gegen den Beschluß der Lords am Throne niederzulegen; unterwegs schlossen sich ihm mehrere Gesellschaften mit Petitionen und Adressen an, so daß der ganze Zug, ehe er den Palast erreichte, wohl 50,000 Menschen zählen mochte.</p> <p>Das Volk fiel indeß über die Wohnungen des Marquis von Bristol und des Herzogs ven Wellington her und zertrümmerte sämmtliche Fenster. Im Park, wo man auf die Abfahrt verschiedener Pairs wartete, die der Reformbill abgeneigt waren, begrüßte man den Marquis von Londonderry mit einem Steinhagel, von welchem er schwer litt. Den Herzog von Cumberland riß man vom Pferde und würde ihn getödtet haben, wenn die Polizei sich nicht noch zur rechten Zeit seiner erbarmt hätte. Im Innern des Landes ging man zu noch viel ernstlichern Exzessen über und verbrannte unter Anderm in Nottingham das Schloß des Herzogs von Newcastle, den man am meisten von allen Torys haßte. In Croydon hatte man früher schon den Erzbischof von Canterbury grob beleidigt; ähnliche Angriffe geschahen auf den Bischof von Somersetshire. Die Bilder mehrerer anderer verrufener Prälaten verbrannte man auf offenem Markte. Alles dies waren indeß nur Kleinigkeiten gegen das, was in Bristol passirte, als der Vertreter dieser Stadt, Sir Charles Wetherell, ein eifriger Opponent der Reform Bill, von London zurückkehrte. Man ergriff nemlich Sir Charles und wollte ihn hängen. Da er aber ein sehr behender Mann war, so wußte er sich noch im rechten Augenblicke loszureißen und entkam über die Dächer der Häuser.</p> <p> <ref type="link">(Schluß folgt.)</ref> </p> </div> </div> <div n="1"> <head>[Klassenlotterie]</head> <div xml:id="ar142-2_023" type="jArticle"> <p>Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 98. königl. Klassenlotterie fiel ein Gewinn von 2000 Thlr. auf das nicht abgesetzte Loos Nr. 53,715; 34 Gewinne zu 1000 Thlr. fielen auf Nr. 750. 1711. 3080. 5275. 8940. 9664. 15,978. 16,353. 16,379. 16,383. 16,449. 16,770. 19,846. 20,334. 21,958. 27,390. 29,414. 33,752. 39,701. 43,847. 48,867. 50,869. 56,314. 58,725. 61,400. 63,181. 63,201. 64,253. 65,012. 66,425. 66,746. 67,934. 68,184. und 73,756. 43 Gewinne zu 500 Thlr. auf Nr. 747. 7049. 9012. 11,442. 18,984. 19,244. 19,622. 20,214. 23,483. 24,778. 25,086. 28,318. 32.821. 34,595. 35,235. 35,281. 35,952. 37,005. 41,173. 41,409. 41,432. 42,759. 44,140. 45,208. 45,362. 45,551. 45,565. 48,261. 49,112. 49,346. 54,087. 54,885. 55,186. 57,891. 59,832. 69,691. 70,669. 71,711. 74,902. 76,845. 77,772. 81,721 und 84,742 Cöln bei Reimbold, Düsseldorf 2mal bei Spatz; 36 Gewinne zu 200 Rthlr. auf Nr. 1268. 2141. 2641. 3728. 9636. 15,937. 17,354. 17,434. 17,656. 18,849. 20,296. 20,296. 20,714. 22,411. 22,518. 22,789. 26,457. 30,372. 35,403. 37,831. 39,864. 43,813. 44,631. 45,774. 45,870. 46,646. 49,245. 55,299. 56,905. 58,044. 58,760. 59,734. 65,215. 71,374. 73,524. 79,761. und 83,325.</p> <p>Berlin, 11. Nov. 1848.</p> <p>Königl. General-Lotterie-Direktion.</p> </div> <div xml:id="ar142-2_024" type="jArticle"> <p><hi rendition="#g">Erklärung</hi>.</p> <p>Die Zeitung des Herrn <hi rendition="#g">J. Dumont</hi>, kölnische Nro. 366, enthält den Beschluß des Gemeinderathes <hi rendition="#g">nicht</hi>, wodurch derselbe sich der Adresse an die Nationalversammlung anschließt, welche von der Volksversammlung die am 11. d. im Eiserschen Saale stattfand, angenommen worden ist.</p> <p>Dagegen ist in derselben ein Protest gegen diesen Beschluß von Stadträthen ohne Unterschrift zu lesen.</p> <p>In Folge dieses Protestes und einer späteren Mittheilung des Verfassers hat sich der provisorische Oberbürgermeister Herr Schenk geweigert in der heutigen Sitzung den Vorsitz zu übernehmen, und fanden sich die Herren Michels, Becker, Fröhlich, Reusch, Schneider, Guilleaume, Raveaux, Schmitz und Boecker veranlaßt, gegen den Vorsitz des Beigeordneten Herrn Sonorée zu protestiren, indem sie so lange der stellvertretende Oberbürgermeister Schenk nicht verhindert sei, den Vorsitz einzunehmen, demselben einzig und allein dieses Recht zuerkannte.</p> <p>Cöln, den 13. November 1848.</p> <p>Herr Heuser und Hölterhoff haben, wie verlautet, den Protest in der kölner Zeitung verfaßt.</p> <p>Anmerkung der Redaktion.</p> </div> <div xml:id="ar142-2_025" type="jArticle"> <p> <hi rendition="#g">Hohe Versammlung!</hi> </p> <p>Unterzeichnete Bewohner der Kreisstadt Bergheim beeilen sich ihren tief empfundnen Dank für die muthige und würdevolle Haltung einer hohen Versammlung in den Tagen des 9. und 10. November auszusprechen unr das Verfahren derselben für vollkomen gerechtfertigt anzuerkennen. Wir sprechen es mit voller Ueberzeugung aus: unsere Vertreter haben sich um das Vaterland verdient gemacht, das Vaterland wird sie nicht verlassen.</p> <p>(Folgen die Unterschriften.)</p> <p>Bergheim, den 12. November 1848.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0739/0003]
schreiben. Die „Presse“ erklart dieses Entzücken auf folgende Weise: „Man geht mit dem Plane um, die Kultusangelegenheiten von dem öffentlichen Unterricht zu trennen und ein eigenes Ministerium daraus zu bilden, dessen Portefeuille für Hrn. Perrée, Haupteigenthümer des Siekle, bestimmt ist.“
Dieser Perée ist ein christlicher Jude, der durch Wucher und enorme Zinsprellereien sehr reich und angesehener Börsenmann (jetzt Volksvertreter) wurde.
— Die Ausschüsse der Klubs haben sich für den Kampfer-Doktor Raspail im Donjou zu Vincennes als Präsidenten der Republik entschieden. Ledru-Rollin bietet Alles mögliche auf, um sich mit dem Volk auszusöhnen. Aber Proudhon sagt: Ich will nicht! Und Hr. Rollin wird Mühe haben, diesen Widerspruch zu besänftigen.
— Die Todtenfeier, die zu Ehren der gefallenen Wiener heute in der Notre-Dame-Kirche stattfinden sollte, ist auf übermorgen in der Kirche von St. Merry verschoben.
— So eben erscheint ein republikanischer Almanach für 1849, unter dessen Herausgebern Beranger, Louis Blanc, Lamenais, Ledru-Rollin, Felix Pyat, E. Quinet, Raspail, Jean Reynaud und George Sand genannt sind. Das Buch adressirt sich ganz an's Volk (wie dies die Namen der Redakteurs auch schon erwarten lassen), und ist durch einen geringen Preis (1/2 Fr.) auch den Aermern zugänglich. La Reforme erwähnt desselben mit den größten Lobsprüchen.
— Nationalversammlung. Sitzung vom 10. Novbr. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast.
Die Bänke sind so leer, daß Marrast zum Namensaufruf schreiten läßt. Etwa 200 Deputirte (meistentheils Freunde Marrast's) sind in die Departements geeilt, um die Cavaignac's Präsidentenwahl Propaganda zu machen.
Nach Verlesung der Namen wird die Versammlung beschlußfähig. (555) St. Brieuc und Montauban (zwei Städte) und die Departements Finistere, Seine, Tarn und Garonne erhalten die Genehmigung, sich außerordentlich zu besteuern, um ihr hungriges Proletariat zu beschäftigen.
Die Versammlung will die Budgetsdebatte wieder aufnehmen.
Lignier, Berichterstatter des Ausschusses für Departements und Gemeindeverhältnisse, ersucht die Versammlung, doch erst die dringenden Kreditverlangen für jene Verhältnisse im Betrage von 146 Millionen Franken zu erledigen. Die Kredite seien von den Generalräthen und Stadtbehörden längst geprüft u. s. w.
Die Summe von 146 Millionen wird genehmigt und die Versammlung kehrt zum Büdget zurück. (Kapitel: Ministerium des öffentlichen Unterrichts.)
Charles Dupin hatte sich gestern etwas gegen die Reformen und Ersparnisse ereifert und gewaltig dem vorigen Unterrichtsminister Vaulabelle gegrollt, weil er im Verein mit dem Finanzausschusse gewagt hatte, die Vorrechte und fetten Gehälter der Herren Professoren beschneiden zu wollen. Die Pariser Universität hat nur das mit dem Bauernstande gemein, wenn man sie am Geldbeutel ergreift, so schreit sie gewaltig.
Victor Hugo, Charlemagnc, Bourbeau, Souvaire, Barthelemy nehmen an der allgemeinen Diskussion Theil, aus der wir allerdings eine Menge allgemeiner Phrasen zu übersetzen hätten, wenn Deutschland überhaupt jetzt glaubt, sich mit Gemeinplätzen zu übersalben.
Endlich wird die allgemeine Diskussion geschlossen, und der Kredit von 353,000 Fr. für die Unterhaltungskosten der Universität (unter Kapitel 4) zur Berathung gezogen. Der Finanzausschuß will 18000 Fr. abziehen.
Bayer bekämpft einen so bedeutenden Abzug.
Baulatignier, Deslongrain gerathen in großen Eifer und streiten sich noch wegen des Abzugs von 18.600 Fr.
Das Ersparnißsystem des Finanzausschusses rücksichtlich des Ministerialbüdgets für den öffentlichen Unterricht fand lebhaften Widerspruch. So wurde z. B. vorgeschlagen von den Lehrergehalten der kaum ins Leben gerufenen Normalschulen die Summe von 30,000 Fr. abzuziehen.
Freslon, Unterrichtsminister, bemerkt mit Bedauern, daß sich die Versammlung in 2 Lager spalte, in ein universitätfreundliches und in ein universitätfeindliches. Dieser Zwiespalt müsse seit dem 24. Februar aufhören.
Die Debatte über neue Anträge auf Gehaltsabzuge der akademischen Lehrergehalte ruft einen Professor aus dem mittäglichen Frankreich, Gartien Arnand auf die Bühne.
Derselbe beginnt die Vorlesung eines voluminösen Manuscripts.
Die Versammlung verliert indessen die Geduld nnd verschiebt die zweite Hälfte dieses Vortrags auf morgen.
Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr aufgehoben.
— Nationalversammlung. Sitzung vom 11. November. Anfang 1 Uhr Präsident Marrast.
Es sind kaum hundert Deputirte anwesend. Sie stecken alle in den Conferenzsälen. Marrast läßt sie holen.
Eschevery wünscht, daß man die Eintrittskarten zum morgigen Fest durch die Huissiers austheilen lasse.
Marrast: Sämmtliche Glieder haben sich an die Quästur zu wenden.
Vivien legt einen Gesetzentwurf auf das Büreau, der jedem Inhaber einer Minen-Conzession die Erwerbung einer zweiten Conzession verbietet. (Sehr gut).
Ferner wird ein Ausschußgutachten rücksichtlich der Ausbeutung der Bahn von Vierzon nach Bec d'Allier niedergelegt.
Die Versammlung nimmt mehrere Anträge von Departements (Lot und Garoum etc.) vor, die um die Erlaubniß bitten, sich Behufs der Beschäftigung ihres Proletariats übersteuern zu dürfen.
Stimmen: Aber wir sind ja nicht beschlußfähig! Die Bänke sind leer!
Marrast: Ich werde über den ersten Antrag sogleich das Skrutin eröffnen lassen
Diese Maßregel verbreitet sich wie der Wind und die Deputirtrn eilen aus den Conferenzsälen herbei, um abzustimmen. Sobald sie aber ihre Namen in die Urne geworfen, verlassen sie wieder ihre Plätze und kehren in die Nebensäle zurück, wo stark gekannegießert wird. Wir erfahren bei dieser Gelegenheit, daß am nächsten Montag ein ganzer Schwarm von Deputirten in die Departements abreist, wodurch dann wohl gezwungene Ferien eintreten werden.
Die Departements Loire und Cher, Unter-Seine, Somme etc. erhalten die Erlaubniß zur Uebersteuerung aus ähnlichem Grunde wie oben.
Deville nahert sich der Bühne (Aufsehen). Ich habe die Ehre, Ihnen im Namen der studirenden Jugend von Paris, 2000 an der Zahl, einen Antrag auf vollständige Befreiung der Mai- und Juni-Insurgenten zu überreichen. (Oh, oh! zur Rechten. Beifall vom Berge).
Somit zerfallen die Gerüchte von selbst, welche heute meldeten, die Studenten wollten uns bestürmen und uns gleich dem 18 Brumaire zum Fenster hinauswerfen.
Die Petition geht an den Petitionsausschuß zur Begutachtung.
Die Versammlung will hierauf die Büdgetdebatte wieder aufnehmen.
Marrast läßt aber vorher einen Kredit von 500,000 Frks. zum Ankauf von Zuchthengsten zur Genehmigung bringen.
Stimme: Dieser Gegenstand ist für den Ackerbau wichtig und doch sitzt der Ackerminister nicht auf seinem Platze!
Marrast: Dann kehren wir zum Büdget zurück! (Unterrichtsdepartement).
Man entsinnt sich, daß Cavaignac mit einem Federstriche 7 Akademien abschaffte
Vaulabelle vertheidigt diese Maßregel. Gatei-Arnauld und mehrere Professoren bekämpfen sie.
Nach langer Debatte wird der Antrag Arnould's:
„Die sieben Akademien, welche das Dekret vom 7. September aufhob, mit den alten Jesuiten bestehen zu lassen“
verworfen. Die 7 Akademien bleiben unterdruckt.
Marrast: Es verlangen abermals 26 bis 30 Glieder Urlaub (Oh, oh!)
Lherbette donnert gegen diese propagandistischen Reise-Emissäre (es sind meistens alle Ledru Rollin'sche Commissarien) und stellt den Antrag, es solle über diese Urlaubsgesuche geheime Abstimmung erfolgen.
Dieser Antrag wird unterstützt.
Das Skrutinium dauert 3/4 Stunden und ergibt folgendes Resultat:
Zahl der Stimmenden 532.
Gegen die Urlaube 196.
Für dieselben 336.
Die Urlaube sind somit bewilligt. Die Versammlung, die 500 zählen muß, um beschlußfähig zu sein, wird bald gezwungen aufgehoben sein.
Marrast: Ich ersuche die Versammlung, morgen mit ihren Schärpen sich um 81/4 Uhr früh einzufinden, um dem Promulgationsfest beizuwohnen.
Die Sitzung ist um 1/46 Uhr aufgehoben.
Großbritannien. * London, 10. November. Das Lord-Mayorthum hat gestern in der Person Sir James Duke's seine neue Auflage erlebt. Das schönste Wetter begünstigte den Zug nach Guildhall und die übrigen Ceremonien. Ein Monster-Bankett bildete wie gewöhnlich den Schluß der ganzen Festlichkeit.
Bei diesem Bankett waren folgende Speisen und Getränke aufgetragen: 250 Terinen Schildkrötesuppe, jede 5 Pinten enthaltend; 200 Gefäße mit Sorbet, 6 Schüsseln Fische, 30 entreés, 4 gekochte Truthahnen und Austern, 60 gebratene Hahnen, 60 Schüsseln Geflügel, 46 ditto Kapaunen, 6 ditto Capitain White's Selm's true Indian curries, 50 französische Pasteten, 60 Taubentorten, 53 Schinken (verziert), 43 Zungen, 2 Lammviertel, 2 Barons of Beef (die beiden Rindhinterviertel mit dem Rückgrad verbunden), 3 rounds of Beef (Rindhinterviertel), 2 gestofte Ochsenrumpfstücke, 13 Ochsenrücken-, Rumpf- und Rippenstücke, 6 Schüsseln Spargel, 60 Schüsseln zerdrückte und andere Kartoffeln, 44 Schüsseln Schellfische, 4 ditto Seegarnelen, 140 Gelees, 50 blanc manges, 40 Schüsseln Creme-Torten, 40 ditto Mandelgebäck, 30 ditto Orangen- und andere Torten, 20 Chantilly baskets, 60 Schüsseln mince pies, 56 Salade, Ferner 80 Fasanen, 24 Gänse, 40 Schüsseln Schnepfen, 15 Schüsseln Rebhühner, 2 Perlhühner. Zum Dessert: 100 Ananas, jede von 2 zu 3 Pfund schwer, 200 Schüsseln Trauben, 250 Eis-Creme, 50 Schüsseln Aepfel, 100 ditto Birnen, 60 geschmückte Savoyer-Kuchen, 75 Schüsseln Walnüsse, 80 ditto getrocknete Früchte und Eingemachtes, 50 ditto Ginger, 106 ditto verschiedene Kuchen. Hierzu: Champagner, Rheinwein, Bordeaux, Madera, Portwein und Sherry.
Man kann sich denken, wie mit wässerigem Munde die guten Bürger des Kontinents nach diesen Herrlichkeiten hinüberschauen werden. Friedlich lächelnd und mit wahrhaft großbritannischem Appetit, ließen sich die Lords, die Aldermänner und die übrigen Bürger Londons zu diesem Bankett nieder. So etwas passirt jetzt auf dem Kontinent nicht. Aber warum machen die guten Bürger des Kontinents auch Revolutionen?
Der Lord-Mayor brachte den ersten Toast auf die Königin aus; den zweiten auf Prinz Albert, den Prinzen von Wales und die übrigen Mitglieder der königlichen Familie; den dritten auf die Armee und die Marine. Lord Hardinge dankte für die Armee, Admiral Dundas für die Marine. Der Lord-Mayor brachte dann die Gesundheit des Handelsstandes der Stadt London aus, wofür sich der frühere Lord-Mayor bedankte. Ein Toast folgte dann auf das Wohlsein der Minister und der Gesandten fremder Mächte u. s. w. Niemand brachte das Wohlsein des Volkes aus, unter dem, beiläufig bemerkt, in London 150,000 Bettler und 80,000 Weiber sind, die sich von der Prostitution ernähren.
* London, 11. November. Nach einer neulich veröffentlichten Ausstellung besteht die englische Dampfmarine augenblicklich aus 174 Schiffen mit 44,480 Pferdekraft. Ein zweiter Bericht giebt die Zahl der zum Kriege gerüsteten Fahrzeuge wie folgt an:
4 Linien-Kriegsschiffe mit 1800 Pferdekraft
23 Fregatten mit 11759 Pferdekraft
48 Schaluppen mit 14862 Pferdekraft
28 Kanonenbote mit 3906 Pferdekraft
Zusammen 32327 Pferdekraft
In den 5 Jahren von 1843 bis 1847 wurden 50 Dampfboote vom Stapel gelassen; 17 sind noch im Bau begriffen. Diese ganze Dampfflotte kostete ungefähr 6 Millionen Pfund, exklusive aller Reparaturen u. s. w.
Die jährlichen Reparaturen der Maschinen kosten jetzt nicht weniger als 108,000 Pfund.
Jährliche Kosten der Kohlen 110,000 Pfund
Verschleiß wenigstens 600,000 Pfund
Jährliche Kosten zusammen 818,000 Pfund
* London, 11. November. Das Gerücht, daß die Spanier mit dem Gedanken umgehen, die Insel Cuba an die Vereinigten-Staaten von Nordamerika zu verkaufen, macht natürlich einige Sensation unter den Engländern. Die in England wohnenden Kreditoren der spanischen Regierung können sich am wenigsten damit befreunden, da der Verlust einer so werthvollen Besitzung dem spanischen Kredit leicht schaden dürfte. Die „Times“ tröstet sich indeß mit der Aussicht, daß der Sklavenhandel nach Cuba aufhören würde, wenn die Insel unter amerikanische Herrschaft komme und daß dadurch ein nicht unbedeutender Vortheil für England entstehen müsse.
Cobden soll die Absicht haben, in der nächsten Parlamentssession die Ausgaben für die Armen und die Flotte in allen ihren Details zur Sprache zu bringen, um dann seine ökonomischen Vorschläge zu machen.
Die Steuerverweigerung in England bei Gelegenheit der Reform-Bill im Jahre 1832. Das revolutionäre Deutschland von 1848 führt einen analogen Kampf wie das konstitutionelle England von 1832.
In England, auf der einen Seite: das Unterhaus, die Mittelklasse und die Arbeiter; — auf der andern: die Aristokratie mit ihren Vertretern Wellington, Londonderry, Cumberland u. s. w.
In Deutschland, auf der einen Seite: die Berliner Nationalversammlung, die Mittelklasse und die Arbeiter; — auf der andern: die Kamarilla mit einem Prinzen von Preußen, einem Brandenburg, einem Wrangel u. s. w.
In England handelte es sich um den Sieg der Bourgeoisie über die Aristokratie; in Deutschland handelt es sich um eine ähnliche Bewegung.
In England siegte man vor allen Dingen durch das Verweigern der Steuern; in Deutschland greift man in diesem Augenblick zu demselben Mittel.
Doch zur Sache!
Die Reform-Bewegung hatte Jahre lang in England gedauert. Der Ausbruch der Juli-Revolution in Frankreich sollte sie zum Schluß bringen. Man sah ein, daß man dem Verlangen des Volkes nicht länger wiederstehen könne. Um die Bewegung auf friedlichem Wege zu einem Resultate kommen zu lassen, entschloß sich das Ministerium, die Sache in seine eigenen Hände zu nehmen.
Lord John Russell, dem Mitgliede des eben ans Ruder gelangten Ministeriums der Whigs, der die Sache der Parlaments-Reform schon seit einer Reihe von Jahren im Sinne seiner Partei betrieben hatte, übertrug man die Ehre, dem Unterhause die Reform-Bill vorzulegen. Dies geschah am 1. März 1831.
In seiner einleitenden Rede erklärte Lord John, das Ministerium wünsche seinen Stand zwischen den feindlichen Parteien zu nehme. Das Recht glaube man übrigens auf der Seite der Reformer, denn nach der alten Konstitution des Landes solle Niemand zur Unterhaltung des Staates besteuert werden, der nicht selbst, oder durch seine Repräsentanten zur Aushebung der Taxen seine Zustimmung gebe. Der Plan des Ministeriums, mit dem man das rechtmäßige Verlangen des Volkes nach Reform zu befriedigen glaube, schließe Maßregeln gegen die drei Hauptklagen des Volkes in sich. Diese Klagen seien gerichtet: 1) gegen die Wahl von Parlamentsmitgliedern durch einzelne Individuen; 2) gegen die Wahl durch Korporationen; 3) gegen die bei den Wahlen vorfallenden Ausgaben.
Rücksichtlich der zwei ersten Klaggründe bestehe der ministerielle Plan 1) darin: daß man Plätzen, welche bisher Mitglieder zum Parlament gesandt hätten, ganz oder theilweise das Wahlrecht nehmen; 2) daß man Plätzen, welche bisher nicht im Parlamente vertreten gewesen seien, das Wahlrecht gebe, sowie 3), daß man eine Ausdehnung des Wahlrechtes eintreten lasse, um die Zahl der Wähler zu vergrößern. Hieran schlossen sich dann noch verschiedene Maßregeln in Betreff der bei den Wahlen vorfallenden Bestechungen u. s. w., sowie eine Separat-Bill Lord John's, in Betreff der Abkürzung der Dauer der Parlamente und des Votirens durch Ballotage.
Von dem Augenblicke an, wo man die allgemeinen Umrisse des Planes im Parlamente diskutirte, nahm die Aufregung draußen mit jedem Tage zu und obgleich von den Aenderungen, welche die Radikal-Reforme herbeigewünscht hatten, nur wenige vorgeschlagen wurden, so verzichtete man doch sofort auf die bisherige Agitation, und that, als ob man die Bill mit Freuden entgegennähme, denn es leuchtete Allen nur zu sehr ein, daß es zu nichts führen würde, wenn man die durch die Minister nun einmal gebotene Reform, sei sie auch noch so mangelhaft, durch eine fernere Opposition aufhalte und sie vielleicht dadurch ganz vereitle. Die Radikalen beschlossen daher, wegen der allgemeinen Wahl und jährlicher Parlamente einstweilen ein Auge zuzudrücken, die Proposition Lord John's auf jede Weise zu unterstützen und die Bill, die ganze Bill und nichts als die Bill zur Losung der Partei zu machen.
Verschiedener Ursachen wegen wurde dann das Parlament bis auf den 10. Mai ajournirt, am nächsten Tage aber aufgelöst und ein neues Parlament für den 14. Juni bestimmt. Hierdurch stieg die Aufregung nur noch mehr. In London machte sich das Volk an die Häuser mehrerer Individuen, die der Bill abgeneigt waren und ließ namentlich seine Wuth an dem Palais des Herzogs von Wellington aus.
Erst am 24. Juni brachte Lord John auf's Neue seine Bill in das neue Parlament, und nach einer sechstägigen Debatte, welche sich schließlich bis um 5 Uhr Morgens hinzog, passirte die Bill mit einer Majorität von 136 Stimmen die zweite Lesung.
Bei einer am 12. gehaltenen Sitzung, die bis 1/28 Uhr Morgens dauerte, erfochten die Minister einen neuen Sieg und die Bill ging dann in's Komite.
Man diskutirte sie nun Punkt für Punkt vom 12. Juli bis Ende September, wo endlich die dritte Lesung geschah und die Bill schließlich mit 345 gegen 236, also mit einer Majorität von 109 Stimmen angenommen wurde. Am nächsten Tage erschien Lord John Russell, begleitet von vielen Mitgliedern vor der Bar des Oberhauses und überreichte die Bill dem Lord-Kanzler.
Wie man erwartet hatte, fand die Maßregel hier den entschiedensten Widerstand, indem sich namentlich Lord Harrowby und der Herzog von Wellington als Opponenten auszeichneten. Earl Grey und Viscount Melbourne brachten es indeß dahin, daß schon nach mehreren Tagen, nachdem sich die Debatte zuletzt bis 1/4 nach sechs Uhr Samstag Morgens hingezogen hatte, zur Abstimmung geschritten wurde, bei der ein Amendement: „daß die Bill über 6 Monate gelesen werde“ mit einer Majorität von 41 Stimmen gegen die Minister durchging.
Als dies im Publikum bekannt wurde, machte sich eine nie vorhergeschehene Aufregung im Lande kund. In London ging der Lord Mayor sammt seiner Korporation nach St. James's Palast, um eine Protestation gegen den Beschluß der Lords am Throne niederzulegen; unterwegs schlossen sich ihm mehrere Gesellschaften mit Petitionen und Adressen an, so daß der ganze Zug, ehe er den Palast erreichte, wohl 50,000 Menschen zählen mochte.
Das Volk fiel indeß über die Wohnungen des Marquis von Bristol und des Herzogs ven Wellington her und zertrümmerte sämmtliche Fenster. Im Park, wo man auf die Abfahrt verschiedener Pairs wartete, die der Reformbill abgeneigt waren, begrüßte man den Marquis von Londonderry mit einem Steinhagel, von welchem er schwer litt. Den Herzog von Cumberland riß man vom Pferde und würde ihn getödtet haben, wenn die Polizei sich nicht noch zur rechten Zeit seiner erbarmt hätte. Im Innern des Landes ging man zu noch viel ernstlichern Exzessen über und verbrannte unter Anderm in Nottingham das Schloß des Herzogs von Newcastle, den man am meisten von allen Torys haßte. In Croydon hatte man früher schon den Erzbischof von Canterbury grob beleidigt; ähnliche Angriffe geschahen auf den Bischof von Somersetshire. Die Bilder mehrerer anderer verrufener Prälaten verbrannte man auf offenem Markte. Alles dies waren indeß nur Kleinigkeiten gegen das, was in Bristol passirte, als der Vertreter dieser Stadt, Sir Charles Wetherell, ein eifriger Opponent der Reform Bill, von London zurückkehrte. Man ergriff nemlich Sir Charles und wollte ihn hängen. Da er aber ein sehr behender Mann war, so wußte er sich noch im rechten Augenblicke loszureißen und entkam über die Dächer der Häuser.
(Schluß folgt.)
[Klassenlotterie] Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 98. königl. Klassenlotterie fiel ein Gewinn von 2000 Thlr. auf das nicht abgesetzte Loos Nr. 53,715; 34 Gewinne zu 1000 Thlr. fielen auf Nr. 750. 1711. 3080. 5275. 8940. 9664. 15,978. 16,353. 16,379. 16,383. 16,449. 16,770. 19,846. 20,334. 21,958. 27,390. 29,414. 33,752. 39,701. 43,847. 48,867. 50,869. 56,314. 58,725. 61,400. 63,181. 63,201. 64,253. 65,012. 66,425. 66,746. 67,934. 68,184. und 73,756. 43 Gewinne zu 500 Thlr. auf Nr. 747. 7049. 9012. 11,442. 18,984. 19,244. 19,622. 20,214. 23,483. 24,778. 25,086. 28,318. 32.821. 34,595. 35,235. 35,281. 35,952. 37,005. 41,173. 41,409. 41,432. 42,759. 44,140. 45,208. 45,362. 45,551. 45,565. 48,261. 49,112. 49,346. 54,087. 54,885. 55,186. 57,891. 59,832. 69,691. 70,669. 71,711. 74,902. 76,845. 77,772. 81,721 und 84,742 Cöln bei Reimbold, Düsseldorf 2mal bei Spatz; 36 Gewinne zu 200 Rthlr. auf Nr. 1268. 2141. 2641. 3728. 9636. 15,937. 17,354. 17,434. 17,656. 18,849. 20,296. 20,296. 20,714. 22,411. 22,518. 22,789. 26,457. 30,372. 35,403. 37,831. 39,864. 43,813. 44,631. 45,774. 45,870. 46,646. 49,245. 55,299. 56,905. 58,044. 58,760. 59,734. 65,215. 71,374. 73,524. 79,761. und 83,325.
Berlin, 11. Nov. 1848.
Königl. General-Lotterie-Direktion.
Erklärung.
Die Zeitung des Herrn J. Dumont, kölnische Nro. 366, enthält den Beschluß des Gemeinderathes nicht, wodurch derselbe sich der Adresse an die Nationalversammlung anschließt, welche von der Volksversammlung die am 11. d. im Eiserschen Saale stattfand, angenommen worden ist.
Dagegen ist in derselben ein Protest gegen diesen Beschluß von Stadträthen ohne Unterschrift zu lesen.
In Folge dieses Protestes und einer späteren Mittheilung des Verfassers hat sich der provisorische Oberbürgermeister Herr Schenk geweigert in der heutigen Sitzung den Vorsitz zu übernehmen, und fanden sich die Herren Michels, Becker, Fröhlich, Reusch, Schneider, Guilleaume, Raveaux, Schmitz und Boecker veranlaßt, gegen den Vorsitz des Beigeordneten Herrn Sonorée zu protestiren, indem sie so lange der stellvertretende Oberbürgermeister Schenk nicht verhindert sei, den Vorsitz einzunehmen, demselben einzig und allein dieses Recht zuerkannte.
Cöln, den 13. November 1848.
Herr Heuser und Hölterhoff haben, wie verlautet, den Protest in der kölner Zeitung verfaßt.
Anmerkung der Redaktion.
Hohe Versammlung!
Unterzeichnete Bewohner der Kreisstadt Bergheim beeilen sich ihren tief empfundnen Dank für die muthige und würdevolle Haltung einer hohen Versammlung in den Tagen des 9. und 10. November auszusprechen unr das Verfahren derselben für vollkomen gerechtfertigt anzuerkennen. Wir sprechen es mit voller Ueberzeugung aus: unsere Vertreter haben sich um das Vaterland verdient gemacht, das Vaterland wird sie nicht verlassen.
(Folgen die Unterschriften.)
Bergheim, den 12. November 1848.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-20T13:08:10Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |