Neue Rheinische Zeitung. Nr. 140. Köln, 11. November 1848. Beilage.Sie finden es recht, daß die Versammlung nach Brandenburg verlegt wird. Es mögen ungefähr 50 Mitglieder der Rechten diesem Proteste beigetreten sein. Im ganzen haben 70 bis 80 die National-Versammlung verlassen. Sollte das Ministerium morgen Gewaltmaßregeln ergreifen (man spricht auch von der Erklärung des Belagerungszustandes und Entwaffnung der Bürgerwehr) so ist es Pflicht des ganzen Landes, sich wie ein Mann zu erheben und Berlin zu Hilfe zu eilen. Wir werden kämpfen bis auf den letzten Mann. Berlin, den 9. November. Man sagt, daß binnen einer Stunde Berlin in Belagerungszustand versetzt werden soll. 20 Berlin, 9. Novbr. Ein Ministerium Brandenburg! Vertagung und Verlegung der Vereinbarerversammlung! Die Contre-Revolution offen proklamirt! Das sind die Ereignisse des Tages. Was wird folgen? Ein Belagerungszustand? Eine Revolution? Das Volk vermuthet allerlei; ob es recht vermuthet, wer weiß es? - Heut in aller Frühe schon wurde die Bürgerwehr allarmirt, schon hieß es, daß die Garden einrückten; doch täuscht das Gerücht, das Signal rief blos zur Bewachung der Vereinbarerversammlung. Tausende von Bajonetten umgeben sie; große Menschenmassen wogen einher, begierig der Dinge, die da kommen werden. Soll ich von der Erbitterung erzählen, die der königl. Erlaß, das Ministerium und die Vertagung und Verlegung betreffend, welche die verrätherische Flucht der Rechten unter dem Volke, unter der Bürgerschaft hervorgerufen hat? Die Loyalsten selbst sind ergrimmt über diesen beispiellos frechen Angriff auf das Recht der Revolution. Die Spannung ist grenzenlos und die Vereinbarer-Verhandlungen sind nicht geeignet, diese Spannung zu verringern. Die fortwährenden Vertagungen werden zuletzt unerträglich. So stehen die Sachen heut in Berlin; wie werden sie morgen stehen? Man rüstet sich zum Kampfe, vielleicht zum letzten. Die Stimmung ist ernst und stumm; das Volk begreift seine Lage. Nachschrift. Die Thorwachen sind stark besetzt; denn hinterm Kreuzberg und an andern Punken in der Nähe der Stadt stehen Truppen. Sie sind mit Lebensmitteln und Munition auf Wochen versehen. Es wird erzählt, der König habe dem Kommandeur der Bürgerwehr, Rimpler, den Befehl geschickt, mit der Bürgerwehr die Nationalversammlung auseinander zu treiben. Hr. Rimpler wird diesem Befehle natürlich nicht gehorchen und dann ist der Augenblick zum Kampfe gekommen. Dieser Befehl ist, wie wir eben erfahren, wirklich erfolgt. In einer Konferenz der Bürgerwehr-Majore wurde er bereits diskutirt. Was beschlossen ist, konnten wir noch nicht erfahren. Wir enthalten uns der Erzählung von Gerüchten, wie sie in Masse verbreitet werden, da die wenigsten Glauben verdienen. Die Kamarilla muß handeln, schnell handeln. Noch heut Abend machen wir uns auf den Ausbruch gefaßt, da das Militär wahrscheinlich einrücken wird. Nachschrift. Man sagt, daß binnen einer Stunde Berlin in Belagerungszustand versetzt werden soll. * Berlin, 9. Nov. Außer der ganzen Linken hat auch das ganze Centrum gegen den Schluß der Sitzungen der Nationalversammlung gestimmt, mit Ausnahme von Vogelsang. Die Mitglieder von der Rechten, welche noch anwesend sind, enthalten sich theils der Abstimmung (Baumstark, Reichensperger), theils stimmen sie auch gegen den Schluß (Bauer - Berlin, Bornemann, Jonas - Berlin, Tietze). Für den Schluß stimmen Claussen, Blockhagen, Fließbach, Geßler, Hammer, Haugh, Henrich, Herholz, Kette, Kochs, Konietzko, Schwoder. Bei der Abstimmung über die obenerwähnten 3 Anträge ergibt sich, daß folgende Abgeordnete fehlen: Windhorst, Brehmer, Brünninghaus, Bumbke, Claussen, v. Enkevort, Gräff (Dyren), Hahn, Hanisch, Harkort, Haugh, Herholz, Hofer, Hesse, Jonas (Potsdam), Keiser, Keßler, Köhler, Krühl, Maaßen, Mätzke, v. Meusebach, Milde, Mrozik, Müller (Solingen), Müller (Siegen), Neubarth, Ostermann, Peltzer, Pieper, Quant, Radke, Rehfeldt, Riedel, Rintelen, Tames, Schadt, Schmidt (Beskow), Simons, Spitzel, Stachelscheidt, Zimmermann. Nach erfolgter Entlassung des bisherigen Ministerpräsidenten und Kriegsministers, Generals der Infanterie, von Pfuel, will ich Sie hierdurch zum Ministerpräsidenten enennen und Ihnen zugleich bis zum Eintreffen des neu ernannten Kriegsministers die interimistische Leitung des Kriegsministeriums und bis zur Ernennung eines neuen Chefs für das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten die interimistische Leitung dieses Ministeriums übertragen. Sanssouci, den 8. Nov. 1848. (gez.) Friedrich Wilhelm. (kontras.) Eichmann. An den Generallieutenant Grafen v. Brandenburg. Der König hat dem bisherigen Minister des Innern, Eichmann, das Oberpräsidium der Rheinprovinz und dem bisherigen Finanzminister, v. Bonin, das Oberpräsidium der Provinz Sachsen wieder übertragen. (Preuß. St.-A.) Polen. Lemberg, 3. Nov. (Die Stadt in Belagerungszustand erklärt.) Der kommandirende General Hammerstein hat heute folgende Bekanntmachung erlassen: "In der Kapitulation vom gestrigen Tage waren fünf Punkte aufgestellt mit der Bestimmung, daß wenn sie nicht pünktlich ausgeführt werden, oder ein anarchischer Zustand, wie in den jüngsten Tagen, wieder eintreten sollte, die Stadt Lemberg in Belagerungszustand erklärt werden wird. - Da aber in der letzten Nacht, als auch heute Vormittag auf meine Truppen aus Fenstern und Kellern geschossen worden ist, so habe ich daraus die Ueberzeugung gewonnen, daß der anarchische Zustand nicht aufhören will, und ich erkläre sonach die Stadt Lemberg sammt den Vorstädten in Belagerungszustand. - Es wird in Folge dessen angeordnet: 1) Allgemeine Entwaffnung; 2) Aufhebung sämmtlicher Klubbs und des Associationsrechtes; 3) außer der deutschen und polnischen "Gazeto Lwowska" kann keine andere Zeitung während des Belagerungszustandes geduldet werden; 4) die Presse im Allgemeinen wird dahin beschränkt, daß ohne meine Erlaubniß kein Plakat gedruckt und veröffentlicht werden darf; 5) eine Kommission wird die Haussuchung wegen der Waffen vornehmen; 6) alle Ansammlungen auf öffentlichen Plätzen werden untersagt; 7) alle Diejenigen, welche mit den Waffen in der Hand Widerstand leisten, als auch Die, welche zum Aufruhr aufregen, werden standrechtlich verurtheilt." Der "Gazeta Krakowska" wird aus Lemberg gemeldet, daß die akademische Legion mit einem Theil der Nationalgarde, in einer Anzahl von 5000 Mann, mit Waffen und 9 Kanonen sich nach der ungarischen Grenze hin gezogen hat. (Br. Z.)Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material]
Sie finden es recht, daß die Versammlung nach Brandenburg verlegt wird. Es mögen ungefähr 50 Mitglieder der Rechten diesem Proteste beigetreten sein. Im ganzen haben 70 bis 80 die National-Versammlung verlassen. Sollte das Ministerium morgen Gewaltmaßregeln ergreifen (man spricht auch von der Erklärung des Belagerungszustandes und Entwaffnung der Bürgerwehr) so ist es Pflicht des ganzen Landes, sich wie ein Mann zu erheben und Berlin zu Hilfe zu eilen. Wir werden kämpfen bis auf den letzten Mann. Berlin, den 9. November. Man sagt, daß binnen einer Stunde Berlin in Belagerungszustand versetzt werden soll. 20 Berlin, 9. Novbr. Ein Ministerium Brandenburg! Vertagung und Verlegung der Vereinbarerversammlung! Die Contre-Revolution offen proklamirt! Das sind die Ereignisse des Tages. Was wird folgen? Ein Belagerungszustand? Eine Revolution? Das Volk vermuthet allerlei; ob es recht vermuthet, wer weiß es? ‒ Heut in aller Frühe schon wurde die Bürgerwehr allarmirt, schon hieß es, daß die Garden einrückten; doch täuscht das Gerücht, das Signal rief blos zur Bewachung der Vereinbarerversammlung. Tausende von Bajonetten umgeben sie; große Menschenmassen wogen einher, begierig der Dinge, die da kommen werden. Soll ich von der Erbitterung erzählen, die der königl. Erlaß, das Ministerium und die Vertagung und Verlegung betreffend, welche die verrätherische Flucht der Rechten unter dem Volke, unter der Bürgerschaft hervorgerufen hat? Die Loyalsten selbst sind ergrimmt über diesen beispiellos frechen Angriff auf das Recht der Revolution. Die Spannung ist grenzenlos und die Vereinbarer-Verhandlungen sind nicht geeignet, diese Spannung zu verringern. Die fortwährenden Vertagungen werden zuletzt unerträglich. So stehen die Sachen heut in Berlin; wie werden sie morgen stehen? Man rüstet sich zum Kampfe, vielleicht zum letzten. Die Stimmung ist ernst und stumm; das Volk begreift seine Lage. Nachschrift. Die Thorwachen sind stark besetzt; denn hinterm Kreuzberg und an andern Punken in der Nähe der Stadt stehen Truppen. Sie sind mit Lebensmitteln und Munition auf Wochen versehen. Es wird erzählt, der König habe dem Kommandeur der Bürgerwehr, Rimpler, den Befehl geschickt, mit der Bürgerwehr die Nationalversammlung auseinander zu treiben. Hr. Rimpler wird diesem Befehle natürlich nicht gehorchen und dann ist der Augenblick zum Kampfe gekommen. Dieser Befehl ist, wie wir eben erfahren, wirklich erfolgt. In einer Konferenz der Bürgerwehr-Majore wurde er bereits diskutirt. Was beschlossen ist, konnten wir noch nicht erfahren. Wir enthalten uns der Erzählung von Gerüchten, wie sie in Masse verbreitet werden, da die wenigsten Glauben verdienen. Die Kamarilla muß handeln, schnell handeln. Noch heut Abend machen wir uns auf den Ausbruch gefaßt, da das Militär wahrscheinlich einrücken wird. Nachschrift. Man sagt, daß binnen einer Stunde Berlin in Belagerungszustand versetzt werden soll. * Berlin, 9. Nov. Außer der ganzen Linken hat auch das ganze Centrum gegen den Schluß der Sitzungen der Nationalversammlung gestimmt, mit Ausnahme von Vogelsang. Die Mitglieder von der Rechten, welche noch anwesend sind, enthalten sich theils der Abstimmung (Baumstark, Reichensperger), theils stimmen sie auch gegen den Schluß (Bauer ‒ Berlin, Bornemann, Jonas ‒ Berlin, Tietze). Für den Schluß stimmen Claussen, Blockhagen, Fließbach, Geßler, Hammer, Haugh, Henrich, Herholz, Kette, Kochs, Konietzko, Schwoder. Bei der Abstimmung über die obenerwähnten 3 Anträge ergibt sich, daß folgende Abgeordnete fehlen: Windhorst, Brehmer, Brünninghaus, Bumbke, Claussen, v. Enkevort, Gräff (Dyren), Hahn, Hanisch, Harkort, Haugh, Herholz, Hofer, Hesse, Jonas (Potsdam), Keiser, Keßler, Köhler, Krühl, Maaßen, Mätzke, v. Meusebach, Milde, Mrozik, Müller (Solingen), Müller (Siegen), Neubarth, Ostermann, Peltzer, Pieper, Quant, Radke, Rehfeldt, Riedel, Rintelen, Tames, Schadt, Schmidt (Beskow), Simons, Spitzel, Stachelscheidt, Zimmermann. Nach erfolgter Entlassung des bisherigen Ministerpräsidenten und Kriegsministers, Generals der Infanterie, von Pfuel, will ich Sie hierdurch zum Ministerpräsidenten enennen und Ihnen zugleich bis zum Eintreffen des neu ernannten Kriegsministers die interimistische Leitung des Kriegsministeriums und bis zur Ernennung eines neuen Chefs für das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten die interimistische Leitung dieses Ministeriums übertragen. Sanssouci, den 8. Nov. 1848. (gez.) Friedrich Wilhelm. (kontras.) Eichmann. An den Generallieutenant Grafen v. Brandenburg. Der König hat dem bisherigen Minister des Innern, Eichmann, das Oberpräsidium der Rheinprovinz und dem bisherigen Finanzminister, v. Bonin, das Oberpräsidium der Provinz Sachsen wieder übertragen. (Preuß. St.-A.) Polen. Lemberg, 3. Nov. (Die Stadt in Belagerungszustand erklärt.) Der kommandirende General Hammerstein hat heute folgende Bekanntmachung erlassen: „In der Kapitulation vom gestrigen Tage waren fünf Punkte aufgestellt mit der Bestimmung, daß wenn sie nicht pünktlich ausgeführt werden, oder ein anarchischer Zustand, wie in den jüngsten Tagen, wieder eintreten sollte, die Stadt Lemberg in Belagerungszustand erklärt werden wird. ‒ Da aber in der letzten Nacht, als auch heute Vormittag auf meine Truppen aus Fenstern und Kellern geschossen worden ist, so habe ich daraus die Ueberzeugung gewonnen, daß der anarchische Zustand nicht aufhören will, und ich erkläre sonach die Stadt Lemberg sammt den Vorstädten in Belagerungszustand. ‒ Es wird in Folge dessen angeordnet: 1) Allgemeine Entwaffnung; 2) Aufhebung sämmtlicher Klubbs und des Associationsrechtes; 3) außer der deutschen und polnischen „Gazeto Lwowska“ kann keine andere Zeitung während des Belagerungszustandes geduldet werden; 4) die Presse im Allgemeinen wird dahin beschränkt, daß ohne meine Erlaubniß kein Plakat gedruckt und veröffentlicht werden darf; 5) eine Kommission wird die Haussuchung wegen der Waffen vornehmen; 6) alle Ansammlungen auf öffentlichen Plätzen werden untersagt; 7) alle Diejenigen, welche mit den Waffen in der Hand Widerstand leisten, als auch Die, welche zum Aufruhr aufregen, werden standrechtlich verurtheilt.“ Der „Gazeta Krakowska“ wird aus Lemberg gemeldet, daß die akademische Legion mit einem Theil der Nationalgarde, in einer Anzahl von 5000 Mann, mit Waffen und 9 Kanonen sich nach der ungarischen Grenze hin gezogen hat. (Br. Z.)Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material]
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Die Spannung ist grenzenlos und die Vereinbarer-Verhandlungen sind nicht geeignet, diese Spannung zu verringern. Die fortwährenden Vertagungen werden zuletzt unerträglich.</p> <p>So stehen die Sachen heut in Berlin; wie werden sie morgen stehen? Man rüstet sich zum Kampfe, vielleicht zum letzten. Die Stimmung ist ernst und stumm; das Volk begreift seine Lage.</p> <p><hi rendition="#g">Nachschrift.</hi> Die Thorwachen sind stark besetzt; denn hinterm Kreuzberg und an andern Punken in der Nähe der Stadt stehen Truppen. Sie sind mit Lebensmitteln und Munition auf Wochen versehen.</p> <p>Es wird erzählt, der König habe dem Kommandeur der Bürgerwehr, Rimpler, den Befehl geschickt, mit der Bürgerwehr die Nationalversammlung auseinander zu treiben. Hr. Rimpler wird diesem Befehle natürlich nicht gehorchen und dann ist der Augenblick zum Kampfe gekommen. Dieser Befehl ist, wie wir eben erfahren, wirklich erfolgt. In einer Konferenz der Bürgerwehr-Majore wurde er bereits diskutirt. Was beschlossen ist, konnten wir noch nicht erfahren. Wir enthalten uns der Erzählung von Gerüchten, wie sie in Masse verbreitet werden, da die wenigsten Glauben verdienen. Die Kamarilla <hi rendition="#b">muß</hi> handeln, schnell handeln. Noch heut Abend machen wir uns auf den Ausbruch gefaßt, da das Militär wahrscheinlich einrücken wird.</p> <p><hi rendition="#g">Nachschrift.</hi> Man sagt, daß binnen <hi rendition="#g">einer</hi> Stunde Berlin in Belagerungszustand versetzt werden soll.</p> </div> <div xml:id="ar140b_005" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 9. Nov.</head> <p>Außer der ganzen Linken hat auch das ganze Centrum gegen den <hi rendition="#g">Schluß</hi> der Sitzungen der Nationalversammlung gestimmt, mit Ausnahme von Vogelsang. Die Mitglieder von der Rechten, welche noch anwesend sind, enthalten sich theils der Abstimmung (Baumstark, Reichensperger), theils stimmen sie auch gegen den Schluß (Bauer ‒ Berlin, Bornemann, Jonas ‒ Berlin, Tietze). Für den Schluß stimmen Claussen, Blockhagen, Fließbach, Geßler, Hammer, Haugh, Henrich, Herholz, Kette, Kochs, Konietzko, Schwoder.</p> <p>Bei der Abstimmung über die obenerwähnten 3 Anträge ergibt sich, daß folgende Abgeordnete fehlen:</p> <p>Windhorst, Brehmer, Brünninghaus, Bumbke, Claussen, v. Enkevort, Gräff (Dyren), Hahn, Hanisch, Harkort, Haugh, Herholz, Hofer, Hesse, Jonas (Potsdam), Keiser, Keßler, Köhler, Krühl, Maaßen, Mätzke, v. Meusebach, Milde, Mrozik, Müller (Solingen), Müller (Siegen), Neubarth, Ostermann, Peltzer, Pieper, Quant, Radke, Rehfeldt, Riedel, Rintelen, Tames, Schadt, Schmidt (Beskow), Simons, Spitzel, Stachelscheidt, Zimmermann.</p> <p>Nach erfolgter Entlassung des bisherigen Ministerpräsidenten und Kriegsministers, Generals der Infanterie, von Pfuel, will ich Sie hierdurch zum Ministerpräsidenten enennen und Ihnen zugleich bis zum Eintreffen des neu ernannten Kriegsministers die interimistische Leitung des Kriegsministeriums und bis zur Ernennung eines neuen Chefs für das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten die interimistische Leitung dieses Ministeriums übertragen.</p> <p>Sanssouci, den 8. Nov. 1848.</p> <p>(gez.) <hi rendition="#g">Friedrich Wilhelm.</hi> </p> <p>(kontras.) Eichmann.</p> <p>An den Generallieutenant Grafen v. Brandenburg.</p> <p>Der König hat dem bisherigen Minister des Innern, Eichmann, das Oberpräsidium der Rheinprovinz und dem bisherigen Finanzminister, v. 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Sie finden es recht, daß die Versammlung nach Brandenburg verlegt wird. Es mögen ungefähr 50 Mitglieder der Rechten diesem Proteste beigetreten sein. Im ganzen haben 70 bis 80 die National-Versammlung verlassen.
Sollte das Ministerium morgen Gewaltmaßregeln ergreifen (man spricht auch von der Erklärung des Belagerungszustandes und Entwaffnung der Bürgerwehr) so ist es Pflicht des ganzen Landes, sich wie ein Mann zu erheben und Berlin zu Hilfe zu eilen. Wir werden kämpfen bis auf den letzten Mann.
Berlin, den 9. November.
Man sagt, daß binnen einer Stunde Berlin in Belagerungszustand versetzt werden soll.
20 Berlin, 9. Novbr. Ein Ministerium Brandenburg! Vertagung und Verlegung der Vereinbarerversammlung! Die Contre-Revolution offen proklamirt! Das sind die Ereignisse des Tages. Was wird folgen? Ein Belagerungszustand? Eine Revolution? Das Volk vermuthet allerlei; ob es recht vermuthet, wer weiß es? ‒ Heut in aller Frühe schon wurde die Bürgerwehr allarmirt, schon hieß es, daß die Garden einrückten; doch täuscht das Gerücht, das Signal rief blos zur Bewachung der Vereinbarerversammlung. Tausende von Bajonetten umgeben sie; große Menschenmassen wogen einher, begierig der Dinge, die da kommen werden. Soll ich von der Erbitterung erzählen, die der königl. Erlaß, das Ministerium und die Vertagung und Verlegung betreffend, welche die verrätherische Flucht der Rechten unter dem Volke, unter der Bürgerschaft hervorgerufen hat? Die Loyalsten selbst sind ergrimmt über diesen beispiellos frechen Angriff auf das Recht der Revolution. Die Spannung ist grenzenlos und die Vereinbarer-Verhandlungen sind nicht geeignet, diese Spannung zu verringern. Die fortwährenden Vertagungen werden zuletzt unerträglich.
So stehen die Sachen heut in Berlin; wie werden sie morgen stehen? Man rüstet sich zum Kampfe, vielleicht zum letzten. Die Stimmung ist ernst und stumm; das Volk begreift seine Lage.
Nachschrift. Die Thorwachen sind stark besetzt; denn hinterm Kreuzberg und an andern Punken in der Nähe der Stadt stehen Truppen. Sie sind mit Lebensmitteln und Munition auf Wochen versehen.
Es wird erzählt, der König habe dem Kommandeur der Bürgerwehr, Rimpler, den Befehl geschickt, mit der Bürgerwehr die Nationalversammlung auseinander zu treiben. Hr. Rimpler wird diesem Befehle natürlich nicht gehorchen und dann ist der Augenblick zum Kampfe gekommen. Dieser Befehl ist, wie wir eben erfahren, wirklich erfolgt. In einer Konferenz der Bürgerwehr-Majore wurde er bereits diskutirt. Was beschlossen ist, konnten wir noch nicht erfahren. Wir enthalten uns der Erzählung von Gerüchten, wie sie in Masse verbreitet werden, da die wenigsten Glauben verdienen. Die Kamarilla muß handeln, schnell handeln. Noch heut Abend machen wir uns auf den Ausbruch gefaßt, da das Militär wahrscheinlich einrücken wird.
Nachschrift. Man sagt, daß binnen einer Stunde Berlin in Belagerungszustand versetzt werden soll.
* Berlin, 9. Nov. Außer der ganzen Linken hat auch das ganze Centrum gegen den Schluß der Sitzungen der Nationalversammlung gestimmt, mit Ausnahme von Vogelsang. Die Mitglieder von der Rechten, welche noch anwesend sind, enthalten sich theils der Abstimmung (Baumstark, Reichensperger), theils stimmen sie auch gegen den Schluß (Bauer ‒ Berlin, Bornemann, Jonas ‒ Berlin, Tietze). Für den Schluß stimmen Claussen, Blockhagen, Fließbach, Geßler, Hammer, Haugh, Henrich, Herholz, Kette, Kochs, Konietzko, Schwoder.
Bei der Abstimmung über die obenerwähnten 3 Anträge ergibt sich, daß folgende Abgeordnete fehlen:
Windhorst, Brehmer, Brünninghaus, Bumbke, Claussen, v. Enkevort, Gräff (Dyren), Hahn, Hanisch, Harkort, Haugh, Herholz, Hofer, Hesse, Jonas (Potsdam), Keiser, Keßler, Köhler, Krühl, Maaßen, Mätzke, v. Meusebach, Milde, Mrozik, Müller (Solingen), Müller (Siegen), Neubarth, Ostermann, Peltzer, Pieper, Quant, Radke, Rehfeldt, Riedel, Rintelen, Tames, Schadt, Schmidt (Beskow), Simons, Spitzel, Stachelscheidt, Zimmermann.
Nach erfolgter Entlassung des bisherigen Ministerpräsidenten und Kriegsministers, Generals der Infanterie, von Pfuel, will ich Sie hierdurch zum Ministerpräsidenten enennen und Ihnen zugleich bis zum Eintreffen des neu ernannten Kriegsministers die interimistische Leitung des Kriegsministeriums und bis zur Ernennung eines neuen Chefs für das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten die interimistische Leitung dieses Ministeriums übertragen.
Sanssouci, den 8. Nov. 1848.
(gez.) Friedrich Wilhelm.
(kontras.) Eichmann.
An den Generallieutenant Grafen v. Brandenburg.
Der König hat dem bisherigen Minister des Innern, Eichmann, das Oberpräsidium der Rheinprovinz und dem bisherigen Finanzminister, v. Bonin, das Oberpräsidium der Provinz Sachsen wieder übertragen.
(Preuß. St.-A.)
Polen. Lemberg, 3. Nov. (Die Stadt in Belagerungszustand erklärt.) Der kommandirende General Hammerstein hat heute folgende Bekanntmachung erlassen: „In der Kapitulation vom gestrigen Tage waren fünf Punkte aufgestellt mit der Bestimmung, daß wenn sie nicht pünktlich ausgeführt werden, oder ein anarchischer Zustand, wie in den jüngsten Tagen, wieder eintreten sollte, die Stadt Lemberg in Belagerungszustand erklärt werden wird. ‒ Da aber in der letzten Nacht, als auch heute Vormittag auf meine Truppen aus Fenstern und Kellern geschossen worden ist, so habe ich daraus die Ueberzeugung gewonnen, daß der anarchische Zustand nicht aufhören will, und ich erkläre sonach die Stadt Lemberg sammt den Vorstädten in Belagerungszustand. ‒ Es wird in Folge dessen angeordnet: 1) Allgemeine Entwaffnung; 2) Aufhebung sämmtlicher Klubbs und des Associationsrechtes; 3) außer der deutschen und polnischen „Gazeto Lwowska“ kann keine andere Zeitung während des Belagerungszustandes geduldet werden; 4) die Presse im Allgemeinen wird dahin beschränkt, daß ohne meine Erlaubniß kein Plakat gedruckt und veröffentlicht werden darf; 5) eine Kommission wird die Haussuchung wegen der Waffen vornehmen; 6) alle Ansammlungen auf öffentlichen Plätzen werden untersagt; 7) alle Diejenigen, welche mit den Waffen in der Hand Widerstand leisten, als auch Die, welche zum Aufruhr aufregen, werden standrechtlich verurtheilt.“
Der „Gazeta Krakowska“ wird aus Lemberg gemeldet, daß die akademische Legion mit einem Theil der Nationalgarde, in einer Anzahl von 5000 Mann, mit Waffen und 9 Kanonen sich nach der ungarischen Grenze hin gezogen hat.
(Br. Z.) Handels-Nachrichten. _
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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