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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 138. Köln, 9. November 1848.

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schen Kaiser und den magyarischen König wieder von den Todten auferwecken? Nein, nimmermehr! Den Kaiser Ferdinand werden die slavischen Arme nicht mehr auf den Thron setzen, und verflucht sei die Hand, welche dies thäte! Noch könnte sich der Kaiser erheben, aber nur als Kaiser der slavisch-rumunischen Reiche; der östreichische Kaiser aber und der magyarische König ruhe in ewigem Frieden!"

In der Lemberger Gazeta Powszechna heißt es:

"Durch die letzten Ereignisse in Wien ist die Sache der Völker der österreichischen Monarchie, der Slaven, Magyaren, Rumunen, Deutschen, ja selbst der Italiener, in eine ganz neue Phase getreten. Es ist geschehen, was wir vorhergesehen: Oesterreich geht zu Grunde, geht unbedingt zu Grunde durch dieselbe Waffe mit der es gekämpft. Indem es die Slaven als Werkzeug zur Erreichung seiner Zwecke benutzte, mußte es die reinste, die heiligste Flamme des Nationalitätsgefühls in ihnen erwecken, entzünden. Wir sahen vorher, daß, wenn der Brand mit aller Gluth aufgeht, er alles vernichten wird, was sich ihm entgegenzustemmen wagt. Der Verrath des Oesterreicherthums an den Slowaken, die letzte Antwort Jellachich's an den Deputirten Prato, sein abenteuerlicher Kriegszug, welcher die hohen Begriffe von seinen militärischen Fähigkeiten nicht rechtfertigt, alles das hat Unwillen, Besorgniß und Schrecken erweckt unter den Slaven, namentlich unter den Südslaven. Deshalb waren wir auch besonders begierig auf die Politik, welche die Slaven nach dem 6. Oktober beobachten würden. Leider treiben die Tschechen ihren Egoismus bis auf das Aeußerste; wir müssen bezweifeln, ob das klug und heilsam ist. Jetzt hat es sich gezeigt, daß das alte Oesterreich nur kokettirt mit der Idee einer föderirten slavisch-österreichischen Monarchie, daß es vielmehr auch die Interessen der Slaven verräth zu seinem eigenen Vortheil. Bis jetzt hat das wohlverstandene Interesse unserer Provinz, dieser nur provisorisch unter dem österreichischen Scepter stehenden Provinz, uns angerathen mit der Politik Hand in Hand zu gehen; jetzt wo das alte Gebäude, durch die eigene Keckheit in seinen Grundfesten untergraben, wankt, jetzt ist es unsere Pflicht, ihm den Stoß zu versetzen, damit es ganz zusammenbreche; an seiner Wiedererbauung zu arbeiten, wäre, mild gesagt, eine Don-Quixotterie. Darum stehen wir seit dem 6. Oktober mit den Tschechen auf dem Scheidewege.

München, 3. Nov.

An unserer Universität herrscht seit gestern bedeutende Aufregung. In einer zahlreichen, zu dem Zwecke abgehaltenen Studentenversammlung ward nämlich beschlossen, sich auf die revidirten Satzungen der Universität in keinem Falle mehr verpflichten zu lassen, weil dieselben mit der jetzigen Ze t in Widerspruch ständen. Diese Erklärung, welche an den Senat abgegeben wurde, hat sich auch der größte Theil derjenigen Studirenden angeschlossen, welche erst mit dem Anfange des gegenwärtigen Wintersemesters sich zu immatrikuliren gedachten.

Die von der Studentenschaft angefochtenen neu revidirten Statuten der Universität werden vom Ministerium abgeändert werden; inzwischen hat der Rektor zugesagt, vorerst Niemand auf dieselben zu verpflichten. (N. C.)

!!! Frankfurt, 6. Novbr.

Sitzung der Nationalversammlung. (In der reformirten Kirche.)

Präsident theilt ein Schreiben des Ministers des Innern mit, welchem eine Petition der Centralstande für Gewerbe aus Würtemberg beigefügt ist, worin die Nationalversammlung gebeten wird, in Art. 7 der Grundrechte einen Paragraphen über den Schutz der Arbeit und Arbeiter aufzunehmen. Geht an den Verfassungsausschuß.

Einige neu eingetretene Mitglieder und mehrere Flottenbeiträge werden verlesen.

Zachariä erstattet den Bericht über die Anklagesache gegen die Redakteure der Flugblätter. Antrag des Ausschusses: die Zustimmung zur Anklage zu ertheilen.

Dunker berichtet über einen Antrag von Vogt: "Die Nichtbeantwortung seiner Interpellation seitens des Ministers Schmerling sei von der Nationalversammlung zu untersuchen.

Der Ausschuß beantragt Tagesordnung über Vogt's Antrag.

Mohr interpelliert wegen der übermäßigen Einquartirung des Kreises Rheinhessen (Bingen).

Peukert (Kriegsminister) wird den 9. antworten.

Ziegert interpelliert in seit 14 Tagen (fruchtlos) üblicher Weise wegen der österreichischen Angelegenheiten. - Will neue Nachrichten wissen. -

Bauernschmied dasselbe Lied wegen des Vandalismus des Windischgrätz u. s. w. (Bravo links und Zischen rechts.) Die Interpellation ist kräftig gefaßt.

Simon von Breslau und Genossen. Dasselbe Lied.

Franke aus Schleswig interpelliert wegen neuer Uebergriffe und Comentwidrigkeiten der Dänen. - (Jetzt kommt Herr Franke!)

Mohl (Minister der Justiz) beantwortet eine Interpellation von Biedermann wegen partikularistischen Bestrebungen der sächsischen Kammer. (S. frühere Bericht.) Das Reichsministerium wird sich bei dem Benehmen der sächsischen Kammer nicht beruhigen, sondern der sächsischen Regierung berichtigende Mittheilungen machen. In allen Fällen wird das Ministerium alle Reichsgesetze bei allen Einzelregierungen zur Geltung, Publizirung u. s. w. bringen. (Bravo Centrum).

Biedermann hat diese Antwort mit höchster Befriedigung gehört, stellt aber einen dringlichen Antrag, da er wünscht, daß die Versammlung, nicht das Ministerium die Initiative in dieser Angelegenheit ergreife.

Diesen Antrag erkennt die hohe Versammlung als höchst dringlich und setzt ihn auf die Tagesordnung von morgen.

Schmerling (Minister [tiefe Stille]) beantwortet mehrere Interpellationen:

1) von Höfken über die Limburger Frage. Verba praetereaque nihil.

2) Auf Interpellationen wegen der posenschen Verhältnisse, resp. Widersprüche der Beschlüsse der berliner und frankfurter Versammlung. Die Demarkationslinie wird durch den darmstädtischen General Schäfer im Namen der Centralgewalt gezogen werden. Die Berliner Versammlung ist unserem Beschluß gradezu entgegengetreten. Als diese Kunde hierhergelangt, so wie die von der gerechten Aufregung im Großherzogthum, hat das Reichsministerium für nöthig erachtet, der berliner Versammlung und Regierung zu erklären, daß es den Beschluß der berliner Versammlung in der posenschen Angelegenheit als nicht geschehen betrachten werde, - überhaupt wird die Centralgewalt alle Beschlüsse der Versammlungen einzelner deutschen Staaten, welche Beschlüssen der Nationalversammlung entgegentreten, aufs Entschiedenste zurückweisen (Bravo).

3) Die Interpellationen über die österreichischen Angelegenheiten. - Bemerkenswerthe Veränderungen seien gar nicht offiziell bekannt in dieser Frage. Alles beschränkt sich auf telegraphische Berichte. Durch eine Depesche der Reichskommissäre (denen es unmöglich zugemuthet werden kann, sich in eine kämpfende Stadt zu werfen - Tumult! -) sind die Nachrichten bis zum ersten Bruch der Capitulation seitens der Wiener (beim Herannahen der Ungarn) wahr und bestätigt, - weiter bis dato nichts.

Der Minister hat das innigste Mitleid mit seiner unglücklichen Vaterstadt. Die Wiener, nicht die Angreifenden, haben den größten Theil der unglücklichen Maßregeln über Wien gebracht. - Den alten Commissaren sind die neulichsten Beschlüsse der Nationalversammlung zur Ausführung anvertraut. Ein neuer Bevollmächtigter (Leiningen?) ist von der Centralgewalt nach Wien geschickt worden.

4) Auf Franke's Interpellation wegen Schleswig - viele Worte!

von Dukwitz (Handelsminister) theilt die von der Centralgewalt beschlossene Einrichtung des Marinedepartements mit. - Eine ganze Portion neue Beamten: Marineräthe - Marinekanzellisten - Marinebaukommissäre - Ankaufungskommissäre - Hafenuntersuchungskommissäre und Gott weiß was. Der Prinz Adalbert von Preußen wird an die Spitze der ganzen Marine treten.

Präsident verliest eine Anzahl dringlicher Anträge, in Folge der für unbefriedigt erachteten Antworten auf Interpellationen.

1) Stellt Jordan von Berlin einen dringlichen Antrag ungefähr des Inhalts: "Zur Schärfung des durch Werner und Raveaux in ihrem damaligen Antrage bereits aufgestellten Prinzips der Unterordnung aller Versammlungen der Einzelstaaten unter die Nationalversammlung, wolle dieselbe alle von Einzelstaaten gefaßten Beschlüsse, welche mit solchen der Nationalversammlung im Widerspruch stehen, als Auflehnungen gegen die Nationalversammlung erklären."

Diesen Antrag erkennt die Nationalversammlung mit 227 Stimmen gegen 208 als dringlich. Wird auf die Tagesordnung von morgen gesetzt.

Wegen der österreichischen Angelegenheit: von Bauernschmied: "Alle an das Ministerium gelangten Briefe etc. unverkürzt auf den Tisch des Hauses zu legen" - nicht dringlich.

Von Heinrich Simon aus Breslau: "Sofort ein Reichsheer aufzustellen und die Autorität der Centralgewalt in Oestereich, so wie des österreichischen Reichstages mit Heermacht wiederherzustellen." Nicht dringlich! (Tumult links!)

Pfui! pfui!

Präsident ruft die Pfui-Rufer zur Ordnung. Viele von der Linken bekennen sich dazu, z. B. Schaffrath u. s. w. - Präsident erklärt dies für Verhöhnung des Ordnungsrufes. - Centrum schreit man: "Disciplinargesetz!" - v. Vinke will auf die Tribüne, und die Dringlichkeit des Disziplinargesetzes empfehlen. (Tumult.)

Heinrich Simon verlangt namentliche Abstimmung über die Dringlichkeit seines Antrags. - Widerspruch!

Graf Schwerin will Tagesordnung.

Ziegert spricht für die namentliche Abstimmung.

Biedermann: Die Dringlichkeit sei einmal abgewiesen.

Rösler aus Oels tadelt den Präsidenten und verlangt namentliche Abstimmung nach der Geschäftsordnung. Ebenso Wesendonk, Drechsler, Schaffrath. - Geschäfts- und Interpellations-Ordnung, alles Mögliche wird angeführt. - Umsonst! - Das Centrum ist unerbittlich! - Da man gar nicht zum Ende kommt, beschließt (!) man namentlich abzustimmen, ob man namentlich abstimmen soll über den Simon'schen Antrag.

Mit 237 Stimmen gegen 189 beschließt man namentlich, nicht namentlich abstimmen!!!

Graf Schwerin beantragt abermals Tagesordnung

Simon von Trier, Berger etc. beantragen wie Simon von Breslau. (Geschrei: Tagesordnung.) - Simon von Trier beantragt namentliche Abstimmung über seinen Antrag. - Plathner schreit von der Tribüne für Tagesordnung.

Präsident läßt über die Tagesordnung abstimmen. Bei der Gegenprobe weigert sich die Linke zu stimmen. (Tumult!) Präsident läßt durch Zettel über die Tagesordnung abstimmen. Graf Schwerin protestiert dagegen. "Meine Herren", ruft er, "wir kosten täglich dem Lande -" (Gelächter, Tumult)

Mit 269 Stimmen gegen 122 wird die Tagesordnung beschlossen.

Tagesordnung

(Viele Mitglieder der Linken protestiren gegen die Willkühr, womit der Präsident die §. §. der Geschäftsordnung verletzt. -)

1. Bericht des Finanzausschusses über baldige Aufnahme und Verzeichnung der Bevölkerung durch ganz Deutschland. - Berichterstatter: Si[unleserliches Material]hr. Der Ausschuß beantragt:

"Eine hohe Nationalversammlung wolle das Reichsministerium beauftragen, baldmöglichst durch ganz Deutschland auf zweckentsprechende, überall gleichmäßige Weise eine möglichst genaue Zählung und Verzeichnung der Bevölkerung nach Kopfzahl, Familien, Geschlecht, Altersstufen und Wohnorten vornehmen zu lassen und das Ergebniß demnächst zu veröffentlichen.

Fallati (Untersta[unleserliches Material]) Dagegen, weil es zuviel kostet; auch ist eine Volkszählung als polizeiliche Maaßregel nicht beliebt, - beantragt Tagesordnung.

Siehr (aus Gumbi[unleserliches Material]) Berichterstatter, für obigen Antrag, wenn auch die Zeit der Zahlung hinausgeschoben würde. - Die Tagesordnung wird mit 177 Stimmen gegen 176 Stimmen verworfen. (1 Stimme Majorität.)

(Die Abstimmung durch Aufstehen und Sitzenbleiben zu beurtheilen, ist in dem gegenwärtigen L kal schwierig. - Deshalb die öftere Abstimmung durch Stimmzettel.) Der Ausschußantrag wird angenommen

2. Bericht des Ausschusses für Geschäftsordnung über Wichmanns Antrag auf gesetzliche Bestimmungen zu §. 42. Der Geschäftsordnung beantragt der Ausschuß als Zusatz: "Unter denselben Bedingungen findet bei den im §. 32. bezeichneten Anträgen, mit Ausschluß der namentlichen Abstimmung, die Abstimmung durch Stimmzettel statt." -

Ursprünglich war Wichmanns Antrag: "Unter denselben Bedingungen findet bei den im §. 32 bezeichneten Anträgen, mit Ausschluß der namentlichen Abstimmung, die Abstimmung durch Stimmzettel statt; jedoch auch nur dann, wenn die gewöhnliche Abstimmung durch Aufstehen und Sitzenbleiben zweifelhaft ist." -

Dieser Antrag wird mit 209 Stimmen gegen 180 angenommen, der Ausschußantrag also verworfen. -

Nro. 3 der Tagesordnung: Bericht des Abgeordneten Röben für den Marine-Ausschuß, das Gesetz über die deutsche Kriegs- und Handels-Flagge betreffend. -

Der Ausschuß beantragt: "Die provisorische Centralgewalt wird ermächtigt, bei Publikation des Gesetzes über die deutsche Kriegs- und Handelsflagge vom 31. Juli 1848 eine weitere Verordnung, wann die Bestimmungen über die Handelsflagge in Kraft treten sollen, sich vorzubehalten." -

Nauwerk (gleich beim Auftreten mit "Schluß" begrüßt) spricht gegen den Antrag und hat einen anderen substituirt. -

Michelsen für den Ausschuß. (Die Flaggenfrage ist äußerst dringlich für das Wohl Deutschlands - die Wiener Angelegenheiten nicht.) Die Diskussion wird alsbald geschlossen, sogar der Berichterstatter verzichtet. -

Der Ausschußantrag wird angenommen. Zusätze von Rauwerk verworfen. -

Nro. 4. der Tagesordnung. Bericht des Verfassungs-Ausschusses über mehrere Anträge zur Geschäftsbehandlung bei Berathung der §. §. 12 bis 20 des Entwurfs über die Reichsgewalt. -

Der Verfassungs-Ausschuß stellt daher den Antrag:

"Die Nationalversammlung möge beschließen, sogleich in die Berathung der §§. 12-20 des Verfassungs-Ausschusses einzugehen, bei der Berathung jedes einzelnen Paragraphen sowohl dem Berichterstatter des Wehrausschusses, und den Mitgliedern des Verfassungsausschusses, welche Minoritätsanträge stellten, als jedem andern Abgeordneten zu überlassen, zu dem der Berathung unterliegenden Paragraphen die abweichenden Anträge oder nothwendig erachteten Zusatzparagraphen vorzubringen und zu begründen."

Wird ohne Diskussion angenommen.

Hierauf vertagt man sich um 2 Uhr bis Morgen.

Frankfurt, 6. Nov.

Aus zuverlässiger Quelle bringen wir in Erfahrung, daß das östreichische Ministerium neu gebildet ist. Fürst Windischgrätz ist Kriegsminister und führt das Präsidium; Auswärtiges: der bekannte Fürst Felix Schwarzenberg; Finanzen: Baron Kübeck. - Ein Haufen von 1500 Arbeitern soll von den Husaren bis auf den letzten Mann niedergehauen sein.

(D. Z.)
Polen.
Krakau, 4. Nov.

So eben geht hier die Nachricht ein, daß Lemberg seit drei Stunden bombardirt worden ist.

(Schles. Ztg.)
Ungarn.
Pesth, 31. Okt.

Der ausgezeichnete Volksrepräsentant General Moritz Perzel hat das befestigte Csakathorn genommen. In einer Reihe von siegreichen Gefechten hat er von den Feinden mehr als 300 getödtet und 1000 gefangen gemacht. Er steht bereits vor Warasdin, der Gränzstadt Kroatiens, wohin die Dragoner nebst andern Soldaten vereint mit den Kroaten geflohen. Kurz vorher ist ein Bataillon Gränzer und ein ungarisches Bataillon in Warasdin angekommen, welche Radetzky aus Italien heimgesendet. Das ganze weite Gebiet von Muraköz ist innerhalb 24 Stunden durch Perzel vom Feinde gesäubert worden. Die meist kroatische Bevölkerung hat Perzel als den Befreier begrüßt.

Nicht so günstig lauten die Nachrichten aus Siebenbürgen. Der Kommandirende von Siebenbürgen, Feldmarschallieutenant v. Puchner, hat sich jetzt an die Spitze der Empörer gestellt.

Nachschrift. In einer der letzten Sitzungen des Repräsentantenhauses wurde das neue kaiserl. Manifest vom 16. Okt. verlesen. Dieses Manifest ist dem Hause nicht offiziell zugeschickt worden. Dieses ergriff jedoch die Gelegenheit, Jeden für einen Hochverräther zu erklären, welcher es wagen würde, den Befehlen des Windischgrätz zu gehorchen. - Der Festungskommandant von Arad hat die Stadt stark, aber ohne allen Erfolg beschießen lassen.

(Bresl. Z.)
Preßburg, 31. Okt.

Das Glück war uns vor Wien nicht so günstig, wie es die Tapferkeit unserer Armee verdient hätte, oder vielmehr nicht, das Glück war uns nicht günstig, sondern wir wurden in unsern gerechtesten Erwartungen getäuscht, denn die hartbedrängte Stadt Wien, zu deren Entsatz unsere tapfere Armee herbeigeeilt war, hat dem Kampfe, den wir fast unter Wiens Mauern um Wiens Freiheit mehr als acht Stunden lang gefochten, unthätig zugeschaut, und nicht nur mit keinem Ausfall uns unterstützt, sondern nicht einmal einen Schuß von den Wällen gethan, um den Feind einigermaßen zu beschäftigen. Unsere schnell improvisirte, größtentheils ungeübte Armee kann stolz auf diesen Tag des Kampfes sein. Ueberall, wo sie mit dem Feinde zusammentraf, wurde derselbe von ihr geworfen; als man endlich um 4 Uhr sah, daß Wien zu seiner Rettung selbst nichts that, der Feind aber, wenn wir weiter vorrückten, bei seiner Ueberlegenheit an Kavallerie unsere linke Flanke umgehen konnte, dabei aus dem Dorfe Schwechat wie aus einer Festung ein ungeheures Kanonen- und Kartätschenfeuer sich erneute, war es Pflicht, unsere Streitkräfte, die das Vaterland so nothwendig braucht, nicht zu gefährden, und es wurde um 4 Uhr der Befehl ertheilt, daß unsere Armee ihre Stellungen herwärts der Fischa wieder besetzen sollte, wobei die Komorner Sensenmänner sich höchst unordentlich und unbesonnen benommen haben und nicht zum Stehen zu bringen waren. Man ließ sie endlich in Gottes Namen ziehen. Die Armee selbst wird sich nun auf die Vertheidigung unseres eigenen Landes beschränken.

(Preßb. Z.)
Presburg, 1. Nov.

Gestern von 10 Uhr Vormittags an bis in die Nacht hinein kamen flüchtende ungarische Truppen hier an, sodaß diese Nacht gewiß 15,000 Mann hier Quartier genommen haben. Kossuth hielt gestern Nachmittag 4 Uhr im grünen Baum eine Konferenz mit mehren Offizieren, unter denen sich besonders Offiziere unserer Nationalgarde befanden. Er erklärte, daß er sich mit dem größten Theile der Armee nach Komorn, Pesth und Ofen zurückziehen werde; die Presburger möchten sich gegen den wahrscheinlich bald nachrückenden Feind möglichst vertheidigen.

(Schles. Z.)
Französische Republik.
Paris, 6. Nov.

Je näher wir der Präsidentenwahl rücken, desto wüthender fallen die Cavaignaeschen Organe (wozu nun auch die Debats gehören) über den Prinzen Louis Bonaparte her. "Sein Name gefällt Manchen - ruft Hr. Bertin-Rothschild aus - Andern mißfällt er. Wir gehören zu den Letzteren. Dieser Name ist uns verdächtig. Will man etwa Kriegssiege erfechten, daß man den Hrn. Louis Bonaparte zur Präsidentschaft stößt? Mit seinem bloßen Namen erfocht sein Oheim wahrhaftig nicht die Siege über die Russen und Oestreicher bei Marengo und Austerlitz. Krieg gibt es überhaupt für die Republik nicht, und kein Vernünftiger wünscht ihn. Möchte Hr. Louis Bonaparte etwa Frankreich reorganisiren, Civilgesetzbücher schaffen, die Kirchen wieder öffnen? Trotz manchen bösen Tagen, befindet sich doch Frankreich keineswegs in der Lage des Konsulats...Louis Bonaparte stellt nicht die Zukunft, er stellt nur das Unbekannte dar. Das Beste, was man für ihn thun kann, besteht darin, Straßburg und Boulogne zu vergessen.

Der National erklärt die Wahl Bonapartes geradezu für einen Unsinn und eine Staatsgefahr.

- Das 1. leichte Infanterieregiment hat in Folge seiner Kämpfe gegen die Mobilgarde Paris verlassen müssen und ist gestern nach Charenton abmarschirt.

- Der National zeigt diesen Morgen mit Entrüstung an, daß in vergangener Nacht sämtliche gipserne Freiheitsgöttinnen an den Freiheitsbäumen vom Arsenal bis in die Nähe des Stadthaus Quais von böswilligen (royalistischen) Händen zertrümmert worden sind. Komischster National!

- Unsere Waffenfabriken arbeiten Tag und Nacht. Nach St. Etienne gingen allein für 67,000 Stück Gewehr-Ausfuhrzettel aus dem Ministerium ab. Alle diese Waffen sind für Sardinien bestimmt.

- Nach Algerien segelte gestern ein achter Zug von achthundert Auswanderern (meistentheils Kleinbürgern) ab. Der erzbischöfliche Generalvikar ertheilte auch diesem Zuge seinen Abschieds-Segen.

- Der Moniteur enthält heute das Reglement für die öffentlichen Vorlesungen, die in den Sälen des College de France, der Spezialschule für Pharmazie, des Lyceums Charlemagee, des Lyceums Bonaparte und des Musikkonservatoriums, an verschiedenen Wochentagen von 7 bis 8 Uhr Abends für das Volk unentgeltlich stattfinden, und eine der wenigen Brocken bilden, die uns die Reaktion seit dem 24. Februar übrig ließ. Die vorlesenden Professoren sollen sich auf Freslon's Befehl ausdrücklich jeder Kritik und sonstigen Randglossen enthalten. Auch sind ihnen die einzelnen Bücher vorgeschrieben, aus denen diese Vorlesungen gehalten werden müssen.

- Briefe aus Konstantinopel vom 15. Okt. stellen klar dar, auf welch' tückisch-barbarische Weise Rußland die jüngste wallachische Freiheitsbewegung ausbeutete und erstickte. "Die russischen Truppen (heißt es in den Briefen) haben sich hier festgenistet und das Land in ein fürchterliches Elend versetzt. 22 Mill. Piaster haben sie bereits verschlungen und die Zahl der Truppen vermehrt sich mit jedem Tage. Es ist gewiß, daß, sollten sie je die Wallachei wieder verlassen, den unglücklichen Einwohnern derselben nichts Anderes übrig bleiben wird, als die Augen, um ihr Elend zu beweinen."

- Das Amphitheater der Rue de Poitiers war gestern Abend außerordentlich stark besetzt. Es handelte sich um Beantwortung der Frage: wird der Klub einen Kandidaten für die Präsidentschaft begünstigen und welchen? Mole, Baze, Rochejaquelin, Combarel und Thiers widersetzten sich der Aufstellung eines Kandidaten. Bischof Fayet, de Larcy, Degousse und Grandin unterstützten dagegen die Ansicht, daß man doch einen Kandidaten aufstellen und begünstigen müsse. Dem ränkevollen Thiers entschlüpfte scheinbar die Aeußerung, daß er ohne allen Hinterhalt spreche, weil er weder selbst als Kandidat für die Präsidentschaft auftrete, noch der Minister irgend eines Kandidaten werden wolle. (?) Welches ist der Grund, warum sich die Hälfte der Nation einem Namen zuwendet? Es ist dieser Grund in nichts Anderem zu suchen, als im Geiste einer Protestation gegen alle Regierungen, die seit dem 24. Febr. aufeinander folgten.

- Die Nationalversammlung prüft in diesem Augenblick einen Kredit von 9 Millionen Franken für die Pariser Hausarmen, von dem sie (die Staatskasse) ein Drittel großmüthig übernehmen will. Dieser Kredit, der die besitzende Klasse durch Steueraufschläge (auf Patente, Fenster und Thüren, Häuser etc.) tilgen muß, wird ein fürchterliches Geschrei absetzen. Die "Presse" gibt in ihrem heutigen leitenden Artikel durch folgende Statistik den Ton an:

Pariser Armen-Register oder die Civilliste des Hungers

für den Winter 1848-49.

WährenddesOktoberhatParis zu unterstützen263,000 Mann
WährenddesNovemb.hatParis zu unterstützen263,000 Mann
WährenddesDezemb.hatParis zu unterstützen280,000 Mann
WährenddesJanuarhatParis zu unterstützen300,000 Mann
WährenddesFebruarhatParis zu unterstützen300,000 Mann
WährenddesMärzhatParis zu unterstützen300,000 Mann
WährenddesAprilhatParis zu unterstützen280,000 Mann

Während des Oktober und November empfingen obige Menschen täglich zwölf Centimen. Wie aber kann ein Mensch mit dieser Summe existiren, und wie lange wird sich der Mensch selbst - der Marrastinische Republikaner! - mit einem solchen Bettelpfennig begnügen? Das Hungergespenst grinzt mit jedem Tage drohender und der Kommunismus klopft an alle Thüren, aber Niemand will "Herein" rufen.

schen Kaiser und den magyarischen König wieder von den Todten auferwecken? Nein, nimmermehr! Den Kaiser Ferdinand werden die slavischen Arme nicht mehr auf den Thron setzen, und verflucht sei die Hand, welche dies thäte! Noch könnte sich der Kaiser erheben, aber nur als Kaiser der slavisch-rumunischen Reiche; der östreichische Kaiser aber und der magyarische König ruhe in ewigem Frieden!“

In der Lemberger Gazeta Powszechna heißt es:

„Durch die letzten Ereignisse in Wien ist die Sache der Völker der österreichischen Monarchie, der Slaven, Magyaren, Rumunen, Deutschen, ja selbst der Italiener, in eine ganz neue Phase getreten. Es ist geschehen, was wir vorhergesehen: Oesterreich geht zu Grunde, geht unbedingt zu Grunde durch dieselbe Waffe mit der es gekämpft. Indem es die Slaven als Werkzeug zur Erreichung seiner Zwecke benutzte, mußte es die reinste, die heiligste Flamme des Nationalitätsgefühls in ihnen erwecken, entzünden. Wir sahen vorher, daß, wenn der Brand mit aller Gluth aufgeht, er alles vernichten wird, was sich ihm entgegenzustemmen wagt. Der Verrath des Oesterreicherthums an den Slowaken, die letzte Antwort Jellachich's an den Deputirten Prato, sein abenteuerlicher Kriegszug, welcher die hohen Begriffe von seinen militärischen Fähigkeiten nicht rechtfertigt, alles das hat Unwillen, Besorgniß und Schrecken erweckt unter den Slaven, namentlich unter den Südslaven. Deshalb waren wir auch besonders begierig auf die Politik, welche die Slaven nach dem 6. Oktober beobachten würden. Leider treiben die Tschechen ihren Egoismus bis auf das Aeußerste; wir müssen bezweifeln, ob das klug und heilsam ist. Jetzt hat es sich gezeigt, daß das alte Oesterreich nur kokettirt mit der Idee einer föderirten slavisch-österreichischen Monarchie, daß es vielmehr auch die Interessen der Slaven verräth zu seinem eigenen Vortheil. Bis jetzt hat das wohlverstandene Interesse unserer Provinz, dieser nur provisorisch unter dem österreichischen Scepter stehenden Provinz, uns angerathen mit der Politik Hand in Hand zu gehen; jetzt wo das alte Gebäude, durch die eigene Keckheit in seinen Grundfesten untergraben, wankt, jetzt ist es unsere Pflicht, ihm den Stoß zu versetzen, damit es ganz zusammenbreche; an seiner Wiedererbauung zu arbeiten, wäre, mild gesagt, eine Don-Quixotterie. Darum stehen wir seit dem 6. Oktober mit den Tschechen auf dem Scheidewege.

München, 3. Nov.

An unserer Universität herrscht seit gestern bedeutende Aufregung. In einer zahlreichen, zu dem Zwecke abgehaltenen Studentenversammlung ward nämlich beschlossen, sich auf die revidirten Satzungen der Universität in keinem Falle mehr verpflichten zu lassen, weil dieselben mit der jetzigen Ze t in Widerspruch ständen. Diese Erklärung, welche an den Senat abgegeben wurde, hat sich auch der größte Theil derjenigen Studirenden angeschlossen, welche erst mit dem Anfange des gegenwärtigen Wintersemesters sich zu immatrikuliren gedachten.

Die von der Studentenschaft angefochtenen neu revidirten Statuten der Universität werden vom Ministerium abgeändert werden; inzwischen hat der Rektor zugesagt, vorerst Niemand auf dieselben zu verpflichten. (N. C.)

!!! Frankfurt, 6. Novbr.

Sitzung der Nationalversammlung. (In der reformirten Kirche.)

Präsident theilt ein Schreiben des Ministers des Innern mit, welchem eine Petition der Centralstande für Gewerbe aus Würtemberg beigefügt ist, worin die Nationalversammlung gebeten wird, in Art. 7 der Grundrechte einen Paragraphen über den Schutz der Arbeit und Arbeiter aufzunehmen. Geht an den Verfassungsausschuß.

Einige neu eingetretene Mitglieder und mehrere Flottenbeiträge werden verlesen.

Zachariä erstattet den Bericht über die Anklagesache gegen die Redakteure der Flugblätter. Antrag des Ausschusses: die Zustimmung zur Anklage zu ertheilen.

Dunker berichtet über einen Antrag von Vogt: „Die Nichtbeantwortung seiner Interpellation seitens des Ministers Schmerling sei von der Nationalversammlung zu untersuchen.

Der Ausschuß beantragt Tagesordnung über Vogt's Antrag.

Mohr interpelliert wegen der übermäßigen Einquartirung des Kreises Rheinhessen (Bingen).

Peukert (Kriegsminister) wird den 9. antworten.

Ziegert interpelliert in seit 14 Tagen (fruchtlos) üblicher Weise wegen der österreichischen Angelegenheiten. ‒ Will neue Nachrichten wissen. ‒

Bauernschmied dasselbe Lied wegen des Vandalismus des Windischgrätz u. s. w. (Bravo links und Zischen rechts.) Die Interpellation ist kräftig gefaßt.

Simon von Breslau und Genossen. Dasselbe Lied.

Franke aus Schleswig interpelliert wegen neuer Uebergriffe und Comentwidrigkeiten der Dänen. ‒ (Jetzt kommt Herr Franke!)

Mohl (Minister der Justiz) beantwortet eine Interpellation von Biedermann wegen partikularistischen Bestrebungen der sächsischen Kammer. (S. frühere Bericht.) Das Reichsministerium wird sich bei dem Benehmen der sächsischen Kammer nicht beruhigen, sondern der sächsischen Regierung berichtigende Mittheilungen machen. In allen Fällen wird das Ministerium alle Reichsgesetze bei allen Einzelregierungen zur Geltung, Publizirung u. s. w. bringen. (Bravo Centrum).

Biedermann hat diese Antwort mit höchster Befriedigung gehört, stellt aber einen dringlichen Antrag, da er wünscht, daß die Versammlung, nicht das Ministerium die Initiative in dieser Angelegenheit ergreife.

Diesen Antrag erkennt die hohe Versammlung als höchst dringlich und setzt ihn auf die Tagesordnung von morgen.

Schmerling (Minister [tiefe Stille]) beantwortet mehrere Interpellationen:

1) von Höfken über die Limburger Frage. Verba praetereaque nihil.

2) Auf Interpellationen wegen der posenschen Verhältnisse, resp. Widersprüche der Beschlüsse der berliner und frankfurter Versammlung. Die Demarkationslinie wird durch den darmstädtischen General Schäfer im Namen der Centralgewalt gezogen werden. Die Berliner Versammlung ist unserem Beschluß gradezu entgegengetreten. Als diese Kunde hierhergelangt, so wie die von der gerechten Aufregung im Großherzogthum, hat das Reichsministerium für nöthig erachtet, der berliner Versammlung und Regierung zu erklären, daß es den Beschluß der berliner Versammlung in der posenschen Angelegenheit als nicht geschehen betrachten werde, ‒ überhaupt wird die Centralgewalt alle Beschlüsse der Versammlungen einzelner deutschen Staaten, welche Beschlüssen der Nationalversammlung entgegentreten, aufs Entschiedenste zurückweisen (Bravo).

3) Die Interpellationen über die österreichischen Angelegenheiten. ‒ Bemerkenswerthe Veränderungen seien gar nicht offiziell bekannt in dieser Frage. Alles beschränkt sich auf telegraphische Berichte. Durch eine Depesche der Reichskommissäre (denen es unmöglich zugemuthet werden kann, sich in eine kämpfende Stadt zu werfen ‒ Tumult! ‒) sind die Nachrichten bis zum ersten Bruch der Capitulation seitens der Wiener (beim Herannahen der Ungarn) wahr und bestätigt, ‒ weiter bis dato nichts.

Der Minister hat das innigste Mitleid mit seiner unglücklichen Vaterstadt. Die Wiener, nicht die Angreifenden, haben den größten Theil der unglücklichen Maßregeln über Wien gebracht. ‒ Den alten Commissaren sind die neulichsten Beschlüsse der Nationalversammlung zur Ausführung anvertraut. Ein neuer Bevollmächtigter (Leiningen?) ist von der Centralgewalt nach Wien geschickt worden.

4) Auf Franke's Interpellation wegen Schleswig ‒ viele Worte!

von Dukwitz (Handelsminister) theilt die von der Centralgewalt beschlossene Einrichtung des Marinedepartements mit. ‒ Eine ganze Portion neue Beamten: Marineräthe ‒ Marinekanzellisten ‒ Marinebaukommissäre ‒ Ankaufungskommissäre ‒ Hafenuntersuchungskommissäre und Gott weiß was. Der Prinz Adalbert von Preußen wird an die Spitze der ganzen Marine treten.

Präsident verliest eine Anzahl dringlicher Anträge, in Folge der für unbefriedigt erachteten Antworten auf Interpellationen.

1) Stellt Jordan von Berlin einen dringlichen Antrag ungefähr des Inhalts: „Zur Schärfung des durch Werner und Raveaux in ihrem damaligen Antrage bereits aufgestellten Prinzips der Unterordnung aller Versammlungen der Einzelstaaten unter die Nationalversammlung, wolle dieselbe alle von Einzelstaaten gefaßten Beschlüsse, welche mit solchen der Nationalversammlung im Widerspruch stehen, als Auflehnungen gegen die Nationalversammlung erklären.“

Diesen Antrag erkennt die Nationalversammlung mit 227 Stimmen gegen 208 als dringlich. Wird auf die Tagesordnung von morgen gesetzt.

Wegen der österreichischen Angelegenheit: von Bauernschmied: „Alle an das Ministerium gelangten Briefe etc. unverkürzt auf den Tisch des Hauses zu legen“ ‒ nicht dringlich.

Von Heinrich Simon aus Breslau: „Sofort ein Reichsheer aufzustellen und die Autorität der Centralgewalt in Oestereich, so wie des österreichischen Reichstages mit Heermacht wiederherzustellen.“ Nicht dringlich! (Tumult links!)

Pfui! pfui!

Präsident ruft die Pfui-Rufer zur Ordnung. Viele von der Linken bekennen sich dazu, z. B. Schaffrath u. s. w. ‒ Präsident erklärt dies für Verhöhnung des Ordnungsrufes. ‒ Centrum schreit man: „Disciplinargesetz!“ ‒ v. Vinke will auf die Tribüne, und die Dringlichkeit des Disziplinargesetzes empfehlen. (Tumult.)

Heinrich Simon verlangt namentliche Abstimmung über die Dringlichkeit seines Antrags. ‒ Widerspruch!

Graf Schwerin will Tagesordnung.

Ziegert spricht für die namentliche Abstimmung.

Biedermann: Die Dringlichkeit sei einmal abgewiesen.

Rösler aus Oels tadelt den Präsidenten und verlangt namentliche Abstimmung nach der Geschäftsordnung. Ebenso Wesendonk, Drechsler, Schaffrath. ‒ Geschäfts- und Interpellations-Ordnung, alles Mögliche wird angeführt. ‒ Umsonst! ‒ Das Centrum ist unerbittlich! ‒ Da man gar nicht zum Ende kommt, beschließt (!) man namentlich abzustimmen, ob man namentlich abstimmen soll über den Simon'schen Antrag.

Mit 237 Stimmen gegen 189 beschließt man namentlich, nicht namentlich abstimmen!!!

Graf Schwerin beantragt abermals Tagesordnung

Simon von Trier, Berger etc. beantragen wie Simon von Breslau. (Geschrei: Tagesordnung.) ‒ Simon von Trier beantragt namentliche Abstimmung über seinen Antrag. ‒ Plathner schreit von der Tribüne für Tagesordnung.

Präsident läßt über die Tagesordnung abstimmen. Bei der Gegenprobe weigert sich die Linke zu stimmen. (Tumult!) Präsident läßt durch Zettel über die Tagesordnung abstimmen. Graf Schwerin protestiert dagegen. „Meine Herren“, ruft er, „wir kosten täglich dem Lande ‒“ (Gelächter, Tumult)

Mit 269 Stimmen gegen 122 wird die Tagesordnung beschlossen.

Tagesordnung

(Viele Mitglieder der Linken protestiren gegen die Willkühr, womit der Präsident die §. §. der Geschäftsordnung verletzt. ‒)

1. Bericht des Finanzausschusses über baldige Aufnahme und Verzeichnung der Bevölkerung durch ganz Deutschland. ‒ Berichterstatter: Si[unleserliches Material]hr. Der Ausschuß beantragt:

„Eine hohe Nationalversammlung wolle das Reichsministerium beauftragen, baldmöglichst durch ganz Deutschland auf zweckentsprechende, überall gleichmäßige Weise eine möglichst genaue Zählung und Verzeichnung der Bevölkerung nach Kopfzahl, Familien, Geschlecht, Altersstufen und Wohnorten vornehmen zu lassen und das Ergebniß demnächst zu veröffentlichen.

Fallati (Untersta[unleserliches Material]) Dagegen, weil es zuviel kostet; auch ist eine Volkszählung als polizeiliche Maaßregel nicht beliebt, ‒ beantragt Tagesordnung.

Siehr (aus Gumbi[unleserliches Material]) Berichterstatter, für obigen Antrag, wenn auch die Zeit der Zahlung hinausgeschoben würde. ‒ Die Tagesordnung wird mit 177 Stimmen gegen 176 Stimmen verworfen. (1 Stimme Majorität.)

(Die Abstimmung durch Aufstehen und Sitzenbleiben zu beurtheilen, ist in dem gegenwärtigen L kal schwierig. ‒ Deshalb die öftere Abstimmung durch Stimmzettel.) Der Ausschußantrag wird angenommen

2. Bericht des Ausschusses für Geschäftsordnung über Wichmanns Antrag auf gesetzliche Bestimmungen zu §. 42. Der Geschäftsordnung beantragt der Ausschuß als Zusatz: „Unter denselben Bedingungen findet bei den im §. 32. bezeichneten Anträgen, mit Ausschluß der namentlichen Abstimmung, die Abstimmung durch Stimmzettel statt.“ ‒

Ursprünglich war Wichmanns Antrag: „Unter denselben Bedingungen findet bei den im §. 32 bezeichneten Anträgen, mit Ausschluß der namentlichen Abstimmung, die Abstimmung durch Stimmzettel statt; jedoch auch nur dann, wenn die gewöhnliche Abstimmung durch Aufstehen und Sitzenbleiben zweifelhaft ist.“ ‒

Dieser Antrag wird mit 209 Stimmen gegen 180 angenommen, der Ausschußantrag also verworfen. ‒

Nro. 3 der Tagesordnung: Bericht des Abgeordneten Röben für den Marine-Ausschuß, das Gesetz über die deutsche Kriegs- und Handels-Flagge betreffend. ‒

Der Ausschuß beantragt: „Die provisorische Centralgewalt wird ermächtigt, bei Publikation des Gesetzes über die deutsche Kriegs- und Handelsflagge vom 31. Juli 1848 eine weitere Verordnung, wann die Bestimmungen über die Handelsflagge in Kraft treten sollen, sich vorzubehalten.“ ‒

Nauwerk (gleich beim Auftreten mit „Schluß“ begrüßt) spricht gegen den Antrag und hat einen anderen substituirt. ‒

Michelsen für den Ausschuß. (Die Flaggenfrage ist äußerst dringlich für das Wohl Deutschlands ‒ die Wiener Angelegenheiten nicht.) Die Diskussion wird alsbald geschlossen, sogar der Berichterstatter verzichtet. ‒

Der Ausschußantrag wird angenommen. Zusätze von Rauwerk verworfen. ‒

Nro. 4. der Tagesordnung. Bericht des Verfassungs-Ausschusses über mehrere Anträge zur Geschäftsbehandlung bei Berathung der §. §. 12 bis 20 des Entwurfs über die Reichsgewalt. ‒

Der Verfassungs-Ausschuß stellt daher den Antrag:

„Die Nationalversammlung möge beschließen, sogleich in die Berathung der §§. 12-20 des Verfassungs-Ausschusses einzugehen, bei der Berathung jedes einzelnen Paragraphen sowohl dem Berichterstatter des Wehrausschusses, und den Mitgliedern des Verfassungsausschusses, welche Minoritätsanträge stellten, als jedem andern Abgeordneten zu überlassen, zu dem der Berathung unterliegenden Paragraphen die abweichenden Anträge oder nothwendig erachteten Zusatzparagraphen vorzubringen und zu begründen.“

Wird ohne Diskussion angenommen.

Hierauf vertagt man sich um 2 Uhr bis Morgen.

Frankfurt, 6. Nov.

Aus zuverlässiger Quelle bringen wir in Erfahrung, daß das östreichische Ministerium neu gebildet ist. Fürst Windischgrätz ist Kriegsminister und führt das Präsidium; Auswärtiges: der bekannte Fürst Felix Schwarzenberg; Finanzen: Baron Kübeck. ‒ Ein Haufen von 1500 Arbeitern soll von den Husaren bis auf den letzten Mann niedergehauen sein.

(D. Z.)
Polen.
Krakau, 4. Nov.

So eben geht hier die Nachricht ein, daß Lemberg seit drei Stunden bombardirt worden ist.

(Schles. Ztg.)
Ungarn.
Pesth, 31. Okt.

Der ausgezeichnete Volksrepräsentant General Moritz Perzel hat das befestigte Csakathorn genommen. In einer Reihe von siegreichen Gefechten hat er von den Feinden mehr als 300 getödtet und 1000 gefangen gemacht. Er steht bereits vor Warasdin, der Gränzstadt Kroatiens, wohin die Dragoner nebst andern Soldaten vereint mit den Kroaten geflohen. Kurz vorher ist ein Bataillon Gränzer und ein ungarisches Bataillon in Warasdin angekommen, welche Radetzky aus Italien heimgesendet. Das ganze weite Gebiet von Muraköz ist innerhalb 24 Stunden durch Perzel vom Feinde gesäubert worden. Die meist kroatische Bevölkerung hat Perzel als den Befreier begrüßt.

Nicht so günstig lauten die Nachrichten aus Siebenbürgen. Der Kommandirende von Siebenbürgen, Feldmarschallieutenant v. Puchner, hat sich jetzt an die Spitze der Empörer gestellt.

Nachschrift. In einer der letzten Sitzungen des Repräsentantenhauses wurde das neue kaiserl. Manifest vom 16. Okt. verlesen. Dieses Manifest ist dem Hause nicht offiziell zugeschickt worden. Dieses ergriff jedoch die Gelegenheit, Jeden für einen Hochverräther zu erklären, welcher es wagen würde, den Befehlen des Windischgrätz zu gehorchen. ‒ Der Festungskommandant von Arad hat die Stadt stark, aber ohne allen Erfolg beschießen lassen.

(Bresl. Z.)
Preßburg, 31. Okt.

Das Glück war uns vor Wien nicht so günstig, wie es die Tapferkeit unserer Armee verdient hätte, oder vielmehr nicht, das Glück war uns nicht günstig, sondern wir wurden in unsern gerechtesten Erwartungen getäuscht, denn die hartbedrängte Stadt Wien, zu deren Entsatz unsere tapfere Armee herbeigeeilt war, hat dem Kampfe, den wir fast unter Wiens Mauern um Wiens Freiheit mehr als acht Stunden lang gefochten, unthätig zugeschaut, und nicht nur mit keinem Ausfall uns unterstützt, sondern nicht einmal einen Schuß von den Wällen gethan, um den Feind einigermaßen zu beschäftigen. Unsere schnell improvisirte, größtentheils ungeübte Armee kann stolz auf diesen Tag des Kampfes sein. Ueberall, wo sie mit dem Feinde zusammentraf, wurde derselbe von ihr geworfen; als man endlich um 4 Uhr sah, daß Wien zu seiner Rettung selbst nichts that, der Feind aber, wenn wir weiter vorrückten, bei seiner Ueberlegenheit an Kavallerie unsere linke Flanke umgehen konnte, dabei aus dem Dorfe Schwechat wie aus einer Festung ein ungeheures Kanonen- und Kartätschenfeuer sich erneute, war es Pflicht, unsere Streitkräfte, die das Vaterland so nothwendig braucht, nicht zu gefährden, und es wurde um 4 Uhr der Befehl ertheilt, daß unsere Armee ihre Stellungen herwärts der Fischa wieder besetzen sollte, wobei die Komorner Sensenmänner sich höchst unordentlich und unbesonnen benommen haben und nicht zum Stehen zu bringen waren. Man ließ sie endlich in Gottes Namen ziehen. Die Armee selbst wird sich nun auf die Vertheidigung unseres eigenen Landes beschränken.

(Preßb. Z.)
Presburg, 1. Nov.

Gestern von 10 Uhr Vormittags an bis in die Nacht hinein kamen flüchtende ungarische Truppen hier an, sodaß diese Nacht gewiß 15,000 Mann hier Quartier genommen haben. Kossuth hielt gestern Nachmittag 4 Uhr im grünen Baum eine Konferenz mit mehren Offizieren, unter denen sich besonders Offiziere unserer Nationalgarde befanden. Er erklärte, daß er sich mit dem größten Theile der Armee nach Komorn, Pesth und Ofen zurückziehen werde; die Presburger möchten sich gegen den wahrscheinlich bald nachrückenden Feind möglichst vertheidigen.

(Schles. Z.)
Französische Republik.
Paris, 6. Nov.

Je näher wir der Präsidentenwahl rücken, desto wüthender fallen die Cavaignaeschen Organe (wozu nun auch die Debats gehören) über den Prinzen Louis Bonaparte her. „Sein Name gefällt Manchen ‒ ruft Hr. Bertin-Rothschild aus ‒ Andern mißfällt er. Wir gehören zu den Letzteren. Dieser Name ist uns verdächtig. Will man etwa Kriegssiege erfechten, daß man den Hrn. Louis Bonaparte zur Präsidentschaft stößt? Mit seinem bloßen Namen erfocht sein Oheim wahrhaftig nicht die Siege über die Russen und Oestreicher bei Marengo und Austerlitz. Krieg gibt es überhaupt für die Republik nicht, und kein Vernünftiger wünscht ihn. Möchte Hr. Louis Bonaparte etwa Frankreich reorganisiren, Civilgesetzbücher schaffen, die Kirchen wieder öffnen? Trotz manchen bösen Tagen, befindet sich doch Frankreich keineswegs in der Lage des Konsulats…Louis Bonaparte stellt nicht die Zukunft, er stellt nur das Unbekannte dar. Das Beste, was man für ihn thun kann, besteht darin, Straßburg und Boulogne zu vergessen.

Der National erklärt die Wahl Bonapartes geradezu für einen Unsinn und eine Staatsgefahr.

‒ Das 1. leichte Infanterieregiment hat in Folge seiner Kämpfe gegen die Mobilgarde Paris verlassen müssen und ist gestern nach Charenton abmarschirt.

‒ Der National zeigt diesen Morgen mit Entrüstung an, daß in vergangener Nacht sämtliche gipserne Freiheitsgöttinnen an den Freiheitsbäumen vom Arsenal bis in die Nähe des Stadthaus Quais von böswilligen (royalistischen) Händen zertrümmert worden sind. Komischster National!

‒ Unsere Waffenfabriken arbeiten Tag und Nacht. Nach St. Etienne gingen allein für 67,000 Stück Gewehr-Ausfuhrzettel aus dem Ministerium ab. Alle diese Waffen sind für Sardinien bestimmt.

‒ Nach Algerien segelte gestern ein achter Zug von achthundert Auswanderern (meistentheils Kleinbürgern) ab. Der erzbischöfliche Generalvikar ertheilte auch diesem Zuge seinen Abschieds-Segen.

‒ Der Moniteur enthält heute das Reglement für die öffentlichen Vorlesungen, die in den Sälen des Collège de France, der Spezialschule für Pharmazie, des Lyceums Charlemagee, des Lyceums Bonaparte und des Musikkonservatoriums, an verschiedenen Wochentagen von 7 bis 8 Uhr Abends für das Volk unentgeltlich stattfinden, und eine der wenigen Brocken bilden, die uns die Reaktion seit dem 24. Februar übrig ließ. Die vorlesenden Professoren sollen sich auf Freslon's Befehl ausdrücklich jeder Kritik und sonstigen Randglossen enthalten. Auch sind ihnen die einzelnen Bücher vorgeschrieben, aus denen diese Vorlesungen gehalten werden müssen.

‒ Briefe aus Konstantinopel vom 15. Okt. stellen klar dar, auf welch' tückisch-barbarische Weise Rußland die jüngste wallachische Freiheitsbewegung ausbeutete und erstickte. „Die russischen Truppen (heißt es in den Briefen) haben sich hier festgenistet und das Land in ein fürchterliches Elend versetzt. 22 Mill. Piaster haben sie bereits verschlungen und die Zahl der Truppen vermehrt sich mit jedem Tage. Es ist gewiß, daß, sollten sie je die Wallachei wieder verlassen, den unglücklichen Einwohnern derselben nichts Anderes übrig bleiben wird, als die Augen, um ihr Elend zu beweinen.“

‒ Das Amphitheater der Rue de Poitiers war gestern Abend außerordentlich stark besetzt. Es handelte sich um Beantwortung der Frage: wird der Klub einen Kandidaten für die Präsidentschaft begünstigen und welchen? Molé, Baze, Rochejaquelin, Combarel und Thiers widersetzten sich der Aufstellung eines Kandidaten. Bischof Fayet, de Larcy, Degousse und Grandin unterstützten dagegen die Ansicht, daß man doch einen Kandidaten aufstellen und begünstigen müsse. Dem ränkevollen Thiers entschlüpfte scheinbar die Aeußerung, daß er ohne allen Hinterhalt spreche, weil er weder selbst als Kandidat für die Präsidentschaft auftrete, noch der Minister irgend eines Kandidaten werden wolle. (?) Welches ist der Grund, warum sich die Hälfte der Nation einem Namen zuwendet? Es ist dieser Grund in nichts Anderem zu suchen, als im Geiste einer Protestation gegen alle Regierungen, die seit dem 24. Febr. aufeinander folgten.

‒ Die Nationalversammlung prüft in diesem Augenblick einen Kredit von 9 Millionen Franken für die Pariser Hausarmen, von dem sie (die Staatskasse) ein Drittel großmüthig übernehmen will. Dieser Kredit, der die besitzende Klasse durch Steueraufschläge (auf Patente, Fenster und Thüren, Häuser etc.) tilgen muß, wird ein fürchterliches Geschrei absetzen. Die „Presse“ gibt in ihrem heutigen leitenden Artikel durch folgende Statistik den Ton an:

Pariser Armen-Register oder die Civilliste des Hungers

für den Winter 1848-49.

WährenddesOktoberhatParis zu unterstützen263,000 Mann
WährenddesNovemb.hatParis zu unterstützen263,000 Mann
WährenddesDezemb.hatParis zu unterstützen280,000 Mann
WährenddesJanuarhatParis zu unterstützen300,000 Mann
WährenddesFebruarhatParis zu unterstützen300,000 Mann
WährenddesMärzhatParis zu unterstützen300,000 Mann
WährenddesAprilhatParis zu unterstützen280,000 Mann

Während des Oktober und November empfingen obige Menschen täglich zwölf Centimen. Wie aber kann ein Mensch mit dieser Summe existiren, und wie lange wird sich der Mensch selbst ‒ der Marrastinische Republikaner! ‒ mit einem solchen Bettelpfennig begnügen? Das Hungergespenst grinzt mit jedem Tage drohender und der Kommunismus klopft an alle Thüren, aber Niemand will „Herein“ rufen.

<TEI>
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schen Kaiser und den magyarischen König wieder von den Todten auferwecken? Nein, nimmermehr! Den Kaiser Ferdinand werden die slavischen Arme nicht mehr auf den Thron setzen, und verflucht sei die Hand, welche dies thäte! Noch könnte sich der Kaiser erheben, aber nur als Kaiser der slavisch-rumunischen Reiche; der östreichische Kaiser aber und der magyarische König ruhe in ewigem Frieden!&#x201C;</p>
          <p>In der Lemberger Gazeta Powszechna heißt es:</p>
          <p>&#x201E;Durch die letzten Ereignisse in Wien ist die Sache der Völker der österreichischen Monarchie, der Slaven, Magyaren, Rumunen, Deutschen, ja selbst der Italiener, in eine ganz neue Phase getreten. Es ist geschehen, was wir vorhergesehen: Oesterreich geht zu Grunde, geht unbedingt zu Grunde durch dieselbe Waffe mit der es gekämpft. Indem es die Slaven als Werkzeug zur Erreichung seiner Zwecke benutzte, mußte es die reinste, die heiligste Flamme des Nationalitätsgefühls in ihnen erwecken, entzünden. Wir sahen vorher, daß, wenn der Brand mit aller Gluth aufgeht, er alles vernichten wird, was sich ihm entgegenzustemmen wagt. Der Verrath des Oesterreicherthums an den Slowaken, die letzte Antwort Jellachich's an den Deputirten Prato, sein abenteuerlicher Kriegszug, welcher die hohen Begriffe von seinen militärischen Fähigkeiten nicht rechtfertigt, alles das hat Unwillen, Besorgniß und Schrecken erweckt unter den Slaven, namentlich unter den Südslaven. Deshalb waren wir auch besonders begierig auf die Politik, welche die Slaven nach dem 6. Oktober beobachten würden. Leider treiben die Tschechen ihren Egoismus bis auf das Aeußerste; wir müssen bezweifeln, ob das klug und heilsam ist. Jetzt hat es sich gezeigt, daß das alte Oesterreich nur kokettirt mit der Idee einer föderirten slavisch-österreichischen Monarchie, daß es vielmehr auch die Interessen der Slaven verräth zu seinem eigenen Vortheil. Bis jetzt hat das wohlverstandene Interesse unserer Provinz, dieser nur provisorisch unter dem österreichischen Scepter stehenden Provinz, uns angerathen mit der Politik Hand in Hand zu gehen; jetzt wo das alte Gebäude, durch die eigene Keckheit in seinen Grundfesten untergraben, wankt, jetzt ist es unsere Pflicht, ihm den Stoß zu versetzen, damit es ganz zusammenbreche; an seiner Wiedererbauung zu arbeiten, wäre, mild gesagt, eine Don-Quixotterie. Darum stehen wir seit dem 6. Oktober mit den Tschechen auf dem Scheidewege.</p>
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          <head>München, 3. Nov.</head>
          <p>An unserer Universität herrscht seit gestern bedeutende Aufregung. In einer zahlreichen, zu dem Zwecke abgehaltenen Studentenversammlung ward nämlich beschlossen, sich auf die revidirten Satzungen der Universität in keinem Falle mehr verpflichten zu lassen, weil dieselben mit der jetzigen Ze t in Widerspruch ständen. Diese Erklärung, welche an den Senat abgegeben wurde, hat sich auch der größte Theil derjenigen Studirenden angeschlossen, welche erst mit dem Anfange des gegenwärtigen Wintersemesters sich zu immatrikuliren gedachten.</p>
          <p>Die von der Studentenschaft angefochtenen neu revidirten Statuten der Universität werden vom Ministerium abgeändert werden; inzwischen hat der Rektor zugesagt, vorerst Niemand auf dieselben zu verpflichten. (N. C.)</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>!!!</author></bibl> Frankfurt, 6. Novbr.</head>
          <p>Sitzung der Nationalversammlung. (In der reformirten Kirche.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Präsident</hi> theilt ein Schreiben des Ministers des Innern mit, welchem eine Petition der Centralstande für Gewerbe aus Würtemberg beigefügt ist, worin die Nationalversammlung gebeten wird, in Art. 7 der Grundrechte einen Paragraphen über den Schutz der Arbeit und Arbeiter aufzunehmen. Geht an den Verfassungsausschuß.</p>
          <p>Einige neu eingetretene Mitglieder und mehrere Flottenbeiträge werden verlesen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Zachariä</hi> erstattet den Bericht über die Anklagesache gegen die Redakteure der Flugblätter. Antrag des Ausschusses: die Zustimmung zur Anklage zu ertheilen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Dunker</hi> berichtet über einen Antrag von Vogt: &#x201E;Die Nichtbeantwortung seiner Interpellation seitens des Ministers Schmerling sei von der Nationalversammlung zu untersuchen.</p>
          <p>Der Ausschuß beantragt Tagesordnung über Vogt's Antrag.</p>
          <p><hi rendition="#g">Mohr</hi> interpelliert wegen der übermäßigen Einquartirung des Kreises Rheinhessen (Bingen).</p>
          <p><hi rendition="#g">Peukert</hi> (Kriegsminister) wird den 9. antworten.</p>
          <p><hi rendition="#g">Ziegert</hi> interpelliert in seit 14 Tagen (fruchtlos) üblicher Weise wegen der österreichischen Angelegenheiten. &#x2012; Will neue Nachrichten wissen. &#x2012;</p>
          <p><hi rendition="#g">Bauernschmied</hi> dasselbe Lied wegen des Vandalismus des Windischgrätz u. s. w. (Bravo links und Zischen rechts.) Die Interpellation ist kräftig gefaßt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Simon</hi> von Breslau und Genossen. Dasselbe Lied.</p>
          <p><hi rendition="#g">Franke</hi> aus Schleswig interpelliert wegen neuer Uebergriffe und Comentwidrigkeiten der Dänen. &#x2012; (Jetzt kommt Herr Franke!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Mohl</hi> (Minister der Justiz) beantwortet eine Interpellation von Biedermann wegen partikularistischen Bestrebungen der sächsischen Kammer. (S. frühere Bericht.) Das Reichsministerium wird sich bei dem Benehmen der sächsischen Kammer nicht beruhigen, sondern der sächsischen Regierung berichtigende Mittheilungen machen. In allen Fällen wird das Ministerium alle Reichsgesetze bei allen Einzelregierungen zur Geltung, Publizirung u. s. w. bringen. (Bravo Centrum).</p>
          <p><hi rendition="#g">Biedermann</hi> hat diese Antwort mit höchster Befriedigung gehört, stellt aber einen dringlichen Antrag, da er wünscht, daß die Versammlung, nicht das Ministerium die Initiative in dieser Angelegenheit ergreife.</p>
          <p>Diesen Antrag erkennt die hohe Versammlung als höchst dringlich und setzt ihn auf die Tagesordnung von morgen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Schmerling</hi> (Minister [tiefe Stille]) beantwortet mehrere Interpellationen:</p>
          <p>1) von Höfken über die Limburger Frage. Verba praetereaque nihil.</p>
          <p>2) Auf Interpellationen wegen der posenschen Verhältnisse, resp. Widersprüche der Beschlüsse der berliner und frankfurter Versammlung. Die Demarkationslinie wird durch den darmstädtischen General Schäfer im Namen der Centralgewalt gezogen werden. Die Berliner Versammlung ist unserem Beschluß gradezu entgegengetreten. Als diese Kunde hierhergelangt, so wie die von der gerechten Aufregung im Großherzogthum, hat das Reichsministerium für nöthig erachtet, der berliner Versammlung und Regierung zu erklären, daß es den Beschluß der berliner Versammlung in der posenschen Angelegenheit als nicht geschehen betrachten werde, &#x2012; überhaupt wird die Centralgewalt alle Beschlüsse der Versammlungen einzelner deutschen Staaten, welche Beschlüssen der Nationalversammlung entgegentreten, aufs Entschiedenste zurückweisen (Bravo).</p>
          <p>3) Die Interpellationen über die österreichischen Angelegenheiten. &#x2012; Bemerkenswerthe Veränderungen seien gar nicht offiziell bekannt in dieser Frage. Alles beschränkt sich auf telegraphische Berichte. Durch eine Depesche der Reichskommissäre (denen es unmöglich zugemuthet werden kann, sich in eine kämpfende Stadt zu werfen &#x2012; Tumult! &#x2012;) sind die Nachrichten bis zum ersten Bruch der Capitulation seitens der Wiener (beim Herannahen der Ungarn) wahr und bestätigt, &#x2012; weiter bis dato nichts.</p>
          <p>Der Minister hat das innigste Mitleid mit seiner unglücklichen Vaterstadt. Die Wiener, nicht die Angreifenden, haben den größten Theil der unglücklichen Maßregeln über Wien gebracht. &#x2012; Den alten Commissaren sind die neulichsten Beschlüsse der Nationalversammlung zur Ausführung anvertraut. Ein neuer Bevollmächtigter (Leiningen?) ist von der Centralgewalt nach Wien geschickt worden.</p>
          <p>4) Auf Franke's Interpellation wegen Schleswig &#x2012; viele Worte!</p>
          <p><hi rendition="#g">von Dukwitz</hi> (Handelsminister) theilt die von der Centralgewalt beschlossene Einrichtung des Marinedepartements mit. &#x2012; Eine ganze Portion neue Beamten: Marineräthe &#x2012; Marinekanzellisten &#x2012; Marinebaukommissäre &#x2012; Ankaufungskommissäre &#x2012; Hafenuntersuchungskommissäre und Gott weiß was. Der Prinz Adalbert von Preußen wird an die Spitze der ganzen Marine treten.</p>
          <p><hi rendition="#g">Präsident</hi> verliest eine Anzahl dringlicher Anträge, in Folge der für unbefriedigt erachteten Antworten auf Interpellationen.</p>
          <p>1) Stellt Jordan von Berlin einen dringlichen Antrag ungefähr des Inhalts: &#x201E;Zur Schärfung des durch Werner und Raveaux in ihrem damaligen Antrage bereits aufgestellten Prinzips der Unterordnung aller Versammlungen der Einzelstaaten unter die Nationalversammlung, wolle dieselbe alle von Einzelstaaten gefaßten Beschlüsse, welche mit solchen der Nationalversammlung im Widerspruch stehen, als Auflehnungen gegen die Nationalversammlung erklären.&#x201C;</p>
          <p>Diesen Antrag erkennt die Nationalversammlung mit 227 Stimmen gegen 208 als dringlich. Wird auf die Tagesordnung von morgen gesetzt.</p>
          <p>Wegen der österreichischen Angelegenheit: von <hi rendition="#g">Bauernschmied:</hi> &#x201E;Alle an das Ministerium gelangten Briefe etc. unverkürzt auf den Tisch des Hauses zu legen&#x201C; &#x2012; nicht dringlich.</p>
          <p>Von <hi rendition="#g">Heinrich Simon</hi> aus Breslau: &#x201E;Sofort ein Reichsheer aufzustellen und die Autorität der Centralgewalt in Oestereich, so wie des österreichischen Reichstages mit Heermacht wiederherzustellen.&#x201C; Nicht dringlich! (Tumult links!)</p>
          <p>Pfui! pfui!</p>
          <p>Präsident ruft die Pfui-Rufer zur Ordnung. Viele von der Linken bekennen sich dazu, z. B. Schaffrath u. s. w. &#x2012; Präsident erklärt dies für Verhöhnung des Ordnungsrufes. &#x2012; Centrum schreit man: &#x201E;Disciplinargesetz!&#x201C; &#x2012; v. Vinke will auf die Tribüne, und die Dringlichkeit des Disziplinargesetzes empfehlen. (Tumult.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Heinrich Simon</hi> verlangt namentliche Abstimmung über die Dringlichkeit seines Antrags. &#x2012; Widerspruch!</p>
          <p>Graf <hi rendition="#g">Schwerin</hi> will Tagesordnung.</p>
          <p><hi rendition="#g">Ziegert</hi> spricht für die namentliche Abstimmung.</p>
          <p><hi rendition="#g">Biedermann:</hi> Die Dringlichkeit sei einmal abgewiesen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Rösler</hi> aus Oels tadelt den Präsidenten und verlangt namentliche Abstimmung nach der Geschäftsordnung. Ebenso Wesendonk, Drechsler, Schaffrath. &#x2012; Geschäfts- und Interpellations-Ordnung, alles Mögliche wird angeführt. &#x2012; Umsonst! &#x2012; Das Centrum ist unerbittlich! &#x2012; Da man gar nicht zum Ende kommt, beschließt (!) man namentlich abzustimmen, ob man namentlich abstimmen soll über den Simon'schen Antrag.</p>
          <p>Mit 237 Stimmen gegen 189 beschließt man namentlich, nicht namentlich abstimmen!!!</p>
          <p>Graf <hi rendition="#g">Schwerin</hi> beantragt abermals Tagesordnung</p>
          <p><hi rendition="#g">Simon</hi> von Trier, <hi rendition="#g">Berger</hi> etc. beantragen wie Simon von Breslau. (Geschrei: Tagesordnung.) &#x2012; Simon von Trier beantragt namentliche Abstimmung über seinen Antrag. &#x2012; Plathner schreit von der Tribüne für Tagesordnung.</p>
          <p><hi rendition="#g">Präsident</hi> läßt über die Tagesordnung abstimmen. Bei der Gegenprobe weigert sich die Linke zu stimmen. (Tumult!) Präsident läßt durch Zettel über die Tagesordnung abstimmen. Graf Schwerin protestiert dagegen. &#x201E;Meine Herren&#x201C;, ruft er, &#x201E;wir kosten täglich dem Lande &#x2012;&#x201C; (Gelächter, Tumult)</p>
          <p>Mit 269 Stimmen gegen 122 wird die Tagesordnung beschlossen.</p>
          <p> <hi rendition="#g">Tagesordnung</hi> </p>
          <p>(Viele Mitglieder der Linken protestiren gegen die Willkühr, womit der Präsident die §. §. der Geschäftsordnung verletzt. &#x2012;)</p>
          <p>1. Bericht des Finanzausschusses über baldige Aufnahme und Verzeichnung der Bevölkerung durch ganz Deutschland. &#x2012; Berichterstatter: Si<gap reason="illegible"/>hr. Der Ausschuß beantragt:</p>
          <p>&#x201E;Eine hohe Nationalversammlung wolle das Reichsministerium beauftragen, baldmöglichst durch ganz Deutschland auf zweckentsprechende, überall gleichmäßige Weise eine möglichst genaue Zählung und Verzeichnung der Bevölkerung nach Kopfzahl, Familien, Geschlecht, Altersstufen und Wohnorten vornehmen zu lassen und das Ergebniß demnächst zu veröffentlichen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Fallati</hi> (Untersta<gap reason="illegible"/>) Dagegen, weil es zuviel kostet; auch ist eine Volkszählung als polizeiliche Maaßregel nicht beliebt, &#x2012; beantragt Tagesordnung.</p>
          <p><hi rendition="#g">Siehr</hi> (aus Gumbi<gap reason="illegible"/>) Berichterstatter, für obigen Antrag, wenn auch die Zeit der Zahlung hinausgeschoben würde. &#x2012; Die Tagesordnung wird mit 177 Stimmen gegen 176 Stimmen verworfen. (1 Stimme Majorität.)</p>
          <p>(Die Abstimmung durch Aufstehen und Sitzenbleiben zu beurtheilen, ist in dem gegenwärtigen L kal schwierig. &#x2012; Deshalb die öftere Abstimmung durch Stimmzettel.) Der Ausschußantrag wird angenommen</p>
          <p>2. Bericht des Ausschusses für Geschäftsordnung über Wichmanns Antrag auf gesetzliche Bestimmungen zu §. 42. Der Geschäftsordnung beantragt der Ausschuß als Zusatz: &#x201E;Unter denselben Bedingungen findet bei den im §. 32. bezeichneten Anträgen, mit Ausschluß der namentlichen Abstimmung, die Abstimmung durch Stimmzettel statt.&#x201C; &#x2012;</p>
          <p>Ursprünglich war <hi rendition="#g">Wichmanns</hi> Antrag: &#x201E;Unter denselben Bedingungen findet bei den im §. 32 bezeichneten Anträgen, mit Ausschluß der namentlichen Abstimmung, die Abstimmung durch Stimmzettel statt; jedoch auch nur dann, wenn die gewöhnliche Abstimmung durch Aufstehen und Sitzenbleiben zweifelhaft ist.&#x201C; &#x2012;</p>
          <p>Dieser Antrag wird mit 209 Stimmen gegen 180 angenommen, der Ausschußantrag also verworfen. &#x2012;</p>
          <p>Nro. 3 der Tagesordnung: Bericht des Abgeordneten Röben für den Marine-Ausschuß, das Gesetz über die deutsche Kriegs- und Handels-Flagge betreffend. &#x2012;</p>
          <p>Der Ausschuß beantragt: &#x201E;Die provisorische Centralgewalt wird ermächtigt, bei Publikation des Gesetzes über die deutsche Kriegs- und Handelsflagge vom 31. Juli 1848 eine weitere Verordnung, wann die Bestimmungen über die Handelsflagge in Kraft treten sollen, sich vorzubehalten.&#x201C; &#x2012;</p>
          <p><hi rendition="#g">Nauwerk</hi> (gleich beim Auftreten mit &#x201E;Schluß&#x201C; begrüßt) spricht gegen den Antrag und hat einen anderen substituirt. &#x2012;</p>
          <p><hi rendition="#g">Michelsen</hi> für den Ausschuß. (Die Flaggenfrage ist äußerst dringlich für das Wohl Deutschlands &#x2012; die Wiener Angelegenheiten nicht.) Die Diskussion wird alsbald geschlossen, sogar der Berichterstatter verzichtet. &#x2012;</p>
          <p>Der Ausschußantrag wird angenommen. Zusätze von Rauwerk verworfen. &#x2012;</p>
          <p>Nro. 4. der Tagesordnung. Bericht des Verfassungs-Ausschusses über mehrere Anträge zur Geschäftsbehandlung bei Berathung der §. §. 12 bis 20 des Entwurfs über die Reichsgewalt. &#x2012;</p>
          <p>Der Verfassungs-Ausschuß stellt daher den Antrag:</p>
          <p>&#x201E;Die Nationalversammlung möge beschließen, sogleich in die Berathung der §§. 12-20 des Verfassungs-Ausschusses einzugehen, bei der Berathung jedes einzelnen Paragraphen sowohl dem Berichterstatter des Wehrausschusses, und den Mitgliedern des Verfassungsausschusses, welche Minoritätsanträge stellten, als jedem andern Abgeordneten zu überlassen, zu dem der Berathung unterliegenden Paragraphen die abweichenden Anträge oder nothwendig erachteten Zusatzparagraphen vorzubringen und zu begründen.&#x201C;</p>
          <p>Wird ohne Diskussion angenommen.</p>
          <p>Hierauf vertagt man sich um 2 Uhr bis Morgen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar138_020" type="jArticle">
          <head>Frankfurt, 6. Nov.</head>
          <p>Aus zuverlässiger Quelle bringen wir in Erfahrung, daß das östreichische Ministerium neu gebildet ist. Fürst Windischgrätz ist Kriegsminister und führt das Präsidium; Auswärtiges: der bekannte Fürst Felix Schwarzenberg; Finanzen: Baron Kübeck. &#x2012; Ein Haufen von 1500 Arbeitern soll von den Husaren bis auf den letzten Mann niedergehauen sein.</p>
          <bibl>(D. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Polen.</head>
        <div xml:id="ar138_021" type="jArticle">
          <head>Krakau, 4. Nov.</head>
          <p>So eben geht hier die Nachricht ein, daß Lemberg seit drei Stunden bombardirt worden ist.</p>
          <bibl>(Schles. Ztg.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar138_022" type="jArticle">
          <head>Pesth, 31. Okt.</head>
          <p>Der ausgezeichnete Volksrepräsentant General Moritz <hi rendition="#g">Perzel</hi> hat das befestigte Csakathorn genommen. In einer Reihe von siegreichen Gefechten hat er von den Feinden mehr als 300 getödtet und 1000 gefangen gemacht. Er steht bereits vor Warasdin, der Gränzstadt Kroatiens, wohin die Dragoner nebst andern Soldaten vereint mit den Kroaten geflohen. Kurz vorher ist ein Bataillon Gränzer und ein ungarisches Bataillon in Warasdin angekommen, welche Radetzky aus Italien heimgesendet. Das ganze weite Gebiet von Muraköz ist innerhalb 24 Stunden durch Perzel vom Feinde gesäubert worden. Die meist kroatische Bevölkerung hat Perzel als den Befreier begrüßt.</p>
          <p>Nicht so günstig lauten die Nachrichten aus Siebenbürgen. Der Kommandirende von Siebenbürgen, Feldmarschallieutenant v. Puchner, hat sich jetzt an die Spitze der Empörer gestellt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Nachschrift.</hi> In einer der letzten Sitzungen des Repräsentantenhauses wurde das neue kaiserl. Manifest vom 16. Okt. verlesen. Dieses Manifest ist dem Hause nicht offiziell zugeschickt worden. Dieses ergriff jedoch die Gelegenheit, Jeden für einen Hochverräther zu erklären, welcher es wagen würde, den Befehlen des Windischgrätz zu gehorchen. &#x2012; Der Festungskommandant von Arad hat die Stadt stark, aber ohne allen Erfolg beschießen lassen.</p>
          <bibl>(Bresl. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar138_023" type="jArticle">
          <head>Preßburg, 31. Okt.</head>
          <p>Das Glück war uns vor Wien nicht so günstig, wie es die Tapferkeit unserer Armee verdient hätte, oder vielmehr nicht, das Glück war uns nicht günstig, sondern wir wurden in unsern gerechtesten Erwartungen getäuscht, denn die hartbedrängte Stadt Wien, zu deren Entsatz unsere tapfere Armee herbeigeeilt war, hat dem Kampfe, den wir fast unter Wiens Mauern um Wiens Freiheit mehr als acht Stunden lang gefochten, unthätig zugeschaut, und nicht nur mit keinem Ausfall uns unterstützt, sondern nicht einmal einen Schuß von den Wällen gethan, um den Feind einigermaßen zu beschäftigen. Unsere schnell improvisirte, größtentheils ungeübte Armee kann stolz auf diesen Tag des Kampfes sein. Ueberall, wo sie mit dem Feinde zusammentraf, wurde derselbe von ihr geworfen; als man endlich um 4 Uhr sah, daß Wien zu seiner Rettung selbst nichts that, der Feind aber, wenn wir weiter vorrückten, bei seiner Ueberlegenheit an Kavallerie unsere linke Flanke umgehen konnte, dabei aus dem Dorfe Schwechat wie aus einer Festung ein ungeheures Kanonen- und Kartätschenfeuer sich erneute, war es Pflicht, unsere Streitkräfte, die das Vaterland so nothwendig braucht, nicht zu gefährden, und es wurde um 4 Uhr der Befehl ertheilt, daß unsere Armee ihre Stellungen herwärts der Fischa wieder besetzen sollte, wobei die Komorner Sensenmänner sich höchst unordentlich und unbesonnen benommen haben und nicht zum Stehen zu bringen waren. Man ließ sie endlich in Gottes Namen ziehen. Die Armee selbst wird sich nun auf die Vertheidigung unseres eigenen Landes beschränken.</p>
          <bibl>(Preßb. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar138_024" type="jArticle">
          <head>Presburg, 1. Nov.</head>
          <p>Gestern von 10 Uhr Vormittags an bis in die Nacht hinein kamen flüchtende ungarische Truppen hier an, sodaß diese Nacht gewiß 15,000 Mann hier Quartier genommen haben. Kossuth hielt gestern Nachmittag 4 Uhr im grünen Baum eine Konferenz mit mehren Offizieren, unter denen sich besonders Offiziere unserer Nationalgarde befanden. Er erklärte, daß er sich mit dem größten Theile der Armee nach Komorn, Pesth und Ofen zurückziehen werde; die Presburger möchten sich gegen den wahrscheinlich bald nachrückenden Feind möglichst vertheidigen.</p>
          <bibl>(Schles. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar138_025" type="jArticle">
          <head>Paris, 6. Nov.</head>
          <p>Je näher wir der Präsidentenwahl rücken, desto wüthender fallen die Cavaignaeschen Organe (wozu nun auch die Debats gehören) über den Prinzen Louis Bonaparte her. &#x201E;Sein Name gefällt Manchen &#x2012; ruft Hr. Bertin-Rothschild aus &#x2012; Andern mißfällt er. Wir gehören zu den Letzteren. Dieser Name ist uns verdächtig. Will man etwa Kriegssiege erfechten, daß man den Hrn. Louis Bonaparte zur Präsidentschaft stößt? Mit seinem bloßen Namen erfocht sein Oheim wahrhaftig nicht die Siege über die Russen und Oestreicher bei Marengo und Austerlitz. Krieg gibt es überhaupt für die Republik nicht, und kein Vernünftiger wünscht ihn. Möchte Hr. Louis Bonaparte etwa Frankreich reorganisiren, Civilgesetzbücher schaffen, die Kirchen wieder öffnen? Trotz manchen bösen Tagen, befindet sich doch Frankreich keineswegs in der Lage des Konsulats&#x2026;Louis Bonaparte stellt nicht die Zukunft, er stellt nur das Unbekannte dar. Das Beste, was man für ihn thun kann, besteht darin, Straßburg und Boulogne zu vergessen.</p>
          <p>Der <hi rendition="#g">National</hi> erklärt die Wahl Bonapartes geradezu für einen Unsinn und eine Staatsgefahr.</p>
          <p>&#x2012; Das 1. leichte Infanterieregiment hat in Folge seiner Kämpfe gegen die Mobilgarde Paris verlassen müssen und ist gestern nach Charenton abmarschirt.</p>
          <p>&#x2012; Der National zeigt diesen Morgen mit Entrüstung an, daß in vergangener Nacht sämtliche gipserne Freiheitsgöttinnen an den Freiheitsbäumen vom Arsenal bis in die Nähe des Stadthaus Quais von böswilligen (royalistischen) Händen zertrümmert worden sind. Komischster National!</p>
          <p>&#x2012; Unsere Waffenfabriken arbeiten Tag und Nacht. Nach St. Etienne gingen allein für 67,000 Stück Gewehr-Ausfuhrzettel aus dem Ministerium ab. Alle diese Waffen sind für Sardinien bestimmt.</p>
          <p>&#x2012; Nach Algerien segelte gestern ein achter Zug von achthundert Auswanderern (meistentheils Kleinbürgern) ab. Der erzbischöfliche Generalvikar ertheilte auch diesem Zuge seinen Abschieds-Segen.</p>
          <p>&#x2012; Der Moniteur enthält heute das Reglement für die öffentlichen Vorlesungen, die in den Sälen des Collège de France, der Spezialschule für Pharmazie, des Lyceums Charlemagee, des Lyceums Bonaparte und des Musikkonservatoriums, an verschiedenen Wochentagen von 7 bis 8 Uhr Abends für das Volk unentgeltlich stattfinden, und eine der wenigen Brocken bilden, die uns die Reaktion seit dem 24. Februar übrig ließ. Die vorlesenden Professoren sollen sich auf Freslon's Befehl ausdrücklich jeder Kritik und sonstigen Randglossen enthalten. Auch sind ihnen die einzelnen Bücher vorgeschrieben, aus denen diese Vorlesungen gehalten werden müssen.</p>
          <p>&#x2012; Briefe aus <hi rendition="#g">Konstantinopel</hi> vom 15. Okt. stellen klar dar, auf welch' tückisch-barbarische Weise Rußland die jüngste wallachische Freiheitsbewegung ausbeutete und erstickte. &#x201E;Die russischen Truppen (heißt es in den Briefen) haben sich hier festgenistet und das Land in ein fürchterliches Elend versetzt. 22 Mill. Piaster haben sie bereits verschlungen und die Zahl der Truppen vermehrt sich mit jedem Tage. Es ist gewiß, daß, sollten sie je die Wallachei wieder verlassen, den unglücklichen Einwohnern derselben nichts Anderes übrig bleiben wird, als die Augen, um ihr Elend zu beweinen.&#x201C;</p>
          <p>&#x2012; Das Amphitheater der Rue de Poitiers war gestern Abend außerordentlich stark besetzt. Es handelte sich um Beantwortung der Frage: wird der Klub einen Kandidaten für die Präsidentschaft begünstigen und welchen? Molé, Baze, Rochejaquelin, Combarel und Thiers widersetzten sich der Aufstellung eines Kandidaten. Bischof Fayet, de Larcy, Degousse und Grandin unterstützten dagegen die Ansicht, daß man doch einen Kandidaten aufstellen und begünstigen müsse. Dem ränkevollen Thiers entschlüpfte scheinbar die Aeußerung, daß er ohne allen Hinterhalt spreche, weil er weder selbst als Kandidat für die Präsidentschaft auftrete, noch der Minister irgend eines Kandidaten werden wolle. (?) Welches ist der Grund, warum sich die Hälfte der Nation einem <hi rendition="#g">Namen</hi> zuwendet? Es ist dieser Grund in nichts Anderem zu suchen, als im Geiste einer Protestation gegen alle Regierungen, die seit dem 24. Febr. aufeinander folgten.</p>
          <p>&#x2012; Die Nationalversammlung prüft in diesem Augenblick einen Kredit von 9 Millionen Franken für die Pariser Hausarmen, von dem sie (die Staatskasse) ein Drittel großmüthig übernehmen will. Dieser Kredit, der die besitzende Klasse durch Steueraufschläge (auf Patente, Fenster und Thüren, Häuser etc.) tilgen muß, wird ein fürchterliches Geschrei absetzen. Die &#x201E;Presse&#x201C; gibt in ihrem heutigen leitenden Artikel durch folgende Statistik den Ton an:</p>
          <p>Pariser Armen-Register oder die Civilliste des Hungers</p>
          <p>für den Winter 1848-49.</p>
          <table>
            <row>
              <cell>Während</cell>
              <cell>des</cell>
              <cell>Oktober</cell>
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              <cell>Novemb.</cell>
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              <cell>Dezemb.</cell>
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          <p>Während des Oktober und November empfingen obige Menschen täglich zwölf Centimen. Wie aber kann ein Mensch mit dieser Summe existiren, und wie lange wird sich der Mensch selbst &#x2012; der Marrastinische Republikaner! &#x2012; mit einem solchen Bettelpfennig begnügen? Das Hungergespenst grinzt mit jedem Tage drohender und der Kommunismus klopft an alle Thüren, aber Niemand will &#x201E;Herein&#x201C; rufen.
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0705/0003] schen Kaiser und den magyarischen König wieder von den Todten auferwecken? Nein, nimmermehr! Den Kaiser Ferdinand werden die slavischen Arme nicht mehr auf den Thron setzen, und verflucht sei die Hand, welche dies thäte! Noch könnte sich der Kaiser erheben, aber nur als Kaiser der slavisch-rumunischen Reiche; der östreichische Kaiser aber und der magyarische König ruhe in ewigem Frieden!“ In der Lemberger Gazeta Powszechna heißt es: „Durch die letzten Ereignisse in Wien ist die Sache der Völker der österreichischen Monarchie, der Slaven, Magyaren, Rumunen, Deutschen, ja selbst der Italiener, in eine ganz neue Phase getreten. Es ist geschehen, was wir vorhergesehen: Oesterreich geht zu Grunde, geht unbedingt zu Grunde durch dieselbe Waffe mit der es gekämpft. Indem es die Slaven als Werkzeug zur Erreichung seiner Zwecke benutzte, mußte es die reinste, die heiligste Flamme des Nationalitätsgefühls in ihnen erwecken, entzünden. Wir sahen vorher, daß, wenn der Brand mit aller Gluth aufgeht, er alles vernichten wird, was sich ihm entgegenzustemmen wagt. Der Verrath des Oesterreicherthums an den Slowaken, die letzte Antwort Jellachich's an den Deputirten Prato, sein abenteuerlicher Kriegszug, welcher die hohen Begriffe von seinen militärischen Fähigkeiten nicht rechtfertigt, alles das hat Unwillen, Besorgniß und Schrecken erweckt unter den Slaven, namentlich unter den Südslaven. Deshalb waren wir auch besonders begierig auf die Politik, welche die Slaven nach dem 6. Oktober beobachten würden. Leider treiben die Tschechen ihren Egoismus bis auf das Aeußerste; wir müssen bezweifeln, ob das klug und heilsam ist. Jetzt hat es sich gezeigt, daß das alte Oesterreich nur kokettirt mit der Idee einer föderirten slavisch-österreichischen Monarchie, daß es vielmehr auch die Interessen der Slaven verräth zu seinem eigenen Vortheil. Bis jetzt hat das wohlverstandene Interesse unserer Provinz, dieser nur provisorisch unter dem österreichischen Scepter stehenden Provinz, uns angerathen mit der Politik Hand in Hand zu gehen; jetzt wo das alte Gebäude, durch die eigene Keckheit in seinen Grundfesten untergraben, wankt, jetzt ist es unsere Pflicht, ihm den Stoß zu versetzen, damit es ganz zusammenbreche; an seiner Wiedererbauung zu arbeiten, wäre, mild gesagt, eine Don-Quixotterie. Darum stehen wir seit dem 6. Oktober mit den Tschechen auf dem Scheidewege. München, 3. Nov. An unserer Universität herrscht seit gestern bedeutende Aufregung. In einer zahlreichen, zu dem Zwecke abgehaltenen Studentenversammlung ward nämlich beschlossen, sich auf die revidirten Satzungen der Universität in keinem Falle mehr verpflichten zu lassen, weil dieselben mit der jetzigen Ze t in Widerspruch ständen. Diese Erklärung, welche an den Senat abgegeben wurde, hat sich auch der größte Theil derjenigen Studirenden angeschlossen, welche erst mit dem Anfange des gegenwärtigen Wintersemesters sich zu immatrikuliren gedachten. Die von der Studentenschaft angefochtenen neu revidirten Statuten der Universität werden vom Ministerium abgeändert werden; inzwischen hat der Rektor zugesagt, vorerst Niemand auf dieselben zu verpflichten. (N. C.) !!! Frankfurt, 6. Novbr. Sitzung der Nationalversammlung. (In der reformirten Kirche.) Präsident theilt ein Schreiben des Ministers des Innern mit, welchem eine Petition der Centralstande für Gewerbe aus Würtemberg beigefügt ist, worin die Nationalversammlung gebeten wird, in Art. 7 der Grundrechte einen Paragraphen über den Schutz der Arbeit und Arbeiter aufzunehmen. Geht an den Verfassungsausschuß. Einige neu eingetretene Mitglieder und mehrere Flottenbeiträge werden verlesen. Zachariä erstattet den Bericht über die Anklagesache gegen die Redakteure der Flugblätter. Antrag des Ausschusses: die Zustimmung zur Anklage zu ertheilen. Dunker berichtet über einen Antrag von Vogt: „Die Nichtbeantwortung seiner Interpellation seitens des Ministers Schmerling sei von der Nationalversammlung zu untersuchen. Der Ausschuß beantragt Tagesordnung über Vogt's Antrag. Mohr interpelliert wegen der übermäßigen Einquartirung des Kreises Rheinhessen (Bingen). Peukert (Kriegsminister) wird den 9. antworten. Ziegert interpelliert in seit 14 Tagen (fruchtlos) üblicher Weise wegen der österreichischen Angelegenheiten. ‒ Will neue Nachrichten wissen. ‒ Bauernschmied dasselbe Lied wegen des Vandalismus des Windischgrätz u. s. w. (Bravo links und Zischen rechts.) Die Interpellation ist kräftig gefaßt. Simon von Breslau und Genossen. Dasselbe Lied. Franke aus Schleswig interpelliert wegen neuer Uebergriffe und Comentwidrigkeiten der Dänen. ‒ (Jetzt kommt Herr Franke!) Mohl (Minister der Justiz) beantwortet eine Interpellation von Biedermann wegen partikularistischen Bestrebungen der sächsischen Kammer. (S. frühere Bericht.) Das Reichsministerium wird sich bei dem Benehmen der sächsischen Kammer nicht beruhigen, sondern der sächsischen Regierung berichtigende Mittheilungen machen. In allen Fällen wird das Ministerium alle Reichsgesetze bei allen Einzelregierungen zur Geltung, Publizirung u. s. w. bringen. (Bravo Centrum). Biedermann hat diese Antwort mit höchster Befriedigung gehört, stellt aber einen dringlichen Antrag, da er wünscht, daß die Versammlung, nicht das Ministerium die Initiative in dieser Angelegenheit ergreife. Diesen Antrag erkennt die hohe Versammlung als höchst dringlich und setzt ihn auf die Tagesordnung von morgen. Schmerling (Minister [tiefe Stille]) beantwortet mehrere Interpellationen: 1) von Höfken über die Limburger Frage. Verba praetereaque nihil. 2) Auf Interpellationen wegen der posenschen Verhältnisse, resp. Widersprüche der Beschlüsse der berliner und frankfurter Versammlung. Die Demarkationslinie wird durch den darmstädtischen General Schäfer im Namen der Centralgewalt gezogen werden. Die Berliner Versammlung ist unserem Beschluß gradezu entgegengetreten. Als diese Kunde hierhergelangt, so wie die von der gerechten Aufregung im Großherzogthum, hat das Reichsministerium für nöthig erachtet, der berliner Versammlung und Regierung zu erklären, daß es den Beschluß der berliner Versammlung in der posenschen Angelegenheit als nicht geschehen betrachten werde, ‒ überhaupt wird die Centralgewalt alle Beschlüsse der Versammlungen einzelner deutschen Staaten, welche Beschlüssen der Nationalversammlung entgegentreten, aufs Entschiedenste zurückweisen (Bravo). 3) Die Interpellationen über die österreichischen Angelegenheiten. ‒ Bemerkenswerthe Veränderungen seien gar nicht offiziell bekannt in dieser Frage. Alles beschränkt sich auf telegraphische Berichte. Durch eine Depesche der Reichskommissäre (denen es unmöglich zugemuthet werden kann, sich in eine kämpfende Stadt zu werfen ‒ Tumult! ‒) sind die Nachrichten bis zum ersten Bruch der Capitulation seitens der Wiener (beim Herannahen der Ungarn) wahr und bestätigt, ‒ weiter bis dato nichts. Der Minister hat das innigste Mitleid mit seiner unglücklichen Vaterstadt. Die Wiener, nicht die Angreifenden, haben den größten Theil der unglücklichen Maßregeln über Wien gebracht. ‒ Den alten Commissaren sind die neulichsten Beschlüsse der Nationalversammlung zur Ausführung anvertraut. Ein neuer Bevollmächtigter (Leiningen?) ist von der Centralgewalt nach Wien geschickt worden. 4) Auf Franke's Interpellation wegen Schleswig ‒ viele Worte! von Dukwitz (Handelsminister) theilt die von der Centralgewalt beschlossene Einrichtung des Marinedepartements mit. ‒ Eine ganze Portion neue Beamten: Marineräthe ‒ Marinekanzellisten ‒ Marinebaukommissäre ‒ Ankaufungskommissäre ‒ Hafenuntersuchungskommissäre und Gott weiß was. Der Prinz Adalbert von Preußen wird an die Spitze der ganzen Marine treten. Präsident verliest eine Anzahl dringlicher Anträge, in Folge der für unbefriedigt erachteten Antworten auf Interpellationen. 1) Stellt Jordan von Berlin einen dringlichen Antrag ungefähr des Inhalts: „Zur Schärfung des durch Werner und Raveaux in ihrem damaligen Antrage bereits aufgestellten Prinzips der Unterordnung aller Versammlungen der Einzelstaaten unter die Nationalversammlung, wolle dieselbe alle von Einzelstaaten gefaßten Beschlüsse, welche mit solchen der Nationalversammlung im Widerspruch stehen, als Auflehnungen gegen die Nationalversammlung erklären.“ Diesen Antrag erkennt die Nationalversammlung mit 227 Stimmen gegen 208 als dringlich. Wird auf die Tagesordnung von morgen gesetzt. Wegen der österreichischen Angelegenheit: von Bauernschmied: „Alle an das Ministerium gelangten Briefe etc. unverkürzt auf den Tisch des Hauses zu legen“ ‒ nicht dringlich. Von Heinrich Simon aus Breslau: „Sofort ein Reichsheer aufzustellen und die Autorität der Centralgewalt in Oestereich, so wie des österreichischen Reichstages mit Heermacht wiederherzustellen.“ Nicht dringlich! (Tumult links!) Pfui! pfui! Präsident ruft die Pfui-Rufer zur Ordnung. Viele von der Linken bekennen sich dazu, z. B. Schaffrath u. s. w. ‒ Präsident erklärt dies für Verhöhnung des Ordnungsrufes. ‒ Centrum schreit man: „Disciplinargesetz!“ ‒ v. Vinke will auf die Tribüne, und die Dringlichkeit des Disziplinargesetzes empfehlen. (Tumult.) Heinrich Simon verlangt namentliche Abstimmung über die Dringlichkeit seines Antrags. ‒ Widerspruch! Graf Schwerin will Tagesordnung. Ziegert spricht für die namentliche Abstimmung. Biedermann: Die Dringlichkeit sei einmal abgewiesen. Rösler aus Oels tadelt den Präsidenten und verlangt namentliche Abstimmung nach der Geschäftsordnung. Ebenso Wesendonk, Drechsler, Schaffrath. ‒ Geschäfts- und Interpellations-Ordnung, alles Mögliche wird angeführt. ‒ Umsonst! ‒ Das Centrum ist unerbittlich! ‒ Da man gar nicht zum Ende kommt, beschließt (!) man namentlich abzustimmen, ob man namentlich abstimmen soll über den Simon'schen Antrag. Mit 237 Stimmen gegen 189 beschließt man namentlich, nicht namentlich abstimmen!!! Graf Schwerin beantragt abermals Tagesordnung Simon von Trier, Berger etc. beantragen wie Simon von Breslau. (Geschrei: Tagesordnung.) ‒ Simon von Trier beantragt namentliche Abstimmung über seinen Antrag. ‒ Plathner schreit von der Tribüne für Tagesordnung. Präsident läßt über die Tagesordnung abstimmen. Bei der Gegenprobe weigert sich die Linke zu stimmen. (Tumult!) Präsident läßt durch Zettel über die Tagesordnung abstimmen. Graf Schwerin protestiert dagegen. „Meine Herren“, ruft er, „wir kosten täglich dem Lande ‒“ (Gelächter, Tumult) Mit 269 Stimmen gegen 122 wird die Tagesordnung beschlossen. Tagesordnung (Viele Mitglieder der Linken protestiren gegen die Willkühr, womit der Präsident die §. §. der Geschäftsordnung verletzt. ‒) 1. Bericht des Finanzausschusses über baldige Aufnahme und Verzeichnung der Bevölkerung durch ganz Deutschland. ‒ Berichterstatter: Si_ hr. Der Ausschuß beantragt: „Eine hohe Nationalversammlung wolle das Reichsministerium beauftragen, baldmöglichst durch ganz Deutschland auf zweckentsprechende, überall gleichmäßige Weise eine möglichst genaue Zählung und Verzeichnung der Bevölkerung nach Kopfzahl, Familien, Geschlecht, Altersstufen und Wohnorten vornehmen zu lassen und das Ergebniß demnächst zu veröffentlichen. Fallati (Untersta_ ) Dagegen, weil es zuviel kostet; auch ist eine Volkszählung als polizeiliche Maaßregel nicht beliebt, ‒ beantragt Tagesordnung. Siehr (aus Gumbi_ ) Berichterstatter, für obigen Antrag, wenn auch die Zeit der Zahlung hinausgeschoben würde. ‒ Die Tagesordnung wird mit 177 Stimmen gegen 176 Stimmen verworfen. (1 Stimme Majorität.) (Die Abstimmung durch Aufstehen und Sitzenbleiben zu beurtheilen, ist in dem gegenwärtigen L kal schwierig. ‒ Deshalb die öftere Abstimmung durch Stimmzettel.) Der Ausschußantrag wird angenommen 2. Bericht des Ausschusses für Geschäftsordnung über Wichmanns Antrag auf gesetzliche Bestimmungen zu §. 42. Der Geschäftsordnung beantragt der Ausschuß als Zusatz: „Unter denselben Bedingungen findet bei den im §. 32. bezeichneten Anträgen, mit Ausschluß der namentlichen Abstimmung, die Abstimmung durch Stimmzettel statt.“ ‒ Ursprünglich war Wichmanns Antrag: „Unter denselben Bedingungen findet bei den im §. 32 bezeichneten Anträgen, mit Ausschluß der namentlichen Abstimmung, die Abstimmung durch Stimmzettel statt; jedoch auch nur dann, wenn die gewöhnliche Abstimmung durch Aufstehen und Sitzenbleiben zweifelhaft ist.“ ‒ Dieser Antrag wird mit 209 Stimmen gegen 180 angenommen, der Ausschußantrag also verworfen. ‒ Nro. 3 der Tagesordnung: Bericht des Abgeordneten Röben für den Marine-Ausschuß, das Gesetz über die deutsche Kriegs- und Handels-Flagge betreffend. ‒ Der Ausschuß beantragt: „Die provisorische Centralgewalt wird ermächtigt, bei Publikation des Gesetzes über die deutsche Kriegs- und Handelsflagge vom 31. Juli 1848 eine weitere Verordnung, wann die Bestimmungen über die Handelsflagge in Kraft treten sollen, sich vorzubehalten.“ ‒ Nauwerk (gleich beim Auftreten mit „Schluß“ begrüßt) spricht gegen den Antrag und hat einen anderen substituirt. ‒ Michelsen für den Ausschuß. (Die Flaggenfrage ist äußerst dringlich für das Wohl Deutschlands ‒ die Wiener Angelegenheiten nicht.) Die Diskussion wird alsbald geschlossen, sogar der Berichterstatter verzichtet. ‒ Der Ausschußantrag wird angenommen. Zusätze von Rauwerk verworfen. ‒ Nro. 4. der Tagesordnung. Bericht des Verfassungs-Ausschusses über mehrere Anträge zur Geschäftsbehandlung bei Berathung der §. §. 12 bis 20 des Entwurfs über die Reichsgewalt. ‒ Der Verfassungs-Ausschuß stellt daher den Antrag: „Die Nationalversammlung möge beschließen, sogleich in die Berathung der §§. 12-20 des Verfassungs-Ausschusses einzugehen, bei der Berathung jedes einzelnen Paragraphen sowohl dem Berichterstatter des Wehrausschusses, und den Mitgliedern des Verfassungsausschusses, welche Minoritätsanträge stellten, als jedem andern Abgeordneten zu überlassen, zu dem der Berathung unterliegenden Paragraphen die abweichenden Anträge oder nothwendig erachteten Zusatzparagraphen vorzubringen und zu begründen.“ Wird ohne Diskussion angenommen. Hierauf vertagt man sich um 2 Uhr bis Morgen. Frankfurt, 6. Nov. Aus zuverlässiger Quelle bringen wir in Erfahrung, daß das östreichische Ministerium neu gebildet ist. Fürst Windischgrätz ist Kriegsminister und führt das Präsidium; Auswärtiges: der bekannte Fürst Felix Schwarzenberg; Finanzen: Baron Kübeck. ‒ Ein Haufen von 1500 Arbeitern soll von den Husaren bis auf den letzten Mann niedergehauen sein. (D. Z.) Polen. Krakau, 4. Nov. So eben geht hier die Nachricht ein, daß Lemberg seit drei Stunden bombardirt worden ist. (Schles. Ztg.) Ungarn. Pesth, 31. Okt. Der ausgezeichnete Volksrepräsentant General Moritz Perzel hat das befestigte Csakathorn genommen. In einer Reihe von siegreichen Gefechten hat er von den Feinden mehr als 300 getödtet und 1000 gefangen gemacht. Er steht bereits vor Warasdin, der Gränzstadt Kroatiens, wohin die Dragoner nebst andern Soldaten vereint mit den Kroaten geflohen. Kurz vorher ist ein Bataillon Gränzer und ein ungarisches Bataillon in Warasdin angekommen, welche Radetzky aus Italien heimgesendet. Das ganze weite Gebiet von Muraköz ist innerhalb 24 Stunden durch Perzel vom Feinde gesäubert worden. Die meist kroatische Bevölkerung hat Perzel als den Befreier begrüßt. Nicht so günstig lauten die Nachrichten aus Siebenbürgen. Der Kommandirende von Siebenbürgen, Feldmarschallieutenant v. Puchner, hat sich jetzt an die Spitze der Empörer gestellt. Nachschrift. In einer der letzten Sitzungen des Repräsentantenhauses wurde das neue kaiserl. Manifest vom 16. Okt. verlesen. Dieses Manifest ist dem Hause nicht offiziell zugeschickt worden. Dieses ergriff jedoch die Gelegenheit, Jeden für einen Hochverräther zu erklären, welcher es wagen würde, den Befehlen des Windischgrätz zu gehorchen. ‒ Der Festungskommandant von Arad hat die Stadt stark, aber ohne allen Erfolg beschießen lassen. (Bresl. Z.) Preßburg, 31. Okt. Das Glück war uns vor Wien nicht so günstig, wie es die Tapferkeit unserer Armee verdient hätte, oder vielmehr nicht, das Glück war uns nicht günstig, sondern wir wurden in unsern gerechtesten Erwartungen getäuscht, denn die hartbedrängte Stadt Wien, zu deren Entsatz unsere tapfere Armee herbeigeeilt war, hat dem Kampfe, den wir fast unter Wiens Mauern um Wiens Freiheit mehr als acht Stunden lang gefochten, unthätig zugeschaut, und nicht nur mit keinem Ausfall uns unterstützt, sondern nicht einmal einen Schuß von den Wällen gethan, um den Feind einigermaßen zu beschäftigen. Unsere schnell improvisirte, größtentheils ungeübte Armee kann stolz auf diesen Tag des Kampfes sein. Ueberall, wo sie mit dem Feinde zusammentraf, wurde derselbe von ihr geworfen; als man endlich um 4 Uhr sah, daß Wien zu seiner Rettung selbst nichts that, der Feind aber, wenn wir weiter vorrückten, bei seiner Ueberlegenheit an Kavallerie unsere linke Flanke umgehen konnte, dabei aus dem Dorfe Schwechat wie aus einer Festung ein ungeheures Kanonen- und Kartätschenfeuer sich erneute, war es Pflicht, unsere Streitkräfte, die das Vaterland so nothwendig braucht, nicht zu gefährden, und es wurde um 4 Uhr der Befehl ertheilt, daß unsere Armee ihre Stellungen herwärts der Fischa wieder besetzen sollte, wobei die Komorner Sensenmänner sich höchst unordentlich und unbesonnen benommen haben und nicht zum Stehen zu bringen waren. Man ließ sie endlich in Gottes Namen ziehen. Die Armee selbst wird sich nun auf die Vertheidigung unseres eigenen Landes beschränken. (Preßb. Z.) Presburg, 1. Nov. Gestern von 10 Uhr Vormittags an bis in die Nacht hinein kamen flüchtende ungarische Truppen hier an, sodaß diese Nacht gewiß 15,000 Mann hier Quartier genommen haben. Kossuth hielt gestern Nachmittag 4 Uhr im grünen Baum eine Konferenz mit mehren Offizieren, unter denen sich besonders Offiziere unserer Nationalgarde befanden. Er erklärte, daß er sich mit dem größten Theile der Armee nach Komorn, Pesth und Ofen zurückziehen werde; die Presburger möchten sich gegen den wahrscheinlich bald nachrückenden Feind möglichst vertheidigen. (Schles. Z.) Französische Republik. Paris, 6. Nov. Je näher wir der Präsidentenwahl rücken, desto wüthender fallen die Cavaignaeschen Organe (wozu nun auch die Debats gehören) über den Prinzen Louis Bonaparte her. „Sein Name gefällt Manchen ‒ ruft Hr. Bertin-Rothschild aus ‒ Andern mißfällt er. Wir gehören zu den Letzteren. Dieser Name ist uns verdächtig. Will man etwa Kriegssiege erfechten, daß man den Hrn. Louis Bonaparte zur Präsidentschaft stößt? Mit seinem bloßen Namen erfocht sein Oheim wahrhaftig nicht die Siege über die Russen und Oestreicher bei Marengo und Austerlitz. Krieg gibt es überhaupt für die Republik nicht, und kein Vernünftiger wünscht ihn. Möchte Hr. Louis Bonaparte etwa Frankreich reorganisiren, Civilgesetzbücher schaffen, die Kirchen wieder öffnen? Trotz manchen bösen Tagen, befindet sich doch Frankreich keineswegs in der Lage des Konsulats…Louis Bonaparte stellt nicht die Zukunft, er stellt nur das Unbekannte dar. Das Beste, was man für ihn thun kann, besteht darin, Straßburg und Boulogne zu vergessen. Der National erklärt die Wahl Bonapartes geradezu für einen Unsinn und eine Staatsgefahr. ‒ Das 1. leichte Infanterieregiment hat in Folge seiner Kämpfe gegen die Mobilgarde Paris verlassen müssen und ist gestern nach Charenton abmarschirt. ‒ Der National zeigt diesen Morgen mit Entrüstung an, daß in vergangener Nacht sämtliche gipserne Freiheitsgöttinnen an den Freiheitsbäumen vom Arsenal bis in die Nähe des Stadthaus Quais von böswilligen (royalistischen) Händen zertrümmert worden sind. Komischster National! ‒ Unsere Waffenfabriken arbeiten Tag und Nacht. Nach St. Etienne gingen allein für 67,000 Stück Gewehr-Ausfuhrzettel aus dem Ministerium ab. Alle diese Waffen sind für Sardinien bestimmt. ‒ Nach Algerien segelte gestern ein achter Zug von achthundert Auswanderern (meistentheils Kleinbürgern) ab. Der erzbischöfliche Generalvikar ertheilte auch diesem Zuge seinen Abschieds-Segen. ‒ Der Moniteur enthält heute das Reglement für die öffentlichen Vorlesungen, die in den Sälen des Collège de France, der Spezialschule für Pharmazie, des Lyceums Charlemagee, des Lyceums Bonaparte und des Musikkonservatoriums, an verschiedenen Wochentagen von 7 bis 8 Uhr Abends für das Volk unentgeltlich stattfinden, und eine der wenigen Brocken bilden, die uns die Reaktion seit dem 24. Februar übrig ließ. Die vorlesenden Professoren sollen sich auf Freslon's Befehl ausdrücklich jeder Kritik und sonstigen Randglossen enthalten. Auch sind ihnen die einzelnen Bücher vorgeschrieben, aus denen diese Vorlesungen gehalten werden müssen. ‒ Briefe aus Konstantinopel vom 15. Okt. stellen klar dar, auf welch' tückisch-barbarische Weise Rußland die jüngste wallachische Freiheitsbewegung ausbeutete und erstickte. „Die russischen Truppen (heißt es in den Briefen) haben sich hier festgenistet und das Land in ein fürchterliches Elend versetzt. 22 Mill. Piaster haben sie bereits verschlungen und die Zahl der Truppen vermehrt sich mit jedem Tage. Es ist gewiß, daß, sollten sie je die Wallachei wieder verlassen, den unglücklichen Einwohnern derselben nichts Anderes übrig bleiben wird, als die Augen, um ihr Elend zu beweinen.“ ‒ Das Amphitheater der Rue de Poitiers war gestern Abend außerordentlich stark besetzt. Es handelte sich um Beantwortung der Frage: wird der Klub einen Kandidaten für die Präsidentschaft begünstigen und welchen? Molé, Baze, Rochejaquelin, Combarel und Thiers widersetzten sich der Aufstellung eines Kandidaten. Bischof Fayet, de Larcy, Degousse und Grandin unterstützten dagegen die Ansicht, daß man doch einen Kandidaten aufstellen und begünstigen müsse. Dem ränkevollen Thiers entschlüpfte scheinbar die Aeußerung, daß er ohne allen Hinterhalt spreche, weil er weder selbst als Kandidat für die Präsidentschaft auftrete, noch der Minister irgend eines Kandidaten werden wolle. (?) Welches ist der Grund, warum sich die Hälfte der Nation einem Namen zuwendet? Es ist dieser Grund in nichts Anderem zu suchen, als im Geiste einer Protestation gegen alle Regierungen, die seit dem 24. Febr. aufeinander folgten. ‒ Die Nationalversammlung prüft in diesem Augenblick einen Kredit von 9 Millionen Franken für die Pariser Hausarmen, von dem sie (die Staatskasse) ein Drittel großmüthig übernehmen will. Dieser Kredit, der die besitzende Klasse durch Steueraufschläge (auf Patente, Fenster und Thüren, Häuser etc.) tilgen muß, wird ein fürchterliches Geschrei absetzen. Die „Presse“ gibt in ihrem heutigen leitenden Artikel durch folgende Statistik den Ton an: Pariser Armen-Register oder die Civilliste des Hungers für den Winter 1848-49. Während des Oktober hat Paris zu unterstützen 263,000 Mann Während des Novemb. hat Paris zu unterstützen 263,000 Mann Während des Dezemb. hat Paris zu unterstützen 280,000 Mann Während des Januar hat Paris zu unterstützen 300,000 Mann Während des Februar hat Paris zu unterstützen 300,000 Mann Während des März hat Paris zu unterstützen 300,000 Mann Während des April hat Paris zu unterstützen 280,000 Mann Während des Oktober und November empfingen obige Menschen täglich zwölf Centimen. Wie aber kann ein Mensch mit dieser Summe existiren, und wie lange wird sich der Mensch selbst ‒ der Marrastinische Republikaner! ‒ mit einem solchen Bettelpfennig begnügen? Das Hungergespenst grinzt mit jedem Tage drohender und der Kommunismus klopft an alle Thüren, aber Niemand will „Herein“ rufen.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 138. Köln, 9. November 1848, S. 0705. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz138_1848/3>, abgerufen am 21.11.2024.