Neue Rheinische Zeitung. Nr. 137. Köln, 8. November 1848.völkerung der Stadt, die Waffen abzuliefern und sich unbedingt dem kais. Befehle zu unterwerfen, widrigenfalls die Stadt mit Gewalt der Waffen dazu gezwungen werden würde. Zur Bekanntmachung der gestellten Forderungen wurden der Stadt 24 Stunden, und zur Ausführung derselben weitere 48 Stunden, nämlich bis zum 26. Oktober Abends eingeräumt. Obschon dieser Termin nicht nur erfolglos verstrichen, sondern auch am 26. während der vollendeten Einschließung der äußern Umgebungen der Stadt aus derselben ohne Anlaß auf die k. k. Truppen gefeuert wurde, ließen Se. Durchlaucht der Feldmarschall auch noch den 27. Oktober ohne Anwendung von Gewaltmaßregeln verstreichen. Einigen Deputationen aus der Stadt, welche mit dem Fürsten über seine gestellten Forderungen verhandeln und Konzessionen erlangen wollten, konnten diese nicht gewährt werden. Obwohl mittlerweile die Nachricht von dem Anmarsche eines ungarischen Heeres zur Unterstützung der Wiener Rebellen eingetroffen war, welche den Fürsten nöthigte, einen Theil seiner Truppen gegen selbes zu entsenden, so wurde dennoch mit den übrigen für die Verwendung gegen die Stadt schon im Voraus bestimmten Truppen am 28. Oktober der Angriff gegen dieselbe unternommen. Während nämlich alle Zugänge der Stadt mit Geschützfeuer beschäftiget wurden, lag es blos in der Absiche des Feldmarschlls, an diesem Tage die Vorstädte Landstraße usd Leopoldstadt einzunehmen. Diese Aufgabe wurde auch bis zum Abende dieses Tages nach Erstürmung der äußeren Linienthore, vieler Barrikaden und Eroberung von 4 Kanonen von den von Muth und Zuversicht durchdrungenen Truppen ohngeachtet der verzweifelten Gegenwehr der Insurgenten so vollständig gelöst, daß sie noch vor dem Eintritte der Nacht auf dem Glacis vor der innern Stadt und am Donauarme standen, der diese von der Leopoldstadt scheidet, und das Invalidenhaus, das Münzgebäude, die neue Hauptmauth, die Heumarktkaserne und den fürstlich Schwarzenbergschen Sommerpallast besetzten und behaupteten. Allenthalben wurden die Truppen von den friedlichen Bewohnern dieser Vorstädte als Erretter und Befreier von dem Terrorismus der Anarchisten und ihrer Werkzeuge, der bewaffneten Proletarier, mit Jubel empfangen. Seine Durchlaucht der Feldmarschall gaben sich der Hoffnung hin, daß die Stadt nach solchen Erfahrungen von der Ueberlegenheit einer wohldisciplinirten Streitmacht über zahlreichere Insurgentenschaaren die Ueberzeugung erlangt haben mußte, rechnete daher auf ihre nunmehrige Unterwerfung und ließ den 29. Oktober, um ihr Zeit zu lassen, zur Besinnung zu kommen, ohne Anwendung weiterer Gewaltmaßregeln, ruhig vorübergehen. Es kam auch wirklich in der Nacht vom 29. auf den 30 Oktober eine Deputation des Gemeinderathes der Stadt mit der schriftlichen Erklärung zum Feldmarschall, daß sie sich unbedingt unterwerfen und den auferlegten Belagerungszustand annehmen wolle, wonach somit am 30. Oktober die Stadt und die Vorstadte von den Truppen besetzt werden sollten. Es wurde demnach eine Kommission zusammengesetzt, welche die Modalitäten über die Ausführung dieser Maßregeln genauer bestimmen sollte. Mittlerweile bestätigte sich am 29. Morgens die Nachricht von dem Anmarsche der ungarischen Rebellen, gegen welche sich nunmehr der Feldmarschall zu wenden genothiget war. Er fand den Feind in einer günstigen Aufstellung hinter der Schwechat, 2 Meilen von Wien, ließ denselben sogleich durch das Armcekorps des Banus von Croatien und die ihm beigegebene zahreiche Kavallerie des 3. Korps angreifen, warf ihn noch an diesem Tage bis über die Fischa zurück, und ließ ihn am 31. bis an die Gränze von Ungarn verfolgen. Durch das von der Höhe des Stephansthurmes beobachtete Anrücken der ungarischen Bundesgenossen, ließen sich die Wiener Aufrührer zu neuen Hoffnungen und zum treulosen Bruche der eingegangenen Kapitulation verleiten. Der Oberkommandant der Nationalgarden, Messenhauser, erließ von dem hohen Observatorium herab zwei Aufrufe, in welchen er die k. k. Truppen von den Ungarn geschlagen erklärte und zur wiederholten Ergreifung der Waffen aufforderte. Es wurden demnach auch von Seite der Stadt in dem Augenblicke die Feindseligkeiten wieder begonnen, in welchem die eingegangene Kapitulation in Erfullung gehen sollte. Dieser Treubruch mußte somit auch durch das Wiedereröffnen des Bombardements einiger, wegen ihrer feindlichen Gesinnung bekannten Vorstädte bestraft werden, mit welchem bis zum Abende des 30. Oktober fortgefahren wurde. Die Stadt erklärte hierauf zum zweiten Male ihre Unterwerfung, die somit am 31. Oktober zur Wahrheit werden sollte. Aber schon am Morgen dieses Tages erschienen Abgeordnete des Gemeinderathes mit der Erkärung, daß die Mehrzahl der Bürger zwar den besten Willen habe, alle Bedingungen des Feldmarschalls ohne Weigerung einzugehen, daß sie aber gegen die zur Schreckensherrschaft angewachsene Macht des demokratischen Clubbs, des Studenten-Comites und ihrer Werkzeuge, der bewaffneten Proletarier, viel zu machtlos seien, um ihrem Willen nur einige [unleserliches Material] zu verschaffen, daß sie demnach selbst den Schutz des Feldmarschalls für ihre Personen und ihr bedrohtes Eigenthum anflehen müßten, nachdem die Rotte gesonnen sei, sich unter den Trümmern der durch sie in Brand zu steckenden Stadt zu begraben. Der Feldmarschall ließ nunmehr am 31. Oktober Nachmittags noch mehr Truppen durch die Vorstädte einrücken, welche bei ihrem Erscheinen auf dem Glacis von den Wällen der innern Stadt lebhaft beschossen wurden, und diese, in welche sich die Aufrührer alle zurückgezogen hatten, eng umschließen. Abends noch wurde das stark verbarrikadirte Burgthor eingeschossen, sodann von zwei Bataillons erstürmt, und acht Kanonen erobert. Die Proletarier hatten bereits Feuer in das kaiserliche Bibliothekgebäude gelegt, von dem das Dach abbrannte, der übrige Theil dieses Gebäudes aber, so wie die ganze Burg wurden durch das Einrücken unserer Truppen gerettet. Das Militär hat nunmehr die ganze Stadt besetzt, deren vollständige Unterwerfung - nachdem sie jeden mildern Ausweg mit Hartnäckigkeit, und selbst mit Hintansetzung von Treu und Glauben von sich wies - mit Gewalt der Waffen vollendet worden ist. Aus dem Hauptquartier Hetzendorf, den 1. November 1848. Wien, 1. November. Proklamation. Indem ich die unter meinem Befehle stehenden k. k. Truppen in die Hauptstadt Wien einrücken lasse, finde ich mich im Nachhange meiner Proklamation vom 23. Oktober d. J. bestimmt, jene Maßregeln allgemein bekannt zu machen, deren Ausführung ich zur Wiederherstellung des auf das Tiefste erschütterten öffentlichen Rechtszustandes für unerläßlich halte. Die Stadt hat zwar am 30. v. M. ihre Unterwerfung angezeigt, die darüber geschlossenen Bestimmungen wurden jedoch durch den schändlichsten Verrath wieder gebrochen, daher ich ohne Rücksicht auf diese Unterwerfungsacte hiermit folgende Anordnungen treffe: Erstens. Die Stadt Wien, ihre Vorstädte und Umgebungen in einem Umkreise von 2 Meilen werden in Belagerungsstand erklärt, das ist: alle Lokalbehörden für die Dauer dieses Zustandes nach der im §. 9 enthaltenen Bestimmung der Militärbehörde unterstellt. Zweitens. Die akademische Legion und Nationalgarde, letztere jedoch mit Vorbehalt ihrer Reorganisirung, sind aufgelöst. Drittens. Die allgemeine Entwaffnung, falls sie noch nicht vollständig durchgeführt worden wäre, ist durch den Gemeinderath binnen 48 Stunden von der Kundmachung gegenwärtiger Ploclamation an gerechnet, zu beendigen. Nach Verlauf dieser Frist wird die zweite und letzte Aufforderung zur Ablieferung der Waffen erlassen, und 12 Stunden nach Affigirung derselben eine Hausdurchsuchung vorgenommen, dann aber jeder Besitzer von was immer für Waffen eingezogen und der standrechtlichen Behandlung unterzogen werden. Von dieser Entwaffnung sind blos die Sicherheitswache, die Militär-Polizeiwache, die Finanzwache, welche in ihrer bisherigen Wirksamkeit verbleiben, dann jene Beamten, die nach ihrer persönlichen Eigenschaft zur Tragung von Seitengewehren zur Uniform berechtigt sind, ausgenommen. Waffen, welche Privateigenthum sind, werden mit den Namen der Eigenthümer bezeichnet, abgesondert aufbewahrt werden. Viertens. Alle politischen Vereine werden geschlossen, alle Versammlungen auf Straßen und öffentlichen Plätzen von mehr als 10 Personen sind untersagt, alle Wirths- und Kaffehäuser sind in der innern Stadt um 11 Uhr, in den Vorstädten und Umgebungen aber um 10 Uhr Abends zu schließen. Die dawider Handelnden werden verhaftet, und vor ein Militärgericht gestellt. Fünftens. Die Presse bleibt vorläufig nach der Bestimmung des Punktes 4 der Proklamation vom 23. Oktober d. J. beschränkt und der Druck, Verkauf und die Affigirung von Plakaten, bildlichen Darstellungen und Flugschriften nur insoferne gestattet, als hierzu die vorherige Bewilligung der Militärbehörde eingeholt und ertheilt worden sein wird. Gegen die Uebertreter dieser Anordnung tritt die im vorigen Absatze angedrohte Behandlung ein. Sechstens. Die im §. 5 der Proklamation vom 23. October d. J. enthaltene Verfügung, wonach die sich in der Residenz ohne legale Nachweisung der Ursache ihrer Anwesenheit aufhaltenden Ausländer auszuweisen sind, wird auf alle in gleicher Lage befindlichen nach Wien nicht zuständigen Inländer ausgedehnt. Die Ausführung dieser Maßregel wird der Stadthauptmannschaft übertragen, welche sich durch nominative Eingaben der Hauseigenthümer über ihre Inwohner die Ueberzeugung von der Zahl der in die eben bezeichnete Kathegorie gehörigen Personen verschaffen wird Der Hauseigenthümer, welcher vorsätzlich einen seiner Inwohner verschweigt, oder den Zuwachs eines solchen nicht innerhalb der in den Polizei-Vorschriften festgesetzten Termine anzeigt, wird eingezogen und vor das Militär-Gericht gestellt. Siebentes. Wer überwiesen wird: a) unter den k. k. Truppen einen Versuch unternommen zu haben, dieselben zum Treubruch zu verleiten, b) wer durch Wort oder That zum Aufruhr aufgereizt, oder einer solchen Aufforderung werkthätige Folge leistet, c) wer bei einer etwaigen Zusammenrottung auf die erste Aufforderung der öffentlichen Behörde sich nicht zurückzieht, und d) wer bei einer aufrührischen Zusammenrottung mit Waffen in der Hand ergriffen wird - unterliegt der standrechtlichen Behandlung. Achtens. Alle Barrikaden in der Stadt und den Vorstädten sind durch den Gemeinderath allsogleich spurlos wegräumen, und das Pflaster herstellen zu lassen. Neuntens. Während der Dauer des Belagerungszustandes bleiben zwar alle öffentlichen Behörden in der Ausübung ihrer Functionen ungestört; nachdem aber die Militär-Behörde für diese Zeitperiode alle jene Geschäfte übernehmen wird, welche auf die Aufrechthaltung der Ordnung, Ruhe und Sicherheit der Hauptstandt und ihrer Umgebung abzielen, so haben von nun an der mit diesen Geschäften bisher betraute Gemeinderath und die Stadthauptmannschaft dazu nur in jener Weise mitzuwirken, welche die Militär-Behörde für zweckmäßig erachtet wird. Zehntens. Um den Zweck des Belagerungszustandes zu erreichen, der kein anderer sein kann, als den Uebergang von der Annarchie zu dem geregelten constitutionellen Rechtszustande vorzubereiten, wird eine gemischte Central-Commission unter dem Vorsitze des Herrn General-Majors Baron Cordon, welchen ich gleichzeitig zum Stadt-Commandanten ernenne, die oberste Leitung der durch den Belagerungszustand bedingten Geschäfte führen, und sowohl die niederösterreichische Landes-Regierung als auch die Stadthauptmannschaft an ihre Anordnungen gewiesen. Hauptquartier Hetzendorf am 1. November 1848. Fürst zu Windisch-Grätz, k. k. Feldmarschall. Prag, 2. November. 5 Uhr Nachmittags. Die Häuser in jenen Vorstädten, welche gestürmt wurden, sollen fürchterlich zugerichtet seyn, alles Bewegliche und Werthvolle wurde aus den Wohnungen hinweggenommen, Möbel und andere Effekten, die nicht fortzubringen waren, wurden von den Stürmenden zertrümmert und zu Grunde gerichtet. Besonders arg sollen die Kroaten gehaust haben; alles Zurückhalten und Abmahnen der Offiziere war vergebens, es soll sogar, um den Gräueln ein Ende zu machen, das Standrecht unter ihnen publicirt und mehre Individuen wegen Insubordination erschossen worden seyn. Ein Grenadier, der plünderte, und von seinem Hauptmann deshalb zur Rede gestellt wurde, soll auf diesen letzteren das Gewehr angeschlagen haben. Der Hauptmann kam dem Wüthenden aber zuvor und spaltete ihm den Schädel. - Ein Herr, dessen Wohnung in der Franzensallee liegt, und der mit dem heutigen Nachmittagstrain hier ankam, erzählte, daß, als er vorgestern seine Wohnung besuchte, er dieselbe vollkommen ausgeraubt gefunden habe, nur ein Kroatenhemd, ein Frauenrock und ein kleines Paquetchen, wahrscheinlich irgendwo anders gestohlen und hier von den Plündernden verloren, lagen am Boden. (C. Bl. a. B.)Grätz, 28. Okt. Wir hatten heute eine unruhige Nacht, der gestern ein bewegter Tag vorausgegangen. Die sogenannten "liberalen" Vereine hielten im ständischen Redoutensaale eine "Volksversammlung," in welcher eine Adresse an den Kaiser, dann, ein Manifest an den Fürsten Windischgrätz mit der Weisung erlassen werden sollte, die Belagerung Wiens sogleich aufzuheben, widrigenfalls dieser gewärtig sein müsse, von 30,000 steierischen Scharfschützen "mit Adleraugen" auf's Korn genommen zu werden. Eine gemischte Deputation verlangte später die Entwaffnung des Militärs, dann ein erneuertes Aufgebot in Masse mit obligatem Sturmgeläute u. m. dgl. Mehre Kompagnien der Garde, sowie auch das Militär, waren consignirt; indeß verlief die Nacht ungestört. (D. Z.)Grätz, 29. Oktober. Feldmarschalllieutenant Dahlen hat bereits ein Corps von 16,000 Mann regulären Gränzern beisammen, mit denen er verläßlicher Nachricht zufolge heute die sogenannte Murinsel zwischen der Drau und Mur besetzen, und dann vielleicht im Vereine mit dem Corps des Feldzeugmeisters Nugent, das gleichfalls schon über 8000 Mann zählt, weiter gegen Pesth operien wird. (Gr. Z.)Breslau, 3. November. Die "Breslauer Zeitung" berichtet unter diesem Datum: Reisende, welche mit dem eben angelangten Wiener Postzuge angekommen sind, berichten, daß sich Windischgrätz bei der Einnahme Wien's mit tyrannischer Strenge benommen habe. Er soll hinter seinen eignen Truppen, um deren Zurückweichen zu hindern, Geschütze mit Kartätschen geladen haben auffahren lassen. Ja, diese Reisende wollen auch erfahren haben, daß er diese Geschütze auch wirklich habe abfeuern lassen, so daß dadurch eine Menge Soldaten daniedergeschmettert worden seien. Windischgrätz und Jellachich sollen die kaiserliche Burg bezogen haben. Vier junge Männer sollen auf Ersteren geschossen, ihn aber verfehlt haben; sie sind ergriffen worden. Ein großer Theil der Nationalgarde weigert sich noch hartnäckig, die Waffen abzuliefern. 105 Dortmund, 5. Nov. In Folge des Ihnen neulich mitgetheilten Arbeiter-Aufstandes gegen 14stündige Arbeit und 13 Sgr. Lohn, haben die hiesigen Maschinenarbeiter einen Verein gebildet, um eine Handwerker-Unterstützungskasse zu gründen. Nebenbei sollen auch die Freuden und Leiden des Handwerkers in äußerster "Ruhe und Ordnung" besprochen werden. Das Wort Politik darf in dem Vereine gar nicht genannt werden. Auch der Name Arbeiter ist verpönt, die guten Lente wollen Handwerker heißen. Die zahmen Ideen und frommen Wünsche dieses Handwerkervereins sind hier allgemein bekannt geworden durch eine vor 8 Tagen öffentlich abgehaltene Versammlung. In dieser Versammlung, wozu die Fabrikarbeiter des naheliegenden Städtchens Hörde und Abgeordnete der Eisenbahnarbeiter von Deutz und Minden erschienen waren, wurde von nichts gesprochen, als von "Ruhe und Ordnung", Gehorsam gegen die Direktionen, Verbesserung der Lage des Handwerkers durch gegenseitige Unterstützung, Vereinigung und friedliche Besprechung, "Bruderliebe", vor allem keine Gewalt, keine Widersetzlichkeit. Nach breitester Abhandlung dieses frommen Themas tranken die Arbeiter auf "Brüderlichkeit und Vereinigung" und gingen friedlich-still nach Hause. Gestern am Sitzungstage des Handwerkervereins erschienen plötzlich, von Münster kommend, 101 Mann Infanterie und 45 Mann Kavallerie. 25 Mann Kavallerie gingen gleich nach Hörde ab. Der Regierungspräsident v. Möller, zugleich königl. Kommissar der Köln-Mindener-Eisenbahn, hat dieses Militair auf Veranlassung der Direktion requirirt unter dem Vorwande, daß in Dortmund ernstliche Ruhestörungen zu befürchten seien. Die guten Bürger Dortmunds erstaunten höchlich und weigerten die Aufnahme der Soldaten. Die Eisenbahn-Direktion habe sie unnützerweise requirirt, die Eisenbahn-Direktion möge sie also auch verpflegen. Nicht minder überrascht war die Stadtbehörde, die erst am Tage des Truppeneinmarsches erfuhr, welches Unglück der guten Stadt bevorstände, und wie liebend Herr v. Möller und die Köln-Mindener-Direktion ihrer gedachte. Der Magistrat soll bereits gegen diese Ueberzärtlichkeit des Hrn. v. Möller protestirt haben. Wir überlassen diese löbliche Direktion ihren bösen Träumen und ihrer bleichen Furcht. Den Herrn Regierungs-Präsidenten v. Möller fragen wir aber, mit welchem Rechte und aus welchem Grunde er eine so schreiend ungesetzliche Truppen-Requisition ohne Wissen und Willen des Dortmunder Magistrates und Bürgerwehr-Kommandos veranlassen durfte. Wir fragen Hrn. v. Möller, ob er auf dem, auch vor dem 18. März, gesetzlichen Wege veranlassen will, daß die lügenhaften Gerüchtfabrikationen der Köln-Mindener Eisenbahndirektion ans Licht gezogen werden. Wir fragen Hrn. v. Möller, ob er die Direktion zum Kostenersatze dieser muthwillig frech veranlaßten Truppenversendung anzuhalten gedenkt. Die Ruhe ist hier trotz der Provokation des Regierungspräsidenten nicht gestört worden. Man vergleiche diesen Akt unverschämter Willkühr mit den zahlreichen Provokationen ähnlicher Art in Preußen und dem übrigen Deutschland. Erfurt, 3. Nov. Ich beeile mich, Ihnen die wichtige Nachricht mitzutheilen, daß die hiesige (preußische) Gränzfestung von königl. sächsischen Truppen besetzt worden ist, während die unsrigen nach Altenburg beordert worden sind. (Fr. J.)Bamberg, 31. Okt. Heute Morgen ist von hier eine Kompagnie Infanterie nach dem 6 Stunden entfernten Landgerichte Ebermannstadt abgegangen, wo die Bauern sich mehrfache Widersetzlichkeiten gegen die Behörden schuldig gemacht haben. Es soll dort eine bedeutende Aufregung herrschen und der Holz- und Wildfrevel auf eine beispiellose Weise überhand genommen haben. In Hof ist wegen einer zu Anfang dieses Monats daselbst stattgefundenen Volksversammlung, auf der aufregende republikanische Reden gehalten wurden, gegen eine Anzahl Personen eine Kriminaluntersuchung eingeleitet und die Stadt selbst mit einer militärischen Besatzung bedacht worden. Das benachbarte reußische Gebiet ist durch und durch republikanisirt. (M. J.)Flensburg, 2. Nov. Wenn auch mit Alsen noch keine Postverbindung hergestellt ist, so kommen uns doch von da täglich Nachrichten herüber. Um die Verbindung zwischen Alsen und dem Festlande zu erschweren und Unwillkommene gar nicht hinüber zu lassen, haben die Dänen die Cholera als Vorwand genommen und einen Gesundheitskordon zwischen Alsen und dem Festlande und fünftägige Quarantäne für mißliebige Personen, angeordnet. Diesseits des Sundes, ganz gegen Recht und Waffenstillstand, haben sie ein Truppenpiket von circa 30 Mann aufgestellt und ihnen einen Kommissar, Niels Ochse, zur Seite gestellt, der alle Ankommenden zu erproben, namentlich ihre Legitimationspapiere abzunehmen, und nach Belieben zurückzugeben oder zu behalten hat. Nach den Briefen ist die dänische Einquartirung auf Alsen vermehrt worden in den letzten Tagen und zwar durch 2- bis 300 Mann Jäger, welche von Kopenhagen gekommen sind. Doch soll die gegenwärtige Truppenstärke auf Alsen nicht 1000 Mann übersteigen. Polen. Aus Galizien. Kurz vor der Abreise des galizischen Gouverneurs aus Krakau wurden die neuen Aenderungen bekannt, in denen man die Reorganisation der dortigen Behörden suchen muß. Das Krakauer Kreisamt erhielt seine frühere Benennung: Administrationsrath, die Polizeidirektion heißt jetzt Stadtrath. Präses des Administrationsrathes ist Peter Michalowski, Eigenthümer der Herrschaft Krzysztosowice. Das übrige Personal ist mit Ausnahme der beiden Senatoren Kopff, der resignirt hat, und Macewski, der pensionirt wurde, das nämliche geblieben. Vorsteher des Stadtrathes ist der Advokat Krzyzanowski, welchem der ehemalige Krakauer Polizeidirektor Kroebl in der Eigenschaft eines Generalsekretärs beigegeben ist. Kroebl hat sicherem Vernehmen nach diesen Posten nur provisorisch und nur über vieles Bitten und Drängen des Gouverneurs angenommen. Zwei Kommissäre aus dem Gremium der ehemaligen Polizeidirektion, Morawski und Strzelechi, ernannte der Gouverneur zu galizischen Kreiskommissären; er nimmt beide nach Lemberg, um sie in Krakauer Angelegenheiten beim Gubernium zu verwenden. - Die östreichischen Beamten, d. h. jene, die gleich im Jahre 1846 nach Krakau delegirt worden sind, enthob man ihres dortigen Dienstes, ohne über sie weiter zu verfügen. Die Krakauer Kommissäre Nowak, Tuszynski und Pinkas wurden quiescirt. Im Punkte der Errichtung der Nationalgarde sind alle Versprechungen zu Wasser geworden und die Erwartungen der Krakauer getäuscht. Sas Ministerium des Innern hat die Errichtung dieses Instituts in Krakau für jetzt nicht bewilligt, und man schreibt die negative Erledigung dieser Frage vornehmlich dem Einflusse des Gouverneurs zu. Die hierdurch hervorgerufene mißfällige Stimmung gab sich allgemein und unverhohlen kund, und mag die Ursache gewesen sein, daß Zaleski ohne alle Vorbereitung und bloß vom Kreiskommissär Terlecki begleitet, Krakau mit seiner Familie am 20. Oct. verließ. Etwa 10 Minuten vor der Abreise des Gouverneurs, die jedoch nicht unmittelbar von Krakau, sondern von Podgorze aus geschah, lustrirte ein Kavallereipiket die Chaussee von Podgorze nach Wieliczka und Gelow. Ingleichen bemerkte man ein Kavalleriepiket in der Entfernung einer kleinen Viertelmeile hinter den Wagen des Gouverneurs. - Dieser Abreise Zaleski's legte man das Epitheton heimlich bei, und da man hierzu keinen offenen Grund fand, so wurde in einer Sitzung, welche der Stadtrath und die Administrationsbehörde gemeinschaftlich noch an dem nämlichen Tage bis gegen Mitternacht abhielt, beschlossen, den Stadtrathpräsidenten Krzyzanowski dem Gouverneur nachzuschicken, um ihn um die Ursache seiner heimlichen Entfernung aus Krakau und der unter so großen Vorsichten unternommenen Weiterreise zu befragen. (C. B. a. B.)Ungarn. Pesth, 29. Oct. Es fragt sich, ob wir nicht bald die siebenbürgischen Walachen mehr zu fürchten haben werden, als die Raizen und Kroaten. An Raub- und Mordsucht geben jene den letzteren gar nichts nach, und wehe dem Magyaren, der in ihre Hände fällt, selbst über den Tod hinaus verfolgt ihn noch die fanatische Wuth der entmenschten Horden und kühlt sich den Blutdurst an scheußlichen Mißhandlungen des Leichnams. Die Szekler haben sich bei M. Vasarhely 30,000 Mann stark versammelt, um die walachischen Insurgenten zu zerstreuen, leider nicht früh genug, um zahllose Opfer des nationalen Hasses zu retten. Im Angesichte des Mißgeschickes, das unsere Sache trifft, gewähren die warmen Sympathien der Polen uns einigen Trost. Die rada narodowa des Neumarker Distrikts in Galizien hat an den Landesvertheidigungsausschuß ein Manifest erlassen, worin sie sich offen gegen Jellachich ausspricht, der nichts weniger als Slawe, nur ein Freund des Absolutismus ist, welchen er durch die Aufregung nationaler Eifersucht wieder zu Ehren bringen will, und ihre Theilnahme an dem Kampfe der Magyaren bekundete. Hier wird ein Pionierkorps errichtet und dazu die fähigen Handwerker aus der Armee einberufen. Ein Bataillon Zanini-Infanterie soll sich geweigert haben, gegen uns zu fechten, und vielmehr alle schwarzgelben Offiziere aus seiner Mitte entfernt haben. Zwei Uebelstände machen sich in unseren Armeen sehr fühlbar: die Avancementsluft aller Soldaten, die sich den Uebertritt durch Beförderung zu höheren Chargen bezahlen lassen wollen, und das stete Wandern der Freiwilligen von einem Korps zum andern, je nachdem es ihnen bald hier bald dort besser gefällt. (C. Bl. a. B.)Italien. * Genua, 30. Okt. Die Emeute ron gestern (S."N. Rh. Z." vom 5. Nov.) hat heute Abend in neuen Unruhen ihre Fortsetzung gefunden. Den Tag über war alles ruhig, Abends jedoch versammelten sich zahlreiche Grupprn vor dem Pallast Turfi, (Hierzu eine Beilage.) völkerung der Stadt, die Waffen abzuliefern und sich unbedingt dem kais. Befehle zu unterwerfen, widrigenfalls die Stadt mit Gewalt der Waffen dazu gezwungen werden würde. Zur Bekanntmachung der gestellten Forderungen wurden der Stadt 24 Stunden, und zur Ausführung derselben weitere 48 Stunden, nämlich bis zum 26. Oktober Abends eingeräumt. Obschon dieser Termin nicht nur erfolglos verstrichen, sondern auch am 26. während der vollendeten Einschließung der äußern Umgebungen der Stadt aus derselben ohne Anlaß auf die k. k. Truppen gefeuert wurde, ließen Se. Durchlaucht der Feldmarschall auch noch den 27. Oktober ohne Anwendung von Gewaltmaßregeln verstreichen. Einigen Deputationen aus der Stadt, welche mit dem Fürsten über seine gestellten Forderungen verhandeln und Konzessionen erlangen wollten, konnten diese nicht gewährt werden. Obwohl mittlerweile die Nachricht von dem Anmarsche eines ungarischen Heeres zur Unterstützung der Wiener Rebellen eingetroffen war, welche den Fürsten nöthigte, einen Theil seiner Truppen gegen selbes zu entsenden, so wurde dennoch mit den übrigen für die Verwendung gegen die Stadt schon im Voraus bestimmten Truppen am 28. Oktober der Angriff gegen dieselbe unternommen. Während nämlich alle Zugänge der Stadt mit Geschützfeuer beschäftiget wurden, lag es blos in der Absiche des Feldmarschlls, an diesem Tage die Vorstädte Landstraße usd Leopoldstadt einzunehmen. Diese Aufgabe wurde auch bis zum Abende dieses Tages nach Erstürmung der äußeren Linienthore, vieler Barrikaden und Eroberung von 4 Kanonen von den von Muth und Zuversicht durchdrungenen Truppen ohngeachtet der verzweifelten Gegenwehr der Insurgenten so vollständig gelöst, daß sie noch vor dem Eintritte der Nacht auf dem Glacis vor der innern Stadt und am Donauarme standen, der diese von der Leopoldstadt scheidet, und das Invalidenhaus, das Münzgebäude, die neue Hauptmauth, die Heumarktkaserne und den fürstlich Schwarzenbergschen Sommerpallast besetzten und behaupteten. Allenthalben wurden die Truppen von den friedlichen Bewohnern dieser Vorstädte als Erretter und Befreier von dem Terrorismus der Anarchisten und ihrer Werkzeuge, der bewaffneten Proletarier, mit Jubel empfangen. Seine Durchlaucht der Feldmarschall gaben sich der Hoffnung hin, daß die Stadt nach solchen Erfahrungen von der Ueberlegenheit einer wohldisciplinirten Streitmacht über zahlreichere Insurgentenschaaren die Ueberzeugung erlangt haben mußte, rechnete daher auf ihre nunmehrige Unterwerfung und ließ den 29. Oktober, um ihr Zeit zu lassen, zur Besinnung zu kommen, ohne Anwendung weiterer Gewaltmaßregeln, ruhig vorübergehen. Es kam auch wirklich in der Nacht vom 29. auf den 30 Oktober eine Deputation des Gemeinderathes der Stadt mit der schriftlichen Erklärung zum Feldmarschall, daß sie sich unbedingt unterwerfen und den auferlegten Belagerungszustand annehmen wolle, wonach somit am 30. Oktober die Stadt und die Vorstadte von den Truppen besetzt werden sollten. Es wurde demnach eine Kommission zusammengesetzt, welche die Modalitäten über die Ausführung dieser Maßregeln genauer bestimmen sollte. Mittlerweile bestätigte sich am 29. Morgens die Nachricht von dem Anmarsche der ungarischen Rebellen, gegen welche sich nunmehr der Feldmarschall zu wenden genothiget war. Er fand den Feind in einer günstigen Aufstellung hinter der Schwechat, 2 Meilen von Wien, ließ denselben sogleich durch das Armcekorps des Banus von Croatien und die ihm beigegebene zahreiche Kavallerie des 3. Korps angreifen, warf ihn noch an diesem Tage bis über die Fischa zurück, und ließ ihn am 31. bis an die Gränze von Ungarn verfolgen. Durch das von der Höhe des Stephansthurmes beobachtete Anrücken der ungarischen Bundesgenossen, ließen sich die Wiener Aufrührer zu neuen Hoffnungen und zum treulosen Bruche der eingegangenen Kapitulation verleiten. Der Oberkommandant der Nationalgarden, Messenhauser, erließ von dem hohen Observatorium herab zwei Aufrufe, in welchen er die k. k. Truppen von den Ungarn geschlagen erklärte und zur wiederholten Ergreifung der Waffen aufforderte. Es wurden demnach auch von Seite der Stadt in dem Augenblicke die Feindseligkeiten wieder begonnen, in welchem die eingegangene Kapitulation in Erfullung gehen sollte. Dieser Treubruch mußte somit auch durch das Wiedereröffnen des Bombardements einiger, wegen ihrer feindlichen Gesinnung bekannten Vorstädte bestraft werden, mit welchem bis zum Abende des 30. Oktober fortgefahren wurde. Die Stadt erklärte hierauf zum zweiten Male ihre Unterwerfung, die somit am 31. Oktober zur Wahrheit werden sollte. Aber schon am Morgen dieses Tages erschienen Abgeordnete des Gemeinderathes mit der Erkärung, daß die Mehrzahl der Bürger zwar den besten Willen habe, alle Bedingungen des Feldmarschalls ohne Weigerung einzugehen, daß sie aber gegen die zur Schreckensherrschaft angewachsene Macht des demokratischen Clubbs, des Studenten-Comites und ihrer Werkzeuge, der bewaffneten Proletarier, viel zu machtlos seien, um ihrem Willen nur einige [unleserliches Material] zu verschaffen, daß sie demnach selbst den Schutz des Feldmarschalls für ihre Personen und ihr bedrohtes Eigenthum anflehen müßten, nachdem die Rotte gesonnen sei, sich unter den Trümmern der durch sie in Brand zu steckenden Stadt zu begraben. Der Feldmarschall ließ nunmehr am 31. Oktober Nachmittags noch mehr Truppen durch die Vorstädte einrücken, welche bei ihrem Erscheinen auf dem Glacis von den Wällen der innern Stadt lebhaft beschossen wurden, und diese, in welche sich die Aufrührer alle zurückgezogen hatten, eng umschließen. Abends noch wurde das stark verbarrikadirte Burgthor eingeschossen, sodann von zwei Bataillons erstürmt, und acht Kanonen erobert. Die Proletarier hatten bereits Feuer in das kaiserliche Bibliothekgebäude gelegt, von dem das Dach abbrannte, der übrige Theil dieses Gebäudes aber, so wie die ganze Burg wurden durch das Einrücken unserer Truppen gerettet. Das Militär hat nunmehr die ganze Stadt besetzt, deren vollständige Unterwerfung ‒ nachdem sie jeden mildern Ausweg mit Hartnäckigkeit, und selbst mit Hintansetzung von Treu und Glauben von sich wies ‒ mit Gewalt der Waffen vollendet worden ist. Aus dem Hauptquartier Hetzendorf, den 1. November 1848. Wien, 1. November. Proklamation. Indem ich die unter meinem Befehle stehenden k. k. Truppen in die Hauptstadt Wien einrücken lasse, finde ich mich im Nachhange meiner Proklamation vom 23. Oktober d. J. bestimmt, jene Maßregeln allgemein bekannt zu machen, deren Ausführung ich zur Wiederherstellung des auf das Tiefste erschütterten öffentlichen Rechtszustandes für unerläßlich halte. Die Stadt hat zwar am 30. v. M. ihre Unterwerfung angezeigt, die darüber geschlossenen Bestimmungen wurden jedoch durch den schändlichsten Verrath wieder gebrochen, daher ich ohne Rücksicht auf diese Unterwerfungsacte hiermit folgende Anordnungen treffe: Erstens. Die Stadt Wien, ihre Vorstädte und Umgebungen in einem Umkreise von 2 Meilen werden in Belagerungsstand erklärt, das ist: alle Lokalbehörden für die Dauer dieses Zustandes nach der im §. 9 enthaltenen Bestimmung der Militärbehörde unterstellt. Zweitens. Die akademische Legion und Nationalgarde, letztere jedoch mit Vorbehalt ihrer Reorganisirung, sind aufgelöst. Drittens. Die allgemeine Entwaffnung, falls sie noch nicht vollständig durchgeführt worden wäre, ist durch den Gemeinderath binnen 48 Stunden von der Kundmachung gegenwärtiger Ploclamation an gerechnet, zu beendigen. Nach Verlauf dieser Frist wird die zweite und letzte Aufforderung zur Ablieferung der Waffen erlassen, und 12 Stunden nach Affigirung derselben eine Hausdurchsuchung vorgenommen, dann aber jeder Besitzer von was immer für Waffen eingezogen und der standrechtlichen Behandlung unterzogen werden. Von dieser Entwaffnung sind blos die Sicherheitswache, die Militär-Polizeiwache, die Finanzwache, welche in ihrer bisherigen Wirksamkeit verbleiben, dann jene Beamten, die nach ihrer persönlichen Eigenschaft zur Tragung von Seitengewehren zur Uniform berechtigt sind, ausgenommen. Waffen, welche Privateigenthum sind, werden mit den Namen der Eigenthümer bezeichnet, abgesondert aufbewahrt werden. Viertens. Alle politischen Vereine werden geschlossen, alle Versammlungen auf Straßen und öffentlichen Plätzen von mehr als 10 Personen sind untersagt, alle Wirths- und Kaffehäuser sind in der innern Stadt um 11 Uhr, in den Vorstädten und Umgebungen aber um 10 Uhr Abends zu schließen. Die dawider Handelnden werden verhaftet, und vor ein Militärgericht gestellt. Fünftens. Die Presse bleibt vorläufig nach der Bestimmung des Punktes 4 der Proklamation vom 23. Oktober d. J. beschränkt und der Druck, Verkauf und die Affigirung von Plakaten, bildlichen Darstellungen und Flugschriften nur insoferne gestattet, als hierzu die vorherige Bewilligung der Militärbehörde eingeholt und ertheilt worden sein wird. Gegen die Uebertreter dieser Anordnung tritt die im vorigen Absatze angedrohte Behandlung ein. Sechstens. Die im §. 5 der Proklamation vom 23. October d. J. enthaltene Verfügung, wonach die sich in der Residenz ohne legale Nachweisung der Ursache ihrer Anwesenheit aufhaltenden Ausländer auszuweisen sind, wird auf alle in gleicher Lage befindlichen nach Wien nicht zuständigen Inländer ausgedehnt. Die Ausführung dieser Maßregel wird der Stadthauptmannschaft übertragen, welche sich durch nominative Eingaben der Hauseigenthümer über ihre Inwohner die Ueberzeugung von der Zahl der in die eben bezeichnete Kathegorie gehörigen Personen verschaffen wird Der Hauseigenthümer, welcher vorsätzlich einen seiner Inwohner verschweigt, oder den Zuwachs eines solchen nicht innerhalb der in den Polizei-Vorschriften festgesetzten Termine anzeigt, wird eingezogen und vor das Militär-Gericht gestellt. Siebentes. Wer überwiesen wird: a) unter den k. k. Truppen einen Versuch unternommen zu haben, dieselben zum Treubruch zu verleiten, b) wer durch Wort oder That zum Aufruhr aufgereizt, oder einer solchen Aufforderung werkthätige Folge leistet, c) wer bei einer etwaigen Zusammenrottung auf die erste Aufforderung der öffentlichen Behörde sich nicht zurückzieht, und d) wer bei einer aufrührischen Zusammenrottung mit Waffen in der Hand ergriffen wird ‒ unterliegt der standrechtlichen Behandlung. Achtens. Alle Barrikaden in der Stadt und den Vorstädten sind durch den Gemeinderath allsogleich spurlos wegräumen, und das Pflaster herstellen zu lassen. Neuntens. Während der Dauer des Belagerungszustandes bleiben zwar alle öffentlichen Behörden in der Ausübung ihrer Functionen ungestört; nachdem aber die Militär-Behörde für diese Zeitperiode alle jene Geschäfte übernehmen wird, welche auf die Aufrechthaltung der Ordnung, Ruhe und Sicherheit der Hauptstandt und ihrer Umgebung abzielen, so haben von nun an der mit diesen Geschäften bisher betraute Gemeinderath und die Stadthauptmannschaft dazu nur in jener Weise mitzuwirken, welche die Militär-Behörde für zweckmäßig erachtet wird. Zehntens. Um den Zweck des Belagerungszustandes zu erreichen, der kein anderer sein kann, als den Uebergang von der Annarchie zu dem geregelten constitutionellen Rechtszustande vorzubereiten, wird eine gemischte Central-Commission unter dem Vorsitze des Herrn General-Majors Baron Cordon, welchen ich gleichzeitig zum Stadt-Commandanten ernenne, die oberste Leitung der durch den Belagerungszustand bedingten Geschäfte führen, und sowohl die niederösterreichische Landes-Regierung als auch die Stadthauptmannschaft an ihre Anordnungen gewiesen. Hauptquartier Hetzendorf am 1. November 1848. Fürst zu Windisch-Grätz, k. k. Feldmarschall. Prag, 2. November. 5 Uhr Nachmittags. Die Häuser in jenen Vorstädten, welche gestürmt wurden, sollen fürchterlich zugerichtet seyn, alles Bewegliche und Werthvolle wurde aus den Wohnungen hinweggenommen, Möbel und andere Effekten, die nicht fortzubringen waren, wurden von den Stürmenden zertrümmert und zu Grunde gerichtet. Besonders arg sollen die Kroaten gehaust haben; alles Zurückhalten und Abmahnen der Offiziere war vergebens, es soll sogar, um den Gräueln ein Ende zu machen, das Standrecht unter ihnen publicirt und mehre Individuen wegen Insubordination erschossen worden seyn. Ein Grenadier, der plünderte, und von seinem Hauptmann deshalb zur Rede gestellt wurde, soll auf diesen letzteren das Gewehr angeschlagen haben. Der Hauptmann kam dem Wüthenden aber zuvor und spaltete ihm den Schädel. ‒ Ein Herr, dessen Wohnung in der Franzensallee liegt, und der mit dem heutigen Nachmittagstrain hier ankam, erzählte, daß, als er vorgestern seine Wohnung besuchte, er dieselbe vollkommen ausgeraubt gefunden habe, nur ein Kroatenhemd, ein Frauenrock und ein kleines Paquetchen, wahrscheinlich irgendwo anders gestohlen und hier von den Plündernden verloren, lagen am Boden. (C. Bl. a. B.)Grätz, 28. Okt. Wir hatten heute eine unruhige Nacht, der gestern ein bewegter Tag vorausgegangen. Die sogenannten „liberalen“ Vereine hielten im ständischen Redoutensaale eine „Volksversammlung,“ in welcher eine Adresse an den Kaiser, dann, ein Manifest an den Fürsten Windischgrätz mit der Weisung erlassen werden sollte, die Belagerung Wiens sogleich aufzuheben, widrigenfalls dieser gewärtig sein müsse, von 30,000 steierischen Scharfschützen „mit Adleraugen“ auf's Korn genommen zu werden. Eine gemischte Deputation verlangte später die Entwaffnung des Militärs, dann ein erneuertes Aufgebot in Masse mit obligatem Sturmgeläute u. m. dgl. Mehre Kompagnien der Garde, sowie auch das Militär, waren consignirt; indeß verlief die Nacht ungestört. (D. Z.)Grätz, 29. Oktober. Feldmarschalllieutenant Dahlen hat bereits ein Corps von 16,000 Mann regulären Gränzern beisammen, mit denen er verläßlicher Nachricht zufolge heute die sogenannte Murinsel zwischen der Drau und Mur besetzen, und dann vielleicht im Vereine mit dem Corps des Feldzeugmeisters Nugent, das gleichfalls schon über 8000 Mann zählt, weiter gegen Pesth operien wird. (Gr. Z.)Breslau, 3. November. Die „Breslauer Zeitung“ berichtet unter diesem Datum: Reisende, welche mit dem eben angelangten Wiener Postzuge angekommen sind, berichten, daß sich Windischgrätz bei der Einnahme Wien's mit tyrannischer Strenge benommen habe. Er soll hinter seinen eignen Truppen, um deren Zurückweichen zu hindern, Geschütze mit Kartätschen geladen haben auffahren lassen. Ja, diese Reisende wollen auch erfahren haben, daß er diese Geschütze auch wirklich habe abfeuern lassen, so daß dadurch eine Menge Soldaten daniedergeschmettert worden seien. Windischgrätz und Jellachich sollen die kaiserliche Burg bezogen haben. Vier junge Männer sollen auf Ersteren geschossen, ihn aber verfehlt haben; sie sind ergriffen worden. Ein großer Theil der Nationalgarde weigert sich noch hartnäckig, die Waffen abzuliefern. 105 Dortmund, 5. Nov. In Folge des Ihnen neulich mitgetheilten Arbeiter-Aufstandes gegen 14stündige Arbeit und 13 Sgr. Lohn, haben die hiesigen Maschinenarbeiter einen Verein gebildet, um eine Handwerker-Unterstützungskasse zu gründen. Nebenbei sollen auch die Freuden und Leiden des Handwerkers in äußerster „Ruhe und Ordnung“ besprochen werden. Das Wort Politik darf in dem Vereine gar nicht genannt werden. Auch der Name Arbeiter ist verpönt, die guten Lente wollen Handwerker heißen. Die zahmen Ideen und frommen Wünsche dieses Handwerkervereins sind hier allgemein bekannt geworden durch eine vor 8 Tagen öffentlich abgehaltene Versammlung. In dieser Versammlung, wozu die Fabrikarbeiter des naheliegenden Städtchens Hörde und Abgeordnete der Eisenbahnarbeiter von Deutz und Minden erschienen waren, wurde von nichts gesprochen, als von „Ruhe und Ordnung“, Gehorsam gegen die Direktionen, Verbesserung der Lage des Handwerkers durch gegenseitige Unterstützung, Vereinigung und friedliche Besprechung, „Bruderliebe“, vor allem keine Gewalt, keine Widersetzlichkeit. Nach breitester Abhandlung dieses frommen Themas tranken die Arbeiter auf „Brüderlichkeit und Vereinigung“ und gingen friedlich-still nach Hause. Gestern am Sitzungstage des Handwerkervereins erschienen plötzlich, von Münster kommend, 101 Mann Infanterie und 45 Mann Kavallerie. 25 Mann Kavallerie gingen gleich nach Hörde ab. Der Regierungspräsident v. Möller, zugleich königl. Kommissar der Köln-Mindener-Eisenbahn, hat dieses Militair auf Veranlassung der Direktion requirirt unter dem Vorwande, daß in Dortmund ernstliche Ruhestörungen zu befürchten seien. Die guten Bürger Dortmunds erstaunten höchlich und weigerten die Aufnahme der Soldaten. Die Eisenbahn-Direktion habe sie unnützerweise requirirt, die Eisenbahn-Direktion möge sie also auch verpflegen. Nicht minder überrascht war die Stadtbehörde, die erst am Tage des Truppeneinmarsches erfuhr, welches Unglück der guten Stadt bevorstände, und wie liebend Herr v. Möller und die Köln-Mindener-Direktion ihrer gedachte. Der Magistrat soll bereits gegen diese Ueberzärtlichkeit des Hrn. v. Möller protestirt haben. Wir überlassen diese löbliche Direktion ihren bösen Träumen und ihrer bleichen Furcht. Den Herrn Regierungs-Präsidenten v. Möller fragen wir aber, mit welchem Rechte und aus welchem Grunde er eine so schreiend ungesetzliche Truppen-Requisition ohne Wissen und Willen des Dortmunder Magistrates und Bürgerwehr-Kommandos veranlassen durfte. Wir fragen Hrn. v. Möller, ob er auf dem, auch vor dem 18. März, gesetzlichen Wege veranlassen will, daß die lügenhaften Gerüchtfabrikationen der Köln-Mindener Eisenbahndirektion ans Licht gezogen werden. Wir fragen Hrn. v. Möller, ob er die Direktion zum Kostenersatze dieser muthwillig frech veranlaßten Truppenversendung anzuhalten gedenkt. Die Ruhe ist hier trotz der Provokation des Regierungspräsidenten nicht gestört worden. Man vergleiche diesen Akt unverschämter Willkühr mit den zahlreichen Provokationen ähnlicher Art in Preußen und dem übrigen Deutschland. Erfurt, 3. Nov. Ich beeile mich, Ihnen die wichtige Nachricht mitzutheilen, daß die hiesige (preußische) Gränzfestung von königl. sächsischen Truppen besetzt worden ist, während die unsrigen nach Altenburg beordert worden sind. (Fr. J.)Bamberg, 31. Okt. Heute Morgen ist von hier eine Kompagnie Infanterie nach dem 6 Stunden entfernten Landgerichte Ebermannstadt abgegangen, wo die Bauern sich mehrfache Widersetzlichkeiten gegen die Behörden schuldig gemacht haben. Es soll dort eine bedeutende Aufregung herrschen und der Holz- und Wildfrevel auf eine beispiellose Weise überhand genommen haben. In Hof ist wegen einer zu Anfang dieses Monats daselbst stattgefundenen Volksversammlung, auf der aufregende republikanische Reden gehalten wurden, gegen eine Anzahl Personen eine Kriminaluntersuchung eingeleitet und die Stadt selbst mit einer militärischen Besatzung bedacht worden. Das benachbarte reußische Gebiet ist durch und durch republikanisirt. (M. J.)Flensburg, 2. Nov. Wenn auch mit Alsen noch keine Postverbindung hergestellt ist, so kommen uns doch von da täglich Nachrichten herüber. Um die Verbindung zwischen Alsen und dem Festlande zu erschweren und Unwillkommene gar nicht hinüber zu lassen, haben die Dänen die Cholera als Vorwand genommen und einen Gesundheitskordon zwischen Alsen und dem Festlande und fünftägige Quarantäne für mißliebige Personen, angeordnet. Diesseits des Sundes, ganz gegen Recht und Waffenstillstand, haben sie ein Truppenpiket von circa 30 Mann aufgestellt und ihnen einen Kommissar, Niels Ochse, zur Seite gestellt, der alle Ankommenden zu erproben, namentlich ihre Legitimationspapiere abzunehmen, und nach Belieben zurückzugeben oder zu behalten hat. Nach den Briefen ist die dänische Einquartirung auf Alsen vermehrt worden in den letzten Tagen und zwar durch 2- bis 300 Mann Jäger, welche von Kopenhagen gekommen sind. Doch soll die gegenwärtige Truppenstärke auf Alsen nicht 1000 Mann übersteigen. Polen. Aus Galizien. Kurz vor der Abreise des galizischen Gouverneurs aus Krakau wurden die neuen Aenderungen bekannt, in denen man die Reorganisation der dortigen Behörden suchen muß. Das Krakauer Kreisamt erhielt seine frühere Benennung: Administrationsrath, die Polizeidirektion heißt jetzt Stadtrath. Präses des Administrationsrathes ist Peter Michalowski, Eigenthümer der Herrschaft Krzysztosowice. Das übrige Personal ist mit Ausnahme der beiden Senatoren Kopff, der resignirt hat, und Macewski, der pensionirt wurde, das nämliche geblieben. Vorsteher des Stadtrathes ist der Advokat Krzyzanowski, welchem der ehemalige Krakauer Polizeidirektor Kroebl in der Eigenschaft eines Generalsekretärs beigegeben ist. Kroebl hat sicherem Vernehmen nach diesen Posten nur provisorisch und nur über vieles Bitten und Drängen des Gouverneurs angenommen. Zwei Kommissäre aus dem Gremium der ehemaligen Polizeidirektion, Morawski und Strzelechi, ernannte der Gouverneur zu galizischen Kreiskommissären; er nimmt beide nach Lemberg, um sie in Krakauer Angelegenheiten beim Gubernium zu verwenden. ‒ Die östreichischen Beamten, d. h. jene, die gleich im Jahre 1846 nach Krakau delegirt worden sind, enthob man ihres dortigen Dienstes, ohne über sie weiter zu verfügen. Die Krakauer Kommissäre Nowak, Tuszynski und Pinkas wurden quiescirt. Im Punkte der Errichtung der Nationalgarde sind alle Versprechungen zu Wasser geworden und die Erwartungen der Krakauer getäuscht. Sas Ministerium des Innern hat die Errichtung dieses Instituts in Krakau für jetzt nicht bewilligt, und man schreibt die negative Erledigung dieser Frage vornehmlich dem Einflusse des Gouverneurs zu. Die hierdurch hervorgerufene mißfällige Stimmung gab sich allgemein und unverhohlen kund, und mag die Ursache gewesen sein, daß Zaleski ohne alle Vorbereitung und bloß vom Kreiskommissär Terlecki begleitet, Krakau mit seiner Familie am 20. Oct. verließ. Etwa 10 Minuten vor der Abreise des Gouverneurs, die jedoch nicht unmittelbar von Krakau, sondern von Podgorze aus geschah, lustrirte ein Kavallereipiket die Chaussee von Podgorze nach Wieliczka und Gelow. Ingleichen bemerkte man ein Kavalleriepiket in der Entfernung einer kleinen Viertelmeile hinter den Wagen des Gouverneurs. ‒ Dieser Abreise Zaleski's legte man das Epitheton heimlich bei, und da man hierzu keinen offenen Grund fand, so wurde in einer Sitzung, welche der Stadtrath und die Administrationsbehörde gemeinschaftlich noch an dem nämlichen Tage bis gegen Mitternacht abhielt, beschlossen, den Stadtrathpräsidenten Krzyzanowski dem Gouverneur nachzuschicken, um ihn um die Ursache seiner heimlichen Entfernung aus Krakau und der unter so großen Vorsichten unternommenen Weiterreise zu befragen. (C. B. a. B.)Ungarn. Pesth, 29. Oct. Es fragt sich, ob wir nicht bald die siebenbürgischen Walachen mehr zu fürchten haben werden, als die Raizen und Kroaten. An Raub- und Mordsucht geben jene den letzteren gar nichts nach, und wehe dem Magyaren, der in ihre Hände fällt, selbst über den Tod hinaus verfolgt ihn noch die fanatische Wuth der entmenschten Horden und kühlt sich den Blutdurst an scheußlichen Mißhandlungen des Leichnams. Die Szekler haben sich bei M. Vasarhely 30,000 Mann stark versammelt, um die walachischen Insurgenten zu zerstreuen, leider nicht früh genug, um zahllose Opfer des nationalen Hasses zu retten. Im Angesichte des Mißgeschickes, das unsere Sache trifft, gewähren die warmen Sympathien der Polen uns einigen Trost. Die rada narodowa des Neumarker Distrikts in Galizien hat an den Landesvertheidigungsausschuß ein Manifest erlassen, worin sie sich offen gegen Jellachich ausspricht, der nichts weniger als Slawe, nur ein Freund des Absolutismus ist, welchen er durch die Aufregung nationaler Eifersucht wieder zu Ehren bringen will, und ihre Theilnahme an dem Kampfe der Magyaren bekundete. Hier wird ein Pionierkorps errichtet und dazu die fähigen Handwerker aus der Armee einberufen. Ein Bataillon Zanini-Infanterie soll sich geweigert haben, gegen uns zu fechten, und vielmehr alle schwarzgelben Offiziere aus seiner Mitte entfernt haben. Zwei Uebelstände machen sich in unseren Armeen sehr fühlbar: die Avancementsluft aller Soldaten, die sich den Uebertritt durch Beförderung zu höheren Chargen bezahlen lassen wollen, und das stete Wandern der Freiwilligen von einem Korps zum andern, je nachdem es ihnen bald hier bald dort besser gefällt. (C. Bl. a. B.)Italien. * Genua, 30. Okt. Die Emeute ron gestern (S.„N. Rh. Z.“ vom 5. Nov.) hat heute Abend in neuen Unruhen ihre Fortsetzung gefunden. Den Tag über war alles ruhig, Abends jedoch versammelten sich zahlreiche Grupprn vor dem Pallast Turfi, (Hierzu eine Beilage.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar137_010" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0004" n="0700"/> völkerung der Stadt, die Waffen abzuliefern und sich unbedingt dem kais. Befehle zu unterwerfen, widrigenfalls die Stadt mit Gewalt der Waffen dazu gezwungen werden würde. Zur Bekanntmachung der gestellten Forderungen wurden der Stadt 24 Stunden, und zur Ausführung derselben weitere 48 Stunden, nämlich bis zum 26. Oktober Abends eingeräumt. Obschon dieser Termin nicht nur erfolglos verstrichen, sondern auch am 26. während der vollendeten Einschließung der äußern Umgebungen der Stadt aus derselben ohne Anlaß auf die k. k. Truppen gefeuert wurde, ließen Se. Durchlaucht der Feldmarschall auch noch den 27. Oktober ohne Anwendung von Gewaltmaßregeln verstreichen. Einigen Deputationen aus der Stadt, welche mit dem Fürsten über seine gestellten Forderungen verhandeln und Konzessionen erlangen wollten, konnten diese nicht gewährt werden.</p> <p>Obwohl mittlerweile die Nachricht von dem Anmarsche eines ungarischen Heeres zur Unterstützung der Wiener Rebellen eingetroffen war, welche den Fürsten nöthigte, einen Theil seiner Truppen gegen selbes zu entsenden, so wurde dennoch mit den übrigen für die Verwendung gegen die Stadt schon im Voraus bestimmten Truppen am 28. Oktober der Angriff gegen dieselbe unternommen.</p> <p>Während nämlich alle Zugänge der Stadt mit Geschützfeuer beschäftiget wurden, lag es blos in der Absiche des Feldmarschlls, an diesem Tage die Vorstädte Landstraße usd Leopoldstadt einzunehmen. Diese Aufgabe wurde auch bis zum Abende dieses Tages nach Erstürmung der äußeren Linienthore, vieler Barrikaden und Eroberung von 4 Kanonen von den von Muth und Zuversicht durchdrungenen Truppen ohngeachtet der verzweifelten Gegenwehr der Insurgenten so vollständig gelöst, daß sie noch vor dem Eintritte der Nacht auf dem Glacis vor der innern Stadt und am Donauarme standen, der diese von der Leopoldstadt scheidet, und das Invalidenhaus, das Münzgebäude, die neue Hauptmauth, die Heumarktkaserne und den fürstlich Schwarzenbergschen Sommerpallast besetzten und behaupteten.</p> <p>Allenthalben wurden die Truppen von den friedlichen Bewohnern dieser Vorstädte als Erretter und Befreier von dem Terrorismus der Anarchisten und ihrer Werkzeuge, der bewaffneten Proletarier, mit Jubel empfangen.</p> <p>Seine Durchlaucht der Feldmarschall gaben sich der Hoffnung hin, daß die Stadt nach solchen Erfahrungen von der Ueberlegenheit einer wohldisciplinirten Streitmacht über zahlreichere Insurgentenschaaren die Ueberzeugung erlangt haben mußte, rechnete daher auf ihre nunmehrige Unterwerfung und ließ den 29. Oktober, um ihr Zeit zu lassen, zur Besinnung zu kommen, ohne Anwendung weiterer Gewaltmaßregeln, ruhig vorübergehen. Es kam auch wirklich in der Nacht vom 29. auf den 30 Oktober eine Deputation des Gemeinderathes der Stadt mit der schriftlichen Erklärung zum Feldmarschall, daß sie sich unbedingt unterwerfen und den auferlegten Belagerungszustand annehmen wolle, wonach somit am 30. Oktober die Stadt und die Vorstadte von den Truppen besetzt werden sollten.</p> <p>Es wurde demnach eine Kommission zusammengesetzt, welche die Modalitäten über die Ausführung dieser Maßregeln genauer bestimmen sollte. Mittlerweile bestätigte sich am 29. Morgens die Nachricht von dem Anmarsche der ungarischen Rebellen, gegen welche sich nunmehr der Feldmarschall zu wenden genothiget war. Er fand den Feind in einer günstigen Aufstellung hinter der Schwechat, 2 Meilen von Wien, ließ denselben sogleich durch das Armcekorps des Banus von Croatien und die ihm beigegebene zahreiche Kavallerie des 3. Korps angreifen, warf ihn noch an diesem Tage bis über die Fischa zurück, und ließ ihn am 31. bis an die Gränze von Ungarn verfolgen.</p> <p>Durch das von der Höhe des Stephansthurmes beobachtete Anrücken der ungarischen Bundesgenossen, ließen sich die Wiener Aufrührer zu neuen Hoffnungen und zum treulosen Bruche der eingegangenen Kapitulation verleiten. Der Oberkommandant der Nationalgarden, Messenhauser, erließ von dem hohen Observatorium herab zwei Aufrufe, in welchen er die k. k. Truppen von den Ungarn geschlagen erklärte und zur wiederholten Ergreifung der Waffen aufforderte.</p> <p>Es wurden demnach auch von Seite der Stadt in dem Augenblicke die Feindseligkeiten wieder begonnen, in welchem die eingegangene Kapitulation in Erfullung gehen sollte.</p> <p>Dieser Treubruch mußte somit auch durch das Wiedereröffnen des Bombardements einiger, wegen ihrer feindlichen Gesinnung bekannten Vorstädte bestraft werden, mit welchem bis zum Abende des 30. Oktober fortgefahren wurde.</p> <p>Die Stadt erklärte hierauf zum zweiten Male ihre Unterwerfung, die somit am 31. Oktober zur Wahrheit werden sollte.</p> <p>Aber schon am Morgen dieses Tages erschienen Abgeordnete des Gemeinderathes mit der Erkärung, daß die Mehrzahl der Bürger zwar den besten Willen habe, alle Bedingungen des Feldmarschalls ohne Weigerung einzugehen, daß sie aber gegen die zur Schreckensherrschaft angewachsene Macht des demokratischen Clubbs, des Studenten-Comites und ihrer Werkzeuge, der bewaffneten Proletarier, viel zu machtlos seien, um ihrem Willen nur einige <gap reason="illegible"/> zu verschaffen, daß sie demnach selbst den Schutz des Feldmarschalls für ihre Personen und ihr bedrohtes Eigenthum anflehen müßten, nachdem die Rotte gesonnen sei, sich unter den Trümmern der durch sie in Brand zu steckenden Stadt zu begraben.</p> <p>Der Feldmarschall ließ nunmehr am 31. Oktober Nachmittags noch mehr Truppen durch die Vorstädte einrücken, welche bei ihrem Erscheinen auf dem Glacis von den Wällen der innern Stadt lebhaft beschossen wurden, und diese, in welche sich die Aufrührer alle zurückgezogen hatten, eng umschließen. Abends noch wurde das stark verbarrikadirte Burgthor eingeschossen, sodann von zwei Bataillons erstürmt, und acht Kanonen erobert. Die Proletarier hatten bereits Feuer in das kaiserliche Bibliothekgebäude gelegt, von dem das Dach abbrannte, der übrige Theil dieses Gebäudes aber, so wie die ganze Burg wurden durch das Einrücken unserer Truppen gerettet.</p> <p>Das Militär hat nunmehr die ganze Stadt besetzt, deren vollständige Unterwerfung ‒ nachdem sie jeden mildern Ausweg mit Hartnäckigkeit, und selbst mit Hintansetzung von Treu und Glauben von sich wies ‒ mit Gewalt der Waffen vollendet worden ist.</p> <p>Aus dem Hauptquartier Hetzendorf, den 1. November 1848.</p> </div> <div xml:id="ar137_011" type="jArticle"> <head>Wien, 1. November.</head> <p>Proklamation.</p> <p>Indem ich die unter meinem Befehle stehenden k. k. Truppen in die Hauptstadt Wien einrücken lasse, finde ich mich im Nachhange meiner Proklamation vom 23. Oktober d. J. bestimmt, jene Maßregeln allgemein bekannt zu machen, deren Ausführung ich zur Wiederherstellung des auf das Tiefste erschütterten öffentlichen Rechtszustandes für unerläßlich halte.</p> <p>Die Stadt hat zwar am 30. v. M. ihre Unterwerfung angezeigt, die darüber geschlossenen Bestimmungen wurden jedoch durch den schändlichsten Verrath wieder gebrochen, daher ich ohne Rücksicht auf diese Unterwerfungsacte hiermit folgende Anordnungen treffe:</p> <p><hi rendition="#g">Erstens.</hi> Die Stadt Wien, ihre Vorstädte und Umgebungen in einem Umkreise von 2 Meilen werden in Belagerungsstand erklärt, das ist: alle Lokalbehörden für die Dauer dieses Zustandes nach der im §. 9 enthaltenen Bestimmung der Militärbehörde unterstellt.</p> <p><hi rendition="#g">Zweitens.</hi> Die akademische Legion und Nationalgarde, letztere jedoch mit Vorbehalt ihrer Reorganisirung, sind aufgelöst.</p> <p><hi rendition="#g">Drittens.</hi> Die allgemeine Entwaffnung, falls sie noch nicht vollständig durchgeführt worden wäre, ist durch den Gemeinderath binnen 48 Stunden von der Kundmachung gegenwärtiger Ploclamation an gerechnet, zu beendigen. Nach Verlauf dieser Frist wird die zweite und letzte Aufforderung zur Ablieferung der Waffen erlassen, und 12 Stunden nach Affigirung derselben eine Hausdurchsuchung vorgenommen, dann aber jeder Besitzer von was immer für Waffen eingezogen und der standrechtlichen Behandlung unterzogen werden.</p> <p>Von dieser Entwaffnung sind blos die Sicherheitswache, die Militär-Polizeiwache, die Finanzwache, welche in ihrer bisherigen Wirksamkeit verbleiben, dann jene Beamten, die nach ihrer persönlichen Eigenschaft zur Tragung von Seitengewehren zur Uniform berechtigt sind, ausgenommen.</p> <p>Waffen, welche Privateigenthum sind, werden mit den Namen der Eigenthümer bezeichnet, abgesondert aufbewahrt werden.</p> <p><hi rendition="#g">Viertens.</hi> Alle politischen Vereine werden geschlossen, alle Versammlungen auf Straßen und öffentlichen Plätzen von mehr als 10 Personen sind untersagt, alle Wirths- und Kaffehäuser sind in der innern Stadt um 11 Uhr, in den Vorstädten und Umgebungen aber um 10 Uhr Abends zu schließen.</p> <p>Die dawider Handelnden werden verhaftet, und vor ein Militärgericht gestellt.</p> <p><hi rendition="#g">Fünftens.</hi> Die Presse bleibt <hi rendition="#b">vorläufig</hi> nach der Bestimmung des Punktes 4 der Proklamation vom 23. Oktober d. J. beschränkt und der Druck, Verkauf und die Affigirung von Plakaten, bildlichen Darstellungen und Flugschriften nur insoferne gestattet, als hierzu die vorherige Bewilligung der Militärbehörde eingeholt und ertheilt worden sein wird.</p> <p>Gegen die Uebertreter dieser Anordnung tritt die im vorigen Absatze angedrohte Behandlung ein.</p> <p><hi rendition="#g">Sechstens.</hi> Die im §. 5 der Proklamation vom 23. October d. J. enthaltene Verfügung, wonach die sich in der Residenz ohne legale Nachweisung der Ursache ihrer Anwesenheit aufhaltenden Ausländer auszuweisen sind, wird auf alle in gleicher Lage befindlichen nach Wien nicht zuständigen Inländer ausgedehnt.</p> <p>Die Ausführung dieser Maßregel wird der Stadthauptmannschaft übertragen, welche sich durch nominative Eingaben der Hauseigenthümer über ihre Inwohner die Ueberzeugung von der Zahl der in die eben bezeichnete Kathegorie gehörigen Personen verschaffen wird</p> <p>Der Hauseigenthümer, welcher vorsätzlich einen seiner Inwohner verschweigt, oder den Zuwachs eines solchen nicht innerhalb der in den Polizei-Vorschriften festgesetzten Termine anzeigt, wird eingezogen und vor das Militär-Gericht gestellt.</p> <p><hi rendition="#g">Siebentes.</hi> Wer überwiesen wird:</p> <p>a) unter den k. k. Truppen einen Versuch unternommen zu haben, dieselben zum Treubruch zu verleiten,</p> <p>b) wer durch Wort oder That zum Aufruhr aufgereizt, oder einer solchen Aufforderung werkthätige Folge leistet,</p> <p>c) wer bei einer etwaigen Zusammenrottung auf die erste Aufforderung der öffentlichen Behörde sich nicht zurückzieht, und</p> <p>d) wer bei einer aufrührischen Zusammenrottung mit Waffen in der Hand ergriffen wird ‒ unterliegt der <hi rendition="#g">standrechtlichen</hi> Behandlung.</p> <p><hi rendition="#g">Achtens.</hi> Alle Barrikaden in der Stadt und den Vorstädten sind durch den Gemeinderath allsogleich spurlos wegräumen, und das Pflaster herstellen zu lassen.</p> <p><hi rendition="#g">Neuntens.</hi> Während der Dauer des Belagerungszustandes bleiben zwar alle öffentlichen Behörden in der Ausübung ihrer Functionen ungestört; nachdem aber die Militär-Behörde für diese Zeitperiode alle jene Geschäfte übernehmen wird, welche auf die Aufrechthaltung der Ordnung, Ruhe und Sicherheit der Hauptstandt und ihrer Umgebung abzielen, so haben von nun an der mit diesen Geschäften bisher betraute Gemeinderath und die Stadthauptmannschaft dazu nur in jener Weise mitzuwirken, welche die Militär-Behörde für zweckmäßig erachtet wird.</p> <p><hi rendition="#g">Zehntens.</hi> Um den Zweck des Belagerungszustandes zu erreichen, der kein anderer sein kann, als den Uebergang von der Annarchie zu dem geregelten constitutionellen Rechtszustande vorzubereiten, wird eine gemischte Central-Commission unter dem Vorsitze des Herrn General-Majors Baron Cordon, welchen ich gleichzeitig zum Stadt-Commandanten ernenne, die oberste Leitung der durch den Belagerungszustand bedingten Geschäfte führen, und sowohl die niederösterreichische Landes-Regierung als auch die Stadthauptmannschaft an ihre Anordnungen gewiesen.</p> <p>Hauptquartier Hetzendorf am 1. November 1848.</p> <p><hi rendition="#g">Fürst zu Windisch-Grätz,</hi> k. k. Feldmarschall.</p> </div> <div xml:id="ar137_012" type="jArticle"> <head>Prag, 2. November. 5 Uhr Nachmittags.</head> <p>Die Häuser in jenen Vorstädten, welche gestürmt wurden, sollen fürchterlich zugerichtet seyn, alles Bewegliche und Werthvolle wurde aus den Wohnungen hinweggenommen, Möbel und andere Effekten, die nicht fortzubringen waren, wurden von den Stürmenden zertrümmert und zu Grunde gerichtet. Besonders arg sollen die Kroaten gehaust haben; alles Zurückhalten und Abmahnen der Offiziere war vergebens, es soll sogar, um den Gräueln ein Ende zu machen, das Standrecht unter ihnen publicirt und mehre Individuen wegen Insubordination erschossen worden seyn. Ein Grenadier, der plünderte, und von seinem Hauptmann deshalb zur Rede gestellt wurde, soll auf diesen letzteren das Gewehr angeschlagen haben. Der Hauptmann kam dem Wüthenden aber zuvor und spaltete ihm den Schädel. ‒ Ein Herr, dessen Wohnung in der Franzensallee liegt, und der mit dem heutigen Nachmittagstrain hier ankam, erzählte, daß, als er vorgestern seine Wohnung besuchte, er dieselbe vollkommen ausgeraubt gefunden habe, nur ein Kroatenhemd, ein Frauenrock und ein kleines Paquetchen, wahrscheinlich irgendwo anders gestohlen und hier von den Plündernden verloren, lagen am Boden.</p> <bibl>(C. Bl. a. B.)</bibl> </div> <div xml:id="ar137_013" type="jArticle"> <head>Grätz, 28. Okt.</head> <p>Wir hatten heute eine unruhige Nacht, der gestern ein bewegter Tag vorausgegangen. Die sogenannten „liberalen“ Vereine hielten im ständischen Redoutensaale eine „Volksversammlung,“ in welcher eine Adresse an den Kaiser, dann, ein Manifest an den Fürsten Windischgrätz mit der Weisung erlassen werden sollte, die Belagerung Wiens sogleich aufzuheben, widrigenfalls dieser gewärtig sein müsse, von 30,000 steierischen Scharfschützen „mit Adleraugen“ auf's Korn genommen zu werden. Eine gemischte Deputation verlangte später die Entwaffnung des Militärs, dann ein erneuertes Aufgebot in Masse mit obligatem Sturmgeläute u. m. dgl. Mehre Kompagnien der Garde, sowie auch das Militär, waren consignirt; indeß verlief die Nacht ungestört.</p> <bibl>(D. Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar137_014" type="jArticle"> <head>Grätz, 29. Oktober.</head> <p>Feldmarschalllieutenant Dahlen hat bereits ein Corps von 16,000 Mann regulären Gränzern beisammen, mit denen er verläßlicher Nachricht zufolge heute die sogenannte Murinsel zwischen der Drau und Mur besetzen, und dann vielleicht im Vereine mit dem Corps des Feldzeugmeisters Nugent, das gleichfalls schon über 8000 Mann zählt, weiter gegen Pesth operien wird.</p> <bibl>(Gr. Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar137_015" type="jArticle"> <head>Breslau, 3. November.</head> <p>Die „Breslauer Zeitung“ berichtet unter diesem Datum:</p> <p>Reisende, welche mit dem eben angelangten Wiener Postzuge angekommen sind, berichten, daß sich Windischgrätz bei der Einnahme Wien's mit tyrannischer Strenge benommen habe. Er soll hinter seinen eignen Truppen, um deren Zurückweichen zu hindern, Geschütze mit Kartätschen geladen haben auffahren lassen. Ja, diese Reisende wollen auch erfahren haben, daß er diese Geschütze auch wirklich habe abfeuern lassen, so daß dadurch eine Menge Soldaten daniedergeschmettert worden seien. Windischgrätz und Jellachich sollen die kaiserliche Burg bezogen haben. Vier junge Männer sollen auf Ersteren geschossen, ihn aber verfehlt haben; sie sind ergriffen worden. Ein großer Theil der Nationalgarde weigert sich noch hartnäckig, die Waffen abzuliefern.</p> </div> <div xml:id="ar137_016" type="jArticle"> <head><bibl><author>105</author></bibl> Dortmund, 5. Nov.</head> <p>In Folge des Ihnen neulich mitgetheilten Arbeiter-Aufstandes gegen 14stündige Arbeit und 13 Sgr. Lohn, haben die hiesigen Maschinenarbeiter einen Verein gebildet, um eine Handwerker-Unterstützungskasse zu gründen. Nebenbei sollen auch die Freuden und Leiden des Handwerkers in äußerster „Ruhe und Ordnung“ besprochen werden. Das Wort Politik darf in dem Vereine gar nicht genannt werden. Auch der Name Arbeiter ist verpönt, die guten Lente wollen Handwerker heißen.</p> <p>Die zahmen Ideen und frommen Wünsche dieses Handwerkervereins sind hier allgemein bekannt geworden durch eine vor 8 Tagen öffentlich abgehaltene Versammlung. In dieser Versammlung, wozu die Fabrikarbeiter des naheliegenden Städtchens Hörde und Abgeordnete der Eisenbahnarbeiter von Deutz und Minden erschienen waren, wurde von nichts gesprochen, als von „Ruhe und Ordnung“, Gehorsam gegen die Direktionen, Verbesserung der Lage des Handwerkers durch gegenseitige Unterstützung, Vereinigung und friedliche Besprechung, „Bruderliebe“, vor allem keine Gewalt, keine Widersetzlichkeit. Nach breitester Abhandlung dieses frommen Themas tranken die Arbeiter auf „Brüderlichkeit und Vereinigung“ und gingen friedlich-still nach Hause.</p> <p>Gestern am Sitzungstage des Handwerkervereins erschienen plötzlich, von Münster kommend, 101 Mann Infanterie und 45 Mann Kavallerie. 25 Mann Kavallerie gingen gleich nach Hörde ab.</p> <p>Der Regierungspräsident v. Möller, zugleich königl. Kommissar der Köln-Mindener-Eisenbahn, hat dieses Militair auf Veranlassung der Direktion requirirt unter dem Vorwande, daß in Dortmund ernstliche Ruhestörungen zu befürchten seien. Die guten Bürger Dortmunds erstaunten höchlich und weigerten die Aufnahme der Soldaten. Die Eisenbahn-Direktion habe sie unnützerweise requirirt, die Eisenbahn-Direktion möge sie also auch verpflegen. Nicht minder überrascht war die Stadtbehörde, die erst am Tage des Truppeneinmarsches erfuhr, welches Unglück der guten Stadt bevorstände, und wie liebend Herr v. Möller und die Köln-Mindener-Direktion ihrer gedachte. Der Magistrat soll bereits gegen diese Ueberzärtlichkeit des Hrn. v. Möller protestirt haben.</p> <p>Wir überlassen diese löbliche Direktion ihren bösen Träumen und ihrer bleichen Furcht. Den Herrn Regierungs-Präsidenten v. Möller fragen wir aber, mit welchem Rechte und aus welchem Grunde er eine so schreiend ungesetzliche Truppen-Requisition ohne Wissen und Willen des Dortmunder Magistrates und Bürgerwehr-Kommandos veranlassen durfte.</p> <p>Wir fragen Hrn. v. Möller, ob er auf dem, auch vor dem 18. März, gesetzlichen Wege veranlassen will, daß die lügenhaften Gerüchtfabrikationen der Köln-Mindener Eisenbahndirektion ans Licht gezogen werden.</p> <p>Wir fragen Hrn. v. Möller, ob er die Direktion zum Kostenersatze dieser muthwillig frech veranlaßten Truppenversendung anzuhalten gedenkt.</p> <p>Die Ruhe ist hier trotz der Provokation des Regierungspräsidenten nicht gestört worden. Man vergleiche diesen Akt unverschämter Willkühr mit den zahlreichen Provokationen ähnlicher Art in Preußen und dem übrigen Deutschland.</p> </div> <div xml:id="ar137_017" type="jArticle"> <head>Erfurt, 3. Nov.</head> <p>Ich beeile mich, Ihnen die wichtige Nachricht mitzutheilen, daß die hiesige (preußische) Gränzfestung von königl. sächsischen Truppen besetzt worden ist, während die unsrigen nach Altenburg beordert worden sind.</p> <bibl>(Fr. J.)</bibl> </div> <div xml:id="ar137_018" type="jArticle"> <head>Bamberg, 31. Okt.</head> <p>Heute Morgen ist von hier eine Kompagnie Infanterie nach dem 6 Stunden entfernten Landgerichte Ebermannstadt abgegangen, wo die Bauern sich mehrfache Widersetzlichkeiten gegen die Behörden schuldig gemacht haben. Es soll dort eine bedeutende Aufregung herrschen und der Holz- und Wildfrevel auf eine beispiellose Weise überhand genommen haben. In Hof ist wegen einer zu Anfang dieses Monats daselbst stattgefundenen Volksversammlung, auf der aufregende republikanische Reden gehalten wurden, gegen eine Anzahl Personen eine Kriminaluntersuchung eingeleitet und die Stadt selbst mit einer militärischen Besatzung bedacht worden. Das benachbarte reußische Gebiet ist durch und durch republikanisirt.</p> <bibl>(M. J.)</bibl> </div> <div xml:id="ar137_019" type="jArticle"> <head>Flensburg, 2. Nov.</head> <p>Wenn auch mit Alsen noch keine Postverbindung hergestellt ist, so kommen uns doch von da täglich Nachrichten herüber. Um die Verbindung zwischen Alsen und dem Festlande zu erschweren und Unwillkommene gar nicht hinüber zu lassen, haben die Dänen die Cholera als Vorwand genommen und einen Gesundheitskordon zwischen Alsen und dem Festlande und fünftägige Quarantäne für mißliebige Personen, angeordnet. Diesseits des Sundes, ganz gegen Recht und Waffenstillstand, haben sie ein Truppenpiket von circa 30 Mann aufgestellt und ihnen einen Kommissar, Niels Ochse, zur Seite gestellt, der alle Ankommenden zu erproben, namentlich ihre Legitimationspapiere abzunehmen, und nach Belieben zurückzugeben oder zu behalten hat. Nach den Briefen ist die dänische Einquartirung auf Alsen vermehrt worden in den letzten Tagen und zwar durch 2- bis 300 Mann Jäger, welche von Kopenhagen gekommen sind. Doch soll die gegenwärtige Truppenstärke auf Alsen nicht 1000 Mann übersteigen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Polen.</head> <div xml:id="ar137_020" type="jArticle"> <head>Aus Galizien.</head> <p>Kurz vor der Abreise des galizischen Gouverneurs aus Krakau wurden die neuen Aenderungen bekannt, in denen man die Reorganisation der dortigen Behörden suchen muß. Das Krakauer Kreisamt erhielt seine frühere Benennung: Administrationsrath, die Polizeidirektion heißt jetzt Stadtrath. Präses des Administrationsrathes ist Peter Michalowski, Eigenthümer der Herrschaft Krzysztosowice. Das übrige Personal ist mit Ausnahme der beiden Senatoren Kopff, der resignirt hat, und Macewski, der pensionirt wurde, das nämliche geblieben. Vorsteher des Stadtrathes ist der Advokat Krzyzanowski, welchem der ehemalige Krakauer Polizeidirektor Kroebl in der Eigenschaft eines Generalsekretärs beigegeben ist. Kroebl hat sicherem Vernehmen nach diesen Posten nur provisorisch und nur über vieles Bitten und Drängen des Gouverneurs angenommen. Zwei Kommissäre aus dem Gremium der ehemaligen Polizeidirektion, Morawski und Strzelechi, ernannte der Gouverneur zu galizischen Kreiskommissären; er nimmt beide nach Lemberg, um sie in Krakauer Angelegenheiten beim Gubernium zu verwenden. ‒ Die östreichischen Beamten, d. h. jene, die gleich im Jahre 1846 nach Krakau delegirt worden sind, enthob man ihres dortigen Dienstes, ohne über sie weiter zu verfügen. Die Krakauer Kommissäre Nowak, Tuszynski und Pinkas wurden quiescirt. Im Punkte der Errichtung der Nationalgarde sind alle Versprechungen zu Wasser geworden und die Erwartungen der Krakauer getäuscht. Sas Ministerium des Innern hat die Errichtung dieses Instituts in Krakau für jetzt nicht bewilligt, und man schreibt die negative Erledigung dieser Frage vornehmlich dem Einflusse des Gouverneurs zu. Die hierdurch hervorgerufene mißfällige Stimmung gab sich allgemein und unverhohlen kund, und mag die Ursache gewesen sein, daß Zaleski ohne alle Vorbereitung und bloß vom Kreiskommissär Terlecki begleitet, Krakau mit seiner Familie am 20. Oct. verließ. Etwa 10 Minuten vor der Abreise des Gouverneurs, die jedoch nicht unmittelbar von Krakau, sondern von Podgorze aus geschah, lustrirte ein Kavallereipiket die Chaussee von Podgorze nach Wieliczka und Gelow. Ingleichen bemerkte man ein Kavalleriepiket in der Entfernung einer kleinen Viertelmeile hinter den Wagen des Gouverneurs. ‒ Dieser Abreise Zaleski's legte man das Epitheton <hi rendition="#g">heimlich</hi> bei, und da man hierzu keinen offenen Grund fand, so wurde in einer Sitzung, welche der Stadtrath und die Administrationsbehörde gemeinschaftlich noch an dem nämlichen Tage bis gegen Mitternacht abhielt, beschlossen, den Stadtrathpräsidenten Krzyzanowski dem Gouverneur nachzuschicken, um ihn um die Ursache seiner heimlichen Entfernung aus Krakau und der unter so großen Vorsichten unternommenen Weiterreise zu befragen.</p> <bibl>(C. B. a. B.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Ungarn.</head> <div xml:id="ar137_021" type="jArticle"> <head>Pesth, 29. Oct.</head> <p>Es fragt sich, ob wir nicht bald die siebenbürgischen Walachen mehr zu fürchten haben werden, als die Raizen und Kroaten. An Raub- und Mordsucht geben jene den letzteren gar nichts nach, und wehe dem Magyaren, der in ihre Hände fällt, selbst über den Tod hinaus verfolgt ihn noch die fanatische Wuth der entmenschten Horden und kühlt sich den Blutdurst an scheußlichen Mißhandlungen des Leichnams. Die Szekler haben sich bei M. Vasarhely 30,000 Mann stark versammelt, um die walachischen Insurgenten zu zerstreuen, leider nicht früh genug, um zahllose Opfer des nationalen Hasses zu retten.</p> <p>Im Angesichte des Mißgeschickes, das unsere Sache trifft, gewähren die warmen Sympathien der Polen uns einigen Trost. Die rada narodowa des Neumarker Distrikts in Galizien hat an den Landesvertheidigungsausschuß ein Manifest erlassen, worin sie sich offen gegen Jellachich ausspricht, der nichts weniger als Slawe, nur ein Freund des Absolutismus ist, welchen er durch die Aufregung nationaler Eifersucht wieder zu Ehren bringen will, und ihre Theilnahme an dem Kampfe der Magyaren bekundete.</p> <p>Hier wird ein Pionierkorps errichtet und dazu die fähigen Handwerker aus der Armee einberufen. Ein Bataillon Zanini-Infanterie soll sich geweigert haben, gegen uns zu fechten, und vielmehr alle schwarzgelben Offiziere aus seiner Mitte entfernt haben. Zwei Uebelstände machen sich in unseren Armeen sehr fühlbar: die Avancementsluft aller Soldaten, die sich den Uebertritt durch Beförderung zu höheren Chargen bezahlen lassen wollen, und das stete Wandern der Freiwilligen von einem Korps zum andern, je nachdem es ihnen bald hier bald dort besser gefällt.</p> <bibl>(C. Bl. a. B.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar137_022" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Genua, 30. Okt.</head> <p>Die Emeute ron gestern (S.„N. Rh. Z.“ vom 5. Nov.) hat heute Abend in neuen Unruhen ihre Fortsetzung gefunden. Den Tag über war alles ruhig, Abends jedoch versammelten sich zahlreiche Grupprn vor dem Pallast Turfi,<lb/></p> </div> </div> <div> <p> <ref type="link">(Hierzu eine Beilage.)</ref> </p> </div> </body> </text> </TEI> [0700/0004]
völkerung der Stadt, die Waffen abzuliefern und sich unbedingt dem kais. Befehle zu unterwerfen, widrigenfalls die Stadt mit Gewalt der Waffen dazu gezwungen werden würde. Zur Bekanntmachung der gestellten Forderungen wurden der Stadt 24 Stunden, und zur Ausführung derselben weitere 48 Stunden, nämlich bis zum 26. Oktober Abends eingeräumt. Obschon dieser Termin nicht nur erfolglos verstrichen, sondern auch am 26. während der vollendeten Einschließung der äußern Umgebungen der Stadt aus derselben ohne Anlaß auf die k. k. Truppen gefeuert wurde, ließen Se. Durchlaucht der Feldmarschall auch noch den 27. Oktober ohne Anwendung von Gewaltmaßregeln verstreichen. Einigen Deputationen aus der Stadt, welche mit dem Fürsten über seine gestellten Forderungen verhandeln und Konzessionen erlangen wollten, konnten diese nicht gewährt werden.
Obwohl mittlerweile die Nachricht von dem Anmarsche eines ungarischen Heeres zur Unterstützung der Wiener Rebellen eingetroffen war, welche den Fürsten nöthigte, einen Theil seiner Truppen gegen selbes zu entsenden, so wurde dennoch mit den übrigen für die Verwendung gegen die Stadt schon im Voraus bestimmten Truppen am 28. Oktober der Angriff gegen dieselbe unternommen.
Während nämlich alle Zugänge der Stadt mit Geschützfeuer beschäftiget wurden, lag es blos in der Absiche des Feldmarschlls, an diesem Tage die Vorstädte Landstraße usd Leopoldstadt einzunehmen. Diese Aufgabe wurde auch bis zum Abende dieses Tages nach Erstürmung der äußeren Linienthore, vieler Barrikaden und Eroberung von 4 Kanonen von den von Muth und Zuversicht durchdrungenen Truppen ohngeachtet der verzweifelten Gegenwehr der Insurgenten so vollständig gelöst, daß sie noch vor dem Eintritte der Nacht auf dem Glacis vor der innern Stadt und am Donauarme standen, der diese von der Leopoldstadt scheidet, und das Invalidenhaus, das Münzgebäude, die neue Hauptmauth, die Heumarktkaserne und den fürstlich Schwarzenbergschen Sommerpallast besetzten und behaupteten.
Allenthalben wurden die Truppen von den friedlichen Bewohnern dieser Vorstädte als Erretter und Befreier von dem Terrorismus der Anarchisten und ihrer Werkzeuge, der bewaffneten Proletarier, mit Jubel empfangen.
Seine Durchlaucht der Feldmarschall gaben sich der Hoffnung hin, daß die Stadt nach solchen Erfahrungen von der Ueberlegenheit einer wohldisciplinirten Streitmacht über zahlreichere Insurgentenschaaren die Ueberzeugung erlangt haben mußte, rechnete daher auf ihre nunmehrige Unterwerfung und ließ den 29. Oktober, um ihr Zeit zu lassen, zur Besinnung zu kommen, ohne Anwendung weiterer Gewaltmaßregeln, ruhig vorübergehen. Es kam auch wirklich in der Nacht vom 29. auf den 30 Oktober eine Deputation des Gemeinderathes der Stadt mit der schriftlichen Erklärung zum Feldmarschall, daß sie sich unbedingt unterwerfen und den auferlegten Belagerungszustand annehmen wolle, wonach somit am 30. Oktober die Stadt und die Vorstadte von den Truppen besetzt werden sollten.
Es wurde demnach eine Kommission zusammengesetzt, welche die Modalitäten über die Ausführung dieser Maßregeln genauer bestimmen sollte. Mittlerweile bestätigte sich am 29. Morgens die Nachricht von dem Anmarsche der ungarischen Rebellen, gegen welche sich nunmehr der Feldmarschall zu wenden genothiget war. Er fand den Feind in einer günstigen Aufstellung hinter der Schwechat, 2 Meilen von Wien, ließ denselben sogleich durch das Armcekorps des Banus von Croatien und die ihm beigegebene zahreiche Kavallerie des 3. Korps angreifen, warf ihn noch an diesem Tage bis über die Fischa zurück, und ließ ihn am 31. bis an die Gränze von Ungarn verfolgen.
Durch das von der Höhe des Stephansthurmes beobachtete Anrücken der ungarischen Bundesgenossen, ließen sich die Wiener Aufrührer zu neuen Hoffnungen und zum treulosen Bruche der eingegangenen Kapitulation verleiten. Der Oberkommandant der Nationalgarden, Messenhauser, erließ von dem hohen Observatorium herab zwei Aufrufe, in welchen er die k. k. Truppen von den Ungarn geschlagen erklärte und zur wiederholten Ergreifung der Waffen aufforderte.
Es wurden demnach auch von Seite der Stadt in dem Augenblicke die Feindseligkeiten wieder begonnen, in welchem die eingegangene Kapitulation in Erfullung gehen sollte.
Dieser Treubruch mußte somit auch durch das Wiedereröffnen des Bombardements einiger, wegen ihrer feindlichen Gesinnung bekannten Vorstädte bestraft werden, mit welchem bis zum Abende des 30. Oktober fortgefahren wurde.
Die Stadt erklärte hierauf zum zweiten Male ihre Unterwerfung, die somit am 31. Oktober zur Wahrheit werden sollte.
Aber schon am Morgen dieses Tages erschienen Abgeordnete des Gemeinderathes mit der Erkärung, daß die Mehrzahl der Bürger zwar den besten Willen habe, alle Bedingungen des Feldmarschalls ohne Weigerung einzugehen, daß sie aber gegen die zur Schreckensherrschaft angewachsene Macht des demokratischen Clubbs, des Studenten-Comites und ihrer Werkzeuge, der bewaffneten Proletarier, viel zu machtlos seien, um ihrem Willen nur einige _ zu verschaffen, daß sie demnach selbst den Schutz des Feldmarschalls für ihre Personen und ihr bedrohtes Eigenthum anflehen müßten, nachdem die Rotte gesonnen sei, sich unter den Trümmern der durch sie in Brand zu steckenden Stadt zu begraben.
Der Feldmarschall ließ nunmehr am 31. Oktober Nachmittags noch mehr Truppen durch die Vorstädte einrücken, welche bei ihrem Erscheinen auf dem Glacis von den Wällen der innern Stadt lebhaft beschossen wurden, und diese, in welche sich die Aufrührer alle zurückgezogen hatten, eng umschließen. Abends noch wurde das stark verbarrikadirte Burgthor eingeschossen, sodann von zwei Bataillons erstürmt, und acht Kanonen erobert. Die Proletarier hatten bereits Feuer in das kaiserliche Bibliothekgebäude gelegt, von dem das Dach abbrannte, der übrige Theil dieses Gebäudes aber, so wie die ganze Burg wurden durch das Einrücken unserer Truppen gerettet.
Das Militär hat nunmehr die ganze Stadt besetzt, deren vollständige Unterwerfung ‒ nachdem sie jeden mildern Ausweg mit Hartnäckigkeit, und selbst mit Hintansetzung von Treu und Glauben von sich wies ‒ mit Gewalt der Waffen vollendet worden ist.
Aus dem Hauptquartier Hetzendorf, den 1. November 1848.
Wien, 1. November. Proklamation.
Indem ich die unter meinem Befehle stehenden k. k. Truppen in die Hauptstadt Wien einrücken lasse, finde ich mich im Nachhange meiner Proklamation vom 23. Oktober d. J. bestimmt, jene Maßregeln allgemein bekannt zu machen, deren Ausführung ich zur Wiederherstellung des auf das Tiefste erschütterten öffentlichen Rechtszustandes für unerläßlich halte.
Die Stadt hat zwar am 30. v. M. ihre Unterwerfung angezeigt, die darüber geschlossenen Bestimmungen wurden jedoch durch den schändlichsten Verrath wieder gebrochen, daher ich ohne Rücksicht auf diese Unterwerfungsacte hiermit folgende Anordnungen treffe:
Erstens. Die Stadt Wien, ihre Vorstädte und Umgebungen in einem Umkreise von 2 Meilen werden in Belagerungsstand erklärt, das ist: alle Lokalbehörden für die Dauer dieses Zustandes nach der im §. 9 enthaltenen Bestimmung der Militärbehörde unterstellt.
Zweitens. Die akademische Legion und Nationalgarde, letztere jedoch mit Vorbehalt ihrer Reorganisirung, sind aufgelöst.
Drittens. Die allgemeine Entwaffnung, falls sie noch nicht vollständig durchgeführt worden wäre, ist durch den Gemeinderath binnen 48 Stunden von der Kundmachung gegenwärtiger Ploclamation an gerechnet, zu beendigen. Nach Verlauf dieser Frist wird die zweite und letzte Aufforderung zur Ablieferung der Waffen erlassen, und 12 Stunden nach Affigirung derselben eine Hausdurchsuchung vorgenommen, dann aber jeder Besitzer von was immer für Waffen eingezogen und der standrechtlichen Behandlung unterzogen werden.
Von dieser Entwaffnung sind blos die Sicherheitswache, die Militär-Polizeiwache, die Finanzwache, welche in ihrer bisherigen Wirksamkeit verbleiben, dann jene Beamten, die nach ihrer persönlichen Eigenschaft zur Tragung von Seitengewehren zur Uniform berechtigt sind, ausgenommen.
Waffen, welche Privateigenthum sind, werden mit den Namen der Eigenthümer bezeichnet, abgesondert aufbewahrt werden.
Viertens. Alle politischen Vereine werden geschlossen, alle Versammlungen auf Straßen und öffentlichen Plätzen von mehr als 10 Personen sind untersagt, alle Wirths- und Kaffehäuser sind in der innern Stadt um 11 Uhr, in den Vorstädten und Umgebungen aber um 10 Uhr Abends zu schließen.
Die dawider Handelnden werden verhaftet, und vor ein Militärgericht gestellt.
Fünftens. Die Presse bleibt vorläufig nach der Bestimmung des Punktes 4 der Proklamation vom 23. Oktober d. J. beschränkt und der Druck, Verkauf und die Affigirung von Plakaten, bildlichen Darstellungen und Flugschriften nur insoferne gestattet, als hierzu die vorherige Bewilligung der Militärbehörde eingeholt und ertheilt worden sein wird.
Gegen die Uebertreter dieser Anordnung tritt die im vorigen Absatze angedrohte Behandlung ein.
Sechstens. Die im §. 5 der Proklamation vom 23. October d. J. enthaltene Verfügung, wonach die sich in der Residenz ohne legale Nachweisung der Ursache ihrer Anwesenheit aufhaltenden Ausländer auszuweisen sind, wird auf alle in gleicher Lage befindlichen nach Wien nicht zuständigen Inländer ausgedehnt.
Die Ausführung dieser Maßregel wird der Stadthauptmannschaft übertragen, welche sich durch nominative Eingaben der Hauseigenthümer über ihre Inwohner die Ueberzeugung von der Zahl der in die eben bezeichnete Kathegorie gehörigen Personen verschaffen wird
Der Hauseigenthümer, welcher vorsätzlich einen seiner Inwohner verschweigt, oder den Zuwachs eines solchen nicht innerhalb der in den Polizei-Vorschriften festgesetzten Termine anzeigt, wird eingezogen und vor das Militär-Gericht gestellt.
Siebentes. Wer überwiesen wird:
a) unter den k. k. Truppen einen Versuch unternommen zu haben, dieselben zum Treubruch zu verleiten,
b) wer durch Wort oder That zum Aufruhr aufgereizt, oder einer solchen Aufforderung werkthätige Folge leistet,
c) wer bei einer etwaigen Zusammenrottung auf die erste Aufforderung der öffentlichen Behörde sich nicht zurückzieht, und
d) wer bei einer aufrührischen Zusammenrottung mit Waffen in der Hand ergriffen wird ‒ unterliegt der standrechtlichen Behandlung.
Achtens. Alle Barrikaden in der Stadt und den Vorstädten sind durch den Gemeinderath allsogleich spurlos wegräumen, und das Pflaster herstellen zu lassen.
Neuntens. Während der Dauer des Belagerungszustandes bleiben zwar alle öffentlichen Behörden in der Ausübung ihrer Functionen ungestört; nachdem aber die Militär-Behörde für diese Zeitperiode alle jene Geschäfte übernehmen wird, welche auf die Aufrechthaltung der Ordnung, Ruhe und Sicherheit der Hauptstandt und ihrer Umgebung abzielen, so haben von nun an der mit diesen Geschäften bisher betraute Gemeinderath und die Stadthauptmannschaft dazu nur in jener Weise mitzuwirken, welche die Militär-Behörde für zweckmäßig erachtet wird.
Zehntens. Um den Zweck des Belagerungszustandes zu erreichen, der kein anderer sein kann, als den Uebergang von der Annarchie zu dem geregelten constitutionellen Rechtszustande vorzubereiten, wird eine gemischte Central-Commission unter dem Vorsitze des Herrn General-Majors Baron Cordon, welchen ich gleichzeitig zum Stadt-Commandanten ernenne, die oberste Leitung der durch den Belagerungszustand bedingten Geschäfte führen, und sowohl die niederösterreichische Landes-Regierung als auch die Stadthauptmannschaft an ihre Anordnungen gewiesen.
Hauptquartier Hetzendorf am 1. November 1848.
Fürst zu Windisch-Grätz, k. k. Feldmarschall.
Prag, 2. November. 5 Uhr Nachmittags. Die Häuser in jenen Vorstädten, welche gestürmt wurden, sollen fürchterlich zugerichtet seyn, alles Bewegliche und Werthvolle wurde aus den Wohnungen hinweggenommen, Möbel und andere Effekten, die nicht fortzubringen waren, wurden von den Stürmenden zertrümmert und zu Grunde gerichtet. Besonders arg sollen die Kroaten gehaust haben; alles Zurückhalten und Abmahnen der Offiziere war vergebens, es soll sogar, um den Gräueln ein Ende zu machen, das Standrecht unter ihnen publicirt und mehre Individuen wegen Insubordination erschossen worden seyn. Ein Grenadier, der plünderte, und von seinem Hauptmann deshalb zur Rede gestellt wurde, soll auf diesen letzteren das Gewehr angeschlagen haben. Der Hauptmann kam dem Wüthenden aber zuvor und spaltete ihm den Schädel. ‒ Ein Herr, dessen Wohnung in der Franzensallee liegt, und der mit dem heutigen Nachmittagstrain hier ankam, erzählte, daß, als er vorgestern seine Wohnung besuchte, er dieselbe vollkommen ausgeraubt gefunden habe, nur ein Kroatenhemd, ein Frauenrock und ein kleines Paquetchen, wahrscheinlich irgendwo anders gestohlen und hier von den Plündernden verloren, lagen am Boden.
(C. Bl. a. B.) Grätz, 28. Okt. Wir hatten heute eine unruhige Nacht, der gestern ein bewegter Tag vorausgegangen. Die sogenannten „liberalen“ Vereine hielten im ständischen Redoutensaale eine „Volksversammlung,“ in welcher eine Adresse an den Kaiser, dann, ein Manifest an den Fürsten Windischgrätz mit der Weisung erlassen werden sollte, die Belagerung Wiens sogleich aufzuheben, widrigenfalls dieser gewärtig sein müsse, von 30,000 steierischen Scharfschützen „mit Adleraugen“ auf's Korn genommen zu werden. Eine gemischte Deputation verlangte später die Entwaffnung des Militärs, dann ein erneuertes Aufgebot in Masse mit obligatem Sturmgeläute u. m. dgl. Mehre Kompagnien der Garde, sowie auch das Militär, waren consignirt; indeß verlief die Nacht ungestört.
(D. Z.) Grätz, 29. Oktober. Feldmarschalllieutenant Dahlen hat bereits ein Corps von 16,000 Mann regulären Gränzern beisammen, mit denen er verläßlicher Nachricht zufolge heute die sogenannte Murinsel zwischen der Drau und Mur besetzen, und dann vielleicht im Vereine mit dem Corps des Feldzeugmeisters Nugent, das gleichfalls schon über 8000 Mann zählt, weiter gegen Pesth operien wird.
(Gr. Z.) Breslau, 3. November. Die „Breslauer Zeitung“ berichtet unter diesem Datum:
Reisende, welche mit dem eben angelangten Wiener Postzuge angekommen sind, berichten, daß sich Windischgrätz bei der Einnahme Wien's mit tyrannischer Strenge benommen habe. Er soll hinter seinen eignen Truppen, um deren Zurückweichen zu hindern, Geschütze mit Kartätschen geladen haben auffahren lassen. Ja, diese Reisende wollen auch erfahren haben, daß er diese Geschütze auch wirklich habe abfeuern lassen, so daß dadurch eine Menge Soldaten daniedergeschmettert worden seien. Windischgrätz und Jellachich sollen die kaiserliche Burg bezogen haben. Vier junge Männer sollen auf Ersteren geschossen, ihn aber verfehlt haben; sie sind ergriffen worden. Ein großer Theil der Nationalgarde weigert sich noch hartnäckig, die Waffen abzuliefern.
105 Dortmund, 5. Nov. In Folge des Ihnen neulich mitgetheilten Arbeiter-Aufstandes gegen 14stündige Arbeit und 13 Sgr. Lohn, haben die hiesigen Maschinenarbeiter einen Verein gebildet, um eine Handwerker-Unterstützungskasse zu gründen. Nebenbei sollen auch die Freuden und Leiden des Handwerkers in äußerster „Ruhe und Ordnung“ besprochen werden. Das Wort Politik darf in dem Vereine gar nicht genannt werden. Auch der Name Arbeiter ist verpönt, die guten Lente wollen Handwerker heißen.
Die zahmen Ideen und frommen Wünsche dieses Handwerkervereins sind hier allgemein bekannt geworden durch eine vor 8 Tagen öffentlich abgehaltene Versammlung. In dieser Versammlung, wozu die Fabrikarbeiter des naheliegenden Städtchens Hörde und Abgeordnete der Eisenbahnarbeiter von Deutz und Minden erschienen waren, wurde von nichts gesprochen, als von „Ruhe und Ordnung“, Gehorsam gegen die Direktionen, Verbesserung der Lage des Handwerkers durch gegenseitige Unterstützung, Vereinigung und friedliche Besprechung, „Bruderliebe“, vor allem keine Gewalt, keine Widersetzlichkeit. Nach breitester Abhandlung dieses frommen Themas tranken die Arbeiter auf „Brüderlichkeit und Vereinigung“ und gingen friedlich-still nach Hause.
Gestern am Sitzungstage des Handwerkervereins erschienen plötzlich, von Münster kommend, 101 Mann Infanterie und 45 Mann Kavallerie. 25 Mann Kavallerie gingen gleich nach Hörde ab.
Der Regierungspräsident v. Möller, zugleich königl. Kommissar der Köln-Mindener-Eisenbahn, hat dieses Militair auf Veranlassung der Direktion requirirt unter dem Vorwande, daß in Dortmund ernstliche Ruhestörungen zu befürchten seien. Die guten Bürger Dortmunds erstaunten höchlich und weigerten die Aufnahme der Soldaten. Die Eisenbahn-Direktion habe sie unnützerweise requirirt, die Eisenbahn-Direktion möge sie also auch verpflegen. Nicht minder überrascht war die Stadtbehörde, die erst am Tage des Truppeneinmarsches erfuhr, welches Unglück der guten Stadt bevorstände, und wie liebend Herr v. Möller und die Köln-Mindener-Direktion ihrer gedachte. Der Magistrat soll bereits gegen diese Ueberzärtlichkeit des Hrn. v. Möller protestirt haben.
Wir überlassen diese löbliche Direktion ihren bösen Träumen und ihrer bleichen Furcht. Den Herrn Regierungs-Präsidenten v. Möller fragen wir aber, mit welchem Rechte und aus welchem Grunde er eine so schreiend ungesetzliche Truppen-Requisition ohne Wissen und Willen des Dortmunder Magistrates und Bürgerwehr-Kommandos veranlassen durfte.
Wir fragen Hrn. v. Möller, ob er auf dem, auch vor dem 18. März, gesetzlichen Wege veranlassen will, daß die lügenhaften Gerüchtfabrikationen der Köln-Mindener Eisenbahndirektion ans Licht gezogen werden.
Wir fragen Hrn. v. Möller, ob er die Direktion zum Kostenersatze dieser muthwillig frech veranlaßten Truppenversendung anzuhalten gedenkt.
Die Ruhe ist hier trotz der Provokation des Regierungspräsidenten nicht gestört worden. Man vergleiche diesen Akt unverschämter Willkühr mit den zahlreichen Provokationen ähnlicher Art in Preußen und dem übrigen Deutschland.
Erfurt, 3. Nov. Ich beeile mich, Ihnen die wichtige Nachricht mitzutheilen, daß die hiesige (preußische) Gränzfestung von königl. sächsischen Truppen besetzt worden ist, während die unsrigen nach Altenburg beordert worden sind.
(Fr. J.) Bamberg, 31. Okt. Heute Morgen ist von hier eine Kompagnie Infanterie nach dem 6 Stunden entfernten Landgerichte Ebermannstadt abgegangen, wo die Bauern sich mehrfache Widersetzlichkeiten gegen die Behörden schuldig gemacht haben. Es soll dort eine bedeutende Aufregung herrschen und der Holz- und Wildfrevel auf eine beispiellose Weise überhand genommen haben. In Hof ist wegen einer zu Anfang dieses Monats daselbst stattgefundenen Volksversammlung, auf der aufregende republikanische Reden gehalten wurden, gegen eine Anzahl Personen eine Kriminaluntersuchung eingeleitet und die Stadt selbst mit einer militärischen Besatzung bedacht worden. Das benachbarte reußische Gebiet ist durch und durch republikanisirt.
(M. J.) Flensburg, 2. Nov. Wenn auch mit Alsen noch keine Postverbindung hergestellt ist, so kommen uns doch von da täglich Nachrichten herüber. Um die Verbindung zwischen Alsen und dem Festlande zu erschweren und Unwillkommene gar nicht hinüber zu lassen, haben die Dänen die Cholera als Vorwand genommen und einen Gesundheitskordon zwischen Alsen und dem Festlande und fünftägige Quarantäne für mißliebige Personen, angeordnet. Diesseits des Sundes, ganz gegen Recht und Waffenstillstand, haben sie ein Truppenpiket von circa 30 Mann aufgestellt und ihnen einen Kommissar, Niels Ochse, zur Seite gestellt, der alle Ankommenden zu erproben, namentlich ihre Legitimationspapiere abzunehmen, und nach Belieben zurückzugeben oder zu behalten hat. Nach den Briefen ist die dänische Einquartirung auf Alsen vermehrt worden in den letzten Tagen und zwar durch 2- bis 300 Mann Jäger, welche von Kopenhagen gekommen sind. Doch soll die gegenwärtige Truppenstärke auf Alsen nicht 1000 Mann übersteigen.
Polen. Aus Galizien. Kurz vor der Abreise des galizischen Gouverneurs aus Krakau wurden die neuen Aenderungen bekannt, in denen man die Reorganisation der dortigen Behörden suchen muß. Das Krakauer Kreisamt erhielt seine frühere Benennung: Administrationsrath, die Polizeidirektion heißt jetzt Stadtrath. Präses des Administrationsrathes ist Peter Michalowski, Eigenthümer der Herrschaft Krzysztosowice. Das übrige Personal ist mit Ausnahme der beiden Senatoren Kopff, der resignirt hat, und Macewski, der pensionirt wurde, das nämliche geblieben. Vorsteher des Stadtrathes ist der Advokat Krzyzanowski, welchem der ehemalige Krakauer Polizeidirektor Kroebl in der Eigenschaft eines Generalsekretärs beigegeben ist. Kroebl hat sicherem Vernehmen nach diesen Posten nur provisorisch und nur über vieles Bitten und Drängen des Gouverneurs angenommen. Zwei Kommissäre aus dem Gremium der ehemaligen Polizeidirektion, Morawski und Strzelechi, ernannte der Gouverneur zu galizischen Kreiskommissären; er nimmt beide nach Lemberg, um sie in Krakauer Angelegenheiten beim Gubernium zu verwenden. ‒ Die östreichischen Beamten, d. h. jene, die gleich im Jahre 1846 nach Krakau delegirt worden sind, enthob man ihres dortigen Dienstes, ohne über sie weiter zu verfügen. Die Krakauer Kommissäre Nowak, Tuszynski und Pinkas wurden quiescirt. Im Punkte der Errichtung der Nationalgarde sind alle Versprechungen zu Wasser geworden und die Erwartungen der Krakauer getäuscht. Sas Ministerium des Innern hat die Errichtung dieses Instituts in Krakau für jetzt nicht bewilligt, und man schreibt die negative Erledigung dieser Frage vornehmlich dem Einflusse des Gouverneurs zu. Die hierdurch hervorgerufene mißfällige Stimmung gab sich allgemein und unverhohlen kund, und mag die Ursache gewesen sein, daß Zaleski ohne alle Vorbereitung und bloß vom Kreiskommissär Terlecki begleitet, Krakau mit seiner Familie am 20. Oct. verließ. Etwa 10 Minuten vor der Abreise des Gouverneurs, die jedoch nicht unmittelbar von Krakau, sondern von Podgorze aus geschah, lustrirte ein Kavallereipiket die Chaussee von Podgorze nach Wieliczka und Gelow. Ingleichen bemerkte man ein Kavalleriepiket in der Entfernung einer kleinen Viertelmeile hinter den Wagen des Gouverneurs. ‒ Dieser Abreise Zaleski's legte man das Epitheton heimlich bei, und da man hierzu keinen offenen Grund fand, so wurde in einer Sitzung, welche der Stadtrath und die Administrationsbehörde gemeinschaftlich noch an dem nämlichen Tage bis gegen Mitternacht abhielt, beschlossen, den Stadtrathpräsidenten Krzyzanowski dem Gouverneur nachzuschicken, um ihn um die Ursache seiner heimlichen Entfernung aus Krakau und der unter so großen Vorsichten unternommenen Weiterreise zu befragen.
(C. B. a. B.) Ungarn. Pesth, 29. Oct. Es fragt sich, ob wir nicht bald die siebenbürgischen Walachen mehr zu fürchten haben werden, als die Raizen und Kroaten. An Raub- und Mordsucht geben jene den letzteren gar nichts nach, und wehe dem Magyaren, der in ihre Hände fällt, selbst über den Tod hinaus verfolgt ihn noch die fanatische Wuth der entmenschten Horden und kühlt sich den Blutdurst an scheußlichen Mißhandlungen des Leichnams. Die Szekler haben sich bei M. Vasarhely 30,000 Mann stark versammelt, um die walachischen Insurgenten zu zerstreuen, leider nicht früh genug, um zahllose Opfer des nationalen Hasses zu retten.
Im Angesichte des Mißgeschickes, das unsere Sache trifft, gewähren die warmen Sympathien der Polen uns einigen Trost. Die rada narodowa des Neumarker Distrikts in Galizien hat an den Landesvertheidigungsausschuß ein Manifest erlassen, worin sie sich offen gegen Jellachich ausspricht, der nichts weniger als Slawe, nur ein Freund des Absolutismus ist, welchen er durch die Aufregung nationaler Eifersucht wieder zu Ehren bringen will, und ihre Theilnahme an dem Kampfe der Magyaren bekundete.
Hier wird ein Pionierkorps errichtet und dazu die fähigen Handwerker aus der Armee einberufen. Ein Bataillon Zanini-Infanterie soll sich geweigert haben, gegen uns zu fechten, und vielmehr alle schwarzgelben Offiziere aus seiner Mitte entfernt haben. Zwei Uebelstände machen sich in unseren Armeen sehr fühlbar: die Avancementsluft aller Soldaten, die sich den Uebertritt durch Beförderung zu höheren Chargen bezahlen lassen wollen, und das stete Wandern der Freiwilligen von einem Korps zum andern, je nachdem es ihnen bald hier bald dort besser gefällt.
(C. Bl. a. B.) Italien. * Genua, 30. Okt. Die Emeute ron gestern (S.„N. Rh. Z.“ vom 5. Nov.) hat heute Abend in neuen Unruhen ihre Fortsetzung gefunden. Den Tag über war alles ruhig, Abends jedoch versammelten sich zahlreiche Grupprn vor dem Pallast Turfi,
(Hierzu eine Beilage.)
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