Neue Rheinische Zeitung. Nr. 130. Köln, 31. Oktober 1848.sich nicht zeigen darf. Ebensowenig auf den liparischen Inseln und in der Meerenge von Messina. Die provisorische Regierung hat am 8. Okt. ihre Genehmigung hierzu gegeben und erklärt, das Aufhören des Waffenstillstandes werde 14 Tage vorher angezeigt werden. Auf der Nordseite sollen Berg und Kap Tindari mit zur sizilianischen Linie gehören und mit sizilianischen Truppen besetzt werden. Sämmtliche Bedingungen sind am 10. Okt. von General Filangieri zu Messina angenommen worden. Ein Beisatz zu denselben, die gleichen Daten vom 8. und 10. Okt. tragend, besagt noch, daß die Feindseligkeiten erst zehn Tage nach von Seiten der französischen und englischen Befehlshaber der provisorischen Regierung gemachter Ankündigung wieder aufgenommen werden können. * Der norditalienischen Bewegung sollen diplomatische Löschhörner (auf englisch Extinguisheos) aufgesetzt werden. Die durch Majorität von der Turiner Kammer beschlossene Verlängerung des Waffenstillstandes mit Radetzki haben wir schon in unserer Sonntagsnummer unter Frankreich gemeldet. Jetzt treffen auch aus Olmütz, aus Berlin und aus der Schweiz Friedensgerüchte ein, und la Presse bringt nicht minder als "Communikation" zwei Spalten lange "Eröffnungen der deutschen Centralgewalt in Bezug auf die Pacifikation Italiens." Die Centralgewalt erklärt darin, wenn sie an den aus der englisch-franz. Vermittlung resultirenden Verhandlungen bisher nicht thätigern Antheil genommen habe, so sei das lediglich die Schuld Frankreichs, dessen Regierung nicht einmal den Herrn von Raumer offiziell empfangen habe. Um so mehr sei die Centralgewalt von der Artigkeit Sardiniens und Toscana's gerührt, zweier Staaten, die "das Reich" sogar durch Ernennung von Gesandten nach Frankfurt geehrt hätten, und um diese Rührung zu bethätigen, habe die Centralgewalt bereits die nöthigen Maßregeln ergriffen, um - Oestreich gegen einen neuen Angriff Sardiniens zu unterstützen. Damit der Kaiser von Oestreich nicht nöthig habe, den Marschall Radetzki gegen die Wiener Insurgenten zu Hülfe zu rufen und so die Armee in der Lombardei zu schwächen, seien baierische Reichstruppen auf den ersten Wink Radetzki's bereit, in Tyrol und Steiermark einzufallen. Karl Albert möge bedenken u.s.w. u.s.w. Die Centralgewalt denkt und Italien lenkt, hoffen wir. Karl Albert wird nicht anders können, als seine neuliche Schmach bongre malgre zu sühnen. Ueberdies bleibt die Gährung des Volkes dieselbe. Italien, das bei all diesen diplomatischen Niederträchtigkeiten vergessene Italien, wird sein letztes Wort noch sprechen. Turin fühlt und handelt ganz in diesem Sinne. Das neuliche Gerücht von einem Aufstande zu Mailand war einzig von den nach Krieg lechzenden und über die Ausflüchte der Kammer empörten Radikalen improvisirt worden, um die Bevölkerung aufzuregen. Die offizielle Zeitung von Turin vom 22. Okt. veröffentlicht die den Generalstab reorganisirenden Ernennungen: Bava, Generalissimus und Chef des ersten piemontesischen Armeekorps; Chrzanowski, Chef des Generalstabes; Olivieri, Kommandeur der Division von Alexandrien; Romarino, an Olivieris Stelle Generallieutenant der lombardischen Truppen. Der Kurrierwechsel zwischen Turin und Paris bleibt fortwährend sehr lebhaft. Am 20. Okt. haben die zu Montmelian garnisonirenden Reservekompagnien Befehl zum Aufbruch, wie man sagt nach Turin, erhalten. 200,000 Waffenröcke, die das sardinische Gouvernement zu Lyon bestellt hatte, sind nach Turin abgegangen; 20,000 Zelte sollen folgen. In der östreichischen Armee werden die Reibungen zwischen Ungarn und Kroaten mit jedem Tage ernsthafter. - Nach einer Korrespondenz aus Mailand vom 21. ist Radetzki's Heer 90,000 Mann stark, wovon 1/3 krank und 2/3 demoralisirt. Ein dreister Coup und die ganze Wirthschaft würde nach allen vier Winden auseinanderstieben. Belgien. * Brüssel, 29. Oktober. Belgien ist das Land der Oekonomie. Oekonomie! Oekonomie! das ist der Schrei des Tages. Die Belgier wollen ökonomisch in allen Dingen werden. Mit ihrem Witze waren sie es lange. Sogar der Prägstock des Orden Leopold wird zu Gelde gemacht. Die Matrizen des Orden Leopold werden in allen belgischen Journalen für 600 Fr. zum Verkaufe ausgeboten. Der Orden des belgischen Musterstaates, der Orden des musterhaften König Leopold, mit dem alle die Biedermänner geschmückt wurden, die sich um den Musterstaat verdient machten. er soll seine Matrizen verlieren - das ist hart! Armer Musterstaat. Aber Oekonomie muß sein. Die Belgier begreifen, daß die Zeiten schlecht sind, sehr schlecht. Die Ruhe in Belgien hat fast grade so viel gekostet wie die Unruhe in andern Ländern. Das Geld ist rar geworden und die Vlandern sind hungrig. Alles will man zu Gelde machen, sogar die Matrizen! Die schönen Tage vor Aranjuez sind vorüber, die schönen Tage, wo noch die Abgesandten aller Völker nach Brüssel pilgerten um bei einem Glase Faro die Vorzüge des belgischen Musterstaates zu studiren. Ach, sie sind vorüber. Keine Fremden und kein fremdes Geld mehr! drum verkauft die Matrizen. Auf den belgischen Eisenbahnen ist es jetzt so stille wie auf einem Kirchhofe. Es herrscht vollkommene Ruhe im Lande. Keine Engländer, keine Franzosen, keine Germanen - nur Belgier reisen noch mitunter. Belgier mit langen Gesichtern, Belgier die sich über Ruhe ihres Musterstaates freuen, ja, nur Belgier reisen noch in Belgien, und von sechs reisenden Belgiern gehören wenigstens drei immer dem Orden Leopold an, dem armen Orden, dem man die Matrizen verkaufen will! Du hast's erreicht, O Rogier! Belgien ist ruhig. Ruhe herrscht in den Gefängnissen, Ruhe herrscht auf den Gassen, Ruhe herrscht in den Gemüthern und Ruhe herrscht in den Geldbeuteln. Schon hatte ich daran gedacht, nächstens den Orden Leopold zu bekommen, wenn ich dem Musterstaate ein Zwangsdarlehn von einem Franken machen würde. - Da stellt mir der Teufel ein Bein: man verkauft die Matrizen! Französische Republik. * Paris, 28. Oct. Marschall Bugeaud zweifelt nach den bisherigen Erfolgen von Jellachich, Windischgrätz, Cavaignac, Wrangel u. dgl. nicht mehr, daß seine Stunde geschlagen hat. Er veröffentlicht in einem Lyoneser Journale, dem "Salut public" folgenden Bericht: "Man schreibt mir von allen Punkten Frankreichs, daß ich in allem Ernste einer der Kandidaten der Präsidentschaft der Republik bin. Diese Mittheilung geht mir zu von den schätzbarsten Personen aller Farben, mit Ausnahme der rothen, auf die ich keine Prätentionen mache. Ohne mich irgend einer stolzen Hoffnung hinzugeben zu wagen, glaube ich meine Kandidatur ihren Weg machen lassen zu müssen, da sie ein freies Produkt der Gesinnung der "honnetten" Leute ist. Ich hätte nicht gewagt, nach einer so großen, so gefährlichen Ehre zu streben; fiele sie mir aber zu, so würde ich sie nicht zu groß glauben weder für meine Hingebung an das Land, noch für meine feste Entschließung, die Ruhe in Frankreich herzustellen durch die Herrschaft weiser Gesetze; den Wohlstand herzustellen durch die Ordnung in ihrem ganzen Umfange." Man liest in der Morning Post vom 25. Oktober. "Lebten wir nicht in einer Zeit, in welcher nichts mehr überrascht und unglaublich erscheint, so würden wir uns vielleicht enthalten haben, eine Thatsache mitzutheilen, die zu unserer Kenntniß gelangte. Man versichert uns aus bester Quelle, daß eine Deputation der Pariser Nationalgarde, die sich gegenwärtig zu London aufhält, sich zum Grafen von Neuilly (Louis Philippe) nach Claremont begeben hat, um dem königlichen Verbannten Condolenzcomplimente über den Wechsel seines Schicksals abzustatten. Die Nationalgarden von Paris wurden aufs Gütigste empfangen; der Graf sprach sein Bedauern aus, sie seiner erlauchten Gattin in Folge eines Unwohlseins derselben nicht vorstellen zu können; er fügte hinzu, daß, wenn sie noch einige Tage zu London verweilten, er sich''s zum höchsten Vergnügen anrechnen würde, sie ein andermal der Gräfin von Neuilly vorzustellen. Nach London zurückgekehrt, beschlossen die Mitglieder der Deputation bei der nächsten Zusammenkunft dem Grafen eine Adresse zu überreichen um ihm darin ihre Hingebung an seine Person und das Bedauern über sein Mißgeschick auszudrücken. Diese Adresse ist schon abgefaßt wie wir hören. Man hat uns die Namen mehrerer Mitglieder der Deputation mitgetheilt; es ist aber klug, daß der gegenwärtige Stand der öffentlichen Meinung zu Paris uns die Veröffentlichung dieser Namen nicht erlaubt? Paris, 27. Oct. Wien über! Wien hat kapitulirt! Windischgrätz ist in Wien eingezogen... So jubeln heute Univers, Patrie und ihr sauberer Anhang. Mit der Wiener Revolution habe es ein Ende u. s. w. Wir wollen hoffen, daß die nächste Post dieses Natterngezücht Lügen straft. Die Regierung blieb bis heute Mittag ohne Depeschen. - Der Eintritt der Russen in östreichisch Galizien wird demnächst zu Interpellationen in der Nationalversammlung Veranlassung geben. - Der "Courrier" ruft dem Minister des Auswärtigen zu: "... Was muß Europa von uns denken und bis zu welcher Tiefe müsste unser Einfluß auf die Völkerschicksale sinken, wenn Rußland sich in Oestreich und Ungarn mischt, während wir uns jeder Intervention in die östreichischen Angelegenheiten Italiens enthielten. Wir sind überzeugt, Rußland hätte sicher nicht diesen kühnen Schritt gewagt, wenn unsere Gesandten ihm erklärt hätten, daß eine derartige Einmischung in die ungarisch-östreichischen Händel die sofortige Besetzung der Lombardei durch unsere Alpenarmee zur Folge habe. Rußland ist schlau. Es berechnet den Zauber eines plötzlichen Ueberfalls und ist längst wieder über seine Gränzen, wenn die Diplomatie ihr Geschütz gegen es richtet. Wir wünschen, Hr. Bastide möge nicht als Opfer einer ähnlichen List fallen, deren nächste Folge die Einnahme Wiens (durch Windischgrätz und der Sturz der dortigen Demokratie) wäre." - Die gestrige Versammlung des Palais-National und Instituts im alten Deputirtensaale fiel sehr erbärmlich aus. Die Rue Taitbout (der Berg) hat sich gar nicht eingefunden. Man wartete auf sie bis 11 1/2 Uhr, und da kein Mensch von ihr sich einstellte, so debattirte man unter Corbon die Präsidentenfrage, die den Berg allerdings wenig interessirt. - Das socialistische Manifest des Berges wird heute erscheinen. Man kann die Bekehrung der Majorität des Berges zum Socialismus als vollständig betrachten. - Alton-Shee, Präsident des Bankets an der Roule-Barriere, das vorgestern die Nationalversammlung beschäftigte, richtet heute einen Brief an Dufaure, Minister des Innern, worin er mehrere böswillige Entstellungen des Ministers sarkastisch an's Licht stellt. Mehrere Morgenblätter theilen diesen Brief mit. - Folgendes sind die authentischen Worte, mittels welcher Louis Bonaparte sich gestern auf der Bühne der Nationalversammlung als Kandidat für die Präsidentschaft der Republik spreizte: " ... Wessen klagt man mich an? Man klagt mich an, vom Volksgefühl eine Kandidatur anzunehmen, die ich nicht suchte. (Unterbrechung.) Wohlan ja, ich nehme diese Kandidatur an, die mich ehrt; ich nehme sie an, weil drei aufeinanderfolgende Wahlen und die Einstimmigkeit, mit welcher die Nationalversammlung das Verbannungsdekret gegen meine Familie aufhob, mich zu dem Glauben berechtigten, daß Frankreich den Namen, den ich trage, als dazu geeignet betrachtet, zur Befestigung der in ihren Grundfesten erschütterten Gesellschaft zu dienen ... (Stürmische Unterbrechung). - Der Präsident der Republik wird also, dem gestrigen Beschlusse der Nationalversammlung gemäß, am 10. Dezember gewählt. Als Kandidaten werden allgemein die Namen Cavaignac, Ledru-Rollin, Louis-Bonaparte (bei der unseligen Verblendung unseres Landvolks) bezeichnet. Wir glauben, daß weder Cavaignac noch irgend einer der Kandidaten die erforderliche Stimmenzahl (über zwei Millionen) erreiche und auf diese Weise doch die Nationalversammlung die Präsidentenwahl vorzunehmen gezwungen sein werde. (Neuester Bankbericht.) Das soeben veröffentlichte Bülletin der Bankdirektion weist ein abermaliges Sinken des Portefeuilles von Paris auf 65,862,219 Fr. 81 Cent. und in den Sukkursalen auf 109,056,388 Fr. 44 Centimen nach. Die leidenden oder rückständigen Papiere belaufen sich immer noch auf 14,272,130 Fr. 82 Cent. für Paris und 8,316,494 Fr. in den Sukkursalen. Die Baarvorräthe sind leider abermals in Paris auf 128,979,222 Fr. 5 Cent. und in den Sukkursaalen auf 102,083,495 Fr. gestiegen. Die Staatskasse ist nur noch mit 9,970,232 Fr. 45 Cent, gutgeschrieben. - Heute deliberirt der Pariser Stadtrath über eine Frage, die wohl noch in keinem Staate der sogenahnten civilisirten Welt aufgeworfen wurde, nämlich über die Anlage einer Arbeiterbörse - eines kolossalen Palastes, in welchem die Arbeiter, statt müßig auf den Quais zu lagern, Schutz gegen Wind und Wetter und auch wohl Belehrungsstunden finden dürften. Auch würden dort die Arbeitsgeber ihre Taglöhner holen etc. Wir zweifeln, daß der gegenwärtige Stadtrath die nöthigen Fonds zum Beginn dieses Baues heute schon votiren wird. - Lacroir, Gerant des Peuple Constituant, ist gestern zu einem Monat Gefängniß und 500 Fr. Geldstrafe verurtheilt worden. - Die Rachel ist nach Pisa abgereist. - Maria Milanollo, die sechszehnjährige Violinistin, ist am Keuchhusten gestorben. - Leotade, der berüchtigte Mönch aus Toulouse, liegt in dem Galeerenhospital zu Toulon lebensgefährlich krank darnieder. - Zwischen dem Militär und den Zimmergesellen setzte es gestern eine derbe Prügelei auf dem Maubertplatze ab, bei der drei Soldaten erschlagen wurde. - Der Moniteur widerruft heute die Behauptung der Journale, daß Labrousse je zum Konsul nach Amsterdam ausersehen wurde. (?) Man darf auch dem Moniteur nicht auf's Wort glauben.) - Nationalversammlung. Sitzung vom 27. October. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast. Dufaure, Minister des Innern, überreicht 3 Gesetzentwürfe, wovon die beiden ersten die Aube- und Seine-Departements ermächtigen, sich außerordentlich zu besteuern, um ihr Proletariat zu beschäftigen; der letztere 80,000 Franken für die Begräbnißkosten der Februaropfer verlangt. Die Versammlung nimmt nun die Tagesordnung, den Artikel 2 des Präsidentenwahldekrets auf. Desmolles erhält zuerst das Wort. Bürger! Repräsentanten! ruft er mit legitimistischer Stimme, Ihr habt gestern den Art. I. angenommen, der die Wahl auf den 10. Dezbr. festsetzt. Art. II. bestimmt die Hauptstadt jedes Wahlbezirks als Ort, an dem die Wahl vorzunehmen. Ich trage darauf an, daß nur für dieses Mal die Präsidentenwahl in jeder Gemeinde vorgenommen werde. Man erräth den Zweck des Antragstellers. Die alte Monarchie möchte die Republik durch das allgemeine Stimmrecht aus dem Felde schlagen. Dupont (aus Bussac) widersetzt sich dem Antrage nicht, doch müßte die Stimmzettelzählung im Hauptbezirksorte geschehen. General Leydet und Odilon Barrot verlieren viele Worte über den Wahlmodus in den Gemeinden. Letzterer zeigt an, daß der Verfassungsausschuß Desmolles Antrag verwerfe, dagegen einen Antrag des Bürgers Emile Lerour zu dem seinigen mache. Auf diese Anzeige hin wird Desmolles Antrag verworfen. Emil Lerour's Antrag lautet: "Die Wahl des Präsidenten geschieht im Hauptbezirksorte laut Art. 9 des Dekrets vom 5. März. Nichtsdestoweniger kann der Wahlbezirk in Unterabtheilungen getheilt werden, doch sind diese Abtheilungen vom Präfekten unter Einholung eines Gutachtens des Departementsrathes vorzunehmen." Stimme: Wann sollen denn eigentlich die General- oder Departementsräthe zusammengerufen werden? Cavaignac. In Abwesenheit des Ministers des Innern zeige ich der Versammlung an, daß es die Absicht der Regierung ist, die Generalräthe vom 15. bis 20. November zusammenzurufen. (Sehr gut). Lerour's Antrag, nach geringer Aenderung durch Prudhomme, wird angenommen. Dupont (aus Bussac) stellt den Antrag: "Die Zählung der Stimmzettel bei der Präsidentenwahl muß jedenfalls in dem Wahlbezirkshauptort geschehen." Dieser Antrag wird von der legitimistisch-bonapartistischen Clique hart bekämpft. Man dringt auf Abstimmung durch Zettel. Resultat: Zahl der Stimmenden 784. Majorität 393. Für den Antrag 392, dagegen 392. Marrast will, ehe er die Verwerfung ausspricht, die-Zettel im Nebensaale verifiziren lassen und die Debatte fortsetzen. Abbe Fayet, Bischof von Orleans, protestirt aber gegen provisorische Boten und dringt auf sofortige Verifikation. Dieß wird verordnet und hat eine momentane Aufhebung der Sitzung zur Folge. Die Sitzung blieb suspendirt bis 20 Minuten vor 5 Uhr, wo Marrast folgendes Revisionsresultat proklamirt: Für den Langletschen Zusatz zum Dupont'schen Antrage: die Wahlzirkel in 3 Unterzirkel zu theilen haben gestimmt 395, dagegen 385. (Erstaunen). Marrast erklärt diese Differenz dadurch, daß er sagt, mehrere Glieder haben sich abermals grobe Irrthümer zu Schulden kommen lassen. Mehrere haben blau und weiß zugleich gestimmt, d. h. blaue und weiße Stimmzettel in die Urnen geworfen. Stimmen: Lesen Sie die Namen! Marrast verliest die Namen, worunter sich auch Bauchart, der bekannte Untersuchungsheld befindet. (Erstaunen). Crespel de la Touche beantragt, in Zukunft nicht mehr vom Platze aus stimmen zu lassen, sondern die Glieder über die Bühne spaziren zu lassen, damit Jeder seinen Zettel selbst in die Urne werfe. Außerdem solle ein Huissier an die Urne gestellt werden, um die Irrthümer oder Unterschleife zu überwachen. Marrast: Stellen Sie Ihren Antrag in der gehörigen Form, dann soll er diskutirt werden. Julien stellt den Antrag, die Wahlzirkel nicht in 3, sondern nur in 2 Unterabtheilungen zu theilen. Wird verworfen. Hure stellt den Antrag, vier Unterabtheilungen zu treffen. Stimmen: Nicht doch! Zum Schluß! Wird mit 420 gegen 334 Stimmen verworfen, d. h. der Antrag soll erst diskutirt werden. Sechs Glieder des Verfassungsausschusses schließen sich ihm an und es wird abgestimmt. 431 gegen 334 entscheiden, daß die Wahlzirkel in 4 Abtheilungen getheilt, d. h. fast in jedem Dorfe gestimmt werden soll. In Folge der unzätzligen (6) Skrutinien reißt sich die Versammlung heute noch nicht aus dem ersten Artikel (2ten §.) und die Sitzung wird ohne Generalvotum um 6 1/2 Uhr geschlossen. - Nationalversammlung. Sitzung vom 28. Oktober. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. Das Protokoll wird vorgelesen. Cesar Bacet erläutert dasselbe. Gestern, sagt er, fanden bekanntlich 6 Zettelabstimmungen statt. Bei dreien war ich zugegen, bei dreien dagegen abwesend. Woher kommt es nun, daß im heutigen Moniteur mein Name sich in allen sechs Skrutinlisten unter den Stimmenden befindet? Hier herrsche offenbar Betrug, dem ab geholfen werden müsse. Er trage also im Sinne Crespel de la Touche auf eine neue und bessere Abstimmungsart an. Marrast: Ihr Antrag soll ins Protokoll aufgenommen werden. De Mesange: Mir ist noch viel Drolligeres passirt. Ich wohnte der Sitzung gar nicht bei und doch stehe ich unter den Stimmenden. Es muß sich also offenbar Jemand erlaubt haben, mein Pult zu öffnen und die mit meinem Namen bedruckten Stimmzettel in die Urnen zu werfen. Aus dergleichen Fehlgriffen können verhängnißvolle Irrthümer entspringen. Ich verlange, daß meine Beschwerde an die Reglementskommission gehe. (Unterstützt von der Linken.) König, Ambert, St. Beuve, Lebreton, Vavin und sechs andere Glieder bitten um Urlaub. Bewilligt nach einigem Widerspruch. Die Versammlung geht zur Tagesordnung, nämlich zu dem bis ins Unendliche amendirten Artikel 1. (§§. 2 und 3.) über, der von der Präsidentenwahl und vorzüglich von der Art handelt, in welcher diese Wahl vorgenommen werden soll. Marrast hält den Gegenstand vollständig erschöpft und will über den ersten Artikel (ursprünglich sehr kurz, aber dann sehr ausgedehnt) in seiner Gesammtheit abstimmen lassen. Victor Considerant protestirt dagegen. Die Verwirrung sei gestern zu groß gewesen. Erst habe man die Wahlzirkelhauptstädte als Stimmort beantragt, dann seien Anträge auf 6, 4, 3 und 2 Unterabtheilungen gestellt worden, damit den Bauern, deren Indifferentismus man fürchte, der Wahlact möglichst erleichtert werde. All dieses sei verworren berathen worden und bedürfe Erläuterung. Er trage auf Fortsetzung der Debatte an. Mehrere Glieder unterstützen ihn. Aylies bekämpft ihn. Unter diesem Vorwand, könne man auf alle Entscheidungen früherer Sitzungen zurückkommen. Considerant besteht jedoch darauf und die Debatte entspinnt sich von Neuem. Alem Rousseau stellt den Antrag: "Die Initiative, ob und in wie viele Unterabtheilungen die Kantonswahlbezirke im Interesse der Landbevölkerung zu theilen, ist lediglich dem Departements-Präfekten zu überlassen." Larochejaquelim bekämpft den Antrag. Die Linke gebe sich alle erdenkliche Mühe, dem allgemeinen Stimmrecht auf dem platten Lande auszuweichen und es auf das industrielle Proletariat in den Städten zu konzentriren. (Lärm vom Berge.) Combarel, Toy, D. Barrot streiten sich eine Weile. Endlich erfolgt Abstimmung über Rousseau-Alem's Antrag. 467 gegen 273 verwerfen denselben. Diesen Berg überstiegen, wurde nach Annahme eines Zusatzes von Emi Lerour, der die Friedensrichter und eventuell nur den Maires die Präsidentenschaft bei jenen Wahloperationen anweist, der erste Artikel endlich angenommen. Artikel 2, 3, 4 und 6 gehen rasch hinter einander durch. Dagegen ruft wieder ein Zusatz zu Art. 6. des unausstehlichen Schwätzers Deslongrais eine lage Debatte hervor. Dieser Deslongrais'sche Zusatz zu Art. 6 lautet: "Artikel 6 Der Präsident tritt sogleich nach Prüfung der Wahlprotokolle und seiner Installation in die Ausübung der ihm durch die Verfassung verliehenen Rechte. (Zusatz.) Dennoch behält sich die Nationalversammlung die Unverletzbarkeit ihrer Souverainetäts- und Constituirungs-Rechte bis zum Zusammentritt der nächsten Gesetzgebenden Versammlung vor." Dieser Zusatz soll dem Präsidenten während der Ferien die Hände und Füße binden. Lorochejaquelin, Vivien, Lespinasse und Cremieur zanken sich um dieses Bleichgewicht. Auch Besnard gesellt sich dem Streite bei. Cavaignac besteigt die Bühne und erklärt, daß es niemals in der Absicht des Gesetzentwurfs gelegen, die Dauer der Rechte der Nationalversammlung irgendwie zu beschränken. Die Exekutivgewalt hege einen innigeren Wunsch, als diese Rechte möglichst lange bestehen zu sehen, damit die Versammlung ihre Aufsicht üben könne. Hierauf wird der Deslongrais'sche Antrag genehmigt. Artikel 6 ist erledigt. Artikel 7 lautet: "Bis zur definitiven Konstituirung des Staatsraths verrichtet eine aus dreißig Gliedern der National-Versammlung durch geheimes Stimmenmehr zu ernennende Kommission die laut Artikel 54 und 64 der Verfassung dem Staatsrathe zufallenden Geschäfte." Deslongrais will diesen Artikel ganz unterdrückt wissen. Vivien bekämpt dies. Victor Lefranc will sprechen, kann aber nicht zu Worte kommen. Man schreit von allen Seiten: Zum Schluß! Zum Schluß! Artikel 7 wird angenommen. Buchez (katholischer Demokrat) stellt den Antrag, daß der Präsident einen Eid schwöre. (Oho! Vom Berge.) Cremieur bekämpft denselben. Seit 60 Jahren seien schon zu viele sich nicht zeigen darf. Ebensowenig auf den liparischen Inseln und in der Meerenge von Messina. Die provisorische Regierung hat am 8. Okt. ihre Genehmigung hierzu gegeben und erklärt, das Aufhören des Waffenstillstandes werde 14 Tage vorher angezeigt werden. Auf der Nordseite sollen Berg und Kap Tindari mit zur sizilianischen Linie gehören und mit sizilianischen Truppen besetzt werden. Sämmtliche Bedingungen sind am 10. Okt. von General Filangieri zu Messina angenommen worden. Ein Beisatz zu denselben, die gleichen Daten vom 8. und 10. Okt. tragend, besagt noch, daß die Feindseligkeiten erst zehn Tage nach von Seiten der französischen und englischen Befehlshaber der provisorischen Regierung gemachter Ankündigung wieder aufgenommen werden können. * Der norditalienischen Bewegung sollen diplomatische Löschhörner (auf englisch Extinguisheos) aufgesetzt werden. Die durch Majorität von der Turiner Kammer beschlossene Verlängerung des Waffenstillstandes mit Radetzki haben wir schon in unserer Sonntagsnummer unter Frankreich gemeldet. Jetzt treffen auch aus Olmütz, aus Berlin und aus der Schweiz Friedensgerüchte ein, und la Presse bringt nicht minder als „Communikation“ zwei Spalten lange „Eröffnungen der deutschen Centralgewalt in Bezug auf die Pacifikation Italiens.“ Die Centralgewalt erklärt darin, wenn sie an den aus der englisch-franz. Vermittlung resultirenden Verhandlungen bisher nicht thätigern Antheil genommen habe, so sei das lediglich die Schuld Frankreichs, dessen Regierung nicht einmal den Herrn von Raumer offiziell empfangen habe. Um so mehr sei die Centralgewalt von der Artigkeit Sardiniens und Toscana's gerührt, zweier Staaten, die „das Reich“ sogar durch Ernennung von Gesandten nach Frankfurt geehrt hätten, und um diese Rührung zu bethätigen, habe die Centralgewalt bereits die nöthigen Maßregeln ergriffen, um ‒ Oestreich gegen einen neuen Angriff Sardiniens zu unterstützen. Damit der Kaiser von Oestreich nicht nöthig habe, den Marschall Radetzki gegen die Wiener Insurgenten zu Hülfe zu rufen und so die Armee in der Lombardei zu schwächen, seien baierische Reichstruppen auf den ersten Wink Radetzki's bereit, in Tyrol und Steiermark einzufallen. Karl Albert möge bedenken u.s.w. u.s.w. Die Centralgewalt denkt und Italien lenkt, hoffen wir. Karl Albert wird nicht anders können, als seine neuliche Schmach bongré malgré zu sühnen. Ueberdies bleibt die Gährung des Volkes dieselbe. Italien, das bei all diesen diplomatischen Niederträchtigkeiten vergessene Italien, wird sein letztes Wort noch sprechen. Turin fühlt und handelt ganz in diesem Sinne. Das neuliche Gerücht von einem Aufstande zu Mailand war einzig von den nach Krieg lechzenden und über die Ausflüchte der Kammer empörten Radikalen improvisirt worden, um die Bevölkerung aufzuregen. Die offizielle Zeitung von Turin vom 22. Okt. veröffentlicht die den Generalstab reorganisirenden Ernennungen: Bava, Generalissimus und Chef des ersten piemontesischen Armeekorps; Chrzanowski, Chef des Generalstabes; Olivieri, Kommandeur der Division von Alexandrien; Romarino, an Olivieris Stelle Generallieutenant der lombardischen Truppen. Der Kurrierwechsel zwischen Turin und Paris bleibt fortwährend sehr lebhaft. Am 20. Okt. haben die zu Montmelian garnisonirenden Reservekompagnien Befehl zum Aufbruch, wie man sagt nach Turin, erhalten. 200,000 Waffenröcke, die das sardinische Gouvernement zu Lyon bestellt hatte, sind nach Turin abgegangen; 20,000 Zelte sollen folgen. In der östreichischen Armee werden die Reibungen zwischen Ungarn und Kroaten mit jedem Tage ernsthafter. ‒ Nach einer Korrespondenz aus Mailand vom 21. ist Radetzki's Heer 90,000 Mann stark, wovon 1/3 krank und 2/3 demoralisirt. Ein dreister Coup und die ganze Wirthschaft würde nach allen vier Winden auseinanderstieben. Belgien. * Brüssel, 29. Oktober. Belgien ist das Land der Oekonomie. Oekonomie! Oekonomie! das ist der Schrei des Tages. Die Belgier wollen ökonomisch in allen Dingen werden. Mit ihrem Witze waren sie es lange. Sogar der Prägstock des Orden Leopold wird zu Gelde gemacht. Die Matrizen des Orden Leopold werden in allen belgischen Journalen für 600 Fr. zum Verkaufe ausgeboten. Der Orden des belgischen Musterstaates, der Orden des musterhaften König Leopold, mit dem alle die Biedermänner geschmückt wurden, die sich um den Musterstaat verdient machten. er soll seine Matrizen verlieren ‒ das ist hart! Armer Musterstaat. Aber Oekonomie muß sein. Die Belgier begreifen, daß die Zeiten schlecht sind, sehr schlecht. Die Ruhe in Belgien hat fast grade so viel gekostet wie die Unruhe in andern Ländern. Das Geld ist rar geworden und die Vlandern sind hungrig. Alles will man zu Gelde machen, sogar die Matrizen! Die schönen Tage vor Aranjuez sind vorüber, die schönen Tage, wo noch die Abgesandten aller Völker nach Brüssel pilgerten um bei einem Glase Faro die Vorzüge des belgischen Musterstaates zu studiren. Ach, sie sind vorüber. Keine Fremden und kein fremdes Geld mehr! drum verkauft die Matrizen. Auf den belgischen Eisenbahnen ist es jetzt so stille wie auf einem Kirchhofe. Es herrscht vollkommene Ruhe im Lande. Keine Engländer, keine Franzosen, keine Germanen ‒ nur Belgier reisen noch mitunter. Belgier mit langen Gesichtern, Belgier die sich über Ruhe ihres Musterstaates freuen, ja, nur Belgier reisen noch in Belgien, und von sechs reisenden Belgiern gehören wenigstens drei immer dem Orden Leopold an, dem armen Orden, dem man die Matrizen verkaufen will! Du hast's erreicht, O Rogier! Belgien ist ruhig. Ruhe herrscht in den Gefängnissen, Ruhe herrscht auf den Gassen, Ruhe herrscht in den Gemüthern und Ruhe herrscht in den Geldbeuteln. Schon hatte ich daran gedacht, nächstens den Orden Leopold zu bekommen, wenn ich dem Musterstaate ein Zwangsdarlehn von einem Franken machen würde. ‒ Da stellt mir der Teufel ein Bein: man verkauft die Matrizen! Französische Republik. * Paris, 28. Oct. Marschall Bugeaud zweifelt nach den bisherigen Erfolgen von Jellachich, Windischgrätz, Cavaignac, Wrangel u. dgl. nicht mehr, daß seine Stunde geschlagen hat. Er veröffentlicht in einem Lyoneser Journale, dem „Salut public“ folgenden Bericht: „Man schreibt mir von allen Punkten Frankreichs, daß ich in allem Ernste einer der Kandidaten der Präsidentschaft der Republik bin. Diese Mittheilung geht mir zu von den schätzbarsten Personen aller Farben, mit Ausnahme der rothen, auf die ich keine Prätentionen mache. Ohne mich irgend einer stolzen Hoffnung hinzugeben zu wagen, glaube ich meine Kandidatur ihren Weg machen lassen zu müssen, da sie ein freies Produkt der Gesinnung der „honnetten“ Leute ist. Ich hätte nicht gewagt, nach einer so großen, so gefährlichen Ehre zu streben; fiele sie mir aber zu, so würde ich sie nicht zu groß glauben weder für meine Hingebung an das Land, noch für meine feste Entschließung, die Ruhe in Frankreich herzustellen durch die Herrschaft weiser Gesetze; den Wohlstand herzustellen durch die Ordnung in ihrem ganzen Umfange.“ Man liest in der Morning Post vom 25. Oktober. „Lebten wir nicht in einer Zeit, in welcher nichts mehr überrascht und unglaublich erscheint, so würden wir uns vielleicht enthalten haben, eine Thatsache mitzutheilen, die zu unserer Kenntniß gelangte. Man versichert uns aus bester Quelle, daß eine Deputation der Pariser Nationalgarde, die sich gegenwärtig zu London aufhält, sich zum Grafen von Neuilly (Louis Philippe) nach Claremont begeben hat, um dem königlichen Verbannten Condolenzcomplimente über den Wechsel seines Schicksals abzustatten. Die Nationalgarden von Paris wurden aufs Gütigste empfangen; der Graf sprach sein Bedauern aus, sie seiner erlauchten Gattin in Folge eines Unwohlseins derselben nicht vorstellen zu können; er fügte hinzu, daß, wenn sie noch einige Tage zu London verweilten, er sich''s zum höchsten Vergnügen anrechnen würde, sie ein andermal der Gräfin von Neuilly vorzustellen. Nach London zurückgekehrt, beschlossen die Mitglieder der Deputation bei der nächsten Zusammenkunft dem Grafen eine Adresse zu überreichen um ihm darin ihre Hingebung an seine Person und das Bedauern über sein Mißgeschick auszudrücken. Diese Adresse ist schon abgefaßt wie wir hören. Man hat uns die Namen mehrerer Mitglieder der Deputation mitgetheilt; es ist aber klug, daß der gegenwärtige Stand der öffentlichen Meinung zu Paris uns die Veröffentlichung dieser Namen nicht erlaubt? Paris, 27. Oct. Wien über! Wien hat kapitulirt! Windischgrätz ist in Wien eingezogen… So jubeln heute Univers, Patrie und ihr sauberer Anhang. Mit der Wiener Revolution habe es ein Ende u. s. w. Wir wollen hoffen, daß die nächste Post dieses Natterngezücht Lügen straft. Die Regierung blieb bis heute Mittag ohne Depeschen. ‒ Der Eintritt der Russen in östreichisch Galizien wird demnächst zu Interpellationen in der Nationalversammlung Veranlassung geben. ‒ Der „Courrier“ ruft dem Minister des Auswärtigen zu: „… Was muß Europa von uns denken und bis zu welcher Tiefe müsste unser Einfluß auf die Völkerschicksale sinken, wenn Rußland sich in Oestreich und Ungarn mischt, während wir uns jeder Intervention in die östreichischen Angelegenheiten Italiens enthielten. Wir sind überzeugt, Rußland hätte sicher nicht diesen kühnen Schritt gewagt, wenn unsere Gesandten ihm erklärt hätten, daß eine derartige Einmischung in die ungarisch-östreichischen Händel die sofortige Besetzung der Lombardei durch unsere Alpenarmee zur Folge habe. Rußland ist schlau. Es berechnet den Zauber eines plötzlichen Ueberfalls und ist längst wieder über seine Gränzen, wenn die Diplomatie ihr Geschütz gegen es richtet. Wir wünschen, Hr. Bastide möge nicht als Opfer einer ähnlichen List fallen, deren nächste Folge die Einnahme Wiens (durch Windischgrätz und der Sturz der dortigen Demokratie) wäre.“ ‒ Die gestrige Versammlung des Palais-National und Instituts im alten Deputirtensaale fiel sehr erbärmlich aus. Die Rue Taitbout (der Berg) hat sich gar nicht eingefunden. Man wartete auf sie bis 11 1/2 Uhr, und da kein Mensch von ihr sich einstellte, so debattirte man unter Corbon die Präsidentenfrage, die den Berg allerdings wenig interessirt. ‒ Das socialistische Manifest des Berges wird heute erscheinen. Man kann die Bekehrung der Majorität des Berges zum Socialismus als vollständig betrachten. ‒ Alton-Shee, Präsident des Bankets an der Roule-Barriere, das vorgestern die Nationalversammlung beschäftigte, richtet heute einen Brief an Dufaure, Minister des Innern, worin er mehrere böswillige Entstellungen des Ministers sarkastisch an's Licht stellt. Mehrere Morgenblätter theilen diesen Brief mit. ‒ Folgendes sind die authentischen Worte, mittels welcher Louis Bonaparte sich gestern auf der Bühne der Nationalversammlung als Kandidat für die Präsidentschaft der Republik spreizte: „ … Wessen klagt man mich an? Man klagt mich an, vom Volksgefühl eine Kandidatur anzunehmen, die ich nicht suchte. (Unterbrechung.) Wohlan ja, ich nehme diese Kandidatur an, die mich ehrt; ich nehme sie an, weil drei aufeinanderfolgende Wahlen und die Einstimmigkeit, mit welcher die Nationalversammlung das Verbannungsdekret gegen meine Familie aufhob, mich zu dem Glauben berechtigten, daß Frankreich den Namen, den ich trage, als dazu geeignet betrachtet, zur Befestigung der in ihren Grundfesten erschütterten Gesellschaft zu dienen … (Stürmische Unterbrechung). ‒ Der Präsident der Republik wird also, dem gestrigen Beschlusse der Nationalversammlung gemäß, am 10. Dezember gewählt. Als Kandidaten werden allgemein die Namen Cavaignac, Ledru-Rollin, Louis-Bonaparte (bei der unseligen Verblendung unseres Landvolks) bezeichnet. Wir glauben, daß weder Cavaignac noch irgend einer der Kandidaten die erforderliche Stimmenzahl (über zwei Millionen) erreiche und auf diese Weise doch die Nationalversammlung die Präsidentenwahl vorzunehmen gezwungen sein werde. (Neuester Bankbericht.) Das soeben veröffentlichte Bülletin der Bankdirektion weist ein abermaliges Sinken des Portefeuilles von Paris auf 65,862,219 Fr. 81 Cent. und in den Sukkursalen auf 109,056,388 Fr. 44 Centimen nach. Die leidenden oder rückständigen Papiere belaufen sich immer noch auf 14,272,130 Fr. 82 Cent. für Paris und 8,316,494 Fr. in den Sukkursalen. Die Baarvorräthe sind leider abermals in Paris auf 128,979,222 Fr. 5 Cent. und in den Sukkursaalen auf 102,083,495 Fr. gestiegen. Die Staatskasse ist nur noch mit 9,970,232 Fr. 45 Cent, gutgeschrieben. ‒ Heute deliberirt der Pariser Stadtrath über eine Frage, die wohl noch in keinem Staate der sogenahnten civilisirten Welt aufgeworfen wurde, nämlich über die Anlage einer Arbeiterbörse ‒ eines kolossalen Palastes, in welchem die Arbeiter, statt müßig auf den Quais zu lagern, Schutz gegen Wind und Wetter und auch wohl Belehrungsstunden finden dürften. Auch würden dort die Arbeitsgeber ihre Taglöhner holen etc. Wir zweifeln, daß der gegenwärtige Stadtrath die nöthigen Fonds zum Beginn dieses Baues heute schon votiren wird. ‒ Lacroir, Gerant des Peuple Constituant, ist gestern zu einem Monat Gefängniß und 500 Fr. Geldstrafe verurtheilt worden. ‒ Die Rachel ist nach Pisa abgereist. ‒ Maria Milanollo, die sechszehnjährige Violinistin, ist am Keuchhusten gestorben. ‒ Leotade, der berüchtigte Mönch aus Toulouse, liegt in dem Galeerenhospital zu Toulon lebensgefährlich krank darnieder. ‒ Zwischen dem Militär und den Zimmergesellen setzte es gestern eine derbe Prügelei auf dem Maubertplatze ab, bei der drei Soldaten erschlagen wurde. ‒ Der Moniteur widerruft heute die Behauptung der Journale, daß Labrousse je zum Konsul nach Amsterdam ausersehen wurde. (?) Man darf auch dem Moniteur nicht auf's Wort glauben.) ‒ Nationalversammlung. Sitzung vom 27. October. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast. Dufaure, Minister des Innern, überreicht 3 Gesetzentwürfe, wovon die beiden ersten die Aube- und Seine-Departements ermächtigen, sich außerordentlich zu besteuern, um ihr Proletariat zu beschäftigen; der letztere 80,000 Franken für die Begräbnißkosten der Februaropfer verlangt. Die Versammlung nimmt nun die Tagesordnung, den Artikel 2 des Präsidentenwahldekrets auf. Desmolles erhält zuerst das Wort. Bürger! Repräsentanten! ruft er mit legitimistischer Stimme, Ihr habt gestern den Art. I. angenommen, der die Wahl auf den 10. Dezbr. festsetzt. Art. II. bestimmt die Hauptstadt jedes Wahlbezirks als Ort, an dem die Wahl vorzunehmen. Ich trage darauf an, daß nur für dieses Mal die Präsidentenwahl in jeder Gemeinde vorgenommen werde. Man erräth den Zweck des Antragstellers. Die alte Monarchie möchte die Republik durch das allgemeine Stimmrecht aus dem Felde schlagen. Dupont (aus Bussac) widersetzt sich dem Antrage nicht, doch müßte die Stimmzettelzählung im Hauptbezirksorte geschehen. General Leydet und Odilon Barrot verlieren viele Worte über den Wahlmodus in den Gemeinden. Letzterer zeigt an, daß der Verfassungsausschuß Desmolles Antrag verwerfe, dagegen einen Antrag des Bürgers Emile Lerour zu dem seinigen mache. Auf diese Anzeige hin wird Desmolles Antrag verworfen. Emil Lerour's Antrag lautet: „Die Wahl des Präsidenten geschieht im Hauptbezirksorte laut Art. 9 des Dekrets vom 5. März. Nichtsdestoweniger kann der Wahlbezirk in Unterabtheilungen getheilt werden, doch sind diese Abtheilungen vom Präfekten unter Einholung eines Gutachtens des Departementsrathes vorzunehmen.“ Stimme: Wann sollen denn eigentlich die General- oder Departementsräthe zusammengerufen werden? Cavaignac. In Abwesenheit des Ministers des Innern zeige ich der Versammlung an, daß es die Absicht der Regierung ist, die Generalräthe vom 15. bis 20. November zusammenzurufen. (Sehr gut). Lerour's Antrag, nach geringer Aenderung durch Prudhomme, wird angenommen. Dupont (aus Bussac) stellt den Antrag: „Die Zählung der Stimmzettel bei der Präsidentenwahl muß jedenfalls in dem Wahlbezirkshauptort geschehen.“ Dieser Antrag wird von der legitimistisch-bonapartistischen Clique hart bekämpft. Man dringt auf Abstimmung durch Zettel. Resultat: Zahl der Stimmenden 784. Majorität 393. Für den Antrag 392, dagegen 392. Marrast will, ehe er die Verwerfung ausspricht, die-Zettel im Nebensaale verifiziren lassen und die Debatte fortsetzen. Abbé Fayet, Bischof von Orleans, protestirt aber gegen provisorische Boten und dringt auf sofortige Verifikation. Dieß wird verordnet und hat eine momentane Aufhebung der Sitzung zur Folge. Die Sitzung blieb suspendirt bis 20 Minuten vor 5 Uhr, wo Marrast folgendes Revisionsresultat proklamirt: Für den Langletschen Zusatz zum Dupont'schen Antrage: die Wahlzirkel in 3 Unterzirkel zu theilen haben gestimmt 395, dagegen 385. (Erstaunen). Marrast erklärt diese Differenz dadurch, daß er sagt, mehrere Glieder haben sich abermals grobe Irrthümer zu Schulden kommen lassen. Mehrere haben blau und weiß zugleich gestimmt, d. h. blaue und weiße Stimmzettel in die Urnen geworfen. Stimmen: Lesen Sie die Namen! Marrast verliest die Namen, worunter sich auch Bauchart, der bekannte Untersuchungsheld befindet. (Erstaunen). Crespel de la Touche beantragt, in Zukunft nicht mehr vom Platze aus stimmen zu lassen, sondern die Glieder über die Bühne spaziren zu lassen, damit Jeder seinen Zettel selbst in die Urne werfe. Außerdem solle ein Huissier an die Urne gestellt werden, um die Irrthümer oder Unterschleife zu überwachen. Marrast: Stellen Sie Ihren Antrag in der gehörigen Form, dann soll er diskutirt werden. Julien stellt den Antrag, die Wahlzirkel nicht in 3, sondern nur in 2 Unterabtheilungen zu theilen. Wird verworfen. Huré stellt den Antrag, vier Unterabtheilungen zu treffen. Stimmen: Nicht doch! Zum Schluß! Wird mit 420 gegen 334 Stimmen verworfen, d. h. der Antrag soll erst diskutirt werden. Sechs Glieder des Verfassungsausschusses schließen sich ihm an und es wird abgestimmt. 431 gegen 334 entscheiden, daß die Wahlzirkel in 4 Abtheilungen getheilt, d. h. fast in jedem Dorfe gestimmt werden soll. In Folge der unzätzligen (6) Skrutinien reißt sich die Versammlung heute noch nicht aus dem ersten Artikel (2ten §.) und die Sitzung wird ohne Generalvotum um 6 1/2 Uhr geschlossen. ‒ Nationalversammlung. Sitzung vom 28. Oktober. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. Das Protokoll wird vorgelesen. Cèsar Bacet erläutert dasselbe. Gestern, sagt er, fanden bekanntlich 6 Zettelabstimmungen statt. Bei dreien war ich zugegen, bei dreien dagegen abwesend. Woher kommt es nun, daß im heutigen Moniteur mein Name sich in allen sechs Skrutinlisten unter den Stimmenden befindet? Hier herrsche offenbar Betrug, dem ab geholfen werden müsse. Er trage also im Sinne Crespel de la Touche auf eine neue und bessere Abstimmungsart an. Marrast: Ihr Antrag soll ins Protokoll aufgenommen werden. De Mesange: Mir ist noch viel Drolligeres passirt. Ich wohnte der Sitzung gar nicht bei und doch stehe ich unter den Stimmenden. Es muß sich also offenbar Jemand erlaubt haben, mein Pult zu öffnen und die mit meinem Namen bedruckten Stimmzettel in die Urnen zu werfen. Aus dergleichen Fehlgriffen können verhängnißvolle Irrthümer entspringen. Ich verlange, daß meine Beschwerde an die Reglementskommission gehe. (Unterstützt von der Linken.) König, Ambert, St. Beuve, Lebreton, Vavin und sechs andere Glieder bitten um Urlaub. Bewilligt nach einigem Widerspruch. Die Versammlung geht zur Tagesordnung, nämlich zu dem bis ins Unendliche amendirten Artikel 1. (§§. 2 und 3.) über, der von der Präsidentenwahl und vorzüglich von der Art handelt, in welcher diese Wahl vorgenommen werden soll. Marrast hält den Gegenstand vollständig erschöpft und will über den ersten Artikel (ursprünglich sehr kurz, aber dann sehr ausgedehnt) in seiner Gesammtheit abstimmen lassen. Victor Considerant protestirt dagegen. Die Verwirrung sei gestern zu groß gewesen. Erst habe man die Wahlzirkelhauptstädte als Stimmort beantragt, dann seien Anträge auf 6, 4, 3 und 2 Unterabtheilungen gestellt worden, damit den Bauern, deren Indifferentismus man fürchte, der Wahlact möglichst erleichtert werde. All dieses sei verworren berathen worden und bedürfe Erläuterung. Er trage auf Fortsetzung der Debatte an. Mehrere Glieder unterstützen ihn. Aylies bekämpft ihn. Unter diesem Vorwand, könne man auf alle Entscheidungen früherer Sitzungen zurückkommen. Considerant besteht jedoch darauf und die Debatte entspinnt sich von Neuem. Alem Rousseau stellt den Antrag: „Die Initiative, ob und in wie viele Unterabtheilungen die Kantonswahlbezirke im Interesse der Landbevölkerung zu theilen, ist lediglich dem Departements-Präfekten zu überlassen.“ Larochejaquelim bekämpft den Antrag. Die Linke gebe sich alle erdenkliche Mühe, dem allgemeinen Stimmrecht auf dem platten Lande auszuweichen und es auf das industrielle Proletariat in den Städten zu konzentriren. (Lärm vom Berge.) Combarel, Toy, D. Barrot streiten sich eine Weile. Endlich erfolgt Abstimmung über Rousseau-Alem's Antrag. 467 gegen 273 verwerfen denselben. Diesen Berg überstiegen, wurde nach Annahme eines Zusatzes von Emi Lerour, der die Friedensrichter und eventuell nur den Maires die Präsidentenschaft bei jenen Wahloperationen anweist, der erste Artikel endlich angenommen. Artikel 2, 3, 4 und 6 gehen rasch hinter einander durch. Dagegen ruft wieder ein Zusatz zu Art. 6. des unausstehlichen Schwätzers Deslongrais eine lage Debatte hervor. Dieser Deslongrais'sche Zusatz zu Art. 6 lautet: „Artikel 6 Der Präsident tritt sogleich nach Prüfung der Wahlprotokolle und seiner Installation in die Ausübung der ihm durch die Verfassung verliehenen Rechte. (Zusatz.) Dennoch behält sich die Nationalversammlung die Unverletzbarkeit ihrer Souverainetäts- und Constituirungs-Rechte bis zum Zusammentritt der nächsten Gesetzgebenden Versammlung vor.“ Dieser Zusatz soll dem Präsidenten während der Ferien die Hände und Füße binden. Lorochejaquelin, Vivien, Lespinasse und Cremieur zanken sich um dieses Bleichgewicht. Auch Besnard gesellt sich dem Streite bei. Cavaignac besteigt die Bühne und erklärt, daß es niemals in der Absicht des Gesetzentwurfs gelegen, die Dauer der Rechte der Nationalversammlung irgendwie zu beschränken. Die Exekutivgewalt hege einen innigeren Wunsch, als diese Rechte möglichst lange bestehen zu sehen, damit die Versammlung ihre Aufsicht üben könne. Hierauf wird der Deslongrais'sche Antrag genehmigt. Artikel 6 ist erledigt. Artikel 7 lautet: „Bis zur definitiven Konstituirung des Staatsraths verrichtet eine aus dreißig Gliedern der National-Versammlung durch geheimes Stimmenmehr zu ernennende Kommission die laut Artikel 54 und 64 der Verfassung dem Staatsrathe zufallenden Geschäfte.“ Deslongrais will diesen Artikel ganz unterdrückt wissen. Vivien bekämpt dies. Victor Lefranc will sprechen, kann aber nicht zu Worte kommen. Man schreit von allen Seiten: Zum Schluß! Zum Schluß! Artikel 7 wird angenommen. Buchez (katholischer Demokrat) stellt den Antrag, daß der Präsident einen Eid schwöre. (Oho! Vom Berge.) Cremieur bekämpft denselben. Seit 60 Jahren seien schon zu viele <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar130_015" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="0659"/> sich nicht zeigen darf. Ebensowenig auf den liparischen Inseln und in der Meerenge von Messina.</p> <p>Die provisorische Regierung hat am 8. Okt. ihre Genehmigung hierzu gegeben und erklärt, das Aufhören des Waffenstillstandes werde 14 Tage vorher angezeigt werden. Auf der Nordseite sollen Berg und Kap Tindari mit zur sizilianischen Linie gehören und mit sizilianischen Truppen besetzt werden. Sämmtliche Bedingungen sind am 10. Okt. von General Filangieri zu Messina angenommen worden. Ein Beisatz zu denselben, die gleichen Daten vom 8. und 10. Okt. tragend, besagt noch, daß die Feindseligkeiten erst zehn Tage nach von Seiten der französischen und englischen Befehlshaber der provisorischen Regierung gemachter Ankündigung wieder aufgenommen werden können.</p> <p><bibl><author>*</author></bibl> Der norditalienischen Bewegung sollen diplomatische Löschhörner (auf englisch Extinguisheos) aufgesetzt werden. Die durch Majorität von der Turiner Kammer beschlossene Verlängerung des Waffenstillstandes mit Radetzki haben wir schon in unserer Sonntagsnummer unter Frankreich gemeldet. Jetzt treffen auch aus Olmütz, aus Berlin und aus der Schweiz Friedensgerüchte ein, und la Presse bringt nicht minder als „Communikation“ zwei Spalten lange „Eröffnungen der deutschen Centralgewalt in Bezug auf die Pacifikation Italiens.“ Die Centralgewalt erklärt darin, wenn sie an den aus der englisch-franz. Vermittlung resultirenden Verhandlungen bisher nicht thätigern Antheil genommen habe, so sei das lediglich die Schuld Frankreichs, dessen Regierung nicht einmal den Herrn von Raumer offiziell empfangen habe.</p> <p>Um so mehr sei die Centralgewalt von der Artigkeit Sardiniens und Toscana's gerührt, zweier Staaten, die „das Reich“ sogar durch Ernennung von Gesandten nach Frankfurt geehrt hätten, und um diese Rührung zu bethätigen, habe die Centralgewalt bereits die nöthigen Maßregeln ergriffen, um ‒ Oestreich gegen einen neuen Angriff Sardiniens zu unterstützen. Damit der Kaiser von Oestreich nicht nöthig habe, den Marschall Radetzki gegen die Wiener Insurgenten zu Hülfe zu rufen und so die Armee in der Lombardei zu schwächen, seien baierische Reichstruppen auf den ersten Wink Radetzki's bereit, in Tyrol und Steiermark einzufallen. Karl Albert möge bedenken u.s.w. u.s.w.</p> <p>Die Centralgewalt denkt und Italien lenkt, hoffen wir. Karl Albert wird nicht anders können, als seine neuliche Schmach bongré malgré zu sühnen. Ueberdies bleibt die Gährung des Volkes dieselbe. Italien, das bei all diesen diplomatischen Niederträchtigkeiten vergessene Italien, wird sein letztes Wort noch sprechen. Turin fühlt und handelt ganz in diesem Sinne. Das neuliche Gerücht von einem Aufstande zu Mailand war einzig von den nach Krieg lechzenden und über die Ausflüchte der Kammer empörten Radikalen improvisirt worden, um die Bevölkerung aufzuregen.</p> <p>Die offizielle Zeitung von Turin vom 22. Okt. veröffentlicht die den Generalstab reorganisirenden Ernennungen: Bava, Generalissimus und Chef des ersten piemontesischen Armeekorps; Chrzanowski, Chef des Generalstabes; Olivieri, Kommandeur der Division von Alexandrien; Romarino, an Olivieris Stelle Generallieutenant der lombardischen Truppen.</p> <p>Der Kurrierwechsel zwischen Turin und Paris bleibt fortwährend sehr lebhaft. Am 20. Okt. haben die zu Montmelian garnisonirenden Reservekompagnien Befehl zum Aufbruch, wie man sagt nach Turin, erhalten. 200,000 Waffenröcke, die das sardinische Gouvernement zu Lyon bestellt hatte, sind nach Turin abgegangen; 20,000 Zelte sollen folgen.</p> <p>In der östreichischen Armee werden die Reibungen zwischen Ungarn und Kroaten mit jedem Tage ernsthafter. ‒ Nach einer Korrespondenz aus Mailand vom 21. ist Radetzki's Heer 90,000 Mann stark, wovon 1/3 krank und 2/3 demoralisirt. Ein dreister Coup und die ganze Wirthschaft würde nach allen vier Winden auseinanderstieben.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Belgien.</head> <div xml:id="ar130_016" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Brüssel, 29. Oktober.</head> <p>Belgien ist das Land der Oekonomie.</p> <p>Oekonomie! Oekonomie! das ist der Schrei des Tages. Die Belgier wollen ökonomisch in allen Dingen werden. Mit ihrem Witze waren sie es lange.</p> <p>Sogar der Prägstock des Orden Leopold wird zu Gelde gemacht. Die Matrizen des Orden Leopold werden in allen belgischen Journalen für 600 Fr. zum Verkaufe ausgeboten.</p> <p>Der Orden des belgischen Musterstaates, der Orden des musterhaften König Leopold, mit dem alle die Biedermänner geschmückt wurden, die sich um den Musterstaat verdient machten. er soll seine Matrizen verlieren ‒ das ist hart! Armer Musterstaat.</p> <p>Aber Oekonomie muß sein. Die Belgier begreifen, daß die Zeiten schlecht sind, sehr schlecht.</p> <p>Die Ruhe in Belgien hat fast grade so viel gekostet wie die Unruhe in andern Ländern. Das Geld ist rar geworden und die Vlandern sind hungrig. Alles will man zu Gelde machen, sogar die Matrizen!</p> <p>Die schönen Tage vor Aranjuez sind vorüber, die schönen Tage, wo noch die Abgesandten aller Völker nach Brüssel pilgerten um bei einem Glase Faro die Vorzüge des belgischen Musterstaates zu studiren.</p> <p>Ach, sie sind vorüber. Keine Fremden und kein fremdes Geld mehr! drum verkauft die Matrizen.</p> <p>Auf den belgischen Eisenbahnen ist es jetzt so stille wie auf einem Kirchhofe. Es herrscht vollkommene Ruhe im Lande. Keine Engländer, keine Franzosen, keine Germanen ‒ nur Belgier reisen noch mitunter.</p> <p>Belgier mit langen Gesichtern, Belgier die sich über Ruhe ihres Musterstaates freuen, ja, nur Belgier reisen noch in Belgien, und von sechs reisenden Belgiern gehören wenigstens drei immer dem Orden Leopold an, dem armen Orden, dem man die Matrizen verkaufen will!</p> <p>Du hast's erreicht, O Rogier! Belgien ist ruhig. Ruhe herrscht in den Gefängnissen, Ruhe herrscht auf den Gassen, Ruhe herrscht in den Gemüthern und Ruhe herrscht in den Geldbeuteln. Schon hatte ich daran gedacht, nächstens den Orden Leopold zu bekommen, wenn ich dem Musterstaate ein Zwangsdarlehn von einem Franken machen würde. ‒ Da stellt mir der Teufel ein Bein: man verkauft die Matrizen!</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar130_017" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Paris, 28. Oct.</head> <p>Marschall <hi rendition="#g">Bugeaud</hi> zweifelt nach den bisherigen Erfolgen von Jellachich, Windischgrätz, Cavaignac, Wrangel u. dgl. nicht mehr, daß seine Stunde geschlagen hat. Er veröffentlicht in einem Lyoneser Journale, dem „Salut public“ folgenden Bericht:</p> <p>„Man schreibt mir von allen Punkten Frankreichs, daß ich in allem Ernste einer der Kandidaten der Präsidentschaft der Republik bin. Diese Mittheilung geht mir zu von den schätzbarsten Personen aller Farben, mit Ausnahme der <hi rendition="#g">rothen,</hi> auf die ich keine Prätentionen mache. Ohne mich irgend einer stolzen Hoffnung hinzugeben zu wagen, glaube ich meine Kandidatur ihren Weg machen lassen zu müssen, da sie ein freies Produkt der Gesinnung der „honnetten“ Leute ist. Ich hätte nicht gewagt, nach einer so großen, so gefährlichen Ehre zu streben; fiele sie mir aber zu, so würde ich sie nicht zu groß glauben weder für meine Hingebung an das Land, noch für meine feste Entschließung, die Ruhe in Frankreich herzustellen durch die Herrschaft weiser Gesetze; den Wohlstand herzustellen durch <hi rendition="#g">die Ordnung in ihrem ganzen Umfange.“</hi> </p> <p>Man liest in der <hi rendition="#g">Morning Post</hi> vom 25. Oktober. „Lebten wir nicht in einer Zeit, in welcher nichts mehr überrascht und unglaublich erscheint, so würden wir uns vielleicht enthalten haben, eine Thatsache mitzutheilen, die zu unserer Kenntniß gelangte. Man versichert uns aus bester Quelle, daß eine Deputation der Pariser Nationalgarde, die sich gegenwärtig zu London aufhält, sich zum Grafen von Neuilly (Louis Philippe) nach Claremont begeben hat, um dem königlichen Verbannten Condolenzcomplimente über den Wechsel seines Schicksals abzustatten. Die Nationalgarden von Paris wurden aufs Gütigste empfangen; der Graf sprach sein Bedauern aus, sie seiner erlauchten Gattin in Folge eines Unwohlseins derselben nicht vorstellen zu können; er fügte hinzu, daß, wenn sie noch einige Tage zu London verweilten, er sich''s zum höchsten Vergnügen anrechnen würde, sie ein andermal der Gräfin von Neuilly vorzustellen. Nach London zurückgekehrt, beschlossen die Mitglieder der Deputation bei der nächsten Zusammenkunft dem Grafen eine Adresse zu überreichen um ihm darin ihre Hingebung an seine Person und das Bedauern über sein Mißgeschick auszudrücken. Diese Adresse ist schon abgefaßt wie wir hören.</p> <p>Man hat uns die Namen mehrerer Mitglieder der Deputation mitgetheilt; es ist aber klug, daß der gegenwärtige Stand der öffentlichen Meinung zu Paris uns die Veröffentlichung dieser Namen nicht erlaubt?</p> </div> <div xml:id="ar130_018" type="jArticle"> <head>Paris, 27. Oct.</head> <p>Wien über! Wien hat kapitulirt! Windischgrätz ist in Wien eingezogen… So jubeln heute Univers, Patrie und ihr sauberer Anhang. Mit der Wiener Revolution habe es ein Ende u. s. w. Wir wollen hoffen, daß die nächste Post dieses Natterngezücht Lügen straft.</p> <p>Die Regierung blieb bis heute Mittag ohne Depeschen.</p> <p> ‒ Der Eintritt der Russen in östreichisch Galizien wird demnächst zu Interpellationen in der Nationalversammlung Veranlassung geben.</p> <p> ‒ Der <hi rendition="#g">„Courrier“</hi> ruft dem Minister des Auswärtigen zu: „… Was muß Europa von uns denken und bis zu welcher Tiefe müsste unser Einfluß auf die Völkerschicksale sinken, wenn Rußland sich in Oestreich und Ungarn mischt, während wir uns jeder Intervention in die östreichischen Angelegenheiten Italiens enthielten. Wir sind überzeugt, Rußland hätte sicher nicht diesen kühnen Schritt gewagt, wenn unsere Gesandten ihm erklärt hätten, daß eine derartige Einmischung in die ungarisch-östreichischen Händel die sofortige Besetzung der Lombardei durch unsere Alpenarmee zur Folge habe. Rußland ist schlau. Es berechnet den Zauber eines plötzlichen Ueberfalls und ist längst wieder über seine Gränzen, wenn die Diplomatie ihr Geschütz gegen es richtet. Wir wünschen, Hr. Bastide möge nicht als Opfer einer ähnlichen List fallen, deren nächste Folge die Einnahme Wiens (durch Windischgrätz und der Sturz der dortigen Demokratie) wäre.“</p> <p> ‒ Die gestrige Versammlung des Palais-National und Instituts im alten Deputirtensaale fiel sehr erbärmlich aus. Die Rue Taitbout (der Berg) hat sich gar nicht eingefunden. Man wartete auf sie bis 11 1/2 Uhr, und da kein Mensch von ihr sich einstellte, so debattirte man unter Corbon die Präsidentenfrage, die den Berg allerdings wenig interessirt.</p> <p> ‒ Das socialistische Manifest des Berges wird heute erscheinen. Man kann die Bekehrung der Majorität des Berges zum Socialismus als vollständig betrachten.</p> <p> ‒ Alton-Shee, Präsident des Bankets an der Roule-Barriere, das vorgestern die Nationalversammlung beschäftigte, richtet heute einen Brief an Dufaure, Minister des Innern, worin er mehrere böswillige Entstellungen des Ministers sarkastisch an's Licht stellt. Mehrere Morgenblätter theilen diesen Brief mit.</p> <p> ‒ Folgendes sind die authentischen Worte, mittels welcher Louis Bonaparte sich gestern auf der Bühne der Nationalversammlung als Kandidat für die Präsidentschaft der Republik spreizte: „ … Wessen klagt man mich an? Man klagt mich an, vom Volksgefühl eine Kandidatur anzunehmen, die ich nicht suchte. (Unterbrechung.) Wohlan ja, ich nehme diese Kandidatur an, die mich ehrt; ich nehme sie an, weil drei aufeinanderfolgende Wahlen und die Einstimmigkeit, mit welcher die Nationalversammlung das Verbannungsdekret gegen meine Familie aufhob, mich zu dem Glauben berechtigten, daß Frankreich den Namen, den ich trage, als dazu geeignet betrachtet, zur Befestigung der in ihren Grundfesten erschütterten Gesellschaft zu dienen … (Stürmische Unterbrechung).</p> <p> ‒ Der Präsident der Republik wird also, dem gestrigen Beschlusse der Nationalversammlung gemäß, am 10. Dezember gewählt. Als Kandidaten werden allgemein die Namen Cavaignac, Ledru-Rollin, Louis-Bonaparte (bei der unseligen Verblendung unseres Landvolks) bezeichnet. Wir glauben, daß weder Cavaignac noch irgend einer der Kandidaten die erforderliche Stimmenzahl (über zwei Millionen) erreiche und auf diese Weise doch die Nationalversammlung die Präsidentenwahl vorzunehmen gezwungen sein werde.</p> <p><hi rendition="#g">(Neuester Bankbericht.)</hi> Das soeben veröffentlichte Bülletin der Bankdirektion weist ein abermaliges Sinken des Portefeuilles von Paris auf 65,862,219 Fr. 81 Cent. und in den Sukkursalen auf 109,056,388 Fr. 44 Centimen nach. Die leidenden oder rückständigen Papiere belaufen sich immer noch auf 14,272,130 Fr. 82 Cent. für Paris und 8,316,494 Fr. in den Sukkursalen. Die Baarvorräthe sind leider abermals in Paris auf 128,979,222 Fr. 5 Cent. und in den Sukkursaalen auf 102,083,495 Fr. gestiegen. Die Staatskasse ist nur noch mit 9,970,232 Fr. 45 Cent, gutgeschrieben.</p> <p> ‒ Heute deliberirt der Pariser Stadtrath über eine Frage, die wohl noch in keinem Staate der sogenahnten civilisirten Welt aufgeworfen wurde, nämlich über die Anlage einer <hi rendition="#g">Arbeiterbörse</hi> ‒ eines kolossalen Palastes, in welchem die Arbeiter, statt müßig auf den Quais zu lagern, Schutz gegen Wind und Wetter und auch wohl Belehrungsstunden finden dürften. Auch würden dort die Arbeitsgeber ihre Taglöhner holen etc.</p> <p>Wir zweifeln, daß der gegenwärtige Stadtrath die nöthigen Fonds zum Beginn dieses Baues heute schon votiren wird.</p> <p> ‒ Lacroir, Gerant des Peuple Constituant, ist gestern zu einem Monat Gefängniß und 500 Fr. Geldstrafe verurtheilt worden.</p> <p> ‒ Die Rachel ist nach Pisa abgereist.</p> <p> ‒ Maria Milanollo, die sechszehnjährige Violinistin, ist am Keuchhusten gestorben.</p> <p> ‒ Leotade, der berüchtigte Mönch aus Toulouse, liegt in dem Galeerenhospital zu Toulon lebensgefährlich krank darnieder.</p> <p> ‒ Zwischen dem Militär und den Zimmergesellen setzte es gestern eine derbe Prügelei auf dem Maubertplatze ab, bei der drei Soldaten erschlagen wurde.</p> <p> ‒ Der Moniteur widerruft heute die Behauptung der Journale, daß Labrousse je zum Konsul nach Amsterdam ausersehen wurde. (?)</p> <p>Man darf auch dem Moniteur nicht auf's Wort glauben.)</p> <p> ‒ <hi rendition="#g">Nationalversammlung.</hi> Sitzung vom 27. October. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast.</p> <p>Dufaure, Minister des Innern, überreicht 3 Gesetzentwürfe, wovon die beiden ersten die Aube- und Seine-Departements ermächtigen, sich außerordentlich zu besteuern, um ihr Proletariat zu beschäftigen; der letztere 80,000 Franken für die Begräbnißkosten der Februaropfer verlangt.</p> <p>Die Versammlung nimmt nun die Tagesordnung, den Artikel 2 des Präsidentenwahldekrets auf.</p> <p>Desmolles erhält zuerst das Wort. Bürger! Repräsentanten! ruft er mit legitimistischer Stimme, Ihr habt gestern den Art. I. angenommen, der die Wahl auf den 10. Dezbr. festsetzt. Art. II. bestimmt die Hauptstadt jedes Wahlbezirks als Ort, an dem die Wahl vorzunehmen. Ich trage darauf an, daß nur für dieses Mal die Präsidentenwahl in jeder Gemeinde vorgenommen werde.</p> <p>Man erräth den Zweck des Antragstellers. Die alte Monarchie möchte die Republik durch das allgemeine Stimmrecht aus dem Felde schlagen.</p> <p>Dupont (aus Bussac) widersetzt sich dem Antrage nicht, doch müßte die Stimmzettelzählung im Hauptbezirksorte geschehen.</p> <p>General Leydet und Odilon Barrot verlieren viele Worte über den Wahlmodus in den Gemeinden. Letzterer zeigt an, daß der Verfassungsausschuß Desmolles Antrag verwerfe, dagegen einen Antrag des Bürgers Emile Lerour zu dem seinigen mache.</p> <p>Auf diese Anzeige hin wird Desmolles Antrag verworfen.</p> <p>Emil Lerour's Antrag lautet: „Die Wahl des Präsidenten geschieht im Hauptbezirksorte laut Art. 9 des Dekrets vom 5. März. Nichtsdestoweniger kann der Wahlbezirk in Unterabtheilungen getheilt werden, doch sind diese Abtheilungen vom Präfekten unter Einholung eines Gutachtens des Departementsrathes vorzunehmen.“</p> <p>Stimme: Wann sollen denn eigentlich die General- oder Departementsräthe zusammengerufen werden?</p> <p>Cavaignac. In Abwesenheit des Ministers des Innern zeige ich der Versammlung an, daß es die Absicht der Regierung ist, die Generalräthe vom 15. bis 20. November zusammenzurufen. (Sehr gut).</p> <p>Lerour's Antrag, nach geringer Aenderung durch Prudhomme, wird angenommen.</p> <p>Dupont (aus Bussac) stellt den Antrag: „Die Zählung der Stimmzettel bei der Präsidentenwahl muß jedenfalls in dem Wahlbezirkshauptort geschehen.“</p> <p>Dieser Antrag wird von der legitimistisch-bonapartistischen Clique hart bekämpft.</p> <p>Man dringt auf Abstimmung durch Zettel. Resultat: Zahl der Stimmenden 784. Majorität 393. Für den Antrag 392, dagegen 392.</p> <p>Marrast will, ehe er die Verwerfung ausspricht, die-Zettel im Nebensaale verifiziren lassen und die Debatte fortsetzen.</p> <p>Abbé Fayet, Bischof von Orleans, protestirt aber gegen provisorische Boten und dringt auf sofortige Verifikation. Dieß wird verordnet und hat eine momentane Aufhebung der Sitzung zur Folge.</p> <p>Die Sitzung blieb suspendirt bis 20 Minuten vor 5 Uhr, wo Marrast folgendes Revisionsresultat proklamirt:</p> <p>Für den Langletschen Zusatz zum Dupont'schen Antrage: die Wahlzirkel in 3 Unterzirkel zu theilen haben gestimmt 395, dagegen 385. (Erstaunen).</p> <p>Marrast erklärt diese Differenz dadurch, daß er sagt, mehrere Glieder haben sich abermals grobe Irrthümer zu Schulden kommen lassen. Mehrere haben blau und weiß zugleich gestimmt, d. h. blaue und weiße Stimmzettel in die Urnen geworfen.</p> <p>Stimmen: Lesen Sie die Namen!</p> <p>Marrast verliest die Namen, worunter sich auch Bauchart, der bekannte Untersuchungsheld befindet. (Erstaunen).</p> <p>Crespel de la Touche beantragt, in Zukunft nicht mehr vom Platze aus stimmen zu lassen, sondern die Glieder über die Bühne spaziren zu lassen, damit Jeder seinen Zettel selbst in die Urne werfe. Außerdem solle ein Huissier an die Urne gestellt werden, um die Irrthümer oder Unterschleife zu überwachen.</p> <p>Marrast: Stellen Sie Ihren Antrag in der gehörigen Form, dann soll er diskutirt werden.</p> <p>Julien stellt den Antrag, die Wahlzirkel nicht in 3, sondern nur in 2 Unterabtheilungen zu theilen. Wird verworfen.</p> <p>Huré stellt den Antrag, vier Unterabtheilungen zu treffen.</p> <p>Stimmen: Nicht doch! Zum Schluß! Wird mit 420 gegen 334 Stimmen verworfen, d. h. der Antrag soll erst diskutirt werden.</p> <p>Sechs Glieder des Verfassungsausschusses schließen sich ihm an und es wird abgestimmt. 431 gegen 334 entscheiden, daß die Wahlzirkel in 4 Abtheilungen getheilt, d. h. fast in jedem Dorfe gestimmt werden soll.</p> <p>In Folge der unzätzligen (6) Skrutinien reißt sich die Versammlung heute noch nicht aus dem ersten Artikel (2ten §.) und die Sitzung wird ohne Generalvotum um 6 1/2 Uhr geschlossen.</p> <p> ‒ <hi rendition="#g">Nationalversammlung.</hi> Sitzung vom 28. Oktober. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. Das Protokoll wird vorgelesen.</p> <p><hi rendition="#g">Cèsar Bacet</hi> erläutert dasselbe. Gestern, sagt er, fanden bekanntlich 6 Zettelabstimmungen statt. Bei dreien war ich zugegen, bei dreien dagegen abwesend. Woher kommt es nun, daß im heutigen Moniteur mein Name sich in allen sechs Skrutinlisten unter den Stimmenden befindet? Hier herrsche offenbar Betrug, dem ab geholfen werden müsse. Er trage also im Sinne Crespel de la Touche auf eine neue und bessere Abstimmungsart an.</p> <p><hi rendition="#g">Marrast:</hi> Ihr Antrag soll ins Protokoll aufgenommen werden.</p> <p><hi rendition="#g">De Mesange:</hi> Mir ist noch viel Drolligeres passirt. Ich wohnte der Sitzung gar nicht bei und doch stehe ich unter den Stimmenden. Es muß sich also offenbar Jemand erlaubt haben, mein Pult zu öffnen und die mit meinem Namen bedruckten Stimmzettel in die Urnen zu werfen. Aus dergleichen Fehlgriffen können verhängnißvolle Irrthümer entspringen. Ich verlange, daß meine Beschwerde an die Reglementskommission gehe. (Unterstützt von der Linken.)</p> <p>König, Ambert, St. Beuve, Lebreton, Vavin und sechs andere Glieder bitten um Urlaub. Bewilligt nach einigem Widerspruch.</p> <p>Die Versammlung geht zur Tagesordnung, nämlich zu dem bis ins Unendliche amendirten Artikel 1. (§§. 2 und 3.) über, der von der Präsidentenwahl und vorzüglich von der Art handelt, in welcher diese Wahl vorgenommen werden soll.</p> <p><hi rendition="#g">Marrast</hi> hält den Gegenstand vollständig erschöpft und will über den ersten Artikel (ursprünglich sehr kurz, aber dann sehr ausgedehnt) in seiner Gesammtheit abstimmen lassen.</p> <p><hi rendition="#g">Victor Considerant</hi> protestirt dagegen. Die Verwirrung sei gestern zu groß gewesen. Erst habe man die Wahlzirkelhauptstädte als Stimmort beantragt, dann seien Anträge auf 6, 4, 3 und 2 Unterabtheilungen gestellt worden, damit den Bauern, deren Indifferentismus man fürchte, der Wahlact möglichst erleichtert werde. All dieses sei verworren berathen worden und bedürfe Erläuterung. Er trage auf Fortsetzung der Debatte an.</p> <p>Mehrere Glieder unterstützen ihn.</p> <p><hi rendition="#g">Aylies</hi> bekämpft ihn. Unter diesem Vorwand, könne man auf alle Entscheidungen früherer Sitzungen zurückkommen.</p> <p><hi rendition="#g">Considerant</hi> besteht jedoch darauf und die Debatte entspinnt sich von Neuem.</p> <p><hi rendition="#g">Alem Rousseau</hi> stellt den Antrag: „Die Initiative, ob und in wie viele Unterabtheilungen die Kantonswahlbezirke im Interesse der Landbevölkerung zu theilen, ist lediglich dem Departements-Präfekten zu überlassen.“</p> <p><hi rendition="#g">Larochejaquelim</hi> bekämpft den Antrag. Die Linke gebe sich alle erdenkliche Mühe, dem allgemeinen Stimmrecht auf dem platten Lande auszuweichen und es auf das industrielle Proletariat in den Städten zu konzentriren. (Lärm vom Berge.)</p> <p><hi rendition="#g">Combarel, Toy, D. Barrot</hi> streiten sich eine Weile. Endlich erfolgt Abstimmung über Rousseau-Alem's Antrag.</p> <p>467 gegen 273 verwerfen denselben.</p> <p>Diesen Berg überstiegen, wurde nach Annahme eines Zusatzes von Emi Lerour, der die Friedensrichter und eventuell nur den Maires die Präsidentenschaft bei jenen Wahloperationen anweist, der erste Artikel endlich angenommen.</p> <p>Artikel 2, 3, 4 und 6 gehen rasch hinter einander durch.</p> <p>Dagegen ruft wieder ein Zusatz zu Art. 6. des unausstehlichen Schwätzers Deslongrais eine lage Debatte hervor.</p> <p>Dieser Deslongrais'sche Zusatz zu Art. 6 lautet: „Artikel 6 Der Präsident tritt sogleich nach Prüfung der Wahlprotokolle und seiner Installation in die Ausübung der ihm durch die Verfassung verliehenen Rechte. (Zusatz.) Dennoch behält sich die Nationalversammlung die Unverletzbarkeit ihrer Souverainetäts- und Constituirungs-Rechte bis zum Zusammentritt der nächsten Gesetzgebenden Versammlung vor.“</p> <p>Dieser Zusatz soll dem Präsidenten während der Ferien die Hände und Füße binden.</p> <p><hi rendition="#g">Lorochejaquelin, Vivien, Lespinasse und Cremieur</hi> zanken sich um dieses Bleichgewicht. Auch <hi rendition="#g">Besnard</hi> gesellt sich dem Streite bei.</p> <p><hi rendition="#g">Cavaignac</hi> besteigt die Bühne und erklärt, daß es niemals in der Absicht des Gesetzentwurfs gelegen, die Dauer der Rechte der Nationalversammlung irgendwie zu beschränken. Die Exekutivgewalt hege einen innigeren Wunsch, als diese Rechte möglichst lange bestehen zu sehen, damit die Versammlung ihre Aufsicht üben könne.</p> <p>Hierauf wird der Deslongrais'sche Antrag genehmigt. Artikel 6 ist erledigt. Artikel 7 lautet:</p> <p>„Bis zur definitiven Konstituirung des Staatsraths verrichtet eine aus dreißig Gliedern der National-Versammlung durch geheimes Stimmenmehr zu ernennende Kommission die laut Artikel 54 und 64 der Verfassung dem Staatsrathe zufallenden Geschäfte.“</p> <p><hi rendition="#g">Deslongrais</hi> will diesen Artikel ganz unterdrückt wissen.</p> <p><hi rendition="#g">Vivien</hi> bekämpt dies.</p> <p><hi rendition="#g">Victor Lefranc</hi> will sprechen, kann aber nicht zu Worte kommen. Man schreit von allen Seiten: Zum Schluß! Zum Schluß!</p> <p>Artikel 7 wird angenommen.</p> <p><hi rendition="#g">Buchez</hi> (katholischer Demokrat) stellt den Antrag, daß der Präsident einen Eid schwöre. (Oho! Vom Berge.)</p> <p><hi rendition="#g">Cremieur</hi> bekämpft denselben. Seit 60 Jahren seien schon zu viele </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0659/0003]
sich nicht zeigen darf. Ebensowenig auf den liparischen Inseln und in der Meerenge von Messina.
Die provisorische Regierung hat am 8. Okt. ihre Genehmigung hierzu gegeben und erklärt, das Aufhören des Waffenstillstandes werde 14 Tage vorher angezeigt werden. Auf der Nordseite sollen Berg und Kap Tindari mit zur sizilianischen Linie gehören und mit sizilianischen Truppen besetzt werden. Sämmtliche Bedingungen sind am 10. Okt. von General Filangieri zu Messina angenommen worden. Ein Beisatz zu denselben, die gleichen Daten vom 8. und 10. Okt. tragend, besagt noch, daß die Feindseligkeiten erst zehn Tage nach von Seiten der französischen und englischen Befehlshaber der provisorischen Regierung gemachter Ankündigung wieder aufgenommen werden können.
* Der norditalienischen Bewegung sollen diplomatische Löschhörner (auf englisch Extinguisheos) aufgesetzt werden. Die durch Majorität von der Turiner Kammer beschlossene Verlängerung des Waffenstillstandes mit Radetzki haben wir schon in unserer Sonntagsnummer unter Frankreich gemeldet. Jetzt treffen auch aus Olmütz, aus Berlin und aus der Schweiz Friedensgerüchte ein, und la Presse bringt nicht minder als „Communikation“ zwei Spalten lange „Eröffnungen der deutschen Centralgewalt in Bezug auf die Pacifikation Italiens.“ Die Centralgewalt erklärt darin, wenn sie an den aus der englisch-franz. Vermittlung resultirenden Verhandlungen bisher nicht thätigern Antheil genommen habe, so sei das lediglich die Schuld Frankreichs, dessen Regierung nicht einmal den Herrn von Raumer offiziell empfangen habe.
Um so mehr sei die Centralgewalt von der Artigkeit Sardiniens und Toscana's gerührt, zweier Staaten, die „das Reich“ sogar durch Ernennung von Gesandten nach Frankfurt geehrt hätten, und um diese Rührung zu bethätigen, habe die Centralgewalt bereits die nöthigen Maßregeln ergriffen, um ‒ Oestreich gegen einen neuen Angriff Sardiniens zu unterstützen. Damit der Kaiser von Oestreich nicht nöthig habe, den Marschall Radetzki gegen die Wiener Insurgenten zu Hülfe zu rufen und so die Armee in der Lombardei zu schwächen, seien baierische Reichstruppen auf den ersten Wink Radetzki's bereit, in Tyrol und Steiermark einzufallen. Karl Albert möge bedenken u.s.w. u.s.w.
Die Centralgewalt denkt und Italien lenkt, hoffen wir. Karl Albert wird nicht anders können, als seine neuliche Schmach bongré malgré zu sühnen. Ueberdies bleibt die Gährung des Volkes dieselbe. Italien, das bei all diesen diplomatischen Niederträchtigkeiten vergessene Italien, wird sein letztes Wort noch sprechen. Turin fühlt und handelt ganz in diesem Sinne. Das neuliche Gerücht von einem Aufstande zu Mailand war einzig von den nach Krieg lechzenden und über die Ausflüchte der Kammer empörten Radikalen improvisirt worden, um die Bevölkerung aufzuregen.
Die offizielle Zeitung von Turin vom 22. Okt. veröffentlicht die den Generalstab reorganisirenden Ernennungen: Bava, Generalissimus und Chef des ersten piemontesischen Armeekorps; Chrzanowski, Chef des Generalstabes; Olivieri, Kommandeur der Division von Alexandrien; Romarino, an Olivieris Stelle Generallieutenant der lombardischen Truppen.
Der Kurrierwechsel zwischen Turin und Paris bleibt fortwährend sehr lebhaft. Am 20. Okt. haben die zu Montmelian garnisonirenden Reservekompagnien Befehl zum Aufbruch, wie man sagt nach Turin, erhalten. 200,000 Waffenröcke, die das sardinische Gouvernement zu Lyon bestellt hatte, sind nach Turin abgegangen; 20,000 Zelte sollen folgen.
In der östreichischen Armee werden die Reibungen zwischen Ungarn und Kroaten mit jedem Tage ernsthafter. ‒ Nach einer Korrespondenz aus Mailand vom 21. ist Radetzki's Heer 90,000 Mann stark, wovon 1/3 krank und 2/3 demoralisirt. Ein dreister Coup und die ganze Wirthschaft würde nach allen vier Winden auseinanderstieben.
Belgien. * Brüssel, 29. Oktober. Belgien ist das Land der Oekonomie.
Oekonomie! Oekonomie! das ist der Schrei des Tages. Die Belgier wollen ökonomisch in allen Dingen werden. Mit ihrem Witze waren sie es lange.
Sogar der Prägstock des Orden Leopold wird zu Gelde gemacht. Die Matrizen des Orden Leopold werden in allen belgischen Journalen für 600 Fr. zum Verkaufe ausgeboten.
Der Orden des belgischen Musterstaates, der Orden des musterhaften König Leopold, mit dem alle die Biedermänner geschmückt wurden, die sich um den Musterstaat verdient machten. er soll seine Matrizen verlieren ‒ das ist hart! Armer Musterstaat.
Aber Oekonomie muß sein. Die Belgier begreifen, daß die Zeiten schlecht sind, sehr schlecht.
Die Ruhe in Belgien hat fast grade so viel gekostet wie die Unruhe in andern Ländern. Das Geld ist rar geworden und die Vlandern sind hungrig. Alles will man zu Gelde machen, sogar die Matrizen!
Die schönen Tage vor Aranjuez sind vorüber, die schönen Tage, wo noch die Abgesandten aller Völker nach Brüssel pilgerten um bei einem Glase Faro die Vorzüge des belgischen Musterstaates zu studiren.
Ach, sie sind vorüber. Keine Fremden und kein fremdes Geld mehr! drum verkauft die Matrizen.
Auf den belgischen Eisenbahnen ist es jetzt so stille wie auf einem Kirchhofe. Es herrscht vollkommene Ruhe im Lande. Keine Engländer, keine Franzosen, keine Germanen ‒ nur Belgier reisen noch mitunter.
Belgier mit langen Gesichtern, Belgier die sich über Ruhe ihres Musterstaates freuen, ja, nur Belgier reisen noch in Belgien, und von sechs reisenden Belgiern gehören wenigstens drei immer dem Orden Leopold an, dem armen Orden, dem man die Matrizen verkaufen will!
Du hast's erreicht, O Rogier! Belgien ist ruhig. Ruhe herrscht in den Gefängnissen, Ruhe herrscht auf den Gassen, Ruhe herrscht in den Gemüthern und Ruhe herrscht in den Geldbeuteln. Schon hatte ich daran gedacht, nächstens den Orden Leopold zu bekommen, wenn ich dem Musterstaate ein Zwangsdarlehn von einem Franken machen würde. ‒ Da stellt mir der Teufel ein Bein: man verkauft die Matrizen!
Französische Republik. * Paris, 28. Oct. Marschall Bugeaud zweifelt nach den bisherigen Erfolgen von Jellachich, Windischgrätz, Cavaignac, Wrangel u. dgl. nicht mehr, daß seine Stunde geschlagen hat. Er veröffentlicht in einem Lyoneser Journale, dem „Salut public“ folgenden Bericht:
„Man schreibt mir von allen Punkten Frankreichs, daß ich in allem Ernste einer der Kandidaten der Präsidentschaft der Republik bin. Diese Mittheilung geht mir zu von den schätzbarsten Personen aller Farben, mit Ausnahme der rothen, auf die ich keine Prätentionen mache. Ohne mich irgend einer stolzen Hoffnung hinzugeben zu wagen, glaube ich meine Kandidatur ihren Weg machen lassen zu müssen, da sie ein freies Produkt der Gesinnung der „honnetten“ Leute ist. Ich hätte nicht gewagt, nach einer so großen, so gefährlichen Ehre zu streben; fiele sie mir aber zu, so würde ich sie nicht zu groß glauben weder für meine Hingebung an das Land, noch für meine feste Entschließung, die Ruhe in Frankreich herzustellen durch die Herrschaft weiser Gesetze; den Wohlstand herzustellen durch die Ordnung in ihrem ganzen Umfange.“
Man liest in der Morning Post vom 25. Oktober. „Lebten wir nicht in einer Zeit, in welcher nichts mehr überrascht und unglaublich erscheint, so würden wir uns vielleicht enthalten haben, eine Thatsache mitzutheilen, die zu unserer Kenntniß gelangte. Man versichert uns aus bester Quelle, daß eine Deputation der Pariser Nationalgarde, die sich gegenwärtig zu London aufhält, sich zum Grafen von Neuilly (Louis Philippe) nach Claremont begeben hat, um dem königlichen Verbannten Condolenzcomplimente über den Wechsel seines Schicksals abzustatten. Die Nationalgarden von Paris wurden aufs Gütigste empfangen; der Graf sprach sein Bedauern aus, sie seiner erlauchten Gattin in Folge eines Unwohlseins derselben nicht vorstellen zu können; er fügte hinzu, daß, wenn sie noch einige Tage zu London verweilten, er sich''s zum höchsten Vergnügen anrechnen würde, sie ein andermal der Gräfin von Neuilly vorzustellen. Nach London zurückgekehrt, beschlossen die Mitglieder der Deputation bei der nächsten Zusammenkunft dem Grafen eine Adresse zu überreichen um ihm darin ihre Hingebung an seine Person und das Bedauern über sein Mißgeschick auszudrücken. Diese Adresse ist schon abgefaßt wie wir hören.
Man hat uns die Namen mehrerer Mitglieder der Deputation mitgetheilt; es ist aber klug, daß der gegenwärtige Stand der öffentlichen Meinung zu Paris uns die Veröffentlichung dieser Namen nicht erlaubt?
Paris, 27. Oct. Wien über! Wien hat kapitulirt! Windischgrätz ist in Wien eingezogen… So jubeln heute Univers, Patrie und ihr sauberer Anhang. Mit der Wiener Revolution habe es ein Ende u. s. w. Wir wollen hoffen, daß die nächste Post dieses Natterngezücht Lügen straft.
Die Regierung blieb bis heute Mittag ohne Depeschen.
‒ Der Eintritt der Russen in östreichisch Galizien wird demnächst zu Interpellationen in der Nationalversammlung Veranlassung geben.
‒ Der „Courrier“ ruft dem Minister des Auswärtigen zu: „… Was muß Europa von uns denken und bis zu welcher Tiefe müsste unser Einfluß auf die Völkerschicksale sinken, wenn Rußland sich in Oestreich und Ungarn mischt, während wir uns jeder Intervention in die östreichischen Angelegenheiten Italiens enthielten. Wir sind überzeugt, Rußland hätte sicher nicht diesen kühnen Schritt gewagt, wenn unsere Gesandten ihm erklärt hätten, daß eine derartige Einmischung in die ungarisch-östreichischen Händel die sofortige Besetzung der Lombardei durch unsere Alpenarmee zur Folge habe. Rußland ist schlau. Es berechnet den Zauber eines plötzlichen Ueberfalls und ist längst wieder über seine Gränzen, wenn die Diplomatie ihr Geschütz gegen es richtet. Wir wünschen, Hr. Bastide möge nicht als Opfer einer ähnlichen List fallen, deren nächste Folge die Einnahme Wiens (durch Windischgrätz und der Sturz der dortigen Demokratie) wäre.“
‒ Die gestrige Versammlung des Palais-National und Instituts im alten Deputirtensaale fiel sehr erbärmlich aus. Die Rue Taitbout (der Berg) hat sich gar nicht eingefunden. Man wartete auf sie bis 11 1/2 Uhr, und da kein Mensch von ihr sich einstellte, so debattirte man unter Corbon die Präsidentenfrage, die den Berg allerdings wenig interessirt.
‒ Das socialistische Manifest des Berges wird heute erscheinen. Man kann die Bekehrung der Majorität des Berges zum Socialismus als vollständig betrachten.
‒ Alton-Shee, Präsident des Bankets an der Roule-Barriere, das vorgestern die Nationalversammlung beschäftigte, richtet heute einen Brief an Dufaure, Minister des Innern, worin er mehrere böswillige Entstellungen des Ministers sarkastisch an's Licht stellt. Mehrere Morgenblätter theilen diesen Brief mit.
‒ Folgendes sind die authentischen Worte, mittels welcher Louis Bonaparte sich gestern auf der Bühne der Nationalversammlung als Kandidat für die Präsidentschaft der Republik spreizte: „ … Wessen klagt man mich an? Man klagt mich an, vom Volksgefühl eine Kandidatur anzunehmen, die ich nicht suchte. (Unterbrechung.) Wohlan ja, ich nehme diese Kandidatur an, die mich ehrt; ich nehme sie an, weil drei aufeinanderfolgende Wahlen und die Einstimmigkeit, mit welcher die Nationalversammlung das Verbannungsdekret gegen meine Familie aufhob, mich zu dem Glauben berechtigten, daß Frankreich den Namen, den ich trage, als dazu geeignet betrachtet, zur Befestigung der in ihren Grundfesten erschütterten Gesellschaft zu dienen … (Stürmische Unterbrechung).
‒ Der Präsident der Republik wird also, dem gestrigen Beschlusse der Nationalversammlung gemäß, am 10. Dezember gewählt. Als Kandidaten werden allgemein die Namen Cavaignac, Ledru-Rollin, Louis-Bonaparte (bei der unseligen Verblendung unseres Landvolks) bezeichnet. Wir glauben, daß weder Cavaignac noch irgend einer der Kandidaten die erforderliche Stimmenzahl (über zwei Millionen) erreiche und auf diese Weise doch die Nationalversammlung die Präsidentenwahl vorzunehmen gezwungen sein werde.
(Neuester Bankbericht.) Das soeben veröffentlichte Bülletin der Bankdirektion weist ein abermaliges Sinken des Portefeuilles von Paris auf 65,862,219 Fr. 81 Cent. und in den Sukkursalen auf 109,056,388 Fr. 44 Centimen nach. Die leidenden oder rückständigen Papiere belaufen sich immer noch auf 14,272,130 Fr. 82 Cent. für Paris und 8,316,494 Fr. in den Sukkursalen. Die Baarvorräthe sind leider abermals in Paris auf 128,979,222 Fr. 5 Cent. und in den Sukkursaalen auf 102,083,495 Fr. gestiegen. Die Staatskasse ist nur noch mit 9,970,232 Fr. 45 Cent, gutgeschrieben.
‒ Heute deliberirt der Pariser Stadtrath über eine Frage, die wohl noch in keinem Staate der sogenahnten civilisirten Welt aufgeworfen wurde, nämlich über die Anlage einer Arbeiterbörse ‒ eines kolossalen Palastes, in welchem die Arbeiter, statt müßig auf den Quais zu lagern, Schutz gegen Wind und Wetter und auch wohl Belehrungsstunden finden dürften. Auch würden dort die Arbeitsgeber ihre Taglöhner holen etc.
Wir zweifeln, daß der gegenwärtige Stadtrath die nöthigen Fonds zum Beginn dieses Baues heute schon votiren wird.
‒ Lacroir, Gerant des Peuple Constituant, ist gestern zu einem Monat Gefängniß und 500 Fr. Geldstrafe verurtheilt worden.
‒ Die Rachel ist nach Pisa abgereist.
‒ Maria Milanollo, die sechszehnjährige Violinistin, ist am Keuchhusten gestorben.
‒ Leotade, der berüchtigte Mönch aus Toulouse, liegt in dem Galeerenhospital zu Toulon lebensgefährlich krank darnieder.
‒ Zwischen dem Militär und den Zimmergesellen setzte es gestern eine derbe Prügelei auf dem Maubertplatze ab, bei der drei Soldaten erschlagen wurde.
‒ Der Moniteur widerruft heute die Behauptung der Journale, daß Labrousse je zum Konsul nach Amsterdam ausersehen wurde. (?)
Man darf auch dem Moniteur nicht auf's Wort glauben.)
‒ Nationalversammlung. Sitzung vom 27. October. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast.
Dufaure, Minister des Innern, überreicht 3 Gesetzentwürfe, wovon die beiden ersten die Aube- und Seine-Departements ermächtigen, sich außerordentlich zu besteuern, um ihr Proletariat zu beschäftigen; der letztere 80,000 Franken für die Begräbnißkosten der Februaropfer verlangt.
Die Versammlung nimmt nun die Tagesordnung, den Artikel 2 des Präsidentenwahldekrets auf.
Desmolles erhält zuerst das Wort. Bürger! Repräsentanten! ruft er mit legitimistischer Stimme, Ihr habt gestern den Art. I. angenommen, der die Wahl auf den 10. Dezbr. festsetzt. Art. II. bestimmt die Hauptstadt jedes Wahlbezirks als Ort, an dem die Wahl vorzunehmen. Ich trage darauf an, daß nur für dieses Mal die Präsidentenwahl in jeder Gemeinde vorgenommen werde.
Man erräth den Zweck des Antragstellers. Die alte Monarchie möchte die Republik durch das allgemeine Stimmrecht aus dem Felde schlagen.
Dupont (aus Bussac) widersetzt sich dem Antrage nicht, doch müßte die Stimmzettelzählung im Hauptbezirksorte geschehen.
General Leydet und Odilon Barrot verlieren viele Worte über den Wahlmodus in den Gemeinden. Letzterer zeigt an, daß der Verfassungsausschuß Desmolles Antrag verwerfe, dagegen einen Antrag des Bürgers Emile Lerour zu dem seinigen mache.
Auf diese Anzeige hin wird Desmolles Antrag verworfen.
Emil Lerour's Antrag lautet: „Die Wahl des Präsidenten geschieht im Hauptbezirksorte laut Art. 9 des Dekrets vom 5. März. Nichtsdestoweniger kann der Wahlbezirk in Unterabtheilungen getheilt werden, doch sind diese Abtheilungen vom Präfekten unter Einholung eines Gutachtens des Departementsrathes vorzunehmen.“
Stimme: Wann sollen denn eigentlich die General- oder Departementsräthe zusammengerufen werden?
Cavaignac. In Abwesenheit des Ministers des Innern zeige ich der Versammlung an, daß es die Absicht der Regierung ist, die Generalräthe vom 15. bis 20. November zusammenzurufen. (Sehr gut).
Lerour's Antrag, nach geringer Aenderung durch Prudhomme, wird angenommen.
Dupont (aus Bussac) stellt den Antrag: „Die Zählung der Stimmzettel bei der Präsidentenwahl muß jedenfalls in dem Wahlbezirkshauptort geschehen.“
Dieser Antrag wird von der legitimistisch-bonapartistischen Clique hart bekämpft.
Man dringt auf Abstimmung durch Zettel. Resultat: Zahl der Stimmenden 784. Majorität 393. Für den Antrag 392, dagegen 392.
Marrast will, ehe er die Verwerfung ausspricht, die-Zettel im Nebensaale verifiziren lassen und die Debatte fortsetzen.
Abbé Fayet, Bischof von Orleans, protestirt aber gegen provisorische Boten und dringt auf sofortige Verifikation. Dieß wird verordnet und hat eine momentane Aufhebung der Sitzung zur Folge.
Die Sitzung blieb suspendirt bis 20 Minuten vor 5 Uhr, wo Marrast folgendes Revisionsresultat proklamirt:
Für den Langletschen Zusatz zum Dupont'schen Antrage: die Wahlzirkel in 3 Unterzirkel zu theilen haben gestimmt 395, dagegen 385. (Erstaunen).
Marrast erklärt diese Differenz dadurch, daß er sagt, mehrere Glieder haben sich abermals grobe Irrthümer zu Schulden kommen lassen. Mehrere haben blau und weiß zugleich gestimmt, d. h. blaue und weiße Stimmzettel in die Urnen geworfen.
Stimmen: Lesen Sie die Namen!
Marrast verliest die Namen, worunter sich auch Bauchart, der bekannte Untersuchungsheld befindet. (Erstaunen).
Crespel de la Touche beantragt, in Zukunft nicht mehr vom Platze aus stimmen zu lassen, sondern die Glieder über die Bühne spaziren zu lassen, damit Jeder seinen Zettel selbst in die Urne werfe. Außerdem solle ein Huissier an die Urne gestellt werden, um die Irrthümer oder Unterschleife zu überwachen.
Marrast: Stellen Sie Ihren Antrag in der gehörigen Form, dann soll er diskutirt werden.
Julien stellt den Antrag, die Wahlzirkel nicht in 3, sondern nur in 2 Unterabtheilungen zu theilen. Wird verworfen.
Huré stellt den Antrag, vier Unterabtheilungen zu treffen.
Stimmen: Nicht doch! Zum Schluß! Wird mit 420 gegen 334 Stimmen verworfen, d. h. der Antrag soll erst diskutirt werden.
Sechs Glieder des Verfassungsausschusses schließen sich ihm an und es wird abgestimmt. 431 gegen 334 entscheiden, daß die Wahlzirkel in 4 Abtheilungen getheilt, d. h. fast in jedem Dorfe gestimmt werden soll.
In Folge der unzätzligen (6) Skrutinien reißt sich die Versammlung heute noch nicht aus dem ersten Artikel (2ten §.) und die Sitzung wird ohne Generalvotum um 6 1/2 Uhr geschlossen.
‒ Nationalversammlung. Sitzung vom 28. Oktober. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. Das Protokoll wird vorgelesen.
Cèsar Bacet erläutert dasselbe. Gestern, sagt er, fanden bekanntlich 6 Zettelabstimmungen statt. Bei dreien war ich zugegen, bei dreien dagegen abwesend. Woher kommt es nun, daß im heutigen Moniteur mein Name sich in allen sechs Skrutinlisten unter den Stimmenden befindet? Hier herrsche offenbar Betrug, dem ab geholfen werden müsse. Er trage also im Sinne Crespel de la Touche auf eine neue und bessere Abstimmungsart an.
Marrast: Ihr Antrag soll ins Protokoll aufgenommen werden.
De Mesange: Mir ist noch viel Drolligeres passirt. Ich wohnte der Sitzung gar nicht bei und doch stehe ich unter den Stimmenden. Es muß sich also offenbar Jemand erlaubt haben, mein Pult zu öffnen und die mit meinem Namen bedruckten Stimmzettel in die Urnen zu werfen. Aus dergleichen Fehlgriffen können verhängnißvolle Irrthümer entspringen. Ich verlange, daß meine Beschwerde an die Reglementskommission gehe. (Unterstützt von der Linken.)
König, Ambert, St. Beuve, Lebreton, Vavin und sechs andere Glieder bitten um Urlaub. Bewilligt nach einigem Widerspruch.
Die Versammlung geht zur Tagesordnung, nämlich zu dem bis ins Unendliche amendirten Artikel 1. (§§. 2 und 3.) über, der von der Präsidentenwahl und vorzüglich von der Art handelt, in welcher diese Wahl vorgenommen werden soll.
Marrast hält den Gegenstand vollständig erschöpft und will über den ersten Artikel (ursprünglich sehr kurz, aber dann sehr ausgedehnt) in seiner Gesammtheit abstimmen lassen.
Victor Considerant protestirt dagegen. Die Verwirrung sei gestern zu groß gewesen. Erst habe man die Wahlzirkelhauptstädte als Stimmort beantragt, dann seien Anträge auf 6, 4, 3 und 2 Unterabtheilungen gestellt worden, damit den Bauern, deren Indifferentismus man fürchte, der Wahlact möglichst erleichtert werde. All dieses sei verworren berathen worden und bedürfe Erläuterung. Er trage auf Fortsetzung der Debatte an.
Mehrere Glieder unterstützen ihn.
Aylies bekämpft ihn. Unter diesem Vorwand, könne man auf alle Entscheidungen früherer Sitzungen zurückkommen.
Considerant besteht jedoch darauf und die Debatte entspinnt sich von Neuem.
Alem Rousseau stellt den Antrag: „Die Initiative, ob und in wie viele Unterabtheilungen die Kantonswahlbezirke im Interesse der Landbevölkerung zu theilen, ist lediglich dem Departements-Präfekten zu überlassen.“
Larochejaquelim bekämpft den Antrag. Die Linke gebe sich alle erdenkliche Mühe, dem allgemeinen Stimmrecht auf dem platten Lande auszuweichen und es auf das industrielle Proletariat in den Städten zu konzentriren. (Lärm vom Berge.)
Combarel, Toy, D. Barrot streiten sich eine Weile. Endlich erfolgt Abstimmung über Rousseau-Alem's Antrag.
467 gegen 273 verwerfen denselben.
Diesen Berg überstiegen, wurde nach Annahme eines Zusatzes von Emi Lerour, der die Friedensrichter und eventuell nur den Maires die Präsidentenschaft bei jenen Wahloperationen anweist, der erste Artikel endlich angenommen.
Artikel 2, 3, 4 und 6 gehen rasch hinter einander durch.
Dagegen ruft wieder ein Zusatz zu Art. 6. des unausstehlichen Schwätzers Deslongrais eine lage Debatte hervor.
Dieser Deslongrais'sche Zusatz zu Art. 6 lautet: „Artikel 6 Der Präsident tritt sogleich nach Prüfung der Wahlprotokolle und seiner Installation in die Ausübung der ihm durch die Verfassung verliehenen Rechte. (Zusatz.) Dennoch behält sich die Nationalversammlung die Unverletzbarkeit ihrer Souverainetäts- und Constituirungs-Rechte bis zum Zusammentritt der nächsten Gesetzgebenden Versammlung vor.“
Dieser Zusatz soll dem Präsidenten während der Ferien die Hände und Füße binden.
Lorochejaquelin, Vivien, Lespinasse und Cremieur zanken sich um dieses Bleichgewicht. Auch Besnard gesellt sich dem Streite bei.
Cavaignac besteigt die Bühne und erklärt, daß es niemals in der Absicht des Gesetzentwurfs gelegen, die Dauer der Rechte der Nationalversammlung irgendwie zu beschränken. Die Exekutivgewalt hege einen innigeren Wunsch, als diese Rechte möglichst lange bestehen zu sehen, damit die Versammlung ihre Aufsicht üben könne.
Hierauf wird der Deslongrais'sche Antrag genehmigt. Artikel 6 ist erledigt. Artikel 7 lautet:
„Bis zur definitiven Konstituirung des Staatsraths verrichtet eine aus dreißig Gliedern der National-Versammlung durch geheimes Stimmenmehr zu ernennende Kommission die laut Artikel 54 und 64 der Verfassung dem Staatsrathe zufallenden Geschäfte.“
Deslongrais will diesen Artikel ganz unterdrückt wissen.
Vivien bekämpt dies.
Victor Lefranc will sprechen, kann aber nicht zu Worte kommen. Man schreit von allen Seiten: Zum Schluß! Zum Schluß!
Artikel 7 wird angenommen.
Buchez (katholischer Demokrat) stellt den Antrag, daß der Präsident einen Eid schwöre. (Oho! Vom Berge.)
Cremieur bekämpft denselben. Seit 60 Jahren seien schon zu viele
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML
(2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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