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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 101. Köln, 13. September 1848.

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[Spaltenumbruch] chensperger, Ritz, Sames, Simons, Stupp, Walter und Herr Zweiffel. (20 Stimmen.)

Es fehlten bei der Abstimmung: Aldenhoven, Nik. Bauer, Lensing, Pauls.

Wien, 6. Sept.

Das Ministerium hat auf dem Grunde der vorigen Congregationen, jetzt einen konstituirenden Landtag für die Lombardei und Venedig in Verona zusammenberufen. Derselbe soll die künftige Verfassung dieser Provinzen berathen, deren Verwaltung durchaus italienisch sein solle. - Wird da wohl unter dem Schwerte der östreichischen Armee eine freie Berathung möglich sein?

Wien.

Aus sehr verläßlicher Quelle theilen wir folgendes mit: Das Volk von Wien befand sich in großem Irrthum, als es glaubte, die auf der Südbahn und überhaupt nach dem Süden abgehenden Transporte von Munition, Armatur etc. seien für das östreichische Heer in Italien gewesen. Sie wurden zwar nicht unter der Adresse des ritterlichen und loyalen Banus Jellachich abgeschickt, waren aber dennoch für Niemand anderen besorgt worden. Auch den Artilleriepark zu Triest hat man nach dem Verschwinden des italienischen Geschwaders freundlichst dem Banus zur Verfügung überlassen. Nächstens werden die Wiener aus den Glocken ihrer Kirchen Kanonen gießen, sie dem Banus überschicken und ihn stehentlich ersuchen, er möchte doch recht bald über Pesth nach Wien kommen um die aufrührerische Stadt ein wenig zu bombardiren.

- Die Forderungen der Deputation vom ungarischen Reichstage bestehen im Wesentlichen darin:

1. Die ungarischen Regimenter aus den östreichischen Garnisonen nach Hause zu senden.

2. An alle aufständischen Offiziere die Aufforderung zu erlassen, bei Strafe sich dem ungarischen Ministerium zu fügen.

3. Fiume und die andern widerrechtlich besetzten Gegenden vom Baron Jellachich zurück zu vindiciren.

4. Die Personen, welche nicht ermüden, in der unmittelbaren Nähe des Monarchen reaktionäre Verschwörungen gegen Volk und Thron zu schmieden, wolle Se. Majestät aus seiner Nähe entfernen und endlich

5. wolle Se. Majestät, um das Gewicht seiner Meinung in die Wagschale des Rechts zu legen, auf einige Tage nach Osen kommen.

Die Verantwortung der Dinge, die da im Ablehnungsfalle dieser Bitten sich ereignen könnten, lehnt die Deputation von sich ab.

Beim Schluß unseres Blattes war der Deputation noch keine Audienzstunde bestimmt.

61 Wien, 7. Sept.

Das Ministerium scheint sich ungeachtet der Stöße, die es von zwei Seiten empfangen, behaupten zu wollen. Man erwartete heute seinen gewissen Sturz und siehe da, es steht noch. Die Kombination Stadion-Bach, wozu der letztere Apostat sich hergegeben, scheint vorläufig mißlungen zu sein. Die gestrige Demonstration war der Erklärung des Reichstags gegenüber auch viel zu plump, als daß Dobblhoff nicht hätte einsehen müssen, worauf es abgezielt war. Bach scheint sich nun auch wieder Dobblhoff zu fügen, wie er bereit war, mit Stadion als dessen unterwürfigster Knecht zusammen zu laufen. An Dobblhoffs Stelle würde ein energischer Charakter dies Individuum, das von Natur aus immer zum Verrath geneigt ist, aus dem Ministerrathe ausstoßen.

Gestern Mittag langte eine Deputation von 200 Magyaren, hiervon 50 aus dem Oberhause, hier an, welche mit dem ungarischen Ministerium gemeinsam sich zum König Ferdinand V. verfügen wird, um ihn zu bitten, daß er die eingeforderten Gesetze über die ungarische Armee und das neu herauszugebende Papiergeld bestätige und, seinen öftern Versprechen gemäß in das Land komme. Die Deputation soll sich ihren Aufträgen gemäß in keine lange Verhandlungen in Wien einlassen, und, wenn sie binnen 24 Stunden keine Antwort bekäme, es so ansehen, als ob sie eine abschlägige Antwort erhalten hätte, in welchem Falle sich die ungarische Nation selbst werde helfen müssen.

Diese Deputation ist aus Grund eines Beschlusses des ungarischen Repräsentantenhauses hier angelangt, den Kossuth vorgestern durchgesetzt hat. Danach soll das Kommando der Truppen in solche Hände gegeben werden, in welche die ungarische Nation vollkommenes Vertrauen setzen könne. Der König soll bei der Besetzung der Stellen also nicht mehr gefragt werden. (Welcher Unsinn, es jemals geduldet zu haben!) Ein Manifest soll verfaßt werden, worin getreu dargestellt werde, in welcher bedrängten Lage die ungarische Nation sei, indem sie ihre auf gesetzlichem Wege errungene Freiheit gegen die Reaktion vertheidigen müsse. Das Manifest soll an die Völker Europas und an die Ungarn selbst gerichtet werden. Endlich wird eine Deputation im Einverständniß mit dem Ministerium die Punkte bezeichnen, auf deren Grundlage man mit den Kroaten einen ehrenvollen Frieden schließen solle. - Wenn die Deputation nichts erreicht, wird das Haus der Repräsentanten einen Diktator ernennen.

Ihr Blatt brachte vor einiger Zeit die Nachricht, die Ungarn hätten bei Weißkirchen eine Schlacht verloren. Nach einem antiungarischen Blatte modifizirt sich diese Niederlage auf einen Verlust von 40 Mann, wogegen die Serben 100 einbüßten.

Am 4. machte der Minister des Innern in Budapesth bekannt, daß die ungarischen Truppen des Perlasser Lager im Banat eingenommen hätten.

Wer die ungarisch-kroatischen Verhältnisse richtig beurtheilen will, der wird vom Standpunkte der Freiheit und Unabhängigkeit aus niemals irren, wenn er im Kampfe irgend welcher Völker gegen Ungarn nichts als Aufhetzen der Kamarilla erblickt, um Freiheit und Selbstständigkeit unmöglich zu machen. Ungarn ist jetzt eine zweite Lombardei, wo das Wiener Ministerium Russen und Türken für den Moment der Gefahr hinbeordert hat. Frankreich und Deutschland, wenn letztes seit einem Jahrtausend nicht allzuerbärmlich wäre, verdienen selbst wieder geknechtet zu werden, wenn sie den östreichischen Dalai-Lama-Absolutismus in Europa wieder zu Kräften kommen lassen. Sie thun es, wenn sie Italien und Ungarn nicht zu Hülfe eilen.

Die hiesige demokratische Presse gebährdet sich nunmehr theilweise zwar rasend, ist aber noch lange nicht genießbar. Die "Konstitution" sprach gestern noch von einem Gesammtöstreich, während der "Freimüthige" vorgestern über die Ungarn schimpfte, um sie gestern wieder in Schutz zu nehmen. Die sancta simplicitas der Herrn ist noch fast ebenso allmächtig, als der östreichische Absolutismus. - Die Straßenecken sind voll Plakate wider Ungarn und Frankreich. Man fürchtet den Krieg, wie den wirklichen Untergang. Der demokratische Verein hält permanente Sitzungen. Der Abgeordnete Barrosch, einer von den wenigen Böhmen, die auf deutscher Seite, welches hier die der Freiheit ist, stehen, erhielt gestern einen glänzenden Fackelzug. Dafür macht die "Presse" ihn heute auch niederträchtig schlecht.

61 Wien, 8. September.

Niemand als der literarische Blödsinn der sogenannten Demokraten Wiens konnte über die Erklärung der Minister auf Borrosch's Interpellation in der gestrigen Reichstagssitzung im Zweifel sein. Nachdem dieser Reichstag, da er am 6ten in seinem Schoße den Verräther Bach mit Stadion hatte siegen lassen, sich in der That tief unter das Ministerium zurückgeschleudert hatte, mußte man es noch als einen Akt überflüssiger Freisinnigkeit betrachten, wenn das Ministerium durch Vater Doblhoff ihm folgende Camphausen'sche Theorie offenbaren ließ: "Wir Minister verwahren uns wider jede Verdächtigung, als ob wir eine volksfeindliche Stellung eingenommen hätten; als ob wir den Reichstag für unmündig erklären oder gar erdrücken wollten. (Nr. 1 ist eine gewöhnliche Lüge der Unverschämtheit, Nr. 2 wird Stadion, Nr. 3 aber Jellachich seiner Zeit besorgen.) Wir halten aber fest an den Rechten der Krone und werden namentlich gegen republikanische Tendenzen einschreiten. Wir stehen auf konstitutionell-monarchischem (östreichischem) Boden, (demokratisch ist als überflüssig weggelassen) den Se. Majestät frei zugestanden hat und können daher auch nur konstitutionelle Prinzipien für maßgebend halten, obwohl wir durchaus nicht gewillt sind, der Konstitution, deren Feststellung Se. Majestät zufolge der Manifeste vom 3. und 6. Juni keine Schranken stellt, vorzugreifen. Es ist somit das freie, wechselseitige Einvernehmen, was wir unter Vereinbarung verstehen."

Wessenberg, dessen Genie in Abwesenheit besteht, hatte es gar nicht der Mühe werth gehalten, zum Kunststück Doblhoff's zugegen zu sein, er war auch hier in cavaignac-rothschild-, radetzky-albertschen, ganz besonders aber in Angelegenheiten Jellachich's abwesend. Er, Latour und Stadion harren der baldigen Ankunft der eigentlichen Minister entgegen; Montekukoli, Windisch-Grätz und besonders Benjamin Jellachich.

Die Tagespresse beschäftigt sich mit dem Borrosch gebrachten Fackelzuge, worüber sie in Rührung vergeht; einige Genien z. B. der große literarische Jude Jellinek aus Berlin, in dessen Aufsätzen niemals der Name, immer aber der Geist vergessen wird, ergehen sich in berlinisch-klugem Schimpfen wider Ungarn, seitdem der italienische Stoff ihnen dazu ausgegangen. - Solche Schacher-Pflanzen nennt man irrthümlich hier Demokraten. Sie erlassen in Zeitungen, demokratischen Vereinen, Fackelzügen u. s. w. unbeirrt ein unausstehliches Gesalbader. Ich sage Ihnen, Oestreich, ja Deutschland bedürfen noch einer Umwälzung, um den Feudalismus vollends zu Boden zu werfen, sie bedürfen noch einiger, um das Juden-Bourgeoisthum zu vernichten, und vielleicht noch einer, um die christlichen und jüdischen literarischen Wanzen, welche an dem Bourgeoisthum kleben, zu vertilgen.

Unter der Aufschrift: "Ungarn muß siegen" wurde gestern ein Maueranschlag angeheftet, worin angezeigt wird, daß die Einreihung in Szeredy's Freikorps auf Ansuchen des Comite's an der hiesigen Universität geschehe.

Mit beredten, geistvollen Worten werden Ungarns Verdienst um die Freiheit und die Folgen geschildert, welche sein Untergang auch für Wien haben muß. - Der Kampf wird furchtbar, aber auch entscheidend werden; gestern soll er dadurch begonnen haben, daß die Horden des Jellachich die Drau überschritten.

Und da schimpft diese Juden-Demokraten-Presse a la Jellinek aus Berlin, Kolisch, Samiel Deutsch, Löbenstein, Silberstein u. s. w. noch über Ungarn! Hätte Deutschland nicht fast lauter Demokraten-Gesindel, es hätte eine andere Demokratie!

Wien, 8. Sept.

Gestern Nachmittag kam eine zahlreiche Deputation des ungarischen Reichstages hier an. Ihr Auftrag geht dahin, den Kaiser und König zu bitten, derselbe wolle sich für eine Zeit lang nach der Hauptstadt Ungarns begeben und vor allen Dingen eine Ausgleichung der ungarisch-kroatischen Zerwürfnisse bewirken. Die Deputation ist in corpore vom Kaiser nicht empfangen worden. Sie kehrt heute nach Pesth zurück. Feldmarschall-Lieutenant Bechtold ist von seinem ganzen, größtentheils aus Magyaren bestehenden Armeekorps, als er bei St. Thomas angreifen wollte, verlassen worden. So mußte Bechtold seine Entlassung nehmen. Unter solchen Umständen traf die ungarische Deputation hier ein. Der Minister des Aeußeren, Fürst Esterhazy, sobald er die Nachricht von den neuesten Beschlüssen des ungarischen Reichstages, der mit einem offenen Abfall drohte, erhielt, hat gestern seine Entlassung genommen. Der Palatin, Erzherzog Stephan, weigerte sich die Deputation hierher zu begleiten. Eben eingehenden Nachrichten aus Agram vom 5. zufolge, ist das Vorrücken der Armee unwiderruflich auf den 7. festgesetzt; 56,000 Mann treten den Marsch über Warasdin und Csakaturn an. Das Manifest des Banus wird am 6. in Agram publizirt.

* Wien, 8. Septbr.

Die hiesige amtliche Zeitung bringt heute den am 2. September zu Ferrara zwischen Welden und dem Prolegaten Lovatelli abgeschlossenen Vertrag. Es sind 8 Artikel, in welchen die Auslieferung der beiderseitigen Gefangenen und Waffen, die Räumung des päpstlichen Gebietes durch die Oestreicher, mit Ausschluß Ferrara's, festgesetzt wird. Es ist auch verlangt, daß die östreichische Besatzung von Ferrara alle 14 Tage "aus Sanitätsrücksichten" (?!!) gewechselt werde. Der Prolegat verspricht aber nur, daß dies höchstens alle sechs Wochen werde stattfinden dürfen. Die Ratifikation des Vertrags wird erwartet. - - Das Unterrichtsministerium hat vier Lehrer nach der Schweiz und dem übrigen Deutschland abgesandt, damit sie zur Verbesserung unseres Schulwesens die nöthigen Studien machen.

33 Düsseldorf, 14. Septbr.

Angeregt durch die hiesigen demokratischen Vereine hat gestern vor den Thoren der Stadt Neuß im Freien eine Volksversammlung stattgefunden, wie sie am Niederrheine noch nicht gesehen wurde. Gegen 10,000 Menschen waren aus Düsseldorf, Neuß, Crefeld, Gladbach, Wevelinghoven und den benachbarten Ortschaften zusammengeströmt. Es war ein gewaltiger Anblick, doppelt erhebend in einem Augenblicke, wo die Reaktion alles aufbietet, die demokratischen Bestrebungen als von einer kleinen Zahl Ehrgeiziger und Verblendeter ausgehend zu verdächtigen und gewaltsam zu unterdrücken, diese dicht gedrängte Menschenmasse in den begeistertsten Jubel ausbrechen zu sehen, als ihr von der Tribüne herab verkündet wurde, daß endlich auch in den Versammlungen der Volksrepräsentanten, zu Berlin ebenso wie zu Frankfurt, die Forderungen der Demokratie anfingen, zur Anerkennung und Bethätigung zu gelangen. Mit einem unbeschreiblichen Beifallssturme wurde eine Adresse gegen den schleswig-holsteinischen Waffenstillstand aufgenommen und beschlossen. Außer dieser Adresse, die wir unten folgen lassen, wurde noch eine zweite, ebenfalls an die Frankfurter Versammlung, beschlossen, welche dem drohenden preußischen Bürgerwehrgesetz gegenüber die schleunigste Organisation einer allgemeinen deutschen Volkswehr beantragt. - Die Adresse gegen den Waffenstillstand lautet:

An die deutsche Nationalversammlung zu Frankfurt.

Zum ersten Male hat sich die Versammlung, in deren Hände Deutschland seine Geschicke gelegt hat, zu einer That erhoben; zum ersten Male haben die Vertreter des deutschen Volkes die Ehre und Freiheit desselben dem schimpflichsten Verrath gegenüber zu wahren gewußt.

Auf Grund einer unkontrasignirten Vollmacht - deren Aufstellung jene Männer mit Schaam über ihre Kurzsichtigkeit erfüllen möge, welche voll überfließenden Vertrauens eine Unverantwortlichkeit bewilligten und so den unverantwortlichsten Handlungen Thür und Thor geöffnet haben - hat das preußische Ministerium einen Waffenstillstand geschlossen, welcher Deutschlands materielle Interessen preisgibt gegenüber dem Auslande, Deutschlands Ehre und die Sache der Freiheit prinzipiell an die Reaktion und den Absolutismus verräth und eine doppelte Verletzung der Verfassung enthält, welche Sie angefangen haben Deutschland zu geben.

Das preußische Ministerium hat einen Waffenstillstand geschlossen auf Grund einer unkontrasignirten Vollmacht und gewagt, die Bedingungen, welche diese Vollmacht enthielt, in ihren wesentlichsten Grundzügen zu verletzen. Während die Vollmacht bestimmt, daß alle bis zur Abschließung des Waffenstillstandes von der provisorischen Regierung erlassenen Gesetze in Kraft bleiben sollen, erklärt Preußen alle diese Gesetze für aufgehoben die einzige revolutionären Regierung in Deutschland, anerkannt sogar vom Bundestage, anerkannt von der Centralgewalt, wird nachträglich verläugnet, ihre ganze Wirksamkeit für ungültig erklärt, mit der ganzen revolutionären Vergangenheit aufs schamloseste gebrochen, und während ein Moltke an die Spitze der neuen Regierung gestellt wird, die ausdrückliche prinzipielle Bestimmung getroffen, daß kein Mitglied der provisorischen Regierung in die neue erwählt werden dürfe.

Das ist der Verrath gegen eine bereits von allen gesetzlichen Autoritäten Deutschlands, von der Nationalversammlung, der Centralgewalt und den Einzelregierungen anerkannte, schon legitim gewordene revolutionäre Bewegung.

Das der Waffenstillstand statt auf drei auf sieben Monate geschlossen wird und so für Deutschland absichtlich die Zeit verloren geht, innerhalb welcher die dänische Seemacht in ihren Operationen gehemmt und der wirksamste Angriff von deutscher Seite möglich ist, daß gegen die ausdrückliche Vorschrift die schleswig-holsteinischen Truppen getrennt und statt unter den deutschen Oberbefehlshaber zur Disposition der neuen, ihrer Majorität nach dänischen Regierung gestellt werden - das ist der Verrath der materiellen Interessen Deutschlands.

In der Annahme einer uncontrasignirten Vollmacht von Seiten Preußens liegt ein Angriff auf die erste Lebensbedingung konstitutioneller Staaten und indem den Bestimmungen dieser vom Reichsverweser ertheilten Vollmacht in jedem Punkte Hohn gesprochen wurde, hat sich die preußische Regierung eines schweren Attentats gegen die deutsche Verfassung schuldig gemacht, gegen jenes von Ihnen erlassene Gesetz, welches die Vertretung Deutschlands dem Auslande gegenüber einzig und allein in die Hände der Centralgewalt legt.

Sie haben den nächsten von Ihrer Pflicht und Ehre vorgeschriebenen Schritt zu erfüllen gewußt und die Maßregeln zur Ausführung des Waffenstillstandes sistirt.

Man hat Sie mit der Bedenklichkeit eines Konflikts zwischen Deutschland und Preußen zu schrecken gesucht. Aber das ist es, was die Mitglieder der unterzeichneten Volksversammlung Ihnen zuzurufen sich verpflichtet fühlen: Hinter jenem Ministerium steht kein Volk! Der Sturz dieses feilen Ministeriums ist von jetzt ab eine Ehrensache des preußischen Volkes und seiner Vertreter geworden. Sollte das preußische Kabinet beharren in seinem übermüthigen und strafbaren Ungehorsam gegen die Centralgewalt, so werden die unterzeichneten Bürger des Rheinlandes mit Gut und Blut zu derselben halten und die errungene Verfassung zu schützen wissen. Nicht wir, nicht Sie, das preußische Kabinet ist es, welches, wenn es in seiner Widersetzlichkeit beharrt, die bestehende Verfassung gebrochen und die Revolution proklamirt hat.

Sie werden auf der Bahn, die Sie betreten, fortzuschreiten wissen. Umsonst giebt sich die Reaktion der thörigten Hoffnung hin, den Waffenstillstand definitiv von Ihnen gebilligt zu sehen. Sie werden, Sie können dies nicht ohne die Ehre Deutschlands zu verrathen, ohne die Reichsregierung, die Sie geschaffen, der Anmaßung der Sonderstaaten preiszugeben und zu einem ohnmächtigen Schattenbilde herabzusetzen, ohne sich selbst eines Bruches des von Ihnen proklamirten Gesetzes über die Centralgewalt schuldig zu machen, ohne endlich durch eine so offene Zurücknahme eines Beschlusses, welchen Sie so eben gefaßt, sich der Achtung des deutschen Volkes auf immer zu begeben und das Unheil über Deutschland zu bringen, daß es gewaltsam sich genöthigt sehe, die Wahrung seiner Freiheit und Würde außerhalb Ihrer Versammlung zu suchen. Die gerechte Verachtung Deutschlands, der Umsturz des mühsam begonnenen Werkes, der Appell jedes freien Mannes an die eigene Kraft wäre die Folge eines so namenlosen Verraths.

Und so stellen wir denn an Sie das Ersuchen:

Sich weder durch Rücksicht auf Verwickelungen mit auswärtigen Nationen noch durch die erheuchelten Befürchtungen eines Zerwürfnisses mit Preußen, erheuchelt, weil man nur zu wohl weiß, wie Preußens Volk zu Ihnen steht und hält, abhalten zu lassen, jenen Waffenstillstand zu verwerfen und den einzigen Krieg, welchen Deutschland im Namen des Volkes und der Freiheit unternommen hat, zu einem glorreichen Ende zu führen.

Schleswig-Holstein, 5. Sept.

Der Herzog von Glücksburg, der bis zum Ausbruch des Kriegs in Kiel residirt hat, soll gewilligt sein, auf 2 Jahre ins Ausland (man sagt nach England) sich zu begeben. Wohin die Fürsten von Augustenburg, die der König von Preußen in seinem Briefe seine lieben Vettern nannte, weil sie dem geheimen Verbannungsartikel willfahren sollten, sich begeben werden, weiß man noch nicht; zum "lieben Vetter" wird's wohl schwerlich sein. - In Potsdam konspirirt man mit den Russen, in Oestreich mit den Czechen und Kroaten, in Schleswig-Holstein mit den Dänen. Fünf Monate nach dem März 1848 kehrt der Urheber des, Einheit und Recht Schleswig-Holsteins zerreißenden offenen Briefes triumphirend in das von 40,000 Mann unbesiegter deutscher Truppen besetzte Schleswig-Holstein, in Folge zwischen Dänemark und Preußen abgeschlossener Bedingungen, zurück. Das ist nicht weniger bezeichnend, als daß Radetzky, gleichzeitig mit dem hannover'schen Orden und der Adresse der rechten Seit der deutschen Nationalversammlung, einen russischen Orden erhält, den nur ein russischen General, der für Rußland eine Schlacht gewonnen, bekommen kann. (F. J.)

Italien.
*
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[Spaltenumbruch] chensperger, Ritz, Sames, Simons, Stupp, Walter und Herr Zweiffel. (20 Stimmen.)

Es fehlten bei der Abstimmung: Aldenhoven, Nik. Bauer, Lensing, Pauls.

Wien, 6. Sept.

Das Ministerium hat auf dem Grunde der vorigen Congregationen, jetzt einen konstituirenden Landtag für die Lombardei und Venedig in Verona zusammenberufen. Derselbe soll die künftige Verfassung dieser Provinzen berathen, deren Verwaltung durchaus italienisch sein solle. ‒ Wird da wohl unter dem Schwerte der östreichischen Armee eine freie Berathung möglich sein?

Wien.

Aus sehr verläßlicher Quelle theilen wir folgendes mit: Das Volk von Wien befand sich in großem Irrthum, als es glaubte, die auf der Südbahn und überhaupt nach dem Süden abgehenden Transporte von Munition, Armatur etc. seien für das östreichische Heer in Italien gewesen. Sie wurden zwar nicht unter der Adresse des ritterlichen und loyalen Banus Jellachich abgeschickt, waren aber dennoch für Niemand anderen besorgt worden. Auch den Artilleriepark zu Triest hat man nach dem Verschwinden des italienischen Geschwaders freundlichst dem Banus zur Verfügung überlassen. Nächstens werden die Wiener aus den Glocken ihrer Kirchen Kanonen gießen, sie dem Banus überschicken und ihn stehentlich ersuchen, er möchte doch recht bald über Pesth nach Wien kommen um die aufrührerische Stadt ein wenig zu bombardiren.

‒ Die Forderungen der Deputation vom ungarischen Reichstage bestehen im Wesentlichen darin:

1. Die ungarischen Regimenter aus den östreichischen Garnisonen nach Hause zu senden.

2. An alle aufständischen Offiziere die Aufforderung zu erlassen, bei Strafe sich dem ungarischen Ministerium zu fügen.

3. Fiume und die andern widerrechtlich besetzten Gegenden vom Baron Jellachich zurück zu vindiciren.

4. Die Personen, welche nicht ermüden, in der unmittelbaren Nähe des Monarchen reaktionäre Verschwörungen gegen Volk und Thron zu schmieden, wolle Se. Majestät aus seiner Nähe entfernen und endlich

5. wolle Se. Majestät, um das Gewicht seiner Meinung in die Wagschale des Rechts zu legen, auf einige Tage nach Osen kommen.

Die Verantwortung der Dinge, die da im Ablehnungsfalle dieser Bitten sich ereignen könnten, lehnt die Deputation von sich ab.

Beim Schluß unseres Blattes war der Deputation noch keine Audienzstunde bestimmt.

61 Wien, 7. Sept.

Das Ministerium scheint sich ungeachtet der Stöße, die es von zwei Seiten empfangen, behaupten zu wollen. Man erwartete heute seinen gewissen Sturz und siehe da, es steht noch. Die Kombination Stadion-Bach, wozu der letztere Apostat sich hergegeben, scheint vorläufig mißlungen zu sein. Die gestrige Demonstration war der Erklärung des Reichstags gegenüber auch viel zu plump, als daß Dobblhoff nicht hätte einsehen müssen, worauf es abgezielt war. Bach scheint sich nun auch wieder Dobblhoff zu fügen, wie er bereit war, mit Stadion als dessen unterwürfigster Knecht zusammen zu laufen. An Dobblhoffs Stelle würde ein energischer Charakter dies Individuum, das von Natur aus immer zum Verrath geneigt ist, aus dem Ministerrathe ausstoßen.

Gestern Mittag langte eine Deputation von 200 Magyaren, hiervon 50 aus dem Oberhause, hier an, welche mit dem ungarischen Ministerium gemeinsam sich zum König Ferdinand V. verfügen wird, um ihn zu bitten, daß er die eingeforderten Gesetze über die ungarische Armee und das neu herauszugebende Papiergeld bestätige und, seinen öftern Versprechen gemäß in das Land komme. Die Deputation soll sich ihren Aufträgen gemäß in keine lange Verhandlungen in Wien einlassen, und, wenn sie binnen 24 Stunden keine Antwort bekäme, es so ansehen, als ob sie eine abschlägige Antwort erhalten hätte, in welchem Falle sich die ungarische Nation selbst werde helfen müssen.

Diese Deputation ist aus Grund eines Beschlusses des ungarischen Repräsentantenhauses hier angelangt, den Kossuth vorgestern durchgesetzt hat. Danach soll das Kommando der Truppen in solche Hände gegeben werden, in welche die ungarische Nation vollkommenes Vertrauen setzen könne. Der König soll bei der Besetzung der Stellen also nicht mehr gefragt werden. (Welcher Unsinn, es jemals geduldet zu haben!) Ein Manifest soll verfaßt werden, worin getreu dargestellt werde, in welcher bedrängten Lage die ungarische Nation sei, indem sie ihre auf gesetzlichem Wege errungene Freiheit gegen die Reaktion vertheidigen müsse. Das Manifest soll an die Völker Europas und an die Ungarn selbst gerichtet werden. Endlich wird eine Deputation im Einverständniß mit dem Ministerium die Punkte bezeichnen, auf deren Grundlage man mit den Kroaten einen ehrenvollen Frieden schließen solle. ‒ Wenn die Deputation nichts erreicht, wird das Haus der Repräsentanten einen Diktator ernennen.

Ihr Blatt brachte vor einiger Zeit die Nachricht, die Ungarn hätten bei Weißkirchen eine Schlacht verloren. Nach einem antiungarischen Blatte modifizirt sich diese Niederlage auf einen Verlust von 40 Mann, wogegen die Serben 100 einbüßten.

Am 4. machte der Minister des Innern in Budapesth bekannt, daß die ungarischen Truppen des Perlasser Lager im Banat eingenommen hätten.

Wer die ungarisch-kroatischen Verhältnisse richtig beurtheilen will, der wird vom Standpunkte der Freiheit und Unabhängigkeit aus niemals irren, wenn er im Kampfe irgend welcher Völker gegen Ungarn nichts als Aufhetzen der Kamarilla erblickt, um Freiheit und Selbstständigkeit unmöglich zu machen. Ungarn ist jetzt eine zweite Lombardei, wo das Wiener Ministerium Russen und Türken für den Moment der Gefahr hinbeordert hat. Frankreich und Deutschland, wenn letztes seit einem Jahrtausend nicht allzuerbärmlich wäre, verdienen selbst wieder geknechtet zu werden, wenn sie den östreichischen Dalai-Lama-Absolutismus in Europa wieder zu Kräften kommen lassen. Sie thun es, wenn sie Italien und Ungarn nicht zu Hülfe eilen.

Die hiesige demokratische Presse gebährdet sich nunmehr theilweise zwar rasend, ist aber noch lange nicht genießbar. Die „Konstitution“ sprach gestern noch von einem Gesammtöstreich, während der „Freimüthige“ vorgestern über die Ungarn schimpfte, um sie gestern wieder in Schutz zu nehmen. Die sancta simplicitas der Herrn ist noch fast ebenso allmächtig, als der östreichische Absolutismus. ‒ Die Straßenecken sind voll Plakate wider Ungarn und Frankreich. Man fürchtet den Krieg, wie den wirklichen Untergang. Der demokratische Verein hält permanente Sitzungen. Der Abgeordnete Barrosch, einer von den wenigen Böhmen, die auf deutscher Seite, welches hier die der Freiheit ist, stehen, erhielt gestern einen glänzenden Fackelzug. Dafür macht die „Presse“ ihn heute auch niederträchtig schlecht.

61 Wien, 8. September.

Niemand als der literarische Blödsinn der sogenannten Demokraten Wiens konnte über die Erklärung der Minister auf Borrosch's Interpellation in der gestrigen Reichstagssitzung im Zweifel sein. Nachdem dieser Reichstag, da er am 6ten in seinem Schoße den Verräther Bach mit Stadion hatte siegen lassen, sich in der That tief unter das Ministerium zurückgeschleudert hatte, mußte man es noch als einen Akt überflüssiger Freisinnigkeit betrachten, wenn das Ministerium durch Vater Doblhoff ihm folgende Camphausen'sche Theorie offenbaren ließ: „Wir Minister verwahren uns wider jede Verdächtigung, als ob wir eine volksfeindliche Stellung eingenommen hätten; als ob wir den Reichstag für unmündig erklären oder gar erdrücken wollten. (Nr. 1 ist eine gewöhnliche Lüge der Unverschämtheit, Nr. 2 wird Stadion, Nr. 3 aber Jellachich seiner Zeit besorgen.) Wir halten aber fest an den Rechten der Krone und werden namentlich gegen republikanische Tendenzen einschreiten. Wir stehen auf konstitutionell-monarchischem (östreichischem) Boden, (demokratisch ist als überflüssig weggelassen) den Se. Majestät frei zugestanden hat und können daher auch nur konstitutionelle Prinzipien für maßgebend halten, obwohl wir durchaus nicht gewillt sind, der Konstitution, deren Feststellung Se. Majestät zufolge der Manifeste vom 3. und 6. Juni keine Schranken stellt, vorzugreifen. Es ist somit das freie, wechselseitige Einvernehmen, was wir unter Vereinbarung verstehen.“

Wessenberg, dessen Genie in Abwesenheit besteht, hatte es gar nicht der Mühe werth gehalten, zum Kunststück Doblhoff's zugegen zu sein, er war auch hier in cavaignac-rothschild-, radetzky-albertschen, ganz besonders aber in Angelegenheiten Jellachich's abwesend. Er, Latour und Stadion harren der baldigen Ankunft der eigentlichen Minister entgegen; Montekukoli, Windisch-Grätz und besonders Benjamin Jellachich.

Die Tagespresse beschäftigt sich mit dem Borrosch gebrachten Fackelzuge, worüber sie in Rührung vergeht; einige Genien z. B. der große literarische Jude Jellinek aus Berlin, in dessen Aufsätzen niemals der Name, immer aber der Geist vergessen wird, ergehen sich in berlinisch-klugem Schimpfen wider Ungarn, seitdem der italienische Stoff ihnen dazu ausgegangen. ‒ Solche Schacher-Pflanzen nennt man irrthümlich hier Demokraten. Sie erlassen in Zeitungen, demokratischen Vereinen, Fackelzügen u. s. w. unbeirrt ein unausstehliches Gesalbader. Ich sage Ihnen, Oestreich, ja Deutschland bedürfen noch einer Umwälzung, um den Feudalismus vollends zu Boden zu werfen, sie bedürfen noch einiger, um das Juden-Bourgeoisthum zu vernichten, und vielleicht noch einer, um die christlichen und jüdischen literarischen Wanzen, welche an dem Bourgeoisthum kleben, zu vertilgen.

Unter der Aufschrift: „Ungarn muß siegen“ wurde gestern ein Maueranschlag angeheftet, worin angezeigt wird, daß die Einreihung in Szeredy's Freikorps auf Ansuchen des Comité's an der hiesigen Universität geschehe.

Mit beredten, geistvollen Worten werden Ungarns Verdienst um die Freiheit und die Folgen geschildert, welche sein Untergang auch für Wien haben muß. ‒ Der Kampf wird furchtbar, aber auch entscheidend werden; gestern soll er dadurch begonnen haben, daß die Horden des Jellachich die Drau überschritten.

Und da schimpft diese Juden-Demokraten-Presse à la Jellinek aus Berlin, Kolisch, Samiel Deutsch, Löbenstein, Silberstein u. s. w. noch über Ungarn! Hätte Deutschland nicht fast lauter Demokraten-Gesindel, es hätte eine andere Demokratie!

Wien, 8. Sept.

Gestern Nachmittag kam eine zahlreiche Deputation des ungarischen Reichstages hier an. Ihr Auftrag geht dahin, den Kaiser und König zu bitten, derselbe wolle sich für eine Zeit lang nach der Hauptstadt Ungarns begeben und vor allen Dingen eine Ausgleichung der ungarisch-kroatischen Zerwürfnisse bewirken. Die Deputation ist in corpore vom Kaiser nicht empfangen worden. Sie kehrt heute nach Pesth zurück. Feldmarschall-Lieutenant Bechtold ist von seinem ganzen, größtentheils aus Magyaren bestehenden Armeekorps, als er bei St. Thomas angreifen wollte, verlassen worden. So mußte Bechtold seine Entlassung nehmen. Unter solchen Umständen traf die ungarische Deputation hier ein. Der Minister des Aeußeren, Fürst Esterhazy, sobald er die Nachricht von den neuesten Beschlüssen des ungarischen Reichstages, der mit einem offenen Abfall drohte, erhielt, hat gestern seine Entlassung genommen. Der Palatin, Erzherzog Stephan, weigerte sich die Deputation hierher zu begleiten. Eben eingehenden Nachrichten aus Agram vom 5. zufolge, ist das Vorrücken der Armee unwiderruflich auf den 7. festgesetzt; 56,000 Mann treten den Marsch über Warasdin und Csakaturn an. Das Manifest des Banus wird am 6. in Agram publizirt.

* Wien, 8. Septbr.

Die hiesige amtliche Zeitung bringt heute den am 2. September zu Ferrara zwischen Welden und dem Prolegaten Lovatelli abgeschlossenen Vertrag. Es sind 8 Artikel, in welchen die Auslieferung der beiderseitigen Gefangenen und Waffen, die Räumung des päpstlichen Gebietes durch die Oestreicher, mit Ausschluß Ferrara's, festgesetzt wird. Es ist auch verlangt, daß die östreichische Besatzung von Ferrara alle 14 Tage „aus Sanitätsrücksichten“ (?!!) gewechselt werde. Der Prolegat verspricht aber nur, daß dies höchstens alle sechs Wochen werde stattfinden dürfen. Die Ratifikation des Vertrags wird erwartet. ‒ ‒ Das Unterrichtsministerium hat vier Lehrer nach der Schweiz und dem übrigen Deutschland abgesandt, damit sie zur Verbesserung unseres Schulwesens die nöthigen Studien machen.

33 Düsseldorf, 14. Septbr.

Angeregt durch die hiesigen demokratischen Vereine hat gestern vor den Thoren der Stadt Neuß im Freien eine Volksversammlung stattgefunden, wie sie am Niederrheine noch nicht gesehen wurde. Gegen 10,000 Menschen waren aus Düsseldorf, Neuß, Crefeld, Gladbach, Wevelinghoven und den benachbarten Ortschaften zusammengeströmt. Es war ein gewaltiger Anblick, doppelt erhebend in einem Augenblicke, wo die Reaktion alles aufbietet, die demokratischen Bestrebungen als von einer kleinen Zahl Ehrgeiziger und Verblendeter ausgehend zu verdächtigen und gewaltsam zu unterdrücken, diese dicht gedrängte Menschenmasse in den begeistertsten Jubel ausbrechen zu sehen, als ihr von der Tribüne herab verkündet wurde, daß endlich auch in den Versammlungen der Volksrepräsentanten, zu Berlin ebenso wie zu Frankfurt, die Forderungen der Demokratie anfingen, zur Anerkennung und Bethätigung zu gelangen. Mit einem unbeschreiblichen Beifallssturme wurde eine Adresse gegen den schleswig-holsteinischen Waffenstillstand aufgenommen und beschlossen. Außer dieser Adresse, die wir unten folgen lassen, wurde noch eine zweite, ebenfalls an die Frankfurter Versammlung, beschlossen, welche dem drohenden preußischen Bürgerwehrgesetz gegenüber die schleunigste Organisation einer allgemeinen deutschen Volkswehr beantragt. ‒ Die Adresse gegen den Waffenstillstand lautet:

An die deutsche Nationalversammlung zu Frankfurt.

Zum ersten Male hat sich die Versammlung, in deren Hände Deutschland seine Geschicke gelegt hat, zu einer That erhoben; zum ersten Male haben die Vertreter des deutschen Volkes die Ehre und Freiheit desselben dem schimpflichsten Verrath gegenüber zu wahren gewußt.

Auf Grund einer unkontrasignirten Vollmacht ‒ deren Aufstellung jene Männer mit Schaam über ihre Kurzsichtigkeit erfüllen möge, welche voll überfließenden Vertrauens eine Unverantwortlichkeit bewilligten und so den unverantwortlichsten Handlungen Thür und Thor geöffnet haben ‒ hat das preußische Ministerium einen Waffenstillstand geschlossen, welcher Deutschlands materielle Interessen preisgibt gegenüber dem Auslande, Deutschlands Ehre und die Sache der Freiheit prinzipiell an die Reaktion und den Absolutismus verräth und eine doppelte Verletzung der Verfassung enthält, welche Sie angefangen haben Deutschland zu geben.

Das preußische Ministerium hat einen Waffenstillstand geschlossen auf Grund einer unkontrasignirten Vollmacht und gewagt, die Bedingungen, welche diese Vollmacht enthielt, in ihren wesentlichsten Grundzügen zu verletzen. Während die Vollmacht bestimmt, daß alle bis zur Abschließung des Waffenstillstandes von der provisorischen Regierung erlassenen Gesetze in Kraft bleiben sollen, erklärt Preußen alle diese Gesetze für aufgehoben die einzige revolutionären Regierung in Deutschland, anerkannt sogar vom Bundestage, anerkannt von der Centralgewalt, wird nachträglich verläugnet, ihre ganze Wirksamkeit für ungültig erklärt, mit der ganzen revolutionären Vergangenheit aufs schamloseste gebrochen, und während ein Moltke an die Spitze der neuen Regierung gestellt wird, die ausdrückliche prinzipielle Bestimmung getroffen, daß kein Mitglied der provisorischen Regierung in die neue erwählt werden dürfe.

Das ist der Verrath gegen eine bereits von allen gesetzlichen Autoritäten Deutschlands, von der Nationalversammlung, der Centralgewalt und den Einzelregierungen anerkannte, schon legitim gewordene revolutionäre Bewegung.

Das der Waffenstillstand statt auf drei auf sieben Monate geschlossen wird und so für Deutschland absichtlich die Zeit verloren geht, innerhalb welcher die dänische Seemacht in ihren Operationen gehemmt und der wirksamste Angriff von deutscher Seite möglich ist, daß gegen die ausdrückliche Vorschrift die schleswig-holsteinischen Truppen getrennt und statt unter den deutschen Oberbefehlshaber zur Disposition der neuen, ihrer Majorität nach dänischen Regierung gestellt werden ‒ das ist der Verrath der materiellen Interessen Deutschlands.

In der Annahme einer uncontrasignirten Vollmacht von Seiten Preußens liegt ein Angriff auf die erste Lebensbedingung konstitutioneller Staaten und indem den Bestimmungen dieser vom Reichsverweser ertheilten Vollmacht in jedem Punkte Hohn gesprochen wurde, hat sich die preußische Regierung eines schweren Attentats gegen die deutsche Verfassung schuldig gemacht, gegen jenes von Ihnen erlassene Gesetz, welches die Vertretung Deutschlands dem Auslande gegenüber einzig und allein in die Hände der Centralgewalt legt.

Sie haben den nächsten von Ihrer Pflicht und Ehre vorgeschriebenen Schritt zu erfüllen gewußt und die Maßregeln zur Ausführung des Waffenstillstandes sistirt.

Man hat Sie mit der Bedenklichkeit eines Konflikts zwischen Deutschland und Preußen zu schrecken gesucht. Aber das ist es, was die Mitglieder der unterzeichneten Volksversammlung Ihnen zuzurufen sich verpflichtet fühlen: Hinter jenem Ministerium steht kein Volk! Der Sturz dieses feilen Ministeriums ist von jetzt ab eine Ehrensache des preußischen Volkes und seiner Vertreter geworden. Sollte das preußische Kabinet beharren in seinem übermüthigen und strafbaren Ungehorsam gegen die Centralgewalt, so werden die unterzeichneten Bürger des Rheinlandes mit Gut und Blut zu derselben halten und die errungene Verfassung zu schützen wissen. Nicht wir, nicht Sie, das preußische Kabinet ist es, welches, wenn es in seiner Widersetzlichkeit beharrt, die bestehende Verfassung gebrochen und die Revolution proklamirt hat.

Sie werden auf der Bahn, die Sie betreten, fortzuschreiten wissen. Umsonst giebt sich die Reaktion der thörigten Hoffnung hin, den Waffenstillstand definitiv von Ihnen gebilligt zu sehen. Sie werden, Sie können dies nicht ohne die Ehre Deutschlands zu verrathen, ohne die Reichsregierung, die Sie geschaffen, der Anmaßung der Sonderstaaten preiszugeben und zu einem ohnmächtigen Schattenbilde herabzusetzen, ohne sich selbst eines Bruches des von Ihnen proklamirten Gesetzes über die Centralgewalt schuldig zu machen, ohne endlich durch eine so offene Zurücknahme eines Beschlusses, welchen Sie so eben gefaßt, sich der Achtung des deutschen Volkes auf immer zu begeben und das Unheil über Deutschland zu bringen, daß es gewaltsam sich genöthigt sehe, die Wahrung seiner Freiheit und Würde außerhalb Ihrer Versammlung zu suchen. Die gerechte Verachtung Deutschlands, der Umsturz des mühsam begonnenen Werkes, der Appell jedes freien Mannes an die eigene Kraft wäre die Folge eines so namenlosen Verraths.

Und so stellen wir denn an Sie das Ersuchen:

Sich weder durch Rücksicht auf Verwickelungen mit auswärtigen Nationen noch durch die erheuchelten Befürchtungen eines Zerwürfnisses mit Preußen, erheuchelt, weil man nur zu wohl weiß, wie Preußens Volk zu Ihnen steht und hält, abhalten zu lassen, jenen Waffenstillstand zu verwerfen und den einzigen Krieg, welchen Deutschland im Namen des Volkes und der Freiheit unternommen hat, zu einem glorreichen Ende zu führen.

Schleswig-Holstein, 5. Sept.

Der Herzog von Glücksburg, der bis zum Ausbruch des Kriegs in Kiel residirt hat, soll gewilligt sein, auf 2 Jahre ins Ausland (man sagt nach England) sich zu begeben. Wohin die Fürsten von Augustenburg, die der König von Preußen in seinem Briefe seine lieben Vettern nannte, weil sie dem geheimen Verbannungsartikel willfahren sollten, sich begeben werden, weiß man noch nicht; zum „lieben Vetter“ wird's wohl schwerlich sein. ‒ In Potsdam konspirirt man mit den Russen, in Oestreich mit den Czechen und Kroaten, in Schleswig-Holstein mit den Dänen. Fünf Monate nach dem März 1848 kehrt der Urheber des, Einheit und Recht Schleswig-Holsteins zerreißenden offenen Briefes triumphirend in das von 40,000 Mann unbesiegter deutscher Truppen besetzte Schleswig-Holstein, in Folge zwischen Dänemark und Preußen abgeschlossener Bedingungen, zurück. Das ist nicht weniger bezeichnend, als daß Radetzky, gleichzeitig mit dem hannover'schen Orden und der Adresse der rechten Seit der deutschen Nationalversammlung, einen russischen Orden erhält, den nur ein russischen General, der für Rußland eine Schlacht gewonnen, bekommen kann. (F. J.)

Italien.
*
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chensperger, Ritz, Sames, Simons, Stupp, Walter und Herr Zweiffel. (20       Stimmen.)</p>
          <p>Es fehlten bei der Abstimmung: Aldenhoven, Nik. Bauer, Lensing, Pauls.</p>
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          <head>Wien, 6. Sept.</head>
          <p>Das Ministerium hat auf dem Grunde der vorigen Congregationen, jetzt einen konstituirenden       Landtag für die Lombardei und Venedig in Verona zusammenberufen. Derselbe soll die künftige       Verfassung dieser Provinzen berathen, deren Verwaltung durchaus italienisch sein solle. &#x2012; Wird       da wohl unter dem Schwerte der östreichischen Armee eine freie Berathung möglich sein?</p>
        </div>
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          <head>Wien.</head>
          <p>Aus sehr verläßlicher Quelle theilen wir folgendes mit: Das Volk von Wien befand sich in       großem Irrthum, als es glaubte, die auf der Südbahn und überhaupt nach dem Süden abgehenden       Transporte von Munition, Armatur etc. seien für das östreichische Heer in Italien gewesen. Sie       wurden zwar nicht unter der Adresse des ritterlichen und loyalen Banus Jellachich abgeschickt,       waren aber dennoch für Niemand anderen besorgt worden. Auch den Artilleriepark zu Triest hat       man nach dem Verschwinden des italienischen Geschwaders freundlichst dem Banus zur Verfügung       überlassen. Nächstens werden die Wiener aus den Glocken ihrer Kirchen Kanonen gießen, sie dem       Banus überschicken und ihn stehentlich ersuchen, er möchte doch recht bald über Pesth nach       Wien kommen um die aufrührerische Stadt ein wenig zu bombardiren.</p>
          <p>&#x2012; Die Forderungen der Deputation vom ungarischen Reichstage bestehen im Wesentlichen       darin:</p>
          <p>1. Die ungarischen Regimenter aus den östreichischen Garnisonen nach Hause zu senden.</p>
          <p>2. An alle aufständischen Offiziere die Aufforderung zu erlassen, bei Strafe sich dem       ungarischen Ministerium zu fügen.</p>
          <p>3. Fiume und die andern widerrechtlich besetzten Gegenden vom Baron Jellachich zurück zu       vindiciren.</p>
          <p>4. Die Personen, welche nicht ermüden, in der unmittelbaren Nähe des Monarchen reaktionäre       Verschwörungen gegen Volk und Thron zu schmieden, wolle Se. Majestät aus seiner Nähe entfernen       und endlich</p>
          <p>5. wolle Se. Majestät, um das Gewicht seiner Meinung in die Wagschale des Rechts zu legen,       auf einige Tage nach Osen kommen.</p>
          <p>Die Verantwortung der Dinge, die da im Ablehnungsfalle dieser Bitten sich ereignen könnten,       lehnt die Deputation von sich ab.</p>
          <p>Beim Schluß unseres Blattes war der Deputation noch keine Audienzstunde bestimmt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar101_009" type="jArticle">
          <head><bibl><author>61</author></bibl> Wien, 7. Sept.</head>
          <p>Das Ministerium scheint sich ungeachtet der Stöße, die es von zwei Seiten empfangen,       behaupten zu wollen. Man erwartete heute seinen gewissen Sturz und siehe da, es steht noch.       Die Kombination Stadion-Bach, wozu der letztere Apostat sich hergegeben, scheint vorläufig       mißlungen zu sein. Die gestrige Demonstration war der Erklärung des Reichstags gegenüber auch       viel zu plump, als daß Dobblhoff nicht hätte einsehen müssen, worauf es abgezielt war. Bach       scheint sich nun auch wieder Dobblhoff zu fügen, wie er bereit war, mit Stadion als dessen       unterwürfigster Knecht zusammen zu laufen. An Dobblhoffs Stelle würde ein energischer       Charakter dies Individuum, das von Natur aus immer zum Verrath geneigt ist, aus dem       Ministerrathe ausstoßen.</p>
          <p>Gestern Mittag langte eine Deputation von 200 Magyaren, hiervon 50 aus dem Oberhause, hier       an, welche mit dem ungarischen Ministerium gemeinsam sich zum König Ferdinand V. verfügen       wird, um ihn zu bitten, daß er die eingeforderten Gesetze über die ungarische Armee und das       neu herauszugebende Papiergeld bestätige und, seinen öftern Versprechen gemäß in das Land       komme. Die Deputation soll sich ihren Aufträgen gemäß in keine lange Verhandlungen in Wien       einlassen, und, wenn sie binnen 24 Stunden keine Antwort bekäme, es so ansehen, als ob sie       eine abschlägige Antwort erhalten hätte, in welchem Falle sich die ungarische Nation selbst       werde helfen müssen.</p>
          <p>Diese Deputation ist aus Grund eines Beschlusses des ungarischen Repräsentantenhauses hier       angelangt, den Kossuth vorgestern durchgesetzt hat. Danach soll das Kommando der Truppen in       solche Hände gegeben werden, in welche die ungarische Nation vollkommenes Vertrauen setzen       könne. Der König soll bei der Besetzung der Stellen also nicht mehr gefragt werden. (Welcher       Unsinn, es jemals geduldet zu haben!) Ein Manifest soll verfaßt werden, worin getreu       dargestellt werde, in welcher bedrängten Lage die ungarische Nation sei, indem sie ihre auf       gesetzlichem Wege errungene Freiheit gegen die Reaktion vertheidigen müsse. Das Manifest soll       an die Völker Europas und an die Ungarn selbst gerichtet werden. Endlich wird eine Deputation       im Einverständniß mit dem Ministerium die Punkte bezeichnen, auf deren Grundlage man mit den       Kroaten einen ehrenvollen Frieden schließen solle. &#x2012; Wenn die Deputation nichts erreicht, wird       das Haus der Repräsentanten einen <hi rendition="#g">Diktator</hi> ernennen.</p>
          <p>Ihr Blatt brachte vor einiger Zeit die Nachricht, die Ungarn hätten bei Weißkirchen eine       Schlacht verloren. Nach einem antiungarischen Blatte modifizirt sich diese Niederlage auf       einen Verlust von 40 Mann, wogegen die Serben 100 einbüßten.</p>
          <p>Am 4. machte der Minister des Innern in Budapesth bekannt, daß die ungarischen Truppen des       Perlasser Lager im Banat eingenommen hätten.</p>
          <p>Wer die ungarisch-kroatischen Verhältnisse richtig beurtheilen will, der wird vom       Standpunkte der Freiheit und Unabhängigkeit aus niemals irren, wenn er im Kampfe irgend       welcher Völker gegen Ungarn nichts als Aufhetzen der Kamarilla erblickt, um Freiheit und       Selbstständigkeit unmöglich zu machen. Ungarn ist jetzt eine zweite Lombardei, wo das Wiener       Ministerium Russen und Türken für den Moment der Gefahr hinbeordert hat. Frankreich und       Deutschland, wenn letztes seit einem Jahrtausend nicht allzuerbärmlich wäre, verdienen selbst       wieder geknechtet zu werden, wenn sie den östreichischen Dalai-Lama-Absolutismus in Europa       wieder zu Kräften kommen lassen. Sie thun es, wenn sie Italien und Ungarn nicht zu Hülfe       eilen.</p>
          <p>Die hiesige demokratische Presse gebährdet sich nunmehr theilweise zwar rasend, ist aber       noch lange nicht genießbar. Die &#x201E;Konstitution&#x201C; sprach gestern noch von einem Gesammtöstreich,       während der &#x201E;Freimüthige&#x201C; vorgestern über die Ungarn schimpfte, um sie gestern wieder in       Schutz zu nehmen. Die sancta simplicitas der Herrn ist noch fast ebenso allmächtig, als der       östreichische Absolutismus. &#x2012; Die Straßenecken sind voll Plakate wider Ungarn und Frankreich.       Man fürchtet den Krieg, wie den wirklichen Untergang. Der demokratische Verein hält permanente       Sitzungen. Der Abgeordnete Barrosch, einer von den wenigen Böhmen, die auf deutscher Seite,       welches hier die der Freiheit ist, stehen, erhielt gestern einen glänzenden Fackelzug. Dafür       macht die &#x201E;Presse&#x201C; ihn heute auch niederträchtig schlecht.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar101_010" type="jArticle">
          <head><bibl><author>61</author></bibl> Wien, 8. September.</head>
          <p>Niemand als der literarische Blödsinn der sogenannten Demokraten Wiens konnte über die       Erklärung der Minister auf Borrosch's Interpellation in der gestrigen Reichstagssitzung im       Zweifel sein. Nachdem dieser Reichstag, da er am 6ten in seinem Schoße den Verräther Bach mit       Stadion hatte siegen lassen, sich in der That tief unter das Ministerium zurückgeschleudert       hatte, mußte man es noch als einen Akt überflüssiger Freisinnigkeit betrachten, wenn das       Ministerium durch Vater Doblhoff ihm folgende Camphausen'sche Theorie offenbaren ließ: &#x201E;Wir       Minister verwahren uns wider jede Verdächtigung, als ob wir eine volksfeindliche Stellung       eingenommen hätten; als ob wir den Reichstag für unmündig erklären oder gar erdrücken wollten.       (Nr. 1 ist eine gewöhnliche Lüge der Unverschämtheit, Nr. 2 wird Stadion, Nr. 3 aber       Jellachich seiner Zeit besorgen.) Wir halten aber fest an den Rechten der Krone und werden       namentlich gegen republikanische Tendenzen einschreiten. Wir stehen auf       konstitutionell-monarchischem (östreichischem) Boden, (demokratisch ist als überflüssig       weggelassen) den Se. Majestät <hi rendition="#g">frei</hi> zugestanden hat und können daher       auch nur konstitutionelle Prinzipien für maßgebend halten, obwohl wir durchaus nicht gewillt       sind, der Konstitution, deren Feststellung Se. Majestät zufolge der Manifeste vom 3. und 6.       Juni keine Schranken stellt, vorzugreifen. Es ist somit das freie, wechselseitige       Einvernehmen, was wir unter Vereinbarung verstehen.&#x201C;</p>
          <p>Wessenberg, dessen Genie in Abwesenheit besteht, hatte es gar nicht der Mühe werth gehalten,       zum Kunststück Doblhoff's zugegen zu sein, er war auch hier in cavaignac-rothschild-,       radetzky-albertschen, ganz besonders aber in Angelegenheiten Jellachich's abwesend. Er, Latour       und Stadion harren der baldigen Ankunft der eigentlichen Minister entgegen; Montekukoli,       Windisch-Grätz und besonders Benjamin Jellachich.</p>
          <p>Die Tagespresse beschäftigt sich mit dem <hi rendition="#g">Borrosch</hi> gebrachten       Fackelzuge, worüber sie in Rührung vergeht; einige Genien z. B. der große literarische Jude <hi rendition="#g">Jellinek</hi> aus Berlin, in dessen Aufsätzen niemals der Name, immer aber       der Geist vergessen wird, ergehen sich in berlinisch-klugem Schimpfen wider Ungarn, seitdem       der italienische Stoff ihnen dazu ausgegangen. &#x2012; Solche Schacher-Pflanzen nennt man       irrthümlich hier Demokraten. Sie erlassen in Zeitungen, demokratischen Vereinen, Fackelzügen       u. s. w. unbeirrt ein unausstehliches Gesalbader. Ich sage Ihnen, Oestreich, ja Deutschland       bedürfen noch einer Umwälzung, um den Feudalismus vollends zu Boden zu werfen, sie bedürfen       noch einiger, um das Juden-Bourgeoisthum zu vernichten, und vielleicht noch einer, um die       christlichen und jüdischen literarischen Wanzen, welche an dem Bourgeoisthum kleben, zu       vertilgen.</p>
          <p>Unter der Aufschrift: &#x201E;Ungarn muß siegen&#x201C; wurde gestern ein Maueranschlag angeheftet, worin       angezeigt wird, daß die Einreihung in Szeredy's Freikorps auf Ansuchen des Comité's an der       hiesigen Universität geschehe.</p>
          <p>Mit beredten, geistvollen Worten werden Ungarns Verdienst um die Freiheit und die Folgen       geschildert, welche sein Untergang auch für Wien haben muß. &#x2012; Der Kampf wird furchtbar, aber       auch entscheidend werden; gestern soll er dadurch begonnen haben, daß die Horden des       Jellachich die Drau überschritten.</p>
          <p>Und da schimpft diese Juden-Demokraten-Presse à la Jellinek aus Berlin, Kolisch, Samiel       Deutsch, Löbenstein, Silberstein u. s. w. noch über Ungarn! Hätte Deutschland nicht fast       lauter Demokraten-Gesindel, es hätte eine andere Demokratie!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar101_011" type="jArticle">
          <head> Wien, 8. Sept.</head>
          <p>Gestern Nachmittag kam eine zahlreiche Deputation des ungarischen Reichstages hier an. Ihr       Auftrag geht dahin, den Kaiser und König zu bitten, derselbe wolle sich für eine Zeit lang       nach der Hauptstadt Ungarns begeben und vor allen Dingen eine Ausgleichung der       ungarisch-kroatischen Zerwürfnisse bewirken. Die Deputation ist in corpore vom Kaiser nicht       empfangen worden. Sie kehrt heute nach Pesth zurück. Feldmarschall-Lieutenant Bechtold ist von       seinem ganzen, größtentheils aus Magyaren bestehenden Armeekorps, als er bei St. Thomas       angreifen wollte, verlassen worden. So mußte Bechtold seine Entlassung nehmen. Unter solchen       Umständen traf die ungarische Deputation hier ein. Der Minister des Aeußeren, Fürst Esterhazy,       sobald er die Nachricht von den neuesten Beschlüssen des ungarischen Reichstages, der mit       einem offenen Abfall drohte, erhielt, hat gestern seine Entlassung genommen. Der Palatin,       Erzherzog Stephan, weigerte sich die Deputation hierher zu begleiten. Eben eingehenden       Nachrichten aus Agram vom 5. zufolge, ist das Vorrücken der Armee unwiderruflich auf den 7.       festgesetzt; 56,000 Mann treten den Marsch über Warasdin und Csakaturn an. Das Manifest des       Banus wird am 6. in Agram publizirt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar101_012" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 8. Septbr.</head>
          <p>Die hiesige amtliche Zeitung bringt heute den am 2. September zu Ferrara zwischen Welden und       dem Prolegaten Lovatelli abgeschlossenen Vertrag. Es sind 8 Artikel, in welchen die       Auslieferung der beiderseitigen Gefangenen und Waffen, die Räumung des päpstlichen Gebietes       durch die Oestreicher, mit Ausschluß Ferrara's, festgesetzt wird. Es ist auch verlangt, daß       die östreichische Besatzung von Ferrara alle 14 Tage &#x201E;aus Sanitätsrücksichten&#x201C; (?!!)       gewechselt werde. Der Prolegat verspricht aber nur, daß dies höchstens alle sechs Wochen werde       stattfinden dürfen. Die Ratifikation des Vertrags wird erwartet. &#x2012; &#x2012; Das       Unterrichtsministerium hat vier Lehrer nach der Schweiz und dem übrigen Deutschland abgesandt,       damit sie zur Verbesserung unseres Schulwesens die nöthigen Studien machen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar101_013" type="jArticle">
          <head><bibl><author>33</author></bibl> Düsseldorf, 14. Septbr.</head>
          <p>Angeregt durch die hiesigen demokratischen Vereine hat gestern vor den Thoren der Stadt Neuß       im Freien eine Volksversammlung stattgefunden, wie sie am Niederrheine noch nicht gesehen       wurde. Gegen 10,000 Menschen waren aus Düsseldorf, Neuß, Crefeld, Gladbach, Wevelinghoven und       den benachbarten Ortschaften zusammengeströmt. Es war ein gewaltiger Anblick, doppelt erhebend       in einem Augenblicke, wo die Reaktion alles aufbietet, die demokratischen Bestrebungen als von       einer kleinen Zahl Ehrgeiziger und Verblendeter ausgehend zu verdächtigen und gewaltsam zu       unterdrücken, diese dicht gedrängte Menschenmasse in den begeistertsten Jubel ausbrechen zu       sehen, als ihr von der Tribüne herab verkündet wurde, daß endlich auch in den Versammlungen       der Volksrepräsentanten, zu Berlin ebenso wie zu Frankfurt, die Forderungen der Demokratie       anfingen, zur Anerkennung und Bethätigung zu gelangen. Mit einem unbeschreiblichen       Beifallssturme wurde eine Adresse gegen den schleswig-holsteinischen Waffenstillstand       aufgenommen und beschlossen. Außer dieser Adresse, die wir unten folgen lassen, wurde noch       eine zweite, ebenfalls an die Frankfurter Versammlung, beschlossen, welche dem drohenden       preußischen Bürgerwehrgesetz gegenüber die schleunigste Organisation einer allgemeinen       deutschen Volkswehr beantragt. &#x2012; Die Adresse gegen den Waffenstillstand lautet:</p>
          <p>An die deutsche Nationalversammlung zu Frankfurt.</p>
          <p>Zum ersten Male hat sich die Versammlung, in deren Hände Deutschland seine Geschicke gelegt       hat, zu einer That erhoben; zum ersten Male haben die Vertreter des deutschen Volkes die Ehre       und Freiheit desselben dem schimpflichsten Verrath gegenüber zu wahren gewußt.</p>
          <p>Auf Grund einer unkontrasignirten Vollmacht &#x2012; deren Aufstellung jene Männer mit Schaam über       ihre Kurzsichtigkeit erfüllen möge, welche voll überfließenden Vertrauens eine       Unverantwortlichkeit bewilligten und so den unverantwortlichsten Handlungen Thür und Thor       geöffnet haben &#x2012; hat das preußische Ministerium einen Waffenstillstand geschlossen, welcher       Deutschlands materielle Interessen preisgibt gegenüber dem Auslande, Deutschlands Ehre und die       Sache der Freiheit prinzipiell an die Reaktion und den Absolutismus verräth und eine doppelte       Verletzung der Verfassung enthält, welche Sie angefangen haben Deutschland zu geben.</p>
          <p>Das preußische Ministerium hat einen Waffenstillstand geschlossen auf Grund einer       unkontrasignirten Vollmacht und gewagt, die Bedingungen, welche diese Vollmacht enthielt, in       ihren wesentlichsten Grundzügen zu verletzen. Während die Vollmacht bestimmt, daß alle bis zur       Abschließung des Waffenstillstandes von der provisorischen Regierung erlassenen Gesetze in       Kraft bleiben sollen, erklärt Preußen alle diese Gesetze für aufgehoben die einzige       revolutionären Regierung in Deutschland, anerkannt sogar vom Bundestage, anerkannt von der       Centralgewalt, wird nachträglich verläugnet, ihre ganze Wirksamkeit für ungültig erklärt, mit       der ganzen revolutionären Vergangenheit aufs schamloseste gebrochen, und während ein Moltke an       die Spitze der neuen Regierung gestellt wird, die ausdrückliche prinzipielle Bestimmung       getroffen, daß kein Mitglied der provisorischen Regierung in die neue erwählt werden       dürfe.</p>
          <p>Das ist der Verrath gegen eine bereits von allen gesetzlichen Autoritäten Deutschlands, von       der Nationalversammlung, der Centralgewalt und den Einzelregierungen anerkannte, schon legitim       gewordene revolutionäre Bewegung.</p>
          <p>Das der Waffenstillstand statt auf drei auf sieben Monate geschlossen wird und so für       Deutschland absichtlich die Zeit verloren geht, innerhalb welcher die dänische Seemacht in       ihren Operationen gehemmt und der wirksamste Angriff von deutscher Seite möglich ist, daß       gegen die ausdrückliche Vorschrift die schleswig-holsteinischen Truppen getrennt und statt       unter den deutschen Oberbefehlshaber zur Disposition der neuen, ihrer Majorität nach dänischen       Regierung gestellt werden &#x2012; das ist der Verrath der materiellen Interessen Deutschlands.</p>
          <p>In der Annahme einer uncontrasignirten Vollmacht von Seiten Preußens liegt ein Angriff auf       die erste Lebensbedingung konstitutioneller Staaten und indem den Bestimmungen dieser vom       Reichsverweser ertheilten Vollmacht in jedem Punkte Hohn gesprochen wurde, hat sich die       preußische Regierung eines schweren Attentats gegen die deutsche Verfassung schuldig gemacht,       gegen jenes von Ihnen erlassene Gesetz, welches die Vertretung Deutschlands dem Auslande       gegenüber einzig und allein in die Hände der Centralgewalt legt.</p>
          <p>Sie haben den nächsten von Ihrer Pflicht und Ehre vorgeschriebenen Schritt zu erfüllen       gewußt und die Maßregeln zur Ausführung des Waffenstillstandes sistirt.</p>
          <p>Man hat Sie mit der Bedenklichkeit eines Konflikts zwischen Deutschland und Preußen zu       schrecken gesucht. Aber das ist es, was die Mitglieder der unterzeichneten Volksversammlung       Ihnen zuzurufen sich verpflichtet fühlen: Hinter jenem Ministerium steht kein Volk! Der Sturz       dieses feilen Ministeriums ist von jetzt ab eine Ehrensache des preußischen Volkes und seiner       Vertreter geworden. Sollte das preußische Kabinet beharren in seinem übermüthigen und       strafbaren Ungehorsam gegen die Centralgewalt, so werden die unterzeichneten Bürger des       Rheinlandes mit Gut und Blut zu derselben halten und die errungene Verfassung zu schützen       wissen. Nicht wir, nicht Sie, das preußische Kabinet ist es, welches, wenn es in seiner       Widersetzlichkeit beharrt, die bestehende Verfassung gebrochen und die Revolution proklamirt       hat.</p>
          <p>Sie werden auf der Bahn, die Sie betreten, fortzuschreiten wissen. Umsonst giebt sich die       Reaktion der thörigten Hoffnung hin, den Waffenstillstand definitiv von Ihnen gebilligt zu       sehen. Sie werden, Sie können dies nicht ohne die Ehre Deutschlands zu verrathen, ohne die       Reichsregierung, die Sie geschaffen, der Anmaßung der Sonderstaaten preiszugeben und zu einem       ohnmächtigen Schattenbilde herabzusetzen, ohne sich selbst eines Bruches des von Ihnen       proklamirten Gesetzes über die Centralgewalt schuldig zu machen, ohne endlich durch eine so       offene Zurücknahme eines Beschlusses, welchen Sie so eben gefaßt, sich der Achtung des       deutschen Volkes auf immer zu begeben und das Unheil über Deutschland zu bringen, daß es       gewaltsam sich genöthigt sehe, die Wahrung seiner Freiheit und Würde außerhalb Ihrer       Versammlung zu suchen. Die gerechte Verachtung Deutschlands, der Umsturz des mühsam begonnenen       Werkes, der Appell jedes freien Mannes an die eigene Kraft wäre die Folge eines so namenlosen       Verraths.</p>
          <p>Und so stellen wir denn an Sie das Ersuchen:</p>
          <p rendition="#et">Sich weder durch Rücksicht auf Verwickelungen mit auswärtigen Nationen noch       durch die erheuchelten Befürchtungen eines Zerwürfnisses mit Preußen, erheuchelt, weil man nur       zu wohl weiß, wie Preußens Volk zu Ihnen steht und hält, abhalten zu lassen, jenen       Waffenstillstand zu verwerfen und den einzigen Krieg, welchen Deutschland im Namen des Volkes       und der Freiheit unternommen hat, zu einem glorreichen Ende zu führen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar101_014" type="jArticle">
          <head>Schleswig-Holstein, 5. Sept.</head>
          <p>Der Herzog von Glücksburg, der bis zum Ausbruch des Kriegs in Kiel residirt hat, soll       gewilligt sein, auf 2 Jahre ins Ausland (man sagt nach England) sich zu begeben. Wohin die       Fürsten von Augustenburg, die der König von Preußen in seinem Briefe seine lieben Vettern       nannte, weil sie dem geheimen Verbannungsartikel willfahren sollten, sich begeben werden, weiß       man noch nicht; zum &#x201E;lieben Vetter&#x201C; wird's wohl schwerlich sein. &#x2012; In Potsdam konspirirt man       mit den Russen, in Oestreich mit den Czechen und Kroaten, in Schleswig-Holstein mit den Dänen.       Fünf Monate nach dem März 1848 kehrt der Urheber des, Einheit und Recht Schleswig-Holsteins       zerreißenden offenen Briefes triumphirend in das von 40,000 Mann unbesiegter deutscher Truppen       besetzte Schleswig-Holstein, in Folge zwischen Dänemark und Preußen abgeschlossener       Bedingungen, zurück. Das ist nicht weniger bezeichnend, als daß Radetzky, gleichzeitig mit dem       hannover'schen Orden und der Adresse der rechten Seit der deutschen Nationalversammlung, einen       russischen Orden erhält, den nur ein russischen General, der für Rußland eine Schlacht       gewonnen, bekommen kann. <bibl>(F. J.)</bibl>                </p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar101_015_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 13. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 701.</bibl>                </note>
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              <author>*</author>
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</TEI>
[0506/0002] chensperger, Ritz, Sames, Simons, Stupp, Walter und Herr Zweiffel. (20 Stimmen.) Es fehlten bei der Abstimmung: Aldenhoven, Nik. Bauer, Lensing, Pauls. Wien, 6. Sept. Das Ministerium hat auf dem Grunde der vorigen Congregationen, jetzt einen konstituirenden Landtag für die Lombardei und Venedig in Verona zusammenberufen. Derselbe soll die künftige Verfassung dieser Provinzen berathen, deren Verwaltung durchaus italienisch sein solle. ‒ Wird da wohl unter dem Schwerte der östreichischen Armee eine freie Berathung möglich sein? Wien. Aus sehr verläßlicher Quelle theilen wir folgendes mit: Das Volk von Wien befand sich in großem Irrthum, als es glaubte, die auf der Südbahn und überhaupt nach dem Süden abgehenden Transporte von Munition, Armatur etc. seien für das östreichische Heer in Italien gewesen. Sie wurden zwar nicht unter der Adresse des ritterlichen und loyalen Banus Jellachich abgeschickt, waren aber dennoch für Niemand anderen besorgt worden. Auch den Artilleriepark zu Triest hat man nach dem Verschwinden des italienischen Geschwaders freundlichst dem Banus zur Verfügung überlassen. Nächstens werden die Wiener aus den Glocken ihrer Kirchen Kanonen gießen, sie dem Banus überschicken und ihn stehentlich ersuchen, er möchte doch recht bald über Pesth nach Wien kommen um die aufrührerische Stadt ein wenig zu bombardiren. ‒ Die Forderungen der Deputation vom ungarischen Reichstage bestehen im Wesentlichen darin: 1. Die ungarischen Regimenter aus den östreichischen Garnisonen nach Hause zu senden. 2. An alle aufständischen Offiziere die Aufforderung zu erlassen, bei Strafe sich dem ungarischen Ministerium zu fügen. 3. Fiume und die andern widerrechtlich besetzten Gegenden vom Baron Jellachich zurück zu vindiciren. 4. Die Personen, welche nicht ermüden, in der unmittelbaren Nähe des Monarchen reaktionäre Verschwörungen gegen Volk und Thron zu schmieden, wolle Se. Majestät aus seiner Nähe entfernen und endlich 5. wolle Se. Majestät, um das Gewicht seiner Meinung in die Wagschale des Rechts zu legen, auf einige Tage nach Osen kommen. Die Verantwortung der Dinge, die da im Ablehnungsfalle dieser Bitten sich ereignen könnten, lehnt die Deputation von sich ab. Beim Schluß unseres Blattes war der Deputation noch keine Audienzstunde bestimmt. 61 Wien, 7. Sept. Das Ministerium scheint sich ungeachtet der Stöße, die es von zwei Seiten empfangen, behaupten zu wollen. Man erwartete heute seinen gewissen Sturz und siehe da, es steht noch. Die Kombination Stadion-Bach, wozu der letztere Apostat sich hergegeben, scheint vorläufig mißlungen zu sein. Die gestrige Demonstration war der Erklärung des Reichstags gegenüber auch viel zu plump, als daß Dobblhoff nicht hätte einsehen müssen, worauf es abgezielt war. Bach scheint sich nun auch wieder Dobblhoff zu fügen, wie er bereit war, mit Stadion als dessen unterwürfigster Knecht zusammen zu laufen. An Dobblhoffs Stelle würde ein energischer Charakter dies Individuum, das von Natur aus immer zum Verrath geneigt ist, aus dem Ministerrathe ausstoßen. Gestern Mittag langte eine Deputation von 200 Magyaren, hiervon 50 aus dem Oberhause, hier an, welche mit dem ungarischen Ministerium gemeinsam sich zum König Ferdinand V. verfügen wird, um ihn zu bitten, daß er die eingeforderten Gesetze über die ungarische Armee und das neu herauszugebende Papiergeld bestätige und, seinen öftern Versprechen gemäß in das Land komme. Die Deputation soll sich ihren Aufträgen gemäß in keine lange Verhandlungen in Wien einlassen, und, wenn sie binnen 24 Stunden keine Antwort bekäme, es so ansehen, als ob sie eine abschlägige Antwort erhalten hätte, in welchem Falle sich die ungarische Nation selbst werde helfen müssen. Diese Deputation ist aus Grund eines Beschlusses des ungarischen Repräsentantenhauses hier angelangt, den Kossuth vorgestern durchgesetzt hat. Danach soll das Kommando der Truppen in solche Hände gegeben werden, in welche die ungarische Nation vollkommenes Vertrauen setzen könne. Der König soll bei der Besetzung der Stellen also nicht mehr gefragt werden. (Welcher Unsinn, es jemals geduldet zu haben!) Ein Manifest soll verfaßt werden, worin getreu dargestellt werde, in welcher bedrängten Lage die ungarische Nation sei, indem sie ihre auf gesetzlichem Wege errungene Freiheit gegen die Reaktion vertheidigen müsse. Das Manifest soll an die Völker Europas und an die Ungarn selbst gerichtet werden. Endlich wird eine Deputation im Einverständniß mit dem Ministerium die Punkte bezeichnen, auf deren Grundlage man mit den Kroaten einen ehrenvollen Frieden schließen solle. ‒ Wenn die Deputation nichts erreicht, wird das Haus der Repräsentanten einen Diktator ernennen. Ihr Blatt brachte vor einiger Zeit die Nachricht, die Ungarn hätten bei Weißkirchen eine Schlacht verloren. Nach einem antiungarischen Blatte modifizirt sich diese Niederlage auf einen Verlust von 40 Mann, wogegen die Serben 100 einbüßten. Am 4. machte der Minister des Innern in Budapesth bekannt, daß die ungarischen Truppen des Perlasser Lager im Banat eingenommen hätten. Wer die ungarisch-kroatischen Verhältnisse richtig beurtheilen will, der wird vom Standpunkte der Freiheit und Unabhängigkeit aus niemals irren, wenn er im Kampfe irgend welcher Völker gegen Ungarn nichts als Aufhetzen der Kamarilla erblickt, um Freiheit und Selbstständigkeit unmöglich zu machen. Ungarn ist jetzt eine zweite Lombardei, wo das Wiener Ministerium Russen und Türken für den Moment der Gefahr hinbeordert hat. Frankreich und Deutschland, wenn letztes seit einem Jahrtausend nicht allzuerbärmlich wäre, verdienen selbst wieder geknechtet zu werden, wenn sie den östreichischen Dalai-Lama-Absolutismus in Europa wieder zu Kräften kommen lassen. Sie thun es, wenn sie Italien und Ungarn nicht zu Hülfe eilen. Die hiesige demokratische Presse gebährdet sich nunmehr theilweise zwar rasend, ist aber noch lange nicht genießbar. Die „Konstitution“ sprach gestern noch von einem Gesammtöstreich, während der „Freimüthige“ vorgestern über die Ungarn schimpfte, um sie gestern wieder in Schutz zu nehmen. Die sancta simplicitas der Herrn ist noch fast ebenso allmächtig, als der östreichische Absolutismus. ‒ Die Straßenecken sind voll Plakate wider Ungarn und Frankreich. Man fürchtet den Krieg, wie den wirklichen Untergang. Der demokratische Verein hält permanente Sitzungen. Der Abgeordnete Barrosch, einer von den wenigen Böhmen, die auf deutscher Seite, welches hier die der Freiheit ist, stehen, erhielt gestern einen glänzenden Fackelzug. Dafür macht die „Presse“ ihn heute auch niederträchtig schlecht. 61 Wien, 8. September. Niemand als der literarische Blödsinn der sogenannten Demokraten Wiens konnte über die Erklärung der Minister auf Borrosch's Interpellation in der gestrigen Reichstagssitzung im Zweifel sein. Nachdem dieser Reichstag, da er am 6ten in seinem Schoße den Verräther Bach mit Stadion hatte siegen lassen, sich in der That tief unter das Ministerium zurückgeschleudert hatte, mußte man es noch als einen Akt überflüssiger Freisinnigkeit betrachten, wenn das Ministerium durch Vater Doblhoff ihm folgende Camphausen'sche Theorie offenbaren ließ: „Wir Minister verwahren uns wider jede Verdächtigung, als ob wir eine volksfeindliche Stellung eingenommen hätten; als ob wir den Reichstag für unmündig erklären oder gar erdrücken wollten. (Nr. 1 ist eine gewöhnliche Lüge der Unverschämtheit, Nr. 2 wird Stadion, Nr. 3 aber Jellachich seiner Zeit besorgen.) Wir halten aber fest an den Rechten der Krone und werden namentlich gegen republikanische Tendenzen einschreiten. Wir stehen auf konstitutionell-monarchischem (östreichischem) Boden, (demokratisch ist als überflüssig weggelassen) den Se. Majestät frei zugestanden hat und können daher auch nur konstitutionelle Prinzipien für maßgebend halten, obwohl wir durchaus nicht gewillt sind, der Konstitution, deren Feststellung Se. Majestät zufolge der Manifeste vom 3. und 6. Juni keine Schranken stellt, vorzugreifen. Es ist somit das freie, wechselseitige Einvernehmen, was wir unter Vereinbarung verstehen.“ Wessenberg, dessen Genie in Abwesenheit besteht, hatte es gar nicht der Mühe werth gehalten, zum Kunststück Doblhoff's zugegen zu sein, er war auch hier in cavaignac-rothschild-, radetzky-albertschen, ganz besonders aber in Angelegenheiten Jellachich's abwesend. Er, Latour und Stadion harren der baldigen Ankunft der eigentlichen Minister entgegen; Montekukoli, Windisch-Grätz und besonders Benjamin Jellachich. Die Tagespresse beschäftigt sich mit dem Borrosch gebrachten Fackelzuge, worüber sie in Rührung vergeht; einige Genien z. B. der große literarische Jude Jellinek aus Berlin, in dessen Aufsätzen niemals der Name, immer aber der Geist vergessen wird, ergehen sich in berlinisch-klugem Schimpfen wider Ungarn, seitdem der italienische Stoff ihnen dazu ausgegangen. ‒ Solche Schacher-Pflanzen nennt man irrthümlich hier Demokraten. Sie erlassen in Zeitungen, demokratischen Vereinen, Fackelzügen u. s. w. unbeirrt ein unausstehliches Gesalbader. Ich sage Ihnen, Oestreich, ja Deutschland bedürfen noch einer Umwälzung, um den Feudalismus vollends zu Boden zu werfen, sie bedürfen noch einiger, um das Juden-Bourgeoisthum zu vernichten, und vielleicht noch einer, um die christlichen und jüdischen literarischen Wanzen, welche an dem Bourgeoisthum kleben, zu vertilgen. Unter der Aufschrift: „Ungarn muß siegen“ wurde gestern ein Maueranschlag angeheftet, worin angezeigt wird, daß die Einreihung in Szeredy's Freikorps auf Ansuchen des Comité's an der hiesigen Universität geschehe. Mit beredten, geistvollen Worten werden Ungarns Verdienst um die Freiheit und die Folgen geschildert, welche sein Untergang auch für Wien haben muß. ‒ Der Kampf wird furchtbar, aber auch entscheidend werden; gestern soll er dadurch begonnen haben, daß die Horden des Jellachich die Drau überschritten. Und da schimpft diese Juden-Demokraten-Presse à la Jellinek aus Berlin, Kolisch, Samiel Deutsch, Löbenstein, Silberstein u. s. w. noch über Ungarn! Hätte Deutschland nicht fast lauter Demokraten-Gesindel, es hätte eine andere Demokratie! Wien, 8. Sept. Gestern Nachmittag kam eine zahlreiche Deputation des ungarischen Reichstages hier an. Ihr Auftrag geht dahin, den Kaiser und König zu bitten, derselbe wolle sich für eine Zeit lang nach der Hauptstadt Ungarns begeben und vor allen Dingen eine Ausgleichung der ungarisch-kroatischen Zerwürfnisse bewirken. Die Deputation ist in corpore vom Kaiser nicht empfangen worden. Sie kehrt heute nach Pesth zurück. Feldmarschall-Lieutenant Bechtold ist von seinem ganzen, größtentheils aus Magyaren bestehenden Armeekorps, als er bei St. Thomas angreifen wollte, verlassen worden. So mußte Bechtold seine Entlassung nehmen. Unter solchen Umständen traf die ungarische Deputation hier ein. Der Minister des Aeußeren, Fürst Esterhazy, sobald er die Nachricht von den neuesten Beschlüssen des ungarischen Reichstages, der mit einem offenen Abfall drohte, erhielt, hat gestern seine Entlassung genommen. Der Palatin, Erzherzog Stephan, weigerte sich die Deputation hierher zu begleiten. Eben eingehenden Nachrichten aus Agram vom 5. zufolge, ist das Vorrücken der Armee unwiderruflich auf den 7. festgesetzt; 56,000 Mann treten den Marsch über Warasdin und Csakaturn an. Das Manifest des Banus wird am 6. in Agram publizirt. * Wien, 8. Septbr. Die hiesige amtliche Zeitung bringt heute den am 2. September zu Ferrara zwischen Welden und dem Prolegaten Lovatelli abgeschlossenen Vertrag. Es sind 8 Artikel, in welchen die Auslieferung der beiderseitigen Gefangenen und Waffen, die Räumung des päpstlichen Gebietes durch die Oestreicher, mit Ausschluß Ferrara's, festgesetzt wird. Es ist auch verlangt, daß die östreichische Besatzung von Ferrara alle 14 Tage „aus Sanitätsrücksichten“ (?!!) gewechselt werde. Der Prolegat verspricht aber nur, daß dies höchstens alle sechs Wochen werde stattfinden dürfen. Die Ratifikation des Vertrags wird erwartet. ‒ ‒ Das Unterrichtsministerium hat vier Lehrer nach der Schweiz und dem übrigen Deutschland abgesandt, damit sie zur Verbesserung unseres Schulwesens die nöthigen Studien machen. 33 Düsseldorf, 14. Septbr. Angeregt durch die hiesigen demokratischen Vereine hat gestern vor den Thoren der Stadt Neuß im Freien eine Volksversammlung stattgefunden, wie sie am Niederrheine noch nicht gesehen wurde. Gegen 10,000 Menschen waren aus Düsseldorf, Neuß, Crefeld, Gladbach, Wevelinghoven und den benachbarten Ortschaften zusammengeströmt. Es war ein gewaltiger Anblick, doppelt erhebend in einem Augenblicke, wo die Reaktion alles aufbietet, die demokratischen Bestrebungen als von einer kleinen Zahl Ehrgeiziger und Verblendeter ausgehend zu verdächtigen und gewaltsam zu unterdrücken, diese dicht gedrängte Menschenmasse in den begeistertsten Jubel ausbrechen zu sehen, als ihr von der Tribüne herab verkündet wurde, daß endlich auch in den Versammlungen der Volksrepräsentanten, zu Berlin ebenso wie zu Frankfurt, die Forderungen der Demokratie anfingen, zur Anerkennung und Bethätigung zu gelangen. Mit einem unbeschreiblichen Beifallssturme wurde eine Adresse gegen den schleswig-holsteinischen Waffenstillstand aufgenommen und beschlossen. Außer dieser Adresse, die wir unten folgen lassen, wurde noch eine zweite, ebenfalls an die Frankfurter Versammlung, beschlossen, welche dem drohenden preußischen Bürgerwehrgesetz gegenüber die schleunigste Organisation einer allgemeinen deutschen Volkswehr beantragt. ‒ Die Adresse gegen den Waffenstillstand lautet: An die deutsche Nationalversammlung zu Frankfurt. Zum ersten Male hat sich die Versammlung, in deren Hände Deutschland seine Geschicke gelegt hat, zu einer That erhoben; zum ersten Male haben die Vertreter des deutschen Volkes die Ehre und Freiheit desselben dem schimpflichsten Verrath gegenüber zu wahren gewußt. Auf Grund einer unkontrasignirten Vollmacht ‒ deren Aufstellung jene Männer mit Schaam über ihre Kurzsichtigkeit erfüllen möge, welche voll überfließenden Vertrauens eine Unverantwortlichkeit bewilligten und so den unverantwortlichsten Handlungen Thür und Thor geöffnet haben ‒ hat das preußische Ministerium einen Waffenstillstand geschlossen, welcher Deutschlands materielle Interessen preisgibt gegenüber dem Auslande, Deutschlands Ehre und die Sache der Freiheit prinzipiell an die Reaktion und den Absolutismus verräth und eine doppelte Verletzung der Verfassung enthält, welche Sie angefangen haben Deutschland zu geben. Das preußische Ministerium hat einen Waffenstillstand geschlossen auf Grund einer unkontrasignirten Vollmacht und gewagt, die Bedingungen, welche diese Vollmacht enthielt, in ihren wesentlichsten Grundzügen zu verletzen. Während die Vollmacht bestimmt, daß alle bis zur Abschließung des Waffenstillstandes von der provisorischen Regierung erlassenen Gesetze in Kraft bleiben sollen, erklärt Preußen alle diese Gesetze für aufgehoben die einzige revolutionären Regierung in Deutschland, anerkannt sogar vom Bundestage, anerkannt von der Centralgewalt, wird nachträglich verläugnet, ihre ganze Wirksamkeit für ungültig erklärt, mit der ganzen revolutionären Vergangenheit aufs schamloseste gebrochen, und während ein Moltke an die Spitze der neuen Regierung gestellt wird, die ausdrückliche prinzipielle Bestimmung getroffen, daß kein Mitglied der provisorischen Regierung in die neue erwählt werden dürfe. Das ist der Verrath gegen eine bereits von allen gesetzlichen Autoritäten Deutschlands, von der Nationalversammlung, der Centralgewalt und den Einzelregierungen anerkannte, schon legitim gewordene revolutionäre Bewegung. Das der Waffenstillstand statt auf drei auf sieben Monate geschlossen wird und so für Deutschland absichtlich die Zeit verloren geht, innerhalb welcher die dänische Seemacht in ihren Operationen gehemmt und der wirksamste Angriff von deutscher Seite möglich ist, daß gegen die ausdrückliche Vorschrift die schleswig-holsteinischen Truppen getrennt und statt unter den deutschen Oberbefehlshaber zur Disposition der neuen, ihrer Majorität nach dänischen Regierung gestellt werden ‒ das ist der Verrath der materiellen Interessen Deutschlands. In der Annahme einer uncontrasignirten Vollmacht von Seiten Preußens liegt ein Angriff auf die erste Lebensbedingung konstitutioneller Staaten und indem den Bestimmungen dieser vom Reichsverweser ertheilten Vollmacht in jedem Punkte Hohn gesprochen wurde, hat sich die preußische Regierung eines schweren Attentats gegen die deutsche Verfassung schuldig gemacht, gegen jenes von Ihnen erlassene Gesetz, welches die Vertretung Deutschlands dem Auslande gegenüber einzig und allein in die Hände der Centralgewalt legt. Sie haben den nächsten von Ihrer Pflicht und Ehre vorgeschriebenen Schritt zu erfüllen gewußt und die Maßregeln zur Ausführung des Waffenstillstandes sistirt. Man hat Sie mit der Bedenklichkeit eines Konflikts zwischen Deutschland und Preußen zu schrecken gesucht. Aber das ist es, was die Mitglieder der unterzeichneten Volksversammlung Ihnen zuzurufen sich verpflichtet fühlen: Hinter jenem Ministerium steht kein Volk! Der Sturz dieses feilen Ministeriums ist von jetzt ab eine Ehrensache des preußischen Volkes und seiner Vertreter geworden. Sollte das preußische Kabinet beharren in seinem übermüthigen und strafbaren Ungehorsam gegen die Centralgewalt, so werden die unterzeichneten Bürger des Rheinlandes mit Gut und Blut zu derselben halten und die errungene Verfassung zu schützen wissen. Nicht wir, nicht Sie, das preußische Kabinet ist es, welches, wenn es in seiner Widersetzlichkeit beharrt, die bestehende Verfassung gebrochen und die Revolution proklamirt hat. Sie werden auf der Bahn, die Sie betreten, fortzuschreiten wissen. Umsonst giebt sich die Reaktion der thörigten Hoffnung hin, den Waffenstillstand definitiv von Ihnen gebilligt zu sehen. Sie werden, Sie können dies nicht ohne die Ehre Deutschlands zu verrathen, ohne die Reichsregierung, die Sie geschaffen, der Anmaßung der Sonderstaaten preiszugeben und zu einem ohnmächtigen Schattenbilde herabzusetzen, ohne sich selbst eines Bruches des von Ihnen proklamirten Gesetzes über die Centralgewalt schuldig zu machen, ohne endlich durch eine so offene Zurücknahme eines Beschlusses, welchen Sie so eben gefaßt, sich der Achtung des deutschen Volkes auf immer zu begeben und das Unheil über Deutschland zu bringen, daß es gewaltsam sich genöthigt sehe, die Wahrung seiner Freiheit und Würde außerhalb Ihrer Versammlung zu suchen. Die gerechte Verachtung Deutschlands, der Umsturz des mühsam begonnenen Werkes, der Appell jedes freien Mannes an die eigene Kraft wäre die Folge eines so namenlosen Verraths. Und so stellen wir denn an Sie das Ersuchen: Sich weder durch Rücksicht auf Verwickelungen mit auswärtigen Nationen noch durch die erheuchelten Befürchtungen eines Zerwürfnisses mit Preußen, erheuchelt, weil man nur zu wohl weiß, wie Preußens Volk zu Ihnen steht und hält, abhalten zu lassen, jenen Waffenstillstand zu verwerfen und den einzigen Krieg, welchen Deutschland im Namen des Volkes und der Freiheit unternommen hat, zu einem glorreichen Ende zu führen. Schleswig-Holstein, 5. Sept. Der Herzog von Glücksburg, der bis zum Ausbruch des Kriegs in Kiel residirt hat, soll gewilligt sein, auf 2 Jahre ins Ausland (man sagt nach England) sich zu begeben. Wohin die Fürsten von Augustenburg, die der König von Preußen in seinem Briefe seine lieben Vettern nannte, weil sie dem geheimen Verbannungsartikel willfahren sollten, sich begeben werden, weiß man noch nicht; zum „lieben Vetter“ wird's wohl schwerlich sein. ‒ In Potsdam konspirirt man mit den Russen, in Oestreich mit den Czechen und Kroaten, in Schleswig-Holstein mit den Dänen. Fünf Monate nach dem März 1848 kehrt der Urheber des, Einheit und Recht Schleswig-Holsteins zerreißenden offenen Briefes triumphirend in das von 40,000 Mann unbesiegter deutscher Truppen besetzte Schleswig-Holstein, in Folge zwischen Dänemark und Preußen abgeschlossener Bedingungen, zurück. Das ist nicht weniger bezeichnend, als daß Radetzky, gleichzeitig mit dem hannover'schen Orden und der Adresse der rechten Seit der deutschen Nationalversammlung, einen russischen Orden erhält, den nur ein russischen General, der für Rußland eine Schlacht gewonnen, bekommen kann. (F. J.) Italien. * _

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 101. Köln, 13. September 1848, S. 0506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz101_1848/2>, abgerufen am 21.11.2024.