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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 92. Köln, 2. September 1848.

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Arbeit, soweit es seine Quellen erlauben. Im alten Entwurf brauchte man nur Franzose, geborner Franzose zu sein, um Präsident der Republik werden zu können. Im verfeinerten Entwurf darf man die Eigenschaft eines Franzosen nicht verloren haben. Auf diese Weise glaubt man allen Prätendenten die Thore zu schließen.

-- Die Blätter zeigen an, Louis Bonaparte trete von Neuem als Kandidat für die Wahlen des 17 September auf.

-- Es ist nicht wahr, daß die Regierung am Rheine eine Armee aufzustellen gedenkt. Dagegen wird sie in Dijon eine 5te Division der Alpenarmee bilden.

-- Rücksichtlich der Mediation hört man sei der Regierung diesen Morgen die Erklärung aus Wien zugegangen, daß man die Einmischung Englands in die italienische Angelegenheit keineswegs gestatte. Der National weiß von dieser Erklärung noch nichts.

-- Abbe Genoude, Eigenthümer der Gazette de France, hat dem Präsidenten Marrast eine lange Protestation zugehen lassen. Inzwischen erscheint das Blatt unter dem neuen Titel: "Le peuple francais, Journal de l'appel a la Nation."

-- Trelat, Exstaatsbauten-Minister und Oberhospitalarzt der Salpetriere, wird Hrn. Savoie in Frankfurt ersetzen. Savoie trug nur den Titel eines Geschäftsträgers, Trelat erhält den eines bevollmächtigten Ministers.

-- National-Versammlung. Sitzung vom 30. Aug. Marrast eröffnet die Sitzung mit der Anzeige, daß der Bericht über den modifizirten Verfassungs-Entwurf fertig und von ihm dem Büreau übergeben worden sei, das den Druck und die Vertheilung desselben besorgen werde (Ah! Ah!)

Die Versammlung bestimmt nächsten Montag für den Beginn der Diskussion.

Präsident Marrast schlägt vor, von Montag an täglich zwei Sitzungen, eine Vor- und eine Nach-Mittag zu halten. Die Nachmittag-Sitzung von 2 bis 6 Uhr wäre ausschließlich zur Berathung der Verfassung bestimmt.

Montreuil möchte nur 4 Tage der Woche der Verfassung widmen.

Cremieux bekämpft diesen Vorschlag.

Die Versammlung entscheidet sich für 2 Sitzungen an jedem Tage.

Lebreton, General, zeigt der Versammlung an, daß sich eine gewisse Zahl der Wittwen und Waisen der Juni-Gefallenen um Versorgung an ihn wenden. Die Versammlung möge Anstalten treffen, ihrem Beschlusse baldige Ausführung zu verschaffen. Soll geschehen.

Erespel de la Touche erhält das Wort, um die Nothwendigkeit der Beschleunigung in Erledigung seines Antrages rücksichtlich der Zeitungspresse zu begründen.

Cavaignac: beabsichtigte der Antrag, eine Kritik der Art des Gebrauchs hervorzurufen, den ich von einem mir verliehenen Recht machte, so würde ich mich jeder Diskussion geradezu widersetzen. So aber scheint mir ihr Zweck in Untersuchung der Natur des mir verliehenen Rechts selbst zu liegen und ich widersetze mich daher keineswegs der Diskussion, sondern bevorworte sogar deren Beschleunigung.

Die Versammlung spricht die Beschleunigung aus und verweist den Entwurf an den Gesetzgebungs-Ausschuß zur sofortigen Vorprüfung.

Tagesordnung: Fleischsteuer an den Thoren von Paris. Man weiß, daß die provisorische Regierung die Steuer, wenn auch nicht völlig abschaffte, so doch im Interesse der Nahrungsmittel des Armen bedeutend verminderte.

Diese Herabsetzung, ohne den Preis des Fleisches zweiter Sorte (die Verminderung traf vorzüglich nur diese Sorte) zu ermäßige rief einen bedeutenden Ausfall indem Gemeindesäckel hervor, und der antisozialistische Finanzminister beeilt sich, diese Lücke durch Wiedereinführung jener Thorsteuer zu füllen.

Guerin bekämpft den Entwurf.

Duplan beschwört die Versammlung im Falle der Annahme wenigstens unzähligen Mißbräuchen zu steuern, die in den Pariser Schlachthäusern stattfänden.

Liguier, Berichterstatter, verspricht diese Beseitigung. Der in Rede stehende Entwurf sei nur ein provisorisches Mittel.

Senard und Victor Considerant nehmen an der Diskussion lebhaften Antheil.

Nach mancherlei Hin- und Herreden, wurden die Oktroi Gebühren auf Fleisch, wie sie vor dem 24. Februar bestanden, wieder angenommen.

Die Versammlung schreitet jetzt zur Berathung des Entwurfs, welcher das Gesetz vom 2 März 1848, rücksichtlich der Arbeitsstunden, (Reduktion von zwölf und resp. eilf auf zehn Stunden) außer Kraft setzt.

Pierre Leroux spricht über anderthalb Stunden. Der Skeptizismus greife wieder um sich in Frankreich. Der Despotismus sucht wieder Fuß zu fassen. Die Menschheit, die ihn zu transfiguriren strebte, sieht ihre Bestrebungen wieder gehemmt. Die alten Regierungsmaxime zeigten sich wieder von Neuem gerüstet auf dem Schlachtfelde, (Oh! Oh! Ja, Ja.) jedoch als einsichtslose Gensdarmen (allgemeines Gelächter.) Was den in Rede stehenden Gesetzentwurf betreffe, so sei es ein wahres Verbrechen, die Hand auch noch an das einzige wahrhaft menschliche und ächt republikanische Gesetz zu legen, das von der Februar-Revolution noch übrig blieb. Dieses Gesetz sei die schönste Frucht jener glorreichen Bewegung. Und man will es niederschmettern durch einen Majoritätsstreich (Lärm) ..... Die Ehre desselben gebührt ausschließlich jenem jungen Volks-Vertreter, der durch seine Abwesenheit jetzt glänzt (Louis Blanc! das ist unerträglich! zur Ordnung!)

Der Redner tritt in lange ökonomische Betrachtungen über die heutige gesellschaftliche Organisation ein, verliert aber den Zusammenhang durch einen unglücklichen Zufall, der ihm alle seine Papiere zu Boden wirft. Er tritt ab.

Duffey unterstützt den Entwurf und bekämpft die "Februar Irrthümer." Die Hauptsache sei, die Arbeit nicht auf 10 Stunden zu verkürzen sondern dem Arbeiter auch 10 Stunden Arbeit täglich zu verschaffen.

Italien.
*
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
*
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* Florenz, 23. August.
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27 Neapel, 20. Aug.
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Dänemark.
72 Kopenhagen, 26. August.

Von der Insel Alsen ist ein Protest mit 3351 Unterschriften gegen den Anschluß an Deutschland nach Frankfurt abgegangen. Man braucht hier keine posensche Adreßfabrikation von Seiten des dänischen Militairs vorauszusetzen, da die ganze Insel von Dänen bewohnt ist.

-- Die Stadt Flensburg protestirt ebenfalls in einem Schreiben an den Frankfurter volkswirthschaftlichen Ausschuß (den Fädrelandet mittheilt) gegen einen etwaigen Anschluß an den deutschen Zollverein.

-- Fädrelandet enthält ferner einen Brief dänischer Kriegsgefangener aus Stade, die über ihre Behandlung und namentlich die Pflege der Kranken von Seiten der Hannoveraner sich sehr lobend aussprechen.

Großbritannien.
* London, 30. August.

Nachdem, wie wir gestern berichtet, das Unterhaus die Bill wegen Rom in dritter Lesung angenommen, kam die Bill wegen der Schatzscheine im Comite des Hauses zur Berathung. Hume bekämpfte sie, weil sie eine Anleihe in Friedenszeiten im Betrage von 2 Mill. Pfd. Sterl. zum Zweck habe. Dadurch bekäme das Land jährlich 60-70,000 Pfd. neue Interessen zu bezahlen. Er ist sodann auch dagegen, weil sie den höchst unpolitischen Vorgang, Geld für das Land aufzuborgen, sanktionire. Reichten die Einnahmen nicht zu, so müßten entweder die Ausgaben vermindert oder der Ausfall durch neue oder erhöhte Steuern, aber nicht durch immer neue Anleihen aufgebracht werden. Er trägt auf Verwerfung der Bill an, die jedoch mit 66 gegen 45 Stimmen in die Comiteberathung geht.

Unterhaus vom 30. August. Hr. D'Israeli kritisirt in einer langen Rede die Arbeiten der bisherigen Session und das Verhalten der Regierung. Seine Sarkasmen machten Lord John höchst unbehaglich auf seinem Sitz. D'Israeli bemerkt, daß wohl nie ein Ministerium bei Eröffnung des Parlaments mehr versprochen und weniger gehalten, als gerade dieses in dieser Session. Es habe 4 Budgets vorgelegt und das 4. erinnere ihn an Don Quixotte's Rückkehr von seiner 4. Expedition. Der Schatzkanzler möge mit dem edlen Ritter de la Mancha ausrufen: "obgleich man seine Schwäche gemerkt, habe man ihn doch mit Achtung behandelt." (Großes Gelächter.) (Sitzung dauert fort.)

*

-- Louis Blanc setzte sich heute früh in Dover auf die Eisenbahn und ist bereits hier eingetroffen.

*

-- Die Deutschen in Manchester haben für die in den Barricadenkämpfen in Wien und Berlin Verwundeten und die Wittwen und Waisen der Gefallenen 503 Pf. St. gesammelt.

* Dublin, 23. Aug.

Es sind jetzt einige Wochen her, daß eines Morgens die Nachricht in Liverpool eintraf: die irische Revolution habe ihren Anfang genommen. Der elektrische Telegraph brachte die Nachricht nach London, von London verbreitete sie sich über den Kontinent und die Demokratie der halben Welt begrüßte frohlockend den Auferstehungstag des armen unglücklichen Erin. -- Ach, am folgenden Tage fand es sich, daß die ganze Geschichte eine Lüge sei... Börsenwölfe hatten durch eine falsche Nachricht ihren Coup zu machen gesucht, und wenn auch bald darauf der Aufstand wirklich seinen Anfang nahm, so sollte er doch zu nichts weniger als zu einem Resultate kommen.

Werfen wir einen Rückblick auf das eben Geschehene.

Mit Daniel O'Connels Todesstunde hatte die Stunde der Insurrektion für Irland geschlagen. Kein Vermittler stand mehr zwischen dem despotischen Briten und dem revolutionären Iren.

Vergebens bemühten sich Dan's Söhne, das lukrative Repeal-Geschäft, was der Familie jährlich an 30,000 Pfd. St. einbrachte, auch nach des Vaters Tode fortzusetzen. Die alte Zauberformel der Repeal, welche in des Vaters Mund wie das Klingen eines Goldstücks tönte, sie klang von den Lippen der Söhne wie das Klappern eines Rechenpfennigs, und was man der naiv-poetischen Beredsamkeit des großen Agitators geglaubt hatte: es ging verloren bei dem Lärm der nüchternen Jungen.

Der alte Daniel sank in's Grab und mit ihm seine Fabel, daß die Repealbewegung, auf der sichern Straße des Gesetzes, in aller Ruhe und Ordnung das Leid Alt-Irlands lindern könne.

Der alte Ire war todt und die Agitation der Jung-Iren begann.

Wer weiß, ob sie nicht längst zu einer Katastrophe geführt hätte, wenn nicht plötzlich jenes furchtbare Jahr der Mißärnte über das arme Erin hereingebrochen wäre, das wohl zu vereinzelten Emeuten aber nicht zu der Organisation einer kompakten revolutionären Partei führen konnte.

Der Hunger hatte die Bewohner der halben Insel entnervt; traurig standen sie da, dem Tode entgegenstierend, der die Kadaver der Gefallenen zu Tausenden, zu Hunderttausenden häufte.

Acht Millionen Pfund Sterling warf das britische Gouvernement den Bettlern hin, um ihr Leben durch den Winter hindurch zu fristen, um die Hungergefolterten von Raub und Brand zurückzuhalten. Das letztere gelang; Almosen und Kartätschen hielten die Rebellen im Zaume, wo das eine nicht ausreichte, da half das andere. Die politische Agitation war zu Ende. Ganz Irland glich einem Leichenhause -- dem Kühnsten entsank der Muth.

Einer geraumen Zeit bedurfte es, ehe das Land aus seiner Lethargie erstand, ehe die Leiter der revolutionären Partei auch nur daran denken konnten, die Leute für etwas anderes zu interessiren, als für das, was sie am nächsten Tage essen und trinken sollten. Die Höfe der Almosen spendenden Reichen, die Betstühle der Kapellen und die Gräber der Kirchhöfe -- sie wurden häufiger besucht als die Säle politischer Versammlungen. Erst nach einem Jahre stürzte sich Alles wieder mit der alten Erbitterung in die frühere Bewegung.

John O'Connell machte um diese Zeit die größten Anstrengungen, um an die Stelle seines Vaters und an die Spitze der Agitation zu gelangen. Es zeigte sich auf's Neue, daß er total unfähig war. Andre Leute standen auf der Bühne; die Partei des alten Daniel war zersplittert; man hatte die Hoffnung aufgegeben, sich auf gesetzlichem Wege Recht zu verschaffen, man schaarte sich um Männer, welche Irland frei machen wollten um jeden Preis.

Rasch drängen sich jetzt die Ereignisse. John O'Connell tritt allmählig ganz zurück; wir sehen die Repealer und die Jung-Irländer zu einer irischen League sich vereinigen; Smith O'Brien als ihren ersten Redner, John Mitchell als ihren ersten Journalisten in den Vordergrund treten.

Die Februar- und März-Ereignisse des Kontinents brechen aus. Der Blitz der in Paris, in Wien und in Berlin gezündet, er scheint auch London getroffen zu haben. Der 10. April mit dem Chartisten-Meeting auf Kennington-Common soll den Tanz auch in England und Irland eröffnen -- er mißglückt. -- Die Iren setzen die Bewegung auf eigene Faust fort.

Die Sprache des Organs der revolutionären Partei, des United Irishman, wird immer wilder, immer aufrührischer; das Gonvernement schreitet ein; Mitchell wird verhaftet und nach einem Prozeß, indem er sich mit dem bewunderungswürdigsten Heroismus benimmt, zu vierzehnjähriger Deportation nach Bermuda verurtheilt. Das Volk schäumt vor Wuth. Der "United Irishman" verwandelt sich nach der Verhaftung und der Deportation des Redakteurs in den "Irish Felon" und fährt fort offen und frei den Aufruhr zu predigen. Vergebens schleppt man auch den Eigenthümer des Blatt's und den Redakteur der "Nation" Hr. Duffynin das Gefängniß von Newgate; aus den Krallen ihrer Feinde erlassen sie eine revolutionäre Adresse nach der andern; sie trotzen jeder Strafe; ihre Blätter erscheinen gegen alle Verbote; in wilder fanatischer Weise rufen sie zum letzten Kampfe auf, und die rasch entstandenen Klubs der Konföderirten bewaffnen sich durch den ganzen Süden der Insel.

Das Gouvernement wird immer besorgter. Lord Clarendon, der Vicekönig von Irland, proklamirt in mehreren Hauptdistrikten des Landes die im vorigen Jahre bereits passirte Zwangsacte und veranlaßt die Regierung zu immer größern Truppensendungen, die von den Küsten ins Innere rücken. Doch auch damit glaubt man dem herannahenden Sturme nicht begegnen zu können. Lord John Russell beantragt plötzlich die Suspension der habeas corpus-Acte für Irland; nur 8 Mitglieder des Parlamentes stimmen dagegen und die Bill passirt an demselben Tage die erste, die zweite und die dritte Lesung, um dann sofort die königliche Sanktion zu erhalten.

Entsetzen herrscht durch Dublin beim Eintreffen dieser Nachricht. Die Führer der Partei verschwinden plötzlich von der Bühne, die Klubs lösen sich auf und alle englischen Blätter brechen schon über die anscheinende Feigheit der Konföderirten in den lautesten Jubel aus.

Vergebens sucht die Polizei nach O'Brien, nach Meagher und nach anderen Parteichefs; Niemand weiß, wo sie sind, selbst ihre besten Freunde fangen an, die Redlichkeit und den Muth ihrer Führer zu bezweifeln.

Da kommt plötzlich die Nachricht, daß der Kampf im Innern des Landes begonnen hat. In Tipperary, in dem Lande der "schwarzäugigen Jungen," hat sich Smith O'Brien an die Spitze einiger hundert Mann gestellt und sucht, von Ort zu Ort ziehend, sein kleines Heer zu vergrößern. Ihm entgegen zieht ein Trupp Polizeimannschaft unter dem Kommando Trants. Bei Ballingarry kommt es zum Treffen und Smith O'Brien wird geschlagen und zur Flucht gezwungen.

Das englische Gouvernement hat indeß weitere Kriegsmaßregeln getroffen. Von Woolwich expedirt man einen Artilleriezug nach dem andern nach der Nachbar-Insel hinüber. Kriegsschiffe landen bald in diesem, bald in jenem Hafen und setzen Mannschaft ans Land; Lord Hardinge, der Sieger am Sutlej und bei Sobraon reist nach Dublin und übernimmt den Oberbefehl des britischen Heeres. -- Die Insurgenten haben sich inzwischen wieder gesammelt; ihres besten Führers beraubt irren sie aber unstätt von Ort zu Ort und als der edle Lord endlich all' seine Streitkräfte entfaltet hat, da findet er, leider, keine Lorbeeren mehr zu erobern.

Mit der Flucht und der bald darauf erfolgenden Gefangennehmung Smith O'Briens ist der Aufstand zunächst schon beendigt.

Mehrere Wochen sind seit dem Zusammentreffen der Insurgenten und der Armee ihrer Unterdrücker verflossen und schon fielen fast alle Leiter des Aufstandes in die Hände ihrer Feinde. O'Brien, Meagher, Duffy, Martin, Dillon, O'Doherty und andere standen oder stehen noch vor ihren Richtern, um das Schuldig über sich aussprechen zu hören und Alt-Irland wird bald seine treuesten Kinder an der andern Seite der Erde wissen.

Der Konstablerstock und der Hunger werden inzwischen fortfahren, über Irland zu regieren.

* Dublin, 29. August.

Der hiesige "Herald" zeigt an: die Regierung habe erfahren, daß der größte Theil eines kürzlich in Mexiko verwendeten, aber nach Abschluß des Friedens entlassenen amerikanischen Regiments, Offiziere und Soldaten aus einem texanischen Hafen am 18. oder 19. Juli ausgelaufen, um sich in Irland der Insurrektion anzuschließen. Es seien meistens Irländer; sie führen 12 Kanonen bei sich. Es sind alle Anstalten getroffen, sie am Landen zu verhindern und gefangen zu nehmen. Sir C. Napier hat Befehl erhalten, in ganz summarischer Weise mit ihnen zu verfahren, falls sie in seine Hände gerathen sollten.

* Dublin, 29. August.

Eine Menge Verhaftungen fallen täglich hier wie in den Provinzen vor. So wurden gestern Abend 21 Insurgenten aus der Grafschaft Tipperary hieher in Verwahrsam gebracht. Bei den jetzigen Assisen zahlten 46 Geschworne lieber 50 Pf. Strafe, als daß sie durch ihr Erscheinen sich der Möglichkeit aussetzten, auf die Liste der zwölf Geschwornen zu kommen.

Amerika.
* Liverpool, 30. August.

Diesen Morgen traf der Dämpfer "Amerika" mit Nachrichten aus New-York vom 16. August hier ein. Die Weizenärnte war beendigt und überreichlich ausgefallen. Aus Mexiko wußte man, daß Paredes der Gefangennahme entgangen war.

Aus Virginien, 6. August.

Die farbige Race in ganz Nordamerika fängt an unruhig zu werden und den Weißen große Sorge zu machen. Ein Tag der Vergeltung scheint nahe zu sein. Der Präsident der freien farbigen Republik Liberia, Roberts, hat die Vereinigten Staaten besucht und ist mit förmlicher Auszeichnung von öffentlichen Behörden empfangen worden. Er hat sich mit seinem Gefolge von Neuyork nach Liverpool eingeschifft, um die Regierungen von England und Frankreich zur Anerkennung der Unabhängigkeit von Liberia zu bestimmen und diplomatischen Verkehr einzuleiten. -- Die Aernte in den Vereinigten Staaten ist dieses Jahr unermeßlich; Obst, Garten- und Feldfrüchte in überschwänglicher Fülle; die Preise aller Produkte unerhört niedrig.

(D. A. Z.)
Ostindien.
*

Ueber Marseille sind Nachrichten aus Bombay vom 19 Juli, aus Calcutta vom 10. Juli eingetroffen.

Der Sieg des Lieut. Edwardes und seines Alliirten von Bhawalpur über den Mulradsch von Multan bestätigt sich. Die Bombay-Zeitungen liefern eine Menge Details, aus denen her-

Arbeit, soweit es seine Quellen erlauben. Im alten Entwurf brauchte man nur Franzose, geborner Franzose zu sein, um Präsident der Republik werden zu können. Im verfeinerten Entwurf darf man die Eigenschaft eines Franzosen nicht verloren haben. Auf diese Weise glaubt man allen Prätendenten die Thore zu schließen.

— Die Blätter zeigen an, Louis Bonaparte trete von Neuem als Kandidat für die Wahlen des 17 September auf.

— Es ist nicht wahr, daß die Regierung am Rheine eine Armee aufzustellen gedenkt. Dagegen wird sie in Dijon eine 5te Division der Alpenarmee bilden.

— Rücksichtlich der Mediation hört man sei der Regierung diesen Morgen die Erklärung aus Wien zugegangen, daß man die Einmischung Englands in die italienische Angelegenheit keineswegs gestatte. Der National weiß von dieser Erklärung noch nichts.

— Abbe Genoude, Eigenthümer der Gazette de France, hat dem Präsidenten Marrast eine lange Protestation zugehen lassen. Inzwischen erscheint das Blatt unter dem neuen Titel: „Le peuple français, Journal de l'appel á la Nation.“

— Trelat, Exstaatsbauten-Minister und Oberhospitalarzt der Salpetriere, wird Hrn. Savoie in Frankfurt ersetzen. Savoie trug nur den Titel eines Geschäftsträgers, Trelat erhält den eines bevollmächtigten Ministers.

National-Versammlung. Sitzung vom 30. Aug. Marrast eröffnet die Sitzung mit der Anzeige, daß der Bericht über den modifizirten Verfassungs-Entwurf fertig und von ihm dem Büreau übergeben worden sei, das den Druck und die Vertheilung desselben besorgen werde (Ah! Ah!)

Die Versammlung bestimmt nächsten Montag für den Beginn der Diskussion.

Präsident Marrast schlägt vor, von Montag an täglich zwei Sitzungen, eine Vor- und eine Nach-Mittag zu halten. Die Nachmittag-Sitzung von 2 bis 6 Uhr wäre ausschließlich zur Berathung der Verfassung bestimmt.

Montreuil möchte nur 4 Tage der Woche der Verfassung widmen.

Cremieux bekämpft diesen Vorschlag.

Die Versammlung entscheidet sich für 2 Sitzungen an jedem Tage.

Lebreton, General, zeigt der Versammlung an, daß sich eine gewisse Zahl der Wittwen und Waisen der Juni-Gefallenen um Versorgung an ihn wenden. Die Versammlung möge Anstalten treffen, ihrem Beschlusse baldige Ausführung zu verschaffen. Soll geschehen.

Erespel de la Touche erhält das Wort, um die Nothwendigkeit der Beschleunigung in Erledigung seines Antrages rücksichtlich der Zeitungspresse zu begründen.

Cavaignac: beabsichtigte der Antrag, eine Kritik der Art des Gebrauchs hervorzurufen, den ich von einem mir verliehenen Recht machte, so würde ich mich jeder Diskussion geradezu widersetzen. So aber scheint mir ihr Zweck in Untersuchung der Natur des mir verliehenen Rechts selbst zu liegen und ich widersetze mich daher keineswegs der Diskussion, sondern bevorworte sogar deren Beschleunigung.

Die Versammlung spricht die Beschleunigung aus und verweist den Entwurf an den Gesetzgebungs-Ausschuß zur sofortigen Vorprüfung.

Tagesordnung: Fleischsteuer an den Thoren von Paris. Man weiß, daß die provisorische Regierung die Steuer, wenn auch nicht völlig abschaffte, so doch im Interesse der Nahrungsmittel des Armen bedeutend verminderte.

Diese Herabsetzung, ohne den Preis des Fleisches zweiter Sorte (die Verminderung traf vorzüglich nur diese Sorte) zu ermäßige rief einen bedeutenden Ausfall indem Gemeindesäckel hervor, und der antisozialistische Finanzminister beeilt sich, diese Lücke durch Wiedereinführung jener Thorsteuer zu füllen.

Guerin bekämpft den Entwurf.

Duplan beschwört die Versammlung im Falle der Annahme wenigstens unzähligen Mißbräuchen zu steuern, die in den Pariser Schlachthäusern stattfänden.

Liguier, Berichterstatter, verspricht diese Beseitigung. Der in Rede stehende Entwurf sei nur ein provisorisches Mittel.

Senard und Victor Considerant nehmen an der Diskussion lebhaften Antheil.

Nach mancherlei Hin- und Herreden, wurden die Oktroi Gebühren auf Fleisch, wie sie vor dem 24. Februar bestanden, wieder angenommen.

Die Versammlung schreitet jetzt zur Berathung des Entwurfs, welcher das Gesetz vom 2 März 1848, rücksichtlich der Arbeitsstunden, (Reduktion von zwölf und resp. eilf auf zehn Stunden) außer Kraft setzt.

Pierre Leroux spricht über anderthalb Stunden. Der Skeptizismus greife wieder um sich in Frankreich. Der Despotismus sucht wieder Fuß zu fassen. Die Menschheit, die ihn zu transfiguriren strebte, sieht ihre Bestrebungen wieder gehemmt. Die alten Regierungsmaxime zeigten sich wieder von Neuem gerüstet auf dem Schlachtfelde, (Oh! Oh! Ja, Ja.) jedoch als einsichtslose Gensdarmen (allgemeines Gelächter.) Was den in Rede stehenden Gesetzentwurf betreffe, so sei es ein wahres Verbrechen, die Hand auch noch an das einzige wahrhaft menschliche und ächt republikanische Gesetz zu legen, das von der Februar-Revolution noch übrig blieb. Dieses Gesetz sei die schönste Frucht jener glorreichen Bewegung. Und man will es niederschmettern durch einen Majoritätsstreich (Lärm) ‥… Die Ehre desselben gebührt ausschließlich jenem jungen Volks-Vertreter, der durch seine Abwesenheit jetzt glänzt (Louis Blanc! das ist unerträglich! zur Ordnung!)

Der Redner tritt in lange ökonomische Betrachtungen über die heutige gesellschaftliche Organisation ein, verliert aber den Zusammenhang durch einen unglücklichen Zufall, der ihm alle seine Papiere zu Boden wirft. Er tritt ab.

Duffey unterstützt den Entwurf und bekämpft die „Februar Irrthümer.“ Die Hauptsache sei, die Arbeit nicht auf 10 Stunden zu verkürzen sondern dem Arbeiter auch 10 Stunden Arbeit täglich zu verschaffen.

Italien.
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* Florenz, 23. August.
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27 Neapel, 20. Aug.
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Dänemark.
72 Kopenhagen, 26. August.

Von der Insel Alsen ist ein Protest mit 3351 Unterschriften gegen den Anschluß an Deutschland nach Frankfurt abgegangen. Man braucht hier keine posensche Adreßfabrikation von Seiten des dänischen Militairs vorauszusetzen, da die ganze Insel von Dänen bewohnt ist.

— Die Stadt Flensburg protestirt ebenfalls in einem Schreiben an den Frankfurter volkswirthschaftlichen Ausschuß (den Fädrelandet mittheilt) gegen einen etwaigen Anschluß an den deutschen Zollverein.

— Fädrelandet enthält ferner einen Brief dänischer Kriegsgefangener aus Stade, die über ihre Behandlung und namentlich die Pflege der Kranken von Seiten der Hannoveraner sich sehr lobend aussprechen.

Großbritannien.
* London, 30. August.

Nachdem, wie wir gestern berichtet, das Unterhaus die Bill wegen Rom in dritter Lesung angenommen, kam die Bill wegen der Schatzscheine im Comité des Hauses zur Berathung. Hume bekämpfte sie, weil sie eine Anleihe in Friedenszeiten im Betrage von 2 Mill. Pfd. Sterl. zum Zweck habe. Dadurch bekäme das Land jährlich 60-70,000 Pfd. neue Interessen zu bezahlen. Er ist sodann auch dagegen, weil sie den höchst unpolitischen Vorgang, Geld für das Land aufzuborgen, sanktionire. Reichten die Einnahmen nicht zu, so müßten entweder die Ausgaben vermindert oder der Ausfall durch neue oder erhöhte Steuern, aber nicht durch immer neue Anleihen aufgebracht werden. Er trägt auf Verwerfung der Bill an, die jedoch mit 66 gegen 45 Stimmen in die Comitéberathung geht.

Unterhaus vom 30. August. Hr. D'Israeli kritisirt in einer langen Rede die Arbeiten der bisherigen Session und das Verhalten der Regierung. Seine Sarkasmen machten Lord John höchst unbehaglich auf seinem Sitz. D'Israeli bemerkt, daß wohl nie ein Ministerium bei Eröffnung des Parlaments mehr versprochen und weniger gehalten, als gerade dieses in dieser Session. Es habe 4 Budgets vorgelegt und das 4. erinnere ihn an Don Quixotte's Rückkehr von seiner 4. Expedition. Der Schatzkanzler möge mit dem edlen Ritter de la Mancha ausrufen: „obgleich man seine Schwäche gemerkt, habe man ihn doch mit Achtung behandelt.“ (Großes Gelächter.) (Sitzung dauert fort.)

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— Louis Blanc setzte sich heute früh in Dover auf die Eisenbahn und ist bereits hier eingetroffen.

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— Die Deutschen in Manchester haben für die in den Barricadenkämpfen in Wien und Berlin Verwundeten und die Wittwen und Waisen der Gefallenen 503 Pf. St. gesammelt.

* Dublin, 23. Aug.

Es sind jetzt einige Wochen her, daß eines Morgens die Nachricht in Liverpool eintraf: die irische Revolution habe ihren Anfang genommen. Der elektrische Telegraph brachte die Nachricht nach London, von London verbreitete sie sich über den Kontinent und die Demokratie der halben Welt begrüßte frohlockend den Auferstehungstag des armen unglücklichen Erin. — Ach, am folgenden Tage fand es sich, daß die ganze Geschichte eine Lüge sei… Börsenwölfe hatten durch eine falsche Nachricht ihren Coup zu machen gesucht, und wenn auch bald darauf der Aufstand wirklich seinen Anfang nahm, so sollte er doch zu nichts weniger als zu einem Resultate kommen.

Werfen wir einen Rückblick auf das eben Geschehene.

Mit Daniel O'Connels Todesstunde hatte die Stunde der Insurrektion für Irland geschlagen. Kein Vermittler stand mehr zwischen dem despotischen Briten und dem revolutionären Iren.

Vergebens bemühten sich Dan's Söhne, das lukrative Repeal-Geschäft, was der Familie jährlich an 30,000 Pfd. St. einbrachte, auch nach des Vaters Tode fortzusetzen. Die alte Zauberformel der Repeal, welche in des Vaters Mund wie das Klingen eines Goldstücks tönte, sie klang von den Lippen der Söhne wie das Klappern eines Rechenpfennigs, und was man der naiv-poetischen Beredsamkeit des großen Agitators geglaubt hatte: es ging verloren bei dem Lärm der nüchternen Jungen.

Der alte Daniel sank in's Grab und mit ihm seine Fabel, daß die Repealbewegung, auf der sichern Straße des Gesetzes, in aller Ruhe und Ordnung das Leid Alt-Irlands lindern könne.

Der alte Ire war todt und die Agitation der Jung-Iren begann.

Wer weiß, ob sie nicht längst zu einer Katastrophe geführt hätte, wenn nicht plötzlich jenes furchtbare Jahr der Mißärnte über das arme Erin hereingebrochen wäre, das wohl zu vereinzelten Emeuten aber nicht zu der Organisation einer kompakten revolutionären Partei führen konnte.

Der Hunger hatte die Bewohner der halben Insel entnervt; traurig standen sie da, dem Tode entgegenstierend, der die Kadaver der Gefallenen zu Tausenden, zu Hunderttausenden häufte.

Acht Millionen Pfund Sterling warf das britische Gouvernement den Bettlern hin, um ihr Leben durch den Winter hindurch zu fristen, um die Hungergefolterten von Raub und Brand zurückzuhalten. Das letztere gelang; Almosen und Kartätschen hielten die Rebellen im Zaume, wo das eine nicht ausreichte, da half das andere. Die politische Agitation war zu Ende. Ganz Irland glich einem Leichenhause — dem Kühnsten entsank der Muth.

Einer geraumen Zeit bedurfte es, ehe das Land aus seiner Lethargie erstand, ehe die Leiter der revolutionären Partei auch nur daran denken konnten, die Leute für etwas anderes zu interessiren, als für das, was sie am nächsten Tage essen und trinken sollten. Die Höfe der Almosen spendenden Reichen, die Betstühle der Kapellen und die Gräber der Kirchhöfe — sie wurden häufiger besucht als die Säle politischer Versammlungen. Erst nach einem Jahre stürzte sich Alles wieder mit der alten Erbitterung in die frühere Bewegung.

John O'Connell machte um diese Zeit die größten Anstrengungen, um an die Stelle seines Vaters und an die Spitze der Agitation zu gelangen. Es zeigte sich auf's Neue, daß er total unfähig war. Andre Leute standen auf der Bühne; die Partei des alten Daniel war zersplittert; man hatte die Hoffnung aufgegeben, sich auf gesetzlichem Wege Recht zu verschaffen, man schaarte sich um Männer, welche Irland frei machen wollten um jeden Preis.

Rasch drängen sich jetzt die Ereignisse. John O'Connell tritt allmählig ganz zurück; wir sehen die Repealer und die Jung-Irländer zu einer irischen League sich vereinigen; Smith O'Brien als ihren ersten Redner, John Mitchell als ihren ersten Journalisten in den Vordergrund treten.

Die Februar- und März-Ereignisse des Kontinents brechen aus. Der Blitz der in Paris, in Wien und in Berlin gezündet, er scheint auch London getroffen zu haben. Der 10. April mit dem Chartisten-Meeting auf Kennington-Common soll den Tanz auch in England und Irland eröffnen — er mißglückt. — Die Iren setzen die Bewegung auf eigene Faust fort.

Die Sprache des Organs der revolutionären Partei, des United Irishman, wird immer wilder, immer aufrührischer; das Gonvernement schreitet ein; Mitchell wird verhaftet und nach einem Prozeß, indem er sich mit dem bewunderungswürdigsten Heroismus benimmt, zu vierzehnjähriger Deportation nach Bermuda verurtheilt. Das Volk schäumt vor Wuth. Der „United Irishman“ verwandelt sich nach der Verhaftung und der Deportation des Redakteurs in den „Irish Felon“ und fährt fort offen und frei den Aufruhr zu predigen. Vergebens schleppt man auch den Eigenthümer des Blatt's und den Redakteur der „Nation“ Hr. Duffynin das Gefängniß von Newgate; aus den Krallen ihrer Feinde erlassen sie eine revolutionäre Adresse nach der andern; sie trotzen jeder Strafe; ihre Blätter erscheinen gegen alle Verbote; in wilder fanatischer Weise rufen sie zum letzten Kampfe auf, und die rasch entstandenen Klubs der Konföderirten bewaffnen sich durch den ganzen Süden der Insel.

Das Gouvernement wird immer besorgter. Lord Clarendon, der Vicekönig von Irland, proklamirt in mehreren Hauptdistrikten des Landes die im vorigen Jahre bereits passirte Zwangsacte und veranlaßt die Regierung zu immer größern Truppensendungen, die von den Küsten ins Innere rücken. Doch auch damit glaubt man dem herannahenden Sturme nicht begegnen zu können. Lord John Russell beantragt plötzlich die Suspension der habeas corpus-Acte für Irland; nur 8 Mitglieder des Parlamentes stimmen dagegen und die Bill passirt an demselben Tage die erste, die zweite und die dritte Lesung, um dann sofort die königliche Sanktion zu erhalten.

Entsetzen herrscht durch Dublin beim Eintreffen dieser Nachricht. Die Führer der Partei verschwinden plötzlich von der Bühne, die Klubs lösen sich auf und alle englischen Blätter brechen schon über die anscheinende Feigheit der Konföderirten in den lautesten Jubel aus.

Vergebens sucht die Polizei nach O'Brien, nach Meagher und nach anderen Parteichefs; Niemand weiß, wo sie sind, selbst ihre besten Freunde fangen an, die Redlichkeit und den Muth ihrer Führer zu bezweifeln.

Da kommt plötzlich die Nachricht, daß der Kampf im Innern des Landes begonnen hat. In Tipperary, in dem Lande der „schwarzäugigen Jungen,“ hat sich Smith O'Brien an die Spitze einiger hundert Mann gestellt und sucht, von Ort zu Ort ziehend, sein kleines Heer zu vergrößern. Ihm entgegen zieht ein Trupp Polizeimannschaft unter dem Kommando Trants. Bei Ballingarry kommt es zum Treffen und Smith O'Brien wird geschlagen und zur Flucht gezwungen.

Das englische Gouvernement hat indeß weitere Kriegsmaßregeln getroffen. Von Woolwich expedirt man einen Artilleriezug nach dem andern nach der Nachbar-Insel hinüber. Kriegsschiffe landen bald in diesem, bald in jenem Hafen und setzen Mannschaft ans Land; Lord Hardinge, der Sieger am Sutlej und bei Sobraon reist nach Dublin und übernimmt den Oberbefehl des britischen Heeres. — Die Insurgenten haben sich inzwischen wieder gesammelt; ihres besten Führers beraubt irren sie aber unstätt von Ort zu Ort und als der edle Lord endlich all' seine Streitkräfte entfaltet hat, da findet er, leider, keine Lorbeeren mehr zu erobern.

Mit der Flucht und der bald darauf erfolgenden Gefangennehmung Smith O'Briens ist der Aufstand zunächst schon beendigt.

Mehrere Wochen sind seit dem Zusammentreffen der Insurgenten und der Armee ihrer Unterdrücker verflossen und schon fielen fast alle Leiter des Aufstandes in die Hände ihrer Feinde. O'Brien, Meagher, Duffy, Martin, Dillon, O'Doherty und andere standen oder stehen noch vor ihren Richtern, um das Schuldig über sich aussprechen zu hören und Alt-Irland wird bald seine treuesten Kinder an der andern Seite der Erde wissen.

Der Konstablerstock und der Hunger werden inzwischen fortfahren, über Irland zu regieren.

* Dublin, 29. August.

Der hiesige „Herald“ zeigt an: die Regierung habe erfahren, daß der größte Theil eines kürzlich in Mexiko verwendeten, aber nach Abschluß des Friedens entlassenen amerikanischen Regiments, Offiziere und Soldaten aus einem texanischen Hafen am 18. oder 19. Juli ausgelaufen, um sich in Irland der Insurrektion anzuschließen. Es seien meistens Irländer; sie führen 12 Kanonen bei sich. Es sind alle Anstalten getroffen, sie am Landen zu verhindern und gefangen zu nehmen. Sir C. Napier hat Befehl erhalten, in ganz summarischer Weise mit ihnen zu verfahren, falls sie in seine Hände gerathen sollten.

* Dublin, 29. August.

Eine Menge Verhaftungen fallen täglich hier wie in den Provinzen vor. So wurden gestern Abend 21 Insurgenten aus der Grafschaft Tipperary hieher in Verwahrsam gebracht. Bei den jetzigen Assisen zahlten 46 Geschworne lieber 50 Pf. Strafe, als daß sie durch ihr Erscheinen sich der Möglichkeit aussetzten, auf die Liste der zwölf Geschwornen zu kommen.

Amerika.
* Liverpool, 30. August.

Diesen Morgen traf der Dämpfer „Amerika“ mit Nachrichten aus New-York vom 16. August hier ein. Die Weizenärnte war beendigt und überreichlich ausgefallen. Aus Mexiko wußte man, daß Paredes der Gefangennahme entgangen war.

Aus Virginien, 6. August.

Die farbige Race in ganz Nordamerika fängt an unruhig zu werden und den Weißen große Sorge zu machen. Ein Tag der Vergeltung scheint nahe zu sein. Der Präsident der freien farbigen Republik Liberia, Roberts, hat die Vereinigten Staaten besucht und ist mit förmlicher Auszeichnung von öffentlichen Behörden empfangen worden. Er hat sich mit seinem Gefolge von Neuyork nach Liverpool eingeschifft, um die Regierungen von England und Frankreich zur Anerkennung der Unabhängigkeit von Liberia zu bestimmen und diplomatischen Verkehr einzuleiten. — Die Aernte in den Vereinigten Staaten ist dieses Jahr unermeßlich; Obst, Garten- und Feldfrüchte in überschwänglicher Fülle; die Preise aller Produkte unerhört niedrig.

(D. A. Z.)
Ostindien.
*

Ueber Marseille sind Nachrichten aus Bombay vom 19 Juli, aus Calcutta vom 10. Juli eingetroffen.

Der Sieg des Lieut. Edwardes und seines Alliirten von Bhawalpur über den Mulradsch von Multan bestätigt sich. Die Bombay-Zeitungen liefern eine Menge Details, aus denen her-

<TEI>
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          <p><pb facs="#f0003" n="0465"/>
Arbeit, soweit es seine Quellen erlauben.                         Im alten Entwurf brauchte man nur Franzose, geborner Franzose zu sein, um                         Präsident der Republik werden zu können. Im verfeinerten Entwurf darf man                         die Eigenschaft eines Franzosen nicht verloren haben. Auf diese Weise glaubt                         man allen Prätendenten die Thore zu schließen.</p>
          <p>&#x2014; Die Blätter zeigen an, Louis Bonaparte trete von Neuem als Kandidat für die                         Wahlen des 17 September auf.</p>
          <p>&#x2014; Es ist nicht wahr, daß die Regierung am Rheine eine Armee aufzustellen                         gedenkt. Dagegen wird sie in Dijon eine 5te Division der Alpenarmee                         bilden.</p>
          <p>&#x2014; Rücksichtlich der Mediation hört man sei der Regierung diesen Morgen die                         Erklärung aus Wien zugegangen, daß man die Einmischung Englands in die                         italienische Angelegenheit keineswegs gestatte. Der National weiß von dieser                         Erklärung noch nichts.</p>
          <p>&#x2014; Abbe Genoude, Eigenthümer der Gazette de France, hat dem Präsidenten                         Marrast eine lange Protestation zugehen lassen. Inzwischen erscheint das                         Blatt unter dem neuen Titel: &#x201E;Le peuple français, Journal de l'appel á la                         Nation.&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; Trelat, Exstaatsbauten-Minister und Oberhospitalarzt der Salpetriere, wird                         Hrn. Savoie in Frankfurt ersetzen. Savoie trug nur den Titel eines                         Geschäftsträgers, Trelat erhält den eines bevollmächtigten Ministers.</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#g">National-Versammlung</hi>. Sitzung vom 30. Aug. Marrast                         eröffnet die Sitzung mit der Anzeige, daß der Bericht über den modifizirten                         Verfassungs-Entwurf fertig und von ihm dem Büreau übergeben worden sei, das                         den Druck und die Vertheilung desselben besorgen werde (Ah! Ah!)</p>
          <p>Die Versammlung bestimmt nächsten Montag für den Beginn der Diskussion.</p>
          <p>Präsident <hi rendition="#g">Marrast</hi> schlägt vor, von Montag an täglich                         zwei Sitzungen, eine Vor- und eine Nach-Mittag zu halten. Die                         Nachmittag-Sitzung von 2 bis 6 Uhr wäre ausschließlich zur Berathung der                         Verfassung bestimmt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Montreuil</hi> möchte nur 4 Tage der Woche der Verfassung                         widmen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Cremieux</hi> bekämpft diesen Vorschlag.</p>
          <p>Die Versammlung entscheidet sich für 2 Sitzungen an jedem Tage.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lebreton,</hi> General, zeigt der Versammlung an, daß sich                         eine gewisse Zahl der Wittwen und Waisen der Juni-Gefallenen um Versorgung                         an ihn wenden. Die Versammlung möge Anstalten treffen, ihrem Beschlusse                         baldige Ausführung zu verschaffen. Soll geschehen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Erespel de la Touche</hi> erhält das Wort, um die                         Nothwendigkeit der Beschleunigung in Erledigung seines Antrages                         rücksichtlich der Zeitungspresse zu begründen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Cavaignac:</hi> beabsichtigte der Antrag, eine Kritik der                         Art des Gebrauchs hervorzurufen, den ich von einem mir verliehenen Recht                         machte, so würde ich mich jeder Diskussion geradezu widersetzen. So aber                         scheint mir ihr Zweck in Untersuchung der Natur des mir verliehenen Rechts                         selbst zu liegen und ich widersetze mich daher keineswegs der Diskussion,                         sondern bevorworte sogar deren Beschleunigung.</p>
          <p>Die Versammlung spricht die Beschleunigung aus und verweist den Entwurf an                         den Gesetzgebungs-Ausschuß zur sofortigen Vorprüfung.</p>
          <p>Tagesordnung: Fleischsteuer an den Thoren von Paris. Man weiß, daß die                         provisorische Regierung die Steuer, wenn auch nicht völlig abschaffte, so                         doch im Interesse der Nahrungsmittel des Armen bedeutend verminderte.</p>
          <p>Diese Herabsetzung, ohne den Preis des Fleisches zweiter Sorte (die                         Verminderung traf vorzüglich nur diese Sorte) zu ermäßige rief einen                         bedeutenden Ausfall indem Gemeindesäckel hervor, und der antisozialistische                         Finanzminister beeilt sich, diese Lücke durch Wiedereinführung jener                         Thorsteuer zu füllen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Guerin</hi> bekämpft den Entwurf.</p>
          <p><hi rendition="#g">Duplan</hi> beschwört die Versammlung im Falle der Annahme                         wenigstens unzähligen Mißbräuchen zu steuern, die in den Pariser                         Schlachthäusern stattfänden.</p>
          <p><hi rendition="#g">Liguier,</hi> Berichterstatter, verspricht diese                         Beseitigung. Der in Rede stehende Entwurf sei nur ein provisorisches                         Mittel.</p>
          <p><hi rendition="#g">Senard</hi> und <hi rendition="#g">Victor Considerant</hi> nehmen an der Diskussion lebhaften Antheil.</p>
          <p>Nach mancherlei Hin- und Herreden, wurden die Oktroi Gebühren auf Fleisch,                         wie sie vor dem 24. Februar bestanden, wieder angenommen.</p>
          <p>Die Versammlung schreitet jetzt zur Berathung des Entwurfs, welcher das                         Gesetz vom 2 März 1848, rücksichtlich der Arbeitsstunden, (Reduktion von                         zwölf und resp. eilf auf zehn Stunden) außer Kraft setzt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Pierre Leroux</hi> spricht über anderthalb Stunden. Der                         Skeptizismus greife wieder um sich in Frankreich. Der Despotismus sucht                         wieder Fuß zu fassen. Die Menschheit, die ihn zu transfiguriren strebte,                         sieht ihre Bestrebungen wieder gehemmt. Die alten Regierungsmaxime zeigten                         sich wieder von Neuem gerüstet auf dem Schlachtfelde, (Oh! Oh! Ja, Ja.)                         jedoch als einsichtslose Gensdarmen (allgemeines Gelächter.) Was den in Rede                         stehenden Gesetzentwurf betreffe, so sei es ein wahres Verbrechen, die Hand                         auch noch an das einzige wahrhaft menschliche und ächt republikanische                         Gesetz zu legen, das von der Februar-Revolution noch übrig blieb. Dieses                         Gesetz sei die schönste Frucht jener glorreichen Bewegung. Und man will es                         niederschmettern durch einen Majoritätsstreich (Lärm) &#x2025;&#x2026; Die Ehre desselben                         gebührt ausschließlich jenem jungen Volks-Vertreter, der durch seine                         Abwesenheit jetzt glänzt (Louis Blanc! das ist unerträglich! zur                         Ordnung!)</p>
          <p>Der Redner tritt in lange ökonomische Betrachtungen über die heutige                         gesellschaftliche Organisation ein, verliert aber den Zusammenhang durch                         einen unglücklichen Zufall, der ihm alle seine Papiere zu Boden wirft. Er                         tritt ab.</p>
          <p><hi rendition="#g">Duffey</hi> unterstützt den Entwurf und bekämpft die                         &#x201E;Februar Irrthümer.&#x201C; Die Hauptsache sei, die Arbeit nicht auf 10 Stunden zu                         verkürzen sondern dem Arbeiter auch 10 Stunden Arbeit täglich zu                         verschaffen.</p>
        </div>
      </div>
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        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar092_015_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 2. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 641.</bibl>                </note>
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            <bibl>
              <author>*</author>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 2. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 641.</bibl>                </note>
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              <author>*</author>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 2. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 641.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 23. August.</head>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 2. September 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 641.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>27</author></bibl> Neapel, 20. Aug.</head>
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        <head>Dänemark.</head>
        <div xml:id="ar092_019" type="jArticle">
          <head><bibl><author>72</author></bibl> Kopenhagen, 26. August.</head>
          <p>Von der Insel Alsen ist ein Protest mit 3351 Unterschriften gegen den                         Anschluß an Deutschland nach Frankfurt abgegangen. Man braucht hier keine                         posensche Adreßfabrikation von Seiten des dänischen Militairs                         vorauszusetzen, da die ganze Insel von Dänen bewohnt ist.</p>
          <p>&#x2014; Die Stadt Flensburg protestirt ebenfalls in einem Schreiben an den                         Frankfurter volkswirthschaftlichen Ausschuß (den Fädrelandet mittheilt)                         gegen einen etwaigen Anschluß an den deutschen Zollverein.</p>
          <p>&#x2014; Fädrelandet enthält ferner einen Brief dänischer Kriegsgefangener aus                         Stade, die über ihre Behandlung und namentlich die Pflege der Kranken von                         Seiten der Hannoveraner sich sehr lobend aussprechen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Großbritannien.</head>
        <div xml:id="ar092_020" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 30. August.</head>
          <p>Nachdem, wie wir gestern berichtet, das Unterhaus die Bill wegen Rom in                         dritter Lesung angenommen, kam die Bill wegen der Schatzscheine im Comité                         des Hauses zur Berathung. <hi rendition="#g">Hume</hi> bekämpfte sie, weil                         sie eine Anleihe in Friedenszeiten im Betrage von 2 Mill. Pfd. Sterl. zum                         Zweck habe. Dadurch bekäme das Land jährlich 60-70,000 Pfd. neue Interessen                         zu bezahlen. Er ist sodann auch dagegen, weil sie den höchst unpolitischen                         Vorgang, Geld für das Land aufzuborgen, sanktionire. Reichten die Einnahmen                         nicht zu, so müßten entweder die Ausgaben vermindert oder der Ausfall durch                         neue oder erhöhte Steuern, aber nicht durch immer neue Anleihen aufgebracht                         werden. Er trägt auf Verwerfung der Bill an, die jedoch mit 66 gegen 45                         Stimmen in die Comitéberathung geht.</p>
          <p><hi rendition="#g">Unterhaus</hi> vom 30. August. Hr. D'<hi rendition="#g">Israeli</hi> kritisirt in einer langen Rede die Arbeiten der bisherigen                         Session und das Verhalten der Regierung. Seine Sarkasmen machten Lord John                         höchst unbehaglich auf seinem Sitz. D'Israeli bemerkt, daß wohl nie ein                         Ministerium bei Eröffnung des Parlaments mehr versprochen und weniger                         gehalten, als gerade dieses in dieser Session. Es habe 4 Budgets vorgelegt                         und das 4. erinnere ihn an Don Quixotte's Rückkehr von seiner 4. Expedition.                         Der Schatzkanzler möge mit dem edlen Ritter de la Mancha ausrufen: &#x201E;obgleich                         man seine Schwäche gemerkt, habe man ihn doch mit Achtung behandelt.&#x201C;                         (Großes Gelächter.) (Sitzung dauert fort.)</p>
        </div>
        <div xml:id="ar092_021" type="jArticle">
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              <author>*</author>
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          </head>
          <p>&#x2014; Louis Blanc setzte sich heute früh in Dover auf die Eisenbahn und ist                         bereits hier eingetroffen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar092_022" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>&#x2014; Die Deutschen in Manchester haben für die in den Barricadenkämpfen in Wien                         und Berlin Verwundeten und die Wittwen und Waisen der Gefallenen 503 Pf. St.                         gesammelt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar092_023" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dublin, 23. Aug.</head>
          <p>Es sind jetzt einige Wochen her, daß eines Morgens die Nachricht in Liverpool                         eintraf: die irische Revolution habe ihren Anfang genommen. Der elektrische                         Telegraph brachte die Nachricht nach London, von London verbreitete sie sich                         über den Kontinent und die Demokratie der halben Welt begrüßte frohlockend                         den Auferstehungstag des armen unglücklichen Erin. &#x2014; Ach, am folgenden Tage                         fand es sich, daß die ganze Geschichte eine Lüge sei&#x2026; Börsenwölfe hatten                         durch eine falsche Nachricht ihren Coup zu machen gesucht, und wenn auch                         bald darauf der Aufstand wirklich seinen Anfang nahm, so sollte er doch zu                         nichts weniger als zu einem Resultate kommen.</p>
          <p>Werfen wir einen Rückblick auf das eben Geschehene.</p>
          <p>Mit Daniel O'Connels Todesstunde hatte die Stunde der Insurrektion für Irland                         geschlagen. Kein Vermittler stand mehr zwischen dem despotischen Briten und                         dem revolutionären Iren.</p>
          <p>Vergebens bemühten sich Dan's Söhne, das lukrative Repeal-Geschäft, was der                         Familie jährlich an 30,000 Pfd. St. einbrachte, auch nach des Vaters Tode                         fortzusetzen. Die alte Zauberformel der Repeal, welche in des Vaters Mund                         wie das Klingen eines Goldstücks tönte, sie klang von den Lippen der Söhne                         wie das Klappern eines Rechenpfennigs, und was man der naiv-poetischen                         Beredsamkeit des großen Agitators geglaubt hatte: es ging verloren bei dem                         Lärm der nüchternen Jungen.</p>
          <p>Der alte Daniel sank in's Grab und mit ihm seine Fabel, daß die                         Repealbewegung, auf der sichern Straße des Gesetzes, in aller Ruhe und                         Ordnung das Leid Alt-Irlands lindern könne.</p>
          <p>Der alte Ire war todt und die Agitation der Jung-Iren begann.</p>
          <p>Wer weiß, ob sie nicht längst zu einer Katastrophe geführt hätte, wenn nicht                         plötzlich jenes furchtbare Jahr der Mißärnte über das arme Erin                         hereingebrochen wäre, das wohl zu vereinzelten Emeuten aber nicht zu der                         Organisation einer kompakten revolutionären Partei führen konnte.</p>
          <p>Der Hunger hatte die Bewohner der halben Insel entnervt; traurig standen sie                         da, dem Tode entgegenstierend, der die Kadaver der Gefallenen zu Tausenden,                         zu Hunderttausenden häufte.</p>
          <p>Acht Millionen Pfund Sterling warf das britische Gouvernement den Bettlern                         hin, um ihr Leben durch den Winter hindurch zu fristen, um die                         Hungergefolterten von Raub und Brand zurückzuhalten. Das letztere gelang;                         Almosen und Kartätschen hielten die Rebellen im Zaume, wo das eine nicht                         ausreichte, da half das andere. Die politische Agitation war zu Ende. Ganz                         Irland glich einem Leichenhause &#x2014; dem Kühnsten entsank der Muth.</p>
          <p>Einer geraumen Zeit bedurfte es, ehe das Land aus seiner Lethargie erstand,                         ehe die Leiter der revolutionären Partei auch nur daran denken konnten, die                         Leute für etwas anderes zu interessiren, als für das, was sie am nächsten                         Tage essen und trinken sollten. Die Höfe der Almosen spendenden Reichen, die                         Betstühle der Kapellen und die Gräber der Kirchhöfe &#x2014; sie wurden häufiger                         besucht als die Säle politischer Versammlungen. Erst nach einem Jahre                         stürzte sich Alles wieder mit der alten Erbitterung in die frühere                         Bewegung.</p>
          <p>John O'Connell machte um diese Zeit die größten Anstrengungen, um an die                         Stelle seines Vaters und an die Spitze der Agitation zu gelangen. Es zeigte                         sich auf's Neue, daß er total unfähig war. Andre Leute standen auf der                         Bühne; die Partei des alten Daniel war zersplittert; man hatte die Hoffnung                         aufgegeben, sich auf gesetzlichem Wege Recht zu verschaffen, man schaarte                         sich um Männer, welche Irland frei machen wollten um jeden Preis.</p>
          <p>Rasch drängen sich jetzt die Ereignisse. John O'Connell tritt allmählig ganz                         zurück; wir sehen die Repealer und die Jung-Irländer zu einer irischen                         League sich vereinigen; Smith O'Brien als ihren ersten Redner, John Mitchell                         als ihren ersten Journalisten in den Vordergrund treten.</p>
          <p>Die Februar- und März-Ereignisse des Kontinents brechen aus. Der Blitz der in                         Paris, in Wien und in Berlin gezündet, er scheint auch London getroffen zu                         haben. Der 10. April mit dem Chartisten-Meeting auf Kennington-Common soll                         den Tanz auch in England und Irland eröffnen &#x2014; er mißglückt. &#x2014; Die Iren                         setzen die Bewegung auf eigene Faust fort.</p>
          <p>Die Sprache des Organs der revolutionären Partei, des United Irishman, wird                         immer wilder, immer aufrührischer; das Gonvernement schreitet ein; Mitchell                         wird verhaftet und nach einem Prozeß, indem er sich mit dem                         bewunderungswürdigsten Heroismus benimmt, zu vierzehnjähriger Deportation                         nach Bermuda verurtheilt. Das Volk schäumt vor Wuth. Der &#x201E;United Irishman&#x201C;                         verwandelt sich nach der Verhaftung und der Deportation des Redakteurs in                         den &#x201E;Irish Felon&#x201C; und fährt fort offen und frei den Aufruhr zu predigen.                         Vergebens schleppt man auch den Eigenthümer des Blatt's und den Redakteur                         der &#x201E;Nation&#x201C; Hr. Duffynin das Gefängniß von Newgate; aus den Krallen ihrer                         Feinde erlassen sie eine revolutionäre Adresse nach der andern; sie trotzen                         jeder Strafe; ihre Blätter erscheinen gegen alle Verbote; in wilder                         fanatischer Weise rufen sie zum letzten Kampfe auf, und die rasch                         entstandenen Klubs der Konföderirten bewaffnen sich durch den ganzen Süden                         der Insel.</p>
          <p>Das Gouvernement wird immer besorgter. Lord Clarendon, der Vicekönig von                         Irland, proklamirt in mehreren Hauptdistrikten des Landes die im vorigen                         Jahre bereits passirte Zwangsacte und veranlaßt die Regierung zu immer                         größern Truppensendungen, die von den Küsten ins Innere rücken. Doch auch                         damit glaubt man dem herannahenden Sturme nicht begegnen zu können. Lord                         John Russell beantragt plötzlich die Suspension der habeas corpus-Acte für                         Irland; nur 8 Mitglieder des Parlamentes stimmen dagegen und die Bill                         passirt an demselben Tage die erste, die zweite und die dritte Lesung, um                         dann sofort die königliche Sanktion zu erhalten.</p>
          <p>Entsetzen herrscht durch Dublin beim Eintreffen dieser Nachricht. Die Führer                         der Partei verschwinden plötzlich von der Bühne, die Klubs lösen sich auf                         und alle englischen Blätter brechen schon über die anscheinende Feigheit der                         Konföderirten in den lautesten Jubel aus.</p>
          <p>Vergebens sucht die Polizei nach O'Brien, nach Meagher und nach anderen                         Parteichefs; Niemand weiß, wo sie sind, selbst ihre besten Freunde fangen                         an, die Redlichkeit und den Muth ihrer Führer zu bezweifeln.</p>
          <p>Da kommt plötzlich die Nachricht, daß der Kampf im Innern des Landes begonnen                         hat. In Tipperary, in dem Lande der &#x201E;schwarzäugigen Jungen,&#x201C; hat sich Smith                         O'Brien an die Spitze einiger hundert Mann gestellt und sucht, von Ort zu                         Ort ziehend, sein kleines Heer zu vergrößern. Ihm entgegen zieht ein Trupp                         Polizeimannschaft unter dem Kommando Trants. Bei Ballingarry kommt es zum                         Treffen und Smith O'Brien wird geschlagen und zur Flucht gezwungen.</p>
          <p>Das englische Gouvernement hat indeß weitere Kriegsmaßregeln getroffen. Von                         Woolwich expedirt man einen Artilleriezug nach dem andern nach der                         Nachbar-Insel hinüber. Kriegsschiffe landen bald in diesem, bald in jenem                         Hafen und setzen Mannschaft ans Land; Lord Hardinge, der Sieger am Sutlej                         und bei Sobraon reist nach Dublin und übernimmt den Oberbefehl des                         britischen Heeres. &#x2014; Die Insurgenten haben sich inzwischen wieder gesammelt;                         ihres besten Führers beraubt irren sie aber unstätt von Ort zu Ort und als                         der edle Lord endlich all' seine Streitkräfte entfaltet hat, da findet er,                         leider, keine Lorbeeren mehr zu erobern.</p>
          <p>Mit der Flucht und der bald darauf erfolgenden Gefangennehmung Smith O'Briens                         ist der Aufstand zunächst schon beendigt.</p>
          <p>Mehrere Wochen sind seit dem Zusammentreffen der Insurgenten und der Armee                         ihrer Unterdrücker verflossen und schon fielen fast alle Leiter des                         Aufstandes in die Hände ihrer Feinde. O'Brien, Meagher, Duffy, Martin,                         Dillon, O'Doherty und andere standen oder stehen noch vor ihren Richtern, um                         das Schuldig über sich aussprechen zu hören und Alt-Irland wird bald seine                         treuesten Kinder an der andern Seite der Erde wissen.</p>
          <p>Der Konstablerstock und der Hunger werden inzwischen fortfahren, über Irland                         zu regieren.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar092_024" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dublin, 29. August.</head>
          <p>Der hiesige &#x201E;Herald&#x201C; zeigt an: die Regierung habe erfahren, daß der größte                         Theil eines kürzlich in Mexiko verwendeten, aber nach Abschluß des Friedens                         entlassenen amerikanischen Regiments, Offiziere und Soldaten aus einem                         texanischen Hafen am 18. oder 19. Juli ausgelaufen, um sich in Irland der                         Insurrektion anzuschließen. Es seien meistens Irländer; sie führen 12                         Kanonen bei sich. Es sind alle Anstalten getroffen, sie am Landen zu                         verhindern und gefangen zu nehmen. Sir C. Napier hat Befehl erhalten, in                         ganz summarischer Weise mit ihnen zu verfahren, falls sie in seine Hände                         gerathen sollten.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar092_025" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dublin, 29. August.</head>
          <p>Eine Menge Verhaftungen fallen täglich hier wie in den Provinzen vor. So                         wurden gestern Abend 21 Insurgenten aus der Grafschaft Tipperary hieher in                         Verwahrsam gebracht. Bei den jetzigen Assisen zahlten 46 Geschworne lieber                         50 Pf. Strafe, als daß sie durch ihr Erscheinen sich der Möglichkeit                         aussetzten, auf die Liste der zwölf Geschwornen zu kommen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Amerika.</head>
        <div xml:id="ar092_026" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Liverpool, 30. August.</head>
          <p>Diesen Morgen traf der Dämpfer &#x201E;Amerika&#x201C; mit Nachrichten aus New-York vom 16.                         August hier ein. Die Weizenärnte war beendigt und überreichlich ausgefallen.                         Aus Mexiko wußte man, daß Paredes der Gefangennahme entgangen war.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar092_027" type="jArticle">
          <head>Aus Virginien, 6. August.</head>
          <p>Die farbige Race in ganz Nordamerika fängt an unruhig zu werden und den                         Weißen große Sorge zu machen. Ein Tag der Vergeltung scheint nahe zu sein.                         Der Präsident der freien farbigen Republik Liberia, Roberts, hat die                         Vereinigten Staaten besucht und ist mit förmlicher Auszeichnung von                         öffentlichen Behörden empfangen worden. Er hat sich mit seinem Gefolge von                         Neuyork nach Liverpool eingeschifft, um die Regierungen von England und                         Frankreich zur Anerkennung der Unabhängigkeit von Liberia zu bestimmen und                         diplomatischen Verkehr einzuleiten. &#x2014; Die Aernte in den Vereinigten Staaten                         ist dieses Jahr unermeßlich; Obst, Garten- und Feldfrüchte in                         überschwänglicher Fülle; die Preise aller Produkte unerhört niedrig.</p>
          <bibl>(D. A. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ostindien.</head>
        <div xml:id="ar092_028" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Ueber Marseille sind Nachrichten aus Bombay vom 19 Juli, aus Calcutta vom 10.                         Juli eingetroffen.</p>
          <p>Der Sieg des Lieut. Edwardes und seines Alliirten von Bhawalpur über den                         Mulradsch von Multan bestätigt sich. Die Bombay-Zeitungen liefern eine Menge                         Details, aus denen her-
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0465/0003] Arbeit, soweit es seine Quellen erlauben. Im alten Entwurf brauchte man nur Franzose, geborner Franzose zu sein, um Präsident der Republik werden zu können. Im verfeinerten Entwurf darf man die Eigenschaft eines Franzosen nicht verloren haben. Auf diese Weise glaubt man allen Prätendenten die Thore zu schließen. — Die Blätter zeigen an, Louis Bonaparte trete von Neuem als Kandidat für die Wahlen des 17 September auf. — Es ist nicht wahr, daß die Regierung am Rheine eine Armee aufzustellen gedenkt. Dagegen wird sie in Dijon eine 5te Division der Alpenarmee bilden. — Rücksichtlich der Mediation hört man sei der Regierung diesen Morgen die Erklärung aus Wien zugegangen, daß man die Einmischung Englands in die italienische Angelegenheit keineswegs gestatte. Der National weiß von dieser Erklärung noch nichts. — Abbe Genoude, Eigenthümer der Gazette de France, hat dem Präsidenten Marrast eine lange Protestation zugehen lassen. Inzwischen erscheint das Blatt unter dem neuen Titel: „Le peuple français, Journal de l'appel á la Nation.“ — Trelat, Exstaatsbauten-Minister und Oberhospitalarzt der Salpetriere, wird Hrn. Savoie in Frankfurt ersetzen. Savoie trug nur den Titel eines Geschäftsträgers, Trelat erhält den eines bevollmächtigten Ministers. — National-Versammlung. Sitzung vom 30. Aug. Marrast eröffnet die Sitzung mit der Anzeige, daß der Bericht über den modifizirten Verfassungs-Entwurf fertig und von ihm dem Büreau übergeben worden sei, das den Druck und die Vertheilung desselben besorgen werde (Ah! Ah!) Die Versammlung bestimmt nächsten Montag für den Beginn der Diskussion. Präsident Marrast schlägt vor, von Montag an täglich zwei Sitzungen, eine Vor- und eine Nach-Mittag zu halten. Die Nachmittag-Sitzung von 2 bis 6 Uhr wäre ausschließlich zur Berathung der Verfassung bestimmt. Montreuil möchte nur 4 Tage der Woche der Verfassung widmen. Cremieux bekämpft diesen Vorschlag. Die Versammlung entscheidet sich für 2 Sitzungen an jedem Tage. Lebreton, General, zeigt der Versammlung an, daß sich eine gewisse Zahl der Wittwen und Waisen der Juni-Gefallenen um Versorgung an ihn wenden. Die Versammlung möge Anstalten treffen, ihrem Beschlusse baldige Ausführung zu verschaffen. Soll geschehen. Erespel de la Touche erhält das Wort, um die Nothwendigkeit der Beschleunigung in Erledigung seines Antrages rücksichtlich der Zeitungspresse zu begründen. Cavaignac: beabsichtigte der Antrag, eine Kritik der Art des Gebrauchs hervorzurufen, den ich von einem mir verliehenen Recht machte, so würde ich mich jeder Diskussion geradezu widersetzen. So aber scheint mir ihr Zweck in Untersuchung der Natur des mir verliehenen Rechts selbst zu liegen und ich widersetze mich daher keineswegs der Diskussion, sondern bevorworte sogar deren Beschleunigung. Die Versammlung spricht die Beschleunigung aus und verweist den Entwurf an den Gesetzgebungs-Ausschuß zur sofortigen Vorprüfung. Tagesordnung: Fleischsteuer an den Thoren von Paris. Man weiß, daß die provisorische Regierung die Steuer, wenn auch nicht völlig abschaffte, so doch im Interesse der Nahrungsmittel des Armen bedeutend verminderte. Diese Herabsetzung, ohne den Preis des Fleisches zweiter Sorte (die Verminderung traf vorzüglich nur diese Sorte) zu ermäßige rief einen bedeutenden Ausfall indem Gemeindesäckel hervor, und der antisozialistische Finanzminister beeilt sich, diese Lücke durch Wiedereinführung jener Thorsteuer zu füllen. Guerin bekämpft den Entwurf. Duplan beschwört die Versammlung im Falle der Annahme wenigstens unzähligen Mißbräuchen zu steuern, die in den Pariser Schlachthäusern stattfänden. Liguier, Berichterstatter, verspricht diese Beseitigung. Der in Rede stehende Entwurf sei nur ein provisorisches Mittel. Senard und Victor Considerant nehmen an der Diskussion lebhaften Antheil. Nach mancherlei Hin- und Herreden, wurden die Oktroi Gebühren auf Fleisch, wie sie vor dem 24. Februar bestanden, wieder angenommen. Die Versammlung schreitet jetzt zur Berathung des Entwurfs, welcher das Gesetz vom 2 März 1848, rücksichtlich der Arbeitsstunden, (Reduktion von zwölf und resp. eilf auf zehn Stunden) außer Kraft setzt. Pierre Leroux spricht über anderthalb Stunden. Der Skeptizismus greife wieder um sich in Frankreich. Der Despotismus sucht wieder Fuß zu fassen. Die Menschheit, die ihn zu transfiguriren strebte, sieht ihre Bestrebungen wieder gehemmt. Die alten Regierungsmaxime zeigten sich wieder von Neuem gerüstet auf dem Schlachtfelde, (Oh! Oh! Ja, Ja.) jedoch als einsichtslose Gensdarmen (allgemeines Gelächter.) Was den in Rede stehenden Gesetzentwurf betreffe, so sei es ein wahres Verbrechen, die Hand auch noch an das einzige wahrhaft menschliche und ächt republikanische Gesetz zu legen, das von der Februar-Revolution noch übrig blieb. Dieses Gesetz sei die schönste Frucht jener glorreichen Bewegung. Und man will es niederschmettern durch einen Majoritätsstreich (Lärm) ‥… Die Ehre desselben gebührt ausschließlich jenem jungen Volks-Vertreter, der durch seine Abwesenheit jetzt glänzt (Louis Blanc! das ist unerträglich! zur Ordnung!) Der Redner tritt in lange ökonomische Betrachtungen über die heutige gesellschaftliche Organisation ein, verliert aber den Zusammenhang durch einen unglücklichen Zufall, der ihm alle seine Papiere zu Boden wirft. Er tritt ab. Duffey unterstützt den Entwurf und bekämpft die „Februar Irrthümer.“ Die Hauptsache sei, die Arbeit nicht auf 10 Stunden zu verkürzen sondern dem Arbeiter auch 10 Stunden Arbeit täglich zu verschaffen. Italien. * _ * _ * Florenz, 23. August. _ 27 Neapel, 20. Aug. _ Dänemark. 72 Kopenhagen, 26. August. Von der Insel Alsen ist ein Protest mit 3351 Unterschriften gegen den Anschluß an Deutschland nach Frankfurt abgegangen. Man braucht hier keine posensche Adreßfabrikation von Seiten des dänischen Militairs vorauszusetzen, da die ganze Insel von Dänen bewohnt ist. — Die Stadt Flensburg protestirt ebenfalls in einem Schreiben an den Frankfurter volkswirthschaftlichen Ausschuß (den Fädrelandet mittheilt) gegen einen etwaigen Anschluß an den deutschen Zollverein. — Fädrelandet enthält ferner einen Brief dänischer Kriegsgefangener aus Stade, die über ihre Behandlung und namentlich die Pflege der Kranken von Seiten der Hannoveraner sich sehr lobend aussprechen. Großbritannien. * London, 30. August. Nachdem, wie wir gestern berichtet, das Unterhaus die Bill wegen Rom in dritter Lesung angenommen, kam die Bill wegen der Schatzscheine im Comité des Hauses zur Berathung. Hume bekämpfte sie, weil sie eine Anleihe in Friedenszeiten im Betrage von 2 Mill. Pfd. Sterl. zum Zweck habe. Dadurch bekäme das Land jährlich 60-70,000 Pfd. neue Interessen zu bezahlen. Er ist sodann auch dagegen, weil sie den höchst unpolitischen Vorgang, Geld für das Land aufzuborgen, sanktionire. Reichten die Einnahmen nicht zu, so müßten entweder die Ausgaben vermindert oder der Ausfall durch neue oder erhöhte Steuern, aber nicht durch immer neue Anleihen aufgebracht werden. Er trägt auf Verwerfung der Bill an, die jedoch mit 66 gegen 45 Stimmen in die Comitéberathung geht. Unterhaus vom 30. August. Hr. D'Israeli kritisirt in einer langen Rede die Arbeiten der bisherigen Session und das Verhalten der Regierung. Seine Sarkasmen machten Lord John höchst unbehaglich auf seinem Sitz. D'Israeli bemerkt, daß wohl nie ein Ministerium bei Eröffnung des Parlaments mehr versprochen und weniger gehalten, als gerade dieses in dieser Session. Es habe 4 Budgets vorgelegt und das 4. erinnere ihn an Don Quixotte's Rückkehr von seiner 4. Expedition. Der Schatzkanzler möge mit dem edlen Ritter de la Mancha ausrufen: „obgleich man seine Schwäche gemerkt, habe man ihn doch mit Achtung behandelt.“ (Großes Gelächter.) (Sitzung dauert fort.) * — Louis Blanc setzte sich heute früh in Dover auf die Eisenbahn und ist bereits hier eingetroffen. * — Die Deutschen in Manchester haben für die in den Barricadenkämpfen in Wien und Berlin Verwundeten und die Wittwen und Waisen der Gefallenen 503 Pf. St. gesammelt. * Dublin, 23. Aug. Es sind jetzt einige Wochen her, daß eines Morgens die Nachricht in Liverpool eintraf: die irische Revolution habe ihren Anfang genommen. Der elektrische Telegraph brachte die Nachricht nach London, von London verbreitete sie sich über den Kontinent und die Demokratie der halben Welt begrüßte frohlockend den Auferstehungstag des armen unglücklichen Erin. — Ach, am folgenden Tage fand es sich, daß die ganze Geschichte eine Lüge sei… Börsenwölfe hatten durch eine falsche Nachricht ihren Coup zu machen gesucht, und wenn auch bald darauf der Aufstand wirklich seinen Anfang nahm, so sollte er doch zu nichts weniger als zu einem Resultate kommen. Werfen wir einen Rückblick auf das eben Geschehene. Mit Daniel O'Connels Todesstunde hatte die Stunde der Insurrektion für Irland geschlagen. Kein Vermittler stand mehr zwischen dem despotischen Briten und dem revolutionären Iren. Vergebens bemühten sich Dan's Söhne, das lukrative Repeal-Geschäft, was der Familie jährlich an 30,000 Pfd. St. einbrachte, auch nach des Vaters Tode fortzusetzen. Die alte Zauberformel der Repeal, welche in des Vaters Mund wie das Klingen eines Goldstücks tönte, sie klang von den Lippen der Söhne wie das Klappern eines Rechenpfennigs, und was man der naiv-poetischen Beredsamkeit des großen Agitators geglaubt hatte: es ging verloren bei dem Lärm der nüchternen Jungen. Der alte Daniel sank in's Grab und mit ihm seine Fabel, daß die Repealbewegung, auf der sichern Straße des Gesetzes, in aller Ruhe und Ordnung das Leid Alt-Irlands lindern könne. Der alte Ire war todt und die Agitation der Jung-Iren begann. Wer weiß, ob sie nicht längst zu einer Katastrophe geführt hätte, wenn nicht plötzlich jenes furchtbare Jahr der Mißärnte über das arme Erin hereingebrochen wäre, das wohl zu vereinzelten Emeuten aber nicht zu der Organisation einer kompakten revolutionären Partei führen konnte. Der Hunger hatte die Bewohner der halben Insel entnervt; traurig standen sie da, dem Tode entgegenstierend, der die Kadaver der Gefallenen zu Tausenden, zu Hunderttausenden häufte. Acht Millionen Pfund Sterling warf das britische Gouvernement den Bettlern hin, um ihr Leben durch den Winter hindurch zu fristen, um die Hungergefolterten von Raub und Brand zurückzuhalten. Das letztere gelang; Almosen und Kartätschen hielten die Rebellen im Zaume, wo das eine nicht ausreichte, da half das andere. Die politische Agitation war zu Ende. Ganz Irland glich einem Leichenhause — dem Kühnsten entsank der Muth. Einer geraumen Zeit bedurfte es, ehe das Land aus seiner Lethargie erstand, ehe die Leiter der revolutionären Partei auch nur daran denken konnten, die Leute für etwas anderes zu interessiren, als für das, was sie am nächsten Tage essen und trinken sollten. Die Höfe der Almosen spendenden Reichen, die Betstühle der Kapellen und die Gräber der Kirchhöfe — sie wurden häufiger besucht als die Säle politischer Versammlungen. Erst nach einem Jahre stürzte sich Alles wieder mit der alten Erbitterung in die frühere Bewegung. John O'Connell machte um diese Zeit die größten Anstrengungen, um an die Stelle seines Vaters und an die Spitze der Agitation zu gelangen. Es zeigte sich auf's Neue, daß er total unfähig war. Andre Leute standen auf der Bühne; die Partei des alten Daniel war zersplittert; man hatte die Hoffnung aufgegeben, sich auf gesetzlichem Wege Recht zu verschaffen, man schaarte sich um Männer, welche Irland frei machen wollten um jeden Preis. Rasch drängen sich jetzt die Ereignisse. John O'Connell tritt allmählig ganz zurück; wir sehen die Repealer und die Jung-Irländer zu einer irischen League sich vereinigen; Smith O'Brien als ihren ersten Redner, John Mitchell als ihren ersten Journalisten in den Vordergrund treten. Die Februar- und März-Ereignisse des Kontinents brechen aus. Der Blitz der in Paris, in Wien und in Berlin gezündet, er scheint auch London getroffen zu haben. Der 10. April mit dem Chartisten-Meeting auf Kennington-Common soll den Tanz auch in England und Irland eröffnen — er mißglückt. — Die Iren setzen die Bewegung auf eigene Faust fort. Die Sprache des Organs der revolutionären Partei, des United Irishman, wird immer wilder, immer aufrührischer; das Gonvernement schreitet ein; Mitchell wird verhaftet und nach einem Prozeß, indem er sich mit dem bewunderungswürdigsten Heroismus benimmt, zu vierzehnjähriger Deportation nach Bermuda verurtheilt. Das Volk schäumt vor Wuth. Der „United Irishman“ verwandelt sich nach der Verhaftung und der Deportation des Redakteurs in den „Irish Felon“ und fährt fort offen und frei den Aufruhr zu predigen. Vergebens schleppt man auch den Eigenthümer des Blatt's und den Redakteur der „Nation“ Hr. Duffynin das Gefängniß von Newgate; aus den Krallen ihrer Feinde erlassen sie eine revolutionäre Adresse nach der andern; sie trotzen jeder Strafe; ihre Blätter erscheinen gegen alle Verbote; in wilder fanatischer Weise rufen sie zum letzten Kampfe auf, und die rasch entstandenen Klubs der Konföderirten bewaffnen sich durch den ganzen Süden der Insel. Das Gouvernement wird immer besorgter. Lord Clarendon, der Vicekönig von Irland, proklamirt in mehreren Hauptdistrikten des Landes die im vorigen Jahre bereits passirte Zwangsacte und veranlaßt die Regierung zu immer größern Truppensendungen, die von den Küsten ins Innere rücken. Doch auch damit glaubt man dem herannahenden Sturme nicht begegnen zu können. Lord John Russell beantragt plötzlich die Suspension der habeas corpus-Acte für Irland; nur 8 Mitglieder des Parlamentes stimmen dagegen und die Bill passirt an demselben Tage die erste, die zweite und die dritte Lesung, um dann sofort die königliche Sanktion zu erhalten. Entsetzen herrscht durch Dublin beim Eintreffen dieser Nachricht. Die Führer der Partei verschwinden plötzlich von der Bühne, die Klubs lösen sich auf und alle englischen Blätter brechen schon über die anscheinende Feigheit der Konföderirten in den lautesten Jubel aus. Vergebens sucht die Polizei nach O'Brien, nach Meagher und nach anderen Parteichefs; Niemand weiß, wo sie sind, selbst ihre besten Freunde fangen an, die Redlichkeit und den Muth ihrer Führer zu bezweifeln. Da kommt plötzlich die Nachricht, daß der Kampf im Innern des Landes begonnen hat. In Tipperary, in dem Lande der „schwarzäugigen Jungen,“ hat sich Smith O'Brien an die Spitze einiger hundert Mann gestellt und sucht, von Ort zu Ort ziehend, sein kleines Heer zu vergrößern. Ihm entgegen zieht ein Trupp Polizeimannschaft unter dem Kommando Trants. Bei Ballingarry kommt es zum Treffen und Smith O'Brien wird geschlagen und zur Flucht gezwungen. Das englische Gouvernement hat indeß weitere Kriegsmaßregeln getroffen. Von Woolwich expedirt man einen Artilleriezug nach dem andern nach der Nachbar-Insel hinüber. Kriegsschiffe landen bald in diesem, bald in jenem Hafen und setzen Mannschaft ans Land; Lord Hardinge, der Sieger am Sutlej und bei Sobraon reist nach Dublin und übernimmt den Oberbefehl des britischen Heeres. — Die Insurgenten haben sich inzwischen wieder gesammelt; ihres besten Führers beraubt irren sie aber unstätt von Ort zu Ort und als der edle Lord endlich all' seine Streitkräfte entfaltet hat, da findet er, leider, keine Lorbeeren mehr zu erobern. Mit der Flucht und der bald darauf erfolgenden Gefangennehmung Smith O'Briens ist der Aufstand zunächst schon beendigt. Mehrere Wochen sind seit dem Zusammentreffen der Insurgenten und der Armee ihrer Unterdrücker verflossen und schon fielen fast alle Leiter des Aufstandes in die Hände ihrer Feinde. O'Brien, Meagher, Duffy, Martin, Dillon, O'Doherty und andere standen oder stehen noch vor ihren Richtern, um das Schuldig über sich aussprechen zu hören und Alt-Irland wird bald seine treuesten Kinder an der andern Seite der Erde wissen. Der Konstablerstock und der Hunger werden inzwischen fortfahren, über Irland zu regieren. * Dublin, 29. August. Der hiesige „Herald“ zeigt an: die Regierung habe erfahren, daß der größte Theil eines kürzlich in Mexiko verwendeten, aber nach Abschluß des Friedens entlassenen amerikanischen Regiments, Offiziere und Soldaten aus einem texanischen Hafen am 18. oder 19. Juli ausgelaufen, um sich in Irland der Insurrektion anzuschließen. Es seien meistens Irländer; sie führen 12 Kanonen bei sich. Es sind alle Anstalten getroffen, sie am Landen zu verhindern und gefangen zu nehmen. Sir C. Napier hat Befehl erhalten, in ganz summarischer Weise mit ihnen zu verfahren, falls sie in seine Hände gerathen sollten. * Dublin, 29. August. Eine Menge Verhaftungen fallen täglich hier wie in den Provinzen vor. So wurden gestern Abend 21 Insurgenten aus der Grafschaft Tipperary hieher in Verwahrsam gebracht. Bei den jetzigen Assisen zahlten 46 Geschworne lieber 50 Pf. Strafe, als daß sie durch ihr Erscheinen sich der Möglichkeit aussetzten, auf die Liste der zwölf Geschwornen zu kommen. Amerika. * Liverpool, 30. August. Diesen Morgen traf der Dämpfer „Amerika“ mit Nachrichten aus New-York vom 16. August hier ein. Die Weizenärnte war beendigt und überreichlich ausgefallen. Aus Mexiko wußte man, daß Paredes der Gefangennahme entgangen war. Aus Virginien, 6. August. Die farbige Race in ganz Nordamerika fängt an unruhig zu werden und den Weißen große Sorge zu machen. Ein Tag der Vergeltung scheint nahe zu sein. Der Präsident der freien farbigen Republik Liberia, Roberts, hat die Vereinigten Staaten besucht und ist mit förmlicher Auszeichnung von öffentlichen Behörden empfangen worden. Er hat sich mit seinem Gefolge von Neuyork nach Liverpool eingeschifft, um die Regierungen von England und Frankreich zur Anerkennung der Unabhängigkeit von Liberia zu bestimmen und diplomatischen Verkehr einzuleiten. — Die Aernte in den Vereinigten Staaten ist dieses Jahr unermeßlich; Obst, Garten- und Feldfrüchte in überschwänglicher Fülle; die Preise aller Produkte unerhört niedrig. (D. A. Z.) Ostindien. * Ueber Marseille sind Nachrichten aus Bombay vom 19 Juli, aus Calcutta vom 10. Juli eingetroffen. Der Sieg des Lieut. Edwardes und seines Alliirten von Bhawalpur über den Mulradsch von Multan bestätigt sich. Die Bombay-Zeitungen liefern eine Menge Details, aus denen her-

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 92. Köln, 2. September 1848, S. 0465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz092_1848/3>, abgerufen am 24.11.2024.