Neue Rheinische Zeitung. Nr. 69. Köln, 8. August 1848. Beilage.neur gab nach und erklärte alle Neger in den Dänischen Besitzungen für frei. Doch die Aufregung unter den Negern wuchs, statt nachzulassen. Sie drangen in Frederickstedt ein, wurden aber am 5. von da vertrieben. Der spanische General-Kapitain hat von Porto-Rico schleunige Hilfe gesandt. Im Gefecht blieben 30 Neger todt und von den Gefangenen sind später mehrere erschossen worden. Die Ruhe ist bis zum 13. Juli nicht mehr gestört worden. Die Wirkungen des Dekrets der provisorischen Regierung Frankreichs, betreffend die unbedingte Emanzipation der Neger in den französischen Kolonien, hat auf Cuba und Porto-Rico einen unglaublichen Einfluß geübt. Man kann sagen, daß dem Sklavenhandel überhaupt ein furchtbarer Stoß damit versetzt worden - denn das Vertrauen zur Fortdauer der Sklaverei und der bisherige Zustand des Sklavenmarktes ist aufs tiefste erschüttert. Sollte nun gar ein Negeraufstand in den spanischen Besitzungen zum Ausbruch kommen, so wäre das eine zweite Niederlage für den Sklavenhandel. Das britische Westindien zöge daraus allein Vortheil. In Cuba wurde abermals viel von im Werke befindlichen Plänen zur Annexation der Insel in die Staaten der Union gesprochen. Es sind die vorauseilenden Schatten naher Ereignisse. Venezuela. * In diesen südamerikanischen Staaten ist nichts so veränderlich, als die Personen, welche die Regierungsgeschäfte leiten. Heute wird Präsident, wer gestern noch geächtet, vielleicht mit wenigen Getreuen in der Nähe von Sümpfen oder in Felsengrotten sich verbarg und morgen ist landesflüchtig, wer heute noch die höchste Stelle im Staate bekleidete. Dieser Veränderlichkeit gegenüber fällt um so mehr die Unveränderlichkeit auf, mit welcher trotz jener Unzahl von fast täglich vorkommenden politischen Temperaturwechseln doch die republikanische Staatsform unangetastet fortbesteht. In Venezuela ist der Kampf zwischen Monagas, dem jetzigen, und General Paez, dem Ex-Präsidenten, durchaus nicht zu Ende, wie früher von mehreren Journalen behauptet worden. Paez hat sich nach der Insel St. Thomas begeben, um seine Rüstungen zu vervollständigen und dann im südlichen Theil von Venezuela zu landen. Nach Berichten aus der Hauptstadt vom 8. Juli war Maracaibo wieder von den Truppen des General Paez besetzt worden, da 1200 Mann aus dem Lager des Präsidenten Monagas, von ihren Offizieren verlassen, den General Paez zu ihrem Chef ausgerufen hatten. Afrika. * Capstadt, 1. Juli. Die Cap-Kolonie erholt sich zusehends von den im Kaffernkriege erlittenen Verlusten. Das Einkommen für 1847 überstieg den Voranschlag um 56,462 Pf. Sterl. Der Gouverneur schlug der Legislatur Herabsetzung des Postporto's auf den Betrag des im Mutterlande üblichen vor (10 Pfennige pro Brief, gleichviel wie weit er innerhalb des Landes geht). Ferner ist der Antrag gestellt, den Zeitungsstempel zu beseitigen und diese Angelegenheit liegt dem exekutiven Rath zur Beschlußnahme vor. (Wir sehen hieraus, daß man in der Nähe der Kaffern und Hottentotten freiere und vernünftigere Einrichtungen hat als das "freie, einige und starke" Deutschland.) Egypten. * Alexandrien, 22. Juli. Die Cholera ist in Cairo mit bedeutender Heftigkeit ausgebrochen. Ibrahim läßt die beschwerlichsten Nilarbeiten einstellen, weil sonst von den armen Fellahs wenige von der Krankheit verschont und am Leben bleiben dürften. Eine Menge Personen treibt die Furcht von hier fort nach Malta, Frankreich und England. Binnen 4 Tagen zählte Cairo 352 an der Cholera Gestorbene. Banca-Zinn-Auktion. Rotterdam, 4. Aug. Am 29. Aug. 1848 wird die Niederl. Handels-Maatschappy in Rotterdam in Auktion ausbieten: 40,000 Blöcke Banca-Zinn, allda lagernd, Die Maatschappy giebt die Versicherung, daß sie bis Aug. 1849 kein anderes Zinn an Markt bringen wird, weder hier noch in Ostindien. Diese Annonce ist um so viel wichtiger für den Handel, als die Maatschappy dadurch das en bloc-Verkaufen, und mithin das seither festgehaltene Monopolisations-System in Banca-Zinn aufgiebt. Es steht jetzt die Konkurrenz für einen Jeden offen, während seit drei Jahren nur ein Einziger als Käufer des jedesmal zur Auktion gebrachten Quantums dastand, der seinerseits nur bei Partien an drei holländische Häuser abgab, welche Letztere mit Ausschließung aller Andern also Meister des Artikels blieben, und, da sie sich untereinander deshalb verständigten, den Preis nach Belieben feststellen konnten. Dies Alles war natürlich für den Verbraucher vom größten Nachtheil, indem er gewiß billiger für seinen Bedarf zurecht gekommen wäre, wenn er seine Ordres frei in Auktion hätte aufgeben können und nicht wie seither gezwungen war, nothgedrungen einer Zwischenhand einen bedeutenden Gewinn zu bezahlen. In der letzten Zeit wurde von der Maatschappy bei 1000 Blöcken zugleich zu Fl. 451/2 verkauft und ist dieser Preis der heutige Marktwerth. Wir machen die Verbraucher von hier auf obige, eben angelangte Mittheilung besonders aufmerksam. [Gerichtsprotokoll] Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl. (Fortsetzung.) Präsident. Angeklagter, wann haben Sie in Berlin gelebt, und wie waren Ihre Vermögensverhältnisse? Angeklagter. Ich habe 1844-1845 in Berlin studirt und in guten Vermögensverhältnissen gelebt. Pr. Ihre Verhältnisse sollen den zu den Akten gebrachten Notizen zufolge nicht zum besten gewesen sein, namentlich sollen Sie öfters verklagt worden sein? A. Dies bezieht sich wahrscheinlich auf einen einzigen Prozeß, nämlich wegen 28 Thaler Wirthshausschulden, den ich gewonnen habe. Pr. Wie lernten Sie die Gräfin Hatzfeldt kennen? A. Durch den Grafen Kaiserling. Pr. Sie standen in einem sehr freundschaftlichen Verhältnisse, waren ihr Generalbevollmächtigter? A. Ich war Freund der Gräfin, und nach Oppenheim's Verhaftung ihr Generalbevollmächtigter. Pr. Sie sollen einen Schlüssel zur Wohnung der Gräfin gehabt haben? A. Das ist Verläumdung, ich habe keinen solchen Schlüssel gehabt. Pr. Sie sollen, um das Interesse der Gräfin zu fördern, zu unredlichen Mitteln gegriffen haben, namentlich sollen Sie in Berlin versucht haben, den Bedienten des Grafen Nostiz, des Schwagers der Gräfin, zu bestechen, um zu Briefen zu gelangen, welche der Domänenrath Wachter geschrieben? A. Ich muß etwas ausholen, um die Sache in's rechtt Licht zu setzen. Es war unter Anderm das stete Bemühen des Grafen, die Kinder der Gräfin zu entführen, obgleich dieselben bei der Mutter bleiben wollten und vertragsmäßig sollten; namentlich wurde 1838 der junge Graf Paul aus Baden entführt, 1839 dasselbe mit der Gräfin Melanie ausgeführt, welche dann nach Wien in ein Kloster gebracht wurde. Im Februar 1846 hatte der erwähnte Wachter dem Grafen Paul einen Brief des Vaters zugesteckt, in welchem Paul aufgefordert wurde, bei Strafe der Enterbung, der Mutter zu entfliehen. Die Gräfin befürchtete, daß Graf Nostiz durch seinen Einfluß, namentlich bei dem Könige, ihr bei dem neuen Attentate ihres Gemahls gefährlich werden könne, und wünschte deßhalb den Briefwechsel des Nostiz mit ihrem Gemahl kennen zu lernen. Ich habe allerdings versucht, ihr hierbei behülflich zu sein. Pr. Wachtmeister Oelze und Krueger haben gesagt, Sie hätten versucht, die Briefe durch Bestechung zu erlangen? A. Ja. Pr. Haben Sie Dietriche machen lassen? A. Nein. Pr. Der Schlosser Reichard soll für 2 Friedrichsd'or Dietriche für Sie gemacht haben? A. Es ist nicht wahr. Pr. Es soll ein Komplott zwischen Ihnen, Oppenheim und Mendelssohn bestanden haben, um dem Grafen auf jede Weise zu schaden? Zeuge Hoppe bezeugt dies. A. Von einem Komplotte kann nicht die Rede sein. Wir waren von dem Rechte der Gräfin überzeugt. Pr. Es liegen Briefe vor, aus denen dies Streben hervorgeht, die namentlich bezeugen, daß Sie durch die Presse für die Gräfin haben wirken wollen. In einem hier vorliegenden Briefe von H. Heine in Paris sagen Sie: in der Aachener Zeitung vom 6. Sept., der Augsburger vom 21. Sept., dem Rhein. Beobachter vom 28. und 29. Sept., sei das Verhältniß der Gräfin zur Sprache gebracht worden; jetzt müsse gesorgt werden, im "Journal des Debats" und den "Times" fulminante Artikel zu veröffentlichen. A. Dieser Brief ist von mir, ich muß aber bitten, keine Stellen aus dem Zusammenhange zu reißen, sondern die Briefe ganz vorzulesen. Pr. Ich glaube, das Wichtigste vorgelesen zu haben. Ich will aber den Brief vorlesen: Lieber Heine! Vielgeliebter Freund! Ich wollte dieser Tage zu Ihnen herüber kommen, um mit Ihnen eine höchst dringende Angelegenheit, in der Ihre Hülfe mir von der höchsten Wichtigkeit ist, zu besprechen. Allein Geschäftsverwickelungen nageln mich für den Augenblick an, ich kann nicht absehen, wann mir eine Reise nach Paris möglich ist. So muß ich denn brieflich Ihnen diese Angelegenheit entwickeln, obwohl das viele Mißlichkeiten und Unvollkommenheiten mit sich bringt und ich dabei die Sehnsucht meines Herzens Sie mein lieber, lieber Freund, wieder einmal mit leiblichen Augen zu schauen, das gedankenvolle Haupt mit dem fein geschnittenen spöttisch zuckenden Mund vor mir zu sehen, nicht befriedigen kann. Es wird Ihnen gewiß durch Zeitungen und lügenhaftes Privatgeträtsch, manches über den Kassettendiebstahl dessen Motive etc. zu Ohren gekommen sein. Alles was Sie darüber gehört haben mögen, so wahr es auch sei, ist falsch. Denn so wahr es auch ist, ist es doch jedenfalls halb und unvollständig. Und jede Halbheit und Unvollständigkeit ist Falschheit. Leider kann ich Ihnen brieflich schon der Länge wegen nicht alle Details des herzempörenden Romans mittheilen, in welchem ich jetzt eine Rolle zu übernehmen für gut gefunden habe. Also nur Umrisse. Die größte Bewunderung der seltendsten geistigen Eigenschaften und des Idealismus hat mich mit dem dauerndsten tiefsten Interesse und der unverbrüchlichsten Treue für die Gräfin v. Hatzfeld erfüllt. Wenn dies Interesse noch durch irgend etwas gesteigert werden konnte, so war es durch die maßloseste Empörung über die unbeschreibliche Reihe der grausamsten Mißhandlungen, der ehrlosesten Infamie, mit welcher seit dem Jahre 1822 dieses unschuldige und bewundernswürdige Weib aus dem einzigen Grunde, weil sie reiner, besser und durchgeisteter war als die seelenlosen Fleischklumpen mit denen eine ungerechte ironische Geburt sie in Verwandtschaft gebracht, unausgesetzt überhäuft wurde. Sie haben mir oft die alte, seit Menschengedenken stets wiederkehrende Elegie geklagt, wie Sie um des Lebensblüthe gekommen sind, scheiternd an der einen großen gemeinschaftlichen Klippe die uns allen droht, an der faulen Gesinnungslosigkeit, der Gemeinheit und Perfidie jener Filzläuse, die annoch als die furchtbare Majorität in der Welt herumwimmeln. Andere haben auch gelitten, wie Sie und Viele mehr als Sie. Wenn aber anders dem größern Unglück und der größern Reinheit die größere Ehrfurcht gebührt, so müssen wir alle mit abgezogenem Hut dastehen, vor dem Unglück dieses Weibes. Nicht der Zufall ist so empörend, daß sie gerade einen Mann gefunden, der nach göttlichem und menschlichem Rechte, den Strang verdienend sie 22 Jahre auf eine gar nicht zu beschreibende Weise mißhandelt hat, sondern daß unter ihren zwei Brüdern, stark durch ihre gesellschaftliche Stellung, unter ihren Schwägern und Vettern, unter allen diesen Fürsten, Herrn und Grafen - die - die Beweise liegen mir vor, - alle ganz so wie ich überzeugt sind von der Schlechtigkeit des Grafen und dem ungerechten Schicksal seiner Frau - sich nicht Einer fand, der ihre Rechte gewahrt und sich ihrer angenommen hätte auf kräftige Weise, nicht einer der sie nicht seines eigenen Vortheils wegen, seiner eigenen Bequemlichkeit zu lieb verrathen und verkauft hätte. Nun, Sie haben ja auch erfahren was eine Familie ist, und werden das begreifen. Ja noch mehr, diese Brüder haben sie bis jetzt geflissentlich in Unkenntniß über ihr gesetzliches Recht erhalten, um sie durch dieses, wie durch jedes andere Mittel (Gewalt, Entziehung des Lebensunterhaltes) zu verhindern, den Rechtsweg gegen ihren Gatten zu ergreifen. Warum? weil jeder von ihnen ein gut Theil Gemeinheiten in dieser Affaire begangen hatte, deren Bekanntwerden er unterdrücken wollte. Nicht, daß z. B. der Graf bereits in den ersten Jahren seiner Ehe die Gräfin mit Stockprügel zwang, eine seiner Geliebtinnen, die Gräfin Hompesch, die ihr Gemahl auf Hatzfeld's Einladung nicht mehr wollte hinlassen, einzuladen, und sie dann weiter mit Stockprügel zwang, fortzugehen und ihn mit seiner Maitresse allein zu lassen, nicht, daß z. B. der Graf ihr ihre 9jährige Tochter Melanie entführte und in's Kloster der Salesianerinnen zu Wien sperrte, und dort solche Befehle gab, daß seit 6 Jahren kein Brief ihrer Mutter sie erreichen konnte, kein Brief von ihr an ihre Mutter abging, sie sogar, als das Kind Monate lang in lebensgefährlicher Krankheit lag, keine Mittheilung über sie erhalten konnte, nicht, daß z. B. der Graf 3 gewaltsame, aber jedesmal mit starker Hand abgeschlagene Entführungsversuche auf den Sohn Paul gemacht und ihm, einem 14 jährigen Knaben, mit Enterbung gedroht hat, wenn er nicht seiner Mutter fortliefe, nicht, daß er schon unzähligemal von der Nothwendigkeit gezwungen, die besten Versprechungen zugeschworen und eben so oft, wenn die Pistole von der Brust fortgenommen wurde, alles wieder gebrochen hat; nicht, daß er ein Vermögen von 130,000 Thlrn. Revenüen vergeudet, wovon er ihr kaum einen Brosamen zukommen läßt, - nicht Alles dies, sage ich, ist das Aergste, sondern das, daß ihre Brüder, ein Fürst in Schlesien, ein Gesandtschafts-Sekretär in Paris, die das Alles immer auf's genaueste kannten, dies gelitten haben. - Doch ich will meine Galle lieber für mich behalten! Das letzte war nun das, daß er, da er mit ihr in Gütergemeinschaft lebt, die sie nach seinem Tode in sehr glänzende Lage setzen würde, sein und ihr Vermögen auf eine systematische Weise verschenkt und ruinirt. Die letzte dieser Schenkungen war an eine französisch-russisch-deutsch-holländische Hure, die Frau von Meyendorff, die lange in Paris als russischer Spion gedient hat, im Interesse ihes Mannes, der nicht zu verwechseln ist mit dem russischen Gesandten zu Berlin. Solchem Beginnen zu begegnen, wollte ich nun eine Prodigalitäts-Klage gegen den Hrn. Grafen anstellen (die jetzt in der That auch anhängig gemacht worden ist). Zu diesem Zwecke war der Besitz des noch dazu unter einer Simulation vorgenommenen Schenkungsaktes an die Meyendorf wichtig und zu diesem Zwecke wollte sich der Assessor O. und Dr. M. seiner bemächtigen. A. Als ich von Berlin abreiste, wollte ich eine Versöhnung anbahnen. Oppenheim sollte in Ehrenbreitstein Prozesse gegen den Grafen anfangen, um diesem zu zeigen, daß die Gräfin noch Mittel in Händen habe, um zu ihrem Rechte zu kommen. Unterdessen sollte Mendelssohn über des Grafen Verschwendung und dessen sonstiges Leben Erkundigungen einziehen. Ich wollte hierdurch Mittel gewinnen, um den Grafen zum Vergleiche zu bewegen. Ich selbst ging nach Rheinstein zum Prinz von Preußen, an den ich Empfehlungen von der Gräfin und einigen hohen Militärpersonen in Berlin hatte. Erst später nach den Aachener Vorfällen, als von keiner Versöhnung mehr die Rede sein konnte, habe ich, wie ich es für Pflicht hielt, an die Oeffentlichkeit appellirt. Pr. Es liegen noch andere Beweise an D. Karl Grün, Heine u. a. vor, aus denen hervorgeht, daß Gladbach nach Berlin gehen solle, wo auf dem Landtage das Bescholtenheitsgesetz besprochen wurde, um zu erwirken, daß der Graf auf Grund desselben vom Landtage ausgeschlossen wurde. A. Dies wäre ein Akt der Gerechtigkeit gewesen. Pr. Sie haben behauptet, der Graf habe die Gräfin aushungern wollen. A. Hat in der That stattgefunden; bis vor 4 Monaten hat die Gräfin keinen Unterhalt vom Grafen bezogen. (Der Präsident verliest noch mehrere Briefe des Angeklagten, in denen das Hatzfeldtsche Verhältniß bald von socialistischem, bald von Hegelschem, bald vom politischen Standpunkte aus besprochen wurde.) Pr. Es soll in Berlin ein Plan gegen den Grafen geschmiedet worden sein, und zu dessen Ausführung die Theilnehmer zu verschiedenen Zeiten an den Rhein gegangen sein. Mendelssohn am 27. Juni, Lassalle am 9. Juli, die Gräfin mit Oppenheim am 20. Juli. Sind Sie auch nach Düsseldorf gegangen? A. Ja. Pr. Waren Sie dort mit Mendelssohn und Oppenheim zusammen? A. Mit Mendelssohn wohl. Wir logirten aber in verschiedenen Häusern und haben uns nur zweimal gesehen. Mit Oppenheim war ich dort nicht zusammen. Pr. Oberkellner Schmitz sagt, sie 3 wären zusammen dort gewesen, hätten sich gegenseitig Visitenkarten zugestellt. Sie hätten auch versucht, sich auf Reisen nach Köln durch Schminke und Perrücken unkenntlich zu machen. A. Das ist Alles unwahr. Pr. Mendelssohns Tagebuch soll über das Komplott Auskunft geben. A. Nein, es enthält bloß Notizen über das Leben und die Verschwendung des Grafen. Pr. Dies ist allerdings der Fall, aber auch Notizen über das eheliche Verhältniß der Hatzfeldtschen Eheleute und über Mendelssohns Reisen. A. Ich kenne das Tagebuch erst seit der Prozedur. (St.-Pr. erwähnt noch besonderer Notizen aus dem Tagebuch in Betreff der Frau Kurtz, welche der Präsident verliest. Der Präsident macht darauf aufmerksam, daß diese vom "Briefstehlen" handeln, namentlich da, wo es heißt, die Kurtz wolle 3 Briefe nicht für 300 Rthlr. hergeben.) St.-Pr. Dieses Buch ist dem Angeklagten nicht besonders zugestellt worden, weil er es auf dem Sekretariat einsehen konnte. Pr. Aus diesem Buche geht hervor, daß Pläne zum Briefstehlen gemacht worden. (Auf Verlangen des St.-Pr. wird ein Brief verlesen, in welchem die Rede von dem Hasse der Bauern gegen den Grafen die Rede ist.) Pr. Es ist hier ein Brief an die Frau Kurtz von Ihrer Hand, aus Köln datirt. A. Dieser Brief ist nicht von mir. Von welchem Tage ist der Poststempel? Pr. Vom 2. Juli. A. Am 9. Juli bin ich erst von Berlin gereist. Pr. Diese Handschrift ist die Ihrige; ebenso stimmt das Siegel mit dem Ihrer andern Briefe. A. Ich halte den ganzen Brief für unwichtig. St.-Pr. Ich halte ihn für wichtig. Es ist noch ein Brief da. (Er verliest den Brief an die Kurz, der im Bibelton geschrieben ist. Es wird Gewicht gelegt auf die Stelle: "Du sollst leben von der sündigen Speise der Menschen".) Pr. Von Geld ist sonst in dem Briefe nicht die Rede. Es sollen 25 Rthlr. darin gewesen sein, wofür sich die Kurz ein Kleid machen lassen sollte. A. Ich weiß Nichts davon. Pr. Die Kurz und Hoppe sollen auch über die Verkleidung Manches bekunden. A. Das ist möglich, die haben Vieles gesagt. (Auf Verlangen des St.-Pr. werden Briefe verlesen, in denen von der Bestechung eines Postillons (der Briefe an den Grafen auffangen sollte, die Rede ist.) A. Ich habe mich erst nach Oppenheims Verhaftung um das Detail der Hatzfeld'schen Sache bekümmert. (Es werden Briefe über Mädchen verlesen, zu denen der Graf in einem Verhältnisse gestanden haben soll.) St.-Pr. Diese Briefe müssen mit Notizen im Tagebuch in Verbindung gebracht werden. A. Gegen eine solche Combination sprechen die verschiedenen Zeitpunkte, an denen Briefe und Tagebuch geschrieben sind. Pr. Sie haben eine Reise nach Rheinstein gemacht. A. Auf meine Empfehlungen an den Prinzen wurde ich vorgelass n und erhielt von diesem einen Brief an den Grafen. Pr. Sind sie nach Deutz gereist? A. Nein, nach Düsseldorf und dann nach Aachen. Pr. In Deutz soll der erste Versuch gemacht sein, eine Cassette zu entwenden, wie Hoppe dies bezeugt. A. Ich werde die Unwahrheit der Hoppe'schen Aussage erweisen. Pr. Wo wohnten Sie in Aachen? A. Zuerst bei Dremel und dann in den Vier-Jahreszeiten. Pr. Wo wohnte Mendelssohn? A. Das weiß ich nicht. (Fortsetzung folgt.) neur gab nach und erklärte alle Neger in den Dänischen Besitzungen für frei. Doch die Aufregung unter den Negern wuchs, statt nachzulassen. Sie drangen in Frederickstedt ein, wurden aber am 5. von da vertrieben. Der spanische General-Kapitain hat von Porto-Rico schleunige Hilfe gesandt. Im Gefecht blieben 30 Neger todt und von den Gefangenen sind später mehrere erschossen worden. Die Ruhe ist bis zum 13. Juli nicht mehr gestört worden. Die Wirkungen des Dekrets der provisorischen Regierung Frankreichs, betreffend die unbedingte Emanzipation der Neger in den französischen Kolonien, hat auf Cuba und Porto-Rico einen unglaublichen Einfluß geübt. Man kann sagen, daß dem Sklavenhandel überhaupt ein furchtbarer Stoß damit versetzt worden ‒ denn das Vertrauen zur Fortdauer der Sklaverei und der bisherige Zustand des Sklavenmarktes ist aufs tiefste erschüttert. Sollte nun gar ein Negeraufstand in den spanischen Besitzungen zum Ausbruch kommen, so wäre das eine zweite Niederlage für den Sklavenhandel. Das britische Westindien zöge daraus allein Vortheil. In Cuba wurde abermals viel von im Werke befindlichen Plänen zur Annexation der Insel in die Staaten der Union gesprochen. Es sind die vorauseilenden Schatten naher Ereignisse. Venezuela. * In diesen südamerikanischen Staaten ist nichts so veränderlich, als die Personen, welche die Regierungsgeschäfte leiten. Heute wird Präsident, wer gestern noch geächtet, vielleicht mit wenigen Getreuen in der Nähe von Sümpfen oder in Felsengrotten sich verbarg und morgen ist landesflüchtig, wer heute noch die höchste Stelle im Staate bekleidete. Dieser Veränderlichkeit gegenüber fällt um so mehr die Unveränderlichkeit auf, mit welcher trotz jener Unzahl von fast täglich vorkommenden politischen Temperaturwechseln doch die republikanische Staatsform unangetastet fortbesteht. In Venezuela ist der Kampf zwischen Monagas, dem jetzigen, und General Paez, dem Ex-Präsidenten, durchaus nicht zu Ende, wie früher von mehreren Journalen behauptet worden. Paez hat sich nach der Insel St. Thomas begeben, um seine Rüstungen zu vervollständigen und dann im südlichen Theil von Venezuela zu landen. Nach Berichten aus der Hauptstadt vom 8. Juli war Maracaibo wieder von den Truppen des General Paez besetzt worden, da 1200 Mann aus dem Lager des Präsidenten Monagas, von ihren Offizieren verlassen, den General Paez zu ihrem Chef ausgerufen hatten. Afrika. * Capstadt, 1. Juli. Die Cap-Kolonie erholt sich zusehends von den im Kaffernkriege erlittenen Verlusten. Das Einkommen für 1847 überstieg den Voranschlag um 56,462 Pf. Sterl. Der Gouverneur schlug der Legislatur Herabsetzung des Postporto's auf den Betrag des im Mutterlande üblichen vor (10 Pfennige pro Brief, gleichviel wie weit er innerhalb des Landes geht). Ferner ist der Antrag gestellt, den Zeitungsstempel zu beseitigen und diese Angelegenheit liegt dem exekutiven Rath zur Beschlußnahme vor. (Wir sehen hieraus, daß man in der Nähe der Kaffern und Hottentotten freiere und vernünftigere Einrichtungen hat als das „freie, einige und starke“ Deutschland.) Egypten. * Alexandrien, 22. Juli. Die Cholera ist in Cairo mit bedeutender Heftigkeit ausgebrochen. Ibrahim läßt die beschwerlichsten Nilarbeiten einstellen, weil sonst von den armen Fellahs wenige von der Krankheit verschont und am Leben bleiben dürften. Eine Menge Personen treibt die Furcht von hier fort nach Malta, Frankreich und England. Binnen 4 Tagen zählte Cairo 352 an der Cholera Gestorbene. Banca-Zinn-Auktion. Rotterdam, 4. Aug. Am 29. Aug. 1848 wird die Niederl. Handels-Maatschappy in Rotterdam in Auktion ausbieten: 40,000 Blöcke Banca-Zinn, allda lagernd, Die Maatschappy giebt die Versicherung, daß sie bis Aug. 1849 kein anderes Zinn an Markt bringen wird, weder hier noch in Ostindien. Diese Annonce ist um so viel wichtiger für den Handel, als die Maatschappy dadurch das en bloc-Verkaufen, und mithin das seither festgehaltene Monopolisations-System in Banca-Zinn aufgiebt. Es steht jetzt die Konkurrenz für einen Jeden offen, während seit drei Jahren nur ein Einziger als Käufer des jedesmal zur Auktion gebrachten Quantums dastand, der seinerseits nur bei Partien an drei holländische Häuser abgab, welche Letztere mit Ausschließung aller Andern also Meister des Artikels blieben, und, da sie sich untereinander deshalb verständigten, den Preis nach Belieben feststellen konnten. Dies Alles war natürlich für den Verbraucher vom größten Nachtheil, indem er gewiß billiger für seinen Bedarf zurecht gekommen wäre, wenn er seine Ordres frei in Auktion hätte aufgeben können und nicht wie seither gezwungen war, nothgedrungen einer Zwischenhand einen bedeutenden Gewinn zu bezahlen. In der letzten Zeit wurde von der Maatschappy bei 1000 Blöcken zugleich zu Fl. 451/2 verkauft und ist dieser Preis der heutige Marktwerth. Wir machen die Verbraucher von hier auf obige, eben angelangte Mittheilung besonders aufmerksam. [Gerichtsprotokoll] Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl. (Fortsetzung.) Präsident. Angeklagter, wann haben Sie in Berlin gelebt, und wie waren Ihre Vermögensverhältnisse? Angeklagter. Ich habe 1844-1845 in Berlin studirt und in guten Vermögensverhältnissen gelebt. Pr. Ihre Verhältnisse sollen den zu den Akten gebrachten Notizen zufolge nicht zum besten gewesen sein, namentlich sollen Sie öfters verklagt worden sein? A. Dies bezieht sich wahrscheinlich auf einen einzigen Prozeß, nämlich wegen 28 Thaler Wirthshausschulden, den ich gewonnen habe. Pr. Wie lernten Sie die Gräfin Hatzfeldt kennen? A. Durch den Grafen Kaiserling. Pr. Sie standen in einem sehr freundschaftlichen Verhältnisse, waren ihr Generalbevollmächtigter? A. Ich war Freund der Gräfin, und nach Oppenheim's Verhaftung ihr Generalbevollmächtigter. Pr. Sie sollen einen Schlüssel zur Wohnung der Gräfin gehabt haben? A. Das ist Verläumdung, ich habe keinen solchen Schlüssel gehabt. Pr. Sie sollen, um das Interesse der Gräfin zu fördern, zu unredlichen Mitteln gegriffen haben, namentlich sollen Sie in Berlin versucht haben, den Bedienten des Grafen Nostiz, des Schwagers der Gräfin, zu bestechen, um zu Briefen zu gelangen, welche der Domänenrath Wachter geschrieben? A. Ich muß etwas ausholen, um die Sache in's rechtt Licht zu setzen. Es war unter Anderm das stete Bemühen des Grafen, die Kinder der Gräfin zu entführen, obgleich dieselben bei der Mutter bleiben wollten und vertragsmäßig sollten; namentlich wurde 1838 der junge Graf Paul aus Baden entführt, 1839 dasselbe mit der Gräfin Melanie ausgeführt, welche dann nach Wien in ein Kloster gebracht wurde. Im Februar 1846 hatte der erwähnte Wachter dem Grafen Paul einen Brief des Vaters zugesteckt, in welchem Paul aufgefordert wurde, bei Strafe der Enterbung, der Mutter zu entfliehen. Die Gräfin befürchtete, daß Graf Nostiz durch seinen Einfluß, namentlich bei dem Könige, ihr bei dem neuen Attentate ihres Gemahls gefährlich werden könne, und wünschte deßhalb den Briefwechsel des Nostiz mit ihrem Gemahl kennen zu lernen. Ich habe allerdings versucht, ihr hierbei behülflich zu sein. Pr. Wachtmeister Oelze und Krueger haben gesagt, Sie hätten versucht, die Briefe durch Bestechung zu erlangen? A. Ja. Pr. Haben Sie Dietriche machen lassen? A. Nein. Pr. Der Schlosser Reichard soll für 2 Friedrichsd'or Dietriche für Sie gemacht haben? A. Es ist nicht wahr. Pr. Es soll ein Komplott zwischen Ihnen, Oppenheim und Mendelssohn bestanden haben, um dem Grafen auf jede Weise zu schaden? Zeuge Hoppe bezeugt dies. A. Von einem Komplotte kann nicht die Rede sein. Wir waren von dem Rechte der Gräfin überzeugt. Pr. Es liegen Briefe vor, aus denen dies Streben hervorgeht, die namentlich bezeugen, daß Sie durch die Presse für die Gräfin haben wirken wollen. In einem hier vorliegenden Briefe von H. Heine in Paris sagen Sie: in der Aachener Zeitung vom 6. Sept., der Augsburger vom 21. Sept., dem Rhein. Beobachter vom 28. und 29. Sept., sei das Verhältniß der Gräfin zur Sprache gebracht worden; jetzt müsse gesorgt werden, im „Journal des Debats“ und den „Times“ fulminante Artikel zu veröffentlichen. A. Dieser Brief ist von mir, ich muß aber bitten, keine Stellen aus dem Zusammenhange zu reißen, sondern die Briefe ganz vorzulesen. Pr. Ich glaube, das Wichtigste vorgelesen zu haben. Ich will aber den Brief vorlesen: Lieber Heine! Vielgeliebter Freund! Ich wollte dieser Tage zu Ihnen herüber kommen, um mit Ihnen eine höchst dringende Angelegenheit, in der Ihre Hülfe mir von der höchsten Wichtigkeit ist, zu besprechen. Allein Geschäftsverwickelungen nageln mich für den Augenblick an, ich kann nicht absehen, wann mir eine Reise nach Paris möglich ist. So muß ich denn brieflich Ihnen diese Angelegenheit entwickeln, obwohl das viele Mißlichkeiten und Unvollkommenheiten mit sich bringt und ich dabei die Sehnsucht meines Herzens Sie mein lieber, lieber Freund, wieder einmal mit leiblichen Augen zu schauen, das gedankenvolle Haupt mit dem fein geschnittenen spöttisch zuckenden Mund vor mir zu sehen, nicht befriedigen kann. Es wird Ihnen gewiß durch Zeitungen und lügenhaftes Privatgeträtsch, manches über den Kassettendiebstahl dessen Motive etc. zu Ohren gekommen sein. Alles was Sie darüber gehört haben mögen, so wahr es auch sei, ist falsch. Denn so wahr es auch ist, ist es doch jedenfalls halb und unvollständig. Und jede Halbheit und Unvollständigkeit ist Falschheit. Leider kann ich Ihnen brieflich schon der Länge wegen nicht alle Details des herzempörenden Romans mittheilen, in welchem ich jetzt eine Rolle zu übernehmen für gut gefunden habe. Also nur Umrisse. Die größte Bewunderung der seltendsten geistigen Eigenschaften und des Idealismus hat mich mit dem dauerndsten tiefsten Interesse und der unverbrüchlichsten Treue für die Gräfin v. Hatzfeld erfüllt. Wenn dies Interesse noch durch irgend etwas gesteigert werden konnte, so war es durch die maßloseste Empörung über die unbeschreibliche Reihe der grausamsten Mißhandlungen, der ehrlosesten Infamie, mit welcher seit dem Jahre 1822 dieses unschuldige und bewundernswürdige Weib aus dem einzigen Grunde, weil sie reiner, besser und durchgeisteter war als die seelenlosen Fleischklumpen mit denen eine ungerechte ironische Geburt sie in Verwandtschaft gebracht, unausgesetzt überhäuft wurde. Sie haben mir oft die alte, seit Menschengedenken stets wiederkehrende Elegie geklagt, wie Sie um des Lebensblüthe gekommen sind, scheiternd an der einen großen gemeinschaftlichen Klippe die uns allen droht, an der faulen Gesinnungslosigkeit, der Gemeinheit und Perfidie jener Filzläuse, die annoch als die furchtbare Majorität in der Welt herumwimmeln. Andere haben auch gelitten, wie Sie und Viele mehr als Sie. Wenn aber anders dem größern Unglück und der größern Reinheit die größere Ehrfurcht gebührt, so müssen wir alle mit abgezogenem Hut dastehen, vor dem Unglück dieses Weibes. Nicht der Zufall ist so empörend, daß sie gerade einen Mann gefunden, der nach göttlichem und menschlichem Rechte, den Strang verdienend sie 22 Jahre auf eine gar nicht zu beschreibende Weise mißhandelt hat, sondern daß unter ihren zwei Brüdern, stark durch ihre gesellschaftliche Stellung, unter ihren Schwägern und Vettern, unter allen diesen Fürsten, Herrn und Grafen ‒ die ‒ die Beweise liegen mir vor, ‒ alle ganz so wie ich überzeugt sind von der Schlechtigkeit des Grafen und dem ungerechten Schicksal seiner Frau ‒ sich nicht Einer fand, der ihre Rechte gewahrt und sich ihrer angenommen hätte auf kräftige Weise, nicht einer der sie nicht seines eigenen Vortheils wegen, seiner eigenen Bequemlichkeit zu lieb verrathen und verkauft hätte. Nun, Sie haben ja auch erfahren was eine Familie ist, und werden das begreifen. Ja noch mehr, diese Brüder haben sie bis jetzt geflissentlich in Unkenntniß über ihr gesetzliches Recht erhalten, um sie durch dieses, wie durch jedes andere Mittel (Gewalt, Entziehung des Lebensunterhaltes) zu verhindern, den Rechtsweg gegen ihren Gatten zu ergreifen. Warum? weil jeder von ihnen ein gut Theil Gemeinheiten in dieser Affaire begangen hatte, deren Bekanntwerden er unterdrücken wollte. Nicht, daß z. B. der Graf bereits in den ersten Jahren seiner Ehe die Gräfin mit Stockprügel zwang, eine seiner Geliebtinnen, die Gräfin Hompesch, die ihr Gemahl auf Hatzfeld's Einladung nicht mehr wollte hinlassen, einzuladen, und sie dann weiter mit Stockprügel zwang, fortzugehen und ihn mit seiner Maitresse allein zu lassen, nicht, daß z. B. der Graf ihr ihre 9jährige Tochter Melanie entführte und in's Kloster der Salesianerinnen zu Wien sperrte, und dort solche Befehle gab, daß seit 6 Jahren kein Brief ihrer Mutter sie erreichen konnte, kein Brief von ihr an ihre Mutter abging, sie sogar, als das Kind Monate lang in lebensgefährlicher Krankheit lag, keine Mittheilung über sie erhalten konnte, nicht, daß z. B. der Graf 3 gewaltsame, aber jedesmal mit starker Hand abgeschlagene Entführungsversuche auf den Sohn Paul gemacht und ihm, einem 14 jährigen Knaben, mit Enterbung gedroht hat, wenn er nicht seiner Mutter fortliefe, nicht, daß er schon unzähligemal von der Nothwendigkeit gezwungen, die besten Versprechungen zugeschworen und eben so oft, wenn die Pistole von der Brust fortgenommen wurde, alles wieder gebrochen hat; nicht, daß er ein Vermögen von 130,000 Thlrn. Revenüen vergeudet, wovon er ihr kaum einen Brosamen zukommen läßt, ‒ nicht Alles dies, sage ich, ist das Aergste, sondern das, daß ihre Brüder, ein Fürst in Schlesien, ein Gesandtschafts-Sekretär in Paris, die das Alles immer auf's genaueste kannten, dies gelitten haben. ‒ Doch ich will meine Galle lieber für mich behalten! Das letzte war nun das, daß er, da er mit ihr in Gütergemeinschaft lebt, die sie nach seinem Tode in sehr glänzende Lage setzen würde, sein und ihr Vermögen auf eine systematische Weise verschenkt und ruinirt. Die letzte dieser Schenkungen war an eine französisch-russisch-deutsch-holländische Hure, die Frau von Meyendorff, die lange in Paris als russischer Spion gedient hat, im Interesse ihes Mannes, der nicht zu verwechseln ist mit dem russischen Gesandten zu Berlin. Solchem Beginnen zu begegnen, wollte ich nun eine Prodigalitäts-Klage gegen den Hrn. Grafen anstellen (die jetzt in der That auch anhängig gemacht worden ist). Zu diesem Zwecke war der Besitz des noch dazu unter einer Simulation vorgenommenen Schenkungsaktes an die Meyendorf wichtig und zu diesem Zwecke wollte sich der Assessor O. und Dr. M. seiner bemächtigen. A. Als ich von Berlin abreiste, wollte ich eine Versöhnung anbahnen. Oppenheim sollte in Ehrenbreitstein Prozesse gegen den Grafen anfangen, um diesem zu zeigen, daß die Gräfin noch Mittel in Händen habe, um zu ihrem Rechte zu kommen. Unterdessen sollte Mendelssohn über des Grafen Verschwendung und dessen sonstiges Leben Erkundigungen einziehen. Ich wollte hierdurch Mittel gewinnen, um den Grafen zum Vergleiche zu bewegen. Ich selbst ging nach Rheinstein zum Prinz von Preußen, an den ich Empfehlungen von der Gräfin und einigen hohen Militärpersonen in Berlin hatte. Erst später nach den Aachener Vorfällen, als von keiner Versöhnung mehr die Rede sein konnte, habe ich, wie ich es für Pflicht hielt, an die Oeffentlichkeit appellirt. Pr. Es liegen noch andere Beweise an D. Karl Grün, Heine u. a. vor, aus denen hervorgeht, daß Gladbach nach Berlin gehen solle, wo auf dem Landtage das Bescholtenheitsgesetz besprochen wurde, um zu erwirken, daß der Graf auf Grund desselben vom Landtage ausgeschlossen wurde. A. Dies wäre ein Akt der Gerechtigkeit gewesen. Pr. Sie haben behauptet, der Graf habe die Gräfin aushungern wollen. A. Hat in der That stattgefunden; bis vor 4 Monaten hat die Gräfin keinen Unterhalt vom Grafen bezogen. (Der Präsident verliest noch mehrere Briefe des Angeklagten, in denen das Hatzfeldtsche Verhältniß bald von socialistischem, bald von Hegelschem, bald vom politischen Standpunkte aus besprochen wurde.) Pr. Es soll in Berlin ein Plan gegen den Grafen geschmiedet worden sein, und zu dessen Ausführung die Theilnehmer zu verschiedenen Zeiten an den Rhein gegangen sein. Mendelssohn am 27. Juni, Lassalle am 9. Juli, die Gräfin mit Oppenheim am 20. Juli. Sind Sie auch nach Düsseldorf gegangen? A. Ja. Pr. Waren Sie dort mit Mendelssohn und Oppenheim zusammen? A. Mit Mendelssohn wohl. Wir logirten aber in verschiedenen Häusern und haben uns nur zweimal gesehen. Mit Oppenheim war ich dort nicht zusammen. Pr. Oberkellner Schmitz sagt, sie 3 wären zusammen dort gewesen, hätten sich gegenseitig Visitenkarten zugestellt. Sie hätten auch versucht, sich auf Reisen nach Köln durch Schminke und Perrücken unkenntlich zu machen. A. Das ist Alles unwahr. Pr. Mendelssohns Tagebuch soll über das Komplott Auskunft geben. A. Nein, es enthält bloß Notizen über das Leben und die Verschwendung des Grafen. Pr. Dies ist allerdings der Fall, aber auch Notizen über das eheliche Verhältniß der Hatzfeldtschen Eheleute und über Mendelssohns Reisen. A. Ich kenne das Tagebuch erst seit der Prozedur. (St.-Pr. erwähnt noch besonderer Notizen aus dem Tagebuch in Betreff der Frau Kurtz, welche der Präsident verliest. Der Präsident macht darauf aufmerksam, daß diese vom „Briefstehlen“ handeln, namentlich da, wo es heißt, die Kurtz wolle 3 Briefe nicht für 300 Rthlr. hergeben.) St.-Pr. Dieses Buch ist dem Angeklagten nicht besonders zugestellt worden, weil er es auf dem Sekretariat einsehen konnte. Pr. Aus diesem Buche geht hervor, daß Pläne zum Briefstehlen gemacht worden. (Auf Verlangen des St.-Pr. wird ein Brief verlesen, in welchem die Rede von dem Hasse der Bauern gegen den Grafen die Rede ist.) Pr. Es ist hier ein Brief an die Frau Kurtz von Ihrer Hand, aus Köln datirt. A. Dieser Brief ist nicht von mir. Von welchem Tage ist der Poststempel? Pr. Vom 2. Juli. A. Am 9. Juli bin ich erst von Berlin gereist. Pr. Diese Handschrift ist die Ihrige; ebenso stimmt das Siegel mit dem Ihrer andern Briefe. A. Ich halte den ganzen Brief für unwichtig. St.-Pr. Ich halte ihn für wichtig. Es ist noch ein Brief da. (Er verliest den Brief an die Kurz, der im Bibelton geschrieben ist. Es wird Gewicht gelegt auf die Stelle: „Du sollst leben von der sündigen Speise der Menschen“.) Pr. Von Geld ist sonst in dem Briefe nicht die Rede. Es sollen 25 Rthlr. darin gewesen sein, wofür sich die Kurz ein Kleid machen lassen sollte. A. Ich weiß Nichts davon. Pr. Die Kurz und Hoppe sollen auch über die Verkleidung Manches bekunden. A. Das ist möglich, die haben Vieles gesagt. (Auf Verlangen des St.-Pr. werden Briefe verlesen, in denen von der Bestechung eines Postillons (der Briefe an den Grafen auffangen sollte, die Rede ist.) A. Ich habe mich erst nach Oppenheims Verhaftung um das Detail der Hatzfeld'schen Sache bekümmert. (Es werden Briefe über Mädchen verlesen, zu denen der Graf in einem Verhältnisse gestanden haben soll.) St.-Pr. Diese Briefe müssen mit Notizen im Tagebuch in Verbindung gebracht werden. A. Gegen eine solche Combination sprechen die verschiedenen Zeitpunkte, an denen Briefe und Tagebuch geschrieben sind. Pr. Sie haben eine Reise nach Rheinstein gemacht. A. Auf meine Empfehlungen an den Prinzen wurde ich vorgelass n und erhielt von diesem einen Brief an den Grafen. Pr. Sind sie nach Deutz gereist? A. Nein, nach Düsseldorf und dann nach Aachen. Pr. In Deutz soll der erste Versuch gemacht sein, eine Cassette zu entwenden, wie Hoppe dies bezeugt. A. Ich werde die Unwahrheit der Hoppe'schen Aussage erweisen. Pr. Wo wohnten Sie in Aachen? A. Zuerst bei Dremel und dann in den Vier-Jahreszeiten. Pr. Wo wohnte Mendelssohn? A. Das weiß ich nicht. (Fortsetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar069b_007" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="0350"/> neur gab nach und erklärte alle Neger in den Dänischen Besitzungen für frei. Doch die Aufregung unter den Negern wuchs, statt nachzulassen. Sie drangen in Frederickstedt ein, wurden aber am 5. von da vertrieben. Der spanische General-Kapitain hat von Porto-Rico schleunige Hilfe gesandt. Im Gefecht blieben 30 Neger todt und von den Gefangenen sind später mehrere erschossen worden. Die Ruhe ist bis zum 13. Juli nicht mehr gestört worden. Die Wirkungen des Dekrets der provisorischen Regierung Frankreichs, betreffend die unbedingte Emanzipation der Neger in den französischen Kolonien, hat auf Cuba und Porto-Rico einen unglaublichen Einfluß geübt. Man kann sagen, daß dem Sklavenhandel überhaupt ein furchtbarer Stoß damit versetzt worden ‒ denn das Vertrauen zur Fortdauer der Sklaverei und der bisherige Zustand des Sklavenmarktes ist aufs tiefste erschüttert. Sollte nun gar ein Negeraufstand in den spanischen Besitzungen zum Ausbruch kommen, so wäre das eine zweite Niederlage für den Sklavenhandel. Das britische Westindien zöge daraus allein Vortheil. In Cuba wurde abermals viel von im Werke befindlichen Plänen zur Annexation der Insel in die Staaten der Union gesprochen. Es sind die vorauseilenden Schatten naher Ereignisse.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Venezuela.</head> <div xml:id="ar069b_008" type="jArticle"> <head> <bibl> <author>*</author> </bibl> </head> <p>In diesen südamerikanischen Staaten ist nichts so veränderlich, als die Personen, welche die Regierungsgeschäfte leiten. Heute wird Präsident, wer gestern noch geächtet, vielleicht mit wenigen Getreuen in der Nähe von Sümpfen oder in Felsengrotten sich verbarg und morgen ist landesflüchtig, wer heute noch die höchste Stelle im Staate bekleidete. Dieser Veränderlichkeit gegenüber fällt um so mehr die Unveränderlichkeit auf, mit welcher trotz jener Unzahl von fast täglich vorkommenden politischen Temperaturwechseln doch die republikanische Staatsform unangetastet fortbesteht. In Venezuela ist der Kampf zwischen Monagas, dem jetzigen, und General Paez, dem Ex-Präsidenten, durchaus nicht zu Ende, wie früher von mehreren Journalen behauptet worden. Paez hat sich nach der Insel St. Thomas begeben, um seine Rüstungen zu vervollständigen und dann im südlichen Theil von Venezuela zu landen. Nach Berichten aus der Hauptstadt vom 8. Juli war Maracaibo wieder von den Truppen des General Paez besetzt worden, da 1200 Mann aus dem Lager des Präsidenten Monagas, von ihren Offizieren verlassen, den General Paez zu ihrem Chef ausgerufen hatten.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Afrika.</head> <div xml:id="ar069b_009" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Capstadt, 1. Juli.</head> <p>Die Cap-Kolonie erholt sich zusehends von den im Kaffernkriege erlittenen Verlusten. Das Einkommen für 1847 überstieg den Voranschlag um 56,462 Pf. Sterl. Der Gouverneur schlug der Legislatur Herabsetzung des Postporto's auf den Betrag des im Mutterlande üblichen vor (10 Pfennige pro Brief, gleichviel wie weit er innerhalb des Landes geht). Ferner ist der Antrag gestellt, den Zeitungsstempel zu beseitigen und diese Angelegenheit liegt dem exekutiven Rath zur Beschlußnahme vor. (Wir sehen hieraus, daß man in der Nähe der Kaffern und Hottentotten freiere und vernünftigere Einrichtungen hat als das „freie, einige und starke“ Deutschland.)</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Egypten.</head> <div xml:id="ar069b_010" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Alexandrien, 22. Juli.</head> <p>Die Cholera ist in <hi rendition="#g">Cairo</hi> mit bedeutender Heftigkeit ausgebrochen. Ibrahim läßt die beschwerlichsten Nilarbeiten einstellen, weil sonst von den armen Fellahs wenige von der Krankheit verschont und am Leben bleiben dürften. Eine Menge Personen treibt die Furcht von hier fort nach Malta, Frankreich und England. Binnen 4 Tagen zählte Cairo 352 an der Cholera Gestorbene.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Banca-Zinn-Auktion.</head> <div xml:id="ar069b_011" type="jArticle"> <head>Rotterdam, 4. Aug.</head> <p>Am 29. Aug. 1848 wird die Niederl. Handels-Maatschappy in Rotterdam in Auktion ausbieten: <hi rendition="#et">40,000 Blöcke Banca-Zinn, allda lagernd,<lb/> 45,000 Blöcke Banca-Zinn, in Amsterdam lagernd.<lb/> 85,000 Blöcke Banca-Zinn,</hi> in Loose von 1000 Blöcke.</p> <p>Die Maatschappy giebt die Versicherung, daß sie bis Aug. 1849 kein anderes Zinn an Markt bringen wird, <hi rendition="#g">weder hier noch in Ostindien.</hi> </p> <p>Diese Annonce ist um so viel wichtiger für den Handel, als die Maatschappy dadurch das en bloc-Verkaufen, und mithin das seither festgehaltene Monopolisations-System in Banca-Zinn aufgiebt.</p> <p>Es steht jetzt die Konkurrenz für einen Jeden offen, während seit drei Jahren nur ein Einziger als Käufer des jedesmal zur Auktion gebrachten Quantums dastand, der seinerseits nur bei Partien an drei holländische Häuser abgab, welche Letztere mit Ausschließung aller Andern also Meister des Artikels blieben, und, da sie sich untereinander deshalb verständigten, den Preis nach Belieben feststellen konnten. Dies Alles war natürlich für den Verbraucher vom größten Nachtheil, indem er gewiß billiger für seinen Bedarf zurecht gekommen wäre, wenn er seine Ordres frei in Auktion hätte aufgeben können und nicht wie seither gezwungen war, nothgedrungen einer Zwischenhand einen bedeutenden Gewinn zu bezahlen.</p> <p>In der letzten Zeit wurde von der Maatschappy bei 1000 Blöcken zugleich zu Fl. 451/2 verkauft und ist dieser Preis der heutige Marktwerth.</p> <p>Wir machen die Verbraucher von hier auf obige, eben angelangte Mittheilung besonders aufmerksam.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>[Gerichtsprotokoll]</head> <div xml:id="ar069b_012" type="jArticle"> <head>Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl.</head> <p> <ref type="link">(Fortsetzung.)</ref> </p> <p>Präsident. Angeklagter, wann haben Sie in Berlin gelebt, und wie waren Ihre Vermögensverhältnisse?</p> <p>Angeklagter. Ich habe 1844-1845 in Berlin studirt und in guten Vermögensverhältnissen gelebt.</p> <p>Pr. Ihre Verhältnisse sollen den zu den Akten gebrachten Notizen zufolge nicht zum besten gewesen sein, namentlich sollen Sie öfters verklagt worden sein?</p> <p>A. Dies bezieht sich wahrscheinlich auf einen einzigen Prozeß, nämlich wegen 28 Thaler Wirthshausschulden, den ich gewonnen habe.</p> <p>Pr. Wie lernten Sie die Gräfin Hatzfeldt kennen?</p> <p>A. Durch den Grafen Kaiserling.</p> <p>Pr. Sie standen in einem sehr freundschaftlichen Verhältnisse, waren ihr Generalbevollmächtigter?</p> <p>A. Ich war Freund der Gräfin, und nach Oppenheim's Verhaftung ihr Generalbevollmächtigter.</p> <p>Pr. Sie sollen einen Schlüssel zur Wohnung der Gräfin gehabt haben?</p> <p>A. Das ist Verläumdung, ich habe keinen solchen Schlüssel gehabt.</p> <p>Pr. Sie sollen, um das Interesse der Gräfin zu fördern, zu unredlichen Mitteln gegriffen haben, namentlich sollen Sie in Berlin versucht haben, den Bedienten des Grafen Nostiz, des Schwagers der Gräfin, zu bestechen, um zu Briefen zu gelangen, welche der Domänenrath Wachter geschrieben?</p> <p>A. Ich muß etwas ausholen, um die Sache in's rechtt Licht zu setzen. Es war unter Anderm das stete Bemühen des Grafen, die Kinder der Gräfin zu entführen, obgleich dieselben bei der Mutter bleiben wollten und vertragsmäßig sollten; namentlich wurde 1838 der junge Graf Paul aus Baden entführt, 1839 dasselbe mit der Gräfin Melanie ausgeführt, welche dann nach Wien in ein Kloster gebracht wurde. Im Februar 1846 hatte der erwähnte Wachter dem Grafen Paul einen Brief des Vaters zugesteckt, in welchem Paul aufgefordert wurde, bei Strafe der Enterbung, der Mutter zu entfliehen. Die Gräfin befürchtete, daß Graf Nostiz durch seinen Einfluß, namentlich bei dem Könige, ihr bei dem neuen Attentate ihres Gemahls gefährlich werden könne, und wünschte deßhalb den Briefwechsel des Nostiz mit ihrem Gemahl kennen zu lernen. Ich habe allerdings versucht, ihr hierbei behülflich zu sein.</p> <p>Pr. Wachtmeister Oelze und Krueger haben gesagt, Sie hätten versucht, die Briefe durch Bestechung zu erlangen?</p> <p>A. Ja.</p> <p>Pr. Haben Sie Dietriche machen lassen?</p> <p>A. Nein.</p> <p>Pr. Der Schlosser Reichard soll für 2 Friedrichsd'or Dietriche für Sie gemacht haben?</p> <p>A. Es ist nicht wahr.</p> <p>Pr. Es soll ein Komplott zwischen Ihnen, Oppenheim und Mendelssohn bestanden haben, um dem Grafen auf jede Weise zu schaden? Zeuge Hoppe bezeugt dies.</p> <p>A. Von einem Komplotte kann nicht die Rede sein. Wir waren von dem Rechte der Gräfin überzeugt.</p> <p>Pr. Es liegen Briefe vor, aus denen dies Streben hervorgeht, die namentlich bezeugen, daß Sie durch die Presse für die Gräfin haben wirken wollen. In einem hier vorliegenden Briefe von H. Heine in Paris sagen Sie: in der Aachener Zeitung vom 6. Sept., der Augsburger vom 21. Sept., dem Rhein. Beobachter vom 28. und 29. Sept., sei das Verhältniß der Gräfin zur Sprache gebracht worden; jetzt müsse gesorgt werden, im „Journal des Debats“ und den „Times“ fulminante Artikel zu veröffentlichen.</p> <p>A. Dieser Brief ist von mir, ich muß aber bitten, keine Stellen aus dem Zusammenhange zu reißen, sondern die Briefe ganz vorzulesen.</p> <p>Pr. Ich glaube, das Wichtigste vorgelesen zu haben. Ich will aber den Brief vorlesen:</p> <p>Lieber Heine!</p> <p>Vielgeliebter Freund! Ich wollte dieser Tage zu Ihnen herüber kommen, um mit Ihnen eine höchst dringende Angelegenheit, in der Ihre Hülfe mir von der höchsten Wichtigkeit ist, zu besprechen. Allein Geschäftsverwickelungen nageln mich für den Augenblick an, ich kann nicht absehen, wann mir eine Reise nach Paris möglich ist. So muß ich denn brieflich Ihnen diese Angelegenheit entwickeln, obwohl das viele Mißlichkeiten und Unvollkommenheiten mit sich bringt und ich dabei die Sehnsucht meines Herzens Sie mein lieber, lieber Freund, wieder einmal mit leiblichen Augen zu schauen, das gedankenvolle Haupt mit dem fein geschnittenen spöttisch zuckenden Mund vor mir zu sehen, nicht befriedigen kann. Es wird Ihnen gewiß durch Zeitungen und lügenhaftes Privatgeträtsch, manches über den Kassettendiebstahl dessen Motive etc. zu Ohren gekommen sein. Alles was Sie darüber gehört haben mögen, so wahr es auch sei, ist falsch. Denn so wahr es auch ist, ist es doch jedenfalls halb und unvollständig. Und jede Halbheit und Unvollständigkeit ist Falschheit. Leider kann ich Ihnen brieflich schon der Länge wegen nicht alle Details des herzempörenden Romans mittheilen, in welchem ich jetzt eine Rolle zu übernehmen für gut gefunden habe. Also nur Umrisse. Die größte Bewunderung der seltendsten geistigen Eigenschaften und des Idealismus hat mich mit dem dauerndsten tiefsten Interesse und der unverbrüchlichsten Treue für die Gräfin v. Hatzfeld erfüllt. Wenn dies Interesse noch durch irgend etwas gesteigert werden konnte, so war es durch die maßloseste Empörung über die unbeschreibliche Reihe der grausamsten Mißhandlungen, der ehrlosesten Infamie, mit welcher seit dem Jahre 1822 dieses unschuldige und bewundernswürdige Weib aus dem einzigen Grunde, weil sie reiner, besser und durchgeisteter war als die seelenlosen Fleischklumpen mit denen eine ungerechte ironische Geburt sie in Verwandtschaft gebracht, unausgesetzt überhäuft wurde. Sie haben mir oft die alte, seit Menschengedenken stets wiederkehrende Elegie geklagt, wie Sie um des Lebensblüthe gekommen sind, scheiternd an der einen großen gemeinschaftlichen Klippe die uns allen droht, an der faulen Gesinnungslosigkeit, der Gemeinheit und Perfidie jener Filzläuse, die annoch als die furchtbare Majorität in der Welt herumwimmeln. Andere haben auch gelitten, wie Sie und Viele mehr als Sie. Wenn aber anders dem größern Unglück und der größern Reinheit die größere Ehrfurcht gebührt, so müssen wir alle mit abgezogenem Hut dastehen, vor dem Unglück dieses Weibes. Nicht der Zufall ist so empörend, daß sie gerade einen Mann gefunden, der nach göttlichem und menschlichem Rechte, den Strang verdienend sie 22 Jahre auf eine gar nicht zu beschreibende Weise mißhandelt hat, sondern daß unter ihren zwei Brüdern, stark durch ihre gesellschaftliche Stellung, unter ihren Schwägern und Vettern, unter allen diesen Fürsten, Herrn und Grafen ‒ die ‒ die Beweise liegen mir vor, ‒ alle ganz so wie ich überzeugt sind von der Schlechtigkeit des Grafen und dem ungerechten Schicksal seiner Frau ‒ sich nicht <hi rendition="#g">Einer</hi> fand, der ihre Rechte gewahrt und sich ihrer angenommen hätte auf kräftige Weise, nicht einer der sie nicht seines eigenen Vortheils wegen, seiner eigenen Bequemlichkeit zu lieb verrathen und verkauft hätte. Nun, Sie haben ja auch erfahren was eine Familie ist, und werden das begreifen. Ja noch mehr, diese Brüder haben sie bis jetzt geflissentlich in Unkenntniß über ihr gesetzliches Recht erhalten, um sie durch dieses, wie durch jedes andere Mittel (Gewalt, Entziehung des Lebensunterhaltes) zu verhindern, den Rechtsweg gegen ihren Gatten zu ergreifen. Warum? weil jeder von ihnen ein gut Theil Gemeinheiten in dieser Affaire begangen hatte, deren Bekanntwerden er unterdrücken wollte. Nicht, daß z. B. der Graf bereits in den ersten Jahren seiner Ehe die Gräfin mit Stockprügel zwang, eine seiner Geliebtinnen, die Gräfin Hompesch, die ihr Gemahl auf Hatzfeld's Einladung nicht mehr wollte hinlassen, einzuladen, und sie dann weiter mit Stockprügel zwang, fortzugehen und ihn mit seiner Maitresse allein zu lassen, nicht, daß z. B. der Graf ihr ihre 9jährige Tochter Melanie entführte und in's Kloster der Salesianerinnen zu Wien sperrte, und dort solche Befehle gab, daß seit 6 Jahren kein Brief ihrer Mutter sie erreichen konnte, kein Brief von ihr an ihre Mutter abging, sie sogar, als das Kind Monate lang in lebensgefährlicher Krankheit lag, keine Mittheilung über sie erhalten konnte, nicht, daß z. B. der Graf 3 gewaltsame, aber jedesmal mit starker Hand abgeschlagene Entführungsversuche auf den Sohn Paul gemacht und ihm, einem 14 jährigen Knaben, mit Enterbung gedroht hat, wenn er nicht seiner Mutter fortliefe, nicht, daß er schon unzähligemal von der Nothwendigkeit gezwungen, die besten Versprechungen zugeschworen und eben so oft, wenn die Pistole von der Brust fortgenommen wurde, alles wieder gebrochen hat; nicht, daß er ein Vermögen von 130,000 Thlrn. Revenüen vergeudet, wovon er ihr kaum einen Brosamen zukommen läßt, ‒ nicht Alles dies, sage ich, ist das Aergste, sondern das, daß ihre Brüder, ein Fürst in Schlesien, ein Gesandtschafts-Sekretär in Paris, die das Alles immer auf's genaueste kannten, dies gelitten haben. ‒ Doch ich will meine Galle lieber für mich behalten! Das letzte war nun das, daß er, da er mit ihr in Gütergemeinschaft lebt, die sie nach seinem Tode in sehr glänzende Lage setzen würde, sein und ihr Vermögen auf eine systematische Weise verschenkt und ruinirt. Die letzte dieser Schenkungen war an eine französisch-russisch-deutsch-holländische Hure, die Frau von Meyendorff, die lange in Paris als russischer Spion gedient hat, im Interesse ihes Mannes, der nicht zu verwechseln ist mit dem russischen Gesandten zu Berlin. Solchem Beginnen zu begegnen, wollte ich nun eine Prodigalitäts-Klage gegen den Hrn. Grafen anstellen (die jetzt in der That auch anhängig gemacht worden ist). Zu diesem Zwecke war der Besitz des noch dazu unter einer Simulation vorgenommenen <hi rendition="#g">Schenkungsaktes</hi> an die Meyendorf wichtig und zu diesem <hi rendition="#g">Zwecke wollte sich der Assessor O.</hi> und Dr. M. seiner bemächtigen.</p> <p>A. Als ich von Berlin abreiste, wollte ich eine Versöhnung anbahnen. Oppenheim sollte in Ehrenbreitstein Prozesse gegen den Grafen anfangen, um diesem zu zeigen, daß die Gräfin noch Mittel in Händen habe, um zu ihrem Rechte zu kommen. Unterdessen sollte Mendelssohn über des Grafen Verschwendung und dessen sonstiges Leben Erkundigungen einziehen. Ich wollte hierdurch Mittel gewinnen, um den Grafen zum Vergleiche zu bewegen. Ich selbst ging nach Rheinstein zum Prinz von Preußen, an den ich Empfehlungen von der Gräfin und einigen hohen Militärpersonen in Berlin hatte. Erst später nach den Aachener Vorfällen, als von keiner Versöhnung mehr die Rede sein konnte, habe ich, wie ich es für Pflicht hielt, an die Oeffentlichkeit appellirt.</p> <p>Pr. Es liegen noch andere Beweise an D. Karl Grün, Heine u. a. vor, aus denen hervorgeht, daß Gladbach nach Berlin gehen solle, wo auf dem Landtage das Bescholtenheitsgesetz besprochen wurde, um zu erwirken, daß der Graf auf Grund desselben vom Landtage ausgeschlossen wurde.</p> <p>A. Dies wäre ein Akt der Gerechtigkeit gewesen.</p> <p>Pr. Sie haben behauptet, der Graf habe die Gräfin aushungern wollen.</p> <p>A. Hat in der That stattgefunden; bis vor 4 Monaten hat die Gräfin keinen Unterhalt vom Grafen bezogen.</p> <p rendition="#et">(Der Präsident verliest noch mehrere Briefe des Angeklagten, in denen das Hatzfeldtsche Verhältniß bald von socialistischem, bald von Hegelschem, bald vom politischen Standpunkte aus besprochen wurde.)</p> <p>Pr. Es soll in Berlin ein Plan gegen den Grafen geschmiedet worden sein, und zu dessen Ausführung die Theilnehmer zu verschiedenen Zeiten an den Rhein gegangen sein. Mendelssohn am 27. Juni, Lassalle am 9. Juli, die Gräfin mit Oppenheim am 20. Juli. Sind Sie auch nach Düsseldorf gegangen?</p> <p>A. Ja.</p> <p>Pr. Waren Sie dort mit Mendelssohn und Oppenheim zusammen?</p> <p>A. Mit Mendelssohn wohl. Wir logirten aber in verschiedenen Häusern und haben uns nur zweimal gesehen. Mit Oppenheim war ich dort nicht zusammen.</p> <p>Pr. Oberkellner Schmitz sagt, sie 3 wären zusammen dort gewesen, hätten sich gegenseitig Visitenkarten zugestellt. Sie hätten auch versucht, sich auf Reisen nach Köln durch Schminke und Perrücken unkenntlich zu machen.</p> <p>A. Das ist Alles unwahr.</p> <p>Pr. Mendelssohns Tagebuch soll über das Komplott Auskunft geben.</p> <p>A. Nein, es enthält bloß Notizen über das Leben und die Verschwendung des Grafen.</p> <p>Pr. Dies ist allerdings der Fall, aber auch Notizen über das eheliche Verhältniß der Hatzfeldtschen Eheleute und über Mendelssohns Reisen.</p> <p>A. Ich kenne das Tagebuch erst seit der Prozedur.</p> <p>(St.-Pr. erwähnt noch besonderer Notizen aus dem Tagebuch in Betreff der Frau Kurtz, welche der Präsident verliest. Der Präsident macht darauf aufmerksam, daß diese vom „Briefstehlen“ handeln, namentlich da, wo es heißt, die Kurtz wolle 3 Briefe nicht für 300 Rthlr. hergeben.)</p> <p>St.-Pr. Dieses Buch ist dem Angeklagten nicht besonders zugestellt worden, weil er es auf dem Sekretariat einsehen konnte.</p> <p>Pr. Aus diesem Buche geht hervor, daß Pläne zum Briefstehlen gemacht worden.</p> <p>(Auf Verlangen des St.-Pr. wird ein Brief verlesen, in welchem die Rede von dem Hasse der Bauern gegen den Grafen die Rede ist.)</p> <p>Pr. Es ist hier ein Brief an die Frau Kurtz von Ihrer Hand, aus Köln datirt.</p> <p>A. Dieser Brief ist nicht von mir. Von welchem Tage ist der Poststempel?</p> <p>Pr. Vom 2. Juli.</p> <p>A. Am 9. Juli bin ich erst von Berlin gereist.</p> <p>Pr. Diese Handschrift ist die Ihrige; ebenso stimmt das Siegel mit dem Ihrer andern Briefe.</p> <p>A. Ich halte den ganzen Brief für unwichtig.</p> <p>St.-Pr. Ich halte ihn für wichtig. Es ist noch ein Brief da. (Er verliest den Brief an die Kurz, der im Bibelton geschrieben ist. Es wird Gewicht gelegt auf die Stelle: „Du sollst leben von der sündigen Speise der Menschen“.)</p> <p>Pr. Von Geld ist sonst in dem Briefe nicht die Rede. Es sollen 25 Rthlr. darin gewesen sein, wofür sich die Kurz ein Kleid machen lassen sollte.</p> <p>A. Ich weiß Nichts davon.</p> <p>Pr. Die Kurz und Hoppe sollen auch über die Verkleidung Manches bekunden.</p> <p>A. Das ist möglich, die haben Vieles gesagt. (Auf Verlangen des St.-Pr. werden Briefe verlesen, in denen von der Bestechung eines Postillons (der Briefe an den Grafen auffangen sollte, die Rede ist.)</p> <p>A. Ich habe mich erst nach Oppenheims Verhaftung um das Detail der Hatzfeld'schen Sache bekümmert. (Es werden Briefe über Mädchen verlesen, zu denen der Graf in einem Verhältnisse gestanden haben soll.)</p> <p>St.-Pr. Diese Briefe müssen mit Notizen im Tagebuch in Verbindung gebracht werden.</p> <p>A. Gegen eine solche Combination sprechen die verschiedenen Zeitpunkte, an denen Briefe und Tagebuch geschrieben sind.</p> <p>Pr. Sie haben eine Reise nach Rheinstein gemacht.</p> <p>A. Auf meine Empfehlungen an den Prinzen wurde ich vorgelass n und erhielt von diesem einen Brief an den Grafen.</p> <p>Pr. Sind sie nach Deutz gereist?</p> <p>A. Nein, nach Düsseldorf und dann nach Aachen.</p> <p>Pr. In Deutz soll der erste Versuch gemacht sein, eine Cassette zu entwenden, wie Hoppe dies bezeugt.</p> <p>A. Ich werde die Unwahrheit der Hoppe'schen Aussage erweisen.</p> <p>Pr. Wo wohnten Sie in Aachen?</p> <p>A. Zuerst bei Dremel und dann in den Vier-Jahreszeiten.</p> <p>Pr. Wo wohnte Mendelssohn?</p> <p>A. Das weiß ich nicht.</p> <p> <ref type="link">(Fortsetzung folgt.)</ref> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0350/0002]
neur gab nach und erklärte alle Neger in den Dänischen Besitzungen für frei. Doch die Aufregung unter den Negern wuchs, statt nachzulassen. Sie drangen in Frederickstedt ein, wurden aber am 5. von da vertrieben. Der spanische General-Kapitain hat von Porto-Rico schleunige Hilfe gesandt. Im Gefecht blieben 30 Neger todt und von den Gefangenen sind später mehrere erschossen worden. Die Ruhe ist bis zum 13. Juli nicht mehr gestört worden. Die Wirkungen des Dekrets der provisorischen Regierung Frankreichs, betreffend die unbedingte Emanzipation der Neger in den französischen Kolonien, hat auf Cuba und Porto-Rico einen unglaublichen Einfluß geübt. Man kann sagen, daß dem Sklavenhandel überhaupt ein furchtbarer Stoß damit versetzt worden ‒ denn das Vertrauen zur Fortdauer der Sklaverei und der bisherige Zustand des Sklavenmarktes ist aufs tiefste erschüttert. Sollte nun gar ein Negeraufstand in den spanischen Besitzungen zum Ausbruch kommen, so wäre das eine zweite Niederlage für den Sklavenhandel. Das britische Westindien zöge daraus allein Vortheil. In Cuba wurde abermals viel von im Werke befindlichen Plänen zur Annexation der Insel in die Staaten der Union gesprochen. Es sind die vorauseilenden Schatten naher Ereignisse.
Venezuela. * In diesen südamerikanischen Staaten ist nichts so veränderlich, als die Personen, welche die Regierungsgeschäfte leiten. Heute wird Präsident, wer gestern noch geächtet, vielleicht mit wenigen Getreuen in der Nähe von Sümpfen oder in Felsengrotten sich verbarg und morgen ist landesflüchtig, wer heute noch die höchste Stelle im Staate bekleidete. Dieser Veränderlichkeit gegenüber fällt um so mehr die Unveränderlichkeit auf, mit welcher trotz jener Unzahl von fast täglich vorkommenden politischen Temperaturwechseln doch die republikanische Staatsform unangetastet fortbesteht. In Venezuela ist der Kampf zwischen Monagas, dem jetzigen, und General Paez, dem Ex-Präsidenten, durchaus nicht zu Ende, wie früher von mehreren Journalen behauptet worden. Paez hat sich nach der Insel St. Thomas begeben, um seine Rüstungen zu vervollständigen und dann im südlichen Theil von Venezuela zu landen. Nach Berichten aus der Hauptstadt vom 8. Juli war Maracaibo wieder von den Truppen des General Paez besetzt worden, da 1200 Mann aus dem Lager des Präsidenten Monagas, von ihren Offizieren verlassen, den General Paez zu ihrem Chef ausgerufen hatten.
Afrika. * Capstadt, 1. Juli. Die Cap-Kolonie erholt sich zusehends von den im Kaffernkriege erlittenen Verlusten. Das Einkommen für 1847 überstieg den Voranschlag um 56,462 Pf. Sterl. Der Gouverneur schlug der Legislatur Herabsetzung des Postporto's auf den Betrag des im Mutterlande üblichen vor (10 Pfennige pro Brief, gleichviel wie weit er innerhalb des Landes geht). Ferner ist der Antrag gestellt, den Zeitungsstempel zu beseitigen und diese Angelegenheit liegt dem exekutiven Rath zur Beschlußnahme vor. (Wir sehen hieraus, daß man in der Nähe der Kaffern und Hottentotten freiere und vernünftigere Einrichtungen hat als das „freie, einige und starke“ Deutschland.)
Egypten. * Alexandrien, 22. Juli. Die Cholera ist in Cairo mit bedeutender Heftigkeit ausgebrochen. Ibrahim läßt die beschwerlichsten Nilarbeiten einstellen, weil sonst von den armen Fellahs wenige von der Krankheit verschont und am Leben bleiben dürften. Eine Menge Personen treibt die Furcht von hier fort nach Malta, Frankreich und England. Binnen 4 Tagen zählte Cairo 352 an der Cholera Gestorbene.
Banca-Zinn-Auktion. Rotterdam, 4. Aug. Am 29. Aug. 1848 wird die Niederl. Handels-Maatschappy in Rotterdam in Auktion ausbieten: 40,000 Blöcke Banca-Zinn, allda lagernd,
45,000 Blöcke Banca-Zinn, in Amsterdam lagernd.
85,000 Blöcke Banca-Zinn, in Loose von 1000 Blöcke.
Die Maatschappy giebt die Versicherung, daß sie bis Aug. 1849 kein anderes Zinn an Markt bringen wird, weder hier noch in Ostindien.
Diese Annonce ist um so viel wichtiger für den Handel, als die Maatschappy dadurch das en bloc-Verkaufen, und mithin das seither festgehaltene Monopolisations-System in Banca-Zinn aufgiebt.
Es steht jetzt die Konkurrenz für einen Jeden offen, während seit drei Jahren nur ein Einziger als Käufer des jedesmal zur Auktion gebrachten Quantums dastand, der seinerseits nur bei Partien an drei holländische Häuser abgab, welche Letztere mit Ausschließung aller Andern also Meister des Artikels blieben, und, da sie sich untereinander deshalb verständigten, den Preis nach Belieben feststellen konnten. Dies Alles war natürlich für den Verbraucher vom größten Nachtheil, indem er gewiß billiger für seinen Bedarf zurecht gekommen wäre, wenn er seine Ordres frei in Auktion hätte aufgeben können und nicht wie seither gezwungen war, nothgedrungen einer Zwischenhand einen bedeutenden Gewinn zu bezahlen.
In der letzten Zeit wurde von der Maatschappy bei 1000 Blöcken zugleich zu Fl. 451/2 verkauft und ist dieser Preis der heutige Marktwerth.
Wir machen die Verbraucher von hier auf obige, eben angelangte Mittheilung besonders aufmerksam.
[Gerichtsprotokoll] Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl. (Fortsetzung.)
Präsident. Angeklagter, wann haben Sie in Berlin gelebt, und wie waren Ihre Vermögensverhältnisse?
Angeklagter. Ich habe 1844-1845 in Berlin studirt und in guten Vermögensverhältnissen gelebt.
Pr. Ihre Verhältnisse sollen den zu den Akten gebrachten Notizen zufolge nicht zum besten gewesen sein, namentlich sollen Sie öfters verklagt worden sein?
A. Dies bezieht sich wahrscheinlich auf einen einzigen Prozeß, nämlich wegen 28 Thaler Wirthshausschulden, den ich gewonnen habe.
Pr. Wie lernten Sie die Gräfin Hatzfeldt kennen?
A. Durch den Grafen Kaiserling.
Pr. Sie standen in einem sehr freundschaftlichen Verhältnisse, waren ihr Generalbevollmächtigter?
A. Ich war Freund der Gräfin, und nach Oppenheim's Verhaftung ihr Generalbevollmächtigter.
Pr. Sie sollen einen Schlüssel zur Wohnung der Gräfin gehabt haben?
A. Das ist Verläumdung, ich habe keinen solchen Schlüssel gehabt.
Pr. Sie sollen, um das Interesse der Gräfin zu fördern, zu unredlichen Mitteln gegriffen haben, namentlich sollen Sie in Berlin versucht haben, den Bedienten des Grafen Nostiz, des Schwagers der Gräfin, zu bestechen, um zu Briefen zu gelangen, welche der Domänenrath Wachter geschrieben?
A. Ich muß etwas ausholen, um die Sache in's rechtt Licht zu setzen. Es war unter Anderm das stete Bemühen des Grafen, die Kinder der Gräfin zu entführen, obgleich dieselben bei der Mutter bleiben wollten und vertragsmäßig sollten; namentlich wurde 1838 der junge Graf Paul aus Baden entführt, 1839 dasselbe mit der Gräfin Melanie ausgeführt, welche dann nach Wien in ein Kloster gebracht wurde. Im Februar 1846 hatte der erwähnte Wachter dem Grafen Paul einen Brief des Vaters zugesteckt, in welchem Paul aufgefordert wurde, bei Strafe der Enterbung, der Mutter zu entfliehen. Die Gräfin befürchtete, daß Graf Nostiz durch seinen Einfluß, namentlich bei dem Könige, ihr bei dem neuen Attentate ihres Gemahls gefährlich werden könne, und wünschte deßhalb den Briefwechsel des Nostiz mit ihrem Gemahl kennen zu lernen. Ich habe allerdings versucht, ihr hierbei behülflich zu sein.
Pr. Wachtmeister Oelze und Krueger haben gesagt, Sie hätten versucht, die Briefe durch Bestechung zu erlangen?
A. Ja.
Pr. Haben Sie Dietriche machen lassen?
A. Nein.
Pr. Der Schlosser Reichard soll für 2 Friedrichsd'or Dietriche für Sie gemacht haben?
A. Es ist nicht wahr.
Pr. Es soll ein Komplott zwischen Ihnen, Oppenheim und Mendelssohn bestanden haben, um dem Grafen auf jede Weise zu schaden? Zeuge Hoppe bezeugt dies.
A. Von einem Komplotte kann nicht die Rede sein. Wir waren von dem Rechte der Gräfin überzeugt.
Pr. Es liegen Briefe vor, aus denen dies Streben hervorgeht, die namentlich bezeugen, daß Sie durch die Presse für die Gräfin haben wirken wollen. In einem hier vorliegenden Briefe von H. Heine in Paris sagen Sie: in der Aachener Zeitung vom 6. Sept., der Augsburger vom 21. Sept., dem Rhein. Beobachter vom 28. und 29. Sept., sei das Verhältniß der Gräfin zur Sprache gebracht worden; jetzt müsse gesorgt werden, im „Journal des Debats“ und den „Times“ fulminante Artikel zu veröffentlichen.
A. Dieser Brief ist von mir, ich muß aber bitten, keine Stellen aus dem Zusammenhange zu reißen, sondern die Briefe ganz vorzulesen.
Pr. Ich glaube, das Wichtigste vorgelesen zu haben. Ich will aber den Brief vorlesen:
Lieber Heine!
Vielgeliebter Freund! Ich wollte dieser Tage zu Ihnen herüber kommen, um mit Ihnen eine höchst dringende Angelegenheit, in der Ihre Hülfe mir von der höchsten Wichtigkeit ist, zu besprechen. Allein Geschäftsverwickelungen nageln mich für den Augenblick an, ich kann nicht absehen, wann mir eine Reise nach Paris möglich ist. So muß ich denn brieflich Ihnen diese Angelegenheit entwickeln, obwohl das viele Mißlichkeiten und Unvollkommenheiten mit sich bringt und ich dabei die Sehnsucht meines Herzens Sie mein lieber, lieber Freund, wieder einmal mit leiblichen Augen zu schauen, das gedankenvolle Haupt mit dem fein geschnittenen spöttisch zuckenden Mund vor mir zu sehen, nicht befriedigen kann. Es wird Ihnen gewiß durch Zeitungen und lügenhaftes Privatgeträtsch, manches über den Kassettendiebstahl dessen Motive etc. zu Ohren gekommen sein. Alles was Sie darüber gehört haben mögen, so wahr es auch sei, ist falsch. Denn so wahr es auch ist, ist es doch jedenfalls halb und unvollständig. Und jede Halbheit und Unvollständigkeit ist Falschheit. Leider kann ich Ihnen brieflich schon der Länge wegen nicht alle Details des herzempörenden Romans mittheilen, in welchem ich jetzt eine Rolle zu übernehmen für gut gefunden habe. Also nur Umrisse. Die größte Bewunderung der seltendsten geistigen Eigenschaften und des Idealismus hat mich mit dem dauerndsten tiefsten Interesse und der unverbrüchlichsten Treue für die Gräfin v. Hatzfeld erfüllt. Wenn dies Interesse noch durch irgend etwas gesteigert werden konnte, so war es durch die maßloseste Empörung über die unbeschreibliche Reihe der grausamsten Mißhandlungen, der ehrlosesten Infamie, mit welcher seit dem Jahre 1822 dieses unschuldige und bewundernswürdige Weib aus dem einzigen Grunde, weil sie reiner, besser und durchgeisteter war als die seelenlosen Fleischklumpen mit denen eine ungerechte ironische Geburt sie in Verwandtschaft gebracht, unausgesetzt überhäuft wurde. Sie haben mir oft die alte, seit Menschengedenken stets wiederkehrende Elegie geklagt, wie Sie um des Lebensblüthe gekommen sind, scheiternd an der einen großen gemeinschaftlichen Klippe die uns allen droht, an der faulen Gesinnungslosigkeit, der Gemeinheit und Perfidie jener Filzläuse, die annoch als die furchtbare Majorität in der Welt herumwimmeln. Andere haben auch gelitten, wie Sie und Viele mehr als Sie. Wenn aber anders dem größern Unglück und der größern Reinheit die größere Ehrfurcht gebührt, so müssen wir alle mit abgezogenem Hut dastehen, vor dem Unglück dieses Weibes. Nicht der Zufall ist so empörend, daß sie gerade einen Mann gefunden, der nach göttlichem und menschlichem Rechte, den Strang verdienend sie 22 Jahre auf eine gar nicht zu beschreibende Weise mißhandelt hat, sondern daß unter ihren zwei Brüdern, stark durch ihre gesellschaftliche Stellung, unter ihren Schwägern und Vettern, unter allen diesen Fürsten, Herrn und Grafen ‒ die ‒ die Beweise liegen mir vor, ‒ alle ganz so wie ich überzeugt sind von der Schlechtigkeit des Grafen und dem ungerechten Schicksal seiner Frau ‒ sich nicht Einer fand, der ihre Rechte gewahrt und sich ihrer angenommen hätte auf kräftige Weise, nicht einer der sie nicht seines eigenen Vortheils wegen, seiner eigenen Bequemlichkeit zu lieb verrathen und verkauft hätte. Nun, Sie haben ja auch erfahren was eine Familie ist, und werden das begreifen. Ja noch mehr, diese Brüder haben sie bis jetzt geflissentlich in Unkenntniß über ihr gesetzliches Recht erhalten, um sie durch dieses, wie durch jedes andere Mittel (Gewalt, Entziehung des Lebensunterhaltes) zu verhindern, den Rechtsweg gegen ihren Gatten zu ergreifen. Warum? weil jeder von ihnen ein gut Theil Gemeinheiten in dieser Affaire begangen hatte, deren Bekanntwerden er unterdrücken wollte. Nicht, daß z. B. der Graf bereits in den ersten Jahren seiner Ehe die Gräfin mit Stockprügel zwang, eine seiner Geliebtinnen, die Gräfin Hompesch, die ihr Gemahl auf Hatzfeld's Einladung nicht mehr wollte hinlassen, einzuladen, und sie dann weiter mit Stockprügel zwang, fortzugehen und ihn mit seiner Maitresse allein zu lassen, nicht, daß z. B. der Graf ihr ihre 9jährige Tochter Melanie entführte und in's Kloster der Salesianerinnen zu Wien sperrte, und dort solche Befehle gab, daß seit 6 Jahren kein Brief ihrer Mutter sie erreichen konnte, kein Brief von ihr an ihre Mutter abging, sie sogar, als das Kind Monate lang in lebensgefährlicher Krankheit lag, keine Mittheilung über sie erhalten konnte, nicht, daß z. B. der Graf 3 gewaltsame, aber jedesmal mit starker Hand abgeschlagene Entführungsversuche auf den Sohn Paul gemacht und ihm, einem 14 jährigen Knaben, mit Enterbung gedroht hat, wenn er nicht seiner Mutter fortliefe, nicht, daß er schon unzähligemal von der Nothwendigkeit gezwungen, die besten Versprechungen zugeschworen und eben so oft, wenn die Pistole von der Brust fortgenommen wurde, alles wieder gebrochen hat; nicht, daß er ein Vermögen von 130,000 Thlrn. Revenüen vergeudet, wovon er ihr kaum einen Brosamen zukommen läßt, ‒ nicht Alles dies, sage ich, ist das Aergste, sondern das, daß ihre Brüder, ein Fürst in Schlesien, ein Gesandtschafts-Sekretär in Paris, die das Alles immer auf's genaueste kannten, dies gelitten haben. ‒ Doch ich will meine Galle lieber für mich behalten! Das letzte war nun das, daß er, da er mit ihr in Gütergemeinschaft lebt, die sie nach seinem Tode in sehr glänzende Lage setzen würde, sein und ihr Vermögen auf eine systematische Weise verschenkt und ruinirt. Die letzte dieser Schenkungen war an eine französisch-russisch-deutsch-holländische Hure, die Frau von Meyendorff, die lange in Paris als russischer Spion gedient hat, im Interesse ihes Mannes, der nicht zu verwechseln ist mit dem russischen Gesandten zu Berlin. Solchem Beginnen zu begegnen, wollte ich nun eine Prodigalitäts-Klage gegen den Hrn. Grafen anstellen (die jetzt in der That auch anhängig gemacht worden ist). Zu diesem Zwecke war der Besitz des noch dazu unter einer Simulation vorgenommenen Schenkungsaktes an die Meyendorf wichtig und zu diesem Zwecke wollte sich der Assessor O. und Dr. M. seiner bemächtigen.
A. Als ich von Berlin abreiste, wollte ich eine Versöhnung anbahnen. Oppenheim sollte in Ehrenbreitstein Prozesse gegen den Grafen anfangen, um diesem zu zeigen, daß die Gräfin noch Mittel in Händen habe, um zu ihrem Rechte zu kommen. Unterdessen sollte Mendelssohn über des Grafen Verschwendung und dessen sonstiges Leben Erkundigungen einziehen. Ich wollte hierdurch Mittel gewinnen, um den Grafen zum Vergleiche zu bewegen. Ich selbst ging nach Rheinstein zum Prinz von Preußen, an den ich Empfehlungen von der Gräfin und einigen hohen Militärpersonen in Berlin hatte. Erst später nach den Aachener Vorfällen, als von keiner Versöhnung mehr die Rede sein konnte, habe ich, wie ich es für Pflicht hielt, an die Oeffentlichkeit appellirt.
Pr. Es liegen noch andere Beweise an D. Karl Grün, Heine u. a. vor, aus denen hervorgeht, daß Gladbach nach Berlin gehen solle, wo auf dem Landtage das Bescholtenheitsgesetz besprochen wurde, um zu erwirken, daß der Graf auf Grund desselben vom Landtage ausgeschlossen wurde.
A. Dies wäre ein Akt der Gerechtigkeit gewesen.
Pr. Sie haben behauptet, der Graf habe die Gräfin aushungern wollen.
A. Hat in der That stattgefunden; bis vor 4 Monaten hat die Gräfin keinen Unterhalt vom Grafen bezogen.
(Der Präsident verliest noch mehrere Briefe des Angeklagten, in denen das Hatzfeldtsche Verhältniß bald von socialistischem, bald von Hegelschem, bald vom politischen Standpunkte aus besprochen wurde.)
Pr. Es soll in Berlin ein Plan gegen den Grafen geschmiedet worden sein, und zu dessen Ausführung die Theilnehmer zu verschiedenen Zeiten an den Rhein gegangen sein. Mendelssohn am 27. Juni, Lassalle am 9. Juli, die Gräfin mit Oppenheim am 20. Juli. Sind Sie auch nach Düsseldorf gegangen?
A. Ja.
Pr. Waren Sie dort mit Mendelssohn und Oppenheim zusammen?
A. Mit Mendelssohn wohl. Wir logirten aber in verschiedenen Häusern und haben uns nur zweimal gesehen. Mit Oppenheim war ich dort nicht zusammen.
Pr. Oberkellner Schmitz sagt, sie 3 wären zusammen dort gewesen, hätten sich gegenseitig Visitenkarten zugestellt. Sie hätten auch versucht, sich auf Reisen nach Köln durch Schminke und Perrücken unkenntlich zu machen.
A. Das ist Alles unwahr.
Pr. Mendelssohns Tagebuch soll über das Komplott Auskunft geben.
A. Nein, es enthält bloß Notizen über das Leben und die Verschwendung des Grafen.
Pr. Dies ist allerdings der Fall, aber auch Notizen über das eheliche Verhältniß der Hatzfeldtschen Eheleute und über Mendelssohns Reisen.
A. Ich kenne das Tagebuch erst seit der Prozedur.
(St.-Pr. erwähnt noch besonderer Notizen aus dem Tagebuch in Betreff der Frau Kurtz, welche der Präsident verliest. Der Präsident macht darauf aufmerksam, daß diese vom „Briefstehlen“ handeln, namentlich da, wo es heißt, die Kurtz wolle 3 Briefe nicht für 300 Rthlr. hergeben.)
St.-Pr. Dieses Buch ist dem Angeklagten nicht besonders zugestellt worden, weil er es auf dem Sekretariat einsehen konnte.
Pr. Aus diesem Buche geht hervor, daß Pläne zum Briefstehlen gemacht worden.
(Auf Verlangen des St.-Pr. wird ein Brief verlesen, in welchem die Rede von dem Hasse der Bauern gegen den Grafen die Rede ist.)
Pr. Es ist hier ein Brief an die Frau Kurtz von Ihrer Hand, aus Köln datirt.
A. Dieser Brief ist nicht von mir. Von welchem Tage ist der Poststempel?
Pr. Vom 2. Juli.
A. Am 9. Juli bin ich erst von Berlin gereist.
Pr. Diese Handschrift ist die Ihrige; ebenso stimmt das Siegel mit dem Ihrer andern Briefe.
A. Ich halte den ganzen Brief für unwichtig.
St.-Pr. Ich halte ihn für wichtig. Es ist noch ein Brief da. (Er verliest den Brief an die Kurz, der im Bibelton geschrieben ist. Es wird Gewicht gelegt auf die Stelle: „Du sollst leben von der sündigen Speise der Menschen“.)
Pr. Von Geld ist sonst in dem Briefe nicht die Rede. Es sollen 25 Rthlr. darin gewesen sein, wofür sich die Kurz ein Kleid machen lassen sollte.
A. Ich weiß Nichts davon.
Pr. Die Kurz und Hoppe sollen auch über die Verkleidung Manches bekunden.
A. Das ist möglich, die haben Vieles gesagt. (Auf Verlangen des St.-Pr. werden Briefe verlesen, in denen von der Bestechung eines Postillons (der Briefe an den Grafen auffangen sollte, die Rede ist.)
A. Ich habe mich erst nach Oppenheims Verhaftung um das Detail der Hatzfeld'schen Sache bekümmert. (Es werden Briefe über Mädchen verlesen, zu denen der Graf in einem Verhältnisse gestanden haben soll.)
St.-Pr. Diese Briefe müssen mit Notizen im Tagebuch in Verbindung gebracht werden.
A. Gegen eine solche Combination sprechen die verschiedenen Zeitpunkte, an denen Briefe und Tagebuch geschrieben sind.
Pr. Sie haben eine Reise nach Rheinstein gemacht.
A. Auf meine Empfehlungen an den Prinzen wurde ich vorgelass n und erhielt von diesem einen Brief an den Grafen.
Pr. Sind sie nach Deutz gereist?
A. Nein, nach Düsseldorf und dann nach Aachen.
Pr. In Deutz soll der erste Versuch gemacht sein, eine Cassette zu entwenden, wie Hoppe dies bezeugt.
A. Ich werde die Unwahrheit der Hoppe'schen Aussage erweisen.
Pr. Wo wohnten Sie in Aachen?
A. Zuerst bei Dremel und dann in den Vier-Jahreszeiten.
Pr. Wo wohnte Mendelssohn?
A. Das weiß ich nicht.
(Fortsetzung folgt.)
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(2017-03-20T13:08:10Z)
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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