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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 66. Köln, 5. August 1848.

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[Deutschland]

[Fortsetzung] man weiß indessen recht wohl daß er das Organ des Ministers Lerchenfeld ist, der ihn zu liberalen Phrasen ausdrücklich autorisirt hat. Die Post übt nachweislich Censur; Bestellungen auf demokratische Blätter weist sie zurück, und wir kennen 2 Blätter in Franken, bei deren Redaktionen täglich Beschwerden darüber einlaufen, daß man die Blätter durch die Post nicht erhalte. Die konstitutionellen Vereine verfassen Vertrauensadressen über Vertrauensadressen an das Parlament, wüthen ebenfalls gegen die"Wühler", fließen über von Liberalismus und Deutschthum, sobald das Parlament einmal einen Anlauf zu energischem Auftreten nimmt, wie kürzlich gegen Hannover. lassen aber unfehlbar Deutschland und Parlament im Stich sobald es der baierischen Regierung einfällt, exclusiv baierisch zu sein und sich den Beschlüssen des Parlamentes zu wiedersetzen, und dies hat besagte Regierung sehr stark im Sinn. In Altbaiern, wo das Volk noch ganz in der Waldursprünglichkeit religiöser und politischer Unwissenheit lebt, glaubt sie ohnehin gewonnenes Spiel zu haben; in dem katholischen Franken läßt sie jetzt ihre Pfaffen "wühlen", die bereits bei einer Zusammenkunft in Würzburg erklärt haben, die sogenannte Nationalversammlung sei, als eine revolutionäre Versammlung, gar keiner Adresse zu würdigen. Die Beamten und Offiziere müssen das Uebrige thun. Diese kettet man durch Begünstigungen, durch königliche Ansprachen u. s. w. immer enger an den Thron. So gerüstet erwartet man den günstigen Augenblick, um dem Parlament offen in's Gesicht zu lachen, und wer weiß, ob dieses Bairen, wo nun einmal, unter allen deutschen Staaten, die Ideen der Revolution am wenigsten Wurzel gefaßt haben, wo in den meisten Gegenden noch eine wahre politische Barbarei herrscht, der Centralgewalt, wenn sie je einmal energisch auftreten sollte, nicht mehr zu schaffen macht als der König von Preußen und sein Ministerium der That. Die Polizeiausweisungen werden nachgerade hochkomisch.

In Bamberg hat man vor einigen Tagen den Dr. Brendel (den Verfasser des offenen Briefs an Dr. Eisenmann), der nicht bloß ein geborner Baier, sondern sogar in Bamberg am Krankenhaus als Arzt angestellt ist, ausgewiesen, weil er einen Verein gegründet hat. Die Krankenhausverwaltung hat nun erklärt, daß ihn die Anstalt jetzt nicht entbehren könne; es ist aber zu bezweifeln, ob die Polizei auf solche Unwesentlichkeit reflektirt. - Gegen den Abg. Titus, hat man richtig so eine Art Vertrauensvotum zusammengebracht. Unter 124 Wahlmännern haben es 63 unterzeichnet, also die absolute Majorität. Was Titus, was die Urwähler thun werden, ist noch unbekannt. - Der verhaßte Redakteur Sticht wird vom Landgericht in Nürnberg auf Hochverrath und Majestätsbeleidigung inquirirt und befindet sich im strengsten Verhaft. Kein Mensch darf zu ihm - als ob in Betreff eines unschuldigen, seit länger als 2 Monaten gedruckten Zeitungsartikels Kollisionen Statt finden könnten! Nachschrift. So eben erfahre ich, daß in Bamberg mehre Verhaftungen vorgenommen wurden. Brendel hat sich durch die Flucht der seinigen entzogen. Es kommt immer besser!

München, 1. Aug.

Nachdem man sich im Publikum schon mit den verschiedenartigsten Zweifeln getragen hatte, ist gestern Abend von Seite unseres Kriegsministeriums eine Ordre an sämmtliche Garnisonen abgegangen, wonach der Huldigungsakt am 6. d. M. genau nach der Vorschrift des Reichskriegsministeriums zu vollziehen ist.

(Fr. I.)
Darmstadt, 1. Aug.

Zufolge der Erklärung des Reichskriegsministers, daß der Bundeskrieg gegen Dänemark kräftig fortgesetzt werde, und auch Bundestruppen Oestreichs, dann vom 7., 8. und 9. Armeekorps daran Theil nehmen sollen, erfährt man, daß das großherzogliche 4. Infanterieregiment mit einer Batterie von 6 Geschützen nach Schleswig-Holstein abgehen wird.

(Fr. I.)
Karlsruhe, 1. Aug.

Wie man vernimmt, ist ein Theil des 8. Armeekorps beordert, nach Schleswig-Holstein aufzubrechen, um die im Felde stehenden Reichstruppen zu verstärken. Die badische Abtheilung wird aus 4000 Mann und einer Batterie Artillerie zu 8 Geschützen bestehen und mit der großherzoglich hess. Abtheilung eine Brigade bilden, welche mit einer würtembergischen Brigade unter einem würtembergischen Divisionskommandanten vereinigt wird. Das Kommando der badisch-hessischen Brigade übernimmt Oberst v. Röder. Es ist dazu von jedem der 5 Infanterieregimenter ein Bataillon bestimmt. Die Mobilmachung muß so beeilt werden, daß die Bataillone Montag den 7. August in ihren gegenwärtigen Stationen zum Abmarsch bereit sind.

(Karlsr. Z.)
Schleswig, 30. Juli.

Man will die bestimmte Nachricht haben, daß 10 (nach Andern 14) dänische Schiffe Truppen nach Alsen hingebracht haben. Der Rückzug der Dänen von Beile tiefer in Jütland hinein bezweckt offenbar, daß General Wrangel folgen soll, damit von Alsen her irgendwo ein Einfall ins Land geschehen könne. Allein schon nahen neue Truppen.

(H. C.)
Apenrade, 31. Juli.

Morgen wird das Hauptquartier von Hadersleben hierher verlegt; doch wird versichert, daß dies keinen andern Grund hat, als daß der Obergeneral den Truppen in Sundewitt näher sein will, bis die erwarteten Verstärkungen eintreffen und die Occupation von Jütland mit entschiedenem Erfolg bewerkstelligt werden kann.

* Prag.

Um unseren Lesern zu zeigen, wie die Blätter, welche am meisten Gift gegen die Böhmen spieen und ganz besonders zur unrichtigen Würdigung der Ereignisse in Prag beitrugen, jetzt gezwungen sind, unsere unpatriotische Auffassung zu der ihrigen zu machen, theilen wir folgenden Artikel der "D. A. Z." mit:

Prag, 28. Juli. Die Prager Bevölkerung hat endlich unter dem neuen Ministerium eine Genugthuung erhalten, die so lange und immer vergeblich unter dem Pillersdorf'schen nachgesucht wurde, indem das Schicksal von Hunderten im Prager Schlosse dem Einfluß einer ihre Untersuchungen in das Dunkel der alten Metternich'schen Zeit hüllenden Justiz preisgegebener Personen durch die Erklärung des Ministers Bach, daß der Aufruhrprozeß öffentlich und mit Beziehung von Geschworenen geführt werden solle, die Bürgschaft der Publizität erhält. Wir werden nun sehen, inwieweit alle jene abscheulichen Beschuldigungen sich als wahr erweisen werden, und wir hoffen, daß es diesen öffentlichen Sitzungen gelingen wird, den Schandfleck einer beabsichtigten Bartholomäusnacht von der neuern Geschichte Böhmens zu waschen, der ihr mit von den meisten deutschen Journalen aufgebürdet wurde, und der wohl in der perfiden Brust einer Medicis, aber nicht in dem Busen eines Volkes keimen konnte, das an sich brav, sich seit Jahrhunderten durch deutsche Bildung und deutsche Industrie zu einer Kulturstufe herangearbeitet hat, die mit der aller andern civilisirten Völker rivalisiren kann. --Der Belagerungszustand, welcher in den letzten Tagen wenig mehr als nominell aufgehoben war, begibt sich nach und nach immer mehr seiner Beeinträchtigungen; die Privatwaffen werden ihren Eigenthümern wieder zugestellt und die Nationalgarde insoweit wieder organisirt, daß jede Compagnie 60 Aerargewehre erhält. Die Stimmung gegen das Militär ist noch immer sehr gereizt; nicht sowohl in Folge des wirklichen Widerstandes oder weil man es als Unterdrücker der Volksbewegungen betrachtet, sondern weil jetzt, nachdem die Presse und die Redakteure nicht mehr direkt Bomben, Shrapnels oder ein Sommerlogis auf dem Hradschin zu befürchten haben, Scenen aus dem letzten Kampfe publizirt werden, welche man wirklich kaum Kabylen oder Huronen zutrauen könnte.

61 Wien, 31. Juli.

Folgendes in die von dem konstituirenden Reichstag an den Kaiser erlassene Adresse, welche demselben durch eine Deputation von Abgeordneten, unter denen der Reichstagspräsident, nach Innsbruck überbracht werden soll:

Euer Majestät!

Der von Ew. Majestät zur Konstituirung des Vaterlandes berufene Reichstag hat, im Vorschritt zu seinen nächsten Aufgaben begriffen, durch das Ministerium die höchst betrübende Mittheilung empfangen, daß Ew. Majestät Ihre oder die Gegenwart eines Stellvertreters in Wien nicht für nothwendig erachten, in so lange nicht der Reichstag seine Gesetze festgestellt habe, und daß Sie vor Allem die Ueberzeugung von der Sicherung des freien Handelns der gesetzgebenden Versammlung zu gewinnen wünschten, weil Ew. Majestät diesen Beweis väterlicher Vorsorge und Liebe Ihren Völkern schuldig zu sein glauben.

Eine solche Darlegung aus dem Munde des konstitutionellen Monarchen in dem Augenblicke, da alle Augen der österreichischen Völker in ernster Erwartung hierher gerichtet sind, muß die Vertreter Oesterreichs mit den bangsten Besorgnissen für das Wohl, ja für den Bestand des Kaiserstaates erfüllen, und sie fühlen sich in der Ausübung ihrer unverbrüchlichen Pflicht, wenn sie Ew. Majestät die Ueberzeugung aussprechen, daß die geheiligte Person des Staatsoberhauptes nicht länger mehr im Schwerpunkte der konstitutionellen Monarchie, am Sitze der Reichsversammlung, an der Spitze der Staatsgeschäfte entbehrt werden kann. Aus welchem Beweggrunde auch sich Ew. Majestät zu der Entfernung aus Ihrer Residenz bestimmt haben mögen; jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo alle Interessen des Reiches und der Krone in der Einen Nothwendigkeit Ihrer Rückkehr zusammenfließen, Ihrer Rückkehr an den Ort, wo die von Ew. Majestät selbst berufenen Vertreter des einigen Volkes in dem Aufbau des neuen konstitutionellen österreichischen Kaiserstaates begriffen sind, - an den Ort, wo die einzig gesetzlichen Rathgeber Ew Majestät, die verantwortlichen Minister, diesen Aufbau mitwirkend fördern. Diese Eintracht des Zusammenwirkens möge Ew. Majestät auch Bürgschaft für dessen Freiheit sein.

Im Angesichte Oesterreichs, im Angesichte Deutschlands, ja im Angesichte Europa's spricht es die Reichsversammlung einhellig aus, daß sie im vollen Bewußtsein der Freiheit die Konstituirung des Vaterlandes berathe.

Die Männer Oesterreichs, die das Vertrauen des freien Volkes hierher gesendet hat, sie würden es als einen Verrath an den Rechten desselben ansehen, wenn sie an einem Orte verblieben, wo sie nicht der vollsten Freiheit der Berathung und des Handelns gewiß wären. Daß aber die Reichsversammlung tagt und aus ihrer Mitte Abgeordnete aller Landesgebiete an Ew. Majestät zu dem Ende sendet, daß der konstitutionelle Kaiser dem ruhmvoll begonnenen Verfassungswerke jene Weihe gebe, die des Volkes treue Pietät aus seiner unmittelbaren Gegenwart abzuleiten bereit ist, dieß Ew. Majestät ist der sicherste Beweis, die unbestreitbare Garantie, daß das freie Handeln der gesetzgebenden Versammlung in jeder Hinsicht gesichert ist. Den Dank hierfür zuerkennt die Reichsversammlung vor Allen der bewundernswerthen Mäßigung, Ordnungsliebe und Loyalität der Bevölkerung Wiens, so wie der aufopfernden Hingebung der Nationalgarde. Unter diesen sichersten aller Garantien fordern die Völker Oesterreichs durch ihre in Wien versammelten Vertreter, als den von Ew. Maj. zugesicherten Beweis väterlicher Vorsorge und Liebe die ungesäumte Rückkehr Ew. Maj. in Ihre treue Residenz, indem Sie nunmehr der bestimmten endlichen Erfüllung der bei so vielfachen Anlässen wiederholten Versprechungen zuversichtlich entgegen sehen, denn nur dadurch, daß sich Ew. Majestät persönlich an den Sitz des Reichstages und in die Mitte Ihres verantwortlichen Ministeriums begeben, kann jenen Gefahren des Mißtrauens, der Verführung und Anarchie vorgebeugt werden, welche die Krone und die Dynastie Euer Majestät zubedrohen vermöchten - nur dadurch können die Segnungen, welche das Vaterherz Ew. Majestät Ihren Völkern zugedacht hat, im Strahle des Friedens und der Freiheit zur Reife kommen.Wir beschwören Ew. Maj., hören Sie nicht den Rath falscher Rathgeber, hören Sie die Stimme, die Forderungen Ihrer treuen Völker!

Im Namen des konstituirenden Reichstages.

(Hier sollen die Unterschriften sämmtlicher Deputirten folgen.)

Ich habe diese Adresse gestern eine energische genannt, und sie ist es wahrlich im Rückblick auf die bisherigen Zustände der östreichischen Völker; sie es namentlich im Vergleich zu den Berliner und Frankfurter Adressen. Keine Nationalversammlung Deutschlands hat sich so rasch und entschieden auf den demokratischen Standpunkt gestellt, als die östreichische dadurch gethan, daß sie ohne Umschweife die Revolution anerkannte und die Rückkehr des Kaisers forderte. Darum ist Wien gegenwärtig zweifellos die freieste Stadt Deutschlands, und darum blickt der Wiener mit stolzer Genugthuung auf Berlin hin. Er weiß, daß er sich nimmer gefallen lassen würde, was dort geschieht. Der Wiener darf selbst über die demokratischen Organe Berlins mitleidig lächeln, wenn er z. B. den leitenden Aufsatz der Zeitungshalle vom 29. liest.

Der Reichsverweser hat in einem Straßenplakate heute von den Wienern Abschied genommen und ermahnt sie zum Vertrauen in den Reichstag und in das Ministerium,indem er seinerseits, von Liebe zu Deutschland durchglüht, ohne aufzuhören ein Oestreicher zu bleiben, in Frankfurt seine neue Würde kräftigst handhaben wolle. Man sagt, er würde über Innsbruck reisen. Die Popularität Johanns ist ebenso lau, als die Entrüstung gegen den Hof, ja gegen den Kaiser, groß ist; der dynastische Nimbus scheint total verschwunden. Was das Ministerium betrifft, so scheint mir namenlich Dobblhof sehr bald wieder umgeblasen zu werden. Als der Fackelzugabend vorgestern im Ausschuß zur Sprache kam, führte Rasziail an, Dobblhof habe auf seine Frage, weßhal er zugebe, daß Jellachich so gefährlich-festlich empfangen werde, geantwortet, er könne den Slaven nicht verbieten, was die Ungarn am Tage vorher Esterhazy gebracht. Das Militär hat den Befehl erhalten, vor dem in corpore erscheinenden Reichstag Honneurs zu machen. -- Gestern überbrachten 900 aus Mähren hierhergekommene Nationalgarden der hiesigen Garde eine prächtige Fahne. -- Der Dichter und Ex Oberkommandant der Garde und Legion, Pannasch, hat in einem wunderbar stylisirten Deutsch eine Rechtfertigung seines Benehmens in den Straßen anschlagen lassen. In einem andern Plakat versichert der Ausschuß die Bevölkerung Wiens, daß die Juden keineswegs die separatistisch-egoistischen Tendenzen verfolgen, die man ihnen aufbürde. - Die Rache der Völker scheint, an derselben Stelle zu erwachen, wo einst ihre Knechtung stattgefunden. Der Reichstag hält seine Sitzungen nämlich in denselben Räumen, worin, unter dem Scheine von 20,000 Kerzen, von gekrönten Häuptern und Diplomaten einst jene berüchtigten Akten berathen wurden, unter denen die Welt so lange geseufzt hat und noch blutet. - Der Wiener Reichstag sitzt an der Stelle des Wiener Kongresses.

Die Arbeiter besuchen an Sonntagen keine Kirchen mehr, sondern sie lassen sich ihre Messe auf dem Glacis lesen. Bei dieser Gelegenheit wurde gestern eine Adresse an den Reichstag unter sie verbreitet, in welcher die Einsetzung eines nur aus Arbeitern bestehenden Ministeriums, ferner Aufhebung aller Konsumtionssteuern, Errichtung von Arbeitshäusern, Erziehung, Einrichtung großer, unentgeltlicher Lesehallen u. s. w. verlangt wird. Am Nachmittag sollte, zufolge des Aufrufs eines Arbeiters, den man Wien's O'Connell zu nennen pflegt, ein Arbeiter monster-meeting stattfinden, welches der Ausschuß indessen zu verhindern wußte. Dessenungeachtet sollen sich die Arbeiter in großer Anzahl in der Meidlings versammelt haben. - Die neue Kamarilla-Zeitung, "Presse" genannt, soll aus Innsbruck 40,000 Gulden Münze erhalten haben. Sie wird überall auf den Gassen um einen Kreuzer verkauft, obwohl sie in großem Format erscheint. Die Wiener Zeitung wird immer grämlicher und nimmt keinen Anstand ganz entstellte Reichstagsberichte zu bringen. Dieser Uebelstand ist groß, weil die Stenographien erst acht Tage nach der Sitzung erscheinen. Der Postaufschlag auswärtiger Zeitungen ist immer noch so bedeutend, daß die Neue Rheinische Zeitung auf etwa 40 Gulden Münze, d. h. an 30 Thaler zu stehen kommt.

* Wien, 30. Juli.

Das Stockpreußenthum, die ganze reaktionäre Sippschaft von Hinterpommern an bis Westphalen, könnte die Artikel der "Allgem. Oestr. Ztg." über die preußische Reaktion in ihren Verhältnissen zu Oestreich" mit Nutzen lesen, wenn diese Leute überhaupt für etwas Anderes, als ihren Egoismus, ihre Herrsch-Geld-und Privilegiensucht Ohr und Sinn hätten. Das gedachte Journal schließt heute seinen Artikel mit folgenden Worten:

"Wird Oesterreich es ruhig ansehen, daß der König von Preußen schon jetzt die deutsche "Freiheit" hintenansetzt? Glaubt Deutschland, daß die blutigen Revolutionen Oesterreichs dazu dienen werden, damit König von Preußen und sein Kriegsminister Schreckenstein die Herrschaft übernehmen sollen? Deutschland gib acht, damit die Wirthschaft, welche jetzt in Preußen, Hannover, Baiern getrieben wird, nicht die Veranlassung gebe zu einer unglücklichen Trennung zwischen Oesterreich und Deutschland. So viel steht fest, daß die Männer in Oesterreich, welche bis zur Stiftung der Executivgewalt mit aller Kraft für den Anschluß an Deutschland gearbeitet, es nicht ruhig zusehen werden, daß die Reaktion Deutschlands auch das freie Oesterreich mit in das reaktionäre Labyrinth ziehe. Oesterreich hat eine praktische, gesunde, körnige Bevölkerung, die bewiesen hat, daß sie zu kämpfen, zu sterben bereit ist, wenn es die Freiheit erheischt, dieses Oesterreich weiß aber jetzt, daß in Deutschland die Reaktion herrscht, daß sie täglich mehr Boden gewinnt, daß die Revolution eigentlich fruchtlos vorüberging, daß der ganze Gewinn, welchen Deutschland aus den Revolutionen zog, nur den Königen zu Gute kommt."

Innsbruck, 29. Juli.

Ein eben aus dem Hauptquartier des Feldmarschalls Radetzky aus Balleggio an Se. Maj. den Kaiser in Innsbruck angekommener Courier bringt die officielle Nachricht daß bei Volta das zweite Armeekorps am 26. Abends und 27. früh zwei siegreiche aber blutige Gefechte bestanden hat. Die piemontesische Armee sey in vollem Rückzug nach Cremona begriffen, und werde herzhaft verfolgt.

(A. Z.)
Dänemark.
Kopenhagen.

Der " L. C. " meldet, daß in Kopenhagen das aufgeregte Volk die Regierung zur energischen Fortsetzung des Krieges gegen Deutschland zu zwingen drohte. Es hatten wiederholte Volksaufläufe statt gefunden, und in der Hauptstadt nicht nur, sondern in ganz Seeland war man der bisherigen Waffenruhe und fruchtlosen Unterhandlungen überdrüssig. Die Regierung werde dem entschiedenen Volkswillen nachgeben müssen. Man scheint zudem noch stark auf Unineigkeit unter den Deutschen zu rechnen, und soll sich in Kopenhagen nicht wenig über die bekannte Erklärung des Königs von Hannover gefreut haben.

Norwegen.

Laut Privatnachrichten von Christiania hat das Constitutionscomite sich mit 5 Stimmen gegen 2 Stimmen für die Aufhebung des Verbots, die Niederlassung der Juden in Norwegen betreffend, entschieden.

Italien.
*
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* Mailand, 27. Juli.
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* Rom, 21. Juli.
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* Rom, 23. Juli.
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27 Neapel, 19. Juli.

Vor einigen Tagen arretirte die Polizei den Vater der beiden Brüder Sangiorgio, die beim Bau der der Maibarrikaden am Meisten thätig gewesen sein sollen. Er sollte den Aufenthaltsort seiner flüchtigen Söhne angeben. Trotz aller gegen ihn angewandten raffinirten Grausamkeit beging er nicht den Verrath. Schon früher weigerten sich Mehrere Pairs die Ernennung anzunehmen und jetzt haben wiederum sechs der angesehensten Pairs die ihnen angetragenen Sitze in der ersten Kammer ausgeschlagen. Gehts in dieser Weise fort, so muß Ferdinand die Lazzaronis in seine Pairskammer berufen. Die 3 Offiziere und der Unteroffizier die nebst noch 26 Andern als an der calabresischen Insurrektion betheiligt in den Gewässern von Corfu durch den Dämpfer Stromboli gefangen und hieher gebracht wurden, werden vor ein außerordentliches Kriegsgericht gestellt. - Im Cilento dauert die Insurrektion noch jenseits des Flusses Lento fort. In Tredenaro kam es zwischen Cilentanern und königlichen Garden zum Gefecht. Die ersteren wurden mit Verlust geschlagen. Ein zweites Treffen, dessen Ausgang man noch nicht weiß, folgte in Ogliastro. Nicht minder wurde noch im Distrikte von Sala gekämpft, namentlich waren es die Bürger von Sala, Polla und Atena, die sich in Waffen erhoben hatten. Es fehlen die Einzelheiten. Es sind Truppen nach Capri eingeschifft worden, um diese Insurgenten zu bekämpfen.

Französische Republik.
* Paris, 3. August.
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12 Paris, 1. Aug.

Der National sagt über Italien:

"Wir möchten uns freuen über den letzten Schlag, den die Italiener erlitten, wenn er die Einstellung aller jener Zwistigkeiten und Rivalitäten zur Folge haben könnte, welche der italienischen Sache mehr geschadet haben, als die Oesterreicher. Im Gefühle der gemeinsamen Gefahr vereint, einer Gefahr, die ihre Existenz als Nation in Rede stellt, müssen die Italiener ihre innern Streitigkeiten bis auf den Tag des Sieges verschieben. Es handelt sich jetzt weder um einen König noch um einen Präsidenten, wohl aber um einen Degen. Wo eine Armee ist, möge man sich ihr anschließen, wo ein fähiger General, möge man ihm gehorchen.

"Während dieser Anstrengungen von Seiten Italiens, wird Frankreich nicht unthätig bleiben. Frankreichs Wort wird auf der Waagschaale Deutschlands sich fühlbar machen: denn hinter diesem Worte, wenn Deutschland ihm kein Gehör schenken sollte, stehen Bataillone mit Bayonetten. Aber wie gesagt, wir hegen noch immer die Hoffnung, daß Italien der fremden Hülfe sich entschlagen, und allein seine Unabhängigkeit erobern kann. Die Hauptsache ist vereint zu sein.

"Und jetzt, da wir Italien die Wahrheit gesagt haben, wollen wir auch einen freundschaftlichen Rath Deutschland's Volke geben. Wir haben mit warmer Theilnahme Deutschlands Wiedererwachen und Tendenzen zur Einheit begrüßt. Um seiner Emanzipation in keiner Weise Hindernisse in den Weg zu legen, enthielten wir uns jeder direkten sowohl als indirekten Drohung von irgend einer Agression, und desavouirten jede Eroberungs-Idee. Deutschland hat ganz nach seinem Wohlgefallen seine Einheit konstituiren können. So möge es dann auch nicht bei Andern sich an einem Recht vergreifen, auf welches es so eifersüchtig ist.

"Aber seit einiger Zeit scheint es sich von dem Respekt der Nationalitäten entfernen zu wollen. Erstens ist das polnische Element in dem Großherzogthume Polen geopfert worden; dann hat man Schleswig angegriffen, und zuletzt Venedig und Limburg, das man der deutschen Konföderation einverleiben will. Die Invasionspolitik scheint also in Deutschland die Ueberhand zu bekommen. Was ist die Folge davon? Der Panslavismus macht ungeheure Fortschritte und die Polen, durch die Gräuel in Gallizien und die Besetzung Krakau's aufs höchste gereizt, sind geneigt sich an den Czar anzuschließen, wenn er ihnen nur in etwa Konzessionen macht. Die neuen Ereignisse in Posen haben noch mehr dazu beigetragen und die so nothwendige Verbindung zwischen der slavischen und germanischen Race wird mit jedem Tage schwieriger.

"Wird Deutschland dem Wachsthume Rußlands gleichgültig zusehen? Während Oesterreich Gallizien und Krakau bloßstellt, um die Mailänder niederzutreten, warten 150,000 Russen in Polen nur auf ein Zeichen von Nikolas, um über die Gränze zu marschiren.

"Es wäre unvorsichtig von Seiten Deutschlands, in Rußland eine Stütze zu suchen."

16 Paris, 1. Aug.

Zwei Mitglieder der prov. Regierung der Walachei schrieben an Edgar Quinet, Professor des College de France: "Theurer, werther Meister! Ihren Lehren danken wir's, daß wir uns stark fühlten und unserm Rumanenvolke die Fesseln lösten. Sie, geliebter Lehrer, und Michelet streuten den Samen in unsre Herzen, den wir jetzt zu Saaten aufsprießen zu sehen hoffen. Ja, Sie sagten es uns in den unvergeßlichen Vorlesungen: lux fiat et lux esto... Wir schulden Ihren Feuerworten ewigen Dank. Wie der macedonische Alexander sagte: ich habe zwei Väter, Philipp dem Fleisch, Aristoteles dem Geist nach: so hat unsere Rumania zwei Mütter, dem Fleisch nach das Donauland, dem Geist nach Frankreichs Republik... Was auch immer noch uns hier am schwarzen Meere, weit von Paris, wo wir zu Ihren Füßen horchten, treffen mag, wir werden uns freuen, daß Gott und Frankreich uns lieben.... Theurer Meister! sprechen Sie für unser Volk, auf daß es nicht verrathen werde an die östlichen und nordischen Barbaren; wir schauen nach dem Himmel und nach Frankreich wenn unsre eigene Macht von der russischen Uebermacht bedroht wird. Es lebe Rumania und die französische Republik." Gezeichnet: Brattiano und Rosetti, Sekretäre des Provisoriums.

Paris, 2. Aug.

Die Lyoner Telegraphenlinie ist in unaufhörlicher Thätigkeit. Man hört, Cavaignac sei entschlossen nicht in Piemont einzurücken, wohl aber Ancona zu besetzen, um den Kirchenstaat gegen eine neue Ueberrumpelung zu schützen.

- Hr. Girardin, dessen "Presse" heute in der Nationalversammlung besprochen wird, hat in Ermangelung seines Journals bereits zwei Feuerbrände gegen den General Cavaignac geschleudert. Den Einen unter dem Titel "Documens pour servir a l'histoire. Liberte de la presse," der zweite trägt den Titel Histoire d'un mois.

- Der Bruch innerhalb der Linken scheint vollständig. Wir haben jetzt zwei Berge. Der Eine nennt seinen Klub Reunion democratique absolue, wird von Germain Sarrut präsidirt, will den Kultus respektirt sehen, das Eigenthum beschützen, die Familie lieben und die allgemeine Brüderlichkeit, und Kostenfreiheit des niedern und höhern Schulunterrichts einführen. Die andere Hälfte des Berges, unter Bac, will auch den Arbeitern schmeicheln, und nannte sich bisher sozialistisch; aber der Proudhon'sche Sozialismus führe zu weit. Wir haben also a) Rue Poitiers mit 380, b) das Palais Exroyal mit 150, c) das Institut mit 200, d) Reunion democratique absolue und e) die sogenannten Kommunisten.

- Bouchard, Berichterstatter der Untersuchungskommission der Mai- und Juni-Ereignisse sollte in der Sitzung der Nationalversammlung seinen Bericht vorlesen. Dieser Vortrag ist aber auf morgen verschoben worden, und zwar in Folge wichtiger Enthüllungen, welche die Verhaftung dreier Repräsentanten zur Folge haben dürfte. Wer sind diese drei? Man vermuthet: Caussidiere, Ledru-Rollin und Louis Blanc. Die Verhöre der übrigen provisorischen Regierungsglieder und Constantins, des ehemaligen Adjudanten des Generals Subervic, sollen sehr interessante Aufschlüsse über jene Ereignisse entfalten.

(Hierzu eine Beilage.)

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[Deutschland]

[Fortsetzung] man weiß indessen recht wohl daß er das Organ des Ministers Lerchenfeld ist, der ihn zu liberalen Phrasen ausdrücklich autorisirt hat. Die Post übt nachweislich Censur; Bestellungen auf demokratische Blätter weist sie zurück, und wir kennen 2 Blätter in Franken, bei deren Redaktionen täglich Beschwerden darüber einlaufen, daß man die Blätter durch die Post nicht erhalte. Die konstitutionellen Vereine verfassen Vertrauensadressen über Vertrauensadressen an das Parlament, wüthen ebenfalls gegen die„Wühler“, fließen über von Liberalismus und Deutschthum, sobald das Parlament einmal einen Anlauf zu energischem Auftreten nimmt, wie kürzlich gegen Hannover. lassen aber unfehlbar Deutschland und Parlament im Stich sobald es der baierischen Regierung einfällt, exclusiv baierisch zu sein und sich den Beschlüssen des Parlamentes zu wiedersetzen, und dies hat besagte Regierung sehr stark im Sinn. In Altbaiern, wo das Volk noch ganz in der Waldursprünglichkeit religiöser und politischer Unwissenheit lebt, glaubt sie ohnehin gewonnenes Spiel zu haben; in dem katholischen Franken läßt sie jetzt ihre Pfaffen „wühlen“, die bereits bei einer Zusammenkunft in Würzburg erklärt haben, die sogenannte Nationalversammlung sei, als eine revolutionäre Versammlung, gar keiner Adresse zu würdigen. Die Beamten und Offiziere müssen das Uebrige thun. Diese kettet man durch Begünstigungen, durch königliche Ansprachen u. s. w. immer enger an den Thron. So gerüstet erwartet man den günstigen Augenblick, um dem Parlament offen in's Gesicht zu lachen, und wer weiß, ob dieses Bairen, wo nun einmal, unter allen deutschen Staaten, die Ideen der Revolution am wenigsten Wurzel gefaßt haben, wo in den meisten Gegenden noch eine wahre politische Barbarei herrscht, der Centralgewalt, wenn sie je einmal energisch auftreten sollte, nicht mehr zu schaffen macht als der König von Preußen und sein Ministerium der That. Die Polizeiausweisungen werden nachgerade hochkomisch.

In Bamberg hat man vor einigen Tagen den Dr. Brendel (den Verfasser des offenen Briefs an Dr. Eisenmann), der nicht bloß ein geborner Baier, sondern sogar in Bamberg am Krankenhaus als Arzt angestellt ist, ausgewiesen, weil er einen Verein gegründet hat. Die Krankenhausverwaltung hat nun erklärt, daß ihn die Anstalt jetzt nicht entbehren könne; es ist aber zu bezweifeln, ob die Polizei auf solche Unwesentlichkeit reflektirt. ‒ Gegen den Abg. Titus, hat man richtig so eine Art Vertrauensvotum zusammengebracht. Unter 124 Wahlmännern haben es 63 unterzeichnet, also die absolute Majorität. Was Titus, was die Urwähler thun werden, ist noch unbekannt. ‒ Der verhaßte Redakteur Sticht wird vom Landgericht in Nürnberg auf Hochverrath und Majestätsbeleidigung inquirirt und befindet sich im strengsten Verhaft. Kein Mensch darf zu ihm ‒ als ob in Betreff eines unschuldigen, seit länger als 2 Monaten gedruckten Zeitungsartikels Kollisionen Statt finden könnten! Nachschrift. So eben erfahre ich, daß in Bamberg mehre Verhaftungen vorgenommen wurden. Brendel hat sich durch die Flucht der seinigen entzogen. Es kommt immer besser!

München, 1. Aug.

Nachdem man sich im Publikum schon mit den verschiedenartigsten Zweifeln getragen hatte, ist gestern Abend von Seite unseres Kriegsministeriums eine Ordre an sämmtliche Garnisonen abgegangen, wonach der Huldigungsakt am 6. d. M. genau nach der Vorschrift des Reichskriegsministeriums zu vollziehen ist.

(Fr. I.)
Darmstadt, 1. Aug.

Zufolge der Erklärung des Reichskriegsministers, daß der Bundeskrieg gegen Dänemark kräftig fortgesetzt werde, und auch Bundestruppen Oestreichs, dann vom 7., 8. und 9. Armeekorps daran Theil nehmen sollen, erfährt man, daß das großherzogliche 4. Infanterieregiment mit einer Batterie von 6 Geschützen nach Schleswig-Holstein abgehen wird.

(Fr. I.)
Karlsruhe, 1. Aug.

Wie man vernimmt, ist ein Theil des 8. Armeekorps beordert, nach Schleswig-Holstein aufzubrechen, um die im Felde stehenden Reichstruppen zu verstärken. Die badische Abtheilung wird aus 4000 Mann und einer Batterie Artillerie zu 8 Geschützen bestehen und mit der großherzoglich hess. Abtheilung eine Brigade bilden, welche mit einer würtembergischen Brigade unter einem würtembergischen Divisionskommandanten vereinigt wird. Das Kommando der badisch-hessischen Brigade übernimmt Oberst v. Röder. Es ist dazu von jedem der 5 Infanterieregimenter ein Bataillon bestimmt. Die Mobilmachung muß so beeilt werden, daß die Bataillone Montag den 7. August in ihren gegenwärtigen Stationen zum Abmarsch bereit sind.

(Karlsr. Z.)
Schleswig, 30. Juli.

Man will die bestimmte Nachricht haben, daß 10 (nach Andern 14) dänische Schiffe Truppen nach Alsen hingebracht haben. Der Rückzug der Dänen von Beile tiefer in Jütland hinein bezweckt offenbar, daß General Wrangel folgen soll, damit von Alsen her irgendwo ein Einfall ins Land geschehen könne. Allein schon nahen neue Truppen.

(H. C.)
Apenrade, 31. Juli.

Morgen wird das Hauptquartier von Hadersleben hierher verlegt; doch wird versichert, daß dies keinen andern Grund hat, als daß der Obergeneral den Truppen in Sundewitt näher sein will, bis die erwarteten Verstärkungen eintreffen und die Occupation von Jütland mit entschiedenem Erfolg bewerkstelligt werden kann.

* Prag.

Um unseren Lesern zu zeigen, wie die Blätter, welche am meisten Gift gegen die Böhmen spieen und ganz besonders zur unrichtigen Würdigung der Ereignisse in Prag beitrugen, jetzt gezwungen sind, unsere unpatriotische Auffassung zu der ihrigen zu machen, theilen wir folgenden Artikel der „D. A. Z.“ mit:

Prag, 28. Juli. Die Prager Bevölkerung hat endlich unter dem neuen Ministerium eine Genugthuung erhalten, die so lange und immer vergeblich unter dem Pillersdorf'schen nachgesucht wurde, indem das Schicksal von Hunderten im Prager Schlosse dem Einfluß einer ihre Untersuchungen in das Dunkel der alten Metternich'schen Zeit hüllenden Justiz preisgegebener Personen durch die Erklärung des Ministers Bach, daß der Aufruhrprozeß öffentlich und mit Beziehung von Geschworenen geführt werden solle, die Bürgschaft der Publizität erhält. Wir werden nun sehen, inwieweit alle jene abscheulichen Beschuldigungen sich als wahr erweisen werden, und wir hoffen, daß es diesen öffentlichen Sitzungen gelingen wird, den Schandfleck einer beabsichtigten Bartholomäusnacht von der neuern Geschichte Böhmens zu waschen, der ihr mit von den meisten deutschen Journalen aufgebürdet wurde, und der wohl in der perfiden Brust einer Medicis, aber nicht in dem Busen eines Volkes keimen konnte, das an sich brav, sich seit Jahrhunderten durch deutsche Bildung und deutsche Industrie zu einer Kulturstufe herangearbeitet hat, die mit der aller andern civilisirten Völker rivalisiren kann. —Der Belagerungszustand, welcher in den letzten Tagen wenig mehr als nominell aufgehoben war, begibt sich nach und nach immer mehr seiner Beeinträchtigungen; die Privatwaffen werden ihren Eigenthümern wieder zugestellt und die Nationalgarde insoweit wieder organisirt, daß jede Compagnie 60 Aerargewehre erhält. Die Stimmung gegen das Militär ist noch immer sehr gereizt; nicht sowohl in Folge des wirklichen Widerstandes oder weil man es als Unterdrücker der Volksbewegungen betrachtet, sondern weil jetzt, nachdem die Presse und die Redakteure nicht mehr direkt Bomben, Shrapnels oder ein Sommerlogis auf dem Hradschin zu befürchten haben, Scenen aus dem letzten Kampfe publizirt werden, welche man wirklich kaum Kabylen oder Huronen zutrauen könnte.

61 Wien, 31. Juli.

Folgendes in die von dem konstituirenden Reichstag an den Kaiser erlassene Adresse, welche demselben durch eine Deputation von Abgeordneten, unter denen der Reichstagspräsident, nach Innsbruck überbracht werden soll:

Euer Majestät!

Der von Ew. Majestät zur Konstituirung des Vaterlandes berufene Reichstag hat, im Vorschritt zu seinen nächsten Aufgaben begriffen, durch das Ministerium die höchst betrübende Mittheilung empfangen, daß Ew. Majestät Ihre oder die Gegenwart eines Stellvertreters in Wien nicht für nothwendig erachten, in so lange nicht der Reichstag seine Gesetze festgestellt habe, und daß Sie vor Allem die Ueberzeugung von der Sicherung des freien Handelns der gesetzgebenden Versammlung zu gewinnen wünschten, weil Ew. Majestät diesen Beweis väterlicher Vorsorge und Liebe Ihren Völkern schuldig zu sein glauben.

Eine solche Darlegung aus dem Munde des konstitutionellen Monarchen in dem Augenblicke, da alle Augen der österreichischen Völker in ernster Erwartung hierher gerichtet sind, muß die Vertreter Oesterreichs mit den bangsten Besorgnissen für das Wohl, ja für den Bestand des Kaiserstaates erfüllen, und sie fühlen sich in der Ausübung ihrer unverbrüchlichen Pflicht, wenn sie Ew. Majestät die Ueberzeugung aussprechen, daß die geheiligte Person des Staatsoberhauptes nicht länger mehr im Schwerpunkte der konstitutionellen Monarchie, am Sitze der Reichsversammlung, an der Spitze der Staatsgeschäfte entbehrt werden kann. Aus welchem Beweggrunde auch sich Ew. Majestät zu der Entfernung aus Ihrer Residenz bestimmt haben mögen; jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo alle Interessen des Reiches und der Krone in der Einen Nothwendigkeit Ihrer Rückkehr zusammenfließen, Ihrer Rückkehr an den Ort, wo die von Ew. Majestät selbst berufenen Vertreter des einigen Volkes in dem Aufbau des neuen konstitutionellen österreichischen Kaiserstaates begriffen sind, ‒ an den Ort, wo die einzig gesetzlichen Rathgeber Ew Majestät, die verantwortlichen Minister, diesen Aufbau mitwirkend fördern. Diese Eintracht des Zusammenwirkens möge Ew. Majestät auch Bürgschaft für dessen Freiheit sein.

Im Angesichte Oesterreichs, im Angesichte Deutschlands, ja im Angesichte Europa's spricht es die Reichsversammlung einhellig aus, daß sie im vollen Bewußtsein der Freiheit die Konstituirung des Vaterlandes berathe.

Die Männer Oesterreichs, die das Vertrauen des freien Volkes hierher gesendet hat, sie würden es als einen Verrath an den Rechten desselben ansehen, wenn sie an einem Orte verblieben, wo sie nicht der vollsten Freiheit der Berathung und des Handelns gewiß wären. Daß aber die Reichsversammlung tagt und aus ihrer Mitte Abgeordnete aller Landesgebiete an Ew. Majestät zu dem Ende sendet, daß der konstitutionelle Kaiser dem ruhmvoll begonnenen Verfassungswerke jene Weihe gebe, die des Volkes treue Pietät aus seiner unmittelbaren Gegenwart abzuleiten bereit ist, dieß Ew. Majestät ist der sicherste Beweis, die unbestreitbare Garantie, daß das freie Handeln der gesetzgebenden Versammlung in jeder Hinsicht gesichert ist. Den Dank hierfür zuerkennt die Reichsversammlung vor Allen der bewundernswerthen Mäßigung, Ordnungsliebe und Loyalität der Bevölkerung Wiens, so wie der aufopfernden Hingebung der Nationalgarde. Unter diesen sichersten aller Garantien fordern die Völker Oesterreichs durch ihre in Wien versammelten Vertreter, als den von Ew. Maj. zugesicherten Beweis väterlicher Vorsorge und Liebe die ungesäumte Rückkehr Ew. Maj. in Ihre treue Residenz, indem Sie nunmehr der bestimmten endlichen Erfüllung der bei so vielfachen Anlässen wiederholten Versprechungen zuversichtlich entgegen sehen, denn nur dadurch, daß sich Ew. Majestät persönlich an den Sitz des Reichstages und in die Mitte Ihres verantwortlichen Ministeriums begeben, kann jenen Gefahren des Mißtrauens, der Verführung und Anarchie vorgebeugt werden, welche die Krone und die Dynastie Euer Majestät zubedrohen vermöchten ‒ nur dadurch können die Segnungen, welche das Vaterherz Ew. Majestät Ihren Völkern zugedacht hat, im Strahle des Friedens und der Freiheit zur Reife kommen.Wir beschwören Ew. Maj., hören Sie nicht den Rath falscher Rathgeber, hören Sie die Stimme, die Forderungen Ihrer treuen Völker!

Im Namen des konstituirenden Reichstages.

(Hier sollen die Unterschriften sämmtlicher Deputirten folgen.)

Ich habe diese Adresse gestern eine energische genannt, und sie ist es wahrlich im Rückblick auf die bisherigen Zustände der östreichischen Völker; sie es namentlich im Vergleich zu den Berliner und Frankfurter Adressen. Keine Nationalversammlung Deutschlands hat sich so rasch und entschieden auf den demokratischen Standpunkt gestellt, als die östreichische dadurch gethan, daß sie ohne Umschweife die Revolution anerkannte und die Rückkehr des Kaisers forderte. Darum ist Wien gegenwärtig zweifellos die freieste Stadt Deutschlands, und darum blickt der Wiener mit stolzer Genugthuung auf Berlin hin. Er weiß, daß er sich nimmer gefallen lassen würde, was dort geschieht. Der Wiener darf selbst über die demokratischen Organe Berlins mitleidig lächeln, wenn er z. B. den leitenden Aufsatz der Zeitungshalle vom 29. liest.

Der Reichsverweser hat in einem Straßenplakate heute von den Wienern Abschied genommen und ermahnt sie zum Vertrauen in den Reichstag und in das Ministerium,indem er seinerseits, von Liebe zu Deutschland durchglüht, ohne aufzuhören ein Oestreicher zu bleiben, in Frankfurt seine neue Würde kräftigst handhaben wolle. Man sagt, er würde über Innsbruck reisen. Die Popularität Johanns ist ebenso lau, als die Entrüstung gegen den Hof, ja gegen den Kaiser, groß ist; der dynastische Nimbus scheint total verschwunden. Was das Ministerium betrifft, so scheint mir namenlich Dobblhof sehr bald wieder umgeblasen zu werden. Als der Fackelzugabend vorgestern im Ausschuß zur Sprache kam, führte Rasziail an, Dobblhof habe auf seine Frage, weßhal er zugebe, daß Jellachich so gefährlich-festlich empfangen werde, geantwortet, er könne den Slaven nicht verbieten, was die Ungarn am Tage vorher Esterhazy gebracht. Das Militär hat den Befehl erhalten, vor dem in corpore erscheinenden Reichstag Honneurs zu machen. — Gestern überbrachten 900 aus Mähren hierhergekommene Nationalgarden der hiesigen Garde eine prächtige Fahne. — Der Dichter und Ex Oberkommandant der Garde und Legion, Pannasch, hat in einem wunderbar stylisirten Deutsch eine Rechtfertigung seines Benehmens in den Straßen anschlagen lassen. In einem andern Plakat versichert der Ausschuß die Bevölkerung Wiens, daß die Juden keineswegs die separatistisch-egoistischen Tendenzen verfolgen, die man ihnen aufbürde. ‒ Die Rache der Völker scheint, an derselben Stelle zu erwachen, wo einst ihre Knechtung stattgefunden. Der Reichstag hält seine Sitzungen nämlich in denselben Räumen, worin, unter dem Scheine von 20,000 Kerzen, von gekrönten Häuptern und Diplomaten einst jene berüchtigten Akten berathen wurden, unter denen die Welt so lange geseufzt hat und noch blutet. ‒ Der Wiener Reichstag sitzt an der Stelle des Wiener Kongresses.

Die Arbeiter besuchen an Sonntagen keine Kirchen mehr, sondern sie lassen sich ihre Messe auf dem Glacis lesen. Bei dieser Gelegenheit wurde gestern eine Adresse an den Reichstag unter sie verbreitet, in welcher die Einsetzung eines nur aus Arbeitern bestehenden Ministeriums, ferner Aufhebung aller Konsumtionssteuern, Errichtung von Arbeitshäusern, Erziehung, Einrichtung großer, unentgeltlicher Lesehallen u. s. w. verlangt wird. Am Nachmittag sollte, zufolge des Aufrufs eines Arbeiters, den man Wien's O'Connell zu nennen pflegt, ein Arbeiter monster-meeting stattfinden, welches der Ausschuß indessen zu verhindern wußte. Dessenungeachtet sollen sich die Arbeiter in großer Anzahl in der Meidlings versammelt haben. ‒ Die neue Kamarilla-Zeitung, „Presse“ genannt, soll aus Innsbruck 40,000 Gulden Münze erhalten haben. Sie wird überall auf den Gassen um einen Kreuzer verkauft, obwohl sie in großem Format erscheint. Die Wiener Zeitung wird immer grämlicher und nimmt keinen Anstand ganz entstellte Reichstagsberichte zu bringen. Dieser Uebelstand ist groß, weil die Stenographien erst acht Tage nach der Sitzung erscheinen. Der Postaufschlag auswärtiger Zeitungen ist immer noch so bedeutend, daß die Neue Rheinische Zeitung auf etwa 40 Gulden Münze, d. h. an 30 Thaler zu stehen kommt.

* Wien, 30. Juli.

Das Stockpreußenthum, die ganze reaktionäre Sippschaft von Hinterpommern an bis Westphalen, könnte die Artikel der „Allgem. Oestr. Ztg.“ über die preußische Reaktion in ihren Verhältnissen zu Oestreich“ mit Nutzen lesen, wenn diese Leute überhaupt für etwas Anderes, als ihren Egoismus, ihre Herrsch-Geld-und Privilegiensucht Ohr und Sinn hätten. Das gedachte Journal schließt heute seinen Artikel mit folgenden Worten:

„Wird Oesterreich es ruhig ansehen, daß der König von Preußen schon jetzt die deutsche „Freiheit“ hintenansetzt? Glaubt Deutschland, daß die blutigen Revolutionen Oesterreichs dazu dienen werden, damit König von Preußen und sein Kriegsminister Schreckenstein die Herrschaft übernehmen sollen? Deutschland gib acht, damit die Wirthschaft, welche jetzt in Preußen, Hannover, Baiern getrieben wird, nicht die Veranlassung gebe zu einer unglücklichen Trennung zwischen Oesterreich und Deutschland. So viel steht fest, daß die Männer in Oesterreich, welche bis zur Stiftung der Executivgewalt mit aller Kraft für den Anschluß an Deutschland gearbeitet, es nicht ruhig zusehen werden, daß die Reaktion Deutschlands auch das freie Oesterreich mit in das reaktionäre Labyrinth ziehe. Oesterreich hat eine praktische, gesunde, körnige Bevölkerung, die bewiesen hat, daß sie zu kämpfen, zu sterben bereit ist, wenn es die Freiheit erheischt, dieses Oesterreich weiß aber jetzt, daß in Deutschland die Reaktion herrscht, daß sie täglich mehr Boden gewinnt, daß die Revolution eigentlich fruchtlos vorüberging, daß der ganze Gewinn, welchen Deutschland aus den Revolutionen zog, nur den Königen zu Gute kommt.“

Innsbruck, 29. Juli.

Ein eben aus dem Hauptquartier des Feldmarschalls Radetzky aus Balleggio an Se. Maj. den Kaiser in Innsbruck angekommener Courier bringt die officielle Nachricht daß bei Volta das zweite Armeekorps am 26. Abends und 27. früh zwei siegreiche aber blutige Gefechte bestanden hat. Die piemontesische Armee sey in vollem Rückzug nach Cremona begriffen, und werde herzhaft verfolgt.

(A. Z.)
Dänemark.
Kopenhagen.

Der „ L. C. “ meldet, daß in Kopenhagen das aufgeregte Volk die Regierung zur energischen Fortsetzung des Krieges gegen Deutschland zu zwingen drohte. Es hatten wiederholte Volksaufläufe statt gefunden, und in der Hauptstadt nicht nur, sondern in ganz Seeland war man der bisherigen Waffenruhe und fruchtlosen Unterhandlungen überdrüssig. Die Regierung werde dem entschiedenen Volkswillen nachgeben müssen. Man scheint zudem noch stark auf Unineigkeit unter den Deutschen zu rechnen, und soll sich in Kopenhagen nicht wenig über die bekannte Erklärung des Königs von Hannover gefreut haben.

Norwegen.

Laut Privatnachrichten von Christiania hat das Constitutionscomité sich mit 5 Stimmen gegen 2 Stimmen für die Aufhebung des Verbots, die Niederlassung der Juden in Norwegen betreffend, entschieden.

Italien.
*
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* Mailand, 27. Juli.
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* Rom, 21. Juli.
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* Rom, 23. Juli.
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27 Neapel, 19. Juli.

Vor einigen Tagen arretirte die Polizei den Vater der beiden Brüder Sangiorgio, die beim Bau der der Maibarrikaden am Meisten thätig gewesen sein sollen. Er sollte den Aufenthaltsort seiner flüchtigen Söhne angeben. Trotz aller gegen ihn angewandten raffinirten Grausamkeit beging er nicht den Verrath. Schon früher weigerten sich Mehrere Pairs die Ernennung anzunehmen und jetzt haben wiederum sechs der angesehensten Pairs die ihnen angetragenen Sitze in der ersten Kammer ausgeschlagen. Gehts in dieser Weise fort, so muß Ferdinand die Lazzaronis in seine Pairskammer berufen. Die 3 Offiziere und der Unteroffizier die nebst noch 26 Andern als an der calabresischen Insurrektion betheiligt in den Gewässern von Corfu durch den Dämpfer Stromboli gefangen und hieher gebracht wurden, werden vor ein außerordentliches Kriegsgericht gestellt. ‒ Im Cilento dauert die Insurrektion noch jenseits des Flusses Lento fort. In Tredenaro kam es zwischen Cilentanern und königlichen Garden zum Gefecht. Die ersteren wurden mit Verlust geschlagen. Ein zweites Treffen, dessen Ausgang man noch nicht weiß, folgte in Ogliastro. Nicht minder wurde noch im Distrikte von Sala gekämpft, namentlich waren es die Bürger von Sala, Polla und Atena, die sich in Waffen erhoben hatten. Es fehlen die Einzelheiten. Es sind Truppen nach Capri eingeschifft worden, um diese Insurgenten zu bekämpfen.

Französische Republik.
* Paris, 3. August.
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12 Paris, 1. Aug.

Der National sagt über Italien:

„Wir möchten uns freuen über den letzten Schlag, den die Italiener erlitten, wenn er die Einstellung aller jener Zwistigkeiten und Rivalitäten zur Folge haben könnte, welche der italienischen Sache mehr geschadet haben, als die Oesterreicher. Im Gefühle der gemeinsamen Gefahr vereint, einer Gefahr, die ihre Existenz als Nation in Rede stellt, müssen die Italiener ihre innern Streitigkeiten bis auf den Tag des Sieges verschieben. Es handelt sich jetzt weder um einen König noch um einen Präsidenten, wohl aber um einen Degen. Wo eine Armee ist, möge man sich ihr anschließen, wo ein fähiger General, möge man ihm gehorchen.

„Während dieser Anstrengungen von Seiten Italiens, wird Frankreich nicht unthätig bleiben. Frankreichs Wort wird auf der Waagschaale Deutschlands sich fühlbar machen: denn hinter diesem Worte, wenn Deutschland ihm kein Gehör schenken sollte, stehen Bataillone mit Bayonetten. Aber wie gesagt, wir hegen noch immer die Hoffnung, daß Italien der fremden Hülfe sich entschlagen, und allein seine Unabhängigkeit erobern kann. Die Hauptsache ist vereint zu sein.

„Und jetzt, da wir Italien die Wahrheit gesagt haben, wollen wir auch einen freundschaftlichen Rath Deutschland's Volke geben. Wir haben mit warmer Theilnahme Deutschlands Wiedererwachen und Tendenzen zur Einheit begrüßt. Um seiner Emanzipation in keiner Weise Hindernisse in den Weg zu legen, enthielten wir uns jeder direkten sowohl als indirekten Drohung von irgend einer Agression, und desavouirten jede Eroberungs-Idee. Deutschland hat ganz nach seinem Wohlgefallen seine Einheit konstituiren können. So möge es dann auch nicht bei Andern sich an einem Recht vergreifen, auf welches es so eifersüchtig ist.

„Aber seit einiger Zeit scheint es sich von dem Respekt der Nationalitäten entfernen zu wollen. Erstens ist das polnische Element in dem Großherzogthume Polen geopfert worden; dann hat man Schleswig angegriffen, und zuletzt Venedig und Limburg, das man der deutschen Konföderation einverleiben will. Die Invasionspolitik scheint also in Deutschland die Ueberhand zu bekommen. Was ist die Folge davon? Der Panslavismus macht ungeheure Fortschritte und die Polen, durch die Gräuel in Gallizien und die Besetzung Krakau's aufs höchste gereizt, sind geneigt sich an den Czar anzuschließen, wenn er ihnen nur in etwa Konzessionen macht. Die neuen Ereignisse in Posen haben noch mehr dazu beigetragen und die so nothwendige Verbindung zwischen der slavischen und germanischen Race wird mit jedem Tage schwieriger.

„Wird Deutschland dem Wachsthume Rußlands gleichgültig zusehen? Während Oesterreich Gallizien und Krakau bloßstellt, um die Mailänder niederzutreten, warten 150,000 Russen in Polen nur auf ein Zeichen von Nikolas, um über die Gränze zu marschiren.

„Es wäre unvorsichtig von Seiten Deutschlands, in Rußland eine Stütze zu suchen.“

16 Paris, 1. Aug.

Zwei Mitglieder der prov. Regierung der Walachei schrieben an Edgar Quinet, Professor des College de France: „Theurer, werther Meister! Ihren Lehren danken wir's, daß wir uns stark fühlten und unserm Rumanenvolke die Fesseln lösten. Sie, geliebter Lehrer, und Michelet streuten den Samen in unsre Herzen, den wir jetzt zu Saaten aufsprießen zu sehen hoffen. Ja, Sie sagten es uns in den unvergeßlichen Vorlesungen: lux fiat et lux esto… Wir schulden Ihren Feuerworten ewigen Dank. Wie der macedonische Alexander sagte: ich habe zwei Väter, Philipp dem Fleisch, Aristoteles dem Geist nach: so hat unsere Rumania zwei Mütter, dem Fleisch nach das Donauland, dem Geist nach Frankreichs Republik… Was auch immer noch uns hier am schwarzen Meere, weit von Paris, wo wir zu Ihren Füßen horchten, treffen mag, wir werden uns freuen, daß Gott und Frankreich uns lieben.… Theurer Meister! sprechen Sie für unser Volk, auf daß es nicht verrathen werde an die östlichen und nordischen Barbaren; wir schauen nach dem Himmel und nach Frankreich wenn unsre eigene Macht von der russischen Uebermacht bedroht wird. Es lebe Rumania und die französische Republik.“ Gezeichnet: Brattiano und Rosetti, Sekretäre des Provisoriums.

Paris, 2. Aug.

Die Lyoner Telegraphenlinie ist in unaufhörlicher Thätigkeit. Man hört, Cavaignac sei entschlossen nicht in Piemont einzurücken, wohl aber Ancona zu besetzen, um den Kirchenstaat gegen eine neue Ueberrumpelung zu schützen.

‒ Hr. Girardin, dessen „Presse“ heute in der Nationalversammlung besprochen wird, hat in Ermangelung seines Journals bereits zwei Feuerbrände gegen den General Cavaignac geschleudert. Den Einen unter dem Titel „Documens pour servir à l'histoire. Liberté de la presse,“ der zweite trägt den Titel Histoire d'un mois.

‒ Der Bruch innerhalb der Linken scheint vollständig. Wir haben jetzt zwei Berge. Der Eine nennt seinen Klub Réunion démocratique absolue, wird von Germain Sarrut präsidirt, will den Kultus respektirt sehen, das Eigenthum beschützen, die Familie lieben und die allgemeine Brüderlichkeit, und Kostenfreiheit des niedern und höhern Schulunterrichts einführen. Die andere Hälfte des Berges, unter Bac, will auch den Arbeitern schmeicheln, und nannte sich bisher sozialistisch; aber der Proudhon'sche Sozialismus führe zu weit. Wir haben also a) Rue Poitiers mit 380, b) das Palais Exroyal mit 150, c) das Institut mit 200, d) Reunion democratique absolue und e) die sogenannten Kommunisten.

‒ Bouchard, Berichterstatter der Untersuchungskommission der Mai- und Juni-Ereignisse sollte in der Sitzung der Nationalversammlung seinen Bericht vorlesen. Dieser Vortrag ist aber auf morgen verschoben worden, und zwar in Folge wichtiger Enthüllungen, welche die Verhaftung dreier Repräsentanten zur Folge haben dürfte. Wer sind diese drei? Man vermuthet: Caussidiere, Ledru-Rollin und Louis Blanc. Die Verhöre der übrigen provisorischen Regierungsglieder und Constantins, des ehemaligen Adjudanten des Generals Subervic, sollen sehr interessante Aufschlüsse über jene Ereignisse entfalten.

(Hierzu eine Beilage.)

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        <head>[Deutschland]</head>
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          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> man weiß indessen recht wohl daß er das Organ des       Ministers Lerchenfeld ist, der ihn zu liberalen Phrasen ausdrücklich autorisirt hat. Die Post       übt nachweislich <hi rendition="#g">Censur;</hi> Bestellungen auf demokratische Blätter weist       sie zurück, und wir kennen 2 Blätter in Franken, bei deren Redaktionen täglich Beschwerden       darüber einlaufen, daß man die Blätter durch die Post nicht erhalte. Die konstitutionellen       Vereine verfassen Vertrauensadressen über Vertrauensadressen an das Parlament, wüthen       ebenfalls gegen die&#x201E;Wühler&#x201C;, fließen über von Liberalismus und Deutschthum, sobald das       Parlament einmal einen Anlauf zu energischem Auftreten nimmt, wie kürzlich gegen Hannover.       lassen aber unfehlbar Deutschland und Parlament im Stich sobald es der baierischen Regierung       einfällt, exclusiv baierisch zu sein und sich den Beschlüssen des Parlamentes zu wiedersetzen,       und dies hat besagte Regierung sehr stark im Sinn. In Altbaiern, wo das Volk noch ganz in der       Waldursprünglichkeit religiöser und politischer Unwissenheit lebt, glaubt sie ohnehin       gewonnenes Spiel zu haben; in dem katholischen Franken läßt sie jetzt ihre Pfaffen &#x201E;wühlen&#x201C;,       die bereits bei einer Zusammenkunft in Würzburg erklärt haben, die sogenannte       Nationalversammlung sei, als eine revolutionäre Versammlung, gar keiner Adresse zu würdigen.       Die Beamten und Offiziere müssen das Uebrige thun. Diese kettet man durch Begünstigungen,       durch königliche Ansprachen u. s. w. immer enger an den Thron. So gerüstet erwartet man den       günstigen Augenblick, um dem Parlament offen in's Gesicht zu lachen, und wer weiß, ob dieses       Bairen, wo nun einmal, unter allen deutschen Staaten, die Ideen der Revolution am wenigsten       Wurzel gefaßt haben, wo in den meisten Gegenden noch eine wahre politische Barbarei herrscht,       der Centralgewalt, wenn sie je einmal energisch auftreten sollte, nicht mehr zu schaffen macht       als der König von Preußen und sein Ministerium der That. Die Polizeiausweisungen werden       nachgerade hochkomisch.</p>
          <p>In Bamberg hat man vor einigen Tagen den <hi rendition="#g">Dr. Brendel</hi> (den Verfasser       des offenen Briefs an Dr. Eisenmann), der nicht bloß ein geborner Baier, sondern sogar in       Bamberg am Krankenhaus als Arzt angestellt ist, <hi rendition="#g">ausgewiesen,</hi> weil er       einen Verein gegründet hat. Die Krankenhausverwaltung hat nun erklärt, daß ihn die Anstalt       jetzt nicht entbehren könne; es ist aber zu bezweifeln, ob die Polizei auf solche       Unwesentlichkeit reflektirt. &#x2012; Gegen den Abg. <hi rendition="#g">Titus,</hi> hat man richtig       so eine Art Vertrauensvotum zusammengebracht. Unter 124 Wahlmännern haben es 63 unterzeichnet,       also die absolute Majorität. Was <hi rendition="#g">Titus,</hi> was die Urwähler thun werden,       ist noch unbekannt. &#x2012; Der verhaßte Redakteur <hi rendition="#g">Sticht</hi> wird vom       Landgericht in Nürnberg auf Hochverrath und Majestätsbeleidigung inquirirt und befindet sich       im strengsten Verhaft. Kein Mensch darf zu ihm &#x2012; als ob in Betreff eines unschuldigen, seit       länger als 2 Monaten gedruckten Zeitungsartikels Kollisionen Statt finden könnten!       Nachschrift. So eben erfahre ich, daß in Bamberg mehre Verhaftungen vorgenommen wurden.       Brendel hat sich durch die Flucht der seinigen entzogen. Es kommt immer besser!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar066_019" type="jArticle">
          <head>München, 1. Aug. </head>
          <p>Nachdem man sich im Publikum schon mit den verschiedenartigsten Zweifeln getragen hatte,        ist gestern Abend von Seite unseres Kriegsministeriums eine Ordre an sämmtliche Garnisonen        abgegangen, wonach der Huldigungsakt am 6. d. M. genau nach der Vorschrift des        Reichskriegsministeriums zu vollziehen ist.</p>
          <bibl>(Fr. I.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar066_020" type="jArticle">
          <head>Darmstadt, 1. Aug.</head>
          <p>Zufolge der Erklärung des Reichskriegsministers, daß der Bundeskrieg gegen Dänemark kräftig        fortgesetzt werde, und auch Bundestruppen Oestreichs, dann vom 7., 8. und 9. Armeekorps daran        Theil nehmen sollen, erfährt man, daß das großherzogliche 4. Infanterieregiment mit einer        Batterie von 6 Geschützen nach Schleswig-Holstein abgehen wird.</p>
          <bibl>(Fr. I.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar066_021" type="jArticle">
          <head>Karlsruhe, 1. Aug. </head>
          <p>Wie man vernimmt, ist ein Theil des 8. Armeekorps beordert, nach Schleswig-Holstein        aufzubrechen, um die im Felde stehenden Reichstruppen zu verstärken. Die badische Abtheilung        wird aus 4000 Mann und einer Batterie Artillerie zu 8 Geschützen bestehen und mit der        großherzoglich hess. Abtheilung eine Brigade bilden, welche mit einer würtembergischen        Brigade unter einem würtembergischen Divisionskommandanten vereinigt wird. Das Kommando der        badisch-hessischen Brigade übernimmt Oberst v. Röder. Es ist dazu von jedem der 5        Infanterieregimenter ein Bataillon bestimmt. Die Mobilmachung muß so beeilt werden, daß die        Bataillone Montag den 7. August in ihren gegenwärtigen Stationen zum Abmarsch bereit        sind.</p>
          <bibl>(Karlsr. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar066_022" type="jArticle">
          <head>Schleswig, 30. Juli.</head>
          <p>Man will die bestimmte Nachricht haben, daß 10 (nach Andern 14) dänische Schiffe Truppen        nach Alsen hingebracht haben. Der Rückzug der Dänen von Beile tiefer in Jütland hinein        bezweckt offenbar, daß General Wrangel folgen soll, damit von Alsen her irgendwo ein Einfall        ins Land geschehen könne. Allein schon nahen neue Truppen.</p>
          <bibl>(H. C.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar066_023" type="jArticle">
          <head>Apenrade, 31. Juli. </head>
          <p>Morgen wird das Hauptquartier von Hadersleben hierher verlegt; doch wird versichert, daß        dies keinen andern Grund hat, als daß der Obergeneral den Truppen in Sundewitt näher sein        will, bis die erwarteten Verstärkungen eintreffen und die Occupation von Jütland mit        entschiedenem Erfolg bewerkstelligt werden kann.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar066_024" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl>Prag.</head>
          <p>Um unseren Lesern zu zeigen, wie die Blätter, welche am meisten Gift gegen die Böhmen        spieen und ganz besonders zur unrichtigen Würdigung der Ereignisse in Prag beitrugen, jetzt        gezwungen sind, unsere unpatriotische Auffassung zu der ihrigen zu machen, theilen wir        folgenden Artikel der &#x201E;D. A. Z.&#x201C; mit:</p>
          <p>Prag, 28. Juli. Die Prager Bevölkerung hat endlich unter dem neuen Ministerium eine        Genugthuung erhalten, die so lange und immer vergeblich unter dem Pillersdorf'schen        nachgesucht wurde, indem das Schicksal von Hunderten im Prager Schlosse dem Einfluß einer        ihre Untersuchungen in das Dunkel der alten Metternich'schen Zeit hüllenden Justiz        preisgegebener Personen durch die Erklärung des Ministers Bach, daß der Aufruhrprozeß        öffentlich und mit Beziehung von Geschworenen geführt werden solle, die Bürgschaft der        Publizität erhält. Wir werden nun sehen, inwieweit alle jene abscheulichen Beschuldigungen        sich als wahr erweisen werden, und wir hoffen, daß es diesen öffentlichen Sitzungen gelingen        wird, den Schandfleck einer beabsichtigten Bartholomäusnacht von der neuern Geschichte        Böhmens zu waschen, der ihr mit von den meisten deutschen Journalen aufgebürdet wurde, und        der wohl in der perfiden Brust einer Medicis, aber nicht in dem Busen eines Volkes keimen        konnte, das an sich brav, sich seit Jahrhunderten durch deutsche Bildung und deutsche        Industrie zu einer Kulturstufe herangearbeitet hat, die mit der aller andern civilisirten        Völker rivalisiren kann. &#x2014;Der Belagerungszustand, welcher in den letzten Tagen wenig mehr als        nominell aufgehoben war, begibt sich nach und nach immer mehr seiner Beeinträchtigungen; die        Privatwaffen werden ihren Eigenthümern wieder zugestellt und die Nationalgarde insoweit        wieder organisirt, daß jede Compagnie 60 Aerargewehre erhält. Die Stimmung gegen das Militär        ist noch immer sehr gereizt; nicht sowohl in Folge des wirklichen Widerstandes oder weil man        es als Unterdrücker der Volksbewegungen betrachtet, sondern weil jetzt, nachdem die Presse        und die Redakteure nicht mehr direkt Bomben, Shrapnels oder ein Sommerlogis auf dem Hradschin        zu befürchten haben, <hi rendition="#g">Scenen aus dem letzten Kampfe publizirt werden,         welche man wirklich kaum Kabylen oder Huronen zutrauen könnte.</hi> </p>
        </div>
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          <head><bibl><author>61</author></bibl>Wien, 31. Juli. </head>
          <p>Folgendes in die von dem konstituirenden Reichstag an den Kaiser erlassene Adresse, welche        demselben durch eine Deputation von Abgeordneten, unter denen der Reichstagspräsident, nach        Innsbruck überbracht werden soll: </p>
          <p>Euer Majestät!</p>
          <p>Der von Ew. Majestät zur Konstituirung des Vaterlandes berufene Reichstag hat, im        Vorschritt zu seinen nächsten Aufgaben begriffen, durch das Ministerium die höchst betrübende        Mittheilung empfangen, daß Ew. Majestät Ihre oder die Gegenwart eines Stellvertreters in Wien        nicht für nothwendig erachten, in so lange nicht der Reichstag seine Gesetze festgestellt        habe, und daß Sie vor Allem die Ueberzeugung von der Sicherung des freien Handelns der        gesetzgebenden Versammlung zu gewinnen wünschten, weil Ew. Majestät diesen Beweis väterlicher        Vorsorge und Liebe Ihren Völkern schuldig zu sein glauben.</p>
          <p>Eine solche Darlegung aus dem Munde des konstitutionellen Monarchen in dem Augenblicke, da        alle Augen der österreichischen Völker in ernster Erwartung hierher gerichtet sind, muß die        Vertreter Oesterreichs mit den bangsten Besorgnissen für das Wohl, ja für den Bestand des        Kaiserstaates erfüllen, und sie fühlen sich in der Ausübung ihrer unverbrüchlichen Pflicht,        wenn sie Ew. Majestät die Ueberzeugung aussprechen, daß die geheiligte Person des        Staatsoberhauptes nicht länger mehr im Schwerpunkte der konstitutionellen Monarchie, am Sitze        der Reichsversammlung, an der Spitze der Staatsgeschäfte entbehrt werden kann. Aus welchem        Beweggrunde auch sich Ew. Majestät zu der Entfernung aus Ihrer Residenz bestimmt haben mögen;        jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo alle Interessen des Reiches und der Krone in der Einen        Nothwendigkeit Ihrer Rückkehr zusammenfließen, Ihrer Rückkehr an den Ort, wo die von Ew.        Majestät selbst berufenen Vertreter des einigen Volkes in dem Aufbau des neuen        konstitutionellen österreichischen Kaiserstaates begriffen sind, &#x2012; an den Ort, wo die einzig        gesetzlichen Rathgeber Ew Majestät, die verantwortlichen Minister, diesen Aufbau mitwirkend        fördern. Diese Eintracht des Zusammenwirkens möge Ew. Majestät auch Bürgschaft für dessen        Freiheit sein.</p>
          <p>Im Angesichte Oesterreichs, im Angesichte Deutschlands, ja im Angesichte Europa's spricht        es die Reichsversammlung einhellig aus, daß sie im vollen Bewußtsein der Freiheit die        Konstituirung des Vaterlandes berathe.</p>
          <p>Die Männer Oesterreichs, die das Vertrauen des freien Volkes hierher gesendet hat, <hi rendition="#g">sie würden es als einen Verrath an den Rechten desselben ansehen, wenn sie an         einem Orte verblieben, wo sie nicht der vollsten Freiheit der Berathung und des Handelns         gewiß wären.</hi> Daß aber die Reichsversammlung tagt und aus ihrer Mitte Abgeordnete aller        Landesgebiete an Ew. Majestät zu dem Ende sendet, daß der konstitutionelle Kaiser dem        ruhmvoll begonnenen Verfassungswerke jene Weihe gebe, die des Volkes treue Pietät aus seiner        unmittelbaren Gegenwart abzuleiten bereit ist, dieß Ew. Majestät ist der sicherste Beweis,        die unbestreitbare Garantie, daß das freie Handeln der gesetzgebenden Versammlung in jeder        Hinsicht gesichert ist. Den Dank hierfür zuerkennt die Reichsversammlung vor Allen der        bewundernswerthen Mäßigung, Ordnungsliebe und Loyalität der Bevölkerung Wiens, so wie der        aufopfernden Hingebung der Nationalgarde. Unter diesen sichersten aller Garantien <hi rendition="#g">fordern die Völker Oesterreichs durch ihre in Wien versammelten Vertreter,         als den von Ew. Maj. zugesicherten Beweis väterlicher Vorsorge und Liebe die ungesäumte         Rückkehr Ew. Maj. in Ihre treue Residenz, indem</hi> Sie nunmehr der bestimmten endlichen        Erfüllung der bei so vielfachen Anlässen wiederholten Versprechungen zuversichtlich entgegen        sehen, denn nur dadurch, daß sich Ew. Majestät persönlich an den Sitz des Reichstages und in        die Mitte Ihres verantwortlichen Ministeriums begeben, kann jenen Gefahren des Mißtrauens,        der Verführung und Anarchie vorgebeugt werden, welche die Krone und die Dynastie Euer        Majestät <hi rendition="#g">zubedrohen vermöchten</hi> &#x2012; nur dadurch können die Segnungen,        welche das Vaterherz Ew. Majestät Ihren Völkern zugedacht hat, im Strahle des Friedens und        der Freiheit zur Reife kommen.<hi rendition="#g">Wir beschwören Ew. Maj., hören Sie nicht den         Rath falscher Rathgeber, hören Sie die Stimme, die Forderungen Ihrer treuen Völker!</hi> </p>
          <p>Im Namen des konstituirenden Reichstages.</p>
          <p>(Hier sollen die Unterschriften sämmtlicher Deputirten folgen.)</p>
          <p>Ich habe diese Adresse gestern eine energische genannt, und sie ist es wahrlich im        Rückblick auf die bisherigen Zustände der östreichischen Völker; sie es namentlich im        Vergleich zu den Berliner und Frankfurter Adressen. Keine Nationalversammlung Deutschlands        hat sich so rasch und entschieden auf den demokratischen Standpunkt gestellt, als die        östreichische dadurch gethan, daß sie ohne Umschweife die Revolution anerkannte und die        Rückkehr des Kaisers forderte. Darum ist Wien gegenwärtig zweifellos die freieste Stadt        Deutschlands, und darum blickt der Wiener mit stolzer Genugthuung auf Berlin hin. Er weiß,        daß er sich nimmer gefallen lassen würde, was dort geschieht. Der Wiener darf selbst über die        demokratischen Organe Berlins mitleidig lächeln, wenn er z. B. den leitenden Aufsatz der        Zeitungshalle vom 29. liest.</p>
          <p>Der Reichsverweser hat in einem Straßenplakate heute von den Wienern Abschied genommen und        ermahnt sie zum <hi rendition="#g">Vertrauen in den Reichstag </hi>und in <hi rendition="#g">das Ministerium,</hi>indem er seinerseits, von Liebe zu Deutschland durchglüht, ohne        aufzuhören ein Oestreicher zu bleiben, in Frankfurt seine neue Würde kräftigst handhaben        wolle. Man sagt, er würde über Innsbruck reisen. Die Popularität Johanns ist ebenso lau, als        die Entrüstung gegen den Hof, ja gegen den Kaiser, groß ist; der dynastische Nimbus scheint        total verschwunden. Was das Ministerium betrifft, so scheint mir namenlich Dobblhof sehr bald        wieder umgeblasen zu werden. Als der Fackelzugabend vorgestern im <hi rendition="#g">Ausschuß</hi> zur Sprache kam, führte Rasziail an, Dobblhof habe auf seine Frage, weßhal er        zugebe, daß Jellachich so gefährlich-festlich empfangen werde, geantwortet, er könne den        Slaven nicht verbieten, was die Ungarn am Tage vorher Esterhazy gebracht. Das Militär hat den        Befehl erhalten, vor dem in corpore erscheinenden Reichstag Honneurs zu machen. &#x2014; Gestern        überbrachten 900 aus Mähren hierhergekommene Nationalgarden der hiesigen Garde eine prächtige        Fahne. &#x2014; Der Dichter und Ex Oberkommandant der Garde und Legion, Pannasch, hat in einem        wunderbar stylisirten Deutsch eine Rechtfertigung seines Benehmens in den Straßen anschlagen        lassen. In einem andern Plakat versichert der Ausschuß die Bevölkerung Wiens, daß die Juden        keineswegs die separatistisch-egoistischen Tendenzen verfolgen, die man ihnen aufbürde. &#x2012; Die        Rache der <hi rendition="#g">Völker</hi> scheint, an derselben Stelle zu erwachen, wo einst        ihre Knechtung stattgefunden. Der Reichstag hält seine Sitzungen nämlich in denselben Räumen,        worin, unter dem Scheine von 20,000 Kerzen, von gekrönten Häuptern und Diplomaten einst jene        berüchtigten Akten berathen wurden, unter denen die Welt so lange geseufzt hat und noch        blutet. &#x2012; Der Wiener Reichstag sitzt an der Stelle des Wiener Kongresses. </p>
          <p>Die Arbeiter besuchen an Sonntagen keine Kirchen mehr, sondern sie lassen sich ihre Messe        auf dem Glacis lesen. Bei dieser Gelegenheit wurde gestern eine Adresse an den Reichstag        unter sie verbreitet, in welcher die Einsetzung eines nur aus Arbeitern bestehenden        Ministeriums, ferner Aufhebung aller Konsumtionssteuern, Errichtung von Arbeitshäusern,        Erziehung, Einrichtung großer, unentgeltlicher Lesehallen u. s. w. verlangt wird. Am        Nachmittag sollte, zufolge des Aufrufs eines Arbeiters, den man Wien's O'Connell zu nennen        pflegt, ein Arbeiter monster-meeting stattfinden, welches der Ausschuß indessen zu verhindern        wußte. Dessenungeachtet sollen sich die Arbeiter in großer Anzahl in der Meidlings versammelt        haben. &#x2012; Die neue Kamarilla-Zeitung, &#x201E;Presse&#x201C; genannt, soll aus Innsbruck 40,000 Gulden Münze        erhalten haben. Sie wird überall auf den Gassen um einen Kreuzer verkauft, obwohl sie in        großem Format erscheint. Die Wiener Zeitung wird immer grämlicher und nimmt keinen Anstand        ganz entstellte Reichstagsberichte zu bringen. Dieser Uebelstand ist groß, weil die        Stenographien erst acht Tage nach der Sitzung erscheinen. Der Postaufschlag auswärtiger        Zeitungen ist immer noch so bedeutend, daß die Neue Rheinische Zeitung auf etwa 40 Gulden        Münze, d. h. an 30 Thaler zu stehen kommt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar066_026" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl>Wien, 30. Juli.</head>
          <p>Das Stockpreußenthum, die ganze reaktionäre Sippschaft von Hinterpommern an bis         Westphalen, könnte die Artikel der &#x201E;Allgem. Oestr. Ztg.&#x201C; über die preußische Reaktion in         ihren Verhältnissen zu Oestreich&#x201C; mit Nutzen lesen, wenn diese Leute überhaupt für etwas         Anderes, als ihren Egoismus, ihre Herrsch-Geld-und Privilegiensucht Ohr und Sinn hätten. Das         gedachte Journal schließt heute seinen Artikel mit folgenden Worten:</p>
          <p>&#x201E;Wird Oesterreich es ruhig ansehen, daß der König von Preußen schon jetzt die deutsche         &#x201E;Freiheit&#x201C; hintenansetzt? Glaubt Deutschland, daß die blutigen Revolutionen Oesterreichs         dazu dienen werden, damit König von Preußen und sein Kriegsminister Schreckenstein die         Herrschaft übernehmen sollen? Deutschland gib acht, damit die Wirthschaft, welche jetzt in         Preußen, Hannover, Baiern getrieben wird, nicht die Veranlassung gebe zu einer unglücklichen         Trennung zwischen Oesterreich und Deutschland. So viel steht fest, daß die Männer in         Oesterreich, welche bis zur Stiftung der Executivgewalt mit aller Kraft für den Anschluß an         Deutschland gearbeitet, es nicht ruhig zusehen werden, daß die Reaktion Deutschlands auch         das freie Oesterreich mit in das reaktionäre Labyrinth ziehe. Oesterreich hat eine         praktische, gesunde, körnige Bevölkerung, die bewiesen hat, daß sie zu kämpfen, zu sterben         bereit ist, wenn es die Freiheit erheischt, dieses Oesterreich weiß aber jetzt, daß in         Deutschland die Reaktion herrscht, daß sie täglich mehr Boden gewinnt, daß die Revolution         eigentlich fruchtlos vorüberging, daß der ganze Gewinn, welchen Deutschland aus den         Revolutionen zog, nur den Königen zu Gute kommt.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar066_027" type="jArticle">
          <head>Innsbruck, 29. Juli.</head>
          <p>Ein eben aus dem Hauptquartier des Feldmarschalls Radetzky aus Balleggio an Se. Maj. den         Kaiser in Innsbruck angekommener Courier bringt die officielle Nachricht daß bei Volta das         zweite Armeekorps am 26. Abends und 27. früh zwei siegreiche aber blutige Gefechte bestanden         hat. Die piemontesische Armee sey in vollem Rückzug nach Cremona begriffen, und werde         herzhaft verfolgt.</p>
          <bibl>(A. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Dänemark.</head>
        <div xml:id="ar066_028" type="jArticle">
          <head>Kopenhagen.</head>
          <p>Der &#x201E; L. C. &#x201C; meldet, daß in Kopenhagen das aufgeregte Volk die Regierung zur energischen         Fortsetzung des Krieges gegen Deutschland zu zwingen drohte. Es hatten wiederholte         Volksaufläufe statt gefunden, und in der Hauptstadt nicht nur, sondern in ganz Seeland war         man der bisherigen Waffenruhe und fruchtlosen Unterhandlungen überdrüssig. Die Regierung         werde dem entschiedenen Volkswillen nachgeben müssen. Man scheint zudem noch stark auf         Unineigkeit unter den Deutschen zu rechnen, und soll sich in Kopenhagen nicht wenig über die         bekannte Erklärung des Königs von Hannover gefreut haben.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Norwegen.</head>
        <div xml:id="ar066_028a" type="jArticle">
          <p>Laut Privatnachrichten von <hi rendition="#g">Christiania</hi> hat das Constitutionscomité        sich mit 5 Stimmen gegen 2 Stimmen für die Aufhebung des Verbots, die Niederlassung der Juden        in Norwegen betreffend, entschieden.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar066_029_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 5. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 496.</bibl>                </note>
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar066_030_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 5. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 496.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl>Mailand, 27. Juli. </head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar066_031_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 5. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 496.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 21. Juli. </head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar066_032_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 5. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 496.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 23. Juli. </head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar066_033" type="jArticle">
          <head><bibl><author>27</author></bibl> Neapel, 19. Juli.</head>
          <p>Vor einigen Tagen arretirte die Polizei den Vater der beiden Brüder Sangiorgio, die beim Bau       der der Maibarrikaden am Meisten thätig gewesen sein sollen. Er sollte den Aufenthaltsort       seiner flüchtigen Söhne angeben. Trotz aller gegen ihn angewandten raffinirten Grausamkeit       beging er nicht den Verrath. Schon früher weigerten sich Mehrere Pairs die Ernennung       anzunehmen und jetzt haben wiederum sechs der angesehensten Pairs die ihnen angetragenen Sitze       in der ersten Kammer ausgeschlagen. Gehts in dieser Weise fort, so muß Ferdinand die       Lazzaronis in seine Pairskammer berufen. Die 3 Offiziere und der Unteroffizier die nebst noch       26 Andern als an der calabresischen Insurrektion betheiligt in den Gewässern von Corfu durch       den Dämpfer Stromboli gefangen und hieher gebracht wurden, werden vor ein außerordentliches       Kriegsgericht gestellt. &#x2012; Im Cilento dauert die Insurrektion noch jenseits des Flusses Lento       fort. In Tredenaro kam es zwischen Cilentanern und königlichen Garden zum Gefecht. Die       ersteren wurden mit Verlust geschlagen. Ein zweites Treffen, dessen Ausgang man noch nicht       weiß, folgte in Ogliastro. Nicht minder wurde noch im Distrikte von Sala gekämpft, namentlich       waren es die Bürger von Sala, Polla und Atena, die sich in Waffen erhoben hatten. Es fehlen       die Einzelheiten. Es sind Truppen nach Capri eingeschifft worden, um diese Insurgenten zu       bekämpfen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar066_034_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Karl Marx: Proudhons Rede gegen Thiers. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 492.</bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Paris, 3. August.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar066_035" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 1. Aug.</head>
          <p>Der National sagt über Italien:</p>
          <p>&#x201E;Wir möchten uns freuen über den letzten Schlag, den die Italiener erlitten, wenn er die       Einstellung aller jener Zwistigkeiten und Rivalitäten zur Folge haben könnte, welche der       italienischen Sache mehr geschadet haben, als die Oesterreicher. Im Gefühle der gemeinsamen       Gefahr vereint, einer Gefahr, die ihre Existenz als Nation in Rede stellt, müssen die       Italiener ihre innern Streitigkeiten bis auf den Tag des Sieges verschieben. Es handelt sich       jetzt weder um einen König noch um einen Präsidenten, wohl aber um einen <hi rendition="#g">Degen.</hi> Wo eine Armee ist, möge man sich ihr anschließen, wo ein fähiger General, möge       man ihm gehorchen.</p>
          <p>&#x201E;Während dieser Anstrengungen von Seiten Italiens, wird Frankreich nicht unthätig bleiben.       Frankreichs Wort wird auf der Waagschaale Deutschlands sich fühlbar machen: denn hinter diesem       Worte, wenn Deutschland ihm kein Gehör schenken sollte, stehen Bataillone mit Bayonetten. Aber       wie gesagt, wir hegen noch immer die Hoffnung, daß Italien der fremden Hülfe sich entschlagen,       und allein seine Unabhängigkeit erobern kann. Die Hauptsache ist vereint zu sein.</p>
          <p>&#x201E;Und jetzt, da wir Italien die Wahrheit gesagt haben, wollen wir auch einen       freundschaftlichen Rath Deutschland's Volke geben. Wir haben mit warmer Theilnahme       Deutschlands Wiedererwachen und Tendenzen zur Einheit begrüßt. Um seiner Emanzipation in       keiner Weise Hindernisse in den Weg zu legen, enthielten wir uns jeder direkten sowohl als       indirekten Drohung von irgend einer Agression, und desavouirten jede Eroberungs-Idee.       Deutschland hat ganz nach seinem Wohlgefallen seine Einheit konstituiren können. So möge es       dann auch nicht bei Andern sich an einem Recht vergreifen, auf welches es so eifersüchtig       ist.</p>
          <p>&#x201E;Aber seit einiger Zeit scheint es sich von dem Respekt der Nationalitäten entfernen zu       wollen. Erstens ist das polnische Element in dem Großherzogthume Polen geopfert worden; dann       hat man Schleswig angegriffen, und zuletzt Venedig und Limburg, das man der deutschen       Konföderation einverleiben will. Die Invasionspolitik scheint also in Deutschland die       Ueberhand zu bekommen. Was ist die Folge davon? Der Panslavismus macht ungeheure Fortschritte       und die Polen, durch die Gräuel in Gallizien und die Besetzung Krakau's aufs höchste gereizt,       sind geneigt sich an den Czar anzuschließen, wenn er ihnen nur in etwa Konzessionen macht. Die       neuen Ereignisse in Posen haben noch mehr dazu beigetragen und die so nothwendige Verbindung       zwischen der slavischen und germanischen Race wird mit jedem Tage schwieriger.</p>
          <p>&#x201E;Wird Deutschland dem Wachsthume Rußlands gleichgültig zusehen? Während Oesterreich       Gallizien und Krakau bloßstellt, um die Mailänder niederzutreten, warten 150,000 Russen in       Polen nur auf ein Zeichen von Nikolas, um über die Gränze zu marschiren.</p>
          <p>&#x201E;Es wäre unvorsichtig von Seiten Deutschlands, in Rußland eine Stütze zu suchen.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar066_036" type="jArticle">
          <head><bibl><author>16</author></bibl> Paris, 1. Aug.</head>
          <p>Zwei Mitglieder der prov. Regierung der Walachei schrieben an Edgar Quinet, Professor des       College de France: &#x201E;Theurer, werther Meister! Ihren Lehren danken wir's, daß wir uns stark       fühlten und unserm Rumanenvolke die Fesseln lösten. Sie, geliebter Lehrer, und Michelet       streuten den Samen in unsre Herzen, den wir jetzt zu Saaten aufsprießen zu sehen hoffen. Ja,       Sie sagten es uns in den unvergeßlichen Vorlesungen: lux fiat et lux esto&#x2026; Wir schulden Ihren       Feuerworten ewigen Dank. Wie der macedonische Alexander sagte: ich habe zwei Väter, Philipp       dem Fleisch, Aristoteles dem Geist nach: so hat unsere Rumania zwei Mütter, dem Fleisch nach       das Donauland, dem Geist nach Frankreichs Republik&#x2026; Was auch immer noch uns hier am schwarzen       Meere, weit von Paris, wo wir zu Ihren Füßen horchten, treffen mag, wir werden uns freuen, daß       Gott und Frankreich uns lieben.&#x2026; Theurer Meister! sprechen Sie für unser Volk, auf daß es       nicht verrathen werde an die östlichen und nordischen Barbaren; wir schauen nach dem Himmel       und nach Frankreich wenn unsre eigene Macht von der russischen Uebermacht bedroht wird. Es       lebe Rumania und die französische Republik.&#x201C; Gezeichnet: Brattiano und Rosetti, Sekretäre des       Provisoriums.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar066_037" type="jArticle">
          <head>Paris, 2. Aug.</head>
          <p>Die Lyoner Telegraphenlinie ist in unaufhörlicher Thätigkeit. Man hört, Cavaignac sei       entschlossen <hi rendition="#g">nicht</hi> in Piemont einzurücken, wohl aber Ancona zu       besetzen, um den Kirchenstaat gegen eine neue Ueberrumpelung zu schützen.</p>
          <p>&#x2012; Hr. Girardin, dessen &#x201E;Presse&#x201C; heute in der Nationalversammlung besprochen wird, hat in       Ermangelung seines Journals bereits zwei Feuerbrände gegen den General Cavaignac geschleudert.       Den Einen unter dem Titel &#x201E;Documens pour servir à l'histoire. Liberté de la presse,&#x201C; der       zweite trägt den Titel Histoire d'un mois.</p>
          <p>&#x2012; Der Bruch innerhalb der <hi rendition="#g">Linken</hi> scheint vollständig. Wir haben       jetzt zwei Berge. Der Eine nennt seinen Klub Réunion démocratique absolue, wird von Germain       Sarrut präsidirt, will den Kultus respektirt sehen, das Eigenthum beschützen, die Familie       lieben und die allgemeine Brüderlichkeit, und Kostenfreiheit des niedern und höhern       Schulunterrichts einführen. Die andere Hälfte des Berges, unter Bac, will auch den Arbeitern       schmeicheln, und nannte sich bisher sozialistisch; aber der Proudhon'sche Sozialismus führe zu       weit. Wir haben also a) Rue Poitiers mit 380, b) das Palais Exroyal mit 150, c) das Institut       mit 200, d) Reunion democratique absolue und e) die sogenannten Kommunisten.</p>
          <p> &#x2012; Bouchard, Berichterstatter der Untersuchungskommission der Mai- und Juni-Ereignisse       sollte in der Sitzung der Nationalversammlung seinen Bericht vorlesen. Dieser Vortrag ist aber       auf morgen verschoben worden, und zwar in Folge wichtiger Enthüllungen, welche die Verhaftung       dreier Repräsentanten zur Folge haben dürfte. Wer sind diese drei? Man vermuthet: Caussidiere,       Ledru-Rollin und Louis Blanc. Die Verhöre der übrigen provisorischen Regierungsglieder und       Constantins, des ehemaligen Adjudanten des Generals Subervic, sollen sehr interessante       Aufschlüsse über jene Ereignisse entfalten.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <p>
          <ref type="link">(Hierzu eine Beilage.)</ref>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0329/0003] [Deutschland] [Fortsetzung] man weiß indessen recht wohl daß er das Organ des Ministers Lerchenfeld ist, der ihn zu liberalen Phrasen ausdrücklich autorisirt hat. Die Post übt nachweislich Censur; Bestellungen auf demokratische Blätter weist sie zurück, und wir kennen 2 Blätter in Franken, bei deren Redaktionen täglich Beschwerden darüber einlaufen, daß man die Blätter durch die Post nicht erhalte. Die konstitutionellen Vereine verfassen Vertrauensadressen über Vertrauensadressen an das Parlament, wüthen ebenfalls gegen die„Wühler“, fließen über von Liberalismus und Deutschthum, sobald das Parlament einmal einen Anlauf zu energischem Auftreten nimmt, wie kürzlich gegen Hannover. lassen aber unfehlbar Deutschland und Parlament im Stich sobald es der baierischen Regierung einfällt, exclusiv baierisch zu sein und sich den Beschlüssen des Parlamentes zu wiedersetzen, und dies hat besagte Regierung sehr stark im Sinn. In Altbaiern, wo das Volk noch ganz in der Waldursprünglichkeit religiöser und politischer Unwissenheit lebt, glaubt sie ohnehin gewonnenes Spiel zu haben; in dem katholischen Franken läßt sie jetzt ihre Pfaffen „wühlen“, die bereits bei einer Zusammenkunft in Würzburg erklärt haben, die sogenannte Nationalversammlung sei, als eine revolutionäre Versammlung, gar keiner Adresse zu würdigen. Die Beamten und Offiziere müssen das Uebrige thun. Diese kettet man durch Begünstigungen, durch königliche Ansprachen u. s. w. immer enger an den Thron. So gerüstet erwartet man den günstigen Augenblick, um dem Parlament offen in's Gesicht zu lachen, und wer weiß, ob dieses Bairen, wo nun einmal, unter allen deutschen Staaten, die Ideen der Revolution am wenigsten Wurzel gefaßt haben, wo in den meisten Gegenden noch eine wahre politische Barbarei herrscht, der Centralgewalt, wenn sie je einmal energisch auftreten sollte, nicht mehr zu schaffen macht als der König von Preußen und sein Ministerium der That. Die Polizeiausweisungen werden nachgerade hochkomisch. In Bamberg hat man vor einigen Tagen den Dr. Brendel (den Verfasser des offenen Briefs an Dr. Eisenmann), der nicht bloß ein geborner Baier, sondern sogar in Bamberg am Krankenhaus als Arzt angestellt ist, ausgewiesen, weil er einen Verein gegründet hat. Die Krankenhausverwaltung hat nun erklärt, daß ihn die Anstalt jetzt nicht entbehren könne; es ist aber zu bezweifeln, ob die Polizei auf solche Unwesentlichkeit reflektirt. ‒ Gegen den Abg. Titus, hat man richtig so eine Art Vertrauensvotum zusammengebracht. Unter 124 Wahlmännern haben es 63 unterzeichnet, also die absolute Majorität. Was Titus, was die Urwähler thun werden, ist noch unbekannt. ‒ Der verhaßte Redakteur Sticht wird vom Landgericht in Nürnberg auf Hochverrath und Majestätsbeleidigung inquirirt und befindet sich im strengsten Verhaft. Kein Mensch darf zu ihm ‒ als ob in Betreff eines unschuldigen, seit länger als 2 Monaten gedruckten Zeitungsartikels Kollisionen Statt finden könnten! Nachschrift. So eben erfahre ich, daß in Bamberg mehre Verhaftungen vorgenommen wurden. Brendel hat sich durch die Flucht der seinigen entzogen. Es kommt immer besser! München, 1. Aug. Nachdem man sich im Publikum schon mit den verschiedenartigsten Zweifeln getragen hatte, ist gestern Abend von Seite unseres Kriegsministeriums eine Ordre an sämmtliche Garnisonen abgegangen, wonach der Huldigungsakt am 6. d. M. genau nach der Vorschrift des Reichskriegsministeriums zu vollziehen ist. (Fr. I.) Darmstadt, 1. Aug. Zufolge der Erklärung des Reichskriegsministers, daß der Bundeskrieg gegen Dänemark kräftig fortgesetzt werde, und auch Bundestruppen Oestreichs, dann vom 7., 8. und 9. Armeekorps daran Theil nehmen sollen, erfährt man, daß das großherzogliche 4. Infanterieregiment mit einer Batterie von 6 Geschützen nach Schleswig-Holstein abgehen wird. (Fr. I.) Karlsruhe, 1. Aug. Wie man vernimmt, ist ein Theil des 8. Armeekorps beordert, nach Schleswig-Holstein aufzubrechen, um die im Felde stehenden Reichstruppen zu verstärken. Die badische Abtheilung wird aus 4000 Mann und einer Batterie Artillerie zu 8 Geschützen bestehen und mit der großherzoglich hess. Abtheilung eine Brigade bilden, welche mit einer würtembergischen Brigade unter einem würtembergischen Divisionskommandanten vereinigt wird. Das Kommando der badisch-hessischen Brigade übernimmt Oberst v. Röder. Es ist dazu von jedem der 5 Infanterieregimenter ein Bataillon bestimmt. Die Mobilmachung muß so beeilt werden, daß die Bataillone Montag den 7. August in ihren gegenwärtigen Stationen zum Abmarsch bereit sind. (Karlsr. Z.) Schleswig, 30. Juli. Man will die bestimmte Nachricht haben, daß 10 (nach Andern 14) dänische Schiffe Truppen nach Alsen hingebracht haben. Der Rückzug der Dänen von Beile tiefer in Jütland hinein bezweckt offenbar, daß General Wrangel folgen soll, damit von Alsen her irgendwo ein Einfall ins Land geschehen könne. Allein schon nahen neue Truppen. (H. C.) Apenrade, 31. Juli. Morgen wird das Hauptquartier von Hadersleben hierher verlegt; doch wird versichert, daß dies keinen andern Grund hat, als daß der Obergeneral den Truppen in Sundewitt näher sein will, bis die erwarteten Verstärkungen eintreffen und die Occupation von Jütland mit entschiedenem Erfolg bewerkstelligt werden kann. * Prag. Um unseren Lesern zu zeigen, wie die Blätter, welche am meisten Gift gegen die Böhmen spieen und ganz besonders zur unrichtigen Würdigung der Ereignisse in Prag beitrugen, jetzt gezwungen sind, unsere unpatriotische Auffassung zu der ihrigen zu machen, theilen wir folgenden Artikel der „D. A. Z.“ mit: Prag, 28. Juli. Die Prager Bevölkerung hat endlich unter dem neuen Ministerium eine Genugthuung erhalten, die so lange und immer vergeblich unter dem Pillersdorf'schen nachgesucht wurde, indem das Schicksal von Hunderten im Prager Schlosse dem Einfluß einer ihre Untersuchungen in das Dunkel der alten Metternich'schen Zeit hüllenden Justiz preisgegebener Personen durch die Erklärung des Ministers Bach, daß der Aufruhrprozeß öffentlich und mit Beziehung von Geschworenen geführt werden solle, die Bürgschaft der Publizität erhält. Wir werden nun sehen, inwieweit alle jene abscheulichen Beschuldigungen sich als wahr erweisen werden, und wir hoffen, daß es diesen öffentlichen Sitzungen gelingen wird, den Schandfleck einer beabsichtigten Bartholomäusnacht von der neuern Geschichte Böhmens zu waschen, der ihr mit von den meisten deutschen Journalen aufgebürdet wurde, und der wohl in der perfiden Brust einer Medicis, aber nicht in dem Busen eines Volkes keimen konnte, das an sich brav, sich seit Jahrhunderten durch deutsche Bildung und deutsche Industrie zu einer Kulturstufe herangearbeitet hat, die mit der aller andern civilisirten Völker rivalisiren kann. —Der Belagerungszustand, welcher in den letzten Tagen wenig mehr als nominell aufgehoben war, begibt sich nach und nach immer mehr seiner Beeinträchtigungen; die Privatwaffen werden ihren Eigenthümern wieder zugestellt und die Nationalgarde insoweit wieder organisirt, daß jede Compagnie 60 Aerargewehre erhält. Die Stimmung gegen das Militär ist noch immer sehr gereizt; nicht sowohl in Folge des wirklichen Widerstandes oder weil man es als Unterdrücker der Volksbewegungen betrachtet, sondern weil jetzt, nachdem die Presse und die Redakteure nicht mehr direkt Bomben, Shrapnels oder ein Sommerlogis auf dem Hradschin zu befürchten haben, Scenen aus dem letzten Kampfe publizirt werden, welche man wirklich kaum Kabylen oder Huronen zutrauen könnte. 61 Wien, 31. Juli. Folgendes in die von dem konstituirenden Reichstag an den Kaiser erlassene Adresse, welche demselben durch eine Deputation von Abgeordneten, unter denen der Reichstagspräsident, nach Innsbruck überbracht werden soll: Euer Majestät! Der von Ew. Majestät zur Konstituirung des Vaterlandes berufene Reichstag hat, im Vorschritt zu seinen nächsten Aufgaben begriffen, durch das Ministerium die höchst betrübende Mittheilung empfangen, daß Ew. Majestät Ihre oder die Gegenwart eines Stellvertreters in Wien nicht für nothwendig erachten, in so lange nicht der Reichstag seine Gesetze festgestellt habe, und daß Sie vor Allem die Ueberzeugung von der Sicherung des freien Handelns der gesetzgebenden Versammlung zu gewinnen wünschten, weil Ew. Majestät diesen Beweis väterlicher Vorsorge und Liebe Ihren Völkern schuldig zu sein glauben. Eine solche Darlegung aus dem Munde des konstitutionellen Monarchen in dem Augenblicke, da alle Augen der österreichischen Völker in ernster Erwartung hierher gerichtet sind, muß die Vertreter Oesterreichs mit den bangsten Besorgnissen für das Wohl, ja für den Bestand des Kaiserstaates erfüllen, und sie fühlen sich in der Ausübung ihrer unverbrüchlichen Pflicht, wenn sie Ew. Majestät die Ueberzeugung aussprechen, daß die geheiligte Person des Staatsoberhauptes nicht länger mehr im Schwerpunkte der konstitutionellen Monarchie, am Sitze der Reichsversammlung, an der Spitze der Staatsgeschäfte entbehrt werden kann. Aus welchem Beweggrunde auch sich Ew. Majestät zu der Entfernung aus Ihrer Residenz bestimmt haben mögen; jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo alle Interessen des Reiches und der Krone in der Einen Nothwendigkeit Ihrer Rückkehr zusammenfließen, Ihrer Rückkehr an den Ort, wo die von Ew. Majestät selbst berufenen Vertreter des einigen Volkes in dem Aufbau des neuen konstitutionellen österreichischen Kaiserstaates begriffen sind, ‒ an den Ort, wo die einzig gesetzlichen Rathgeber Ew Majestät, die verantwortlichen Minister, diesen Aufbau mitwirkend fördern. Diese Eintracht des Zusammenwirkens möge Ew. Majestät auch Bürgschaft für dessen Freiheit sein. Im Angesichte Oesterreichs, im Angesichte Deutschlands, ja im Angesichte Europa's spricht es die Reichsversammlung einhellig aus, daß sie im vollen Bewußtsein der Freiheit die Konstituirung des Vaterlandes berathe. Die Männer Oesterreichs, die das Vertrauen des freien Volkes hierher gesendet hat, sie würden es als einen Verrath an den Rechten desselben ansehen, wenn sie an einem Orte verblieben, wo sie nicht der vollsten Freiheit der Berathung und des Handelns gewiß wären. Daß aber die Reichsversammlung tagt und aus ihrer Mitte Abgeordnete aller Landesgebiete an Ew. Majestät zu dem Ende sendet, daß der konstitutionelle Kaiser dem ruhmvoll begonnenen Verfassungswerke jene Weihe gebe, die des Volkes treue Pietät aus seiner unmittelbaren Gegenwart abzuleiten bereit ist, dieß Ew. Majestät ist der sicherste Beweis, die unbestreitbare Garantie, daß das freie Handeln der gesetzgebenden Versammlung in jeder Hinsicht gesichert ist. Den Dank hierfür zuerkennt die Reichsversammlung vor Allen der bewundernswerthen Mäßigung, Ordnungsliebe und Loyalität der Bevölkerung Wiens, so wie der aufopfernden Hingebung der Nationalgarde. Unter diesen sichersten aller Garantien fordern die Völker Oesterreichs durch ihre in Wien versammelten Vertreter, als den von Ew. Maj. zugesicherten Beweis väterlicher Vorsorge und Liebe die ungesäumte Rückkehr Ew. Maj. in Ihre treue Residenz, indem Sie nunmehr der bestimmten endlichen Erfüllung der bei so vielfachen Anlässen wiederholten Versprechungen zuversichtlich entgegen sehen, denn nur dadurch, daß sich Ew. Majestät persönlich an den Sitz des Reichstages und in die Mitte Ihres verantwortlichen Ministeriums begeben, kann jenen Gefahren des Mißtrauens, der Verführung und Anarchie vorgebeugt werden, welche die Krone und die Dynastie Euer Majestät zubedrohen vermöchten ‒ nur dadurch können die Segnungen, welche das Vaterherz Ew. Majestät Ihren Völkern zugedacht hat, im Strahle des Friedens und der Freiheit zur Reife kommen.Wir beschwören Ew. Maj., hören Sie nicht den Rath falscher Rathgeber, hören Sie die Stimme, die Forderungen Ihrer treuen Völker! Im Namen des konstituirenden Reichstages. (Hier sollen die Unterschriften sämmtlicher Deputirten folgen.) Ich habe diese Adresse gestern eine energische genannt, und sie ist es wahrlich im Rückblick auf die bisherigen Zustände der östreichischen Völker; sie es namentlich im Vergleich zu den Berliner und Frankfurter Adressen. Keine Nationalversammlung Deutschlands hat sich so rasch und entschieden auf den demokratischen Standpunkt gestellt, als die östreichische dadurch gethan, daß sie ohne Umschweife die Revolution anerkannte und die Rückkehr des Kaisers forderte. Darum ist Wien gegenwärtig zweifellos die freieste Stadt Deutschlands, und darum blickt der Wiener mit stolzer Genugthuung auf Berlin hin. Er weiß, daß er sich nimmer gefallen lassen würde, was dort geschieht. Der Wiener darf selbst über die demokratischen Organe Berlins mitleidig lächeln, wenn er z. B. den leitenden Aufsatz der Zeitungshalle vom 29. liest. Der Reichsverweser hat in einem Straßenplakate heute von den Wienern Abschied genommen und ermahnt sie zum Vertrauen in den Reichstag und in das Ministerium,indem er seinerseits, von Liebe zu Deutschland durchglüht, ohne aufzuhören ein Oestreicher zu bleiben, in Frankfurt seine neue Würde kräftigst handhaben wolle. Man sagt, er würde über Innsbruck reisen. Die Popularität Johanns ist ebenso lau, als die Entrüstung gegen den Hof, ja gegen den Kaiser, groß ist; der dynastische Nimbus scheint total verschwunden. Was das Ministerium betrifft, so scheint mir namenlich Dobblhof sehr bald wieder umgeblasen zu werden. Als der Fackelzugabend vorgestern im Ausschuß zur Sprache kam, führte Rasziail an, Dobblhof habe auf seine Frage, weßhal er zugebe, daß Jellachich so gefährlich-festlich empfangen werde, geantwortet, er könne den Slaven nicht verbieten, was die Ungarn am Tage vorher Esterhazy gebracht. Das Militär hat den Befehl erhalten, vor dem in corpore erscheinenden Reichstag Honneurs zu machen. — Gestern überbrachten 900 aus Mähren hierhergekommene Nationalgarden der hiesigen Garde eine prächtige Fahne. — Der Dichter und Ex Oberkommandant der Garde und Legion, Pannasch, hat in einem wunderbar stylisirten Deutsch eine Rechtfertigung seines Benehmens in den Straßen anschlagen lassen. In einem andern Plakat versichert der Ausschuß die Bevölkerung Wiens, daß die Juden keineswegs die separatistisch-egoistischen Tendenzen verfolgen, die man ihnen aufbürde. ‒ Die Rache der Völker scheint, an derselben Stelle zu erwachen, wo einst ihre Knechtung stattgefunden. Der Reichstag hält seine Sitzungen nämlich in denselben Räumen, worin, unter dem Scheine von 20,000 Kerzen, von gekrönten Häuptern und Diplomaten einst jene berüchtigten Akten berathen wurden, unter denen die Welt so lange geseufzt hat und noch blutet. ‒ Der Wiener Reichstag sitzt an der Stelle des Wiener Kongresses. Die Arbeiter besuchen an Sonntagen keine Kirchen mehr, sondern sie lassen sich ihre Messe auf dem Glacis lesen. Bei dieser Gelegenheit wurde gestern eine Adresse an den Reichstag unter sie verbreitet, in welcher die Einsetzung eines nur aus Arbeitern bestehenden Ministeriums, ferner Aufhebung aller Konsumtionssteuern, Errichtung von Arbeitshäusern, Erziehung, Einrichtung großer, unentgeltlicher Lesehallen u. s. w. verlangt wird. Am Nachmittag sollte, zufolge des Aufrufs eines Arbeiters, den man Wien's O'Connell zu nennen pflegt, ein Arbeiter monster-meeting stattfinden, welches der Ausschuß indessen zu verhindern wußte. Dessenungeachtet sollen sich die Arbeiter in großer Anzahl in der Meidlings versammelt haben. ‒ Die neue Kamarilla-Zeitung, „Presse“ genannt, soll aus Innsbruck 40,000 Gulden Münze erhalten haben. Sie wird überall auf den Gassen um einen Kreuzer verkauft, obwohl sie in großem Format erscheint. Die Wiener Zeitung wird immer grämlicher und nimmt keinen Anstand ganz entstellte Reichstagsberichte zu bringen. Dieser Uebelstand ist groß, weil die Stenographien erst acht Tage nach der Sitzung erscheinen. Der Postaufschlag auswärtiger Zeitungen ist immer noch so bedeutend, daß die Neue Rheinische Zeitung auf etwa 40 Gulden Münze, d. h. an 30 Thaler zu stehen kommt. * Wien, 30. Juli. Das Stockpreußenthum, die ganze reaktionäre Sippschaft von Hinterpommern an bis Westphalen, könnte die Artikel der „Allgem. Oestr. Ztg.“ über die preußische Reaktion in ihren Verhältnissen zu Oestreich“ mit Nutzen lesen, wenn diese Leute überhaupt für etwas Anderes, als ihren Egoismus, ihre Herrsch-Geld-und Privilegiensucht Ohr und Sinn hätten. Das gedachte Journal schließt heute seinen Artikel mit folgenden Worten: „Wird Oesterreich es ruhig ansehen, daß der König von Preußen schon jetzt die deutsche „Freiheit“ hintenansetzt? Glaubt Deutschland, daß die blutigen Revolutionen Oesterreichs dazu dienen werden, damit König von Preußen und sein Kriegsminister Schreckenstein die Herrschaft übernehmen sollen? Deutschland gib acht, damit die Wirthschaft, welche jetzt in Preußen, Hannover, Baiern getrieben wird, nicht die Veranlassung gebe zu einer unglücklichen Trennung zwischen Oesterreich und Deutschland. So viel steht fest, daß die Männer in Oesterreich, welche bis zur Stiftung der Executivgewalt mit aller Kraft für den Anschluß an Deutschland gearbeitet, es nicht ruhig zusehen werden, daß die Reaktion Deutschlands auch das freie Oesterreich mit in das reaktionäre Labyrinth ziehe. Oesterreich hat eine praktische, gesunde, körnige Bevölkerung, die bewiesen hat, daß sie zu kämpfen, zu sterben bereit ist, wenn es die Freiheit erheischt, dieses Oesterreich weiß aber jetzt, daß in Deutschland die Reaktion herrscht, daß sie täglich mehr Boden gewinnt, daß die Revolution eigentlich fruchtlos vorüberging, daß der ganze Gewinn, welchen Deutschland aus den Revolutionen zog, nur den Königen zu Gute kommt.“ Innsbruck, 29. Juli. Ein eben aus dem Hauptquartier des Feldmarschalls Radetzky aus Balleggio an Se. Maj. den Kaiser in Innsbruck angekommener Courier bringt die officielle Nachricht daß bei Volta das zweite Armeekorps am 26. Abends und 27. früh zwei siegreiche aber blutige Gefechte bestanden hat. Die piemontesische Armee sey in vollem Rückzug nach Cremona begriffen, und werde herzhaft verfolgt. (A. Z.) Dänemark. Kopenhagen. Der „ L. C. “ meldet, daß in Kopenhagen das aufgeregte Volk die Regierung zur energischen Fortsetzung des Krieges gegen Deutschland zu zwingen drohte. Es hatten wiederholte Volksaufläufe statt gefunden, und in der Hauptstadt nicht nur, sondern in ganz Seeland war man der bisherigen Waffenruhe und fruchtlosen Unterhandlungen überdrüssig. Die Regierung werde dem entschiedenen Volkswillen nachgeben müssen. Man scheint zudem noch stark auf Unineigkeit unter den Deutschen zu rechnen, und soll sich in Kopenhagen nicht wenig über die bekannte Erklärung des Königs von Hannover gefreut haben. Norwegen. Laut Privatnachrichten von Christiania hat das Constitutionscomité sich mit 5 Stimmen gegen 2 Stimmen für die Aufhebung des Verbots, die Niederlassung der Juden in Norwegen betreffend, entschieden. Italien. * _ * Mailand, 27. Juli. _ * Rom, 21. Juli. _ * Rom, 23. Juli. _ 27 Neapel, 19. Juli. Vor einigen Tagen arretirte die Polizei den Vater der beiden Brüder Sangiorgio, die beim Bau der der Maibarrikaden am Meisten thätig gewesen sein sollen. Er sollte den Aufenthaltsort seiner flüchtigen Söhne angeben. Trotz aller gegen ihn angewandten raffinirten Grausamkeit beging er nicht den Verrath. Schon früher weigerten sich Mehrere Pairs die Ernennung anzunehmen und jetzt haben wiederum sechs der angesehensten Pairs die ihnen angetragenen Sitze in der ersten Kammer ausgeschlagen. Gehts in dieser Weise fort, so muß Ferdinand die Lazzaronis in seine Pairskammer berufen. Die 3 Offiziere und der Unteroffizier die nebst noch 26 Andern als an der calabresischen Insurrektion betheiligt in den Gewässern von Corfu durch den Dämpfer Stromboli gefangen und hieher gebracht wurden, werden vor ein außerordentliches Kriegsgericht gestellt. ‒ Im Cilento dauert die Insurrektion noch jenseits des Flusses Lento fort. In Tredenaro kam es zwischen Cilentanern und königlichen Garden zum Gefecht. Die ersteren wurden mit Verlust geschlagen. Ein zweites Treffen, dessen Ausgang man noch nicht weiß, folgte in Ogliastro. Nicht minder wurde noch im Distrikte von Sala gekämpft, namentlich waren es die Bürger von Sala, Polla und Atena, die sich in Waffen erhoben hatten. Es fehlen die Einzelheiten. Es sind Truppen nach Capri eingeschifft worden, um diese Insurgenten zu bekämpfen. Französische Republik. * Paris, 3. August. _ 12 Paris, 1. Aug. Der National sagt über Italien: „Wir möchten uns freuen über den letzten Schlag, den die Italiener erlitten, wenn er die Einstellung aller jener Zwistigkeiten und Rivalitäten zur Folge haben könnte, welche der italienischen Sache mehr geschadet haben, als die Oesterreicher. Im Gefühle der gemeinsamen Gefahr vereint, einer Gefahr, die ihre Existenz als Nation in Rede stellt, müssen die Italiener ihre innern Streitigkeiten bis auf den Tag des Sieges verschieben. Es handelt sich jetzt weder um einen König noch um einen Präsidenten, wohl aber um einen Degen. Wo eine Armee ist, möge man sich ihr anschließen, wo ein fähiger General, möge man ihm gehorchen. „Während dieser Anstrengungen von Seiten Italiens, wird Frankreich nicht unthätig bleiben. Frankreichs Wort wird auf der Waagschaale Deutschlands sich fühlbar machen: denn hinter diesem Worte, wenn Deutschland ihm kein Gehör schenken sollte, stehen Bataillone mit Bayonetten. Aber wie gesagt, wir hegen noch immer die Hoffnung, daß Italien der fremden Hülfe sich entschlagen, und allein seine Unabhängigkeit erobern kann. Die Hauptsache ist vereint zu sein. „Und jetzt, da wir Italien die Wahrheit gesagt haben, wollen wir auch einen freundschaftlichen Rath Deutschland's Volke geben. Wir haben mit warmer Theilnahme Deutschlands Wiedererwachen und Tendenzen zur Einheit begrüßt. Um seiner Emanzipation in keiner Weise Hindernisse in den Weg zu legen, enthielten wir uns jeder direkten sowohl als indirekten Drohung von irgend einer Agression, und desavouirten jede Eroberungs-Idee. Deutschland hat ganz nach seinem Wohlgefallen seine Einheit konstituiren können. So möge es dann auch nicht bei Andern sich an einem Recht vergreifen, auf welches es so eifersüchtig ist. „Aber seit einiger Zeit scheint es sich von dem Respekt der Nationalitäten entfernen zu wollen. Erstens ist das polnische Element in dem Großherzogthume Polen geopfert worden; dann hat man Schleswig angegriffen, und zuletzt Venedig und Limburg, das man der deutschen Konföderation einverleiben will. Die Invasionspolitik scheint also in Deutschland die Ueberhand zu bekommen. Was ist die Folge davon? Der Panslavismus macht ungeheure Fortschritte und die Polen, durch die Gräuel in Gallizien und die Besetzung Krakau's aufs höchste gereizt, sind geneigt sich an den Czar anzuschließen, wenn er ihnen nur in etwa Konzessionen macht. Die neuen Ereignisse in Posen haben noch mehr dazu beigetragen und die so nothwendige Verbindung zwischen der slavischen und germanischen Race wird mit jedem Tage schwieriger. „Wird Deutschland dem Wachsthume Rußlands gleichgültig zusehen? Während Oesterreich Gallizien und Krakau bloßstellt, um die Mailänder niederzutreten, warten 150,000 Russen in Polen nur auf ein Zeichen von Nikolas, um über die Gränze zu marschiren. „Es wäre unvorsichtig von Seiten Deutschlands, in Rußland eine Stütze zu suchen.“ 16 Paris, 1. Aug. Zwei Mitglieder der prov. Regierung der Walachei schrieben an Edgar Quinet, Professor des College de France: „Theurer, werther Meister! Ihren Lehren danken wir's, daß wir uns stark fühlten und unserm Rumanenvolke die Fesseln lösten. Sie, geliebter Lehrer, und Michelet streuten den Samen in unsre Herzen, den wir jetzt zu Saaten aufsprießen zu sehen hoffen. Ja, Sie sagten es uns in den unvergeßlichen Vorlesungen: lux fiat et lux esto… Wir schulden Ihren Feuerworten ewigen Dank. Wie der macedonische Alexander sagte: ich habe zwei Väter, Philipp dem Fleisch, Aristoteles dem Geist nach: so hat unsere Rumania zwei Mütter, dem Fleisch nach das Donauland, dem Geist nach Frankreichs Republik… Was auch immer noch uns hier am schwarzen Meere, weit von Paris, wo wir zu Ihren Füßen horchten, treffen mag, wir werden uns freuen, daß Gott und Frankreich uns lieben.… Theurer Meister! sprechen Sie für unser Volk, auf daß es nicht verrathen werde an die östlichen und nordischen Barbaren; wir schauen nach dem Himmel und nach Frankreich wenn unsre eigene Macht von der russischen Uebermacht bedroht wird. Es lebe Rumania und die französische Republik.“ Gezeichnet: Brattiano und Rosetti, Sekretäre des Provisoriums. Paris, 2. Aug. Die Lyoner Telegraphenlinie ist in unaufhörlicher Thätigkeit. Man hört, Cavaignac sei entschlossen nicht in Piemont einzurücken, wohl aber Ancona zu besetzen, um den Kirchenstaat gegen eine neue Ueberrumpelung zu schützen. ‒ Hr. Girardin, dessen „Presse“ heute in der Nationalversammlung besprochen wird, hat in Ermangelung seines Journals bereits zwei Feuerbrände gegen den General Cavaignac geschleudert. Den Einen unter dem Titel „Documens pour servir à l'histoire. Liberté de la presse,“ der zweite trägt den Titel Histoire d'un mois. ‒ Der Bruch innerhalb der Linken scheint vollständig. Wir haben jetzt zwei Berge. Der Eine nennt seinen Klub Réunion démocratique absolue, wird von Germain Sarrut präsidirt, will den Kultus respektirt sehen, das Eigenthum beschützen, die Familie lieben und die allgemeine Brüderlichkeit, und Kostenfreiheit des niedern und höhern Schulunterrichts einführen. Die andere Hälfte des Berges, unter Bac, will auch den Arbeitern schmeicheln, und nannte sich bisher sozialistisch; aber der Proudhon'sche Sozialismus führe zu weit. Wir haben also a) Rue Poitiers mit 380, b) das Palais Exroyal mit 150, c) das Institut mit 200, d) Reunion democratique absolue und e) die sogenannten Kommunisten. ‒ Bouchard, Berichterstatter der Untersuchungskommission der Mai- und Juni-Ereignisse sollte in der Sitzung der Nationalversammlung seinen Bericht vorlesen. Dieser Vortrag ist aber auf morgen verschoben worden, und zwar in Folge wichtiger Enthüllungen, welche die Verhaftung dreier Repräsentanten zur Folge haben dürfte. Wer sind diese drei? Man vermuthet: Caussidiere, Ledru-Rollin und Louis Blanc. Die Verhöre der übrigen provisorischen Regierungsglieder und Constantins, des ehemaligen Adjudanten des Generals Subervic, sollen sehr interessante Aufschlüsse über jene Ereignisse entfalten. (Hierzu eine Beilage.)

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 66. Köln, 5. August 1848, S. 0329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz066_1848/3>, abgerufen am 24.11.2024.