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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 48. Köln, 18. Juli 1848.

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ob den des Deutschen unkundigen Deputirten, wie mehrere verlangten, die vorkommenden Anträge etc. übersetzt werden sollten, kam abermals zur Diskussion. Man sprach sich indeß überwiegend für die deutsche Sprache, als die bei der Diskussion allein zu brauchende, aus. Mit der Diskussion des Geschäftsreglements ist man bald zu Ende und nach § 2 desselben werden alsdann die Abtheilungen zur Prüfung der Wahlen gebildet.

Dalmatiner Gränze, 5. Juli.

Die Türken fahren fort, sich mit Eifer gegen die Montenegriner zu rüsten, und zeigen keine Furcht vor denselben. Die Aushebung und Provisionirung wird mit großer Thätigkeit betrieben. Die allgemeine Bewaffnung der Türken ist angeordnet, theils um jeden Versuch einer Erhebung der Christen im Innern zu ersticken, theils um gegen jeden Angriff von Außen bereit zu sein. Sie besorgen, daß gleichzeitig mit einem Einfalle der Montenegriner in die Herzegowina auch die Serben in Bosnien einfallen, hoffen aber, daß zugleich auch die Türken in Albanien gegen Monteneri rücken.

Nach Einigen sollen die Türken eine Armee von 60,000, nach Andern von 100,000 Mann auf die Beine bringen, alle Pascha's und Anführer haben die gemessensten Befehle, auf beständiger Huth zu sein.

Ein Originalschreiben aus Jassy vom 3. Abends meldet: Die Russen sind diesen Nachmittag bis eine Stunde vor der Stadt vorgerückt. Das Hauptquartier ist auf dem Gute des Fürsten Roßnovan zu Sticka. Man erwartet sie morgen allhier. Der Fürst liegt an der Cholera schwer erkrankt darnieder. Der Minister des Innern ist an der Cholera gestorben. Uebrigens herrscht noch Ruhe in der Stadt.

(Wien. Z.)
Italien.
Roverbello, 4. Juli.

Ein ernstes Gefecht hat bei Bardolino Statt gefunden. Das Resultat ist noch nicht bekannt. Bardolino ist in der Nähe von Peschiera, am Ufer des Garda-Sees.

(Avvenire dell'Italia.)
Roverbello, 4. Juli.
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* Florenz, 6. Juli.
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Venedig.
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* Bozzolo, 4. Juli.
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* Rom, 7. Juli.
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* Turin, 10. Juli.
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* Turin, 10. Juli.
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27 Neapel, 4. Juli.
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Ungarn.
Pesth, 8. Juli.

Eine eben eingetroffene Estafette brachte die Nachricht von einem Treffen, welches der ungarische General, Graf Bechthold, den Insurgenten bei den sogenannten römischen Schanzen zwischen Temerin und Jarek geliefert, und in welchem die Ungarn gesiegt. Die genauern Details fehlen noch. In Neusaltz, welches der Festung Peterwardein gegenüber liegt, hat der Kommandant der Festung, F. M. L. Hrabowsky, sämmtliche Einwohner entwaffnen lassen, das Kriegsrecht verkündigt und mit einem Bombardement gedroht, wenn noch einmal die Sturmglocke gezogen oder ein anderes Zeichen des Aufstandes gegeben wird. Neben diesen Vortheilen der Ungarn ist aber ein ganzes Bataillon Illyrier aus der Festung Peterwardein zu den Insurgenten übergelaufen. Diese haben auch die Ortschaft O.-Moldova genommen. - Vom Militärkommando in Siebenbürgen sind unserm Kriegsministerium Nachrichten vom 3. über die Revolution in der Walachei und der Moldau zugekommen. Die Häupter der Bewegung in der Walachei haben die Walachen in Siebenbürgen um ein Hülfskorps von 30,000 Mann gebeten, wogegen sie ihnen ebenfalls gegen die Magyaren beistehen wollen. In Folge dessen herrscht eine große Gährung unter den siebenbürgischen Wallachen.

(Bresl. Ztg.)
Donaufürstenthümer.
Von der Moldauer Gränze, 6. Juli.

Eben eingehenden Nachrichten aus Jassy vom 4. zufolge haben am 3. d. 10,000 Mann Russen den Pruth passirt und sind in vier Kolonnen in der Moldau eingerückt. Fürst Stourdza hat sich bei ihrem Vorrücken über den Pruth von Jassy nicht entfernt. Es heißt, daß aus Silistria 4000 Mann türkische Truppen in das Fürstenthum der Walachei einrücken werden. Durch dieses Einrücken wird die Wahl eines neuen Hospodars von Bucharest vermuthlich hintertrieben werden und dem Fürsten Bibesko vielleicht der Weg zur Rückkehr angebahnt. Allein es geht aber auch daraus hervor, daß Rußland im Einverständniß mit der Pforte intervenirt.

(Bresl. Z.)
Französische Republik.
* Paris, 15. Juni.

Das Finanzcomite beschäftigte sich gestern mit dem Jules Favre'schen Vorschlage, nach welchem das Privateigenthum der Familie Orleans für Staatseigenthum erklärt werden soll. Der Antragsteller stützt sich darauf, daß die Güterschenkung, welche Louis Philippe vor der Thronbesteigung an seine Kinder machte, null und nichtig ist. Denn nach dem alten Prinzip fallen alle Privatgüter eines Fürsten, so wie er den Thron besteigt, an die Krone und werden Staatsdomänen. Die von Napoleon errichteten Privatdomänen hätten 1830 keine Gültigkeit haben können. Louis Philippe, fuhr der Antragsteller fort, hat durch die Schenkung an seine Kinder den Staat absichtlich betrogen. Jener gerichtliche Akt muß heute aufgehoben werden - von Rechtswegen. Das Gesetz von 1832 in Betreff der neuen Civilliste kann hier nicht in Betracht kommen, da Louis Philippe später durch seine Fehler und Verbrechen die Krone verloren. Hr. Thiers übernimmt die Vertheidigung seines ehemaligen Herrn und Meisters. Er führt sie mit derselben staatsmännischen Großthuerei, als er's im Jahr 1840 gewohnt war. Unter Anderem stellt er bezüglich des Civilliste-Gesetzes von 1882 den Grundsatz auf: "Wenn wir nicht die von unsern Vorgängern (der früheren Deputirten- und Pairskammer) erlassenen Gesetze respektiren, so ist unser ganzes Gesetzsystem in seinen Grundfesten erschüttert." Hr. Thiers hätte blos noch hinzufügen müssen: "laßt uns schleunig Louis Philippe wiederholen, damit das ganze Gesetz in Betreff der Civilliste wieder in Ausübung gelangt, sonst bleibt unser Gesetzsystem tief erschüttert." Er erklärt indeß am Schluß seiner Rede: er erkenne das Recht der Nationen, ihre Regierungen ein- und abzusetzen nur wünscht er für den entthronten König die Großmuth des Volkes anzurufen, die dem ehrlichen Louis Philippe alle Privatgüter zurückgeben werde.

- Die Reforme schreibt über die zahllosen allarmirenden Lügengerüchte, mit denen die herrschende Partei Paris überschwemmt, und die auch bereitwilligst von der gesinnungstüchtigen und stets wohlunterrichteten deutschen Presse aufgenommen werden: "Nie hat man eine ähnliche Wuth in Alarmgeschichten gesehen. Ihre Verbreiter sind jene Menschen, welche lügen aus Parteigeist und verläumden aus Unternehmungslust; jene kläglichen Gesellen, welche sich einen Beruf daraus machen, den Haß der Sieger zu schüren und die Leiden der Unterdrückten zu vergiften. Erst gestern hat eins der Organe der Reaktion eine neue Insurrektion verkündet, deren Mittel so grausam gewesen, daß die Verschworenen selbst vor ihrem Werk zurückgeschreckt wären. Es war die Rede von Generalen, denen man auf der Straße auflauern sollte, um sie zu ermorden; von jungen Mädchen, die aus ihren Pensionaten geraubt und auf die Barrikaden gestellt werden sollten, - nie hat die Phantasie eines Rasenden wüthendere Ausgeburten erzeugt. Es bedurfte des Einschreitens der Behörden, um die Bürger über die fabelhaften Auswüchse eines kranken Gehirns zu beruhigen.

"Die Journale der Reaktion setzen mit solchen verächtlichen Nachrichten fortwährend Paris und Frankreich in Unruhe. Es vergeht kein Tag, wo der "Constitutionnel" z. B. nicht wenigstens einen Mobilgardisten auf offener Straße tödtet. Man besitzt sogar die Taxe aller dieser Heldenthaten: 50 Fr. für einen Mobilen, 40 für einen Soldaten, 30 für einen Nationalen, 20 für einen simpeln Stadtwächter. Das Erbärmlichste dabei aber ist, daß diese Elenden mit ihren Alarmgerüchten nicht an den Patriotismus, sondern an die Leidenschaft und Rache appelliren, gegen welche die Behörden die Bürger selbst in Schutz nehmen müssen."

- Die republikanische Garde hat heute zum erstenmal ihren Garnisondienst angetreten. - Mehrere Detachements derselben haben diesen Morgen auch Linienposten wieder bezogen, so den an der Sparkasse, Rue Coq-Heron.

- Die Pariser Theater sollen nächsten Sonntag oder Montag wieder eröffnet werden.

- Heute Mittag hat man fünf Artillerie-Munitionswagen, welche vierzig Fäßchen scharfe Patronen enthielten, in die Höfe des Palais National einziehen sehen.

- Mehrere Journale haben angezeigt, daß gestern ein Mobiler ermordet worden sei. Das Wahre an dieser Geschichte besteht in Folgendem: "Ein Epicier von der Nationalgarde kam im Zustand vollkommener Besoffenheit nach Hause, und schoß im Vorzimmer des Magazins sein Gewahr ab. Die Kugel zerschlug bloß zwei Confiture-Töpfchen; da aber fünfzig Schritt davon ein Posten der Mobilen war, hat man in diesem trunkenen Streich einen Angriff auf die Garde sehen wollen.

- De Genoude stellt sich in Lyon um als Repräsentant in der National-Versammlung gewählt zu werden. Sein Konkurrent ist der Marschall Bugeaud.

- Die französische Akademie hat 2 ihrer Mitglieder beauftragt, sich nach St. Malo zu begeben, um dem Begräbniße Chateaubriand's beizuwohnen. Die Mitglieder sind Amepre und Victor Hugo.

- Die zwei polnischen Flüchtlinge, Andre Towianski und Ferdinand Gult sind arretirt und ihre Papiere mit Beschlag belegt worden.

12 Paris, 15. Juli.

Wie sich die Journale gegenseitig Glück wünschen, daß der 14. Juli so ruhig vorübergegangen! "Wir haben die Sache auf den Monat August verschoben," antwortet ihnen allenthalben das Volk. Was nun die Leute beunruhigt, das ist gerade nicht das Hinausschieben der Sache, aber das "Wir," das man jetzt einstimmig hört im Munde aller Arbeiter, der "guten" sowohl wie der "bösen" Arbeiter, die alle im gemeinsamen Gefühle ihres Druckes die Sache der Ueberwundenen zu ihrer eignen Sache gemacht haben. Das Gefühl der Klassen-Individualität tritt stärker als je hervor. Um dieses "Wir" der Arbeiter zu unterdrücken, glaubt man nichts Besseres thun zu können, als die Redefreiheit zu unterdrücken. Worin thut sich die Redefreiheit am meisten kund? In den Klubs! Dupin weiß es recht wohl; denn in der berühmten Proklamation aller Klubs haben die Arbeiter, denen Herr Dupin den Franken per Tag vorwarf, geantwortet, indem sie die 60,000 Fr. jährlichen Gehalts, die Herr Dupin bezogen, analysirten, und nachwiesen, in wie weit sie, die Arbeiter, zur Realisirung dieser Summe beitrügen. Herr Dupin nimmt jetzt seine Revanche in den Bureaux der Kammer. Er dringt auf eine förmliche Auflösung der Klubs. Als wahrer Staatsprokurator zeigt er, daß neben dem Staate als Gesellschaft, keine andere Gesellschaft bestehen dürfe, und zum Belege seiner Behauptung führt er Beispiele aus der römischen Republik an. Mit Herrn Dupin geht Herr Thiers Arm in Arm. Was Dupin für die Redefreiheit thun will, das hat Herr Thiers für die Preßfreiheit zu thun. Beide bleiben ihren alten Antecedentien getreu. Und wie Thiers jetzt so frei auftreten kann, als Vertheidiger der Septembergesetze! Mit Stolz bekennt er sich als einer der vorzüglichsten Urheber von Gesetzen, deren Nothwendigkeit jetzt so tief gefühlt werde. Für Herrn Thiers ist keine unbegränzte Preßfreiheit möglich. Unter der Monarchie war es nicht erlaubt, sich Republikaner zu nennen, wie kann es unter der Republik erlaubt sein, als Royalist aufzutreten? Die Kaution der Journale hat zur trefflichen Folge, "die ernste honette, aufgeklärte Presse zu begünstigen, und alle jene infamen Erzeugnisse der Politik und Literatur zu ersticken." Also alle Journale, die nicht 24,000 Fr. Kaution stellen können, geben nur infame Artikel; die reiche Journalistik, die Bourgeois-Journale verbürgen allein die Bourgeois-Ehrlichkeit. Und als der Constitutionnel in Folge einer reißend-zunehmenden Desabonnementssucht, genöthigt war, die "infame" sozialistische Literatur eines Eugene Sue im Feuilleton zu geben weil die Abonnenten seine "ernste, honette und aufgeklärte" Politik nicht mehr lesen wollten, was hätte da Thiers angefangen, wenn ihm nicht die während seines Ministeriums auf der Börse gewonnenen Millionen zu Diensten gestanden hätten?

Die Herren Dupin und Faucher sind ebenfalls für die Kaution. Berryer u. Duprat, letzterer Redakteu vom Peuple Constituant, sprechen sich gegen diese Maßregel aus, indem sie nachweisen, daß mit der Aufhebung des Census für die Macht die Kaution für die Journale ebenfalls aufhören müsse. Letztere Meinung wird wahrscheinlich nicht durchgreifen in einer Kommission, wo Leute wie Thiers, Dupin und Faucher wieder zu Macht und Anseh ngcelangen.

Besser als alle diese Gesetzentwürfe bekommt der hohen Finanz der fortdauernde Belagerungszustand von Paris. Man muß nur sehen, wie Rothschilds Journale für die Energie Cavaignac's nicht genug des Lobes spenden können. "Nur fortgefahren rufen sie ihm zu! jedes voreilige Zutrauen könnte uns verderblich werden!" Wie die hohen Finanzbarone ihrerseits koquettirten mit ihrer Geldnoth vor den Juniereignissen wo sie genöthigt gewesen waren, ihre Bankaktien, diese feinsten aller Papiere, mit Verlust zu verkaufen, um die Ehre ihres Hauses zu retten! Das ist jetzt ganz anders. Wie die Aktien steigen, seit in den Straßen von Paris allenthalben der Kriegsruf ertönt: Sentinelle, prenez garde a vous! Wie die 3 und 4prozentigen in die Höhe gehen, seit hinter jedem Staatsschuldscheine Tausende von Bajonneten aufgepflanzt sind. Zwar gehn alle kleinern Geschäftsleute, alle jene Bourgeois, welche die Insurrektion bekämpften, um ihre bürgerlichen Illusionen zu retten, tagtäglich mehr zu Grunde.

Aber was liegt daran: dem Wechsel muß sein Recht verbleiben, der Staat muß für seine Schulden stehen, die Börsenmänner müssen wieder aufkommen und sollten 9/10 von Paris untergehn. Cavaignac ist da, und über seine Schulter guckt der kleine Thiers hervor. Und der arme Marrast, der so paschaartig im Stadthause paradirte, muß sich hinter Thiers aufstellen. Der Verein der Republikaner, "des Vorabends," der im Palais National seine Sitzungen hielt und nur aus Republikanern des National bestand, ist zerfallen unter sich. "Die Leute von Einfluß," wie Marrast, Pagnerre und Marie, haben sich von ihm losgesagt, und halten einstweilen ihre Zusammenkünfte im Institute, um sich später mit dem Cirkel der Rue Poitiers, dem Cirkel des Herrn Thiers zu vereinigen. Sie geben sich den Titel der "Conciliateurs," der Versöhner, während sie im Grunde weiter nichts versöhnen, als ihre Bourgeois-Interessen mit dem Verluste aller republikanischen Freiheiten.

"Paris, schreibt ein Korrespondent, ist wahrlich nicht heiter! Ich komme eben nach Hause, und auf meinem Heimwege bin ich jeden Augenblick auf Schildwachen gestoßen, die mir mit drohender Stimme zuriefen: "passez au large"! d. h., da die Schildwachen auf beiden Seiten der Straße aufgepflanzt sind, soll man recht acht haben, die Mittellinie beizubehalten, wenn man nicht gewärtig sein will, eine Kugel durch die Brust oder den Rücken zu erhalten!" Wie das frivole Paris so düster ernst geworden ist.

Straßburg, 14. Juli.

In der heutigen Nr. des "Republicain Alsacien" erlassen die hiesigen Arbeiter folgende Erklärung:

"Die Gesellschft der Arbeiter hat eine Einladung erhalten um einer öffentlichen Manifestation beizuwohnen: sie erklärt durch das Organ ihres Büreaus, daß sie sich keiner Manifestation anschließen wird, bis die Urheber dieses Festes erklärt haben, daß diese Manifestation "demokratisch-socialistisch und republikanisch", und eine Protestation gegen jeden freiheitmordenden Versuch ist, sei es für die Vergangenheit, für die Gegenwart oder Zukunft."

Th. Hiller, Präsident.
K. Weißenbach, Vice-Präsident.
G. Cartier, Spitzer, Arbulot, F. Wilhelm, Sekretarien.

Großbritannien.
27 London, 15. Juli.

Das bekannte Parlamentsmitglied und Führer der Chartisten, Feargus O'Connor, hat so eben folgenden Aufruf an die Irländer erlassen:

"Irländer, Landsleute!

Wie lange soll noch die Herrschaft des Schreckens in unserm unglücklichen Lande andauern? Ist es nicht ein jammervoller Anblick, täglich irische Patrioten durch den angelsächsischen Unterdrücker aus der menschlichen Gesellschaft wegschleppen zu sehen? Und ist es nicht noch viel jammervoller, daß sich das Gewinsel eines erblichen Führers (John O'Connell's) der Wiedergeburt Irlands in den Weg stellt?

In England bringt der Unterdrücker sein Haus in Ordnung, um bald an ein vorbedachtes Abschlachten des irischen Volkes gehen zu können. Die Männer mit den Polizeiknütteln werden jetzt im Gebrauch des Säbels unterwiesen, damit sie die Stelle jener Truppen versehen können, deren Gegenwart im Hungerlande als nothwendig vorausgesehen wird. Zur selben Zeit verurtheilt man Irländer zu 7jähriger Deportation, weil sie sich im Gebrauch derjenigen Waffen geübt, mit deren Hülfe die Unterdrücker ihre Mißregierung fortsetzen.

Landsleute! Die entsetzliche Politik, von der Leichtgläubigkeit eines enthusiastischen Volkes zu leben, hat Irland in seine jetzige Lage gebracht. Befreien kann es sich aus derselben nur, wenn die Mehrheit seiner Söhne, zur Verfechtung ihrer Rechte fest entschlossen, sich eine solide Organisation giebt. Was ich als Folgen der "Knebelungs-Bill" voraussagte, ist Alles eingetroffen.

ob den des Deutschen unkundigen Deputirten, wie mehrere verlangten, die vorkommenden Anträge etc. übersetzt werden sollten, kam abermals zur Diskussion. Man sprach sich indeß überwiegend für die deutsche Sprache, als die bei der Diskussion allein zu brauchende, aus. Mit der Diskussion des Geschäftsreglements ist man bald zu Ende und nach § 2 desselben werden alsdann die Abtheilungen zur Prüfung der Wahlen gebildet.

Dalmatiner Gränze, 5. Juli.

Die Türken fahren fort, sich mit Eifer gegen die Montenegriner zu rüsten, und zeigen keine Furcht vor denselben. Die Aushebung und Provisionirung wird mit großer Thätigkeit betrieben. Die allgemeine Bewaffnung der Türken ist angeordnet, theils um jeden Versuch einer Erhebung der Christen im Innern zu ersticken, theils um gegen jeden Angriff von Außen bereit zu sein. Sie besorgen, daß gleichzeitig mit einem Einfalle der Montenegriner in die Herzegowina auch die Serben in Bosnien einfallen, hoffen aber, daß zugleich auch die Türken in Albanien gegen Monteneri rücken.

Nach Einigen sollen die Türken eine Armee von 60,000, nach Andern von 100,000 Mann auf die Beine bringen, alle Pascha's und Anführer haben die gemessensten Befehle, auf beständiger Huth zu sein.

Ein Originalschreiben aus Jassy vom 3. Abends meldet: Die Russen sind diesen Nachmittag bis eine Stunde vor der Stadt vorgerückt. Das Hauptquartier ist auf dem Gute des Fürsten Roßnovan zu Sticka. Man erwartet sie morgen allhier. Der Fürst liegt an der Cholera schwer erkrankt darnieder. Der Minister des Innern ist an der Cholera gestorben. Uebrigens herrscht noch Ruhe in der Stadt.

(Wien. Z.)
Italien.
Roverbello, 4. Juli.

Ein ernstes Gefecht hat bei Bardolino Statt gefunden. Das Resultat ist noch nicht bekannt. Bardolino ist in der Nähe von Peschiera, am Ufer des Garda-Sees.

(Avvenire dell'Italia.)
Roverbello, 4. Juli.
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* Florenz, 6. Juli.
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Venedig.
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* Bozzolo, 4. Juli.
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* Rom, 7. Juli.
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* Turin, 10. Juli.
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* Turin, 10. Juli.
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27 Neapel, 4. Juli.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Ungarn.
Pesth, 8. Juli.

Eine eben eingetroffene Estafette brachte die Nachricht von einem Treffen, welches der ungarische General, Graf Bechthold, den Insurgenten bei den sogenannten römischen Schanzen zwischen Temerin und Jarek geliefert, und in welchem die Ungarn gesiegt. Die genauern Details fehlen noch. In Neusaltz, welches der Festung Peterwardein gegenüber liegt, hat der Kommandant der Festung, F. M. L. Hrabowsky, sämmtliche Einwohner entwaffnen lassen, das Kriegsrecht verkündigt und mit einem Bombardement gedroht, wenn noch einmal die Sturmglocke gezogen oder ein anderes Zeichen des Aufstandes gegeben wird. Neben diesen Vortheilen der Ungarn ist aber ein ganzes Bataillon Illyrier aus der Festung Peterwardein zu den Insurgenten übergelaufen. Diese haben auch die Ortschaft O.-Moldova genommen. ‒ Vom Militärkommando in Siebenbürgen sind unserm Kriegsministerium Nachrichten vom 3. über die Revolution in der Walachei und der Moldau zugekommen. Die Häupter der Bewegung in der Walachei haben die Walachen in Siebenbürgen um ein Hülfskorps von 30,000 Mann gebeten, wogegen sie ihnen ebenfalls gegen die Magyaren beistehen wollen. In Folge dessen herrscht eine große Gährung unter den siebenbürgischen Wallachen.

(Bresl. Ztg.)
Donaufürstenthümer.
Von der Moldauer Gränze, 6. Juli.

Eben eingehenden Nachrichten aus Jassy vom 4. zufolge haben am 3. d. 10,000 Mann Russen den Pruth passirt und sind in vier Kolonnen in der Moldau eingerückt. Fürst Stourdza hat sich bei ihrem Vorrücken über den Pruth von Jassy nicht entfernt. Es heißt, daß aus Silistria 4000 Mann türkische Truppen in das Fürstenthum der Walachei einrücken werden. Durch dieses Einrücken wird die Wahl eines neuen Hospodars von Bucharest vermuthlich hintertrieben werden und dem Fürsten Bibesko vielleicht der Weg zur Rückkehr angebahnt. Allein es geht aber auch daraus hervor, daß Rußland im Einverständniß mit der Pforte intervenirt.

(Bresl. Z.)
Französische Republik.
* Paris, 15. Juni.

Das Finanzcomité beschäftigte sich gestern mit dem Jules Favre'schen Vorschlage, nach welchem das Privateigenthum der Familie Orleans für Staatseigenthum erklärt werden soll. Der Antragsteller stützt sich darauf, daß die Güterschenkung, welche Louis Philippe vor der Thronbesteigung an seine Kinder machte, null und nichtig ist. Denn nach dem alten Prinzip fallen alle Privatgüter eines Fürsten, so wie er den Thron besteigt, an die Krone und werden Staatsdomänen. Die von Napoleon errichteten Privatdomänen hätten 1830 keine Gültigkeit haben können. Louis Philippe, fuhr der Antragsteller fort, hat durch die Schenkung an seine Kinder den Staat absichtlich betrogen. Jener gerichtliche Akt muß heute aufgehoben werden ‒ von Rechtswegen. Das Gesetz von 1832 in Betreff der neuen Civilliste kann hier nicht in Betracht kommen, da Louis Philippe später durch seine Fehler und Verbrechen die Krone verloren. Hr. Thiers übernimmt die Vertheidigung seines ehemaligen Herrn und Meisters. Er führt sie mit derselben staatsmännischen Großthuerei, als er's im Jahr 1840 gewohnt war. Unter Anderem stellt er bezüglich des Civilliste-Gesetzes von 1882 den Grundsatz auf: „Wenn wir nicht die von unsern Vorgängern (der früheren Deputirten- und Pairskammer) erlassenen Gesetze respektiren, so ist unser ganzes Gesetzsystem in seinen Grundfesten erschüttert.“ Hr. Thiers hätte blos noch hinzufügen müssen: „laßt uns schleunig Louis Philippe wiederholen, damit das ganze Gesetz in Betreff der Civilliste wieder in Ausübung gelangt, sonst bleibt unser Gesetzsystem tief erschüttert.“ Er erklärt indeß am Schluß seiner Rede: er erkenne das Recht der Nationen, ihre Regierungen ein- und abzusetzen nur wünscht er für den entthronten König die Großmuth des Volkes anzurufen, die dem ehrlichen Louis Philippe alle Privatgüter zurückgeben werde.

‒ Die Reforme schreibt über die zahllosen allarmirenden Lügengerüchte, mit denen die herrschende Partei Paris überschwemmt, und die auch bereitwilligst von der gesinnungstüchtigen und stets wohlunterrichteten deutschen Presse aufgenommen werden: „Nie hat man eine ähnliche Wuth in Alarmgeschichten gesehen. Ihre Verbreiter sind jene Menschen, welche lügen aus Parteigeist und verläumden aus Unternehmungslust; jene kläglichen Gesellen, welche sich einen Beruf daraus machen, den Haß der Sieger zu schüren und die Leiden der Unterdrückten zu vergiften. Erst gestern hat eins der Organe der Reaktion eine neue Insurrektion verkündet, deren Mittel so grausam gewesen, daß die Verschworenen selbst vor ihrem Werk zurückgeschreckt wären. Es war die Rede von Generalen, denen man auf der Straße auflauern sollte, um sie zu ermorden; von jungen Mädchen, die aus ihren Pensionaten geraubt und auf die Barrikaden gestellt werden sollten, ‒ nie hat die Phantasie eines Rasenden wüthendere Ausgeburten erzeugt. Es bedurfte des Einschreitens der Behörden, um die Bürger über die fabelhaften Auswüchse eines kranken Gehirns zu beruhigen.

„Die Journale der Reaktion setzen mit solchen verächtlichen Nachrichten fortwährend Paris und Frankreich in Unruhe. Es vergeht kein Tag, wo der „Constitutionnel“ z. B. nicht wenigstens einen Mobilgardisten auf offener Straße tödtet. Man besitzt sogar die Taxe aller dieser Heldenthaten: 50 Fr. für einen Mobilen, 40 für einen Soldaten, 30 für einen Nationalen, 20 für einen simpeln Stadtwächter. Das Erbärmlichste dabei aber ist, daß diese Elenden mit ihren Alarmgerüchten nicht an den Patriotismus, sondern an die Leidenschaft und Rache appelliren, gegen welche die Behörden die Bürger selbst in Schutz nehmen müssen.“

‒ Die republikanische Garde hat heute zum erstenmal ihren Garnisondienst angetreten. ‒ Mehrere Detachements derselben haben diesen Morgen auch Linienposten wieder bezogen, so den an der Sparkasse, Rue Coq-Héron.

‒ Die Pariser Theater sollen nächsten Sonntag oder Montag wieder eröffnet werden.

‒ Heute Mittag hat man fünf Artillerie-Munitionswagen, welche vierzig Fäßchen scharfe Patronen enthielten, in die Höfe des Palais National einziehen sehen.

‒ Mehrere Journale haben angezeigt, daß gestern ein Mobiler ermordet worden sei. Das Wahre an dieser Geschichte besteht in Folgendem: „Ein Epicier von der Nationalgarde kam im Zustand vollkommener Besoffenheit nach Hause, und schoß im Vorzimmer des Magazins sein Gewahr ab. Die Kugel zerschlug bloß zwei Confiture-Töpfchen; da aber fünfzig Schritt davon ein Posten der Mobilen war, hat man in diesem trunkenen Streich einen Angriff auf die Garde sehen wollen.

‒ De Genoude stellt sich in Lyon um als Repräsentant in der National-Versammlung gewählt zu werden. Sein Konkurrent ist der Marschall Bugeaud.

‒ Die französische Akademie hat 2 ihrer Mitglieder beauftragt, sich nach St. Malo zu begeben, um dem Begräbniße Chateaubriand's beizuwohnen. Die Mitglieder sind Amèpre und Victor Hugo.

‒ Die zwei polnischen Flüchtlinge, Andre Towianski und Ferdinand Gult sind arretirt und ihre Papiere mit Beschlag belegt worden.

12 Paris, 15. Juli.

Wie sich die Journale gegenseitig Glück wünschen, daß der 14. Juli so ruhig vorübergegangen! „Wir haben die Sache auf den Monat August verschoben,“ antwortet ihnen allenthalben das Volk. Was nun die Leute beunruhigt, das ist gerade nicht das Hinausschieben der Sache, aber das „Wir,“ das man jetzt einstimmig hört im Munde aller Arbeiter, der „guten“ sowohl wie der „bösen“ Arbeiter, die alle im gemeinsamen Gefühle ihres Druckes die Sache der Ueberwundenen zu ihrer eignen Sache gemacht haben. Das Gefühl der Klassen-Individualität tritt stärker als je hervor. Um dieses „Wir“ der Arbeiter zu unterdrücken, glaubt man nichts Besseres thun zu können, als die Redefreiheit zu unterdrücken. Worin thut sich die Redefreiheit am meisten kund? In den Klubs! Dupin weiß es recht wohl; denn in der berühmten Proklamation aller Klubs haben die Arbeiter, denen Herr Dupin den Franken per Tag vorwarf, geantwortet, indem sie die 60,000 Fr. jährlichen Gehalts, die Herr Dupin bezogen, analysirten, und nachwiesen, in wie weit sie, die Arbeiter, zur Realisirung dieser Summe beitrügen. Herr Dupin nimmt jetzt seine Revanche in den Bureaux der Kammer. Er dringt auf eine förmliche Auflösung der Klubs. Als wahrer Staatsprokurator zeigt er, daß neben dem Staate als Gesellschaft, keine andere Gesellschaft bestehen dürfe, und zum Belege seiner Behauptung führt er Beispiele aus der römischen Republik an. Mit Herrn Dupin geht Herr Thiers Arm in Arm. Was Dupin für die Redefreiheit thun will, das hat Herr Thiers für die Preßfreiheit zu thun. Beide bleiben ihren alten Antecedentien getreu. Und wie Thiers jetzt so frei auftreten kann, als Vertheidiger der Septembergesetze! Mit Stolz bekennt er sich als einer der vorzüglichsten Urheber von Gesetzen, deren Nothwendigkeit jetzt so tief gefühlt werde. Für Herrn Thiers ist keine unbegränzte Preßfreiheit möglich. Unter der Monarchie war es nicht erlaubt, sich Republikaner zu nennen, wie kann es unter der Republik erlaubt sein, als Royalist aufzutreten? Die Kaution der Journale hat zur trefflichen Folge, „die ernste honette, aufgeklärte Presse zu begünstigen, und alle jene infamen Erzeugnisse der Politik und Literatur zu ersticken.“ Also alle Journale, die nicht 24,000 Fr. Kaution stellen können, geben nur infame Artikel; die reiche Journalistik, die Bourgeois-Journale verbürgen allein die Bourgeois-Ehrlichkeit. Und als der Constitutionnel in Folge einer reißend-zunehmenden Desabonnementssucht, genöthigt war, die „infame“ sozialistische Literatur eines Eugene Sue im Feuilleton zu geben weil die Abonnenten seine „ernste, honette und aufgeklärte“ Politik nicht mehr lesen wollten, was hätte da Thiers angefangen, wenn ihm nicht die während seines Ministeriums auf der Börse gewonnenen Millionen zu Diensten gestanden hätten?

Die Herren Dupin und Faucher sind ebenfalls für die Kaution. Berryer u. Duprat, letzterer Redakteu vom Peuple Constituant, sprechen sich gegen diese Maßregel aus, indem sie nachweisen, daß mit der Aufhebung des Census für die Macht die Kaution für die Journale ebenfalls aufhören müsse. Letztere Meinung wird wahrscheinlich nicht durchgreifen in einer Kommission, wo Leute wie Thiers, Dupin und Faucher wieder zu Macht und Anseh ngcelangen.

Besser als alle diese Gesetzentwürfe bekommt der hohen Finanz der fortdauernde Belagerungszustand von Paris. Man muß nur sehen, wie Rothschilds Journale für die Energie Cavaignac's nicht genug des Lobes spenden können. „Nur fortgefahren rufen sie ihm zu! jedes voreilige Zutrauen könnte uns verderblich werden!“ Wie die hohen Finanzbarone ihrerseits koquettirten mit ihrer Geldnoth vor den Juniereignissen wo sie genöthigt gewesen waren, ihre Bankaktien, diese feinsten aller Papiere, mit Verlust zu verkaufen, um die Ehre ihres Hauses zu retten! Das ist jetzt ganz anders. Wie die Aktien steigen, seit in den Straßen von Paris allenthalben der Kriegsruf ertönt: Sentinelle, prenez garde à vous! Wie die 3 und 4prozentigen in die Höhe gehen, seit hinter jedem Staatsschuldscheine Tausende von Bajonneten aufgepflanzt sind. Zwar gehn alle kleinern Geschäftsleute, alle jene Bourgeois, welche die Insurrektion bekämpften, um ihre bürgerlichen Illusionen zu retten, tagtäglich mehr zu Grunde.

Aber was liegt daran: dem Wechsel muß sein Recht verbleiben, der Staat muß für seine Schulden stehen, die Börsenmänner müssen wieder aufkommen und sollten 9/10 von Paris untergehn. Cavaignac ist da, und über seine Schulter guckt der kleine Thiers hervor. Und der arme Marrast, der so paschaartig im Stadthause paradirte, muß sich hinter Thiers aufstellen. Der Verein der Republikaner, „des Vorabends,“ der im Palais National seine Sitzungen hielt und nur aus Republikanern des National bestand, ist zerfallen unter sich. „Die Leute von Einfluß,“ wie Marrast, Pagnerre und Marie, haben sich von ihm losgesagt, und halten einstweilen ihre Zusammenkünfte im Institute, um sich später mit dem Cirkel der Rue Poitiers, dem Cirkel des Herrn Thiers zu vereinigen. Sie geben sich den Titel der „Conciliateurs,“ der Versöhner, während sie im Grunde weiter nichts versöhnen, als ihre Bourgeois-Interessen mit dem Verluste aller republikanischen Freiheiten.

„Paris, schreibt ein Korrespondent, ist wahrlich nicht heiter! Ich komme eben nach Hause, und auf meinem Heimwege bin ich jeden Augenblick auf Schildwachen gestoßen, die mir mit drohender Stimme zuriefen: „passez au large“! d. h., da die Schildwachen auf beiden Seiten der Straße aufgepflanzt sind, soll man recht acht haben, die Mittellinie beizubehalten, wenn man nicht gewärtig sein will, eine Kugel durch die Brust oder den Rücken zu erhalten!“ Wie das frivole Paris so düster ernst geworden ist.

Straßburg, 14. Juli.

In der heutigen Nr. des „Republicain Alsacien“ erlassen die hiesigen Arbeiter folgende Erklärung:

„Die Gesellschft der Arbeiter hat eine Einladung erhalten um einer öffentlichen Manifestation beizuwohnen: sie erklärt durch das Organ ihres Büreaus, daß sie sich keiner Manifestation anschließen wird, bis die Urheber dieses Festes erklärt haben, daß diese Manifestation „demokratisch-socialistisch und republikanisch“, und eine Protestation gegen jeden freiheitmordenden Versuch ist, sei es für die Vergangenheit, für die Gegenwart oder Zukunft.“

Th. Hiller, Präsident.
K. Weißenbach, Vice-Präsident.
G. Cartier, Spitzer, Arbulot, F. Wilhelm, Sekretarien.

Großbritannien.
27 London, 15. Juli.

Das bekannte Parlamentsmitglied und Führer der Chartisten, Feargus O'Connor, hat so eben folgenden Aufruf an die Irländer erlassen:

„Irländer, Landsleute!

Wie lange soll noch die Herrschaft des Schreckens in unserm unglücklichen Lande andauern? Ist es nicht ein jammervoller Anblick, täglich irische Patrioten durch den angelsächsischen Unterdrücker aus der menschlichen Gesellschaft wegschleppen zu sehen? Und ist es nicht noch viel jammervoller, daß sich das Gewinsel eines erblichen Führers (John O'Connell's) der Wiedergeburt Irlands in den Weg stellt?

In England bringt der Unterdrücker sein Haus in Ordnung, um bald an ein vorbedachtes Abschlachten des irischen Volkes gehen zu können. Die Männer mit den Polizeiknütteln werden jetzt im Gebrauch des Säbels unterwiesen, damit sie die Stelle jener Truppen versehen können, deren Gegenwart im Hungerlande als nothwendig vorausgesehen wird. Zur selben Zeit verurtheilt man Irländer zu 7jähriger Deportation, weil sie sich im Gebrauch derjenigen Waffen geübt, mit deren Hülfe die Unterdrücker ihre Mißregierung fortsetzen.

Landsleute! Die entsetzliche Politik, von der Leichtgläubigkeit eines enthusiastischen Volkes zu leben, hat Irland in seine jetzige Lage gebracht. Befreien kann es sich aus derselben nur, wenn die Mehrheit seiner Söhne, zur Verfechtung ihrer Rechte fest entschlossen, sich eine solide Organisation giebt. Was ich als Folgen der „Knebelungs-Bill“ voraussagte, ist Alles eingetroffen.

<TEI>
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          <p><pb facs="#f0003" n="0239"/>
ob den des Deutschen unkundigen                         Deputirten, wie mehrere verlangten, die vorkommenden Anträge etc. übersetzt                         werden sollten, kam abermals zur Diskussion. Man sprach sich indeß                         überwiegend für die deutsche Sprache, als die bei der Diskussion allein zu                         brauchende, aus. Mit der Diskussion des Geschäftsreglements ist man bald zu                         Ende und nach § 2 desselben werden alsdann die Abtheilungen zur Prüfung der                         Wahlen gebildet.</p>
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          <head>Dalmatiner Gränze, 5. Juli.</head>
          <p>Die Türken fahren fort, sich mit Eifer gegen die Montenegriner zu rüsten, und                         zeigen keine Furcht vor denselben. Die Aushebung und Provisionirung wird mit                         großer Thätigkeit betrieben. Die allgemeine Bewaffnung der Türken ist                         angeordnet, theils um jeden Versuch einer Erhebung der Christen im Innern zu                         ersticken, theils um gegen jeden Angriff von Außen bereit zu sein. Sie                         besorgen, daß gleichzeitig mit einem Einfalle der Montenegriner in die                         Herzegowina auch die Serben in Bosnien einfallen, hoffen aber, daß zugleich                         auch die Türken in Albanien gegen Monteneri rücken.</p>
          <p>Nach Einigen sollen die Türken eine Armee von 60,000, nach Andern von 100,000                         Mann auf die Beine bringen, alle Pascha's und Anführer haben die                         gemessensten Befehle, auf beständiger Huth zu sein.</p>
          <p>Ein Originalschreiben aus <hi rendition="#g">Jassy</hi> vom 3. Abends meldet:                         Die Russen sind diesen Nachmittag bis eine Stunde vor der Stadt vorgerückt.                         Das Hauptquartier ist auf dem Gute des Fürsten Roßnovan zu Sticka. Man                         erwartet sie morgen allhier. Der Fürst liegt an der Cholera schwer erkrankt                         darnieder. Der Minister des Innern ist an der Cholera gestorben. Uebrigens                         herrscht noch Ruhe in der Stadt.</p>
          <bibl>(Wien. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 357.</bibl></note>
          <head>Roverbello, 4. Juli.</head>
          <p>Ein ernstes Gefecht hat bei Bardolino Statt gefunden. Das Resultat ist noch                         nicht bekannt. Bardolino ist in der Nähe von Peschiera, am Ufer des                         Garda-Sees.</p>
          <bibl>(Avvenire dell'Italia.)</bibl>
        </div>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 357.</bibl></note>
          <head>Roverbello, 4. Juli.</head>
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        </div>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 357.</bibl></note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 6. Juli.</head>
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        </div>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 357.</bibl></note>
          <head>Venedig.</head>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 357.</bibl></note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Bozzolo, 4. Juli.</head>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 357.</bibl></note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 7. Juli.</head>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 357.</bibl></note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 10. Juli.</head>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 357.</bibl></note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 10. Juli.</head>
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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 18. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 357.</bibl></note>
          <head><bibl><author>27</author></bibl> Neapel, 4. Juli.</head>
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        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar048_028" type="jArticle">
          <head>Pesth, 8. Juli.</head>
          <p>Eine eben eingetroffene Estafette brachte die Nachricht von einem Treffen,                         welches der ungarische General, Graf Bechthold, den Insurgenten bei den                         sogenannten römischen Schanzen zwischen Temerin und Jarek geliefert, und in                         welchem die Ungarn gesiegt. Die genauern Details fehlen noch. In Neusaltz,                         welches der Festung Peterwardein gegenüber liegt, hat der Kommandant der                         Festung, F. M. L. Hrabowsky, sämmtliche Einwohner entwaffnen lassen, das                         Kriegsrecht verkündigt und mit einem Bombardement gedroht, wenn noch einmal                         die Sturmglocke gezogen oder ein anderes Zeichen des Aufstandes gegeben                         wird. Neben diesen Vortheilen der Ungarn ist aber ein ganzes Bataillon                         Illyrier aus der Festung Peterwardein zu den Insurgenten übergelaufen. Diese                         haben auch die Ortschaft O.-Moldova genommen. &#x2012; Vom Militärkommando in                         Siebenbürgen sind unserm Kriegsministerium Nachrichten vom 3. über die                         Revolution in der Walachei und der Moldau zugekommen. Die Häupter der                         Bewegung in der Walachei haben die Walachen in Siebenbürgen um ein                         Hülfskorps von 30,000 Mann gebeten, wogegen sie ihnen ebenfalls gegen die                         Magyaren beistehen wollen. In Folge dessen herrscht eine große Gährung unter                         den siebenbürgischen Wallachen.</p>
          <bibl>(Bresl. Ztg.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Donaufürstenthümer.</head>
        <div xml:id="ar048_029" type="jArticle">
          <head>Von der Moldauer Gränze, 6. Juli.</head>
          <p>Eben eingehenden Nachrichten aus Jassy vom 4. zufolge haben am 3. d. 10,000                         Mann Russen den Pruth passirt und sind in vier Kolonnen in der Moldau                         eingerückt. Fürst Stourdza hat sich bei ihrem Vorrücken über den Pruth von                         Jassy nicht entfernt. Es heißt, daß aus Silistria 4000 Mann türkische                         Truppen in das Fürstenthum der Walachei einrücken werden. Durch dieses                         Einrücken wird die Wahl eines neuen Hospodars von Bucharest vermuthlich                         hintertrieben werden und dem Fürsten Bibesko vielleicht der Weg zur Rückkehr                         angebahnt. Allein es geht aber auch daraus hervor, daß Rußland im                         Einverständniß mit der Pforte intervenirt.</p>
          <bibl>(Bresl. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar048_030" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Paris, 15. Juni.</head>
          <p>Das Finanzcomité beschäftigte sich gestern mit dem Jules Favre'schen                         Vorschlage, nach welchem das Privateigenthum der Familie Orleans für                         Staatseigenthum erklärt werden soll. Der Antragsteller stützt sich darauf,                         daß die Güterschenkung, welche Louis Philippe vor der Thronbesteigung an                         seine Kinder machte, null und nichtig ist. Denn nach dem alten Prinzip                         fallen alle Privatgüter eines Fürsten, so wie er den Thron besteigt, an die                         Krone und werden Staatsdomänen. Die von Napoleon errichteten Privatdomänen                         hätten 1830 keine Gültigkeit haben können. Louis Philippe, fuhr der                         Antragsteller fort, hat durch die Schenkung an seine Kinder den Staat                         absichtlich betrogen. Jener gerichtliche Akt muß heute aufgehoben werden &#x2012;                         von Rechtswegen. Das Gesetz von 1832 in Betreff der neuen Civilliste kann                         hier nicht in Betracht kommen, da Louis Philippe später durch seine Fehler                         und Verbrechen die Krone verloren. Hr. <hi rendition="#g">Thiers</hi> übernimmt die Vertheidigung seines ehemaligen Herrn und Meisters. Er führt                         sie mit derselben staatsmännischen Großthuerei, als er's im Jahr 1840                         gewohnt war. Unter Anderem stellt er bezüglich des Civilliste-Gesetzes von                         1882 den Grundsatz auf: &#x201E;Wenn wir nicht die von unsern Vorgängern (der                         früheren Deputirten- und Pairskammer) erlassenen Gesetze respektiren, so ist                         unser ganzes Gesetzsystem in seinen Grundfesten erschüttert.&#x201C; Hr. Thiers                         hätte blos noch hinzufügen müssen: &#x201E;laßt uns schleunig Louis Philippe                         wiederholen, damit das ganze Gesetz in Betreff der Civilliste wieder in                         Ausübung gelangt, sonst bleibt unser Gesetzsystem tief erschüttert.&#x201C; Er                         erklärt indeß am Schluß seiner Rede: er erkenne das Recht der Nationen, ihre                         Regierungen ein- und abzusetzen nur wünscht er für den entthronten König die                         Großmuth des Volkes anzurufen, die dem ehrlichen Louis Philippe alle                         Privatgüter zurückgeben werde.</p>
          <p>&#x2012; Die Reforme schreibt über die zahllosen allarmirenden Lügengerüchte, mit                         denen die herrschende Partei Paris überschwemmt, und die auch bereitwilligst                         von der gesinnungstüchtigen und stets wohlunterrichteten deutschen Presse                         aufgenommen werden: &#x201E;Nie hat man eine ähnliche Wuth in Alarmgeschichten                         gesehen. Ihre Verbreiter sind jene Menschen, welche lügen aus Parteigeist                         und verläumden aus Unternehmungslust; jene kläglichen Gesellen, welche sich                         einen Beruf daraus machen, den Haß der Sieger zu schüren und die Leiden der                         Unterdrückten zu vergiften. Erst gestern hat eins der Organe der Reaktion                         eine neue Insurrektion verkündet, deren Mittel so grausam gewesen, daß die                         Verschworenen selbst vor ihrem Werk zurückgeschreckt wären. Es war die Rede                         von Generalen, denen man auf der Straße auflauern sollte, um sie zu                         ermorden; von jungen Mädchen, die aus ihren Pensionaten geraubt und auf die                         Barrikaden gestellt werden sollten, &#x2012; nie hat die Phantasie eines Rasenden                         wüthendere Ausgeburten erzeugt. Es bedurfte des Einschreitens der Behörden,                         um die Bürger über die fabelhaften Auswüchse eines kranken Gehirns zu                         beruhigen.</p>
          <p>&#x201E;Die Journale der Reaktion setzen mit solchen verächtlichen Nachrichten                         fortwährend Paris und Frankreich in Unruhe. Es vergeht kein Tag, wo der                         &#x201E;Constitutionnel&#x201C; z. B. nicht wenigstens einen Mobilgardisten auf offener                         Straße tödtet. Man besitzt sogar die Taxe aller dieser Heldenthaten: 50 Fr.                         für einen Mobilen, 40 für einen Soldaten, 30 für einen Nationalen, 20 für                         einen simpeln Stadtwächter. Das Erbärmlichste dabei aber ist, daß diese                         Elenden mit ihren Alarmgerüchten nicht an den Patriotismus, sondern an die                         Leidenschaft und Rache appelliren, gegen welche die Behörden die Bürger                         selbst in Schutz nehmen müssen.&#x201C;</p>
          <p>&#x2012; Die republikanische Garde hat heute zum erstenmal ihren Garnisondienst                         angetreten. &#x2012; Mehrere Detachements derselben haben diesen Morgen auch                         Linienposten wieder bezogen, so den an der Sparkasse, Rue Coq-Héron.</p>
          <p>&#x2012; Die Pariser Theater sollen nächsten Sonntag oder Montag wieder eröffnet                         werden.</p>
          <p>&#x2012; Heute Mittag hat man fünf Artillerie-Munitionswagen, welche vierzig Fäßchen                         scharfe Patronen enthielten, in die Höfe des Palais National einziehen                         sehen.</p>
          <p>&#x2012; Mehrere Journale haben angezeigt, daß gestern ein Mobiler ermordet worden                         sei. Das Wahre an dieser Geschichte besteht in Folgendem: &#x201E;Ein Epicier von                         der Nationalgarde kam im Zustand vollkommener Besoffenheit nach Hause, und                         schoß im Vorzimmer des Magazins sein Gewahr ab. Die Kugel zerschlug bloß                         zwei Confiture-Töpfchen; da aber fünfzig Schritt davon ein Posten der                         Mobilen war, hat man in diesem trunkenen Streich einen Angriff auf die Garde                         sehen wollen.</p>
          <p>&#x2012; De Genoude stellt sich in Lyon um als Repräsentant in der                         National-Versammlung gewählt zu werden. Sein Konkurrent ist der Marschall                         Bugeaud.</p>
          <p>&#x2012; Die französische Akademie hat 2 ihrer Mitglieder beauftragt, sich nach St.                         Malo zu begeben, um dem Begräbniße Chateaubriand's beizuwohnen. Die                         Mitglieder sind Amèpre und Victor Hugo.</p>
          <p>&#x2012; Die zwei polnischen Flüchtlinge, Andre Towianski und Ferdinand Gult sind                         arretirt und ihre Papiere mit Beschlag belegt worden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar048_031" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 15. Juli.</head>
          <p>Wie sich die Journale gegenseitig Glück wünschen, daß der 14. Juli so ruhig                         vorübergegangen! &#x201E;Wir haben die Sache auf den Monat August verschoben,&#x201C;                         antwortet ihnen allenthalben das Volk. Was nun die Leute beunruhigt, das ist                         gerade nicht das Hinausschieben der Sache, aber das &#x201E;Wir,&#x201C; das man jetzt                         einstimmig hört im Munde aller Arbeiter, der &#x201E;guten&#x201C; sowohl wie der &#x201E;bösen&#x201C;                         Arbeiter, die alle im gemeinsamen Gefühle ihres Druckes die Sache der                         Ueberwundenen zu ihrer eignen Sache gemacht haben. Das Gefühl der                         Klassen-Individualität tritt stärker als je hervor. Um dieses &#x201E;Wir&#x201C; der                         Arbeiter zu unterdrücken, glaubt man nichts Besseres thun zu können, als die                         Redefreiheit zu unterdrücken. Worin thut sich die Redefreiheit am meisten                         kund? In den Klubs! Dupin weiß es recht wohl; denn in der berühmten                         Proklamation aller Klubs haben die Arbeiter, denen Herr Dupin den Franken                         per Tag vorwarf, geantwortet, indem sie die 60,000 Fr. jährlichen Gehalts,                         die Herr Dupin bezogen, analysirten, und nachwiesen, in wie weit sie, die                         Arbeiter, zur Realisirung dieser Summe beitrügen. Herr Dupin nimmt jetzt                         seine Revanche in den Bureaux der Kammer. Er dringt auf eine förmliche                         Auflösung der Klubs. Als wahrer Staatsprokurator zeigt er, daß neben dem                         Staate als Gesellschaft, keine andere Gesellschaft bestehen dürfe, und zum                         Belege seiner Behauptung führt er Beispiele aus der römischen Republik an.                         Mit Herrn Dupin geht Herr Thiers Arm in Arm. Was Dupin für die Redefreiheit                         thun will, das hat Herr Thiers für die Preßfreiheit zu thun. Beide bleiben                         ihren alten Antecedentien getreu. Und wie Thiers jetzt so frei auftreten                         kann, als Vertheidiger der Septembergesetze! Mit Stolz bekennt er sich als                         einer der vorzüglichsten Urheber von Gesetzen, deren Nothwendigkeit jetzt so                         tief gefühlt werde. Für Herrn Thiers ist keine unbegränzte Preßfreiheit                         möglich. Unter der Monarchie war es nicht erlaubt, sich Republikaner zu                         nennen, wie kann es unter der Republik erlaubt sein, als Royalist                         aufzutreten? Die Kaution der Journale hat zur trefflichen Folge, &#x201E;die ernste                         honette, aufgeklärte Presse zu begünstigen, und alle jene infamen                         Erzeugnisse der Politik und Literatur zu ersticken.&#x201C; Also alle Journale, die                         nicht 24,000 Fr. Kaution stellen können, geben nur infame Artikel; die                         reiche Journalistik, die Bourgeois-Journale verbürgen allein die                         Bourgeois-Ehrlichkeit. Und als der Constitutionnel in Folge einer                         reißend-zunehmenden Desabonnementssucht, genöthigt war, die &#x201E;infame&#x201C;                         sozialistische Literatur eines Eugene Sue im Feuilleton zu geben weil die                         Abonnenten seine &#x201E;ernste, honette und aufgeklärte&#x201C; Politik nicht mehr lesen                         wollten, was hätte da Thiers angefangen, wenn ihm nicht die während seines                         Ministeriums auf der Börse gewonnenen Millionen zu Diensten gestanden                         hätten?</p>
          <p>Die Herren Dupin und Faucher sind ebenfalls für die Kaution. Berryer u.                         Duprat, letzterer Redakteu vom Peuple Constituant, sprechen sich gegen diese                         Maßregel aus, indem sie nachweisen, daß mit der Aufhebung des Census für die                         Macht die Kaution für die Journale ebenfalls aufhören müsse. Letztere                         Meinung wird wahrscheinlich nicht durchgreifen in einer Kommission, wo Leute                         wie Thiers, Dupin und Faucher wieder zu Macht und Anseh ngcelangen.</p>
          <p>Besser als alle diese Gesetzentwürfe bekommt der hohen Finanz der                         fortdauernde Belagerungszustand von Paris. Man muß nur sehen, wie                         Rothschilds Journale für die Energie Cavaignac's nicht genug des Lobes                         spenden können. &#x201E;Nur fortgefahren rufen sie ihm zu! jedes voreilige Zutrauen                         könnte uns verderblich werden!&#x201C; Wie die hohen Finanzbarone ihrerseits                         koquettirten mit ihrer Geldnoth vor den Juniereignissen wo sie genöthigt                         gewesen waren, ihre Bankaktien, diese feinsten aller Papiere, mit Verlust zu                         verkaufen, um die Ehre ihres Hauses zu retten! Das ist jetzt ganz anders.                         Wie die Aktien steigen, seit in den Straßen von Paris allenthalben der                         Kriegsruf ertönt: Sentinelle, prenez garde à vous! Wie die 3 und                         4prozentigen in die Höhe gehen, seit hinter jedem Staatsschuldscheine                         Tausende von Bajonneten aufgepflanzt sind. Zwar gehn alle kleinern                         Geschäftsleute, alle jene Bourgeois, welche die Insurrektion bekämpften, um                         ihre bürgerlichen Illusionen zu retten, tagtäglich mehr zu Grunde.</p>
          <p>Aber was liegt daran: dem Wechsel muß sein Recht verbleiben, der Staat muß                         für seine Schulden stehen, die Börsenmänner müssen wieder aufkommen und                         sollten 9/10 von Paris untergehn. Cavaignac ist da, und über seine Schulter                         guckt der kleine Thiers hervor. Und der arme Marrast, der so paschaartig im                         Stadthause paradirte, muß sich hinter Thiers aufstellen. Der Verein der                         Republikaner, &#x201E;des Vorabends,&#x201C; der im Palais National seine Sitzungen hielt                         und nur aus Republikanern des National bestand, ist zerfallen unter sich.                         &#x201E;Die Leute von Einfluß,&#x201C; wie Marrast, Pagnerre und Marie, haben sich von ihm                         losgesagt, und halten einstweilen ihre Zusammenkünfte im Institute, um sich                         später mit dem Cirkel der Rue Poitiers, dem Cirkel des Herrn Thiers zu                         vereinigen. Sie geben sich den Titel der &#x201E;Conciliateurs,&#x201C; der Versöhner,                         während sie im Grunde weiter nichts versöhnen, als ihre Bourgeois-Interessen                         mit dem Verluste aller republikanischen Freiheiten.</p>
          <p>&#x201E;Paris, schreibt ein Korrespondent, ist wahrlich nicht heiter! Ich komme eben                         nach Hause, und auf meinem Heimwege bin ich jeden Augenblick auf                         Schildwachen gestoßen, die mir mit drohender Stimme zuriefen: &#x201E;passez au                         large&#x201C;! d. h., da die Schildwachen auf beiden Seiten der Straße aufgepflanzt                         sind, soll man recht acht haben, die Mittellinie beizubehalten, wenn man                         nicht gewärtig sein will, eine Kugel durch die Brust oder den Rücken zu                         erhalten!&#x201C; Wie das frivole Paris so düster ernst geworden ist.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar048_032" type="jArticle">
          <head>Straßburg, 14. Juli.</head>
          <p>In der heutigen Nr. des &#x201E;Republicain Alsacien&#x201C; erlassen die hiesigen Arbeiter                         folgende Erklärung:</p>
          <p>&#x201E;Die Gesellschft der Arbeiter hat eine Einladung erhalten um einer                         öffentlichen Manifestation beizuwohnen: sie erklärt durch das Organ ihres                         Büreaus, daß sie sich keiner Manifestation anschließen wird, bis die Urheber                         dieses Festes erklärt haben, daß diese Manifestation                         &#x201E;demokratisch-socialistisch und republikanisch&#x201C;, und eine Protestation gegen                         jeden freiheitmordenden Versuch ist, sei es für die Vergangenheit, für die                         Gegenwart oder Zukunft.&#x201C;</p>
          <p>Th. Hiller, Präsident.<lb/>
K. Weißenbach, Vice-Präsident.<lb/>
G. Cartier,                         Spitzer, Arbulot, F. Wilhelm, Sekretarien.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Großbritannien.</head>
        <div xml:id="ar048_033" type="jArticle">
          <head><bibl><author>27</author></bibl> London, 15. Juli.</head>
          <p>Das bekannte Parlamentsmitglied und Führer der Chartisten, Feargus O'Connor,                         hat so eben folgenden Aufruf an die Irländer erlassen:</p>
          <p>&#x201E;Irländer, Landsleute!</p>
          <p>Wie lange soll noch die Herrschaft des Schreckens in unserm unglücklichen                         Lande andauern? Ist es nicht ein jammervoller Anblick, täglich irische                         Patrioten durch den angelsächsischen Unterdrücker aus der menschlichen                         Gesellschaft wegschleppen zu sehen? Und ist es nicht noch viel jammervoller,                         daß sich das Gewinsel eines erblichen Führers (John O'Connell's) der                         Wiedergeburt Irlands in den Weg stellt?</p>
          <p>In England bringt der Unterdrücker sein Haus in Ordnung, um bald an ein                         vorbedachtes Abschlachten des irischen Volkes gehen zu können. Die Männer                         mit den Polizeiknütteln werden jetzt im Gebrauch des Säbels unterwiesen,                         damit sie die Stelle jener Truppen versehen können, deren Gegenwart im                         Hungerlande als nothwendig vorausgesehen wird. Zur selben Zeit verurtheilt                         man Irländer zu 7jähriger Deportation, weil sie sich im Gebrauch derjenigen                         Waffen geübt, mit deren Hülfe die Unterdrücker ihre Mißregierung                         fortsetzen.</p>
          <p>Landsleute! Die entsetzliche Politik, von der Leichtgläubigkeit eines                         enthusiastischen Volkes zu leben, hat Irland in seine jetzige Lage gebracht.                         Befreien kann es sich aus derselben nur, wenn die Mehrheit seiner Söhne, zur                         Verfechtung ihrer Rechte fest entschlossen, sich eine solide Organisation                         giebt. Was ich als Folgen der &#x201E;Knebelungs-Bill&#x201C; voraussagte, ist Alles                         eingetroffen.
</p>
        </div>
      </div>
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</TEI>
[0239/0003] ob den des Deutschen unkundigen Deputirten, wie mehrere verlangten, die vorkommenden Anträge etc. übersetzt werden sollten, kam abermals zur Diskussion. Man sprach sich indeß überwiegend für die deutsche Sprache, als die bei der Diskussion allein zu brauchende, aus. Mit der Diskussion des Geschäftsreglements ist man bald zu Ende und nach § 2 desselben werden alsdann die Abtheilungen zur Prüfung der Wahlen gebildet. Dalmatiner Gränze, 5. Juli. Die Türken fahren fort, sich mit Eifer gegen die Montenegriner zu rüsten, und zeigen keine Furcht vor denselben. Die Aushebung und Provisionirung wird mit großer Thätigkeit betrieben. Die allgemeine Bewaffnung der Türken ist angeordnet, theils um jeden Versuch einer Erhebung der Christen im Innern zu ersticken, theils um gegen jeden Angriff von Außen bereit zu sein. Sie besorgen, daß gleichzeitig mit einem Einfalle der Montenegriner in die Herzegowina auch die Serben in Bosnien einfallen, hoffen aber, daß zugleich auch die Türken in Albanien gegen Monteneri rücken. Nach Einigen sollen die Türken eine Armee von 60,000, nach Andern von 100,000 Mann auf die Beine bringen, alle Pascha's und Anführer haben die gemessensten Befehle, auf beständiger Huth zu sein. Ein Originalschreiben aus Jassy vom 3. Abends meldet: Die Russen sind diesen Nachmittag bis eine Stunde vor der Stadt vorgerückt. Das Hauptquartier ist auf dem Gute des Fürsten Roßnovan zu Sticka. Man erwartet sie morgen allhier. Der Fürst liegt an der Cholera schwer erkrankt darnieder. Der Minister des Innern ist an der Cholera gestorben. Uebrigens herrscht noch Ruhe in der Stadt. (Wien. Z.) Italien. Roverbello, 4. Juli. Ein ernstes Gefecht hat bei Bardolino Statt gefunden. Das Resultat ist noch nicht bekannt. Bardolino ist in der Nähe von Peschiera, am Ufer des Garda-Sees. (Avvenire dell'Italia.) Roverbello, 4. Juli. _ * Florenz, 6. Juli. _ Venedig. _ * Bozzolo, 4. Juli. _ * Rom, 7. Juli. _ * Turin, 10. Juli. _ * Turin, 10. Juli. _ 27 Neapel, 4. Juli. _ Ungarn. Pesth, 8. Juli. Eine eben eingetroffene Estafette brachte die Nachricht von einem Treffen, welches der ungarische General, Graf Bechthold, den Insurgenten bei den sogenannten römischen Schanzen zwischen Temerin und Jarek geliefert, und in welchem die Ungarn gesiegt. Die genauern Details fehlen noch. In Neusaltz, welches der Festung Peterwardein gegenüber liegt, hat der Kommandant der Festung, F. M. L. Hrabowsky, sämmtliche Einwohner entwaffnen lassen, das Kriegsrecht verkündigt und mit einem Bombardement gedroht, wenn noch einmal die Sturmglocke gezogen oder ein anderes Zeichen des Aufstandes gegeben wird. Neben diesen Vortheilen der Ungarn ist aber ein ganzes Bataillon Illyrier aus der Festung Peterwardein zu den Insurgenten übergelaufen. Diese haben auch die Ortschaft O.-Moldova genommen. ‒ Vom Militärkommando in Siebenbürgen sind unserm Kriegsministerium Nachrichten vom 3. über die Revolution in der Walachei und der Moldau zugekommen. Die Häupter der Bewegung in der Walachei haben die Walachen in Siebenbürgen um ein Hülfskorps von 30,000 Mann gebeten, wogegen sie ihnen ebenfalls gegen die Magyaren beistehen wollen. In Folge dessen herrscht eine große Gährung unter den siebenbürgischen Wallachen. (Bresl. Ztg.) Donaufürstenthümer. Von der Moldauer Gränze, 6. Juli. Eben eingehenden Nachrichten aus Jassy vom 4. zufolge haben am 3. d. 10,000 Mann Russen den Pruth passirt und sind in vier Kolonnen in der Moldau eingerückt. Fürst Stourdza hat sich bei ihrem Vorrücken über den Pruth von Jassy nicht entfernt. Es heißt, daß aus Silistria 4000 Mann türkische Truppen in das Fürstenthum der Walachei einrücken werden. Durch dieses Einrücken wird die Wahl eines neuen Hospodars von Bucharest vermuthlich hintertrieben werden und dem Fürsten Bibesko vielleicht der Weg zur Rückkehr angebahnt. Allein es geht aber auch daraus hervor, daß Rußland im Einverständniß mit der Pforte intervenirt. (Bresl. Z.) Französische Republik. * Paris, 15. Juni. Das Finanzcomité beschäftigte sich gestern mit dem Jules Favre'schen Vorschlage, nach welchem das Privateigenthum der Familie Orleans für Staatseigenthum erklärt werden soll. Der Antragsteller stützt sich darauf, daß die Güterschenkung, welche Louis Philippe vor der Thronbesteigung an seine Kinder machte, null und nichtig ist. Denn nach dem alten Prinzip fallen alle Privatgüter eines Fürsten, so wie er den Thron besteigt, an die Krone und werden Staatsdomänen. Die von Napoleon errichteten Privatdomänen hätten 1830 keine Gültigkeit haben können. Louis Philippe, fuhr der Antragsteller fort, hat durch die Schenkung an seine Kinder den Staat absichtlich betrogen. Jener gerichtliche Akt muß heute aufgehoben werden ‒ von Rechtswegen. Das Gesetz von 1832 in Betreff der neuen Civilliste kann hier nicht in Betracht kommen, da Louis Philippe später durch seine Fehler und Verbrechen die Krone verloren. Hr. Thiers übernimmt die Vertheidigung seines ehemaligen Herrn und Meisters. Er führt sie mit derselben staatsmännischen Großthuerei, als er's im Jahr 1840 gewohnt war. Unter Anderem stellt er bezüglich des Civilliste-Gesetzes von 1882 den Grundsatz auf: „Wenn wir nicht die von unsern Vorgängern (der früheren Deputirten- und Pairskammer) erlassenen Gesetze respektiren, so ist unser ganzes Gesetzsystem in seinen Grundfesten erschüttert.“ Hr. Thiers hätte blos noch hinzufügen müssen: „laßt uns schleunig Louis Philippe wiederholen, damit das ganze Gesetz in Betreff der Civilliste wieder in Ausübung gelangt, sonst bleibt unser Gesetzsystem tief erschüttert.“ Er erklärt indeß am Schluß seiner Rede: er erkenne das Recht der Nationen, ihre Regierungen ein- und abzusetzen nur wünscht er für den entthronten König die Großmuth des Volkes anzurufen, die dem ehrlichen Louis Philippe alle Privatgüter zurückgeben werde. ‒ Die Reforme schreibt über die zahllosen allarmirenden Lügengerüchte, mit denen die herrschende Partei Paris überschwemmt, und die auch bereitwilligst von der gesinnungstüchtigen und stets wohlunterrichteten deutschen Presse aufgenommen werden: „Nie hat man eine ähnliche Wuth in Alarmgeschichten gesehen. Ihre Verbreiter sind jene Menschen, welche lügen aus Parteigeist und verläumden aus Unternehmungslust; jene kläglichen Gesellen, welche sich einen Beruf daraus machen, den Haß der Sieger zu schüren und die Leiden der Unterdrückten zu vergiften. Erst gestern hat eins der Organe der Reaktion eine neue Insurrektion verkündet, deren Mittel so grausam gewesen, daß die Verschworenen selbst vor ihrem Werk zurückgeschreckt wären. Es war die Rede von Generalen, denen man auf der Straße auflauern sollte, um sie zu ermorden; von jungen Mädchen, die aus ihren Pensionaten geraubt und auf die Barrikaden gestellt werden sollten, ‒ nie hat die Phantasie eines Rasenden wüthendere Ausgeburten erzeugt. Es bedurfte des Einschreitens der Behörden, um die Bürger über die fabelhaften Auswüchse eines kranken Gehirns zu beruhigen. „Die Journale der Reaktion setzen mit solchen verächtlichen Nachrichten fortwährend Paris und Frankreich in Unruhe. Es vergeht kein Tag, wo der „Constitutionnel“ z. B. nicht wenigstens einen Mobilgardisten auf offener Straße tödtet. Man besitzt sogar die Taxe aller dieser Heldenthaten: 50 Fr. für einen Mobilen, 40 für einen Soldaten, 30 für einen Nationalen, 20 für einen simpeln Stadtwächter. Das Erbärmlichste dabei aber ist, daß diese Elenden mit ihren Alarmgerüchten nicht an den Patriotismus, sondern an die Leidenschaft und Rache appelliren, gegen welche die Behörden die Bürger selbst in Schutz nehmen müssen.“ ‒ Die republikanische Garde hat heute zum erstenmal ihren Garnisondienst angetreten. ‒ Mehrere Detachements derselben haben diesen Morgen auch Linienposten wieder bezogen, so den an der Sparkasse, Rue Coq-Héron. ‒ Die Pariser Theater sollen nächsten Sonntag oder Montag wieder eröffnet werden. ‒ Heute Mittag hat man fünf Artillerie-Munitionswagen, welche vierzig Fäßchen scharfe Patronen enthielten, in die Höfe des Palais National einziehen sehen. ‒ Mehrere Journale haben angezeigt, daß gestern ein Mobiler ermordet worden sei. Das Wahre an dieser Geschichte besteht in Folgendem: „Ein Epicier von der Nationalgarde kam im Zustand vollkommener Besoffenheit nach Hause, und schoß im Vorzimmer des Magazins sein Gewahr ab. Die Kugel zerschlug bloß zwei Confiture-Töpfchen; da aber fünfzig Schritt davon ein Posten der Mobilen war, hat man in diesem trunkenen Streich einen Angriff auf die Garde sehen wollen. ‒ De Genoude stellt sich in Lyon um als Repräsentant in der National-Versammlung gewählt zu werden. Sein Konkurrent ist der Marschall Bugeaud. ‒ Die französische Akademie hat 2 ihrer Mitglieder beauftragt, sich nach St. Malo zu begeben, um dem Begräbniße Chateaubriand's beizuwohnen. Die Mitglieder sind Amèpre und Victor Hugo. ‒ Die zwei polnischen Flüchtlinge, Andre Towianski und Ferdinand Gult sind arretirt und ihre Papiere mit Beschlag belegt worden. 12 Paris, 15. Juli. Wie sich die Journale gegenseitig Glück wünschen, daß der 14. Juli so ruhig vorübergegangen! „Wir haben die Sache auf den Monat August verschoben,“ antwortet ihnen allenthalben das Volk. Was nun die Leute beunruhigt, das ist gerade nicht das Hinausschieben der Sache, aber das „Wir,“ das man jetzt einstimmig hört im Munde aller Arbeiter, der „guten“ sowohl wie der „bösen“ Arbeiter, die alle im gemeinsamen Gefühle ihres Druckes die Sache der Ueberwundenen zu ihrer eignen Sache gemacht haben. Das Gefühl der Klassen-Individualität tritt stärker als je hervor. Um dieses „Wir“ der Arbeiter zu unterdrücken, glaubt man nichts Besseres thun zu können, als die Redefreiheit zu unterdrücken. Worin thut sich die Redefreiheit am meisten kund? In den Klubs! Dupin weiß es recht wohl; denn in der berühmten Proklamation aller Klubs haben die Arbeiter, denen Herr Dupin den Franken per Tag vorwarf, geantwortet, indem sie die 60,000 Fr. jährlichen Gehalts, die Herr Dupin bezogen, analysirten, und nachwiesen, in wie weit sie, die Arbeiter, zur Realisirung dieser Summe beitrügen. Herr Dupin nimmt jetzt seine Revanche in den Bureaux der Kammer. Er dringt auf eine förmliche Auflösung der Klubs. Als wahrer Staatsprokurator zeigt er, daß neben dem Staate als Gesellschaft, keine andere Gesellschaft bestehen dürfe, und zum Belege seiner Behauptung führt er Beispiele aus der römischen Republik an. Mit Herrn Dupin geht Herr Thiers Arm in Arm. Was Dupin für die Redefreiheit thun will, das hat Herr Thiers für die Preßfreiheit zu thun. Beide bleiben ihren alten Antecedentien getreu. Und wie Thiers jetzt so frei auftreten kann, als Vertheidiger der Septembergesetze! Mit Stolz bekennt er sich als einer der vorzüglichsten Urheber von Gesetzen, deren Nothwendigkeit jetzt so tief gefühlt werde. Für Herrn Thiers ist keine unbegränzte Preßfreiheit möglich. Unter der Monarchie war es nicht erlaubt, sich Republikaner zu nennen, wie kann es unter der Republik erlaubt sein, als Royalist aufzutreten? Die Kaution der Journale hat zur trefflichen Folge, „die ernste honette, aufgeklärte Presse zu begünstigen, und alle jene infamen Erzeugnisse der Politik und Literatur zu ersticken.“ Also alle Journale, die nicht 24,000 Fr. Kaution stellen können, geben nur infame Artikel; die reiche Journalistik, die Bourgeois-Journale verbürgen allein die Bourgeois-Ehrlichkeit. Und als der Constitutionnel in Folge einer reißend-zunehmenden Desabonnementssucht, genöthigt war, die „infame“ sozialistische Literatur eines Eugene Sue im Feuilleton zu geben weil die Abonnenten seine „ernste, honette und aufgeklärte“ Politik nicht mehr lesen wollten, was hätte da Thiers angefangen, wenn ihm nicht die während seines Ministeriums auf der Börse gewonnenen Millionen zu Diensten gestanden hätten? Die Herren Dupin und Faucher sind ebenfalls für die Kaution. Berryer u. Duprat, letzterer Redakteu vom Peuple Constituant, sprechen sich gegen diese Maßregel aus, indem sie nachweisen, daß mit der Aufhebung des Census für die Macht die Kaution für die Journale ebenfalls aufhören müsse. Letztere Meinung wird wahrscheinlich nicht durchgreifen in einer Kommission, wo Leute wie Thiers, Dupin und Faucher wieder zu Macht und Anseh ngcelangen. Besser als alle diese Gesetzentwürfe bekommt der hohen Finanz der fortdauernde Belagerungszustand von Paris. Man muß nur sehen, wie Rothschilds Journale für die Energie Cavaignac's nicht genug des Lobes spenden können. „Nur fortgefahren rufen sie ihm zu! jedes voreilige Zutrauen könnte uns verderblich werden!“ Wie die hohen Finanzbarone ihrerseits koquettirten mit ihrer Geldnoth vor den Juniereignissen wo sie genöthigt gewesen waren, ihre Bankaktien, diese feinsten aller Papiere, mit Verlust zu verkaufen, um die Ehre ihres Hauses zu retten! Das ist jetzt ganz anders. Wie die Aktien steigen, seit in den Straßen von Paris allenthalben der Kriegsruf ertönt: Sentinelle, prenez garde à vous! Wie die 3 und 4prozentigen in die Höhe gehen, seit hinter jedem Staatsschuldscheine Tausende von Bajonneten aufgepflanzt sind. Zwar gehn alle kleinern Geschäftsleute, alle jene Bourgeois, welche die Insurrektion bekämpften, um ihre bürgerlichen Illusionen zu retten, tagtäglich mehr zu Grunde. Aber was liegt daran: dem Wechsel muß sein Recht verbleiben, der Staat muß für seine Schulden stehen, die Börsenmänner müssen wieder aufkommen und sollten 9/10 von Paris untergehn. Cavaignac ist da, und über seine Schulter guckt der kleine Thiers hervor. Und der arme Marrast, der so paschaartig im Stadthause paradirte, muß sich hinter Thiers aufstellen. Der Verein der Republikaner, „des Vorabends,“ der im Palais National seine Sitzungen hielt und nur aus Republikanern des National bestand, ist zerfallen unter sich. „Die Leute von Einfluß,“ wie Marrast, Pagnerre und Marie, haben sich von ihm losgesagt, und halten einstweilen ihre Zusammenkünfte im Institute, um sich später mit dem Cirkel der Rue Poitiers, dem Cirkel des Herrn Thiers zu vereinigen. Sie geben sich den Titel der „Conciliateurs,“ der Versöhner, während sie im Grunde weiter nichts versöhnen, als ihre Bourgeois-Interessen mit dem Verluste aller republikanischen Freiheiten. „Paris, schreibt ein Korrespondent, ist wahrlich nicht heiter! Ich komme eben nach Hause, und auf meinem Heimwege bin ich jeden Augenblick auf Schildwachen gestoßen, die mir mit drohender Stimme zuriefen: „passez au large“! d. h., da die Schildwachen auf beiden Seiten der Straße aufgepflanzt sind, soll man recht acht haben, die Mittellinie beizubehalten, wenn man nicht gewärtig sein will, eine Kugel durch die Brust oder den Rücken zu erhalten!“ Wie das frivole Paris so düster ernst geworden ist. Straßburg, 14. Juli. In der heutigen Nr. des „Republicain Alsacien“ erlassen die hiesigen Arbeiter folgende Erklärung: „Die Gesellschft der Arbeiter hat eine Einladung erhalten um einer öffentlichen Manifestation beizuwohnen: sie erklärt durch das Organ ihres Büreaus, daß sie sich keiner Manifestation anschließen wird, bis die Urheber dieses Festes erklärt haben, daß diese Manifestation „demokratisch-socialistisch und republikanisch“, und eine Protestation gegen jeden freiheitmordenden Versuch ist, sei es für die Vergangenheit, für die Gegenwart oder Zukunft.“ Th. Hiller, Präsident. K. Weißenbach, Vice-Präsident. G. Cartier, Spitzer, Arbulot, F. Wilhelm, Sekretarien. Großbritannien. 27 London, 15. Juli. Das bekannte Parlamentsmitglied und Führer der Chartisten, Feargus O'Connor, hat so eben folgenden Aufruf an die Irländer erlassen: „Irländer, Landsleute! Wie lange soll noch die Herrschaft des Schreckens in unserm unglücklichen Lande andauern? Ist es nicht ein jammervoller Anblick, täglich irische Patrioten durch den angelsächsischen Unterdrücker aus der menschlichen Gesellschaft wegschleppen zu sehen? Und ist es nicht noch viel jammervoller, daß sich das Gewinsel eines erblichen Führers (John O'Connell's) der Wiedergeburt Irlands in den Weg stellt? In England bringt der Unterdrücker sein Haus in Ordnung, um bald an ein vorbedachtes Abschlachten des irischen Volkes gehen zu können. Die Männer mit den Polizeiknütteln werden jetzt im Gebrauch des Säbels unterwiesen, damit sie die Stelle jener Truppen versehen können, deren Gegenwart im Hungerlande als nothwendig vorausgesehen wird. Zur selben Zeit verurtheilt man Irländer zu 7jähriger Deportation, weil sie sich im Gebrauch derjenigen Waffen geübt, mit deren Hülfe die Unterdrücker ihre Mißregierung fortsetzen. Landsleute! Die entsetzliche Politik, von der Leichtgläubigkeit eines enthusiastischen Volkes zu leben, hat Irland in seine jetzige Lage gebracht. Befreien kann es sich aus derselben nur, wenn die Mehrheit seiner Söhne, zur Verfechtung ihrer Rechte fest entschlossen, sich eine solide Organisation giebt. Was ich als Folgen der „Knebelungs-Bill“ voraussagte, ist Alles eingetroffen.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 48. Köln, 18. Juli 1848, S. 0239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz048_1848/3>, abgerufen am 24.11.2024.