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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 44. Köln, 14. Juli 1848.

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schweigen würde einer Zustimmung gleich sein. Die früheren Minister haben immer mit beredten Worten von der Einheit Deutschlands gesprochen, ja es gibt wohl keiner, der nicht behauptete, daß er sie wolle, nur über die Ausführung können wir verschiedener Meinung sein. Das Ministerium hat erklärt, daß es die Wahl des Erzherzogs Johann freudig begrüße, daß es sich aber gegen die Konsequenzen, welche aus den Beschlüssen der Nationalversammlung für die Zukunft gezogen werden könnten, verwahre. Hieraus geht hervor, daß es wie für den Beschluß der Frankfurter Versammlung, so auch gegen denselben sich hätte erklären können, diese Ansicht steht aber im Widerspruche mit der Ansicht der Nationalversammlung selbst, mit der mehrerer Regierungen, und ohne Zweifel mit der Ansicht eines großen Theiles des Volkes. Durch die Annahme des bekannten Raveaux'schen Antrages habe die Frankfurter Versammlung sich für kompetent erklärt, rechtskräftige Beschlüsse zu fassen. Es genügt jetzt nicht mehr, die deutsche Einheit mit schönen Worten zu preisen; ich stimme daher ohne Rückhalt und ohne Vorbehalt der Ansicht der deutschen Nationalversammlung bei, denn wenn die Einheit eine Wahrheit werden soll, so können wir unmöglich verlangen, daß die Nationalversammlung noch bei den 36 deutschen Regierungen beantrage, daß sie ihre Beschlüsse genehmige. Der Redner spricht hierauf noch über den Inhalt des Frankfurter Beschlusses und bedauert denselben. Das deutsche Volk hat wohl die bestehenden Throne geschont, aber schwerlich wollte es noch einen Thron aufrichten.

Von 4 vorgeschlagenen Amendements wird nur das eine vom Abgeordneten Ahrentz diskutirt, das folgendermaßen lautet: "Die preußische Nationalversammlung findet keine Veranlassung, eine Mißbilligung des Beschlusses der deutschen Nationalversammlung über die Wahl des Reichsverwesers auszusprechen, noch die Gränzen der Rechte dieser Verfassung bestimmen zu wollen. Sie erklärt sich aber zugleich dahin, daß die preußische Regierung auf ihre unbedingte Zustimmung und Mitwirkung rechnen kann, bei allen den Maßregeln, welche dieselbe in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der deutschen Nationalversammlung oder der Central-Exekutivgewalt ergreifen wird, um dadurch die Bande der Einheit des gemeinsamen Vaterlandes zu befestigen und die Wiedergeburt und Gründung eincs neuen, einigen, großen und freien Deutschlands zu bewerkstelligen." Auch dies Amendement, trotzdem es gar nichts sagt, etwas was der Majorität unserer Versammlung sonst willkommen ist, wird schwerlich angenommen werden. Von den Rednern, welche gegen den Antrag sprachen, erwähnen wir die Herren Reichelsperger und von Berg. Der Erstere verlangt von der Linken, von der der Antrag ausgegangen, dieselbe Offenheit, mit welcher die Linke in Frankfurt aufgetreten, nämlich, daß sie die Republik will. Von der Republik kommt er auf die Anarchie, von der Anarchie auf den Bürgerkrieg, der durch die Annahme des Antrags erfolgen kann und der Bürgerkrieg ist nach Herrn Reichelsperger "der Anfang des Unglücks!!!" - Hr. von Berg hat jetzt vollständig mit der Linken gebrochen, er wandelt den Weg der Frommen, der zu Geheimerathsstellen führt und auf eine solche aspirirt der gute Mann, da er doch einmal nicht Kultusminister werden kann, weil das Schicksal ihn zu einem Geistlichen gemacht. Er zeiht Jacoby der Inkonsequenz, daß er nämlich in einer früheren Schrift das Ministerium, des Mißtrauens in die deutsche Nationalversammlung angeklagt, daß er dessen vollständige Unterwerfung unter die Beschlüsse derselben gewollt und jetzt selber eine Mißbilligung ihrer Beschlüsse beantrage. Auch er riecht die Republik und dazu hat der fromme Mann kein Mandat, eine solche zu schaffen, Rheinland und Westphalen seien mit der Krone Preußen verbunden; ich sehe nicht ein, was wir mit einer Republik Berlin sollten, eben so gut könnten wir ja eine Republik Köln wollen und das sagt der geistliche Herr, wo kein Mensch an eine Republik Berlin oder Köln, sondern höchstens an eine deutsche Republik denken kann. Hr. Zachariä, der bekannte ministerielle Lebensretter, sieht auch Inkonsequenzen, er meint, man könnte nur die beiden Theile des Antrags umkehren, man müsse ja erst die Beschlußfähigkeit der Versammlung anerkennen, ehe man einen Tadel gegen ihre Beschlüsse aussprechen dürfe. Uebrigens hat er keinen Auftrag, Erklärungen abzugeben, es ginge ja auch die preußische Nationalversammlung nichts an, da sie ja nicht aus den Urwählern der Frankfurter Versammlung bestehe. - Das ist der Geist der rechten Seite unserer Versammlung. Für den Antrag sprach Waldeck mit vielem Geschick und mit Wärme. Er machte darauf aufmerksam, daß man jetzt keine Throne ohne Land erschaffen dürfe; er fragte, wenn man über die Rechtsgültigkeit der Parlamentsbeschlüsse erst an die deutschen Regierungen appelliren wolle, ob man Rücksicht zu nehmen habe auf die Einwürfe irgend eines deutschen Fürsten, dessen atomistische Herrlichkeit kaum durch ein unbewaffnetes Auge zu schauen ist. Der Abgeordnete Burchardt aus Köln bemerkt, daß die Souveränetät des Volkes faktisch dennoch ausgeübt werde, die Beschlüsse der preußischen Nationalversammlung seien von der Regierung angenommen worden, die der Frankfurter Nat.-Vers. ebenfalls. Er fürchte sich gar nicht, daß sie sich denselben widersetzen könne, dennoch aber wolle er sie auch im Prinzip anerkannt wissen. Nach Jung und Behnsch, von denen der Letztere auf die Entschuldigung in der Thronrede hingewiesen, daß die hiesige Versammlung zu gleicher Zeit mit der Frankf. zusammenberufen sei, und wo selbst da schon fast anerkannt worden, daß wir uns den Beschlüssen der deutschen Nat.-Vers. unterwerfen müssen, spricht noch D'Ester. Er würde den Antrag mißbilligen, wenn er so plötzlich in die Versammlung hineingeschneit wäre, er würde es Unrecht finden, eine solche Frage nur theoretisch zu erörtern; aber sie sei hervorgerufen durch ein Faktum, die Erklärung des Ministeriums und eine Verwahrung, welche die preuß. Regierung an dieselbe zu knüpfen, für nothwendig erachtete. Die Versammlung kann einer solchen Verwahrung nicht ruhig zusehen, spricht sie aber dagegen, so muß sie auch in das Materielle der Frage eingehen, wollen wir uns nicht dem Verdacht aussetzen, wir hätten den Inhalt der Frage gebilligt. Denn, wenn wir nicht sagen, die Regierung habe nicht die Befugniß einer solchen Verwahrung, so lastet sicher der Verdacht auf uns, daß wir den Beschluß völlig gebilligt hätten. Daher kommt es, daß der erste Theil des Jacoby'schen Antrags vorangehen muß. Der Redner begegnet den beiden Vorwürfen der Inkompetenz der Versammlung und des Republikanischen in demselben. Wir sind vollständig kompetent - sagt er - weil wir berufen sind, ein kräftiges, glückliches und nach allen Seiten hin hervorragendes Preußen zu rekonstituiren. Aber Preußen ist zugleich ein Theil Deutschlands und deshalb müssen wir aussprechen, in welchem Verhältniß es zu Deutschland stehen soll. Wir müssen auch auf das Materielle der Frage eingehen, und deshalb sind wir berufen, auch einen Tadel auszusprechen. Der Einwurf des Republikanismus ist falsch, denn wenn es zu einer Republik gehört, daß das Oberhaupt verantwortlich sei, so beweist uns Amerika mit seinem unverantwortlichen Präsidenten das Gegentheil. Und gerade die Unverantwortlichkeit des deutschen Reichsverwesers setzt die konstitutionellen Staaten in größere Gefahr, als es bei einem verantwortlichen der Fall gewesen, der aus der Wahl des ganzen Volkes hervorgegangen wäre. Gerade die Wahl des Reichsverwesers aus einer Fürstenfamilie, bedrohe die konstitutionellen Staaten des übrigen Deutschlands mit der Hegemonie einer einzigen Familie, und nur dadurch wird die Selbstständigkeit derselben gesichert, daß kein Einzelner gegen die Beschlüsse der deutschen Nationalversammlung dazwischen treten kann.

Der Abg. Parisius, der jetzt der getreue Phylar des Ministeriums, beantragt die Vertagung des Antrags auf morgen; sie wird angenommen. Heute haben 14 Redner gesprochen, noch 75 sind eingeschrieben.

- In der Stadtverordneten-Versammlung hat der Sicherheits-Ausschuß an den Polizeipräsidenten die Aufforderung gerichtet, jetzt endlich die Zügel der Polizeigewalt, mit deren Ausübung sich bis jetzt die Kommunalbehörden hätten befassen müssen, wieder in die Hand zu nehmen, damit die Kommunalbehörden in ihre eigentliche und wirkliche Stellung zurücktreten könnten. Der Präsident hat dieser Aufforderung Genüge zu leisten versprochen.

Die Angelegenheit der Herbeiziehung des 12. Regiments und ihrer Folgen ist dadurch in ein neues Stadium getreten, daß der Stadtverordneten-Vorsteher Seidel bei der Versammlung beantragt hat, ein Anerkennungsschreiben an den Kommandeur, so wie an die Bataillone, welche für die Aufrechterhaltung der Ordnung bei dieser Angelegenheit gewirkt, zu erlassen. Die Versammlung hat auch diesen Antrag genehmigt.

14 Berlin, 11. Juli.

Man erzählt mit vieler Bestimmtheit, daß morgen die Schloßgitter wieder eingesetzt werden, und das 2. Garderegiment von Potsdam einrücken soll. In dem Volksklub ist man sehr thätig.

- Die Studenten-Deputation, welche am Mittwoch sich nach dem Sitzungssaal der ordentlichen Professoren begab, um Hrn. Prof. Franz ihre Anerkennung, Hrn. Lachmann ihre Mißbilligung auszudrücken, ist vom Rektor, Hrn. Johannes Müller aus Koblenz, nicht ins Zimmer gelassen worden. Derselbe gab vor, daß die Hrn. Professoren mit höchst dringenden Geschäften überladen wären; - nachträglich erfuhr man, daß er in dieser Angelegenheit höchst eigenmächtig gehandelt hatte, indem er zu einer solchen Abweisung in keiner Weise ermächtigt gewesen war. Die Studirenden ließen sich durch dieses Verfahren von der Kundgebung ihrer Gesinnungen durchaus nicht zurückschrecken. Eine Deputation der Studentenschaft, bestehend aus den Hrn. Diesterweg, Dehnike, Gad und Voswinckel, begab sich Freitag zu Hrn. Prof. Franz, um denselben der Sympathien und des wärmsten Dankes der Studirenden für die in seinem Proömium ausgesprochenen Ansichten zu versichern. Bei dieser Gelegenheit überzeugte man sich von der interessanten Thatsache, daß die Behauptung des flachsköpfigen Hrn. Lachmann, Prof. Franz, habe sich später einen Zusatz zu seinem Proömium erlaubt, eine unwahre sei. Dieser angebliche Zusatz findet sich nämlich nicht nur in dem Hrn. Prof. Lachmann übersandten Manuskripte, sondern auch in den bereits gedruckten Exemplaren. Es ist überflüssig, zu bemerken, welche Art von Würdigung diese Winkelzüge unter den Studirenden gefunden haben; die einzige Thatsache, daß das Auditorium des Hrn. Prof. Lachmann Samstag Morgen leer war und der Hr. Prof. unverrichteter Sache nach Hause zurückkehren mußte, spricht deutlich genug.

- Als im vergangenen Herbst und Winter die asiatische Cholera. vom Süden Rußlands ausgehend und nordwärts fortschreitend, sich durch den größesten Theil des europäischen Rußlands verbreitete, haben die preußischen oberen Medizinal-Behörden den Gang dieser Epidemie mit ununterbrochener Aufmerksamkeit verfolgt. Schon im November v. J. wurde deshalb seitens des Ministeriums des Innern und des Ministeriums der Medizinal-Angelegenheiten der Theil des Reglements über das Verfahren bei ansteckenden Krankheiten vom 28. Oktober 1835, welcher sich auf die Cholera bezieht, einer Revision unterworfen und bei des Königs Majestät die Aufhebung einiger Vorschriften des gedachten Reglements beantragt, welche die Erfahrung als nicht völlig zweckmäßig oder überflüssig erwiesen hat. Nach erfolgter Königlicher Genehmigung wurden die Regierungen der Provinzen, in denen das Auftreten der Cholera am ersten erwarten werden durfte, von diesen Abänderungen in Kenntniß gesetzt und zur pünktlichen Ausführung der Vorschriften des Reglements angewiesen. Nachdem am 8. v. M. die Cholera nun auch in St. Petersburg ausgebrochen und im Süden bis Bucharest vorgedrungen ist, wird die bereits erfolgte Anweisung der betreffenden Regierungs-Behörden wiederholt und denselben zur Pflicht gemacht werden, der Ausführung des in Betreff des Verfahrens bei dieser Krankheit verordneten und noch heute für vollkommen ausreichend und zweckmäßig zu erachtenden Maßregeln ihre volle Aufmerksamkeit zu widmen.

103 Berlin, 10. Juli.

Die heute Abend stattgefundene Volksversammlung ist ruhig vorübergegangen. Viele Tausend Menschen hatten sich eingefunden, welche folgende Adresse einstimmig annahmen und mit Unterschriften versahen.

An die 92 Abgeordnete der deutschen Nationalversammlung, welchebei der Abstimmung über die provisorische Centralgewalt in der Minorität waren.
Abgeordnete des Volks!

Nach langer Knechtschaft und Mißhandlung hat endlich das deutsche Volk in den Tagen des März durch Kampf und Blut seine Souveränetät zur Geltung gebracht. Aus seinem Willen ist die National-Versammlung zu Frankfurt hervorgegangen, damit sie die Selbstregierung und Einheit des deutschen Volkes ausspreche.

Umsonst haben wir seit Wochen auf die Erfüllung dieses Auftrages gewartet. Die Versammlung berieth unendlich und that nichts. Jetzt endlich hat sie beschlossen. Und wie hat sie beschlossen?

Hat sie die Selbstregierung des Volkes ausgesprochen? Nein! Sie hat die Centralgewalt Deutschlands einem Fürsten überliefert. Sie hat diesen Fürsten für unverantwortlich erklärt. Sie hat ihn förmlich der Pflicht entbunden, die Beschlüsse, welche das Volk durch seine Abgeordneten in der National-Versammlung fassen läßt, zu verkünden und zu vollziehen. Sie hat somit die Souveränetät des deutschen Volkes an einen Diktator verrathen!

Hat ferner die deutsche National-Versammlung den Willen des Volkes vollführt und die Einheit Deutschlands ausgesprochen? Sie hat beschlossen, die Centralgewalt soll sich mit den "Bevollmächtigten der Landesregierungen in's Einvernehmen setzen." Die Bevollmächtigten der Landesregierungen sind aber die Gesandten der deutschen Fürsten. Aus ihnen bestand schon der alte Bundestag. Diesen hat sie daher, dem Worte nach zwar aufgehoben, aber der That nach beibehalten. Und sie hat an die Spitze dieses Rathes fürstlicher Gesandten den Diktator gestellt.

Sie hat demnach, wie die Freiheit an den Diktator, so die Einheit an die deutschen Fürsten verrathen.

Wir erklären daher hiermit feierlich, daß wir diese Beschlüsse der Majorität der deutschen National-Versammlung nicht anerkennen. Die sie gefaßt haben, haben ihr Mandat überschritten; sie haben Verrath geübt an der Freiheit und Einheit Deutschlands. Das Volk wird sie zur Verantwortung ziehen.

Euch ihr Männer, die Ihr bei jenen Beschlüssen in der Minderheit geblieben seid, die Ihr auf der Selbstherrschaft des Volkes bestanden habt, wir danken Euch nicht - denn Ihr habt gethan, was Eure Pflicht war - aber wir fordern Euch auf:

Scheidet aus, aus dieser Versammlung von Fürstendienern! Konstituirt Euch selbstständig im Namen des einen und souveränen Volkes. Die ungeheure Mehrheit der deutschen Nation wird hinter Euch stehen und Eure Beschlüsse vollziehen."

Die Adresse wird vom demokratischen Central-Comite an alle demokratischen Vereine Deutschlands zur Beistimmung und Sammlung von Unterschriften eingesendet werden, damit die demokratische Parthei der deutschen Nationalversammlung erfahre, wie die große Masse des deutschen Volkes über ihr Wirken urtheilt.

Potsdam, 8. Juli.

Zur Feier des Geburtstages des Kaisers von Rußland war gestern ein großes Diner auf Sanssouci, zu welchem die k. russische Gesandtschaft, sowie auch der Graf Benkendorf, Flügeladjutant des Kaisers, eingeladen waren. Der König, sowie sämmtliche Prinzen des k. Hauses, waren in der russischen Uniform der ihnen ertheilten Regimenter erschienen. Der König brachte die Gesundheit des Kaisers aus, welchen Toast der russische Gesandte, Frhr. v. Meyendorf, erwiederte, worauf durch ein Musikchor des 1. Garde-Regiments die russische Nationalhymne gespielt wurde. Sämmtliche Wasserkünste waren in Bewegung. Am Abend machte der Hof vom Marmorpalais, im neuen Garten, aus, eine Wasserfahrt nach der Pfaueninsel.

(B. N.)
* Breslau, 10. Juli.

Der Gouverneur der Stadt hat nach dem neulichen Vorfall mit einem Offizier, der zur Noth dem gerechten Unwillen des Volkes entging, dem Magistrat erklärt: er würde, so wie irgend etwas Aehnliches wieder vorfiele, unnachsichtlich von seiner Militärmacht Gebrauch machen, ohne auf die Civilbehörde irgend welche Rücksicht zu nehmen. Es scheint, daß der Herr Gouverneur nach dem erfreulichen immer offneren Hervortreten der Hannsemann'schen Reaktionspläne auch den alten Plan einer allgemeinen Bürgerentwaffnung und Aufhebung der Preßfreiheit mittelst Proklamation des Belagerungszustandes wiederaufnehmen will, wozu der Anlaß bequem durch Excesse einiger schnapsgestärkten Krieger provocirt werden kann. Mann erinnert sich, daß dieser große Schlag früher gleichzeitig in den 3 Hauptstädten Berlin, Breslau und Köln beabsichtigt worden ist.

Stettin, 10. Juli.

So eben geht uns die zuverlässige Nachricht aus Berlin zu, daß gestern den 9., Nachmittags eine telegraphische Depesche nach Antwerpen gegangen, welche dem dortigen Agenten Philippsborn die Weisung ertheilt, sich sofort als deutscher Konsul nach Helsingör zu begeben, da ein Waffenstillstand mit dreimonatlicher Kündigung abgeschlossen sei. Ein Minister ließ hierbei die Bemerkung fallen, die Bedingungen seien so vortheihaft für Preußen, daß man sogar befürchte, wegen eines Paragraphen mit Frankfurt in Konflikt zu gerathen.

(Osts. Z.)
Graudenz 5. Juli.

Es sind viele polnische Edelleute in die Festung eingesperrt worden. Auch werden noch öfter polnische Landleute und militärische Ueberläufer hier in Verwahrsam gebracht. Die Landwehr ist auch hier zwar ausgehoben, doch nur erst die Infanterie.

Der Kommandant der Festung hat den Befehl erhalten, selbige vollständig in den Kriegszustand zu setzen. Es wird daran auch thätig gearbeitet, viele tausend Pallisaden sind schon angefahren und an den Thoren und Wällen eingerammt. Die Armirung soll 40,000 Thlr. kosten. Die Vernichtung der Glacis-Anpflanzungen hat der Kommandant bis zum äußersten Nothfall auf das Bitten der Bürger ausgesetzt, die dann selbst behülflich sein wollen. Nur die Seite nach Neudorf zu ist gelichtet, da viel Strauch zu Faschinen gebraucht wurde.

Das Getraide steht in hiesiger Gegend meistentheils gut und verspricht, wie auch die anderen Feldfrüchte, eine sehr reiche Erndte. In der ganzen Provinz stockt aber der Verkehr gänzlich.

Auch hier giebt es, wie in anderen Provinzen, Reaktionäre, deren Zahl jedoch nur höchst unbedeutend und nicht die Rede werth ist. Es fällt Keinem ein, gegen Berlin aufstehen zu wollen, wohl aber würden viele dies für Berlin zu thun geneigt sein, und völlig einig scheint man darüber zu sein, daß die Ruhe und das Vertrauen nicht eher im Lande widerkehren werden, als bis das Ministerium Hansemann-Auerswald durch ein wirklich volksthümliches ersetzt ist.

(Osts. Z.)
12 Lübeck, 11. Juli.

Heute wurde durch einen englischen Kabinetskurier die Nachricht hieher gebracht, daß ein Waffenstillstand mit Dänemark auf 3 Monate abgeschlossen ist. Das Embargo wird nicht aufgehoben, dagegen dürfen weder neue Prise aufgebracht, noch die aufgebrachten kondemnirt werden; die schwedischen Truppen müssen die dänischen Inseln räumen. Ueber die Grundlagen des nun in Aussicht stehenden Friedens berichten Reisende, welche direkt aus England kommen, daß dort mit Bestimmtheit behauptet werde, sie seien auf den status quo ante bellum basirt, die Personalunion werde aufrecht erhalten, und Schleswig nicht in den Bund der Deutschen aufgenommen.

* Frankfurt, 12. Juli.

Gestern Abend 6 Uhr ist der Erzherzog Johann der Unverantwortliche hier angekommen. Im Hotel de Russie wurde er von Gagern und der Deputation der Nationalversammlung empfangen. Der edle Gagern redete Folgendes:

"Durchlauchtigster Erzherzog Reichsverweser! Die Nationalversammlung hat mich beauftragt, in ihrem Namen an der Spitze dieser Deputation Eure kaiserliche Hoheit bei Ihrer Ankunft ehrerbietig zu begrüßen. Dem allgemeinen Dankgefühl darf ich Worte leihen, das sich kundgegeben in dem in so erwünschter Weise schnell gefaßten Entschluß: die provisorische Centralgewalt über Deutschland, die Eurer kaiserlichen Hoheit gesetzlich übertragen worden ist, sofort übernehmen zu wollen. Ganz Deutschland vereinigt sich in diesem Dankgefühl, und sieht in der hochherzigen Entschließung Eurer kaiserlichen Hoheit, der die Ausführung unmittelbar folgt, die Bürgschaft einer glücklicheren, einer glorreichen Zukunft. Wir dürfen voraussetzen, daß es in der Absicht Ew. kaiserlichen Hoheit liegt, in der Nationalversammlung zu erscheinen, um dort mittelst feierlichen Akts die hohe Würde eines Reichs-Verwesers förmlich anzutreten. Es liegt mit in dem Zwecke unserer Sendung, daß wir Ew. kaiserl. Hoheit Wünsche in dieser Hinsicht ehrerbietigst entgegennehmen."

Hierauf entgegnete der Reichsverweser:

"Ich danke Ihnen, meine Herren, für den Empfang. Als ich die Nachricht von der Wahl des deutschen Volkes bekam, war ich erstaunt, daß mein großes Vaterland, das große Deutschland, in meinen alten Tagen an mich einfachen Mann gedacht hatte. Es gibt Anforderungen an den Menschen, bei welchen er nicht schwanken darf, in welchen Lagen und in was immer für Verhältnissen er sich befinden mag. Wenn das Vaterland ruft, so ist es Pflicht seine letzte Kraft, seine letzten Jahre demselben zu weihen. Dies hat mich bewogen, Ihren Ruf anzunehmen, um mit Ihnen das große heilige Werk zu vollenden. Da habt Ihr mich; ich gehöre zu Euch."

Heute Morgen um 9 Uhr findet die feierliche Einführung des Reichsverwesers in der Versammlung der St. Paulskirche statt.

Frankfurt, 5. Juli.

Die Germanistenversammlung wird diesen Herbst nicht stattfinden. - Jakob Grimm.

Ludwigsburg, 7. Juli.

Heute wurde ein Kaufmann aus Heilbronn unter Eskorte von zwei Landjägern in einer Kutsche hier durch nach Stuttgart transportirt. In Asperg ist, in Folge eines aus Stuttgart eingetroffenen Befehls, ein dortiger Unterlehrer verhaftet worden.

(L. T.)

- Berichten aus Schleswig zufolge, ist das dänische Dampfschiff "Iris" im Aerosund von einer holsteinischen Batterie beschossen und schon durch den zweiten Schuß so stark beschädigt worden, daß das Schiff von der Mannschaft hat verlassen werden müssen.

- Die "Schlesw. Holst. Zeitung" publizirt die provisorische Verordnung, betreffend, die Einführung allgemeiner Wehrpflicht und das bei der Aushebung zum Landmilitärdienst zu beobachtende Verfahren für die Zeit des gegenwärtigen Krieges.

- In der Sitzung der schleswig-holsteinischen Ständeversammlung vom 8. Juli, fand die Schlußberathung über die Glückstadt-Heider Eisenbahnsache Statt. Da die beschlußfähige Anzahl nicht vorhanden war, so verschob man die Abstimmung. Der Präsident berichtete, daß auf sein Befragen der Kommissar über die Dauer der Diät erklärt habe, dieselbe könne noch die nächste Woche fortgehen.

(N. Z.)
Prag, 8. Juli.

Der Magistrat veröffentlicht heute folgende Kundmachung des Fürsten Windisch-Grätz und Grafen Leo Thun:

"Nachdem am 8. und 9. d. die Wahlen für den Reichstag vor sich gehen werden,so können Versammlungen nicht nur zur Vornahme derselben, sondern auch zur Besprechung der Wähler unbeanständet stattfinden, und ist nur von Zeit und Ort dem Bürgermeister die Anzeige zu erstatten, so wie auch der freien Besprechung dieser Angelegenheit durch die Presse nichts entgegensteht." - Gegen diesen Erlaß wäre nichts einzuwenden, im Gegentheil ist die Bereitwilligkeit, mit welcher ein konstitutionelles Recht anerkannt wird, erfreulich, wenn nur nicht die Ironie des Schicksals gewollt hätte, daß der Beschluß in einem Augenblick publizirt wird, wo die Urwahlen bereits stattfinden, welchen in 24 Stunden die Deputirtenwahlen folgen. Unter diesen Umständen ist die Erlaubniß zu Wählerversammlungen illusorisch.

(Siehe den Verfolg in der Beilage.)

schweigen würde einer Zustimmung gleich sein. Die früheren Minister haben immer mit beredten Worten von der Einheit Deutschlands gesprochen, ja es gibt wohl keiner, der nicht behauptete, daß er sie wolle, nur über die Ausführung können wir verschiedener Meinung sein. Das Ministerium hat erklärt, daß es die Wahl des Erzherzogs Johann freudig begrüße, daß es sich aber gegen die Konsequenzen, welche aus den Beschlüssen der Nationalversammlung für die Zukunft gezogen werden könnten, verwahre. Hieraus geht hervor, daß es wie für den Beschluß der Frankfurter Versammlung, so auch gegen denselben sich hätte erklären können, diese Ansicht steht aber im Widerspruche mit der Ansicht der Nationalversammlung selbst, mit der mehrerer Regierungen, und ohne Zweifel mit der Ansicht eines großen Theiles des Volkes. Durch die Annahme des bekannten Raveaux'schen Antrages habe die Frankfurter Versammlung sich für kompetent erklärt, rechtskräftige Beschlüsse zu fassen. Es genügt jetzt nicht mehr, die deutsche Einheit mit schönen Worten zu preisen; ich stimme daher ohne Rückhalt und ohne Vorbehalt der Ansicht der deutschen Nationalversammlung bei, denn wenn die Einheit eine Wahrheit werden soll, so können wir unmöglich verlangen, daß die Nationalversammlung noch bei den 36 deutschen Regierungen beantrage, daß sie ihre Beschlüsse genehmige. Der Redner spricht hierauf noch über den Inhalt des Frankfurter Beschlusses und bedauert denselben. Das deutsche Volk hat wohl die bestehenden Throne geschont, aber schwerlich wollte es noch einen Thron aufrichten.

Von 4 vorgeschlagenen Amendements wird nur das eine vom Abgeordneten Ahrentz diskutirt, das folgendermaßen lautet: „Die preußische Nationalversammlung findet keine Veranlassung, eine Mißbilligung des Beschlusses der deutschen Nationalversammlung über die Wahl des Reichsverwesers auszusprechen, noch die Gränzen der Rechte dieser Verfassung bestimmen zu wollen. Sie erklärt sich aber zugleich dahin, daß die preußische Regierung auf ihre unbedingte Zustimmung und Mitwirkung rechnen kann, bei allen den Maßregeln, welche dieselbe in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der deutschen Nationalversammlung oder der Central-Exekutivgewalt ergreifen wird, um dadurch die Bande der Einheit des gemeinsamen Vaterlandes zu befestigen und die Wiedergeburt und Gründung eincs neuen, einigen, großen und freien Deutschlands zu bewerkstelligen.“ Auch dies Amendement, trotzdem es gar nichts sagt, etwas was der Majorität unserer Versammlung sonst willkommen ist, wird schwerlich angenommen werden. Von den Rednern, welche gegen den Antrag sprachen, erwähnen wir die Herren Reichelsperger und von Berg. Der Erstere verlangt von der Linken, von der der Antrag ausgegangen, dieselbe Offenheit, mit welcher die Linke in Frankfurt aufgetreten, nämlich, daß sie die Republik will. Von der Republik kommt er auf die Anarchie, von der Anarchie auf den Bürgerkrieg, der durch die Annahme des Antrags erfolgen kann und der Bürgerkrieg ist nach Herrn Reichelsperger „der Anfang des Unglücks!!!“ ‒ Hr. von Berg hat jetzt vollständig mit der Linken gebrochen, er wandelt den Weg der Frommen, der zu Geheimerathsstellen führt und auf eine solche aspirirt der gute Mann, da er doch einmal nicht Kultusminister werden kann, weil das Schicksal ihn zu einem Geistlichen gemacht. Er zeiht Jacoby der Inkonsequenz, daß er nämlich in einer früheren Schrift das Ministerium, des Mißtrauens in die deutsche Nationalversammlung angeklagt, daß er dessen vollständige Unterwerfung unter die Beschlüsse derselben gewollt und jetzt selber eine Mißbilligung ihrer Beschlüsse beantrage. Auch er riecht die Republik und dazu hat der fromme Mann kein Mandat, eine solche zu schaffen, Rheinland und Westphalen seien mit der Krone Preußen verbunden; ich sehe nicht ein, was wir mit einer Republik Berlin sollten, eben so gut könnten wir ja eine Republik Köln wollen und das sagt der geistliche Herr, wo kein Mensch an eine Republik Berlin oder Köln, sondern höchstens an eine deutsche Republik denken kann. Hr. Zachariä, der bekannte ministerielle Lebensretter, sieht auch Inkonsequenzen, er meint, man könnte nur die beiden Theile des Antrags umkehren, man müsse ja erst die Beschlußfähigkeit der Versammlung anerkennen, ehe man einen Tadel gegen ihre Beschlüsse aussprechen dürfe. Uebrigens hat er keinen Auftrag, Erklärungen abzugeben, es ginge ja auch die preußische Nationalversammlung nichts an, da sie ja nicht aus den Urwählern der Frankfurter Versammlung bestehe. ‒ Das ist der Geist der rechten Seite unserer Versammlung. Für den Antrag sprach Waldeck mit vielem Geschick und mit Wärme. Er machte darauf aufmerksam, daß man jetzt keine Throne ohne Land erschaffen dürfe; er fragte, wenn man über die Rechtsgültigkeit der Parlamentsbeschlüsse erst an die deutschen Regierungen appelliren wolle, ob man Rücksicht zu nehmen habe auf die Einwürfe irgend eines deutschen Fürsten, dessen atomistische Herrlichkeit kaum durch ein unbewaffnetes Auge zu schauen ist. Der Abgeordnete Burchardt aus Köln bemerkt, daß die Souveränetät des Volkes faktisch dennoch ausgeübt werde, die Beschlüsse der preußischen Nationalversammlung seien von der Regierung angenommen worden, die der Frankfurter Nat.-Vers. ebenfalls. Er fürchte sich gar nicht, daß sie sich denselben widersetzen könne, dennoch aber wolle er sie auch im Prinzip anerkannt wissen. Nach Jung und Behnsch, von denen der Letztere auf die Entschuldigung in der Thronrede hingewiesen, daß die hiesige Versammlung zu gleicher Zeit mit der Frankf. zusammenberufen sei, und wo selbst da schon fast anerkannt worden, daß wir uns den Beschlüssen der deutschen Nat.-Vers. unterwerfen müssen, spricht noch D'Ester. Er würde den Antrag mißbilligen, wenn er so plötzlich in die Versammlung hineingeschneit wäre, er würde es Unrecht finden, eine solche Frage nur theoretisch zu erörtern; aber sie sei hervorgerufen durch ein Faktum, die Erklärung des Ministeriums und eine Verwahrung, welche die preuß. Regierung an dieselbe zu knüpfen, für nothwendig erachtete. Die Versammlung kann einer solchen Verwahrung nicht ruhig zusehen, spricht sie aber dagegen, so muß sie auch in das Materielle der Frage eingehen, wollen wir uns nicht dem Verdacht aussetzen, wir hätten den Inhalt der Frage gebilligt. Denn, wenn wir nicht sagen, die Regierung habe nicht die Befugniß einer solchen Verwahrung, so lastet sicher der Verdacht auf uns, daß wir den Beschluß völlig gebilligt hätten. Daher kommt es, daß der erste Theil des Jacoby'schen Antrags vorangehen muß. Der Redner begegnet den beiden Vorwürfen der Inkompetenz der Versammlung und des Republikanischen in demselben. Wir sind vollständig kompetent ‒ sagt er ‒ weil wir berufen sind, ein kräftiges, glückliches und nach allen Seiten hin hervorragendes Preußen zu rekonstituiren. Aber Preußen ist zugleich ein Theil Deutschlands und deshalb müssen wir aussprechen, in welchem Verhältniß es zu Deutschland stehen soll. Wir müssen auch auf das Materielle der Frage eingehen, und deshalb sind wir berufen, auch einen Tadel auszusprechen. Der Einwurf des Republikanismus ist falsch, denn wenn es zu einer Republik gehört, daß das Oberhaupt verantwortlich sei, so beweist uns Amerika mit seinem unverantwortlichen Präsidenten das Gegentheil. Und gerade die Unverantwortlichkeit des deutschen Reichsverwesers setzt die konstitutionellen Staaten in größere Gefahr, als es bei einem verantwortlichen der Fall gewesen, der aus der Wahl des ganzen Volkes hervorgegangen wäre. Gerade die Wahl des Reichsverwesers aus einer Fürstenfamilie, bedrohe die konstitutionellen Staaten des übrigen Deutschlands mit der Hegemonie einer einzigen Familie, und nur dadurch wird die Selbstständigkeit derselben gesichert, daß kein Einzelner gegen die Beschlüsse der deutschen Nationalversammlung dazwischen treten kann.

Der Abg. Parisius, der jetzt der getreue Phylar des Ministeriums, beantragt die Vertagung des Antrags auf morgen; sie wird angenommen. Heute haben 14 Redner gesprochen, noch 75 sind eingeschrieben.

‒ In der Stadtverordneten-Versammlung hat der Sicherheits-Ausschuß an den Polizeipräsidenten die Aufforderung gerichtet, jetzt endlich die Zügel der Polizeigewalt, mit deren Ausübung sich bis jetzt die Kommunalbehörden hätten befassen müssen, wieder in die Hand zu nehmen, damit die Kommunalbehörden in ihre eigentliche und wirkliche Stellung zurücktreten könnten. Der Präsident hat dieser Aufforderung Genüge zu leisten versprochen.

Die Angelegenheit der Herbeiziehung des 12. Regiments und ihrer Folgen ist dadurch in ein neues Stadium getreten, daß der Stadtverordneten-Vorsteher Seidel bei der Versammlung beantragt hat, ein Anerkennungsschreiben an den Kommandeur, so wie an die Bataillone, welche für die Aufrechterhaltung der Ordnung bei dieser Angelegenheit gewirkt, zu erlassen. Die Versammlung hat auch diesen Antrag genehmigt.

14 Berlin, 11. Juli.

Man erzählt mit vieler Bestimmtheit, daß morgen die Schloßgitter wieder eingesetzt werden, und das 2. Garderegiment von Potsdam einrücken soll. In dem Volksklub ist man sehr thätig.

‒ Die Studenten-Deputation, welche am Mittwoch sich nach dem Sitzungssaal der ordentlichen Professoren begab, um Hrn. Prof. Franz ihre Anerkennung, Hrn. Lachmann ihre Mißbilligung auszudrücken, ist vom Rektor, Hrn. Johannes Müller aus Koblenz, nicht ins Zimmer gelassen worden. Derselbe gab vor, daß die Hrn. Professoren mit höchst dringenden Geschäften überladen wären; ‒ nachträglich erfuhr man, daß er in dieser Angelegenheit höchst eigenmächtig gehandelt hatte, indem er zu einer solchen Abweisung in keiner Weise ermächtigt gewesen war. Die Studirenden ließen sich durch dieses Verfahren von der Kundgebung ihrer Gesinnungen durchaus nicht zurückschrecken. Eine Deputation der Studentenschaft, bestehend aus den Hrn. Diesterweg, Dehnike, Gad und Voswinckel, begab sich Freitag zu Hrn. Prof. Franz, um denselben der Sympathien und des wärmsten Dankes der Studirenden für die in seinem Proömium ausgesprochenen Ansichten zu versichern. Bei dieser Gelegenheit überzeugte man sich von der interessanten Thatsache, daß die Behauptung des flachsköpfigen Hrn. Lachmann, Prof. Franz, habe sich später einen Zusatz zu seinem Proömium erlaubt, eine unwahre sei. Dieser angebliche Zusatz findet sich nämlich nicht nur in dem Hrn. Prof. Lachmann übersandten Manuskripte, sondern auch in den bereits gedruckten Exemplaren. Es ist überflüssig, zu bemerken, welche Art von Würdigung diese Winkelzüge unter den Studirenden gefunden haben; die einzige Thatsache, daß das Auditorium des Hrn. Prof. Lachmann Samstag Morgen leer war und der Hr. Prof. unverrichteter Sache nach Hause zurückkehren mußte, spricht deutlich genug.

‒ Als im vergangenen Herbst und Winter die asiatische Cholera. vom Süden Rußlands ausgehend und nordwärts fortschreitend, sich durch den größesten Theil des europäischen Rußlands verbreitete, haben die preußischen oberen Medizinal-Behörden den Gang dieser Epidemie mit ununterbrochener Aufmerksamkeit verfolgt. Schon im November v. J. wurde deshalb seitens des Ministeriums des Innern und des Ministeriums der Medizinal-Angelegenheiten der Theil des Reglements über das Verfahren bei ansteckenden Krankheiten vom 28. Oktober 1835, welcher sich auf die Cholera bezieht, einer Revision unterworfen und bei des Königs Majestät die Aufhebung einiger Vorschriften des gedachten Reglements beantragt, welche die Erfahrung als nicht völlig zweckmäßig oder überflüssig erwiesen hat. Nach erfolgter Königlicher Genehmigung wurden die Regierungen der Provinzen, in denen das Auftreten der Cholera am ersten erwarten werden durfte, von diesen Abänderungen in Kenntniß gesetzt und zur pünktlichen Ausführung der Vorschriften des Reglements angewiesen. Nachdem am 8. v. M. die Cholera nun auch in St. Petersburg ausgebrochen und im Süden bis Bucharest vorgedrungen ist, wird die bereits erfolgte Anweisung der betreffenden Regierungs-Behörden wiederholt und denselben zur Pflicht gemacht werden, der Ausführung des in Betreff des Verfahrens bei dieser Krankheit verordneten und noch heute für vollkommen ausreichend und zweckmäßig zu erachtenden Maßregeln ihre volle Aufmerksamkeit zu widmen.

103 Berlin, 10. Juli.

Die heute Abend stattgefundene Volksversammlung ist ruhig vorübergegangen. Viele Tausend Menschen hatten sich eingefunden, welche folgende Adresse einstimmig annahmen und mit Unterschriften versahen.

An die 92 Abgeordnete der deutschen Nationalversammlung, welchebei der Abstimmung über die provisorische Centralgewalt in der Minorität waren.
Abgeordnete des Volks!

Nach langer Knechtschaft und Mißhandlung hat endlich das deutsche Volk in den Tagen des März durch Kampf und Blut seine Souveränetät zur Geltung gebracht. Aus seinem Willen ist die National-Versammlung zu Frankfurt hervorgegangen, damit sie die Selbstregierung und Einheit des deutschen Volkes ausspreche.

Umsonst haben wir seit Wochen auf die Erfüllung dieses Auftrages gewartet. Die Versammlung berieth unendlich und that nichts. Jetzt endlich hat sie beschlossen. Und wie hat sie beschlossen?

Hat sie die Selbstregierung des Volkes ausgesprochen? Nein! Sie hat die Centralgewalt Deutschlands einem Fürsten überliefert. Sie hat diesen Fürsten für unverantwortlich erklärt. Sie hat ihn förmlich der Pflicht entbunden, die Beschlüsse, welche das Volk durch seine Abgeordneten in der National-Versammlung fassen läßt, zu verkünden und zu vollziehen. Sie hat somit die Souveränetät des deutschen Volkes an einen Diktator verrathen!

Hat ferner die deutsche National-Versammlung den Willen des Volkes vollführt und die Einheit Deutschlands ausgesprochen? Sie hat beschlossen, die Centralgewalt soll sich mit den „Bevollmächtigten der Landesregierungen in's Einvernehmen setzen.“ Die Bevollmächtigten der Landesregierungen sind aber die Gesandten der deutschen Fürsten. Aus ihnen bestand schon der alte Bundestag. Diesen hat sie daher, dem Worte nach zwar aufgehoben, aber der That nach beibehalten. Und sie hat an die Spitze dieses Rathes fürstlicher Gesandten den Diktator gestellt.

Sie hat demnach, wie die Freiheit an den Diktator, so die Einheit an die deutschen Fürsten verrathen.

Wir erklären daher hiermit feierlich, daß wir diese Beschlüsse der Majorität der deutschen National-Versammlung nicht anerkennen. Die sie gefaßt haben, haben ihr Mandat überschritten; sie haben Verrath geübt an der Freiheit und Einheit Deutschlands. Das Volk wird sie zur Verantwortung ziehen.

Euch ihr Männer, die Ihr bei jenen Beschlüssen in der Minderheit geblieben seid, die Ihr auf der Selbstherrschaft des Volkes bestanden habt, wir danken Euch nicht ‒ denn Ihr habt gethan, was Eure Pflicht war ‒ aber wir fordern Euch auf:

Scheidet aus, aus dieser Versammlung von Fürstendienern! Konstituirt Euch selbstständig im Namen des einen und souveränen Volkes. Die ungeheure Mehrheit der deutschen Nation wird hinter Euch stehen und Eure Beschlüsse vollziehen.“

Die Adresse wird vom demokratischen Central-Comité an alle demokratischen Vereine Deutschlands zur Beistimmung und Sammlung von Unterschriften eingesendet werden, damit die demokratische Parthei der deutschen Nationalversammlung erfahre, wie die große Masse des deutschen Volkes über ihr Wirken urtheilt.

Potsdam, 8. Juli.

Zur Feier des Geburtstages des Kaisers von Rußland war gestern ein großes Diner auf Sanssouci, zu welchem die k. russische Gesandtschaft, sowie auch der Graf Benkendorf, Flügeladjutant des Kaisers, eingeladen waren. Der König, sowie sämmtliche Prinzen des k. Hauses, waren in der russischen Uniform der ihnen ertheilten Regimenter erschienen. Der König brachte die Gesundheit des Kaisers aus, welchen Toast der russische Gesandte, Frhr. v. Meyendorf, erwiederte, worauf durch ein Musikchor des 1. Garde-Regiments die russische Nationalhymne gespielt wurde. Sämmtliche Wasserkünste waren in Bewegung. Am Abend machte der Hof vom Marmorpalais, im neuen Garten, aus, eine Wasserfahrt nach der Pfaueninsel.

(B. N.)
* Breslau, 10. Juli.

Der Gouverneur der Stadt hat nach dem neulichen Vorfall mit einem Offizier, der zur Noth dem gerechten Unwillen des Volkes entging, dem Magistrat erklärt: er würde, so wie irgend etwas Aehnliches wieder vorfiele, unnachsichtlich von seiner Militärmacht Gebrauch machen, ohne auf die Civilbehörde irgend welche Rücksicht zu nehmen. Es scheint, daß der Herr Gouverneur nach dem erfreulichen immer offneren Hervortreten der Hannsemann'schen Reaktionspläne auch den alten Plan einer allgemeinen Bürgerentwaffnung und Aufhebung der Preßfreiheit mittelst Proklamation des Belagerungszustandes wiederaufnehmen will, wozu der Anlaß bequem durch Excesse einiger schnapsgestärkten Krieger provocirt werden kann. Mann erinnert sich, daß dieser große Schlag früher gleichzeitig in den 3 Hauptstädten Berlin, Breslau und Köln beabsichtigt worden ist.

Stettin, 10. Juli.

So eben geht uns die zuverlässige Nachricht aus Berlin zu, daß gestern den 9., Nachmittags eine telegraphische Depesche nach Antwerpen gegangen, welche dem dortigen Agenten Philippsborn die Weisung ertheilt, sich sofort als deutscher Konsul nach Helsingör zu begeben, da ein Waffenstillstand mit dreimonatlicher Kündigung abgeschlossen sei. Ein Minister ließ hierbei die Bemerkung fallen, die Bedingungen seien so vortheihaft für Preußen, daß man sogar befürchte, wegen eines Paragraphen mit Frankfurt in Konflikt zu gerathen.

(Osts. Z.)
Graudenz 5. Juli.

Es sind viele polnische Edelleute in die Festung eingesperrt worden. Auch werden noch öfter polnische Landleute und militärische Ueberläufer hier in Verwahrsam gebracht. Die Landwehr ist auch hier zwar ausgehoben, doch nur erst die Infanterie.

Der Kommandant der Festung hat den Befehl erhalten, selbige vollständig in den Kriegszustand zu setzen. Es wird daran auch thätig gearbeitet, viele tausend Pallisaden sind schon angefahren und an den Thoren und Wällen eingerammt. Die Armirung soll 40,000 Thlr. kosten. Die Vernichtung der Glacis-Anpflanzungen hat der Kommandant bis zum äußersten Nothfall auf das Bitten der Bürger ausgesetzt, die dann selbst behülflich sein wollen. Nur die Seite nach Neudorf zu ist gelichtet, da viel Strauch zu Faschinen gebraucht wurde.

Das Getraide steht in hiesiger Gegend meistentheils gut und verspricht, wie auch die anderen Feldfrüchte, eine sehr reiche Erndte. In der ganzen Provinz stockt aber der Verkehr gänzlich.

Auch hier giebt es, wie in anderen Provinzen, Reaktionäre, deren Zahl jedoch nur höchst unbedeutend und nicht die Rede werth ist. Es fällt Keinem ein, gegen Berlin aufstehen zu wollen, wohl aber würden viele dies für Berlin zu thun geneigt sein, und völlig einig scheint man darüber zu sein, daß die Ruhe und das Vertrauen nicht eher im Lande widerkehren werden, als bis das Ministerium Hansemann-Auerswald durch ein wirklich volksthümliches ersetzt ist.

(Osts. Z.)
12 Lübeck, 11. Juli.

Heute wurde durch einen englischen Kabinetskurier die Nachricht hieher gebracht, daß ein Waffenstillstand mit Dänemark auf 3 Monate abgeschlossen ist. Das Embargo wird nicht aufgehoben, dagegen dürfen weder neue Prise aufgebracht, noch die aufgebrachten kondemnirt werden; die schwedischen Truppen müssen die dänischen Inseln räumen. Ueber die Grundlagen des nun in Aussicht stehenden Friedens berichten Reisende, welche direkt aus England kommen, daß dort mit Bestimmtheit behauptet werde, sie seien auf den status quo ante bellum basirt, die Personalunion werde aufrecht erhalten, und Schleswig nicht in den Bund der Deutschen aufgenommen.

* Frankfurt, 12. Juli.

Gestern Abend 6 Uhr ist der Erzherzog Johann der Unverantwortliche hier angekommen. Im Hotel de Russie wurde er von Gagern und der Deputation der Nationalversammlung empfangen. Der edle Gagern redete Folgendes:

„Durchlauchtigster Erzherzog Reichsverweser! Die Nationalversammlung hat mich beauftragt, in ihrem Namen an der Spitze dieser Deputation Eure kaiserliche Hoheit bei Ihrer Ankunft ehrerbietig zu begrüßen. Dem allgemeinen Dankgefühl darf ich Worte leihen, das sich kundgegeben in dem in so erwünschter Weise schnell gefaßten Entschluß: die provisorische Centralgewalt über Deutschland, die Eurer kaiserlichen Hoheit gesetzlich übertragen worden ist, sofort übernehmen zu wollen. Ganz Deutschland vereinigt sich in diesem Dankgefühl, und sieht in der hochherzigen Entschließung Eurer kaiserlichen Hoheit, der die Ausführung unmittelbar folgt, die Bürgschaft einer glücklicheren, einer glorreichen Zukunft. Wir dürfen voraussetzen, daß es in der Absicht Ew. kaiserlichen Hoheit liegt, in der Nationalversammlung zu erscheinen, um dort mittelst feierlichen Akts die hohe Würde eines Reichs-Verwesers förmlich anzutreten. Es liegt mit in dem Zwecke unserer Sendung, daß wir Ew. kaiserl. Hoheit Wünsche in dieser Hinsicht ehrerbietigst entgegennehmen.“

Hierauf entgegnete der Reichsverweser:

„Ich danke Ihnen, meine Herren, für den Empfang. Als ich die Nachricht von der Wahl des deutschen Volkes bekam, war ich erstaunt, daß mein großes Vaterland, das große Deutschland, in meinen alten Tagen an mich einfachen Mann gedacht hatte. Es gibt Anforderungen an den Menschen, bei welchen er nicht schwanken darf, in welchen Lagen und in was immer für Verhältnissen er sich befinden mag. Wenn das Vaterland ruft, so ist es Pflicht seine letzte Kraft, seine letzten Jahre demselben zu weihen. Dies hat mich bewogen, Ihren Ruf anzunehmen, um mit Ihnen das große heilige Werk zu vollenden. Da habt Ihr mich; ich gehöre zu Euch.“

Heute Morgen um 9 Uhr findet die feierliche Einführung des Reichsverwesers in der Versammlung der St. Paulskirche statt.

Frankfurt, 5. Juli.

Die Germanistenversammlung wird diesen Herbst nicht stattfinden. ‒ Jakob Grimm.

Ludwigsburg, 7. Juli.

Heute wurde ein Kaufmann aus Heilbronn unter Eskorte von zwei Landjägern in einer Kutsche hier durch nach Stuttgart transportirt. In Asperg ist, in Folge eines aus Stuttgart eingetroffenen Befehls, ein dortiger Unterlehrer verhaftet worden.

(L. T.)

‒ Berichten aus Schleswig zufolge, ist das dänische Dampfschiff „Iris“ im Aerosund von einer holsteinischen Batterie beschossen und schon durch den zweiten Schuß so stark beschädigt worden, daß das Schiff von der Mannschaft hat verlassen werden müssen.

‒ Die „Schlesw. Holst. Zeitung“ publizirt die provisorische Verordnung, betreffend, die Einführung allgemeiner Wehrpflicht und das bei der Aushebung zum Landmilitärdienst zu beobachtende Verfahren für die Zeit des gegenwärtigen Krieges.

‒ In der Sitzung der schleswig-holsteinischen Ständeversammlung vom 8. Juli, fand die Schlußberathung über die Glückstadt-Heider Eisenbahnsache Statt. Da die beschlußfähige Anzahl nicht vorhanden war, so verschob man die Abstimmung. Der Präsident berichtete, daß auf sein Befragen der Kommissar über die Dauer der Diät erklärt habe, dieselbe könne noch die nächste Woche fortgehen.

(N. Z.)
Prag, 8. Juli.

Der Magistrat veröffentlicht heute folgende Kundmachung des Fürsten Windisch-Grätz und Grafen Leo Thun:

„Nachdem am 8. und 9. d. die Wahlen für den Reichstag vor sich gehen werden,so können Versammlungen nicht nur zur Vornahme derselben, sondern auch zur Besprechung der Wähler unbeanständet stattfinden, und ist nur von Zeit und Ort dem Bürgermeister die Anzeige zu erstatten, so wie auch der freien Besprechung dieser Angelegenheit durch die Presse nichts entgegensteht.“ ‒ Gegen diesen Erlaß wäre nichts einzuwenden, im Gegentheil ist die Bereitwilligkeit, mit welcher ein konstitutionelles Recht anerkannt wird, erfreulich, wenn nur nicht die Ironie des Schicksals gewollt hätte, daß der Beschluß in einem Augenblick publizirt wird, wo die Urwahlen bereits stattfinden, welchen in 24 Stunden die Deputirtenwahlen folgen. Unter diesen Umständen ist die Erlaubniß zu Wählerversammlungen illusorisch.

(Siehe den Verfolg in der Beilage.)

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schweigen würde einer Zustimmung                         gleich sein. Die früheren Minister haben immer mit beredten Worten von der                         Einheit Deutschlands gesprochen, ja es gibt wohl keiner, der nicht                         behauptete, daß er sie wolle, nur über die Ausführung können wir                         verschiedener Meinung sein. Das Ministerium hat erklärt, daß es die Wahl des                         Erzherzogs Johann freudig begrüße, daß es sich aber gegen die Konsequenzen,                         welche aus den Beschlüssen der Nationalversammlung für die Zukunft gezogen                         werden könnten, verwahre. Hieraus geht hervor, daß es wie <hi rendition="#g">für</hi> den Beschluß der Frankfurter Versammlung, so auch <hi rendition="#g">gegen</hi> denselben sich hätte erklären können, diese                         Ansicht steht aber im Widerspruche mit der Ansicht der Nationalversammlung                         selbst, mit der mehrerer Regierungen, und ohne Zweifel mit der Ansicht eines                         großen Theiles des Volkes. Durch die Annahme des bekannten Raveaux'schen                         Antrages habe die Frankfurter Versammlung sich für kompetent erklärt,                         rechtskräftige Beschlüsse zu fassen. Es genügt jetzt nicht mehr, die                         deutsche Einheit mit schönen Worten zu preisen; ich stimme daher ohne                         Rückhalt und ohne Vorbehalt der Ansicht der deutschen Nationalversammlung                         bei, denn wenn die Einheit eine Wahrheit werden soll, so können wir                         unmöglich verlangen, daß die Nationalversammlung noch bei den 36 deutschen                         Regierungen beantrage, daß sie ihre Beschlüsse genehmige. Der Redner spricht                         hierauf noch über den Inhalt des Frankfurter Beschlusses und bedauert                         denselben. Das deutsche Volk hat wohl die bestehenden Throne geschont, aber                         schwerlich wollte es noch einen Thron aufrichten.</p>
          <p>Von 4 vorgeschlagenen Amendements wird nur das eine vom Abgeordneten Ahrentz                         diskutirt, das folgendermaßen lautet: &#x201E;Die preußische Nationalversammlung                         findet keine Veranlassung, eine Mißbilligung des Beschlusses der deutschen                         Nationalversammlung über die Wahl des Reichsverwesers auszusprechen, noch                         die Gränzen der Rechte dieser Verfassung bestimmen zu wollen. Sie erklärt                         sich aber zugleich dahin, daß die preußische Regierung auf ihre unbedingte                         Zustimmung und Mitwirkung rechnen kann, bei allen den Maßregeln, welche                         dieselbe in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der deutschen                         Nationalversammlung oder der Central-Exekutivgewalt ergreifen wird, um                         dadurch die Bande der Einheit des gemeinsamen Vaterlandes zu befestigen und                         die Wiedergeburt und Gründung eincs neuen, einigen, großen und freien                         Deutschlands zu bewerkstelligen.&#x201C; Auch dies Amendement, trotzdem es gar                         nichts sagt, etwas was der Majorität unserer Versammlung sonst willkommen                         ist, wird schwerlich angenommen werden. Von den Rednern, welche gegen den                         Antrag sprachen, erwähnen wir die Herren Reichelsperger und von Berg. Der                         Erstere verlangt von der Linken, von der der Antrag ausgegangen, dieselbe                         Offenheit, mit welcher die Linke in Frankfurt aufgetreten, nämlich, daß sie                         die Republik will. Von der Republik kommt er auf die Anarchie, von der                         Anarchie auf den Bürgerkrieg, der durch die Annahme des Antrags erfolgen                         kann und der Bürgerkrieg ist nach Herrn Reichelsperger &#x201E;der <hi rendition="#g">Anfang</hi> des Unglücks!!!&#x201C; &#x2012; Hr. von Berg hat jetzt                         vollständig mit der Linken gebrochen, er wandelt den Weg der Frommen, der zu                         Geheimerathsstellen führt und auf eine solche aspirirt der gute Mann, da er                         doch einmal nicht Kultusminister werden kann, weil das Schicksal ihn zu                         einem Geistlichen gemacht. Er zeiht Jacoby der Inkonsequenz, daß er nämlich                         in einer früheren Schrift das Ministerium, des Miß<hi rendition="#g">trauens</hi> in die deutsche Nationalversammlung angeklagt, daß er                         dessen vollständige Unterwerfung unter die Beschlüsse derselben gewollt und                         jetzt selber eine Miß<hi rendition="#g">billigung</hi> ihrer Beschlüsse                         beantrage. Auch er riecht die Republik und dazu hat der fromme Mann kein                         Mandat, eine solche zu schaffen, Rheinland und Westphalen seien mit der <hi rendition="#g">Krone</hi> Preußen verbunden; ich sehe nicht ein, was wir                         mit einer Republik Berlin sollten, eben so gut könnten wir ja eine Republik                         Köln wollen und das sagt der geistliche Herr, wo kein Mensch an eine                         Republik Berlin oder Köln, sondern höchstens an eine deutsche Republik                         denken kann. Hr. Zachariä, der bekannte ministerielle Lebensretter, sieht                         auch Inkonsequenzen, er meint, man könnte nur die beiden Theile des Antrags                         umkehren, man müsse ja erst die Beschlußfähigkeit der Versammlung                         anerkennen, ehe man einen Tadel gegen ihre Beschlüsse aussprechen dürfe.                         Uebrigens hat er keinen Auftrag, Erklärungen abzugeben, es ginge ja auch die                         preußische Nationalversammlung nichts an, da sie ja nicht aus den Urwählern                         der Frankfurter Versammlung bestehe. &#x2012; Das ist der Geist der rechten Seite                         unserer Versammlung. Für den Antrag sprach Waldeck mit vielem Geschick und                         mit Wärme. Er machte darauf aufmerksam, daß man jetzt keine Throne ohne Land                         erschaffen dürfe; er fragte, wenn man über die Rechtsgültigkeit der                         Parlamentsbeschlüsse erst an die deutschen Regierungen appelliren wolle, ob                         man Rücksicht zu nehmen habe auf die Einwürfe irgend eines deutschen                         Fürsten, dessen atomistische Herrlichkeit kaum durch ein unbewaffnetes Auge                         zu schauen ist. Der Abgeordnete Burchardt aus Köln bemerkt, daß die                         Souveränetät des Volkes faktisch dennoch ausgeübt werde, die Beschlüsse der                         preußischen Nationalversammlung seien von der Regierung angenommen worden,                         die der Frankfurter Nat.-Vers. ebenfalls. Er fürchte sich gar nicht, daß sie                         sich denselben widersetzen könne, dennoch aber wolle er sie auch im Prinzip                         anerkannt wissen. Nach Jung und Behnsch, von denen der Letztere auf die                         Entschuldigung in der Thronrede hingewiesen, daß die hiesige Versammlung zu                         gleicher Zeit mit der Frankf. zusammenberufen sei, und wo selbst da schon                         fast anerkannt worden, daß wir uns den Beschlüssen der deutschen Nat.-Vers.                         unterwerfen müssen, spricht noch D'Ester. Er würde den Antrag mißbilligen,                         wenn er so plötzlich in die Versammlung hineingeschneit wäre, er würde es                         Unrecht finden, eine solche Frage nur theoretisch zu erörtern; aber sie sei                         hervorgerufen durch ein Faktum, die Erklärung des Ministeriums und eine                         Verwahrung, welche die preuß. Regierung an dieselbe zu knüpfen, für                         nothwendig erachtete. Die Versammlung kann einer solchen Verwahrung nicht                         ruhig zusehen, spricht sie aber dagegen, so muß sie auch in das Materielle                         der Frage eingehen, wollen wir uns nicht dem Verdacht aussetzen, wir hätten                         den Inhalt der Frage gebilligt. Denn, wenn wir nicht sagen, die Regierung                         habe nicht die Befugniß einer solchen Verwahrung, so lastet sicher der                         Verdacht auf uns, daß wir den Beschluß völlig gebilligt hätten. Daher kommt                         es, daß der erste Theil des Jacoby'schen Antrags vorangehen muß. Der Redner                         begegnet den beiden Vorwürfen der Inkompetenz der Versammlung und des                         Republikanischen in demselben. Wir sind vollständig kompetent &#x2012; sagt er &#x2012;                         weil wir berufen sind, ein kräftiges, glückliches und nach allen Seiten hin                         hervorragendes Preußen zu rekonstituiren. Aber Preußen ist zugleich ein                         Theil Deutschlands und deshalb müssen wir aussprechen, in welchem Verhältniß                         es zu Deutschland stehen soll. Wir müssen auch auf das Materielle der Frage                         eingehen, und deshalb sind wir berufen, auch einen Tadel auszusprechen. Der                         Einwurf des Republikanismus ist falsch, denn wenn es zu einer Republik                         gehört, daß das Oberhaupt verantwortlich sei, so beweist uns Amerika mit                         seinem unverantwortlichen Präsidenten das Gegentheil. Und gerade die                         Unverantwortlichkeit des deutschen Reichsverwesers setzt die                         konstitutionellen Staaten in größere Gefahr, als es bei einem                         verantwortlichen der Fall gewesen, der aus der Wahl des ganzen Volkes                         hervorgegangen wäre. Gerade die Wahl des Reichsverwesers aus einer                         Fürstenfamilie, bedrohe die konstitutionellen Staaten des übrigen                         Deutschlands mit der Hegemonie einer einzigen Familie, und nur dadurch wird                         die Selbstständigkeit derselben gesichert, daß kein Einzelner gegen die                         Beschlüsse der deutschen Nationalversammlung dazwischen treten kann.</p>
          <p>Der Abg. <hi rendition="#g">Parisius,</hi> der jetzt der getreue Phylar des                         Ministeriums, beantragt die Vertagung des Antrags auf morgen; sie wird                         angenommen. Heute haben 14 Redner gesprochen, noch 75 sind                         eingeschrieben.</p>
          <p>&#x2012; In der Stadtverordneten-Versammlung hat der Sicherheits-Ausschuß an den                         Polizeipräsidenten die Aufforderung gerichtet, jetzt endlich die Zügel der                         Polizeigewalt, mit deren Ausübung sich bis jetzt die Kommunalbehörden hätten                         befassen müssen, wieder in die Hand zu nehmen, damit die Kommunalbehörden in                         ihre eigentliche und wirkliche Stellung zurücktreten könnten. Der Präsident                         hat dieser Aufforderung Genüge zu leisten versprochen.</p>
          <p>Die Angelegenheit der Herbeiziehung des 12. Regiments und ihrer Folgen ist                         dadurch in ein neues Stadium getreten, daß der Stadtverordneten-Vorsteher <hi rendition="#g">Seidel</hi> bei der Versammlung beantragt hat, ein                         Anerkennungsschreiben an den Kommandeur, so wie an die Bataillone, welche                         für die Aufrechterhaltung der Ordnung bei dieser Angelegenheit gewirkt, zu                         erlassen. Die Versammlung hat auch diesen Antrag genehmigt.</p>
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          <head><bibl><author>14</author></bibl> Berlin, 11. Juli.</head>
          <p>Man erzählt mit vieler Bestimmtheit, daß morgen die Schloßgitter wieder                         eingesetzt werden, und das 2. Garderegiment von Potsdam einrücken soll. In                         dem Volksklub ist man sehr thätig.</p>
          <p>&#x2012; Die Studenten-Deputation, welche am Mittwoch sich nach dem Sitzungssaal der                         ordentlichen Professoren begab, um Hrn. Prof. Franz ihre Anerkennung, Hrn.                         Lachmann ihre Mißbilligung auszudrücken, ist vom Rektor, Hrn. Johannes                         Müller aus Koblenz, nicht ins Zimmer gelassen worden. Derselbe gab vor, daß                         die Hrn. Professoren mit höchst dringenden Geschäften überladen wären; &#x2012;                         nachträglich erfuhr man, daß er in dieser Angelegenheit höchst eigenmächtig                         gehandelt hatte, indem er zu einer solchen Abweisung in keiner Weise                         ermächtigt gewesen war. Die Studirenden ließen sich durch dieses Verfahren                         von der Kundgebung ihrer Gesinnungen durchaus nicht zurückschrecken. Eine                         Deputation der Studentenschaft, bestehend aus den Hrn. Diesterweg, Dehnike,                         Gad und Voswinckel, begab sich Freitag zu Hrn. Prof. Franz, um denselben der                         Sympathien und des wärmsten Dankes der Studirenden für die in seinem                         Proömium ausgesprochenen Ansichten zu versichern. Bei dieser Gelegenheit                         überzeugte man sich von der interessanten Thatsache, daß die Behauptung des                         flachsköpfigen Hrn. Lachmann, Prof. Franz, habe sich später einen Zusatz zu                         seinem Proömium erlaubt, eine unwahre sei. Dieser angebliche Zusatz findet                         sich nämlich nicht nur in dem Hrn. Prof. Lachmann übersandten Manuskripte,                         sondern auch in den bereits gedruckten Exemplaren. Es ist überflüssig, zu                         bemerken, welche Art von Würdigung diese Winkelzüge unter den Studirenden                         gefunden haben; die einzige Thatsache, daß das Auditorium des Hrn. Prof.                         Lachmann Samstag Morgen leer war und der Hr. Prof. unverrichteter Sache nach                         Hause zurückkehren mußte, spricht deutlich genug.</p>
          <p>&#x2012; Als im vergangenen Herbst und Winter die asiatische Cholera. vom Süden                         Rußlands ausgehend und nordwärts fortschreitend, sich durch den größesten                         Theil des europäischen Rußlands verbreitete, haben die preußischen oberen                         Medizinal-Behörden den Gang dieser Epidemie mit ununterbrochener                         Aufmerksamkeit verfolgt. Schon im November v. J. wurde deshalb seitens des                         Ministeriums des Innern und des Ministeriums der Medizinal-Angelegenheiten                         der Theil des Reglements über das Verfahren bei ansteckenden Krankheiten vom                         28. Oktober 1835, welcher sich auf die Cholera bezieht, einer Revision                         unterworfen und bei des Königs Majestät die Aufhebung einiger Vorschriften                         des gedachten Reglements beantragt, welche die Erfahrung als nicht völlig                         zweckmäßig oder überflüssig erwiesen hat. Nach erfolgter Königlicher                         Genehmigung wurden die Regierungen der Provinzen, in denen das Auftreten der                         Cholera am ersten erwarten werden durfte, von diesen Abänderungen in                         Kenntniß gesetzt und zur pünktlichen Ausführung der Vorschriften des                         Reglements angewiesen. Nachdem am 8. v. M. die Cholera nun auch in St.                         Petersburg ausgebrochen und im Süden bis Bucharest vorgedrungen ist, wird                         die bereits erfolgte Anweisung der betreffenden Regierungs-Behörden                         wiederholt und denselben zur Pflicht gemacht werden, der Ausführung des in                         Betreff des Verfahrens bei dieser Krankheit verordneten und noch heute für                         vollkommen ausreichend und zweckmäßig zu erachtenden Maßregeln ihre volle                         Aufmerksamkeit zu widmen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar044_009" type="jArticle">
          <head><bibl><author>103</author></bibl> Berlin, 10. Juli.</head>
          <p>Die heute Abend stattgefundene Volksversammlung ist ruhig vorübergegangen.                         Viele Tausend Menschen hatten sich eingefunden, welche folgende Adresse                         einstimmig annahmen und mit Unterschriften versahen.</p>
          <p>An die 92 Abgeordnete der deutschen Nationalversammlung, welche<hi rendition="#et">bei der Abstimmung über die provisorische Centralgewalt                             in der Minorität waren.<lb/>
Abgeordnete des Volks!</hi></p>
          <p>Nach langer Knechtschaft und Mißhandlung hat endlich das deutsche Volk in den                         Tagen des März durch Kampf und Blut seine Souveränetät zur Geltung gebracht.                         Aus seinem Willen ist die National-Versammlung zu Frankfurt hervorgegangen,                         damit sie die Selbstregierung und Einheit des deutschen Volkes                         ausspreche.</p>
          <p>Umsonst haben wir seit Wochen auf die Erfüllung dieses Auftrages gewartet.                         Die Versammlung berieth unendlich und that nichts. Jetzt endlich hat sie                         beschlossen. Und wie hat sie beschlossen?</p>
          <p>Hat sie die <hi rendition="#g">Selbstregierung</hi> des Volkes ausgesprochen?                         Nein! Sie hat die Centralgewalt Deutschlands einem Fürsten überliefert. Sie                         hat diesen Fürsten für unverantwortlich erklärt. Sie hat ihn förmlich der                         Pflicht entbunden, die Beschlüsse, welche das Volk durch seine Abgeordneten                         in der National-Versammlung fassen läßt, zu verkünden und zu vollziehen. Sie                         hat somit die Souveränetät des deutschen Volkes an einen Diktator                         verrathen!</p>
          <p>Hat ferner die deutsche National-Versammlung den Willen des Volkes vollführt                         und die <hi rendition="#g">Einheit</hi> Deutschlands ausgesprochen? Sie hat                         beschlossen, die Centralgewalt soll sich mit den &#x201E;Bevollmächtigten der                         Landesregierungen in's Einvernehmen setzen.&#x201C; Die Bevollmächtigten der                         Landesregierungen sind aber die Gesandten der deutschen Fürsten. Aus ihnen                         bestand schon der alte Bundestag. Diesen hat sie daher, dem Worte nach zwar                         aufgehoben, aber der That nach beibehalten. Und sie hat an die Spitze dieses                         Rathes fürstlicher Gesandten den Diktator gestellt.</p>
          <p>Sie hat demnach, wie die Freiheit an den Diktator, so die Einheit an die                         deutschen Fürsten verrathen.</p>
          <p>Wir erklären daher hiermit feierlich, daß wir diese Beschlüsse der Majorität                         der deutschen National-Versammlung nicht anerkennen. Die sie gefaßt haben,                         haben ihr Mandat überschritten; sie haben Verrath geübt an der Freiheit und                         Einheit Deutschlands. Das Volk wird sie zur Verantwortung ziehen.</p>
          <p>Euch ihr Männer, die Ihr bei jenen Beschlüssen in der Minderheit geblieben                         seid, die Ihr auf der Selbstherrschaft des Volkes bestanden habt, wir danken                         Euch nicht &#x2012; denn Ihr habt gethan, was Eure Pflicht war &#x2012; aber wir fordern                         Euch auf:</p>
          <p rendition="#et">Scheidet aus, aus dieser Versammlung von Fürstendienern!                         Konstituirt Euch selbstständig im Namen des einen und souveränen Volkes. Die                         ungeheure Mehrheit der deutschen Nation wird hinter Euch stehen und Eure                         Beschlüsse vollziehen.&#x201C;</p>
          <p>Die Adresse wird vom demokratischen Central-Comité an alle demokratischen                         Vereine Deutschlands zur Beistimmung und Sammlung von Unterschriften                         eingesendet werden, damit die demokratische Parthei der deutschen                         Nationalversammlung erfahre, wie die große Masse des deutschen Volkes über                         ihr Wirken urtheilt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar044_010" type="jArticle">
          <head>Potsdam, 8. Juli.</head>
          <p>Zur Feier des Geburtstages des Kaisers von Rußland war gestern ein großes                         Diner auf Sanssouci, zu welchem die k. russische Gesandtschaft, sowie auch                         der Graf Benkendorf, Flügeladjutant des Kaisers, eingeladen waren. Der                         König, sowie sämmtliche Prinzen des k. Hauses, waren in der russischen                         Uniform der ihnen ertheilten Regimenter erschienen. Der König brachte die                         Gesundheit des Kaisers aus, welchen Toast der russische Gesandte, Frhr. v.                         Meyendorf, erwiederte, worauf durch ein Musikchor des 1. Garde-Regiments die                         russische Nationalhymne gespielt wurde. Sämmtliche Wasserkünste waren in                         Bewegung. Am Abend machte der Hof vom Marmorpalais, im neuen Garten, aus,                         eine Wasserfahrt nach der Pfaueninsel.</p>
          <bibl>(B. N.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar044_011" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Breslau, 10. Juli.</head>
          <p>Der Gouverneur der Stadt hat nach dem neulichen Vorfall mit einem Offizier,                         der zur Noth dem gerechten Unwillen des Volkes entging, dem Magistrat                         erklärt: er würde, so wie irgend etwas Aehnliches wieder vorfiele,                         unnachsichtlich von seiner Militärmacht Gebrauch machen, ohne auf die                         Civilbehörde irgend welche Rücksicht zu nehmen. Es scheint, daß der Herr                         Gouverneur nach dem erfreulichen immer offneren Hervortreten der                         Hannsemann'schen Reaktionspläne auch den alten Plan einer allgemeinen                         Bürgerentwaffnung und Aufhebung der Preßfreiheit mittelst Proklamation des                         Belagerungszustandes wiederaufnehmen will, wozu der Anlaß bequem durch                         Excesse einiger schnapsgestärkten Krieger provocirt werden kann. Mann                         erinnert sich, daß dieser große Schlag früher gleichzeitig in den 3                         Hauptstädten Berlin, Breslau und Köln beabsichtigt worden ist.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar044_012" type="jArticle">
          <head>Stettin, 10. Juli.</head>
          <p>So eben geht uns die zuverlässige Nachricht aus Berlin zu, daß gestern den                         9., Nachmittags eine telegraphische Depesche nach Antwerpen gegangen, welche                         dem dortigen Agenten Philippsborn die Weisung ertheilt, sich sofort als                         deutscher Konsul nach Helsingör zu begeben, da ein Waffenstillstand mit                         dreimonatlicher Kündigung abgeschlossen sei. Ein Minister ließ hierbei die                         Bemerkung fallen, die Bedingungen seien so vortheihaft für Preußen, daß man                         sogar befürchte, wegen eines Paragraphen mit Frankfurt in Konflikt zu                         gerathen.</p>
          <bibl>(Osts. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar044_013" type="jArticle">
          <head>Graudenz 5. Juli.</head>
          <p>Es sind viele polnische Edelleute in die Festung eingesperrt worden. Auch                         werden noch öfter polnische Landleute und militärische Ueberläufer hier in                         Verwahrsam gebracht. Die Landwehr ist auch hier zwar ausgehoben, doch nur                         erst die Infanterie.</p>
          <p>Der Kommandant der Festung hat den Befehl erhalten, selbige vollständig in                         den Kriegszustand zu setzen. Es wird daran auch thätig gearbeitet, viele                         tausend Pallisaden sind schon angefahren und an den Thoren und Wällen                         eingerammt. Die Armirung soll 40,000 Thlr. kosten. Die Vernichtung der                         Glacis-Anpflanzungen hat der Kommandant bis zum äußersten Nothfall auf das                         Bitten der Bürger ausgesetzt, die dann selbst behülflich sein wollen. Nur                         die Seite nach Neudorf zu ist gelichtet, da viel Strauch zu Faschinen                         gebraucht wurde.</p>
          <p>Das Getraide steht in hiesiger Gegend meistentheils gut und verspricht, wie                         auch die anderen Feldfrüchte, eine sehr reiche Erndte. In der ganzen Provinz                         stockt aber der Verkehr gänzlich.</p>
          <p>Auch hier giebt es, wie in anderen Provinzen, Reaktionäre, deren Zahl jedoch                         nur höchst unbedeutend und nicht die Rede werth ist. Es fällt Keinem ein,                         gegen Berlin aufstehen zu wollen, wohl aber würden viele dies für Berlin zu                         thun geneigt sein, und völlig einig scheint man darüber zu sein, daß die                         Ruhe und das Vertrauen nicht eher im Lande widerkehren werden, als bis das                         Ministerium Hansemann-Auerswald durch ein wirklich volksthümliches ersetzt                         ist.</p>
          <bibl>(Osts. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar044_014" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Lübeck, 11. Juli.</head>
          <p>Heute wurde durch einen englischen Kabinetskurier die Nachricht hieher                         gebracht, daß ein Waffenstillstand mit Dänemark auf 3 Monate abgeschlossen                         ist. Das Embargo wird <hi rendition="#g">nicht</hi> aufgehoben, dagegen                         dürfen weder neue Prise aufgebracht, noch die aufgebrachten kondemnirt                         werden; die schwedischen Truppen müssen die dänischen Inseln räumen. Ueber                         die Grundlagen des nun in Aussicht stehenden Friedens berichten Reisende,                         welche direkt aus England kommen, daß dort mit Bestimmtheit behauptet werde,                         sie seien auf den status quo ante bellum basirt, die Personalunion werde                         aufrecht erhalten, und Schleswig <hi rendition="#g">nicht</hi> in den Bund                         der Deutschen aufgenommen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar044_015" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Frankfurt, 12. Juli.</head>
          <p>Gestern Abend 6 Uhr ist der Erzherzog <hi rendition="#g">Johann der                             Unverantwortliche</hi> hier angekommen. Im Hotel de Russie wurde er von                         Gagern und der Deputation der Nationalversammlung empfangen. Der edle Gagern                         redete Folgendes:</p>
          <p>&#x201E;Durchlauchtigster Erzherzog Reichsverweser! Die Nationalversammlung hat mich                         beauftragt, in ihrem Namen an der Spitze dieser Deputation Eure kaiserliche                         Hoheit bei Ihrer Ankunft ehrerbietig zu begrüßen. Dem allgemeinen Dankgefühl                         darf ich Worte leihen, das sich kundgegeben in dem in so erwünschter Weise                         schnell gefaßten Entschluß: die provisorische Centralgewalt über                         Deutschland, die Eurer kaiserlichen Hoheit gesetzlich übertragen worden ist,                         sofort übernehmen zu wollen. Ganz Deutschland vereinigt sich in diesem                         Dankgefühl, und sieht in der hochherzigen Entschließung Eurer kaiserlichen                         Hoheit, der die Ausführung unmittelbar folgt, die Bürgschaft einer                         glücklicheren, einer glorreichen Zukunft. Wir dürfen voraussetzen, daß es in                         der Absicht Ew. kaiserlichen Hoheit liegt, in der Nationalversammlung zu                         erscheinen, um dort mittelst feierlichen Akts die hohe Würde eines                         Reichs-Verwesers förmlich anzutreten. Es liegt mit in dem Zwecke unserer                         Sendung, daß wir Ew. kaiserl. Hoheit Wünsche in dieser Hinsicht                         ehrerbietigst entgegennehmen.&#x201C;</p>
          <p>Hierauf entgegnete der Reichsverweser:</p>
          <p>&#x201E;Ich danke Ihnen, meine Herren, für den Empfang. Als ich die Nachricht von                         der Wahl des deutschen Volkes bekam, war ich erstaunt, daß mein großes                         Vaterland, das große Deutschland, in meinen alten Tagen an mich einfachen                         Mann gedacht hatte. Es gibt Anforderungen an den Menschen, bei welchen er                         nicht schwanken darf, in welchen Lagen und in was immer für Verhältnissen er                         sich befinden mag. Wenn das Vaterland ruft, so ist es Pflicht seine letzte                         Kraft, seine letzten Jahre demselben zu weihen. Dies hat mich bewogen, Ihren                         Ruf anzunehmen, um mit Ihnen das große heilige Werk zu vollenden. Da habt                         Ihr mich; ich gehöre zu Euch.&#x201C;</p>
          <p>Heute Morgen um 9 Uhr findet die feierliche Einführung des Reichsverwesers in                         der Versammlung der St. Paulskirche statt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar044_016" type="jArticle">
          <head>Frankfurt, 5. Juli.</head>
          <p>Die Germanistenversammlung wird diesen Herbst nicht stattfinden. &#x2012; Jakob                         Grimm.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar044_017" type="jArticle">
          <head>Ludwigsburg, 7. Juli.</head>
          <p>Heute wurde ein Kaufmann aus Heilbronn unter Eskorte von zwei Landjägern in                         einer Kutsche hier durch nach Stuttgart transportirt. In Asperg ist, in                         Folge eines aus Stuttgart eingetroffenen Befehls, ein dortiger Unterlehrer                         verhaftet worden.</p>
          <bibl>(L. T.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar044_018" type="jArticle">
          <p>&#x2012; Berichten aus <hi rendition="#g">Schleswig</hi> zufolge, ist das dänische                         Dampfschiff &#x201E;Iris&#x201C; im Aerosund von einer holsteinischen Batterie beschossen                         und schon durch den zweiten Schuß so stark beschädigt worden, daß das Schiff                         von der Mannschaft hat verlassen werden müssen.</p>
          <p>&#x2012; Die &#x201E;Schlesw. Holst. Zeitung&#x201C; publizirt die provisorische Verordnung,                         betreffend, die <hi rendition="#g">Einführung allgemeiner Wehrpflicht</hi> und das bei der Aushebung zum Landmilitärdienst zu beobachtende Verfahren                         für die Zeit des gegenwärtigen Krieges.</p>
          <p>&#x2012; In der Sitzung der schleswig-holsteinischen Ständeversammlung vom 8. Juli,                         fand die Schlußberathung über die Glückstadt-Heider Eisenbahnsache Statt. Da                         die beschlußfähige Anzahl nicht vorhanden war, so verschob man die                         Abstimmung. Der Präsident berichtete, daß auf sein Befragen der Kommissar                         über die Dauer der Diät erklärt habe, dieselbe könne noch die nächste Woche                         fortgehen.</p>
          <bibl>(N. Z.)</bibl>
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          <head>Prag, 8. Juli.</head>
          <p>Der Magistrat veröffentlicht heute folgende Kundmachung des Fürsten                         Windisch-Grätz und Grafen Leo Thun:</p>
          <p>&#x201E;Nachdem am 8. und 9. d. die Wahlen für den Reichstag vor sich gehen                         werden,so können Versammlungen nicht nur zur Vornahme derselben, sondern                         auch zur Besprechung der Wähler unbeanständet stattfinden, und ist nur von                         Zeit und Ort dem Bürgermeister die Anzeige zu erstatten, so wie auch der                         freien Besprechung dieser Angelegenheit durch die Presse nichts                         entgegensteht.&#x201C; &#x2012; Gegen diesen Erlaß wäre nichts einzuwenden, im Gegentheil                         ist die Bereitwilligkeit, mit welcher ein konstitutionelles Recht anerkannt                         wird, erfreulich, wenn nur nicht die Ironie des Schicksals gewollt hätte,                         daß der Beschluß in einem Augenblick publizirt wird, wo die Urwahlen bereits                         stattfinden, welchen in 24 Stunden die Deputirtenwahlen folgen. Unter diesen                         Umständen ist die Erlaubniß zu Wählerversammlungen illusorisch.</p>
          <p>
            <ref type="link"> <hi rendition="#b">(Siehe den Verfolg in der                             Beilage.)</hi> </ref>
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[0217/0003] schweigen würde einer Zustimmung gleich sein. Die früheren Minister haben immer mit beredten Worten von der Einheit Deutschlands gesprochen, ja es gibt wohl keiner, der nicht behauptete, daß er sie wolle, nur über die Ausführung können wir verschiedener Meinung sein. Das Ministerium hat erklärt, daß es die Wahl des Erzherzogs Johann freudig begrüße, daß es sich aber gegen die Konsequenzen, welche aus den Beschlüssen der Nationalversammlung für die Zukunft gezogen werden könnten, verwahre. Hieraus geht hervor, daß es wie für den Beschluß der Frankfurter Versammlung, so auch gegen denselben sich hätte erklären können, diese Ansicht steht aber im Widerspruche mit der Ansicht der Nationalversammlung selbst, mit der mehrerer Regierungen, und ohne Zweifel mit der Ansicht eines großen Theiles des Volkes. Durch die Annahme des bekannten Raveaux'schen Antrages habe die Frankfurter Versammlung sich für kompetent erklärt, rechtskräftige Beschlüsse zu fassen. Es genügt jetzt nicht mehr, die deutsche Einheit mit schönen Worten zu preisen; ich stimme daher ohne Rückhalt und ohne Vorbehalt der Ansicht der deutschen Nationalversammlung bei, denn wenn die Einheit eine Wahrheit werden soll, so können wir unmöglich verlangen, daß die Nationalversammlung noch bei den 36 deutschen Regierungen beantrage, daß sie ihre Beschlüsse genehmige. Der Redner spricht hierauf noch über den Inhalt des Frankfurter Beschlusses und bedauert denselben. Das deutsche Volk hat wohl die bestehenden Throne geschont, aber schwerlich wollte es noch einen Thron aufrichten. Von 4 vorgeschlagenen Amendements wird nur das eine vom Abgeordneten Ahrentz diskutirt, das folgendermaßen lautet: „Die preußische Nationalversammlung findet keine Veranlassung, eine Mißbilligung des Beschlusses der deutschen Nationalversammlung über die Wahl des Reichsverwesers auszusprechen, noch die Gränzen der Rechte dieser Verfassung bestimmen zu wollen. Sie erklärt sich aber zugleich dahin, daß die preußische Regierung auf ihre unbedingte Zustimmung und Mitwirkung rechnen kann, bei allen den Maßregeln, welche dieselbe in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der deutschen Nationalversammlung oder der Central-Exekutivgewalt ergreifen wird, um dadurch die Bande der Einheit des gemeinsamen Vaterlandes zu befestigen und die Wiedergeburt und Gründung eincs neuen, einigen, großen und freien Deutschlands zu bewerkstelligen.“ Auch dies Amendement, trotzdem es gar nichts sagt, etwas was der Majorität unserer Versammlung sonst willkommen ist, wird schwerlich angenommen werden. Von den Rednern, welche gegen den Antrag sprachen, erwähnen wir die Herren Reichelsperger und von Berg. Der Erstere verlangt von der Linken, von der der Antrag ausgegangen, dieselbe Offenheit, mit welcher die Linke in Frankfurt aufgetreten, nämlich, daß sie die Republik will. Von der Republik kommt er auf die Anarchie, von der Anarchie auf den Bürgerkrieg, der durch die Annahme des Antrags erfolgen kann und der Bürgerkrieg ist nach Herrn Reichelsperger „der Anfang des Unglücks!!!“ ‒ Hr. von Berg hat jetzt vollständig mit der Linken gebrochen, er wandelt den Weg der Frommen, der zu Geheimerathsstellen führt und auf eine solche aspirirt der gute Mann, da er doch einmal nicht Kultusminister werden kann, weil das Schicksal ihn zu einem Geistlichen gemacht. Er zeiht Jacoby der Inkonsequenz, daß er nämlich in einer früheren Schrift das Ministerium, des Mißtrauens in die deutsche Nationalversammlung angeklagt, daß er dessen vollständige Unterwerfung unter die Beschlüsse derselben gewollt und jetzt selber eine Mißbilligung ihrer Beschlüsse beantrage. Auch er riecht die Republik und dazu hat der fromme Mann kein Mandat, eine solche zu schaffen, Rheinland und Westphalen seien mit der Krone Preußen verbunden; ich sehe nicht ein, was wir mit einer Republik Berlin sollten, eben so gut könnten wir ja eine Republik Köln wollen und das sagt der geistliche Herr, wo kein Mensch an eine Republik Berlin oder Köln, sondern höchstens an eine deutsche Republik denken kann. Hr. Zachariä, der bekannte ministerielle Lebensretter, sieht auch Inkonsequenzen, er meint, man könnte nur die beiden Theile des Antrags umkehren, man müsse ja erst die Beschlußfähigkeit der Versammlung anerkennen, ehe man einen Tadel gegen ihre Beschlüsse aussprechen dürfe. Uebrigens hat er keinen Auftrag, Erklärungen abzugeben, es ginge ja auch die preußische Nationalversammlung nichts an, da sie ja nicht aus den Urwählern der Frankfurter Versammlung bestehe. ‒ Das ist der Geist der rechten Seite unserer Versammlung. Für den Antrag sprach Waldeck mit vielem Geschick und mit Wärme. Er machte darauf aufmerksam, daß man jetzt keine Throne ohne Land erschaffen dürfe; er fragte, wenn man über die Rechtsgültigkeit der Parlamentsbeschlüsse erst an die deutschen Regierungen appelliren wolle, ob man Rücksicht zu nehmen habe auf die Einwürfe irgend eines deutschen Fürsten, dessen atomistische Herrlichkeit kaum durch ein unbewaffnetes Auge zu schauen ist. Der Abgeordnete Burchardt aus Köln bemerkt, daß die Souveränetät des Volkes faktisch dennoch ausgeübt werde, die Beschlüsse der preußischen Nationalversammlung seien von der Regierung angenommen worden, die der Frankfurter Nat.-Vers. ebenfalls. Er fürchte sich gar nicht, daß sie sich denselben widersetzen könne, dennoch aber wolle er sie auch im Prinzip anerkannt wissen. Nach Jung und Behnsch, von denen der Letztere auf die Entschuldigung in der Thronrede hingewiesen, daß die hiesige Versammlung zu gleicher Zeit mit der Frankf. zusammenberufen sei, und wo selbst da schon fast anerkannt worden, daß wir uns den Beschlüssen der deutschen Nat.-Vers. unterwerfen müssen, spricht noch D'Ester. Er würde den Antrag mißbilligen, wenn er so plötzlich in die Versammlung hineingeschneit wäre, er würde es Unrecht finden, eine solche Frage nur theoretisch zu erörtern; aber sie sei hervorgerufen durch ein Faktum, die Erklärung des Ministeriums und eine Verwahrung, welche die preuß. Regierung an dieselbe zu knüpfen, für nothwendig erachtete. Die Versammlung kann einer solchen Verwahrung nicht ruhig zusehen, spricht sie aber dagegen, so muß sie auch in das Materielle der Frage eingehen, wollen wir uns nicht dem Verdacht aussetzen, wir hätten den Inhalt der Frage gebilligt. Denn, wenn wir nicht sagen, die Regierung habe nicht die Befugniß einer solchen Verwahrung, so lastet sicher der Verdacht auf uns, daß wir den Beschluß völlig gebilligt hätten. Daher kommt es, daß der erste Theil des Jacoby'schen Antrags vorangehen muß. Der Redner begegnet den beiden Vorwürfen der Inkompetenz der Versammlung und des Republikanischen in demselben. Wir sind vollständig kompetent ‒ sagt er ‒ weil wir berufen sind, ein kräftiges, glückliches und nach allen Seiten hin hervorragendes Preußen zu rekonstituiren. Aber Preußen ist zugleich ein Theil Deutschlands und deshalb müssen wir aussprechen, in welchem Verhältniß es zu Deutschland stehen soll. Wir müssen auch auf das Materielle der Frage eingehen, und deshalb sind wir berufen, auch einen Tadel auszusprechen. Der Einwurf des Republikanismus ist falsch, denn wenn es zu einer Republik gehört, daß das Oberhaupt verantwortlich sei, so beweist uns Amerika mit seinem unverantwortlichen Präsidenten das Gegentheil. Und gerade die Unverantwortlichkeit des deutschen Reichsverwesers setzt die konstitutionellen Staaten in größere Gefahr, als es bei einem verantwortlichen der Fall gewesen, der aus der Wahl des ganzen Volkes hervorgegangen wäre. Gerade die Wahl des Reichsverwesers aus einer Fürstenfamilie, bedrohe die konstitutionellen Staaten des übrigen Deutschlands mit der Hegemonie einer einzigen Familie, und nur dadurch wird die Selbstständigkeit derselben gesichert, daß kein Einzelner gegen die Beschlüsse der deutschen Nationalversammlung dazwischen treten kann. Der Abg. Parisius, der jetzt der getreue Phylar des Ministeriums, beantragt die Vertagung des Antrags auf morgen; sie wird angenommen. Heute haben 14 Redner gesprochen, noch 75 sind eingeschrieben. ‒ In der Stadtverordneten-Versammlung hat der Sicherheits-Ausschuß an den Polizeipräsidenten die Aufforderung gerichtet, jetzt endlich die Zügel der Polizeigewalt, mit deren Ausübung sich bis jetzt die Kommunalbehörden hätten befassen müssen, wieder in die Hand zu nehmen, damit die Kommunalbehörden in ihre eigentliche und wirkliche Stellung zurücktreten könnten. Der Präsident hat dieser Aufforderung Genüge zu leisten versprochen. Die Angelegenheit der Herbeiziehung des 12. Regiments und ihrer Folgen ist dadurch in ein neues Stadium getreten, daß der Stadtverordneten-Vorsteher Seidel bei der Versammlung beantragt hat, ein Anerkennungsschreiben an den Kommandeur, so wie an die Bataillone, welche für die Aufrechterhaltung der Ordnung bei dieser Angelegenheit gewirkt, zu erlassen. Die Versammlung hat auch diesen Antrag genehmigt. 14 Berlin, 11. Juli. Man erzählt mit vieler Bestimmtheit, daß morgen die Schloßgitter wieder eingesetzt werden, und das 2. Garderegiment von Potsdam einrücken soll. In dem Volksklub ist man sehr thätig. ‒ Die Studenten-Deputation, welche am Mittwoch sich nach dem Sitzungssaal der ordentlichen Professoren begab, um Hrn. Prof. Franz ihre Anerkennung, Hrn. Lachmann ihre Mißbilligung auszudrücken, ist vom Rektor, Hrn. Johannes Müller aus Koblenz, nicht ins Zimmer gelassen worden. Derselbe gab vor, daß die Hrn. Professoren mit höchst dringenden Geschäften überladen wären; ‒ nachträglich erfuhr man, daß er in dieser Angelegenheit höchst eigenmächtig gehandelt hatte, indem er zu einer solchen Abweisung in keiner Weise ermächtigt gewesen war. Die Studirenden ließen sich durch dieses Verfahren von der Kundgebung ihrer Gesinnungen durchaus nicht zurückschrecken. Eine Deputation der Studentenschaft, bestehend aus den Hrn. Diesterweg, Dehnike, Gad und Voswinckel, begab sich Freitag zu Hrn. Prof. Franz, um denselben der Sympathien und des wärmsten Dankes der Studirenden für die in seinem Proömium ausgesprochenen Ansichten zu versichern. Bei dieser Gelegenheit überzeugte man sich von der interessanten Thatsache, daß die Behauptung des flachsköpfigen Hrn. Lachmann, Prof. Franz, habe sich später einen Zusatz zu seinem Proömium erlaubt, eine unwahre sei. Dieser angebliche Zusatz findet sich nämlich nicht nur in dem Hrn. Prof. Lachmann übersandten Manuskripte, sondern auch in den bereits gedruckten Exemplaren. Es ist überflüssig, zu bemerken, welche Art von Würdigung diese Winkelzüge unter den Studirenden gefunden haben; die einzige Thatsache, daß das Auditorium des Hrn. Prof. Lachmann Samstag Morgen leer war und der Hr. Prof. unverrichteter Sache nach Hause zurückkehren mußte, spricht deutlich genug. ‒ Als im vergangenen Herbst und Winter die asiatische Cholera. vom Süden Rußlands ausgehend und nordwärts fortschreitend, sich durch den größesten Theil des europäischen Rußlands verbreitete, haben die preußischen oberen Medizinal-Behörden den Gang dieser Epidemie mit ununterbrochener Aufmerksamkeit verfolgt. Schon im November v. J. wurde deshalb seitens des Ministeriums des Innern und des Ministeriums der Medizinal-Angelegenheiten der Theil des Reglements über das Verfahren bei ansteckenden Krankheiten vom 28. Oktober 1835, welcher sich auf die Cholera bezieht, einer Revision unterworfen und bei des Königs Majestät die Aufhebung einiger Vorschriften des gedachten Reglements beantragt, welche die Erfahrung als nicht völlig zweckmäßig oder überflüssig erwiesen hat. Nach erfolgter Königlicher Genehmigung wurden die Regierungen der Provinzen, in denen das Auftreten der Cholera am ersten erwarten werden durfte, von diesen Abänderungen in Kenntniß gesetzt und zur pünktlichen Ausführung der Vorschriften des Reglements angewiesen. Nachdem am 8. v. M. die Cholera nun auch in St. Petersburg ausgebrochen und im Süden bis Bucharest vorgedrungen ist, wird die bereits erfolgte Anweisung der betreffenden Regierungs-Behörden wiederholt und denselben zur Pflicht gemacht werden, der Ausführung des in Betreff des Verfahrens bei dieser Krankheit verordneten und noch heute für vollkommen ausreichend und zweckmäßig zu erachtenden Maßregeln ihre volle Aufmerksamkeit zu widmen. 103 Berlin, 10. Juli. Die heute Abend stattgefundene Volksversammlung ist ruhig vorübergegangen. Viele Tausend Menschen hatten sich eingefunden, welche folgende Adresse einstimmig annahmen und mit Unterschriften versahen. An die 92 Abgeordnete der deutschen Nationalversammlung, welchebei der Abstimmung über die provisorische Centralgewalt in der Minorität waren. Abgeordnete des Volks! Nach langer Knechtschaft und Mißhandlung hat endlich das deutsche Volk in den Tagen des März durch Kampf und Blut seine Souveränetät zur Geltung gebracht. Aus seinem Willen ist die National-Versammlung zu Frankfurt hervorgegangen, damit sie die Selbstregierung und Einheit des deutschen Volkes ausspreche. Umsonst haben wir seit Wochen auf die Erfüllung dieses Auftrages gewartet. Die Versammlung berieth unendlich und that nichts. Jetzt endlich hat sie beschlossen. Und wie hat sie beschlossen? Hat sie die Selbstregierung des Volkes ausgesprochen? Nein! Sie hat die Centralgewalt Deutschlands einem Fürsten überliefert. Sie hat diesen Fürsten für unverantwortlich erklärt. Sie hat ihn förmlich der Pflicht entbunden, die Beschlüsse, welche das Volk durch seine Abgeordneten in der National-Versammlung fassen läßt, zu verkünden und zu vollziehen. Sie hat somit die Souveränetät des deutschen Volkes an einen Diktator verrathen! Hat ferner die deutsche National-Versammlung den Willen des Volkes vollführt und die Einheit Deutschlands ausgesprochen? Sie hat beschlossen, die Centralgewalt soll sich mit den „Bevollmächtigten der Landesregierungen in's Einvernehmen setzen.“ Die Bevollmächtigten der Landesregierungen sind aber die Gesandten der deutschen Fürsten. Aus ihnen bestand schon der alte Bundestag. Diesen hat sie daher, dem Worte nach zwar aufgehoben, aber der That nach beibehalten. Und sie hat an die Spitze dieses Rathes fürstlicher Gesandten den Diktator gestellt. Sie hat demnach, wie die Freiheit an den Diktator, so die Einheit an die deutschen Fürsten verrathen. Wir erklären daher hiermit feierlich, daß wir diese Beschlüsse der Majorität der deutschen National-Versammlung nicht anerkennen. Die sie gefaßt haben, haben ihr Mandat überschritten; sie haben Verrath geübt an der Freiheit und Einheit Deutschlands. Das Volk wird sie zur Verantwortung ziehen. Euch ihr Männer, die Ihr bei jenen Beschlüssen in der Minderheit geblieben seid, die Ihr auf der Selbstherrschaft des Volkes bestanden habt, wir danken Euch nicht ‒ denn Ihr habt gethan, was Eure Pflicht war ‒ aber wir fordern Euch auf: Scheidet aus, aus dieser Versammlung von Fürstendienern! Konstituirt Euch selbstständig im Namen des einen und souveränen Volkes. Die ungeheure Mehrheit der deutschen Nation wird hinter Euch stehen und Eure Beschlüsse vollziehen.“ Die Adresse wird vom demokratischen Central-Comité an alle demokratischen Vereine Deutschlands zur Beistimmung und Sammlung von Unterschriften eingesendet werden, damit die demokratische Parthei der deutschen Nationalversammlung erfahre, wie die große Masse des deutschen Volkes über ihr Wirken urtheilt. Potsdam, 8. Juli. Zur Feier des Geburtstages des Kaisers von Rußland war gestern ein großes Diner auf Sanssouci, zu welchem die k. russische Gesandtschaft, sowie auch der Graf Benkendorf, Flügeladjutant des Kaisers, eingeladen waren. Der König, sowie sämmtliche Prinzen des k. Hauses, waren in der russischen Uniform der ihnen ertheilten Regimenter erschienen. Der König brachte die Gesundheit des Kaisers aus, welchen Toast der russische Gesandte, Frhr. v. Meyendorf, erwiederte, worauf durch ein Musikchor des 1. Garde-Regiments die russische Nationalhymne gespielt wurde. Sämmtliche Wasserkünste waren in Bewegung. Am Abend machte der Hof vom Marmorpalais, im neuen Garten, aus, eine Wasserfahrt nach der Pfaueninsel. (B. N.) * Breslau, 10. Juli. Der Gouverneur der Stadt hat nach dem neulichen Vorfall mit einem Offizier, der zur Noth dem gerechten Unwillen des Volkes entging, dem Magistrat erklärt: er würde, so wie irgend etwas Aehnliches wieder vorfiele, unnachsichtlich von seiner Militärmacht Gebrauch machen, ohne auf die Civilbehörde irgend welche Rücksicht zu nehmen. Es scheint, daß der Herr Gouverneur nach dem erfreulichen immer offneren Hervortreten der Hannsemann'schen Reaktionspläne auch den alten Plan einer allgemeinen Bürgerentwaffnung und Aufhebung der Preßfreiheit mittelst Proklamation des Belagerungszustandes wiederaufnehmen will, wozu der Anlaß bequem durch Excesse einiger schnapsgestärkten Krieger provocirt werden kann. Mann erinnert sich, daß dieser große Schlag früher gleichzeitig in den 3 Hauptstädten Berlin, Breslau und Köln beabsichtigt worden ist. Stettin, 10. Juli. So eben geht uns die zuverlässige Nachricht aus Berlin zu, daß gestern den 9., Nachmittags eine telegraphische Depesche nach Antwerpen gegangen, welche dem dortigen Agenten Philippsborn die Weisung ertheilt, sich sofort als deutscher Konsul nach Helsingör zu begeben, da ein Waffenstillstand mit dreimonatlicher Kündigung abgeschlossen sei. Ein Minister ließ hierbei die Bemerkung fallen, die Bedingungen seien so vortheihaft für Preußen, daß man sogar befürchte, wegen eines Paragraphen mit Frankfurt in Konflikt zu gerathen. (Osts. Z.) Graudenz 5. Juli. Es sind viele polnische Edelleute in die Festung eingesperrt worden. Auch werden noch öfter polnische Landleute und militärische Ueberläufer hier in Verwahrsam gebracht. Die Landwehr ist auch hier zwar ausgehoben, doch nur erst die Infanterie. Der Kommandant der Festung hat den Befehl erhalten, selbige vollständig in den Kriegszustand zu setzen. Es wird daran auch thätig gearbeitet, viele tausend Pallisaden sind schon angefahren und an den Thoren und Wällen eingerammt. Die Armirung soll 40,000 Thlr. kosten. Die Vernichtung der Glacis-Anpflanzungen hat der Kommandant bis zum äußersten Nothfall auf das Bitten der Bürger ausgesetzt, die dann selbst behülflich sein wollen. Nur die Seite nach Neudorf zu ist gelichtet, da viel Strauch zu Faschinen gebraucht wurde. Das Getraide steht in hiesiger Gegend meistentheils gut und verspricht, wie auch die anderen Feldfrüchte, eine sehr reiche Erndte. In der ganzen Provinz stockt aber der Verkehr gänzlich. Auch hier giebt es, wie in anderen Provinzen, Reaktionäre, deren Zahl jedoch nur höchst unbedeutend und nicht die Rede werth ist. Es fällt Keinem ein, gegen Berlin aufstehen zu wollen, wohl aber würden viele dies für Berlin zu thun geneigt sein, und völlig einig scheint man darüber zu sein, daß die Ruhe und das Vertrauen nicht eher im Lande widerkehren werden, als bis das Ministerium Hansemann-Auerswald durch ein wirklich volksthümliches ersetzt ist. (Osts. Z.) 12 Lübeck, 11. Juli. Heute wurde durch einen englischen Kabinetskurier die Nachricht hieher gebracht, daß ein Waffenstillstand mit Dänemark auf 3 Monate abgeschlossen ist. Das Embargo wird nicht aufgehoben, dagegen dürfen weder neue Prise aufgebracht, noch die aufgebrachten kondemnirt werden; die schwedischen Truppen müssen die dänischen Inseln räumen. Ueber die Grundlagen des nun in Aussicht stehenden Friedens berichten Reisende, welche direkt aus England kommen, daß dort mit Bestimmtheit behauptet werde, sie seien auf den status quo ante bellum basirt, die Personalunion werde aufrecht erhalten, und Schleswig nicht in den Bund der Deutschen aufgenommen. * Frankfurt, 12. Juli. Gestern Abend 6 Uhr ist der Erzherzog Johann der Unverantwortliche hier angekommen. Im Hotel de Russie wurde er von Gagern und der Deputation der Nationalversammlung empfangen. Der edle Gagern redete Folgendes: „Durchlauchtigster Erzherzog Reichsverweser! Die Nationalversammlung hat mich beauftragt, in ihrem Namen an der Spitze dieser Deputation Eure kaiserliche Hoheit bei Ihrer Ankunft ehrerbietig zu begrüßen. Dem allgemeinen Dankgefühl darf ich Worte leihen, das sich kundgegeben in dem in so erwünschter Weise schnell gefaßten Entschluß: die provisorische Centralgewalt über Deutschland, die Eurer kaiserlichen Hoheit gesetzlich übertragen worden ist, sofort übernehmen zu wollen. Ganz Deutschland vereinigt sich in diesem Dankgefühl, und sieht in der hochherzigen Entschließung Eurer kaiserlichen Hoheit, der die Ausführung unmittelbar folgt, die Bürgschaft einer glücklicheren, einer glorreichen Zukunft. Wir dürfen voraussetzen, daß es in der Absicht Ew. kaiserlichen Hoheit liegt, in der Nationalversammlung zu erscheinen, um dort mittelst feierlichen Akts die hohe Würde eines Reichs-Verwesers förmlich anzutreten. Es liegt mit in dem Zwecke unserer Sendung, daß wir Ew. kaiserl. Hoheit Wünsche in dieser Hinsicht ehrerbietigst entgegennehmen.“ Hierauf entgegnete der Reichsverweser: „Ich danke Ihnen, meine Herren, für den Empfang. Als ich die Nachricht von der Wahl des deutschen Volkes bekam, war ich erstaunt, daß mein großes Vaterland, das große Deutschland, in meinen alten Tagen an mich einfachen Mann gedacht hatte. Es gibt Anforderungen an den Menschen, bei welchen er nicht schwanken darf, in welchen Lagen und in was immer für Verhältnissen er sich befinden mag. Wenn das Vaterland ruft, so ist es Pflicht seine letzte Kraft, seine letzten Jahre demselben zu weihen. Dies hat mich bewogen, Ihren Ruf anzunehmen, um mit Ihnen das große heilige Werk zu vollenden. Da habt Ihr mich; ich gehöre zu Euch.“ Heute Morgen um 9 Uhr findet die feierliche Einführung des Reichsverwesers in der Versammlung der St. Paulskirche statt. Frankfurt, 5. Juli. Die Germanistenversammlung wird diesen Herbst nicht stattfinden. ‒ Jakob Grimm. Ludwigsburg, 7. Juli. Heute wurde ein Kaufmann aus Heilbronn unter Eskorte von zwei Landjägern in einer Kutsche hier durch nach Stuttgart transportirt. In Asperg ist, in Folge eines aus Stuttgart eingetroffenen Befehls, ein dortiger Unterlehrer verhaftet worden. (L. T.) ‒ Berichten aus Schleswig zufolge, ist das dänische Dampfschiff „Iris“ im Aerosund von einer holsteinischen Batterie beschossen und schon durch den zweiten Schuß so stark beschädigt worden, daß das Schiff von der Mannschaft hat verlassen werden müssen. ‒ Die „Schlesw. Holst. Zeitung“ publizirt die provisorische Verordnung, betreffend, die Einführung allgemeiner Wehrpflicht und das bei der Aushebung zum Landmilitärdienst zu beobachtende Verfahren für die Zeit des gegenwärtigen Krieges. ‒ In der Sitzung der schleswig-holsteinischen Ständeversammlung vom 8. Juli, fand die Schlußberathung über die Glückstadt-Heider Eisenbahnsache Statt. Da die beschlußfähige Anzahl nicht vorhanden war, so verschob man die Abstimmung. Der Präsident berichtete, daß auf sein Befragen der Kommissar über die Dauer der Diät erklärt habe, dieselbe könne noch die nächste Woche fortgehen. (N. Z.) Prag, 8. Juli. Der Magistrat veröffentlicht heute folgende Kundmachung des Fürsten Windisch-Grätz und Grafen Leo Thun: „Nachdem am 8. und 9. d. die Wahlen für den Reichstag vor sich gehen werden,so können Versammlungen nicht nur zur Vornahme derselben, sondern auch zur Besprechung der Wähler unbeanständet stattfinden, und ist nur von Zeit und Ort dem Bürgermeister die Anzeige zu erstatten, so wie auch der freien Besprechung dieser Angelegenheit durch die Presse nichts entgegensteht.“ ‒ Gegen diesen Erlaß wäre nichts einzuwenden, im Gegentheil ist die Bereitwilligkeit, mit welcher ein konstitutionelles Recht anerkannt wird, erfreulich, wenn nur nicht die Ironie des Schicksals gewollt hätte, daß der Beschluß in einem Augenblick publizirt wird, wo die Urwahlen bereits stattfinden, welchen in 24 Stunden die Deputirtenwahlen folgen. Unter diesen Umständen ist die Erlaubniß zu Wählerversammlungen illusorisch. (Siehe den Verfolg in der Beilage.)

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 44. Köln, 14. Juli 1848, S. 0217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz044_1848/3>, abgerufen am 24.11.2024.