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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 38. Köln, 8. Juli 1848.

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[Deutschland]

[Fortsetzung] heißene nationale Reorganisation auf, weil 1) in ihr alle Beamten an ihrer politischen Souverainität einbüßen mußten, und weil 2. das Germanisirungssystem, welches sie eingeführt, so verhaßt geworden, daß die bisherigen Beamten bei der neuen Gestaltung der Dinge unmöglich im Amt bleiben konnten."

Es galt, das ganze Land in Feuer und Flammen zu setzen, damit die Reorganisation unmöglich gemacht und das alte System mit seinen Kreaturen in der Herrschaft erhalten werde. Einzelne Ueberschreitungen, die vor der allgemeinen Wirksamkeit des polnischen Nationalkomite's stattgefunden hatten, Absetzungen verhaßter Landräthe und Distriktskommissäre, Abreißen preußischer Adler und Beschlagnahme von Kassen, welche das Nationalkomite aus eigenen Mitteln zu ersetzen sich erbot, gaben den Anlaß, die ganze Nation für solidarisch verantwortlich zu erklären, die deutsche Bevölkerung über die Zwecke der Polen zu beunruhigen und gegen die nationale Bewegung aufzubringen, während die Schlächtereien einzelner Polen durch die preußische Soldateska unbeachtet blieben. Die Juden, obwohl sonst von den Deutschen selbst wegen ihrer Ueberlegenheit in gewerblichem Lug und Trug gehaßt, wurden durch die abentheuerlichsten Gerüchte in blinden Schrecken gejagt, und stimmten im Interesse ihres stillen Chilef-Handels am lautesten mit in das Geheul nach "Ruhe um jeden Preis." Die deutschen Beamten, welche in Vereinigung mit den Polen das Reorganisationswerk friedlich vorzubereiten suchten, wurden von jenen wahren Verfechtern der "Ordnung" der Lynchjustiz denunzirt, und u. A. der Landgerichtsrath Boy, als Mitglied der deutsch-polnischen Kommission in öffentlichen Anschlägen als Verräther bezeichnet. Endlich verfehlte man nicht, unter den Polen selbst die verschiedenen Klassen gegen einander zu hetzen; den Bauern wurde die Rückkehr der Feudallasten und Leibeigenschaft als der wahre Inhalt der "Herstellung Polens" geschildert, der Geistliche ward vor seiner Gemeinde, der Gutsbesitzer vor den Landleuten verdächtigt, und die Städter wurden durch falsche und erschlichene Proteste der Bauern, in denen die Polen als Rebellen und das Volk als preußisch-gesinnt bezeichnete Patrioten waren, gegen das Landvolk aufgeregt.

"Durch Emissäre und bezahlte Zeitungsberichte suchte diese der polnischen Nationalität wie der jungen deutschen Volksfreiheit feindliche Reaktion den Polen das schönste und kostbarste Gut: die Achtung der freien Völker zu rauben; fast die gesammte Presse wurde hintergangen und half mit, den Polen die allgemeine Sympathie zu entziehen, die ihnen in der Knechtschaft bisher den einzigen Trost geboten." Bei der deutschen Presse fanden diese Darstellungen um so bereitwilligere Verbreitung, als dies ganze Institut bisher nur die schweifwedelnde Ergänzung der Büreaukratie war und den mangelnden Muth durch nationalen Phrasengeifer überflüssig zu machen glaubte.

So weit waren die Bemühungen dieser deutschen Patrioten gelungen; Mißtrauen und Haß hatte sich der verschiedenen Nationalitäten bemächtigt, ein Bürgerkrieg stand vor der Thüre. Aber noch hoffte das Nationalkomite durch die baldige Reorganisation die Aufregung beschwichtigen und die Besorgnisse zerstreuen zu können. Die Kommission hatte am 30. März das unter dem Vorsitz des Oberpräsidenten ausgearbeitete Reorganisationsprojekt an das Ministerium gesandt, und das Komite sowie die in Berlin anwesenden Landtagsdeputirten, baten unter Darlegung der dringenden Sachlage um beschleunigte Erledigung dieses Gegenstandes, vor Allem um die Absendung eines Reorganisations-Kommissarius, der schon der ersten Deputation zugesagt worden war.

Da erschien statt der gehofften Reorganisation, statt des verheißenen Kommissarius die Kabinetsordre vom 14. April, welche die erste Theilung des Großherzogthums aussprach, und einen großen Theil des Landes von der Reorganisation ausschloß.

(Fortsetzung folgt.)

20 Koblenz, 6. Juli.

Die "Neue Rheinische Zeitung" hat in einer ihrer letzten Nummern bei Nennung der Namen der abstimmenden Abgeordneten in der Reichsversammlung zu Frankfurt, dem Koblenzer Deputirten Adams immer hinzugesetzt "aus Koblenz," gleichsam um anzudeuten, daß dieser Abgeordnete schon deshalb zur ultramontanen und reaktionären Fahne selbstredend schwören müsse, weil er grade aus Koblenz sei, so daß der Vorwurf des Ultramontanismus und der Reaktion nicht allein den Deputirten, sondern die ganze Stadt zu treffen scheint. Hierin irrt jedoch der Frankfurter Korrespondent der Neuen Rhein. Ztg., wie folgende Details sehr klar beweisen werden. Adams galt als sehr liberal und hatte sich selbst in der großen Versammlung in der Reitschule als Anhänger der Volkssouveränität proklamirt.

Auch Schlink, Abgeordneter für Koblenz für Berlin, passirte, man weiß nicht recht warum, als Liberaler von reinstem Wasser. Die Erfahrung hat gelehrt, daß man sich in beiden geirrt hat, ein Irrthum, welcher bei genauer Kenntniß der Umstände sehr verzeihlich ist und sich oft in der Rheinprovinz wiederholt hat, die überhaupt erst jetzt den ganzen Servilismus und die merkwürdige Hohlheit ihres Juristenstandes kennen lernt. Die Bürgerschaft von Koblenz hat sich sofort gegen die Haltungsweise von Adams und Schlink ausgesprochen und ihre Ansichten durch projektirte Adressen und Erklärungen in den Lokalblättern mißbilligt. Sie blieb nicht, wie so manche düpirten Wähler der Rheinprovinz hierbei stehen, sondern veranlaßte ihren zweiten Abgeordneten für Berlin Hrn. Werner, welcher sich, von einem andern Kreise gewählt, als Mitglied der Reichsversammlung in Frankfurt befindet, auf seine Wahl für Berlin zu resigniren, um wenigstens durch eine neue Wahl jene des Schlink zu paralisiren. Diese Wahl fand heute Statt, und man war so vorsichtig, nur bereits erprobte Kandidaten der Linken aufzustellen. Raffauf und Landrath Caspers; ersterer siegte und wurde zum Abgeordneten gewählt; letzterer verdankte seine Niederlage nur dem Umstande, daß er entfernt verdächtig war, sich der sogenannten ultramontanen Partei zu nähern.

Diese Thatsachen widerlegen die unverdienten Vorurtheile gegen Koblenz, das vielleicht politisch entschiedener ist als irgend eine Stadt der Rheinprovinz.

103 Berlin, 5. Juli.

Die Reichsverwesung, diese Diktatur der Impotenz, auch sie ist dem preußischen Ministerium noch zu viel. Es hält für nöthig, dagegen zu protestiren, daß das souveräne deutsche Volk ohne die vorherige Genehmigung des Berliner Ministeriums in Frankfurt Beschlüsse faßt. "Das Ministerium genehmigt zwar die Wahl des Reichsverwesers, in der Person des Erzherzogs Johann, und hat nichts dagegen, daß ihm die Attribute, welche die Frankfurter Nationalversammlung beschloß, beigelegt werden; nur setzt das Ministerium voraus, daß die Versammlung nicht alle Beschlüsse über Krieg und Frieden an ihre vorhergehende Berathung knüpfen werde. Wenn diese Beschlüsse in Frankfurt ohne Mitwirkung der Regierungen gefaßt worden sind, so erkennt das Ministerium in der großen Dringlichkeit der Sache hierfür einen genügenden Grund, betrachtet dies aber nur als einen außerordentlichen Fall, der für die Zukunft durchaus keine Konsequenzen zuläßt." Hr. v. Schreckenstein soll sogar im Ministerrath die Ansicht ausgesprochen haben, daß die konstituirende Nationalversammlung aus Unterthanen bestände, deren Beschlüsse erst durch die Sanktion der souveränen Regierungen Geltung bekämen und erklärte sich entschieden gegen die Anerkennung der Wahl des Reichsverwesers. Der größte Theil der Minister aber verfocht siegreich das Prinzip der Vermittlung, wonach die im Einverständniß mit den Regierungen gefaßten Beschlüsse unbedingte Geltung haben müßten, und daß man diesmal, wegen der Dringlichkeit der Sache, die Zustimmung zur Wahl des Reichsverwesers auch nachträglich geben wolle. Das Ministerium hat sogar einen Gesandten an den Erzherzog nach Wien mit einem Gratulations- und Anerkennungsschreiben geschickt, worin auch gesagt wird, daß dem Reichsverweser die ganze preußische Armee zur Verfügung gestellt werde. Daneben ließ man aber durchblicken, daß die Anerkennung des Erzherzogs von Seiten Preußens unter der Voraussetzung erfolge, daß derselbe den Prinzen von Preußen zum Generalissimus des Bundes- oder Reichsheeres ernenne, wobei auch zur Bildung des Reichsministeriums ihm folgende Kandidaten dringend empfohlen werden; nämlich den Herrn v. Radowitz zum Kriegsminister, Herrn Mathy zum Minister des Innern und der Polizei, Hrn. v. Rönne zum Handelsminister, Hrn. Heckscher zum Minister des Auswärtigen und Hrn. v. Gagern zum Ministerpräsidenten. Was wird das souveräne deutsche Volk zu diesem Generalissimus und zu diesem Ministerium sagen?

Rodbertus war der einzige Minister, der anderer Ansicht war. Seiner Meinung nach müssen sich die einzelnen deutschen Staaten, also auch Preußen, den Beschlüssen der konstituirenden National-Versammlung unbedingt unterwerfen. Rodbertus erkennt die Souveränetät des Volkes an, er stand einsam und verlassen im Ministerrath mit seinen Ansichten und mußte als Ehrenmann seine Entlassung einreichen. Er war dies seinen Gesinnungen schuldig, wie er das selbst gestern sagte. Aber seinen Gesinnungen ist er es auch schuldig, in Opposition gegen ein solches Ministerium zu treten und es ferner nicht mehr zu unterstützen.

Ob es dem Ministerium gelingen wird, die entstandene Lücke, welche durch die Abdankung Rodbertus entstanden ist, bald wieder auszufüllen, ist, nachdem es gestern wiederum in einer Minorität von 25 Stimmen blieb, sehr zu bezweifeln. Alles hängt von der nächsten Sitzung der Vereinbarerversammlung ab, die übermorgen statt findet. Die Linke hat gestern Abend einen Protest entworfen, worin die letzten unrechtmäßigen Abstimmungen der gestrigen Sitzung für ungültig erklärt werden. Dieser Protest soll von den 195 Abgeordneten, welche die erste Frage angenommen hatten, unterschrieben werden. Es kommt nun darauf an, wie sich das Ministerium in dieser Sache verhalten wird. Wie die Sachen aber jetzt stehen, ist es gewiß, daß das Ministerium bei der nächsten Kabinetsfrage, die es stellen wird, unterliegen muß. Die Unzufriedenheit mit dem Ministerium Auerswald-Hansemann wächst stündlich. Man sieht es allgemein ein, daß Auerswald nur der Strohmann ist, mit dem Andere spielen. Seine Reden sind ihm vorher ausgearbeitet, und er liest dieselben jedesmal ab, damit auch nicht ein Wort davon verloren gehe. Wird er als Minister der auswärtigen Angelegenheiten interpellirt, so raunt ihm Hansemann einige Worte in's Ohr und weiter weiß er nichts zu antworten. - Der Minister des Innern Kühlwetter und der Unterstaatssekretär der Justiz Müller suchen die freisinnigen Gesetzvorlagen des frühern Justizministers Bornemann und des jetzigen Ministers Märker so viel wie möglich zu hintertreiben. Wer hätte wohl je geglaubt, daß sogenannte liberale Rheinländer sich gegen die freien Institutionen, die von Eingebornen der verrufenen Mark Brandenburg ausgehen, aussprechen und dieselbe unterdrücken werden.

Um die Unannehmlichkeiten aufzuheben, die bis zur Umgestaltung der allgemeinen Gerichtsverfassung das jetzt noch bestehende Verfahren hervorbringt, hat der Justizminister Märker gestern der Vereinbarer-Versammlung ein Gesetz über "die Aufhebung des eximirten Gerichtsstandes in kriminalischen und fiskalischen Untersuchungen und in Injuriensachen", zur schleunigen Berathung vorlegen lassen.

In der gestern Abend stattgefundenen Versammlung der vereinigten Wahlmänner Berlins ist folgende Petition für das Einkammersystem einstimmig angenommen worden:

"Hohe Versammlung! Eine der wichtigsten Fragen, welche Sie zu lösen haben, ist die, ob in Zukunft die Repräsentation des Volkes Einen Körper bilden, oder aus zwei abgesonderten Körperschaften bestehen soll.

Die unterzeichneten Urwähler und Wahlmänner wollen keine erste Kammer, welche auf den Vorrechten des Standes, der Geburt oder des Vermögens beruht: die Geschichte lehrt, daß eine solche Kammer die Freiheit des Volkes stets zu unterdrücken gestrebt und dadurch selbst die Throne in Gefahr gebracht hat. Wir wollen keine erste Kammer, hervorgegangen aus der Wahl der einzelnen Korporationen: ihre Interessen sind vollständig in der Volkskammer vertreten und können eine doppelte Vertretung nicht beanspruchen. Wir wollen keine erste Kammer, deren unterscheidendes Merkmal ein höheres Alter bildet: alle Altersstufen gehen auf in der Einheit des Volkes und müssen daher in der Volkskammer sich ihre Geltung verschaffen. Wir wollen keine erste Kammer, beruhend auf den Besonderheiten der Provinzen: diese werden und müssen ihre genügende Darstellung in der Gemeindeverfassung finden. Wir wollen keine erste Kammer, auch wenn sie aus denselben Elementen wie die Volkskammer zusammengesetzt wird: sie würde in Zeiten, wo es vor Allem zu handeln gilt, nur hemmend einwirken.

Um ein Ueberstürzen zu verhüten, giebt es auch in Einer Kammer der Mittel genug. Für den äußersten Fall wird es genügen, die vollziehende Gewalt mit dem Rechte auszustatten, die Volksrepräsentation aufzulösen und durch sofortige Neuwahlen die Entscheidung des Volkes einzuholen, welches die Quelle alles Rechts und aller Macht im Staate ist. Wir können daher nur in einer ungetheilten Körperschaft eine wahre Repräsentation des Volks erblicken. Wir sind überzeugt, unsere Nationalversammlung wird es aussprechen: das Eine, ungetheilte Volk wird durch Eine, untheilbare Versammlung repräsentirt."

Diese Petition soll eine sogenannte Monsterpetition werden. Sie ist in 500 Exemplaren in der ganzen Stadt zur Einsammlung von Unterschriften vertheilt und man hofft hundert Tausend Unterschriften zusammenzubringen.

15 Berlin, 5. Juli.

Da war wieder Jemand, der aus dem eitlen Glauben, eine Revolution sei vollbracht, die thörichte Schluß folgerung zog, man könne nun seine Ansicht frei äußern, und über den Staat schreiben, was man wolle. Dieser Jemand nun - er heißt Fernbach, und studirte früher in Heidelberg - wird angeklagt, ein Dings Namens republikanischer Katechismus geschrieben zu haben, worin er den Leuten weiß machen wollte, der Glaube an die Republik sei der allein selig machende und zum ewigen Heil führende. Was geschieht? Ganz sachte, am frühen Morgen überfallen sie den frommen Mann in seiner Wohnung, nehmen 500 Exemplare, den Rest der Auflage - 8000 waren in wenigen Tagen abgesetzt worden - in Beschlag, und führen den Verfasser nach der Stadtvogtei. Eigentlich hatten es die Häscher noch auf einen andern Vogel mit republikanischem Gefieder abgesehen, der in demselben Nest hauste, der war aber schon ausgeflogen, und wird wohl durch den ihm nachgesandten Steckbrief nicht eingeholt werden. Auch Boerner, Student, der noch nichts geschrieben, aber desto mehr gesprochen, ist bereits Gegenstand zärtlichster Aufmerksamkeit von Seiten der Polizei, einstweilen war er nur im Verhör, hoffentlich wird man bald dafür sorgen, daß er nicht in der Welt fortkomme, sondern hübsch sicher an einem ruhigen Ort seinen beständigen Aufenthalt nehme. Ferner sind zwei Auskultatoren in Potsdam wegen hochverrätherischer in dem dortigen politischen Klub gemachten Aeußerungen vor das hiesige Kammergericht citirt, und sehen ihrem baldigen Verhör entgegen. Eine allerhöchste, in Potsdam jetzt verweilende Person soll, wie man mir bestimmt versichert, ausgerufen haben: Schlechter Geist in Potsdam, schlechter Geist! Wundern Sie sich nicht, wenn nächstens die ruhigen Blätter mit Beschlag belegt, das Ministerium Eichhorn sammt dem Obercensurgericht von ihren unfreiwilligen Ferien zurückberufen, sämmtliche Klubs außer dem Denunciantenklub geschlossen, sämmtliche Comite's derselben verhaftet, ja sogar der guten Bürgerwehr die Waffen abgenommen worden. - Uebrigens behaupte ich, daß wir keine Revolution gehabt haben.

* Berlin, 4. Juli.

Der jetzige Justizminister Märker hatte schon früher einen Gesetzentwurf über die Geschwornengerichte ausgearbeitet, in welchem er die Abschaffung des Census für das aktive und passive Wahlrecht folgerichtig auf dieses Institut anwandte und die Bestimmung aufstellte, daß jeder Preuße, welcher 24 Jahre alt, durch richterliches Erkenntniß den Vollbesitz der bürgerlichen Rechte nicht verwirkt habe, zum Amte eines Geschwornen zulässig sei. Jetzt ist dieser Entwurf im Staatsministerium zur Vorlage gekommen und Herr Hansemann hat sich nach der Berliner Z. H. gegen diesen Entwurf erklärt; der "Anerkenner" der Revolution will den Census für das Geschwornengericht beibehalten wissen.

* Berlin, 5. Juli.

In einem Vereine kam es neulich zur Sprache, daß Hr. v. Arnim sogleich nach Uebernahme des auswärtigen Ministeriums den Befehl ertheilt habe, alle Gehälter der Beamten auszuzahlen und für sich selbst sofort 6000 Rthl. aus der Kasse als halbjähriges Gehalt entnommen habe. Hr. v. Arnim war nur wenige Wochen Minister und hat sich für diese Zeit vollständig gedeckt. In der Kasse des auswärtigen Ministeriums befindet sich gegenwärtig kaum so viel, als zur Deckung der kleinen Bedürfnisse nothwendig ist.

14 Berlin, 4. Juli.

Der "Volksklub" hat gestern die Herren Fr. Hecker und G. Struve zu Ehrenmitgliedern ernannt, was natürlich die hiesigen Weißbier-Philister auf's unangenehmste berührte. Seit den letzten Pariser Ereignissen sind diese guten Leute plötzlich zu Republikanern geworden. Sie schwärmen für die Trikolore.

Uebrigens fährt man fort, die nächtlichen Versammlungen an der "Kranzler'schen politischen Ecke" zu halten; sie werden immer zahlreicher besucht und die zerlumpten Redner sprechen feuriger als je.

Die Volksspieltische unter den Zelten veranlaßten gestern Nachmittag einen Konflikt zwischen Volk und Militär. Letzteres wurde endlich von der Bürgerwehr zur Ruhe gebracht.

*Berlin.

Gestern zirkulirten hier Plakate mit der Ueberschrift: "Dreißig Verhaftungen und keine Anklage!"

"Was hat er g'sogt: Oestraich'sch solle mer werde? Waih geschrien! !"

"Adresse von 10,000 Todten in Paris an die Lebenden in Berlin!"

"Selbstvertheidigung des Studenten Mohnecke etc. etc."

Ein Bekannter von mir hat sich eine Sammlung von Plakaten angelegt und zählt deren bereits über 2000, die ihn zusammen c. 40 Thlr. kosten. - Von der "Neuen Berliner" und der "Neuen Preußischen Ztg.", die vor dem 1. Juli probeweise auf allen Wirths- und Privattischen lagen, sieht man jetzt kaum ein einziges Exemplar mehr. Sie haben also die Proben nicht bestanden. Auch Tante Voß ist an vielen Orten zur Thür hinausgeworfen worden.

Breslau, 3. Juli.

Am gestrigen Abend sind leider die Reibungen zwischen dem erst vor Kurzem hier eingerückten Militär und Civil zu einem bedauernswerthen Ausbruche gekommen. In der Tabagie zum "Oesterreichischen Kaiser" vor dem Ohlauer Thor gerieth eine Anzahl Soldaten des 22. und 23. Regiments mit dort anwesenden Kräuterknechten in Streit. Ohne ein Urtheil zu fällen, wer die Veranlassung gegeben, ist indeß Alles darüber einig, daß das Militär, das in der Mehrzahl war, und theils schon mit blanker und geschliffener Waffe eingetreten war, alsbald von diesen Waffen auf eine beklagenswerthe Weise Gebrauch machte. Der Streit zog sich bis auf die Straße, wo Arbeiter und andere Civilpersonen den Kräutern zu Hülfe eilten, und auf beiden Seiten mehrere Verwundungen vorgekommen sind. So hieb ein Soldat dem andern mit dem Säbel die linke Hand ab. Derselbe wollte einem Kräuter, welchen der Andere um den Hals gefaßt hatte, in die Schulter schlagen und schlug fehl, doch war der Hieb noch so kräftig, daß derselbe den Kräuter noch durch Jacke und Hemde leicht in die Schulter drang. Ein anderer Soldat ward schwer am Oberarm verwundet, ebenso erhielten mehrere Civilpersonen Verwundungen. Verfolgt, liefen die Soldaten mit dem blanken Säbel in der Hand, um sich herumschlagend, durch die Vorstadt, bedrohten mit scharfer Waffe die beiden Bürger und Lohnkutscher Lange und Burghart, und sollen einen friedlichen mit seiner Familie vom Spaziergange heimkehrenden Bürger in den Rücken verwundet und zu Boden geschlagen haben. Die abgehauene Hand brachte ein junger Mensch auf die Bürgerwache in der Klosterstraße. Auf die erste Nachricht von diesen Excessen marschirte das auf dem Fischmarkt konsignirte Bürger-Bataillon unter Anführung des Major, Schmiedemeister Richter, der sich 20 Mann Militär von der Hauptwache beigeben ließ, dem Tummelplatz entgegen, und traf die Excedenten unweit des Stadtgrabens, wo sie sich rechts und links flüchtig zerstreuten. Einer derselben ward verhaftet. Ein Soldat des 11. Regiments, bei der Sache gar nicht betheiligt, wurde im Gedränge des Tumults leider ebenfalls schwer gemißhandelt, und nur dadurch gerettet, daß er in die Hoffmann'sche Eisengießerei flüchtete. - Die verschiedenartigsten Gerüchte durchliefen die über den ganzen Vorfall empörte Menge. Man will die Soldaten gefragt haben, weshalb sie scharf eingehauen, und sie sollen geantwortet haben, es sei ihnen anbefohlen worden. Im Interesse der Menschlichkeit wollen wir derartigen Gerüchten keinen Glauben schenken, soviel steht aber fest, daß solche Scenen zur Zeit unserer früheren Garnison nicht vorgekommen sind, denn hat es auch kleine Excesse zwischen Civil und Militär gegeben, so ist doch von scharfen Waffen kein Gebrauch gemacht worden. Möge die Untersuchung die wahrhaft Schuldigen herausstellen, und mögen dieselben im Interesse des Friedens der Stadt ihrer gerechten Strafe nicht entgehen!

Hamburg, 5. Juli.

Ueber das in dem gestrigen Blatte der "Börsen-Halle" bereits gemeldete Gerücht, betreffend den Waffenstillstand und die Bedingungen desselben, enthält der "Lübecker Korresp." folgende zwei Berichte, in welchen die Meldung, daß die Herausgabe der genommenen Schiffe nicht unter den festgestellten Bedingungen sei, uns unglaublich erscheint und auch die zugestandene dauernde Besetzung Alsens durch die Dänen befremden darf.

Hamburg.

Wie die "Hamb. Börsenh." meldet, war in Kopenhagen am 3 Morg. ganz allgemein das Gerücht verbreitet, daß am 2. d. ein Waffenstillstand zwischen Deutschland und Dänemark auf drei Monate definitiv abgeschlossen worden. Die Bedingungen desselben, so weit man sie in Kopenhagen kennen wollte, sollten folgende sein: Räumung Fühnens von Seiten der schwedischen, Schleswigs von Seiten der deutschen Truppen; Schleswig bleibt völlig unbesetzt; Aufhebung der Blokade der deutschen Häfen und Freigebung der in Kopenhagen retinirten deutschen Schiffe. Letzteres, sobald der Geldwerth der von den preußischen Truppen in Jütland gemachten Requisitionen ermittelt und erstattet ist.

(B. Z.)
Rendsburg, vom 4. Juli.

Bei der Besetzung von Hadersleben durch unsere Truppen sind unter andern interessanten Aktenstücken auch die beiden folgenden aufgefunden worden, welche, bis eine ausführlichere Darstellung der dänischen Occupation erfolgen kann, schon vorläufig einiges Licht über dieselbe zu verbreiten im Stande sein möchten:

"Requisition"

In Folge Befehles soll in der Stadt Hadersleben Quartier angewiesen werden für die Avantgarde des nachrückenden schwedischen und norwegischen Armeekorps. Gedachte Avantgarde, befehligt vom Oberst von Juel, besteht aus 6 bis 7000 Mann, nämlich: Kavallerie 1000 Mann und Pferde, Infanterie 5 bis 6000 Mann. Artillerie 16 bis 20 Kanonen mit Bespannung. Die requirirten Quartiere müssen zu morgen Mittag im Stande sein. Hadersleben, den 31. Mai 1848.

Benzon, Oberst.

"Vom rechten Flankenkorps"

An den Kammerjunker von Heltzen, Committirten des Justiz- und Finanzministeriums beim Armeekorps.

In Veranlassung des Schreibens des Herrn Kammerjunkers vom gestrigen Datum ersuche ich Sie, mit dem Grafen Reventlow-Sandberg zusammen zu treten, und mit ihm und dem Oberauditeur Glahn als Auditeur eine Untersuchung anzustellen, in Betreff des Verhaltens der schleswigschen Beamten und Einwoh-

[Deutschland]

[Fortsetzung] heißene nationale Reorganisation auf, weil 1) in ihr alle Beamten an ihrer politischen Souverainität einbüßen mußten, und weil 2. das Germanisirungssystem, welches sie eingeführt, so verhaßt geworden, daß die bisherigen Beamten bei der neuen Gestaltung der Dinge unmöglich im Amt bleiben konnten.“

Es galt, das ganze Land in Feuer und Flammen zu setzen, damit die Reorganisation unmöglich gemacht und das alte System mit seinen Kreaturen in der Herrschaft erhalten werde. Einzelne Ueberschreitungen, die vor der allgemeinen Wirksamkeit des polnischen Nationalkomité's stattgefunden hatten, Absetzungen verhaßter Landräthe und Distriktskommissäre, Abreißen preußischer Adler und Beschlagnahme von Kassen, welche das Nationalkomité aus eigenen Mitteln zu ersetzen sich erbot, gaben den Anlaß, die ganze Nation für solidarisch verantwortlich zu erklären, die deutsche Bevölkerung über die Zwecke der Polen zu beunruhigen und gegen die nationale Bewegung aufzubringen, während die Schlächtereien einzelner Polen durch die preußische Soldateska unbeachtet blieben. Die Juden, obwohl sonst von den Deutschen selbst wegen ihrer Ueberlegenheit in gewerblichem Lug und Trug gehaßt, wurden durch die abentheuerlichsten Gerüchte in blinden Schrecken gejagt, und stimmten im Interesse ihres stillen Chilef-Handels am lautesten mit in das Geheul nach „Ruhe um jeden Preis.“ Die deutschen Beamten, welche in Vereinigung mit den Polen das Reorganisationswerk friedlich vorzubereiten suchten, wurden von jenen wahren Verfechtern der „Ordnung“ der Lynchjustiz denunzirt, und u. A. der Landgerichtsrath Boy, als Mitglied der deutsch-polnischen Kommission in öffentlichen Anschlägen als Verräther bezeichnet. Endlich verfehlte man nicht, unter den Polen selbst die verschiedenen Klassen gegen einander zu hetzen; den Bauern wurde die Rückkehr der Feudallasten und Leibeigenschaft als der wahre Inhalt der „Herstellung Polens“ geschildert, der Geistliche ward vor seiner Gemeinde, der Gutsbesitzer vor den Landleuten verdächtigt, und die Städter wurden durch falsche und erschlichene Proteste der Bauern, in denen die Polen als Rebellen und das Volk als preußisch-gesinnt bezeichnete Patrioten waren, gegen das Landvolk aufgeregt.

„Durch Emissäre und bezahlte Zeitungsberichte suchte diese der polnischen Nationalität wie der jungen deutschen Volksfreiheit feindliche Reaktion den Polen das schönste und kostbarste Gut: die Achtung der freien Völker zu rauben; fast die gesammte Presse wurde hintergangen und half mit, den Polen die allgemeine Sympathie zu entziehen, die ihnen in der Knechtschaft bisher den einzigen Trost geboten.“ Bei der deutschen Presse fanden diese Darstellungen um so bereitwilligere Verbreitung, als dies ganze Institut bisher nur die schweifwedelnde Ergänzung der Büreaukratie war und den mangelnden Muth durch nationalen Phrasengeifer überflüssig zu machen glaubte.

So weit waren die Bemühungen dieser deutschen Patrioten gelungen; Mißtrauen und Haß hatte sich der verschiedenen Nationalitäten bemächtigt, ein Bürgerkrieg stand vor der Thüre. Aber noch hoffte das Nationalkomité durch die baldige Reorganisation die Aufregung beschwichtigen und die Besorgnisse zerstreuen zu können. Die Kommission hatte am 30. März das unter dem Vorsitz des Oberpräsidenten ausgearbeitete Reorganisationsprojekt an das Ministerium gesandt, und das Komité sowie die in Berlin anwesenden Landtagsdeputirten, baten unter Darlegung der dringenden Sachlage um beschleunigte Erledigung dieses Gegenstandes, vor Allem um die Absendung eines Reorganisations-Kommissarius, der schon der ersten Deputation zugesagt worden war.

Da erschien statt der gehofften Reorganisation, statt des verheißenen Kommissarius die Kabinetsordre vom 14. April, welche die erste Theilung des Großherzogthums aussprach, und einen großen Theil des Landes von der Reorganisation ausschloß.

(Fortsetzung folgt.)

20 Koblenz, 6. Juli.

Die „Neue Rheinische Zeitung“ hat in einer ihrer letzten Nummern bei Nennung der Namen der abstimmenden Abgeordneten in der Reichsversammlung zu Frankfurt, dem Koblenzer Deputirten Adams immer hinzugesetzt „aus Koblenz,“ gleichsam um anzudeuten, daß dieser Abgeordnete schon deshalb zur ultramontanen und reaktionären Fahne selbstredend schwören müsse, weil er grade aus Koblenz sei, so daß der Vorwurf des Ultramontanismus und der Reaktion nicht allein den Deputirten, sondern die ganze Stadt zu treffen scheint. Hierin irrt jedoch der Frankfurter Korrespondent der Neuen Rhein. Ztg., wie folgende Details sehr klar beweisen werden. Adams galt als sehr liberal und hatte sich selbst in der großen Versammlung in der Reitschule als Anhänger der Volkssouveränität proklamirt.

Auch Schlink, Abgeordneter für Koblenz für Berlin, passirte, man weiß nicht recht warum, als Liberaler von reinstem Wasser. Die Erfahrung hat gelehrt, daß man sich in beiden geirrt hat, ein Irrthum, welcher bei genauer Kenntniß der Umstände sehr verzeihlich ist und sich oft in der Rheinprovinz wiederholt hat, die überhaupt erst jetzt den ganzen Servilismus und die merkwürdige Hohlheit ihres Juristenstandes kennen lernt. Die Bürgerschaft von Koblenz hat sich sofort gegen die Haltungsweise von Adams und Schlink ausgesprochen und ihre Ansichten durch projektirte Adressen und Erklärungen in den Lokalblättern mißbilligt. Sie blieb nicht, wie so manche düpirten Wähler der Rheinprovinz hierbei stehen, sondern veranlaßte ihren zweiten Abgeordneten für Berlin Hrn. Werner, welcher sich, von einem andern Kreise gewählt, als Mitglied der Reichsversammlung in Frankfurt befindet, auf seine Wahl für Berlin zu resigniren, um wenigstens durch eine neue Wahl jene des Schlink zu paralisiren. Diese Wahl fand heute Statt, und man war so vorsichtig, nur bereits erprobte Kandidaten der Linken aufzustellen. Raffauf und Landrath Caspers; ersterer siegte und wurde zum Abgeordneten gewählt; letzterer verdankte seine Niederlage nur dem Umstande, daß er entfernt verdächtig war, sich der sogenannten ultramontanen Partei zu nähern.

Diese Thatsachen widerlegen die unverdienten Vorurtheile gegen Koblenz, das vielleicht politisch entschiedener ist als irgend eine Stadt der Rheinprovinz.

103 Berlin, 5. Juli.

Die Reichsverwesung, diese Diktatur der Impotenz, auch sie ist dem preußischen Ministerium noch zu viel. Es hält für nöthig, dagegen zu protestiren, daß das souveräne deutsche Volk ohne die vorherige Genehmigung des Berliner Ministeriums in Frankfurt Beschlüsse faßt. „Das Ministerium genehmigt zwar die Wahl des Reichsverwesers, in der Person des Erzherzogs Johann, und hat nichts dagegen, daß ihm die Attribute, welche die Frankfurter Nationalversammlung beschloß, beigelegt werden; nur setzt das Ministerium voraus, daß die Versammlung nicht alle Beschlüsse über Krieg und Frieden an ihre vorhergehende Berathung knüpfen werde. Wenn diese Beschlüsse in Frankfurt ohne Mitwirkung der Regierungen gefaßt worden sind, so erkennt das Ministerium in der großen Dringlichkeit der Sache hierfür einen genügenden Grund, betrachtet dies aber nur als einen außerordentlichen Fall, der für die Zukunft durchaus keine Konsequenzen zuläßt.“ Hr. v. Schreckenstein soll sogar im Ministerrath die Ansicht ausgesprochen haben, daß die konstituirende Nationalversammlung aus Unterthanen bestände, deren Beschlüsse erst durch die Sanktion der souveränen Regierungen Geltung bekämen und erklärte sich entschieden gegen die Anerkennung der Wahl des Reichsverwesers. Der größte Theil der Minister aber verfocht siegreich das Prinzip der Vermittlung, wonach die im Einverständniß mit den Regierungen gefaßten Beschlüsse unbedingte Geltung haben müßten, und daß man diesmal, wegen der Dringlichkeit der Sache, die Zustimmung zur Wahl des Reichsverwesers auch nachträglich geben wolle. Das Ministerium hat sogar einen Gesandten an den Erzherzog nach Wien mit einem Gratulations- und Anerkennungsschreiben geschickt, worin auch gesagt wird, daß dem Reichsverweser die ganze preußische Armee zur Verfügung gestellt werde. Daneben ließ man aber durchblicken, daß die Anerkennung des Erzherzogs von Seiten Preußens unter der Voraussetzung erfolge, daß derselbe den Prinzen von Preußen zum Generalissimus des Bundes- oder Reichsheeres ernenne, wobei auch zur Bildung des Reichsministeriums ihm folgende Kandidaten dringend empfohlen werden; nämlich den Herrn v. Radowitz zum Kriegsminister, Herrn Mathy zum Minister des Innern und der Polizei, Hrn. v. Rönne zum Handelsminister, Hrn. Heckscher zum Minister des Auswärtigen und Hrn. v. Gagern zum Ministerpräsidenten. Was wird das souveräne deutsche Volk zu diesem Generalissimus und zu diesem Ministerium sagen?

Rodbertus war der einzige Minister, der anderer Ansicht war. Seiner Meinung nach müssen sich die einzelnen deutschen Staaten, also auch Preußen, den Beschlüssen der konstituirenden National-Versammlung unbedingt unterwerfen. Rodbertus erkennt die Souveränetät des Volkes an, er stand einsam und verlassen im Ministerrath mit seinen Ansichten und mußte als Ehrenmann seine Entlassung einreichen. Er war dies seinen Gesinnungen schuldig, wie er das selbst gestern sagte. Aber seinen Gesinnungen ist er es auch schuldig, in Opposition gegen ein solches Ministerium zu treten und es ferner nicht mehr zu unterstützen.

Ob es dem Ministerium gelingen wird, die entstandene Lücke, welche durch die Abdankung Rodbertus entstanden ist, bald wieder auszufüllen, ist, nachdem es gestern wiederum in einer Minorität von 25 Stimmen blieb, sehr zu bezweifeln. Alles hängt von der nächsten Sitzung der Vereinbarerversammlung ab, die übermorgen statt findet. Die Linke hat gestern Abend einen Protest entworfen, worin die letzten unrechtmäßigen Abstimmungen der gestrigen Sitzung für ungültig erklärt werden. Dieser Protest soll von den 195 Abgeordneten, welche die erste Frage angenommen hatten, unterschrieben werden. Es kommt nun darauf an, wie sich das Ministerium in dieser Sache verhalten wird. Wie die Sachen aber jetzt stehen, ist es gewiß, daß das Ministerium bei der nächsten Kabinetsfrage, die es stellen wird, unterliegen muß. Die Unzufriedenheit mit dem Ministerium Auerswald-Hansemann wächst stündlich. Man sieht es allgemein ein, daß Auerswald nur der Strohmann ist, mit dem Andere spielen. Seine Reden sind ihm vorher ausgearbeitet, und er liest dieselben jedesmal ab, damit auch nicht ein Wort davon verloren gehe. Wird er als Minister der auswärtigen Angelegenheiten interpellirt, so raunt ihm Hansemann einige Worte in's Ohr und weiter weiß er nichts zu antworten. ‒ Der Minister des Innern Kühlwetter und der Unterstaatssekretär der Justiz Müller suchen die freisinnigen Gesetzvorlagen des frühern Justizministers Bornemann und des jetzigen Ministers Märker so viel wie möglich zu hintertreiben. Wer hätte wohl je geglaubt, daß sogenannte liberale Rheinländer sich gegen die freien Institutionen, die von Eingebornen der verrufenen Mark Brandenburg ausgehen, aussprechen und dieselbe unterdrücken werden.

Um die Unannehmlichkeiten aufzuheben, die bis zur Umgestaltung der allgemeinen Gerichtsverfassung das jetzt noch bestehende Verfahren hervorbringt, hat der Justizminister Märker gestern der Vereinbarer-Versammlung ein Gesetz über „die Aufhebung des eximirten Gerichtsstandes in kriminalischen und fiskalischen Untersuchungen und in Injuriensachen“, zur schleunigen Berathung vorlegen lassen.

In der gestern Abend stattgefundenen Versammlung der vereinigten Wahlmänner Berlins ist folgende Petition für das Einkammersystem einstimmig angenommen worden:

„Hohe Versammlung! Eine der wichtigsten Fragen, welche Sie zu lösen haben, ist die, ob in Zukunft die Repräsentation des Volkes Einen Körper bilden, oder aus zwei abgesonderten Körperschaften bestehen soll.

Die unterzeichneten Urwähler und Wahlmänner wollen keine erste Kammer, welche auf den Vorrechten des Standes, der Geburt oder des Vermögens beruht: die Geschichte lehrt, daß eine solche Kammer die Freiheit des Volkes stets zu unterdrücken gestrebt und dadurch selbst die Throne in Gefahr gebracht hat. Wir wollen keine erste Kammer, hervorgegangen aus der Wahl der einzelnen Korporationen: ihre Interessen sind vollständig in der Volkskammer vertreten und können eine doppelte Vertretung nicht beanspruchen. Wir wollen keine erste Kammer, deren unterscheidendes Merkmal ein höheres Alter bildet: alle Altersstufen gehen auf in der Einheit des Volkes und müssen daher in der Volkskammer sich ihre Geltung verschaffen. Wir wollen keine erste Kammer, beruhend auf den Besonderheiten der Provinzen: diese werden und müssen ihre genügende Darstellung in der Gemeindeverfassung finden. Wir wollen keine erste Kammer, auch wenn sie aus denselben Elementen wie die Volkskammer zusammengesetzt wird: sie würde in Zeiten, wo es vor Allem zu handeln gilt, nur hemmend einwirken.

Um ein Ueberstürzen zu verhüten, giebt es auch in Einer Kammer der Mittel genug. Für den äußersten Fall wird es genügen, die vollziehende Gewalt mit dem Rechte auszustatten, die Volksrepräsentation aufzulösen und durch sofortige Neuwahlen die Entscheidung des Volkes einzuholen, welches die Quelle alles Rechts und aller Macht im Staate ist. Wir können daher nur in einer ungetheilten Körperschaft eine wahre Repräsentation des Volks erblicken. Wir sind überzeugt, unsere Nationalversammlung wird es aussprechen: das Eine, ungetheilte Volk wird durch Eine, untheilbare Versammlung repräsentirt.

Diese Petition soll eine sogenannte Monsterpetition werden. Sie ist in 500 Exemplaren in der ganzen Stadt zur Einsammlung von Unterschriften vertheilt und man hofft hundert Tausend Unterschriften zusammenzubringen.

15 Berlin, 5. Juli.

Da war wieder Jemand, der aus dem eitlen Glauben, eine Revolution sei vollbracht, die thörichte Schluß folgerung zog, man könne nun seine Ansicht frei äußern, und über den Staat schreiben, was man wolle. Dieser Jemand nun ‒ er heißt Fernbach, und studirte früher in Heidelberg ‒ wird angeklagt, ein Dings Namens republikanischer Katechismus geschrieben zu haben, worin er den Leuten weiß machen wollte, der Glaube an die Republik sei der allein selig machende und zum ewigen Heil führende. Was geschieht? Ganz sachte, am frühen Morgen überfallen sie den frommen Mann in seiner Wohnung, nehmen 500 Exemplare, den Rest der Auflage ‒ 8000 waren in wenigen Tagen abgesetzt worden ‒ in Beschlag, und führen den Verfasser nach der Stadtvogtei. Eigentlich hatten es die Häscher noch auf einen andern Vogel mit republikanischem Gefieder abgesehen, der in demselben Nest hauste, der war aber schon ausgeflogen, und wird wohl durch den ihm nachgesandten Steckbrief nicht eingeholt werden. Auch Boerner, Student, der noch nichts geschrieben, aber desto mehr gesprochen, ist bereits Gegenstand zärtlichster Aufmerksamkeit von Seiten der Polizei, einstweilen war er nur im Verhör, hoffentlich wird man bald dafür sorgen, daß er nicht in der Welt fortkomme, sondern hübsch sicher an einem ruhigen Ort seinen beständigen Aufenthalt nehme. Ferner sind zwei Auskultatoren in Potsdam wegen hochverrätherischer in dem dortigen politischen Klub gemachten Aeußerungen vor das hiesige Kammergericht citirt, und sehen ihrem baldigen Verhör entgegen. Eine allerhöchste, in Potsdam jetzt verweilende Person soll, wie man mir bestimmt versichert, ausgerufen haben: Schlechter Geist in Potsdam, schlechter Geist! Wundern Sie sich nicht, wenn nächstens die ruhigen Blätter mit Beschlag belegt, das Ministerium Eichhorn sammt dem Obercensurgericht von ihren unfreiwilligen Ferien zurückberufen, sämmtliche Klubs außer dem Denunciantenklub geschlossen, sämmtliche Comite's derselben verhaftet, ja sogar der guten Bürgerwehr die Waffen abgenommen worden. ‒ Uebrigens behaupte ich, daß wir keine Revolution gehabt haben.

* Berlin, 4. Juli.

Der jetzige Justizminister Märker hatte schon früher einen Gesetzentwurf über die Geschwornengerichte ausgearbeitet, in welchem er die Abschaffung des Census für das aktive und passive Wahlrecht folgerichtig auf dieses Institut anwandte und die Bestimmung aufstellte, daß jeder Preuße, welcher 24 Jahre alt, durch richterliches Erkenntniß den Vollbesitz der bürgerlichen Rechte nicht verwirkt habe, zum Amte eines Geschwornen zulässig sei. Jetzt ist dieser Entwurf im Staatsministerium zur Vorlage gekommen und Herr Hansemann hat sich nach der Berliner Z. H. gegen diesen Entwurf erklärt; der „Anerkenner“ der Revolution will den Census für das Geschwornengericht beibehalten wissen.

* Berlin, 5. Juli.

In einem Vereine kam es neulich zur Sprache, daß Hr. v. Arnim sogleich nach Uebernahme des auswärtigen Ministeriums den Befehl ertheilt habe, alle Gehälter der Beamten auszuzahlen und für sich selbst sofort 6000 Rthl. aus der Kasse als halbjähriges Gehalt entnommen habe. Hr. v. Arnim war nur wenige Wochen Minister und hat sich für diese Zeit vollständig gedeckt. In der Kasse des auswärtigen Ministeriums befindet sich gegenwärtig kaum so viel, als zur Deckung der kleinen Bedürfnisse nothwendig ist.

14 Berlin, 4. Juli.

Der „Volksklub“ hat gestern die Herren Fr. Hecker und G. Struve zu Ehrenmitgliedern ernannt, was natürlich die hiesigen Weißbier-Philister auf's unangenehmste berührte. Seit den letzten Pariser Ereignissen sind diese guten Leute plötzlich zu Republikanern geworden. Sie schwärmen für die Trikolore.

Uebrigens fährt man fort, die nächtlichen Versammlungen an der „Kranzler'schen politischen Ecke“ zu halten; sie werden immer zahlreicher besucht und die zerlumpten Redner sprechen feuriger als je.

Die Volksspieltische unter den Zelten veranlaßten gestern Nachmittag einen Konflikt zwischen Volk und Militär. Letzteres wurde endlich von der Bürgerwehr zur Ruhe gebracht.

*Berlin.

Gestern zirkulirten hier Plakate mit der Ueberschrift: „Dreißig Verhaftungen und keine Anklage!“

„Was hat er g'sogt: Oestraich'sch solle mer werde? Waih geschrien! !“

„Adresse von 10,000 Todten in Paris an die Lebenden in Berlin!“

„Selbstvertheidigung des Studenten Mohnecke etc. etc.“

Ein Bekannter von mir hat sich eine Sammlung von Plakaten angelegt und zählt deren bereits über 2000, die ihn zusammen c. 40 Thlr. kosten. ‒ Von der „Neuen Berliner“ und der „Neuen Preußischen Ztg.“, die vor dem 1. Juli probeweise auf allen Wirths- und Privattischen lagen, sieht man jetzt kaum ein einziges Exemplar mehr. Sie haben also die Proben nicht bestanden. Auch Tante Voß ist an vielen Orten zur Thür hinausgeworfen worden.

Breslau, 3. Juli.

Am gestrigen Abend sind leider die Reibungen zwischen dem erst vor Kurzem hier eingerückten Militär und Civil zu einem bedauernswerthen Ausbruche gekommen. In der Tabagie zum „Oesterreichischen Kaiser“ vor dem Ohlauer Thor gerieth eine Anzahl Soldaten des 22. und 23. Regiments mit dort anwesenden Kräuterknechten in Streit. Ohne ein Urtheil zu fällen, wer die Veranlassung gegeben, ist indeß Alles darüber einig, daß das Militär, das in der Mehrzahl war, und theils schon mit blanker und geschliffener Waffe eingetreten war, alsbald von diesen Waffen auf eine beklagenswerthe Weise Gebrauch machte. Der Streit zog sich bis auf die Straße, wo Arbeiter und andere Civilpersonen den Kräutern zu Hülfe eilten, und auf beiden Seiten mehrere Verwundungen vorgekommen sind. So hieb ein Soldat dem andern mit dem Säbel die linke Hand ab. Derselbe wollte einem Kräuter, welchen der Andere um den Hals gefaßt hatte, in die Schulter schlagen und schlug fehl, doch war der Hieb noch so kräftig, daß derselbe den Kräuter noch durch Jacke und Hemde leicht in die Schulter drang. Ein anderer Soldat ward schwer am Oberarm verwundet, ebenso erhielten mehrere Civilpersonen Verwundungen. Verfolgt, liefen die Soldaten mit dem blanken Säbel in der Hand, um sich herumschlagend, durch die Vorstadt, bedrohten mit scharfer Waffe die beiden Bürger und Lohnkutscher Lange und Burghart, und sollen einen friedlichen mit seiner Familie vom Spaziergange heimkehrenden Bürger in den Rücken verwundet und zu Boden geschlagen haben. Die abgehauene Hand brachte ein junger Mensch auf die Bürgerwache in der Klosterstraße. Auf die erste Nachricht von diesen Excessen marschirte das auf dem Fischmarkt konsignirte Bürger-Bataillon unter Anführung des Major, Schmiedemeister Richter, der sich 20 Mann Militär von der Hauptwache beigeben ließ, dem Tummelplatz entgegen, und traf die Excedenten unweit des Stadtgrabens, wo sie sich rechts und links flüchtig zerstreuten. Einer derselben ward verhaftet. Ein Soldat des 11. Regiments, bei der Sache gar nicht betheiligt, wurde im Gedränge des Tumults leider ebenfalls schwer gemißhandelt, und nur dadurch gerettet, daß er in die Hoffmann'sche Eisengießerei flüchtete. ‒ Die verschiedenartigsten Gerüchte durchliefen die über den ganzen Vorfall empörte Menge. Man will die Soldaten gefragt haben, weshalb sie scharf eingehauen, und sie sollen geantwortet haben, es sei ihnen anbefohlen worden. Im Interesse der Menschlichkeit wollen wir derartigen Gerüchten keinen Glauben schenken, soviel steht aber fest, daß solche Scenen zur Zeit unserer früheren Garnison nicht vorgekommen sind, denn hat es auch kleine Excesse zwischen Civil und Militär gegeben, so ist doch von scharfen Waffen kein Gebrauch gemacht worden. Möge die Untersuchung die wahrhaft Schuldigen herausstellen, und mögen dieselben im Interesse des Friedens der Stadt ihrer gerechten Strafe nicht entgehen!

Hamburg, 5. Juli.

Ueber das in dem gestrigen Blatte der „Börsen-Halle“ bereits gemeldete Gerücht, betreffend den Waffenstillstand und die Bedingungen desselben, enthält der „Lübecker Korresp.“ folgende zwei Berichte, in welchen die Meldung, daß die Herausgabe der genommenen Schiffe nicht unter den festgestellten Bedingungen sei, uns unglaublich erscheint und auch die zugestandene dauernde Besetzung Alsens durch die Dänen befremden darf.

Hamburg.

Wie die „Hamb. Börsenh.“ meldet, war in Kopenhagen am 3 Morg. ganz allgemein das Gerücht verbreitet, daß am 2. d. ein Waffenstillstand zwischen Deutschland und Dänemark auf drei Monate definitiv abgeschlossen worden. Die Bedingungen desselben, so weit man sie in Kopenhagen kennen wollte, sollten folgende sein: Räumung Fühnens von Seiten der schwedischen, Schleswigs von Seiten der deutschen Truppen; Schleswig bleibt völlig unbesetzt; Aufhebung der Blokade der deutschen Häfen und Freigebung der in Kopenhagen retinirten deutschen Schiffe. Letzteres, sobald der Geldwerth der von den preußischen Truppen in Jütland gemachten Requisitionen ermittelt und erstattet ist.

(B. Z.)
Rendsburg, vom 4. Juli.

Bei der Besetzung von Hadersleben durch unsere Truppen sind unter andern interessanten Aktenstücken auch die beiden folgenden aufgefunden worden, welche, bis eine ausführlichere Darstellung der dänischen Occupation erfolgen kann, schon vorläufig einiges Licht über dieselbe zu verbreiten im Stande sein möchten:

„Requisition“

In Folge Befehles soll in der Stadt Hadersleben Quartier angewiesen werden für die Avantgarde des nachrückenden schwedischen und norwegischen Armeekorps. Gedachte Avantgarde, befehligt vom Oberst von Juel, besteht aus 6 bis 7000 Mann, nämlich: Kavallerie 1000 Mann und Pferde, Infanterie 5 bis 6000 Mann. Artillerie 16 bis 20 Kanonen mit Bespannung. Die requirirten Quartiere müssen zu morgen Mittag im Stande sein. Hadersleben, den 31. Mai 1848.

Benzon, Oberst.

„Vom rechten Flankenkorps“

An den Kammerjunker von Heltzen, Committirten des Justiz- und Finanzministeriums beim Armeekorps.

In Veranlassung des Schreibens des Herrn Kammerjunkers vom gestrigen Datum ersuche ich Sie, mit dem Grafen Reventlow-Sandberg zusammen zu treten, und mit ihm und dem Oberauditeur Glahn als Auditeur eine Untersuchung anzustellen, in Betreff des Verhaltens der schleswigschen Beamten und Einwoh-

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        <head>[Deutschland]</head>
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          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> heißene nationale Reorganisation                         auf, weil 1) in ihr alle Beamten an ihrer politischen Souverainität einbüßen                         mußten, und weil 2. das Germanisirungssystem, welches sie eingeführt, so                         verhaßt geworden, daß die bisherigen Beamten bei der neuen Gestaltung der                         Dinge unmöglich im Amt bleiben konnten.&#x201C;</p>
          <p>Es galt, das ganze Land in Feuer und Flammen zu setzen, damit die                         Reorganisation unmöglich gemacht und das alte System mit seinen Kreaturen in                         der Herrschaft erhalten werde. Einzelne Ueberschreitungen, die <hi rendition="#g">vor</hi> der allgemeinen Wirksamkeit des polnischen                         Nationalkomité's stattgefunden hatten, Absetzungen verhaßter Landräthe und                         Distriktskommissäre, Abreißen preußischer Adler und Beschlagnahme von                         Kassen, welche das Nationalkomité aus eigenen Mitteln zu ersetzen sich                         erbot, gaben den Anlaß, die ganze Nation für solidarisch verantwortlich zu                         erklären, die deutsche Bevölkerung über die Zwecke der Polen zu beunruhigen                         und gegen die nationale Bewegung aufzubringen, während die Schlächtereien                         einzelner Polen durch die preußische Soldateska unbeachtet blieben. Die                         Juden, obwohl sonst von den Deutschen selbst wegen ihrer Ueberlegenheit in                         gewerblichem Lug und Trug gehaßt, wurden durch die abentheuerlichsten                         Gerüchte in blinden Schrecken gejagt, und stimmten im Interesse ihres                         stillen Chilef-Handels am lautesten mit in das Geheul nach &#x201E;Ruhe um jeden                         Preis.&#x201C; Die deutschen Beamten, welche in Vereinigung mit den Polen das                         Reorganisationswerk friedlich vorzubereiten suchten, wurden von jenen wahren                         Verfechtern der &#x201E;Ordnung&#x201C; der Lynchjustiz denunzirt, und u. A. der                         Landgerichtsrath Boy, als Mitglied der deutsch-polnischen Kommission in                         öffentlichen Anschlägen als <hi rendition="#g">Verräther</hi> bezeichnet.                         Endlich verfehlte man nicht, unter den Polen selbst die verschiedenen                         Klassen gegen einander zu hetzen; den Bauern wurde die Rückkehr der                         Feudallasten und Leibeigenschaft als der wahre Inhalt der &#x201E;Herstellung                         Polens&#x201C; geschildert, der Geistliche ward vor seiner Gemeinde, der                         Gutsbesitzer vor den Landleuten verdächtigt, und die Städter wurden durch                         falsche und erschlichene Proteste der Bauern, in denen die Polen als                         Rebellen und das Volk als preußisch-gesinnt bezeichnete Patrioten waren,                         gegen das Landvolk aufgeregt.</p>
          <p>&#x201E;Durch Emissäre und bezahlte Zeitungsberichte suchte diese der polnischen                         Nationalität wie der jungen deutschen Volksfreiheit feindliche Reaktion den                         Polen das schönste und kostbarste Gut: <hi rendition="#g">die Achtung der                             freien Völker</hi> zu rauben; fast die gesammte Presse wurde                         hintergangen und half mit, den Polen die allgemeine Sympathie zu entziehen,                         die ihnen in der Knechtschaft bisher den einzigen Trost geboten.&#x201C; Bei der                         deutschen Presse fanden diese Darstellungen um so bereitwilligere                         Verbreitung, als dies ganze Institut bisher nur die schweifwedelnde                         Ergänzung der Büreaukratie war und den mangelnden Muth durch nationalen                         Phrasengeifer überflüssig zu machen glaubte.</p>
          <p>So weit waren die Bemühungen dieser deutschen Patrioten gelungen; Mißtrauen                         und Haß hatte sich der verschiedenen Nationalitäten bemächtigt, ein                         Bürgerkrieg stand vor der Thüre. Aber noch hoffte das Nationalkomité durch                         die baldige Reorganisation die Aufregung beschwichtigen und die Besorgnisse                         zerstreuen zu können. Die Kommission hatte am 30. März das unter dem Vorsitz                         des Oberpräsidenten ausgearbeitete Reorganisationsprojekt an das Ministerium                         gesandt, und das Komité sowie die in Berlin anwesenden Landtagsdeputirten,                         baten unter Darlegung der dringenden Sachlage um beschleunigte Erledigung                         dieses Gegenstandes, vor Allem um die Absendung eines                         Reorganisations-Kommissarius, der schon der ersten Deputation zugesagt                         worden war.</p>
          <p>Da erschien statt der gehofften Reorganisation, statt des verheißenen                         Kommissarius die Kabinetsordre vom 14. April, welche die <hi rendition="#g">erste</hi> Theilung des Großherzogthums aussprach, und einen großen                         Theil des Landes von der Reorganisation ausschloß.</p>
          <p>
            <ref type="link">(Fortsetzung folgt.)</ref>
          </p>
        </div>
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          <head><bibl><author>20</author></bibl> Koblenz, 6. Juli.</head>
          <p>Die &#x201E;Neue Rheinische Zeitung&#x201C; hat in einer ihrer letzten Nummern bei Nennung                         der Namen der abstimmenden Abgeordneten in der Reichsversammlung zu                         Frankfurt, dem Koblenzer Deputirten <hi rendition="#g">Adams</hi> immer                         hinzugesetzt <hi rendition="#g">&#x201E;aus Koblenz,&#x201C;</hi> gleichsam um anzudeuten,                         daß dieser Abgeordnete schon deshalb zur ultramontanen und reaktionären                         Fahne selbstredend schwören müsse, weil er grade aus <hi rendition="#g">Koblenz</hi> sei, so daß der Vorwurf des Ultramontanismus und der                         Reaktion nicht allein den Deputirten, sondern die ganze Stadt zu treffen                         scheint. Hierin irrt jedoch der Frankfurter Korrespondent der Neuen Rhein.                         Ztg., wie folgende Details sehr klar beweisen werden. <hi rendition="#g">Adams</hi> galt als sehr liberal und hatte sich selbst in der großen                         Versammlung in der Reitschule als Anhänger der Volkssouveränität                         proklamirt.</p>
          <p>Auch <hi rendition="#g">Schlink,</hi> Abgeordneter für Koblenz für Berlin,                         passirte, man weiß nicht recht warum, als Liberaler von reinstem Wasser. Die                         Erfahrung hat gelehrt, daß man sich in beiden geirrt hat, ein Irrthum,                         welcher bei genauer Kenntniß der Umstände sehr verzeihlich ist und sich oft                         in der Rheinprovinz wiederholt hat, die überhaupt erst jetzt den ganzen                         Servilismus und die merkwürdige Hohlheit ihres Juristenstandes kennen lernt.                         Die Bürgerschaft von Koblenz hat sich sofort gegen die Haltungsweise von                         Adams und Schlink ausgesprochen und ihre Ansichten durch projektirte                         Adressen und Erklärungen in den Lokalblättern mißbilligt. Sie blieb nicht,                         wie so manche düpirten Wähler der Rheinprovinz hierbei stehen, sondern                         veranlaßte ihren zweiten Abgeordneten für Berlin Hrn. Werner, welcher sich,                         von einem andern Kreise gewählt, als Mitglied der Reichsversammlung in                         Frankfurt befindet, auf seine Wahl für Berlin zu resigniren, um wenigstens                         durch eine neue Wahl jene des Schlink zu paralisiren. Diese Wahl fand heute                         Statt, und man war so vorsichtig, nur bereits erprobte Kandidaten der Linken                         aufzustellen. Raffauf und Landrath Caspers; ersterer siegte und wurde zum                         Abgeordneten gewählt; letzterer verdankte seine Niederlage nur dem Umstande,                         daß er entfernt verdächtig war, sich der sogenannten ultramontanen Partei zu                         nähern.</p>
          <p>Diese Thatsachen widerlegen die unverdienten Vorurtheile gegen Koblenz, das                         vielleicht politisch entschiedener ist als irgend eine Stadt der                         Rheinprovinz.</p>
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        <div xml:id="ar038_008" type="jArticle">
          <head><bibl><author>103</author></bibl> Berlin, 5. Juli.</head>
          <p>Die Reichsverwesung, diese Diktatur der Impotenz, auch sie ist dem                         preußischen Ministerium noch zu viel. Es hält für nöthig, dagegen zu                         protestiren, <hi rendition="#g">daß das souveräne deutsche Volk ohne die                             vorherige Genehmigung des Berliner Ministeriums in Frankfurt Beschlüsse                             faßt.</hi> &#x201E;Das Ministerium genehmigt zwar die Wahl des Reichsverwesers,                         in der Person des Erzherzogs Johann, und hat nichts dagegen, daß ihm die                         Attribute, welche die Frankfurter Nationalversammlung beschloß, beigelegt                         werden; nur setzt das Ministerium voraus, daß die Versammlung nicht alle                         Beschlüsse über Krieg und Frieden an ihre vorhergehende Berathung knüpfen                         werde. Wenn diese Beschlüsse in Frankfurt ohne Mitwirkung der Regierungen                         gefaßt worden sind, so erkennt das Ministerium in der großen Dringlichkeit                         der Sache hierfür einen genügenden Grund, betrachtet dies aber nur als einen                         außerordentlichen Fall, der für die Zukunft durchaus keine Konsequenzen                         zuläßt.&#x201C; Hr. v. <hi rendition="#g">Schreckenstein</hi> soll sogar im                         Ministerrath die Ansicht ausgesprochen haben, daß die konstituirende                         Nationalversammlung aus <hi rendition="#g">Unterthanen</hi> bestände, deren                         Beschlüsse erst durch die Sanktion der souveränen Regierungen Geltung                         bekämen und erklärte sich entschieden <hi rendition="#g">gegen die                             Anerkennung der Wahl des Reichsverwesers.</hi> Der größte Theil der                         Minister aber verfocht siegreich das Prinzip der Vermittlung, wonach die im <hi rendition="#g">Einverständniß mit den Regierungen</hi> gefaßten                         Beschlüsse unbedingte Geltung haben müßten, und daß man diesmal, wegen der                         Dringlichkeit der Sache, die Zustimmung zur Wahl des Reichsverwesers auch                         nachträglich geben wolle. Das Ministerium hat sogar einen Gesandten an den                         Erzherzog nach Wien mit einem Gratulations- und Anerkennungsschreiben                         geschickt, worin auch gesagt wird, daß dem Reichsverweser die ganze                         preußische Armee zur Verfügung gestellt werde. Daneben ließ man aber                         durchblicken, daß die Anerkennung des Erzherzogs von Seiten Preußens unter                         der Voraussetzung erfolge, daß derselbe den Prinzen von Preußen zum                         Generalissimus des Bundes- oder Reichsheeres ernenne, wobei auch zur Bildung                         des Reichsministeriums ihm folgende Kandidaten <hi rendition="#g">dringend                             empfohlen</hi> werden; nämlich den Herrn <hi rendition="#g">v.                             Radowitz</hi> zum Kriegsminister, Herrn <hi rendition="#g">Mathy</hi> zum Minister des Innern und der Polizei, Hrn. <hi rendition="#g">v.                             Rönne</hi> zum Handelsminister, Hrn. <hi rendition="#g">Heckscher</hi> zum Minister des Auswärtigen und Hrn. <hi rendition="#g">v. Gagern</hi> zum                         Ministerpräsidenten. Was wird das souveräne deutsche Volk zu diesem                         Generalissimus und zu diesem Ministerium sagen?</p>
          <p><hi rendition="#g">Rodbertus</hi> war der einzige Minister, der anderer                         Ansicht war. Seiner Meinung nach müssen sich die einzelnen deutschen                         Staaten, also auch Preußen, den Beschlüssen der konstituirenden                         National-Versammlung <hi rendition="#g">unbedingt unterwerfen.                             Rodbertus</hi> erkennt die Souveränetät des Volkes an, er stand einsam                         und verlassen im Ministerrath mit seinen Ansichten und mußte als Ehrenmann                         seine Entlassung einreichen. Er war dies seinen Gesinnungen schuldig, wie er                         das selbst gestern sagte. Aber seinen Gesinnungen ist er es auch schuldig,                         in Opposition gegen ein solches Ministerium zu treten und es ferner nicht                         mehr zu unterstützen.</p>
          <p>Ob es dem Ministerium gelingen wird, die entstandene Lücke, welche durch die                         Abdankung Rodbertus entstanden ist, bald wieder auszufüllen, ist, nachdem es                         gestern wiederum in einer Minorität von 25 Stimmen blieb, sehr zu                         bezweifeln. Alles hängt von der nächsten Sitzung der Vereinbarerversammlung                         ab, die übermorgen statt findet. Die <hi rendition="#g">Linke</hi> hat                         gestern Abend einen <hi rendition="#g">Protest</hi> entworfen, worin die                         letzten unrechtmäßigen Abstimmungen der gestrigen Sitzung für ungültig                         erklärt werden. Dieser Protest soll von den 195 Abgeordneten, welche die                         erste Frage angenommen hatten, unterschrieben werden. Es kommt nun darauf                         an, wie sich das Ministerium in dieser Sache verhalten wird. Wie die Sachen                         aber jetzt stehen, ist es gewiß, daß das Ministerium bei der nächsten                         Kabinetsfrage, die es stellen wird, unterliegen muß. Die Unzufriedenheit mit                         dem Ministerium <hi rendition="#g">Auerswald-Hansemann</hi> wächst                         stündlich. Man sieht es allgemein ein, daß <hi rendition="#g">Auerswald</hi> nur der Strohmann ist, mit dem Andere spielen. Seine Reden sind ihm vorher                         ausgearbeitet, und er liest dieselben jedesmal ab, damit auch nicht ein Wort                         davon verloren gehe. Wird er als Minister der auswärtigen Angelegenheiten                         interpellirt, so raunt ihm Hansemann einige Worte in's Ohr und weiter weiß                         er nichts zu antworten. &#x2012; Der Minister des Innern <hi rendition="#g">Kühlwetter</hi> und der Unterstaatssekretär der Justiz <hi rendition="#g">Müller</hi> suchen die freisinnigen Gesetzvorlagen des                         frühern Justizministers <hi rendition="#g">Bornemann</hi> und des jetzigen                         Ministers <hi rendition="#g">Märker</hi> so viel wie möglich zu                         hintertreiben. Wer hätte wohl je geglaubt, daß sogenannte liberale                         Rheinländer sich gegen die freien Institutionen, die von Eingebornen der                         verrufenen Mark Brandenburg ausgehen, aussprechen und dieselbe unterdrücken                         werden.</p>
          <p>Um die Unannehmlichkeiten aufzuheben, die bis zur Umgestaltung der                         allgemeinen Gerichtsverfassung das jetzt noch bestehende Verfahren                         hervorbringt, hat der Justizminister <hi rendition="#g">Märker</hi> gestern                         der Vereinbarer-Versammlung ein Gesetz über &#x201E;die <hi rendition="#g">Aufhebung des eximirten Gerichtsstandes</hi> in kriminalischen und                         fiskalischen Untersuchungen und in Injuriensachen&#x201C;, zur schleunigen                         Berathung vorlegen lassen.</p>
          <p>In der gestern Abend stattgefundenen Versammlung der vereinigten Wahlmänner                         Berlins ist folgende Petition für das <hi rendition="#g">Einkammersystem</hi> einstimmig angenommen worden:</p>
          <p>&#x201E;Hohe Versammlung! Eine der wichtigsten Fragen, welche Sie zu lösen haben,                         ist die, ob in Zukunft die Repräsentation des Volkes Einen Körper bilden,                         oder aus zwei abgesonderten Körperschaften bestehen soll.</p>
          <p>Die unterzeichneten Urwähler und Wahlmänner wollen keine erste Kammer, welche                         auf den Vorrechten des Standes, der Geburt oder des Vermögens beruht: die                         Geschichte lehrt, daß eine solche Kammer die Freiheit des Volkes stets zu                         unterdrücken gestrebt und dadurch selbst die Throne in Gefahr gebracht hat.                         Wir wollen keine erste Kammer, hervorgegangen aus der Wahl der einzelnen                         Korporationen: ihre Interessen sind vollständig in der Volkskammer vertreten                         und können eine doppelte Vertretung nicht beanspruchen. Wir wollen keine                         erste Kammer, deren unterscheidendes Merkmal ein höheres Alter bildet: alle                         Altersstufen gehen auf in der Einheit des Volkes und müssen daher in der                         Volkskammer sich ihre Geltung verschaffen. Wir wollen keine erste Kammer,                         beruhend auf den Besonderheiten der Provinzen: diese werden und müssen ihre                         genügende Darstellung in der Gemeindeverfassung finden. Wir wollen keine                         erste Kammer, auch wenn sie aus denselben Elementen wie die Volkskammer                         zusammengesetzt wird: sie würde in Zeiten, wo es vor Allem zu handeln gilt,                         nur hemmend einwirken.</p>
          <p>Um ein Ueberstürzen zu verhüten, giebt es auch in Einer Kammer der Mittel                         genug. Für den äußersten Fall wird es genügen, die vollziehende Gewalt mit                         dem Rechte auszustatten, die Volksrepräsentation aufzulösen und durch                         sofortige Neuwahlen die Entscheidung des Volkes einzuholen, welches die                         Quelle alles Rechts und aller Macht im Staate ist. Wir können daher nur in                         einer ungetheilten Körperschaft eine wahre Repräsentation des Volks                         erblicken. Wir sind überzeugt, unsere Nationalversammlung wird es                         aussprechen: <hi rendition="#b">das Eine, ungetheilte Volk wird durch Eine,                             untheilbare Versammlung repräsentirt.</hi>&#x201C;</p>
          <p>Diese Petition soll eine sogenannte Monsterpetition werden. Sie ist in 500                         Exemplaren in der ganzen Stadt zur Einsammlung von Unterschriften vertheilt                         und man hofft hundert Tausend Unterschriften zusammenzubringen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar038_009" type="jArticle">
          <head><bibl><author>15</author></bibl> Berlin, 5. Juli.</head>
          <p>Da war wieder Jemand, der aus dem eitlen Glauben, eine Revolution sei                         vollbracht, die thörichte Schluß folgerung zog, man könne nun seine Ansicht                         frei äußern, und über den Staat schreiben, was man wolle. Dieser Jemand nun                         &#x2012; er heißt <hi rendition="#g">Fernbach,</hi> und studirte früher in                         Heidelberg &#x2012; wird angeklagt, ein Dings Namens republikanischer Katechismus                         geschrieben zu haben, worin er den Leuten weiß machen wollte, der Glaube an                         die Republik sei der allein selig machende und zum ewigen Heil führende. Was                         geschieht? Ganz sachte, am frühen Morgen überfallen sie den frommen Mann in                         seiner Wohnung, nehmen 500 Exemplare, den Rest der Auflage &#x2012; 8000 waren in                         wenigen Tagen abgesetzt worden &#x2012; in Beschlag, und führen den Verfasser nach                         der Stadtvogtei. Eigentlich hatten es die Häscher noch auf einen andern                         Vogel mit republikanischem Gefieder abgesehen, der in demselben Nest hauste,                         der war aber schon ausgeflogen, und wird wohl durch den ihm nachgesandten                         Steckbrief nicht eingeholt werden. Auch <hi rendition="#g">Boerner,</hi> Student, der noch nichts geschrieben, aber desto mehr gesprochen, ist                         bereits Gegenstand zärtlichster Aufmerksamkeit von Seiten der Polizei,                         einstweilen war er nur im Verhör, hoffentlich wird man bald dafür sorgen,                         daß er nicht in der Welt fortkomme, sondern hübsch sicher an einem ruhigen                         Ort seinen beständigen Aufenthalt nehme. Ferner sind zwei Auskultatoren in                         Potsdam wegen hochverrätherischer in dem dortigen politischen Klub gemachten                         Aeußerungen vor das hiesige Kammergericht citirt, und sehen ihrem baldigen                         Verhör entgegen. Eine allerhöchste, in Potsdam jetzt verweilende Person                         soll, wie man mir bestimmt versichert, ausgerufen haben: Schlechter Geist in                         Potsdam, schlechter Geist! Wundern Sie sich nicht, wenn nächstens die                         ruhigen Blätter mit Beschlag belegt, das Ministerium Eichhorn sammt dem                         Obercensurgericht von ihren unfreiwilligen Ferien zurückberufen, sämmtliche                         Klubs außer dem Denunciantenklub geschlossen, sämmtliche Comite's derselben                         verhaftet, ja sogar der guten Bürgerwehr die Waffen abgenommen worden. &#x2012;                         Uebrigens behaupte ich, daß wir keine Revolution gehabt haben.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar038_010" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 4. Juli.</head>
          <p>Der jetzige Justizminister Märker hatte schon früher einen Gesetzentwurf über                         die Geschwornengerichte ausgearbeitet, in welchem er die Abschaffung des                         Census für das aktive und passive Wahlrecht folgerichtig auf dieses Institut                         anwandte und die Bestimmung aufstellte, daß jeder Preuße, welcher 24 Jahre                         alt, durch richterliches Erkenntniß den Vollbesitz der bürgerlichen Rechte                         nicht verwirkt habe, zum Amte eines Geschwornen zulässig sei. Jetzt ist                         dieser Entwurf im Staatsministerium zur Vorlage gekommen und Herr <hi rendition="#g">Hansemann</hi> hat sich nach der Berliner Z. H. <hi rendition="#g">gegen</hi> diesen Entwurf erklärt; der &#x201E;Anerkenner&#x201C; der                         Revolution <hi rendition="#g">will den Census für das Geschwornengericht                             beibehalten wissen.</hi></p>
        </div>
        <div xml:id="ar038_011" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 5. Juli.</head>
          <p>In einem Vereine kam es neulich zur Sprache, daß Hr. v. Arnim sogleich nach                         Uebernahme des auswärtigen Ministeriums den Befehl ertheilt habe, alle                         Gehälter der Beamten auszuzahlen und für sich selbst sofort 6000 Rthl. aus                         der Kasse als halbjähriges Gehalt entnommen habe. Hr. v. Arnim war nur                         wenige Wochen Minister und hat sich für diese Zeit vollständig gedeckt. In                         der Kasse des auswärtigen Ministeriums befindet sich gegenwärtig kaum so                         viel, als zur Deckung der kleinen Bedürfnisse nothwendig ist.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar038_012" type="jArticle">
          <head><bibl><author>14</author></bibl> Berlin, 4. Juli.</head>
          <p>Der &#x201E;Volksklub&#x201C; hat gestern die Herren Fr. Hecker und G. Struve zu                         Ehrenmitgliedern ernannt, was natürlich die hiesigen Weißbier-Philister                         auf's unangenehmste berührte. Seit den letzten Pariser Ereignissen sind                         diese guten Leute plötzlich zu Republikanern geworden. Sie schwärmen für die                         Trikolore.</p>
          <p>Uebrigens fährt man fort, die nächtlichen Versammlungen an der                         &#x201E;Kranzler'schen politischen Ecke&#x201C; zu halten; sie werden immer zahlreicher                         besucht und die zerlumpten Redner sprechen feuriger als je.</p>
          <p>Die Volksspieltische unter den Zelten veranlaßten gestern Nachmittag einen                         Konflikt zwischen Volk und Militär. Letzteres wurde endlich von der                         Bürgerwehr zur Ruhe gebracht.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar038_013" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl>Berlin.</head>
          <p>Gestern zirkulirten hier Plakate mit der Ueberschrift: &#x201E;Dreißig Verhaftungen                         und keine Anklage!&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Was hat er g'sogt: Oestraich'sch solle mer werde? Waih geschrien! !&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Adresse von 10,000 Todten in Paris an die Lebenden in Berlin!&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Selbstvertheidigung des Studenten Mohnecke etc. etc.&#x201C;</p>
          <p>Ein Bekannter von mir hat sich eine Sammlung von Plakaten angelegt und zählt                         deren bereits über 2000, die ihn zusammen c. 40 Thlr. kosten. &#x2012; Von der                         &#x201E;Neuen Berliner&#x201C; und der &#x201E;Neuen Preußischen Ztg.&#x201C;, die vor dem 1. Juli                         probeweise auf allen Wirths- und Privattischen lagen, sieht man jetzt kaum                         ein einziges Exemplar mehr. Sie haben also die Proben nicht bestanden. Auch                         Tante Voß ist an vielen Orten zur Thür hinausgeworfen worden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar038_014" type="jArticle">
          <head>Breslau, 3. Juli.</head>
          <p>Am gestrigen Abend sind leider die Reibungen zwischen dem erst vor Kurzem                         hier eingerückten Militär und Civil zu einem bedauernswerthen Ausbruche                         gekommen. In der Tabagie zum &#x201E;Oesterreichischen Kaiser&#x201C; vor dem Ohlauer Thor                         gerieth eine Anzahl Soldaten des 22. und 23. Regiments mit dort anwesenden                         Kräuterknechten in Streit. Ohne ein Urtheil zu fällen, wer die Veranlassung                         gegeben, ist indeß Alles darüber einig, daß das Militär, das in der Mehrzahl                         war, und theils schon mit blanker und geschliffener Waffe eingetreten war,                         alsbald von diesen Waffen auf eine beklagenswerthe Weise Gebrauch machte.                         Der Streit zog sich bis auf die Straße, wo Arbeiter und andere Civilpersonen                         den Kräutern zu Hülfe eilten, und auf beiden Seiten mehrere Verwundungen                         vorgekommen sind. So hieb ein Soldat dem andern mit dem Säbel die linke Hand                         ab. Derselbe wollte einem Kräuter, welchen der Andere um den Hals gefaßt                         hatte, in die Schulter schlagen und schlug fehl, doch war der Hieb noch so                         kräftig, daß derselbe den Kräuter noch durch Jacke und Hemde leicht in die                         Schulter drang. Ein anderer Soldat ward schwer am Oberarm verwundet, ebenso                         erhielten mehrere Civilpersonen Verwundungen. Verfolgt, liefen die Soldaten                         mit dem blanken Säbel in der Hand, um sich herumschlagend, durch die                         Vorstadt, bedrohten mit scharfer Waffe die beiden Bürger und Lohnkutscher                         Lange und Burghart, und sollen einen friedlichen mit seiner Familie vom                         Spaziergange heimkehrenden Bürger in den Rücken verwundet und zu Boden                         geschlagen haben. Die abgehauene Hand brachte ein junger Mensch auf die                         Bürgerwache in der Klosterstraße. Auf die erste Nachricht von diesen                         Excessen marschirte das auf dem Fischmarkt konsignirte Bürger-Bataillon                         unter Anführung des Major, Schmiedemeister Richter, der sich 20 Mann Militär                         von der Hauptwache beigeben ließ, dem Tummelplatz entgegen, und traf die                         Excedenten unweit des Stadtgrabens, wo sie sich rechts und links flüchtig                         zerstreuten. Einer derselben ward verhaftet. Ein Soldat des 11. Regiments,                         bei der Sache gar nicht betheiligt, wurde im Gedränge des Tumults leider                         ebenfalls schwer gemißhandelt, und nur dadurch gerettet, daß er in die                         Hoffmann'sche Eisengießerei flüchtete. &#x2012; Die verschiedenartigsten Gerüchte                         durchliefen die über den ganzen Vorfall empörte Menge. Man will die Soldaten                         gefragt haben, weshalb sie scharf eingehauen, und sie sollen geantwortet                         haben, es sei ihnen anbefohlen worden. Im Interesse der Menschlichkeit                         wollen wir derartigen Gerüchten keinen Glauben schenken, soviel steht aber                         fest, daß solche Scenen zur Zeit unserer früheren Garnison nicht vorgekommen                         sind, denn hat es auch kleine Excesse zwischen Civil und Militär gegeben, so                         ist doch von scharfen Waffen kein Gebrauch gemacht worden. Möge die                         Untersuchung die wahrhaft Schuldigen herausstellen, und mögen dieselben im                         Interesse des Friedens der Stadt ihrer gerechten Strafe nicht entgehen!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar038_015" type="jArticle">
          <head>Hamburg, 5. Juli.</head>
          <p>Ueber das in dem gestrigen Blatte der &#x201E;Börsen-Halle&#x201C; bereits gemeldete                         Gerücht, betreffend den Waffenstillstand und die Bedingungen desselben,                         enthält der &#x201E;Lübecker Korresp.&#x201C; folgende zwei Berichte, in welchen die                         Meldung, daß die Herausgabe der genommenen Schiffe nicht unter den                         festgestellten Bedingungen sei, uns unglaublich erscheint und auch die                         zugestandene dauernde Besetzung Alsens durch die Dänen befremden darf.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar038_016" type="jArticle">
          <head>Hamburg.</head>
          <p>Wie die &#x201E;Hamb. Börsenh.&#x201C; meldet, war in Kopenhagen am 3 Morg. ganz allgemein                         das Gerücht verbreitet, daß am 2. d. ein Waffenstillstand zwischen                         Deutschland und Dänemark auf drei Monate definitiv abgeschlossen worden. Die                         Bedingungen desselben, so weit man sie in Kopenhagen kennen wollte, sollten                         folgende sein: Räumung Fühnens von Seiten der schwedischen, Schleswigs von                         Seiten der deutschen Truppen; Schleswig bleibt völlig unbesetzt; Aufhebung                         der Blokade der deutschen Häfen und Freigebung der in Kopenhagen retinirten                         deutschen Schiffe. Letzteres, sobald der Geldwerth der von den preußischen                         Truppen in Jütland gemachten Requisitionen ermittelt und erstattet ist.</p>
          <bibl>(B. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar038_017" type="jArticle">
          <head>Rendsburg, vom 4. Juli.</head>
          <p>Bei der Besetzung von Hadersleben durch unsere Truppen sind unter andern                         interessanten Aktenstücken auch die beiden folgenden aufgefunden worden,                         welche, bis eine ausführlichere Darstellung der dänischen Occupation                         erfolgen kann, schon vorläufig einiges Licht über dieselbe zu verbreiten im                         Stande sein möchten:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Requisition&#x201C;</p>
          <p>In Folge Befehles soll in der Stadt Hadersleben Quartier angewiesen werden                         für die Avantgarde des nachrückenden schwedischen und norwegischen                         Armeekorps. Gedachte Avantgarde, befehligt vom Oberst von Juel, besteht aus                         6 bis 7000 Mann, nämlich: Kavallerie 1000 Mann und Pferde, Infanterie 5 bis                         6000 Mann. Artillerie 16 bis 20 Kanonen mit Bespannung. Die requirirten                         Quartiere müssen zu morgen Mittag im Stande sein. Hadersleben, den 31. Mai                         1848.</p>
          <p>Benzon, Oberst.</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Vom rechten Flankenkorps&#x201C;</p>
          <p rendition="#et">An den Kammerjunker von Heltzen, Committirten des Justiz- und                         Finanzministeriums beim Armeekorps.</p>
          <p>In Veranlassung des Schreibens des Herrn Kammerjunkers vom gestrigen Datum                         ersuche ich Sie, mit dem Grafen Reventlow-Sandberg zusammen zu treten, und                         mit ihm und dem Oberauditeur Glahn als Auditeur eine Untersuchung                         anzustellen, in Betreff des Verhaltens der schleswigschen Beamten und                         Einwoh-
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0188/0002] [Deutschland] [Fortsetzung] heißene nationale Reorganisation auf, weil 1) in ihr alle Beamten an ihrer politischen Souverainität einbüßen mußten, und weil 2. das Germanisirungssystem, welches sie eingeführt, so verhaßt geworden, daß die bisherigen Beamten bei der neuen Gestaltung der Dinge unmöglich im Amt bleiben konnten.“ Es galt, das ganze Land in Feuer und Flammen zu setzen, damit die Reorganisation unmöglich gemacht und das alte System mit seinen Kreaturen in der Herrschaft erhalten werde. Einzelne Ueberschreitungen, die vor der allgemeinen Wirksamkeit des polnischen Nationalkomité's stattgefunden hatten, Absetzungen verhaßter Landräthe und Distriktskommissäre, Abreißen preußischer Adler und Beschlagnahme von Kassen, welche das Nationalkomité aus eigenen Mitteln zu ersetzen sich erbot, gaben den Anlaß, die ganze Nation für solidarisch verantwortlich zu erklären, die deutsche Bevölkerung über die Zwecke der Polen zu beunruhigen und gegen die nationale Bewegung aufzubringen, während die Schlächtereien einzelner Polen durch die preußische Soldateska unbeachtet blieben. Die Juden, obwohl sonst von den Deutschen selbst wegen ihrer Ueberlegenheit in gewerblichem Lug und Trug gehaßt, wurden durch die abentheuerlichsten Gerüchte in blinden Schrecken gejagt, und stimmten im Interesse ihres stillen Chilef-Handels am lautesten mit in das Geheul nach „Ruhe um jeden Preis.“ Die deutschen Beamten, welche in Vereinigung mit den Polen das Reorganisationswerk friedlich vorzubereiten suchten, wurden von jenen wahren Verfechtern der „Ordnung“ der Lynchjustiz denunzirt, und u. A. der Landgerichtsrath Boy, als Mitglied der deutsch-polnischen Kommission in öffentlichen Anschlägen als Verräther bezeichnet. Endlich verfehlte man nicht, unter den Polen selbst die verschiedenen Klassen gegen einander zu hetzen; den Bauern wurde die Rückkehr der Feudallasten und Leibeigenschaft als der wahre Inhalt der „Herstellung Polens“ geschildert, der Geistliche ward vor seiner Gemeinde, der Gutsbesitzer vor den Landleuten verdächtigt, und die Städter wurden durch falsche und erschlichene Proteste der Bauern, in denen die Polen als Rebellen und das Volk als preußisch-gesinnt bezeichnete Patrioten waren, gegen das Landvolk aufgeregt. „Durch Emissäre und bezahlte Zeitungsberichte suchte diese der polnischen Nationalität wie der jungen deutschen Volksfreiheit feindliche Reaktion den Polen das schönste und kostbarste Gut: die Achtung der freien Völker zu rauben; fast die gesammte Presse wurde hintergangen und half mit, den Polen die allgemeine Sympathie zu entziehen, die ihnen in der Knechtschaft bisher den einzigen Trost geboten.“ Bei der deutschen Presse fanden diese Darstellungen um so bereitwilligere Verbreitung, als dies ganze Institut bisher nur die schweifwedelnde Ergänzung der Büreaukratie war und den mangelnden Muth durch nationalen Phrasengeifer überflüssig zu machen glaubte. So weit waren die Bemühungen dieser deutschen Patrioten gelungen; Mißtrauen und Haß hatte sich der verschiedenen Nationalitäten bemächtigt, ein Bürgerkrieg stand vor der Thüre. Aber noch hoffte das Nationalkomité durch die baldige Reorganisation die Aufregung beschwichtigen und die Besorgnisse zerstreuen zu können. Die Kommission hatte am 30. März das unter dem Vorsitz des Oberpräsidenten ausgearbeitete Reorganisationsprojekt an das Ministerium gesandt, und das Komité sowie die in Berlin anwesenden Landtagsdeputirten, baten unter Darlegung der dringenden Sachlage um beschleunigte Erledigung dieses Gegenstandes, vor Allem um die Absendung eines Reorganisations-Kommissarius, der schon der ersten Deputation zugesagt worden war. Da erschien statt der gehofften Reorganisation, statt des verheißenen Kommissarius die Kabinetsordre vom 14. April, welche die erste Theilung des Großherzogthums aussprach, und einen großen Theil des Landes von der Reorganisation ausschloß. (Fortsetzung folgt.) 20 Koblenz, 6. Juli. Die „Neue Rheinische Zeitung“ hat in einer ihrer letzten Nummern bei Nennung der Namen der abstimmenden Abgeordneten in der Reichsversammlung zu Frankfurt, dem Koblenzer Deputirten Adams immer hinzugesetzt „aus Koblenz,“ gleichsam um anzudeuten, daß dieser Abgeordnete schon deshalb zur ultramontanen und reaktionären Fahne selbstredend schwören müsse, weil er grade aus Koblenz sei, so daß der Vorwurf des Ultramontanismus und der Reaktion nicht allein den Deputirten, sondern die ganze Stadt zu treffen scheint. Hierin irrt jedoch der Frankfurter Korrespondent der Neuen Rhein. Ztg., wie folgende Details sehr klar beweisen werden. Adams galt als sehr liberal und hatte sich selbst in der großen Versammlung in der Reitschule als Anhänger der Volkssouveränität proklamirt. Auch Schlink, Abgeordneter für Koblenz für Berlin, passirte, man weiß nicht recht warum, als Liberaler von reinstem Wasser. Die Erfahrung hat gelehrt, daß man sich in beiden geirrt hat, ein Irrthum, welcher bei genauer Kenntniß der Umstände sehr verzeihlich ist und sich oft in der Rheinprovinz wiederholt hat, die überhaupt erst jetzt den ganzen Servilismus und die merkwürdige Hohlheit ihres Juristenstandes kennen lernt. Die Bürgerschaft von Koblenz hat sich sofort gegen die Haltungsweise von Adams und Schlink ausgesprochen und ihre Ansichten durch projektirte Adressen und Erklärungen in den Lokalblättern mißbilligt. Sie blieb nicht, wie so manche düpirten Wähler der Rheinprovinz hierbei stehen, sondern veranlaßte ihren zweiten Abgeordneten für Berlin Hrn. Werner, welcher sich, von einem andern Kreise gewählt, als Mitglied der Reichsversammlung in Frankfurt befindet, auf seine Wahl für Berlin zu resigniren, um wenigstens durch eine neue Wahl jene des Schlink zu paralisiren. Diese Wahl fand heute Statt, und man war so vorsichtig, nur bereits erprobte Kandidaten der Linken aufzustellen. Raffauf und Landrath Caspers; ersterer siegte und wurde zum Abgeordneten gewählt; letzterer verdankte seine Niederlage nur dem Umstande, daß er entfernt verdächtig war, sich der sogenannten ultramontanen Partei zu nähern. Diese Thatsachen widerlegen die unverdienten Vorurtheile gegen Koblenz, das vielleicht politisch entschiedener ist als irgend eine Stadt der Rheinprovinz. 103 Berlin, 5. Juli. Die Reichsverwesung, diese Diktatur der Impotenz, auch sie ist dem preußischen Ministerium noch zu viel. Es hält für nöthig, dagegen zu protestiren, daß das souveräne deutsche Volk ohne die vorherige Genehmigung des Berliner Ministeriums in Frankfurt Beschlüsse faßt. „Das Ministerium genehmigt zwar die Wahl des Reichsverwesers, in der Person des Erzherzogs Johann, und hat nichts dagegen, daß ihm die Attribute, welche die Frankfurter Nationalversammlung beschloß, beigelegt werden; nur setzt das Ministerium voraus, daß die Versammlung nicht alle Beschlüsse über Krieg und Frieden an ihre vorhergehende Berathung knüpfen werde. Wenn diese Beschlüsse in Frankfurt ohne Mitwirkung der Regierungen gefaßt worden sind, so erkennt das Ministerium in der großen Dringlichkeit der Sache hierfür einen genügenden Grund, betrachtet dies aber nur als einen außerordentlichen Fall, der für die Zukunft durchaus keine Konsequenzen zuläßt.“ Hr. v. Schreckenstein soll sogar im Ministerrath die Ansicht ausgesprochen haben, daß die konstituirende Nationalversammlung aus Unterthanen bestände, deren Beschlüsse erst durch die Sanktion der souveränen Regierungen Geltung bekämen und erklärte sich entschieden gegen die Anerkennung der Wahl des Reichsverwesers. Der größte Theil der Minister aber verfocht siegreich das Prinzip der Vermittlung, wonach die im Einverständniß mit den Regierungen gefaßten Beschlüsse unbedingte Geltung haben müßten, und daß man diesmal, wegen der Dringlichkeit der Sache, die Zustimmung zur Wahl des Reichsverwesers auch nachträglich geben wolle. Das Ministerium hat sogar einen Gesandten an den Erzherzog nach Wien mit einem Gratulations- und Anerkennungsschreiben geschickt, worin auch gesagt wird, daß dem Reichsverweser die ganze preußische Armee zur Verfügung gestellt werde. Daneben ließ man aber durchblicken, daß die Anerkennung des Erzherzogs von Seiten Preußens unter der Voraussetzung erfolge, daß derselbe den Prinzen von Preußen zum Generalissimus des Bundes- oder Reichsheeres ernenne, wobei auch zur Bildung des Reichsministeriums ihm folgende Kandidaten dringend empfohlen werden; nämlich den Herrn v. Radowitz zum Kriegsminister, Herrn Mathy zum Minister des Innern und der Polizei, Hrn. v. Rönne zum Handelsminister, Hrn. Heckscher zum Minister des Auswärtigen und Hrn. v. Gagern zum Ministerpräsidenten. Was wird das souveräne deutsche Volk zu diesem Generalissimus und zu diesem Ministerium sagen? Rodbertus war der einzige Minister, der anderer Ansicht war. Seiner Meinung nach müssen sich die einzelnen deutschen Staaten, also auch Preußen, den Beschlüssen der konstituirenden National-Versammlung unbedingt unterwerfen. Rodbertus erkennt die Souveränetät des Volkes an, er stand einsam und verlassen im Ministerrath mit seinen Ansichten und mußte als Ehrenmann seine Entlassung einreichen. Er war dies seinen Gesinnungen schuldig, wie er das selbst gestern sagte. Aber seinen Gesinnungen ist er es auch schuldig, in Opposition gegen ein solches Ministerium zu treten und es ferner nicht mehr zu unterstützen. Ob es dem Ministerium gelingen wird, die entstandene Lücke, welche durch die Abdankung Rodbertus entstanden ist, bald wieder auszufüllen, ist, nachdem es gestern wiederum in einer Minorität von 25 Stimmen blieb, sehr zu bezweifeln. Alles hängt von der nächsten Sitzung der Vereinbarerversammlung ab, die übermorgen statt findet. Die Linke hat gestern Abend einen Protest entworfen, worin die letzten unrechtmäßigen Abstimmungen der gestrigen Sitzung für ungültig erklärt werden. Dieser Protest soll von den 195 Abgeordneten, welche die erste Frage angenommen hatten, unterschrieben werden. Es kommt nun darauf an, wie sich das Ministerium in dieser Sache verhalten wird. Wie die Sachen aber jetzt stehen, ist es gewiß, daß das Ministerium bei der nächsten Kabinetsfrage, die es stellen wird, unterliegen muß. Die Unzufriedenheit mit dem Ministerium Auerswald-Hansemann wächst stündlich. Man sieht es allgemein ein, daß Auerswald nur der Strohmann ist, mit dem Andere spielen. Seine Reden sind ihm vorher ausgearbeitet, und er liest dieselben jedesmal ab, damit auch nicht ein Wort davon verloren gehe. Wird er als Minister der auswärtigen Angelegenheiten interpellirt, so raunt ihm Hansemann einige Worte in's Ohr und weiter weiß er nichts zu antworten. ‒ Der Minister des Innern Kühlwetter und der Unterstaatssekretär der Justiz Müller suchen die freisinnigen Gesetzvorlagen des frühern Justizministers Bornemann und des jetzigen Ministers Märker so viel wie möglich zu hintertreiben. Wer hätte wohl je geglaubt, daß sogenannte liberale Rheinländer sich gegen die freien Institutionen, die von Eingebornen der verrufenen Mark Brandenburg ausgehen, aussprechen und dieselbe unterdrücken werden. Um die Unannehmlichkeiten aufzuheben, die bis zur Umgestaltung der allgemeinen Gerichtsverfassung das jetzt noch bestehende Verfahren hervorbringt, hat der Justizminister Märker gestern der Vereinbarer-Versammlung ein Gesetz über „die Aufhebung des eximirten Gerichtsstandes in kriminalischen und fiskalischen Untersuchungen und in Injuriensachen“, zur schleunigen Berathung vorlegen lassen. In der gestern Abend stattgefundenen Versammlung der vereinigten Wahlmänner Berlins ist folgende Petition für das Einkammersystem einstimmig angenommen worden: „Hohe Versammlung! Eine der wichtigsten Fragen, welche Sie zu lösen haben, ist die, ob in Zukunft die Repräsentation des Volkes Einen Körper bilden, oder aus zwei abgesonderten Körperschaften bestehen soll. Die unterzeichneten Urwähler und Wahlmänner wollen keine erste Kammer, welche auf den Vorrechten des Standes, der Geburt oder des Vermögens beruht: die Geschichte lehrt, daß eine solche Kammer die Freiheit des Volkes stets zu unterdrücken gestrebt und dadurch selbst die Throne in Gefahr gebracht hat. Wir wollen keine erste Kammer, hervorgegangen aus der Wahl der einzelnen Korporationen: ihre Interessen sind vollständig in der Volkskammer vertreten und können eine doppelte Vertretung nicht beanspruchen. Wir wollen keine erste Kammer, deren unterscheidendes Merkmal ein höheres Alter bildet: alle Altersstufen gehen auf in der Einheit des Volkes und müssen daher in der Volkskammer sich ihre Geltung verschaffen. Wir wollen keine erste Kammer, beruhend auf den Besonderheiten der Provinzen: diese werden und müssen ihre genügende Darstellung in der Gemeindeverfassung finden. Wir wollen keine erste Kammer, auch wenn sie aus denselben Elementen wie die Volkskammer zusammengesetzt wird: sie würde in Zeiten, wo es vor Allem zu handeln gilt, nur hemmend einwirken. Um ein Ueberstürzen zu verhüten, giebt es auch in Einer Kammer der Mittel genug. Für den äußersten Fall wird es genügen, die vollziehende Gewalt mit dem Rechte auszustatten, die Volksrepräsentation aufzulösen und durch sofortige Neuwahlen die Entscheidung des Volkes einzuholen, welches die Quelle alles Rechts und aller Macht im Staate ist. Wir können daher nur in einer ungetheilten Körperschaft eine wahre Repräsentation des Volks erblicken. Wir sind überzeugt, unsere Nationalversammlung wird es aussprechen: das Eine, ungetheilte Volk wird durch Eine, untheilbare Versammlung repräsentirt.“ Diese Petition soll eine sogenannte Monsterpetition werden. Sie ist in 500 Exemplaren in der ganzen Stadt zur Einsammlung von Unterschriften vertheilt und man hofft hundert Tausend Unterschriften zusammenzubringen. 15 Berlin, 5. Juli. Da war wieder Jemand, der aus dem eitlen Glauben, eine Revolution sei vollbracht, die thörichte Schluß folgerung zog, man könne nun seine Ansicht frei äußern, und über den Staat schreiben, was man wolle. Dieser Jemand nun ‒ er heißt Fernbach, und studirte früher in Heidelberg ‒ wird angeklagt, ein Dings Namens republikanischer Katechismus geschrieben zu haben, worin er den Leuten weiß machen wollte, der Glaube an die Republik sei der allein selig machende und zum ewigen Heil führende. Was geschieht? Ganz sachte, am frühen Morgen überfallen sie den frommen Mann in seiner Wohnung, nehmen 500 Exemplare, den Rest der Auflage ‒ 8000 waren in wenigen Tagen abgesetzt worden ‒ in Beschlag, und führen den Verfasser nach der Stadtvogtei. Eigentlich hatten es die Häscher noch auf einen andern Vogel mit republikanischem Gefieder abgesehen, der in demselben Nest hauste, der war aber schon ausgeflogen, und wird wohl durch den ihm nachgesandten Steckbrief nicht eingeholt werden. Auch Boerner, Student, der noch nichts geschrieben, aber desto mehr gesprochen, ist bereits Gegenstand zärtlichster Aufmerksamkeit von Seiten der Polizei, einstweilen war er nur im Verhör, hoffentlich wird man bald dafür sorgen, daß er nicht in der Welt fortkomme, sondern hübsch sicher an einem ruhigen Ort seinen beständigen Aufenthalt nehme. Ferner sind zwei Auskultatoren in Potsdam wegen hochverrätherischer in dem dortigen politischen Klub gemachten Aeußerungen vor das hiesige Kammergericht citirt, und sehen ihrem baldigen Verhör entgegen. Eine allerhöchste, in Potsdam jetzt verweilende Person soll, wie man mir bestimmt versichert, ausgerufen haben: Schlechter Geist in Potsdam, schlechter Geist! Wundern Sie sich nicht, wenn nächstens die ruhigen Blätter mit Beschlag belegt, das Ministerium Eichhorn sammt dem Obercensurgericht von ihren unfreiwilligen Ferien zurückberufen, sämmtliche Klubs außer dem Denunciantenklub geschlossen, sämmtliche Comite's derselben verhaftet, ja sogar der guten Bürgerwehr die Waffen abgenommen worden. ‒ Uebrigens behaupte ich, daß wir keine Revolution gehabt haben. * Berlin, 4. Juli. Der jetzige Justizminister Märker hatte schon früher einen Gesetzentwurf über die Geschwornengerichte ausgearbeitet, in welchem er die Abschaffung des Census für das aktive und passive Wahlrecht folgerichtig auf dieses Institut anwandte und die Bestimmung aufstellte, daß jeder Preuße, welcher 24 Jahre alt, durch richterliches Erkenntniß den Vollbesitz der bürgerlichen Rechte nicht verwirkt habe, zum Amte eines Geschwornen zulässig sei. Jetzt ist dieser Entwurf im Staatsministerium zur Vorlage gekommen und Herr Hansemann hat sich nach der Berliner Z. H. gegen diesen Entwurf erklärt; der „Anerkenner“ der Revolution will den Census für das Geschwornengericht beibehalten wissen. * Berlin, 5. Juli. In einem Vereine kam es neulich zur Sprache, daß Hr. v. Arnim sogleich nach Uebernahme des auswärtigen Ministeriums den Befehl ertheilt habe, alle Gehälter der Beamten auszuzahlen und für sich selbst sofort 6000 Rthl. aus der Kasse als halbjähriges Gehalt entnommen habe. Hr. v. Arnim war nur wenige Wochen Minister und hat sich für diese Zeit vollständig gedeckt. In der Kasse des auswärtigen Ministeriums befindet sich gegenwärtig kaum so viel, als zur Deckung der kleinen Bedürfnisse nothwendig ist. 14 Berlin, 4. Juli. Der „Volksklub“ hat gestern die Herren Fr. Hecker und G. Struve zu Ehrenmitgliedern ernannt, was natürlich die hiesigen Weißbier-Philister auf's unangenehmste berührte. Seit den letzten Pariser Ereignissen sind diese guten Leute plötzlich zu Republikanern geworden. Sie schwärmen für die Trikolore. Uebrigens fährt man fort, die nächtlichen Versammlungen an der „Kranzler'schen politischen Ecke“ zu halten; sie werden immer zahlreicher besucht und die zerlumpten Redner sprechen feuriger als je. Die Volksspieltische unter den Zelten veranlaßten gestern Nachmittag einen Konflikt zwischen Volk und Militär. Letzteres wurde endlich von der Bürgerwehr zur Ruhe gebracht. *Berlin. Gestern zirkulirten hier Plakate mit der Ueberschrift: „Dreißig Verhaftungen und keine Anklage!“ „Was hat er g'sogt: Oestraich'sch solle mer werde? Waih geschrien! !“ „Adresse von 10,000 Todten in Paris an die Lebenden in Berlin!“ „Selbstvertheidigung des Studenten Mohnecke etc. etc.“ Ein Bekannter von mir hat sich eine Sammlung von Plakaten angelegt und zählt deren bereits über 2000, die ihn zusammen c. 40 Thlr. kosten. ‒ Von der „Neuen Berliner“ und der „Neuen Preußischen Ztg.“, die vor dem 1. Juli probeweise auf allen Wirths- und Privattischen lagen, sieht man jetzt kaum ein einziges Exemplar mehr. Sie haben also die Proben nicht bestanden. Auch Tante Voß ist an vielen Orten zur Thür hinausgeworfen worden. Breslau, 3. Juli. Am gestrigen Abend sind leider die Reibungen zwischen dem erst vor Kurzem hier eingerückten Militär und Civil zu einem bedauernswerthen Ausbruche gekommen. In der Tabagie zum „Oesterreichischen Kaiser“ vor dem Ohlauer Thor gerieth eine Anzahl Soldaten des 22. und 23. Regiments mit dort anwesenden Kräuterknechten in Streit. Ohne ein Urtheil zu fällen, wer die Veranlassung gegeben, ist indeß Alles darüber einig, daß das Militär, das in der Mehrzahl war, und theils schon mit blanker und geschliffener Waffe eingetreten war, alsbald von diesen Waffen auf eine beklagenswerthe Weise Gebrauch machte. Der Streit zog sich bis auf die Straße, wo Arbeiter und andere Civilpersonen den Kräutern zu Hülfe eilten, und auf beiden Seiten mehrere Verwundungen vorgekommen sind. So hieb ein Soldat dem andern mit dem Säbel die linke Hand ab. Derselbe wollte einem Kräuter, welchen der Andere um den Hals gefaßt hatte, in die Schulter schlagen und schlug fehl, doch war der Hieb noch so kräftig, daß derselbe den Kräuter noch durch Jacke und Hemde leicht in die Schulter drang. Ein anderer Soldat ward schwer am Oberarm verwundet, ebenso erhielten mehrere Civilpersonen Verwundungen. Verfolgt, liefen die Soldaten mit dem blanken Säbel in der Hand, um sich herumschlagend, durch die Vorstadt, bedrohten mit scharfer Waffe die beiden Bürger und Lohnkutscher Lange und Burghart, und sollen einen friedlichen mit seiner Familie vom Spaziergange heimkehrenden Bürger in den Rücken verwundet und zu Boden geschlagen haben. Die abgehauene Hand brachte ein junger Mensch auf die Bürgerwache in der Klosterstraße. Auf die erste Nachricht von diesen Excessen marschirte das auf dem Fischmarkt konsignirte Bürger-Bataillon unter Anführung des Major, Schmiedemeister Richter, der sich 20 Mann Militär von der Hauptwache beigeben ließ, dem Tummelplatz entgegen, und traf die Excedenten unweit des Stadtgrabens, wo sie sich rechts und links flüchtig zerstreuten. Einer derselben ward verhaftet. Ein Soldat des 11. Regiments, bei der Sache gar nicht betheiligt, wurde im Gedränge des Tumults leider ebenfalls schwer gemißhandelt, und nur dadurch gerettet, daß er in die Hoffmann'sche Eisengießerei flüchtete. ‒ Die verschiedenartigsten Gerüchte durchliefen die über den ganzen Vorfall empörte Menge. Man will die Soldaten gefragt haben, weshalb sie scharf eingehauen, und sie sollen geantwortet haben, es sei ihnen anbefohlen worden. Im Interesse der Menschlichkeit wollen wir derartigen Gerüchten keinen Glauben schenken, soviel steht aber fest, daß solche Scenen zur Zeit unserer früheren Garnison nicht vorgekommen sind, denn hat es auch kleine Excesse zwischen Civil und Militär gegeben, so ist doch von scharfen Waffen kein Gebrauch gemacht worden. Möge die Untersuchung die wahrhaft Schuldigen herausstellen, und mögen dieselben im Interesse des Friedens der Stadt ihrer gerechten Strafe nicht entgehen! Hamburg, 5. Juli. Ueber das in dem gestrigen Blatte der „Börsen-Halle“ bereits gemeldete Gerücht, betreffend den Waffenstillstand und die Bedingungen desselben, enthält der „Lübecker Korresp.“ folgende zwei Berichte, in welchen die Meldung, daß die Herausgabe der genommenen Schiffe nicht unter den festgestellten Bedingungen sei, uns unglaublich erscheint und auch die zugestandene dauernde Besetzung Alsens durch die Dänen befremden darf. Hamburg. Wie die „Hamb. Börsenh.“ meldet, war in Kopenhagen am 3 Morg. ganz allgemein das Gerücht verbreitet, daß am 2. d. ein Waffenstillstand zwischen Deutschland und Dänemark auf drei Monate definitiv abgeschlossen worden. Die Bedingungen desselben, so weit man sie in Kopenhagen kennen wollte, sollten folgende sein: Räumung Fühnens von Seiten der schwedischen, Schleswigs von Seiten der deutschen Truppen; Schleswig bleibt völlig unbesetzt; Aufhebung der Blokade der deutschen Häfen und Freigebung der in Kopenhagen retinirten deutschen Schiffe. Letzteres, sobald der Geldwerth der von den preußischen Truppen in Jütland gemachten Requisitionen ermittelt und erstattet ist. (B. Z.) Rendsburg, vom 4. Juli. Bei der Besetzung von Hadersleben durch unsere Truppen sind unter andern interessanten Aktenstücken auch die beiden folgenden aufgefunden worden, welche, bis eine ausführlichere Darstellung der dänischen Occupation erfolgen kann, schon vorläufig einiges Licht über dieselbe zu verbreiten im Stande sein möchten: „Requisition“ In Folge Befehles soll in der Stadt Hadersleben Quartier angewiesen werden für die Avantgarde des nachrückenden schwedischen und norwegischen Armeekorps. Gedachte Avantgarde, befehligt vom Oberst von Juel, besteht aus 6 bis 7000 Mann, nämlich: Kavallerie 1000 Mann und Pferde, Infanterie 5 bis 6000 Mann. Artillerie 16 bis 20 Kanonen mit Bespannung. Die requirirten Quartiere müssen zu morgen Mittag im Stande sein. Hadersleben, den 31. Mai 1848. Benzon, Oberst. „Vom rechten Flankenkorps“ An den Kammerjunker von Heltzen, Committirten des Justiz- und Finanzministeriums beim Armeekorps. In Veranlassung des Schreibens des Herrn Kammerjunkers vom gestrigen Datum ersuche ich Sie, mit dem Grafen Reventlow-Sandberg zusammen zu treten, und mit ihm und dem Oberauditeur Glahn als Auditeur eine Untersuchung anzustellen, in Betreff des Verhaltens der schleswigschen Beamten und Einwoh-

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 38. Köln, 8. Juli 1848, S. 0188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz038_1848/2>, abgerufen am 21.11.2024.