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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 32. Köln, 2. Juli 1848.

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bindung mit den Donaufürstenthümern und indirekt mit Rußland. Sollte es daher dem in Dekreten und Proklamationen ausgesprochenen Willen des Königs nicht gelingen, die Sache friedlich beizulegen, so ist Ungarn in einer sehr kritischen Lage, um so mehr, als bei einem ernsten Kriege die Walachen in Siebenbürgen, die Slowaken und die Rußniaken im Norden ebenfalls nicht ruhig bleiben würden. In Agram ist es zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen Gränzern und Linientruppen gekommen. Die Letztern behielten die Oberhand, und in Folge dessen soll der Agitator. Dr. Ludwig Gaj gefangen gesetzt worden sein. Andere Privatmittheilungen nennen jedoch den Zusammenstoß bloß eine gewöhnliche Rauferei ohne politischen Charakter. Für die gestrige Nacht besorgte man hier Unruhen, und es sind daher große Vorsichtsmaßnahmen ausgeführt worden. Die beunruhigenden Gerüchte scheinen jedoch ein blinder Lärm gewesen zu sein. Es war keinerlei Anzeichen einer beabsichtigten Ruhestörung zu entdecken.

- 19. Juni. Die Post- und Dampfschifffahrtsverbindung mit Karlowitz und dem revolutionirten Gebiete überhaupt ist fast gänzlich unterbrochen, und wir sind hier auf bloße Gerüchte vom dortigen Schauylatze berschränkt. Der offizielle Közlöny ist noch immer sehr einsilbig über die illyrische Bewegung. Der heutige Nemzeti (National) versichert, aus zuverlässiger Quelle folgende räthselhafte Nachricht zu haben. Durch Vermittelung des russischen und östreichischen Konsuls (aus Belgrad?) sei nämlich bei Karlowitz ein dreitägiger Waffenstillstand unterzeichnet worden. Dasselbe Blatt macht darauf aufmerksam, daß es am 12. Juni in Prag, in Agram, in Karlowitz und hier zum blutigen Zusammenstoß gekommen, was es nicht dem Zufall, sondern einem angelegten Plan der Reaktion zuschreiben zu müssen glaubt. An die Stelle des Feldmarschall-Lieutenants Baron von Jelachich soll der Oberst Gyulai zum Ban von Kroatien ernannt werden. Derselbe ist ein Magyar.

In dem bacser Comitat, welches meist von Serbiern oder Raizen bewohnt ist, warten diese nur die Ankunft der Aufständischen ab, um sich denselben anzuschließen. Die Komitatsbehörde hat daher beim Ministerium um ein Hüifskorps von 10,000 Mann zur Niederhaltung des Aufstandes nachgesucht.

Laut einer Korrespondenz des "P. Hirlap" aus Bacs vom 18. Juni wächst die Gefahr daselbst von Minute zu Minute, und ist das ganze Gebiet von einer schrecklichen Verwüstung bedroht. Amtlichen Zuschriften zufolge schwellen die empörerischen Volkshaufen nach dem Carlowitzer Treffen immer mehr an, und sollen schon auf einem Fleck, bei Perlese, 20,000 Mann mit Militär untermischt beisammen gewesen sein. Der Korrrespondent schaudert bei dem Gedanken, was nach dem 14tägigen Waffenstillstand geschehen werde, der den Insurgenten bewilligt worden. - Das Bacser Comitat hat ein Streitheer von 20,000 Mann aufzustellen beschlossen, welches von der Gränze der Tschetkisten bis Futak eine Wachlinie bilden wird, damit die Empörer aus dem Komitate keine Lebensmittel zugesteckt bekommen. Auch die Comitate Pesth, Tolna, Csongrad, der Bezirk der Tazygier und Cumaner und die Städte Maria Thornsiegel, Czagadin und Zambor sind durch Depesche aufgefordert worden, sobald als möglich für die gemeinsame Sache Freiwillige zu stellen. Hier geht so eben das Gerücht, daß in Syrmion eine Abtheilung Husaren entwaffnet wurde. Der Feind bereitet sich mit einer unerhörten Wuth vor, jeden Augenblick loszustürzen, und hat vor der Hand nichts Geringeres vor, als Baranya, Baco und das Banat an sich zu reißen.

(A. O.-Z.)
Pesth, 20. Juni.

Der königl. Staathalter Erzherzog Stephan ist heute Morgen in Begleitung des Ministers Grafen Stephan Szechenyi wieder nach Innsbruck gereist. Die Dämpfung des furchtbaren illyrischen Aufstandes ist der Hauptzweck dieser Reise. Der Premierminister Graf Ludwig Bathanyi ist nach Presburg gegangen. - Aus sicherer Quelle erfahren wir, daß der Kommandant von Peterwardein, Feldmarschalllieutenant v. Hrabowsky, den weit überlegenen Aufständischen gegenüber mit dem Grafen Albert Nugent einen vierzehntägigen Waffenstillstand schließen mußte. Nach der Angabe des Feldmarschalls ste hen die Illyrier in zwei verbundenen verschanzten Lagern hinter Karlowitz an dem Kamenitzer Gebirge gelehnt und in den sogenannten römischen Schanzen bei Temerin. Beide Lager zählen 21,000 Mann, welche großentheils mit Schießgewehren bewaffnet sind, und besitzen acht Dreipfünder und zwei Sechspfünder und viele Mörser. Diese Mannschaft wird noch täglich durch neu hinzuströmende Bauern aus dem Banat verstärkt. Der ganze Aufstand wird von einem provisorischen Centralkomite geleitet, welches früher in Karlowitz, jetzt aber in dem Lager residirt. Der Feldmarschall v. Hrabowsky, wird von den Illyriern verhöhnt, und das provisorische Centralkomite hat auch eine besondere Gesandtschaft nach Innsbruck beordert, welche die Entfernung v. Hrabowsky's aus Peterwardein und die Ausrüstung des Patriarchen Rajarsics von Karlowitz, des Bans Jellachich und des neugewählten Wojewoden Obersten Schuplikatz mit unbeschränkten Vollmachten vom König auswirken soll. In der Festung Peterwardein selbst zeigte sich unter den vielen Serbiern des Regiments Don Miguel eine feindselige Stimmung gegen Ungarn. An dem Kampf in Karlowitz am 12. Juni haben nach der Anzeige v. Hrabowsky's auch 60 Mann aus Serbien Theil genommen. In dem bacser Comitat, welches meist von Serbiern oder Raizen bewohnt ist, warten diese nur die Ankunft der Aufständischen ab, um sich denselben anzuschließen. Die Komitatsbehörde hat daher beim Ministerium um ein Hülfskorps von 10,000 Mann zur Niederhaltung des Aufstandes nachgesucht.

(D. A. Z.)
Dänemark.
Kopenhagen, 25. Juni.

Der "Lübecker Korrespondent" bringt folgende Kopenhagener Korrespondenz: "Seitdem am 21. d. M. der Kammerherr Reeds in Begleitung unseres ehemaligen Bundestagsgesandten, Baron v. Pechlin, aus London zurückgekehrt ist, erfährt man mit Bestimmtheit, daß die unter Englands Vermittlung angeknüpften Friedensunterhandlungen gänzlich haben abgebrochen werden müssen. Auf die ausschweifenden Vorschläge, welche von deutscher Seite in London gemacht wurden, kann Dänemark nicht eingehen. Der fortdauernden Neutralität Oesterreichs, des einzigen deutschen Bundesstaats der eine Flotte besitzt, und dadurch uns gefährlich werden könnte, sind wir gewiß. Vor acht Tagen zwar hieß es, daß in Folge der Frankfurter Beschlüsse nun auch der österreichische Gesandte Baron von Vrints-Treuenfeld, abberufen worden sei; es hat sich indeß dies Gerücht als unwahr herausgestellt, Baron, Vrints stets nach wie vor im freundlichen Verkehr mit unserm Hofe, und nichts deutet auf seine Abreise. Zugleich mehren sich die Aussichten auf den Beistand des gesammten Nordens von Tage zu Tage. Die am 22. mit dem englischen Dampfschiffe "Rob Roy" für den König Oscar von Schweden aus St. Petersburg eingegangenen Depeschen überbrachte der hiesige russische Gesandte, Baron von Ungern-Sternberg, sofort dem Könige persönlich nach Malmö; seine Audienz soll eine für unsere Interessen sehr zufriedenstellende gewesen sein. Dasselbe Dampfschiff brachte uns die Nachricht, daß man zu Kronstadt nun auch die zweite Abtheilung der russischen Ostseeflotte segelfertig mache und dadurch die letztere auf vierzig größere Kriegsschiffe bringen wolle, so wie, daß die Truppenmärsche aus dem Innern von Rußland an die polnisch-deutsche Grenze ununterbrochen fortdauern. In wenigen Tagen hofft man daher, den Kammerherrn Oxholm mit Rußlands entscheidenden Erklärungen aus St. Petersburg auf dem engl. Dampfschiffe Victory heimkehren zu sehen.

(Wes. Z.)
Rußland.

Die Cholera macht neuerdings wieder bedeutende Fortschritte; in Moskau rafft sie täglich mehr Opfer dahin, auch verbreitet sie sich über mehrere Gouvernements, in denen sie früher nur schwach oder gar nicht aufgetreten war.

(B. Z.-H.)
[Leserbriefe]

Die Veröffentlichung nachstehender Erklärung vieler westphälischen Bürger und Bauern ist durch die Weigerung der "Kölnischen Zeitung", sie in ihre Spalten auch sogar gegen Erstattung der Insertionsgebühren, aufzunehmen, verzögert.

Meschede in Westphalen, den 13. Juni 1848.

Als wir vor Kurzem die angebliche Protestation der Westpreußen gegen Berlin lasen, und die allgemeine Verachtung sahen, welche diese Drohung ihren Urhebern brachte, fürchteten wir nicht, daß die Frechheit so weit gehen würde, auch unsern Namen "Westphalen" in gleicher Weise zu brandmarken, wie es in Nro. 162 der Kölnischen Zeitung geschehen. Wir sind zwar fest überzeugt daß der eben so dumme als schamlose Artikel nur aus der Feder eines der vielen jammerlichen Subjekte geflossen ist, welche sich unter dem gestürzten, ihrer würdigen System auf Kosten des Volkes wohl sein ließen und nun mit Grund sich ärgern von den Fleischtöpfen Egyptens vertrieben zu sein und wir halten es dieserhalb für höchst überflüssig, erst weiter noch zu versichern, daß kein ehrlicher wahrer westphälischer Bauer oder Bürger zu dem Schandartikel sich bekennen wird, benutzen aber mit Freuden die Gelegenheit öffentlich zu erklären, daß wir der Sache der vollsten Freiheit, dem raschen entschiedenen Fortschritte, und allem dem, was uns endlich die Verwirklichung der längst gehegten Wünsche hoffen läßt, eben so entschieden anhängen und mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln dies zu erstreben und zu bewahren fest entschlossen sind, als wir das durch die hochherzigen tapfern Bürger Berlins vernichtete alte verächtliche System von Grund der Seele hassen und verabscheuen.

Wir halten uns dieserhalb den wackern Berlinern ebenso zu Danke verpflichtet, als wir gerne und mit Freuden anerkennen, daß die uns schon aus alten Zeiten enge verwandte und theure Stadt Köln sich bis jetzt stets in unserm Sinne und nach dem Wunsche unseres Herzens benommen hat. Sowohl Berlins als auch Kölns wackere Männer dürfen daher überzeugt sein, daß, wenn uns je die Erfüllung politischer Pflichten in ihre Mitte führen sollte, wir nur erscheinen, um Hand in Hand mit ihnen, die nach den Erfahrungen der jüngsten Zeit, vielleicht wieder erwachten, der Freiheit und dem Volke feindlichen und verhaßten Grundsätze der gestürzten Regierung zu bekämpfen, oder Ueberreste derselben, welche noch nicht völlig ausgerottet, zu vernichten.

Uns fehlt nicht der Muth wie so Vielen, offen und frei zu erklären, daß wir die Revolution in Berlin für das Ruhmwürdigste anerkennen, was unser Volk seit lange vollbracht, daß durch diese That alle Rechte demselben wieder errungen sind, welche List, Trug und Gewalt ihm entrissen und vorenthielten; daß Kraft dieser Revolution die höchste Gewalt zu dem Volke zurückgekehrt, dem sie einzig gebührt und welches nach seinem Ermessen sie diesem oder jenem anvertraut; und wenn uns auch nicht vergönnt war, an dem ruhmwürdigen Kampfe Theil zu nehmen, welcher uns unsere Rechte wieder eroberte, wir doch jeden Augenblick bereit sind, Gut und Blut an ihre Erhaltung zu setzen.

Das ist die Erklärung wirklicher westphälischer Bauern und Bürger.

(Folgen die Unterschriften.)

An das deutsche Volk!

Was wir vorausgesehen, ist eingetroffen. In ihren Sitzungen von gestern und heute hat die deutsche Nationalversammlung, welche größtentheils nicht aus direkter Volkswahl hervorgegangen ist, durch ihre "Beschlüsse über Einführung einer provisorischen Centralgewalt für Deutschland" das deutsche Volk und sich selbst in den Zustand der Unmündigkeit zurückgeworfen. Ihre Majorität hat, gegenüber der an Zahl nicht den vierten Theil bildenden entschiedenen Linken:

1) den Antrag: "die Centralgewalt habe die Beschlüsse der Nationalversammlung zu verkündigen und zu vollziehen", verworfen. Sie hat hiermit von vorn herein ihre Beschlüsse in die blaue Luft gestellt, und eine ihr gegenüberstehende furchtbare Diktatur geschaffen. Was soll hierbei aus der Einheit und Freiheit Deutschlands werden? Oder will man in jedem Falle, in welchem der "Reichsverweser" sich weigert, die Beschlüsse der Nationalversammlung zu vollziehen, an die revolutionäre Entscheidung des Volks appelliren?
2) Sie hat - ein Vorbild dessen, was wir von ihr für die Gründung einer definitiven Verfassung Deutschlands zu erwarten haben - die Centralgewalt keinem Präsidenten, sondern einem Reichsverweser, dem Vorläufer eines deutschen Kaisers mit neuem Throne und neuer Civilliste, übergeben. Sie hat hiermit das Mittelalter von Neuem zur Grundlage gemacht und die Verwesung Deutschlands zum Gesetz erhoben.
3) Sie hat die Unverantwortlichkeit dieses Verwesers zum Beschluß erhoben, mithin von Neuem den Wahn eines heiligen, unverantwortlichen und unverletzlichen Wesens an die Spitze unserer politischen Zustände gestellt, und dadurch der Diktatur von Gottes Gnaden Raum gegeben.
4) Sie hat beschlossen, "daß die Centralgewalt sich in Beziehung auf die Vollziehungs-Maßregeln, so weit thunlich, mit den Bevollmächtigten der Landes-Regierungen ins Einvernehmen setzen soll." Hiermit hat sie die geschaffene Centralgewalt und Diktatur, im Interesse der Regierungen, wieder zersplittert und illusorisch gemacht, und hat vollends die Kraft des frei-einigen Deutschlands vernichtet, und den Zustand der Sonderinteressen sanktionirt.

Also ein Gesetz hat die Nationalversammlung erlassen, welches einen unverantwortlichen, an die Beschlüsse der Nationalversammlung nicht gebundenen, mit den Landes-Regierungen sich möglichst in's Einvernehmen setzenden Reichverwesers als die exekutive Gewalt Deutschlands proklamirt! Also dieser widerspruchsvolle durch die Nationalversammlung geschaffene Diktator der fürstlichen Interessen soll an der Spitze Deutschlands stehen?!

Von Neuem ist das Mittelalter heraufbeschworen, die Nationalversammlung hat die Volkssouverainität, die Volksmündigkeit, ihre von ihr selbst feierlich proklamirte Mutter und einzig berechtigte Grundlage freiwillig aus aus ihrer Hand gegeben, dem Volke von Neuem eine Fürsten-Aristokratie und einen heiligen Popanz gegenüber gestellt; sie hat den Grund zu neuen innern Kämpfen Deutschlands gelegt, und dadurch die Hoffnung auf Wiederbelebung der Industrie und des Verkehrs auf längere Zeit vernichtet. Sie wird uns hiermit den, bei der Zersplitterung Deutschlands in so viele Staaten und Regierungen dreifach verderblichen Zuständen Frankreichs unter dem Bürgerkönig Louis Philipp und unter der "mit republikanischen Institutionen umgebenen Monarchie" entgegenführen, und dadurch bald eine neue Revolution nothwendig machen.

Es ist die Pflicht Aller, welchen die Ehre, die Freiheit und das Wohl des Vaterlandes am Herzen ligt, gegen eine Nationalversammlung, welche schon 7 Wochen lang das Volk hingehalten, mehrmals verleugnet, und jetzt durch obige Beschlüsse im Innersten verletzt hat, sich entschieden zu erklären.

Hierzu ist erforderlich, daß überall und sofort in dem ganzen deutschen Vaterlande Vereins- und größere Volksversammlungen gehalten werden, in welchen dem deutschen Volke die Sachlage genau dargelegt und die folgenden Punkte beschlossen werden müssen.

a. Ueberall müssen allgemeine Eingaben an die Nationalversammlung gerichtet werden, in welchen derselben, als einer meist aus nicht direkten Volkswahlen hervorgegangenen, die fernere Anerkennung versagt, und insbesondere die Majorität als volksfeindliche Macht verworfen, die Minorität der Linken zum Ausscheiden und zu der Bildung eines neuen Kernes aufgefordert wird, an welchen sich weitere Abgeordnete durch neue direkte Wahlen anschließen müssen.
b) Von jedem besonderen Wahlbezirke aus müssen die Mandate der Männer der Majorität zurückgenommen, und müssen die einzelnen Abgeordneten, welche zu der Linken gehören, zum Ausscheiden aus dieser Nationalversammlung und zum Anschlusse an die übrigen gleichfalls ausscheidenden Männer der Linken, und zur gemeinsamen Bildung des Kernes einer neuen Versammlung aufgefordert werden.

Zu diesem Zwecke folgt unten ein Verzeichniß derjenigen Abgeordneten, welche als Glieder der entschiedenen Linken gegen das Gesetz über die Centralgewalt gestimmt haben.

Einer dieser Ehrenmänner, Kapp von Neuenheim bei Heidelberg, ist bereits ausgeschieden, und hat seinen schon in ganz Deutschland gefeierten Namen durch die folgende Erklärung seines Austritts von Neuem verherrlicht.

Der Abgeordnete Kapp an Herrn v. Sagern, Präsidenten der Nationalversammlung.

Gestern Morgen hatte ich gleich zu Anfang der Sitzung in einer dringlichen Angelegenheit auf wenige Augenblicke Sie und Herrn v. Soiron um's Wort gebeten; letzterer hat sich indessen trotz meiner vier Mal wiederholten Forderung wie gewöhnlich gemüßigt gefunden, mir dasselbe abzuschneiden. In die Unmöglichkeit versetzt, mich mündlich erklären zu können, bin ich gezwungen, die Gründe meines Austritts schriftlich auf die Tafel des Hauses niederzulegen und Sie zu ersuchen, dies Schreiben sofort der Nationalversammlung mitzutheilen.

Als ich am Montag Morgen, den 26. d. M., den Antrag auf Gründung einer großen deutschen Nationalbank dem Präsidium übergab, glaubte ich nicht, noch am Abend desselben Tages einen Vorfall erleben zu müssen, der in den Annalen parlamentarischer Verhandlungen kaum seines Gleichen hat. Mit gewohnter Milde und Nachsicht würde ich jedoch diesen Vorfall, wie andere ähnliche - ich nenne nur die zaghafte Vertagung der Wahlfrage Peter's, der Mannheimer Beschwerden und das Benehmen in der Mainzer Angelegenheit - übersehen haben, wenn ich nicht aus dem Geiste, welcher in den Hauptfragen die Mehrzahl der Versammlung beherrscht, die tragische Ueberzeugung gewonnen hätte, daß die Nationalversammlung nicht nur die Gesetze verleugnet, welche sie sich selbst gegeben, sondern auch den Boden verläßt, auf welchem sie zu stehen berufen ist, daß sich also das Schicksal Deutschlands nicht in diesem Saale, sondern außer ihm, nicht durch Worte und diplomatische Künste, sondern durch Thaten, durch Ereignisse entscheiden wird.

So schmerzlich es mir ist, dies aussprechen zu müssen, so wenig ich zu separatistischen Schritten geneigt bin, so kann ich es doch im Geiste meiner Wähler mit meiner Ehre und meinem Gewissen nicht vereinigen, noch länger einer Nationalversammlung anzugehören, welche in Tagen solcher Noth ihr Schicksal außer sich setzt und nicht zu begreifen wagt, daß die Thatsachen unserer neuen Geschichte nichts anders als die offenbar gewordenen Prinzipien des Jahrhunderts sind. Einen erneuten glänzenden Beweis der Verleugnung ihres Ursprungs, der Verkennung ihrer Aufgabe, der Verkennung der Forderungen und Hoffnungen des Volks hat die Nationalversammlung in taktvoller Harmlosigkeit bei der gestrigen Abstimmung dadurch geliefert, daß sie die Centralgewalt von der Verbindlichkeit, die Beschlüsse der Nationalversammlung zu vollziehen, entband, jene also unabhängig von sich hinstellte, mithin sich selbst zur Antichambre des künftigen Reichsverwesers degradirte; bei ihrer heutigen Abstimmung aber dadurch, daß sie eben diesen Reichsver weser mit mehr als doppelter Majorität aller Verantwortlichkeit überhob und auf diese Weise die Macht- und Rechtsvollkommenheit des Volkes verdahlmannte.

Indem ich auf Grund dieser Thatsachen meinen Austritt erkläre, verbinde ich mit dem hochachtungsvollsten Gruße an die Ehrenmänner aller Bänke den Wunsch, daß mein Ausscheiden die Ursachen mit entfernen helfe, welche zu diesem Schritte gonöthigt haben.

Frankfurt, den 28. Juni 1848, Vormittags 111/2 Uhr.

Berger von Wien. Blum von Leipzig. v. Blumröder, Gustav, von Kirchenlamitz. Boddien von Pleß. Bogen aus Michelstadt. Brunck von Fürfeld. Christmann von Dürkheim. Dewes von Losheim. v. Dieskau von Plauen. Dietsch von Annaberg. Dietzsch von Saarbrücken. Falk von Ottolangendorf. Föhrenbach aus Baden. Förster von Hünfeld. Giskra von Wien. Goltz von Brieg. Gritzner von Wien. Grubert. Gulden von Zweibrücken. Günther von Leipzig. Hagen aus Heidelberg. Hartmann von Leitmeritz. Heldmann aus Hessen. Hensel I. von Camenz. Hentzel von Zittau. Hentges von Heilbronn. Hoffbauer von Nordhausen. Höninger von Rudolstadt. Itzstein aus Mannheim. Jordan von Berlin. Junghanns von Mosbach. Kolaczeck aus österr. Schlesien. Kolb von Speyer. Küntzer aus Konstanz. Marsilli von Roveredo. Martiny von Friedland. Meyer von Liegnitz. Minkus von Marienfeld. Mohr von Oberingelheim. Nägele von Murhardt. Nauwerk von Berlin. Pfahler von Tettnang. Raveaux von Köln. Ree von Offenburg. Reichard von Speyer. Reinhard von Boytzenburg. Reinstein von Naumburg. Reitter von Prag. Richter aus Achern. Rödinger von Stuttgart. Rölle aus Schlesien. Rösler von Oels. Roßmäßler von Tharand b. Dresden. Rühl von Hanau. Ruge von Leipzig. Sachs aus Mannheim. Schaffrath von Neustadt. Schilling von Wien. Schlöffel von Halbendorf. Schmidt, E. F. F., von Lävenberg. Schmidt, Jul. Th., v. Wurzen. Schmitt von Kaiserslautern. Schneider aus Brünn. Schüler von Jena. Schüler, Fried., von Zweibrücken. Schulz, Friedrich, von Weilburg. Schuselka von Kloster-Neuburg. Simon, Max, von Breslau. Simon von Breslau. Simon von Trier. Sonnenkalb von Römschütz. Spatz von Frankenthal. Stockinger von Frankenthal. Straß aus Schlesien. Tafel von Stuttgart. Tafel, Franz, von Zweibrücken. Thieme von Hirschberg. Titus von Bamberg. Trützschler von Dresden. Uhland von Tübingen. Umbscheiden von Dahn. Vischer von Tübingen. Vogel aus Schlesien. Vogt von Gießen. Wesendonk von Düsseldorf. Wiesner von Wien. Wigard von Dresden. Zell von Trier. Zell von Trier. Zimmermann, Professor, von Stuttgart. Zimmermann von Spandau. Zitz von Mainz. Zöllner Chemnitz.

Frankfurt a. M, den 28. Juni 1848.

Der provisorische Central-Ausschuß der demokratischen Vereine zu Frankfurt a. M.

Ronge. Metternich. Bayrhoffer.

Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]

(Hierzu eine Beilage.)

bindung mit den Donaufürstenthümern und indirekt mit Rußland. Sollte es daher dem in Dekreten und Proklamationen ausgesprochenen Willen des Königs nicht gelingen, die Sache friedlich beizulegen, so ist Ungarn in einer sehr kritischen Lage, um so mehr, als bei einem ernsten Kriege die Walachen in Siebenbürgen, die Slowaken und die Rußniaken im Norden ebenfalls nicht ruhig bleiben würden. In Agram ist es zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen Gränzern und Linientruppen gekommen. Die Letztern behielten die Oberhand, und in Folge dessen soll der Agitator. Dr. Ludwig Gaj gefangen gesetzt worden sein. Andere Privatmittheilungen nennen jedoch den Zusammenstoß bloß eine gewöhnliche Rauferei ohne politischen Charakter. Für die gestrige Nacht besorgte man hier Unruhen, und es sind daher große Vorsichtsmaßnahmen ausgeführt worden. Die beunruhigenden Gerüchte scheinen jedoch ein blinder Lärm gewesen zu sein. Es war keinerlei Anzeichen einer beabsichtigten Ruhestörung zu entdecken.

‒ 19. Juni. Die Post- und Dampfschifffahrtsverbindung mit Karlowitz und dem revolutionirten Gebiete überhaupt ist fast gänzlich unterbrochen, und wir sind hier auf bloße Gerüchte vom dortigen Schauylatze berschränkt. Der offizielle Közlöny ist noch immer sehr einsilbig über die illyrische Bewegung. Der heutige Nemzeti (National) versichert, aus zuverlässiger Quelle folgende räthselhafte Nachricht zu haben. Durch Vermittelung des russischen und östreichischen Konsuls (aus Belgrad?) sei nämlich bei Karlowitz ein dreitägiger Waffenstillstand unterzeichnet worden. Dasselbe Blatt macht darauf aufmerksam, daß es am 12. Juni in Prag, in Agram, in Karlowitz und hier zum blutigen Zusammenstoß gekommen, was es nicht dem Zufall, sondern einem angelegten Plan der Reaktion zuschreiben zu müssen glaubt. An die Stelle des Feldmarschall-Lieutenants Baron von Jelachich soll der Oberst Gyulai zum Ban von Kroatien ernannt werden. Derselbe ist ein Magyar.

In dem bacser Comitat, welches meist von Serbiern oder Raizen bewohnt ist, warten diese nur die Ankunft der Aufständischen ab, um sich denselben anzuschließen. Die Komitatsbehörde hat daher beim Ministerium um ein Hüifskorps von 10,000 Mann zur Niederhaltung des Aufstandes nachgesucht.

Laut einer Korrespondenz des „P. Hirlap“ aus Bács vom 18. Juni wächst die Gefahr daselbst von Minute zu Minute, und ist das ganze Gebiet von einer schrecklichen Verwüstung bedroht. Amtlichen Zuschriften zufolge schwellen die empörerischen Volkshaufen nach dem Carlowitzer Treffen immer mehr an, und sollen schon auf einem Fleck, bei Perlese, 20,000 Mann mit Militär untermischt beisammen gewesen sein. Der Korrrespondent schaudert bei dem Gedanken, was nach dem 14tägigen Waffenstillstand geschehen werde, der den Insurgenten bewilligt worden. ‒ Das Bácser Comitat hat ein Streitheer von 20,000 Mann aufzustellen beschlossen, welches von der Gränze der Tschetkisten bis Futak eine Wachlinie bilden wird, damit die Empörer aus dem Komitate keine Lebensmittel zugesteckt bekommen. Auch die Comitate Pesth, Tolna, Csongrád, der Bezirk der Tazygier und Cumaner und die Städte Maria Thornsiegel, Czagadin und Zambor sind durch Depesche aufgefordert worden, sobald als möglich für die gemeinsame Sache Freiwillige zu stellen. Hier geht so eben das Gerücht, daß in Syrmion eine Abtheilung Husaren entwaffnet wurde. Der Feind bereitet sich mit einer unerhörten Wuth vor, jeden Augenblick loszustürzen, und hat vor der Hand nichts Geringeres vor, als Baranya, Báco und das Banat an sich zu reißen.

(A. O.-Z.)
Pesth, 20. Juni.

Der königl. Staathalter Erzherzog Stephan ist heute Morgen in Begleitung des Ministers Grafen Stephan Szechenyi wieder nach Innsbruck gereist. Die Dämpfung des furchtbaren illyrischen Aufstandes ist der Hauptzweck dieser Reise. Der Premierminister Graf Ludwig Bathanyi ist nach Presburg gegangen. ‒ Aus sicherer Quelle erfahren wir, daß der Kommandant von Peterwardein, Feldmarschalllieutenant v. Hrabowsky, den weit überlegenen Aufständischen gegenüber mit dem Grafen Albert Nugent einen vierzehntägigen Waffenstillstand schließen mußte. Nach der Angabe des Feldmarschalls ste hen die Illyrier in zwei verbundenen verschanzten Lagern hinter Karlowitz an dem Kamenitzer Gebirge gelehnt und in den sogenannten römischen Schanzen bei Temerin. Beide Lager zählen 21,000 Mann, welche großentheils mit Schießgewehren bewaffnet sind, und besitzen acht Dreipfünder und zwei Sechspfünder und viele Mörser. Diese Mannschaft wird noch täglich durch neu hinzuströmende Bauern aus dem Banat verstärkt. Der ganze Aufstand wird von einem provisorischen Centralkomite geleitet, welches früher in Karlowitz, jetzt aber in dem Lager residirt. Der Feldmarschall v. Hrabowsky, wird von den Illyriern verhöhnt, und das provisorische Centralkomite hat auch eine besondere Gesandtschaft nach Innsbruck beordert, welche die Entfernung v. Hrabowsky's aus Peterwardein und die Ausrüstung des Patriarchen Rajarsics von Karlowitz, des Bans Jellachich und des neugewählten Wojewoden Obersten Schuplikatz mit unbeschränkten Vollmachten vom König auswirken soll. In der Festung Peterwardein selbst zeigte sich unter den vielen Serbiern des Regiments Don Miguel eine feindselige Stimmung gegen Ungarn. An dem Kampf in Karlowitz am 12. Juni haben nach der Anzeige v. Hrabowsky's auch 60 Mann aus Serbien Theil genommen. In dem bacser Comitat, welches meist von Serbiern oder Raizen bewohnt ist, warten diese nur die Ankunft der Aufständischen ab, um sich denselben anzuschließen. Die Komitatsbehörde hat daher beim Ministerium um ein Hülfskorps von 10,000 Mann zur Niederhaltung des Aufstandes nachgesucht.

(D. A. Z.)
Dänemark.
Kopenhagen, 25. Juni.

Der „Lübecker Korrespondent“ bringt folgende Kopenhagener Korrespondenz: „Seitdem am 21. d. M. der Kammerherr Reeds in Begleitung unseres ehemaligen Bundestagsgesandten, Baron v. Pechlin, aus London zurückgekehrt ist, erfährt man mit Bestimmtheit, daß die unter Englands Vermittlung angeknüpften Friedensunterhandlungen gänzlich haben abgebrochen werden müssen. Auf die ausschweifenden Vorschläge, welche von deutscher Seite in London gemacht wurden, kann Dänemark nicht eingehen. Der fortdauernden Neutralität Oesterreichs, des einzigen deutschen Bundesstaats der eine Flotte besitzt, und dadurch uns gefährlich werden könnte, sind wir gewiß. Vor acht Tagen zwar hieß es, daß in Folge der Frankfurter Beschlüsse nun auch der österreichische Gesandte Baron von Vrints-Treuenfeld, abberufen worden sei; es hat sich indeß dies Gerücht als unwahr herausgestellt, Baron, Vrints stets nach wie vor im freundlichen Verkehr mit unserm Hofe, und nichts deutet auf seine Abreise. Zugleich mehren sich die Aussichten auf den Beistand des gesammten Nordens von Tage zu Tage. Die am 22. mit dem englischen Dampfschiffe „Rob Roy“ für den König Oscar von Schweden aus St. Petersburg eingegangenen Depeschen überbrachte der hiesige russische Gesandte, Baron von Ungern-Sternberg, sofort dem Könige persönlich nach Malmö; seine Audienz soll eine für unsere Interessen sehr zufriedenstellende gewesen sein. Dasselbe Dampfschiff brachte uns die Nachricht, daß man zu Kronstadt nun auch die zweite Abtheilung der russischen Ostseeflotte segelfertig mache und dadurch die letztere auf vierzig größere Kriegsschiffe bringen wolle, so wie, daß die Truppenmärsche aus dem Innern von Rußland an die polnisch-deutsche Grenze ununterbrochen fortdauern. In wenigen Tagen hofft man daher, den Kammerherrn Oxholm mit Rußlands entscheidenden Erklärungen aus St. Petersburg auf dem engl. Dampfschiffe Victory heimkehren zu sehen.

(Wes. Z.)
Rußland.

Die Cholera macht neuerdings wieder bedeutende Fortschritte; in Moskau rafft sie täglich mehr Opfer dahin, auch verbreitet sie sich über mehrere Gouvernements, in denen sie früher nur schwach oder gar nicht aufgetreten war.

(B. Z.-H.)
[Leserbriefe]

Die Veröffentlichung nachstehender Erklärung vieler westphälischen Bürger und Bauern ist durch die Weigerung der „Kölnischen Zeitung“, sie in ihre Spalten auch sogar gegen Erstattung der Insertionsgebühren, aufzunehmen, verzögert.

Meschede in Westphalen, den 13. Juni 1848.

Als wir vor Kurzem die angebliche Protestation der Westpreußen gegen Berlin lasen, und die allgemeine Verachtung sahen, welche diese Drohung ihren Urhebern brachte, fürchteten wir nicht, daß die Frechheit so weit gehen würde, auch unsern Namen „Westphalen“ in gleicher Weise zu brandmarken, wie es in Nro. 162 der Kölnischen Zeitung geschehen. Wir sind zwar fest überzeugt daß der eben so dumme als schamlose Artikel nur aus der Feder eines der vielen jammerlichen Subjekte geflossen ist, welche sich unter dem gestürzten, ihrer würdigen System auf Kosten des Volkes wohl sein ließen und nun mit Grund sich ärgern von den Fleischtöpfen Egyptens vertrieben zu sein und wir halten es dieserhalb für höchst überflüssig, erst weiter noch zu versichern, daß kein ehrlicher wahrer westphälischer Bauer oder Bürger zu dem Schandartikel sich bekennen wird, benutzen aber mit Freuden die Gelegenheit öffentlich zu erklären, daß wir der Sache der vollsten Freiheit, dem raschen entschiedenen Fortschritte, und allem dem, was uns endlich die Verwirklichung der längst gehegten Wünsche hoffen läßt, eben so entschieden anhängen und mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln dies zu erstreben und zu bewahren fest entschlossen sind, als wir das durch die hochherzigen tapfern Bürger Berlins vernichtete alte verächtliche System von Grund der Seele hassen und verabscheuen.

Wir halten uns dieserhalb den wackern Berlinern ebenso zu Danke verpflichtet, als wir gerne und mit Freuden anerkennen, daß die uns schon aus alten Zeiten enge verwandte und theure Stadt Köln sich bis jetzt stets in unserm Sinne und nach dem Wunsche unseres Herzens benommen hat. Sowohl Berlins als auch Kölns wackere Männer dürfen daher überzeugt sein, daß, wenn uns je die Erfüllung politischer Pflichten in ihre Mitte führen sollte, wir nur erscheinen, um Hand in Hand mit ihnen, die nach den Erfahrungen der jüngsten Zeit, vielleicht wieder erwachten, der Freiheit und dem Volke feindlichen und verhaßten Grundsätze der gestürzten Regierung zu bekämpfen, oder Ueberreste derselben, welche noch nicht völlig ausgerottet, zu vernichten.

Uns fehlt nicht der Muth wie so Vielen, offen und frei zu erklären, daß wir die Revolution in Berlin für das Ruhmwürdigste anerkennen, was unser Volk seit lange vollbracht, daß durch diese That alle Rechte demselben wieder errungen sind, welche List, Trug und Gewalt ihm entrissen und vorenthielten; daß Kraft dieser Revolution die höchste Gewalt zu dem Volke zurückgekehrt, dem sie einzig gebührt und welches nach seinem Ermessen sie diesem oder jenem anvertraut; und wenn uns auch nicht vergönnt war, an dem ruhmwürdigen Kampfe Theil zu nehmen, welcher uns unsere Rechte wieder eroberte, wir doch jeden Augenblick bereit sind, Gut und Blut an ihre Erhaltung zu setzen.

Das ist die Erklärung wirklicher westphälischer Bauern und Bürger.

(Folgen die Unterschriften.)

An das deutsche Volk!

Was wir vorausgesehen, ist eingetroffen. In ihren Sitzungen von gestern und heute hat die deutsche Nationalversammlung, welche größtentheils nicht aus direkter Volkswahl hervorgegangen ist, durch ihre „Beschlüsse über Einführung einer provisorischen Centralgewalt für Deutschland“ das deutsche Volk und sich selbst in den Zustand der Unmündigkeit zurückgeworfen. Ihre Majorität hat, gegenüber der an Zahl nicht den vierten Theil bildenden entschiedenen Linken:

1) den Antrag: „die Centralgewalt habe die Beschlüsse der Nationalversammlung zu verkündigen und zu vollziehen“, verworfen. Sie hat hiermit von vorn herein ihre Beschlüsse in die blaue Luft gestellt, und eine ihr gegenüberstehende furchtbare Diktatur geschaffen. Was soll hierbei aus der Einheit und Freiheit Deutschlands werden? Oder will man in jedem Falle, in welchem der „Reichsverweser“ sich weigert, die Beschlüsse der Nationalversammlung zu vollziehen, an die revolutionäre Entscheidung des Volks appelliren?
2) Sie hat ‒ ein Vorbild dessen, was wir von ihr für die Gründung einer definitiven Verfassung Deutschlands zu erwarten haben ‒ die Centralgewalt keinem Präsidenten, sondern einem Reichsverweser, dem Vorläufer eines deutschen Kaisers mit neuem Throne und neuer Civilliste, übergeben. Sie hat hiermit das Mittelalter von Neuem zur Grundlage gemacht und die Verwesung Deutschlands zum Gesetz erhoben.
3) Sie hat die Unverantwortlichkeit dieses Verwesers zum Beschluß erhoben, mithin von Neuem den Wahn eines heiligen, unverantwortlichen und unverletzlichen Wesens an die Spitze unserer politischen Zustände gestellt, und dadurch der Diktatur von Gottes Gnaden Raum gegeben.
4) Sie hat beschlossen, „daß die Centralgewalt sich in Beziehung auf die Vollziehungs-Maßregeln, so weit thunlich, mit den Bevollmächtigten der Landes-Regierungen ins Einvernehmen setzen soll.“ Hiermit hat sie die geschaffene Centralgewalt und Diktatur, im Interesse der Regierungen, wieder zersplittert und illusorisch gemacht, und hat vollends die Kraft des frei-einigen Deutschlands vernichtet, und den Zustand der Sonderinteressen sanktionirt.

Also ein Gesetz hat die Nationalversammlung erlassen, welches einen unverantwortlichen, an die Beschlüsse der Nationalversammlung nicht gebundenen, mit den Landes-Regierungen sich möglichst in's Einvernehmen setzenden Reichverwesers als die exekutive Gewalt Deutschlands proklamirt! Also dieser widerspruchsvolle durch die Nationalversammlung geschaffene Diktator der fürstlichen Interessen soll an der Spitze Deutschlands stehen?!

Von Neuem ist das Mittelalter heraufbeschworen, die Nationalversammlung hat die Volkssouverainität, die Volksmündigkeit, ihre von ihr selbst feierlich proklamirte Mutter und einzig berechtigte Grundlage freiwillig aus aus ihrer Hand gegeben, dem Volke von Neuem eine Fürsten-Aristokratie und einen heiligen Popanz gegenüber gestellt; sie hat den Grund zu neuen innern Kämpfen Deutschlands gelegt, und dadurch die Hoffnung auf Wiederbelebung der Industrie und des Verkehrs auf längere Zeit vernichtet. Sie wird uns hiermit den, bei der Zersplitterung Deutschlands in so viele Staaten und Regierungen dreifach verderblichen Zuständen Frankreichs unter dem Bürgerkönig Louis Philipp und unter der „mit republikanischen Institutionen umgebenen Monarchie“ entgegenführen, und dadurch bald eine neue Revolution nothwendig machen.

Es ist die Pflicht Aller, welchen die Ehre, die Freiheit und das Wohl des Vaterlandes am Herzen ligt, gegen eine Nationalversammlung, welche schon 7 Wochen lang das Volk hingehalten, mehrmals verleugnet, und jetzt durch obige Beschlüsse im Innersten verletzt hat, sich entschieden zu erklären.

Hierzu ist erforderlich, daß überall und sofort in dem ganzen deutschen Vaterlande Vereins- und größere Volksversammlungen gehalten werden, in welchen dem deutschen Volke die Sachlage genau dargelegt und die folgenden Punkte beschlossen werden müssen.

a. Ueberall müssen allgemeine Eingaben an die Nationalversammlung gerichtet werden, in welchen derselben, als einer meist aus nicht direkten Volkswahlen hervorgegangenen, die fernere Anerkennung versagt, und insbesondere die Majorität als volksfeindliche Macht verworfen, die Minorität der Linken zum Ausscheiden und zu der Bildung eines neuen Kernes aufgefordert wird, an welchen sich weitere Abgeordnete durch neue direkte Wahlen anschließen müssen.
b) Von jedem besonderen Wahlbezirke aus müssen die Mandate der Männer der Majorität zurückgenommen, und müssen die einzelnen Abgeordneten, welche zu der Linken gehören, zum Ausscheiden aus dieser Nationalversammlung und zum Anschlusse an die übrigen gleichfalls ausscheidenden Männer der Linken, und zur gemeinsamen Bildung des Kernes einer neuen Versammlung aufgefordert werden.

Zu diesem Zwecke folgt unten ein Verzeichniß derjenigen Abgeordneten, welche als Glieder der entschiedenen Linken gegen das Gesetz über die Centralgewalt gestimmt haben.

Einer dieser Ehrenmänner, Kapp von Neuenheim bei Heidelberg, ist bereits ausgeschieden, und hat seinen schon in ganz Deutschland gefeierten Namen durch die folgende Erklärung seines Austritts von Neuem verherrlicht.

Der Abgeordnete Kapp an Herrn v. Sagern, Präsidenten der Nationalversammlung.

Gestern Morgen hatte ich gleich zu Anfang der Sitzung in einer dringlichen Angelegenheit auf wenige Augenblicke Sie und Herrn v. Soiron um's Wort gebeten; letzterer hat sich indessen trotz meiner vier Mal wiederholten Forderung wie gewöhnlich gemüßigt gefunden, mir dasselbe abzuschneiden. In die Unmöglichkeit versetzt, mich mündlich erklären zu können, bin ich gezwungen, die Gründe meines Austritts schriftlich auf die Tafel des Hauses niederzulegen und Sie zu ersuchen, dies Schreiben sofort der Nationalversammlung mitzutheilen.

Als ich am Montag Morgen, den 26. d. M., den Antrag auf Gründung einer großen deutschen Nationalbank dem Präsidium übergab, glaubte ich nicht, noch am Abend desselben Tages einen Vorfall erleben zu müssen, der in den Annalen parlamentarischer Verhandlungen kaum seines Gleichen hat. Mit gewohnter Milde und Nachsicht würde ich jedoch diesen Vorfall, wie andere ähnliche ‒ ich nenne nur die zaghafte Vertagung der Wahlfrage Peter's, der Mannheimer Beschwerden und das Benehmen in der Mainzer Angelegenheit ‒ übersehen haben, wenn ich nicht aus dem Geiste, welcher in den Hauptfragen die Mehrzahl der Versammlung beherrscht, die tragische Ueberzeugung gewonnen hätte, daß die Nationalversammlung nicht nur die Gesetze verleugnet, welche sie sich selbst gegeben, sondern auch den Boden verläßt, auf welchem sie zu stehen berufen ist, daß sich also das Schicksal Deutschlands nicht in diesem Saale, sondern außer ihm, nicht durch Worte und diplomatische Künste, sondern durch Thaten, durch Ereignisse entscheiden wird.

So schmerzlich es mir ist, dies aussprechen zu müssen, so wenig ich zu separatistischen Schritten geneigt bin, so kann ich es doch im Geiste meiner Wähler mit meiner Ehre und meinem Gewissen nicht vereinigen, noch länger einer Nationalversammlung anzugehören, welche in Tagen solcher Noth ihr Schicksal außer sich setzt und nicht zu begreifen wagt, daß die Thatsachen unserer neuen Geschichte nichts anders als die offenbar gewordenen Prinzipien des Jahrhunderts sind. Einen erneuten glänzenden Beweis der Verleugnung ihres Ursprungs, der Verkennung ihrer Aufgabe, der Verkennung der Forderungen und Hoffnungen des Volks hat die Nationalversammlung in taktvoller Harmlosigkeit bei der gestrigen Abstimmung dadurch geliefert, daß sie die Centralgewalt von der Verbindlichkeit, die Beschlüsse der Nationalversammlung zu vollziehen, entband, jene also unabhängig von sich hinstellte, mithin sich selbst zur Antichambre des künftigen Reichsverwesers degradirte; bei ihrer heutigen Abstimmung aber dadurch, daß sie eben diesen Reichsver weser mit mehr als doppelter Majorität aller Verantwortlichkeit überhob und auf diese Weise die Macht- und Rechtsvollkommenheit des Volkes verdahlmannte.

Indem ich auf Grund dieser Thatsachen meinen Austritt erkläre, verbinde ich mit dem hochachtungsvollsten Gruße an die Ehrenmänner aller Bänke den Wunsch, daß mein Ausscheiden die Ursachen mit entfernen helfe, welche zu diesem Schritte gonöthigt haben.

Frankfurt, den 28. Juni 1848, Vormittags 111/2 Uhr.

Berger von Wien. Blum von Leipzig. v. Blumröder, Gustav, von Kirchenlamitz. Boddien von Pleß. Bogen aus Michelstadt. Brunck von Fürfeld. Christmann von Dürkheim. Dewes von Losheim. v. Dieskau von Plauen. Dietsch von Annaberg. Dietzsch von Saarbrücken. Falk von Ottolangendorf. Föhrenbach aus Baden. Förster von Hünfeld. Giskra von Wien. Goltz von Brieg. Gritzner von Wien. Grubert. Gulden von Zweibrücken. Günther von Leipzig. Hagen aus Heidelberg. Hartmann von Leitmeritz. Heldmann aus Hessen. Hensel I. von Camenz. Hentzel von Zittau. Hentges von Heilbronn. Hoffbauer von Nordhausen. Höninger von Rudolstadt. Itzstein aus Mannheim. Jordan von Berlin. Junghanns von Mosbach. Kolaczeck aus österr. Schlesien. Kolb von Speyer. Küntzer aus Konstanz. Marsilli von Roveredo. Martiny von Friedland. Meyer von Liegnitz. Minkus von Marienfeld. Mohr von Oberingelheim. Nägele von Murhardt. Nauwerk von Berlin. Pfahler von Tettnang. Raveaux von Köln. Ree von Offenburg. Reichard von Speyer. Reinhard von Boytzenburg. Reinstein von Naumburg. Reitter von Prag. Richter aus Achern. Rödinger von Stuttgart. Rölle aus Schlesien. Rösler von Oels. Roßmäßler von Tharand b. Dresden. Rühl von Hanau. Ruge von Leipzig. Sachs aus Mannheim. Schaffrath von Neustadt. Schilling von Wien. Schlöffel von Halbendorf. Schmidt, E. F. F., von Lävenberg. Schmidt, Jul. Th., v. Wurzen. Schmitt von Kaiserslautern. Schneider aus Brünn. Schüler von Jena. Schüler, Fried., von Zweibrücken. Schulz, Friedrich, von Weilburg. Schuselka von Kloster-Neuburg. Simon, Max, von Breslau. Simon von Breslau. Simon von Trier. Sonnenkalb von Römschütz. Spatz von Frankenthal. Stockinger von Frankenthal. Straß aus Schlesien. Tafel von Stuttgart. Tafel, Franz, von Zweibrücken. Thieme von Hirschberg. Titus von Bamberg. Trützschler von Dresden. Uhland von Tübingen. Umbscheiden von Dahn. Vischer von Tübingen. Vogel aus Schlesien. Vogt von Gießen. Wesendonk von Düsseldorf. Wiesner von Wien. Wigard von Dresden. Zell von Trier. Zell von Trier. Zimmermann, Professor, von Stuttgart. Zimmermann von Spandau. Zitz von Mainz. Zöllner Chemnitz.

Frankfurt a. M, den 28. Juni 1848.

Der provisorische Central-Ausschuß der demokratischen Vereine zu Frankfurt a. M.

Ronge. Metternich. Bayrhoffer.

Handelsnachrichten. [irrelevantes Material]

(Hierzu eine Beilage.)

<TEI>
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          <p><pb facs="#f0004" n="0160"/>
bindung mit den Donaufürstenthümern und                         indirekt mit Rußland. Sollte es daher dem in Dekreten und Proklamationen                         ausgesprochenen Willen des Königs nicht gelingen, die Sache friedlich                         beizulegen, so ist Ungarn in einer sehr kritischen Lage, um so mehr, als bei                         einem ernsten Kriege die Walachen in Siebenbürgen, die Slowaken und die                         Rußniaken im Norden ebenfalls nicht ruhig bleiben würden. In Agram ist es zu                         einem blutigen Zusammenstoß zwischen Gränzern und Linientruppen gekommen.                         Die Letztern behielten die Oberhand, und in Folge dessen soll der Agitator.                         Dr. Ludwig Gaj gefangen gesetzt worden sein. Andere Privatmittheilungen                         nennen jedoch den Zusammenstoß bloß eine gewöhnliche Rauferei ohne                         politischen Charakter. Für die gestrige Nacht besorgte man hier Unruhen, und                         es sind daher große Vorsichtsmaßnahmen ausgeführt worden. Die beunruhigenden                         Gerüchte scheinen jedoch ein blinder Lärm gewesen zu sein. Es war keinerlei                         Anzeichen einer beabsichtigten Ruhestörung zu entdecken.</p>
          <p>&#x2012; 19. Juni. Die Post- und Dampfschifffahrtsverbindung mit Karlowitz und dem                         revolutionirten Gebiete überhaupt ist fast gänzlich unterbrochen, und wir                         sind hier auf bloße Gerüchte vom dortigen Schauylatze berschränkt. Der                         offizielle Közlöny ist noch immer sehr einsilbig über die illyrische                         Bewegung. Der heutige Nemzeti (National) versichert, aus zuverlässiger                         Quelle folgende räthselhafte Nachricht zu haben. Durch Vermittelung des                         russischen und östreichischen Konsuls (aus Belgrad?) sei nämlich bei                         Karlowitz ein dreitägiger Waffenstillstand unterzeichnet worden. Dasselbe                         Blatt macht darauf aufmerksam, daß es am 12. Juni in Prag, in Agram, in                         Karlowitz und hier zum blutigen Zusammenstoß gekommen, was es nicht dem                         Zufall, sondern einem angelegten Plan der Reaktion zuschreiben zu müssen                         glaubt. An die Stelle des Feldmarschall-Lieutenants Baron von Jelachich soll                         der Oberst Gyulai zum Ban von Kroatien ernannt werden. Derselbe ist ein                         Magyar.</p>
          <p>In dem bacser Comitat, welches meist von Serbiern oder Raizen bewohnt ist,                         warten diese nur die Ankunft der Aufständischen ab, um sich denselben                         anzuschließen. Die Komitatsbehörde hat daher beim Ministerium um ein                         Hüifskorps von 10,000 Mann zur Niederhaltung des Aufstandes nachgesucht.</p>
          <p>Laut einer Korrespondenz des &#x201E;P. Hirlap&#x201C; aus Bács vom 18. Juni wächst die                         Gefahr daselbst von Minute zu Minute, und ist das ganze Gebiet von einer                         schrecklichen Verwüstung bedroht. Amtlichen Zuschriften zufolge schwellen                         die empörerischen Volkshaufen nach dem Carlowitzer Treffen immer mehr an,                         und sollen schon auf einem Fleck, bei Perlese, 20,000 Mann mit Militär                         untermischt beisammen gewesen sein. Der Korrrespondent schaudert bei dem                         Gedanken, was nach dem 14tägigen Waffenstillstand geschehen werde, der den                         Insurgenten bewilligt worden. &#x2012; Das Bácser Comitat hat ein Streitheer von                         20,000 Mann aufzustellen beschlossen, welches von der Gränze der                         Tschetkisten bis Futak eine Wachlinie bilden wird, damit die Empörer aus dem                         Komitate keine Lebensmittel zugesteckt bekommen. Auch die Comitate Pesth,                         Tolna, Csongrád, der Bezirk der Tazygier und Cumaner und die Städte Maria                         Thornsiegel, Czagadin und Zambor sind durch Depesche aufgefordert worden,                         sobald als möglich für die gemeinsame Sache Freiwillige zu stellen. Hier                         geht so eben das Gerücht, daß in Syrmion eine Abtheilung Husaren entwaffnet                         wurde. Der Feind bereitet sich mit einer unerhörten Wuth vor, jeden                         Augenblick loszustürzen, und hat vor der Hand nichts Geringeres vor, als                         Baranya, Báco und das Banat an sich zu reißen.</p>
          <bibl>(A. O.-Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar032_022" type="jArticle">
          <head>Pesth, 20. Juni.</head>
          <p>Der königl. Staathalter Erzherzog Stephan ist heute Morgen in Begleitung des                         Ministers Grafen Stephan Szechenyi wieder nach Innsbruck gereist. Die                         Dämpfung des furchtbaren illyrischen Aufstandes ist der Hauptzweck dieser                         Reise. Der Premierminister Graf Ludwig Bathanyi ist nach Presburg gegangen.                         &#x2012; Aus sicherer Quelle erfahren wir, daß der Kommandant von Peterwardein,                         Feldmarschalllieutenant v. Hrabowsky, den weit überlegenen Aufständischen                         gegenüber mit dem Grafen Albert Nugent einen vierzehntägigen                         Waffenstillstand schließen mußte. Nach der Angabe des Feldmarschalls ste hen                         die Illyrier in zwei verbundenen verschanzten Lagern hinter Karlowitz an dem                         Kamenitzer Gebirge gelehnt und in den sogenannten römischen Schanzen bei                         Temerin. Beide Lager zählen 21,000 Mann, welche großentheils mit                         Schießgewehren bewaffnet sind, und besitzen acht Dreipfünder und zwei                         Sechspfünder und viele Mörser. Diese Mannschaft wird noch täglich durch neu                         hinzuströmende Bauern aus dem Banat verstärkt. Der ganze Aufstand wird von                         einem provisorischen Centralkomite geleitet, welches früher in Karlowitz,                         jetzt aber in dem Lager residirt. Der Feldmarschall v. Hrabowsky, wird von                         den Illyriern verhöhnt, und das provisorische Centralkomite hat auch eine                         besondere Gesandtschaft nach Innsbruck beordert, welche die Entfernung v.                         Hrabowsky's aus Peterwardein und die Ausrüstung des Patriarchen Rajarsics                         von Karlowitz, des Bans Jellachich und des neugewählten Wojewoden Obersten                         Schuplikatz mit unbeschränkten Vollmachten vom König auswirken soll. In der                         Festung Peterwardein selbst zeigte sich unter den vielen Serbiern des                         Regiments Don Miguel eine feindselige Stimmung gegen Ungarn. An dem Kampf in                         Karlowitz am 12. Juni haben nach der Anzeige v. Hrabowsky's auch 60 Mann aus                         Serbien Theil genommen. In dem bacser Comitat, welches meist von Serbiern                         oder Raizen bewohnt ist, warten diese nur die Ankunft der Aufständischen ab,                         um sich denselben anzuschließen. Die Komitatsbehörde hat daher beim                         Ministerium um ein Hülfskorps von 10,000 Mann zur Niederhaltung des                         Aufstandes nachgesucht.</p>
          <bibl>(D. A. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Dänemark.</head>
        <div xml:id="ar032_023" type="jArticle">
          <head>Kopenhagen, 25. Juni.</head>
          <p>Der &#x201E;Lübecker Korrespondent&#x201C; bringt folgende Kopenhagener Korrespondenz:                         &#x201E;Seitdem am 21. d. M. der Kammerherr Reeds in Begleitung unseres ehemaligen                         Bundestagsgesandten, Baron v. Pechlin, aus London zurückgekehrt ist, erfährt                         man mit Bestimmtheit, daß die unter Englands Vermittlung angeknüpften                         Friedensunterhandlungen gänzlich haben abgebrochen werden müssen. Auf die                         ausschweifenden Vorschläge, welche von deutscher Seite in London gemacht                         wurden, kann Dänemark nicht eingehen. Der fortdauernden Neutralität                         Oesterreichs, des einzigen deutschen Bundesstaats der eine Flotte besitzt,                         und dadurch uns gefährlich werden könnte, sind wir gewiß. Vor acht Tagen                         zwar hieß es, daß in Folge der Frankfurter Beschlüsse nun auch der                         österreichische Gesandte Baron von Vrints-Treuenfeld, abberufen worden sei;                         es hat sich indeß dies Gerücht als unwahr herausgestellt, Baron, Vrints                         stets nach wie vor im freundlichen Verkehr mit unserm Hofe, und nichts                         deutet auf seine Abreise. Zugleich mehren sich die Aussichten auf den                         Beistand des gesammten Nordens von Tage zu Tage. Die am 22. mit dem                         englischen Dampfschiffe &#x201E;Rob Roy&#x201C; für den König Oscar von Schweden aus St.                         Petersburg eingegangenen Depeschen überbrachte der hiesige russische                         Gesandte, Baron von Ungern-Sternberg, sofort dem Könige persönlich nach                         Malmö; seine Audienz soll eine für unsere Interessen sehr zufriedenstellende                         gewesen sein. Dasselbe Dampfschiff brachte uns die Nachricht, daß man zu                         Kronstadt nun auch die zweite Abtheilung der russischen Ostseeflotte                         segelfertig mache und dadurch die letztere auf vierzig größere Kriegsschiffe                         bringen wolle, so wie, daß die Truppenmärsche aus dem Innern von Rußland an                         die polnisch-deutsche Grenze ununterbrochen fortdauern. In wenigen Tagen                         hofft man daher, den Kammerherrn Oxholm mit Rußlands entscheidenden                         Erklärungen aus St. Petersburg auf dem engl. Dampfschiffe Victory heimkehren                         zu sehen.</p>
          <bibl>(Wes. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Rußland.</head>
        <div xml:id="ar032_024" type="jArticle">
          <p>Die Cholera macht neuerdings wieder bedeutende Fortschritte; in Moskau rafft                         sie täglich mehr Opfer dahin, auch verbreitet sie sich über mehrere                         Gouvernements, in denen sie früher nur schwach oder gar nicht aufgetreten                         war.</p>
          <bibl>(B. Z.-H.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>[Leserbriefe]</head>
        <div xml:id="ar032_025" type="jArticle">
          <p>Die Veröffentlichung nachstehender Erklärung vieler westphälischen Bürger und                         Bauern ist durch die Weigerung der &#x201E;<hi rendition="#g">Kölnischen                             Zeitung</hi>&#x201C;, sie in ihre Spalten auch sogar gegen Erstattung der                         Insertionsgebühren, aufzunehmen, verzögert.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar032_026" type="jArticle">
          <head>Meschede in Westphalen, den 13. Juni 1848.</head>
          <p>Als wir vor Kurzem die angebliche Protestation der Westpreußen gegen Berlin                         lasen, und die allgemeine Verachtung sahen, welche diese Drohung ihren                         Urhebern brachte, fürchteten wir nicht, daß die Frechheit so weit gehen                         würde, auch unsern Namen &#x201E;Westphalen&#x201C; in gleicher Weise zu brandmarken, wie                         es in Nro. 162 der Kölnischen Zeitung geschehen. Wir sind zwar fest                         überzeugt daß der eben so dumme als schamlose Artikel nur aus der Feder                         eines der vielen jammerlichen Subjekte geflossen ist, welche sich unter dem                         gestürzten, ihrer würdigen System auf Kosten des Volkes wohl sein ließen und                         nun mit Grund sich ärgern von den Fleischtöpfen Egyptens vertrieben zu sein                         und wir halten es dieserhalb für höchst überflüssig, erst weiter noch zu                         versichern, daß kein ehrlicher wahrer westphälischer Bauer oder Bürger zu                         dem Schandartikel sich bekennen wird, benutzen aber mit Freuden die                         Gelegenheit öffentlich zu erklären, daß wir der Sache der vollsten Freiheit,                         dem raschen entschiedenen Fortschritte, und allem dem, was uns endlich die                         Verwirklichung der längst gehegten Wünsche hoffen läßt, eben so entschieden                         anhängen und mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln dies zu erstreben und                         zu bewahren fest entschlossen sind, als wir das durch die hochherzigen                         tapfern Bürger Berlins vernichtete alte verächtliche System von Grund der                         Seele hassen und verabscheuen.</p>
          <p>Wir halten uns dieserhalb den wackern Berlinern ebenso zu Danke verpflichtet,                         als wir gerne und mit Freuden anerkennen, daß die uns schon aus alten Zeiten                         enge verwandte und theure Stadt <hi rendition="#g">Köln</hi> sich bis jetzt                         stets in unserm Sinne und nach dem Wunsche unseres Herzens benommen hat.                         Sowohl Berlins als auch Kölns wackere Männer dürfen daher überzeugt sein,                         daß, wenn uns je die Erfüllung politischer Pflichten in ihre Mitte führen                         sollte, wir nur erscheinen, um Hand in Hand mit ihnen, die nach den                         Erfahrungen der jüngsten Zeit, vielleicht wieder erwachten, der Freiheit und                         dem Volke feindlichen und verhaßten Grundsätze der gestürzten Regierung zu                         bekämpfen, oder Ueberreste derselben, welche noch nicht völlig ausgerottet,                         zu vernichten.</p>
          <p>Uns fehlt nicht der Muth wie so Vielen, offen und frei zu erklären, daß wir                         die Revolution in Berlin für das Ruhmwürdigste anerkennen, was unser Volk                         seit lange vollbracht, daß durch diese That alle Rechte demselben wieder                         errungen sind, welche List, Trug und Gewalt ihm entrissen und vorenthielten;                         daß Kraft dieser Revolution die höchste Gewalt zu dem Volke zurückgekehrt,                         dem sie einzig gebührt und welches nach seinem Ermessen sie <hi rendition="#g">diesem</hi> oder <hi rendition="#g">jenem</hi> anvertraut; und wenn uns auch nicht vergönnt war, an dem ruhmwürdigen Kampfe                         Theil zu nehmen, welcher uns unsere Rechte wieder eroberte, wir doch jeden                         Augenblick bereit sind, Gut und Blut an ihre Erhaltung zu setzen.</p>
          <p>Das ist die Erklärung <hi rendition="#g">wirklicher westphälischer Bauern und                             Bürger.</hi></p>
          <p>(Folgen die Unterschriften.)</p>
        </div>
        <div xml:id="ar032_027" type="jArticle">
          <head>An das deutsche Volk!</head>
          <p>Was wir vorausgesehen, ist eingetroffen. In ihren Sitzungen von gestern und                         heute hat die deutsche Nationalversammlung, welche größtentheils nicht aus                         direkter Volkswahl hervorgegangen ist, durch ihre &#x201E;Beschlüsse über                         Einführung einer provisorischen Centralgewalt für Deutschland&#x201C; das deutsche                         Volk und sich selbst in den Zustand der Unmündigkeit zurückgeworfen. Ihre <hi rendition="#g">Majorität</hi> hat, gegenüber der an Zahl nicht den                         vierten Theil bildenden entschiedenen <hi rendition="#g">Linken:</hi></p>
          <p rendition="#et">1) den Antrag: &#x201E;die Centralgewalt habe die <hi rendition="#g">Beschlüsse</hi> der Nationalversammlung zu verkündigen und zu <hi rendition="#g">vollziehen&#x201C;, verworfen.</hi> Sie hat hiermit von vorn                         herein ihre Beschlüsse in die blaue Luft gestellt, und eine ihr                         gegenüberstehende furchtbare Diktatur geschaffen. Was soll hierbei aus der                         Einheit und Freiheit Deutschlands werden? Oder will man in jedem Falle, in                         welchem der &#x201E;Reichsverweser&#x201C; sich weigert, die Beschlüsse der                         Nationalversammlung zu vollziehen, an die revolutionäre Entscheidung des                         Volks appelliren?<lb/>
2) Sie hat &#x2012; ein Vorbild dessen, was wir von ihr für                         die Gründung einer definitiven Verfassung Deutschlands zu erwarten haben &#x2012;                         die Centralgewalt keinem Präsidenten, sondern einem <hi rendition="#g">Reichsverweser,</hi> dem Vorläufer eines deutschen <hi rendition="#g">Kaisers</hi> mit neuem Throne und neuer Civilliste, übergeben. Sie hat                         hiermit das Mittelalter von Neuem zur Grundlage gemacht und die <hi rendition="#g">Verwesung</hi> Deutschlands zum Gesetz erhoben.<lb/>
3)                         Sie hat die <hi rendition="#g">Unverantwortlichkeit</hi> dieses Verwesers                         zum Beschluß erhoben, mithin von Neuem den Wahn eines heiligen,                         unverantwortlichen und unverletzlichen Wesens an die Spitze unserer                         politischen Zustände gestellt, und dadurch der Diktatur von Gottes Gnaden                         Raum gegeben.<lb/>
4) Sie hat beschlossen, &#x201E;daß die Centralgewalt sich in                         Beziehung auf die Vollziehungs-Maßregeln, so weit thunlich, mit den                         Bevollmächtigten der Landes-Regierungen ins Einvernehmen setzen soll.&#x201C;                         Hiermit hat sie die geschaffene Centralgewalt und Diktatur, im Interesse der                         Regierungen, wieder zersplittert und illusorisch gemacht, und hat vollends                         die Kraft des frei-einigen Deutschlands vernichtet, und den Zustand der                         Sonderinteressen sanktionirt.</p>
          <p>Also ein Gesetz hat die Nationalversammlung erlassen, welches einen                         unverantwortlichen, an die Beschlüsse der Nationalversammlung nicht                         gebundenen, mit den Landes-Regierungen sich möglichst in's Einvernehmen                         setzenden Reichverwesers als die exekutive Gewalt Deutschlands proklamirt!                         Also dieser widerspruchsvolle durch die Nationalversammlung geschaffene                         Diktator der fürstlichen Interessen soll an der Spitze Deutschlands                         stehen?!</p>
          <p>Von Neuem ist das Mittelalter heraufbeschworen, die Nationalversammlung hat                         die Volkssouverainität, die Volksmündigkeit, ihre von ihr selbst feierlich                         proklamirte Mutter und einzig berechtigte Grundlage freiwillig aus aus ihrer                         Hand gegeben, dem Volke von Neuem eine Fürsten-Aristokratie und einen                         heiligen Popanz gegenüber gestellt; sie hat den Grund zu neuen innern                         Kämpfen Deutschlands gelegt, und dadurch die Hoffnung auf Wiederbelebung der                         Industrie und des Verkehrs auf längere Zeit vernichtet. Sie wird uns hiermit                         den, bei der Zersplitterung Deutschlands in so viele Staaten und Regierungen                         dreifach verderblichen Zuständen Frankreichs unter dem Bürgerkönig Louis                         Philipp und unter der &#x201E;mit republikanischen Institutionen umgebenen                         Monarchie&#x201C; entgegenführen, und dadurch bald eine neue Revolution nothwendig                         machen.</p>
          <p>Es ist die Pflicht Aller, welchen die Ehre, die Freiheit und das Wohl des                         Vaterlandes am Herzen ligt, gegen eine Nationalversammlung, welche schon 7                         Wochen lang das Volk hingehalten, mehrmals verleugnet, und jetzt durch obige                         Beschlüsse im <hi rendition="#g">Innersten</hi> verletzt hat, sich                         entschieden zu erklären.</p>
          <p>Hierzu ist erforderlich, daß überall und sofort in dem ganzen deutschen                         Vaterlande <hi rendition="#g">Vereins-</hi> und <hi rendition="#g">größere                             Volksversammlungen</hi> gehalten werden, in welchen dem deutschen Volke                         die Sachlage genau dargelegt und die folgenden Punkte beschlossen werden                         müssen.</p>
          <p rendition="#et">a. Ueberall müssen <hi rendition="#g">allgemeine</hi> Eingaben an die Nationalversammlung gerichtet werden, in welchen derselben,                         als einer meist aus <hi rendition="#g">nicht direkten</hi> Volkswahlen                         hervorgegangenen, die fernere Anerkennung versagt, und insbesondere die <hi rendition="#g">Majorität</hi> als <hi rendition="#g">volksfeindliche</hi> Macht verworfen, die Minorität der Linken zum                         Ausscheiden und zu der Bildung eines neuen Kernes aufgefordert wird, an                         welchen sich weitere Abgeordnete durch neue direkte Wahlen anschließen                         müssen.<lb/>
b) Von jedem <hi rendition="#g">besonderen Wahlbezirke</hi> aus                         müssen die Mandate der Männer der Majorität <hi rendition="#g">zurückgenommen,</hi> und müssen die einzelnen Abgeordneten, welche zu                         der Linken gehören, zum Ausscheiden aus dieser Nationalversammlung und zum                         Anschlusse an die übrigen gleichfalls ausscheidenden Männer der Linken, und                         zur gemeinsamen Bildung des Kernes einer neuen Versammlung aufgefordert                         werden.</p>
          <p>Zu diesem Zwecke folgt unten ein Verzeichniß derjenigen Abgeordneten, welche                         als Glieder der entschiedenen Linken <hi rendition="#g">gegen</hi> das                         Gesetz über die Centralgewalt gestimmt haben.</p>
          <p>Einer dieser Ehrenmänner, <hi rendition="#g">Kapp</hi> von Neuenheim bei                         Heidelberg, ist bereits ausgeschieden, und hat seinen schon in ganz                         Deutschland gefeierten Namen durch die folgende Erklärung seines Austritts                         von Neuem verherrlicht.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar032_028" type="jArticle">
          <head>Der Abgeordnete Kapp an Herrn v. Sagern, Präsidenten der                         Nationalversammlung.</head>
          <p>Gestern Morgen hatte ich gleich zu Anfang der Sitzung in einer dringlichen                         Angelegenheit auf wenige Augenblicke Sie und Herrn v. <hi rendition="#g">Soiron</hi> um's Wort gebeten; letzterer hat sich indessen trotz meiner                         vier Mal wiederholten Forderung wie gewöhnlich gemüßigt gefunden, mir                         dasselbe abzuschneiden. In die Unmöglichkeit versetzt, mich mündlich                         erklären zu können, bin ich gezwungen, die Gründe meines Austritts                         schriftlich auf die Tafel des Hauses niederzulegen und Sie zu ersuchen, dies                         Schreiben sofort der Nationalversammlung mitzutheilen.</p>
          <p>Als ich am Montag Morgen, den 26. d. M., den Antrag auf Gründung einer großen                         deutschen Nationalbank dem Präsidium übergab, glaubte ich nicht, noch am                         Abend desselben Tages einen Vorfall erleben zu müssen, der in den Annalen                         parlamentarischer Verhandlungen kaum seines Gleichen hat. Mit gewohnter                         Milde und Nachsicht würde ich jedoch diesen Vorfall, wie andere ähnliche &#x2012;                         ich nenne nur die zaghafte Vertagung der Wahlfrage <hi rendition="#g">Peter's,</hi> der Mannheimer Beschwerden und das Benehmen in der                         Mainzer Angelegenheit &#x2012; übersehen haben, wenn ich nicht aus dem Geiste,                         welcher in den Hauptfragen die Mehrzahl der Versammlung beherrscht, die                         tragische Ueberzeugung gewonnen hätte, daß die Nationalversammlung nicht nur                         die Gesetze verleugnet, welche sie sich selbst gegeben, sondern auch den                         Boden verläßt, auf welchem sie zu stehen berufen ist, daß sich also das                         Schicksal Deutschlands nicht in diesem Saale, sondern außer ihm, nicht durch                         Worte und diplomatische Künste, sondern durch Thaten, durch Ereignisse                         entscheiden wird.</p>
          <p>So schmerzlich es mir ist, dies aussprechen zu müssen, so wenig ich zu                         separatistischen Schritten geneigt bin, so kann ich es doch im Geiste meiner                         Wähler mit meiner Ehre und meinem Gewissen nicht vereinigen, noch länger                         einer Nationalversammlung anzugehören, welche in Tagen solcher Noth ihr                         Schicksal außer sich setzt und nicht zu begreifen wagt, daß die Thatsachen                         unserer neuen Geschichte nichts anders als die offenbar gewordenen                         Prinzipien des Jahrhunderts sind. Einen erneuten glänzenden Beweis der                         Verleugnung ihres Ursprungs, der Verkennung ihrer Aufgabe, der Verkennung                         der Forderungen und Hoffnungen des Volks hat die Nationalversammlung in                         taktvoller Harmlosigkeit bei der gestrigen Abstimmung dadurch geliefert, daß                         sie die Centralgewalt von der Verbindlichkeit, die Beschlüsse der                         Nationalversammlung zu vollziehen, entband, jene also unabhängig von sich                         hinstellte, mithin sich selbst zur Antichambre des künftigen Reichsverwesers                         degradirte; bei ihrer heutigen Abstimmung aber dadurch, daß sie eben diesen                         Reichsver weser mit mehr als doppelter Majorität aller Verantwortlichkeit                         überhob und auf diese Weise die Macht- und Rechtsvollkommenheit des Volkes                         verdahlmannte.</p>
          <p>Indem ich auf Grund dieser Thatsachen meinen Austritt erkläre, verbinde ich                         mit dem hochachtungsvollsten Gruße an die Ehrenmänner aller Bänke den                         Wunsch, daß mein Ausscheiden die Ursachen mit entfernen helfe, welche zu                         diesem Schritte gonöthigt haben.</p>
          <p>Frankfurt, den 28. Juni 1848, Vormittags 111/2 Uhr.</p>
          <p>Berger von Wien. Blum von Leipzig. v. Blumröder, Gustav, von Kirchenlamitz.                         Boddien von Pleß. Bogen aus Michelstadt. Brunck von Fürfeld. Christmann von                         Dürkheim. Dewes von Losheim. v. Dieskau von Plauen. Dietsch von Annaberg.                         Dietzsch von Saarbrücken. Falk von Ottolangendorf. Föhrenbach aus Baden.                         Förster von Hünfeld. Giskra von Wien. Goltz von Brieg. Gritzner von Wien.                         Grubert. Gulden von Zweibrücken. Günther von Leipzig. Hagen aus Heidelberg.                         Hartmann von Leitmeritz. Heldmann aus Hessen. Hensel I. von Camenz. Hentzel                         von Zittau. Hentges von Heilbronn. Hoffbauer von Nordhausen. Höninger von                         Rudolstadt. Itzstein aus Mannheim. Jordan von Berlin. Junghanns von Mosbach.                         Kolaczeck aus österr. Schlesien. Kolb von Speyer. Küntzer aus Konstanz.                         Marsilli von Roveredo. Martiny von Friedland. Meyer von Liegnitz. Minkus von                         Marienfeld. Mohr von Oberingelheim. Nägele von Murhardt. Nauwerk von Berlin.                         Pfahler von Tettnang. Raveaux von Köln. Ree von Offenburg. Reichard von                         Speyer. Reinhard von Boytzenburg. Reinstein von Naumburg. Reitter von Prag.                         Richter aus Achern. Rödinger von Stuttgart. Rölle aus Schlesien. Rösler von                         Oels. Roßmäßler von Tharand b. Dresden. Rühl von Hanau. Ruge von Leipzig.                         Sachs aus Mannheim. Schaffrath von Neustadt. Schilling von Wien. Schlöffel                         von Halbendorf. Schmidt, E. F. F., von Lävenberg. Schmidt, Jul. Th., v.                         Wurzen. Schmitt von Kaiserslautern. Schneider aus Brünn. Schüler von Jena.                         Schüler, Fried., von Zweibrücken. Schulz, Friedrich, von Weilburg. Schuselka                         von Kloster-Neuburg. Simon, Max, von Breslau. Simon von Breslau. Simon von                         Trier. Sonnenkalb von Römschütz. Spatz von Frankenthal. Stockinger von                         Frankenthal. Straß aus Schlesien. Tafel von Stuttgart. Tafel, Franz, von                         Zweibrücken. Thieme von Hirschberg. Titus von Bamberg. Trützschler von                         Dresden. Uhland von Tübingen. Umbscheiden von Dahn. Vischer von Tübingen.                         Vogel aus Schlesien. Vogt von Gießen. Wesendonk von Düsseldorf. Wiesner von                         Wien. Wigard von Dresden. Zell von Trier. Zell von Trier. Zimmermann,                         Professor, von Stuttgart. Zimmermann von Spandau. Zitz von Mainz. Zöllner                         Chemnitz.</p>
          <p><hi rendition="#g">Frankfurt a. M,</hi> den 28. Juni 1848.</p>
          <p>Der provisorische Central-Ausschuß der demokratischen Vereine zu Frankfurt a.                         M.</p>
          <p> <hi rendition="#g">Ronge. Metternich. Bayrhoffer.</hi> </p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Handelsnachrichten.</head>
        <gap reason="insignificant"/>
      </div>
      <div n="1">
        <p>
          <ref type="link"> <hi rendition="#b">(Hierzu eine Beilage.)</hi> </ref>
        </p>
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[0160/0004] bindung mit den Donaufürstenthümern und indirekt mit Rußland. Sollte es daher dem in Dekreten und Proklamationen ausgesprochenen Willen des Königs nicht gelingen, die Sache friedlich beizulegen, so ist Ungarn in einer sehr kritischen Lage, um so mehr, als bei einem ernsten Kriege die Walachen in Siebenbürgen, die Slowaken und die Rußniaken im Norden ebenfalls nicht ruhig bleiben würden. In Agram ist es zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen Gränzern und Linientruppen gekommen. Die Letztern behielten die Oberhand, und in Folge dessen soll der Agitator. Dr. Ludwig Gaj gefangen gesetzt worden sein. Andere Privatmittheilungen nennen jedoch den Zusammenstoß bloß eine gewöhnliche Rauferei ohne politischen Charakter. Für die gestrige Nacht besorgte man hier Unruhen, und es sind daher große Vorsichtsmaßnahmen ausgeführt worden. Die beunruhigenden Gerüchte scheinen jedoch ein blinder Lärm gewesen zu sein. Es war keinerlei Anzeichen einer beabsichtigten Ruhestörung zu entdecken. ‒ 19. Juni. Die Post- und Dampfschifffahrtsverbindung mit Karlowitz und dem revolutionirten Gebiete überhaupt ist fast gänzlich unterbrochen, und wir sind hier auf bloße Gerüchte vom dortigen Schauylatze berschränkt. Der offizielle Közlöny ist noch immer sehr einsilbig über die illyrische Bewegung. Der heutige Nemzeti (National) versichert, aus zuverlässiger Quelle folgende räthselhafte Nachricht zu haben. Durch Vermittelung des russischen und östreichischen Konsuls (aus Belgrad?) sei nämlich bei Karlowitz ein dreitägiger Waffenstillstand unterzeichnet worden. Dasselbe Blatt macht darauf aufmerksam, daß es am 12. Juni in Prag, in Agram, in Karlowitz und hier zum blutigen Zusammenstoß gekommen, was es nicht dem Zufall, sondern einem angelegten Plan der Reaktion zuschreiben zu müssen glaubt. An die Stelle des Feldmarschall-Lieutenants Baron von Jelachich soll der Oberst Gyulai zum Ban von Kroatien ernannt werden. Derselbe ist ein Magyar. In dem bacser Comitat, welches meist von Serbiern oder Raizen bewohnt ist, warten diese nur die Ankunft der Aufständischen ab, um sich denselben anzuschließen. Die Komitatsbehörde hat daher beim Ministerium um ein Hüifskorps von 10,000 Mann zur Niederhaltung des Aufstandes nachgesucht. Laut einer Korrespondenz des „P. Hirlap“ aus Bács vom 18. Juni wächst die Gefahr daselbst von Minute zu Minute, und ist das ganze Gebiet von einer schrecklichen Verwüstung bedroht. Amtlichen Zuschriften zufolge schwellen die empörerischen Volkshaufen nach dem Carlowitzer Treffen immer mehr an, und sollen schon auf einem Fleck, bei Perlese, 20,000 Mann mit Militär untermischt beisammen gewesen sein. Der Korrrespondent schaudert bei dem Gedanken, was nach dem 14tägigen Waffenstillstand geschehen werde, der den Insurgenten bewilligt worden. ‒ Das Bácser Comitat hat ein Streitheer von 20,000 Mann aufzustellen beschlossen, welches von der Gränze der Tschetkisten bis Futak eine Wachlinie bilden wird, damit die Empörer aus dem Komitate keine Lebensmittel zugesteckt bekommen. Auch die Comitate Pesth, Tolna, Csongrád, der Bezirk der Tazygier und Cumaner und die Städte Maria Thornsiegel, Czagadin und Zambor sind durch Depesche aufgefordert worden, sobald als möglich für die gemeinsame Sache Freiwillige zu stellen. Hier geht so eben das Gerücht, daß in Syrmion eine Abtheilung Husaren entwaffnet wurde. Der Feind bereitet sich mit einer unerhörten Wuth vor, jeden Augenblick loszustürzen, und hat vor der Hand nichts Geringeres vor, als Baranya, Báco und das Banat an sich zu reißen. (A. O.-Z.) Pesth, 20. Juni. Der königl. Staathalter Erzherzog Stephan ist heute Morgen in Begleitung des Ministers Grafen Stephan Szechenyi wieder nach Innsbruck gereist. Die Dämpfung des furchtbaren illyrischen Aufstandes ist der Hauptzweck dieser Reise. Der Premierminister Graf Ludwig Bathanyi ist nach Presburg gegangen. ‒ Aus sicherer Quelle erfahren wir, daß der Kommandant von Peterwardein, Feldmarschalllieutenant v. Hrabowsky, den weit überlegenen Aufständischen gegenüber mit dem Grafen Albert Nugent einen vierzehntägigen Waffenstillstand schließen mußte. Nach der Angabe des Feldmarschalls ste hen die Illyrier in zwei verbundenen verschanzten Lagern hinter Karlowitz an dem Kamenitzer Gebirge gelehnt und in den sogenannten römischen Schanzen bei Temerin. Beide Lager zählen 21,000 Mann, welche großentheils mit Schießgewehren bewaffnet sind, und besitzen acht Dreipfünder und zwei Sechspfünder und viele Mörser. Diese Mannschaft wird noch täglich durch neu hinzuströmende Bauern aus dem Banat verstärkt. Der ganze Aufstand wird von einem provisorischen Centralkomite geleitet, welches früher in Karlowitz, jetzt aber in dem Lager residirt. Der Feldmarschall v. Hrabowsky, wird von den Illyriern verhöhnt, und das provisorische Centralkomite hat auch eine besondere Gesandtschaft nach Innsbruck beordert, welche die Entfernung v. Hrabowsky's aus Peterwardein und die Ausrüstung des Patriarchen Rajarsics von Karlowitz, des Bans Jellachich und des neugewählten Wojewoden Obersten Schuplikatz mit unbeschränkten Vollmachten vom König auswirken soll. In der Festung Peterwardein selbst zeigte sich unter den vielen Serbiern des Regiments Don Miguel eine feindselige Stimmung gegen Ungarn. An dem Kampf in Karlowitz am 12. Juni haben nach der Anzeige v. Hrabowsky's auch 60 Mann aus Serbien Theil genommen. In dem bacser Comitat, welches meist von Serbiern oder Raizen bewohnt ist, warten diese nur die Ankunft der Aufständischen ab, um sich denselben anzuschließen. Die Komitatsbehörde hat daher beim Ministerium um ein Hülfskorps von 10,000 Mann zur Niederhaltung des Aufstandes nachgesucht. (D. A. Z.) Dänemark. Kopenhagen, 25. Juni. Der „Lübecker Korrespondent“ bringt folgende Kopenhagener Korrespondenz: „Seitdem am 21. d. M. der Kammerherr Reeds in Begleitung unseres ehemaligen Bundestagsgesandten, Baron v. Pechlin, aus London zurückgekehrt ist, erfährt man mit Bestimmtheit, daß die unter Englands Vermittlung angeknüpften Friedensunterhandlungen gänzlich haben abgebrochen werden müssen. Auf die ausschweifenden Vorschläge, welche von deutscher Seite in London gemacht wurden, kann Dänemark nicht eingehen. Der fortdauernden Neutralität Oesterreichs, des einzigen deutschen Bundesstaats der eine Flotte besitzt, und dadurch uns gefährlich werden könnte, sind wir gewiß. Vor acht Tagen zwar hieß es, daß in Folge der Frankfurter Beschlüsse nun auch der österreichische Gesandte Baron von Vrints-Treuenfeld, abberufen worden sei; es hat sich indeß dies Gerücht als unwahr herausgestellt, Baron, Vrints stets nach wie vor im freundlichen Verkehr mit unserm Hofe, und nichts deutet auf seine Abreise. Zugleich mehren sich die Aussichten auf den Beistand des gesammten Nordens von Tage zu Tage. Die am 22. mit dem englischen Dampfschiffe „Rob Roy“ für den König Oscar von Schweden aus St. Petersburg eingegangenen Depeschen überbrachte der hiesige russische Gesandte, Baron von Ungern-Sternberg, sofort dem Könige persönlich nach Malmö; seine Audienz soll eine für unsere Interessen sehr zufriedenstellende gewesen sein. Dasselbe Dampfschiff brachte uns die Nachricht, daß man zu Kronstadt nun auch die zweite Abtheilung der russischen Ostseeflotte segelfertig mache und dadurch die letztere auf vierzig größere Kriegsschiffe bringen wolle, so wie, daß die Truppenmärsche aus dem Innern von Rußland an die polnisch-deutsche Grenze ununterbrochen fortdauern. In wenigen Tagen hofft man daher, den Kammerherrn Oxholm mit Rußlands entscheidenden Erklärungen aus St. Petersburg auf dem engl. Dampfschiffe Victory heimkehren zu sehen. (Wes. Z.) Rußland. Die Cholera macht neuerdings wieder bedeutende Fortschritte; in Moskau rafft sie täglich mehr Opfer dahin, auch verbreitet sie sich über mehrere Gouvernements, in denen sie früher nur schwach oder gar nicht aufgetreten war. (B. Z.-H.) [Leserbriefe] Die Veröffentlichung nachstehender Erklärung vieler westphälischen Bürger und Bauern ist durch die Weigerung der „Kölnischen Zeitung“, sie in ihre Spalten auch sogar gegen Erstattung der Insertionsgebühren, aufzunehmen, verzögert. Meschede in Westphalen, den 13. Juni 1848. Als wir vor Kurzem die angebliche Protestation der Westpreußen gegen Berlin lasen, und die allgemeine Verachtung sahen, welche diese Drohung ihren Urhebern brachte, fürchteten wir nicht, daß die Frechheit so weit gehen würde, auch unsern Namen „Westphalen“ in gleicher Weise zu brandmarken, wie es in Nro. 162 der Kölnischen Zeitung geschehen. Wir sind zwar fest überzeugt daß der eben so dumme als schamlose Artikel nur aus der Feder eines der vielen jammerlichen Subjekte geflossen ist, welche sich unter dem gestürzten, ihrer würdigen System auf Kosten des Volkes wohl sein ließen und nun mit Grund sich ärgern von den Fleischtöpfen Egyptens vertrieben zu sein und wir halten es dieserhalb für höchst überflüssig, erst weiter noch zu versichern, daß kein ehrlicher wahrer westphälischer Bauer oder Bürger zu dem Schandartikel sich bekennen wird, benutzen aber mit Freuden die Gelegenheit öffentlich zu erklären, daß wir der Sache der vollsten Freiheit, dem raschen entschiedenen Fortschritte, und allem dem, was uns endlich die Verwirklichung der längst gehegten Wünsche hoffen läßt, eben so entschieden anhängen und mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln dies zu erstreben und zu bewahren fest entschlossen sind, als wir das durch die hochherzigen tapfern Bürger Berlins vernichtete alte verächtliche System von Grund der Seele hassen und verabscheuen. Wir halten uns dieserhalb den wackern Berlinern ebenso zu Danke verpflichtet, als wir gerne und mit Freuden anerkennen, daß die uns schon aus alten Zeiten enge verwandte und theure Stadt Köln sich bis jetzt stets in unserm Sinne und nach dem Wunsche unseres Herzens benommen hat. Sowohl Berlins als auch Kölns wackere Männer dürfen daher überzeugt sein, daß, wenn uns je die Erfüllung politischer Pflichten in ihre Mitte führen sollte, wir nur erscheinen, um Hand in Hand mit ihnen, die nach den Erfahrungen der jüngsten Zeit, vielleicht wieder erwachten, der Freiheit und dem Volke feindlichen und verhaßten Grundsätze der gestürzten Regierung zu bekämpfen, oder Ueberreste derselben, welche noch nicht völlig ausgerottet, zu vernichten. Uns fehlt nicht der Muth wie so Vielen, offen und frei zu erklären, daß wir die Revolution in Berlin für das Ruhmwürdigste anerkennen, was unser Volk seit lange vollbracht, daß durch diese That alle Rechte demselben wieder errungen sind, welche List, Trug und Gewalt ihm entrissen und vorenthielten; daß Kraft dieser Revolution die höchste Gewalt zu dem Volke zurückgekehrt, dem sie einzig gebührt und welches nach seinem Ermessen sie diesem oder jenem anvertraut; und wenn uns auch nicht vergönnt war, an dem ruhmwürdigen Kampfe Theil zu nehmen, welcher uns unsere Rechte wieder eroberte, wir doch jeden Augenblick bereit sind, Gut und Blut an ihre Erhaltung zu setzen. Das ist die Erklärung wirklicher westphälischer Bauern und Bürger. (Folgen die Unterschriften.) An das deutsche Volk! Was wir vorausgesehen, ist eingetroffen. In ihren Sitzungen von gestern und heute hat die deutsche Nationalversammlung, welche größtentheils nicht aus direkter Volkswahl hervorgegangen ist, durch ihre „Beschlüsse über Einführung einer provisorischen Centralgewalt für Deutschland“ das deutsche Volk und sich selbst in den Zustand der Unmündigkeit zurückgeworfen. Ihre Majorität hat, gegenüber der an Zahl nicht den vierten Theil bildenden entschiedenen Linken: 1) den Antrag: „die Centralgewalt habe die Beschlüsse der Nationalversammlung zu verkündigen und zu vollziehen“, verworfen. Sie hat hiermit von vorn herein ihre Beschlüsse in die blaue Luft gestellt, und eine ihr gegenüberstehende furchtbare Diktatur geschaffen. Was soll hierbei aus der Einheit und Freiheit Deutschlands werden? Oder will man in jedem Falle, in welchem der „Reichsverweser“ sich weigert, die Beschlüsse der Nationalversammlung zu vollziehen, an die revolutionäre Entscheidung des Volks appelliren? 2) Sie hat ‒ ein Vorbild dessen, was wir von ihr für die Gründung einer definitiven Verfassung Deutschlands zu erwarten haben ‒ die Centralgewalt keinem Präsidenten, sondern einem Reichsverweser, dem Vorläufer eines deutschen Kaisers mit neuem Throne und neuer Civilliste, übergeben. Sie hat hiermit das Mittelalter von Neuem zur Grundlage gemacht und die Verwesung Deutschlands zum Gesetz erhoben. 3) Sie hat die Unverantwortlichkeit dieses Verwesers zum Beschluß erhoben, mithin von Neuem den Wahn eines heiligen, unverantwortlichen und unverletzlichen Wesens an die Spitze unserer politischen Zustände gestellt, und dadurch der Diktatur von Gottes Gnaden Raum gegeben. 4) Sie hat beschlossen, „daß die Centralgewalt sich in Beziehung auf die Vollziehungs-Maßregeln, so weit thunlich, mit den Bevollmächtigten der Landes-Regierungen ins Einvernehmen setzen soll.“ Hiermit hat sie die geschaffene Centralgewalt und Diktatur, im Interesse der Regierungen, wieder zersplittert und illusorisch gemacht, und hat vollends die Kraft des frei-einigen Deutschlands vernichtet, und den Zustand der Sonderinteressen sanktionirt. Also ein Gesetz hat die Nationalversammlung erlassen, welches einen unverantwortlichen, an die Beschlüsse der Nationalversammlung nicht gebundenen, mit den Landes-Regierungen sich möglichst in's Einvernehmen setzenden Reichverwesers als die exekutive Gewalt Deutschlands proklamirt! Also dieser widerspruchsvolle durch die Nationalversammlung geschaffene Diktator der fürstlichen Interessen soll an der Spitze Deutschlands stehen?! Von Neuem ist das Mittelalter heraufbeschworen, die Nationalversammlung hat die Volkssouverainität, die Volksmündigkeit, ihre von ihr selbst feierlich proklamirte Mutter und einzig berechtigte Grundlage freiwillig aus aus ihrer Hand gegeben, dem Volke von Neuem eine Fürsten-Aristokratie und einen heiligen Popanz gegenüber gestellt; sie hat den Grund zu neuen innern Kämpfen Deutschlands gelegt, und dadurch die Hoffnung auf Wiederbelebung der Industrie und des Verkehrs auf längere Zeit vernichtet. Sie wird uns hiermit den, bei der Zersplitterung Deutschlands in so viele Staaten und Regierungen dreifach verderblichen Zuständen Frankreichs unter dem Bürgerkönig Louis Philipp und unter der „mit republikanischen Institutionen umgebenen Monarchie“ entgegenführen, und dadurch bald eine neue Revolution nothwendig machen. Es ist die Pflicht Aller, welchen die Ehre, die Freiheit und das Wohl des Vaterlandes am Herzen ligt, gegen eine Nationalversammlung, welche schon 7 Wochen lang das Volk hingehalten, mehrmals verleugnet, und jetzt durch obige Beschlüsse im Innersten verletzt hat, sich entschieden zu erklären. Hierzu ist erforderlich, daß überall und sofort in dem ganzen deutschen Vaterlande Vereins- und größere Volksversammlungen gehalten werden, in welchen dem deutschen Volke die Sachlage genau dargelegt und die folgenden Punkte beschlossen werden müssen. a. Ueberall müssen allgemeine Eingaben an die Nationalversammlung gerichtet werden, in welchen derselben, als einer meist aus nicht direkten Volkswahlen hervorgegangenen, die fernere Anerkennung versagt, und insbesondere die Majorität als volksfeindliche Macht verworfen, die Minorität der Linken zum Ausscheiden und zu der Bildung eines neuen Kernes aufgefordert wird, an welchen sich weitere Abgeordnete durch neue direkte Wahlen anschließen müssen. b) Von jedem besonderen Wahlbezirke aus müssen die Mandate der Männer der Majorität zurückgenommen, und müssen die einzelnen Abgeordneten, welche zu der Linken gehören, zum Ausscheiden aus dieser Nationalversammlung und zum Anschlusse an die übrigen gleichfalls ausscheidenden Männer der Linken, und zur gemeinsamen Bildung des Kernes einer neuen Versammlung aufgefordert werden. Zu diesem Zwecke folgt unten ein Verzeichniß derjenigen Abgeordneten, welche als Glieder der entschiedenen Linken gegen das Gesetz über die Centralgewalt gestimmt haben. Einer dieser Ehrenmänner, Kapp von Neuenheim bei Heidelberg, ist bereits ausgeschieden, und hat seinen schon in ganz Deutschland gefeierten Namen durch die folgende Erklärung seines Austritts von Neuem verherrlicht. Der Abgeordnete Kapp an Herrn v. Sagern, Präsidenten der Nationalversammlung. Gestern Morgen hatte ich gleich zu Anfang der Sitzung in einer dringlichen Angelegenheit auf wenige Augenblicke Sie und Herrn v. Soiron um's Wort gebeten; letzterer hat sich indessen trotz meiner vier Mal wiederholten Forderung wie gewöhnlich gemüßigt gefunden, mir dasselbe abzuschneiden. In die Unmöglichkeit versetzt, mich mündlich erklären zu können, bin ich gezwungen, die Gründe meines Austritts schriftlich auf die Tafel des Hauses niederzulegen und Sie zu ersuchen, dies Schreiben sofort der Nationalversammlung mitzutheilen. Als ich am Montag Morgen, den 26. d. M., den Antrag auf Gründung einer großen deutschen Nationalbank dem Präsidium übergab, glaubte ich nicht, noch am Abend desselben Tages einen Vorfall erleben zu müssen, der in den Annalen parlamentarischer Verhandlungen kaum seines Gleichen hat. Mit gewohnter Milde und Nachsicht würde ich jedoch diesen Vorfall, wie andere ähnliche ‒ ich nenne nur die zaghafte Vertagung der Wahlfrage Peter's, der Mannheimer Beschwerden und das Benehmen in der Mainzer Angelegenheit ‒ übersehen haben, wenn ich nicht aus dem Geiste, welcher in den Hauptfragen die Mehrzahl der Versammlung beherrscht, die tragische Ueberzeugung gewonnen hätte, daß die Nationalversammlung nicht nur die Gesetze verleugnet, welche sie sich selbst gegeben, sondern auch den Boden verläßt, auf welchem sie zu stehen berufen ist, daß sich also das Schicksal Deutschlands nicht in diesem Saale, sondern außer ihm, nicht durch Worte und diplomatische Künste, sondern durch Thaten, durch Ereignisse entscheiden wird. So schmerzlich es mir ist, dies aussprechen zu müssen, so wenig ich zu separatistischen Schritten geneigt bin, so kann ich es doch im Geiste meiner Wähler mit meiner Ehre und meinem Gewissen nicht vereinigen, noch länger einer Nationalversammlung anzugehören, welche in Tagen solcher Noth ihr Schicksal außer sich setzt und nicht zu begreifen wagt, daß die Thatsachen unserer neuen Geschichte nichts anders als die offenbar gewordenen Prinzipien des Jahrhunderts sind. Einen erneuten glänzenden Beweis der Verleugnung ihres Ursprungs, der Verkennung ihrer Aufgabe, der Verkennung der Forderungen und Hoffnungen des Volks hat die Nationalversammlung in taktvoller Harmlosigkeit bei der gestrigen Abstimmung dadurch geliefert, daß sie die Centralgewalt von der Verbindlichkeit, die Beschlüsse der Nationalversammlung zu vollziehen, entband, jene also unabhängig von sich hinstellte, mithin sich selbst zur Antichambre des künftigen Reichsverwesers degradirte; bei ihrer heutigen Abstimmung aber dadurch, daß sie eben diesen Reichsver weser mit mehr als doppelter Majorität aller Verantwortlichkeit überhob und auf diese Weise die Macht- und Rechtsvollkommenheit des Volkes verdahlmannte. Indem ich auf Grund dieser Thatsachen meinen Austritt erkläre, verbinde ich mit dem hochachtungsvollsten Gruße an die Ehrenmänner aller Bänke den Wunsch, daß mein Ausscheiden die Ursachen mit entfernen helfe, welche zu diesem Schritte gonöthigt haben. Frankfurt, den 28. Juni 1848, Vormittags 111/2 Uhr. Berger von Wien. Blum von Leipzig. v. Blumröder, Gustav, von Kirchenlamitz. Boddien von Pleß. Bogen aus Michelstadt. Brunck von Fürfeld. Christmann von Dürkheim. Dewes von Losheim. v. Dieskau von Plauen. Dietsch von Annaberg. Dietzsch von Saarbrücken. Falk von Ottolangendorf. Föhrenbach aus Baden. Förster von Hünfeld. Giskra von Wien. Goltz von Brieg. Gritzner von Wien. Grubert. Gulden von Zweibrücken. Günther von Leipzig. Hagen aus Heidelberg. Hartmann von Leitmeritz. Heldmann aus Hessen. Hensel I. von Camenz. Hentzel von Zittau. Hentges von Heilbronn. Hoffbauer von Nordhausen. Höninger von Rudolstadt. Itzstein aus Mannheim. Jordan von Berlin. Junghanns von Mosbach. Kolaczeck aus österr. Schlesien. Kolb von Speyer. Küntzer aus Konstanz. Marsilli von Roveredo. Martiny von Friedland. Meyer von Liegnitz. Minkus von Marienfeld. Mohr von Oberingelheim. Nägele von Murhardt. Nauwerk von Berlin. Pfahler von Tettnang. Raveaux von Köln. Ree von Offenburg. Reichard von Speyer. Reinhard von Boytzenburg. Reinstein von Naumburg. Reitter von Prag. Richter aus Achern. Rödinger von Stuttgart. Rölle aus Schlesien. Rösler von Oels. Roßmäßler von Tharand b. Dresden. Rühl von Hanau. Ruge von Leipzig. Sachs aus Mannheim. Schaffrath von Neustadt. Schilling von Wien. Schlöffel von Halbendorf. Schmidt, E. F. F., von Lävenberg. Schmidt, Jul. Th., v. Wurzen. Schmitt von Kaiserslautern. Schneider aus Brünn. Schüler von Jena. Schüler, Fried., von Zweibrücken. Schulz, Friedrich, von Weilburg. Schuselka von Kloster-Neuburg. Simon, Max, von Breslau. Simon von Breslau. Simon von Trier. Sonnenkalb von Römschütz. Spatz von Frankenthal. Stockinger von Frankenthal. Straß aus Schlesien. Tafel von Stuttgart. Tafel, Franz, von Zweibrücken. Thieme von Hirschberg. Titus von Bamberg. Trützschler von Dresden. Uhland von Tübingen. Umbscheiden von Dahn. Vischer von Tübingen. Vogel aus Schlesien. Vogt von Gießen. Wesendonk von Düsseldorf. Wiesner von Wien. Wigard von Dresden. Zell von Trier. Zell von Trier. Zimmermann, Professor, von Stuttgart. Zimmermann von Spandau. Zitz von Mainz. Zöllner Chemnitz. Frankfurt a. M, den 28. Juni 1848. Der provisorische Central-Ausschuß der demokratischen Vereine zu Frankfurt a. M. Ronge. Metternich. Bayrhoffer. Handelsnachrichten. _ (Hierzu eine Beilage.)

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 32. Köln, 2. Juli 1848, S. 0160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz032_1848/4>, abgerufen am 24.11.2024.