Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 24. Köln, 24. Juni 1848.

Bild:
<< vorherige Seite

die Hoffnung auf eine befriedigende Vermittlung von Seiten des deutschen Parlaments aufgeben zu müssen glaubte, soll die hiesige Regierung sich an die französische Republik gewendet haben, um deren Einschreiten anzusprechen. In diesem Augenblick (2 Uhr Nachmittags) bedecken sich in allen Kirchsprengeln aufgelegte Adressen mit Unterschriften zum gleichen Zweck. Sie ersehen hieraus daß man die Absicht hat, sich für lange und aufs äußerste zu vertheidigen, wie denn auch ringsum die Forts mit allem versorgt und wohlbewaffnet sind. Jeden Augenblick rücken neue Truppen (wie es scheint von Entschlossenheit beseelt) hier ein. Die Wirkung der Nachrichten von Padua's und Vicenza's Ergebung bringen mit jedem Augenblick steigende Erbitterung hervor und machen die entgegengesetzte Wirkung, als die Oesterreicher erwarten dürften.

(A. A. Z.)
Rom, 9. Juni.

Die Pallade macht anzügliche Bemerkungen darüber daß sich auf der Liste der geistlichen Güter, auf welche die neu aufgenommene Staatsschuld von zwei und einer halben Million hypothecirt ist, auch nicht eines der Grundstücke befindet, welche den Jesuiten gehören. Dabei bleibt das Volksräsonnement natürlich nicht stehen, sondern bewegt sich vorwärts und seitswärts und möchte nicht bloß auf diese schönen Besitzthümer Beschlag legen, sondern auch auf alle diejenigen, welche seit Jahr und Tag von der Gesellschaft Jesu, wie dieses Blatt argwohnt, zum Schein veräußert worden sind.

Padua.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
X Vallegio, 12. Juni.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Französische Republik.
12 Paris, 20. Juni.

Man weiß, was man vom Lob oder Tadel, den das Journal des Debats den Akten der republikanischen Regierung spendet, zu halten hat. Man weiß, wer und was im Hintergrunde seiner Kritik lauert. Aber eingestehen muß man immerhin, daß es in seinem Tadel sowohl als in seinem Lobe so geschickt ist den Tendenzbären nicht hervorblicken zu lassen. Als die Steuer der 45 Centimen aufkam, hatte das Journal des Debats seine guten Gründe, diese Maßregel der provisorischen Regel gutzuheißen; Hr. Bertin wurde von ihr nicht getroffen, und wußte recht wohl, daß die kleinen Bauern, die davon getroffen würden, sie eben nicht mit republikanischer Ergebenheit ertragen möchten. Jetzt, wo die stille Hoffnung des Hrn. Bertin sich verwirklicht, vertheidigt der Finanzminister Duclerc die Steuer mit einer beklagenswerthen Ungeschicklichkeit. Der Ankauf der Eisenbahnen durch den Staat findet in Bertin einen heftigen Gegner und in Duclerc einen ohnmächtigen Vertheidiger. Die ganze Zeit über wo Duclerc Minister ist, hat er damit zugebracht, Finanzquellen ausfindig zu machen; um den Ankauf und die nöthigen Arbeiten in's Leben rufen zu können. So ist er dann mit seinem Finanzprojekt hervorgerückt, wodurch er dem Staat 580 Millionen Fr. für zwei Jahre verschaffen will. Das Journal des Debats rechnet ihm, wie ein wahrer Jude, jeden Franken nach, und führt den armen Duclerc jeden Augenblick auf einen Rechnungsfehler. Die ganze Rechnungsoperation ist aber der Maßen interessant, und läßt uns so tiefe Blicke thun in das Eingeweide Frankreichs, daß wir nicht umhin können, sie in ihren Hauptpunkten hervorzuheben. Die Bank soll 150 Millionen vorstrecken, und sie bekömmt als Pfand Renten aus der Tilgungskasse und Staatswälder. Dagegen läßt sich nun allerdings nichts einwenden. Wälder sind ein gutes Unterpfand, und der Bank steht das Recht zu, sie zu ihrer Deckung zu verkaufen.

Nun kömmt aber der Punkt, der nicht so leicht zu übersehen ist. Alle Jahre ersparten sich die Leute aus der Provinz blanke Millionen Franken, die sie dann dem General-Steuerempfänger einhändigten, damit er sie in Paris konsolidire, d. h. sie auf der Börse in gute Renten umwandele. Diese Millionen, diese Ersparnisse von ehrsamen Provinzialen sollen künftighin in den Schatz geschossen werden, und der Staat giebt dafür neue Renten aus. Die Ersparnisse dieser Art waren mit jedem Jahre größer; sie gingen in aufsteigender Linie: en proportion croissante; und sie betrugen im Jahre 1847 nicht weniger als 75 Millionen. Auf diese Summe hofft nun Duclerc für das folgende Jahr, um seinen Plan auszuführen. Aber diese Hoffnung macht ihm Hr. Bertin streitig, und zwar, wie er sagt, weil das Land jetzt von seinem Kapitale zehre. Aber dies wahre Wort wagt das Journal nicht auszusprechen. Die Ersparnisse der honetten Bourgeois wachsen nicht mehr in aufsteigender Linie, weil die bekannte prosperite croissante nicht mehr da ist, dieser mit jedem Jahre zunehmenden Wohlstande, womit Louis Philipp seine Rede an die Kammer anfing: dieser zunehmende Wohlstand, der den Stolz des Hrn. Guizot ausmachte, und der ihm Niemand streitig machen konnte. Die 200,000 Wähler, das ganze damalige offizielle Frankreich wurde jedes Jahr reicher, auf Kosten des nicht offiziellen, auf Kosten der armen Bauern und Proletarier; und auf diese größern Ersparnisse, auf diesen zunehmenden Wohlstand zählt nun auch wieder Duclerc, um seine 580 Millionen zusammenzubekommen.

Ein anderer Posten besteht aus Nationalwäldern für die Summe von 14 Millionen. Um diese zu Geld zu schlagen, will der Staat einen Tausch mit den Hospitälern eingehn, die Grundeigenthum aller Art und zwar kuranterer Natur als Wälder besitzen, wie Häuser, Land und Wiesen: Nun bringen Wälder nur 21/2 pCt. ein, während die Hospital-Güter 4 bis 5 pCt. abwerfen. Wie soll nun der Tauschhandel vor sich gehn? Kapital gegen Kapital, Wald gegen Haus - da kommen die Hospitäler zu kurz. Prozente gegen Prozente ohne Rücksicht auf Gleichheit der Kapitalien - da kömmt der Staat zu kurz. In beiden Fällen ist ein Hacken, der nicht so leicht zu beseitigen, und die 14 Millionen Wälder sind nicht so lichte als Hr. Duclerc es glaubt, Wir übergehen jetzt allerhand Punkten, die Hr. Duclerc noch zu verkaufen hat und aus denen er 4 Millionen zu ziehen hofft, wie Anschwemmungen, relais de mer u. s. w. - Lauter Dinge, von denen Bertin bedeutende Abzüge macht. Aber der Hauptpunkt, der das Zartgefühl des Hrn. Bertin empört, das sind die 25 Millionen, die Hr. Duclerc entheben will auf die Privat-Domänen des Exkönigs, als Entschädigung für die sogenannten "finstern Schnitte", die Louis Philipp mit einer Geldgierigkeit ohne Gleichen hat vornehmen lassen in den Wäldern der Civilliste.

Dieser Schnitt, meint Hr. Bertin, sei nichts weniger als finster, es ist der "deutsche Schnitt" und Hr. Bertin vertheidigt ihn mit einer Wärme, daß man vermuthen möchte, er habe an diesem deutschen Schnitt auch seinen Schnitt gemacht.

- Die Alpenarmee besteht aus 60 Bataillonen, 50 Schwadronen und einem starken Artilleriepark. Sie zählt im Ganzen 50,000 Mann, kann aber binnen acht Tagen auf's Doppelte steigen. Die Soldaten und Offiziere sind herzhafte Kerls, die meist in den afrikanischen Kriegen ihre Sporen verdienten.

- Die Hafenpolizei ist einigen Waffensendungen auf die Spur gekommen, welche England unseren Gegnern in der Vendee zuspedirte.

- 200 Fabrikanten des Faubourgs St. Antoine haben ein Memorial an den Staatsbautenminister Trelat gerichtet, woraus wir folgende Stelle übersetzen: ". . . . . Herr Minister etc. etc. Sie haben in der Sitzung der Nationalversammlung erklärt, daß die Privatindustrie bereits zahlreiche Bestellungen erhalten und darum die Arbeiter aus den Nationalwerkstätten zurückziehen werde. Wir gestehen leider zu unserm Schmerze, daß die unterzeichneten Fabrikvorsteher in der gewerbreichsten Gegend von diesen "zahlreichen Bestellungen" die erste Kenntniß durch Sie erhalten etc. etc."

- Venedig hat einen Gesandten hierher geschickt, der im Hotel Baillif wohnt und den Gliedern der Vollziehungsgewalt sowie den Ministern bereits mehrere Besuche abgestattet hat. Derselbe hat den Auftrag, Frankreich zu bewegen, seiner alten Bundesgenossin in Wiederherstellung der republikanischen Staatsform Hülfe zu leisten. Man entsinnt sich, daß die Republik Venedig (freilich eine alte Zopfrepublik) von Napoleon unterdrückt wurde.

Nationalversammlung. Sitzung vom 21. Juni.

- Portalis eröffnet dieselbe um 11/2 Uhr. Die große Terasse des gegenüberliegenden Tuileriengartens ist mit Volk überfüllt, das sich ganz bequem auf die Stühle niedergelassen hat, wofür alle Welt sonst 2 Sous Sitzgeld bezahlen muß. Ceyras, der auf Anlage von Civil-Invalidenhäusern auf Dörfern angetragen hatte, dringt auf schnelle Berücksichtigung seines Antrags; die Versammlung ließ sich jedoch nicht bewegen. Mehrere Glieder stellten ähnliche Lokalvorlagen, konnten aber ebenfalls nicht durchdingen. Charbonnel, ein Arbeiter-Deputirter aus dem Loirethale, wollte gegen einige Stellen des gestrigen Protokolls rücksichtlich antisozialistischer Redner protestiren. Er konnte sich aber kein Gehör verschaffen. Fluchend stieg er wieder von der Bühne herab. Mauguin trug auf radikale Aufhebung aller Thorsteuern vom 1. Januar 1849 ab an. Pascal (aus Aix) will zu derselben Epoche alle Steuern auf Getränke abgeschafft wissen Duclerc, Finanzminister, hatte nichts gegen die volksfreundliche Natur dieser Anträge einzuwenden, bat aber die Herren, sie möchten ihm doch das Geheimniß vorher mittheilen, wie die Staats- und die Stadtkassen die betreffenden Ausfälle decken könnten? Beide Anträge sollen näher erörtert werden. Leon Faucher zankte sich dann eine Weile mit dem Handelsminister, weil derselbe eigenmächtig die Eingangszölle auf einige ausländische Artikel geändert habe. Eine nicht minder erbauliche Debatte entspann sich zwischen Vignerte, Brunet und einem dritten Gliede über eine Summe von 100,000 Fr., welche die Regierung für die ehemaligen politisch Verurtheilten und die Februarkämpfer verlangte. Nach langem Zaudern wurde sie genehmigt und die Versammlung schritt zur Berathung der gestern abgebrochenen Getränkesteuer (4 Uhr).

Sitzung nach 4 Uhr. Alle Steuerberathungen, welche die Nahrungsbedürfnisse des Volkes betreffen, verdienen spezieller Erwähnung. So auch die Getränkesteuer. Die provisorische Regierung hatte durch ein Gesetz vom 31. März eine für die gegenwärtige Produktionsweise sehr unglückliche Gleichheitssteuer verordnet, z. B. 70 Flaschen feiner Wein, der auf die Tafeln der Reichen wandelte, zahlte eben so gut 27 Fr. Accise (Thorsteuer am Entrepot) als 70 Flaschen sogenannter Petit-Wein, zu deutsch Rachenputzer oder Weinessig, der für das französische Proletariat eines der ersten Lebensbedürfnisse ist. Ein gleiches Verhältniß tritt für Aepfel und Birnen, Cider und Liqueurs, Eau de vie u. s. w. ein. Eine Menge Petitionen protestirten gegen diese Gleichheit. Die Produktion, heißt es in vielen, sei ohnedies schon durch die 45 Centimensteuer hart genug geschlagen; dieses neue Wein- und Branntweingesetz werde sie vollends ruiniren. Die Nationalversammlung wies alle Petitionen an den Finanzausschuß, der durch den Mund seines Berichterstatters darauf antrug, das Dekret vom 31. März am 1. Juli c. abzuschaffen. Ternaux legte ein Amendement ein, das das Ministerium sowohl als den Schlußentwurf des Finanzausschusses angriff. Es entspann sich eine dreistündige, sehr heftige Debatte zwischen den verscheidenen, besonders die Weinbauer repräsentirenden Deputirten.

Duclerc, die Widersprüche der verschiedenen Projekte hervorhebend, setzte es durch, die bereits begonnene Abstimmung zu hemmen und die Debatte auf morgen zu verschieben.

Dies geschah. Lagrange, der Neugewählte, bestieg dann die Tribüne, um die Minister zu fragen, wann sie ihm Rede stehen wollten, um über die Mastregeln Auskunft zu geben, welche sie gegen die contrerevolutionären Umtriebe ergriffen, die unter dem Namen Louis Napoleon in Paris und den Departements eifrig statt finden?

Duclerc erklärte, daß das Ministeriäm morgen dafür bereit sei.

Perree will bei dieser Gelegenheit ähnliche Interpellationen rücksichtlich des Boissyschen Briefs aus Florenz (in den Journalen) richten.

Die Sitzung wurde um 61/4 Uhr aufgehoben.

Spanien.
Madrid, 16. Juni.

Die Entlassung des Finanzministers Beltran de Lis, ist angenommen. Orlando, Graf von Romero, tritt an seine Stelle. Es ist nicht wahr, daß Sotomayor (Herzog v.) das Portefeuille des Auswärtigen niederzulegen gedenkt.

Großbritannien.
* London, 21. Juni.

Das Hauptgeschäft des Unterhauses in seiner gestrigen Sitzung bestand in Empfangnahme von Petitionen zu Gunsten der Parlaments-Reform und in der Debatte über die hierauf bezügliche von Hume gestellte Motion. Der Letztere schloß seine Rede mit dem Antrag: "zu erklären, daß dieses Haus in seiner gegenwärtigen Zusammensetzung die Bevölkerung, das Eigenthum und die Industrie des Landes nicht gehörig vertritt und daß hieraus bei einem großen Theile des Volkes bedeutende und wachsende Unzufriedenheit entsprungen; daß es deshalb zweckdienlich ist, das Wahlrecht auf Alle auszudehnen, die einen eigenen Hausstand besitzen; daß die geheime Abstimmung eingeführt, die Dauer eines Parlaments nicht über 3 Jahre ausgedehnt und das Verhältniß der Vertreter zu der Bevölkerung gleichmäßiger eingerichtet werde." Als heftiger Gegner trat zunächst Hr. Drummond, und in gleicher Weise der kleine Lord John Russell auf, der in der Annahme des Humeschen Vorschlages nichts Anderes erblickte, als das Oeffnen aller Fluthgatter vor den andringenden Wogen des Chartismus. Für den Antrag sprach Herr W H. Fox, gegen ihn Hr. Disraeli. Die Debatte wurde auf Freitag vertagt. Da dies nun ein Regierungstag ist - und Mittwoch allein ist kein solcher - und es von den Ministern abhängt, ob sie die Motion zur weitern Debatte kommen lassen wollen: so ist das Schicksal des Hume'schen Antrages schon jetzt so gut als besiegelt, d. h. er wird in dieser Session überhaupt nicht mehr vorkommen.

- Unterhaus, Sitzung vom 21. Juni. Die heutigen Debatten begannen wegen Erlassung eines neuen Wahlausschreibens für Cheltenham, da die dortige Wahl wegen klar nachgewiesener vielfacher Bestechungen für ungültig angesehen werden mußte. Es widersetzten sich viele Mitglieder einer neuen Wahl; es entschied sich aber das Haus mit einer Majorität von 12 Stimmen dafür.

** Bradford, 19. Juni.

Eine der größten Fabriken unsrer Stadt, die der Herren Rand & Comp. ist gestern ein Opfer der Flammen geworden. Alle Anzeichen sind vorhanden, daß das Feuer angelegt war. Herr Rand, der schon zum Kandidaten ins Parlament vorgeschlagen war, ist einer der Stimmführer unsrer liberalen und freihandelsschwärmenden großen Bourgeois und als solcher bei den Arbeitern nicht sehr beliebt.

Amerika.
* Liverpool, 21. Juni.

Die "Hibernia", von New-York am 7. Juni abgefahren, traf heute früh um 11 Uhr hier ein. Die New-Yorker Blätter hoffen zwar auf baldige Herstellung des Friedens, fügen aber hinzu, daß von einer Ratifizirung des Friedensvertrages mit Mexiko noch immer keine offizielle Anzeige vorliegt. Das allgemeine Gerücht geht, daß der Kongreß in Queretaro den Vertrag mit bedeutender Majorität angenommen habe.

- Der Wechselkurs auf London 111; Baumwollpreise im Weichen. Der Mehlmarkt ruhig, Preise fest. Fracht im Steigen.

Ost-Indien und China.
*

Die Times bringt auf außerordentlichem Wege Berichte aus Indien, welche die Details über den Mord zweier britischen Offiziere in Moulthan (Lahore) enthalten. Gerüchte in Betreff einer Verschwörung unter den Shikstruppen hatten sich nicht bestätigt und in allen übrigen Theilen der britischen Besitzungen herrschte Ruhe. Die Nachrichten aus Calcutta gehen bis zum 8. März. Berichte aus Hong-Kong reichen bis zum 26. April. In Canton war es ruhig. Der Handel blieb ohne Leben, es herrschte indeß kein Geldmangel.

Egypten.
*

Nachrichten aus Alexandrien reichen bis zum 9. Juni.

Mehemet Ali befand sich fortwährend in einem an Bewußtlosigkeit gränzenden Zustand. Ibrahim Pascha war indeß sehr thätig und führte täglich neue Maßregeln der Oekonomie in die Verwaltung ein. Im Delta herrschte großes Elend, da man alle arbeitsfähigen Personen für die Arbeiten am Nile und für die Armee hinweggeführt hatte und nur Alte und Schwache in den Dörfern zurückblieben. Der Handel ging schlecht.

Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material]

die Hoffnung auf eine befriedigende Vermittlung von Seiten des deutschen Parlaments aufgeben zu müssen glaubte, soll die hiesige Regierung sich an die französische Republik gewendet haben, um deren Einschreiten anzusprechen. In diesem Augenblick (2 Uhr Nachmittags) bedecken sich in allen Kirchsprengeln aufgelegte Adressen mit Unterschriften zum gleichen Zweck. Sie ersehen hieraus daß man die Absicht hat, sich für lange und aufs äußerste zu vertheidigen, wie denn auch ringsum die Forts mit allem versorgt und wohlbewaffnet sind. Jeden Augenblick rücken neue Truppen (wie es scheint von Entschlossenheit beseelt) hier ein. Die Wirkung der Nachrichten von Padua's und Vicenza's Ergebung bringen mit jedem Augenblick steigende Erbitterung hervor und machen die entgegengesetzte Wirkung, als die Oesterreicher erwarten dürften.

(A. A. Z.)
Rom, 9. Juni.

Die Pallade macht anzügliche Bemerkungen darüber daß sich auf der Liste der geistlichen Güter, auf welche die neu aufgenommene Staatsschuld von zwei und einer halben Million hypothecirt ist, auch nicht eines der Grundstücke befindet, welche den Jesuiten gehören. Dabei bleibt das Volksräsonnement natürlich nicht stehen, sondern bewegt sich vorwärts und seitswärts und möchte nicht bloß auf diese schönen Besitzthümer Beschlag legen, sondern auch auf alle diejenigen, welche seit Jahr und Tag von der Gesellschaft Jesu, wie dieses Blatt argwohnt, zum Schein veräußert worden sind.

Padua.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
X Vallegio, 12. Juni.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Französische Republik.
12 Paris, 20. Juni.

Man weiß, was man vom Lob oder Tadel, den das Journal des Debats den Akten der republikanischen Regierung spendet, zu halten hat. Man weiß, wer und was im Hintergrunde seiner Kritik lauert. Aber eingestehen muß man immerhin, daß es in seinem Tadel sowohl als in seinem Lobe so geschickt ist den Tendenzbären nicht hervorblicken zu lassen. Als die Steuer der 45 Centimen aufkam, hatte das Journal des Debats seine guten Gründe, diese Maßregel der provisorischen Regel gutzuheißen; Hr. Bertin wurde von ihr nicht getroffen, und wußte recht wohl, daß die kleinen Bauern, die davon getroffen würden, sie eben nicht mit republikanischer Ergebenheit ertragen möchten. Jetzt, wo die stille Hoffnung des Hrn. Bertin sich verwirklicht, vertheidigt der Finanzminister Duclerc die Steuer mit einer beklagenswerthen Ungeschicklichkeit. Der Ankauf der Eisenbahnen durch den Staat findet in Bertin einen heftigen Gegner und in Duclerc einen ohnmächtigen Vertheidiger. Die ganze Zeit über wo Duclerc Minister ist, hat er damit zugebracht, Finanzquellen ausfindig zu machen; um den Ankauf und die nöthigen Arbeiten in's Leben rufen zu können. So ist er dann mit seinem Finanzprojekt hervorgerückt, wodurch er dem Staat 580 Millionen Fr. für zwei Jahre verschaffen will. Das Journal des Debats rechnet ihm, wie ein wahrer Jude, jeden Franken nach, und führt den armen Duclerc jeden Augenblick auf einen Rechnungsfehler. Die ganze Rechnungsoperation ist aber der Maßen interessant, und läßt uns so tiefe Blicke thun in das Eingeweide Frankreichs, daß wir nicht umhin können, sie in ihren Hauptpunkten hervorzuheben. Die Bank soll 150 Millionen vorstrecken, und sie bekömmt als Pfand Renten aus der Tilgungskasse und Staatswälder. Dagegen läßt sich nun allerdings nichts einwenden. Wälder sind ein gutes Unterpfand, und der Bank steht das Recht zu, sie zu ihrer Deckung zu verkaufen.

Nun kömmt aber der Punkt, der nicht so leicht zu übersehen ist. Alle Jahre ersparten sich die Leute aus der Provinz blanke Millionen Franken, die sie dann dem General-Steuerempfänger einhändigten, damit er sie in Paris konsolidire, d. h. sie auf der Börse in gute Renten umwandele. Diese Millionen, diese Ersparnisse von ehrsamen Provinzialen sollen künftighin in den Schatz geschossen werden, und der Staat giebt dafür neue Renten aus. Die Ersparnisse dieser Art waren mit jedem Jahre größer; sie gingen in aufsteigender Linie: en proportion croissante; und sie betrugen im Jahre 1847 nicht weniger als 75 Millionen. Auf diese Summe hofft nun Duclerc für das folgende Jahr, um seinen Plan auszuführen. Aber diese Hoffnung macht ihm Hr. Bertin streitig, und zwar, wie er sagt, weil das Land jetzt von seinem Kapitale zehre. Aber dies wahre Wort wagt das Journal nicht auszusprechen. Die Ersparnisse der honetten Bourgeois wachsen nicht mehr in aufsteigender Linie, weil die bekannte prospérité croissante nicht mehr da ist, dieser mit jedem Jahre zunehmenden Wohlstande, womit Louis Philipp seine Rede an die Kammer anfing: dieser zunehmende Wohlstand, der den Stolz des Hrn. Guizot ausmachte, und der ihm Niemand streitig machen konnte. Die 200,000 Wähler, das ganze damalige offizielle Frankreich wurde jedes Jahr reicher, auf Kosten des nicht offiziellen, auf Kosten der armen Bauern und Proletarier; und auf diese größern Ersparnisse, auf diesen zunehmenden Wohlstand zählt nun auch wieder Duclerc, um seine 580 Millionen zusammenzubekommen.

Ein anderer Posten besteht aus Nationalwäldern für die Summe von 14 Millionen. Um diese zu Geld zu schlagen, will der Staat einen Tausch mit den Hospitälern eingehn, die Grundeigenthum aller Art und zwar kuranterer Natur als Wälder besitzen, wie Häuser, Land und Wiesen: Nun bringen Wälder nur 21/2 pCt. ein, während die Hospital-Güter 4 bis 5 pCt. abwerfen. Wie soll nun der Tauschhandel vor sich gehn? Kapital gegen Kapital, Wald gegen Haus ‒ da kommen die Hospitäler zu kurz. Prozente gegen Prozente ohne Rücksicht auf Gleichheit der Kapitalien ‒ da kömmt der Staat zu kurz. In beiden Fällen ist ein Hacken, der nicht so leicht zu beseitigen, und die 14 Millionen Wälder sind nicht so lichte als Hr. Duclerc es glaubt, Wir übergehen jetzt allerhand Punkten, die Hr. Duclerc noch zu verkaufen hat und aus denen er 4 Millionen zu ziehen hofft, wie Anschwemmungen, relais de mer u. s. w. ‒ Lauter Dinge, von denen Bertin bedeutende Abzüge macht. Aber der Hauptpunkt, der das Zartgefühl des Hrn. Bertin empört, das sind die 25 Millionen, die Hr. Duclerc entheben will auf die Privat-Domänen des Exkönigs, als Entschädigung für die sogenannten „finstern Schnitte“, die Louis Philipp mit einer Geldgierigkeit ohne Gleichen hat vornehmen lassen in den Wäldern der Civilliste.

Dieser Schnitt, meint Hr. Bertin, sei nichts weniger als finster, es ist der „deutsche Schnitt“ und Hr. Bertin vertheidigt ihn mit einer Wärme, daß man vermuthen möchte, er habe an diesem deutschen Schnitt auch seinen Schnitt gemacht.

‒ Die Alpenarmee besteht aus 60 Bataillonen, 50 Schwadronen und einem starken Artilleriepark. Sie zählt im Ganzen 50,000 Mann, kann aber binnen acht Tagen auf's Doppelte steigen. Die Soldaten und Offiziere sind herzhafte Kerls, die meist in den afrikanischen Kriegen ihre Sporen verdienten.

‒ Die Hafenpolizei ist einigen Waffensendungen auf die Spur gekommen, welche England unseren Gegnern in der Vendee zuspedirte.

‒ 200 Fabrikanten des Faubourgs St. Antoine haben ein Memorial an den Staatsbautenminister Trelat gerichtet, woraus wir folgende Stelle übersetzen: „. . . . . Herr Minister etc. etc. Sie haben in der Sitzung der Nationalversammlung erklärt, daß die Privatindustrie bereits zahlreiche Bestellungen erhalten und darum die Arbeiter aus den Nationalwerkstätten zurückziehen werde. Wir gestehen leider zu unserm Schmerze, daß die unterzeichneten Fabrikvorsteher in der gewerbreichsten Gegend von diesen „zahlreichen Bestellungen“ die erste Kenntniß durch Sie erhalten etc. etc.“

‒ Venedig hat einen Gesandten hierher geschickt, der im Hôtel Baillif wohnt und den Gliedern der Vollziehungsgewalt sowie den Ministern bereits mehrere Besuche abgestattet hat. Derselbe hat den Auftrag, Frankreich zu bewegen, seiner alten Bundesgenossin in Wiederherstellung der republikanischen Staatsform Hülfe zu leisten. Man entsinnt sich, daß die Republik Venedig (freilich eine alte Zopfrepublik) von Napoleon unterdrückt wurde.

Nationalversammlung. Sitzung vom 21. Juni.

Portalis eröffnet dieselbe um 11/2 Uhr. Die große Terasse des gegenüberliegenden Tuileriengartens ist mit Volk überfüllt, das sich ganz bequem auf die Stühle niedergelassen hat, wofür alle Welt sonst 2 Sous Sitzgeld bezahlen muß. Ceyras, der auf Anlage von Civil-Invalidenhäusern auf Dörfern angetragen hatte, dringt auf schnelle Berücksichtigung seines Antrags; die Versammlung ließ sich jedoch nicht bewegen. Mehrere Glieder stellten ähnliche Lokalvorlagen, konnten aber ebenfalls nicht durchdingen. Charbonnel, ein Arbeiter-Deputirter aus dem Loirethale, wollte gegen einige Stellen des gestrigen Protokolls rücksichtlich antisozialistischer Redner protestiren. Er konnte sich aber kein Gehör verschaffen. Fluchend stieg er wieder von der Bühne herab. Mauguin trug auf radikale Aufhebung aller Thorsteuern vom 1. Januar 1849 ab an. Pascal (aus Aix) will zu derselben Epoche alle Steuern auf Getränke abgeschafft wissen Duclerc, Finanzminister, hatte nichts gegen die volksfreundliche Natur dieser Anträge einzuwenden, bat aber die Herren, sie möchten ihm doch das Geheimniß vorher mittheilen, wie die Staats- und die Stadtkassen die betreffenden Ausfälle decken könnten? Beide Anträge sollen näher erörtert werden. Leon Faucher zankte sich dann eine Weile mit dem Handelsminister, weil derselbe eigenmächtig die Eingangszölle auf einige ausländische Artikel geändert habe. Eine nicht minder erbauliche Debatte entspann sich zwischen Vignerte, Brunet und einem dritten Gliede über eine Summe von 100,000 Fr., welche die Regierung für die ehemaligen politisch Verurtheilten und die Februarkämpfer verlangte. Nach langem Zaudern wurde sie genehmigt und die Versammlung schritt zur Berathung der gestern abgebrochenen Getränkesteuer (4 Uhr).

Sitzung nach 4 Uhr. Alle Steuerberathungen, welche die Nahrungsbedürfnisse des Volkes betreffen, verdienen spezieller Erwähnung. So auch die Getränkesteuer. Die provisorische Regierung hatte durch ein Gesetz vom 31. März eine für die gegenwärtige Produktionsweise sehr unglückliche Gleichheitssteuer verordnet, z. B. 70 Flaschen feiner Wein, der auf die Tafeln der Reichen wandelte, zahlte eben so gut 27 Fr. Accise (Thorsteuer am Entrepot) als 70 Flaschen sogenannter Petit-Wein, zu deutsch Rachenputzer oder Weinessig, der für das französische Proletariat eines der ersten Lebensbedürfnisse ist. Ein gleiches Verhältniß tritt für Aepfel und Birnen, Cider und Liqueurs, Eau de vie u. s. w. ein. Eine Menge Petitionen protestirten gegen diese Gleichheit. Die Produktion, heißt es in vielen, sei ohnedies schon durch die 45 Centimensteuer hart genug geschlagen; dieses neue Wein- und Branntweingesetz werde sie vollends ruiniren. Die Nationalversammlung wies alle Petitionen an den Finanzausschuß, der durch den Mund seines Berichterstatters darauf antrug, das Dekret vom 31. März am 1. Juli c. abzuschaffen. Ternaux legte ein Amendement ein, das das Ministerium sowohl als den Schlußentwurf des Finanzausschusses angriff. Es entspann sich eine dreistündige, sehr heftige Debatte zwischen den verscheidenen, besonders die Weinbauer repräsentirenden Deputirten.

Duclerc, die Widersprüche der verschiedenen Projekte hervorhebend, setzte es durch, die bereits begonnene Abstimmung zu hemmen und die Debatte auf morgen zu verschieben.

Dies geschah. Lagrange, der Neugewählte, bestieg dann die Tribüne, um die Minister zu fragen, wann sie ihm Rede stehen wollten, um über die Mastregeln Auskunft zu geben, welche sie gegen die contrerevolutionären Umtriebe ergriffen, die unter dem Namen Louis Napoleon in Paris und den Departements eifrig statt finden?

Duclerc erklärte, daß das Ministeriäm morgen dafür bereit sei.

Perrée will bei dieser Gelegenheit ähnliche Interpellationen rücksichtlich des Boissyschen Briefs aus Florenz (in den Journalen) richten.

Die Sitzung wurde um 61/4 Uhr aufgehoben.

Spanien.
Madrid, 16. Juni.

Die Entlassung des Finanzministers Beltran de Lis, ist angenommen. Orlando, Graf von Romero, tritt an seine Stelle. Es ist nicht wahr, daß Sotomayor (Herzog v.) das Portefeuille des Auswärtigen niederzulegen gedenkt.

Großbritannien.
* London, 21. Juni.

Das Hauptgeschäft des Unterhauses in seiner gestrigen Sitzung bestand in Empfangnahme von Petitionen zu Gunsten der Parlaments-Reform und in der Debatte über die hierauf bezügliche von Hume gestellte Motion. Der Letztere schloß seine Rede mit dem Antrag: „zu erklären, daß dieses Haus in seiner gegenwärtigen Zusammensetzung die Bevölkerung, das Eigenthum und die Industrie des Landes nicht gehörig vertritt und daß hieraus bei einem großen Theile des Volkes bedeutende und wachsende Unzufriedenheit entsprungen; daß es deshalb zweckdienlich ist, das Wahlrecht auf Alle auszudehnen, die einen eigenen Hausstand besitzen; daß die geheime Abstimmung eingeführt, die Dauer eines Parlaments nicht über 3 Jahre ausgedehnt und das Verhältniß der Vertreter zu der Bevölkerung gleichmäßiger eingerichtet werde.“ Als heftiger Gegner trat zunächst Hr. Drummond, und in gleicher Weise der kleine Lord John Russell auf, der in der Annahme des Humeschen Vorschlages nichts Anderes erblickte, als das Oeffnen aller Fluthgatter vor den andringenden Wogen des Chartismus. Für den Antrag sprach Herr W H. Fox, gegen ihn Hr. Disraeli. Die Debatte wurde auf Freitag vertagt. Da dies nun ein Regierungstag ist ‒ und Mittwoch allein ist kein solcher ‒ und es von den Ministern abhängt, ob sie die Motion zur weitern Debatte kommen lassen wollen: so ist das Schicksal des Hume'schen Antrages schon jetzt so gut als besiegelt, d. h. er wird in dieser Session überhaupt nicht mehr vorkommen.

Unterhaus, Sitzung vom 21. Juni. Die heutigen Debatten begannen wegen Erlassung eines neuen Wahlausschreibens für Cheltenham, da die dortige Wahl wegen klar nachgewiesener vielfacher Bestechungen für ungültig angesehen werden mußte. Es widersetzten sich viele Mitglieder einer neuen Wahl; es entschied sich aber das Haus mit einer Majorität von 12 Stimmen dafür.

** Bradford, 19. Juni.

Eine der größten Fabriken unsrer Stadt, die der Herren Rand & Comp. ist gestern ein Opfer der Flammen geworden. Alle Anzeichen sind vorhanden, daß das Feuer angelegt war. Herr Rand, der schon zum Kandidaten ins Parlament vorgeschlagen war, ist einer der Stimmführer unsrer liberalen und freihandelsschwärmenden großen Bourgeois und als solcher bei den Arbeitern nicht sehr beliebt.

Amerika.
* Liverpool, 21. Juni.

Die „Hibernia“, von New-York am 7. Juni abgefahren, traf heute früh um 11 Uhr hier ein. Die New-Yorker Blätter hoffen zwar auf baldige Herstellung des Friedens, fügen aber hinzu, daß von einer Ratifizirung des Friedensvertrages mit Mexiko noch immer keine offizielle Anzeige vorliegt. Das allgemeine Gerücht geht, daß der Kongreß in Queretaro den Vertrag mit bedeutender Majorität angenommen habe.

‒ Der Wechselkurs auf London 111; Baumwollpreise im Weichen. Der Mehlmarkt ruhig, Preise fest. Fracht im Steigen.

Ost-Indien und China.
*

Die Times bringt auf außerordentlichem Wege Berichte aus Indien, welche die Details über den Mord zweier britischen Offiziere in Moulthan (Lahore) enthalten. Gerüchte in Betreff einer Verschwörung unter den Shikstruppen hatten sich nicht bestätigt und in allen übrigen Theilen der britischen Besitzungen herrschte Ruhe. Die Nachrichten aus Calcutta gehen bis zum 8. März. Berichte aus Hong-Kong reichen bis zum 26. April. In Canton war es ruhig. Der Handel blieb ohne Leben, es herrschte indeß kein Geldmangel.

Egypten.
*

Nachrichten aus Alexandrien reichen bis zum 9. Juni.

Mehemet Ali befand sich fortwährend in einem an Bewußtlosigkeit gränzenden Zustand. Ibrahim Pascha war indeß sehr thätig und führte täglich neue Maßregeln der Oekonomie in die Verwaltung ein. Im Delta herrschte großes Elend, da man alle arbeitsfähigen Personen für die Arbeiten am Nile und für die Armee hinweggeführt hatte und nur Alte und Schwache in den Dörfern zurückblieben. Der Handel ging schlecht.

Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="ar024_017" type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0003" n="0109"/>
die Hoffnung auf eine befriedigende                         Vermittlung von Seiten des deutschen Parlaments aufgeben zu müssen glaubte,                         soll die hiesige Regierung sich an die französische Republik gewendet haben,                         um deren Einschreiten anzusprechen. In diesem Augenblick (2 Uhr Nachmittags)                         bedecken sich in allen Kirchsprengeln aufgelegte Adressen mit Unterschriften                         zum gleichen Zweck. Sie ersehen hieraus daß man die Absicht hat, sich für                         lange und aufs äußerste zu vertheidigen, wie denn auch ringsum die Forts mit                         allem versorgt und wohlbewaffnet sind. Jeden Augenblick rücken neue Truppen                         (wie es scheint von Entschlossenheit beseelt) hier ein. Die Wirkung der                         Nachrichten von Padua's und Vicenza's Ergebung bringen mit jedem Augenblick                         steigende Erbitterung hervor und machen die entgegengesetzte Wirkung, als                         die Oesterreicher erwarten dürften.</p>
          <bibl>(A. A. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar024_018" type="jArticle">
          <head>Rom, 9. Juni.</head>
          <p>Die Pallade macht anzügliche Bemerkungen darüber daß sich auf der Liste der                         geistlichen Güter, auf welche die neu aufgenommene Staatsschuld von zwei und                         einer halben Million hypothecirt ist, auch nicht eines der Grundstücke                         befindet, welche den Jesuiten gehören. Dabei bleibt das Volksräsonnement                         natürlich nicht stehen, sondern bewegt sich vorwärts und seitswärts und                         möchte nicht bloß auf diese schönen Besitzthümer Beschlag legen, sondern                         auch auf alle diejenigen, welche seit Jahr und Tag von der Gesellschaft                         Jesu, wie dieses Blatt argwohnt, zum Schein veräußert worden sind.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar024_019_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 24. Juni 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 164.</bibl></note>
          <head>Padua.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar024_020_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 24. Juni 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 164.</bibl></note>
          <head><bibl><author>X</author></bibl> Vallegio, 12. Juni.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar024_021" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 20. Juni.</head>
          <p>Man weiß, was man vom Lob oder Tadel, den das Journal des Debats den Akten                         der republikanischen Regierung spendet, zu halten hat. Man weiß, wer und was                         im Hintergrunde seiner Kritik lauert. Aber eingestehen muß man immerhin, daß                         es in seinem Tadel sowohl als in seinem Lobe so geschickt ist den                         Tendenzbären nicht hervorblicken zu lassen. Als die Steuer der 45 Centimen                         aufkam, hatte das Journal des Debats seine guten Gründe, diese Maßregel der                         provisorischen Regel gutzuheißen; Hr. Bertin wurde von ihr nicht getroffen,                         und wußte recht wohl, daß die kleinen Bauern, die davon getroffen würden,                         sie eben nicht mit republikanischer Ergebenheit ertragen möchten. Jetzt, wo                         die stille Hoffnung des Hrn. Bertin sich verwirklicht, vertheidigt der                         Finanzminister Duclerc die Steuer mit einer beklagenswerthen                         Ungeschicklichkeit. Der Ankauf der Eisenbahnen durch den Staat findet in                         Bertin einen heftigen Gegner und in Duclerc einen ohnmächtigen Vertheidiger.                         Die ganze Zeit über wo Duclerc Minister ist, hat er damit zugebracht,                         Finanzquellen ausfindig zu machen; um den Ankauf und die nöthigen Arbeiten                         in's Leben rufen zu können. So ist er dann mit seinem Finanzprojekt                         hervorgerückt, wodurch er dem Staat 580 Millionen Fr. für zwei Jahre                         verschaffen will. Das Journal des Debats rechnet ihm, wie ein wahrer Jude,                         jeden Franken nach, und führt den armen Duclerc jeden Augenblick auf einen                         Rechnungsfehler. Die ganze Rechnungsoperation ist aber der Maßen                         interessant, und läßt uns so tiefe Blicke thun in das Eingeweide                         Frankreichs, daß wir nicht umhin können, sie in ihren Hauptpunkten                         hervorzuheben. Die Bank soll 150 Millionen vorstrecken, und sie bekömmt als                         Pfand Renten aus der Tilgungskasse und Staatswälder. Dagegen läßt sich nun                         allerdings nichts einwenden. Wälder sind ein gutes Unterpfand, und der Bank                         steht das Recht zu, sie zu ihrer Deckung zu verkaufen.</p>
          <p>Nun kömmt aber der Punkt, der nicht so leicht zu übersehen ist. Alle Jahre                         ersparten sich die Leute aus der Provinz blanke Millionen Franken, die sie                         dann dem General-Steuerempfänger einhändigten, damit er sie in Paris                         konsolidire, d. h. sie auf der Börse in gute Renten umwandele. Diese                         Millionen, diese Ersparnisse von ehrsamen Provinzialen sollen künftighin in                         den Schatz geschossen werden, und der Staat giebt dafür neue Renten aus. Die                         Ersparnisse dieser Art waren mit jedem Jahre größer; sie gingen in                         aufsteigender Linie: en proportion croissante; und sie betrugen im Jahre                         1847 nicht weniger als 75 Millionen. Auf diese Summe hofft nun Duclerc für                         das folgende Jahr, um seinen Plan auszuführen. Aber diese Hoffnung macht ihm                         Hr. Bertin streitig, und zwar, wie er sagt, weil das Land jetzt von seinem                         Kapitale zehre. Aber dies wahre Wort wagt das Journal nicht auszusprechen.                         Die Ersparnisse der honetten Bourgeois wachsen nicht mehr in aufsteigender                         Linie, weil die bekannte prospérité croissante nicht mehr da ist, dieser mit                         jedem Jahre zunehmenden Wohlstande, womit Louis Philipp seine Rede an die                         Kammer anfing: dieser zunehmende Wohlstand, der den Stolz des Hrn. Guizot                         ausmachte, und der ihm Niemand streitig machen konnte. Die 200,000 Wähler,                         das ganze damalige offizielle Frankreich wurde jedes Jahr reicher, auf                         Kosten des nicht offiziellen, auf Kosten der armen Bauern und Proletarier;                         und auf diese größern Ersparnisse, auf diesen zunehmenden Wohlstand zählt                         nun auch wieder Duclerc, um seine 580 Millionen zusammenzubekommen.</p>
          <p>Ein anderer Posten besteht aus Nationalwäldern für die Summe von 14                         Millionen. Um diese zu Geld zu schlagen, will der Staat einen Tausch mit den                         Hospitälern eingehn, die Grundeigenthum aller Art und zwar kuranterer Natur                         als Wälder besitzen, wie Häuser, Land und Wiesen: Nun bringen Wälder nur                         21/2 pCt. ein, während die Hospital-Güter 4 bis 5 pCt. abwerfen. Wie soll                         nun der Tauschhandel vor sich gehn? Kapital gegen Kapital, Wald gegen Haus &#x2012;                         da kommen die Hospitäler zu kurz. Prozente gegen Prozente ohne Rücksicht auf                         Gleichheit der Kapitalien &#x2012; da kömmt der Staat zu kurz. In beiden Fällen ist                         ein Hacken, der nicht so leicht zu beseitigen, und die 14 Millionen Wälder                         sind nicht so lichte als Hr. Duclerc es glaubt, Wir übergehen jetzt                         allerhand Punkten, die Hr. Duclerc noch zu verkaufen hat und aus denen er 4                         Millionen zu ziehen hofft, wie Anschwemmungen, relais de mer u. s. w. &#x2012;                         Lauter Dinge, von denen Bertin bedeutende Abzüge macht. Aber der Hauptpunkt,                         der das Zartgefühl des Hrn. Bertin empört, das sind die 25 Millionen, die                         Hr. Duclerc entheben will auf die Privat-Domänen des Exkönigs, als                         Entschädigung für die sogenannten &#x201E;finstern Schnitte&#x201C;, die Louis Philipp mit                         einer Geldgierigkeit ohne Gleichen hat vornehmen lassen in den Wäldern der                         Civilliste.</p>
          <p>Dieser Schnitt, meint Hr. Bertin, sei nichts weniger als finster, es ist der                         &#x201E;deutsche Schnitt&#x201C; und Hr. Bertin vertheidigt ihn mit einer Wärme, daß man                         vermuthen möchte, er habe an diesem deutschen Schnitt auch seinen Schnitt                         gemacht.</p>
          <p>&#x2012; Die Alpenarmee besteht aus 60 Bataillonen, 50 Schwadronen und einem starken                         Artilleriepark. Sie zählt im Ganzen 50,000 Mann, kann aber binnen acht Tagen                         auf's Doppelte steigen. Die Soldaten und Offiziere sind herzhafte Kerls, die                         meist in den afrikanischen Kriegen ihre Sporen verdienten.</p>
          <p>&#x2012; Die Hafenpolizei ist einigen Waffensendungen auf die Spur gekommen, welche                         England unseren Gegnern in der Vendee zuspedirte.</p>
          <p>&#x2012; 200 Fabrikanten des Faubourgs St. Antoine haben ein Memorial an den                         Staatsbautenminister Trelat gerichtet, woraus wir folgende Stelle                         übersetzen: &#x201E;. . . . . Herr Minister etc. etc. Sie haben in der Sitzung der                         Nationalversammlung erklärt, daß die Privatindustrie bereits <hi rendition="#g">zahlreiche Bestellungen erhalten</hi> und darum die                         Arbeiter aus den Nationalwerkstätten zurückziehen werde. Wir gestehen leider                         zu unserm Schmerze, daß die unterzeichneten Fabrikvorsteher in der                         gewerbreichsten Gegend von diesen &#x201E;zahlreichen Bestellungen&#x201C; die erste                         Kenntniß durch Sie erhalten etc. etc.&#x201C;</p>
          <p>&#x2012; Venedig hat einen Gesandten hierher geschickt, der im Hôtel Baillif wohnt                         und den Gliedern der Vollziehungsgewalt sowie den Ministern bereits mehrere                         Besuche abgestattet hat. Derselbe hat den Auftrag, Frankreich zu bewegen,                         seiner alten Bundesgenossin in Wiederherstellung der republikanischen                         Staatsform Hülfe zu leisten. Man entsinnt sich, daß die Republik Venedig                         (freilich eine alte Zopfrepublik) von Napoleon unterdrückt wurde.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar024_022" type="jArticle">
          <head>Nationalversammlung. Sitzung vom 21. Juni.</head>
          <p>&#x2012; <hi rendition="#g">Portalis</hi> eröffnet dieselbe um 11/2 Uhr. Die große                         Terasse des gegenüberliegenden Tuileriengartens ist mit Volk überfüllt, das                         sich ganz bequem auf die Stühle niedergelassen hat, wofür alle Welt sonst 2                         Sous Sitzgeld bezahlen muß. <hi rendition="#g">Ceyras,</hi> der auf Anlage                         von Civil-Invalidenhäusern auf Dörfern angetragen hatte, dringt auf schnelle                         Berücksichtigung seines Antrags; die Versammlung ließ sich jedoch nicht                         bewegen. Mehrere Glieder stellten ähnliche Lokalvorlagen, konnten aber                         ebenfalls nicht durchdingen. <hi rendition="#g">Charbonnel,</hi> ein                         Arbeiter-Deputirter aus dem Loirethale, wollte gegen einige Stellen des                         gestrigen Protokolls rücksichtlich antisozialistischer Redner protestiren.                         Er konnte sich aber kein Gehör verschaffen. Fluchend stieg er wieder von der                         Bühne herab. <hi rendition="#g">Mauguin</hi> trug auf radikale Aufhebung                         aller Thorsteuern vom 1. Januar 1849 ab an. <hi rendition="#g">Pascal</hi> (aus Aix) will zu derselben Epoche alle Steuern auf Getränke abgeschafft                         wissen <hi rendition="#g">Duclerc,</hi> Finanzminister, hatte nichts gegen                         die volksfreundliche Natur dieser Anträge einzuwenden, bat aber die Herren,                         sie möchten ihm doch das Geheimniß vorher mittheilen, wie die Staats- und                         die Stadtkassen die betreffenden Ausfälle decken könnten? Beide Anträge                         sollen näher erörtert werden. <hi rendition="#g">Leon Faucher</hi> zankte                         sich dann eine Weile mit dem Handelsminister, weil derselbe eigenmächtig die                         Eingangszölle auf einige ausländische Artikel geändert habe. Eine nicht                         minder erbauliche Debatte entspann sich zwischen <hi rendition="#g">Vignerte, Brunet</hi> und einem dritten Gliede über eine Summe von                         100,000 Fr., welche die Regierung für die ehemaligen politisch Verurtheilten                         und die Februarkämpfer verlangte. Nach langem Zaudern wurde sie genehmigt                         und die Versammlung schritt zur Berathung der gestern abgebrochenen                         Getränkesteuer (4 Uhr).</p>
          <p>Sitzung nach 4 Uhr. Alle Steuerberathungen, welche die Nahrungsbedürfnisse                         des Volkes betreffen, verdienen spezieller Erwähnung. So auch die                         Getränkesteuer. Die provisorische Regierung hatte durch ein Gesetz vom 31.                         März eine für die gegenwärtige Produktionsweise sehr unglückliche                         Gleichheitssteuer verordnet, z. B. 70 Flaschen feiner Wein, der auf die                         Tafeln der Reichen wandelte, zahlte eben so gut 27 Fr. Accise (Thorsteuer am                         Entrepot) als 70 Flaschen sogenannter Petit-Wein, zu deutsch Rachenputzer                         oder Weinessig, der für das französische Proletariat eines der ersten                         Lebensbedürfnisse ist. Ein gleiches Verhältniß tritt für Aepfel und Birnen,                         Cider und Liqueurs, Eau de vie u. s. w. ein. Eine Menge Petitionen                         protestirten gegen diese Gleichheit. Die Produktion, heißt es in vielen, sei                         ohnedies schon durch die 45 Centimensteuer hart genug geschlagen; dieses                         neue Wein- und Branntweingesetz werde sie vollends ruiniren. Die                         Nationalversammlung wies alle Petitionen an den Finanzausschuß, der durch                         den Mund seines Berichterstatters darauf antrug, das Dekret vom 31. März am                         1. Juli c. abzuschaffen. <hi rendition="#g">Ternaux</hi> legte ein                         Amendement ein, das das Ministerium sowohl als den Schlußentwurf des                         Finanzausschusses angriff. Es entspann sich eine dreistündige, sehr heftige                         Debatte zwischen den verscheidenen, besonders die Weinbauer repräsentirenden                         Deputirten.</p>
          <p><hi rendition="#g">Duclerc,</hi> die Widersprüche der verschiedenen Projekte                         hervorhebend, setzte es durch, die bereits begonnene Abstimmung zu hemmen                         und die Debatte auf morgen zu verschieben.</p>
          <p>Dies geschah. <hi rendition="#g">Lagrange,</hi> der Neugewählte, bestieg dann                         die Tribüne, um die Minister zu fragen, wann sie ihm Rede stehen wollten, um                         über die Mastregeln Auskunft zu geben, welche sie gegen die                         contrerevolutionären Umtriebe ergriffen, die unter dem Namen Louis Napoleon                         in Paris und den Departements eifrig statt finden?</p>
          <p><hi rendition="#g">Duclerc</hi> erklärte, daß das Ministeriäm morgen dafür                         bereit sei.</p>
          <p><hi rendition="#g">Perrée</hi> will bei dieser Gelegenheit ähnliche                         Interpellationen rücksichtlich des Boissyschen Briefs aus Florenz (in den                         Journalen) richten.</p>
          <p>Die Sitzung wurde um 61/4 Uhr aufgehoben.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Spanien.</head>
        <div xml:id="ar024_023" type="jArticle">
          <head>Madrid, 16. Juni.</head>
          <p>Die Entlassung des Finanzministers Beltran de Lis, ist angenommen. Orlando,                         Graf von Romero, tritt an seine Stelle. Es ist nicht wahr, daß Sotomayor                         (Herzog v.) das Portefeuille des Auswärtigen niederzulegen gedenkt.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Großbritannien.</head>
        <div xml:id="ar024_024" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 21. Juni.</head>
          <p>Das Hauptgeschäft des <hi rendition="#g">Unterhauses</hi> in seiner gestrigen                         Sitzung bestand in Empfangnahme von Petitionen zu Gunsten der                         Parlaments-Reform und in der Debatte über die hierauf bezügliche von <hi rendition="#g">Hume</hi> gestellte Motion. Der Letztere schloß seine                         Rede mit dem Antrag: &#x201E;zu erklären, daß dieses Haus in seiner gegenwärtigen                         Zusammensetzung die Bevölkerung, das Eigenthum und die Industrie des Landes                         nicht gehörig vertritt und daß hieraus bei einem großen Theile des Volkes                         bedeutende und wachsende Unzufriedenheit entsprungen; daß es deshalb                         zweckdienlich ist, das Wahlrecht auf Alle auszudehnen, die einen eigenen                         Hausstand besitzen; daß die geheime Abstimmung eingeführt, die Dauer eines                         Parlaments nicht über 3 Jahre ausgedehnt und das Verhältniß der Vertreter zu                         der Bevölkerung gleichmäßiger eingerichtet werde.&#x201C; Als heftiger Gegner trat                         zunächst Hr. <hi rendition="#g">Drummond,</hi> und in gleicher Weise der                         kleine Lord <hi rendition="#g">John Russell</hi> auf, der in der Annahme des                         Humeschen Vorschlages nichts Anderes erblickte, als das Oeffnen aller                         Fluthgatter vor den andringenden Wogen des Chartismus. Für den Antrag sprach                         Herr <hi rendition="#g">W H. Fox,</hi> gegen ihn Hr. <hi rendition="#g">Disraeli.</hi> Die Debatte wurde auf Freitag vertagt. Da dies nun ein                         Regierungstag ist &#x2012; und Mittwoch allein ist kein solcher &#x2012; und es von den                         Ministern abhängt, ob sie die Motion zur weitern Debatte kommen lassen                         wollen: so ist das Schicksal des Hume'schen Antrages schon jetzt so gut als                         besiegelt, d. h. er wird in dieser Session überhaupt nicht mehr                         vorkommen.</p>
          <p>&#x2012; <hi rendition="#g">Unterhaus,</hi> Sitzung vom 21. Juni. Die heutigen                         Debatten begannen wegen Erlassung eines neuen Wahlausschreibens für                         Cheltenham, da die dortige Wahl wegen klar nachgewiesener vielfacher                         Bestechungen für ungültig angesehen werden mußte. Es widersetzten sich viele                         Mitglieder einer neuen Wahl; es entschied sich aber das Haus mit einer                         Majorität von 12 Stimmen dafür.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar024_025" type="jArticle">
          <head><bibl><author>**</author></bibl> Bradford, 19. Juni.</head>
          <p>Eine der größten Fabriken unsrer Stadt, die der Herren Rand &amp; Comp. ist                         gestern ein Opfer der Flammen geworden. Alle Anzeichen sind vorhanden, daß                         das Feuer angelegt war. Herr Rand, der schon zum Kandidaten ins Parlament                         vorgeschlagen war, ist einer der Stimmführer unsrer liberalen und                         freihandelsschwärmenden großen Bourgeois und als solcher bei den Arbeitern                         nicht sehr beliebt.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Amerika.</head>
        <div xml:id="ar024_026" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Liverpool, 21. Juni.</head>
          <p>Die &#x201E;<hi rendition="#g">Hibernia</hi>&#x201C;, von <hi rendition="#g">New-York</hi> am 7. Juni abgefahren, traf heute früh um 11 Uhr hier ein. Die New-Yorker                         Blätter hoffen zwar auf baldige Herstellung des Friedens, fügen aber hinzu,                         daß von einer Ratifizirung des Friedensvertrages mit Mexiko noch immer keine                         offizielle Anzeige vorliegt. Das allgemeine Gerücht geht, daß der Kongreß in                         Queretaro den Vertrag mit bedeutender Majorität angenommen habe.</p>
          <p>&#x2012; Der Wechselkurs auf London 111; Baumwollpreise im Weichen. Der Mehlmarkt                         ruhig, Preise fest. Fracht im Steigen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ost-Indien und China.</head>
        <div xml:id="ar024_027" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Die Times bringt auf außerordentlichem Wege Berichte aus Indien, welche die                         Details über den Mord zweier britischen Offiziere in Moulthan (Lahore)                         enthalten. Gerüchte in Betreff einer Verschwörung unter den Shikstruppen                         hatten sich nicht bestätigt und in allen übrigen Theilen der britischen                         Besitzungen herrschte Ruhe. Die Nachrichten aus Calcutta gehen bis zum 8.                         März. Berichte aus Hong-Kong reichen bis zum 26. April. In Canton war es                         ruhig. Der Handel blieb ohne Leben, es herrschte indeß kein Geldmangel.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Egypten.</head>
        <div xml:id="ar024_028" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Nachrichten aus Alexandrien reichen bis zum 9. Juni.</p>
          <p>Mehemet Ali befand sich fortwährend in einem an Bewußtlosigkeit gränzenden                         Zustand. Ibrahim Pascha war indeß sehr thätig und führte täglich neue                         Maßregeln der Oekonomie in die Verwaltung ein. Im Delta herrschte großes                         Elend, da man alle arbeitsfähigen Personen für die Arbeiten am Nile und für                         die Armee hinweggeführt hatte und nur Alte und Schwache in den Dörfern                         zurückblieben. Der Handel ging schlecht.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Handels-Nachrichten.</head>
        <gap reason="insignificant"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0109/0003] die Hoffnung auf eine befriedigende Vermittlung von Seiten des deutschen Parlaments aufgeben zu müssen glaubte, soll die hiesige Regierung sich an die französische Republik gewendet haben, um deren Einschreiten anzusprechen. In diesem Augenblick (2 Uhr Nachmittags) bedecken sich in allen Kirchsprengeln aufgelegte Adressen mit Unterschriften zum gleichen Zweck. Sie ersehen hieraus daß man die Absicht hat, sich für lange und aufs äußerste zu vertheidigen, wie denn auch ringsum die Forts mit allem versorgt und wohlbewaffnet sind. Jeden Augenblick rücken neue Truppen (wie es scheint von Entschlossenheit beseelt) hier ein. Die Wirkung der Nachrichten von Padua's und Vicenza's Ergebung bringen mit jedem Augenblick steigende Erbitterung hervor und machen die entgegengesetzte Wirkung, als die Oesterreicher erwarten dürften. (A. A. Z.) Rom, 9. Juni. Die Pallade macht anzügliche Bemerkungen darüber daß sich auf der Liste der geistlichen Güter, auf welche die neu aufgenommene Staatsschuld von zwei und einer halben Million hypothecirt ist, auch nicht eines der Grundstücke befindet, welche den Jesuiten gehören. Dabei bleibt das Volksräsonnement natürlich nicht stehen, sondern bewegt sich vorwärts und seitswärts und möchte nicht bloß auf diese schönen Besitzthümer Beschlag legen, sondern auch auf alle diejenigen, welche seit Jahr und Tag von der Gesellschaft Jesu, wie dieses Blatt argwohnt, zum Schein veräußert worden sind. Padua. _ X Vallegio, 12. Juni. _ Französische Republik. 12 Paris, 20. Juni. Man weiß, was man vom Lob oder Tadel, den das Journal des Debats den Akten der republikanischen Regierung spendet, zu halten hat. Man weiß, wer und was im Hintergrunde seiner Kritik lauert. Aber eingestehen muß man immerhin, daß es in seinem Tadel sowohl als in seinem Lobe so geschickt ist den Tendenzbären nicht hervorblicken zu lassen. Als die Steuer der 45 Centimen aufkam, hatte das Journal des Debats seine guten Gründe, diese Maßregel der provisorischen Regel gutzuheißen; Hr. Bertin wurde von ihr nicht getroffen, und wußte recht wohl, daß die kleinen Bauern, die davon getroffen würden, sie eben nicht mit republikanischer Ergebenheit ertragen möchten. Jetzt, wo die stille Hoffnung des Hrn. Bertin sich verwirklicht, vertheidigt der Finanzminister Duclerc die Steuer mit einer beklagenswerthen Ungeschicklichkeit. Der Ankauf der Eisenbahnen durch den Staat findet in Bertin einen heftigen Gegner und in Duclerc einen ohnmächtigen Vertheidiger. Die ganze Zeit über wo Duclerc Minister ist, hat er damit zugebracht, Finanzquellen ausfindig zu machen; um den Ankauf und die nöthigen Arbeiten in's Leben rufen zu können. So ist er dann mit seinem Finanzprojekt hervorgerückt, wodurch er dem Staat 580 Millionen Fr. für zwei Jahre verschaffen will. Das Journal des Debats rechnet ihm, wie ein wahrer Jude, jeden Franken nach, und führt den armen Duclerc jeden Augenblick auf einen Rechnungsfehler. Die ganze Rechnungsoperation ist aber der Maßen interessant, und läßt uns so tiefe Blicke thun in das Eingeweide Frankreichs, daß wir nicht umhin können, sie in ihren Hauptpunkten hervorzuheben. Die Bank soll 150 Millionen vorstrecken, und sie bekömmt als Pfand Renten aus der Tilgungskasse und Staatswälder. Dagegen läßt sich nun allerdings nichts einwenden. Wälder sind ein gutes Unterpfand, und der Bank steht das Recht zu, sie zu ihrer Deckung zu verkaufen. Nun kömmt aber der Punkt, der nicht so leicht zu übersehen ist. Alle Jahre ersparten sich die Leute aus der Provinz blanke Millionen Franken, die sie dann dem General-Steuerempfänger einhändigten, damit er sie in Paris konsolidire, d. h. sie auf der Börse in gute Renten umwandele. Diese Millionen, diese Ersparnisse von ehrsamen Provinzialen sollen künftighin in den Schatz geschossen werden, und der Staat giebt dafür neue Renten aus. Die Ersparnisse dieser Art waren mit jedem Jahre größer; sie gingen in aufsteigender Linie: en proportion croissante; und sie betrugen im Jahre 1847 nicht weniger als 75 Millionen. Auf diese Summe hofft nun Duclerc für das folgende Jahr, um seinen Plan auszuführen. Aber diese Hoffnung macht ihm Hr. Bertin streitig, und zwar, wie er sagt, weil das Land jetzt von seinem Kapitale zehre. Aber dies wahre Wort wagt das Journal nicht auszusprechen. Die Ersparnisse der honetten Bourgeois wachsen nicht mehr in aufsteigender Linie, weil die bekannte prospérité croissante nicht mehr da ist, dieser mit jedem Jahre zunehmenden Wohlstande, womit Louis Philipp seine Rede an die Kammer anfing: dieser zunehmende Wohlstand, der den Stolz des Hrn. Guizot ausmachte, und der ihm Niemand streitig machen konnte. Die 200,000 Wähler, das ganze damalige offizielle Frankreich wurde jedes Jahr reicher, auf Kosten des nicht offiziellen, auf Kosten der armen Bauern und Proletarier; und auf diese größern Ersparnisse, auf diesen zunehmenden Wohlstand zählt nun auch wieder Duclerc, um seine 580 Millionen zusammenzubekommen. Ein anderer Posten besteht aus Nationalwäldern für die Summe von 14 Millionen. Um diese zu Geld zu schlagen, will der Staat einen Tausch mit den Hospitälern eingehn, die Grundeigenthum aller Art und zwar kuranterer Natur als Wälder besitzen, wie Häuser, Land und Wiesen: Nun bringen Wälder nur 21/2 pCt. ein, während die Hospital-Güter 4 bis 5 pCt. abwerfen. Wie soll nun der Tauschhandel vor sich gehn? Kapital gegen Kapital, Wald gegen Haus ‒ da kommen die Hospitäler zu kurz. Prozente gegen Prozente ohne Rücksicht auf Gleichheit der Kapitalien ‒ da kömmt der Staat zu kurz. In beiden Fällen ist ein Hacken, der nicht so leicht zu beseitigen, und die 14 Millionen Wälder sind nicht so lichte als Hr. Duclerc es glaubt, Wir übergehen jetzt allerhand Punkten, die Hr. Duclerc noch zu verkaufen hat und aus denen er 4 Millionen zu ziehen hofft, wie Anschwemmungen, relais de mer u. s. w. ‒ Lauter Dinge, von denen Bertin bedeutende Abzüge macht. Aber der Hauptpunkt, der das Zartgefühl des Hrn. Bertin empört, das sind die 25 Millionen, die Hr. Duclerc entheben will auf die Privat-Domänen des Exkönigs, als Entschädigung für die sogenannten „finstern Schnitte“, die Louis Philipp mit einer Geldgierigkeit ohne Gleichen hat vornehmen lassen in den Wäldern der Civilliste. Dieser Schnitt, meint Hr. Bertin, sei nichts weniger als finster, es ist der „deutsche Schnitt“ und Hr. Bertin vertheidigt ihn mit einer Wärme, daß man vermuthen möchte, er habe an diesem deutschen Schnitt auch seinen Schnitt gemacht. ‒ Die Alpenarmee besteht aus 60 Bataillonen, 50 Schwadronen und einem starken Artilleriepark. Sie zählt im Ganzen 50,000 Mann, kann aber binnen acht Tagen auf's Doppelte steigen. Die Soldaten und Offiziere sind herzhafte Kerls, die meist in den afrikanischen Kriegen ihre Sporen verdienten. ‒ Die Hafenpolizei ist einigen Waffensendungen auf die Spur gekommen, welche England unseren Gegnern in der Vendee zuspedirte. ‒ 200 Fabrikanten des Faubourgs St. Antoine haben ein Memorial an den Staatsbautenminister Trelat gerichtet, woraus wir folgende Stelle übersetzen: „. . . . . Herr Minister etc. etc. Sie haben in der Sitzung der Nationalversammlung erklärt, daß die Privatindustrie bereits zahlreiche Bestellungen erhalten und darum die Arbeiter aus den Nationalwerkstätten zurückziehen werde. Wir gestehen leider zu unserm Schmerze, daß die unterzeichneten Fabrikvorsteher in der gewerbreichsten Gegend von diesen „zahlreichen Bestellungen“ die erste Kenntniß durch Sie erhalten etc. etc.“ ‒ Venedig hat einen Gesandten hierher geschickt, der im Hôtel Baillif wohnt und den Gliedern der Vollziehungsgewalt sowie den Ministern bereits mehrere Besuche abgestattet hat. Derselbe hat den Auftrag, Frankreich zu bewegen, seiner alten Bundesgenossin in Wiederherstellung der republikanischen Staatsform Hülfe zu leisten. Man entsinnt sich, daß die Republik Venedig (freilich eine alte Zopfrepublik) von Napoleon unterdrückt wurde. Nationalversammlung. Sitzung vom 21. Juni. ‒ Portalis eröffnet dieselbe um 11/2 Uhr. Die große Terasse des gegenüberliegenden Tuileriengartens ist mit Volk überfüllt, das sich ganz bequem auf die Stühle niedergelassen hat, wofür alle Welt sonst 2 Sous Sitzgeld bezahlen muß. Ceyras, der auf Anlage von Civil-Invalidenhäusern auf Dörfern angetragen hatte, dringt auf schnelle Berücksichtigung seines Antrags; die Versammlung ließ sich jedoch nicht bewegen. Mehrere Glieder stellten ähnliche Lokalvorlagen, konnten aber ebenfalls nicht durchdingen. Charbonnel, ein Arbeiter-Deputirter aus dem Loirethale, wollte gegen einige Stellen des gestrigen Protokolls rücksichtlich antisozialistischer Redner protestiren. Er konnte sich aber kein Gehör verschaffen. Fluchend stieg er wieder von der Bühne herab. Mauguin trug auf radikale Aufhebung aller Thorsteuern vom 1. Januar 1849 ab an. Pascal (aus Aix) will zu derselben Epoche alle Steuern auf Getränke abgeschafft wissen Duclerc, Finanzminister, hatte nichts gegen die volksfreundliche Natur dieser Anträge einzuwenden, bat aber die Herren, sie möchten ihm doch das Geheimniß vorher mittheilen, wie die Staats- und die Stadtkassen die betreffenden Ausfälle decken könnten? Beide Anträge sollen näher erörtert werden. Leon Faucher zankte sich dann eine Weile mit dem Handelsminister, weil derselbe eigenmächtig die Eingangszölle auf einige ausländische Artikel geändert habe. Eine nicht minder erbauliche Debatte entspann sich zwischen Vignerte, Brunet und einem dritten Gliede über eine Summe von 100,000 Fr., welche die Regierung für die ehemaligen politisch Verurtheilten und die Februarkämpfer verlangte. Nach langem Zaudern wurde sie genehmigt und die Versammlung schritt zur Berathung der gestern abgebrochenen Getränkesteuer (4 Uhr). Sitzung nach 4 Uhr. Alle Steuerberathungen, welche die Nahrungsbedürfnisse des Volkes betreffen, verdienen spezieller Erwähnung. So auch die Getränkesteuer. Die provisorische Regierung hatte durch ein Gesetz vom 31. März eine für die gegenwärtige Produktionsweise sehr unglückliche Gleichheitssteuer verordnet, z. B. 70 Flaschen feiner Wein, der auf die Tafeln der Reichen wandelte, zahlte eben so gut 27 Fr. Accise (Thorsteuer am Entrepot) als 70 Flaschen sogenannter Petit-Wein, zu deutsch Rachenputzer oder Weinessig, der für das französische Proletariat eines der ersten Lebensbedürfnisse ist. Ein gleiches Verhältniß tritt für Aepfel und Birnen, Cider und Liqueurs, Eau de vie u. s. w. ein. Eine Menge Petitionen protestirten gegen diese Gleichheit. Die Produktion, heißt es in vielen, sei ohnedies schon durch die 45 Centimensteuer hart genug geschlagen; dieses neue Wein- und Branntweingesetz werde sie vollends ruiniren. Die Nationalversammlung wies alle Petitionen an den Finanzausschuß, der durch den Mund seines Berichterstatters darauf antrug, das Dekret vom 31. März am 1. Juli c. abzuschaffen. Ternaux legte ein Amendement ein, das das Ministerium sowohl als den Schlußentwurf des Finanzausschusses angriff. Es entspann sich eine dreistündige, sehr heftige Debatte zwischen den verscheidenen, besonders die Weinbauer repräsentirenden Deputirten. Duclerc, die Widersprüche der verschiedenen Projekte hervorhebend, setzte es durch, die bereits begonnene Abstimmung zu hemmen und die Debatte auf morgen zu verschieben. Dies geschah. Lagrange, der Neugewählte, bestieg dann die Tribüne, um die Minister zu fragen, wann sie ihm Rede stehen wollten, um über die Mastregeln Auskunft zu geben, welche sie gegen die contrerevolutionären Umtriebe ergriffen, die unter dem Namen Louis Napoleon in Paris und den Departements eifrig statt finden? Duclerc erklärte, daß das Ministeriäm morgen dafür bereit sei. Perrée will bei dieser Gelegenheit ähnliche Interpellationen rücksichtlich des Boissyschen Briefs aus Florenz (in den Journalen) richten. Die Sitzung wurde um 61/4 Uhr aufgehoben. Spanien. Madrid, 16. Juni. Die Entlassung des Finanzministers Beltran de Lis, ist angenommen. Orlando, Graf von Romero, tritt an seine Stelle. Es ist nicht wahr, daß Sotomayor (Herzog v.) das Portefeuille des Auswärtigen niederzulegen gedenkt. Großbritannien. * London, 21. Juni. Das Hauptgeschäft des Unterhauses in seiner gestrigen Sitzung bestand in Empfangnahme von Petitionen zu Gunsten der Parlaments-Reform und in der Debatte über die hierauf bezügliche von Hume gestellte Motion. Der Letztere schloß seine Rede mit dem Antrag: „zu erklären, daß dieses Haus in seiner gegenwärtigen Zusammensetzung die Bevölkerung, das Eigenthum und die Industrie des Landes nicht gehörig vertritt und daß hieraus bei einem großen Theile des Volkes bedeutende und wachsende Unzufriedenheit entsprungen; daß es deshalb zweckdienlich ist, das Wahlrecht auf Alle auszudehnen, die einen eigenen Hausstand besitzen; daß die geheime Abstimmung eingeführt, die Dauer eines Parlaments nicht über 3 Jahre ausgedehnt und das Verhältniß der Vertreter zu der Bevölkerung gleichmäßiger eingerichtet werde.“ Als heftiger Gegner trat zunächst Hr. Drummond, und in gleicher Weise der kleine Lord John Russell auf, der in der Annahme des Humeschen Vorschlages nichts Anderes erblickte, als das Oeffnen aller Fluthgatter vor den andringenden Wogen des Chartismus. Für den Antrag sprach Herr W H. Fox, gegen ihn Hr. Disraeli. Die Debatte wurde auf Freitag vertagt. Da dies nun ein Regierungstag ist ‒ und Mittwoch allein ist kein solcher ‒ und es von den Ministern abhängt, ob sie die Motion zur weitern Debatte kommen lassen wollen: so ist das Schicksal des Hume'schen Antrages schon jetzt so gut als besiegelt, d. h. er wird in dieser Session überhaupt nicht mehr vorkommen. ‒ Unterhaus, Sitzung vom 21. Juni. Die heutigen Debatten begannen wegen Erlassung eines neuen Wahlausschreibens für Cheltenham, da die dortige Wahl wegen klar nachgewiesener vielfacher Bestechungen für ungültig angesehen werden mußte. Es widersetzten sich viele Mitglieder einer neuen Wahl; es entschied sich aber das Haus mit einer Majorität von 12 Stimmen dafür. ** Bradford, 19. Juni. Eine der größten Fabriken unsrer Stadt, die der Herren Rand & Comp. ist gestern ein Opfer der Flammen geworden. Alle Anzeichen sind vorhanden, daß das Feuer angelegt war. Herr Rand, der schon zum Kandidaten ins Parlament vorgeschlagen war, ist einer der Stimmführer unsrer liberalen und freihandelsschwärmenden großen Bourgeois und als solcher bei den Arbeitern nicht sehr beliebt. Amerika. * Liverpool, 21. Juni. Die „Hibernia“, von New-York am 7. Juni abgefahren, traf heute früh um 11 Uhr hier ein. Die New-Yorker Blätter hoffen zwar auf baldige Herstellung des Friedens, fügen aber hinzu, daß von einer Ratifizirung des Friedensvertrages mit Mexiko noch immer keine offizielle Anzeige vorliegt. Das allgemeine Gerücht geht, daß der Kongreß in Queretaro den Vertrag mit bedeutender Majorität angenommen habe. ‒ Der Wechselkurs auf London 111; Baumwollpreise im Weichen. Der Mehlmarkt ruhig, Preise fest. Fracht im Steigen. Ost-Indien und China. * Die Times bringt auf außerordentlichem Wege Berichte aus Indien, welche die Details über den Mord zweier britischen Offiziere in Moulthan (Lahore) enthalten. Gerüchte in Betreff einer Verschwörung unter den Shikstruppen hatten sich nicht bestätigt und in allen übrigen Theilen der britischen Besitzungen herrschte Ruhe. Die Nachrichten aus Calcutta gehen bis zum 8. März. Berichte aus Hong-Kong reichen bis zum 26. April. In Canton war es ruhig. Der Handel blieb ohne Leben, es herrschte indeß kein Geldmangel. Egypten. * Nachrichten aus Alexandrien reichen bis zum 9. Juni. Mehemet Ali befand sich fortwährend in einem an Bewußtlosigkeit gränzenden Zustand. Ibrahim Pascha war indeß sehr thätig und führte täglich neue Maßregeln der Oekonomie in die Verwaltung ein. Im Delta herrschte großes Elend, da man alle arbeitsfähigen Personen für die Arbeiten am Nile und für die Armee hinweggeführt hatte und nur Alte und Schwache in den Dörfern zurückblieben. Der Handel ging schlecht. Handels-Nachrichten. _

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz024_1848
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz024_1848/3
Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 24. Köln, 24. Juni 1848, S. 0109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz024_1848/3>, abgerufen am 21.11.2024.