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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 12 und 13. Köln, 12. Juni 1848.

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Französische Republik.
*Paris, 10. Juni.

Die Partei des National ist in den Wahlen gänzlich geschlagen und von der konstitutionellen Partei verdrängt worden. Die Partei von Thiers fühlte sich stark genug, um den Kandidaten des National, der sie im Kampf gegen die Socialisten unterstützt, gänzlich bei Seite zu schieben. Die Arbeiterpartei ihrerseits wählte Socialisten. Der Gegensatz der Bourgeoisie und des Proletariats ist auf das schärfste in diesen Wahlen hervorgetreten.

Der National bleibt immer noch eine Macht, indem er fast alle entscheidenden Posten mit Beschlag belegt hat. Wie der Redakteur en chef des National, Marrast, Maire von Paris, ist der Redakteur des National, Clement Thomas, der Lafayette von Paris, General en chef aller Nationalgarden von Paris, vom Banlieu und vom Departement der Seine. Der Finanzminister, Eug. Duclerc, war ebenfalls ehemaliger Redakteur des National und Sekretär von Garniere-Pages. Bastide, Redakteur des National, ist Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Recurt, Hausarzt des National, Minister des Innern, Charras, Redakteur des National, Unterkriegsminister, Trelat, Exredakteur des National, Minister der öffentlichen Arbeiten, Marie, Advokat des National, ist Pentarch. So befinde sich in seinen Händen die exekutive Gewalt, die inneren und die auswärtigen Angelegenheiten, die Finanzen, die öffentlichen Arbeiten, die bewaffnete Gewalt. Man mußte Einheit in die Regierung bringen. Und welche Dynastie außer der des National, wäre zahlreich genug gewesen, um alle Plätze mit Beschlag zu belegen! - Die Royalisten treten seit Thiers Wahltriumph offen mit ihren Plänen hervor. Dupin, Barrot, Dufaure und die andere, mit dem Konstitutionsentwurf beauftragten Kommissäre fragen schon, ob man Proletarier, die weder schreiben noch lesen können, als Wähler zulassen könne. Und dieser Proletarier giebt es 10 Millionen in Frankreich. Welch schöner Einschnitt in das allgemeine Wahlrecht! - Die Seance erklärt, Louis Napoleon sei Schweizer Bürger. Er habe sein französisches Bürgerrecht noch nicht wiedergewonnen, könne daher nicht zum Volksrepräsentanten gewählt werden. Emile Thomas ist nach Paris zurückgekehrt und richtet ein Schreiben vom 8. Juni an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten Trelat, worin er auf gerichtliche öffentliche Untersuchung wegen der perfiden ihm bezüglich des National-Ateliers gemachten Vorwürfe anträgt.

- Die mehrfache Wahl Louis Bonapartes in Paris und den Departementen giebt der ganzen französischen Presse zu mehr oder minder ergötzlichen Reflektionen Anlaß. Thiers erklärt in einem tief salbungsvollen Briefe an den Bischof von Seez, Rousselet, früher habe er an die Monarchie geglaubt; jetzt halte er nichts mehr in der Welt für dauerhaft als die katholischen Institutionen.

Paris. Nationalversammlung vom 8. Juni.

Es werden von vielen Seiten her Anträge gestellt, worunter wir namentlich hervorheben den des Bürgers Gambon, wonach die Deputirten die Limonade, welche sie während der Sitzung trinken, künftig aus ihrer eigenen Tasche zahlen sollen. Abraham Dubois legt einen Dekretentwurf vor, wonach kein Papiergeld mit gesetzlichem Zwangskurs geschaffen und in Circulation geworfen werden solle, mit Ausnahme der Bankbillete. Mounier verliest einen Dekretentwurf, wonach der Art. 178 des code civil abgeändert werden soll, wonach in streitigen Fällen zwischen Arbeitsgeber und Lohnarbeiter dem Arbeitgeber auf sein Wort geglaubt wird. Mounier schlägt vor, den Arbeitern das Recht zu geben, die Eidesleistung von dem Arbeitgeber verlangen zu können. Laurent schlägt einen Dekretentwurf in einem Artikel vor: "Die Repräsentanten des Volks sind unverletzlich". Brunel deponirt einen Bericht über den Vorschlag von Clement Thomas, betreffend die Autorisation der Aemterenrulation für Offiziere der Nationalgarde.

Der Bürger Germoniere verlangt, daß der vom Minister des Innern vorgelegte Dekretentwurf über die Wahl der Municipal-Bezirk- und Departementsräthe einem speziellen Comite zur näheren Prüfung vorgelegt wird. Ternaux verlangt, daß der Vorschlag sofort diskutirt werde, weil Paris ohne Municipalrath sei und Marrast allein in diesem Augenblick Paris dirigire, administrire und maßregle. Die Versammlung beschließt nichts desto weniger den Dekretentwurf an ein Comite zu verweisen. Ebenso weist die Kammer den Dekretentwurf, der dem Minister des Innern 500,000 Fr. für geheime Ausgaben zuerkannt, an eine Kommission zur weitern Begutachtung. An der Tagesordnung ist nun die Diskussion des Gesetzes der Inkompatibilution. Dablaux will alle Beamten aus der Versammlung ausgeschlossen wissen. Der Beamte Brunel erklärt, die Beamtenwahlen seien die durchdachtesten und aufgeklärtesten. Nach Schließung der allgemeinen Diskussion verwirft die Versammlung auf Lherbette's Vorschlag das dem Dekretentwurf vorhergeschickte Präambulum und beginne die Diskussion der einzelnen Artikel.

Paris. Nationalersammlung vom 9. Juni.

- Caussidere's Erscheinen in der Nationalversammlung macht einiges Aufsehen. An der Tagesordnung ist die Fortsetzung der Diskussion über den Dekretentwurf bezüglich der Inkompatibilitäten. Sie wird vertagt, weil der Bürger Coquerel im Namen des Constitutions-Comite verlangt, daß zwei Mitglieder dieses Comites sich vorher mit dem Comite der Inkompatibilitäten verständigen.

Bürger Pean verlangt, daß statt der bisherigen 5 Mitglieder 25 einen Antrag unterstützen müssen, damit die Antragsteller ihn zu entwickeln berechtigt seien. An der Tagesordnung ist sodann eine Diskussion über reglementarische Bestimmungen, die kein weiteres Interesse darbietet. Die Versammlung nimmt ohne Diskussion einen Dekretentwurf über das Pfandhaus an, wonach dem Finanzminister ein außerordentlicher Kredit von 281,362 Fr. zur Rückzahlung an das Pfandhaus für den Werth der Gegenstände gestattet ist, die es gemäß des Dekrets vom 14. Febraur 1848 den Deponenten unentgeldlich wiedererstattet hat.

Der Bürger Didier verlangt die Abschaffung des Artikels 31 der Ordonnanz vom 15. April 1845 der dem General-Gouverneur von Algier das Recht giebt, Bürger, deren Gegenwart ihm gefährlich dünkt, vom algierischen Gebiet zu vertreiben. Dieser Artikel rühre aus den ersten Zeiten der französischen Herrschaft in Algier her. Bugeaud habe nie Gebrauch von diesem Gesetz gemacht, Changarnier dagegen 10 französiische Bürger für 15 Jahre aus dem ruhigsten Bezirke von Algier (Bona) ausgewiesen. Es sei Zeit, Algier die Garantien der individuellen Freiheit zu geben. General Cavaignac vertheidigt Changarnier, giebt aber zu, daß die Ausweisungsbefugniß des Gouverneurs abgeschafft oder modifizirt werden müsse. Uebrigens sei schon viel für Algier geschehen. Die Verwaltung der Justiz sei dem Kriegsminister entzogen und in die Hände des Justizministers gelegt worden. Ebenso habe man die Vrrwaltung des öffentlichen Unterrichts wieder dem Minister des öffentlichen Unterrichts zugewiesen. Der Vorschlag Didiers wird nicht weiter in Betracht gezogen.

Bürger Courreux entwickelt seinen Vorschlag bezüglich der Wiederaufnahme der militärischen Arbeiten auf dem Platze von Langres, um den gänzlich entblösten Arbeitern wieder Beschäftigung zu verschaffen. Wird nicht in Betracht gezogen.

Der Vorschlag des Bürgers Randoing, durch eine Prämie von 5 pCt. die Ausfuhr von Wollenstoffen zu befördern, wird an die 3 Comites der Industrie und des Handels, der Finanzen und der Agrikultur verwiesen.

Lemaire entwickelt seinen Vorschlag, wonach alle Nationalgarden, die die Ausgabe machen können, Uniform tragen müssen. Beaumont bekämpft diesen Vorschlag, der die Arbeiter aus den Reihen der Nationalgarde verweisen würde. Er liebe es mehr, die Blouse, als die Uniform in ihren Reihen zu sehen. Lemaire's Vorschlag wird nicht weiter in Betracht gezogen. Die Diskussion über die Inkompatibilitäten ist auf Montag festgesetzt.

Straßburg, 6. Juni.

Ein Theil der Truppen im Oberelsaß, welcher nach Paris aufbrechen sollte, hat plötzlich Gegenbefehl erhalten. Nach dem Alpenheer sind diese Woche viele Artillerieofficiere, namentlich Pontoniers, abgegangen. Die Remontecommissionen entwickeln große Thätigkeit. Es werden für die Regierung weit günstigere Käufe abgeschlossen als in den Jahren 1840 und 1841. Heute traf ein General aus Paris dahier ein um alle auf diese neuen Ausrüstungen Bezug habenden Geschäfte zu inspiciren. - Heute ward durch große Anschlagzettel das Decret der Regierung veröffentlicht das den Maires in sämmtlichen Gemeinden anbefiehlt Arbeitern keine Pässe mehr nach Paris zu ertheilen, und darauf aufmerksam macht daß jeder welcher sich nicht über seine Subsistenzmittel ausweisen könne an den Barrieren zurückgewiesen werde.

Belgien.
Brüssel, 11. Juni.

Die "Nation" weist in einer ausführlichen Aufstellung nach, daß der Musterstaat Belgien seit 1830 zusammen 71,927,861 Fr. 83 Cts. mehr ausgegeben als eingenommen hat, und daß dies durch Schatzbons repräsentirte Defizit bis Ende dieses Jahresauf 100 Millionen gestiegen sein wird, theils durch Ausfälle in den indirekten Steuern und der Eisenbahn-Einnahme und theils durch Unfähigkeit eines großen Theils des Landes, die Zwangsanleihe zu bezahlen.

Großbritannien.

Unsere gestrige Nachricht, daß in London eine Revolution ausgebrochen sei, hat sich bestätigt.

Manchester, 8. Juni.

Eine große Demonstration wurde hier gestern zur Feier des Jahrestages des Passirens der Zehnstunden - Bill gehalten. Nach diesem Akte durfte, wie bekannt, hinfort in den Baumwollspinnereien Niemand unter dem Alter von 18 Jahren, länger als 10 Stunden arbeiten. Lord Ashlei, Hr. Fielden, Hr. W. B. Feyrand und andere, die sich um die fragliche Bill verdient gemacht haben, waren zugegen. Der Marquis von Blandford schlug vor, daß man allen Zeitungen, welche seiner Zeit die Bill vertheidigten, Dank votire.

London, 9. Juni.

Im Hause der Gemeinen brachte Herr G. Thomson gestern die letzten Chartisten - Emeuten zur Sprache und versicherte, daß die Polizei sich die größesten Extravaganzen gegen die friedlichen Bewohner der Tower - Hamlets habe zu schulden kommen lassen. Sir G. Grey antwortete darauf und nahm die Polizei in Schutz, indem er nachzuweisen suchte, daß das Volk die Polizei zuerst angegriffen habe. Die ajournirte Debatte über die Schifffahrtsgesetze wurde dann wieder aufgenommen und gab Hrn. M. Gregor, Sir J. Walsh, Hrn. Miles, Sir G. Clerk und einigen Andern Gelegenheit, sich sehr äusführlich darüber auszusprechen. In Folge einer Motion des Hrn. Disraeli wurde die Diskusion auf's Neue vertagt, um entweder heute oder am nächsten Montag geschlossen zu werden.

Das Organ der Chartisten, der Northern Star, bringt heute den Aufruf zur Bildung eines Vertheidigungsfonds, aus dem die Kosten des bevorstehenden Chartisten- Prozesses bestritten werden sollen. O'Connor hat bereits Arrangements getroffen, um die von Hrn. Ernest Jones geforderte Bürgschaft von 1000 Pfund Sterling herbeizuschaffen, so daß dieser dann einstweilen wieder in Freiheit gesetzt würde.

15London, 9. Juni.

London ist in größerer Aufregung als zur Zeit des 10. April. Seit Mitschell's Verurtheilung schlug man sich fast täglich mit der Polizei. Am vorigen Sonntag blieben 27, am Montag 46 Mann davon auf dem Platze. Neun dieser Zerschlagenen sollen bereits an ihren Wunden gestorben sein. Ein Drittel der Ostend-Polizei hat ihren Abschied gegeben und die Regierung bemüht sich vergebens, die Ausgetretenen zu ersetzen. Seit Dienstag ist die ganze Polizeimannschaft um London herum in die Stadt berufen; ebenso die Land-Yeomanry. Die Zahl der in London stationirten regulären Truppen ist jetzt 22,000 Mann; am 10. April waren nur 12,000 Mann zugegen. Außer den 8 Chartistenführern welche man nacheinander arretirte, wurden etwa noch 300 Leute, die bei den letzten Versammlungen auf Bischof Bonner's Feld und auf Clerkenwell-Green mehr oder weniger thätig waren, verhaftet und nach Newgate gebracht. Am meisten fürchtet das Gouvernement von dem, was am Pfingstmontage vorfallen kann. Konstabler lassen sich daher wieder zu Tausenden einschwören. Ohne, wie es bisher stets geschah, öffentliche Anzeige davon zu machen, haben nämlich die Chartisten durch ganz England und Schottland Demonstrationen für diesen Tag verabredet. Die Polizei weiß nun nicht im Voraus schon den Platz, wo man sich zu versammeln gedenkt, und das sofortige Einschreiten der Polizei ist daher schwieriger geworden.

Zu alle diesem kommt aber noch das beunruhigende Faktum, daß die Soldaten an manchen Orten mit den Chartisten fraternisiren. In Glasgow wurde z. B. ein großer Theil des 27. Regiments, welches meistens aus Irländern besteht, arretirt, da sich die Soldaten bei den letzten Unruhen weigerten, feindlich gegen das Volk aufzutreten.

Wir müssen nun abwarten, wie sich die Sachen gestalten werden. Die Verhaftung Ernest Jones hat vor allen Dingen dazu beigetragen, die Stimmung des Volkes zu der gefährlichsten zu machen.

- Die englische Bourgeosiepresse scheint sich allmählig zu überzeugen, daß ihre Verschwörung des Schweigens nicht hinreicht, um die Chartistenbewegung zu unterdrücken. Wir haben vor einigen Tagen gesehen, wie es nur der Ueberlegung einer Nacht für die Times bedurfte, um gefahrdrohend zu finden, was sie den Tag zuvor lächerlich gefunden hatte. Die Blätter aus den Fabrikdistrikten haben sich auch die Sache näher bedacht und heute gesteht die Manchester Times, der Northern Star und die Times seien die zwei großen Zeitungsdespoten des Tags, und beide Blätter, klagt sie, verunglimpfen gleich herzlos unseren großen Cobden, den Baumwollheiland, der sogar Parlamentsreform verheißt, wenn ein Fallen der Arbeitslöhne in ihrem Gefolge ist.

London, 10. Juni.

Heute Morgen um 1/4 vor 3 Uhr ha die Riesendebatte über die Schifffahrtsgesetze ihr Ende erreicht. In einer neunstündigen Diskussion suchten sich die größten Redner des Unterhauses den Ruhm des Abends streitig zu machen. Lord G. Bentinck, Admiral Bowles und Hr. Disraeli sprachen für das Ammendement des Hrn. Herries, welches die Grundprinzipien der Navigations-Akte bestehen zu lassen beabsichtigt. Hr. Hume, Hr. Cobden, Sir Robert Peel und Lord John Russell vertheidigten die ministerielle Proposition, über die Schifffahrtsgesetze in Comite zu gehen, und siegten mit 294 Stimmen gegen 117, worauf das Haus pro forma als Comite saß, um die Debatte am nächsten Freitag wieder aufzunehmen.

Das Schicksal der Schifffahrtsgesetze kann indeß nun als entschieden angesehen werden, und der Standard tröstet sich nur noch mit dem Widerstande, den später die Lords im Oberhause leisten können.

- Die Londoner Künstler beklagen sich in einer Adresse an das Unterhaus über die vielen ausländischen, namentlich französischen Kollegen, welche seit einiger Zeit nach England kommen, und alle Theater zu überschwemmen drohen. Sie bitten um Schutz gegen diese ausländische Konkurrenz. Die Times meint aber, daß die Freihandelsideen schon zu sehr in England Wurzel geschlagen hätten, und daß solche Forderungen unberücksichtigt bleibeu würden.

- Gegen alles Verbot haben die Chartisten doch eben noch ein Meeting für Montag Mittag um 2 Uhr auf Bischof Bonners Feld öffentlich angezeigt.

- Konsols 841/4.

- Aus Dublin reichen die Nachrichten bis zum 9. Das Comite der irischen Konföderation hat sich mit der Proposition von Conciliation-hall einverstanden erklärt, so daß die Alt- und Jung-Irländer nun wieder Hand in Hand gehen. Der Tag für die Zusammenberufung dieser irischen League ist noch nicht bestimmt. Man fährt fort sich zu bewaffnen. Außer einem großen Vorrath von Piken, traf eine Sendung Gewehre für das Arsenal der Konföderation ein. Der Preiß einer Muskete ist auf 11 Schilling festgesetzt.

In der Nähe von Dublin kam es zwischen Volk und Soldaten zum Handgemenge. Die Truppen flohen mit 3 Todten und 10 bis 12 schwer Verwundeten.

Am Samstag den 24. wird die erste Nammer des von dem verurtheilten Mitchell früher herausgegebenen "United Irishman" unter dem Titel: "The Frish Jelon" erscheinen.

Asien.

Der Morning Herald hat eine Privatkorrespondenz von Marseille, 16. Juni, wonach der Kapitän des "Cairo," welcher Alexandria am 24. Mai verließ, folgende wichtige Nachricht mitbrachte: "Ein außerordentlicher Expresse erreichte Alexandrien von Suez am Abende des 28. Mai, zu spät, um noch Depeschen mit der Post befördern zu können.

Die Sikhs hatten eine Revolte in Lahore gemacht; zwei englische Kommissäre und alle britische Truppen wurden massakrirt."

Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material]
Börsenkurse der Staatspapiere und Aktien. [irrelevantes Material]
Ueber Herabsetzung des Militärbüdgets und Abschaffung von Sinekuren und Mißbräuchen im preußischen Heer.

Dieses so furchtbare Thema ist kürzlich auf Einem zu Koblenz bei Hergt erschienen Druckbogen von Hrn. v. Firks, Major a. D. eben so kurz als gründlich behandelt worden. Hr. v. F. weißt nach, daß in 33 Friedensjahren 200 Millionen Thlr. an den Militäretat zu ersparen gewesen wären und bricht in die Worte aus: "Wäre nur 1/10 oder 1/15 dieser unnütz vergeudeten 200 Millionen auf Kriegsschiffe verwandt, was für Donnerworte würden wir jetzt mit den Dänen vor Kopenhagen sprechen." Dem könnte man noch hinzusetzen, daß wir nicht nur eine Flotte erworben sondern noch daneben mit den 200 Millionen sämmtliche verzinsliche Staatsschulden bezahlt haben würden. Die Ersparnisse die, ohne die Wehrhaftigkeit des Landes zu mindern, gemacht werden können schlägt Hr. v. F. auf 13-15 Millionen jährlichs an, eine Menge derselben können seiner Meinung nach selbst im Kriege, also sogleich eintreten.

Die Einrichtung des Militärwesens hängt wesentlich mit der im Lande eingeführten Staatsverfassung zusammen, beide spiegeln sich in einander ab: die Rechte und Pflichten des Militärs, sein Verhältniß zum Bürger etc. werden in einer Despotin ganz anders, als in einer Demokratie geregelt sein. Die Lehrer der Politik stellen über diese Wechselwirkung der Einrichtung des Militärwesens und der Staatsform vollständige Systeme auf, und wenn wir diese durchgehen, so läßt sich keinen Augenblick verkennen, daß das preußische Militärwesen bisher in hohem Grade der Staatsform der Despotin entsprach. Die zukünftige preußische Militärverfassung wird folgenrecht auch der zukünftigen freien Staatsverfassung entsprechen müssen. Unter den von H. v. F. zum Zwecke von Ersparnissen vorgeschlagenen Veränderungen befinden sich eine große Zahl, die auch im Interesse der neuen Freiheit, und um das Militärwesen mit dieser in Einklang zu setzen gemacht werden müssen, die also von politischer Bedeutung sind. Nur diese wollen wir hier näher herausheben.

Der Staat verwendet jährlich 56,674 Thlr. auf Pflege und für Schulgelder der Militärkinder, außer 80,050 Thlr. für das Militärwaisenhaus. Hr. v. T. will die erstere Summe auf das Büdget des Unterrichtsministeriums gesetzt und bedeutend reduzirt wissen, da der Staat nur für die Kinder der im Dienst gestorbenen Soldaten zu sorgen habe. Der letztern mag es nun wenig geben nach 33jährigem Frieden und so könnte wohl die ganze

Französische Republik.
*Paris, 10. Juni.

Die Partei des National ist in den Wahlen gänzlich geschlagen und von der konstitutionellen Partei verdrängt worden. Die Partei von Thiers fühlte sich stark genug, um den Kandidaten des National, der sie im Kampf gegen die Socialisten unterstützt, gänzlich bei Seite zu schieben. Die Arbeiterpartei ihrerseits wählte Socialisten. Der Gegensatz der Bourgeoisie und des Proletariats ist auf das schärfste in diesen Wahlen hervorgetreten.

Der National bleibt immer noch eine Macht, indem er fast alle entscheidenden Posten mit Beschlag belegt hat. Wie der Redakteur en chef des National, Marrast, Maire von Paris, ist der Redakteur des National, Clement Thomas, der Lafayette von Paris, General en chef aller Nationalgarden von Paris, vom Banlieu und vom Departement der Seine. Der Finanzminister, Eug. Duclerc, war ebenfalls ehemaliger Redakteur des National und Sekretär von Garniere-Pagès. Bastide, Redakteur des National, ist Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Rècurt, Hausarzt des National, Minister des Innern, Charras, Redakteur des National, Unterkriegsminister, Trelat, Exredakteur des National, Minister der öffentlichen Arbeiten, Marie, Advokat des National, ist Pentarch. So befinde sich in seinen Händen die exekutive Gewalt, die inneren und die auswärtigen Angelegenheiten, die Finanzen, die öffentlichen Arbeiten, die bewaffnete Gewalt. Man mußte Einheit in die Regierung bringen. Und welche Dynastie außer der des National, wäre zahlreich genug gewesen, um alle Plätze mit Beschlag zu belegen! ‒ Die Royalisten treten seit Thiers Wahltriumph offen mit ihren Plänen hervor. Dupin, Barrot, Dufaure und die andere, mit dem Konstitutionsentwurf beauftragten Kommissäre fragen schon, ob man Proletarier, die weder schreiben noch lesen können, als Wähler zulassen könne. Und dieser Proletarier giebt es 10 Millionen in Frankreich. Welch schöner Einschnitt in das allgemeine Wahlrecht! ‒ Die Sèance erklärt, Louis Napoleon sei Schweizer Bürger. Er habe sein französisches Bürgerrecht noch nicht wiedergewonnen, könne daher nicht zum Volksrepräsentanten gewählt werden. Emile Thomas ist nach Paris zurückgekehrt und richtet ein Schreiben vom 8. Juni an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten Trèlat, worin er auf gerichtliche öffentliche Untersuchung wegen der perfiden ihm bezüglich des National-Ateliers gemachten Vorwürfe anträgt.

‒ Die mehrfache Wahl Louis Bonapartes in Paris und den Departementen giebt der ganzen französischen Presse zu mehr oder minder ergötzlichen Reflektionen Anlaß. Thiers erklärt in einem tief salbungsvollen Briefe an den Bischof von Seez, Rousselet, früher habe er an die Monarchie geglaubt; jetzt halte er nichts mehr in der Welt für dauerhaft als die katholischen Institutionen.

Paris. Nationalversammlung vom 8. Juni.

Es werden von vielen Seiten her Anträge gestellt, worunter wir namentlich hervorheben den des Bürgers Gambon, wonach die Deputirten die Limonade, welche sie während der Sitzung trinken, künftig aus ihrer eigenen Tasche zahlen sollen. Abraham Dubois legt einen Dekretentwurf vor, wonach kein Papiergeld mit gesetzlichem Zwangskurs geschaffen und in Circulation geworfen werden solle, mit Ausnahme der Bankbillete. Mounier verliest einen Dekretentwurf, wonach der Art. 178 des code civil abgeändert werden soll, wonach in streitigen Fällen zwischen Arbeitsgeber und Lohnarbeiter dem Arbeitgeber auf sein Wort geglaubt wird. Mounier schlägt vor, den Arbeitern das Recht zu geben, die Eidesleistung von dem Arbeitgeber verlangen zu können. Laurent schlägt einen Dekretentwurf in einem Artikel vor: „Die Repräsentanten des Volks sind unverletzlich“. Brunel deponirt einen Bericht über den Vorschlag von Clément Thomas, betreffend die Autorisation der Aemterenrulation für Offiziere der Nationalgarde.

Der Bürger Germonière verlangt, daß der vom Minister des Innern vorgelegte Dekretentwurf über die Wahl der Municipal-Bezirk- und Departementsräthe einem speziellen Comité zur näheren Prüfung vorgelegt wird. Ternaux verlangt, daß der Vorschlag sofort diskutirt werde, weil Paris ohne Municipalrath sei und Marrast allein in diesem Augenblick Paris dirigire, administrire und maßregle. Die Versammlung beschließt nichts desto weniger den Dekretentwurf an ein Comité zu verweisen. Ebenso weist die Kammer den Dekretentwurf, der dem Minister des Innern 500,000 Fr. für geheime Ausgaben zuerkannt, an eine Kommission zur weitern Begutachtung. An der Tagesordnung ist nun die Diskussion des Gesetzes der Inkompatibilution. Dablaux will alle Beamten aus der Versammlung ausgeschlossen wissen. Der Beamte Brunel erklärt, die Beamtenwahlen seien die durchdachtesten und aufgeklärtesten. Nach Schließung der allgemeinen Diskussion verwirft die Versammlung auf Lherbette's Vorschlag das dem Dekretentwurf vorhergeschickte Präambulum und beginne die Diskussion der einzelnen Artikel.

Paris. Nationalersammlung vom 9. Juni.

‒ Caussidère's Erscheinen in der Nationalversammlung macht einiges Aufsehen. An der Tagesordnung ist die Fortsetzung der Diskussion über den Dekretentwurf bezüglich der Inkompatibilitäten. Sie wird vertagt, weil der Bürger Coquerel im Namen des Constitutions-Comité verlangt, daß zwei Mitglieder dieses Comités sich vorher mit dem Comité der Inkompatibilitäten verständigen.

Bürger Péan verlangt, daß statt der bisherigen 5 Mitglieder 25 einen Antrag unterstützen müssen, damit die Antragsteller ihn zu entwickeln berechtigt seien. An der Tagesordnung ist sodann eine Diskussion über reglementarische Bestimmungen, die kein weiteres Interesse darbietet. Die Versammlung nimmt ohne Diskussion einen Dekretentwurf über das Pfandhaus an, wonach dem Finanzminister ein außerordentlicher Kredit von 281,362 Fr. zur Rückzahlung an das Pfandhaus für den Werth der Gegenstände gestattet ist, die es gemäß des Dekrets vom 14. Febraur 1848 den Deponenten unentgeldlich wiedererstattet hat.

Der Bürger Didier verlangt die Abschaffung des Artikels 31 der Ordonnanz vom 15. April 1845 der dem General-Gouverneur von Algier das Recht giebt, Bürger, deren Gegenwart ihm gefährlich dünkt, vom algierischen Gebiet zu vertreiben. Dieser Artikel rühre aus den ersten Zeiten der französischen Herrschaft in Algier her. Bugeaud habe nie Gebrauch von diesem Gesetz gemacht, Changarnier dagegen 10 französiische Bürger für 15 Jahre aus dem ruhigsten Bezirke von Algier (Bona) ausgewiesen. Es sei Zeit, Algier die Garantien der individuellen Freiheit zu geben. General Cavaignac vertheidigt Changarnier, giebt aber zu, daß die Ausweisungsbefugniß des Gouverneurs abgeschafft oder modifizirt werden müsse. Uebrigens sei schon viel für Algier geschehen. Die Verwaltung der Justiz sei dem Kriegsminister entzogen und in die Hände des Justizministers gelegt worden. Ebenso habe man die Vrrwaltung des öffentlichen Unterrichts wieder dem Minister des öffentlichen Unterrichts zugewiesen. Der Vorschlag Didiers wird nicht weiter in Betracht gezogen.

Bürger Courreux entwickelt seinen Vorschlag bezüglich der Wiederaufnahme der militärischen Arbeiten auf dem Platze von Langres, um den gänzlich entblösten Arbeitern wieder Beschäftigung zu verschaffen. Wird nicht in Betracht gezogen.

Der Vorschlag des Bürgers Randoing, durch eine Prämie von 5 pCt. die Ausfuhr von Wollenstoffen zu befördern, wird an die 3 Comités der Industrie und des Handels, der Finanzen und der Agrikultur verwiesen.

Lemaire entwickelt seinen Vorschlag, wonach alle Nationalgarden, die die Ausgabe machen können, Uniform tragen müssen. Beaumont bekämpft diesen Vorschlag, der die Arbeiter aus den Reihen der Nationalgarde verweisen würde. Er liebe es mehr, die Blouse, als die Uniform in ihren Reihen zu sehen. Lemaire's Vorschlag wird nicht weiter in Betracht gezogen. Die Diskussion über die Inkompatibilitäten ist auf Montag festgesetzt.

Straßburg, 6. Juni.

Ein Theil der Truppen im Oberelsaß, welcher nach Paris aufbrechen sollte, hat plötzlich Gegenbefehl erhalten. Nach dem Alpenheer sind diese Woche viele Artillerieofficiere, namentlich Pontoniers, abgegangen. Die Remontecommissionen entwickeln große Thätigkeit. Es werden für die Regierung weit günstigere Käufe abgeschlossen als in den Jahren 1840 und 1841. Heute traf ein General aus Paris dahier ein um alle auf diese neuen Ausrüstungen Bezug habenden Geschäfte zu inspiciren. ‒ Heute ward durch große Anschlagzettel das Decret der Regierung veröffentlicht das den Maires in sämmtlichen Gemeinden anbefiehlt Arbeitern keine Pässe mehr nach Paris zu ertheilen, und darauf aufmerksam macht daß jeder welcher sich nicht über seine Subsistenzmittel ausweisen könne an den Barrieren zurückgewiesen werde.

Belgien.
Brüssel, 11. Juni.

Die „Nation“ weist in einer ausführlichen Aufstellung nach, daß der Musterstaat Belgien seit 1830 zusammen 71,927,861 Fr. 83 Cts. mehr ausgegeben als eingenommen hat, und daß dies durch Schatzbons repräsentirte Defizit bis Ende dieses Jahresauf 100 Millionen gestiegen sein wird, theils durch Ausfälle in den indirekten Steuern und der Eisenbahn-Einnahme und theils durch Unfähigkeit eines großen Theils des Landes, die Zwangsanleihe zu bezahlen.

Großbritannien.

Unsere gestrige Nachricht, daß in London eine Revolution ausgebrochen sei, hat sich bestätigt.

Manchester, 8. Juni.

Eine große Demonstration wurde hier gestern zur Feier des Jahrestages des Passirens der Zehnstunden - Bill gehalten. Nach diesem Akte durfte, wie bekannt, hinfort in den Baumwollspinnereien Niemand unter dem Alter von 18 Jahren, länger als 10 Stunden arbeiten. Lord Ashlei, Hr. Fielden, Hr. W. B. Feyrand und andere, die sich um die fragliche Bill verdient gemacht haben, waren zugegen. Der Marquis von Blandford schlug vor, daß man allen Zeitungen, welche seiner Zeit die Bill vertheidigten, Dank votire.

London, 9. Juni.

Im Hause der Gemeinen brachte Herr G. Thomson gestern die letzten Chartisten - Emeuten zur Sprache und versicherte, daß die Polizei sich die größesten Extravaganzen gegen die friedlichen Bewohner der Tower - Hamlets habe zu schulden kommen lassen. Sir G. Grey antwortete darauf und nahm die Polizei in Schutz, indem er nachzuweisen suchte, daß das Volk die Polizei zuerst angegriffen habe. Die ajournirte Debatte über die Schifffahrtsgesetze wurde dann wieder aufgenommen und gab Hrn. M. Gregor, Sir J. Walsh, Hrn. Miles, Sir G. Clerk und einigen Andern Gelegenheit, sich sehr äusführlich darüber auszusprechen. In Folge einer Motion des Hrn. Disraeli wurde die Diskusion auf's Neue vertagt, um entweder heute oder am nächsten Montag geschlossen zu werden.

Das Organ der Chartisten, der Northern Star, bringt heute den Aufruf zur Bildung eines Vertheidigungsfonds, aus dem die Kosten des bevorstehenden Chartisten- Prozesses bestritten werden sollen. O'Connor hat bereits Arrangements getroffen, um die von Hrn. Ernest Jones geforderte Bürgschaft von 1000 Pfund Sterling herbeizuschaffen, so daß dieser dann einstweilen wieder in Freiheit gesetzt würde.

15London, 9. Juni.

London ist in größerer Aufregung als zur Zeit des 10. April. Seit Mitschell's Verurtheilung schlug man sich fast täglich mit der Polizei. Am vorigen Sonntag blieben 27, am Montag 46 Mann davon auf dem Platze. Neun dieser Zerschlagenen sollen bereits an ihren Wunden gestorben sein. Ein Drittel der Ostend-Polizei hat ihren Abschied gegeben und die Regierung bemüht sich vergebens, die Ausgetretenen zu ersetzen. Seit Dienstag ist die ganze Polizeimannschaft um London herum in die Stadt berufen; ebenso die Land-Yeomanry. Die Zahl der in London stationirten regulären Truppen ist jetzt 22,000 Mann; am 10. April waren nur 12,000 Mann zugegen. Außer den 8 Chartistenführern welche man nacheinander arretirte, wurden etwa noch 300 Leute, die bei den letzten Versammlungen auf Bischof Bonner's Feld und auf Clerkenwell-Green mehr oder weniger thätig waren, verhaftet und nach Newgate gebracht. Am meisten fürchtet das Gouvernement von dem, was am Pfingstmontage vorfallen kann. Konstabler lassen sich daher wieder zu Tausenden einschwören. Ohne, wie es bisher stets geschah, öffentliche Anzeige davon zu machen, haben nämlich die Chartisten durch ganz England und Schottland Demonstrationen für diesen Tag verabredet. Die Polizei weiß nun nicht im Voraus schon den Platz, wo man sich zu versammeln gedenkt, und das sofortige Einschreiten der Polizei ist daher schwieriger geworden.

Zu alle diesem kommt aber noch das beunruhigende Faktum, daß die Soldaten an manchen Orten mit den Chartisten fraternisiren. In Glasgow wurde z. B. ein großer Theil des 27. Regiments, welches meistens aus Irländern besteht, arretirt, da sich die Soldaten bei den letzten Unruhen weigerten, feindlich gegen das Volk aufzutreten.

Wir müssen nun abwarten, wie sich die Sachen gestalten werden. Die Verhaftung Ernest Jones hat vor allen Dingen dazu beigetragen, die Stimmung des Volkes zu der gefährlichsten zu machen.

‒ Die englische Bourgeosiepresse scheint sich allmählig zu überzeugen, daß ihre Verschwörung des Schweigens nicht hinreicht, um die Chartistenbewegung zu unterdrücken. Wir haben vor einigen Tagen gesehen, wie es nur der Ueberlegung einer Nacht für die Times bedurfte, um gefahrdrohend zu finden, was sie den Tag zuvor lächerlich gefunden hatte. Die Blätter aus den Fabrikdistrikten haben sich auch die Sache näher bedacht und heute gesteht die Manchester Times, der Northern Star und die Times seien die zwei großen Zeitungsdespoten des Tags, und beide Blätter, klagt sie, verunglimpfen gleich herzlos unseren großen Cobden, den Baumwollheiland, der sogar Parlamentsreform verheißt, wenn ein Fallen der Arbeitslöhne in ihrem Gefolge ist.

London, 10. Juni.

Heute Morgen um 1/4 vor 3 Uhr ha die Riesendebatte über die Schifffahrtsgesetze ihr Ende erreicht. In einer neunstündigen Diskussion suchten sich die größten Redner des Unterhauses den Ruhm des Abends streitig zu machen. Lord G. Bentinck, Admiral Bowles und Hr. Disraeli sprachen für das Ammendement des Hrn. Herries, welches die Grundprinzipien der Navigations-Akte bestehen zu lassen beabsichtigt. Hr. Hume, Hr. Cobden, Sir Robert Peel und Lord John Russell vertheidigten die ministerielle Proposition, über die Schifffahrtsgesetze in Comité zu gehen, und siegten mit 294 Stimmen gegen 117, worauf das Haus pro forma als Comité saß, um die Debatte am nächsten Freitag wieder aufzunehmen.

Das Schicksal der Schifffahrtsgesetze kann indeß nun als entschieden angesehen werden, und der Standard tröstet sich nur noch mit dem Widerstande, den später die Lords im Oberhause leisten können.

‒ Die Londoner Künstler beklagen sich in einer Adresse an das Unterhaus über die vielen ausländischen, namentlich französischen Kollegen, welche seit einiger Zeit nach England kommen, und alle Theater zu überschwemmen drohen. Sie bitten um Schutz gegen diese ausländische Konkurrenz. Die Times meint aber, daß die Freihandelsideen schon zu sehr in England Wurzel geschlagen hätten, und daß solche Forderungen unberücksichtigt bleibeu würden.

‒ Gegen alles Verbot haben die Chartisten doch eben noch ein Meeting für Montag Mittag um 2 Uhr auf Bischof Bonners Feld öffentlich angezeigt.

‒ Konsols 841/4.

‒ Aus Dublin reichen die Nachrichten bis zum 9. Das Comité der irischen Konföderation hat sich mit der Proposition von Conciliation-hall einverstanden erklärt, so daß die Alt- und Jung-Irländer nun wieder Hand in Hand gehen. Der Tag für die Zusammenberufung dieser irischen League ist noch nicht bestimmt. Man fährt fort sich zu bewaffnen. Außer einem großen Vorrath von Piken, traf eine Sendung Gewehre für das Arsenal der Konföderation ein. Der Preiß einer Muskete ist auf 11 Schilling festgesetzt.

In der Nähe von Dublin kam es zwischen Volk und Soldaten zum Handgemenge. Die Truppen flohen mit 3 Todten und 10 bis 12 schwer Verwundeten.

Am Samstag den 24. wird die erste Nammer des von dem verurtheilten Mitchell früher herausgegebenen „United Irishman“ unter dem Titel: „The Frish Jelon“ erscheinen.

Asien.

Der Morning Herald hat eine Privatkorrespondenz von Marseille, 16. Juni, wonach der Kapitän des „Cairo,“ welcher Alexandria am 24. Mai verließ, folgende wichtige Nachricht mitbrachte: „Ein außerordentlicher Expresse erreichte Alexandrien von Suez am Abende des 28. Mai, zu spät, um noch Depeschen mit der Post befördern zu können.

Die Sikhs hatten eine Revolte in Lahore gemacht; zwei englische Kommissäre und alle britische Truppen wurden massakrirt.“

Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material]
Börsenkurse der Staatspapiere und Aktien. [irrelevantes Material]
Ueber Herabsetzung des Militärbüdgets und Abschaffung von Sinekuren und Mißbräuchen im preußischen Heer.

Dieses so furchtbare Thema ist kürzlich auf Einem zu Koblenz bei Hergt erschienen Druckbogen von Hrn. v. Firks, Major a. D. eben so kurz als gründlich behandelt worden. Hr. v. F. weißt nach, daß in 33 Friedensjahren 200 Millionen Thlr. an den Militäretat zu ersparen gewesen wären und bricht in die Worte aus: „Wäre nur 1/10 oder 1/15 dieser unnütz vergeudeten 200 Millionen auf Kriegsschiffe verwandt, was für Donnerworte würden wir jetzt mit den Dänen vor Kopenhagen sprechen.“ Dem könnte man noch hinzusetzen, daß wir nicht nur eine Flotte erworben sondern noch daneben mit den 200 Millionen sämmtliche verzinsliche Staatsschulden bezahlt haben würden. Die Ersparnisse die, ohne die Wehrhaftigkeit des Landes zu mindern, gemacht werden können schlägt Hr. v. F. auf 13-15 Millionen jährlichs an, eine Menge derselben können seiner Meinung nach selbst im Kriege, also sogleich eintreten.

Die Einrichtung des Militärwesens hängt wesentlich mit der im Lande eingeführten Staatsverfassung zusammen, beide spiegeln sich in einander ab: die Rechte und Pflichten des Militärs, sein Verhältniß zum Bürger etc. werden in einer Despotin ganz anders, als in einer Demokratie geregelt sein. Die Lehrer der Politik stellen über diese Wechselwirkung der Einrichtung des Militärwesens und der Staatsform vollständige Systeme auf, und wenn wir diese durchgehen, so läßt sich keinen Augenblick verkennen, daß das preußische Militärwesen bisher in hohem Grade der Staatsform der Despotin entsprach. Die zukünftige preußische Militärverfassung wird folgenrecht auch der zukünftigen freien Staatsverfassung entsprechen müssen. Unter den von H. v. F. zum Zwecke von Ersparnissen vorgeschlagenen Veränderungen befinden sich eine große Zahl, die auch im Interesse der neuen Freiheit, und um das Militärwesen mit dieser in Einklang zu setzen gemacht werden müssen, die also von politischer Bedeutung sind. Nur diese wollen wir hier näher herausheben.

Der Staat verwendet jährlich 56,674 Thlr. auf Pflege und für Schulgelder der Militärkinder, außer 80,050 Thlr. für das Militärwaisenhaus. Hr. v. T. will die erstere Summe auf das Büdget des Unterrichtsministeriums gesetzt und bedeutend reduzirt wissen, da der Staat nur für die Kinder der im Dienst gestorbenen Soldaten zu sorgen habe. Der letztern mag es nun wenig geben nach 33jährigem Frieden und so könnte wohl die ganze

<TEI>
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        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar012-013_021" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl><hi rendition="#g">Paris,</hi> 10.                         Juni.</head>
          <p>Die Partei des National ist in den Wahlen gänzlich geschlagen und von der                         konstitutionellen Partei verdrängt worden. Die Partei von Thiers fühlte sich                         stark genug, um den Kandidaten des National, der sie im Kampf gegen die                         Socialisten unterstützt, gänzlich bei Seite zu schieben. Die Arbeiterpartei                         ihrerseits wählte Socialisten. Der Gegensatz der Bourgeoisie und des                         Proletariats ist auf das schärfste in diesen Wahlen hervorgetreten.</p>
          <p>Der National bleibt immer noch eine Macht, indem er fast alle entscheidenden                         Posten mit Beschlag belegt hat. Wie der Redakteur en chef des National,                         Marrast, Maire von Paris, ist der Redakteur des National, Clement Thomas,                         der Lafayette von Paris, General en chef aller Nationalgarden von Paris, vom                         Banlieu und vom Departement der Seine. Der Finanzminister, Eug. Duclerc, war                         ebenfalls ehemaliger Redakteur des National und Sekretär von Garniere-Pagès.                         Bastide, Redakteur des National, ist Minister der auswärtigen                         Angelegenheiten. Rècurt, Hausarzt des National, Minister des Innern,                         Charras, Redakteur des National, Unterkriegsminister, Trelat, Exredakteur                         des National, Minister der öffentlichen Arbeiten, Marie, Advokat des                         National, ist Pentarch. So befinde sich in seinen Händen die exekutive                         Gewalt, die inneren und die auswärtigen Angelegenheiten, die Finanzen, die                         öffentlichen Arbeiten, die bewaffnete Gewalt. Man mußte Einheit in die                         Regierung bringen. Und welche Dynastie außer der des National, wäre                         zahlreich genug gewesen, um alle Plätze mit Beschlag zu belegen! &#x2012; Die                         Royalisten treten seit Thiers Wahltriumph offen mit ihren Plänen hervor.                         Dupin, Barrot, Dufaure und die andere, mit dem Konstitutionsentwurf                         beauftragten Kommissäre fragen schon, ob man Proletarier, die weder                         schreiben noch lesen können, als Wähler zulassen könne. Und dieser                         Proletarier giebt es 10 Millionen in Frankreich. Welch schöner Einschnitt in                         das allgemeine Wahlrecht! &#x2012; Die <hi rendition="#g">Sèance</hi> erklärt,                         Louis Napoleon sei Schweizer Bürger. Er habe sein französisches Bürgerrecht                         noch nicht wiedergewonnen, könne daher nicht zum Volksrepräsentanten gewählt                         werden. <hi rendition="#g">Emile Thomas</hi> ist nach Paris zurückgekehrt                         und richtet ein Schreiben vom 8. Juni an den Minister der auswärtigen                         Angelegenheiten <hi rendition="#g">Trèlat,</hi> worin er auf <hi rendition="#g">gerichtliche öffentliche Untersuchung</hi> wegen der                         perfiden ihm bezüglich des National-Ateliers gemachten Vorwürfe anträgt.</p>
          <p>&#x2012; Die mehrfache Wahl Louis Bonapartes in Paris und den Departementen giebt                         der ganzen französischen Presse zu mehr oder minder ergötzlichen                         Reflektionen Anlaß. <hi rendition="#g">Thiers</hi> erklärt in einem tief                         salbungsvollen Briefe an den Bischof von Seez, Rousselet, <hi rendition="#g">früher</hi> habe er an die Monarchie geglaubt; jetzt halte er nichts                         mehr in der Welt für dauerhaft als die <hi rendition="#g">katholischen                             Institutionen.</hi></p>
        </div>
        <div xml:id="ar012-013_022" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">Paris.</hi> Nationalversammlung vom 8.                         Juni.</head>
          <p>Es werden von vielen Seiten her Anträge gestellt, worunter wir namentlich                         hervorheben den des Bürgers Gambon, wonach die Deputirten die Limonade,                         welche sie während der Sitzung trinken, künftig aus ihrer eigenen Tasche                         zahlen sollen. <hi rendition="#g">Abraham Dubois</hi> legt einen                         Dekretentwurf vor, wonach <hi rendition="#g">kein Papiergeld mit                             gesetzlichem Zwangskurs</hi> geschaffen und in Circulation geworfen                         werden solle, mit Ausnahme der Bankbillete. <hi rendition="#g">Mounier</hi> verliest einen Dekretentwurf, wonach der Art. 178 des code civil abgeändert                         werden soll, wonach in streitigen Fällen zwischen Arbeitsgeber und                         Lohnarbeiter dem Arbeitgeber auf sein Wort geglaubt wird. <hi rendition="#g">Mounier</hi> schlägt vor, den Arbeitern das Recht zu geben, die                         Eidesleistung von dem Arbeitgeber verlangen zu können. <hi rendition="#g">Laurent</hi> schlägt einen Dekretentwurf in einem Artikel vor: &#x201E;Die                         Repräsentanten des Volks sind unverletzlich&#x201C;. <hi rendition="#g">Brunel</hi> deponirt einen Bericht über den Vorschlag von Clément Thomas, betreffend die                         Autorisation der Aemterenrulation für Offiziere der Nationalgarde.</p>
          <p>Der Bürger <hi rendition="#g">Germonière</hi> verlangt, daß der vom Minister                         des Innern vorgelegte Dekretentwurf über die Wahl der Municipal-Bezirk- und                         Departementsräthe einem speziellen Comité zur näheren Prüfung vorgelegt                         wird. <hi rendition="#g">Ternaux</hi> verlangt, daß der Vorschlag sofort                         diskutirt werde, weil Paris ohne Municipalrath sei und Marrast allein in                         diesem Augenblick Paris dirigire, administrire und maßregle. Die Versammlung                         beschließt nichts desto weniger den Dekretentwurf an ein Comité zu                         verweisen. Ebenso weist die Kammer den Dekretentwurf, der dem Minister des                         Innern 500,000 Fr. für geheime Ausgaben zuerkannt, an eine Kommission zur                         weitern Begutachtung. An der Tagesordnung ist nun die Diskussion des                         Gesetzes der Inkompatibilution. <hi rendition="#g">Dablaux</hi> will alle                         Beamten aus der Versammlung ausgeschlossen wissen. Der Beamte <hi rendition="#g">Brunel</hi> erklärt, die Beamtenwahlen seien die                         durchdachtesten und aufgeklärtesten. Nach Schließung der allgemeinen                         Diskussion verwirft die Versammlung auf Lherbette's Vorschlag das dem                         Dekretentwurf vorhergeschickte Präambulum und beginne die Diskussion der                         einzelnen Artikel.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar012-013_023" type="jArticle">
          <head> <hi rendition="#g">Paris. Nationalersammlung vom 9.                         Juni.</hi> </head>
          <p>&#x2012; Caussidère's Erscheinen in der Nationalversammlung macht einiges Aufsehen.                         An der Tagesordnung ist die Fortsetzung der Diskussion über den                         Dekretentwurf bezüglich der Inkompatibilitäten. Sie wird vertagt, weil der                         Bürger Coquerel im Namen des Constitutions-Comité verlangt, daß zwei                         Mitglieder dieses Comités sich vorher mit dem Comité der Inkompatibilitäten                         verständigen.</p>
          <p>Bürger <hi rendition="#g">Péan</hi> verlangt, daß statt der bisherigen 5                         Mitglieder 25 einen Antrag unterstützen müssen, damit die Antragsteller ihn                         zu entwickeln berechtigt seien. An der Tagesordnung ist sodann eine                         Diskussion über reglementarische Bestimmungen, die kein weiteres Interesse                         darbietet. Die Versammlung nimmt ohne Diskussion einen Dekretentwurf über                         das Pfandhaus an, wonach dem Finanzminister ein außerordentlicher Kredit von                         281,362 Fr. zur Rückzahlung an das Pfandhaus für den Werth der Gegenstände                         gestattet ist, die es gemäß des Dekrets vom 14. Febraur 1848 den Deponenten                         unentgeldlich wiedererstattet hat.</p>
          <p>Der Bürger <hi rendition="#g">Didier</hi> verlangt die Abschaffung des                         Artikels 31 der Ordonnanz vom 15. April 1845 der dem General-Gouverneur von                         Algier das Recht giebt, Bürger, deren Gegenwart ihm gefährlich dünkt, vom                         algierischen Gebiet zu vertreiben. Dieser Artikel rühre aus den ersten                         Zeiten der französischen Herrschaft in Algier her. Bugeaud habe nie Gebrauch                         von diesem Gesetz gemacht, Changarnier dagegen 10 französiische Bürger für                         15 Jahre aus dem ruhigsten Bezirke von Algier (Bona) ausgewiesen. Es sei                         Zeit, Algier die Garantien der individuellen Freiheit zu geben. General <hi rendition="#g">Cavaignac</hi> vertheidigt Changarnier, giebt aber zu,                         daß die Ausweisungsbefugniß des Gouverneurs abgeschafft oder modifizirt                         werden müsse. Uebrigens sei schon viel für Algier geschehen. Die Verwaltung                         der Justiz sei dem Kriegsminister entzogen und in die Hände des                         Justizministers gelegt worden. Ebenso habe man die Vrrwaltung des                         öffentlichen Unterrichts wieder dem Minister des öffentlichen Unterrichts                         zugewiesen. Der Vorschlag Didiers wird nicht weiter in Betracht gezogen.</p>
          <p>Bürger <hi rendition="#g">Courreux</hi> entwickelt seinen Vorschlag bezüglich                         der Wiederaufnahme der militärischen Arbeiten auf dem Platze von Langres, um                         den gänzlich entblösten Arbeitern wieder Beschäftigung zu verschaffen. Wird                         nicht in Betracht gezogen.</p>
          <p>Der Vorschlag des Bürgers <hi rendition="#g">Randoing,</hi> durch eine Prämie                         von 5 pCt. die Ausfuhr von Wollenstoffen zu befördern, wird an die 3 Comités                         der Industrie und des Handels, der Finanzen und der Agrikultur                         verwiesen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lemaire</hi> entwickelt seinen Vorschlag, wonach alle                         Nationalgarden, die die Ausgabe machen können, <hi rendition="#g">Uniform</hi> tragen müssen. <hi rendition="#g">Beaumont</hi> bekämpft                         diesen Vorschlag, der die Arbeiter aus den Reihen der Nationalgarde                         verweisen würde. Er liebe es mehr, die Blouse, als die Uniform in ihren                         Reihen zu sehen. Lemaire's Vorschlag wird nicht weiter in Betracht gezogen.                         Die Diskussion über die Inkompatibilitäten ist auf Montag festgesetzt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar012-013_024" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">Straßburg,</hi> 6. Juni.</head>
          <p>Ein Theil der Truppen im Oberelsaß, welcher nach Paris aufbrechen sollte, hat                         plötzlich Gegenbefehl erhalten. Nach dem Alpenheer sind diese Woche viele                         Artillerieofficiere, namentlich Pontoniers, abgegangen. Die                         Remontecommissionen entwickeln große Thätigkeit. Es werden für die Regierung                         weit günstigere Käufe abgeschlossen als in den Jahren 1840 und 1841. Heute                         traf ein General aus Paris dahier ein um alle auf diese neuen Ausrüstungen                         Bezug habenden Geschäfte zu inspiciren. &#x2012; Heute ward durch große                         Anschlagzettel das Decret der Regierung veröffentlicht das den Maires in                         sämmtlichen Gemeinden anbefiehlt <hi rendition="#g">Arbeitern keine Pässe                             mehr nach Paris zu ertheilen,</hi> und darauf aufmerksam macht daß jeder                         welcher sich nicht über seine Subsistenzmittel ausweisen könne an den                         Barrieren zurückgewiesen werde.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#g">Belgien.</hi> </head>
        <div xml:id="ar012-013_025" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">Brüssel,</hi> 11. Juni.</head>
          <p>Die &#x201E;Nation&#x201C; weist in einer ausführlichen Aufstellung nach, daß der                         Musterstaat Belgien seit 1830 zusammen 71,927,861 Fr. 83 Cts. mehr                         ausgegeben als eingenommen hat, und daß dies durch Schatzbons repräsentirte                         Defizit bis Ende dieses Jahresauf 100 Millionen gestiegen sein wird, theils                         durch Ausfälle in den indirekten Steuern und der Eisenbahn-Einnahme und                         theils durch Unfähigkeit eines großen Theils des Landes, die Zwangsanleihe                         zu bezahlen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#g">Großbritannien.</hi> </head>
        <div xml:id="ar012-013_026" type="jArticle">
          <p>Unsere gestrige Nachricht, daß in London eine Revolution ausgebrochen sei,                         hat sich bestätigt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar012-013_027" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">Manchester,</hi> 8. Juni.</head>
          <p>Eine große Demonstration wurde hier gestern zur Feier des Jahrestages des                         Passirens der Zehnstunden - Bill gehalten. Nach diesem Akte durfte, wie                         bekannt, hinfort in den Baumwollspinnereien Niemand unter dem Alter von 18                         Jahren, länger als 10 Stunden arbeiten. Lord Ashlei, Hr. Fielden, Hr. W. B.                         Feyrand und andere, die sich um die fragliche Bill verdient gemacht haben,                         waren zugegen. Der Marquis von Blandford schlug vor, daß man allen                         Zeitungen, welche seiner Zeit die Bill vertheidigten, Dank votire.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar012-013_028" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">London,</hi> 9. Juni.</head>
          <p>Im Hause der Gemeinen brachte Herr G. Thomson gestern die letzten Chartisten                         - Emeuten zur Sprache und versicherte, daß die Polizei sich die größesten                         Extravaganzen gegen die friedlichen Bewohner der Tower - Hamlets habe zu                         schulden kommen lassen. Sir G. Grey antwortete darauf und nahm die Polizei                         in Schutz, indem er nachzuweisen suchte, daß das Volk die Polizei zuerst                         angegriffen habe. Die ajournirte Debatte über die Schifffahrtsgesetze wurde                         dann wieder aufgenommen und gab Hrn. M. Gregor, Sir J. Walsh, Hrn. Miles,                         Sir G. Clerk und einigen Andern Gelegenheit, sich sehr äusführlich darüber                         auszusprechen. In Folge einer Motion des Hrn. Disraeli wurde die Diskusion                         auf's Neue vertagt, um entweder heute oder am nächsten Montag geschlossen zu                         werden.</p>
          <p>Das Organ der Chartisten, der Northern Star, bringt heute den Aufruf zur                         Bildung eines Vertheidigungsfonds, aus dem die Kosten des bevorstehenden                         Chartisten- Prozesses bestritten werden sollen. O'Connor hat bereits                         Arrangements getroffen, um die von Hrn. Ernest Jones geforderte Bürgschaft                         von 1000 Pfund Sterling herbeizuschaffen, so daß dieser dann einstweilen                         wieder in Freiheit gesetzt würde.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar012-013_029" type="jArticle">
          <head><bibl><author>15</author></bibl><hi rendition="#g">London,</hi> 9.                         Juni.</head>
          <p>London ist in größerer Aufregung als zur Zeit des 10. April. Seit Mitschell's                         Verurtheilung schlug man sich fast täglich mit der Polizei. Am vorigen                         Sonntag blieben 27, am Montag 46 Mann davon auf dem Platze. Neun dieser                         Zerschlagenen sollen bereits an ihren Wunden gestorben sein. Ein Drittel der                         Ostend-Polizei hat ihren Abschied gegeben und die Regierung bemüht sich                         vergebens, die Ausgetretenen zu ersetzen. Seit Dienstag ist die ganze                         Polizeimannschaft um London herum in die Stadt berufen; ebenso die                         Land-Yeomanry. Die Zahl der in London stationirten regulären Truppen ist                         jetzt 22,000 Mann; am 10. April waren nur 12,000 Mann zugegen. Außer den 8                         Chartistenführern welche man nacheinander arretirte, wurden etwa noch 300                         Leute, die bei den letzten Versammlungen auf Bischof Bonner's Feld und auf                         Clerkenwell-Green mehr oder weniger thätig waren, verhaftet und nach Newgate                         gebracht. Am meisten fürchtet das Gouvernement von dem, was am                         Pfingstmontage vorfallen kann. Konstabler lassen sich daher wieder zu                         Tausenden einschwören. Ohne, wie es bisher stets geschah, öffentliche                         Anzeige davon zu machen, haben nämlich die Chartisten durch ganz England und                         Schottland Demonstrationen für diesen Tag verabredet. Die Polizei weiß nun                         nicht im Voraus schon den Platz, wo man sich zu versammeln gedenkt, und das                         sofortige Einschreiten der Polizei ist daher schwieriger geworden.</p>
          <p>Zu alle diesem kommt aber noch das beunruhigende Faktum, daß die Soldaten an                         manchen Orten mit den Chartisten fraternisiren. In Glasgow wurde z. B. ein                         großer Theil des 27. Regiments, welches meistens aus Irländern besteht,                         arretirt, da sich die Soldaten bei den letzten Unruhen weigerten, feindlich                         gegen das Volk aufzutreten.</p>
          <p>Wir müssen nun abwarten, wie sich die Sachen gestalten werden. Die Verhaftung                         Ernest Jones hat vor allen Dingen dazu beigetragen, die Stimmung des Volkes                         zu der gefährlichsten zu machen.</p>
          <p>&#x2012; Die englische Bourgeosiepresse scheint sich allmählig zu überzeugen, daß                         ihre Verschwörung des Schweigens nicht hinreicht, um die Chartistenbewegung                         zu unterdrücken. Wir haben vor einigen Tagen gesehen, wie es nur der                         Ueberlegung einer Nacht für die Times bedurfte, um gefahrdrohend zu finden,                         was sie den Tag zuvor lächerlich gefunden hatte. Die Blätter aus den                         Fabrikdistrikten haben sich auch die Sache näher bedacht und heute gesteht                         die Manchester Times, der Northern Star und die Times seien die zwei großen                         Zeitungsdespoten des Tags, und beide Blätter, klagt sie, verunglimpfen                         gleich herzlos unseren großen <hi rendition="#g">Cobden</hi>, den                         Baumwollheiland, der sogar Parlamentsreform verheißt, wenn ein Fallen der                         Arbeitslöhne in ihrem Gefolge ist.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar012-013_030" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">London,</hi> 10. Juni.</head>
          <p>Heute Morgen um 1/4 vor 3 Uhr ha die Riesendebatte über die                         Schifffahrtsgesetze ihr Ende erreicht. In einer neunstündigen Diskussion                         suchten sich die größten Redner des Unterhauses den Ruhm des Abends streitig                         zu machen. Lord G. Bentinck, Admiral Bowles und Hr. Disraeli sprachen für                         das Ammendement des Hrn. Herries, welches die Grundprinzipien der                         Navigations-Akte bestehen zu lassen beabsichtigt. Hr. Hume, Hr. Cobden, Sir                         Robert Peel und Lord John Russell vertheidigten die ministerielle                         Proposition, über die Schifffahrtsgesetze in Comité zu gehen, und siegten                         mit 294 Stimmen gegen 117, worauf das Haus pro forma als Comité saß, um die                         Debatte am nächsten Freitag wieder aufzunehmen.</p>
          <p>Das Schicksal der Schifffahrtsgesetze kann indeß nun als entschieden                         angesehen werden, und der Standard tröstet sich nur noch mit dem                         Widerstande, den später die Lords im Oberhause leisten können.</p>
          <p>&#x2012; Die Londoner Künstler beklagen sich in einer Adresse an das Unterhaus über                         die vielen ausländischen, namentlich französischen Kollegen, welche seit                         einiger Zeit nach England kommen, und alle Theater zu überschwemmen drohen.                         Sie bitten um Schutz gegen diese ausländische Konkurrenz. Die Times meint                         aber, daß die Freihandelsideen schon zu sehr in England Wurzel geschlagen                         hätten, und daß solche Forderungen unberücksichtigt bleibeu würden.</p>
          <p>&#x2012; Gegen alles Verbot haben die Chartisten doch eben noch ein Meeting für                         Montag Mittag um 2 Uhr auf Bischof Bonners Feld öffentlich angezeigt.</p>
          <p>&#x2012; Konsols 841/4.</p>
          <p>&#x2012; Aus Dublin reichen die Nachrichten bis zum 9. Das Comité der irischen                         Konföderation hat sich mit der Proposition von Conciliation-hall                         einverstanden erklärt, so daß die Alt- und Jung-Irländer nun wieder Hand in                         Hand gehen. Der Tag für die Zusammenberufung dieser irischen League ist noch                         nicht bestimmt. Man fährt fort sich zu bewaffnen. Außer einem großen Vorrath                         von Piken, traf eine Sendung Gewehre für das Arsenal der Konföderation ein.                         Der Preiß einer Muskete ist auf 11 Schilling festgesetzt.</p>
          <p>In der Nähe von Dublin kam es zwischen Volk und Soldaten zum Handgemenge. Die                         Truppen flohen mit 3 Todten und 10 bis 12 schwer Verwundeten.</p>
          <p>Am Samstag den 24. wird die erste Nammer des von dem verurtheilten Mitchell                         früher herausgegebenen &#x201E;United Irishman&#x201C; unter dem Titel: &#x201E;The Frish Jelon&#x201C;                         erscheinen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#g">Asien.</hi> </head>
        <div xml:id="ar012-013_031" type="jArticle">
          <p>Der Morning Herald hat eine Privatkorrespondenz von Marseille, 16. Juni,                         wonach der Kapitän des &#x201E;Cairo,&#x201C; welcher Alexandria am 24. Mai verließ,                         folgende wichtige Nachricht mitbrachte: &#x201E;Ein außerordentlicher Expresse                         erreichte Alexandrien von Suez am Abende des 28. Mai, zu spät, um noch                         Depeschen mit der Post befördern zu können.</p>
          <p>Die Sikhs hatten eine Revolte in Lahore gemacht; zwei englische Kommissäre                         und alle britische Truppen wurden massakrirt.&#x201C;</p>
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      <div n="1">
        <head>Handels-Nachrichten.</head>
        <gap reason="insignificant"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Börsenkurse der Staatspapiere und Aktien.</head>
        <gap reason="insignificant"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ueber Herabsetzung des Militärbüdgets und Abschaffung von Sinekuren                         und Mißbräuchen im preußischen Heer.</head>
        <div xml:id="ar012-013_032" type="jArticle">
          <p>Dieses so furchtbare Thema ist kürzlich auf Einem zu Koblenz bei Hergt                         erschienen Druckbogen von Hrn. v. Firks, Major a. D. eben so kurz als                         gründlich behandelt worden. Hr. v. F. weißt nach, daß in 33 Friedensjahren                         200 Millionen Thlr. an den Militäretat zu ersparen gewesen wären und bricht                         in die Worte aus: &#x201E;Wäre nur 1/10 oder 1/15 dieser unnütz vergeudeten 200                         Millionen auf Kriegsschiffe verwandt, was für Donnerworte würden wir jetzt                         mit den Dänen vor Kopenhagen sprechen.&#x201C; Dem könnte man noch hinzusetzen, daß                         wir nicht nur eine Flotte erworben sondern <hi rendition="#g">noch                             daneben</hi> mit den 200 Millionen sämmtliche verzinsliche                         Staatsschulden bezahlt haben würden. Die Ersparnisse die, ohne die                         Wehrhaftigkeit des Landes zu mindern, gemacht werden können schlägt Hr. v.                         F. auf 13-15 Millionen jährlichs an, eine Menge derselben können seiner                         Meinung nach selbst im Kriege, also sogleich eintreten.</p>
          <p>Die Einrichtung des Militärwesens hängt wesentlich mit der im Lande                         eingeführten Staatsverfassung zusammen, beide spiegeln sich in einander ab:                         die Rechte und Pflichten des Militärs, sein Verhältniß zum Bürger etc.                         werden in einer Despotin ganz anders, als in einer Demokratie geregelt sein.                         Die Lehrer der Politik stellen über diese Wechselwirkung der Einrichtung des                         Militärwesens und der Staatsform vollständige Systeme auf, und wenn wir                         diese durchgehen, so läßt sich keinen Augenblick verkennen, daß das                         preußische Militärwesen bisher in hohem Grade der Staatsform der Despotin                         entsprach. Die zukünftige preußische Militärverfassung wird folgenrecht auch                         der zukünftigen freien Staatsverfassung entsprechen müssen. Unter den von H.                         v. F. zum Zwecke von Ersparnissen vorgeschlagenen Veränderungen befinden                         sich eine große Zahl, die auch im Interesse der neuen Freiheit, und um das                         Militärwesen mit dieser in Einklang zu setzen gemacht werden müssen, die                         also von politischer Bedeutung sind. Nur diese wollen wir hier näher                         herausheben.</p>
          <p>Der Staat verwendet jährlich 56,674 Thlr. auf Pflege und für Schulgelder der                         Militärkinder, außer 80,050 Thlr. für das Militärwaisenhaus. Hr. v. T. will                         die erstere Summe auf das Büdget des Unterrichtsministeriums gesetzt und                         bedeutend reduzirt wissen, da der Staat nur für die Kinder der im Dienst                         gestorbenen Soldaten zu sorgen habe. Der letztern mag es nun wenig geben                         nach 33jährigem Frieden und so könnte wohl die ganze
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
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</TEI>
[0055/0003] Französische Republik. *Paris, 10. Juni. Die Partei des National ist in den Wahlen gänzlich geschlagen und von der konstitutionellen Partei verdrängt worden. Die Partei von Thiers fühlte sich stark genug, um den Kandidaten des National, der sie im Kampf gegen die Socialisten unterstützt, gänzlich bei Seite zu schieben. Die Arbeiterpartei ihrerseits wählte Socialisten. Der Gegensatz der Bourgeoisie und des Proletariats ist auf das schärfste in diesen Wahlen hervorgetreten. Der National bleibt immer noch eine Macht, indem er fast alle entscheidenden Posten mit Beschlag belegt hat. Wie der Redakteur en chef des National, Marrast, Maire von Paris, ist der Redakteur des National, Clement Thomas, der Lafayette von Paris, General en chef aller Nationalgarden von Paris, vom Banlieu und vom Departement der Seine. Der Finanzminister, Eug. Duclerc, war ebenfalls ehemaliger Redakteur des National und Sekretär von Garniere-Pagès. Bastide, Redakteur des National, ist Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Rècurt, Hausarzt des National, Minister des Innern, Charras, Redakteur des National, Unterkriegsminister, Trelat, Exredakteur des National, Minister der öffentlichen Arbeiten, Marie, Advokat des National, ist Pentarch. So befinde sich in seinen Händen die exekutive Gewalt, die inneren und die auswärtigen Angelegenheiten, die Finanzen, die öffentlichen Arbeiten, die bewaffnete Gewalt. Man mußte Einheit in die Regierung bringen. Und welche Dynastie außer der des National, wäre zahlreich genug gewesen, um alle Plätze mit Beschlag zu belegen! ‒ Die Royalisten treten seit Thiers Wahltriumph offen mit ihren Plänen hervor. Dupin, Barrot, Dufaure und die andere, mit dem Konstitutionsentwurf beauftragten Kommissäre fragen schon, ob man Proletarier, die weder schreiben noch lesen können, als Wähler zulassen könne. Und dieser Proletarier giebt es 10 Millionen in Frankreich. Welch schöner Einschnitt in das allgemeine Wahlrecht! ‒ Die Sèance erklärt, Louis Napoleon sei Schweizer Bürger. Er habe sein französisches Bürgerrecht noch nicht wiedergewonnen, könne daher nicht zum Volksrepräsentanten gewählt werden. Emile Thomas ist nach Paris zurückgekehrt und richtet ein Schreiben vom 8. Juni an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten Trèlat, worin er auf gerichtliche öffentliche Untersuchung wegen der perfiden ihm bezüglich des National-Ateliers gemachten Vorwürfe anträgt. ‒ Die mehrfache Wahl Louis Bonapartes in Paris und den Departementen giebt der ganzen französischen Presse zu mehr oder minder ergötzlichen Reflektionen Anlaß. Thiers erklärt in einem tief salbungsvollen Briefe an den Bischof von Seez, Rousselet, früher habe er an die Monarchie geglaubt; jetzt halte er nichts mehr in der Welt für dauerhaft als die katholischen Institutionen. Paris. Nationalversammlung vom 8. Juni. Es werden von vielen Seiten her Anträge gestellt, worunter wir namentlich hervorheben den des Bürgers Gambon, wonach die Deputirten die Limonade, welche sie während der Sitzung trinken, künftig aus ihrer eigenen Tasche zahlen sollen. Abraham Dubois legt einen Dekretentwurf vor, wonach kein Papiergeld mit gesetzlichem Zwangskurs geschaffen und in Circulation geworfen werden solle, mit Ausnahme der Bankbillete. Mounier verliest einen Dekretentwurf, wonach der Art. 178 des code civil abgeändert werden soll, wonach in streitigen Fällen zwischen Arbeitsgeber und Lohnarbeiter dem Arbeitgeber auf sein Wort geglaubt wird. Mounier schlägt vor, den Arbeitern das Recht zu geben, die Eidesleistung von dem Arbeitgeber verlangen zu können. Laurent schlägt einen Dekretentwurf in einem Artikel vor: „Die Repräsentanten des Volks sind unverletzlich“. Brunel deponirt einen Bericht über den Vorschlag von Clément Thomas, betreffend die Autorisation der Aemterenrulation für Offiziere der Nationalgarde. Der Bürger Germonière verlangt, daß der vom Minister des Innern vorgelegte Dekretentwurf über die Wahl der Municipal-Bezirk- und Departementsräthe einem speziellen Comité zur näheren Prüfung vorgelegt wird. Ternaux verlangt, daß der Vorschlag sofort diskutirt werde, weil Paris ohne Municipalrath sei und Marrast allein in diesem Augenblick Paris dirigire, administrire und maßregle. Die Versammlung beschließt nichts desto weniger den Dekretentwurf an ein Comité zu verweisen. Ebenso weist die Kammer den Dekretentwurf, der dem Minister des Innern 500,000 Fr. für geheime Ausgaben zuerkannt, an eine Kommission zur weitern Begutachtung. An der Tagesordnung ist nun die Diskussion des Gesetzes der Inkompatibilution. Dablaux will alle Beamten aus der Versammlung ausgeschlossen wissen. Der Beamte Brunel erklärt, die Beamtenwahlen seien die durchdachtesten und aufgeklärtesten. Nach Schließung der allgemeinen Diskussion verwirft die Versammlung auf Lherbette's Vorschlag das dem Dekretentwurf vorhergeschickte Präambulum und beginne die Diskussion der einzelnen Artikel. Paris. Nationalersammlung vom 9. Juni. ‒ Caussidère's Erscheinen in der Nationalversammlung macht einiges Aufsehen. An der Tagesordnung ist die Fortsetzung der Diskussion über den Dekretentwurf bezüglich der Inkompatibilitäten. Sie wird vertagt, weil der Bürger Coquerel im Namen des Constitutions-Comité verlangt, daß zwei Mitglieder dieses Comités sich vorher mit dem Comité der Inkompatibilitäten verständigen. Bürger Péan verlangt, daß statt der bisherigen 5 Mitglieder 25 einen Antrag unterstützen müssen, damit die Antragsteller ihn zu entwickeln berechtigt seien. An der Tagesordnung ist sodann eine Diskussion über reglementarische Bestimmungen, die kein weiteres Interesse darbietet. Die Versammlung nimmt ohne Diskussion einen Dekretentwurf über das Pfandhaus an, wonach dem Finanzminister ein außerordentlicher Kredit von 281,362 Fr. zur Rückzahlung an das Pfandhaus für den Werth der Gegenstände gestattet ist, die es gemäß des Dekrets vom 14. Febraur 1848 den Deponenten unentgeldlich wiedererstattet hat. Der Bürger Didier verlangt die Abschaffung des Artikels 31 der Ordonnanz vom 15. April 1845 der dem General-Gouverneur von Algier das Recht giebt, Bürger, deren Gegenwart ihm gefährlich dünkt, vom algierischen Gebiet zu vertreiben. Dieser Artikel rühre aus den ersten Zeiten der französischen Herrschaft in Algier her. Bugeaud habe nie Gebrauch von diesem Gesetz gemacht, Changarnier dagegen 10 französiische Bürger für 15 Jahre aus dem ruhigsten Bezirke von Algier (Bona) ausgewiesen. Es sei Zeit, Algier die Garantien der individuellen Freiheit zu geben. General Cavaignac vertheidigt Changarnier, giebt aber zu, daß die Ausweisungsbefugniß des Gouverneurs abgeschafft oder modifizirt werden müsse. Uebrigens sei schon viel für Algier geschehen. Die Verwaltung der Justiz sei dem Kriegsminister entzogen und in die Hände des Justizministers gelegt worden. Ebenso habe man die Vrrwaltung des öffentlichen Unterrichts wieder dem Minister des öffentlichen Unterrichts zugewiesen. Der Vorschlag Didiers wird nicht weiter in Betracht gezogen. Bürger Courreux entwickelt seinen Vorschlag bezüglich der Wiederaufnahme der militärischen Arbeiten auf dem Platze von Langres, um den gänzlich entblösten Arbeitern wieder Beschäftigung zu verschaffen. Wird nicht in Betracht gezogen. Der Vorschlag des Bürgers Randoing, durch eine Prämie von 5 pCt. die Ausfuhr von Wollenstoffen zu befördern, wird an die 3 Comités der Industrie und des Handels, der Finanzen und der Agrikultur verwiesen. Lemaire entwickelt seinen Vorschlag, wonach alle Nationalgarden, die die Ausgabe machen können, Uniform tragen müssen. Beaumont bekämpft diesen Vorschlag, der die Arbeiter aus den Reihen der Nationalgarde verweisen würde. Er liebe es mehr, die Blouse, als die Uniform in ihren Reihen zu sehen. Lemaire's Vorschlag wird nicht weiter in Betracht gezogen. Die Diskussion über die Inkompatibilitäten ist auf Montag festgesetzt. Straßburg, 6. Juni. Ein Theil der Truppen im Oberelsaß, welcher nach Paris aufbrechen sollte, hat plötzlich Gegenbefehl erhalten. Nach dem Alpenheer sind diese Woche viele Artillerieofficiere, namentlich Pontoniers, abgegangen. Die Remontecommissionen entwickeln große Thätigkeit. Es werden für die Regierung weit günstigere Käufe abgeschlossen als in den Jahren 1840 und 1841. Heute traf ein General aus Paris dahier ein um alle auf diese neuen Ausrüstungen Bezug habenden Geschäfte zu inspiciren. ‒ Heute ward durch große Anschlagzettel das Decret der Regierung veröffentlicht das den Maires in sämmtlichen Gemeinden anbefiehlt Arbeitern keine Pässe mehr nach Paris zu ertheilen, und darauf aufmerksam macht daß jeder welcher sich nicht über seine Subsistenzmittel ausweisen könne an den Barrieren zurückgewiesen werde. Belgien. Brüssel, 11. Juni. Die „Nation“ weist in einer ausführlichen Aufstellung nach, daß der Musterstaat Belgien seit 1830 zusammen 71,927,861 Fr. 83 Cts. mehr ausgegeben als eingenommen hat, und daß dies durch Schatzbons repräsentirte Defizit bis Ende dieses Jahresauf 100 Millionen gestiegen sein wird, theils durch Ausfälle in den indirekten Steuern und der Eisenbahn-Einnahme und theils durch Unfähigkeit eines großen Theils des Landes, die Zwangsanleihe zu bezahlen. Großbritannien. Unsere gestrige Nachricht, daß in London eine Revolution ausgebrochen sei, hat sich bestätigt. Manchester, 8. Juni. Eine große Demonstration wurde hier gestern zur Feier des Jahrestages des Passirens der Zehnstunden - Bill gehalten. Nach diesem Akte durfte, wie bekannt, hinfort in den Baumwollspinnereien Niemand unter dem Alter von 18 Jahren, länger als 10 Stunden arbeiten. Lord Ashlei, Hr. Fielden, Hr. W. B. Feyrand und andere, die sich um die fragliche Bill verdient gemacht haben, waren zugegen. Der Marquis von Blandford schlug vor, daß man allen Zeitungen, welche seiner Zeit die Bill vertheidigten, Dank votire. London, 9. Juni. Im Hause der Gemeinen brachte Herr G. Thomson gestern die letzten Chartisten - Emeuten zur Sprache und versicherte, daß die Polizei sich die größesten Extravaganzen gegen die friedlichen Bewohner der Tower - Hamlets habe zu schulden kommen lassen. Sir G. Grey antwortete darauf und nahm die Polizei in Schutz, indem er nachzuweisen suchte, daß das Volk die Polizei zuerst angegriffen habe. Die ajournirte Debatte über die Schifffahrtsgesetze wurde dann wieder aufgenommen und gab Hrn. M. Gregor, Sir J. Walsh, Hrn. Miles, Sir G. Clerk und einigen Andern Gelegenheit, sich sehr äusführlich darüber auszusprechen. In Folge einer Motion des Hrn. Disraeli wurde die Diskusion auf's Neue vertagt, um entweder heute oder am nächsten Montag geschlossen zu werden. Das Organ der Chartisten, der Northern Star, bringt heute den Aufruf zur Bildung eines Vertheidigungsfonds, aus dem die Kosten des bevorstehenden Chartisten- Prozesses bestritten werden sollen. O'Connor hat bereits Arrangements getroffen, um die von Hrn. Ernest Jones geforderte Bürgschaft von 1000 Pfund Sterling herbeizuschaffen, so daß dieser dann einstweilen wieder in Freiheit gesetzt würde. 15London, 9. Juni. London ist in größerer Aufregung als zur Zeit des 10. April. Seit Mitschell's Verurtheilung schlug man sich fast täglich mit der Polizei. Am vorigen Sonntag blieben 27, am Montag 46 Mann davon auf dem Platze. Neun dieser Zerschlagenen sollen bereits an ihren Wunden gestorben sein. Ein Drittel der Ostend-Polizei hat ihren Abschied gegeben und die Regierung bemüht sich vergebens, die Ausgetretenen zu ersetzen. Seit Dienstag ist die ganze Polizeimannschaft um London herum in die Stadt berufen; ebenso die Land-Yeomanry. Die Zahl der in London stationirten regulären Truppen ist jetzt 22,000 Mann; am 10. April waren nur 12,000 Mann zugegen. Außer den 8 Chartistenführern welche man nacheinander arretirte, wurden etwa noch 300 Leute, die bei den letzten Versammlungen auf Bischof Bonner's Feld und auf Clerkenwell-Green mehr oder weniger thätig waren, verhaftet und nach Newgate gebracht. Am meisten fürchtet das Gouvernement von dem, was am Pfingstmontage vorfallen kann. Konstabler lassen sich daher wieder zu Tausenden einschwören. Ohne, wie es bisher stets geschah, öffentliche Anzeige davon zu machen, haben nämlich die Chartisten durch ganz England und Schottland Demonstrationen für diesen Tag verabredet. Die Polizei weiß nun nicht im Voraus schon den Platz, wo man sich zu versammeln gedenkt, und das sofortige Einschreiten der Polizei ist daher schwieriger geworden. Zu alle diesem kommt aber noch das beunruhigende Faktum, daß die Soldaten an manchen Orten mit den Chartisten fraternisiren. In Glasgow wurde z. B. ein großer Theil des 27. Regiments, welches meistens aus Irländern besteht, arretirt, da sich die Soldaten bei den letzten Unruhen weigerten, feindlich gegen das Volk aufzutreten. Wir müssen nun abwarten, wie sich die Sachen gestalten werden. Die Verhaftung Ernest Jones hat vor allen Dingen dazu beigetragen, die Stimmung des Volkes zu der gefährlichsten zu machen. ‒ Die englische Bourgeosiepresse scheint sich allmählig zu überzeugen, daß ihre Verschwörung des Schweigens nicht hinreicht, um die Chartistenbewegung zu unterdrücken. Wir haben vor einigen Tagen gesehen, wie es nur der Ueberlegung einer Nacht für die Times bedurfte, um gefahrdrohend zu finden, was sie den Tag zuvor lächerlich gefunden hatte. Die Blätter aus den Fabrikdistrikten haben sich auch die Sache näher bedacht und heute gesteht die Manchester Times, der Northern Star und die Times seien die zwei großen Zeitungsdespoten des Tags, und beide Blätter, klagt sie, verunglimpfen gleich herzlos unseren großen Cobden, den Baumwollheiland, der sogar Parlamentsreform verheißt, wenn ein Fallen der Arbeitslöhne in ihrem Gefolge ist. London, 10. Juni. Heute Morgen um 1/4 vor 3 Uhr ha die Riesendebatte über die Schifffahrtsgesetze ihr Ende erreicht. In einer neunstündigen Diskussion suchten sich die größten Redner des Unterhauses den Ruhm des Abends streitig zu machen. Lord G. Bentinck, Admiral Bowles und Hr. Disraeli sprachen für das Ammendement des Hrn. Herries, welches die Grundprinzipien der Navigations-Akte bestehen zu lassen beabsichtigt. Hr. Hume, Hr. Cobden, Sir Robert Peel und Lord John Russell vertheidigten die ministerielle Proposition, über die Schifffahrtsgesetze in Comité zu gehen, und siegten mit 294 Stimmen gegen 117, worauf das Haus pro forma als Comité saß, um die Debatte am nächsten Freitag wieder aufzunehmen. Das Schicksal der Schifffahrtsgesetze kann indeß nun als entschieden angesehen werden, und der Standard tröstet sich nur noch mit dem Widerstande, den später die Lords im Oberhause leisten können. ‒ Die Londoner Künstler beklagen sich in einer Adresse an das Unterhaus über die vielen ausländischen, namentlich französischen Kollegen, welche seit einiger Zeit nach England kommen, und alle Theater zu überschwemmen drohen. Sie bitten um Schutz gegen diese ausländische Konkurrenz. Die Times meint aber, daß die Freihandelsideen schon zu sehr in England Wurzel geschlagen hätten, und daß solche Forderungen unberücksichtigt bleibeu würden. ‒ Gegen alles Verbot haben die Chartisten doch eben noch ein Meeting für Montag Mittag um 2 Uhr auf Bischof Bonners Feld öffentlich angezeigt. ‒ Konsols 841/4. ‒ Aus Dublin reichen die Nachrichten bis zum 9. Das Comité der irischen Konföderation hat sich mit der Proposition von Conciliation-hall einverstanden erklärt, so daß die Alt- und Jung-Irländer nun wieder Hand in Hand gehen. Der Tag für die Zusammenberufung dieser irischen League ist noch nicht bestimmt. Man fährt fort sich zu bewaffnen. Außer einem großen Vorrath von Piken, traf eine Sendung Gewehre für das Arsenal der Konföderation ein. Der Preiß einer Muskete ist auf 11 Schilling festgesetzt. In der Nähe von Dublin kam es zwischen Volk und Soldaten zum Handgemenge. Die Truppen flohen mit 3 Todten und 10 bis 12 schwer Verwundeten. Am Samstag den 24. wird die erste Nammer des von dem verurtheilten Mitchell früher herausgegebenen „United Irishman“ unter dem Titel: „The Frish Jelon“ erscheinen. Asien. Der Morning Herald hat eine Privatkorrespondenz von Marseille, 16. Juni, wonach der Kapitän des „Cairo,“ welcher Alexandria am 24. Mai verließ, folgende wichtige Nachricht mitbrachte: „Ein außerordentlicher Expresse erreichte Alexandrien von Suez am Abende des 28. Mai, zu spät, um noch Depeschen mit der Post befördern zu können. Die Sikhs hatten eine Revolte in Lahore gemacht; zwei englische Kommissäre und alle britische Truppen wurden massakrirt.“ Handels-Nachrichten. _ Börsenkurse der Staatspapiere und Aktien. _ Ueber Herabsetzung des Militärbüdgets und Abschaffung von Sinekuren und Mißbräuchen im preußischen Heer. Dieses so furchtbare Thema ist kürzlich auf Einem zu Koblenz bei Hergt erschienen Druckbogen von Hrn. v. Firks, Major a. D. eben so kurz als gründlich behandelt worden. Hr. v. F. weißt nach, daß in 33 Friedensjahren 200 Millionen Thlr. an den Militäretat zu ersparen gewesen wären und bricht in die Worte aus: „Wäre nur 1/10 oder 1/15 dieser unnütz vergeudeten 200 Millionen auf Kriegsschiffe verwandt, was für Donnerworte würden wir jetzt mit den Dänen vor Kopenhagen sprechen.“ Dem könnte man noch hinzusetzen, daß wir nicht nur eine Flotte erworben sondern noch daneben mit den 200 Millionen sämmtliche verzinsliche Staatsschulden bezahlt haben würden. Die Ersparnisse die, ohne die Wehrhaftigkeit des Landes zu mindern, gemacht werden können schlägt Hr. v. F. auf 13-15 Millionen jährlichs an, eine Menge derselben können seiner Meinung nach selbst im Kriege, also sogleich eintreten. Die Einrichtung des Militärwesens hängt wesentlich mit der im Lande eingeführten Staatsverfassung zusammen, beide spiegeln sich in einander ab: die Rechte und Pflichten des Militärs, sein Verhältniß zum Bürger etc. werden in einer Despotin ganz anders, als in einer Demokratie geregelt sein. Die Lehrer der Politik stellen über diese Wechselwirkung der Einrichtung des Militärwesens und der Staatsform vollständige Systeme auf, und wenn wir diese durchgehen, so läßt sich keinen Augenblick verkennen, daß das preußische Militärwesen bisher in hohem Grade der Staatsform der Despotin entsprach. Die zukünftige preußische Militärverfassung wird folgenrecht auch der zukünftigen freien Staatsverfassung entsprechen müssen. Unter den von H. v. F. zum Zwecke von Ersparnissen vorgeschlagenen Veränderungen befinden sich eine große Zahl, die auch im Interesse der neuen Freiheit, und um das Militärwesen mit dieser in Einklang zu setzen gemacht werden müssen, die also von politischer Bedeutung sind. Nur diese wollen wir hier näher herausheben. Der Staat verwendet jährlich 56,674 Thlr. auf Pflege und für Schulgelder der Militärkinder, außer 80,050 Thlr. für das Militärwaisenhaus. Hr. v. T. will die erstere Summe auf das Büdget des Unterrichtsministeriums gesetzt und bedeutend reduzirt wissen, da der Staat nur für die Kinder der im Dienst gestorbenen Soldaten zu sorgen habe. Der letztern mag es nun wenig geben nach 33jährigem Frieden und so könnte wohl die ganze

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 12 und 13. Köln, 12. Juni 1848, S. 0055. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz012013_1848/3>, abgerufen am 24.11.2024.